Arbeitgeberverband Gesamtmetall - Geschäftsbericht 2009 /2010 - Arbeitgeberverband ...
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Arbeitgeberverband Gesamtmetall Geschäftsbericht 2009/2010 Berichtszeitraum: 1. Mai 2009 bis 30. April 2010
Dr. Ulrich Brocker Hauptgeschäftsführer Neue Wege – Gemeinsame Verantwortung in der Krise Die Metall- und Elektro-Industrie blickt in mehr- facher Hinsicht auf ein als „historisch“ zu werten- des Berichtsjahr zurück: Historisch ist zunächst der globale Nachfrageeinbruch, der Deutschland 2009 die bisher größte Wirtschaftskrise der Nach- kriegsgeschichte beschert hat. Der konjunkturelle Absturz war fast doppelt so groß wie in allen bishe rigen Rezessionen zusammen und fünfmal so tief wie nach der Ölkrise 1974. Dies traf die stark auf den Weltmarkt ausgerichteten Metall- und Elektro- Unternehmen mit besonderer und kaum vorhersehbarer Wucht: Beinahe über Nacht brachen Aufträge weg, binnen kürzester Zeit wurde die Produktion um Jahre zurückgeworfen. Mag auch der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Ent- wicklung überwunden sein, inzwischen sind sich die Experten einig: Selbst wenn neuerliche Rück- schläge durch die Griechenlandkrise und andere konjunkturelle Risiken ausbleiben, wird es min- destens noch bis 2012 dauern, bis die M+E-Indus- trie den Rückstand aufgeholt haben und wieder auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt sein wird. 3
Historisch ist aber auch die Art und Weise, wie die schaftlichen Krisenmanagements erprobt werden. Auf europäischer Ebene haben wir ebenfalls neue Nicht auf neuen Wegen, aber zumindest im neuen Metall- und Elektro-Industrie auf diese nie dage- Eine klassische Tarifrunde, das war Gesamtmetall Wege eingeschlagen und, zusammen mit dem Gewande präsentieren sich unsere InfoMobile. wesene Krise reagiert hat. An vorderster Stelle und IG Metall rasch klar, würde der Ausnahme- Europäischen Metallgewerkschaftsbund EMB, den Sie wurden aufwendig modernisiert, um auch in sind hier die Unternehmen zu nennen, die in einer situation nicht gerecht; nur durch einen engen Sektoralen Sozialen Dialog für die europäische Zukunft für mehr Nachwuchs in der M+E-Industrie enormen Kraftanstrengung hunderttausende von Schulterschluss zwischen Arbeitgebern, Gewerk- Metall- und Elektro-Industrie ins Leben gerufen. werben zu können. Mag die Wirtschafts- und Fi- Stammarbeitsplätzen über das erste Krisenjahr ge- schaft, Betriebsräten und Politik würde sich die Nun ist dieses Gremium nicht der Ort, um indus- nanzkrise auch in einigen Jahren überwunden sein rettet haben – immer mit dem Ziel, eingespielte Krise überwinden und der Industriestandort triepolitische Vorstöße zu verabreden. Dennoch – die demografische Entwicklung bleibt eine Teams zusammenzuhalten und den Verlust von Deutschland sichern lassen. gibt es eine Vielzahl von Ansatzpunkten für ge- Herausforderung noch für Jahrzehnte. wertvollem Know-how und Erfahrungswissen zu meinsame Initiativen mit den Gewerkschaften. verhindern. Das Krisenpaket vom Februar 2010 spiegelt diesen Auf jeden Fall ist es klug, miteinander im Ge- Nach einem Jahr erfolgreicher Krisenbewältigung Schulterschluss zwischen den Sozialpartnern wi- spräch zu sein – zumal die Grenzen zwischen bleibt zu hoffen, dass wir auch unsere künftigen Diese finanzielle Rosskur hat die M+E-Betriebe bis der: Erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik reinen Arbeitgeber- und Wirtschaftsthemen auf Aufgaben im gleichen sozialpartnerschaftlichen an die Substanz belastet; Reserven und Eigenka- Deutschland gelang noch innerhalb der Friedens- europäischer Ebene immer mehr verschwimmen. Geist meistern können. Die guten bisherigen Er- pital wurden aufgezehrt, Liquidität und Ertrags- pflicht eine Einigung, welche die Betriebe stärkt fahrungen geben uns Anlass zur Zuversicht. lage verschlechterten sich zum Teil drastisch. und zugleich die Arbeitsplätze sicherer macht: Im wahrsten Wortsinn neue Wege ist die Initiative Mehr als 1.700 M+E-Unternehmen mussten im durch ein Moratorium bei den Tabellenentgelten, Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gegangen. vergangenen Jahr Konkurs anmelden, das ist eine eine Vergünstigung der gesetzlichen Kurzarbeit Sie ist zum Jahreswechsel von Köln nach Berlin Zunahme um 68 Prozent. Die Folgen sind drama- und ein neues tarifliches Kurzarbeitsmodell mit umgezogen, um noch näher an den politischen tisch: Nach den bisher vorliegenden Daten ist die Teillohnausgleich. Entscheidern und den Meinungsbildnern zu sein. Metall- und Elektro-Industrie 2009 insgesamt erst- Im zehnten Jahr ihres Bestehens geht sie in der mals in der Nachkriegsgeschichte in die Verlust- Selten wurde ein Tarifvertrag derart in den Medien Hauptstadt mit neuer Geschäftsführung und zone gerutscht. gefeiert wie der in Düsseldorf erzielte Pilotab- neuer PR-Agentur an den Start. Sie will sich künf- schluss. Die Journalisten werteten ihn als klug, tig auf weniger, dafür grundsätzliche Themen Auch den Arbeitnehmern und ihren Familien wur- vorbildlich und mustergültig, bezeichneten ihn als konzentrieren und diesen noch mehr Gehör ver- den zum Teil schmerzhafte Zugeständnisse abver- tarifpolitischen Meilenstein, sogar von einer Zei- schaffen. Dr. Ulrich Brocker langt. Doch der Erfolg ist unübersehbar: Die von tenwende war die Rede. In höchsten Tönen gelobt vielen erwartete Katastrophe auf dem deutschen wurden Mut und Weitblick, Verantwortungsbe- Arbeitsmarkt ist bis jetzt ausgeblieben. wusstsein und Kompromissbereitschaft der Betei- ligten. Während die Produktion im Jahresdurchschnitt 2009 um 23,1 Prozent unter den Vorjahresschnitt Neue Wege – das Motto unseres diesjährigen abstürzte, verringerte sich die jahresdurchschnitt- Geschäftsberichts – sind wir aber nicht nur in der liche Beschäftigung nur leicht um 3,2 Prozent. Tarifpolitik gegangen. Auch in der Sozialpolitik Trotz nie dagewesener Unterauslastung haben die musste Gesamtmetall auf die Krise reagieren. Hier M+E-Betriebe bisher also in einem Umfang Ar- drohte den Unternehmen ein drastischer Anstieg beitsplätze stabilisiert, den niemand für möglich der Beiträge zum Pensionssicherungsverein. gehalten hätte. Insbesondere unserem Einsatz ist es zu verdanken, Die Tarifparteien haben diese Strategie der dass diese Lasten über mehrere Jahre verteilt und Beschäftigungssicherung durch einen nach Form damit eine sonst drohende Verzehnfachung der und Inhalt „historischen“ Tarifabschluss flankiert. Beiträge vermieden werden konnte. Das hat die Damit es so weit kommen konnte, mussten neue M+E-Betriebe in einer schwierigen Situation spür- Wege beschritten und neue Formen des gemein- bar entlastet. 4 5
Inhalt Die Metall- und Elektro-Industrie in Zahlen 2009 Betriebe 23.595 Beschäftigte 3,529 Millionen Auszubildende 195.000 ❚ Vorwort 3 Betriebsgrößenstruktur bis 99 Beschäftigte 72 % ❚ Schlaglichter: Neue Wege 2009/2010 8 100 bis 1.000 Beschäftigte 26 % ❚ Wirtschaftliche Lage 18 über 1.000 Beschäftigte 2 % aller M+E-Betriebe Altersstruktur ❚ Tarifpolitik 28 39 Jahre und jünger 41 % ❚ Bildung und Nachwuchssicherung 38 40-49 Jahre 32 % 50-59 Jahre 23 % ❚ Sozialpolitik 52 60 Jahre und älter 4 % ❚ Internationale Beziehungen 56 Lohn- und Gehaltssumme 147 Milliarden Euro Durchschnittseinkommen 41.616 Euro ❚ Gesetzgebung und Rechtsprechung 64 (Jahresentgelt je Beschäftigten) ❚ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 70 Investitionen 23,8 Milliarden Euro ❚ Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft 82 Umsatz 770 Milliarden Euro ❚ Organisation und Gremien 92 davon Auslandsumsatz 51,1 % Gewinnquote (Nettoumsatzrendite) - 0,2 % Importe*** 293 Milliarden Euro Exporte*** 456 Milliarden Euro Größte Branchen* Maschinenbau (954.839 Beschäftigte) Automobilindustrie (798.044) Metallverarbeitung (525.897) Elektrotechnik (527.743) Feinmechanik, Optik, Uhren (147.062) Tarifabschluss 2010 1. Stufe: Einmalzahlung Mai 2010 und Dezember 2010, je 160 Euro 2. Stufe: 2,7 Prozent ab 1. April 2011 Laufzeit: bis 31. März 2012 Mitgliedsverbände von Gesamtmetall 22 davon ohne Tarifbindung 8 In den Mitgliedsverbänden von Gesamt metall organisierte Unternehmen** mit Tarifbindung 3.800 Betriebe mit 1,7 Mio. Beschäftigten ohne Tarifbindung 2.500 Betriebe mit 0,3 Mio. Beschäftigten Durchschnittswerte 2009, Gesamtmetall-Berechnungen * Die amtliche Statistik wurde umgestellt, daher sind die Werte nur eingeschränkt mit früheren Jahren vergleichbar. ** geschätzt; *** laut Außenhandelsstatistik 6 7
»2009/2010« SCHL AG LICHTER Angesichts eines wirtschaftlichen Einbruchs, der fünfmal so stark war wie nach der Ölkrise 1974, hat die Tarifpoli- tik neue Wege beschritten – und damit die Anstrengun- gen der Unternehmen flankiert, die so viele Arbeitsplätze wie nur möglich gehalten haben. Neue Wege haben wir auch mit der M+E-Ausgleichsvereinigung und der Inter- essenvertretung in Brüssel beschritten.
Neue Wege in der Tarifpolitik Sieg der Vern unft Dietrich Creutzburg, Handelsblatt »Es besteht kein Zweifel, dass es unter den gegebenen Umständen annähernd das beste Ergebnis im Sinne der Beschäftigten ist. Die Metall-Tarifpartner haben damit ein Vertrauens- kapital geschaffen, das es auch über die Krise hinaus zu bewahren gilt. « Tarifabschluss 2010 im Überblick Verschiebbarkeit um 2 Monate 18.2.2010: 1.4.2011 Pilotabschluss 1.3.2010: Inkrafttreten TV ZiA 2,7 % Tabellenerhöhung 160 160 € € 2010 2011 2012 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 1. Stufe: 11 Monate 2. Stufe: 12 Monate Gesamtlaufzeit: 23 Monate Quelle: Gesamtmetall Betriebe in der Krise entlastet Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Ablauf der Ver- In der tiefsten Krise der Nachkriegszeit konnte es neuen Tarifvertrag „Zukunft in Arbeit“ werden die Neue Wege handlungen ist bemerkenswert. Über Wochen hatten keine Tarifrunde nach gewöhnlichem Muster ge- ben. Folgerichtig haben die Tarifvertragsparteien Kosten der Kurzarbeit gesenkt und eine freiwil- lige, bis Mitte 2012 befristete Alternative zur ge- auch die Tarifvertragsparteien in Sondierungsgesprächen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit die Vorarbeit eine Lösung gefunden, die das erfolgreiche ge- meinsame Krisenmanagement der zurückliegen- setzlichen Kurzarbeit geschaffen. Dabei kann die Arbeitszeit bis auf 26 Stunden sinken, die Arbeit- beim Ablauf geleistet; dann einigten sich METALL NRW und die IG Metall NRW bereits in der zweiten Verhandlungsrunde den Monate tarifpolitisch fortsetzt: Zum ersten nehmer erhalten einen Teillohnausgleich.Seite Mal wurden die Entgeltverträge lediglich verlän- XX in Düsseldorf auf den Pilotabschluss – auf friedlichem gert und zum Ausgleich zwei Einmalzahlungen Weg und zehn Wochen vor Auslaufen der Tarifverträge. von je 160 Euro vereinbart. Zum 1. April 2011 Das hat das positive Echo von Unternehmen, Mitarbei- werden die Tabellenentgelte für eine Laufzeit von tern und Öffentlichkeit entscheidend geprägt. 12 Monaten um 2,7 Prozent erhöht. Mit dem Mehr ab Seite 28 10 11
Neue Wege in der Personalpolitik Jobwunder Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin »Es ist eine aus meiner Sicht ausgesprochen vernünftige und weise Entscheidung gewesen, die Verbesserungen der Kurzarbeit einzuführen. Aber sie wären nichts wert gewesen, wenn niemand davon Gebrauch gemacht hätte. « M+E-Konjunkturmotor Der Weg aus der Krise ist noch weit jeweils Niveau im 1. Halbjahr 2008 102,5 +4,5% 123 +22,5% 122 +27% 3.645 +6,9% Index Index So viel ist noch Index Tsd. nötig, um das Niveau des 1. Hj. 2008 Mai 10 zu erreichen März 10 98,1 3.409 F./M. 10 F./M. 10 Verbesserung 100,3 bisher 96,2 2.Vj. 09 Mrz. 09 1.Vj. 09 Tiefstand 88,5 69,5 80,6 jeweils 50 % des Niveaus im 1. Halbjahr 2008 Geschäftsklima Auftragseingang Produktion Beschäftigte Quellen: ifo Institut, Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall 815.000 Arbeitsplätze gesichert Kurzarbeit ist ein unverzichtbarer Baustein der Krisen- Das weltweite Krisenjahr 2009 hat die M+E- Bundesrepublik Deutschland. Tatsächlich haben Unternehmen bewältigung. Doch nur ein Drittel der Stellen wurde Industrie voll getroffen, die Unternehmen muss- ten einen Produktionseinbruch von 23 Prozent die M+E-Unternehmen ihre Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Vorjahr nur um 3,2 Prozent verrin- tragen die durch Arbeitszeitverkürzung gerettet. Die Hauptlast der Beschäftigungssicherung haben die Unternehmen verkraften. Gemessen an dem benötigten Perso- nalbedarf hätten eigentlich 940.000 Mitarbeiter gert. Internationale Beobachter sprachen ange- sichts dieser Zahlen von einem „deutschen Be- Hauptlast selbst getragen, weil sie trotz erheblicher Unteraus- lastung Mitarbeiter hielten, was hohe Produktivitäts- entlassen werden müssen. Doch es kam anders: schäftigungswunder“. Aber mit einem Wunder Die Unternehmen nahmen hohe Kosten in Kauf, hat das nichts zu tun. Es zeigt viel mehr, welche einbußen zur Folge hatte. So sank 2009 die Produktivi- um durch innovative Beschäftigungspolitik und Wege die Unternehmen bereit waren zu gehen, tät je Arbeitsstunde um 11,5 Prozent – Verluste, die die einen eisernen Durchhaltewillen 815.000 der um Arbeitsplätze zu sichern und Fachkräfte im Be- Betriebe bewusst hingenommen haben, um ihre Stamm- gefährdeten Arbeitsplätze zu halten – trotz der trieb zu halten. kräfte zu halten. größten Wirtschaftskrise in der Geschichte der Mehr ab Seite 20 12 13
Neue Wege in der Sozialpolitik Kreative Lösu ng Reinhard Schöttl, Leiter Entgeltabrechnung, Audi AG »Die M+E-Ausgleichsvereinigung hat das Thema Künstlersozialversicherung professionell und kundenorientiert gestaltet und damit unser Ziel, einen arbeitsaufwendigen Prozess zu verschlanken, in vollem Umfang erreicht. « Ausbreitung der Ausgleichsvereinigung In den M+E-Verbänden ... davon in der Ausgleichsvereinigung: insgesamt organisiertes Entgeltvolumen 32,1 Milliarden Euro 80 Milliarden Euro Quelle: Gesamtmetall Ausgleichsvereinigung: Kosten runter, Sicherheit rauf Die gestiegene Zahl von Insolvenzen hat Auswirkungen Alle Unternehmen, die Leistungen eines selbst- gung gegründet, der unsere Mitgliedsverbände Pensions- auf den Pensionssicherungsverein, der die Ansprüche ständigen Künstlers oder Publizisten in Anspruch nehmen, müssen eine Abgabe an die Künstlerso- und deren Mitgliedsunternehmen beitreten kön- nen. Unsere Ausgleichsvereinigung hat am 1. Ok- sicherungs- von Arbeitnehmern aus betrieblichen Versorgungszu- sagen sichert. Wir haben wesentlich dazu beigetra- zialversicherung zahlen. Die Ermittlung der Künst- lersozialabgabe ist komplex, fehleranfällig sowie tober 2009 die Arbeit aufgenommen und stieß bei den Unternehmen von Anfang an auf großes verein: gen, eine drastische Anhebung der Beitragssätze zu verhindern: Mit einem Glättungsverfahren wurde die personal- und verwaltungskostenaufwendig. Ab- gabepflichtige Unternehmen können sich aller- Interesse. Zum Stichtag 30. April 2010 hatte die Ausgleichsvereinigung insgesamt 264 Mitglieder, Belastungen drohende Spitzenbelastung auf mehrere Jahre verteilt. dings zu einer Ausgleichsvereinigung zusammen- davon 252 Unternehmen und 12 Verbände. Dadurch wurde eine sofortige Verzehnfachung des Bei- schließen, was die Verwaltungskosten senkt und gemildert tragssatzes vermieden und die Belastung in einem ver- Rechtssicherheit bietet. Gesamtmetall hat deshalb tretbaren Rahmen gehalten. eine eigene bundesweite M+E-Ausgleichsvereini- Mehr ab Seite 53 14 15
Neue Wege in der europäischen Interessenvertretung Einfluss nehm en Robert Verrue, Generaldirektor Beschäf- tigung, Soziales und Chancengleichheit der Europäischen Kommission »Die europäische M+E-Industrie muss jetzt den Grundstein für den Erhalt der Wettbewerbs- fähigkeit legen. Der formalisierte Soziale Dialog soll dazu das privilegierte Werkzeug sein. Ohne die Einbindung aller Akteure kann diese Heraus- forderung nicht erfolgreich sein. « Abstimmungsprozesse Sektoraler Sozialer Dialog Sektoraler Sozialer Dialog Ausschuss / Steering Group Plenum Hauptgeschäftsführerkonferenz Ad-hoc Working Group Ad-hoc Working Group Education & Training Competitiveness & Employment je nach Inhalt: je nach Inhalt: weitere Arbeitsgruppen und weitere Arbeitsgruppen und Fachgremien der Verbände Fachgremien der Verbände Bildungsausschuss Aussch. für Intern. Sozialpolitik Quelle: Gesamtmetall CEEMET ist Gesprächspartner der EU-Institutionen Grundsätzlich werden im Sektoralen Sozialen Dialog Die mehr als 200.000 europäischen M+E-Unter- gebungsverfahren der Kommission konsultiert Austausch, keine Vereinbarungen über tarifliche Kernthemen wie nehmen treten bei sozialpolitischen Themen künf- tig als eigenständiger Gesprächspartner gegen- wird – und die Stimme der Unternehmen zu den sie betreffenden Themen auch gehört wird. Die keine zum Beispiel Entgelt und Arbeitszeit getroffen. Er dient vorrangig dem Austausch über erfolgreiche Beispiele über Gewerkschaften und den EU-Institutionen auf. Unser Dachverband CEEMET und der Euro- Mitgliedsverbände von CEEMET haben das Man- dat, die Ergebnisse des Sozialdialogs auf natio- Vorgaben sowie dazu, gemeinsame Stellungnahmen, Leitfäden oder Empfehlungen zu erarbeiten. Es ist ausdrücklich päische Metallgewerkschaftsbund EMB haben im naler Ebene mit den Tarifpartnern umzusetzen. Januar 2010 offiziell einen Sektoralen Sozialen Di- Deshalb wollen wir erreichen, dass CEEMET lang- nicht das Ziel des Sozialdialoges, der nationalen Ebene alog aufgenommen und damit ihren Status als fristig alle Dialoge unserer Branchen koordiniert einheitliche Vorgaben zu machen. Die Ergebnisse müs- Gremium in der Arbeit der Europäischen Union und abstimmt. sen den nationalen Sozialpartnern möglichst viel Frei- formalisiert. Dadurch ist sichergestellt, dass CEE- raum für individuelle Lösungen lassen. MET zu sozialpolitischen Initiativen und Gesetz- Mehr ab Seite 57 16 17
Mühsamer Aufstieg WIRTSCHAFTLICHE Die Talfahrt endete im späten Frühjahr 2009 – nicht zuletzt durch Unterstützung der Politik. Seitdem befindet sich die M+E-Indust rie auf dem LAGE Wege der Besserung. Doch um das Vorkrisen- niveau wieder zu erreichen, hätten zu diesem Zeit- punkt Auftragseingang und Produktion zwischen 40 und 50 Prozent zulegen müssen. Am Ende des Berichtszeitraums war davon gerade einmal die Hälfte geschafft. Zwar lassen die Geschäfts- erwartungen hoffen, dass sich die Auf wärtsent- wick lung fortsetzen wird, doch überstanden ist kapital und Liquidität schmelzen. Und sie bekom- Die Metall- und Elektro-Industrie die Krise noch lange nicht. Nach wie vor beurtei- men Schwierigkeiten bei der Finanzierung. erlebte 2009 die schwerste Krise len die Unternehmen ihre Geschäftslage mehr- heitlich negativ, und niemand weiß, ob die Bes- der deutschen Nachkriegszeit. serungen nachhaltig sind (siehe Grafik). Auftragseingang … Die weltweiten Erschütterungen, ausgelöst im Herbst 2008 durch Die Risiken sind groß: Staatliche Programme lau- Die Nachfrage nach M+E-Erzeugnissen hatte ih- den Zusammenbruch der ameri- fen aus, die gestiegene Arbeitslosigkeit und der ren tiefsten Stand im 1. Quartal 2009. Die Bestell- kanischen Bank Lehman Brothers, Einbruch der Gewinne belasten die Konjunktur. eingänge des Auslandes waren gegenüber dem trafen die deutsche Exportwirt- Für die M+E-Unternehmen wird 2010 schwie riger Niveau des ersten Halbjahres 2008 um 40 Prozent schaft und die mit ihr verfloch- werden als 2009, weil ihre Reserven an Eigen- abgestürzt, die der inländischen Kundschaft um tenen Wirtschaftsbereiche mit voller Wucht. Die Nachfrage nach deutschen Erwartungen im Plus – Lage mit Aufwärtstendenz M+E-Industrie Deutschland; saisonbereinigte Entwicklung M+E-Erzeugnissen brach drama- tisch ein und zog die Produk- 50 Geschäftslage tion mit nach unten. Nicht weni- 25 ger dramatisch war der Absturz bei den Gewinnen. Dagegen blieb 0 der Personalabbau – gemessen Geschäftserwartungen am Ausmaß der Produktions- -25 einschränkungen – sehr moderat: Die M+E-Unternehmen haben -50 in beispielloser Weise Arbeits- -75 plätze gesichert. 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Saldo der Firmenmeldungen über gute (+) und schlechte (–) Geschäftslage bzw. günstigere (+) und ungünstigere (–) Geschäftserwartungen; Quelle: ifo Konjunkturtest 18 19
Zügige Nachfragebelebung Produktion zieht mit Auftragseingang (Herkunft); saison- und preisbereinigte Quartalswerte Saison- und kalenderbereinigte Quartalswerte für die M+E-Industrie Indexwerte 2005 = 100 Indexwerte: 2005 = 100 140 120 110 120 Gesamt 100 Inland 100 90 80 Ausland 80 60 70 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt Quelle: Statistisches Bundesamt 30 Prozent. Insgesamt ergab dies einen Rückgang lagen waren im Juli nur noch zu 69 Prozent aus- Abbau am Jahreswechsel statistisch überzeichnet um 35 Prozent. Keine der Branchen der M+E- gelastet – ein historischer Tiefpunkt. Anfang 2008 Beschäftigte in der M+E-Industrie, saisonbereinigte Entwicklung, in Tausend In dus trie blieb von dem Einbruch verschont. Fast waren es noch fast 92 Prozent gewesen. Normal 3.700 Aufbau von Februar 2006 bis Oktober 2008: + 230.000 überall lagen die Orderausfälle zwischen 25 und sind rund 88 Prozent. Etwa zur Jahresmitte setzte Abbau von Oktober 2008 bis März 2010: 3.650 35 Prozent. Im Maschinenbau waren es sogar fast auch hier eine leichte Aufwärtsentwicklung ein. ohne Bruchbereinigung – 246.000 mit Bruchbereinigung ca. – 216.000 50 Prozent. Seit dem 2. Quartal 2009 geht es wie- Bis zum 1. Quartal 2010 konnte die Produktion 3.600 März 2010 gegenüber März 2009 der aufwärts. Bis zum 1. Quartal 2010 hatten die um 8 Prozent hochgefahren werden. Weitere 27 ohne Bruchbereinigung – 5,3 % mit Bruchbereinigung ca. – 4,4 % Bestellungen wieder um knapp 25 Prozent zuge- Prozent sind aber notwendig, um wieder das Vor- 3.550 legt. Dabei war der Zuwachs im Export mit 30 Pro- krisenniveau zu erreichen. Die Entwicklung der 3.500 Geschätzte zent fast doppelt so stark wie im Inland. Von der Branchen war bei der Produktion wesentlich dif- tatsächliche Nachfragebelebung profitierten alle M+E-Bran- ferenzierter als bei der Nachfrage. Während die 3.450 Entwicklung Statistischer chen, wenn auch in unterschiedlicher Stärke. Am Automobilproduktion, begünstigt durch die Ab- Bruch* 3.400 deutlichsten aufwärts ging es in der Autoindus- wrackprämie, schon im Frühjahr 2009 wieder an- * Betriebe, die im Jahresverlauf 2009 die 50-Mitarbeiter-Schwelle unterschritten haben, wurden im Januar 2010 komplett aus der amtlichen Statistik herausgenommen. trie, im Maschinenbau und bei den Herstellern von zog, erreichten die Maschinenbauer am Jahres- 3.350 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Datenverarbeitungsanlagen sowie in der feinme- ende erst den Tiefpunkt. chanischen und optischen Industrie. Quellen: Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall; 2010: vorläufige Werte Beschäftigung … und Produktion halten, so weit und so lange es geht. Sie haben Von Oktober 2008, dem Beschäftigtenhöchst- Die M+E-Unternehmen haben – über den ge- auch deutlich mehr getan als ihre Konkurrenten in stand, bis Dezember 2009 gingen in der M+E- Die M+E-Produktion erreichte ihren tiefsten Stand samten Berichtszeitraum hinweg – in beispiello- Europa: In der EU-27 (ohne Deutsch land) war der Industrie rund 200.000 Arbeitsplätze verloren. im 2. Quartal 2009. Das Fertigungsvolumen war ser Weise Arbeitsplätze gesichert. Sie waren von Personalabbau 2009 bei gleichem Produktions- Gemessen am Einbruch der Produktion war dieser um fast 30 Prozent abgesackt. Die Produktionsan- Anfang an bemüht, ihre Stamm belegschaften zu minus doppelt so groß wie in Deutschland. Personalabbau äußerst moderat. Zudem hat sich 20 21
der Personalabbau im Jahresverlauf spürbar ver- In den für die M+E-Industrie ausgewiesenen Be- langsamt. Die Beschäftigungspläne der Unterneh- schäftigtenzahlen nicht enthalten sind die in der Bilanz der Beschäftigungssicherung in der M+E-Industrie 2009 men zum Jahreswechsel 2009/2010 und in den M+E-Industrie eingesetzten Zeitarbeiter, da es sich 815.000 Arbeitsplätze gesichert Monaten danach deuten auf eine weitere Verlang- um Mitarbeiter der Zeit arbeitsfirmen handelt. Hier Unternehmen halten ihre Stammbelegschaften Die M+E-Industrie musste 2009 einen Produktions- samung hin. hat nach den Ergebnissen des IAB-Betriebspa- saison- und kalenderbereinigte Entwicklung in der M+E-Industrie einbruch von 23 Prozent verkraften. Hätten die Indexwerte 2. Quartal 2008 = 100 nels von Mitte 2008 bis Mitte 2009 ein Abbau Betriebe der kurzfristigen betriebswirtschaftlichen 2009 gegenüber 2008: Vor diesem Hintergrund war die von der amtlichen um 104.000 stattgefunden. Demnach waren am 110 Produktion: – 23,1 % Logik entsprochen, wäre darauf ein mindestens Beschäftigte: – 3,2 % Statistik für Januar 2010 ausgewiesene Beschäf- Stichtag 30. Juni 2009 noch rund 130.000 Zeitar- ebenso großer Rückgang der Beschäftigtenzahl 100 tigtenzahl eine herbe Enttäuschung: Sie lag sai- beiter in der M+E-Industrie beschäftigt. Beschäftigte gefolgt. Wäre zudem der normale Produktivitäts- sonbereinigt um rund 40.000 niedriger als im Vor- 90 fortschritt von etwa 3,5 Prozent pro Jahr realisiert monat. Der weitaus größte Teil dieses Rückgangs worden, hätte das niedrigere Produktionsvolumen dürfte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass Kurzarbeit 80 mit rund 26 Prozent weniger Personal bewältigt Produktion Betriebe, die im Jahresverlauf 2009 die für die sta- Beschäftigte werden können. Anders ausgedrückt: Die Produk- 70 bei normaler Produktivität tistische Erfassung erforder liche Mindestgröße In ihrem Bemühen um Beschäftigungssicherung tion wäre auch mit 940.000 Mitarbeitern weniger von 50 Mitarbeitern unterschritten hatten, im Ja- nutzten die M+E-Betriebe das kom plette zur Ver- 60 erreichbar gewesen. nuar 2010 komplett aus der Statistik herausge- fügung stehen de tarifliche und arbeitsmarktpoliti- 2008 2009 2010 nommen wurden. sche Instrumentarium (siehe Kasten). Und sie nah- Quellen: Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall Tatsächlich haben die M+E-Unternehmen ihre men dabei massive Produktivitätseinbußen in Kauf. Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Vorjahr nur Sonderberechnungen einzelner Landesämter deu- um 125.000 verringert. Das ist ein Minus von von rund 230.000 Vollzeitstellen, die allein durch ten darauf hin, dass der tatsächliche Beschäftig- Am Anfang der Krise wurden zunächst Überstun- 3,2 Prozent. Die Differenz – 815.000 Mitarbeiter, Kurzarbeit gesichert wurden. Weitere 60.000 tenrückgang bei rund sieben- bis achttausend ge- den und Zeitguthaben abgebaut und Betriebs- die trotz fehlender Produktion weiter beschäftigt durch die übrigen arbeitszeitreduzierenden Maß- legen haben dürfte. Hierfür sprechen auch die nur urlaube vorgezogen. In der Folgezeit wurde die wurden – zeigt den Umfang der Beschäftigungs- nahmen kommen hinzu. geringen Rückgänge im Februar (-2.500) und Kurzarbeit zum dominierenden Sicherungsin - sicherung. März (-5.900). s trument, auch begünstigt durch die Verlänge- Zwei Drittel durch Produktivitätseinbußen Ein Drittel durch Arbeitszeitreduzierungen Den größeren Anteil an der Beschäftigungssiche- Die Maßnahmen zur Reduzierung der Arbeitszeit rung hatte, obwohl öffentlich kaum wahrgenom- Höhepunkt der Kurzarbeit überschritten hatten daran einen bedeutenden, aber nicht men, die vorübergehende Hinnahme von Einbußen M+E-Industrie; Betroffene Mitarbeiter in Tausend den größten Anteil. Durch Arbeitszeitreduzierung bei der Arbeitsproduktivität – zum Beispiel weil die 1.000 wurde das Arbeitsvolumen 2009 um 8 Prozent ge- weiter in Vollzeit Beschäftigten und die Kurzarbei- Tsd. Beantragte Kurzarbeit senkt. Den Hauptanteil dabei hatte die Kurzarbeit ter in der verbliebenen Arbeitszeit langsamer ar- Tatsächliche Kurzarbeit 800 (-6 Prozent). Der Rest (-2 Prozent) entfällt vor al- beiten, Effizienzverluste durch gestörte Betriebs- lem auf den Abbau von Zeitguthaben und Über- abläufe auftreten und/oder die Arbeitszeit mit 600 stunden. Der Tarifvertrag Beschäftigungssiche- Nebentätigkeiten (z. B. Aufräumarbeiten) gefüllt rung spielte 2009 eher eine untergeordnete Rolle. wird, die nicht in die Produktionsstatistik einflie- 400 ßen. Die Produktivität je Arbeitsstunde sank 2009 An allen Maßnahmen zur Reduzierung der Ar- um 11,5 Prozent*. Einschließlich des nicht rea- 200 beitszeit hatte die Kurzarbeit somit einen Anteil lisierten normalen Produktivitätsfortschritts von von 75 Prozent. Von den rund 3,5 Millionen M+E- 3,5 Prozent ergibt dies ein Volumen an Beschäfti- 0 Beschäftigten waren 2009 im Durchschnitt gungssicherung von rund 15 Prozent – umgerech- Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr net rund 525.000 Mitarbeiter. 700.000 in Kurzarbeit. Geht man davon aus, dass 2008 2009 2010 der Arbeitsausfall pro Kurzarbeiter etwa ein Drit- * bereinigt um die aus der Reduzierung der Zeit arbeit Quelle: Bundesagentur für Arbeit tel beträgt, entspricht dies einem Äquivalent resultierenden statistischen Effekte, Schätzung 22 23
rung der gesetzlichen Höchstdauer und die Befrei- Kosten und Preise ung der Unternehmen von den Sozialbeiträgen Rasanter Anstieg der Lohnstückkosten saisonbereinigte Entwicklung in der M+E-Industrie gegenüber Vorkrisenniveau (= 100) nach sechs Monaten Kurzarbeit. Deutliche Spuren hinterlässt die Beschäftigungs- sicherung bei Kosten und Produktivität. 2009 la- 130 + 25 % + 23 % Ihren Höhepunkt hatte die Kurzarbeit in der gen die Entgeltkosten je Arbeitsstunde im Durch- + 19 % 120 Metall- und Elektro-Indu st rie im Mai 2009 mit schnitt um 4 Prozent über Vorjahr. Der Anstieg Lohnstückkosten 974.530 Kurzarbeitern. Das waren mehr als ein resultiert aus den Tariferhöhungen sowie aus + 16,5 % 110 Viertel aller Beschäftig ten in der M+E-Industrie dem Abbau von Zeitguthaben, vorgezogenen Be- und zwei Drittel aller Kurzarbeiter insgesamt. Da- triebsurlauben und den Kosten der Kurzarbeit. 100 bei waren alle Qualifika tionsebenen unter halb der Beschäftigte Entgeltsumme Firmenleitung etwa ihrem Anteil an der Gesamt- Die Arbeitsstunden (-11 Prozent) wurden längst 90 beschäftigung entsprechend einbezogen. nicht so stark zu rückgefahren wie die Produktion 80 Produktion (-23 Prozent). Daher sackte die Produktivität um Vorkrisen- Die Beschäftigten in den einzelnen Metall- und 13 Prozent unter Vorjahr. Für die Lohnstückkosten 70 niveau Elektro-Branchen waren von der Kurzarbeit un- (Entgelte je Produkteinheit) errechnet sich daraus (Jan.-Aug. 1. Halbjahr 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal 2008) 2009 2010 terschiedlich betroffen: Am stärksten traf es die ein Anstieg von 19 Prozent. Höhere Stückkosten Quellen: Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall Hersteller von Metall erzeugnissen – hierzu zählt entstanden den Betrieben auch dadurch, dass sie ein Großteil der Automobilzulieferer – mit einem ungenutzte Kapazitäten in Betriebsbereitschaft Anteil von 33 Prozent. hielten. Dies zeigt: Beschäftigungssicherung hat einen hohen Preis, den die Betriebe nur eine ge- In der Automobilindustrie selbst und im Maschi- wisse Zeit tragen können. Im 1. Quartal 2010 be- tergeben. Die Krise hat den Druck auf die Preise dagegen um 3,7 Prozent. Die Masse der nicht von nenbau ging jeweils rund ein Viertel der Beleg- gann der Normalisierungsprozess bei den Lohn- noch zusätzlich erhöht. Im Durchschnitt sanken Kurzarbeit betroffenen M+E-Mitarbeiter dürfte schaft in Kurzarbeit, in der Elektroindus trie ein stückkosten. Im Vergleich zum Höchststand im ihre Erzeugerpreise auf den Inlandsmärkten sogar auch bei ihrem Monatsentgelt im Schnitt in etwa knappes Fünftel. Mit nur 3 Prozent spielte die 1. Quartal 2009 gab es eine Verbesserung um um ein halbes Prozent. Die Exportpreise blieben das tarifliche Lohn plus von 3 Prozent (Jahresdurch- Kurzarbeit 2009 im sonstigen Fahrzeugbau (Luft-, 9 Prozent, vor allem, weil ein Teil der Produktivi- unverändert. Dagegen wurden ausländische M+E- schnitt 2009 gegenüber Vorjahr) erhalten haben. Raum-, Schienenfahrzeuge, Schiffe) so gut wie tätseinbußen aufgeholt werden konnte. Bis zum Erzeugnisse in Deutschland um 2,5 Prozent billi- Netto bedeutete dies einen Zuwachs von rund keine Rolle. Erreichen des Vorkrisenniveaus ist es aber noch ger angeboten als 2008. Auch hier hat sich die 4,5 Prozent, sodass bei einer Inflationsrate von nur ein weiter Weg. Situation am Jahresbeginn 2010 für die Unterneh- 0,4 Prozent für die meisten Mitarbeiter im vergan- In den Sommer- und Herbstmonaten 2009 haben men etwas entspannt. Die Preisrate für M+E-Er- genen Jahr unter dem Strich ein dickes Reallohn- die M+E-Betriebe die Kurzarbeit bereits wieder zu- Entlastung gab es dagegen bei den Material- und zeugnisse lag im März bei +0,6 Prozent. Die Ex- plus von rund 4 Prozent zu Buche stand. rückgefahren, bis auf 526.200 im Dezember. Nach Energiekosten: Die Erzeugerpreise der für die portpreise notierten ebenso wie die Preise der Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) M+E-Industrie wichtigsten Stahlsorten lagen im M+E-Importe 1,5 Prozent über Vorjahr. dürfte sie auch im 1. Quartal 2010 weiter leicht Jahresdurchschnitt 2009 um rund ein Viertel unter Verluste und Insolvenzen zurückgegangen sein. dem Niveau des Vorjahres, Heizöl um ein Drittel und Erdgas um etwa 7 Prozent. Strom dagegen Entgelte Nach der ifo Gewinnumfrage vom September Noch stärker ebbte die Welle bei den Anzeigen zur verteuerte sich um 5 Prozent. Am Jahresbeginn 2009 rechneten die M+E-Unternehmen für 2009 Kurzarbeit ab: In den ersten drei Monaten 2010 2010 hat sich die Situation wieder deutlich ver- Die Entwicklung der effektiven Durchschnittsent- insgesamt mit Verlusten in Höhe von 0,2 Pro- wurde bei der Bundesagentur für Arbeit nur noch schlechtert. Die Stahlpreise zogen an, die Heizöl- gelte war geprägt von der Kurzarbeit und den üb- zent des Umsatzes. Fast jedes zweite Unterneh- für jeweils rund 25.000 Beschäftigte in der Me- preise lagen im März um 45 Prozent über ihrem rigen arbeitszeitreduzierenden Maßnahmen zur men dürfte rote Zahlen geschrieben haben. Sie tall- und Elektro-Industrie Kurzarbeit angemeldet, Vorjahresniveau. Beschäftigungssicherung. Im Gesamtjahr 2009 beschäftigten knapp 1,5 Millionen Mitarbeiter. im April nur noch für 13.000. Dieser Rückgang stiegen die Stundenverdienste gegenüber 2008 Dieselbe Tendenz ergibt sich aus den inzwischen deutet ebenfalls auf eine Besserung der Beschäf- Ihre Kostensteigerungen konnte die M+E-Indus- um durchschnittlich 2,5 Prozent, das durchschnitt- vor liegenden Jahresabschlüssen der 31 im HDAX tigungssituation hin. trie nicht einmal ansatzweise an die Kunden wei- liche Monatsentgelt der Vollzeitbeschäftigten sank gelisteten M+E-Ak tien ge sell schaf ten, die immer- 24 25
M+E-Industrie macht 2009 erstmals Verluste Sprunghafter Anstieg der Insolvenzen 6,4 Saldo aus Gewinnen nach Steuern und Verlusten in Prozent vom Umsatz Unternehmen Beschäftigte in Tausend 49,9 Forderungen in Mrd. Euro 4,8 1.710 1.648 1.468 2009 gegenüber 2008 Unternehmen: + 68 % 3,4 Beschäftigte: + 284 % 3,3 3,0 3,0 Forderungen: + 357 % 2,9 1.110 2,7 2,6 2,5 1.020 2,4 2,2 1,8 20,7 19,0 2,4 2,2 16,0 1,8 13,0 1,4 – 0,2* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2005 2006 2007 2008 2009 2005 2006 2007 2008 2009 2005 2006 2007 2008 2009 Quellen: bis 2007 Deutsche Bundesbank, ab 2008 ifo Institut,*Firmenschätzung vom September 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt hin rund die Hälfte des gesamten M+E-Umsatzes Maßnahmen zur Stabilisie rung des Bankensystems Die Krise ist damit aber noch nicht überwunden. Auswirkungen der Griechenlandkrise auf die Re- erwirtschaften. Sie hatten 2009 Verluste von 0,3 und zuletzt auch des Europäischen Währungssys- Die Risiken liegen auf der Hand: Staatliche Kon- alwirtschaft. Vordergründig scheinen die Risiken Prozent des Umsatzes. tems waren bisher unter dem Strich erfolgreich. junkturprogramme laufen aus, die steigende begrenzt. Die deutschen Exporte nach Griechen- Arbeitslosigkeit und der Einbruch der Gewinne land betrugen 2009 nur 6,7 Milliarden Euro (M+E- Die Zahl der Insolvenzfälle in der M+E-Industrie Der Export erweist sich wieder einmal als Motor belasten die Konjunktur. Für die Unternehmen Erzeugnisse: 3,0 Milliarden Euro). Das waren nur erhöhte sich 2009 um 68 Prozent, von 1.020 auf des Aufschwungs. Dabei kommt der deutschen wird 2010 schwieriger werden als 2009, weil ihre 0,8 Prozent aller deutschen Exporte (M+E-Exporte: 1.710 Betriebe. Noch dramatischer war die da- M+E-In dus trie ihre herausragende Wettbewerbs- Reserven an Eigenkapital und Liquidität schmel- 0,7 Prozent). Deutsche Waren haben nur einen mit verbundene Schadensentwicklung (vgl. Gra- fähigkeit zugute. zen. Die Unternehmensfinanzierung ist die Achil- Anteil von 13 Prozent an allen Importen Griechen- fik): Die Zahl der von den Insolvenzen betroffe- lesferse des Aufschwungs. Nicht absehbar sind die lands. nen Beschäftigten hat sich von 13.000 auf 50.000 Die aktuelle Euroschwäche unterstützt zumindest nahezu vervierfacht. Die Höhe der Forderungen kurzfristig den Export in Länder außerhalb der Eu- schnellte von 1,4 auf 6,4 Milliarden Euro hoch. In rozone. Auch in Deutschland steigt die Investi- den ersten beiden Monaten 2010 stieg die Zahl tionsbereitschaft der Unternehmen wieder leicht der Insolvenzen um weitere 40 Prozent. an. Die Frühindikatoren lassen für die kommenden Ihre Ansprechpartner Ausblick Monate einen weiteren Zuwachs der Produk tion erwarten. Für 2010 rechnen Institutsvolkswirte im Die Geschäftserwartungen für die jeweils nächs- Jahresdurchschnitt mit einem Produk tionsplus von ten sechs Monate werden immer optimistischer. rund 5 Prozent (DIW) bis 7 Prozent (ifo). Der Per- Dies lässt hoffen, dass die Aufwärtsentwicklung sonalabbau wird sich – nach den Beschäftigungs- andauert. Die in- und ausländischen Konjunktur- plänen laut ifo Konjunkturtest – verlangsamt fort- programme, die expansive Geldpolitik und die setzen. Dr. Michael Stahl Wolfgang Bartel Nagme Tezer Diana Westphal 26 27
Tarifpolitik 2010 – TARIFPOLITIK Neue Wege Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise musste die Metall- und Elektro-Industrie den tiefsten Ein- bruch ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten in der Nachkriegsgeschichte hinnehmen. Trotz des dra- Vor dem Hintergrund der tiefsten matischen Einbruchs der Produktion und der Auf- Finanz- und Wirtschaftskrise in der tragseingänge hielten die Unternehmen fast die Geschichte der Bundesrepublik ganze Stammbelegschaft und setzten verstärkt Deutschland sind die Tarifvertrags- auf Beschäftigungssicherung. Unterstützt wurden parteien der Metall- und Elektro- sie darin durch die Erleichterungen bei der Kurz- Industrie 2010 neue Wege gegangen. arbeit (siehe Kapitel Gesetzgebung und Recht- Erstmalig haben sie ohne bezifferte sprechung), die maßgeblich auf den Einsatz von Gesamtmetall und IG Metall zurückzuführen sind. Entgeltforderung der IG Metall und Möglichkeiten zur sachgrundlosen Befristung wol- mehr als zwei Monate vor Ablauf Ausgangspunkt dieser gemeinsamen politischen len die Tarifvertragsparteien in den Regionen im der geltenden Tarifverträge eine Initiativen war die Übereinstimmung beider Tarif- Einzelfall durch Ergänzungstarifverträge regeln. Einigung erzielt. parteien in der Beurteilung der wirtschaftlichen Nach zöger lichem Anlaufen liegt derzeit eine hohe Lage – sowie das Anerkenntnis der Gewerkschaft, Zahl einschlägiger Tarifverträge vor. Keine Tabellen erhöhung für 2010 dass Kurzarbeit für die Unternehmen keineswegs und innovative Optionen zum kostenlos ist, sondern diese (je nach Umfang der Ziel von Gesamtmetall war es, die Unternehmen Erstattung der Sozialabgaben) mit 24 bis 35 Pro- von Kosten zu entlasten und ihnen durch verläss- Beschäftigungs erhalt, die Planungs- zent der Entgeltsumme belastet: die sogenannten liche Rahmenbedingungen Planungssicherheit zu sicherheit und verlässliche Rahmen- Remanenz- oder Haltekosten. geben. Mit diesem Ziel traten die Arbeitgeber bedingungen für die Unternehmen frühzeitig in Sondierungsgespräche mit der Ge- bieten – das sind die Antworten auf Parallel zu den gemeinsamen Anstrengungen auf werkschaft ein. Als Voraussetzung nannte der die besondere wirtschaftliche Situa- politischer Ebene strebten beide Seiten auch auf Tarifpolitische Vorstand von Gesamtmetall das tion. Gleichzeitig konnten die Tarif- tarifpolitischer Ebene ein deutliches Signal an, Anerkenntnis der IG Metall, dass die Betriebe vertragsparteien den Einsatz der dass das bisherige erfolgreiche sozialpartner- keine weiteren Belastungen verkraften können schaftliche Krisenmanagement fortgesetzt werde. und finanzielle Erleichterungen benötigen, wenn Kurz arbeit durch politische Initia- In allen Tarifgebieten wurden deshalb zunächst sie Arbeitsplätze nachhaltig sichern sollen. tiven weiter erleichtern. Gespräche geführt, um die Tarifverträge an die geänderten gesetzlichen Vorgaben anzupassen – Vor diesem Hintergrund wurden in Nordrhein- dies betraf insbesondere die Qualifizierung bei Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern in Kurzarbeit sowie die Möglichkeit längerer sach- enger Abstimmung mit den Gremien von Ge- grundloser Befristungen durch Tarifvertrag. In Ba- samtmetall Sondierungsgespräche mit dem Ziel den-Württemberg mündeten diese Gespräche in aufgenommen, die Unternehmen zu entlasten den neuen Tarifvertrag Kurzarbeit, Qualifizierung und die freiwilligen Anstrengungen der Unterneh- und Befristung (TV KQB). In den anderen Tarifge- men zur Beschäftigungssicherung für die Dauer bieten beschränkten sich die Regelungen auf die der Krise zu unterstützen. Allerdings war die IG Qualifizierung bei Kurzarbeit. Die Ausweitung der Metall nicht bereit, die Gespräche ohne Beteili- 28 29
gung der übrigen Bezirke von vornherein nur auf des Zuschusses zum Kurzarbeitergeld herangezo- bestimmte Regionen zu beschränken. Deshalb gen worden waren. Um eine Übertragung der ba- Die Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses von Düsseldorf fanden im Dezember 2009 und Januar 2010 Son- den-württembergischen Standards auf die übrigen dierungsgespräche in allen Tarifgebieten statt. Tarifgebiete zu vermeiden und um den übrigen 1. Laufzeit Ausgestaltung der Entgelterhöhungen für die Tarifgebieten die Vorteile der Zwölftelungsrege- Laufzeit des Entgeltabkommens. Die Vorausset- Die Laufzeit des Entgeltabkommens beträgt 23 Dabei schälten sich frühzeitig die Kernpunkte für lung zu erschließen, beschloss der Tarifpolitische zungen zum Inkrafttreten des TV FlexÜ sind da- Monate vom 1. Mai 2010 bis zum 31. März 2012. eine mögliche vorfristige Lösung heraus: Entgelt, Vorstand von Gesamtmetall, dass in Nordrhein- mit für den Zeitraum von weiteren 23 Monaten Der zum Themenkomplex Beschäftigungssiche- Beschäftigungssicherung, Ausbildung und Gegen- Westfalen ein Beschäftigungssicherungsmodell erfüllt. rung vereinbarte Tarifvertrag „Zukunft in Arbeit“ finanzierung des Tarifvertrags zum flexiblen Über- für alle übrigen Tarifgebiete verhandelt und par- (TV ZiA) hat eine Laufzeit von 28 Monaten vom gang in die Rente. Die IG Metall hatte sehr früh allel dazu eine Sonderlösung für Baden-Württem- 1. März 2010 bis zum 30. Juni 2012. deutlich gemacht, dass es nur dann ein vorzeitiges berg gesucht werden sollte. Verhandlungen zum Ergebnis beim Entgelt geben werde, wenn man Entgelt wurden einvernehmlich ausgeklammert. 2. Entgelt sich auch in den anderen Themen – allen voran Beide Tarifgebiete erzielten nach intensiven Ver- der Beschäftigungssicherung – einig sei. handlungen einen Anfang Februar paraphierten Mai 2010 bis März 2011 Gesprächsstand. Für die Monate Mai 2010 bis März 2011 gelten Im Rahmen der Sondierungsgespräche stellte sich die Lohn-, Gehalts- und Ausbildungsvergütungs- heraus, dass die IG Metall die besonderen regio- Anschließend wurden in NRW die Pilotverhand- tafeln sowie die ERA-Entgelttabellen weiter. Für nalen Standards zur Beschäftigungssicherung in lungen zum Thema Entgelt aufgenommen. Dabei diesen Zeitraum erhalten die Beschäftigten einen Baden-Württemberg nicht in Frage stellen wollte hatte die IG Metall erstmalig auf eine konkret be- Einmalbetrag in Höhe von 320 Euro brutto, die – darunter insbesondere den Vorrang der Kurz- zifferte Entgeltforderung verzichtet. Nach zwölf- Auszubildenden einen Einmalbetrag in Höhe von arbeit vor der Anwendung des TV Besch und den stündigen intensiven Verhandlungen wurde am 120 Euro brutto, der jeweils hälftig mit der Ent- Zuschuss zum Kurzarbeitergeld. Gleichzeitig war 18. Februar 2010 in Düsseldorf der Pilotabschluss geltabrechnung für Mai 2010 sowie Dezember in Baden-Württemberg der Weg zur Senkung der für die Tarifrunde 2010 erzielt. Die Verhandlungen 2010 fällig wird. Remanenzkosten über eine Zwölftelung der Son- leitete auf Arbeitgeberseite Horst-Werner Maier- Tabellenerhöhung derzahlungen verbaut, da diese bereits im Rah- Hunke, Präsident und Verhandlungsführer von 4. Beschäftigungssicherung Mit Wirkung zum 1. April 2011 erhöhen sich die men des sogenannten TV KQB zur Finanzierung METALL NRW, in enger Abstimmung mit Gesamt- ERA-Grundentgelte sowie Löhne, Gehälter und Der TV ZiA schafft mit der ZiA-Kurzarbeit und der metall und dem ebenfalls in der Verhandlungs- Ausbildungsvergütungen um jeweils 2,7 Prozent. ZiA-Arbeitszeitabsenkung zwei neue freiwillige kommission anwesenden Vorsitzenden und Ver- tarifliche Modelle zur Beschäftigungssicherung, handlungsführer von Südwestmetall, Dr. Rainer Differenzierung die selbstständig neben die bisherigen Optionen Dulger. Der Tarifpolitische Vorstand von Gesamt- Durch freiwillige Betriebsvereinbarung kann der der gesetzlichen Kurzarbeit und der Arbeitszeit- metall und der Vorstand von METALL NRW, die Beginn der Tariferhöhung entsprechend der wirt- absenkung im Rahmen des Tarifvertrags zur Be- beide während der gesamten Verhandlungen im schaftlichen Lage des Betriebes um bis zu zwei Mo- schäf tigungssicherung treten. Hintergrund anwesend waren, stimmten dem nate nach vorn oder hinten verschoben werden. Verhandlungsergebnis zu. Der Tarifpolitische Vor- 5. Ausbildung stand von Gesamtmetall empfahl allen Mitglieds- 3. Finanzierung des flexiblen Übergangs verbänden die Übernahme des Pilotabschlusses, in die Rente Der TV ZiA enthält erweiterte Prüfpflichten des für das Tarifgebiet Baden-Württemberg allerdings Arbeitgebers bei der Übernahme von Ausgebilde- Im Rahmen des Verhandlungsergebnisses wurde ohne die Regelungen zur Beschäf tigungssicherung. ten, ohne dadurch den bestehenden Übernahme- auch die Gegenfinanzierung des Tarifvertrages für anspruch auszuweiten. einen flexiblen Übergang in die Rente sicherge- Die Einigung erfolgte deutlich vor dem Auslaufen stellt – zum einen über die Regelungen zur Be- der aktuellen Entgelttarifverträge zum 30. April schäftigungssicherung, zum anderen über die 2010. Mit einer Gesamtlaufzeit von 23 Monaten, einer moderaten Einmalzahlung in Höhe von 320 30 31
Tarifabschluss 2010 im Überblick Instrumente der Beschäftigungssicherung nach TV „Zukunft in Arbeit“ Verschiebbarkeit um 2 Monate 1.4.2011 Arbeitszeitabsenkung bisher Gesetzliche Kurzarbeit einigungs- 18.2.2010: nach § 2 TV Besch stellenfähig Pilotabschluss Nicht einigungsstellenfähig Nicht einigungsstellenfähig 1.3.2010: ➞ nach 12 Monaten KuG ➞ nach 18 Monaten KuG Inkrafttreten ➞ früher mit Zustimmung TVP ➞ mit Zustimmung TVP TV ZiA ➞ ggf. freiwilliges Solidarmodell 2,7 % Tabellenerhöhung 160 160 ZiA-Kurzarbeit mit ZiA-Arbeitszeitabsenkung reduzierten Remanenzkosten durch geänderten § 2 TV Besch € € s :WÚLFTELUNG DER 3ONDERZAHLUNGEN mit Teilentgeltausgleich 2010 2011 2012 s "6 -INDESTLAUFZEIT -ONATE einigungs- s "ESCH 3ICH 46 "ESCH TV ZiA KàRZER MIT :USTIMMUNG 460 ➞ 3TUNDEN stellenfähig s +EIN !USSPRUCH BETRIEBSBEDINGTER ➞ 3TUNDEN 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 +àNDIGUNGEN GEGENàBER +URZ ➞ 3TUNDEN ARBEITERN WÊHREND DER ,AUFZEIT ➞ 3TUNDEN 1. Stufe: 11 Monate 2. Stufe: 12 Monate der BV { ➞ 3TUNDEN Freiw. BV ➞ 3TUNDEN Gesamtlaufzeit: 23 Monate KuG: Kurzarbeitergeld, TVP: Tarifvertragsparteien, BV: Betriebsvereinbarung; Quelle: Gesamtmetall Quelle: Gesamtmetall Euro für die ersten elf Monate und einer Tabellen- Stellungnahme vom 18. März 2010 hat der Haupt- ❚ Eingriffe in die personalpolitische Gestaltungs- Nutzung der Kurzarbeit für einen Zeitraum von erhöhung um 2,7 Prozent ab April 2011 wurden fachausschuss als zuständiges Gremium des IDW freiheit gerade vor dem Hintergrund von Struk- mindestens zwölf Monaten sowie eine Mindest- die Belastungen in einem vertretbaren Umfang die Gegenfinanzierung als rückstellungsbegren- turanpassungen abgewehrt werden konnten. laufzeit der Betriebsvereinbarung von sechs Mo- gehalten. Mit der Verschiebbarkeit der Tabellener- zend anerkannt und damit die reibungslose Um- naten voraus. Für die Laufzeit der Betriebsverein- höhung um zwei Monate nach vorne oder hinten setzung des Tarifergebnisses sichergestellt. Im Anschluss an die Kurzarbeitsregelung sieht der barung dürfen gegenüber den von der Kurzarbeit konnte ein zusätzliches Element der Flexibilisie- TV ZiA die Möglichkeit einer Arbeitszeitabsenkung Betroffenen keine betriebsbedingten Kündigun- rung im Tarifabschluss verankert werden. Die Be- Wesentlicher Bestandteil des Krisenpakets 2012 ist mit Teilentgeltausgleich vor. gen ausgesprochen werden. lastungen steigen danach unter Berücksichtigung der Tarifvertrag „Zukunft in Arbeit“ (TV ZiA). Die- des Vorjahresabschlusses für die ersten zwölf Mo- ser stellt den Unternehmen zusätzlich zu den be- nate um 0,85 Prozent. Für die Gesamtlaufzeit er- stehenden Optionen der Kurzarbeit und der An- ZiA-Kurzarbeit ZiA-Arbeitszeitabsenkung gibt sich eine Belastung von 1,75 Prozent. wendung des Tarifvertrags Beschäftigungssicherung (TV Besch) ein Paket aus zwei neuen Modellen zur Durch freiwillige Betriebsvereinbarung können die Der TV ZiA erweitert die tariflichen Möglichkei- Im Rahmen des Verhandlungsergebnisses wurde Verfügung, auf die sie im Wege einer freiwilligen Unternehmen die beiden tariflichen Sonderzah- ten, durch Betriebsvereinbarung die Arbeitszeit zu erneut sichergestellt, dass die Gegenfinanzierung Betriebsvereinbarung zurückgreifen können. lungen (Weihnachts- und Urlaubsgeld) gleichmä- senken, und sieht dafür die Zahlung eines Teilent- des Tarifvertrages zum flexiblen Übergang in die ßig auf das monatliche regelmäßige Arbeitsent- geltausgleiches vor. Diese Senkung der Arbeits- Rente auf die Laufzeit des Entgeltabkommens Damit hat METALL NRW ein wesentliches Ver- gelt verteilen (Zwölftelung). Dadurch steigt das zeit mit Teilentgeltausgleich knüpft grundsätzlich befristet ist – und das Rückstellungsvolumen für handlungsziel erreicht, indem: Arbeitsentgelt – und damit auch die Bemessungs- an die vorherige Senkung der Remanenzkosten Altersteilzeitverträge entsprechend begrenzt. In grundlage des Kurzarbeitergeldes. Gleichzeitig bei Kurzarbeit gemäß TV ZiA an. Analog zu den einem intensiven Abstimmungsprozess mit dem ❚ die tariflichen Remanenzkosten bei Bezug von sinken die Remanenzkosten für den Arbeitgeber. entsprechend anzuwendenden Regelungen des zuständigen Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) Kurzarbeitergeld gesenkt, TV Besch kann eine Beschäftigungssicherung von konnte Gesamtmetall die Anerkennung der Diese Regelung hat das Bundesarbeitsministerium den Betriebsparteien vereinbart, ggf. auch über Gegenfinanzierung auch ohne Ausweis von nicht ❚ eine über den TV Besch hinausgehende Arbeits- auf Anfrage von Gesamtmetall für zulässig erklärt. die Einigungsstelle für maximal sechs Monate er- ausgezahlten Einmalzahlungen erwirken. In seiner zeitabsenkung ermöglicht und Der Zugriff auf diese Option setzt die vorherige zwungen werden. 32 33
rungen der Tarifvertragsparteien für die weitere Das neue Arbeitnehmer-Entsendegesetz und nehmen zu steigern sowie wettbewerbsfähige Nutzung der Kurzarbeit Rechnung getragen und das geänderte Mindestarbeitsbedingungengesetz Arbeitsplätze in Deutschland aufzubauen und zu am 21. April 2010 im Kabinett beschlossen, die (MiArbG) sind im Jahr 2009 in Kraft getreten. Der sichern. Die Gestaltung der Arbeitsprozesse in den Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen bis Gesetzgeber hat damit eine ausdrückliche gesetz- Unternehmen muss nicht nur gesetzliche und ta- März 2012 zu verlängern. liche Ermächtigung geschaffen, Tarifverträge rifliche Regelungen berücksichtigen, sondern ist durch staatliche Festsetzungen zu verdrängen. zunehmend externen Einflüssen ausgesetzt: Ob Am 18. Februar 2010 übernahm Baden-Württem- Auf der Grundlage des Arbeitnehmer-Entsende- Empfehlungen verschiedenster Institutionen zur berg die Entgeltregelungen des Düsseldorfer Pi- gesetzes sind in weiteren sechs Branchen Mindest- Arbeits- und Organisationsgestaltung, Forschungs- lotergebnisses und vereinbarte gleichzeitig die entgelte durch Rechtsverordnung festgelegt programme der Bundesregierung, Projektergeb- nur für Baden-Württemberg geltenden Sonder- worden, unter anderem in der Gebäudereinigung, nisse wissenschaftlicher Studien oder Kampagnen regelungen zur Beschäftigungssicherung. Diese für Sicherheitsdienstleistungen und in der Abfall- der Gewerkschaft – sie alle haben Auswirkungen neu in den TV KQB eingefügten Regelungen tra- wirtschaft. auf die innerbetrieblichen Entscheidungsprozesse gen den Interessen der Mitgliedsunternehmen zur Gestaltung der Arbeits- und Leistungsbedin- vor dem Hintergrund der tariflichen Besonderhei- Das geänderte Mindestarbeitsbedingungengesetz gungen. Hierdurch wird mittelbar Einfluss auf das ten Rechnung. Da die baden-württembergischen ermächtigt das Bundesarbeitsministerium, in Wirt- Niveau der Produktivität und der Kosten der Un- Unternehmen überwiegend früher und intensi- schaftszweigen mit einer Tarifbindung unter 50 ternehmen genommen und nicht unwesentlich ver Kurzarbeit genutzt haben als Unternehmen Prozent staatliche Mindestentgelte festzulegen. auch die Einstellung der Beschäftigten zu ihrer Ar- in anderen Tarifgebieten, legt der TV KQB einen Der frühere Bundesarbeitsminister Olaf Scholz beit bestimmt. besonderen Fokus auf eine erzwingbare Senkung hat noch vor den Bundestagswahlen 2009 den der Remanenzkosten. nach dem MiArbG erforderlichen Hauptausschuss Gesamtmetall verfolgt alle diese Entwicklungen mit Vertretern der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und und trägt auf fachlichen Foren sowie in der Öf- Wissenschaft zu seiner konstituierenden Sitzung fentlichkeit die Positionen und Argumente der Tarifautonomie stärken einberufen. M+E-Arbeitgeber vor. Aufgabe und Ziel unserer Arbeitspolitik ist, dass bei derartigen Entwicklun- Die Tarifautonomie ist ein Eckpfeiler des wirtschaft- Ob künftig Mindestentgelte nach diesem Gesetz gen und Vorhaben die Wettbewerbsfähigkeit der Förderung der Ausbildung lichen Systems der Bundesrepublik Deutschland. festgelegt werden, ist offen. Unabhängig davon Unternehmen gestärkt werden muss, jedenfalls Sie hat sich auch in der aktuellen Wirtschaftskrise hält Gesamtmetall an seinen grundsätzlichen Be- nicht geschwächt werden darf. Ebenso wichtig Zur Förderung und Sicherung der Ausbildung sieht bewährt – der Tarifabschluss in der Metall- und denken gegen die Neuregelung fest. Denn sie ist es, die Motivation und Kompetenz der Mitar- der TV ZiA erweiterte Pflichten der Arbeitgeber Elektro-Industrie vom 18. Februar 2010 ist hier- stellt die bisher akzeptierte Aufgabenteilung zwi- beiter nachhaltig zu festigen. vor, die Übernahmemöglichkeit von Ausgebilde- für ein deutlicher Beleg. Die Tarif autonomie muss schen Politik und Tarifparteien in Frage, wonach ten zu prüfen. Die von der IG Metall angestrebte daher auch in Zukunft Vorrang vor staatlicher die Tarifparteien die Arbeitsbedingungen und Ent- Dem Versuch der IG Metall, mit Verweis auf Ausweitung der Übernahmeansprüche konnte da- Lohnfestsetzung haben. gelte in freier Vereinbarung durch Tarifverträge re- angebliche Defizite im betrieblichen Arbeits- und gegen abgewehrt werden. Diese neuen tariflichen geln. Damit droht die Lohnfindung zum Spielball Gesundheitsschutz auch über die Arbeits- und Optionen und Pflichten enden mit der Laufzeit Die Arbeitgeber haben sich deshalb unter Feder- parteipolitischer und wahltaktischer Überlegun- Organisationsgestaltung mitbestimmen zu wollen, des TV ZiA. führung der BDA sehr differenziert in die Verfah- gen zu werden. stellen wir uns deutlich entgegen. Die Arbeitspo- ren zur Einführung neuer Mindestlöhne einge- litik von Gesamtmetall wird in den verschiedens- Mit dem Verhandlungsergebnis haben die Tarif- bracht. Im Tarifausschuss beim Bundesministerium ten Gremien und Institutionen darauf hinwirken, vertragsparteien einen gemeinsamen Aufruf an für Arbeit und Soziales haben sie Wert darauf ge- Arbeitswissenschaft dass zunächst Klarheit über die tatsächlichen Aus- die Politik verbunden, die Bezugsdauer des Kurz- legt, dass nicht in Tarifverträge eingegriffen wird. und Arbeitspolitik löser psychischer oder Muskel-Skelett-Erkrankun- arbeitergeldes mit der Erstattung der Sozialversi- gen geschaffen wird, bevor infolge falscher Ursa- cherungsbeiträge zu synchronisieren und den ta- Gesamtmetall setzt sich auch weiterhin für den Arbeitspolitik auf arbeitswissenschaftlicher Grund- chenvermutungen die Unternehmen mit weiteren riflichen Teilentgeltausgleich von Sozialabgaben Vorrang der Tarifautonomie vor staatlicher Lohn- lage ist für Gesamtmetall ein wichtiges Handlungs- Regelungen und Kosten – auch in Form einer EU- zu befreien. Die Bundesregierung hat den Forde- festsetzung ein. feld, um die Leistungsfähigkeit der M+E-Unter- Richtlinie – belastet werden. 34 35
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