WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich

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WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
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WISSENSBERICHT
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Ein grosser Teil der im Wissensbericht 2014 publizierten Daten ist den akademischen Berichten entnommen,
mit denen die Kliniken und Institute des UniversitätsSpitals Zürich zu Händen der Universität Zürich berichten.
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
4
Vorworte

6
Schwerpunkt
Internationale Beziehungen

12
Highlights 2014

14
Wissens­vermittlung
                             14
36
Wissens­vermehrung

44
Wissens­anerkennung

                             Die Berichterstattung zum Jahr 2014 erfolgt in drei P­ ublikationen :
                             Während der Geschäftsbericht die Entwicklung des Geschäftsgangs
                             dokumentiert, zeigt der Qualitätsbericht die Fortschritte in Bezug
                             auf die ­Qualität der erbrachten Behandlungen. Der Wissens­bericht
                             fokussiert auf die Vermittlung, Vermehrung und Anerkennung
                             von Wissen am UniversitätsSpital Zürich.

                             → www.usz.ch/Jahresbericht

                                      14
                                      GESCHÄFTSBERICHT
                                                           14
                                                           QUALITÄTSBERICHT
                                                                                 14
                                                                                 WISSENSBERICHT
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Vorworte

                                                             Internationale Beziehungen
                                                             als Basis der Hochschulmedizin

                                                             Mit der digitalen Revolution ist die Welt globaler geworden. Die Me­
                                                             dizin ist aber – wie fast kein anderer Bereich – seit jeher von Inter­
                                                             nationalität geprägt. Weltweite Beziehungen gehören somit auch
                                                             zum Selbstverständnis des UniversitätsSpitals Zürich. Als Schwei­
                                                             zer Zentrumsspital mit internationaler Ausrichtung ist es uns ein
                                                             grosses Anliegen, diese Kultur zu fördern und tagtäglich neu mit
                                                             Leben zu füllen. So pflegt das Spital nicht nur einen intensiven
                                                             Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern, es bestehen
                                                             viele Forschungskooperationen und Expertennetzwerke. Dieser
                                                             Wissensaustausch ist es, der allen dient und den Fortschritt in der
                                                             Medizin antreibt.
                                                                  Forschung und Lehre in allen Disziplinen von der Grundversor­
                                                             gung bis zur hochspezialisierten Medizin ist das, was ein Universi­
                                                             tätsspital kennzeichnet. Der internationale Austausch von Nach­
                                                             wuchskräften, Experten und Forschungsbeiträgen bereichert dies.
                                                             Für die Spitalführung ist es daher eine wichtige Aufgabe den akade­
                                                             mischen Nachwuchs dazu zu motivieren, Auslanderfahrungen zu
                                                             machen, zu publizieren und zu präsentieren und die gemachten Er­
                                                             fahrungen mit zurückzubringen. Von der Auseinandersetzung mit
                                                             dem «Anderen» profitieren alle. Wissensmanagement ist daher ein
                                                             zentrales Element der Spitalstrategie. Dieses macht aus jungen Ärz­
                                                             tinnen und Ärzten internationale Kapazitäten und aus Forschungs­
                                                             resultaten Innovationen, die die praktizierte Medizin verändern.
                                                             Tolstoi betonte einst, dass Wissen und Wissenschaft nicht dasselbe
                                                             sind. Wissen ist das Ganze, Wissenschaft ein Teil. Als Universitäts­
                                                             spital haben wir die Aufgabe, die Medizin als Ganzes zu sehen und
                                                             weiterzuentwickeln. Die Wissenschaft ist unser Werkzeug dazu. In
                                                             unserer Verantwortung als Führungsgremium liegt es, das Handeln
                                                             und die Organisation auf diese Facetten der universitären Medizin
                                                             auszurichten.
                                                                  Die internationalen Beziehungen bilden dafür eine wichtige
                                                             Basis. Der diesjährige Wissensbericht hat deshalb «Internationali­
                                                             tät» zum Schwerpunktthema. Die Meinung von Bundesrat Johann
                                                             Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements
                                                             für Wirtschaft, Bildung und Forschung, ist uns deshalb besonders
                                                             wichtig (Seite 8).
                                                                  Im Namen der Spitalleitung und des Spitalrats bedanke ich mich
                                                             bei allen Beteiligten – insbesondere auch bei den Kliniken und Ins­
                                                             tituten sowie der Universität Zürich – für ihren Beitrag zum Wis­
                                                             sensbericht 2014.

                                                             Rita Ziegler, lic. oec. HSG
                                                             Vorsitzende der Spitaldirektion

4          Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Vorworte

Über Grenzen hinweg                                                      Mit Bologna zum europäischen
forschen                                                                 Hochschulraum ?

Wissenschaft ist international ausgerichtet und kein Land oder uni­      Die ersten Doktortitel wurden südlich der Alpen im Jahre 1219 an
versitäres Spital kann sich heute isolieren, wenn Spitzenforschung       der Universität Bologna vergeben. Damals gab es bereits eine Pro­
betrieben werden soll. In unserem aktuellen Wissensbericht für das       motionsordnung, die zuvor vom Klerus bewilligt wurde. Fast 800
Jahr 2014 wird ersichtlich, wie die Erfolge des Universitätsspitals      Jahre später sind es dann die europäischen Bildungsminister/-in­
auf der nationalen und internationalen Zusammenarbeit beruhen –          nen, die mit der Unterzeichnung der so genannten «Bologna-Dekla­
und wie selbstverständlich die Forschung über Grenzen hinweg             ration» eine bis dahin beispiellose Umgestaltung der europäischen
heute geworden ist. Die Forschenden zahlreicher Institutionen ha­        Bildungslandschaft auf den Weg bringen. Zu den Mitunterzeichnern
ben vertiefte Kontakte mit wissenschaftlichen Partnern und Spezia­       gehörte auch eine Schweizer Delegation um den damaligen Staats­
listen unterschiedlichster Fachrichtungen auf der ganzen Welt. Un­       sekretär für Bildung und Wissenschaft, Charles Kleiber. Die Bestre­
sere wissenschaftlichen Mitarbeitenden arbeiten, geografische            bung nach Vereinheitlichung für einen europäischen Hochschulraum
Grenzen und Disziplinen überschreitend, an der Vermehrung von            hatte auch die schweizerischen Hochschulen erfasst. Mehr als ein­
Wissen. Sie sind gemeinsam bestrebt, dass die innovativen Er­            einhalb Dekaden später ist die «Bologna-Studienreform» an der Uni­
kenntnisse anerkannt werden, zu neuen Forschungs- und Behand­            versität Zürich vollendet – ob diese Reform aber einen «Mehrwert»
lungsmethoden führen und in der Lehre weitervermittelt werden.           gebracht hat, kann noch nicht abschliessend beantwortet werden.
     Die Vermehrung von Wissen durch Grenzen überschreitende                  Nichtsdestotrotz : Die Medizinische Fakultät der Universität
Forschung basiert auf einer Verantwortung, deren Grundlage in der        Zürich hat per 2007 das Studium der Human- und Zahnmedizin,
schweizerischen Gesetzgebung zu finden ist. Regelwerke ethischer         2008 jenes der chiropraktorischen Medizin Bologna-konform refor­
und rechtlicher Rahmenbedingungen sind die Basis des wissen­             miert und umgestaltet. Neben den fünf schweizerischen medizini­
schaftlichen Tuns. Dieser Verantwortung müssen die Wissenschaft­         schen Fakultäten haben Island, Armenien, die Niederlande, Belgien,
ler als Wissensschaffer gerecht werden. Sie ist für die internationale   Dänemark und Portugal ebenfalls ihre medizinischen Studiengänge
Vernetzung von grösster Bedeutung, wenn es darum geht, sich den          umgestaltet; insgesamt nur sieben von mittlerweile mehr als 50
bekannten und neuen Herausforderungen für die Gesundheit der Be­         «Bologna-Staaten». Für die Schweizer Medizinstudierenden bedeu­
völkerung oder Gesundung unserer Patienten zu stellen.                   tet das, dass sie nach drei Jahren ihren Bachelor erwerben und
     Die beteiligten Akteure, unsere Kliniken und Institute sowie die    nach weiteren drei Jahren mit einem Master – dieser beinhaltet
Universität Zürich haben viel für den Forschungsstandort Zürich ge­      auch das Verfassen einer Masterarbeit – sich zur eidgenössischen
tan. Dies verdeutlicht auch unsere Wissensbilanz, die wir dieses         Prüfung anmelden können.
Jahr bereits zum fünften Mal veröffentlichen. Jahr um Jahr ergän­             Die Medizinische Fakultät hat wegen «Bologna» auch eine neue
zen wir die erhobenen Daten – dieses Jahr publizieren wir zum ers­       Promotionsverordnung eingeführt, die per August 2015 bereits wie­
ten Mal eine Übersicht über die Fähigkeitsausweise, Nachwuchs-           der umfassend revidiert werden muss, um sowohl der speziellen
auszeichnungen, Ehren- und Exekutivmitgliedschaften sowie die            Situation der universitären Medizin als auch der weiteren Qualitäts­
H-Factors der Klinik- und Insitutsdirektoren. So werden wir weiter­      entwicklung Rechnung zu tragen. Daneben gibt es seit einiger Zeit
hin viel tun für die Förderung, nicht des unbegrenzten Forschens,        an der Medizinischen Fakultät auch ein so genanntes strukturiertes,
sondern des grenzüberschreitenden Forschens. So können am Uni­           sprich ein Bologna-konformes Doktorat, das zum Dr. sc. med. führt.
versitätsspital weitere translationale Projekte aufgebaut und grenz-     Wie bereits erwähnt, wird es wesentlich sein, die akademischen
überschreitende Netzwerke gebildet werden – es lohnt sich zum            Auswirkungen der Bologna-Reform zu monitoren. Unsere Studie­
Wohle unserer Patienten, diesen erfolgreichen Weg der Vermittlung,       renden machen rege von einem Auslandaufenthalt Gebrauch und
Vermehrung und Anerkennung von Wissen weiterzuverfolgen.                 ihre Mobilität hat 2014 in allen Bereichen zugenommen.

Prof. Dr. Gregor Zünd                                                    Prof. Dr. Dr. Klaus Grätz
Direktor Forschung und Lehre                                             Dekan Medizinische Fakultät UZH

                                                                                          Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich         5
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

«Die Medizin braucht
internationale Vielfalt»
Der internationale Austausch von Wissen und Wissens-                           Internationalität ist ein Schlüsselelement
trägern generiert einen hohen Nutzen für alle Beteiligten.                     des medizinischen Fortschritts. Ärzte absol­
Der Input anderer Schulen erweitert den Wissens-                               vieren im Rahmen ihrer Weiter- und Fortbil­
horizont und förderte alternative Denkweisen und die                           dung Auslandjahre, international bekannte
                                                                               Kapazitäten visitieren unsere Kliniken, unse­
Entwick­lung neuer Konzepte.
                                                                               re besten Mitarbeiter werden zu Vorträgen
                                                                               und Kommissionsarbeit ins Ausland einge-
                                                                               laden und Forschende präsentieren ihre
                                                                               Arbeiten in renommierten Fachzeitschriften
                                                                               und an globalen Kongressen. Laut Gregor
                                                                               Zünd, dem Direktor Forschung und Lehre,
                                                                               hat das USZ eine sehr hohe internationale
                                                                               Präsenz : «Jeden Tag halten fünf Ärztinnen
                                                                               und Ärzte des Spitals irgendwo auf der Welt
                                                                               einen Vortrag». Damit stellen sich die Zür­
                                                                               cher Wissenschaftler dem weltweiten Wett­
                                                                               bewerb. Sie präsentieren ihre Resultate, die
                                                                               in Expertendebatten hinterfragt und disku­
                                                                               tiert werden. Dieses Feedback – betont er
                                                                               – bewirke eine erneute und intensivierte
                                                                               Auseinandersetzung mit dem eigenen For­
                                                                               schungsthema : «Forschung wird damit zum
                                                                               Kreislauf, in dem Wissen generiert, reflek­
                                                                               tiert, publiziert und präzisiert werden kann.»

                                                                               Internationale Forschungsprojekte
                                                                               Am UniversitätsSpital Zürich bestehen
                                                                               gemäss Gregor Zünd viele internationale
                                                                               Forschungskooperationen in der Grund-
                                                                               lagenforschung, der klinischen Forschung
Prof. Dr. Jürg Hodler                   Prof. Dr. Gregor Zünd
                                                                               oder angewandte Projekte, beispielsweise
ist seit 2011 Ärztlicher Direktor       ist seit 2008 Direktor Forschung
                                                                               mit der Industrie : «In vielen EU-Projekten
des Spitals. Er ist für die             und Lehre. Er verantwortet
medizinischen Dienstleistungen          die Forschungs- und Lehrtätig­         arbeiten mehrere Wissenschaftler gemein­
und die Angebotsstrategie               keit am Spital und betreut             sam an einem Thema.» So könne jede For­
verantwortlich. Nach seiner             die Schnitt­s tellen zur Universität
                                                                               schergruppe ihr Know-How einbringen.
Weiterbildung zum Radio­logen           Zürich. Professor Zünd stu-
am Inselspital Bern und                 dierte an der Universität Bern         Dank der GCP-Voraussetzungen gelten heu­
am USZ absolvierte er einen             und ist Facharzt für Herz-             te für alle die gleichen Standards – egal, ob
Forschungsaufenthalt an                 und Gefässchirurgie. Zudem             Studien «investigator-initiated» sind, also
der University of California in         absolvierte er zwei mehrjährige
San Diego. Dann wurde er                Forschungsaufenthalte am               von Ärzten initiiert, oder, ob es sich um
1992 Leiter und ab 2001 Chef-           Baylor College of Medicine             «Auftragsforschung» aus der pharmazeuti­
arzt der Radiologie der Uni-            in Houston und an der Harvard          schen oder medizinisch-technischen Indust­
klinik Balgrist. Seit 2010 ist er       Medical School in Boston. Seine
Direktor des Instituts für Dia-         Forschungs­a rbeiten wurden            rie handelt. Laut dem Forschungs­direktor
gnostische und Interven­t io­n elle     vielfach ausgezeichnet.                werden vor allem neue Medika­mente oder
Radiologie am USZ.                                                             Technologien wissenschaftlich evaluiert,

6        Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

wie beispielsweise ein neues Blutdruckme­       che Weiterentwicklung. Es zwingt die Nach­     langfristige Beziehungen zwischen den lo­
dikament oder eine neue Diagnostikstrasse       wuchskräfte auch, sich in einer fremden        kalen und internationalen Klinikchefs : «Die­
im Institut für klinische Chemie. Er betont :   Kultur und Sprache sowie in einem anderen      se Wissenschaftselite können wir für Kurse
«Im Zentrum stehen die besten Diagnose-         regulatorischen Umfeld durchzusetzen und       und Workshops hier in Zürich gewinnen.»
und Behandlungsmethoden für die Patien­         wissenschaftliche oder klinische Projekte
ten.»                                           selbstständig durchzuführen. Ein Fellow-       Weltweiter Wettbewerb
                                                ship kann aber auch eine Art kreative «Pau­    Internationale Beziehungen sind Teil der
Fellows aus der ganzen Welt                     se» bedeuten. Der klinische Alltag kann As­    USZ-Dachstrategie und der Teilstrategien –
Ein weiterer Aspekt ist die Auslanderfah­       sistenz- und Oberärzte stark belasten und      insbesondere der Strategie Forschung und
rung. Diese sei heute wie in der Vergangen­     ihnen keine Zeit zum Nachdenken und zur        Lehre. Dabei geht es laut dem Forschungs­
heit nicht nur für eine akademische Karriere    Kreativität lassen. Genau das ermögliche       direktor zusätzlich zu den akademischen
essenziell, sie sei eine der wegweisendsten     ein Auslandjahr, weit weg von Sucheran-        Beziehungen, Forschungsprojekten und
Erfahrungen, sagt Gregor Zünd, der eben­        lage, wartenden Austrittsberichten und der     zum Nachwuchs auch um den Benchmark
falls zwei mehrjährige Forschungsaufent­        nächsten Rapportvorbereitung.»                 wie beispielsweise um das Shanghai-Ran­
halte am Baylor College of Medicine und an                                                     king. Das Spital wissenschaftlich zu positi­
                                                Globales Expertennetzwerk                      onieren ist attraktiv für künftige Mitarbei­
                                                Der Radiologe ist überzeugt, dass Wissen­      tende. Umso besser schneidet das Spital
                                                schaft verschiedene Facetten brauche :         auch im internationalen Vergleich ab. Gre­
 «Universitäre Medizin                          «Andere Schulen erweitern unseren Wis­         gor Zünd betont, dass der Wettbewerb sich
 braucht internationale                         senshorizont.» Es sei aber schon so, dass      nicht nur im eigenen Land abspiele, ein Uni­
                                                die Fellows auch etwas auf sich nehmen.        versitätsspital sei international exponiert.
    Beziehungen.»                               «Viele haben in dieser Zeit eine junge Fami­   Wichtig findet der Ärztliche Direktor Jürg
                                                lie, gleichzeitig aber Einkommenseinbus­       Hodler das kompromisslose Bekenntnis je­
                                                sen», betont er. Oft arbeiten die Partner      der universitären Einrichtung, Wissen zu
der Harvard Medical School in den USA ab­       heutzutage auch in ähnlichen Positionen        generieren und weiterzugeben und dafür
solvierte. Dem pflichtet der Ärztliche Direk­   und wollen ihre eigene Karriere weiterfüh­     alle verfügbaren Mittel einzusetzen. Dazu
tor Jürg Hodler bei, der für ein Fellowship     ren. Jürg Hodler ist überzeugt, dass «Insti­   gehört auch der internationale Kontext.
an der University of California in San Diego    tutionen alternative Modelle fördern müs­
war : «Junge Ärztinnen und Ärzte kommen         sen, die mit den Lebenssituationen der
so in Kontakt mit anderen Organisationen        Nachwuchskräfte und deren Partnern ver­
                                                                                               Spitzenleistung auf engstem Raum :
und verschiedenen medizinischen Schu­           einbar sind wie beispielsweise die Summer
len.» Als Klinikdirektor sei ihm die Lauf­      Schools». Aus Erfahrung wisse er, dass sich
                                                                                               Schanghai-Ranking, 2014
bahnplanung junger Assistenzärzte ein           der Aufwand lohne. Schliesslich bereichere
wichtiges Anliegen. So fördere er Fellow­       ein Fellowship auf allen Ebenen und stärke              Welt        Europa
ships in der eigenen Klinik und sende regel­    die eigene Karriere. Laut beiden Spitaldi­
mässig Mitarbeitende ins Ausland. «Lehr-        rektionsmitgliedern profitieren die Kliniken
                                                                                                         19            3       ETH Zürich
und Wanderjahre hatten bei vielen Hand­         und das gesamte Spital ebenfalls, da die
werksberufen im Mittalter und teilweise         jungen Ärzte viel Neues und Gutes aus an­
                                                                                                                               Universitäre
bis ins 20. Jahrhundert einen hohen Stel­       deren Systemen mitbrächten. Jürg Hodler                  33            7
                                                                                                                               Medizin
lenwert, und das moderne Auslandjahr ist        ergänzt : «Weil ein beruflicher Auslandauf­
damit im Grunde genommen vergleichbar»,         enthalt mittlerweile zur Medizinkarriere ge­             56           15       Universität Zürich
sagt Professor Hodler. Es gibt einen vertief­   hört, sind Fellowships Bestandteil des aka­
ten Kontakt mit den besten Schulen und er­      demischen Tracks im Laufbahnmodell.» Ein
möglicht eine fachliche und wissenschaftli­     Nebeneffekt der Fellowships sind laut ihm

                                                                                         Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich        7
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

«Translationale und
personalisierte Medizin sind
innovative Bereiche !»

Im Jahr 2013 wurde die Bildung                     Herr Bundesrat Schneider-Ammann, Sie            nem Anteil von circa 7 % in der gesamten
und Forschung in den Verant­                       sind gleichzeitig Wirtschafts-, Bildungs-       Beschäftigung gehört der Gesundheitssek­
wortungsbereich von Bundesrat                      und Forschungsminister. Wo liegt der            tor zu den grössten Arbeitgebern der
Johann Schneider-Ammann                            gemeinsame Nenner ?                             Schweiz. Seine Bedeutung wird aufgrund
                                                   Bildung, Forschung und Wirtschaft brau­         des demografischen Wandels weiter zuneh­
verschoben. Mit seiner Politik will
                                                   chen, um erfolgreich zu sein, dieselben         men. Da der Anteil Älterer wächst, steigt die
er den Forschenden gute                            günstigen Rahmenbedingungen. Das heisst :       Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Zu­
Rahmenbedingungen und damit                        wenig Steuerung, geringe Regulierungs­          dem ist mit der Life-Science-Industrie auch
in der internationalen Zusam-                      dichte, gesunden Wettbewerb, gute Infra­        die wichtigste Schweizer Exportbranche in
menarbeit bestmögliche Unterstüt­-                 strukturen und kluge Investitionen. Dies        der Gesundheitswirtschaft tätig und bietet
zung ermöglichen.                                  muss durch die entsprechende Politik aus­       ebenfalls hochstehende Arbeitsplätze an.
                                                   gestaltet werden.
                                                                                                   Welchen Beitrag leisten die Unikliniken an
                                                   Betroffen davon ist auch das Gesundheits­       die Innovationskraft des Landes ?
                                                   wesen – insbesondere die universitären          Innovationen am Markt werden – dies ist
                                                   Zentren als Orte der translationalen            Fakt – primär von den Pharmaunternehmen
                                                   Forschung und der akademisch-klinischen         namentlich mit der Entwicklung von Medi­
                                                   Nachwuchsförderung. Welche Bedeutung            kamenten gemacht. Die Unikliniken sind in
                                                   kommt den Universitätsspitälern zu ?            diesem Kontext wichtige Akteure und mit
                                                   Die Schweizer Universitätsspitäler betreiben    der translationalen Medizin ein zentrales
                                                   eine sehr hochstehende Forschung. Biblio­       Scharnier zwischen Grundlagenforschung
                                                   metrische Analysen zeigen in den letzten        und angewandter Forschung. Daher hat der
                                                   15 Jahren eine starke Impact-Steigerung         Bund auch das nationale Netzwerk Swiss
                                                   schweizerischer Publikationen im For­           Clinical Trial Organisation eingerichtet, das
                                                   schungsbereich der klinischen Medizin. Die      in Zukunft zentrale Serviceleistungen pa­
                                                   Schweiz gehört diesbezüglich zu den zehn        thologieunspezifisch anbieten soll. Als Bil­
                                                   besten Ländern der Welt. Im WBF unterstüt­      dungs-, Forschungs- und Wirtschaftsminis­
                                                   zen wir im Rahmen der Forschungsförderung       ter ist es mir wichtig hervorzuheben, dass
                                                   insbesondere über den Schweizerischen Na­       die Zusammenarbeit zwischen den Uni-
                                                   tionalfonds (SNF) auch an Universitätsspitä­    spitälern, Hochschulen und der Privatindus­
                                                   lern Forschungsprojekte und Nachwuchsfor­       trie gut strukturiert ist und alle diese Akteu­
                                                   schende – allein im Jahr 2013 in der Höhe       re ein gemeinsames, übergeordnetes Inter­
                                                   von über 20 Mio. CHF. Zu berücksichtigen        esse haben : die Weiterentwicklung der me­
                                                   ist, dass die Universitätsspitäler unter Kan­   dizinischen Erkenntnisse und deren Um-
                                                   tonshoheit stehen und das Gesundheits­          setzung in der klinischen Praxis. Neben der
                                                   wesen auf Bundesebene dem Departement           translationalen Medizin wird derzeit von den
                                                   des Inneren (EDI) zugeordnet ist.               Unikliniken und Hochschulen der Bereich
                                                                                                   «Personalisierte Medizin» intensiv bearbei­
                                                   Das Schweizer Gesundheitswesen ist              tet. Zunehmende Bedeutung erhalten dabei
                                                   ein 68-Mrd.-CHF-Markt, was 2012                 auch die sogenannt seltenen Krankheiten,
                                                   10.9 % des BIP entsprach. Welchen               die über die bessere Verfügbarkeit von
                                                   Stellenwert hat es als Wirtschaftsfaktor ?      personalisierten Daten gezielter untersucht
                                                   Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiges     werden können. Hier erwarte ich in Zukunft
                                                   Standbein unserer Volkswirtschaft. Mit ei­      innovative Tätigkeitsfelder für alle Akteure.

8      Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
WISSENSBERICHT - Universitätsspital Zürich
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

                                                             Johann N. Schneider-Ammann
                                                             wurde 2010 zum Bundesrat gewählt. Vor der
                                                             Übernahme seiner Position als Vorsteher
                                                             des Eidgenössischen Departements für Wirt­-
                                                             schaft, Bildung und Forschung (WBF) am
                                                             1. November 2010 gehörte er während elf
                                                             Jahren als Mitglied der FDP dem National­­-
                                                             rat an. Während dieser Zeit war er Mitglied
                                                             der Kommission für Wirtschaft und Ab­-
                                                             gaben. Bundesrat Schneider-Ammann wurde
                                                             1952 geboren und ist Elektroingenieur
                                                             (Dipl. El.-Ing. ETH). Vor seiner Wahl in den
                                                             Bundesrat war er Präsident des Verwaltungs­
                                                             rats und Vorsitzender der Ammann Group.
                                                             Johann N. Schneider-Ammann ist verheiratet
                                                             und Vater zweier erwachsener Kinder.

Die Förderung erfolgt durch Private und         steht, dass der internationale Austausch         terplan Bildung Pflegeberufe um mit dem
den Bund. Basierend auf dem Forschungs-         ein Eckpfeiler für den Erfolg ist.               Ziel, die inländischen Ausbildungsabschlüs­
und Innovationsförderungsgesetz (FIFG)          Wie setzen Sie diese wichtige Vision um ?        se zu erhöhen und damit die Gesundheits­
steuert der Bund jährlich 5 – 6 Mrd. bei.       Die Qualität der Bildung und Forschung lebt      versorgung sicherzustellen. Wir schreiben
Braucht es mehr öffentliche Gelder ?            von der internationalen Zusammenarbeit.          derzeit an der Botschaft zum neuen Ge­
Die Schweiz wendet gut 3 % des Brutto-          Das gilt für ein kleines Land wie die Schweiz    sundheitsberufegesetz. Und im Rahmen der
inlandprodukts für F&E-Investitionen auf,       ganz besonders. Unsere Strategie ist ent­        neuen Schweizerischen Hochschulkonfe­
das waren im Jahr 2012 beispielsweise gut       sprechend ausgerichtet : Der internationale      renz erarbeiten wir, wie das Thema Konso­
18 Milliarden Franken. 70 % davon stam­         Rahmen ist für die Schweizer Forschung           lidierung und Ausbau von Lehre und For­
men von privaten Unternehmen. Der Bund          einerseits dort unabdingbar, wo eine kriti­      schung der Humanmedizin schwerpunkt­
investiert jährlich etwa 5 Milliarden Franken   sche nationale Grösse in der bereitzustel­       mässig in die Botschaft zur Förderung von
in die Förderung von Forschung und Innova­      lenden Infrastruktur überschritten wird.         Bildung, Forschung und Innovation in den
tion, hauptsächlich über den ETH-Bereich,       Etwa in den Bereichen Weltraum, Astrono­         Jahren 2017–2020 aufgenommen werden
die Beteiligung an internationalen For­         mie, Hochenergie- und Teilchenphysik oder        kann.
schungsprogrammen, sowie über seine bei­        Kernfusion. Die Chancen der grenzüber­
den wichtigsten Förderorgane SNF und KTI.       schreitenden Zusammenarbeit sind ander­          Wie sieht es im Nachgang der Massen­
SNF und KTI zusammen machen in der lau­         seits im Kontext mit Fragestellungen zu          einwanderungsinitiative mit den internatio­
fenden Förderperiode über eine Milliarde        nutzen, die im Gefolge der vorwärtsschrei­       nalen Forschungsrahmen­programmen aus ?
Franken pro Jahr aus. Die Frage, ob diese       tenden Globalisierung die nationalstaatliche     Die EU hat ihre Spielregeln, und dass zu die­
eingesetzten Mittel «viel» oder «wenig»         Dimension übersteigen und nur mit gemein­        sen sehr prominent die Personenfreizügig­
sind, kann nur im internationalen Vergleich     samen internationalen Programmen wir­            keit zählt, das haben wir vor dem 9. Februar
beantwortet werden. In absoluten Zahlen ist     kungsvoll angepackt werden können. In            2014 gewusst. Deswegen sollten wir uns
eine kleine Schweiz nicht mit anderen gros­     beiden Fällen stärken diese Kooperationen        glücklich schätzen, dass wir zumindest bis
sen Forschungsnationen wie den USA, oder        die wissenschaftliche und industrielle Kon­      Ende 2016 an «Horizon 2020» teilassoziiert
Deutschland vergleichbar. Für mich steht        kurrenzfähigkeit der Schweiz, gleichzeitig       sind. Was danach geschieht, wissen wir jetzt
aber die Leistungsfähigkeit im Vordergrund,     werden Ressourcen effizient genutzt.             noch nicht. Aber ich hoffe natürlich auf eine
wo wir uns nicht zu verstecken brauchen.                                                         vollständige Assoziierung. Falls wir diese
Die Rankings und Scoreboards attestieren        Ein Thema im gesamten Gesundheitssek­            nicht erreichen, müssen und werden wir na­
uns eine ausgesprochen hohe Leistungsfä­        tor ist der Fachkräftemangel. Wie will           tionale Massnahmen ergreifen, um unseren
higkeit.                                        der Bundesrat dieses Problem angehen ?           Forschenden in der europäischen Zusam­
                                                Wir gehen den Fachkräftemangel bereits           menarbeit bestmögliche Unterstützung zu
In der Botschaft zur Förderung von Bildung,     auf verschiedenen Ebenen an : Zusammen           bieten. Doch ein vollständiger Ersatz für die
Forschung und Innovation 2013 – 2016            mit unseren Partnern setzen wir den Mas­         Champions League wäre das leider nicht.

                                                                                          Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich       9
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

«Beide profitieren –
der Mentor und der Fellow»
Professorin Hedvig Hricak ist eine                  Prof. Hricak, Sie leiten ein grosses Fel-      geworden. Das Engagement der Schweizer
international führende Kapazität in der             lowship-Programm. Was motiviert Sie ?          Chefärzte für Qualität, Produktivität und
Radiologie – sowohl als Wissen-                     Während meiner Karriere war ich stets da­      klinische Exzellenz ist dabei beispielhaft.
schaftlerin als auch als akademische                von überzeugt, dass Ausbildung und Be­         Das Ausbildungsniveau der Schweizer Assi-
                                                    treuung des Nachwuchses wichtige Ele­          stenzärzte zählt daher meiner Meinung
Lehrerin. Sie leitet eines der erfolg­
                                                    mente für unser Fachgebiet sind. Daher         nach zu den höchsten der Welt.
reichsten Fellowship-Programme                      habe ich mich seit meinen Anfängen als As­
in den USA. Laut ihr fördern diese                  sistant Professor an der UCSF und während      Welche Beziehung haben Sie zum
Stipendien die Forschungskompe­                     meiner aktuellen Tätigkeit am Memorial         UniversitätsSpital Zürich ?
tenzen und die klinischen Fähig-                    Sloan-Kettering Cancer Center immer an         Einer der ersten Fellows aus der Schweiz,
keiten junger Ärzte. Sie ist überzeugt,             Fellowship-Programmen beteiligt. Wenn ich      mit dem ich Kontakt hatte, war Professor
dass solche Programme allen                         Zeit habe, übernehme ich die Mentorenrolle     Gustav von Schulthess. Als Mentorin und
gleichermassen zugutekommen –                       auch heute noch. Andernfalls beauftrage        Ausbilderin hat man ja die Möglichkeit, Be­
                                                    ich erfahrene Mentoren. Ausserdem über­        ziehungen zu seinen Mentees aufzubauen,
den Mentoren und den Fellows.
                                                    wache ich den Fortschritt aller Fellows. So    die ein Leben lang halten. Über Gustav von
                                                    treffe ich mich regelmässig mit ihnen. Aka­    Schulthess habe ich weitere Fakultätsmit­
                                                    demischer Fortschritt ist messbar mittels      glieder der Universität Zürich kennenge­
                                                    Publikationen und – bei einigen Fellows – in   lernt, unter anderem Professor Jürg Hodler.
                                                    Grants, also in Fördermitteln. Mentees ge­     So wächst unsere akademische Familie in
                                                    ben uns viel zurück, sie vermitteln uns neue   der Welt der Radiologie immer weiter.
                                                    Perspektiven und stellen unser «Altherge­
                                                    brachtes» in Frage. Ihr unabhängiges krea­     Was würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrung
                                                    tives Denken eröffnet neue Perspektiven,       jemandem empfehlen, der eine wissen­
                                                    von denen alle profitieren. Fellows lernen     schaftliche Karriere anstrebt ?
                                                    State-of-the-Art-Radiologie und Methodik;      Ärzte haben die Wahl zwischen einer wis­
                                                    der Mentor lernt, über Grenzen zu denken.      senschaftlichen Karriere und einer rein
                                                                                                   klinischen Tätigkeit. Die Wahl muss zu den
                                                    Woher kommen Ihre Fellows ?                    eigenen Interessen und dem Lebensstil
Hedvig Hricak
                                                    Unser Programm steht weltweit offen. An        passen. Es gibt dafür kein Richtig oder
leitet seit 1999 die Radiologie am
Memorial Sloan-Kettering Cancer                     der UCSF waren die meisten Fellows aus         Falsch. Wichtig ist es, dass man Leiden­
Center. Sie studierte bis 1970 an der               Asien; in erster Linie aus Japan, China und    schaft für das mitbringt, was man tut. Wer
Universität Zagreb. Ihre Facharzt-                  Korea; hier in New York dagegen kommen         sich für die Welt der Forschung und Lehre
ausbildung in Radiologie absolvierte
sie in den USA. Es folgte ein
                                                    viele aus Europa und einige aus Australien     entscheidet, sollte keine Schuldgefühle ha­
Fellowship im Henry Ford Hospital                   und Asien. Seit 1982 hatten wir eine Reihe     ben, weil er so viele Überstunden macht, um
in Detroit. 1982 wechselte sie                      von Schweizer Fellows und ich habe einige      akademische Ziele zu verfolgen. Und wer
als Professorin zur University of
                                                    als Mentorin betreut. Alle verfügten über      einen nicht-akademischen Weg einschlägt,
California, San Francisco (UCSF).
Hedvig Hricak war unter anderem                     eine hervorragende Fachkompetenz, waren        sollte sich ebenso wenig schuldig fühlen.
Präsidentin der California Academy                  sehr motiviert und hatten grosses Interes­     Jeder hat seine Rolle, und alle Rollen sind
of Medicine und der Radiological
                                                    se, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.     gleichermassen wichtig.
Society of North America (RSNA).
Sie ist Ehrenmitglied von 17 ra-
diologischen Gesellschaften welt-                   Wie erleben Sie das Schweizer Niveau ?
weit und wurde mit zahlreichen                      Das Schweizer Gesundheitssystem hat be­
Preisen geehrt, darunter die
Schinz-Medaille der Schweizer                       kanntermassen einen ausgezeichneten Ruf
Radiologiegesellschaft.                             – dem sind alle Fellows mehr als gerecht

10      Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
Schwerpunkt Internationale Beziehungen

«Internationaler Austausch
stärkt Wissen»
Val M. Runge ist amerikanischer            Professor Runge, Sie sind seit 2013               Worin bestehen Ihre Aufgaben im USZ ?
Radiologieprofessor, ein Pionier in        Gastprofessor am USZ. Wie kam das ?               Ich unterstütze die Institute für Radiologie
der Magnetresonanztomografie               Ich habe Professor Hodler und seine Mitar­        und Neuroradiologie nach besten Kräften –
sowie Chefredaktor der Fachzeitschrift     beiter während meiner wissenschaftlichen          dies in Klinik, Lehre und Forschung. Seit ich
                                           Laufbahn in den Staaten kennengelernt.            hier bin, habe ich an etwa 20 Kongressen
«Investigative Radiology». Er ist über-
                                           Damals war er noch an der orthopädischen          Vorträge gehalten, neun Publikationen ver­
zeugt, dass internationale Beziehungen     Uniklinik in Zürich tätig. Als Radiologe war      öffentlicht, zwei Preise für unsere Studien
der Schüssel zum Fortschritt der           ich sehr aktiv und pflege viele internationale    erhalten und zwei Bücher herausgegeben.
Medizin sind. Zurzeit ist er Gastprofes­   Beziehungen. Radiologie ist bis heute meine       Zudem arbeite ich an mehreren Forschungs­
sor am UniversitätsSpital Zürich.          Leidenschaft, schliesslich arbeite ich schon      projekten. Meine Zeit hier ist sehr produktiv.
                                           über 30 Jahre in diesem Fachgebiet.               Ich mag übrigens auch das Land sehr, trotz
                                                                                             fehlender Zeit, um alles zu besuchen. Nach
                                           Warum haben Sie gerade Zürich gewählt ?           der Gastprofessur entscheide ich mich, wo
                                           Ich hatte in den USA einen Lehrstuhl für          ich künftig arbeiten werde – wieder in den
                                           Radiologie, doch der finanzielle Druck ver­       USA oder hier in Europa.
                                           unmöglichte jede medizinische Weiterent­
                                           wicklung und wirkte sich negativ auf Quali­       Haben die Erfahrungen in Zürich einen
                                           tät und Forschung aus. Deshalb entschied          Einfluss auf Ihre Arbeit ?
                                           ich mich, eine neue Herausforderung zu su­        Wir haben gerade eine Zürcher Sonderaus­
                                           chen. Aufgrund meines Leistungsausweises          gabe von «Investigative Radiology» heraus­
                                           konnte ich schliesslich zwischen den tech­        gegeben. Seit 1994 bin ich Chefredaktor
                                           nologisch fortgeschrittensten Einrichtungen       dieser Fachzeitschrift – eine weitere Lei­
                                           wählen : der Ludwig-Maximilians-Universi­         denschaft von mir. Das Magazin publiziert
                                           tät in München und dem UniversitätsSpital         qualitativ hochstehende Forschungsprojek­
                                           Zürich. Ausschlaggebend für meine Wahl            te. Es ist ein kleines, aber feines Journal.
                                           war, dass das Schweizer Gesundheitssys­           Wir nehmen nur einen von zehn eingereich­
                                           tem in besserem Zustand ist als andere.           ten Artikeln. «Investigative Radiology» ist
                                                                                             die am zweithöchsten bewertete Fachzeit­
Val M. Runge
                                           Hat sich Ihr Eindruck bestätigt ?                 schrift in der diagnostischen Radiologie.
ist US-Amerikaner und Professor für
Radiologie sowie Chefredaktor der
                                           Die akademische Medizin und die Infra­            Zurzeit kommen 5 % der Artikel aus der
Fachzeitschrift «Investigative Radio-      struktur sind ausgezeichnet. Die Neurora­         Schweiz mit einer Akzeptanzrate von 30 %.
logy». Professor Runge forschte            diologie und Radiologie haben hervorragen­
als einer der Ersten über Kontrast­
                                           de Leute, die international anerkannt sind :      Wie beurteilen Sie die Leistungen der
mittel für die Magnetresonanz­-
to­m ografie (MRI). Runge studierte        Spyros Kollias als Neuroradiologe, Hatem          hiesigen Radiologie ?
Chemie und Medizin an der Stan-            Alkadhi als Notfallradiologe und CT-Spezia­       Das Zürcher Institut hat bemerkenswertes
ford University. Im Anschluss folgte
                                           list, Thomas Pfammatter als interventionel­       geleistet. Neue Technologien wie die neues­
seine Weiterbildung in Radiologie
am Vanderbilt University Medical           ler Radiologe, Thomas Frauenfelder als            te Generation des Dual-Energy-CT wurden
Center. Er hatte Führungsposi­t ionen      Thorax-Radiologe, Andreas Boss als uroge­         hier erstmals in Betrieb genommen. Immer
an der Tufts University School of          nitaler Radiologe und Grundlagenforscher          wieder kommen globale Koryphäen. Der in­
Medicine, am Texas A&M Health
Science Center und der University          sowie Gustav Andreisek für den Bewe­              ternationale Kontakt, den man hier hat, ist
of Texas inne. 2011 erhielt er einen       gungsapparat und Schwerpunkt MR. Radio­           fantastisch. Ein anderer Pluspunkt ist, dass
Ruf als Gastprofessor an das Tongji        logie ist eine hochstehende Dienstleistung –      die Institutsleiter ihre Nachwuchsärzte sehr
Medical College in Zentralchina.
                                           besonders im Kontakt mit den zuweisenden          unterstützen. Man tut hier viele richtige Din­
                                           Ärzten. Dies kann man hier gut sehen.             ge mit einer grossen Kompetenz.

                                                                                      Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich   11
Highlights 2014

Highlights 2014

                                                                                            MAI 2014
                                                                                            Neue fokale Therapie bei Prostatakrebs

                                                                                            Ärzte des UniversitätsSpitals Zürich haben
                         FEB. 2014                                                          im Mai erstmals Prostatakrebs mit einer neuen
                                                                                            fokalen Therapie behandelt. Dabei wurden
                         Hepatitis C sexuell übertragbar
                                                                                            Krebszellen mit hochintensivem fokussiertem
                         Die Infektiologen Dr. Roger Kouyos und Prof. Dr. Huldrych          Ultraschall punktgenau erhitzt und zerstört.
                         Günthard konnten in einer vom Schweizerischen                      Die minimalinvasive Methode reduziert
                         Nationalfonds unterstützten Studie bei HIV-Patienten               die Nebenwirkungen radikaler Therapien wie
                         belegen, dass Hepatitis C auch durch sexuelle                      Impotenz oder Urininkontinenz deutlich.
                         Kontakte übertragen wird. Bisher waren die Experten                Das fokale Verfahren eignet sich besonders
                         überzeugt, dass Hepatitis C nur über Blut über­­-                  für frühe Krankheitsstadien und Rezidive.
                         tragen wird, also vor allem durch Bluttransfu­sionen
                         oder durch den Austausch von Drogenspritzen.

                                                          APR. 2014
JAN. 2014                                                 Direktor folgt Ruf an die Charité
Herzrhythmusstörungen                                     und das Deutsche Herzzentrum Berlin                    JUN. 2014
mit weniger Röntgen­                                                                                             Neue Forschungsini­
                                                          Prof. Dr. Volkmar Falk, Direktor der Klinik für        tiative für Glioblastome
strahlen behandeln
                                                          Herz- und Gefässchirurgie, hat im April den Ruf
Das Universitäre Herzzen­trum                             als Ordinarius für Herzchirurgie an der Charité        Die European Organi­-
hat eine neue Technik zur                                 und Leiter des Deutschen Herzzentrums Berlin auf       sation for Research and
Verringerung der Röntgenbe­                               Oktober angenommen. Im August wurde der                Treatment of Cancer
lastung während der                                       bisherige Leitende Arzt Francesco Maisano per          (EORTC) und das Hirn-
Katheterabla­tion etabliert.                              1. Oktober 2014 zu seinem Nachfolger ernannt.          tumorzentrum des
Anstelle der Röntgen                                                                                             UniversitätsSpitals Zürich
durchleuchtungen werden                                                                                          haben zwei Millionen
                                                                                                                 US-Dollar für Unter­such-
Röntgen­bilder während
des Eingriffs gespeichert und           MRZ. 2014                                                                ungen zum Langzeit-
in virtuelle Landkarten                 Universitäres Gesundheitszentrum                                         überleben von Patienten
des Herzens integriert. Zu-             am Flughafen Zürich                                                      mit einem Gliobla-
sammen mit der robo-                                                                                             stom erhalten. Dies ist
                                        Im «The Circle» am Flughafen soll ein universitäres Gesund-              einer der am häufigsten
tischen Katheter­steuerung
                                        heitszentrum entstehen. Das Angebot wird spezialisierte                  auftretenden Hirntumore
ermöglicht dies eine
                                        ambulante Dienstleistungen mit universitärer Ausrichtung um-             und gleichzeitig eine
schonende und strahlen-
                                        fassen, aber auch eine Permanence. Das Gesundheitszen-                   der tödlichsten Krebs­
arme Behandlung von
                                        trum steht den Mitarbeitenden am Flughafen, Reisenden aus der            arten überhaupt.
Herzrhythmus­störungen.
                                        ganzen Welt und Patientinnen und Patienten des USZ offen.

12      Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
Highlights 2014

JUL. 2014
Forschungspreis
Hausarztmedizin für
Medikamentencheckliste

PD Dr. Tanja Krones,                                                                                  DEZ. 2014
Dr. Stefan Neuner-Jehle und                                                                           Erfolgreiches Therapiekonzept
PD Dr. Oliver Senn wurden                                                                             für Glioblastome
mit dem Forschungspreis
                                                                                                      Behandelt man Hirntumorpatien-
des Kollegiums für Hausarzt­
medizin ausgezeichnet. Sie
hatten herausgefunden, dass
                                         SEP. 2014                                                    ten mit einer Kombination von
                                                                                                      Standard-Chemotherapie und
                                         Swiss Quality Award für Team des                             einem innovativen Verfahren, bei
bei älteren Menschen mit                 Instituts für Anästhesiologie                                dem die Tumorzellen wechselnden
verschiedenen Krankheiten
                                                                                                      elektrischen Feldern ausgesetzt
jede 11. Medikamenten-                   Das Team um Dr. Bastian Grande wurde im
                                                                                                      sind, schreitet die Erkrankung lang-
verschreibung überflüssig                September mit dem Swiss Quality Award
                                                                                                      samer voran und die Überlebens-
ist. Dafür hat das Forscher­             in der Kategorie «stationärer Sektor» ausgezeich­
                                                                                                      rate verlängert sich signifikant. Das
team eine Checkliste ent-                net. Die Gruppe hat ein nachhaltiges und inte-
                                                                                                      zeigten erste Daten einer inter­
wickelt, um den Nutzen von               gratives Trainingskonzept entwickelt, das
                                                                                                      nationalen Studie, an der das Krebs­
Medikamenten systema-                    klinische Fertigkeiten mit Verhaltenskompetenzen
                                                                                                      zentrum des UniversitätsSpitals
tisch hinterfragen zu können.            kombiniert. Die Zusammenarbeit im Team ist
                                                                                                      Zürich beteiligt ist.
                                         entscheidend für die Patientensicherheit und die
                                         Zufriedenheit und Ausbildung des Personals.

                AUG. 2014                                                           NOV. 2014
                Universitärer Geriatrie-                                            50 Jahre Transplantation am USZ
                verbund gegründet
                                                                                    Seit einem halben Jahrhundert führt das
                Im August haben die Stadt,                                          UniversitätsSpital Zürich Transplanta-
                die Universität und das Univer­                                     tionen durch. Die Transplantationsmedizin
                sitätsSpital Zürich die Basis                                       hat sich in dieser Zeit rasant entwickelt
                zur Schaffung eines universitären                                   und Organempfänger haben heute eine
                Geriatrieverbunds gelegt. Teil                                      um viele Jahre längere Lebenserwartung.
                dieses Verbunds sind die Klinik                                     Von der Zukunft versprechen sich die
                für Geriatrie am Unispital, die Klinik                              Spezialisten neue Wege gegen die Organ-
                für Akutgeriatrie am Stadtspital                                    abstossung und den Organmangel.
                Waid, das Zentrum für Altersmedi­
                zin der Universität sowie das
                Pflegezentrum Käferberg. Im Fokus
                stehen neue interdisziplinäre
                                                               OKT. 2014
                                                               Vielversprechende Resultate im Kampf
                Behandlungskonzepte sowie die                  gegen Leberkrebs
                geriatrische Lehre und Forschung.
                                                               In einer Studie zeigen Leberchirurgen des Universitäts­
                                                               Spitals Zürich aussichtsreiche Resultate der Opera-
                                                               tionstechnik «ALPPS». Diese macht sich zu Nutze, dass
                                                               der gesunde Teil der Leber im Körper nachwächst,
                                                               wenn man die Blutzufuhr zum kranken Teil unterbindet.
                                                               Von der Technik profitieren insbesondere Patienten,
                                                               deren Lebertumore weit fortgeschritten sind.

                                                                                        Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich     13
Wissensvermittlung
Das UniversitätsSpital Zürich hat
einen umfassenden Ausbil-
dungs­auftrag, daher wird der Aus-,
Fort- und Weiterbildung ein
besonderer Stellenwert eingeräumt.
Das Spital ist somit nicht nur
Ort des Behandelns, sondern auch
ein Ort des Lehrens und des
Lernens. Dies fordert und bereichert
zugleich. Die entstehende Dynamik
ermöglicht einen umfassenden
Umgang mit Wissen, in dem dieses
stetig weiterentwickelt, weiter-
gegeben und hinterfragt wird. Das
strategische Wissensmanagement
kommt so direkt der Patienten-
behandlung zugute.

Zum Bild
Am USZ befindet sich das grösste Zentrum für Brand-
verletzte der Schweiz. Es verfügt über einem Raum
mit Badewanne und hydraulischem Patientenlift für die
Wundreinigung unter sterilen Bedingungen und einem
speziell ausgerüsteten Operationssaal. Behandelt werden
vor allem Menschen mit Verbrennungsverletzungen,
Verbrühungen, Rauchgasvergiftungen und chemische
Hautschädigungen sowie Erfrierungen. Spezialisierte
Ärzte, Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten, Ergo­
therapeuten, Psychologen, Ernährungsberater und
Sozialarbeiter arbeiten Hand in Hand für eine bestmögli-
che Versorgung dieser Patientinnen und Patienten.
Wissensvermittlung

Wir suchen Leader, die die
Medizin von morgen prägen !
Im Jahr 2014 haben sieben neue                      In einem Universitätsspital, in dem medizini­   zu überprüfen und Empfehlungen für die
Klinikdirektorinnen und -direktoren                 sche Dienstleistung, Wissenschaft und For­      Ausgestaltung zu skizzieren. Die Spitallei­
ihre Tätigkeit aufgenommen.                         schung mit höchsten professionellen Stan­       tung ist ex officio in der Kommission vertre­
Dafür durchliefen sie ein komplexes                 dards erbracht werden, kommt der Berufung       ten. Wird ein Lehrstuhl freigegeben, wird
                                                    von neuen Klinik- und Institutsdirektoren       eine Berufungskommission eingesetzt. De­
und mehrjähriges Berufungsver-
                                                    eine besondere Bedeutung zu. Im Fokus           ren erste Aufgabe ist es, die Ausschreibung
fahren.                                             steht dabei das Unternehmensziel «Eine Ge­      zu formulieren und die Kandidatensuche zu
                                                    meinschaft der Besten zu bilden». Gerade        initiieren. Ab diesem Zeitpunkt ist grund­
                                                    bei der Suche nach den neuen Klinik- und        sätzlich eine Direktberufung eines beson­
                                                    Institutsleitungen spielt die Suche nach Ex­    ders geeigneten Kandidaten möglich. Die
                                                    zellenz eine grosse Rolle. Schon Sir William    Regel ist aber ein kompetitives Verfahren.
                                                    Osler, der oft der Vater der modernen Medi­     Die Evaluation der Kandidaten erfolgt meist
                                                    zin genannt wird, wies darauf hin, dass das     an einem Symposium, in Einzelgesprächen,
                                                    Streben nach Exzellenz die ganze Organisa­      durch Assessments und mittels externer
                                                    tion durchdringen muss. Es gibt im Spital       Gutachten. Dann schlägt die Kommission
                                                    eine Abhängigkeit zwischen der Exzellenz        der Universitätsleitung eine «Shortlist» vor.
                                                    von Personen und der Organisation. Es ist
                                                    Aufgabe der Spitalleitung, gute Rahmen-         Fachgebiet prägen können
                                                    bedingungen zu schaffen. Es muss ihr auch       Nach der Kommentierung durch das Deka­
                                                    gelingen, aus dem globalen Angebot an           nat und die Spitaldirektion wird entschie­
                                                    fachlichen und wissenschaftlichen Leadern       den, mit welchem Kandidaten Berufungs­
                                                    den besten oder die beste zu rekrutieren.       verhandlungen aufgenommen werden. Dann
                                                                                                    erfolgt der Ruf – das Angebot der Professur
                                                    Verschiedene Anforderungen                      an den Kandidaten. Im Fokus stehen dabei
                                                    Der Berufungsprozess für Lehrstuhlinhaber       die Qualifikationen; denn der Ruf geht an
                                                    wird von der Medizinischen Fakultät der         denjenigen, der willens und fähig ist, das
                                                    Universität (UZH) geleitet. Dabei entsteht      Fachgebiet in Klinik, Lehre und Forschung
                                                    ein Spannungsfeld von zwei Leitprinzipien :     zu prägen. Der Berufungsprozess erfordert
                                                    Zum einem fokussiert die UZH mit dem An­        sorgfältige Abwägungen und die Abstim­
                                                    spruch an Lehr- und Forschungsleistungen        mung zwischen Interessen. Trotz der Kom­
                                                    auf den akademischen Inhalt. Für das Spital     plexität ist die übliche Berufungsdauer von
Prof. Dr. Jürg Hodler                               mit seinem Versorgungsauftrag stehen kli­       zwei bis drei Jahren zu lang. Dies gilt für die
ist seit 2011 Ärztlicher Direktor
                                                    nische Kompetenzen und Fähigkeiten als          Bewerber und für das Spital, die betroffene
des Spitals. Er ist für die medizini­               Manager und Führungsperson im Zentrum.          Klinik und deren Mi­tarbeiter. Ein langer Pro­
schen Dienstleistungen und die                      Zu Recht wurden diese divergierenden            zess schafft Un­sicherheit und lähmt den Be­
Angebotsstrategie verantwortlich.
                                                    Ansprüche kritisiert. Und doch : ein Medi­      trieb. Aufgabe ist es, Berufungen frühzeitig
Nach seiner Weiterbildung zum
Radiologen am Inselspital Bern und                  zin-Ordinarius muss akademisch-wissen­          zu starten und straff zu leiten, ohne ein­-
am USZ absolvierte er einen                         schaftlich und fachlich-klinisch genügen.       zelne Prozessschritte zu vernachlässigen.
Forschungsaufenthalt an der Univer-
                                                                                                    Die Akademie hat Erfolg, wenn sie internati­
sity of California in San Diego.
Dann wurde er 1992 Leiter und ab                    Zürcher Berufungsverfahren                      onal die besten Bewerber auswählen kann.
2001 Chefarzt der Radiologie                        Die UZH verfügt über eine Lehrstuhlpla­         Wenn wir den Anteil an Schweizern wie
der Uniklinik Balgrist. Seit 2010                   nung. Gilt es einen Lehrstuhl neu zu beset­     auch den Frauenanteil erhöhen wollen,
ist er Direktor des Instituts für
Diagnostische und Interventionelle                  zen, wird eine Strukturkommission beauf­        muss dies über konsequente Nachwuchs­
Radiologie am USZ.                                  tragt, die künftigen Entwicklungsszenarien      förderung erfolgen und nicht über Quoten.

16      Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
Wissensvermittlung

Brücken bauen

Die Abteilung Internationale Bezie-     Internationale Vernetzung ist ein zentrales      und die Hochschul- und Forschungsinstitu­
hungen der Universität Zürich fördert   Anliegen der Universität Zürich (UZH). Die       tionen zu vernetzen. Für die Koordination
internationale Projekte. So werden      Hochschule hat dafür eine Internationalisie­     hat das Staatssekretariat für Bildung, For­
Kooperationen entwickelt, Netzwerke     rungsstrategie entwickelt. Prioritäre The­       schung und Innovation jeweils eine Schwei­
                                        men sind : International House, Internatio­      zer Hochschule als Leading House und eine
gegründet und Forschende und
                                        nale Sichtbarkeit, Mobilität von Nachwuchs       als Associated Leading House bestimmt.
Studierende unterstützt.                und Studierenden (Summer Schools). In            Seit 2008 ist die UZH, Associated Leading
                                        einer weiteren Phase sollen die Themen           House für die bilaterale Zusammenarbeit
                                        strategische Partnerschaften und globale         mit China und seit 2013 für Japan. Sie be­
                                        Verantwortung angegangen werden. Zur             teiligt sich somit am Aufbau wissenschaftli­
                                        strategischen Bearbeitung internationaler        cher Kontakte nicht nur für die UZH, son­
                                        Aktivitäten besteht an der UZH eine Abtei­       dern für alle Schweizer Forschungsinstitut-
                                        lung für internationale Beziehungen. Diese       ionen. Ein weiteres Projekt ist die «Nord-
                                        hat die Internationalisierungsstrategie mit      Süd-Kooperation», die den Wissensaus­
                                        den Fakultäten und Ständen erarbeitet und        tausch und den interkulturellen Dialog mit
                                        plant die Umsetzung. Ein Schwerpunkt liegt       Forschungsinstitutionen in Afrika fördert.
                                        in der Vernetzung und den Mobilitätspro­         Im Rahmen dieser Kooperation arbeitet die
                                        grammen. Die Abteilung unterstützt Studie­       Universität Zürich eng mit der Makerere
                                        rende, die ins Ausland gehen, und ausländi­      University in Uganda zusammen. Neben
                                        sche Studierende, die an die UZH kommen.         Projekten im Bereich Veterinärmedizin geht
                                        Andererseits berät das Abteilungsteam            es um medizinische Forschungsbereiche
                                        Forschende bei internationalen Aktivitäten,      wie beispielsweise die Verbesserung der Tu­
                                        sei es beim Aufbau von Kooperationen oder        berkulosebehandlung bei HIV-Patienten; ein
                                        bei der Betreuung von Gästen. Zur Stärkung       Projekt der Klinik für Infektiologie des Uni­
                                        der internationalen Sichtbarkeit besteht         versitätsSpitals Zürich (USZ). Es bestehen
                                        eine Zusammenarbeit mit den Schweizer            auch Kooperationen mit Partnern in Indien.
                                        Aussenstellen, den swissnex und den Wis­         Lawrence Rajendran – ausserordentlicher
                                        senschaftsräten an den Botschaften.              Professor für das Fach «System- und Zell­
                                            Weiter hat die UZH eine Rolle im Rah­        biologie der Neurodegeneration» – forscht
                                        men der internationalen wissenschaftlichen       seit Jahren mit indischen Kollegen nach
                                        Programme des Bundes inne. Obwohl For­           pflanzlichen Wirkstoffen gegen Alzheimer.
                                        schung an sich immer international ist und       Das Clinical Trial Center arbeitet mit türki­
                                        Forschende weltweite Kontakte pflegen            schen Universitäten und Spitälern zusam­
                                        und zusammenarbeiten, ist dies in gewis­         men. Die Türkei will insbesondere die klini­
Dr. phil Yasmine Inauen                 sen Ländern – insbesondere Europa und            sche Forschung stärken und dabei vom
                                        Nordamerika – einfacher und selbstver­           Forschungsplatz Zürich lernen. Das Clinical
Die Leiterin «UZH International»
ist studierte Germanistin und leitet    ständlicher als in anderen. Daher hat der        Trial Center an UZH und USZ arbeitet bei
seit vielen Jahren die Abteilung        Bund 2008 begonnen, die Beziehungen mit          den Vertragsverhand­lungen eng mit der Ab­
Internationale Beziehungen der Uni-     Ländern mit wissenschaftlichem und tech­         teilung Internatio­nale Beziehungen zusam­
versität Zürich. So ist sie wesen-
tlich an der Entwicklung und            nologischem Entwicklungspotenzial zu in­         men. Die mediz­inische Forschung ist sehr
Umsetzung deren Internationali-         tensivieren. Er fokussiert dabei auf Südafri­    international. Die Abteilung Internationale
sierungsstrategie beteiligt.            ka, China, Indien, Russland, Japan und           Beziehungen unterstützt die Forschenden,
Für weitere Informationen :             Brasilien. Ziel ist es, die Forschungszusam­     wo beson­dere Umstände Support durch die
www.int.uzh.ch                          menarbeit mit diesen Ländern zu fördern          UZH erfordern.

                                                                                  Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich    17
Wissensvermittlung

Master of Advanced Studies
in Cardiovascular Perfusion
Mit einem Masterlehrgang wird                        Ohne Kardiotechniker keine moderne Herz­         Schärli. Darauf abgestützt hat sie zusam­
Kardiotechnikern erstmals                            chirurgie : Sie bedienen die Herzlungen-         men mit dem Herzchirurgen Christoph Stark
eine strukturierte Ausbildung                        maschine, stellen Kunstherzen ein und            und dem damaligen Chefkardiotechniker
in der Schweiz ermöglicht.                           betreuen Kreislaufunterstützungssysteme.         des USZ, Peter Hasenclever, den Lehrplan
                                                     Insgesamt arbeiten 70 Kardiotechniker in         und die Modul-Leitprogramme entwickelt.
                                                     der Schweiz. Sie haben eine enorm wichti­        Die Arbeit im Dreierteam sei sehr effektiv
                                                     ge Funktion in der Herzchirurgie; und doch       gewesen, so konnten sie das Fachliche mit
                                                     gab es für sie bisher keine strukturierte        dem Pädagogischen und dem Wissenschaft­
                                                     Ausbildung. Laut Marianne Schärli wurden         lichen optimal verbinden. «Daraus ist ein
                                                     «sie entweder ausgebildet aus dem Ausland        vielfältiges Studienprogramm entstanden,
                                                     rekrutiert oder in der Praxis angeleitet». Die   das auf Praxiselementen und «Blended Lear­
                                                     Pflege- und Bildungsexpertin ist Studien­        ning» basiert, was eine Kombination zwi­
                                                     gangleiterin des neu konzipierten Master of      schen persönlichem Unterricht und Online­
                                                     Advanced Studies (MAS) in Cardiovascular         schulungen ist», erklärt Marianne Schärli.
                                                     Perfusion, der in Zusammenarbeit zwischen
                                                     der Kalaidos Fachhochschule Schweiz und          Erste Abschlüsse 2016
                                                     dem UniversitätsSpital Zürich entstanden         Der Masterstudiengang in Kardiotechnik
                                                     ist. Die Initiative sei vom Spital ausgegan­     wird in Deutsch angeboten. Er dauert drei
                                                     gen : «Das USZ wollte seine Ausbildungs­         Jahre und kostet rund 50’000 CHF, wobei
                                                     verantwortung wahrnehmen und einen               viele Spitäler einen Teil der Kosten überneh­
                                                     Qualitätsstandard etablieren und damit die       men. Anfangen kann nur, wer einen Praxis­
                                                     Patientensicherheit erhöhen». Eine grosse        ausbildungsplatz vorweisen kann. Das Stu­
                                                     Rolle habe die Zunahme der Aufgaben in der       dium umfasst zwei Praxismodule, neun the­
                                                     Kardiotechnik gespielt, was vor allem durch      oriebasierte Module und drei Module für die
Marianne Schärli                                     die Weiterentwicklung der Herzchirurgie          Masterarbeit. Die Dozenten sind Fach-
MScN, ist ausgebildete Pflegefach­                   geprägt ist. Während es früher hauptsäch­        experten aus der Praxis oder aus den Na­
frau mit Zusatzausbildung in
Intensivpflege. Sie bildete sich zur                 lich um Standardoperationen mit Herzlun­         turwissenschaften. «Im August 2012 haben
Praxisausbildnerin und diplo­-                       genmaschinen ging, sind heute komplexe           wir bereits begonnen, die ersten Studieren­
mierten Lehrerin weiter und                          Hybrid- oder Roboteroperationsverfahren          den zu rekrutieren, und parallel dazu die
arbeitete während zehn Jahren an
der Höheren Fachschule für Pflege                    und die Betreuung von Kunstherzen an der         Strukturen für den Studiengang aufgebaut»,
in Aarau. Zeitgleich erlangte                        Tagesordnung.                                    sagt die Bildungs- und Pflegeexpertin. Eine
sie die Berufsmatura und studier-                                                                     Herausforderung sei die Zusammenarbeit
te anschliessend Pflege an der
Kalaidos Fachhochschule in Zürich.
                                                     Praxisnaher Studiengang                          mit der Praxis gewesen, da der Master­
Sie schloss mit dem Master of                        Der erste Studiengang «MAS in Cardiovas­         studiengang auf Praxisausbildungsplätze
Science ab. Seither arbeitet                         cular Perfusion» startete 2013 mit sieben        angewiesen ist, was mit Kosten verbunden
sie teilzeitlich als fachführende Pfle­
                                                     Studierenden. Laut Marianne Schärli bietet       ist. Inzwischen wird der Studiengang aber
geexpertin im Medizinbereich
Trauma-Derma-Rheuma-Plastische                       die deutsche Akademie für Kardiotechnik          von den Schweizer Gesellschaften für Herz­
Chirurgie und Notfall am                             seit 25 Jahren einen Ausbildungsgang. «Für       chirurgie und Perfusionstechniken unter­
Univer­s itätsSpital Zürich. Zudem
                                                     die Konzipierung des Schweizer Studien­          stützt. Damit verbunden, werden die ver­
ist sie seit 2012 Leiterin des
Studiengangs «MAS in Cardiovas-                      gangs haben wir daher eng mit den deut­          schiedenen herzchirurgischen Kliniken
cular Perfusion». Sie hat den                        schen Kolleginnen und Kollegen zusammen­         neue Ausbildungsplätze anbieten. Laut Ma­
Studiengang konzipiert und leitet                    gearbeitet, aber den Studiengang auf die         rianne Schärli werden die ersten Absolven­
diesen seither. Die 49-Jährige
ist verheiratet und Mutter zweier                    Schweizer Fachhochschul- und Berufsver­          ten das Studium «Master in Cardiovascular
erwachsener Kinder.                                  hältnisse angepasst konzipiert», sagt Frau       Perfusion» im Jahr 2016 abschliessen.

18       Wissensbericht 2014 | UniversitätsSpital Zürich
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