Wirtschaftsreport Juni 2018 - Tourismus überwindet Grenzen - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Juni 18 1 Editorial Von Paragraf zu Paragraf… » Wer heute Unternehmer auf Bürokratie anspricht, kann etwas erleben: Entweder es wird resigniert abgewunken oder es werden die kuriosesten Erfahrungen geschildert. Da ist zum Beispiel der behördliche Mitarbeiter, der bei der Betriebsbesichtigung auf einen Lagerraum stößt, in dem zu- fällig ein alter Tisch und ein Stuhl stehen. Blitzartig verbinden sich die Synapsen mit deutscher Gründlichkeit in vorgeschriebener Weise. Ergeb- nis: Der Mitarbeiter beharrt auf ein Brandschutzkonzept für den „Arbeits- platz“. Nach längerer Diskussion werden schließlich Tisch und Stuhl aus dem Raum entfernt: kein Brandschutzkonzept mehr erforderlich. Der Bürokrat ist eine Spezies, die über eine hohe Gesetzestreue verfügt und deren Verantwortungsbewusstsein von Paragraf zu Paragraf reicht. Beschwerden richten Sie bitte an diejenigen, die „die Gesetze machen“. Hinter neuen Gesetzesinitiativen steht häufig eine gute Absicht. Viele von ihnen sind notwendig, damit wir in unserer Gesellschaft friedlich und glücklich zusammenleben können. Im Idealfall unterstützen sie auch un- ternehmerisches Handeln. Problematisch wird es, wenn derart viele Vorgaben zu beachten sind, dass der Unternehmer oder seine Beauftragten vor lauter Paragrafen und Artikeln nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Eigentlich sollen Gesetze für Rechtssicherheit sorgen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wenn die Adressaten mit Regelungen überflutet werden. Es grenzt schon an bürokratische Willkür, wenn z. B. für Lichtkuppeln, Aufzüge, In einem der sichersten Staaten der Erde erwarten große Teile der Bevöl- Sprinkleranlagen und verschiedenes mehr jährliche Prüfungen durch kerung immer mehr Absicherung vor den Risiken des Alltags. Zunehmend Wartungsverträge von Fachunternehmen durchgeführt und nachgewie- bereitwillig entledigt man sich der Eigenverantwortung in staatliche Hände, sen werden, gleichwohl alle drei Jahre zusätzlich jeweils Sachverstän- wohin auch sonst? Und die Verwaltungen, wir sprechen von Deutschland, digengutachten für die selben Einrichtungen zu beauftragen und natür- sind fleißig! Mehr als 100 Gesetze verabschiedet alleine der Deutsche Bun- lich zu bezahlen sind. Dann ist für manchen Betrieb ein kritisches destag durchschnittlich im Jahr und gestaltet (und reguliert) damit maß- Stadium erreicht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) geblich unser Leben. Hinzu kommen die übrigen administrativen Ebenen. hat ausgerechnet: Insgesamt 1,8 Milliarden Euro haben Unternehmen in Deutschland 2016 dafür aufgewendet, neue Gesetze und Gesetzes- Die IHK Siegen hat mehr als 200 Mitgliedsbetriebe nach den bürokrati- änderungen zu erfüllen. Dabei ist das gerade kleinen und mittleren schen Lasten befragt, mit denen sie zu kämpfen haben. Die entstandene Unternehmen oft kaum möglich: Es fehlen schlichtweg das Personal und Sammlung von mehr als 60 Beispielen aus praktisch allen Bereichen die Zeit, um den Verpflichtungen nachzukommen oder sich in komplexe unternehmerischen Handelns haben wir unter anderem Minister Prof. Dr. rechtliche Grundlagen einzuarbeiten. Diese Betriebe drohen an den Andreas Pinkwart, aber auch anderen politischen und administrativen vielen tausend Blättern, Gesetzen und Verordnungen, die jedes Jahr Entscheidungsträgern zukommen lassen. Dabei sollte diese Sammlung von veröffentlicht werden, zu ersticken. Interesse für uns alle sein. Sie ist das erschreckende Zeugnis einer Fehl- entwicklung, die auf dem Irrglauben beruht, gesellschaftlicher Fortschritt Wo einmal Unternehmergeist war, herrscht dann Frustration. Innovati- ließe sich nur durch immer neue Regulierungen erreichen. onskraft weicht am Ende bloßer Abwicklung. Immer stärker erweisen sich Bürokratielasten als Standortnachteil, vor allem für mittelständisch In diesem Sinne grüßt Sie herzlich geprägte Wirtschaftsräume. Längst sägen wir also am Ast, auf dem wir sitzen! Und trotzdem verpuffen die meisten Anstrengungen zum Bürokra- tieabbau. Das hat in erster Linie mit einer verbreiteten gesellschaftlichen Grundhaltung zu tun. Felix G. Hensel, Präsident
2 Juni 18 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Tourismus in der Region Gemeinsam Grenzen überwinden Grüne Wälder, weite Täler, klare Seen – die Tourismusregionen Siegen-Wittgenstein und Sauerland haben eine ganze Menge zu bieten. 34 BIGGEXCHANGE Auf die Zukunft 42 WM-Serie: Südkorea Obacht bei der 50 Altes Wärterhaus Frische Küche und bauen Partnerwahl schmuckes Ambiente Impressum Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Manfred Jung, Kevin Kahraman ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Druck, Anzeigen und Verlag zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Vorländer GmbH & Co. KG + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur Bestellung nur durch den Verlag. Telefon (02 71) 33 02-0, Telefax (02 71) 33 02-4 00 Obergraben 39, 57072 Siegen E-Mail: si@siegen.ihk.de Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Tel. (02 71) 59 40-0 Internet: http://www.ihk-siegen.de Druckauflage: 22 367 Exemplare Anzeigenannahme: Günter Chojetzki Quartal 1/2018 Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, Seminarstraße 36, 57462 Olpe Telefon (02 71) 59 40-3 38 A 4791 Telefon (0 27 61) 9 44 50, Telefax (0 27 61) 94 45-40 Telefax (02 71) 59 40-3 73 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des E-Mail: oe@siegen.ihk.de E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Quellen- Redaktion: Marco Butz, (02 71) 33 02-2 22 angabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für inner- E-Mail: marco.butz@siegen.ihk.de betrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesandte Mitarbeiter dieser Ausgabe Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Marco Butz, Patrick Kohlberger, Franziska Menn, Andrea Schu- Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete macher-Vogel, Christian Schwermer, Ann-Kristin Spies, Chris- Veröffentlichung. tina Spill, Katja Sponholz, Carmen Theis, Brigitte Wambsganß Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 57
Wirtschaftsreport Juni 18 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 12 | Nachrichten » 66 Jubiläen/Bücher 26 | Berichte » 12 Konjunkturklima auf 66 | Börsen » 26 Honig-Veredelung höchstem Niveau abgekühlt » 66 Recyclingbörse höchster Güte » 15 Firmen von Trumps » 67 Unternehmensnachfolgebörse » 30 Zwei wichtige Bausteine zur Außenpolitik beunruhigt Selbstständigkeit » 68 Handels- und » 16 IHK-Umfrage „Azubi-Ticket“ Genossenschaftsregister » 34 Auf die Zukunft bauen » 22 Interview mit Jungunter- 78 | Kultur » 38 Arbeiten an nehmer Max Laarmann ungewöhnlichen Orten » 78 Museumsbus mit Lerneffekt » 54 IHK-Außenwirtschaftstag » 42 WM-Serie: Südkorea » 80 Veranstaltungskalender » 46 Motivation der » 60 Tag des Datenschutzes Mitarbeiter stärken » 48 Industrieregion im Grünen » 50 Frische Küche und schmuckes Ambiente Qualität ist unsere Verpflichtung | Schnelligkeit unser Auftrag | Erfahrung unsere Stärke. Mit Sachverstand und Erfahrung führen wir Sie an Ihr Ziel. Unbedeutend, wo Ihre Idee wächst. OTTO QUAST - Ihr Partner für wirtschaftliches Bauen. Bausteine. Bauunternehmen Siegen Hochbau · Straßen- und Tiefbau · Schlüsselfertigbau · Betonfertigteile Weidenauer Straße 265 Spezialtiefbau · Trinkwasserbehälter · Bauwerterhaltung · Ingenieurbau 57076 Siegen Telefon 0271 4031-0 Konzeption email siegen@quast.de www.quast.de
Wirtschaftsreport Juni 18 5 Grüne Hügel, lange Bergkämme, weite Täler und klare Seen. Wälder, die zum Auf- und Durchatmen einladen. Eine faszinierende Tierwelt, viele Traditionen und alte Bräuche. So präsentieren sich die Tourismusregionen Siegen-Wittgenstein und Sauerland. Und so wer- den sie auch von vielen Ausflüglern, Tagestouristen und Urlaubern geschätzt. Aber: Reicht das Angebot aus, um auch in Zukunft im Ländervergleich zu punkten? Hat der Tourismus solch eine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor, dass er langfristig Betriebe und Arbeitsplätze sichern kann? Text: Katja Sponholz | Fotos: Carsten Schmale (7), Frank Wipperfürth (2), Sauerland-Tourismus e.V. / Steffi Rost (1) » Eines steht für Dietmar Harsveldt aus Mülheim völlig außer Frage: „Das Sauerland ist wunderschön.“ Doch genauso ist für den 58-Jährigen, der vor drei Jahren den Campingplatz „Vier Jahreszeiten“ am Biggesee übernommen hat, auch klar: „Die tolle Natur reicht nicht aus. Damit allein locken Sie keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Der Konsument heute ist nicht nur Wanderer, Pilzsammler oder Schützenfest-Besucher. Er ist aktiv, sportlich und erlebnisorientiert.“ Doch weil er an die Re- gion als Tourismusregion glaubt, hat Harsveldt investiert. Rund zwei Millionen Euro hat er in die Anlage in Olpe gesteckt – so- wohl auf dem Wasser als auch auf dem Land. Heute beherbergt der Campingplatz mit jährlich 32.000 Touristen und 11.000 Anreisen unter anderem die größte Badeinsel Europas, eine Paintball-Anlage, eine Tauchschule und Angebote wie Kanu- touren, Geocaching, Trekkingtouren und Klettererlebnisse. Dar- über hinaus hat der Geschäftsmann auch die Übernachtungs- möglichkeiten auf dem Platz erweitert: Zusätzlich zu den Plätzen für 150 Dauercamper und den 180 Tourismusplätzen für Wohnwagen und Wohnmobile gibt es jetzt noch 20 kleine Häuschen, sogenannte Lodges. Und auch technisch ist der Platz auf dem neuesten Stand: mit einer hochwertigen Stromver- sorgung, die selbst die größten Wohnmobile versorgt, und mit Hochgeschwindigkeits-WLAN. „Gerade für Familien mit Kin- dern ist das wichtig“, sagt Harsveldt. „Wenn die Jugendlichen hier keine Filme streamen können, dann sind sie und ihre Eltern schnell wieder weg. Das heißt, ich muss es schaffen, dass auch die Kinder glücklich sind – und nicht zuletzt auch die Hunde. Dann bleibt der Gast.“ Denn genau das sei hier das größte Pro- blem: die geringe Verweildauer von nur zweieinhalb Tagen pro Aufenthalt. Aber so attraktiv ein Angebot auch ist: Unterm Strich reicht das nicht aus. „Ich habe zwar meinen Umsatz in den letzten zwei Jahren um fast 100 Prozent gesteigert“, gibt der Betreiber zu, „aber dafür bin ich nicht alleine verantwort- lich, sondern auch die Region. Und wenn die sich nicht als at- traktive Urlaubsregion präsentiert, dann hat man natürlich ein Problem.“ Natascha Mus aus dem Haus-Team der traditionsreichen Ju- gendherberge Hilchenbach fühlt sich gut aufgehoben in der Umgebung – und ist überzeugt, dass es gelingen wird, „ge-
6 Juni 18 Wirtschaftsreport baut.“ Doch auch in der Jugendherberge Hilchenbach, die 2013 ihren 80. Geburtstag feiern konnte, weiß man, dass es längst nicht ausreicht, einfach nur preiswerte Übernachtungs- möglichkeiten in einer attraktiven Umgebung zu bieten. „Natürlich haben viele Häuser den Plan, dass man bei ihnen nur übernachten kann“, sagt Mus. „Wir haben uns aber über- legt, dass wir uns abheben müssen. Unsere Jugendherberge ist für uns das Unikum, das wir vertreten!“ Seit Julia Falk mit ihrem Mann Holger die Einrichtung betreibe und „viel Herzblut und Energie rund um die Uhr“ hineingesteckt habe, habe sich die einst rustikale Herberge zu einem „einzigartigen Schmuck- stück“ entwickelt. Das bedeute jedoch nicht, dass man sich von der langen Geschichte oder Tradition distanziere. Ganz im Gegenteil. „Natürlich gibt es auch bei uns noch Hagebuttentee und karierte Bettwäsche“, gibt die 24-jährige Erlebnispädago- gin lachend zu. „Den typischen Herbergscharakter wollen wir nicht verlieren. Unsere Einrichtung war eine der ersten über- haupt. Diesen Geist wollen wir dem Haus nicht nehmen, das wäre ein Bruch!“ Eher habe man sich dazu entschieden, den Auch die klassische meinsam mit der Region zu wachsen. Natürlich müssen wir alten Standort zu renovieren und durch neue Angebote zu er- karierte Bettwäsche uns so aufstellen, dass wir für unsere Zielgruppen attraktiv gänzen – sowohl bei der Unterbringung als auch bei der Frei- haben Natascha bleiben“, räumt sie ein, „aber ich finde, dass hier alles auf ei- zeit- und Kursgestaltung. So kamen etwa zu den 66 Herbergs- Mus und das Team nem guten Weg ist. Siegen-Wittgenstein gibt sich wirklich betten auch noch 60 weitere Übernachtungsmöglichkeiten in der Jugendherberge Mühe.“ Zwar gebe es kein Marketing- oder Event-Programm einem Zeltdorf hinzu. Zusammen mit dem Unternehmen „IF- Hilchenbach für ihre wie etwa in der Großstadt Köln. „Für das, was vorhanden ist, BE-Klassenfahrten“ betreibt das Ehepaar Falk die Jugendher- Gäste parat. wird aber gut geworben und es wird nach und nach ausge- berge in Hilchenbach seit Anfang 2012. Gäste können hier Interview mit Sauerland-Tourismus-Chef Thomas Weber: „Deutschland-Urlaub ist wieder gefragt“ Mehr als 2,6 Millionen Gästeankünfte konnte der Sauer- scheiden sich die Gäste erst am Donnerstag oder am Freitag: Los land-Tourismus e.V. im letzten Jahr für die Region Sauerland geht’s ins Grüne. Die Betriebe stellt dies vor die besondere Her- verzeichnen – das sind 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die ausforderung, wie sie ihren Personaleinsatz planen. Aufenthaltsdauer blieb mit 3,1 Tagen konstant. Die Zahl der Übernachtungen wuchs um 4,4 Prozent auf knapp 8,1 Mil- Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Sauerlandes? lionen. Davon profitiert auch die Wirtschaft. Die touristi- Auch wenn es sich beliebig anhört: In der Vielseitigkeit der An- schen Gesamtumsätze betragen rund 1,7 Milliarden Euro gebote. Wir haben tatsächlich für alle Interessen und Alters- jährlich. Ein Gespräch mit Thomas Weber, Geschäftsführer gruppen etwas zu bieten. Angefangen beim Wintersport und des Sauerland-Tourismus e.V., über die aktuelle Situation, Wandern über Wellness und Entspannung bis hin zum Moun- Erfolge und Ziele. tainbike. Gerade in diesen Bereichen hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Ein großer Vorteil unserer Region ist Wie bewerten Sie die Entwicklung bei Ankünften und natürlich auch die Nähe zu den Ballungszentren Ruhrgebiet, Übernachtungen? Rheinland und den Niederlanden. Das Sauerland eignet sich Die Zahlen der letzten Jahre dokumentieren einen stetigen Zu- optimal für ein verlängertes Wochenende. wachs. Das wurde teilweise begünstigt durch weltweite Krisen, aber auch vor allem nach unserer Einschätzung durch die Und was sind seine Schwächen? Rückbesinnung auf die Regionen als solche. Ich jedenfalls hätte Vor allem das noch in vielen Teilregionen fehlende schnelle In- mir nie vorstellen können, dass Deutschland-Urlaub, auch bei ternet. Auch etwas ältere Gäste setzen voraus, dass sie Kontakt jüngeren Urlaubern, wieder so gefragt ist. Die Buchungslage zur Firma und zu ihren Kindern haben. Wenn sie dann nicht ist natürlich bei uns immer sehr witterungsabhängig. Bei der kommunizieren können, klingt das zwar im Werbedeutsch ganz Wintersportsaison wird das jedem klar, aber auch bei der Som- sympathisch, mal offline zu sein und die Seele baumeln zu las- mersaison, etwa rund um die Seen, spielt die Wettervorhersage sen, aber wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft dafür sor- eine wichtige Rolle. Dabei ist durch die Wetter-Apps eine neue gen, dass wir überall schnelles Internet haben. Das ist für mich Schnelligkeit entstanden, um sich zu informieren – und das eine wesentliche Schwäche, die wir nicht so ohne Weiteres hat auch Auswirkungen auf den Tourismus. Manchmal ent- kompensieren können.
Wirtschaftsreport Juni 18 7 auch die umfassenden erlebnispädagogischen Angebote von „teamEXPERTE“ wahrnehmen. Unter anderem steht dabei das Outdoortraining im Mittelpunkt. Und dazu eignen sich die Örtlichkeiten ideal: Auf dem Gelände der Jugendherberge gibt es inzwischen einen Strandabschnitt, einen Platz für Fußball und Volleyball sowie eine Wiese zum Spielen und Entspannen. Als besondere Attraktion gibt es seit letztem Jahr zudem einen großen Hochseilgarten, der auch für Ausflügler und Wanderer zu den Öffnungszeiten zugänglich ist und für Kindergeburts- tage genutzt werden kann. Doch nicht nur Schulklassen, Jugendgruppen oder Betreuer, bei denen die Erlebnispädagogik im Mittelpunkt steht, gehören zu den Gästen in der Jugendherberge: Auch Natur- und Wanderfreunde, die Ruhe und Erholung suchen, schätzen die abgeschiedene Lage im Wald und die direkte Nachbar- schaft zum Rothaarsteig. „Grundsätzlich sind unsere Gäste sehr aktiv“, weiß Natascha Mus. Da hätten sowohl das Sauer- land als auch Siegen-Wittgenstein eine Menge zu bieten. Ganz bewusst sieht die 24-Jährige beide Regionen als Einheit die großen, spektakulären Einrichtungen und Angebote sein, In luftiger Höhe und Ergänzung an, nicht als Konkurrenz. „Bei älteren Herr- die die Gäste anlocken. können die Kinder in schaften ist vielleicht noch ein bisschen das Gefühl von Riva- der Jugendherberge lität zu spüren“, räumt die gebürtige Sauerländerin zwar ein, Das weiß auch Christoph Stinn, der mit seinem Bruder Sebastian Hilchenbach ihr „aber für uns sind diese Zeiten längst vorbei.“ Ganz bewusst und seinem Vater Josef das Skigebiet Fahlenscheid mit drei Lif- sportliches Können kooperiere man auch mit der Jugendherberge in Olpe. „Wir ten in Olpe betreibt. „Willingen und Winterberg sind natürlich unter Beweis stellen. sehen uns als Freunde an“, sagt Mus. Es müssen nicht immer ganz anders ausgelegt“, gibt er zu. „Das ist eine größere Num- Was muss das Sauerland tun, um noch mehr Besucher an- da zum Beispiel an das Radknotenpunkt-System mit einem zulocken? Was erwarten Sie von den Betrieben, die vom gemeinsamen Radnetz in Südwestfalen, das Wandernetz mit Tourismus leben? unserem Flaggschiff Rothaarsteig, den gemeinsamen Natur- Urlaubsgäste legen Wert auf Qualität. Das hat aber nichts mit park SauerlandRothaargebirge oder den Ruhr-Sieg-Radweg. Luxus zu tun, sondern Qualität beginnt in der Würstchenbude. Aber auch ganz praktische und kostensparende Dinge Viele Maßnahmen mit öffentlichem und privatem Invest haben gehören dazu – etwa der Aufbau eines gemeinsamen Bilder- dem in den letzten Jahren Rechnung getragen. So sind die pools und die Abstimmung bei Fotoshootings. Denn Urlaubs- Sauerland-Wanderdörfer die erste „Qualitätsregion Wander- gäste sehen die touristischen Grenzen nicht, sondern nutzen bares Deutschland“ geworden. Oder nehmen wir das Radnetz Angebote über Kreisgrenzen hinaus. Auch von daher ist eine in Südwestfalen mit seinem Knotenpunktsystem. Aktuell wer- gute, kostensparende Zusammenarbeit unser steter Auftrag den die Betriebe im Sauerland im Rahmen der Sauerland Gast- und von enormer Bedeutung. geberWerkstatt mit Seminaren und Workshops aktiv unter- stützt, sodass neue Ideen und Konzepte für die Arbeit ganz nah an der Basis entwickelt werden. Wir erwarten natürlich, dass sich die Betriebe den Bedürfnissen der Gäste anpassen und diese auch feinfühlig erkennen und aufnehmen. Wo sehen Sie Ihre größten Mitbewerber beim Kampf um Touristen? Unsere Mitbewerber sind nicht mehr nur, wie früher gedacht, die Eifel und der Teutoburger Wald oder andere Mittelgebirge. Es sind inzwischen auch Amsterdam, London, Berlin und Ham- burg. Mit denen stehen wir in einem ziemlich rauen Preis- und Qualitätswettbewerb. Wie sollte sich das Verhältnis zum Tourismusgebiet Siegen-Wittgenstein Ihrer Meinung nach entwickeln? Die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist uns sehr wichtig und wird bereits in vielen Projekten gelebt und ausgebaut. Ich denke
8 Juni 18 Wirtschaftsreport mer.“ Und doch ist auch seine Familie mit dem Betrieb zufrie- Familie Stinn für ihr Skigebiet erstellt hatte. „Die Nähe und das den: „Wir haben unsere Nische gefunden – und die werden wir Kindgerechte, das sind unsere Pluspunkte“, berichtet Stinn. auch weiter bearbeiten.“ Skifahrern und Snowboardern bietet „Den Kindern ist es egal, ob sie 200 Kilometer haben oder nur das Gebiet insgesamt vier bis zu 120 Meter breite Abfahrten zwei. Die wollen einen Tag im Schnee – und das reicht.“ von leicht bis mittelschwer über eine Länge von maximal 600 Metern. Die Höhendifferenz zwischen Berg- und Talstation be- Auf der anderen Seite seien die Wintersportler im Laufe der trägt 100 Meter. Sie wird mit Hilfe von modernen Doppelan- Jahre auch anspruchsvoller geworden. „Früher hat man akzep- ker-Liften überwunden. Darüber hinaus gibt es auch noch ein tiert, dass auch mal ein Stein auf der Piste lag“, erzählt der 43- „Kinderland“ mit einem Förderband für Anfänger. Jährige. „Mittlerweile erwarten alle eine top präparierte Piste.“ Und die finden sie in Olpe: Mit einer großen Pistenraupe wer- Die Familie Stinn weiß, was die Ski- und Snowboard-Fans be- den die Hänge an jedem Abend aufbereitet. „Das merken die sonders nach Olpe lockt: „Viele von ihnen wissen einfach zu Kunden“, weiß der Betreiber. Von den Skigästen werden heute schätzen, dass wir verkehrstechnisch super günstig liegen, von jedoch konstante Bedingungen erwartet, ganz unabhängig da- der Autobahn nur drei Minuten entfernt.“ von, ob die Winter immer wechselhafter werden. „Ein Skigebiet Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage neh- auf 600 Metern, die Aufrechterhaltung eines Skibetriebs, so Standort me Fahlenscheid in der Wintersport-Arena etwas ist nur durch eine technische Beschneiung möglich“, als Vorteil Sauerland – dem Zusammenschluss aller sagt Stinn. „Der Skifahrer bestimmt, ob ein Betrieb auch wirt- Skigebiete vom Sauerland bis hinein in die schaftlich ist.“ Deshalb habe man schon vor Jahren in eine Region Siegen-Wittgenstein – eine besondere Stellung ein. hochwertige Beschneiungsanlage investiert. Mit Erfolg: Denn Denn wer sich in Köln auf den Weg mache, könne schon 45 Mi- seitdem sei die Entwicklung bei den Besucherzahlen kontinu- nuten später auf der Piste stehen. Und das sogar abends. Seit ierlich nach oben gegangen. Und doch reichen die Umsätze einigen Jahren nutzen immer mehr Wintersportfreunde die aus der Wintersaison zwischen Dezember und März natürlich Möglichkeit, dienstags und freitags bis 22 Uhr die Hänge her- nicht aus, um die Monate dazwischen finanziell zu über- unterfahren zu können. „Unsere Flutlichtabende erfreuen sich brücken. Deshalb hat die Familie Stinn von jeher ein zweites wachsender Beliebtheit“, sagt Stinn. „Da kommen auch viele Standbein: Sowohl Vater Josef als auch sein Sohn Sebastian noch nach der Arbeit und fahren mal eben für zwei oder drei sind Landwirte, Christoph Stinn ist Architekt und betreibt ein Dank des Lifts Stunden auf den Fahlenscheid. Das ist eine schöne sportliche eigenes Büro. konnten über die Abwechslung.“ Auch Familien mit Kindern mögen das Skigebiet. Grenzen der Region „Unsere Besonderheit ist, dass wir nicht 200 Pistenkilometer Zusätzlich haben die Betreiber seit einiger Zeit eine Alternative hinaus beliebte haben, sondern dass wir ein kleines Skigebiet sind, in dem alles gefunden, die dafür sorgt, dass auch im Sommer Leben auf Veranstaltungen wie kompakter und für Kinder super zugänglich und übersichtlich dem etwa zehn Hektar großen Betriebsgelände Fahlenscheid das „Rasenrennen“ ist.“ Das habe auch das Ergebnis einer Studie gezeigt, die die ist: das Mountainbiking, genauer gesagt das „Downhill“, also auf dem Fahlenscheid etabliert werden.
Wirtschaftsreport Juni 18 9 Um auch im Sommer Leben auf den Fahlenscheid zu bringen und den Lift nicht stillstehen zu lassen, testet die Familie Stinn derzeit an einzelnen Wo- chenenden den Lift- betrieb für Downhill-Biker. die Bergabfahrt. Seit neun Jahren wird regelmäßig das Rasen- sein, die Gäste in der Region zu halten und Konkurrenzgedan- rennen als großes Downhill-Event veranstaltet. Zudem wird ken zu überwinden. „Ob die auf meinem Campingplatz zwei seit einigen Jahren auch das Angebot des Bike-Parks von der Tage bleiben und dann zum nächstgelegenen gehen, spielt kei- Familie getestet. Noch 2018 soll er auch offiziell genehmigt ne Rolle. Hauptsache ist, dass sie in der Region bleiben und werden, damit ein regulärer Betrieb stattfinden kann. Schon nicht nach Holland oder an die Ostseeküste fahren.“ Er sei je- der Testbetrieb – immer dann, wenn es das Wetter erlaubte – denfalls optimistisch, dass solch ein Umdenken inzwischen verlief erfolgversprechend. „Der Zuspruch ist enorm“, sagt vorhanden sei: „Die Bereitschaft, zusammenzuarbeiten, ist da. Stinn. „Die Leute kommen von überall her, bis aus Koblenz und Es wäre falsch, wenn jeder nur an seine eigenen Pfründe den- Frankfurt.“ Das Publikum sei dabei ein ganz anderes als das, ken würde. Wenn man sich als Region nach außen präsentiert, das im Winter den Weg nach Fahlenscheid suche. Bei den wird man ganz anders wahrgenommen.“ Downhill-Sportlern handelt es sich meist um junge Menschen, die den ganzen Tag bleiben und weite Wege für diesen Renn- Das sieht auch die Geschäftsführerin des Touristikverbandes sport auf sich nehmen. Doch ganz gleich, ob sie für Winter- Siegerland-Wittgenstein e.V. so: „Es gelingt uns zum Glück zu- oder Sommersport nach Olpe kommen – eines ist bei allen gleich: die Freude, die sie hier empfinden, und das, was sie da- mit bei den Betreibern auslösen. „Die Begeisterung der Men- Dietmar Harsveldt schen schlägt auch auf uns über“, sagt Christoph Stinn. „Wenn leitet den Camping- hier Kinder- und Jugendgruppen sind und uns loben, dann ist platz „Vier Jahres- es immer Motivation für uns, weiterzumachen.“ zeiten“ am Biggesee. Um gemeinsam in Zukunft Erfolg zu haben, setzt Camping- platz-Betreiber Dietmar Harsveldt auch auf den Zusammenhalt in der Region. „Mein Appell lautet: Denkt nicht von Stadt zu Stadt, sondern als Region! Vernetzt euch!“ Ein positives Bei- spiel sei Kitzbühel, das es geschafft habe, 1000 Kilometer or- ganisierte E-Bike-Touren zu organisieren. Auch im Sauerland müsse es die Möglichkeit geben, verschiedene Transportmög- lichkeiten zu verknüpfen und an vielen Orten elektronische Rückgabestationen für E-Bikes einzurichten. „Wenn Gäste von hier 100 Kilometer mit dem Fahrrad nach Winterberg fahren, dann müssen sie die Möglichkeit haben, das Rad stehen zu las- sen und mit dem Bus oder Zug zurückzufahren“, überlegt Hars- veldt. „Und genauso könnte es sein, dass einer sagt, er läuft zu Fuß von Olpe nach Attendorn, fährt dann ein Stück mit dem Fahrrad und schließlich mit dem Schiff über den Biggesee zurück – und das alles in einer Tourismuskarte.“ Ziel müsse es
10 Juni 18 Wirtschaftsreport nehmend besser, mit den Orten in der Fläche zu kooperieren“, sagt Monika Dombrowsky, die vor gut einem Jahr aus der Fe- rienregion Bayerischer Wald nach Siegen wechselte. „Es ist schön, wenn gemeinsam Projekte entstehen, wenn man ver- steht, wo wir hinwollen. Denn kein Mensch nimmt die kleinen Orte wirklich wahr. Das mögen die Bürgermeister zwar bedau- ern, aber gemeinsam gibt es ganz andere Möglichkeiten, sie zur Wahrnehmung zu bringen.“ Und natürlich sei es auch völlig falsch, sich untereinander als Mitbewerber zu betrachten. „Wenn man fragt, wo unsere Konkurrenz ist, kann ich nur sa- gen: Die ist nicht mein Nachbar! Die ist woanders.“ Und auch nicht im Sauerland. Daher sieht Monika Dombrowsky es auch als große Chance, wenn nun erstmals von beiden Touristikver- bänden ein gemeinsames Tourismuskonzept entwickelt wird. „Es soll auf der einen Seite einzeln beleuchten und herausar- beiten, wie wir uns weiterentwickeln müssen“, erläutert Dom- Monika Dombrowsky browsky. „Es soll aber auch zeigen, wie wir Schnittstellen ma- ist seit gut einem nagen und sinnvolle Synergien hinbekommen.“ Das Sauerland Jahr Geschäftsfüh- als größte Angst zu empfinden, sei „Quark“, so die 56-Jährige. rerin des Touristik- „So denken die Touristiker nicht – und auch der Tourist nicht.“ Verbandes Sieger- Das sei ihr wieder bewusst geworden, als sie kürzlich eine Mes- land-Wittgenstein. se in Hamburg besucht habe, bei der sich auf der einen Seite Beherbergung im Reiseverkehr in NRW nach Betriebsarten im Kreis Olpe Januar - Dezember 2004 Ankünfte Übernachtungen Mittlere Aufenthaltsdauer2 Betriebsart aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 in Tagen Hotels 93.828 -0,3 8.365 +19,3 206.128 -2,1 20.879 +35,7 2,2 2,5 Gasthöfe 12.152 -4,8 1.499 -19,2 30.815 -4,6 4.221 -17,6 2,5 2,8 Pensionen 8.752 -25,1 831 -17,3 31.340 -21,6 3.341 -16,6 3,6 4,0 Hotels garnis . . . . . . . . . . Erholungs-, Ferien-, Schulungs- 38.589 +5,4 251 +66,2 106.454 -7,9 921 +24,6 2,8 3,7 heime und Boardinghouses Ferienhäuser, -wohnungen und 3.796 -9,2 282 -14,5 23.904 -5,8 3.047 +16,9 6,3 10,8 -zentren Hütten, Jugendherbergen u. Ä. 44.646 -1,3 417 +79,0 108.461 +1,5 763 +68,4 2,4 1,8 Vorsorge- und Reha-Kliniken . . . . . . . . . . Campingplätze . . . . . . . . . . Betriebe insgesamt 230.622 -3,2 19.448 +2,7 620.499 -4,8 73.940 +7,7 2,7 3,8 Anmerkung: Erfasst werden nur Betriebe mit mindestens neun Gästebetten. Zeichenerklärung: – = nichts vorhanden (genau Null), 1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % x = Tabellenfach gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll, 2) mittlere Aufenthaltsdauer (in Tagen) = Übernachtungen / Ankünfte . = Wert unbekannt oder geheim zu halten © Informationssystem Tourismus, LDS NRW, Düsseldorf 2005 Januar - Dezember 2017 Ankünfte Übernachtungen Mittlere Aufenthaltsdauer2 Betriebsart aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 in Tagen Hotels 148.564 +3,9 37.934 +7,4 298.822 +4,7 96.890 +9,5 2,0 2,6 Gasthöfe 10.830 +7,6 986 -16,2 19.781 +2,1 2.351 -27,6 1,8 2,4 Pensionen 7.750 -3,3 1.160 +14,4 24.845 +1,0 4.140 +23,4 3,2 3,6 Hotels garnis . . . . . . . . . . Erholungs-, Ferien-, Schulungs- 18.191 +16,9 107 -34,4 44.379 +14,3 690 -14,2 2,4 6,4 heime und Boardinghouses Ferienhäuser, -wohnungen und 7.687 +23,0 700 +30,6 33.587 +16,7 4.937 -0,1 4,4 7,1 -zentren Hütten, Jugendherbergen u. Ä. 29.106 -5,7 169 -12,4 67.111 -5,1 301 -46,3 2,3 1,8 Vorsorge- und Reha-Kliniken - - - - - - - - - - Campingplätze 28.444 +5,1 4.604 -4,7 93.088 +11,9 15.044 +4,3 3,3 3,3 Betriebe insgesamt 252.165 +4,0 45.969 +5,5 584.818 +5,6 125.244 +7,4 2,3 2,7 *) Ab Januar 2012: Beherbergungsbetriebe ab 10 Betten, einschließlich Campingplätzen 3) Ergebnisse von 2004 bis 2008 einschl. Boardinghouses (Touristik-Camping) ab 10 Stellplätzen; sonst: Beherbergungsbetriebe mit 9 und Zeichenerklärung: – = nichts vorhanden (genau Null), mehr Gästebetten sowie ab 2004 Campingplätze ohne Dauercamping. x = Tabellenfach gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll, 1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % . = Wert unbekannt oder geheim zu halten 2) mittlere Aufenthaltsdauer (in Tagen) = Übernachtungen / Ankünfte © Informationssystem Tourismus, IT.NRW, Düsseldorf 2018
Wirtschaftsreport Juni 18 11 „Die Nordsee“ als Region präsentierte und auf der anderen Sei- einheitliche und verlässliche Informationen zu geben und Ver- te „Die echte Nordsee“. „Die Gäste merken dort gar nicht, wo fügbarkeiten zu klären. „Alle Leistungen müssen ineinander- die Grenzen sind“, sagt Dombrowsky kopfschüttelnd. „Innen greifen“, erklärt Dombrowsky. Als Schwerpunktthemen habe geht es um Identitätsstiftung, aber nach außen doch um das sich der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein Wander- gemeinsame Auftreten! Warum soll ich den Rothaarstieg in Lust, TierReich, KulturErlebnis und HeimatGefühl auf die Fah- zwei Stücke teilen? Das ist unser Premiumprodukt, an dem wir nen geschrieben. „Das haben wir schon getan, bevor wir einen zusammen beteiligt sind. Und auch der Naturpark betrifft uns Heimatminister bekommen haben“, be- alle. Das heißt, wir müssen auch zusammen das Interesse ha- merkt die Geschäftsführerin lachend. „Weil ben, dass sich das optimal entwickelt.“ ich glaube, dass wir alle die Orte unserer Heimat als Kindheit suchen. Wir mögen alle bestimm- Lebensgefühl Dennoch solle jede Region auch für sich eigene Stärken und te Gerüche, Geschmäcke, Ereignisse, die Merkmale herausarbeiten und den Gast leiten: „Man muss ihm sich in der Kindheit abgespielt haben. Manchmal kann man die die Entscheidung abnehmen“, so die Geschäftsführerin. „Es projizieren ins Heute und Jetzt – und in einer Region wie der nützt nichts, wenn ich ihm alles zeige und sage: Wir können unseren haben wir da besondere Möglichkeiten.“ Doch gerade, alles, such dir doch einfach was aus. Das Internet verlangt, wenn man Sehnsüchte wecke, sei es wichtig, dass diese nicht dass wir uns fokussieren.“ Für Siegen-Wittgenstein sei die „im luftleeren Raum“ landen: „Wir müssen die Erwartungen Richtung klar. „Das Hauptthema ist sicherlich das Wandern“, natürlich auch mit Angeboten unterlegen“, so Dombrowsky. meint Dombrowsky. Auf der anderen Seite versuche sie, in einer Und zwar nicht mit irgendeinem bunten beliebigen Strauß, neuen Broschüre anhand der Theorie der „Customer Journey“ sondern mit ganz gezielten Angeboten. „Wir brauchen nicht („die Reise des Kunden“) herauszuarbeiten, was der Gast brau- viele Produkte“, so die Touristikchefin, „sondern wir brauchen che. Und das beginne mit Inspiration, mit der Aufforderung: die besten.“ Mach‘ mir Lust, wecke Begehrlichkeit. Zudem gehe es darum, Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2464. Beherbergung im Reiseverkehr in NRW nach Betriebsarten im Kreis Siegen-Wittgenstein Januar - Dezember 2004 Ankünfte Übernachtungen Mittlere Aufenthaltsdauer2 Betriebsart aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 in Tagen Hotels 118.480 - 20.866 -1,8 205.097 -3,1 40.838 -4,0 1,7 2,0 Gasthöfe 9.326 -3,1 583 -40,1 21.897 -1,6 3.451 +17,3 2,3 5,9 Pensionen 6.570 -14,8 506 -6,3 26.566 -11,5 1.940 +2,4 4,0 3,8 Hotels garnis 11.234 -4,2 2.115 +16,4 24.671 -7,0 8.199 +13,6 2,2 3,9 Erholungs-, Ferien-, Schulungs- 32.194 -6,7 207 -35,5 97.065 -9,7 1.124 -9,0 3,0 5,4 heime und Boardinghouses Ferienhäuser, -wohnungen und . . . . . . . . . . -zentren Hütten, Jugendherbergen u. Ä. . . . . . . . . . . Vorsorge- und Reha-Kliniken 22.437 -2,7 8 -20,0 487.551 -9,2 151 -40,1 21,7 18,9 Campingplätze 2.736 -0,5 206 -18,3 10.529 -9,8 660 -16,8 3,8 3,2 Betriebe insgesamt 209.237 -3,1 24.653 -2,9 886.746 -8,1 56.795 -0,8 4,2 2,3 Anmerkung: Erfasst werden nur Betriebe mit mindestens neun Gästebetten. Zeichenerklärung: – = nichts vorhanden (genau Null), 1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % x = Tabellenfach gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll, 2) mittlere Aufenthaltsdauer (in Tagen) = Übernachtungen / Ankünfte . = Wert unbekannt oder geheim zu halten © Informationssystem Tourismus, LDS NRW, Düsseldorf 2005 Januar - Dezember 2017 Ankünfte Übernachtungen Mittlere Aufenthaltsdauer2 Betriebsart aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste aller Gäste ausländische Gäste Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 Anzahl Veränderung1 in Tagen Hotels 171.774 +9,1 47.616 +5,2 313.500 +6,1 107.241 +1,2 1,8 2,3 Gasthöfe 11.799 +10,7 1.093 -4,2 24.825 +2,6 2.404 -19,2 2,1 2,2 Pensionen 5.892 +9,2 491 +33,4 17.634 -0,2 2.953 +49,8 3,0 6,0 Hotels garnis 19.856 -3,2 2.572 +4,4 40.449 +22,7 5.726 +13,7 2,0 2,2 Erholungs-, Ferien-, Schulungs- 30.574 -0,9 486 +2,5 85.869 +0,4 2.406 -1,1 2,8 5,0 heime und Boardinghouses Ferienhäuser, -wohnungen und 2.790 +30,5 352 -2,2 10.176 +38,7 1.609 -22,2 3,6 4,6 -zentren Hütten, Jugendherbergen u. Ä. . . . . . . . . . . Vorsorge- und Reha-Kliniken 10.615 -8,6 54 +58,8 307.245 -4,9 730 +32,7 28,9 13,5 Campingplätze . . . . . . . . . . Betriebe insgesamt 256.409 +6,0 53.100 +5,3 808.561 +1,4 124.164 +1,8 3,2 2,3 *) Ab Januar 2012: Beherbergungsbetriebe ab 10 Betten, einschließlich Campingplätzen 3) Ergebnisse von 2004 bis 2008 einschl. Boardinghouses (Touristik-Camping) ab 10 Stellplätzen; sonst: Beherbergungsbetriebe mit 9 und Zeichenerklärung: – = nichts vorhanden (genau Null), mehr Gästebetten sowie ab 2004 Campingplätze ohne Dauercamping. x = Tabellenfach gesperrt, weil Aussage nicht sinnvoll, 1) Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % . = Wert unbekannt oder geheim zu halten 2) mittlere Aufenthaltsdauer (in Tagen) = Übernachtungen / Ankünfte © Informationssystem Tourismus, IT.NRW, Düsseldorf 2018
12 Juni 18 Wirtschaftsreport IHK-Konjunkturumfrage Konjunkturklima auf höchstem Niveau abgekühlt Ölindustrie mittelfristig einige Chancen. Die Ver- braucher dürften an den Zapfsäulen der Tank- stellen indessen wenig Freude verspüren.“ Durch die jüngsten US-Maßnahmen müssten viele re- gionale Unternehmen zudem schon höhere Ein- kaufspreise für Stahl- und Aluminiumwaren zahlen oder mit höheren Preisen für die eigenen Produkte kalkulieren. Als hohe Risiken werden daneben die höheren Arbeitskosten (45 Prozent) und die Wirtschaftspolitik (35 Prozent) genannt. Wodicka Im Ergebnis schrauben die Betriebe in beiden Kreisen ihre Erwartungen deutlich zurück: Ins- Das heimische Konjunkturklima ist weiterhin gut – aber nicht mehr auf dem Niveau des Jahresbeginns. gesamt setzt „nur“ noch knapp ein Fünftel auf „Wer hoch klettert, kann tief fallen: Wie schon Allenfalls im regionalen Großhandel fällt die Steigerungen (Januar 2018: 34 Prozent). Infol- seit einiger Zeit erwartet, kühlte sich das Kon- Stimmung schon deutlich gedämpfter aus. gedessen fällt auch die Investitionsneigung im junkturklima in der heimischen Wirtschaft zum Inland nicht mehr ganz so positiv aus wie zuvor: Frühsommer ab. Vor allem die steigenden Be- Der regionale Industrieumsatz stieg im ersten Fast ein Fünftel der Unternehmen plant dafür triebskosten sowie die internationalen Unsi- Quartal 2018 um knapp 6 Prozent. Das Inlands- geringere Ausgaben ein. cherheiten trüben die Konjunkturaussichten. Der geschäft trug mit einem Plus von 7,4 Prozent immer wahrnehmbarere Fachkräftemangel tut dazu bei, der Export wuchs „nur“ um 4,4 Prozent. Vergleichsweise hervorragend stellt sich die La- ein Übriges. Dennoch befindet sich die heimi- Im Kreis Siegen-Wittgenstein ging er sogar um ge der regionalen Bauunternehmen dar. Stephan sche Wirtschaft weiterhin in einer sehr guten 5,5 Prozent zurück. IHK-Hauptgeschäftsführer Jäger: „75 Prozent der Baubetriebe melden eine Verfassung“, bringt IHK-Präsident Felix G. Hen- Klaus Gräbener: „Mit mulmigem Gefühl beglei- gute Lage. Der Großteil ist bis zur Spitze ausge- sel die wesentlichen Ergebnisse der jüngsten ten die Firmen das, was in der Welt passiert. Fast lastet. Allerdings registrieren die Unternehmen IHK-Konjunkturumfrage in den Kreisen Siegen- jeder zehnte Betrieb sieht alleine schon bei einer etwas nachlassende Auftragseingänge. Nur Wittgenstein und Olpe auf den Punkt. Rund 350 Erhöhung der US-Importzölle auf Aluminium noch 11 Prozent der Bauunternehmen gehen so Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienst- und Stahl die Weltkonjunktur belastet. Mehr als von künftigen Steigerungen aus. 79 Prozent leistungen beteiligten sich hieran. Weniger als 70 Prozent aller Betriebe schätzen zudem die bauen auf einen stabilen Verlauf.“ ein Fünftel von ihnen geht künftig von einer bes- Gefahr eines direkten Handelskrieges zwischen seren Entwicklung aus. Zum Jahresbeginn sagte den USA und der EU als mittel bis hoch ein. Fast Mehr als ein Drittel der regionalen Einzelhändler das noch deutlich mehr als ein Viertel der Be- ein Fünftel würde dadurch deutlich bis sehr stark schätzt die Lage als gut ein. Das Konsumklima triebe. Der Blick nach vorne trübte sich in den belastet. Von den Exportsanktionen bezüglich wird besser eingestuft als zu Jahresbeginn: vergangenen Wochen über alle Wirtschafts- Iran und Russland ganz zu schweigen.“ Knapp jeder Fünfte registriert kauf-freudige zweige hinweg ein. Im Ergebnis ist der regionale Kunden. Die gestiegenen Löhne fließen weiter- Konjunkturklimaindex als Zusammenfassung In der Industrie beschreiben 55 Prozent der Be- hin rege in den Konsum. Die Erwartungen gehen von allen Lageeinschätzungen und Erwartungen triebe ihre Situation als gut, im Kreis Olpe sagen im Einzelhandel nur etwas zurück: 18 Prozent gegenüber dem Jahresanfang um 10 Punkte auf das sogar 69 Prozent, in Siegen-Wittgenstein der Betriebe setzen auf künftig günstigere Ge- nun 127 zurückgegangen. Felix G. Hensel: „Da- knapp die Hälfte. Insgesamt sind sechs von zehn schäfte, 4 Prozentpunkte weniger als zuvor. mit liegt der Index aber weiterhin erheblich über Unternehmen bis zur Spitze ausgelastet, 87 Pro- dem langfristigen Mittel. Zudem erwarten knapp zent melden Auslastungen von über 70 Prozent. 42 Prozent der Großhändler melden eine gute drei Viertel aller Betriebe eine stabile Entwick- Die Einschätzungen der Auftragseingänge liegen Lage, nur 3 Prozent eine schlechte. Die aktuellen lung. Das ist die gute Botschaft.“ weiter auf hohem Niveau. Klaus Gräbener: „Das Auftragseingänge fallen im Saldo so positiv aus Auslandsgeschäft läuft nicht mehr so reibungs- wie zum Jahresanfang. Große Sprünge erwarten Die aktuelle Lage wird auch weiter relativ positiv los wie im vergangenen Jahr. Dies lässt beson- die Großhandelsbetriebe in naher Zukunft nicht: eingeschätzt: Mehr als die Hälfte der Firmen ders bei den Firmen aus dem Siegener Kern- Nur noch 16 Prozent erwarten Zuwächse, zu stuft sie als gut ein, nur 7 Prozent als schlecht. raum die Exporterwartungen sinken. Dennoch Jahresbeginn meldete das noch jeder Zweite. Der Diese gegenüber dem Jahresbeginn kaum brummt unsere Wirtschaft nach wie vor, aller- Großteil von 72 Prozent geht aber weiterhin von schwächere Lageeinschätzung gilt über nahezu dings nicht mehr so laut wie bisher und nicht gleichbleibend auskömmlichen Geschäften aus. alle Branchen hinweg: Die Industrie meldet nach mehr überall!“ Fast die Hälfte der regionalen Dienstleister gibt wie vor Spitzenauslastungen auf höchstem Ni- eine gute Lage an, nur 3 Prozent eine schlechte. veau. In der Bauindustrie boomt es trotz etwas Die gestiegenen Rohstoffpreise, vor allem beim Für die kommenden Monate sehen 23 Prozent nachlassender Impulse immer noch. Besonders Öl, belasten rund die Hälfte der Unter-nehmen. Steigerungen (Januar 2018: 30 Prozent). Die we- hier suchen die Firmen dringend Fachkräfte. Und IHK-Konjunkturexperte Stephan Jäger: „Des ei- nigsten Dienstleistungsbetriebe befürchten in auch bei den Einzelhändlern und Dienstleistern nen Freud ist des anderen Leid. Die steigenden naher Zukunft Rückgän-ge. Drei Viertel gehen ist das Konjunkturklima kaum zurückgegangen. Ölpreise bieten für die heimischen Zulieferer der von einer stabilen Entwicklung aus.
14 Juni 18 Wirtschaftsreport BestPersAward Anmeldungen noch bis zum 11. Juni möglich Der BestPersAward, ein nicht-kommerzieller Ar- sen bis zum 11. Juni 2018 auszufüllen und zern: Premiumpartner RKW Kompetenzzen- beitgeberwettbewerb für den Mittelstand, geht zurückzusenden. Der Fragebogen ist umfang- trum, Medienpartner Datakontext-Verlag, Mit- in die nächste Runde. Seit 2017 wird er von reich und komplex. Insgesamt werden diverse telstandspartner IHK Siegen und Hochschul- Prof. Dr. Volker Stein an der Universität Siegen Bereiche im Personalwertschöpfungsprozess partner Universität Siegen Business School. organisiert. Im Zentrum steht die Professiona- abgefragt. Im Oktober wird dann in Zusammen- Durch die universitäre Ausrichtung und die Hilfe lisierung der Personalarbeit. Mitmachen können arbeit mit einer Jury die Entscheidung über die der Sponsoren ist der BestPersAward für die Unternehmen, die zwischen 10 und 2500 Mit- acht bis zehn Spartensieger und den Gesamt- teilnehmenden Unternehmen kostenfrei. Viele arbeiter haben, keinem Konzern angehören bzw. sieger des Awards getroffen. Die Preisverlei- der Teilnehmer sind schon seit Jahren mit dabei. eigenständig/autark agieren. Sie müssen aus hung findet im Januar 2019 statt. Unterneh- Sie nutzen die Veranstaltung, um sich auszu- Deutschland, Österreich oder der Schweiz kom- men, die bei der Bewertung die nötige tauschen und über die Weiterentwicklung im men. Interessierte können den Fragebogen zur Punktzahl erreichen, erhalten zudem ein Zerti- Personalbereich des eigenen Unternehmens zu Anmeldung bei Katrin Rödel (E-Mail: bpa@uni- fikat, mit dem sie zwei Jahre lang werben dür- diskutieren. Neue Teilnehmer sind herzlich will- siegen.de) anfordern. Sie haben dann Zeit, die- fen. Der Dank der Initiatoren gilt den Unterstüt- kommen. IHK-Arbeitskreis Verkehrswirtschaft „Soziales Umfeld zielgerichtet gestalten“ dies nicht immer einfach sei. Für Ernüchterung sorgten häufig aber auch die gewandelten inne- ren Einstellungen nachrückender Generationen, betonte Dr. Christoph Kösters: „Viele junge Men- schen erleben heute nach dem Berufseintritt ei- nen ‚Realitäts-Clash’. Von verschiedener Seite als Herausforderung für die Unternehmen werden in der allgemeinen öffentlichen Diskussion die Prä- ferenzen der aktuellen ‚Generation Z‘ (ab Ge- burtsjahr 1995) gesehen. Allerdings zeigten erste Carsten Schmale Untersuchungen hierzu, dass bei derartigen Be- wertungen die Fremdeinschätzung durch andere und die Selbsteinschätzung nicht übereinstim- men. Vielmehr kommen die Studien zu dem Er- gebnis, dass es durchaus eine Nähe zu den Wert- PD Dr. Olaf Behrend, Michael Kröhl, Dr. Christoph Kösters, Stephan Jäger, Hans-Peter Langer (v.l.) kamen beim vorstellungen der Babyboomer (1950-1965) Arbeitskreis Verkehrswirtschaft zusammen. gibt.“ Der Soziologe Dr. Olaf Behrend (Universität Siegen) sieht den Grund für den Einstellungs- Der „Kampf um die Köpfe“ stand im Mittelpunkt rhein-Westfalen (VVWL) e.V. zeigte den mehr als wandel in der Auflösung der bürgerlichen Ge- der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Verkehrs- 40 anwesenden Unternehmensvertretern auch sellschaft. Vor allem die 68er-Kulturrevolution wirtschaft der IHK Siegen. Sorgen bereiten den gleich auf, wo die konkreten Herausforderungen sei hierfür maßgeblich gewesen. Die an persön- Unternehmen der Logistikbranche vor allem der für die Logistik- und Verladewirtschaft liegen. liche Beziehungen gekoppelte Verantwortung sei demografische Wandel und veränderte Einstel- Aufschlussreich werden hier auch die Ergebnisse zunehmend durch eine an Institutionen gebun- lungen der nachrückenden Fachkräftegeneratio- einer noch laufenden Fahrerbefragung des Bun- dene funktionale Verantwortung ersetzt worden. nen. Beides macht es zunehmend schwierig, in desverbandes Güterkraftverkehr und Logistik und „Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird daher Zeiten geringer Arbeitslosigkeit und voller Auf- Entsorgung (BGL) e.V. sein. Faktoren wie das wei- eher darin gesehen, formale Bildungsabschlüsse tragsbücher geeignetes Personal zu finden. ter verbesserungswürdige Image des Berufes und zu erreichen, Karriere zu machen und möglichst Besonders problematisch ist die Lage bei den Be- die Abwesenheitszeiten dürften von Bedeutung keine verpflichtende Verantwortung zu überneh- rufskraftfahrern. „Wir verlieren bundesweit rund sein. Der Verband arbeite mit einer Vielzahl an men.“ Eine wesentliche Folge sei die Zunahme 30.000 Fahrer im Jahr, die in Rente gehen. Deut- Projekten und politischen Aktivitäten für verbes- höherer Schulabschlüsse. Dabei sei es gesell- lich mehr als ein Viertel der derzeit eingesetzten serte Rahmenbedingungen. Dazu gehörten bei- schaftspolitisch dringend geboten, das duale Fahrer sind älter als 55 Jahre. Allein durch diesen spielsweise eine intensivere Information zu den Ausbildungssystem gegen den Akademisierungs- Effekt fehlen abzüglich der ‚Neuzugänge‘ etwa Berufen der Logistikbranche schon in Schulen trend entschlossen zu verteidigen. 10.000 Kraftfahrer im Jahr“, erläuterte Dr. Chris- und die Erschließung neuer Bewerbergruppen. toph Kösters. Der Hauptgeschäftsführer des Ver- Unerlässlich sei aber auch, dass die Betriebe noch Die komplette Meldung finden Sie unter bandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nord- stärker Ausbildungsplätze anböten, auch wenn www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2459.
Wirtschaftsreport Juni 18 15 US-Außenpolitik Heimische Firmen von Trumps Außenpolitik beunruhigt „Die Außenpolitik von US-Präsident Trump löst kung der Sanktionen in den USA empfindliche schwung ab. Einer aktuellen IHK-Umfrage zu- vor allem in den heimischen Industrieunterneh- Strafen“, führt Felix G. Hensel weiter aus. Das folge sehen rund 20 Prozent der hiesigen Un- men zunehmende Besorgnis aus. Die Strafzölle alles wirke sich sehr negativ auf die Stim- ternehmen ihr Geschäft durch die drohenden auf Stahl und Aluminium sind nicht aus der mungslage der Unternehmen aus. Die Geschäf- Strafzölle direkt oder indirekt beeinflusst. Klaus Welt. Wie ein Damoklesschwert hängen sie über te, insbesondere der exportorientierten Firmen, Gräbener: „Berechenbarkeit und Verlässlichkeit der Industrie. Und wer glaubt, der soeben ver- würden immer weniger berechenbar. Der un- sind die Voraussetzung für eine funktionierende kündete Ausstieg aus dem Atom-Abkommen glaubliche Vorgang, dass ein neuer US-Bot- internationale Arbeitsteilung. Hiervon entfernt mit dem Iran wäre weit weg und beträfe die schafter in Berlin am Tage nach seiner Ein- sich die eruptiv handelnde US-Regierung zuse- Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe führung deutschen Unternehmen droht, hends." Das ifo-Institut habe kürzlich darauf nicht, ist auf dem Holzweg. Die Entscheidungen weiterhin mit dem Iran Geschäfte zu machen, hingewiesen, dass die amerikanische Regierung in Washington verunsichern auch die heimi- deute die Richtung an, ergänzt IHK-Hauptge- die Diskussion um das außenwirtschaftliche schen Unternehmen erheblich." Dies bekräftigt schäftsführer Klaus Gräbener: „Fast 220 Unter- Ungleichgewicht zwischen den USA und Europa IHK–Präsident Felix G. Hensel angesichts der nehmen exportieren aus Siegen-Wittgenstein ausschließlich am Güterhandel in der amtlichen Ankündigung der US-Administration, die Iran- und Olpe in die USA. 31 von ihnen haben Nie- Statistik festmache. Beziehe man jedoch auch Sanktionen wieder zu beleben. Immerhin stün- derlassungen sowie Produktionsstätten in den die Dienstleistungen und die erzielten Unter- den derzeit 62 Unternehmen aus Siegen-Witt- Vereinigten Staaten. Wir schätzen, dass das ge- nehmensgewinne mit in die Betrachtung ein, genstein und Olpe in Handelsbeziehungen mit samte Exportvolumen unseres verarbeitenden ergebe sich ein völlig anderes Bild. Die Leis- dem Iran. „Diese Geschäftsbeziehungen werden Gewerbes in die USA jährlich rund 700 Mio. Eu- tungsbilanz zwischen den USA und Europa sei durch das einseitige Agieren der US-Regierung ro ausmacht. Dies verdeutlicht, wie stark auch ausgeglichen; vor allem wegen der von den US- unter einen enormen Vorbehalt gestellt. Zwar die heimischen Firmen von den vollkommen un- amerikanischen Konzernen und deren Tochter- sind Geschäfte mit dem Iran weiterhin möglich, berechenbaren außenpolitischen Entscheidun- gesellschaften in Europa erzielten Gewinne. solange das Atom-Abkommen durch die EU gen der US-Regierung betroffen sind. Die einen Leider werde dies in den USA nicht hinreichend nicht aufgekündigt wird. Diesen Unternehmen mehr, die anderen weniger." In der Wirtschaft wahrgenommen, so Felix G. Hensel und Klaus drohen jedoch wegen der exterritorialen Wir- zeichne sich indessen ein Stimmungsum- Gräbener abschließend. Hochbau Tiefbau Leitungsbau Schlüsselfertigbau Projektentwicklung Immobilien Wir versetzen Berge für gutes Handwerk Berge-Bau GmbH & Co. KG Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0 Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
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