Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe

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Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
12.2015 | 12.40 EUR

                                                                                                                www.personalmagazin.de

                                                                                                             Zeitarb
MATERIAL-NR. 04062-5182

                                                                                                                     eit
                                                                                                          Neue H
                                                                                                                  eraus-
                                                                                                        forderu
                                                                                                                ngen fü
                                                                                                          die Bran       r
                                                                                                                   che
                          Auf dem Weg zur Industrie 4.0
                                                                                                                      S. 58

                          Wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert, worauf sich HR einstellen muss   S. 14

                          BETRUG Wie Fehlentwicklungen        BETEILIGUNG Wie aktienbasierte       DATENSCHUTZ Vorsicht beim
                          in der Firmenkultur entstehen       Vergütung die Unternehmens-          Recruiting über Social Media
                          und wie man sie vermeidet S. 30     performance steigert S. 51           und mobile Apps S. 70
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
EDITORIAL 3

                      Liebe Leserinnen und Leser,
                      mit der Deutschen Bank und Volkswagen sind zwei Ikonen der deutschen Wirt­
                      schaft abgestürzt. Warum haben so viele Manager und Mitarbeiter mitgemacht und
                      zugesehen, als Abgaswerte, Zinssätze oder Transaktionen manipuliert wurden?
                      Wie konnten sie Kunden und Staaten betrügen, gleichzeitig Boni und Gewinnaus­
                      schüttungen einstecken? Worin lag das Versagen von HR? Vor vier Jahren formu­
                      lierte Josef Ackermann einen prophetischen Satz: „Kein Geschäft ist es wert, die
                      Glaubwürdigkeit der Bank aufs Spiel zu setzen.“ Jetzt wurde offenbar, dass die
                                                              Führung beider Unternehmen eine Kultur
                                                              geschaffen hat, die genau das Gegen­

                             „Warum                           teil hervorbrachte. Der Erreichung der
                                                              ehrgeizigen Zahlenziele (größter Automo­
                             haben gerade
                                                              bilhersteller, tolle Renditen) wurde alles
                             Unterneh­
                                                              untergeordnet. Viele ahnten zwar, dass
                             men betro­                       die Zahlenziele unrealistisch sind, aber
                             gen, die sich                    niemand wollte als „Nörgler“ oder gar
                besonders ehrgeizige Ziele                   „Bremser“ dastehen. So wurde getrickst
                gesetzt haben?“                               und getäuscht – unter der Annahme, dass
                Reiner Straub, Herausgeber                    Kunden und Staat zu dumm sind, ihnen
                                                              auf die Schliche zu kommen. Kundenorien­
                                                              tierung galt zwar weiterhin als Maxime
                      des unternehmerischen Handelns, faktisch galten allein die Zahlen und der Kunde
                      wurde als Melkkuh gesehen, Bad Profit fester Bestandteil der Gewinnerzielung
                      und der Boni. Auch „Effizienzfanatismus“ und „autoritäre Führungssysteme“, die
                      Thomas Sattelberger anprangert, haben ihren Beitrag dazu geleistet.
                          Die neuen Compliance-Verantwortlichen werden für Aufklärung sorgen, aber
                      auch HR ist gefordert: Was lief bei den Zielvereinbarungen und Vergütungssys­
                      temen schief? Was im Talentmanagement? Was in der Zusammenarbeit mit den
                      Sozial­partnern? Wird HR die Kraft haben, Selbstkritik zu üben und sich zu er­
                      neuern? Noch schweigen die HR-Bereiche in den ehemaligen Vorzeigebetrieben.

                      Ihr

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Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
4 INHALT_DEZEMBER 2015

                                           Wie Lügen und Betrug entstehen
                                           Der Psychologe Thomas Giernalczyk
                                           zeigt Fehler in der Firmenkultur auf.

                                                                                   © EKKEHARD WINKLER
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         Umfrage

         Rechner
                                              30                                                          14
         Zusatzinfo

           SZENE                                          MANAGEMENT                                           ORGANISATION
     06 News und Events                            28 News und Dienstleistungsmarkt                     46 News und Softwaremarkt

     10 Um- und Querdenken gefragt                 30 „Vertrauen kippt Lug und Trug”                    48 So geht Spitzenleistung
        Rückblick auf die Jahrestagung des            Thomas Giernalczyk erklärt, wie                     Was macht manche HR-Abteilungen
        Centres of Human Factors                       Führungskräfte Betrugsskandale im                    effektiver als andere? In einer
                                                       Unternehmen verhindern können                        Studie finden sich Antworten
     12 Serie Start-ups
        Diesmal: HR-Forecast                      32 Personalauswahl per Sprachtest                    51 Mehr Schwung in der Bude
                                                      Per Sprachanalyse auf die Persön-                   Wie sich eine aktienbasierte
                                                      lichkeit schließen? Ein Test soll’s                   Vergütung auf die Unternehmens-
           TITELTHEMA                                  möglich machen. Wie Experten dies                   performance auswirkt
                                                       bewerten
     14 Auf dem Weg zur Industrie 4.0                                                                   54 Teilhabe fängt im Kopf an
        Die Arbeitswelt der Zukunft               36 Erfolg auf internationaler Ebene                     Mit welcher Kommunikationsstrate­
                                                      Was sich hinter dem Konzept                          gie Siemens sein Aktienprogramm
     18	Maschine fordert Mensch                       „Global Mindset“ verbirgt und wie                    konzernweit bekannt macht
         heraus                                        Sie erkennen, wer darüber verfügt
         Wie sich die Industrie 4.0 auf
          Arbeitsmarkt und Qualifizie­             40 Mitarbeiter mit Handicap
          rung auswirkt, zeigen Studien               Noch hapert es bei der Inklusion
                                                       von Mitarbeitern mit Behinderung.
     22 „Lebenslanges Lernen wird akut”                Wir zeigen einige Unternehmen, die
        Rainer Strack von BCG über die                mit gutem Beispiel vorangehen
         Mitarbeiterqualifizierung 4.0
                                                   42 Machiavellisten als Teamplayer?
     24 Arbeitszeit 4.0                               Der richtige Führungsstil kann
        Neue Arbeitszeitmodelle in der                aus Machtmenschen Teamplayer
         Produktion erfordern Flexibilität             machen – zumindest ein bisschen

                                                                                                                               personalmagazin 12 / 15
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
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                                                           Mythen der betrieblichen Übung
                                                           Einmal Weihnachtsgeld, immer Weihnachtsgeld? Wir klären über
                                                           Zweifelsfälle der betrieblichen Übung auf.

                                                                                                                                      © M. SCHUPPICH - FOTOLIA
                              Auf dem Weg
                              zur Industrie 4.0
                              Wie sich die Ar-
                              beitswelt verän-
                              dert, welche neuen
                              Jobprofile entstehen
                              und worauf sich HR             67
                              einstellen muss.

        SPEZIAL                                      RECHT                                     PERSÖNLICH
58 „Erneut nicht gleichgestellt”             64 News                                     76 News und Weiterbildung
   BAP-Hauptgeschäftsführer Thomas
    Hetz erläutert, was die Flüchtlings-     65 Aktuelle Urteile                         78 Personalentwickler als Strategen
   debatte für die Zeitarbeit bedeutet                                                      An welchen Kompetenzen HR feilen
                                             66 Grenzen in der digitalen Welt                sollte, um fit für die Zukunft zu sein
60 Kein Vorteil für Zeitarbeitnehmer            Was die Safe-Harbor-Entscheidung
   IW-Studie: Wie würden Arbeit-                für die HR-Arbeit bedeutet              80 Buchtipps
   geber auf eine Beschränkung
    des Höchstüberlassungszeit­              67 Wahrheit und Mythos                      82 Ganz persönlich
    raums auf 18 Monate reagieren?              Wir räumen mit drei Mythen zur             Marco Esser, Commerzbank AG,
                                                 betrieblichen Übung auf                     beantwortet unseren Fragebogen
62 Studierende frühzeitig binden
   Welche Bedeutung studentische            70 Klare Regeln im sozialen Netz
    Zeitarbeit für die Mitarbeiterbin­          Wer Kandidaten über Social Media              RUBRIKEN
    dung hat                                     oder Apps ansprechen will, sollte
                                                 einige Grundsätze beachten              03 Editorial

                                             74 Umgang mit dem gelben Zettel             81 Impressum, Rückblick
                                                Der Nachweis der Arbeitsunfähig-
                                                 keit wird ab 2016 mit dem Aus-          82 Vorschau
                                                 zahlschein für Krankengeld vereint

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6 SZENE_NEWS

                      Stellenwechsel
                      STEPHAN LEITHNER

                                                                                                                                                                                                            © DEUTSCHE BANK AG
                      Ende Oktober hat Personalvorstand Stephan Leithner sein Mandat bei der Deutschen Bank
                      niedergelegt. Er war seit Juni 2012 Vorstandsmitglied und zuletzt verantwortlich für die
                      Ressorts Europa, Personal, Compliance, Anti-Financial Crime sowie Government & Regu-
                      latory Affairs. Seine neue berufliche Aufgabe führt ihn in die Private-Equity-Branche. Sein
                      Nachfolger ist Karl von Rohr, der am 1. November zum Arbeitsdirektor und Chief Adminis-
                      trative Officer berufen wurde. Von Rohr verantwortete seit 2013 als Global Chief Operating
                      Officer für das globale Management der Regionen. Zuvor, seit 2008, war er Personalleiter
                      der Deutschen Bank. Er übernahm am 1. November zusätzlich zu den Ressorts Personal
                      und Corporate Governance auch das Ressort Recht, das zuletzt in den Händen des Co-Vor-
                      standsvorsitzenden John Cryan lag.
    © SCHAEFFLER AG

                                                               CORINNA SCHITTENHELM

                                                               Zum 1. Januar 2016 übernimmt Corinna Schittenhelm im Vorstand der Schaeffler AG das Personal-
                                                               ressort und die Funktion als Arbeitsdirektorin. Die Diplom-Betriebswirtin tritt die Nachfolge von
                                                               Kurt Mirlach an, der das Unternehmen zum 31. Dezember verlässt. Corinna Schittenhelm kommt
                                                               von der Osram Licht AG, wo sie als Chief HR Officer die unternehmensweite Personalarbeit ver-
                                                               antwortete. Zuvor war sie bei Siemens beschäftigt, wo sie leitende Positionen im In- und Ausland
                                                               bekleidete, unter anderem als Chief Human Resources Officer bei Siemens Energy. Beim Automo-
                                                               bilzulieferer Schaeffler ist die 48-Jährige künftig für rund 84.000 Mitarbeiter weltweit zuständig.

                                                                                                                                         REINER PISKE

                      Am 1. November übernahm Reiner Piske als neues Vorstandsmitglied den Personalbereich bei
                      Dräger. Seine berufliche Laufbahn begann der promovierte Wirtschaftsingenieur bei Rehau. Spä-
                      ter übernahm er in Singapur als Direktor die Verantwortung für den Personalbereich in der
                      Region Asien-Pazifik und wurde Mitglied der regionalen Geschäftsleitung Rehau Asien-Pazifik.
                      Im Anschluss hatte er die Funktion des Chief Operating Officers und des Deputy CEO für die Re-
                      gion inne. Vor seinem Wechsel zu Dräger war Piske, Jahrgang 1970, als Vice President Corporate
                      Human Resources für die Personalthemen weltweit bei Grotz-Beckert tätig.

                      LARS GOLDENBERG                                                                           lung und die Koordination der internen HR-Strukturen. Meyerdierks ist
                      Seit Kurzem ist Lars Goldenberg in der neu geschaffenen Personal-                         seit 2011 bei Bonial.com, zuvor war er Head of HR bei Helios Media.
                      leiter-Position bei Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeugbau
                      tätig. Goldenberg kommt vom Verpackungshersteller Walki. Zuvor                            JULIA ROTH
                      war er Personalreferent Talent Management bei UPS Deutschland.                            Ab 1. Dezember verstärkt Julia Roth die DGFP als Portfoliomanagerin
                                                                                                                HR. Die Diplom-Pädagogin und Diplom-Betriebswirtin leitete bis No-
                      ANDREAS HAFFNER                                                                           vember das HR-Team der Rechtsanwaltsgesellschaft Linklaters LLP in
                      Seit dem 1. Oktober verantwortet der Jurist Andreas Haffner das Res-                      Frankfurt. Zuvor war sie Personalleiterin bei Galeria Kaufhof in Mainz.
                      sort Personal- und Sozialwesen bei Porsche. Er folgte auf Thomas Edig,
                      der als Personalchef zu VW Nutzfahrzeuge wechselte.                                       ALEXANDER WAGNER
                                                                                                                Der 45-jährige promovierte Ingenieur ist seit Kurzem Mitglied der
                      TIM MEYERDIERKS                                                                           Geschäftsführung und Arbeitsdirektor beim Chemieunternehmen Cur-
                      Neuer Head of Human Resources der Bonial.com Group ist Tim Meyer-                         renta. Alexander Wagner kommt vom Spezialchemie-Konzern Lanxess
                      dierks. Er verantwortet in dieser Position die globale Weiterentwick-                     und folgt bei Currenta auf Joachim Waldi.

                             + + + A k t u e l l e P e r s o n a l i e n + + + t ä g l i c h u n t e r w w w. h a u f e . d e / p e r s o n a l + + + R u b r i k „ P e r s o n a l s z e n e “

                      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                                                            personalmagazin 12 / 15
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
7

Drei Fragen an ...
                 ... Agnes Koller zum Recruiting im Ländervergleich

Frage eins: Ihre Studie hat gezeigt, dass   spricht, aber dem Bewerber das Gefühl
deutsche Unternehmen ihren Bewer-           der individuellen Behandlung gibt.
bern deutlich später Resonanz geben
als Arbeitgeber aus Österreich und der      Frage zwei: Was können deutsche Arbeitge-
Schweiz. Warum ist das so?                  ber noch von den Nachbarländern lernen?      AGNES KOLLER ist Studienleiterin von Best
Agnes Koller: In Deutschland haben wir      Koller: Eine bessere Ansprechbarkeit.        Recruiters, die jährlich die Recruiting-Qualität
mehr Konzerne und Großunternehmen           Wir haben untersucht, wie viele Un-          der jeweils 500 umsatz- und mitarbeiter-
in der Stichprobe. Bei diesen Unter-        ternehmen auf ihrer Karrierewebseite         stärksten Arbeitgeber Deutschlands, Öster-
nehmen gibt es andere Prozesse oder         einen Ansprechpartner für Bewerber           reichs und der Schweiz analysiert.
längere Entscheidungswege als bei klei-     nennen. In Deutschland stellt dieses
neren Firmen. Zudem lässt sich erken-       Kriterium das Drittletzte von insgesamt
nen, dass die Prozesse in Deutschland       16 untersuchten Kriterien dar. In Öster-
strukturierter sind. In Deutschland         reich liegt es im Mittelfeld. Die Bewerber   Koller: Wir haben analysiert, wie auf
wollen 66 Prozent der Firmen, dass die      wollen jedoch direkte Kontakte haben,        Karrierewebseiten und in Stellenanzei-
Bewerber ein Online-Bewerbungsfor-          das hat die Candidate-Experience-Stu-        gen Benefits kommuniziert werden. In
mular ausfüllen. In Österreich sind das     die bestätigt. Wir verstehen Personaler,     Deutschland erläutern knapp 70 Prozent
47 Prozent. Dementsprechend sind die        die sagen, dass sie nicht den ganzen         der Firmen die Benefits auf der Karrie-
Rückmeldungen der Arbeitgeber stan-         Tag telefonieren wollen. Die Swisscom        rewebseite, aber nur 30 Prozent in den
dardisierter. Auch die Kommunikations-      hat das beispielsweise gut gelöst, indem     Inseraten. Das ist schade, da es sicher-
kultur unterscheidet sich. In Österreich    sie einen Bewerberchat eingerichtet hat.     lich viele Bewerber gibt, die nur auf die
und der Schweiz senden Unternehmen                                                       Anzeige schauen und daher nichts über
öfter eine Antwort mit Augenzwinkern,       Frage drei: Welche Studienergebnisse ha-     die Benefits erfahren. Ähnlich ist das
die zwar nicht exakt dem Lehrbuch ent-      ben Sie besonders überrascht?                bei den Entwicklungsmöglichkeiten.
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
8 SZENE_NEWS
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                                                                          Die digitale Zukunft des Lernens

                                                  © KMK/BEHRENDT&RAUSCH
                                                                          B
                                                                                 ereits seit 24 Jahren widmet sich    aufwartet. Ein neuer Themenbereich auf
                                                                                 die Learntec dem Einsatz von di-     der Messe heißt „University@Learntec“.
                                                                                 gitalen Medien in der beruflichen    Dieser stellt Vorträge von Vertretern
                                                                          Bildung. Vom 26. bis 28. Januar 2016        der digitalen Hochschullehre bereit und
                                                                          können sich HR-Entscheider, Personal-       zeigt Best-Practice-Beispiele. Im Fokus
                                                                          entwickler und IT-Verantwortliche in der    der Messe stehen die Themen Learning
                                                                          Messe Karlsruhe zu den Möglichkeiten        Analytics, Mobile Learning, Global Lear-
                                                                          IT-gestützten Lernens informieren und       ning und Industrie 4.0.
                                                                          konkret nach Lösungen für ihre Heraus-        Der Learntec-Kongress befasst sich
                                                                          forderungen bei Wissensvermittlung          unter anderem mit neuen technischen
                                                                          und -management suchen. Eine aktuelle       Angeboten für flexible Lernlösungen,
                                                                          Herausforderung ist sicherlich die Integ-   die sich individuell an der Zielgruppe
                                                                          ration von Flüchtlingen und Fachkräften     orientieren. Mobile, personalisierte und
                                                                          aus dem Ausland, zum Beispiel mit On-       bedarfsorientierte Konzepte stehen hier-
                                                                          line-Kursen, die nicht nur die Sprache,     bei im Vordergrund, im Mittelpunkt steht
                                                                          sondern auch die Kultur vermitteln. Eine    immer der Mensch. Das Motto „Zukunft
                                                                          weitere Herausforderung ist der Aufbau      Lernen: Lernkultur digital“ spiegelt sich
           Lernen mit IT ist bereits seit 24 Jahren                       einer unternehmensweiten und global         im gesamten Kongressprogramm wider.
                    das Leitthema der Learntec.                           nutzbaren Lernplattform. Wie dies funk-     120 Referenten werden an den drei Ver-
                                                                          tionieren kann, wird auf der Begleit-       anstaltungstagen erwartet. 20 Prozent
                                                                          messe zur Learntec zu sehen sein, die       der Vorträge finden in englischer Sprache
                                                                          darüber hinaus mit einigen Neuerungen       statt.                     www.learntec.de

     Im Dezember für den                                                                                       Jahresforum BGM
     Leadership-Award bewerben                                                                                 2016 in München

     E                                                                                                         P
             nde Februar 2016 verleiht das Institut für Führung und Per-                                              reisträger, Praktiker und Wissenschaftler
             sonalmanagement an der Universität St. Gallen gemeinsam                                                  stellen auf dem Jahresforum Betriebliches
             mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V.                                                  Gesundheitsmanagement 2016 Lösungen
     (DGFP) den St. Galler Leadership-Award. Mit dem Preis werden                                              für den Umgang mit der Mitarbeitergesundheit
     richtungsweisende Initiativen im Bereich der Mitarbeiterführung                                           vor. Im Mittelpunkt der Veranstaltung am 3. und
     ausgezeichnet. Innovationsbereitschaft und Leistungsfähigkeit,                                            4. Februar in München stehen Themen wie psy-
     Nachhaltigkeit sowie vor allem Inspiration, Dynamik und Flexibi-                                          chische Gefährdungsbeurteilung, Resilienz, BGM
     lität sind die Eigenschaften, die der Leadership-Award traditionell                                       in der Öffentlichen Verwaltung, sowie verlässli-
     prämiert. Neu sind der Partner DGFP, der Ort der Preisverlei-                                             che Instrumente zur Messung und Steuerung.
     hung (DGFP-Kongress in Berlin) sowie die finale Auswahlrunde:                                             Auch die Auswirkungen des neuen Präventi-
     Letztlich bestimmen die rund 300 HR-Professionals, die zum                                                onsgesetzes werden erörtert. Zielgruppe sind
     DGFP-Kongress erwartet werden, die Sieger. Die Vorauswahl er-                                             Fach- und Führungskräfte aus dem betrieblichen
     folgt durch das Institut für Führung und Personalmanagement.                                              Gesundheitsmanagement, HR und Organisations-
     Bis zum 18. Dezember sind noch Bewerbungen für den St. Galler                                             entwicklung, Arbeitsschutzbeauftragte, Betriebs-
     Leadership-Award möglich.                      www.leadership-award.ch                                   und Personalräte.www.management-forum.de

     Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                                           personalmagazin 12 / 15
Auf dem Weg zur Industrie 4.0 - Haufe
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10 SZENE_DIGITALISIERUNG

                        Um- und Querdenken gefragt
                        NACHBERICHT. Die Jahrestagung des Centers for Human Factors (CHF) Kaiserslautern
                        beschäftigte sich mit den Herausforderungen der Industrie 4.0 für HR.

                        Von Christofer Grass (Red.)                   das Personalmanagement mit neuen            Gefahr darstellt und es keine radikale
                                                                       Anforderungen. Diese zielen etwa auf        Veränderung von heute auf morgen ge-

                        V
                                  or welchen Herausforderun-           die technologischen und strategischen       ben wird. „Industrie 4.0 ist eine Evoluti-
                                  gen steht HR angesichts der          Herausforderungen von Unternehmen,          on, keine Revolution“, so Prof. Dr. Zühlke
                                  digitalen Transformation?            die Fähigkeiten und Kompetenzen, mit        vom Deutschen Forschungszentrum für
                                  Welche Chancen und Gefah-            denen der Wandel gestaltet werden kann      Künstliche Intelligenz (DFKI). Deutsch-
                        ren ergeben sich durch die Industrie           oder die Arbeits- und Organisations-        land sei insgesamt sehr gut aufgestellt,
                        4.0? Um diese Fragen ging es auf der           formen, die dafür implementiert werden      um alle Beteiligten mitzunehmen.
                        diesjährigen Jahrestagung des Center           müssen.
                        for Human Factors Kaiserslautern (CHF)            In diversen Vorträgen berichteten Ex-    Qualifiziertes Personal fehlt auf allen
                        am 13. Oktober. Die Digitalisierung von        perten aus Wissenschaft, Forschung und      betrieblichen Ebenen
                        Arbeits-, Produktions- und Dienstleis-         Wirtschaft über das weite Feld von Indus-   Trotz der voranschreitenden Digitalisie-
                        tungsprozessen erzeugt einen Verän-            trie 4.0. Weitgehend einig war man sich,    rung und Automatisierung für immer
                        derungsdruck und konfrontiert auch             dass die digitale Transformation keine      kleinere Serien, bleibe menschliche Ar-

                                                                                                                                      Rund 60 Teilnehmer
                                                                                                                                      informierten sich auf
                                                                                                                                      der CHF-Tagung rund
                                                                                                                                      um das Thema Indus-
                                                                                                                                      trie 4.0 und Digitali-
                                                                                                                                      sierung.
      ©THOMAS BRENNER

                        Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                     personalmagazin 12 / 15
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beit wichtig, so der Tenor. Technik sei        Forschungs- und Entwicklungsprojekte        bisweilen viel spekuliert wird, scheint
nicht alles. Gleichwohl: „Es fehlt qualifi-    zu initiieren und durchzuführen.            Studien und den Referenten der CHF-Ta-
ziertes Personal auf allen betrieblichen                                                   gung zufolge ein wichtiger Punkt erfüllt
Ebenen“, sagte Prof. Dr. Eigner von der        Mitarbeiter sind veränderungsbereit         zu sein: Der Großteil der Mitarbeiter ist
TU Kaiserslautern. Man müsse künftig           Wenngleich noch völlig offen ist, wohin     bereit für Veränderungen und sieht den
schon in der Ausbildung ansetzen und           Industrie 4.0 tatsächlich führen wird und   Digitalisierungsprozess positiv.
nicht nur die Fachkompetenz schulen.
„Die Ausbildung muss über alle Ebenen
des Ausbildungssystems angepasst wer-
den“, so Prof. Eigner. Ein Um- und Quer-
denken sei nötig, um Innovationen in
Produkt und Produktionssystemen, in
Arbeits- und Ablauforganisationen und
in der gesamten Wertschöpfungskette
zu erreichen.

HR sollte sich frühzeitig einmischen
Der Personalbereich müsse sich früh-
zeitig mit dem Thema Industrie 4.0 be-
schäftigen und aktiv an der Gestaltung
und Umsetzung einbringen – dieser
vielfach beschworene Appell war auch
auf der Fachtagung stets präsent.
   Erwin Lebon, Personalleiter bei Gene-
ral Electric Deutschland, riet HR dazu,
sich frühzeitig in den Prozess einzu-
mischen. Man befinde sich an einem
Wendepunkt. Die Möglichkeiten durch
die Industrie 4.0 seien vielfältig - von der
Bildung neuer Märkte und Geschäfts-
modelle bis hin zur Optimierung vor-
handener Systeme. Bei folgenden vier
Punkten könnte HR Unterstützung lei-
sten: Verstehen und Verständnis schaf-
fen, Mensch und Maschine nicht gegen-,
sondern miteinander arbeiten lassen,
schnell verfügbare Trainings on Demand
anbieten, Freiraum schaffen und Wissen
nutzen.
   Im Rahmen der Veranstaltung hatten
die rund 60 Teilnehmer die Gelegenheit,
die Smart Factory zu besichtigen – eine
Demonstrations- und Forschungsplatt-
form, in der innovative Informations-
und       Kommunikationstechnologien
getestet und weiterentwickelt werden.
Die Bandbreite reicht dabei von Basis-
technologien bis zur Entwicklung markt-
fähiger Produkte. Die Smart Factory KL
e. V. ist ein Netzwerk von Akteuren aus
Industrie und Forschung und versucht

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12 SZENE_HR START-UP

                                                            Wer hat’s gegründet?
      Florian Fleischmann und Christian Vetter haben während ihres dualen Studiums
            bei Nokia Siemens Networks beziehungsweise Osram festgestellt, dass ver-
      knüpfte Daten unerlässlich sind, um die komplexen Fragestellungen und Heraus-
        forderungen rund um das Thema „Personal“ beantworten zu können. Während
           eines Kooperationsprojekts mit Größen aus der Wirtschaft und Wissenschaft
      sowie anschließender Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium wurde
                         somit ein neuer Ansatz fürs Personalmanagement entwickelt.

                                                HR
                                                START
                                                              In unserer Serie stellen wir Ihnen

                                                UP
                                                              ­Jung­unternehmer aus dem HR-Bereich
                                                               mit ihrer Idee vor. In dieser Ausgabe
      Mit der Verküpfung von                                   das Unternehmen HR-Forecast.
      Daten lassen sich die
      Herausforderungen des
      Personalmanagements
      besser angehen.

                                                                                                   Wie war die Entwicklungszeit?
                                                                                                   Die Entwicklung des Ansatzes hat fast
                                                                                                   vier Jahre gedauert, was ein großes
                                                                                                   Maß an Disziplin, Kreativität und Mo-
                                                                                                   tivation gefordert hat. In zahlreichen
                                                                                                   Gesprächen mit Experten wurden wäh-
                                                                                                   rend der Entwicklung immer wieder
                                                                                                   neue Perspektiven und Möglichkeiten
                                                                                                   aufgezeigt, den Ansatz zu verfeinern
                                                                                                   und weiterzuentwickeln.

      Was ist die Idee dahinter?
      Wir machen mehr aus den Personaldaten eines Unternehmens. Am Beispiel der
                                                                                                                                                   © YOUTUBE

      strategischen Personalplanung sieht das so aus, dass wir ein Planungsmodell zur
      Verfügung stellen, welches die Finanz- und Geschäftsplanung des Unternehmens
      in konkrete zukünftige Personalbedarfe übersetzt. Somit kann der Bogen von der
      Unternehmensstrategie zu jedem einzelnen Mitarbeiterbedarf gespannt werden.
      Wir entwickeln Big-Data-Technologien und Methoden vom Recruiting über die
                                                                                                                                                               © RAKETE: FRANK PETERS / THINKSTOCKPHOTOS.DE

      Entwicklung bis hin zur Nachfolgeplanung, sowie für die Unternehmensstrate-
      gie. Dabei unterstützen wir unsere Kunden aktiv bei der Entscheidungsfindung,
      indem wir sie über Workshops durch das Projekt begleiten. Unsere Technologie
                                                                                                       VIDEO
      ist modular aufgebaut, weswegen wir für jede Fragestellung schnell und kosten-
      günstig eine maßgeschneiderte Lösung zur Verfügung stellen können. Der Kunde                 In der Personalmagazin-App können Sie
      muss die Technologien nicht selbst bedienen oder gar implementieren oder ein                 das Video sehen, in dem die Gründer
      umfassendes Verständnis im Datenmanagement mitbringen.                                       von HR-Forecast ihre Ideen vorstellen.

      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                   personalmagazin 12 / 15
13

© HR-FORECAST
                Was soll noch geändert werden?
                Wir fokussieren uns zunehmend auf das makroökonomische Umfeld
                von Unternehmen, wofür bereits hochpräzise Bevölkerungs-, Bil-
                dungs- und Arbeitsmarktsimulationen entwickelt worden sind. Somit
                können wir genaue Aussagen über die Situation auf den Arbeits-
                märkten im Hinblick auf Geografie und Verfügbarkeit treffen.

                Was können etablierte Unter­nehmen von Ihnen lernen?
                Komplexe Lösungen und Wissen werden durch außerordentlich gute
                Teams generiert. Wir versuchen daher, in unseren Teams immer mit
                einem hohen Grad an Diversität zu arbeiten. Wir haben Mitarbeiter
                zwischen 21 und 73 Jahren aus mehr als zehn verschiedenen Nati-
                onen, von Usbekistan bis hin zu den USA. Nur so kann Wissen über
                neueste Technologien effizient in Lösungen der nächsten Generation
                einfließen und Erfahrung optimal weitergegeben werden.
14 TITEL_INDUSTRIE 4.0

       Auf dem Weg zur Industrie 4.0
       ÜBERBLICK. Alle reden über Digitalisierung und Industrie 4.0. Was steckt hinter den
       Konzepten und wie wirken sie sich auf (HR-)Arbeit und Leben aus? Einige Thesen.

       Von Manfred Becker                            schaft ab, die mit Elektrifizierung (Stufe   Effizienz der Lösungen ebenso ein wie
                                                      1), Massenfertigung (Stufe 2), Softauto-     die erforderliche Befähigung der Ma-

       D
                   igitalisierung und Industrie 4.0   mation (Stufe 3) und nun mit Big Data        schinen und der Menschen. Hier kommt
                   sind die Schlagworte des Au-       in die vierte Entwicklungsstufe eintritt.    das HR-Management und speziell die
                   genblicks. In der Fachpresse,         Die IAL 4.0 wird als „Internet der Din-   Personalentwicklung ins Spiel. Welche
                   auf Konferenzen und Messen         ge“ beschrieben, was meint, dass Milliar-    Anforderungen sich durch die IAL 4.0 im
       dominieren Themen rund um die „Vierte          den Geräte permanent beziehungsweise         Einzelnen geben, werde ich im Laufe des
       Industrielle Revolution“. Eine Bestands-       latent miteinander verbunden sind bezie-     Textes genauer beschreiben.
       aufnahme zeichnet ein ambivalentes Bild        hungsweise verbunden werden könnten.           Doch bevor ich die Frage beantworten
       von deren Status Quo: Zwar ist noch vieles     Das Internet gestaltet die Beziehungen       kann, was die Menschen in Zukunft ler-
       fernes Rauschen einer noch nicht Reali-        der miteinander verbundenen Welt der         nen sollten, möchte ich einige Thesen
       tät gewordenen Zukunft 4.0. Gleichzei-         Dinge, indem Kontakte hergestellt, ge-       zur Frage vorstellen, welche Aufgaben in
       tig ist die Arbeits- und Lebenswelt aber       halten, verändert, abgebrochen und neu       Zukunft überhaupt noch von Menschen
       bereits in vielfacher Weise von der Digi-      begonnen werden. Die Informationen           übernommen werden beziehungsweise
       talisierung durchdrungen: Das Navigati-        liefern die in die Geräte und Maschinen      wie die künftige Aufgabenverteilung
       onssystem hat die Straßenkarte abgelöst,       inkorporierten Minicomputer. Sensoren        zwischen Mensch und Maschine ausse-
       Fensterläden folgen dem Sonnenstand,           erfassen den Zustand der physischen          hen wird: Wer wird Koch und wer Kell-
       „Picker“ bei Amazon greifen die Versand-       Objekte, der Beziehungen und der             ner? Wird der Mensch sein Berufs- und
       artikel, die Roboter ihnen darbieten.          menschlichen Handlungen. Das Inter-          Privatleben eigenverantwortlich und
          Es bleiben Unwissenheit und Unsi-           net speichert die Aggregatzustände von       souverän gestalten können? Oder wird
       cherheit, welche Vor- und Nachteile die        Personen, Beziehungen, Geräten und           der Mensch zum Sklaven der Maschi-
       digitale Revolution wohl bringen mag.          Umgebungen. Neben dem Internet der           nensysteme degradiert werden?
       So ist es etwa noch nicht geklärt, wel-        Dinge gehören auch Big Data und Cloud
       che Anforderungen die Digitalisierung          Reality, also die Realität, die sich durch   Thesen: Sechs Prinzipien der IAL 4.0
       an die Arbeitnehmer stellt und welchen         die in der Cloud gespeicherten Daten er-     Die einleitenden Fragen und Beispie-
       Beitrag das Bildungswesen und die Per-         geben, zu den Schlagworten der IAL 4.0.      le haben bereits einige Merkmale der
       sonalentwicklung leisten müssen, damit            Die IAL 4.0 zeichnet sich dadurch aus,    IAL 4.0 gezeigt: Sie ist durch Echtzeit-
       die Menschen angstfrei und motiviert die       dass die miteinander verbundenen Ob-         Erleben, punktuelle Funktionalität, der
       neuen Herausforderungen annehmen.              jekte selbstreferentiell organisiert sind,   Integration von realer und virtueller
       Welche Prinzipien, Handlungsfelder             das heißt: Sie haben sich gewissermaßen      Welt, Komplexität, Dynamik und Unsi-
       und Personalentwicklungsinstrumente            selbst permanent im Blick, bieten Anfor-     cherheit gekennzeichnet. Zusätzlich zu
       der Industrie, Arbeits- und Lebenswelt         derungen und Lösungen an, sorgen für         diesen Gestaltungsaspekten bestimmen
       4.0 (IAL 4.0) zugrunde liegen, soll dieser     die Funktionsfähigkeit der physischen        weitere Prinzipien die IAL 4.0. Welche
       Beitrag zeigen.                                Geräte, managen Schnittstellen zwi-          Prinzipien es bei der humanen und
                                                      schen Menschen und Menschen, Men-            wirtschaftlichen Ausgestaltung der IAL
       Begriffsklärung:                               schen und Maschinen und Maschinen            4.0 zu prüfen gilt und welche Aussagen
       IAL 4.0 und Internet der Dinge                 und Maschinen. Verbesserungen wer-           diese über die Zusammenarbeit von
       Beginnen wir mit einer Begriffsklärung:        den in der Cloud gespeichert und nicht       Mensch und Maschine zulassen, werde
       Die Bezeichnung 4.0 leitet sich aus den        vergessen. Die Optimierungspotenz der        ich im Folgenden erläutern.
       Entwicklungsstufen der Industriegesell-        IAL 4.0 schließt die Effektivität und die      1. Substitution menschlicher Intelli-

       Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de                                                    personalmagazin 12 / 15
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genz durch artifizielle Intelligenz: Art,
Ausmaß und Tempo der Substitution
menschlicher Intelligenz durch künst-
liche Intelligenz werden ökonomisch und
technisch bestimmt. Kostenvergleiche
zwischen Massenfertigung und perso-
nalisierter Fertigung entscheiden das
Tempo der Substitution humaner durch
artifizielle Aufgabenerledigung ebenso
wie die technische Ausstattung, mithin
die Investitionsrate der Unternehmen und
öffentlichen Verwaltungen in Endgeräte,
Cloudverträge und cyber-physische Ma-
schinen und Anlagen. Der Mindestlohn
wirkt sicherlich als Beschleuniger der
Substitution menschlicher Arbeit durch
Maschinen, Computer und Roboter. Die
technischen Voraussetzungen einer weit-
gehenden Substitution sind geschaffen.
   2. Dequalifizierung von Beschäfti-
gungsgruppen: Die IAL 4.0 verändert
die Arbeitslandschaft massiv: Maschi-
nen übernehmen Aufgaben, die bisher
von Menschen erledigt wurden. In Wirt-
schaft und Verwaltung werden viele Tä-
tigkeiten in die „Dunkelverarbeitung“
der Maschinenerledigung verlagert wer-
den. Steuererklärungen, Wohnortwech-
sel, die Medikation kranker Menschen et
cetera werden von Maschinensystemen
übernommen. Produkte und Bescheide
werden vollautomatisch erstellt. Arbeits-
plätze fallen weg, Ersatz muss gefunden
werden. Hier sind überzeugende Quali-
fizierungsprogramme gefordert. Bran-
chen wie Banken und Versicherungen
werden sicherlich mehr als ein Drittel
ihrer Aktivitäten in die Dunkelverarbei-
tung abgeben und die Zuarbeit durch
Kunden ausbauen.
   3. Status-Quo-Erwartung: Berufe, die
vorwiegend direkte Dienstleistungen
am Menschen erbringen, bleiben von
                                            © VIKTORS IGNATENKO / THINKSTOCKPHOTOS.DE

der IAL 4.0 in ihrem Kern unberührt:
Zahnärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, Pfar-
rer und Personalentwickler werden in                                                    Koch oder Kellner: Wird
der IAL 4.0 weiterhin benötigt. Gerät der                                               künftig Mensch oder
Mensch in die Objektrolle, dann werden                                                  Maschine die Arbeitswelt
die sozialen Aufgaben um so wichtiger.                                                  bestimmen?
   4. Höherqualifizierung von Beschäf-
tigtengruppen: Gewinner der IAL 4.0

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16 TITEL_INDUSTRIE 4.0

       sind diejenigen, die der Revolution          gungen zweierlei ab: den unmittelbaren      Beschaffung, Nutzung und Veränderung
       den Odem einhauchen: Informatiker,           Transfer von Können in konkrete Hand-       von Informationen dem jeweils situa-
       Techniker, Logistiker, aber auch Agen-       lungen einerseits und die Befähigung,       tiven Bedarf anzupassen.
       turmitarbeiter neu entstehender Unter-       bei Veränderungen neue Aufgaben zu
       nehmen, die den Austausch von Daten,         übernehmen andererseits. Hier ist das       Tätigkeits- und Anforderungsanalyse
       die Preisgestaltung für die Nutzung von      HR-Management und speziell die Perso-       als Voraussetzung
       Daten und die Weiterbildung der Mitar-       nalentwicklung mit Bildung, Förderung       Ausgangspunkt der Personalentwick-
       beiter organisieren, gewinnen attraktive     und Organisationsentwicklung gefor-         lung 4.0 ist die Analyse der Tätigkeiten
       Tätigkeiten hinzu. IT-Spezialisten pro-      dert, die Menschen so zu qualifizieren      und der Anforderungen: Was bleibt un-
       grammieren und installieren die Da-          und auch so zu motivieren, dass sie in      verändert, was kommt hinzu, welche Tä-
       tenbanken, Ingenieure entwickeln die         Brot und Arbeit bleiben.                    tigkeiten werden nicht mehr benötigt?
       cyber-physischen Produktionssysteme.           Aus den beiden wichtigen Anforde-         Die Analyse der Anforderungen erhebt
       Datenbankspezialisten erarbeiten Algo-       rungen an die Mitarbeiter ergibt sich       die fachlichen Anforderungen, die ins-
       rithmen für personalisiertes Marketing,      ein dualer Charakter der Personalent-       besondere Daten-, Netzwerk-, Cloud- und
       Personalentwickler kombinieren reale         wicklung in der IAL 4.0. Neben der ope-     Prozessbefähigung umfassen. Die per-
       und virtuelle Trainingsmodule, Ärzte         rativen Transferbefähigung muss sie         sönlichen Anforderungen werden sich
       und Apotheker erarbeiten Gesundheits-                                                    auf Kooperationsfähigkeit, Netzwerkbe-
       angebote, Sportwissenschaftler verhel-                                                   fähigung, Denken in Zusammenhängen
       fen den Menschen zu Bewegung und                                                         und Ambiguitätstoleranz konzentrieren.
       Wohlbefinden.                                Die Gewinner der IAL                        Die Tätigkeiten und Anforderungen sind
          5. Subjektorientierung: Die Verschie-                                                 in Stellenbündeln zusammenzufassen.
       bung des Verhältnisses vom Subjekt
                                                    4.0 sind die, die der Re-                   Als weitere Befähigungen kommen die
       zum Objekt entscheidet in allen Lebens-      volution den Odem ein-                      Fähigkeit im Umgang mit Komplexität,
       bereichen darüber, wer Koch und wer                                                      Dynamik und Unsicherheit hinzu.
       Kellner in der IAL 4.0 sein wird. Die Sub-
                                                    hauchen: Informatiker,                         Um diese zu erreichen, müssen Per-
       jektperspektive stellt den Menschen als      Techniker, Logistiker                       sonalentwickler die Weiterbildung
       gestaltende und entscheidende Autorität                                                  künftig verstärkt arbeitsplatznah, ar-
       über die cyber-physischen Systeme. Art
                                                    – aber auch Mitarbeiter                     beitsintegriert und kurzzyklisch organi-
       und Umfang der Nutzung, Orientierung         neuer Unternehmen.                          sieren. Arbeitsintegriertes Lernen (AIL)
       im Prozess der Kooperation von Mensch                                                    wird an Bedeutung gewinnen, weil die
       und Maschine, Kaufentscheidungen ver-                                                    Transferstrecke zwischen Lernen und
       bleiben in der Hoheit des Menschen.                                                      Anwenden verkürzt wird. „Brown-Bag-
          6. Objektorientierung: Die Objektper-     also auch die Fähigkeit zum „Prinzipien-    Training-Units“, informelle Trainings am
       spektive stellt den Menschen hingegen        transfer“ in neue Tätigkeiten vermitteln.   Arbeitsplatz, dienen der Echtzeit-Einwei-
       unter das Diktat der Maschinensysteme.       Diese Befähigung kann man als „Good         sung in die Arbeit. Die Weiterbildung
       Autonomie und Souveränität gehen in          Educational Slack“, als Umstellungsre-      muss Cloud-Befähigung aufbauen und
       der personalisierten Nutzung von „Filter     serve, bezeichnen. Es ist die Befähigung,   anforderungsgerecht verändern.
       Bubble“ (Eli Pariser) aller Art verloren.    Wissen und Können in andere und neue           Auch und speziell der Führungskräf-
       Die Menschen erledigen Aufgaben, für         Tätigkeiten zu transformieren.              teentwicklung wird in der IAL 4.0 eine
       die die Technisierung und Digitalisie-         Die Personalentwicklung gewinnt da-       wichtige Aufgabe zukommen – denn die
       rung entweder zu teuer oder technisch        mit in der IAL 4.0 an Bedeutung – doch      Führung wird sich in der IAL 4.0 stark
       noch nicht wirtschaftlich gestaltbar ist.    sie muss sich inhaltlich verändern, um      verändern, man kann sogar sagen, sie
       Souverän sind in dieser Perspektive die      den veränderten Ansprüchen der neuen        wird sich revolutionieren: Führung wan-
       cyber-physischen Systeme, nicht der          Arbeits- und Lebenswelt gerecht zu wer-     delt sich zum „Führen mit der Binde vor
       Mensch.                                      den: Personalentwickler werden künftig      den Augen“, was meint, dass die Füh-
                                                    als Facilitatoren, als Lern- und Entwick-   rungskräfte Spezialisten führen müs-
       Wie die IAL 4.0 die Personal­                lungsberater vor Ort, als Kulturagenten,    sen, deren fachliche Expertise sie nicht
       entwicklung verändert                        als Unterstützer der sozio-technischen      verstehen. Die Rolle der Führungskräf-
       Wer im Zuge der Digitalisierung souve-       Systemgestaltung arbeiten. Kernkom-         te reduziert beziehungsweise verlagert
       rän bleiben möchte, dem verlangen die        petenz der IAL 4.0 wird die Fähigkeit       sich dadurch auf das Facilitating des
       oben skizzierten, neuen Arbeitsbedin-        sein, das Tempo und die Präzision der       Arbeitssystems. Klimaarbeit und die Er-

                                                                                                                         personalmagazin 12 / 15
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 AUSBLICK

Sechs Prinzipien der Arbeitswelt 4.0
Die Auswirkungen der Digitalisierung werden kontrovers diskutiert – etwa die Frage,
ob sie mehr Jobs schafft, als sie überflüssig macht. Die Diskussion dreht sich um sechs            Die Mitglieder von CoP finden sich
Prinzipien. Welche dies sind und was sie beschreiben.                                            freiwillig zusammen, lernen und arbei-
                                                                                                 ten zusammen, sie kommunizieren of-
Substitution: Welche Aufgaben werden durch Maschinenarbeit wahrgenommen?
                                                                                                 fen, erkennen gegenseitig ihre Expertise
Dequalifizierung: Welche Tätigkeiten verlieren attraktive Anteile an Maschinen?                  an, betonen Wissen und Können. CoP-
                                                                                                 Mitglieder leben das „Management of
Status-quo-Erwartung: Welche Tätigkeiten bleiben unverändert?
                                                                                                 speed“, das die IAL 4.0 kennzeichnet.
Höherqualifizierung: Welche Tätigkeiten gewinnen attraktive Anteile hinzu?
                                                                                                 Ausblick in die IAL 4.0
Subjektorientierung: Welche Beschäftigtengruppen erreichen mehr Autonomie, Gestal-
                                                                                                 Das Beispiel der CoP zeigt, was die IAL
tungsfreiraum und Souveränität?
                                                                                                 4.0 allgemein charakterisiert: Arbeits-
Objektorientierung: Welche Beschäftigtengruppen büßen Autonomie, Gestaltungsfrei-                gruppen und Kooperationen entstehen
raum und Souveränität ein?                                                                       ad hoc über Abteilungs- und Organi-
                                                                                                 sationsgrenzen hinaus. Sie dienen der
                                                                                                 Integration der Leistung aus vielen
                                                                                                 Quellen. Ist diese Zusammenarbeit erst
munterung zu Innovation, Loyalität und         Aufgabe der Organisationsentwicklung,             einmal eingeübt, nimmt in der IAL 4.0
Leistungsbereitschaft, sind Elemente           die bei der Etablierung der IAL 4.0 in            die Möglichkeit, Unzulänglichkeiten
der Führung in der IAL 4.0.                    Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung            wie Fehlerrate, Terminverschiebungen,
                                               ebenfalls gefordert ist. Es gilt zunächst,        Überstunden, Kundenreklamationen
Ausbildung 4.0: aus der Cloud, nicht           die erforderlichen Strukturen, Prozesse           und so weiter auf die Formalorganisa-
aus der Mottenkiste                            und Beziehungen neu zu bestimmen.                 tion abzuschieben, drastisch ab. Gegen-
Zuguterletzt bedarf auch die duale Be-         Das Prinzip der Kontinuierlichen Ver-             seitige Schuldzuweisungen, Hinweise
rufsausbildung für die IAL 4.0 einer Ge-       besserung und Innovation (KVP) ge-                darauf, dass die Dinge in der Hierarchie
neralüberholung. Die Ausbildungsinhalte        winnt an Bedeutung. Das ganzheitliche             steckenbleiben, werden nicht mehr in
müssen überarbeitet werden in Hinblick         systemische Geflecht der Beziehungen              dem Maße zu hören sein, wie dies in
auf Methodenkompetenz, Denken in Zu-           bringt es mit sich, dass Veränderungen            der Hierarchie der Massenindustrie
sammenhängen, Lernen an cyber-physi-           an einer Stelle des Systems stets Aus-            möglich gewesen ist.
schen Systemen. Auf der Agenda steht           wirkungen auf andere Elemente des Sys-               Dabei spielt auch die Individualisierung
ein Berufsschulunterricht aus der Cloud        tems und auf das Gesamtsystem haben.              eine große Rolle: Jeder nimmt in der IAL
statt aus der Mottenkiste. Die Berufsaus-      Variabilität und Kontingenz der Struk-            4.0 seine Aufgaben professionell wahr, ist
bildung muss modularisiert und mit der         turen, Prozesse, Personen, Beziehungen            zur Zusammenarbeit bereit und gestaltet
Weiterbildung verzahnt werden.                 nehmen zu. Wenn Wissen und Können                 die gemeinsame Nutzung von Systemen
   All das gibt es natürlich nicht umsonst;    in der Arbeitswelt 4.0 stets situativ neu         und Informationen produktiv mit – auch,
Die Länder als Träger der berufsbilden-        zusammengefügt werden, dann sind sta-             wenn sie nicht formal der Organisation
den Schulen stehen vor großen Investiti-       bile soziale Beziehungen aufzubauen.              angehören: Die „Smart-Worker, „Click-
onen in das didaktische Equipment und          Die Organisationsentwicklung erfährt              Worker“ oder „Crowd-Sourcer”, die freibe-
in die Qualifikation der Lehrer. Die Ar-       so eine Renaissance in der IAL 4.0.               ruflichen „Humanvermögenskapitalisten
beitswelt 4.0 setzt auf Heterogenität, In-        Ein Beispiel für eine zukunftswei-             (HUKA)“, füllen künftig die Systeme der
dividualität und Situationsgerechtigkeit       sende Organisationseinheit sind die               IAL 4.0 mit Wissen und entwickeln die
der Aufgabenerledigung. Das Tempo der          sogenannten „Communities of Prac-                 Systeme substanziell weiter. Die Weiter-
Veränderungen, das Erfordernis situa-          tice“ (CoP): Sie sind Lern- und Ar-               bildungsbereitschaft dieser „Ideenfarmer
tiver Flexibilität machen es erforderlich,     beitsgemeinschaften, die sich dadurch             der IAL 4.0“ entscheidet über deren Re-
die Berufsausbildung umfassend zu re-          auszeichnen, dass deren Mitglieder                allohnoptionen auf dem fluiden Arbeits-
formieren.                                     miteinander arbeiten, füreinander ein-            markt der Zukunft.
                                               stehen, gemeinsam lernen, emotional
 IAL 4.0: Renaissance für die                  und intellektuell miteinander verbun-
­Organisationsentwicklung                                                                                      PROF. MANFRED BECKER
                                               den sind, ihre Aktivitäten als Gemein-
                                                                                                               ist Organisationsberater und
Die IAL 4.0 kann als Orchestrierung der        schaft ausführen, gesamtschuldnerisch
                                                                                                               lehrt an der Martin-Luther-
Informationen, Befähigungen und Be-            verantworten und Erfolge als Gemein-
                                                                                                               Universität in Halle.
ziehungen beschrieben werden. Das ist          schaft erzielen.

12 / 15 personalmagazin                                                      Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
18 TITEL_INDUSTRIE 4.0

       Maschine fordert Mensch heraus
       STUDIEN. Maschinen werden den Menschen nicht verdrängen. Aber die Qualifikations-
       anforderungen steigen. Auf HR kommen daher viele Herausforderungen zu.

       Von Melanie Rößler (Red.)                                Interviews mit Unternehmensentschei-                  Weiterentwicklung und Optimierung
                                                                 dern in Deutschland, Österreich und                   der eigenen Prozesse und Instrumente

       A
                  lle reden von der Digitalisie-                 der Schweiz geführt wurden. Fehlende                  nutzen.
                  rung. Doch in der Praxis sieht                 Fachkräfte, Mängel bei der Aus- und
                  die Lage noch anders aus. Die                  Weiterbildung - schon hier wird deut-                 Digitalisierungsgrad und Digitalisie­
                  Mehrheit der Unternehmen                       lich: Die Digitalisierung ist ein HR-The-             rungstempo der deutschen Wirtschaft
       in Deutschland hat noch keine Digitali-                   ma. Auch 90 Prozent der Teilnehmer der                Wie weit konkret die deutschen Unter-
       sierungsstrategie. Im Vergleich mit der                   Studie „Digitale Exzellenz“ von Sopra                 nehmen in der digitalen Transformation
       Schweiz und Österreich ist Deutschland                    Steria Consulting bestätigen, dass Mit-               bereits fortgeschritten sind, haben ver-
       sogar das Schlusslicht in Sachen Digita-                  arbeiter der wesentliche Erfolgsfaktor                schiedene Studien untersucht. Das Ins-
       lisierung.                                                für ein Unternehmen sind, um digitale                 titut der deutschen Wirtschaft (IW) in
                                                                 Exzellenz zu erreichen.                               Köln unterscheidet in seiner Erhebung
       Warum die Digitalisierung                                    Digitalisierung im Human-Resources-                „Beschäftigungseffekte der Digitalisie-
       ein HR-Thema ist                                          Bereich umfasst zwei Dimensionen:                     rung“, die im September veröffentlicht
       Die größten „Bremser“ im Digitalisie-                     HR ist zum einen gefordert, in den Rol-               wurde, drei Digitalisierungsgrade.
       rungsprozess sind zu wenig Fachkräf-                      len als Change-Management-Experte,                    • Unternehmen 4.0: Unternehmen mit
       te, Finanzierungslücken und Mängel                        Führungskräfteentwickler sowie Per-                   hohem Digitalisierungsgrad. 31,9 Pro-
       bei der Aus- und Weiterbildung (siehe                     sonal- und Organisationsentwickler                    zent der hiesigen Wirtschaft gehören
       Abbildung unten). Das ist das Ergebnis                    die Mitarbeiter auf die Digitalisierung               laut den Erhebungen des IW in diese
       der Studie „Digitale Agenda 2020“ des                     vorzubereiten. Zum anderen muss HR                    Kategorie.
       IT-Dienstleisters CSC, für die rund 500                   die Digitalisierung konsequent für die                • Unternehmen mit mittlerem Digitali-
                                                                                                                       sierungsgrad: Das sind 26,9 Prozent der
                                                                                                                       deutschen Unternehmen.
                                                                                                                       • Unternehmen 3.0: Das sind Unterneh-
        STOLPERSTEINE IM DIGITALISIERUNGSPROZESS                                                                       men, für die die Digitalisierung bisher
                                                                                                                       noch keine große Rolle spielt. 40 Pro-
       Fehlen von Fachkräften               40                                                                         zent der deutschen Unternehmen fallen
                                                                                                                       in diese Kategorie.
       Finanzierungslücken                  35                                                                            Der Wirtschaftsindex „Digital“ unter-
                                                                                                                       scheidet fünf Digitalisierungsgrade und
       Aus- und Weiterbildungslücken        32                                                                         betrachtet zusätzlich noch das Digitali-
                                                                                                                       sierungstempo: Der Index wird von TNS
       Fehlende Ansprechpartner als                                                                                    Infratest und dem Zentrum für europä-
                                            24
       Schnittstelle zu externen Partnern
                                                                                                                       ische Wirtschaftsforschung (ZEW) im
       Digitalisierungs-Strategie fehlt     23                                                                         Auftrag des Bundesministeriums für
                                                                                                                       Wirtschaft und Energie erhoben und
                                            Angaben in Prozent
                                                                                                                       zeigt erstmals den Digitalisierungsgrad
       500 Entscheider in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden gefragt, was für sie                          der gewerblichen Wirtschaft in Deutsch-
       die größten Stolpersteine auf dem Weg zur Digitalisierung sind.                                                 land nach Branchen differenziert auf.
                                                                                                                       Beobachtet werden elf Kernbranchen in
                                                                                  QUELLE: CSC „DIGITALE AGENDA 2020“

                                                                                                                                               personalmagazin 12 / 15
19

 PERSONALBEDARF

 Nachfrage nach ...                           Unternehmen 3.0                 Digitalisierungsgrad
                                              (Referenzgruppe)
                                                                     mittel            Unternehmen 4.0              markt? Auch diese Frage ist Gegenstand
                             wird sinken      4,3                    9,7++             3,9
                                                                                                                    verschiedener jüngst veröffentlichter
                                                                                                                    Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen
                             wird steigen     14,0                   16,7              18,6                         kommen. Wichtigste Erkenntnis: Der
 ... Auszubildenden
                             bleibt gleich    46,3                   34,6              36,8                         Personalbedarf wird voraussichtlich
                             nicht relevant   35,4                   39,1              40,7
                                                                                                                    nicht sinken, trotz steigender Automati-
                                                                                                                    sierung und Einsatz von Robotern. Der
                             wird sinken      11,8                   10,5              8,7
                                                                                                                    Anteil an Arbeitsplätzen mit Routinetä-
                             wird steigen     9,4                    5,6-              6,5                          tigkeiten wird allerdings sinken, da die-
 ... An- und Ungelernten
                             bleibt gleich    29,2                   33,4              26,1
                                                                                                                    se als potenziell automatisierbar gelten.
                                                                                                                    Demgegenüber steigt der Anteil an Ar-
                             nicht relevant   49,5                   50,6              58,7
                                                                                                                    beitsplätzen mit komplexen Tätigkeiten.
                             wird sinken      6,6                    2,5               4,1                          „Die Rolle des Menschen im Produk-
 ... Mitarbeitern mit        wird steigen     36,7                   39,0              43,4
                                                                                                                    tionsprozess transformiert sich vom
 abgeschlossener Berufs-                                                                                            Erbringer der Arbeitsleistung in den
 ausbildung                  bleibt gleich    47,5                   49,7              40,4
                                                                                                                    Überwacher der Maschinen“, so lautet
                             nicht relevant   9,2                    8,9               11,7                         eine der 25 Thesen zu den Megatrends
                             wird sinken      3,1                    1,4               2,2
                                                                                                                    digitaler Arbeit der Zukunft, die die Te-
                                                                                                                    lekom-Einheit Shareground zusammen
 ... Mitarbeitern mit be-    wird steigen     28,0                   37,6              32,5
 ruflichem Fortbildungs-
                                                                                                                    mit der Universität Sankt Gallen formu-
 abschluss                   bleibt gleich    43,0                   42,1              38,5                         liert hat. Routinevorgänge und auch kör-
                             nicht relevant   25,8                   18,9              26,5                         perlich belastende Tätigkeiten werden
                                                                                                                    in Zukunft von Maschinen selbstständig
                             wird sinken      3,0                    4,2+              1,9
                                                                                                                    abgewickelt werden. Der Mensch kon-
 ... Mitarbeitern mit        wird steigen     18,7                   28,8              44,3                         trolliert und greift nur im Notfall ein.
 Hochschulabschluss          bleibt gleich    41,9                   35,4              35,2                         Dadurch entstehen auch neue Interak-
                                                                                                                    tionsformen zwischen Mensch und Ma-
                             nicht relevant   36,4                   31,7              18,6
                                                                                                                    schine, was wiederum ganz neue Aufga-
                                                                                                                    ben an Führungskräfte und an HR stellt.
Inkl. Ausweichkategorie: nicht relevant; Signifikanz auf dem +++/--- 1 Prozent-, ++/-- 5 Prozent- und +/-
10 Prozentniveau nach multivariater Analyse.
                                                                                                                    Routinetätigkeiten nehmen ab,
Die Tabelle zeigt den Anteil der Unternehmen (nach Digitalisierungsgrad unterschieden),                             Bedarf an Höherqualifizierung steigt
die für sich in den kommenden fünf Jahren einen steigenden, sinkenden oder gleichblei-                              Zugespitzt formulierte Bayerns Wirt-
benden Personalbedarf mit entsprechender Qualifikation sehen, in Prozent.                                           schaftsministerin Ilse Aigner (CSU)
                                                                                                                    kürzlich im Rahmen der Medientage
                                                                                    QUELLE: IW-PERSONALPANEL 2014
                                                                                                                    München die Folgen der Digitalisierung
                                                                                                                    so: „Wir werden in den Betrieben künf-
fünf Digitalisierungsdimensionen. Der                     auf 55 Indexpunkte und rückt von Platz                    tig vor allem zwei Typen von Mitarbei-
Index gibt Auskunft darüber, wie weit                     sieben zusammen mit Japan auf den                         tern haben. Die einen, die den intelli-
die Digitalisierung in jedem Wirtschafts-                 vierten Rang vor. Die USA bleiben mit                     genten Maschinen sagen, was sie zu tun
bereich vorangeschritten ist, wie hoch                    80 Index­punkten deutlicher Spitzenrei-                   haben. Und die anderen, die vielleicht in
das Digitalisierungstempo künftig sein                    ter vor Südkorea (66) und Großbritan-                     der Zukunft von den intelligenten Ma-
wird und welche Hürden bestehen.                          nien (57). Für 2020 prognostizieren die                   schinen gesagt bekommen, was sie zu
   Insgesamt erreichte die gewerbliche                    Unternehmen in Deutschland einen ver-                     tun haben.“
Wirtschaft in Deutschland im Herbst                       haltenen Anstieg auf 56 Punkte.                              Angst, ganz von Robotern ersetzt zu
2015 gerade einmal 49 von 100 mög-                                                                                  werden, braucht der Mensch aber nicht
lichen Indexpunkten. Im Vergleich zum                     Auswirkungen der Digitalisierung                          haben - darin sind sich alle Studien ei-
Vorjahr fiel Deutschland im internatio-                   auf den Arbeitsmarkt                                      nig. „Kognitive Fähigkeiten der Mitarbei-
nalen Vergleich damit um einen Platz                      Welche Auswirkungen hat die Digitali-                     ter spielen eine immer wichtigere Rolle
zurück und liegt jetzt auf Platz sechs.                   sierung und die Industrie 4.0 aus volks-                  für Unternehmen. Kreativität und sozi-
China verbesserte sich dagegen von 48                     wirtschaftlicher Sicht auf den Arbeits-                   ale Intelligenz sind nicht durch Maschi-

12 / 15 personalmagazin                                                                       Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
20 TITEL_INDUSTRIE 4.0

                                                    CHARAKTERISTIKA DER INDUSTRIE 4.0

                                                     • Bedarfsgenaue Koordination von Material­             •B
                                                                                                               ildung von Netzwerken von Fertigungs-
                                                        einsatz/ -flüssen                                     einheiten unterschiedlicher Firmen

       nen ersetzbar. Sie sind die Grundlage         • Minimierung von Lagerhaltung/Produktions-            • Dezentral und bottom-up gesteuerte
                                                        ausfällen über die gesamte Wertschöp-                    Produktionsprozesse
       für die Differenzierung im Wettbewerb            fungskette                                                       • Selbstorganisation
       – durch ihre neuen Ideen und durch das        • Reduktion von Durchlaufzeiten
       Eingehen auf die sozialen Bedürfnisse           /­Warenbeständen                     Echtzeit­    Dezentrale
       der Menschen, sowohl Kunden wie Mit-          • Hoher Auslastungsgrad               produktion   Produktion

       arbeiter“, sagt Christian Weiss, Experte
       für strategische Personalplanung bei der
                                                                                            Maschinen-    Individua­
       Unternehmensberatung Hay Group, die           • „Intelligente“ Maschinen            gelenkte         li­sierte          •B erücksichtigung von
       Unternehmen bei der digitalen Transfor-       • Substitution von Faktor             Produktion   Produktion               Einzelwünschen und
                                                                                                                                 ­-komponenten
       mation unterstützt. Daneben brauchen          • Steigende Arbeitsproduktivität
       Unternehmen künftig auch Mitarbeiter,
       die in einem komplexen und vernetzten
       Arbeitsumfeld sicher agieren und mit
                                                   Die Bezeichnung „Industrie 4.0“ steht für die vierte industrielle Revolution. Der Begriff
       Unwägbarkeiten umgehen können. Ins-
                                                   stammt aus einem Zukunftsprojekt der Bundesregierung und der Industrie.
       besondere die Anforderungen an Füh-
       rungskräfte werden in einem digitalen                                                                                        QUELLE: IAB-FORSCHUNGSBERICHT 8/2015

       Umfeld steigen. Die Fähigkeit, andere zu
       führen, zum Beispiel in globalen virtu-      ZEHN BEISPIELE
       ellen Teams, wird immer wichtiger, aber
       zugleich auch anspruchsvoller werden.
                                                   Big-Data-getriebene Qualitätskontrolle
          Wie genau sich der Personalbedarf in     Algorithmen identifizieren aus aufgezeichneten Daten Qualitätsprobleme und reduzieren so
       den einzelnen Qualifikationsgruppen         Produktfehler
       mittel- bis langfristig entwickeln wird,
                                                   Roboter-assistierte Produktion
       zeigt die Abbildung auf Seite 19. Basis     Flexible humanoide Roboter übernehmen Aufgaben wie Herstellung und Verpackung
       der dargestellten Prognose ist eine Erhe-
       bung des IW unter Personalleitern.          Selbstfahrende Fahrzeuge in der Logistik
                                                   Intelligente, vollautomatisierte Transportsysteme navigieren innerhalb der Fabrik
       Auswirkungen der Digitalisierung            Produktionsliniensimulation
       auf Jobprofile in der Industrie             Neue Software ermöglicht die Simulation und Optimierung des Montageprozesses
       Die Boston Consulting Group hat un-         Smart Supply Network
       tersucht, wie die Digitalisierung und       Smarte Vernetzung von Produktionsvorräten und Zulieferern ermöglichen bessere Einkaufs­
       der technologische Fortschritt speziell     entscheidungen
       die Arbeitsplätze in der Industrie in       Vorhersehbare Wartung und Instandhaltung
       Deutschland bis 2025 verändern wird.        Fernüberwachung aller Maschinen und Geräte ermöglicht Reparaturen, noch bevor es zu
       Für die Studie „Man and Machine in In-      Ausfällen kommt
       dustry 4.0“ wurden 40 Jobfamilien in 23
                                                   Maschinen „as a Service“
       Industriezweigen betrachtet. Auch diese     Hersteller verkaufen keine Maschinen mehr, sondern stellen diese als Dienstleistung zur
       Studie kommt zu dem Ergebnis, dass          Verfügung, inklusive Wartung und Instandhaltung.
       insgesamt mehr Arbeitsplätze entste-
                                                   Selbstorganisierende Produktion
       hen als verloren gehen. Die Prognosen       Maschinen kommunizieren und koordinieren sich untereinander und optimieren so ihren
       von BCG gehen davon aus, dass rund          Einsatz und den Output
       610.000 Arbeitsplätze im Bereich Ferti-
                                                   Additive Produktion von komplexen Bauteilen
       gung und Produktion durch Einsatz von
                                                   3-D-Printer erschaffen komplexe Bauteile in einem Schritt und machen Fließbandarbeit
       Robotertechnik und Digitalisierung ver-     überflüssig.
       loren gehen werden. Gleichzeitig werden
                                                   Augmented Work, Maintenance and Service
       aber voraussichtlich rund 960.000 neue
                                                   Virtual-Reality-Brillen und Roboter werden das Bedienen, Fernsteuern und Warten der digita-
       Arbeitsplätze im Bereich IT und Data        len Fabrik vereinfachen
       Science entstehen. In Summe macht
       das rund 350.000 neue Arbeitsplätze         Mitarbeiter brauchen künftig ganz andere Kompetenzen und Qualifikationen: Zehn Bei-
       in Deutschland. Aber die Mitarbeiter        spiele zeigen die Auswirkungen der Industrie 4.0 auf die Arbeitsplätze in der Fabrik.
       werden ganz andere Kompetenzen und
                                                                                                         QUELLE: BOSTON CONSULTING GROUP, MAN AND MACHINE IN INDUSTRY 4.0

                                                                                                                                               personalmagazin 12 / 15
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