ZNSZNS - Zahnärztliche Nachrichten Schwaben

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ZNSZNS - Zahnärztliche Nachrichten Schwaben
ZNS
  Ausgabe 9-17
September 2017   Zahnärztliche Nachrichten Schwaben
                  n 3 Editorial: Die Qual mit der Wahl
                  n 4 Leitartikel: Approbationsordnung – Umsetzung nicht kostenneutral
                  n 5 Leitartikel: Approbationsordnung „reloaded”
                  n 8 Interview: Wie steht es um die elektronische Gesundheitskarte?
                  n 10 Bundesverfassungsgericht stärkt Kammersystem
                  n 11 Google muss nicht löschen
                  n 11 AS-Akademie startet 9. Studiengang
                  n 12 ABZ eG meldet Bilanzgewinn
                  n 14 Fachkräftemangel in Bayern: Es ist 5 vor 12
                  n 15 Dritter Vorsitzender der KZVB gewählt
                  n 17 Mitteilungen des ZBV Schwaben
                  n 22 Referat Fortbildung
                  n 28 Referat Zahnärztliches Personal

                  Herausgeber: Zahnärztlicher Bezirksverband Schwaben, Körperschaft des öffentlichen Rechts
EDITORIAL
                                  Die Qual mit der Wahl
Es ist still im Land. Die Parteien kämpfen                                              sicher eher ein Schreckgespenst denn
im Bundestagswahlkampf mit ihren Gal-                                                   wirkliche Option. Zu glauben, dass die
lionsfiguren um jede Wählerstimme,                                                      Überwindung des dualen Krankenver-
doch das Wahlkampfgetöse lässt den                                                      sicherungssystems mit privater und
Wähler seltsam unberührt. Wenn bereits                                                  gesetzlicher Versicherung zu mehr
alles klar zu sein scheint – und es deutet                                              Gerechtigkeit und Stabilität führen wird,
sich eine weitere Große Koalition an –,                                                 mutet abenteuerlich an. Gleichmacherei
dann sinkt das Interesse des Wählers,                                                   ist das Ende von Wettbewerb und meist
aktiv abzustimmen. Das schlägt sich                                                     auch das Ende von Qualität.
meist in der Wahlbeteiligung nieder.
                                                                                        Hilfreich für die Orientierung ist sicher-
Warum ist es in einer Demokratie                                                        lich der 10-Punkte-Katalog der Bundes-
schwer, die Wähler zu mobilisieren? Es                                                  zahnärztekammer, mit dem sie Forde-
hat sich eine Saturiertheit eingestellt, der                                            rungen an die künftige Bundesregierung
schwer beizukommen ist. An der Analyse                                                  stellt. Die Forderungen zur Zukunftsfä-
des Wählerverhaltens beißen sich die                                                    higkeit des Berufsstandes sind nicht neu,
Politologen regelmäßig die Zähne aus.                                                   indes sie liefern einen guten Überblick
Nie gab es in Europa und Deutschland                                                    und sie basieren auf der politischen
eine so lange Phase des Friedens. Zufrie-                                               Arbeit aus den demokratischen Gremien
den sind wir aber nicht. Das zeigten die                                                und insbesondere der Hauptversamm-
Pegida-Demonstrationen im vergange-                                                     lung der Bundeszahnärztekammer.
nen Jahr. Die Angst vor Terror wächst.                                                  „Unser Gesundheitssystem muss für die
Unkontrollierte Flüchtlingsströme im Land versetzen uns in         nächsten Jahrzehnte so zukunftsfest gemacht werden, damit
Panik, Überregulierung aus Europa lässt uns nach Bestands-         unsere hochwertige zahnmedizinische Versorgung nicht nur
schutz rufen und die Finanzkrise ist uns noch deutlich unange-     Bestand hat, sondern weiter ausgebaut wird“, heißt es dazu
nehm in Erinnerung. Ob uns diese Geschehnisse und die Angst        im Vorwort der zehn gesundheitspolitischen Perspektiven für
vor einem Rechts- oder Linksruck an die Wahlurnen treiben?         die Legislaturperiode 2017 – 2021. Die zehn Forderungen
                                                                   kommen Ihnen sicher bekannt vor:
Demokratie sei die Herrschaft der schlecht oder gar nicht Infor-
mierten, kritisiert der US-Politologe Jason Brennan und fordert    1. Patientenrechte wahren,
in seinem Buch „Gegen Demokratie“, volles Wahlrecht nur            2. Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung schützen,
noch den Gebildeten zukommen zu lassen. Die Begründung
                                                                   3. die zahnärztliche Vergütung an die wirtschaftliche
seines undemokratischen, ja radikalen Ansatzes: „Wähler wis-
                                                                      Entwicklung anpassen,
sen einfach oft nicht, was wirklich gut für sie ist und ob ihre
Wählerstimme wirklich ihren eigenen Interessen dient”, sagte       4. präventive Konzepte in der Mundgesundheit weiter
Brennan im April gegenüber dem Deutschlandradio Kultur. Als           entwickeln,
Beispiel nennt er die Trump-Wähler: „Denen ist wahrscheinlich      5. Fortschritte in der Zahnmedizin auch in der Ausbildung
noch überhaupt nicht bewusst, dass sie sich letztlich in die          verankern;
eigenen Füße geschossen haben.” Auch bei den Brexit-Befür-         6. das duale Krankenversicherungssystem patientenorientiert
wortern sei das deutlich geworden. Diese hätten sich bei ihrer        ausbauen,
Einschätzung der Zahl der Einwanderer um den Faktor sechs          7. bei der zahnärztlichen Versorgung die richtige
geirrt, bei den Kosten für Wohlfahrtsprogramme gar um den             Weichenstellung vornehmen,
Faktor 400. Brennan weiter: „Die Remain-Wähler, also die, die
                                                                   8. die Rahmenbedingungen für Beruf und Umfeld für junge
in der EU bleiben wollten, haben sich zwar auch geirrt bei
                                                                      Zahnärzte verbessern,
gewissen Fakten, aber da war diese Fehlerdiagnose einfach
nicht so hoch. Das heißt, sie waren einfach besser informiert.”    9. das Praxisteam durch attraktive Aus- und Fortbildung
Dem Durchschnittswähler unterstellt Brennan eklatanten                fördern,
Mangel an Wissen: „Ihnen fehlen oft einfach die Fakten…”           10. die Aushöhlung des deutschen Qualitätsniveaus
Abhilfe aus seiner Sicht? „Es geht um einen kulturellen Wan-           verhindern.
del, den wir wirklich einfordern sollten”, betont Brennan. „Der
Wähler wird nicht in irgendeiner Form dazu gebracht, sich          Wer wenig Zeit hat, das Programm der Parteien zu lesen, dem
auch mal über die Gegenseite zu informieren, über die Argu-        sei die Sonderausgabe des Verbands Freier Berufe in Bayern in
mente der Gegenseite.”                                             der BZB-Ausgabe Juli/August nahegelegt. Hier lässt sich im
                                                                   Schnelldurchlauf an fünf Punkten festmachen, wofür welche
Zurück zur Realität und konkret zu dem, was die Heilberufe,        Partei steht.
was die Zahnärzte wollen? Für den Zahnarzt in eigener Praxis
ist die Bürgerversicherung, mit der SPD, Grüne und Die Linke       Anita Wuttke
für die von ihnen beworbene soziale Gerechtigkeit werben,          ZNS-Redaktion

ZNS 9-17
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LEITARTIKEL

                                       Umsetzung nicht kostenneutral
                                   Meinungen zur Approbationsordnung für Zahnärzte –
                                                 Lob und Forderungen
                  Das Bundeskabinett hat endlich die Novelle der zahnärztlichen Approbationsordnung (AppO-Z) beschlossen. Es hat
                  „nur“ 60 Jahre gedauert, bis für die angehenden Zahnärztinnen und Zahnärzte eine AppO-Z geliefert wird, die den
                  aktuellen wissenschaftlichen Anforderungen des Versorgungsgeschehens entsprechen soll. Wie sehen zahnärztliche
                  Verbände und Kammern diese Meldung?

                  Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK)
                  appelliert an den Bundesrat und damit an
                  die Bundesländer, mit einem schnellen
                  Beschluss nun endgültig den Weg für
                  eine moderne Approbationsordnung frei
                  zu machen. „Junge Zahnärzte benötigen
                  wegen der steigenden wissenschaftli-
                  chen Anforderungen der Zahnmedizin
                  eine Approbationsordnung, die diesen
                  Anforderungen gerecht wird. Mit einem
                  60 Jahre alten Auto lässt sich auch kein
                  Formel-Eins-Rennen gewinnen. Die
                  BZÄK hat sich laufend aktiv in die Diskus-
                  sionen eingebracht. Im Interesse unserer
                  Patienten und der nachwachsenden
                  Zahnärztegeneration fordern wir, nun
                  endlich zu einem Abschluss zu kommen,
                  um die qualitativ hochwertige zahnmedi-
                  zinische Versorgung nicht zu gefähr-
                  den“, wird BZÄK-Präsident Dr. Peter           Kostenneutrale Umsetzung der neuen Approbationsordnung für Zahnärzte?
                  Engel in der Pressemeldung der Bundes-
                  zahnärztekammer zitiert.                      an den Universitäten gelegt. „Mit der           und vor allem die finanziellen Mittel
                                                                neuen AppO-Z wird auch die zahnmedi-            dafür zur Verfügung zu stellen. Nur so
                  Hier wie dort herrscht zwar Erleichte-        zinische Ausbildung zu einem modernen           kann eine zukunftsgerechte Ausbildung
                  rung, dennoch wird auch Kritik geübt. So      und innovativen Studiengang, der im             von Zahnärzten in Deutschland er-
                  fordert der Präsident der Vereinigung der     europäischen Vergleich wieder eine Vor-         folgen.“
                  Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und          reiterrolle einnehmen kann. Wir freuen
                  Kieferheilkunde (VHZMK) auch Investi-         uns, dass die meisten unserer Kernforde-        Für die Bayerische Landeszahnärztekam-
                  tionen in die Ausbildung. Er kritisiert,      rungen, wie z.B. die der integrierten kli-      mer ist die Umsetzung zwar ein großer
                  dass der Kabinettsentwurf auch weiter-        nischen Lehre, eine erhöhte Betreuung in        Schritt, sie drängt jedoch ebenfalls auf
                  hin von einer Kostenneutralität ausgehe.      den praktischen Kursen, problemorien-           schnelle Umsetzung. Die Stellungnahme
                  In Der Gelbe Dienst (DGD) wird er zitiert:    tierte Lehrveranstaltungen und ein Kran-        des Präsidenten der Bayerischen Landes-
                  „Die Politik ist wohl der Ansicht, dass die   kenpflegepraktikum in Kombination mit           zahnärztekammer (BLZK), Christian
                  Zahl der Studierenden um 6 Prozent            Famulaturen in Zahnarztpraxen vor oder          Berger: „Als Berufsvertretung sehen wir
                  zurückgeht und dass diese Reduktion           während des Studiums, umgesetzt wur-            uns der Zahnärzteschaft und insbesonde-
                  den gesamten Mehraufwand kompen-              den“, heißt es in der Presseverlautbarung       re auch den künftigen Zahnärztinnen
                  sieren würde. Dies ist völlig unreali-        des BdZM. Darüber hinaus heiße es der           und Zahnärzten verpflichtet. Die bayeri-
                  stisch.“                                      Verband gut, dass es auch weiterhin allen       sche Gesundheits- und Wissenschaftspo-
                                                                zahnmedizinischen Fakultäten möglich            litik steht in der Pflicht, die möglichst
                  Der Bundesverband der Zahnmedizinstu-         bleiben soll, unabhängig von den medizi-        rasche Umsetzung der neuen AppO-Z
                  denten in Deutschland (BdZM) begrüßt          nischen Fakultäten, einen Modellstudi-          zu unterstützen. Eine hochwertige und
                  die Verabschiedung der AppO-Z im Bun-         engang zu etablieren. Von Anfang sei für        qualitätsgesicherte Zahnmedizin erfor-
                  deskabinett, ab jetzt ist es in den Händen    den BdZM außer Frage gestanden, dass            dert einen Ausbildungsstandard nach
                  der Länder, die AppO-Z endgültig zu ver-      eine Novellierung nicht kostenneutral           dem aktuellen Stand der Wissenschaft
                  abschieden und damit den Weg in eine          durchzuführen ist. „Daher fordern wir           und entsprechende Rahmenbedingun-
                  moderne Zahnmedizin frei zu machen.           die Bundeslänger dazu auf, sich der Bun-        gen für die Hochschulen.“
                  Der BdZM sieht die Novellierung der           desregierung anzuschließen und die
                  AppO-Z als unabkömmlich an. Damit sei         zahnärztliche Ausbildung in Deutschland         Redaktion
                  der Grundstein für eine moderne Lehre         mit einer neuen AppO-Z voranzubringen

              4                                                                                                                               ZNS 9-17
LEITARTIKEL
                  Approbationsordnung „reloaded“
   Peter Knüpper liefert Hintergründe zur Neujustierung der Ausbildung
                            in der Zahnmedizin
Am 29. April 2010 beantwortete die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Annette
Widmann-Mauz (MdB), die Anfrage eines Abgeordneten der SPD-Bundestagsfraktion zum Stand der neuen Approba-
tionsordnung für Zahnärzte wie folgt (BT-Drucksache 17/1535): „Das Eckpunktepapier zur Novellierung der Approba-
tionsordnung für Zahnärzte wird vom BMG derzeit erarbeitet. Auf dieser Grundlage sind Gespräche mit den zuständi-
gen Länderministerien und die Einbeziehung der entsprechenden Ländergremien geplant.“

Seitdem sind sieben Jahre ins Land
gegangen. Die 17. Legislaturperiode des
Deutschen Bundestages endete ohne die
im Koalitionsvertrag vereinbarte Novellie-
rung des zahnärztlichen Approbations-
rechts. Bereits im Jahr 2005 war von der
Vereinigung der Hochschullehrer für
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
(VHZMK) der Entwurf einer neuen
Approbationsordnung, der insbesondere
eine engere Anbindung an das Studium
der Medizin beinhaltete, vorgelegt wor-
den. Auslöser waren seinerzeit die Emp-
fehlungen des Wissenschaftsrates zur
„Weiterentwicklung der Zahnmedizin an
den Universitäten in Deutschland“.
Bereits 2005 attestierte der Wissen-
schaftsrat der aus dem Jahre 1955 stam-
menden Prüfungsordnung für Zahnme-
diziner, vulgo: Approbationsordnung,
dass sie der fachlichen Weiterentwick-
lung der Zahnmedizin ebenso wenig
Rechnung trage wie den Anforderungen
an eine moderne und interdisziplinär
ausgerichtete Lehre.                            Grund zur Freude: die neue Approbationsordnung für Zahnärzte ist vom Bundeskabinett abgesegnet.
                                                                                                                                   Foto: Fotolia

Zentrale Defizite sah der Wissenschafts-
rat vor allem in einer zu starken Beto-         hielt seinerzeit eine Neugewichtung der          Ziel der Reformen in der universitären
nung zahntechnischer Lehrinhalte und –          Ausbildungsinhalte im Sinne einer                Zahnmedizin muss nach Einschätzung
auf der anderen Seite – einer Vernachläs-       modernen Zahnmedizin als „Quer-                  des Wissenschaftsrates – die Studie ist
sigung der Prophylaxe, allgemeinmedizi-         schnittsfach für das Kauorgan“ für not-          mittlerweile zwölf Jahre alt(!) – auch eine
nischer Aspekte und wissenschaftlicher          wendig. Eine Forderung lautete: „Der             substanzielle Erhöhung der Qualität in
Inhalte. Dennoch hielt der Wissen-              Allgemeinzahnarzt oder Oralmediziner             Forschung und Lehre sein. Die Basis hier-
schaftsrat am Leitbild der zahnärztlichen       der Zukunft muss in einer synoptischen           für sollte durch eine neue Approbations-
Ausbildung fest, – dem wissenschaftlich         Betrachtungsweise der Erkrankungen               ordnung und eine angepasste Kapazi-
und praktisch in der Zahnmedizin ausge-         des Zahn- und des Zahnhalteapparates             tätsverordnung gelegt werden. Um ent-
bildeten Zahnarzt, „der zur eigenverant-        und in möglichen Therapien zur Wieder-           sprechend bessere Betreuungsrelationen
wortlichen und selbstständigen ärztlichen       herstellung der Präventions- und Funkti-         zu erreichen, müsste allerdings „erheb-
Berufsausübung, zur Weiterbildung und           onsfähigkeit ausgebildet werden“. Die            lich mehr wissenschaftliches Personal
zu ständiger Fortbildung befähigt ist“.         isolierte Vermittlung der Kariologie,            eingestellt werden“. Bereits 2005 war
Berufsfähig, nicht berufsfertig, ja das ist –   Endodontologie, Prothetik, Parodontolo-          der Wissenschaftsrat skeptisch, ob Bund
nach wie vor – Ziel des akademischen Stu-       gie, Kieferorthopädie sowie Mund-, Kie-          und Länder dieser Forderung angesichts
diums. Auch in der Zahnmedizin.                 fer- und Gesichtschirurgie sei nicht mehr        knapper Kassen (mittlerweile kann davon
                                                zeitgemäß, so der Wissenschaftsrat. Das          angesichts sprudelnder Steuereinnah-
n Isolierte Wissensvermitt-                     deckt sich mit der Einschätzung der              men kaum mehr die Rede sein) je begeg-
  lung nicht mehr zeitgemäß                     zahnmedizinischen Fachgesellschaften             nen würden. Stattdessen wurde eine
                                                sowie auch mit den Feststellungen der            Absenkung der Studierendenzahlen in
Der Wissenschaftsrat – und nicht nur er –       zahnärztlichen Berufsorganisationen.             beschränktem Umfang zur Verbesserung

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n Künftige Strukturierung
LEITARTIKEL
                  der Ausbildungssituation ins Gespräch                                                     und bewerten muss. Statt einer isolierten
                  gebracht.                                      der zahnärztlichen                         Vermittlung einzelner Fächer soll Pro-
                                                                 Ausbildung                                 blemlösungskompetenz im Vordergrund
                  n Versorgungspolitische                                                                   stehen.
                    Aspekte treten in den                      Vor diesem Hintergrund hat nun im
                    Vordergrund                                Oktober 2016 das Bundesministerium           Insbesondere an dieser Zielvorstellung
                                                               für Gesundheit (BMG) den längst über-        des Verordnungsgebers entzündete sich
                  Aktuell hat sich der Wissenschaftsrat im     fälligen Referentenentwurf einer Verord-     in den vergangenen Monaten die Kritik
                  Oktober 2016 noch einmal zu den Per-         nung zur Neuregelung der zahnärztli-         aus Wissenschaft und Lehre, aber auch
                  spektiven der Universitätsmedizin geäu-      chen Ausbildung vorgelegt. Inhaltlich soll   von Seiten der zahnärztlichen Berufsver-
                  ßert und seine Forderungen an das            das Studium grundsätzlich umgekrem-          bände. Die Sorge, mit der „Abstufung“
                  Gesundheits- und Wissenschaftssystem         pelt werden. Das beginnt mit einer klaren    der Zahntechnik im Rahmen des Studi-
                  formuliert. Angesichts fundamentaler         Orientierung an der Medizin. Zu Beginn       ums der Zahnmedizin gehe künftigen
                  Herausforderungen durch demografi-           des Studiums ist ein vorklinischer Studi-    Generationen von Zahnärzten eine wich-
                  sche und epidemiologische Veränderun-        enabschnitt von vier Semestern geplant,      tige Kompetenz in Sachen Zahntechnik
                  gen, durch die Auswirkungen der Globa-       der das medizinische und zahnmedizini-       verloren, ist jedoch nicht berechtigt. Das
                  lisierung, zum Beispiel die Ausbreitung      sche Grundlagenwissen über die Körper-       Berufsbild, auch die Berufsausübung des
                  von Epidemien, Umweltrisiken, sucht ori-     funktionen beinhaltet. In diesem Studi-      Zahnarztes werden nicht alleine vom Stu-
                  entierter und anderer gesundheitsschäd-      enabschnitt verläuft das Studium der         dium der Zahnmedizin geprägt. Zusätzli-
                  licher Lebensweisen, seien „Anpassun-        Zahnmedizin parallel zum Studium der         che Kompetenzen und Qualifikationen
                  gen des gesundheits- und wissenschafts-      Medizin. Der darauf folgende klinische       wurden in der Vergangenheit stets und
                  politischen Handelns“ geboten. Zugleich      Studienabschnitt von sechs Semestern         werden auch künftig postgradual erwor-
                  müssten „die Gesundheitssysteme konti-       wird in zwei Teile aufgeteilt. Während im    ben.
                  nuierlich weiterentwickelt, die biomedizi-   fünften und sechsten Semester die Aus-
                  nischen Wissenschaften substanziell          bildung an standardisierten Ausbildungs-     Fort- und Weiterbildung, der Grundsatz
                  unterstützt und die Übertragung von For-     situationen („Phantom“) erfolgt, wird im     des „life-long-learning“ gewährleisten
                  schungsergebnissen in die Versorgung         siebten bis zehnten Semester am Patien-      bereits heute, dass medizinische wie
                  stärker zielgerichtet gesteuert werden“.     ten ausgebildet.                             auch und gerade technologische Innova-
                  Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-,                                                      tionen zeitnah in der Praxis ankommen.
                  Mund- und Kieferkrankheiten (DGZMK)          Neu eingeführt werden die Ausbildung in      Dazu trägt die Digitalisierung einzelner
                  hat in ihrer Stellungnahme zur Positionie-   Erster Hilfe, ein einmonatiger Kranken-      Arbeitsprozesse bei, die ihren Weg aus
                  rung des Wissenschaftsrates angesichts       pflegedienst und eine zweimonatige           dem Labor zurück in die Praxis finden.
                  der Realität an den Hochschulen Zweifel      Famulatur in der zahnärztlichen Praxis.      Ohnehin gilt es festzuhalten, dass viele,
                  geäußert, ob der politische Wille vorhan-    Hier werden die Kammern mit ins Boot         gerade zahntechnische Innovationen im
                  den ist, die vorgeschlagenen strukturel-     genommen, um eine qualifizierte Aus-         Sinne kommunizierender Röhren aus der
                  len Maßnahmen umzusetzen. Insbeson-          wahl der Lehrpraxen zu treffen. Auf die      Praxis heraus auch in der Vergangenheit
                  dere kritisierte die DGZMK, dass die Res-    verschiedenen Studienabschnitte – nach       ihren Weg in Wissenschaft und Lehre
                  sourcen der Universitäten im Bereich der     dem vierten, sechsten und zehnten            fanden.
                  Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in
                                                                                                            n Praxis und Wissenschaft –
                                                               Semester – folgt jeweils eine staatliche
                  den vergangenen Jahrzehnten überpro-         Prüfung.
                  portional stark beschnitten wurden.                                                         kommunizierende Röhren
                  Abteilungen wurden zusammengelegt,           Die Prüfung am Ende des vorklinischen
                  die Zahl der Professuren ist rückläufig.     Studienabschnitts entspricht in Aufbau       Indem der Verordnungsgeber die Emp-
                  „Die zurzeit herrschenden strukturellen      und Inhalt dem bisherigen Ersten             fehlungen des Wissenschaftsrates auf-
                  Rahmenbedingungen geben unseren              Abschnitt der Ärztlichen Prüfung. Der        nimmt, will er die fachliche Weiterent-
                  jungen Mitarbeitern vielerorts nur wenig     schriftliche Teil der ärztlich-zahnärztli-   wicklung der Zahnmedizin zu Prävention,
                  Platz für wissenschaftliche Tätigkeiten,     chen Prüfung findet künftig gemeinsam        Therapie und Erhaltung aller oralen
                  da sie bei allgemein hoher Arbeitsver-       für die Studiengänge Medizin und Zahn-       Strukturen einschließlich der Entwick-
                  dichtung vorrangig in der Lehre und          medizin an einem bundeseinheitlichen         lung neuer Behandlungstechniken und -
                  Krankenversorgung beschäftigt sind“, so      Termin statt.                                formen in die zahnmedizinische Ausbil-
                  die wissenschaftliche Fachgesellschaft.                                                   dung forcieren. Dem veränderten
                  Insofern sei vielen Einrichtungen schon      Neugewichtung der Ausbildungsinhalte         Gesundheitsbewusstsein in der Bevölke-
                  von vornherein die Möglichkeit genom-        Von zentraler Bedeutung: In Zukunft          rung, dem deutlichen Rückgang der
                  men, sich für ein ambitioniertes wissen-     werden die Ausbildungsinhalte des            Kariesprävalenz und der möglichen Zah-
                  schaftliches Programm zu qualifizieren.      Zahnmedizinstudiums neu gewichtet.           nerhaltung bis ins Alter soll Rechnung
                  Chancengleichheit im grundsätzlich           Die Grundlagen der präventiven und           getragen werden. Damit treten versor-
                  begrüßenswerten Wettbewerb sei in            restaurativen Inhalte sollen besser und      gungspolitische Ziele verstärkt in den
                  Bezug auf die Zahnmedizin an den Hoch-       frühzeitiger in die Ausbildung einbezo-      Vordergrund der akademischen Ausbil-
                  schulen nicht gegeben.                       gen werden. Zahntechnische Lehrinhalte       dung. Ob dies noch dem Grundsatz der
                                                               werden dagegen auf die Arbeitsweisen         Freiheit von Forschung und Lehre sowie
                                                               konzentriert, die der Zahnarzt kennen        dem Grundrecht auf freie Wahl des

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LEITARTIKEL
Berufes entspricht, hat der Dekan der
Medizinischen Fakultät an der Mün-
chener Ludwig-Maximilians-Universität
(LMU), Prof. Dr. Reinhard Hickel, im Baye-
rischen Zahnärzteblatt dieser Tage zu
Recht infrage gestellt.

Den Paradigmenwechsel hin zur Präven-
tion haben die zahnärztliche Praxis, wis-
senschaftliche Fachgesellschaften und
Berufsorganisationen, allen voran die
Zahnärztekammern, beginnend mit der
Neubeschreibung einer präventionsori-
entierten Zahn-, Mund- und Kieferheil-
kunde, längst vollzogen. Wenn nun
durch die Angleichung des vorklinischen
Studienabschnitts an die medizinische
Ausbildung, wenn durch mehr medizini-
sche Unterrichtsveranstaltungen im klini-
schen Studienabschnitt Allgemeiner-
krankungen künftig besser in der Zahn-
medizin Ausbildung abgebildet werden
sollen, dann ist dies für die zahnärztliche   Studieninhalte ohne Mehrbelastung für die Haushalte der Bundesländer?        Foto: about pixel
Praxis nichts Neues.

Die Begründung des Verordnungsgebers          täten im Bereich Zahnmedizin und Medi-            n Wie geht es weiter?
für den Entwurf einer neuen Approbati-        zin zu verbessern, wollen sich vor allem
onsordnung klingt also nicht mehr origi-      die Bundesländer die neuen Studienin-             Trotz vieler Vorbehalte haben die zahn-
nell. Zahnmedizin und zahnärztliche Pra-      halte und -strukturen allesamt ohne               ärztlichen Standesorganisationen, der
xis haben längst schon die Erkenntnis         Mehrbelastung für ihre Haushalte „ein-            Medizinische Fakultätentag und die
gewonnen, dass orale Befunde als Früh-,       kaufen“. Um die für notwendig gehalte-            DGZMK den Willen des Verordnungsge-
Leit- und Begleitsymptome Hinweise für        ne Betreuungsrelation im sogenannten              bers, die zahnärztliche Approbationsord-
die Diagnostik und Therapie einer Allge-      Phantomkurs von bisher 1:20 auf 1:15              nung nun endlich ein Stück weit zu
meinerkrankung geben können. Und              Lehrende zu Studierenden und beim                 modernisieren, begrüßt. Ursprünglich
dass umgekehrt allgemeinmedizinische          Unterricht am Patienten von bisher 1:6            sollte die Zustimmung des Bundesrates,
Erkrankungen und deren Therapie Ein-          auf 1:3 Lehrende zu Studierenden zu               also der Bundesländer, bereits im Mai
fluss auf die zahnärztliche Behandlung        erhöhen, soll – so simpel ist das aus Sicht       erfolgen. Dann geriet der Zeitplan wegen
haben. Da hinkt die Beschreibung der          der Politik – einfach die Zahl der Studien-       der parallel verlaufenden Diskussion über
Studieninhalte des Zahnmedizinstudiums        plätze reduziert werden. (Um dann in              den      „Masterplan     Medizinstudium
der zahnärztlichen Realität seit Langem       zehn Jahren lauthals zu beklagen, dass            2020“, wo das Bundesland Baden-Würt-
hinterher. Was will man erwarten, wenn        die Zahl der zahnärztlichen Niederlassun-         temberg überraschend Bedenken hin-
eine Approbationsordnung seit mehr als        gen sinkt?)                                       sichtlich der Finanzierung äußerte, ins
50 Jahren (!) im Kern nicht mehr an den                                                         Stocken. Nachdem allerdings der Medi-
medizinischen Fortschritt angepasst wor-      Auch die erwünschte Stärkung der wis-             zin-Masterplan im April doch noch –
den ist?                                      senschaftlichen Kompetenz bei den Stu-            ohne Aussage zur Finanzierung des
                                              dierenden, beispielsweise bei den                 Reformvorhabens – verabschiedet wer-
Endlich, so könnte man sagen, dämmert         Schwerpunkten Medizinische Biometrie,             den konnte, scheint die Bahn frei für eine
auch der Politik, dass es in der Medizin      Medizinische Informatik, Literaturrecher-         Novellierung der zahnärztlichen Appro-
einen Erkenntnisgewinn gibt, der sich         che und -bewertung und „evidenzbasier-            bationsordnung – nach mehr als einem
gerade in den staatlich vorgegebenen          te Medizin“, die als „Querschnittsbe-             Jahrzehnt zum Teil quälender und nicht
Ausbildungsinhalten eines Studiums nie-       reich“ eingeführt werden soll, wird ohne          nachvollziehbarer Diskussion.
derschlagen sollte. Doch die Freude dar-      zusätzliche Investitionen in die Infrastruk-
über währt nicht lange. Denn die Politik      tur der Hochschulen nicht stattfinden.            Rechtsanwalt Peter Knüpper
hätte diesen Fortschritt im Bereich des       Ohnehin erscheint die von der Politik             Hauptgeschäftsführer der Bayeri-
Studiums gerne zum „Nulltarif“, sprich        postulierte Ausrichtung an der Wissen-            schen Landeszahnärztekammer
kostenneutral.                                schaftlichkeit der künftigen Ausbildung           und Geschäftsführer der Kassen-
                                              fragwürdig, da doch zunehmend versor-             zahnärztlichen Vereinigung Bayerns
n Kunstgriff bei der                          gungspolitische Aspekte in den Vorder-
  Betreuungsrelation                          grund gesetzgeberischen Handels rük-              Mit freundlicher Nachdruckgenehmi-
                                              ken, so spürbar auch beim jetzt vorgeleg-         gung des BDIZ EDI konkret, Ausgabe
Statt die Finanzausstattung der Universi-     ten „Masterplan Medizinstudium 2020“.             2/2017.

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FORUM

                     Vom Pilotprojekt zum Milliardengrab?
                                Wie steht es um die elektronische Gesundheitskarte? –
                                              Interview mit Heise-Online

            Die Geschichte der elektronischen
            Gesundheitskarte (eGK) ist eine unendli-
            che Geschichte von Pleiten, Pech und
            Pannen. Gut unterrichtete Kreise melde-
            ten kürzlich den baldigen Tod des IT-Pro-
            jekts. Ist der Bundestagswahlkampf so
            langweilig, dass man das Milliardenpro-
            jekt still und heimlich beerdigen will?
            Oder ist das Sommerloch so groß, dass
            das Ungeheuer von Loch Ness nicht mehr
            ausreicht, um Schlagzeilen zu produzie-
            ren? Angeblich gibt es Pläne, wonach die
            neue Bundesregierung das Aus des IT-
            Projekts beschließen werde. Bundesge-
            sundheitsminister Hermann Gröhe (CDU)
            dementiert. Doch der Zeitplan gerät mal
            wieder aus den Fugen, denn seine Vorga-
            ben, dass jede Arztpraxis bis 1. Juli 2018
            mit einem Kartenlesegerät beliefert sein
            muss, ist aufgrund von Lieferschwierig-
            keiten nicht zu halten. Die ZNS-Redakti-
            on fragt bei Detlef Borchers, IT-Spezialist
            und Redakteur von Heise-Online, nach.

            Steht die elektronische Gesundheits-
            karte aus Ihrer Sicht vor dem Aus?

            Nein. Die eGK ist von den gesetzlichen
            Kassen ausgegeben, bei fast allen schon
            in der zweiten Generation. Und sie
            bewährt sich durchaus in dem, was die
            Krankenkassen fordern, nämlich den
            Versicherten-Stammdatenabgleich. Der
                                                          Heise-Redakteur Detlef Borchers erklärt aus IT-Sicht die Sache mit der elektronischen Gesundheitskarte.
            Median lag im Pilottest Nordwest (Südost                                                                                                 Foto: privat
            scheiterte) bei 27 Sekunden für den
            Datenabgleich. Das „vor dem Aus” ist          und die haben sich in endlosen Sitzungen             die VPN-Konnektoren auf den Markt
            Wahlkampfgetöse. Wenn überhaupt, ist          kräftig bekriegt. Die IT‘ler in der Gematik,         bringen wollten. Der große Knall fand
            man wieder einmal dabei, die Ausrich-         denen es ja um Fortschritte geht, leiden             2009 statt, als Firmen wie Siemens und
            tung der eGK zu verändern. Sie startete       darunter. Viele sehr gute Leute haben                NCR die Entwicklung von Konnektoren
            unter Ulla Schmidt mit eGK und eRezept.       das Handtuch geworfen – und darunter                 aufgegeben haben.
            Jetzt ist eGK und ePA (elektronische          leidet das „IT-Projekt”.
            Patientenakte) die angesagte Lösung.                                                               Welche Kosten kommen auf eine,
                                                          Inzwischen drängt sich der Vergleich                 sagen wir mal normale Arztpraxis
            Viele Köche verderben ja bekanntlich          mit dem Berliner Flughafen auf. Wie                  auf dem Land zu, wenn sie sich die
            den Brei. Haben zu viele Interessen-          kann es sein, dass es nur eine Firma                 Lesegeräte und VPN-Konnektoren
            gruppen mitspielen wollen und das             gibt, die VPN-Konnektoren liefern                    anschafft?
            IT-Projekt somit ausgebremst?                 kann? Hat die Gematik ihre Hausauf-
                                                          gaben nicht gemacht?                                 „Auf dem Land” wäre generell die Frage,
            Mitspielen wollen ist der falsche Aus-                                                             wie diese Arztpraxis überhaupt an das
            druck. Bei der Projektgesellschaft Gema-      Die Gematik hat das, was „Hausaufga-                 Internet angeschlossen ist. Ich normali-
            tik ist – mit Ausnahme der Patientenor-       ben” sind, sehr ordentlich gemacht, nur              siere hier lieber auf Arztpraxis allgemein.
            ganisationen, also den dauerhaft Betrof-      eben diese Hausaufgaben oftmals und                  Auf eine Arztpraxis kommen Kosten um
            fenen – allen ins Boot geholfen worden        vielmals revidiert. Es gab sechs Firmen,             4500 Euro zu, wobei es Zuschüsse gibt,

        8                                                                                                                                           ZNS 9-17
die quartalsmäßig 'abfallen'. Beispiel:

                                                                                                                                             FORUM
Wer einen Konnektor jetzt bestellt, soll
2620 Euro Zuschuss erhalten, wer das im
2. Quartal 2018 tut, bekommt nur noch
1909 Euro.

Jetzt macht eine Warnung von
Gematik und Krankenkassen die
Runde, dass die eGK der ersten Gene-
ration ab dem 4. Quartal 2017 nicht
mehr in den Praxen eingelesen wer-
den soll. Was bedeutet das für den
Patienten?

Da ist Ärger vorprogrammiert. Auf der
Karte muss ein G2 stehen. Nur diese Kar-
te „beherrscht“ die kryptografischen
Hashes, die für online geschaltete Praxen
erforderlich sind. Die Krypto-Algorithmen
haben eine zeitlich begrenzte Gültigkeit.

Was konkret haben die Versicherten
von einer Karte, wie sie derzeit kon-
zipiert ist?

Die Versicherten haben derzeit nichts von
der Karte. Wie sie konzipiert ist, hat
damit nichts zu tun, sondern es geht viel-
mehr darum, dass nichts außer den für
die Krankenkassen interessanten Stamm-
daten und der Zuzahlungsstatus ge-           Medikamentenplan auf der eGK?                                           Foto: about pixel
speichert sind.

Kritiker haben unter anderem davor
gewarnt, dass die gespeicherten
Daten nicht sicher seien. Wie sieht es       richtigt im Falle…. Den Unsinn mit den       petenz erlebt hat, kann dem nächsten
mit dem Datenschutz aus?                     Notfalldaten lassen wir hier mal beiseite.   Minister nur dazu raten, das Sanktions-
                                                                                          modell des eHealth-Gesetzes schleunigst
Der Datenschutz ist hoch, insbesondere,      Sind wir im internationalen Vergleich        zu überdenken.
weil inzwischen die zweite Generation        in diesem Bereich bereits abgeschla-
der eGK mit den neuesten Vorgaben des        gen?                                         Vielen Dank für Ihre Ausführungen!
BSI (Anm.d.Red.: gemeint ist das Bundes-
amt für Sicherheit in der Informations-      Nein. Ein internationaler Vergleich von      Die Fragen stellte Anita Wuttke.
technik) bei fast allen Krankenkassen        medizinischen Versorgungssystemen ist
ausgegeben wurde. Ein „Bruch” dieser         nach meinem Kenntnisstand seriös nicht
Kryptografie-Vorgaben ist derzeit noch       möglich. Wie wollen Sie Deutschland mit
nicht gemeldet worden.                       Ländern vergleichen, die genau eine
                                                                                           Kein Grund zur Eile
                                             gesetzliche und eine private Krankenkas-
                                                                                           Für Zahnärzte besteht nach wie vor
Welche Bedeutung messen Sie einer            se kennen oder eine einheitliche Bürger-
                                                                                           kein Grund zur Eile, auch wenn der
eGK für Deutschland bei?                     Identifikation, über die Ärzte wie Ver-
                                                                                           Online-Rollout am 1. Juli 2017 begon-
                                             sicherte die Daten erhalten?
                                                                                           nen hat. Wie die KZVB im KZVB-trans-
Die große Bedeutung der eGK liegt für
                                                                                           parent verlauten lässt, gibt es mittler-
die Jüngeren darin, dass sie sich klarma-    Wenn Sie dem Bundesgesundheits-
                                                                                           weile eine Finanzierungsvereinbarung
chen müssen, ob der „zweite Markt” –         minister zur eGK einen guten Rat
                                                                                           zwischen der KZBV und dem GKV-Spit-
mit Apps und Fitness-Armbändern und          geben dürften, wie würde der ausfal-
                                                                                           zenverband. Eine Broschüre der KZBV,
so weiter und so fort – im Rahmen der        len?
                                                                                           die online erhältlich ist, beantwortet
eGK für sie zulässig ist. Für die Älteren
                                                                                           alle Fragen rund um den Online-
sind AMTS (Anm.d.Red.: Arzneimittel-         Der aktuelle Gesundheitsminister be-
                                                                                           Rollout: www.kzbv.de/telematikinfra-
therapiesicherheit), der Medikamentati-      treibt Wahlkampf und deshalb ist jeder
                                                                                           struktur.
onsplan und ihre persönlichen Verfügun-      gute Rat nutzlos. Wer Ulla Schmidt oder
gen wichtig – sprich: wer wird benach-       Philipp Rösler als Höhepunkt der Inkom-

ZNS 9-17
                                                                                                                                         9
FORUM

             Bundesverfassungsgericht stärkt Kammersystem
                                        BLZK begrüßt Entscheidung aus Karlsruhe
             In einer aktuellen Entscheidung (Beschluss vom 12. Juli 2017, 1 BvR 2222/12, 1 BvR 1106/13) stärkt das Bundesver-
             fassungsgericht den Kammern den Rücken. Aus der Sicht des obersten deutschen Gerichts gewährleistet die Pflicht-
             mitgliedschaft im Kammersystem, dass die Betroffenen ihre Interessen einbringen können und fachkundig vertreten
             werden, heißt es in einer Pressemeldung der BLZK.

             Damit sind zwei Unternehmen geschei-
             tert, die Verfassungsbeschwerden gegen
             die Pflichtmitgliedschaft in den Industrie-
             und Handelskammern eingereicht hatten
             – darunter eine Firma aus Memmingen.
             Sie hatten sich in Karlsruhe erfolglos
             dagegen gewehrt, die damit verbunde-
             nen Beiträge zu zahlen. Als Begründung
             gaben sie an, die regionalen Kammern
             (wohlgemerkt: Industrie- und Handels-
             kammern) seien angesichts der europäi-
             schen Einigung und globaler Märkte
             nicht mehr in der Lage, Unternehmensin-
             teressen angemessen zu vertreten.

             Die Beitragspflicht sei nicht zu beanstan-
             den, heißt es in dem an Anfang August
             veröffentlichten Beschluss des Bundes-
             verfassungsgerichts. Damit folgen die
             Richter der Linie früherer Entscheidun-
             gen, zuletzt von 2001. Nach knapp 16
             Jahren haben sie die Organisation in den
             Kammern einer neuen, umfangreichen
             Prüfung unterzogen. Erstmals ging es
             dabei auch um die demokratische Legiti-       wirtschaftliche Selbstverwaltung typi-     mern gelten. „Auch die Zahnärztekam-
             mation. So untersuchten die Richter die       schen Verbindung von Interessenvertre-     mer nimmt ihre Aufgaben auf der
             internen Strukturen und das Wahlverfah-       tung, Förderung und Verwaltungsaufga-      Grundlage gesetzlicher Regelungen im
             ren.                                          ben, heißt es dazu aus der BLZK. „In den   Heilberufe-Kammergesetz wahr. Dazu
             Die Verfassungsrichter argumentieren in       Entscheidungsgründen bestätigt das         zählt die Vertretung der beruflichen
             ihrem aktuellen Beschluss, die Pflichtmit-    Bundesverfassungsgericht ausdrücklich      Belange aller rund 16 000 Zahnärztinnen
             gliedschaft greife zwar in die grundge-       die Bewertung des Gesetzgebers, dass       und Zahnärzten in Bayern ebenso wie die
             setzlich geschützte allgemeine Hand-          private Verbände mit freiwilliger Mit-     Fort- und Weiterbildung, die Mitwirkung
             lungsfreiheit ein. Das sei aber gerechtfer-   gliedschaft nicht in gleichem Maße die     in der öffentlichen Gesundheitspflege
             tigt, wenn damit "die Voraussetzungen         Belange und Interessen aller Betroffenen   und die Berufsaufsicht.“
             dafür geschaffen werden, ein Gesamtin-        ermitteln und vertreten können wie eine
             teresse zu ermitteln, das tatsächlich alle    Körperschaft des öffentlichen Rechts mit   Rechtsanwalt Peter Knüpper, Hauptge-
             Betriebe und Unternehmen berücksich-          Pflichtmitgliedschaft und Pflichtbeiträ-   schäftsführer der BLZK, ergänzt: „Selbst-
             tigt". Das setze voraus, dass abweichen-      gen. Weiter betont das Bundesverfas-       verwaltung ist ein konstitutives Element
             de Interessen oder grundlegende Interes-      sungsgericht, dass der Wert die Kam-       unserer rechtsstaatlichen Ordnung. Sie
             senkonflikte nicht unterschlagen wer-         mern nicht nur auf ihrer Unabhängigkeit    gewährleistet, dass aus Betroffenen
             den. Die Wahl zur Vollversammlung sei         vom Staat, sondern auch auf der breiten    Beteiligte werden, die ihre Angelegen-
             dafür geeignet.                               Informationsbasis beruht, die sich aus     heiten in eigener Verantwortung
                                                           der Pflichtmitgliedschaft ergibt.“         regeln.“ Zu begrüßen sei auch, dass das
             Der Deutsche Industrie- und Handels-                                                     Bundesverfassungsgericht die Rechts-
             kammertag (DIHK) begrüßte die Ent-            In einer ersten Stellungnahme begrüßte     grundlage für die Erhebung von Mit-
             scheidung – ebenso die Bayerische Lan-        der Präsident der Bayerischen Landes-      gliedsbeiträgen im Zusammenhang mit
             deszahnärztekammer.     Die gesetzlich        zahnärztekammer (BLZK), Christian Ber-     der Pflichtmitgliedschaft bestätigt habe.
             festgelegten Aufgaben der Kammern             ger, die Entscheidung, deren zentrale
             entsprächen nach den Feststellungen des       Aussagen auch für die funktionale          Quellen:
             Bundesverfassungsgerichts der für die         Selbstverwaltung der Heilberufekam-        Spiegel-Online, PM der BLZK

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Google muss nicht löschen

                                                                                                                                            FORUM
              Landgericht Augsburg lehnt Klage eines Zahnarztes ab
Das Landgericht Augsburg hat entschieden, dass ein Zahnarzt eine Ein-Punkt-Bewertung seiner Praxis bei der Such-
maschine dulden muss, da es sich um eine Meinungsäußerung handelt.

Anfang 2016 vergab ein Nutzer für die         nun, dass es sich bei der Ein-Stern-         Konzern wurde außerdem darin bestä-
Praxis die niedrigst mögliche Bewertung,      Bewertung, die keine Begründung              tigt, die Nutzerdaten nicht herausgege-
einer von fünf Sternen, woraufhin der         umfasste, um eine zulässige Meinungs-        ben zu haben. Das Urteil ist noch nicht
Zahnarzt Google zur Löschung auffor-          äußerung handele, zudem das Persön-          rechtskräftig.
derte. Auf Googles Weigerung hin reich-       lichkeitsrecht des Zahnarztes nicht ver-
te er Klage ein. Das Landgericht urteilte     letzt werde. Der Suchmaschinen-              Quelle: Augsburger Allgemeine

                 AS-Akademie startet 9. Studiengang
Zahnärzte haben die Zukunft der Selbstverwaltung selbst in der Hand
Seit 18 Jahren bietet die zahnärztliche Selbstverwaltung ein besonderes berufsbegleitendes Fortbildungsangebot für
Zahnärztinnen und Zahnärzte an, die Interesse an der Übernahme von Verantwortung in Gremien der zahnärztlichen
Berufspolitik und Selbstverwaltung haben und sich das notwendige Know-how dafür zulegen wollen.

Derzeit 15 zahnärztliche Körperschaften       Studiengang der AS Akademie. Dieser          Semester sind als Aufbaukurs konzipiert.
unter der Schirmherrschaft von BZÄK           zehnte postgraduale Fortbildungsgang         Hier geht es dann um Praxis- und Quali-
und KZBV tragen die Fortbildungsplatt-        erstreckt sich über zwei Jahre bis Dezem-    tätsmanagement, Gesundheitsökono-
form, mit dem Ziel einer umfassenden          ber 2019. Die Veranstaltungen finden an      mie, Gesundheitssystemforschung, Sozi-
wissenschaftlich und systematisch aus-        insgesamt zehn Wochenenden (jeweils          almedizin, Epidemiologie, europäische
gerichteten Selbstprofessionalisierung        von Donnerstagnachmittag bis Samstag-        Entwicklungen,        Verbandsstrategien,
der Zahnärzteschaft für den Erhalt und        mittag) in Form von Seminarblöcken           Kommunikation sowie Öffentlichkeits-
die Stärkung der Freiheit im Heilberuf.       statt, mit jeweils fünf Terminen in Berlin   und Pressearbeit. Die Soft-skills und
                                              und vor Ort bei den Landeskammern und        die Persönlichkeitsentwicklung werden
n Profundes Wissen –                          KZVen der Trägerkörperschaften. Wis-         ebenfalls fokussiert.
  berufsbegleitend erlernt                    senschaftlicher Leiter der Akademie ist
                                              Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident      Die Studienvermittlung erfolgt unter wis-
Neben der politischen Fortbildung erhal-      der     Bundeszahnärztekammer.         Die   senschaftlicher Leitung von Prof. Dr.
ten die Teilnehmer zudem auch Rüstzeug        Geschäftsführung hat Dipl.-Math. Inna        Christoph Benz, durch hochkarätige
für das betriebswirtschaftliche Manage-       Dabisch, MPH (BZÄK), inne.                   Dozenten aus Politik, Wissenschaft und
ment ihrer Praxis. Zum umfangreichen                                                       Praxis. Die Studiengebühr beträgt 3.900
Themenspektrum der Akademie gehören           n Nur vier Semester –                        Euro. Das zweijährige Curriculum wird
u. a. Recht und Ökonomie des Gesund-           umfassender Stoff                           gemäß        den      Leitsätzen     der
heitswesens und der Zahnarztpraxis,                                                        BZÄK/DGZMK/KZBV zur zahnärztlichen
Gesundheitssystemforschung, Rhetorik,         Die Lehrveranstaltungen werden als Vor-      Fortbildung mit Punkten bewertet. Eine
Öffentlichkeitsarbeit, Diskussionsforen       lesungen, Übungen und Seminare abge-         Anmeldung für den 10. Studiengang ist
zu aktuellen gesundheitspolitischen The-      halten. Die Kurse sind mit rund 20 Teil-     ab sofort möglich.
men mit Entscheidungsträgern. Besuche         nehmern besetzt. Die ersten beiden
bei politischen Institutionen in Berlin und   Semester bilden einen Grundkurs, in          Seit 2011 besteht eine teilweise Anrech-
Brüssel runden ein vielseitiges interdiszi-   dem das Recht der Heilberufe, Grundla-       nungsmöglichkeit des AS-Curriculums
plinäres Studienprogramm ab.                  gen der Freiberuflichkeit, politische Ent-   auf das postgraduale Studium an der
Den 9. Studiengang der Akademie wer-          scheidungsverfahren sowie Grundzüge          APOLLON Hochschule der Gesundheits-
den Ende dieses Jahres 21 zahnärztliche       der Volkswirtschaftslehre angeboten          wirtschaft Bremen zum Master of Health
Kolleginnen und Kollegen mit dem Zerti-       werden. Des Weiteren stehen das Recht        Management sowie im Masterstudien-
fikat „Manager in Health Care Systems“        der GKV, Grundzüge der Gesundheits-          gang „Integrated Practice in Dentistry“
abschließen.                                  und Sozialpolitik, zahnärztliche Selbst-     der Akademie für Zahnärztliche Fortbil-
                                              verwaltung, Meinungsbildung und Ent-         dung in Karlsruhe.
n Jetzt anmelden                              scheidungsverfahren in der Berufspolitik
                                              sowie Grundzüge der Betriebswirtschaft
Am 1. März 2018 beginnt dann der neue         auf dem Lehrplan. Das dritte und vierte      PM der AS-Akademie

ZNS 9-17
                                                                                                                                       11
FORUM

                                           ABZ eG meldet Bilanzgewinn
                      Generalversammlung und Jubiläumsfeier der Genossenschaft
             Vor 25 Jahren wurde die Abrechnungs- und Beratungsgesellschaft für Zahnärzte, eingetragene Genossenschaft (ABZ
             eG), als Reaktion auf das Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) gegründet. Heute präsentiert sich die Genossenschaft als
             wirtschaftlicher Partner der Zahnärztinnen und Zahnärzte. Auf der diesjährigen Generalversammlung in München
             meldete der Vorstandsvorsitzende Dr. Hartmut Ohm den Bilanzgewinn von 1.172.819,15 Euro für das Geschäftsjahr
             2016 (2015: 715.636,27 Euro).

             Für das Jahr 2016 weist die ABZ eG eben-
             so wie im Vorjahr eine deutliche Steige-
             rung des Bilanzgewinns aus: 0,45 Mio.
             Euro mehr als im Jahr 2015. „Das Erlös-
             wachstum im Honorarmanagement für
             kieferorthopädische Praxen in ganz
             Deutschland hat sich auch im Berichts-
             jahr fortgesetzt“, stellte Dr. Ohm in sei-
             nem Rechenschaftsbericht fest. Die
             Gesamteinnahmen des Unternehmens
             konnten um 8 Prozent auf 5,3 Mio. Euro
             gesteigert werden, das Ergebnis der
             gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um
             0,42 Mio. Euro. Entsprechend folgte die
                                                                 Schwaben war stark vertreten bei der diesjährigen Generalversammlung: hier mit dem ehemaligen
             vollbesetzte Generalversammlung der                 KZVB-Justiziar Dr. Christian Freund, ABZ-Vorstand Heinz M. Abler, BLZK-Präsident Christian Berger und
             ABZ eG im Hotel „The Charles“ in Mün-               Aufsichtsrat Dr. Hans Huber aus Illertissen.
             chen am 1. Juli 2017 dem Vorschlag von
             Vorstand und Aufsichtsrat, eine Jubilä-             zusammen. Der relative Anteil des Eigen-            glieder zwei Anteile/Mitglied halten. Bis-
             umsdividende von 7,5 Prozent je                     kapitals am Gesamtkapital lag zum                   herige Mitglieder haben insgesamt 180
             Geschäftsanteil auszuschütten. Dr. Ohm:             Bilanzstichtag bei rd. 57 Prozent.“                 Anteile nachgekauft, was einen Nettozu-
             „Mit diesem guten Ergebnis können wir                                                                   gang an Geschäftsanteilen von 163 auf
             unseren Mitgliedern im Jubiläumsjahr                Zum Bilanzstichtag wies die ABZ eG                  ein Geschäftsguthaben von nun 3,894
             eine besonders attraktive Dividende für             3.257 Mitglieder auf, die 3.894                     Mio. Euro ausmacht. In Zukunft wird sich
             das vergangene Geschäftsjahr zusätzlich             Geschäftsanteile halten. Während die                die ABZ eG laut Dr. Ohm besonders um
             zu einer genossenschaftlichen Rückver-              Mitgliederzahl leicht rückläufig ist (Ver-          die Mitgliedergewinnung kümmern. Die
             gütung ausschütten und unsere Eigenka-              lust von 68 Mitgliedern gegenüber 27                jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte sol-
             pitalbasis für zukünftige Herausforderun-           Neueintritten), ist die Zeichnung von               len noch mehr vom wirtschaftlichen Nut-
             gen stärken. Unser Eigenkapital setzt sich          Anteilen gegenüber dem Vorjahr                      zen der ABZ eG für ihre Mitglieder über-
             jetzt fast hälftig je aus Geschäftsgutha-           gewachsen. Im Schnitt hält jedes Mit-               zeugt werden. Der Appell des Vorstands-
             ben und Rücklagen mit Bilanzgewinn                  glied 1,1 Anteile, während die Neumit-              vorsitzenden: „Um dieses Ziel zu
                                                                                                                     erreichen ist es wichtig, auch die Unter-
                                                                                                                     stützung aus dem Kreis der Mitglieder zu
                                                                                                                     erhalten. Die beste Werbung für die ABZ
                                                                                                                     eG ist die Weiterempfehlung durch unse-
                                                                                                                     re Mitglieder in der Zahnärzteschaft. Dies
                                                                                                                     geschieht noch zu wenig.“

                                                                                                                     Seit Gründung der ABZ eG vor 25 Jahren
                                                                                                                     hat die ABZ eG Geschäftsfelder hinzuge-
                                                                                                                     wonnen. Neben der Datenverarbeitung
                                                                                                                     für die Kassenzahnärztliche Vereinigung
                                                                                                                     Bayerns (KZVB) im Bereich der kieferor-
                                                                                                                     thopädischen Behandlungsfälle bietet
                                                                                                                     die aus 30 Mitarbeitern bestehende
                                                                                                                     Genossenschaft Dienstleistungen in der
                                                                                                                     Praxisberatung – seit 1995 hat sie über
             Verleihung der silbernen Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes an den scheidenden Vorstand der        400 Praxen begleitet -, leistet Unterstüt-
             ABZ eG. Das Bild zeigt (v.l.n.r.) Dr. Alexander Büchel, Vorstandsmitglied des Bayerischen Genossen-
             schaftsverbandes, Dr. Bruno Weber sowie Vorstandsvorsitzender der ABZ eG, Dr. Hartmut Ohm.
                                                                                                                     zung im Bereich des Qualitätsmanage-
                                                                              Bildquelle: Dr E. Heidenreich/ABZ eG   ments für kleines Geld und hat seit 1992

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FORUM
Vorstand und Aufsichtsrat der ABZ eG (v.l.n.r.) Vorstand Heinz M. Abler, Aufsichtsrat Dr. Jens Kober, Vorstandsvorsitzender Dr. Hartmut Ohm, Aufsichtsratsvor-
sitzender Dr. Gerhard Kluge, Aufsichtsrat Dr. Hans Huber sowie Dr. Bruno Weber, der nach 20 Jahren im Vorstand der ABZ eG in den Ruhestand geht.
                                                                                                                                    Bildquelle: Wuttke/ABZ eG

über 10.000 Teilnehmer in Seminaren                   Aufsichtsrats der ABZ eG gewählt. Im
geschult. Auch der Negativtrend im Den-               Vorstand hat sich der langangekündigte
talhandel konnte umgekehrt werden.                    und vorbereitete Wechsel vollzogen. Dr.
Das Handelsgeschäft entwickelt sich seit              Bruno Weber geht in den Ruhestand.
2015 positiv. Das abgewickelte Bestellvo-             Ihm folgt Heinz M. Abler nach, der
lumen stieg 2016 gegenüber dem Vor-                   bereits seit Januar im Vorstand mitarbei-
jahr erneut an und lag bei 3,4 Mio. Euro              tet, um die reibungslose und zukunftssi-
(2015: 3,28 Mio. Euro). Die umfangrei-                chere Übergabe in der Genossenschaft
che Praxisberatung der ABZ eG wird seit               zu gewährleisten. Heinz M. Abler war
2016 durch die neue Struktur mit der                  viele Jahre Vorstandsmitglied der Bank
ABZ BestPraxis GmbH weiter ausgebaut.                 für Ärzte und Freie Berufe AG in Wien
Deren      Geschäftsführer,   Dipl.-Kfm.              und zuvor in verschiedenen Manage-
Michael Kreuzer, ist zudem auch für die               mentfunktionen, u.a. als Generalbevoll-
ABZ eG unmittelbar tätig. 2015 wurde                  mächtigter in der Deutschen Apotheker-
                                                                                                            Dr. Alois Schneck, München, erinnerte an die
die Zertifizierung des ABZ-Qualitätsma-               und Ärztebank e.G., tätig. Er bringt                  Anfänge der ABZ eG.
nagementsystems abgeschlossen. Im                     neben seiner ausgewiesenen Expertise
März 2015 hat die ABZ eG das Zertifikat               im Finanzdienstleistungsgeschäft auch
nach DIN ISO 9001:2008 erhalten.                      eine breite Erfahrung im Gesundheitswe-               Zuwächse kommen für die ABZ eG aus
                                                      sen mit.                                              dem Bereich des KFO-Honorarmanage-
Turnusgemäß stand die Wahl einer der                                                                        ments. „Wir planen hier eine weitere
drei Aufsichtsratspositionen an. Dr. Ger-             Geschäftserwartungen: Die ABZ eG                      Steigerung und müssten damit die 54
hard Kluge stellte sich zur Wiederwahl                erwartet im laufenden Geschäftsjahr sta-              Mio. Euro-Grenze überschreiten“, so die
und wurde einstimmig gewählt. Er wur-                 bile Umsätze. Die Umsätze mit der KZVB                Prognose von Dr. Hartmut Ohm.
de in der anschließenden Aufsichtsrats-               werden entsprechend der steigenden
sitzung wieder zum Vorsitzenden des                   Fallzahlen geringfügig steigen. Größere

                                                                                                             Erratum
                                                                                                             In den ZNS 7/8-2017 ist uns leider ein
                                                                                                             Fehler unterlaufen. Im Beitrag zum Jan
                                                                                                             Lindhe Award für Professor Schwarz
                                                                                                             (Nobelpreis in der Implantologie)
                                                                                                             haben wir fälschlicherweise das falsche
                                                                                                             Foto abgedruckt. Das gezeigte Foto
                                                                                                             gehört zum Beitrag „Keramiken und
                                                                                                             Kunststoffe Ersatz für Metalle“. Wir
                                                                                                             bitten diese Verwechslung zu entschul-
                                                                                                             digen!

Standing Ovations für Dr. Bruno Weber, der über 20 Jahre die Geschicke der ABZ eG als Vorstandsvorsit-       Redaktion
zender und Vorstandsmitglied lenkte.                             Bildquelle: Dr E. Heidenreich/ABZ eG

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FORUM

                     Fachkräftemangel in Bayern: Es ist 5 vor 12
                       Verband Freier Berufe diskutierte mit bayerischen Politikern
                                        vor der Bundestagswahl
             Der Fachkräftemangel ist neben dem EU-Dienstleistungspaket für den Verband Freier Berufe in Bayern (VFB) eines der
             drängenden Probleme – und betrifft nicht nur die Freien Berufe. Auch die Bundesagentur für Arbeit hat den Mangel
             für den Bereich der technischen und Gesundheitsberufe in Deutschland erkannt. Beim diesjährigen parlamentarischen
             Abend des VFB im Bayerischen Hof in München diskutierten Vorstand und Gäste des VFB mit Vertretern von fünf poli-
             tischen Parteien über Lösungsmöglichkeiten. Das Thema hat laut Präsident Michael Schwarz höchste Priorität für die
             Freien Berufe in Bayern.

             VFB-Präsident Michael Schwarz umriss
             die Themen, die die Freien Berufe aktuell
             bedrücken:      Fachkräftemangel,       EU-
             Dienstleistungspaket, mit dem die EU-
             Kommission erneut versucht, die regu-
             lierten Berufe und damit auch die Selbst-
             verwaltungen abzubauen. Das für
             Deutschlands Apotheken existenzbe-
             drohliche Urteil des Europäischen
             Gerichtshofes (EuGH) zu Versandapothe-
             ken gehört ebenso zu den Problemfällen
             für die Freien Berufe wie das Vertragsver-
             letzungsverfahren, mit dem die EU-Kom-
             mission vor dem EuGH versucht, die
             Honorarordnung für Architekten und
             Ingenieure (HOAI) zu kippen. Ziel ist letzt-
             lich das Beseitigen jeglicher Honorarord-      Diskutierten mit beim diesjährigen Parlamentarischen Abend des Verbands Freier Berufe (v.l.n.r.) Daniel
             nungen für Freie Berufe zugunsten              Föst (FDP), Moderator Dr. Thomas Kuhn, Simone Barrientos (DIE LINKE), Katharina Schulze (Bündnis
                                                            90/Die Grünen), Inge Aures (SPD), Dr. Astrid Freudenstein (CSU) und VFB-Präsident Michael Schwarz.
             der Niederlassungsfreiheit innerhalb                                                                               Foto: Nover/Verband Freier Berufe
             Europas.
                                                            gliedstaaten exportiert werden – diese               jedoch alle Fachberufe im Gesundheits-
             Schwarz appellierte an die Repräsentan-        Meinung vertraten fast alle. Einzig Bar-             wesen. „Wie retten Sie uns?“, fragte
             ten der Parteien, Dr. Astrid Freudenstein,     rientos forderte eine Umorientierung:                Moderator Kuhn provokant. Für Dr. Freu-
             MdB, CSU, Inge Aures, MdL, Vizepräsi-          „Wir können nicht Globalisierung wollen              denstein von der CSU liegt das Problem
             dentin des Bayerischen Landtags von der        und die eigenen Pfründe schützen.“                   an falsch verteilten Ärzten. Ihre Partei
             SPD, Katharina Schulze, MdL, Fraktions-        Auch beim Thema Apothekenversand-                    wolle bereits im Studium vorbeugen und
             vorsitzende für Bündnis 90/die Grünen          handel weitgehend Übereinstimmung.                   mit einem Zuwanderungsgesetz gegen-
             im Landtag, Daniel Föst, Generalsekretär       Die CSU will den Versandhandel verbie-               steuern. Die Grünen fordern ein Einwan-
             der FDP Bayern, und Simone Barrientos,         ten, SPD setzt sich für den Erhalt und               derungsgesetz, das vom Asylrecht ent-
             Mitglied im Landesvorstand von DIE LIN-        Stärkung der Strukturen der Apotheken                zerrt werden müsse. „Wir brauchen eine
             KE, sich für diese Themen einzusetzen          in Deutschland ein, lediglich die FDP sieht          geregelte Zuwanderung“, forderte die
             und Stellung zu beziehen, schließlich          darin nicht das größte Problem – sofern              Sozialdemokratin Inge Aures, die auch
             stellten die Freien Berufe mit 253.410         die flächendeckende Versorgung sicher-               die technischen Berufe mit einbezogen
             Selbstständigen nicht nur den stärksten        gestellt sei, so Föst.                               wissen wollte.
             Verband in Bayern dar, sondern bildeten
             mit ihrer Arbeit auch das Rückgrat der         Das meistdiskutierte Thema des Abends:               „Die Freien Berufe müssen gegensteu-
             Gesellschaft. Insgesamt gibt es 882.400        der Fachkräftemangel. Hier war auch                  ern. Der Fachkräftemangel ist kein Phan-
             Erwerbstätige in den Freien Berufen            eine gewisse Ratlosigkeit der Parteienver-           tom, wie es manche Medien gerne
             allein in Bayern. Die Diskussion über die      treter/innen zu erkennen, wie das Pro-               abtun, und auch kein prognostiziertes
             Themen, geführt von Rechtsanwalt Dr.           blem denn angegangen werden sollte.                  Problem in der Zukunft. Er ist bereits Rea-
             Thomas Kuhn, 1. Vizepräsident des VFB,         Dass es ein Problem darstellt, machte                lität“, so VFB-Präsident Michael Schwarz.
             verlief harmonisch und die Diskutanten         VFB-Präsidiumsmitglied Rüdiger von Ese-              „Mit der Digitalisierung allein wird sich
             bekannten sich zum dualen Ausbildungs-         beck, 3. Vorsitzender des bayerischen                dieses Problem nicht lösen lassen!“
             system in Deutschland und zum Erhalt           Landesverbandes der Physiotherapeuten,
             der Selbstverwaltung. Solche Strukturen        deutlich. Er sprach von einer Unterversor-           Anita Wuttke
             müssten gegenüber Europa verteidigt            gung von 16 Prozent allein in seiner
             und im Gegenteil sogar in andere Mit-          Berufsgruppe. Der Mangel beträfe                     Quelle: PM des VFB

        14                                                                                                                                            ZNS 9-17
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