C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Mai-Juni 5-6/2021
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A cht Jahre haben wir zwei mit Überzeu- gung und Leidenschaft unsere Arbeits- kraft, Expertise und unser Engagement in die GEW eingebracht und gemeinsam mit euch vieles bewegt. Bildungspolitisch haben wir mit der Gründung des Bündnisses für schulische Inklusion 2014 den Grundstein dafür gelegt, die Hälfte unserer For- derungen in diesem Bereich (300 Stellen mehr, Barrierefreiheit in allen neuen Schulbauten, Thera- peut_innenstellen an allgemeinbildenden Schulen Kitas“ und das Kita-Netzwerk unterstützt. In den usw.) über Verhandlungen mit dem Senat durchzu- Betriebsräten des Hamburger Schulvereins, aber setzen. Allen Schulpolitiker_innen in Hamburg ist auch immer stärker bei den Elbkindern – dort mit damit klar geworden: Inklusion geht nur mit mehr der offenen Liste (DOL) – sind immer mehr GEW- Ressourcen und ist nicht zum Nulltarif zu haben. Kolleg_innen vertreten. Das Bündnis setzt weiterhin seine Arbeit fort und Beim Gesamtpersonalrat für die Beschäftigten hakt immer wieder nach. an allgemeinbildenden Schulen stellen wir mit 76 Bei der Reformierung der Lehrer_innenbildung Prozent GEW-Kolleg_innen die größte Fraktion und konnten wir ebenfalls mit einem – temporären – können so die Interessen aller unserer Mitglieder- Bündnis durchsetzen, dass es nun ein gemeinsa- gruppen in der Schule vertreten. Wir setzen uns für mes Lehramt für Stadtteilschul- und Gymnasialkol- die Interessen des pädagogisch-therapeutischen leg_innen gibt. Ein kleiner Schritt in Richtung „Eine Fachpersonals und für die Vorschulklassenleitun- Schule für Alle“. Auch unsere Positionierung zum gen genauso ein wie für alle Lehrkräfte! „Abitur im eigenen Takt“ (die Oberstufe in zwei, Im Hochschulbereich sind wir bei den Perso- drei oder vier Jahren zu durchlaufen) hat Aufmerk- nalräten so gut aufgestellt wie noch nie, sind bei samkeit und die Ein- den größeren Hoch- ladung zur Anhörung schulen mit Listen im Schulausschuss Anja Bensinger-Stolze und Fredrik Dehnerdt vertreten und stellen nach sich gezogen. an der TU Hamburg Jetzt arbeiten wir mit dem Bündnis „Mehr Gemeinsam stark Harburg sogar den Personalratsvorsit- Zukunft in der Schu- zenden. le“ daran, dass die an Schule Beteiligten endlich Auch in der Weiterbildung engagiert sich die mehr an den Entscheidungen beteiligt werden. GEW Hamburg immer stärker. Mit unserem Ham- Mehr Dialog, mehr Verantwortung für die Schulge- burger Appell, mehreren Veranstaltungen und Akti- meinschaften und – nicht zuletzt – mehr Zeit für onen für eine bessere Bezahlung der Kolleg_innen pädagogische Arbeit sind dabei unsere wesentli- in der Weiterbildung haben wir dies auch öffentlich chen Forderungen. gemacht. Unsere Fachgruppe Erwachsenenbildung Die Forderungen nach einer für die in Schule Be- wächst. schäftigten „auskömmlichen“ Arbeitszeitverteilung Über die konkrete Interessenvertretung hinaus haben wir mit den Forderungen im Bereich des waren wir in den letzten Jahren auch im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutzes sinnvoll der Bildungs-, Gewerkschafts- und Gesellschafts- hlz-Notiz ergänzt und damit sehr breit aufgestellt. politik aktiv: So im Bereich der politischen Bildung Hier muss weiter gebohrt werden! (AfD an Schulen) und bei der nicht immer einfa- Für den Schulbereich konnten wir in die- chen Aufarbeitung der eigenen Gewerkschaftsge- sem Jahr den Erfolg der Durchsetzung von schichte (NS-Zeit, Berufsverbote). Wir haben sozi- A13Z bzw. E13 für alle voll ausgebildeten ale Bewegungen unterstützt (UmFAIRteilen, TTIP, Grund- und Stadtteilschulkolleg_innen fei- NOlympia, Alternativen zu G20, Fridays for Future) ern! und Bündnispartnerschaften gepflegt (BERTINI, KZ In den letzten acht Jahren haben wir uns Gedenkstätte Neuengamme, Aufstehen gegen Ras- auch im Kita- und Ganztagsbereich gut auf- sismus). gestellt: Wir haben die Volksinitiative „Gu- ter Ganztag“, „Mehr Hände für Hamburger Fortsetzung auf Seite 51 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 3
Corona Bild: Sofia Kolifotos, Kunstprojekt Graskamp, MBS Offener Brief Krisenmanagement mangelhaft ————————— 10 Voll daneben ——————————————————————— 13 Tagebuch Eklatante Lücken ———————————————————— 15 Gesundheitsschutz Schon gemacht? Wann hört das endlich auf… Seite 10 Kinder und Jugendliche wie auch alle Kolleg_in- Hier geht's nen in Schule und Kita sehnen sich nach Normali- tät. Noch allerdings herrschen Unsicherheit, Chaos, zur... Wut und Verzweiflung. Abi-Chaos Seite 18 ...hlz-Umfrage Nicht, dass wir allen nicht das Recht auf Fehler zugestehen würden, aber wie im Anschluss an die fehlerhaften Bio-Abituraufgaben die Panne an- gegangen wurde, erfüllt alle Anforderungen einer Posse, wenn es nicht Opfer – die Schüler_innen – gäbe. oder unter www.gew-hamburg.de/ hlz-umfrage-2021 Wahlkampf Seite 24 Magazin Auch wenn alles wegen der Pandemie auf Spar- flamme läuft: Wie halten wir es im Rahmen der po- Wahlkampf Welche Parteien kommen in die Schule? ——24 litischen Willensbildung an Schulen mit Einladun- Bedeutung wächst ——————————————————— 35 gen an Vertreter_innen der AfD? Resilienz Debatte ———————————————————————————— 42 Religionsunterricht Nicht mehr zu übersehen Seite 20 Das lautstarke Auftreten betroffener Kolleg_in- nen aus der Erwachsenenbildung schafft Aufmerk- Nichts für Schnäppchenjäger_innen ————— 45 Film samkeit für die skandalöse Bezahlung. Das kann von der Politik nicht länger ignoriert werden. Von der Plage zur Pandemie ——————————— 46 Anthropozän Foto: Roland Stolze Aktionen am 12. Juni ————————————————— 52 Weltkindertag Volksini erfolgreich —————————————————— 54 Rüstungsexporte Freerk Huisken – Flüchtlingsgespräche Rezension —————————————————————————— 56 Heinrich Hehn —————————————————————— 58 Nazi-Biografie 4 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
Schwerpunkt Grafik: Jason Tsiakas Sozialindex als Heilsbringer? ————————— 28 GEW 1. Mai Band der Solidarität —————— ———————————— 8 ———————————— 17 Offene Liste LOB nicht zu loben —————— Hamburger Appell ——————————————————— 20 Weiterbildung Los geht's —————————————————————————— 22 TVöD KESS-Faktoren Seite 28 Die Kategorisierung, um Benachteiligungen zu Wahlaufsatz ———————————————————————— 63 Gewerkschaftstag kompensieren, liefert zugleich ein ziemlich genau- es Abbild der sozialen Spaltung. Das wiederum bleibt nicht ohne Folgen. Inklusion Seite 38 Bildungspolitik Droht das Projekt an seinen inneren Widersprü- chen oder aus Mangel an Ressourcen zu scheitern? Eine Meinung aus Süddeutschland. Bio-Abi Klausurchaos ———————————————————————18 Resilienz Seite 35 ———————————————— 38 Inklusion Ein Modewort, das nicht ohne Grund Konjunk- Nur schöner Traum? — tur hat. Es wirft zugleich die Frage auf: Wie kann mensch seine Widerstandsfähigkeit stärken? Die Welt retten Seite 46 Der Schriftsteller und Publizist Ilija Trojanow Rubriken beschreibt eindrücklich die Notwendigkeit, dies zu tun und zeigt, dass Corona als Konsequenz unserer hlz-Notiz —————————————————————————— 3 Lebensweise betrachtet werden muss. 6 Foto: Stefan Gierlich Leserbriefe/Nachrichten ————————————— Impressum————————————————————————— 23 gb@ —————————————————————————————— 27 Termine ——————————————————————————— 63 Rätsel ————————————————————————————— 64 ———————————— 65 Aus der Zauberflöte... ——— hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 5
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de Leserbriefe/Nachrichten c (wir belassen ggf. alte Schreibung) Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor erpresserisch Chancengleichheit zu den Begriff „Stamokap“ den schaffen für sozial benach- Titel „Weder toter Hund, noch hlz 3-4/2021, S. 9 teiligte Kinder – das war das schlafender Löwe“ gefunden. „Präsenz nur geimpft“ eine immer wiederkehrende Mantra Würde auch nicht schlecht zu elitäre Forderung zu Lasten der der GEW. Das hat man wohl „Identitätspolitik“ passen. sozial besonders benachteiligten vergessen. Achtung: Unwichtig & trivial! Schüler_innen. Viele Eltern in den Brenn- Es gibt in deinem Artikel eine Liebe GEW, ich bin empört punkten der Stadt werden durch ganz putzige Begriffsverwechs- über die Kampagne „Präsenz Homeschooling enorm belastet. lung kurz nach der Zwischen- nur geimpft“. Ich finde es Die Kinder werden abgehängt. überschrift „Gleich ist nicht unverantwortlich, dass eine Daran sollte die Gewerk- gleich“: Berufsgruppe sich derart in den schaft auch mal denken, als in „So finde ich bspw. das Vordergrund drängt. In Ham- populistischer Manier Panik zu kindliche Indianerspiel nicht burg warten immer noch sehr verbreiten und die Kolleg_innen diskriminierend. Auf jeden Fall viele Menschen über 70 Jahre zu unsolidarischem Verhalten kann ich mich nicht erinnern, auf einen Impftermin. Diese gegenüber den wirklich gefähr- dass wir als Kinder bei diesem Altersgruppe ist deutlich mehr deten Bevölkerungsgruppen zu Spiel uns mit dem ins gesell- gefährdet, an Covid 19 schwer bewegen. schaftliche Abseits gedrängten, zu erkranken oder sogar zu von Alkohol gezeichneten ROLF URBAN, Ruheständler sterben als z. B. Lehrer_innen Menschen identifiziert haben, hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58 unter 50. wie man es später als Realität Die Erkenntnis, dass zu al- Opium für’s Volk vorgeführt bekam oder einem lererst die vulnerablen Gruppen hlz 3-4/2021, S. 32ff blutrünstigen, Skalpell jagenden geschützt werden müssen, kam Integriert in ein Unterrichts- Wilden nacheifern wollten.“ erst sehr spät (ca.November fach "Drogenkunde" kann ich Die edlen Wilden kamen noch 2020). Jetzt wurde begonnen, mir neben der Behandlung recht gut ohne medizinisches die schon länger vorhandenen der gängigen Drogen Alk und Gerät aus. Was sie suchten, war Antigenschnelltests einzusetzen. Tabletten eben auch Opium und der „scalp“ = die Kopfhaut des Coronaausbrüche in Alten-und Religionen vorstellen. M.a.W.: getöteten Gegners – übrigens Pflegeheimen gingen daraufhin Erst wenn Opium für alle frei ein Ausdruck eines transkultu- stark zurück. Das Impfen der zugänglich sein sollte, könnten rellen Missverständnisses. Die Personen der Gruppe 1 führte wir auch über Religion in Schu- kaufmännisch kalkulierenden schnell zu einem Rückgang der len nachdenken. holländischen ersten Kopfgeld- Todeszahlen. Jetzt scheint dies HERBERT HINSCH jäger holten damit mit minimier- alles wieder vergessen zu sein. tem Aufwand ihre Preisgelder Die GEW und andere Lehrerin- erhellend pro erlegtem Ureinwohner ab. teressensverbände fordern das Die „Indianer“ übernahmen Impfen aller Kolleg_innen, egal hlz 3-4/2021, S. 47ff Lieber Joachim, dieses „Brauchtum“, weil sie wie alt und gefährdet diese sind dachten, damit würden sie in und das in erpressischer Manier: vielen Dank für diesen wirk- lich erhellenden und nützlichen der „Sprache“ der Gegner eine „Präsenz nur geimpft“ heißt die Überlegenheit beweisen. Losung. Artikel. Du zeigst nicht nur die Zusätzlich wird die GEW Sackgassen auf, die durch die Mit solidarischen Grüßen ULI LUDWIG noch päpstlicher als der Papst. identitätspolitische Sichtwei- Die Schwelle für das Einstellen se entstehen können, sondern s. dazu auch S. 65f des Präsenzunterrichts kann würdigst auch den analytischen nicht niedrig genug sein (100 Wert des Begriffes Identität für das Erfassen realer gesell- statt 165). schaftlicher Prozesse. Ich finde, Überfällig Die Schüler_innen und beson- Eine Runde von Kulturpo- ders die der sozial benachteilig- die Überschrift wird diesem Verdienst nicht ganz gerecht. liker_innen und Kulturverant- ten Schichten sind die Opfer des wortlichen Deutscher Museen elitären Anspruchs. Jörg Huffschmid hat damals für seinen brillanten Essay über unter der Leitung von Kultur- 6 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
© faktenkontor/toluna Die Ergebnisse beruhen auf einer Befragung von 3.500 Internet-Nutzer_innen. staatsministerin Monika Grütters len Erbes“. Dazu Kultursenator den deutschen Museen an der verabschiedete eine Erklärung Carsten Brosda: „Hamburg be- Konkretisierung der Restituti- zum Umgang mit den in deut- reitet seit 2014 in einem breiten onen zu arbeiten und ein groß- schen Museen und Einrichtun- Beteiligungsprozess sein kolo- artiger Erfolg für die lange ver- gen befindlichen Benin-Bronzen niales Erbe auf. Ein zentraler trauensbildende Arbeit der Benin unter dem Titel: „Meilenstein in Punkt ist dabei auch der Um- Dialog Gruppe.“ der Aufarbeitung des kolonia- gang mit Sammlungsgegenstän- Gemeinsame Erklärung im den aus kolonialen Kontexten Wortlaut: https://www.bundesre- C 3428 in unseren Museen. Die jetzt gierung.de/resource/blob/97 getroffene Vereinbarung ist Wir verweisen in diesem ein echter Meilenstein und Zusammenhang auf das vor Zeitschrift der GEW Hamburg Mai-Juni 5-6/2019 ermöglicht uns auch in Ham- zwei Jahren von uns mit Prof. burg jetzt, gemeinsam die Jürgen Zimmerer, Leiter der nächsten Schritte zur Rückga- Forschungsstelle „Hamburgs be des kolonialen Raubguts zu (post-)koloniales Erbe/Hamburg gehen. Dies ist ein substanti- und die (frühe) Globalisierung“, elles Bekenntnis zur Aufarbei- gemachte Interview, in dem es tung der Kolonialverbrechen um das gesamte koloniale Erbe der Vergangenheit, zu mehr ging. Im Zusammenhang mit der Kooperation in der Gegenwart aktuellen Decolonize-Bewegung und zur Verantwortung für eine wichtige Quelle, da hier der eine gemeinsame Zukunft.“ Zusammenhang zwischen Raub- Prof. Barbara Plankenstei- kunst und Genozid an Nama und ner, Direktorin des MARKK Herrero mit der Gründung der und Leiterin der Benin Dia- Universität (vormals Kolonial- logue Group: „Es ist eine ver- institut) sowie auch des MARKK MASKENFALL 100 JAHRE UNIVERSITÄT HAMBURG antwortungsvolle und ehren- selbst hergestellt wird. volle Aufgabe, mit Nigeria, Die Redaktion Alles Online verfügbar unter: www.hlz-hamburg.de dem Auswärtigen Amt und hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 7
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Für uns unzureichend Die Mitglieder der Betriebsgruppe der Fritz-Schumacher-Schule über das Krisenmanagement der Behörde Sehr geehrter Herr Senator Rabe, der selbstverwalteten Schule selbst kümmern. Es es ist an der Zeit, dass Sie auch von unserem wurden etliche Überstunden nach Feierabend und Kollegium der Fritz-Schumacher-Schule eine an Wochenenden eingelegt, um ein einigermaßen Rückmeldung bekommen, wie es uns seit über ei- funktionierendes Testsystem zu konzipieren und nem Jahr im Kontext der Pandemiebekämpfung an umzusetzen. unserer Schule geht. Die Durchführung bzw. Begleitung der Selbst- Vorab sei festgestellt, dass wir uns den bereits testungen durch die Beschäftigten und in den Klas- zahlreich geschriebenen Stellungnahmen der ande- senräumen sehen wir als großes Problem an. Wir ren Hamburger Schulen uneingeschränkt anschlie- sind dafür nicht ausgebildet und es gehört nicht ßen. Wir hoffen zusammen mit den Kolleg_innen zu unseren Aufgaben, solche Tätigkeiten in der der anderen Schulen, dass Sie diese Rückmeldun- Schule zu verrichten. Alle Beteiligten sind in den gen ernst nehmen und sich aktiv für eine entspre- Räumen während der Durchführung der Selbsttests chende Problembewältigung sowie Verbesserung ungeschützt. unserer Arbeitsbedingungen an den Schulen ein- Die Zahl der gelieferten Selbsttests scheint sehr setzen. knapp kalkuliert zu sein. Noch haben wir an un- Auch wir waren er- serer Schule die Schüler_ staunt über Ihre Pres- innen nicht zu Klassen- seauftritte bis Weih- arbeiten einbestellt. Hier nachten, in denen Sie werden aber einige Ter- immer wieder betonten, mine zeitnah auf uns zu- dass die Schulen siche- kommen. Wir fragen uns, re Orte wären und alles ob Sie den Mehrbedarf an an den Schulen bestens Selbsttests mit eingeplant liefe. Das Gegenteil haben, wenn die Schüler_ war ja leider Realität an innen nun häufiger zum etlichen Hamburger Schulen, die mit massiven Schreiben von Klausuren in die Schule kommen Corona-Ausbrüchen zu kämpfen hatten. Denn An- werden? steckungen finden in der Schule statt, auch wenn Auch finden wir ein nur zweimaliges Testen der die Ergebnisse der Genomsequenzierung an der Schüler_innen in der Notbetreuung für nicht aus- Heinrich-Hertz-Schule von Ihnen verschwiegen reichend, insbesondere dann nicht, wenn ein positi- werden. ver Corona-Fall vorliegt. Vor dem Hintergrund der Mit unserer Stellungnahme wollen wir nun ins- noch nicht angepassten Quarantäneregelungen an besondere auf vier Punkte näher eingehen: die B1.1.7-Mutante, halten wir diese Regelungen der Behörde für unzureichend. 1. Die Durchführung der Selbsttests Für die Schüler_innen der Regel- und der In- an den Schulen ternationalen Vorbereitungsklassen, die im Wech- Nach Ende der Frühjahrsferien durften in Ham- selunterricht zwei- bis dreimal pro Woche vor Ort burg die Abschlussklassen wieder in Halbgruppen sind, fordern wir auch ein zwei- bzw. dreimaliges an die Schulen. Seitdem sind nun endlich auch die Testen. Schnelltests für die Schüler_innen und Kolleg_in- Insgesamt arrangieren wir uns, trotz aller uner- nen angekommen. Mit Erstaunen haben wir beob- freulichen Umstände, mit den Notwendigkeiten, achtet, dass solche Tests in anderen europäischen um unsere Schüler_innen und uns selbst so gut es Ländern schon seit Monaten gelebte Praxis waren. geht zu schützen. Fakt bleibt aber, dass ungeimpfte Wie jede andere Schule auch haben wir seit Pan- Lehrkräfte ihre Schüler_innen bei den Selbsttests demiebeginn zahlreiche Schüler_innen in der Not- in den Klassenräumen begleiten. Die Schüler_in- betreuung und zahlreiche Kolleg_innen, die diese nen sind aufgeregt, positive Testergebnisse ziehen Schüler_innen seit über einem Jahr betreuen. eine Gruppendynamik nach sich, die aufgefangen Um die Logistik der Durchführung dieser werden will. Selbsttests durften sich die Schulen im Kontext Alle diese Aspekte scheinen Sie bei der Einfüh- 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen rung der Selbsttests an den Schulen wenig bedacht Bild: Elfa Gauding, Kunstprojekt Graskamp, MBS zu haben. Die Durchführung der nötigen Selbsttests an den Schulen, so wie sie im Moment umgesetzt wird, ist für die Beschäftigten mit weiteren Risiken und Belastungen verbunden. Es wäre nötig, dass Sie diese Problematik erkennen, offen ansprechen und zeitnah für Abhilfe sorgen. Wir stellen uns die Frage, warum nicht jeder Schule ein_e dafür abgestellte_r Mitarbeiter_in aus dem medizinischen Bereich zur Verfügung gestellt wird? Da uns dieses Thema noch länger begleiten wird, bitten wir Sie, ernsthaft zu überlegen, ob dies für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung nicht dringend erforderlich wäre. Es werden gerade Mil- liarden an Coronahilfen ausgegeben. Die zusätzli- chen Mittel, die eine solche notwendige und sinn- volle Maßnahme nach sich ziehen würden, sollten Ist da noch jemand, der zuhört? ebenfalls vorhanden sein. Zudem stellt sich die Frage, wie ein „Schultag“ werden ohne Masken geschrieben ebenso ohne zwischen testen, lüften, Hygienevorschriften, Dis- Luftfilter in den Räumen, dafür aber bei knackig tanz, Präsenz etc. aktuell aussieht und wem diese kalten Außentemperaturen. Art der Vor-Ort-Beschulung etwas bringt? Deshalb wäre es für JEDE allgemeinbildende Ist dies wirklich zum Wohle der Schüler_innen? Schule eine Grundvoraussetzung für den laufen- Ist da gerade an Lernfortschritt zu denken? den Schulbetrieb, dass das Personal so schnell wie Entlastet diese Form der Präsenzbeschulung die möglich geimpft wird. Elternhäuser? Mit der jetzigen Praxis überlassen Sie die Ver- antwortung auch hier den Schulleitungen. Wie Sie 2. Die Impfungenfür die Lehrkräfte wissen, gibt es mehrere Kolleg_innen von anderen An unserer Schule ist noch niemand geimpft. Schulen in Hamburg, die auch noch nicht an der Es ist für uns absolut nicht nachvollziehbar, dass Reihe gewesen wären, jedoch von ihren Schul- Sie sich nicht massiv für eine Gleichstellung aller leitungen unerlaubt eine Berechtigungsbeschei- Beschäftigten im Schulbereich bzgl. der Impfrei- nigung ausgestellt bekamen. Wir gönnen es jeder henfolge einsetzen. Das würden wir von Ihnen einzelnen Kollegin, jedem einzelnen Kollegen, erwarten. Wir wissen aus anderen Bundesländern, dass er bzw. sie geimpft wurde, finden es jedoch z.B. aus Hessen und Baden-Württemberg, dass keinen guten Weg, dass diese Praxis innerhalb der dort mittlerweile alle Lehrer_innen, egal welcher Kollegien für erhebliche Spannungen sorgt und die Schulform sie angehören, ihre 1. Impfung bereits Schulleitungen in diese Situation bringt, entweder erhalten haben. Über die Staatsgrenzen hinaus sind das Unverständnis des Kollegiums auf sich zu zie- z.B. in Österreich alle an Schule Beschäftigte be- hen oder nicht rechtskonform zu handeln. reits das erste Mal geimpft. So wie sich unser Schulleitungsteam unermüd- Unsere Schule hat keine angegliederte Grund- lich für uns einsetzt, um in dieser Situation mög- schule, ist auch keine Schwerpunktschule. Trotz- lichst gute und sichere Arbeitsbedingungen für uns dem haben wir auch an unserer Schule etliche alle zu schaffen, würden wir von Ihnen erwarten, Schüler_innen, die einen diagnostizierten Förder- dass Sie sich ebenfalls auf der politischen Bühne bedarf haben und daneben etliche Schüler_innen, unermüdlich für sicherere Arbeitsbedingungen für die aufgrund von verhaltensoriginellen Persönlich- Ihre Beschäftigten einsetzen. Immerhin haben Sie keitsstrukturen größte Mühe bei der Umsetzung als unser oberster Dienstherr auch eine Fürsorge- der Hygienevorschriften zeigen. Insbesondere die- pflicht für uns als Ihre Beschäftigten. se Schüler_innen sind seit Pandemiebeginn häufig in der Notbetreuung und es ist schwer und teilweise 3. Das Maskenchaos unmöglich, zu ihnen den nötigen Abstand zu halten Das ganze Pandemiejahr hindurch haben wir uns bzw. die nötige Umsetzung der Hygienevorschrif- an der Schule mit selbst genähten Masken bzw. ten permanent zu kontrollieren selbst gekauften Masken beholfen. Vor Weihnach- Neben der Notbetreuung werden die Abschluss- ten kam eine erste Lieferung von Ihrer Behörde. klassen seit dem 15.03.2021 im Wechselunterricht Diese anders aussehenden (gelochten) Masken beschult. Die schriftlichen Prüfungen wurden und sind aus FFP2-Material, erfüllen jedoch nicht die hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 11
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform Qualitätsmerkmale von FFP-Masken. aus, das Sie selbst nicht verantworten können. Im neuen Jahr 2021 belieferten Sie die Schulen An drei von acht Tagen weisen die Antigen-Tests mit KN95-Masken, die ebenfalls nicht die Qua- eine Infektion nicht nach, nämlich an den Tagen litätsmerkmale von FFP-Masken erfüllen. Diese vor Symptombeginn. Die Antigen-Tests schlagen KN95-Masken wurden der Freien und Hansestadt erst an, wenn die toten Schleimhautzellen an die Hamburg von der Bundesregierung zur Verfügung Oberfläche gelangen - dort wird dann das Virus- gestellt. Die Bundesregierung hat überraschend Antigen mit dem Stäbchen „abgekratzt“. Schon vor und kurzfristig den KN-95-Masken aus ihren ei- diesem Prozess (ca. 2-3 Tage) hat sich das Virus genen Lieferungen die Zulassung als medizinische aber in den lebenden Schleimhautzellen repliziert Maske entzogen. – der Mensch ist dann ansteckend, selbst wenn der Bis heute gab es von der BSB keine FFP2-Mas- Antigen-Test negativ ist. ken. Wir haben laut Aussage unserer Schulleitung Nach positiven Schnelltests unterziehen sich die seit dem 14.04.2021 die Möglichkeit, dass diese Schüler_innen den PCR-Testungen, in der Hoff- dezentral Masken anschafft und die Rechnung über nung, dass diese das positive Antigen-Testergeb- die Mittel aus dem Infektionsschutzprogramm ab- nis nicht bestätigen. Hoffnung ist aber leider der gerechnet werden kann. Nicht klar ist den Schul- Grund, warum wir immer noch mitten in der Pan- leitungen, wann das Budget der einzelnen Schulen demie stecken, die gerade wieder so richtig Fahrt daraus erschöpft sein wird. aufnimmt. Warum funktioniert hier die zuverlässige Belie- In der aktuellen Folge (84) des Podcasts „Coro- ferung der Schulen mit zertifizierten und den Qua- navirus Update“ von den Virolog_innen Drosten/ litätsmerkmalen entsprechenden FFP2-Masken Ciesek wird für Schulen eine „Cluster-Quarantäne“ nicht? empfohlen, d.h.: sofern ein positiver Antigen-Test Warum wird auch hier die Verantwortung auf die auftritt, wird das Cluster (also am ehesten der ge- Schulleitungskräfte abgewälzt? samte Jahrgang, weil die Abschlussjahrgänge in Dieses Krisenmanagement Ihrer Behörde ist für vielen verschiedenen Kursen unterrichtet werden) uns unzureichend. in Quarantäne geschickt und zwar so lange, bis das negative PCR-Ergebnis vorliegt. 4. Die Quarantäneregelungen im Kontext Sehr geehrter Herr Senator Rabe, wie die meis- der neuen Virusvarianten ten Beschäftigten in unserem Berufsfeld fühlen Die wissenschaftlichen Ergebnisse, auf welche wir in uns eine tiefe Verantwortung, eine Berufung Ihre Behörde und das Gesundheitsamt die Hand- unseren Schüler_innen und ihren Elternhäusern lungskette stützen, sind veraltet und beruhen auf gegenüber. Wir versuchen, unser Bestes zu geben der Ursprungsvariante von Sars-CoV2. Mittler- und haben dies auch vom ersten Distanzlerntag weile wird in 90 Prozent der Sequenzierungen die an getan. Rückmeldungen aus unserer Eltern- und B1.1.7-Mutante nachgewiesen. Im Prinzip bräuch- Schülerschaft bestätigen, dass unsere Bemühungen te man darauf nicht mehr testen, weil klar ist, dass erfolgreich waren und sind. Mit unserem Distanz- fast nur noch diese Mutante grassiert. B1.1.7 ist lernkonzept schaffen wir es, die Tagesstruktur un- ansteckender, das Virus bewegt sich schneller und serer Schüler_innen aufrecht zu erhalten. weiter in den Aerosolen. Masken bieten nur dann Viele unserer Kolleg_innen arbeiten jedoch am einen sicheren Schutz, wenn sie Aerosole komplett Limit, müssen neben den Schüler_innen auch eige- abschirmen - wir haben bei uns noch kein Kind ge- ne Kinder versorgen. Viele Kolleg_innen sind an- sehen, bei dem die Maske so eng am Kopf anlag. deren familiären Belastungssituationen zusätzlich An unserer Schule gab es in der letzten Woche ausgesetzt. Mitschwingt immer die Sorge und die an zwei Tagen vier positive Schnelltests im neun- Angst, sich selbst zu infizieren und den Anforde- ten Jahrgang. Dabei waren Kinder, die sich nicht rungen nicht mehr gerecht werden zu können. sehr gerne an die Hygienevorschriften halten - die Sehr geehrter Herr Senator Rabe, wir fordern Sie Wahrscheinlichkeit, dass diese Schüler_innen an- auf, uns Kolleg_innen und alle Schüler_innen ef- dere Kinder oder Kolleg_innen infiziert haben fektiv zu schützen und nicht zu warten, bis sich das könnten, ist also vorhanden. Virus weiter verbreitet. Wir finden es unverantwortlich, Jahrgänge prä- Betriebsgruppe der sent zu beschulen, in denen positive Testergebnisse Fritz-Schumacher-Stadtteilschule vorliegen. Solange Ihre Behörde nicht die Hand- 22.4.2021 lungskette auf die neue B1.1.7-Mutante angepasst hat, können wir an den Schulen nicht so weiterma- Die GEW unterstützt den Offenen Brief der GEW chen wie bisher. Erneut setzen Sie alle Beschäftig- Betriebsgruppe der Fritz-Schumacher-Schule ten und Schüler_innen einem erheblichen Risiko 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen Der Wasserspender ist kaputt Ein_e Kolleg_in gewährte uns einen Einblick in sein/ ihr Tagebuch in Zeiten der Pandemie Montag Zum Glück habe ich noch mehrere Plastik- Liebes Tagebuch, visiere aus der letzten Lieferung, die ich über heute habe ich zum letzten Mal mit zwei dem MNS übereinander trage. Zum Glück Freunden telefoniert. Jetzt weiß ich, wie effek- lassen sich die zwei kleineren der insgesamt tive Kontaktreduzierung für Lehrkräfte geht! vier Fensterflügel problemlos öffnen, und zum Ich habe von unseren überzeugenden und Glück erlaubt mein großzügig geschnittener konsequent umgesetzten Schutz- und Hy- Klassenraum das Abstandhalten dann doch gienemaßnahmen berichtet und nur seltsame in ganz vielen Momenten. Safety first ist Reaktionen geerntet. Zuerst wurde reichlich mein Motto, und das ist auch das Motto der Be- albern gekichert, dann gab es völlig unpas- hörde (im Rahmen ihrer Möglichkeiten, s.o.!). sende Nachfragen, die ich ziemlich provokant Aber auch sonst, auch abseits der Krisen- fand („In welchem Jahrhundert arbeitest du?“, bekämpfung hat die Behörde alles im Blick. „Ihr habt JETZT NOCH Visiere angeschafft? Der Senator hat heute an einer Schule einen Habt ihr kein Internet?* Habt ihr noch nie von Wasserspender eingeweiht. Das ging durch die Luftreinigungsfiltern gehört?“) und am Ende Presse, und ich freue mich für die Kolleg_in- kamen noch ein paar Angebereien („Also, bei nen. UNS wird Ar- beitsschutz ja Mittwoch GANZ groß ge- Post von mei- Bild: Matti Arndt, Kunstprojekt Graskamp, MBS schrieben! Wir nen verrente- haben ALLE ten Eltern: Sie FFP2-Masken senden mir ihre bekommen, wer- Gratismasken, den täglich ge- die sie von der testet und arbei- Bundesregie- ten sowieso seit rung erhalten Monaten schon haben. Gerade verlässlich im noch rechtzei- Home Office – tig (naja, fast). an Dienstrech- Gut, dass es nern, die zentral diese Solida- gewartet wer- rität zwischen den“). den Generatio- Ich gehe dem nen gibt – mei- Kontakt jetzt gerne aus dem Weg, denn man ne gleichaltrigen, ehemaligen Freunde unter- kann den Bildungsbereich ja gar nicht mit stützen mich nicht, denn sie sind ja entweder den anderen Wirtschaftszweigen vergleichen. schon vor Monaten ins Home Office geschickt Ich glaube ganz doll, dass wir der Behörde worden und brauchen gar keine Masken. Oder nicht egal sind. Sie tut, was sie kann, und sie wollen nicht helfen und teilen die Masken, am Rest ist die Produktknappheit oder die die sie kostenfrei von ihren überfürsorglichen Bundesregierung schuld, das Wetter oder der Arbeitgebern nach Hause geschickt bekom- politische Gegner, die Formschwäche des HSV men, nicht. oder oder oder! Schockmoment: Der Wasserspender ist de- *Nein. Aber bald! Ganz sicher! fekt! Der Senator im Interview: Kein Grund zur Sorge. Ich bin beruhigt. Dienstag Meine Hochsicherheits-KN95-Masken von Donnerstag der Behörde sind alle. Ich unterrichte ab jetzt Eine gute und eine schlechte Nachricht. mit selbstgehäkeltem Mund-Nasen-Schutz. Die schlechte zuerst: Die Hochsicherheits- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 13
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform KN95-Masken werden jetzt zurückgerufen. Texte korrigiert, die seit gestern bei mir auf- Sie sind defekt und schützen gar nicht so gelaufen sind. Außerdem war Zeit für einige gut. Oh no, dann war das doch dieselbe Char- Hausbesuche, und natürlich stand am frühen ge wie die vor Wochen schon zurückgerufenen Abend die Videokonferenz-Einzelbetreuung Hochsicherheits-KN95-Masken aus den Pfle- meiner Prüfungskandidat_innen an. Aber die geheimen? Wer hätte es ahnen können? Kein Zeit von 21 bis 21.30 Uhr (leider Bettzeit) ge- Vorwurf! hörte dann ganz der Familie. Schön, einfach Die gute Nachricht: Der Wasserspender ist re- nur schön! pariert. Nicht vom Senator selbst, es gibt Gren- zen der Zuständigkeit, aber: er hat wieder mal Sonntag Recht behalten. Kein Grund zur Sorge. Gestern war ich leider etwas voreilig. Heute wurde der B-Brief konkretisiert, in Teilen re- Freitag vidiert und abschließend von meiner Schul- Heute wurde unsere Schule ein Stück weit leitung auf unseren Betrieb umgesetzt. Nun sicherer. Die sehnsüchtig erwarteten Plastik- musste ich dann doch alles noch einmal neu schutzwände wurden endlich geliefert. Kolleg_ planen, aber family time war ja auch gestern innen jubelten, Freudentränen flossen, „BSB! schon. Man soll nicht gierig sein! Trotzdem BSB!“- Sprechchöre ertönten auf dem Flur, ein habe ich mich eben für eine kleine Auszeit Tetrapak Weißwein aus besseren Zeiten wurde in meine Schutzhöhle unter dem Wohnzim- geöffnet. Jede Klasse hat jetzt eine Schutzwand mertisch zurückgezogen, die ich mir aus den von 80x80cm. Wer sich jetzt noch infiziert, hat Schutzwänden, die ich unter der Woche aus Corona nicht verstanden! der Schule entwendet habe, erbauen konnte. Der Senator macht heute zeitig Schluss. Die Schulen sind ja sichere Orte, aber was ist mit Woche war fordernd (Wasserspender-Affä- dem eigenen Heim? High risk area! Nur dank re!!!). dem großzügigen Behördengeld fühle ich mich auch hier sicher und geborgen. Danke! Freitag, 23 Uhr Der neue B-Brief ist da. Undankbare Kol- Montag leg_innen lassen mein E-Mail-Postfach voll- Entgegen der Behördenmail gibt es keine und die WhatsApp-Gruppen heißlaufen. „Wie neuen Selbsttests. Entgegen der Behördenmail kann... – was soll... – wo leben – was glau- gibt es keine neuen Masken. Entgegen der Be- ben...?“ hördenmail können meine Schüler_innen kei- Ich bleibe gelassen, denn ich profitiere da- ne Abstände einhalten. Entgegen der Behör- von, dass die letzten Monate mich haben rapide denmail ist nicht geregelt, wie Bewertungen altern lassen. Die neugewonnene Altersweis- dieses Schuljahr vorzunehmen sind. Entgegen heit schützt mich nun vor übertriebener Auf- der Behördenmail verschwindet Covid-19 nicht regung. Wissend lächle ich im Angesicht der durch guten Willen. Verzweiflung: Wie gewohnt wird sich die Lage Aber all das ist nicht wichtig. Ich fühle die am Wochenende noch mehrfach verändern, Rückendeckung, ich spüre den sicheren Blick, Anweisungen werden widerrufen werden, die der vertrauensvoll auf mir ruht. Mit ruhiger Schulleitung wird ihre ganz eigene Interpreta- Hand werde ich durch die Krise gelenkt. Visier tion der Ideen aus dem B-Brief veröffentlichen runter und los geht es. usw. Ich bin ruhig. Ich bin entspannt. Es geht mir gut. Don’t worry, be happy! Dienstag Good news! Der Senator gibt bekannt: Schu- Samstag len sind nicht nur keine Pandemietreiber, Ich habe mich dann doch etwas von der Ver- sondern sogar sichere Orte. Ja, er geht sogar so unsicherung anstecken lassen. Aber: nach we- weit, dass Schulen im Grunde eigentlich so- niger als 12 Stunden leichterer Arbeit habe ich gar noch sicherer als alle anderen Orte in die- heute sogar Zeit für meine Kinder. Alle Lern- ser Stadt, auf dieser Welt sind! Wie haben wir gruppen sind mit Stundenplänen versorgt, uns nach solch guten Nachrichten gesehnt. Ich die Gruppen A, B und C aller vier Jahrgänge, rufe sofort meine verbleibenden Freunde und in denen ich tätig bin, haben Arbeitsaufträge, Bekannten an und lade sie ein, mit mir ins ich habe sechs Laptops gewartet, acht Schüler_ Schulgebäude zu ziehen. Man stelle sich vor, innen IServ erklärt, Videokonferenztermine die Pandemie, umgeben von lieben Menschen, gesetzt, Aufgaben freigeschaltet und die 64 einfach in den großzügigen Räumlichkeiten 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
m gestalten +++ Infektionsketten unterbrechen +++ Hybrid als Lösung +++ Gesundheit ernst nehmen einer Hamburger Schule abwarten – im Wis- Donnerstag sen, dort unverwundbar zu sein! Ein Traum. Der neue Behördennewsletter ist endlich da. Ich verstehe nicht ganz, warum ich allseits Der informative Höhepunkt der Woche ist er- ausgelacht werde. Nun gut, ich schlage also reicht! Frag den Senator: Wie gelingt es Ihnen, zunächst alleine mein Lager im Naturwis- wöchentlich bis zu 1 Wasserspender einzuwei- senschaftsbereich auf. Andere werden folgen, hen, ohne in den Burnout zu driften? Dazu die ganz bestimmt – nur hier sind wir sicher. wirklich relevanten Zahlen (145 Prozent der Hamburger Lehrkräfte finden das behördliche Mittwoch Krisenmanagement fantastisch) und topak- Die nächsten Infektionen in der Schulge- tuelle News auch abseits der Pandemie (BSB meinschaft sind aufgetreten. Na sowas! Ich erreicht gegen den Widerstand der Gewerk- staune: Wie unvorsichtig die Kolleg_innen schaften A13 für alle). Ein Anker im Sturm, sich außerhalb der Schule verhalten müssen! ein Stück Sicherheit im Chaos, ein bisschen Sich innerhalb der schützenden Schulmau- heile Welt in unruhigen Zeiten. ern zu infizieren, ist glücklicherweise ja aus- geschlossen. Und dann noch mehrere Fälle in Freitag, abends einer einzigen Klasse, das ist wirklich ein ver- Der neue B-Brief ist da. Man bedankt sich rückter Zufall. für unseren heroischen Einsatz. Ich stelle mich Ich selber fühle mich merkwürdig energie- auf den Balkon und lausche; und ja, doch, ich geladen. Noch vor Schulbeginn habe ich die kann es hören: In der Hamburger Straße steht erste Videokonferenz abgehalten, und auch in der Senator am Fenster des Elfenbeinturmes den Pausen sende ich ununterbrochen, inzwi- und klatscht. Für mich. Ich habe zwar keinen schen natürlich auch fachfremd und natürlich Turm, schon gar nicht aus Elfenbein, aber ich auch in Klassen, die ich laut Stundenplan gar klatsche zurück. Stundenlang. nicht unterrichte. Ich stopfe Löcher, ich fül- You are not alone! le Lücken. Meine Kamera ist immer an, und Der Name des Verfassers oder der Verfasserin abends kann ich ohne das beruhigende Eine- ist auf dem Original leider unleserlich Neue-Person-Hat-Die-Konferenz-Betreten- DIE REDAKTION PingPing kaum einschlafen. I feel alive! Wo bleibt die Verantwortung? Über eklatante Lücken im Gesundheitsschutz der BSB Die Pandemie trifft auf eine in 24.04.2021) vilgesellschaftliche Aufgaben). Fragen des Gesundheitsschutzes Schon im August des letzten Dass eineinhalb Corona-Wellen überforderte, hoffentlich nicht Jahres entsprach der Inhalt we- später noch immer keine Aktu- schlicht unwillige Behörde. der dem Stand der Wissenschaft alisierung vorgenommen wur- Symptomatisch ist, dass sich noch den zu diesem Zeitpunkt de, bringt Schulleitungen und noch Ende April 2021 unter den schon mehr als ein viertel Jahr Schwangere anhaltend in Kon- FAQs der BSB zu Coronafragen flikte und belastet die werdenden nur ein Eintrag mit problemati- Mütter in dieser ohnehin schwie- schem Inhalt zu Schwangeren „Unter Einhaltung rigen Phase zusätzlich – obwohl findet: Verwiesen wird auf ein der Hygiene-und gerade Schwangeren besonderer Schreiben des Landesschulrates Schutz gebührt und das Mutter- Abstandsregeln ist ein aus dem letzten August. Darin schutzgesetz diesen zusichert. steht z.B. für das Unterrich- Einsatz (von Schwangeren) Letztendlich ist es für die Be- ten durch Schwangere in den im Präsenzunterricht troffenen egal, ob Unwilligkeit Jahrgängen 11 bis 13: „Unter bedenkenlos möglich.“ oder (strukturelle) Unfähigkeit Einhaltung der Hygiene-und die Ursache sind. Die BSB aber Abstandsregeln ist ein Einsatz sollte sich der Frage widmen. im Präsenzunterricht bedenken- alten Ratschlägen des BAFZA Ein weiteres Schlaglicht wirft los möglich“. (Abgerufen am (Bundesamt für Familie und Zi- die Anzahl von zwei Fachkräf- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 15
CORONA +++ Protest und Widerstand aus den GEW-Betriebsgruppen +++ Lernen pandemiekonform ten für Arbeitssicherheit auf die alle Hinweise auf die verbind- Vorgaben zu wissen scheinen. Arbeit der BSB, die damit die liche Corona-Arbeitsschutz- Wieso die BSB nicht auf die Vorgaben der DGUV-Vorschrift Verordnung (Corona-ArbSchV). schützenden Vorhaben hinweist, 2 (Dt. Gesetzliche Unfallversi- Statt auf die darin vorgeschrie- lässt sich nur vermuten: FFP2- cherung) nur weit unterschreiten bene Pflicht zum Tragen von Masken sind teuer, aber nach kann. Da das Arbeitssicherheits- Selbstschutzmasken in bestimm- der DGUV Regel 112-190 sind gesetz (ASiG) den Unfallkas- ten Situationen zu verweisen, Maskentragepausen einzuhalten, sen die Regelungskompetenz hält er fest: „Als Standard gilt auch wenn diese die Arbeitsorga- zuschreibt und für Beschäftigte dabei die sog. OP-Maske; das nisation vor Ort erschweren. auch im Dienst der Länder den Tragen von CPA, KN 95, FFP 2 Sparen am Gesundheitsschutz gleichen Schutzstandard fest- ist freiwillig.“ ist nicht nur nicht fürsorglich, schreibt, hält sich die BSB damit Damit mag der MCH viel- im Zweifelsfall also ein Bruch nicht an ein Bundesgesetz. Die leicht zum bevölkerungsbezo- der grundgesetzlichen Treue- Folgen sind vor Ort greifbar: genen Infektionsschutz taugen, pflicht, sondern auch finanziell Eine SKA belegt, dass bislang ist aber für den individuellen und pädagogisch fatal. Wäh- für Coronaschutzmaßnahmen Arbeitsschutz zumindest in Tei- rend heute gespart werden kann, von Schulen sehr unterschied- len ein gravierendes Problem, wird die Gesundheit der derzeit lich viel Geld investiert wurde. weil er Schulleitungen und eher jungen Beschäftigten über Während in einigen Fällen be- Kolleg_innen suggeriert, einen Jahre verschlissen: gerade die reits viele Tausend Euro aus- angemessenen Rahmen zu span- Kombination aus LehrArbVO gegeben wurden, haben andere nen. Die anhaltende Reglosig- und Mangelausstattung im Ge- Schulen noch immer kein Geld keit der BSB in diesem Punkt sundheitsschutz wird künftige abgerufen. Dies kann nicht über- lässt vermuten, dass es an Fach- Schüler_innengenerationen ei- raschen, denn während es den kompetenz oder dem Willen zur ner gesundheitlich stark belas- Schulleitungen an Arbeitszeit Fürsorge mangelt. In jedem Fall teten Lehrer_innenschaft über- und Ausbildung im Gesundheits- begeben sich hamburgweit Leh- antworten und Personalausfall schutz fehlt, spart die BSB an rer_innen während der Schnell- generieren. Begünstigt wird den im ASiG vorgeschriebenen tests ihrer Schüler_innen sowie die fatale Untätigkeit der BSB beratenden Fachkräften. bei Prüfungen in Situationen, in durch die besonderen Umstän- Ob in Folge fehlender Bera- denen eine Selbstschutzmaske de. Individuelle oder personal- tung oder aus politischem Kalkül vorgeschrieben ist (vgl. §4 Co- rätliche Klagen zum ASiG sind fehlen auch im aktuellen Muster- ronaArbSchV), ohne dass sie anscheinend nicht möglich, weil Corona-Hygieneplan (MCH) oder ihre Schulleitung von den die Aufsichtsämter für die Ein- haltung des Gesetzes zuständig Bild: Monja Meyer, Kunstprojekt Graskamp, MBS sind. Diese können aber nach innen, also gegenüber Behörden, lediglich beraten. Es ist keine Kunst vorauszusa- gen, dass die BSB die geltenden Vorgaben spätestens bei wach- sendem öffentlichem Druck wird einhalten müssen, sodass Ver- änderungen in der Struktur des Arbeitsschutzes (welche Schule hat schon einen ASA? = Arbeits- schutzausschuss) eine Frage der Zeit sind. Abzuwarten bleibt le- diglich, wie viel Schaden an der Gesundheit der Beschäftigten bis zur Kurskorrektur angerichtet wird – Vertrauen, das verloren gehen könnte, existiert flächen- deckend jedenfalls schon jetzt keines mehr. OLE WALDMANN Gretel-Bergmann-Schule 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
Leistungsorientierte Bezahlung (LOB) – zeitfressend, kostspielig, nicht objektiv und demotivierend. Oder?!!! Im Herbst finden in der Regel LOB-Gespräche statt. Vorgesetzte und Betroffene müssen sich darauf vorbereiten. Das nimmt viel gut dotierte Arbeitszeit in Anspruch, die auch für andere Aufgaben verwendet werden könnte. Hinzu kommen noch die Arbeiten, die in der Zentrale bis zur Zahlbarmachung und für die Beschwerden eingesetzt werden müssen. Das ist kostspielig. Welche Leistung zugrunde gelegt wird Es ist festgelegt worden, dass 100 Prozent Leistung, die in der normalen Arbeitszeit zu erreichen ist, zugrunde gelegt werden soll. Die Offene Liste gewinnt häufiger den Eindruck, dass immer mehr Aufgaben zu den 100 Prozent gezählt werden. Dieser Prozess trägt bei den Ausfallquoten und dem Personalmangel zu höherem Leistungsdruck bei. Die Arbeit in Kitas lässt sich mit messbaren Kriterien schlecht erfassen. Sie hat viel mit Haltung, wissenschaftlichen Erkenntnissen und pädagogischen Grundsätzen zu tun. Dazu werden subjektive Einschätzungen getroffen. Diese können nicht objektiv sein, nicht mal Zensuren sind objektiv. LOB sollte eigentlich zur Motivation beitragen. Prozentual gibt es aber mehr mittelmäßige und schlechtere Bewertungen bei Hausarbeiterinnen und Erziehungskräften als in den anderen Ebenen der Elbkinder. Nach unserer Ansicht sind die anvisierten Ziele mit LOB nicht erreicht worden. Fühlt ihr euch durch LOB motiviert oder könntet ihr euch andere Formen der Anerkennung und Wertschätzung vorstellen? Finanzierung von LOB LOB wurde durch den Wegfall von Urlaubsgeld und der Kürzung des Weihnachtsgeldes finanziert. In den folgenden Tarifrunden sind die Lohnerhöhungen immer dann niedriger ausgefallen, wenn die LOB-Summe erhöht worden ist. Die Arbeitgeber_innen haben uns also nicht extra etwas Gutes zu kommen lassen. Inzwischen beträgt die LOB-Summe für die EKSG knapp 290.000€ und für den übrigen Betrieb knapp 4 Mio. Euro. Es geht nicht mehr um Peanuts. Die Offene Liste war von Anfang an gegen LOB, was ihr in unseren Infos aus den Jahren 2008/09 usw. nachlesen könnt. Zusätzlich zum Tarifvertrag regelt eine Betriebsvereinbarung die Bedingungen für LOB. Daraus ergibt sich eine komplizierte Anwendung mit Fehlerquellen und Ungerechtigkeiten. Neue Möglichkeit durch den Tarifabschluss Einige Kitaträger sind schon länger zu einer einfachen pauschalen Auszahlung der LOB-Summe, die Zeit spart, übergegangen. Bei den Elbkindern ist pandemiebedingt für die Jahre 2020/21 eine individuelle LOB Pauschale verabredet worden. Jetzt haben die Gewerkschaften die pauschale Regelung aufgegriffen und dafür gesorgt, dass diese im letzten Tarifabschluss übernommen worden ist. Damit hat sich das Spektrum dessen, was verhandelt werden kann, erweitert. Die bestehende Betriebsvereinbarung der Elbkinder soll in einem festgelegten Rhythmus überprüft und nachverhandelt werden. Dies steht jetzt an. Die Offene Liste fordert eine pauschale Regelung, von der jede_r Beschäftigte profitieren kann. DOL Ansprechpartner_innen Konstanze Fischer – Betriebsrätin 040 / 42109 – 184 k.fischer-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Sabine Lafrentz – Betriebsrätin 040 / 42109 – 266 s.lafrentz-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Ilona Scheither – Betriebsrätin 040 / 42109 – 180 i.scheither-betriebsrat@elbkinder-kitas.de Holger Timmermann– Betriebsrat 040 / 42109 – 187 h.timmermann-betriebsrat@elbkinder-kitas.de hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021 17
ABITUR Fehler passieren überall, aber… Zum Umgang mit der Panne beim Biologie-Abitur – Chronologie eines Lehrstücks Seit März 2020: Der aktuelle denmuster, mit dem die Aufgabe das kann auch gar nicht anders Abitur-Jahrgang kann pande- nicht zu lösen war), 3. auf eine sein.“ (BSB-Sprecher Albrecht miebedingt insgesamt 5 Monate Klarstellung zu einer weiteren im NDR) keinen Präsenzunterricht bekom- Aufgabe, 4. Hinweis auf eine Die BSB versendet routine- men. Vier weitere Monate gibt es auszutauschende Abbildung, die mäßig eine Mail an die Ober- nur ein eingeschränktes Unter- in der korrigierten Fassung al- stufenleitungen der Schulen mit richtsangebot im Wechselunter- lerdings gar keine Veränderung Hinweisen zum Bio-Zweitter- richt. Betroffen sind vor allem aufweist (außer einer Quellen- min. Darin werden Unterthemen das S2 und das S4. angabe). genannt, die beim Zweittermin 5. Februar 2021: B-Brief der Frage: Ist die Mailform in ei- wegfallen. Darunter sind mehre- Behörde: „Den Schülerinnen und nem solchen Fall der übliche und re Punkte, die im Schreiben vom Schülern [dürfen] aus der pande- angemessene Weg? Wäre nicht Februar ohnehin schon wegge- miebedingten Ausnahmesituati- eine zusätzliche telefonische In- fallen waren. Ich frage beim Ins- on keine Nachteile erwachsen“, formation an jede Schule nötig titut für Bildungsmonitoring und deshalb wird u.a. beschlossen, gewesen? Qualitätsentwicklung (IfBQ) der die Inhalte des A-Hefts zu präzi- 11.30 Uhr: Die Prüflinge BSB nach: Worauf bezieht sich sieren und damit die möglichen werden informiert. Zu diesem dieses Dokument? Auf das ur- Inhalte der Schwerpunktthemen Zeitpunkt sind zwei von fünfein- sprüngliche A-Heft (dann wür- deutlich zu reduzieren. „Diese halb Stunden Bearbeitungszeit den schon gestrichene Themen Präzisierung soll es Schülerin- vergangen. Die Prüflinge sollen wieder vorkommen können)? nen und Schülern sowie Lehr- sich innerhalb von 30 Minuten Oder auf die im Februar über- kräften ermöglichen, die verblei- entscheiden, ob sie die Klau- arbeitete Fassung? Antwort: Die bende Unterrichtszeit besser zu sur mit den Korrekturen weiter Verantwortlichen befinden sich nutzen und sich zielgerichteter schreiben wollen, oder ob sie sie in einer (Krisen-) Sitzung zum vorzubereiten.“ Die gesamte abbrechen. In Horn entscheidet weiteren Vorgehen, die Frage „heiße Phase“ (fast drei Monate) sich keiner der Prüflinge für ei- werde dann mit dem Behörden- der Abivorbereitung (inklusive nen Abbruch. Es kommt aber schreiben beantwortet. der „Lernferien“ im März) findet bei vielen zu erkennbar großer Am Abend: Aufmerksame unter der Maßgabe der reduzier- Verunsicherung und Aufregung. Menschen können den Medien ten Themenauswahl statt. Viele berichten hinterher davon, entnehmen, dass die Betrof- durch die Unterbrechung und fenen bis Freitag entscheiden Montag, 3. Mai: Der Tag des Korrektur sehr stark aus dem können, ob sie die Klausur zentralen Abiturs in Biologie. Konzept gebracht worden zu wiederholen oder eine „milde- 9 Uhr: Hamburgweit knapp sein. re Bewertung“ akzeptieren, die 3000 Schülerinnen und Schüler Einige Minuten später: Eine individuell durch die Schulen treten zur Klausur an. Korrektur der Korrektur wird an (je nach Einschätzung der kon- 11.15 Uhr: Die Schulbehör- die Schulen versandt. kreten Prüfungssituation) festge- de versendet eine Mail an alle legt werden soll. Eine offizielle Schulleitungen der Gymnasien Dienstag, 4. Mai: Information der Schulen erfolgt und Stadtteilschulen, in der sie Die Presse berichtet über die nicht. mitteilt, dass mehrere Aufgaben- „Panne“ beim Abitur: Die Schul- teile der laufenden Bioklausur behörde bedauere den Fehler. Mittwoch, 5. Mai: fehlerhaft seien. Dies bezieht Dieser sei bei der „technischen Den ganzen Schultag über gibt sich 1. auf eine fehlerhafte Auf- Umwandlung der Datei“ ent- es keine offizielle Ansage der gabenstellung („drei“ statt „meh- standen. „Da guckt also nie- Schulbehörde an die Schulen, rere“ Banden einer Gelelektro- mand mehr drauf, der die Auf- wie zu verfahren ist. Verunsi- phorese), 2. auf eine unpassende gabe als solche beurteilen kann. cherung: Ist eine Pressemittei- Abbildung (im Original ein Ban- Das ist ein übliches Verfahren, lung des Behördensprechers als 18 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 5-6/2021
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