ANDREAS INGOLD Neuer Präsident SVIT - Seite 04 - SVIT Schweiz
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NR. 07 | JULI 2017 84. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch ANDREAS INGOLD Neuer Präsident SVIT – Seite 04 IMMOBILIENWIRTSCHAFT. KMU als Büromieter.......................................................................................................... 12 BAU & HAUS. Landschaftsräume der IBA Basel 2020................................................................................................ 42 VERBAND. Stabübergabe am SVIT Plenum......................................................................................................................... 58
EDITORIAL AUF EIN WORT 8 EIGENMIETWERT Wir bürgen für Sie! ABSCHAFFEN – JA, ABER … ANDREAS INGOLD «Versuchen Sie einem Deutschen oder Österreicher die Eigenmietwert- besteuerung zu erklären. Sie werden auf Unverständnis stossen.» Einfach vermieten mit 100 % Sicherheit In ihrer August-Sitzung wird sich die Kom- mission für Wirtschaft und Abgaben des Nati- onalrats, die WAK-N, mit drei Vorstössen zum Systemwechsel bei der Wohneigentumsbe steuerung beschäftigen. Auf der Traktandenliste stehen die parlamentarische Initiative von SP- Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer, die parlamentarische Initiative der WAK-S und die Petition des HEV Schweiz. Die Basellände- rin möchte zusammen mit der Eigenmietwert- besteuerung gleich alle Abzugsmöglichkeiten streichen. Sie steckt damit für die Linken die Spürbare Entlastung beim Kampfzone in dieser Debatte ab. Deren Absicht ist klar: keine Steuergeschenke an die Eigentü- Verwaltungsaufwand mer, keine Reduktion der Steuereinnahmen, kei- ne Schlechterstellung der Mieter. Dabei könnte es – je nach Ergebnis der Verhandlungen – auch auf der Eigentümerseite deutliche Verlierer ge- ben: Jungeigentümer mit hoher Verschuldung, solche, die im Alter aufgrund ihrer Lebenspla- nung gar nicht amortisieren möchten, und sol- che, die ihre Liegenschaft unterhalten und er- halten möchten. Für erstere ist der Erwerb angesichts der strengen Vorschriften der Ban- ken hinsichtlich Eigenkapital, Tragbarkeit und Amortisation ohnehin schwierig genug; Wohn- eigentum ist mittlerweile ein Luxusgut. Ist zu- Einfache Abwicklung dem der steuerliche Abzug für Unterhalt und Sanierung nicht mehr möglich, wird ohne Zwei- im Schadenfall fel auch weniger in den Werterhalt der Liegen- schaften investiert. Das kann auch aus energeti- scher Sicht nicht gewollt sein. Kostenlose Hotline: 0800 100 201 Der SVIT Schweiz unterstützt im Grundsatz die Bestrebungen für einen Systemwechsel, wie ihn der HEV mit der Petition fordert. So unsäglich die Eigenmietwertbesteuerung aber auch ist: Der SVIT Schweiz wird sich gegen jede Form der Schlechterstellung einzelner Eigentümer- gruppen zur Wehr setzen. Ein Unternehmen der Aduno Gruppe www.adunokaution.ch Andreas Ingold 2 | immobilia Juli 2017 Ins2016_AdunoKaution_85x259mm.indd 5 14.10.16 14:56
IMMOBILIA INHALT NR. 7 JULI 2017 NR. 07 | JULI 2017 84. Jahrgang | Erscheint monatlich | CHF 7.– | www.svit.ch ANDREAS INGOLD Andreas Ingold Neuer Präsident SVIT – Seite 04 (Foto: Urs Bigler) IMMOBILIENWIRTSCHAFT. KMU als Büromieter ......................................................................................................... 12 BAU & HAUS. Landschaftsräume der IBA Basel 2020 ............................................................................................... 42 VERBAND. Stabübergabe am SVIT Plenum ........................................................................................................................ 58 FOKUS MANAGEMENT 04 «UNSER SEKTOR MUSS SICH NEU ORIENTIEREN» 33 PARTNERSCHAFTEN IM OUTSOURCING Die Immobilienwirtschaft steht nach Jahren der Outsourcing wird zum zentralen Instrument, um Kontinuität vor tiefgreifenden Umbrüchen, sagt über die Partner Zugriff auf die besten Talente, SVIT-Präsident Andreas Ingold im Interview. Ressourcen, Fähigkeiten und Märkte zu haben. 36 INS AUGE GEGANGEN IMMOBILIENPOLITIK Unsere Augen sind hochkomplex, aber auch 09 KURZMELDUNGEN sensibel und verletzlich. Deshalb ist besonders bei der Bildschirmarbeit Vorsicht geboten. IMMOBILIENWIRTSCHAFT 10 VERZERRTER BÜROMARKT BAU & HAUS ZITIERT 38 ÖFFENTLICHE RÄUME FÖRDERN Das Büroflächenangebot steigt trotz Leerstands- risiko weiter an. Was sind die Gründe dafür? Eine interessante Publikation berichtet 11 SIDETHEMA: ARBEITSPLATZ ALS LEISTUNGSTREIBER über den öffentlichen Raum im Oberengadin. Ob Büroflächen wie Freizeitparks aussehen Sie fragt: Was ist gelungen – weshalb? sollen, hängt von den Mitarbeitern, Aufgaben 40 ERLEBNISSE AN FLUSSRÄUMEN und Prozessen ab. Flussräume wurden bisher kaum untersucht. 12 BÜROMIETER BESSER VERSTEHEN Nun stellt ein Projekt die vier Charaktertypen Für die Vermietung von Büroflächen braucht vor und macht Vorschäge für eine Aufwertung. man heute ein bedürfnisgerechtes Angebot. 42 TRINATIONALE FREIRÄUME Doch welche Erwartungen haben die Mieter? Mit der Durchführung der Internationalen Bau- 14 «MATCHMAKING IST WICHTIG» ausstellung IBA Basel 2020 knüpft die trinatio- 72% der Experten nale Agglomeration an eine lange Tradition an. Weil Büromieter heute sehr preissensitiv sind, erwarten im stationä- 44 SCHUTZ VOR NATURGEWALTEN wird das Vermietungsmanagement zunehmend ren Handel in den Hagel, Sturm und starker Regen verursachen wichtiger. nächsten zwei bis Gebäudeschäden von 240 Mio. CHF pro Jahr. 16 WÄHLERISCHE MIETER drei Jahren tiefere Wie können wir uns davor schützen? Obwohl die Leerstände auf dem Büromarkt Umsätze.» 46 SCHATTENSEITEN VON GLAS tendenziell weiter steigen, kommen weitere MARCEL STOFFEL Flächen auf den Markt. Der Tod an Scheiben ist eines der grössten Inhaber von stoffelzurich, 18 «DIE BÜROS WERDEN SICH ÄNDERN» Vogelschutzprobleme. Bereits kleine Mass in der Zeitschrift nahmen bedeuten eine grosse Hilfe. Immobilien Business. Büros werden künftig wesentlich flexibler genutzt. Viele Angestellte haben künftig wohl 48 FARBEN SCHÜTZEN VOR GRAFFITI keine fixen Arbeitslätze mehr. Auch bei Immobilien zählt der erste Eindruck. 20 WOHNUNGEN SIND OFT ZU GROSS Deshalb sollten Fassaden gut gestaltet sein. Der Pro-Kopf-Wohnflächenkonsum ist in der NR. 11 | NOVEMBER 2015 82. Jahrgang | Erscheint Schweiz über die letzten Jahre stetig gestiegen. IMMOBILIENBERUF monatlich | CHF 6.– | www.svit.ch Die beiden Autoren erklären die Hintergründe. 50 KUB-LUNCHGESPRÄCH: SCHADSTOFFE IN GEBÄUDEN 6.– | www.svit.ch | CHF monatlich | Erscheint 83. Jahrgang 2016 | JANUAR NR. 01 NR. 10 | OKTOBER 2015 82. Jahrgang | Erscheint monatlich | www.svit.ch | CHF 6.– | www.svit.ch | CHF 6.– monatlich | Erscheint 22 DIGITALES MARKETING 53 SEMINARE UND TAGUNGEN 82. Jahrgang 2015 DEZEMBER NR. 12 | AMELIE-T HERES MA Die neuen Technoligien haben nicht nur unser 54 KURSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN Informationsverhalten verändert, sondern auch LANGZEI TSTRATE GIEN FÜR YER DAS STOCKWE M RKEIGEN WILHEL IMMOBILIE NPOLITIK. TUM – SEITE IMMOBILIE Wahlausgan 04 g weckt SASCHA NWIRTSCHA Erwartunge 04 IMMOBILIE FT. Logistik- n .............................. SEITE NRECHT. und Industrieim MENT, 14 Handlungsb mobilien .............................. IM INVEST edarf im ......................... ..................... als Anlagealter 10 STEFAN VITÄT 28 Stockwerke Druck ......................... igentum native .............. KREATI 34 nsen erhöhen ................... ÜBER ......................... 34 .............................. .............................. t – Negativzi ZANETTI ......................... ............... .......... 42 Investmen ......................... ......................... ZIMMERLI VERBAND CHAFT. ......................... aftung ......................... IENWIRTS ch erneuern in der Bewirtsch für neue Marketingstrategien gesorgt. IMMOBIL energetis Richtig JOËLLE HAUS. luktuation SOZIALE NETZWERKE BAU & F. Personalf IM WOHNBEREICH IENBERU – SEITE 04 SEITE 04 IMMOBIL T 2016 – 10 IMMOBILIENPOLITIK. GSMARK ............................. Wohnbudget der WOHNUN .............................. 16 IMMOBILIENWIRTSCHA Schweizer Haushalte überholt .............................. ..................... seit Jahren stabil gsziffer ist .............................. FT. Stephan Jung ............................ achfrage 66 zur Zukunft des 12 Leerwohnun VERBAND. Valuation stationären Detailhandels g treibt Wohnungsn .............................. Congress: Preis NPOLITIK. .............................. ist nicht gleich Wert ............. 36 IMMOBILIE FT. Zuwanderun .............................. ............................................................. NWIRTSCHA 2015.............................. 56 Estate Campus .................... IMMOBILIE Swiss Real VERBAND. 25 DROHNEN IN DER VERMARKTUNG 58 SVIT PLENUM: STABÜBERGABE IM PRÄSIDIUM Bestellung Drohnen bieten Immobilienmaklern neue Am Plenum in Pontresina sind Urs Gribi und Jahresabonnement Vermarktungsmöglichkeiten. Peter Krummenacher für ihre Verdienste zu 12 Ausgaben: 26 DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT Ehrenmitgliedern ernannt worden. nur CHF 68.00 62 GV SVIT GRAUBÜNDEN: ESEL STATT AUTO IMMOBILIENRECHT 64 GV SVIT SEK: INNOVATION UND WAHLMARATHON E-Druck AG 30 STOLPERSTEIN ÜBERBAUUNGEN 66 GV SVIT TESSIN: INS LOCH GETROFFEN Simone Feurer Das Bundesgericht befasste sich jüngst mit 68 FM DAY 2017: REFINANZIERBARE INNOVATIONEN simone.feurer@edruck.ch Tel. 071 246 41 41 einem Grundstückkaufvertrag, der von der Käuferin angefochten wurde. MARKTPLATZ 56 STELLENMARKT 70 MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS 74 BEZUGSQUELLENREGISTER 77 ADRESSEN & TERMINE 78 ZUGUTERLETZT / IMPRESSUM immobilia Juli 2017 | 3
«Unser Sektor IVO CATHOMEN* – In dieser Ausgabe beleuchtet die Immobilia den Büromarkt. Wie muss sich neu beurteilen Sie die aktuelle Markt situation in der Schweiz? – Einen homogenen Schweizer Büromarkt gibt es nicht. Vielmehr sind es verschiede- orientieren» ne Ballungszentren mit spezifischen Kons- tellationen. In Zürich hat sich die Situation jüngst leicht entspannt. Aber es ziehen wie- 4 der dunkle Wolken auf. Ich frage mich, wie die zusätzlichen 400 000 Quadratmeter ab- sorbiert werden sollen, die über die nächs- ten zwei Jahren auf den Markt kommen. Die Die Immobilien-Dienstleistungswirt- grossen Flächenkonsumenten wie Versi- schaft stehe nach Jahren der Kontinui- cherungen und Banken haben sich bereits neu aufgestellt. Neue Arbeitsplatzmodelle tät vor tiefgreifenden Umbrüchen, sagt entstehen, die weniger Büroraum benöti- der neue SVIT-Präsident Andreas gen – Desk-Sharing, Co-Working, Homeof- fice etc. Zusätzliche Nachfrage ist dagegen Ingold.Der Verband gibt bei der Neu- nicht in Sicht. – Für den Immobiliendienstleister orientierung in verschiedenen Be eigentlich eine attraktive Herausfor reichen Sukkurs – mit Networking, derung… – Ja, grundsätzlich schon. Wir werden Lobbying,Services und Ausbildung. aber nicht für die Bewirtschaftung von Leerständen honoriert, sondern auf der Grundlage von effektiven Mietzinsein- nahmen. Leerstände bedeuten viel Auf- wand und kein Honorar. – Wie sieht die Situation im Wohnbereich aus? – Wir hatten in der Schweiz zwischen 2011 und 2015 eine Zuwanderung von bis immobilia Juli 2017 | 5
FOKUS VERBAND Leerstände belasten die Eigentümer zunehmend.» 21 BIOGRAPHIE ANDREAS INGOLD *1962, verheiratet, 2 Kin- der, wohnhaft in Stäfa ZH. Seit Juni 2017 Präsi- dent des SVIT, davor seit 2008 Vizepräsident, Prä- sident des Verwaltungs- rates der SVIT Swiss Real Estate School. Vorsitzen- der der Geschäftsleitung Livit AG und Verwal- tungsratspräsident der Livit FM Services AG, Zü- rich. Beruflicher Werde- gang: Banklehre, eidg. Fachausweis Immobilien- bewirtschaftung SVIT, Immobilienbewertung SVIT und Projektmana- ger SGO sowie betriebs- wirtschaftliche Ausbil- dung an der St. Galler Business School. zu 80 000 Personen. Gleichzeitig wurden ne, modulare und performanceorientierte vor ganz neuen Herausforderungen ste- jährlich über 60 000 Wohnungen gebaut. Entschädigungsmodelle für die Bewirt- hen. Vor wenigen Jahren konnte der Be- Der grosse Teil des Zuwachses des Woh- schaftung gehen. wirtschafter noch aus mehreren Interes- nungsbestandes wurde somit von der Zu- – Wird es bald eine kostenlose senten für Mietflächen auswählen. Nun wanderung absorbiert. Eine im letzten Jahr Basisleistung für die Bewirtschaftung befinden wir uns in einem Mietermarkt. um15% geringere Zuwanderung hat an- geben? Der Bewirtschafter muss raus und ver- gesichts des weiterhin grossen Bauvolu- – Einzelne kleine Dienstleister bieten dies markten. Die Bewirtschaftung erfordert mens einen signifikanten Einfluss. Ich stell- bereits an. Der Druck auf das Basisge- eine Veränderung des «Mindset». Wir bei te die Tendenz fest, dass Liegenschaften schäft mit seinen mietzinsabhängi gen der Livit AG haben der Entwicklung unter mit Leerständen gekauft werden. Als Be- Honoraren bleibt für die ganze Branche anderem mit dem neu geschaffenen Ge- wirtschafter sind wir diesen Leerständen unverändert hoch, namentlich bei sin- schäftsbereich Vermietungsmanagement besonders ausgesetzt. Wir sind für Vollver- kenden Referenzzinssätzen. Eine Perfor- Rechnung getragen. mietung bezahlt. mance- oder Aufwandkomponente fehlt in – Was überwiegt angesichts – Gelingt es der Branche nicht, andere den gängigen Honorarmodellenkomplett. dieser tiefgreifenden Umwälzungen: Honorarmodelle durchzusetzen? – Sind die grossen Makt-Player Opportunitäten oder Gefahren? – Bis anhin meines Erachtens zu wenig. Der besonders betroffen? – Wenn man die weit verbreitete Denkhal- Trend müsste – losgelöst vom Referenz- – Sie betreffen uns alle. Wir müssen uns tung in der Branche anschaut, stehen die zinssatz – mehr Richtung aufwandbezoge- vor Augen halten, dass die Bewirtschafter Gefahren im Fokus. In der Vergangenheit ANZEIGE waren die Anbieter nicht gezwungen, nach Opportunitäten Ausschau zu halten. Das ändert sich und verlangt von den Dienst- www.visualisierung.ch leistern, sich zu hinterfragen. Unsere Bran- che muss sich im Kopf neu orientieren. – Beobachten Sie neue Geschäftsmodelle? 6 | immobilia Juli 2017
Der Trend geht in Richtung Spezialisierung.» – Wir setzen uns im Unternehmen inten- – Und wie sieht dies hinsichtlich – Wir müssen uns als Verband unverzicht- siv mit dieser Frage auseinander. EineAnt- der Berufsbilder aus? bar machen. Meine Vision lautet: «Ohne wort ist, dass vieles automatisiert wird und – In den letzten Jahrzehnten war der Lei- SVIT – geht nicht!» Es gibt zentrale Pfeiler die Spezialisierung an Bedeutung gewinnt. densdruck gering. Man war weitgehend des Verbandes – Bildung, Politik, Networ- Handkehrum wird die Beratung zulegen. resistent gegenüber Veränderungen. Der king und Mitgliederservices. Diese Pfei- – Sehen Sie Konkurrenz Bewirtschafter von morgen ist ein ande- ler müssen wir unterhalten und stärken. von ausserhalb der Branche? rer. Einerseits kommt es zur erwähnten Was wir tun, müssen wir an drei Grössen – Dies zu negieren, wäre fatal, auch wenn Spezialisierung, anderseits zu einer grös- messen: Ergebnis, Qualität und Mitglie- ich im Moment in unserem Kerngeschäft seren Wertschöpfung durch höheren Be- dernutzen. keine «Quereinsteiger» sehe. Mit einem ratungsbedarf. – Gibt es eine Gewichtung solchen Markteintritt muss man jeder- – Sie sind auch Verwaltungsratsprä zwischen den Pfeilern? zeit rechnen, vor allem in gewissen Teil- sident der SVIT Swiss Real Estate – Das Gesamtpaket muss stimmen. Dabei bereichen. School. Wie schafft man als Bildungs- ist eines klar: Die Mitglieder machen die – Wer gewinnt und wer verliert anbieter den Spagat zwischen den Qualität des Verbandes aus – durch ihr En- in der weiteren Entwicklung? Bedürfnissen von grossen und kleinen gagement in Vorständen und anderen Gre- – Auf der Gewinnerseite sind jene, die Unternehmen bzw. zwischen Spezia mien, in der Bildung oder schlicht durch ih- sich ernsthaft mit der Digitalisierung lisierung und Allgemeinpraxis? re Präsenz an Anlässen. Ganz im Sinn «von auseinandersetzen, diese als Chance se- – Ich sehe dies nicht als Spagat. Wir müs- der Praxis für die Praxis». hen und bereit sind, neue Wege zu ge- sen uns in der Berufsbildung an der Bran- – Kann der Verband die Interessen hen. Bestand haben Nischenanbieter chenentwicklung orientieren, nicht an der von grossen und kleinen Firmenmit- oder kleine, patronal geführte Unterneh- derzeitigen Branchenstruktur. gliedern unter einen Hut bringen? men mit persönlichem Beziehungsnetz. – Sie haben an der Delegierten – Dieser Frage müssen wir uns immer wie- Schwieriger festzumachen ist die Verlie- versammlung die Frage «SVIT der stellen. Beispielsweise, ob wir wie aus- rerseite. Schwerer dürften es Anbieter Schweiz quo vadis?» gestellt. ländische Verbände in gewisse Online-Ser- haben, die weniger klar positioniert sind. Wie lautet die Antwort? vices investieren wollen. immobilia Juli 2017 | 7
FOKUS VERBAND Wir müssen uns als Verband unverzichtbar machen.» – Sie blicken nun auf die ersten – Der SVIT Schweiz ist mittlerweile – Ich sehe diese Beziehungen als Part- Wochen im neuen Amt zurück. Wie eine breit aufgestellte Organisation. nerschaft, in der wir voneinander profi- waren die bisherigen Rückmeldungen? Wie bringt man als Präsident tieren können und in welcher der SVIT – Ich spüre, dass die Anlässe des SVIT die Beruf und Verbandstätigkeit unter gleichzeitig als eigenständige Mar- Mitglieder stark beschäftigen. Die Neu- einen Hut? ke und als Verband mit eignen Zielen positionierung wird allgemein begrüsst. – Die Mitglieder dürfen von ihrem Präsi- wahrgenommen wird. Der SVIT ist im Gleichzeitig streichen unsere Mitglieder denten ein realistisches Engagement er- Vergleich zu anderen Berufsverbänden die Qualität dieser Anlässe heraus. Das warten. Mit unserer neuen Struktur und sehr breit aufgestellt und in der ganzen zweite grosse Thema ist die Präsenz des der klaren Trennung zwischen Strate- Schweiz verankert. Diese Trümpfe müs- SVIT Schweiz in der politischen Diskus gie und operativem Geschäft wird künf- sen wir ausspielen. sion. Vielen ist nicht bewusst, wie und wo tig mehr bei der Geschäftsstelle und dem – Die Beziehung zum Mieterverband? sich der SVIT politisch engagiert. Dies CEO angesiedelt sein. Damit dies funkti- – Wir haben gemeinsame Interessen – lässt nur einen Schluss zu: «Tue Gutes oniert braucht es Vertrauen, Bereitschaft einen zufriedenen Mieter. Ich wünsche und sprich darüber». Da besteht noch Po- zu Delegieren und ein gutes Team. mir einen sachlichen Austausch ohne tenzial. – Blicken wir in die Zukunft. Polemik. Dann gibt es Raum für eine kon- – Wie lautet die politische Wo steht der Verband in zehn Jahren? struktive Zusammenarbeit. Stossrichtung? – Der SVIT wird in zehn Jahren als kun- – Mit der jüngst erfolgten Implementie- denorientierter Verband wahrgenom- *IVO CATHOMEN Dr. oec. HSG, ist leitender Redaktor rung eines «Politischen Beirats» wollen men, der die Marktentwicklung positiv der Zeitschrift Immobilia. wir den Draht nach «Bern» verbessern, aufgenommen hat, gleichzeitig Boden- uns zu hängigen Geschäften mit dem haftung bewahrt und in dem die Mitglie- Blickwinkel einer starken Dienstleis- der zusammenstehen und für den Ver- tungsbranche äussern und auch Themen band einstehen. lancieren. Man darf aber auch nicht blau- – Wie sehen Sie den SVIT in Relation äugig sein. All dies erfordert Zeit. zu anderen Verbänden? 8 | immobilia Juli 2017
IMMOBILIENPOLITIK KURZMELDUNGEN 60 ve Egloff «Für Treu und Glau Schneider Schüttel (SP, BE) KEIN VORKAUFSRECHT SCHWEIZ ben im Mietrecht. Anfech abgelehnt, mit der sie den FÜR GEMEINDEN ENTEIGNUNGSRECHT tung des Anfangsmietzinses Kündigungsschutz für Mieter Der Nationalrat hat es in der SOLL ANPASST nur bei Notlage des Mieters» in speziellen Situationen (äl Sommersession abgelehnt, WERDEN Folge gegeben. Die Kommis tere Personen, Menschen mit den Auftrag zur Ausarbei Das Enteignungsgesetz von sion hält fest, dass das Bun Behinderungen oder grossen tung eines Erlasses zu ertei 1930 soll revidiert werden. desgericht mit seinem Urteil gesundheitlichen Schwierig len, der das Vorkaufsrecht Deshalb schlägt der Bundes BGE 142 II 442 die Hürde zur keiten und Familien mit Kin für Gemeinden zugunsten rat vor, die Verfahrensvor Anfechtung eines überhöh dern) verbessern möchte. Sie des gemeinnützigen oder schriften an die geänderten ten Anfangsmietzinses zu tief forderte eine Kündigung nur preisgünstigen Wohnungs rechtlichen Verhältnisse an gelegt habe. Die Kommissi aus wichtigen Gründen und baus regelt. Ein solches hat zupassen. Zudem will er die on ist der Ansicht, dass damit eine Erstreckung um mindes te Nationalrat Thomas Hard Struktur der Eidgenössischen der im Schweizer Vertrags tens vier Jahre. egger (SP, ZH) gefordert. Schätzungskommissionen recht geltende Grundsatz von vereinfachen und an heuti Treu und Glauben in Frage ge Verhältnisse anpassen. Zu gestellt wird. Sie will mit der STAATLICHER BASEL diesem Zweck hat der Bun parlamentarischen Initiative MIETZINSRECHNER desrat am 2. Juni die Ver im Gesetz festschreiben, dass ABGELEHNT INITIATIVE VERLANGT nehmlassung eröffnet, die bis die Mieter für die Anfech Nationalrat Carlo Somma RECHT AUF WOHNEN Ende Oktober 2017 dauert. tung des Anfangsmietzinses ruga (SP, GE) hatte mit In Basel-Stadt wohnhafte eine Zwangslage nachweisen einerMotion einen staatli und angemeldete Personen müssen. chen elektronischen Miet sollen sich zu einem tragba FÜR MEHR TREU zinsrechner gefordert, mit ren Mietzins einen ihrem Be UND GLAUBEN IM dem Mietzinssenkungen darf entsprechenden Wohn MIETRECHT KEIN AUSBAU DES und -erhöhungen berechnet raum beschaffen können. Die Rechtskommission des MIETSCHUTZES werden können. Die grosse Die Staatskanzlei vermeldet, Nationalrats hat Ende Juni Der Nationalrat hat in der Kammer ist dem Bundesrat dass die Initiative mit knapp mit 18 zu 6 Stimmen der Sommersession die Moti gefolgt und hat den Vorstoss 3200 Unterschriften zustan parlamentarischen Initiati on von Nationalrätin Ursula abgelehnt. de gekommen ist. ANZEIGE Wir suchen Kolleginnen und Kollegen Die Mitglieder der Schweizerischen Maklerkammer verpflichten sich zur Einhaltung der vorgegebenen Standesregeln. Mit ihren fundierten Fachkenntnissen, mit transparenten, fairen Leistungen und ausgeprägtem Realitätssinn setzen sie sich für die Interessen der Kunden ein. Neben zahlreichen praktischen Vorteilen erhalten die Mitglieder der Maklerkammer eine exklusive Auszeichnung: geprüfter Immobilien-Spezialist. Gehören Sie zu den Immobilienfachleuten mit einem herausragenden Leistungsausweis? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme: welcome@smk.ch Herbert Stoop Präsident Schweizerische Maklerkammer Schweizerische Maklerkammer (SMK) Brunaustrasse 39, 8002 Zürich, Telefon +41 43 817 63 23, welcome@smk.ch, www.maklerkammer.ch immobilia Juli 2017 | 9
IMMOBILIENWIRTSCHAFT BÜROMARKT Verzerrter Büromarkt 1 Das Angebot an Büroflächen steigt in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der Schweiz weiter an. Doch die Mietpreise für Büroflächen tangiert dies entgegen den Erwartungen noch nicht – sie bleiben erstaunlich stabil. VERFÜGBARE BÜROFLÄCHEN UND MIETPREISE Quelle: CSL Immobilien AG Angebot Veränderung Mietpreisband Mittel Veränderung Agglomeration in m2 zum Vorjahr CHF/m2 CHF/m2 zum Vorjahr Basel 185 321 8% ì 140-315 205 è Genf 575 075 9% ì 250-665 440 è Zürich 1 145 050 12% ì 150-575 250 è Quelle: CSL Immobilien AG PATRICIA REICHELT* schichtig. Zum einen werden in der Ana In der Praxis zeigt sich, dass bei MIETEN BLEIBEN KONSTANT. In der Sommer lyse der Marktdaten die Angebotsmie den Mietvertragsverhandlungen ver umfrage zum Büromarkt im vergange ten herbeigezogen, da hier ein breiteresstärkt Incentives in Form von mietfrei nen Jahr 2016 wurden ausgewählte Ex Spektrum abgebildet werden kann. Die er Zeit von ein bis zwölf Monaten oder perten befragt, welche Entwicklungen tatsächlich abgeschlossenen Mieten Ausbaukostenbeteiligungen gewährt sie auf dem Büromarkt im kommenden werden weniger flächendeckend erfasst. werden. Aber auch die im angelsäch Jahr 2017 erwarten. Die Antworten wa sischen Raum beliebte ren fast einstimmig: Aufgrund der gerin Die Dynamik im Büromarkt hat sich Early-Break-Option, der gen Nachfrage erwarteten fast alle Ex vorzeitige Ausstieg aus perten sinkende Mietpreise. Dies scheint auf die Nebenschauplätze verlagert.» dem vereinbarten Miet im Hinblick auf das erhebliche Angebot verhältnis, hält vermehrt als logische Konsequenz. Einzug in die Mietver Die aktuelle Analyse der CSL Immo tragsverhandlungen und bilien, in der die Marktdaten der letzten erodiert den üblichen sechs Monate betrachtet werden, zeigt 5-Jahres-Vertrag. Der jedoch ein anderes Bild als erwartet. In für die Bewertung, res den drei grössten Wirtschaftsräumen pektive für den Wert der bleiben die Mieten auf einem konstan Immobilie entscheiden ten Niveau. Das Preisband zeigt keine An guten Lagen und bei guten Objekten de Mietzins, gilt als letzte Bastion in den wesentlichen Veränderungen, und das sind die abgeschlossenen Mieten durch Verhandlungen. Mittel bleibt stabil. Nur in Genf sind die aus deckungsgleich mit den Angebots Last but not least zeigt sich bei der Topmieten leicht gesunken. mieten, bei weniger gefragten Objekten genaueren Betrachtung der Marktda Dabei steigt das Angebot weiter an: können diese im aktuellen Marktumfeld ten und der einzelnen Angebote auch, In der Agglomeration Zürich wird erst deutlich auseinanderliegen. dass die Anzahl an kleineren Mietflächen mals die 1,1-Mio.-m2-Marke überschrit Zum anderen zeigen die Erfahrun deutlich zugenommen hat. Da kleinere ten. Auch die Grossräume Basel und gen aus der Vermarktung und aus den Flächen höhere Quadratmeterpreise ha Genf verzeichnen einen erneuten An jährlich durchgeführten Sommerumfra ben, kann dies die sinkenden Mietzin stieg (siehe Grafik). gen, dass sich im aktuellen Marktumfeld se in der Statistik vorerst abgemildert die deutlichsten Veränderungen bei den haben. VERÄNDERUNGEN BEI DEN INCENTIVES. Die Incentives zeigen. Diese werden jedoch Gründe für diese Entwicklung sind viel bisher in keiner Statistik erfasst. VERMIETUNGSREKORDE IN DEUTSCHLAND. Es bleibt folglich die Fragen offen, ob und ANZEIGE wann die Mietzinse im Büromarkt sin ken. Bisher war der Blick nach Deutsch land ein guter Indikator, um Tendenzen Summer Sale – wir schaffen Platz auf dem Schweizer Büromarkt zu antizi pieren. Dort wurden in den ersten beiden Büromaterial und Papier reduziert Quartalen Rekordergebnisse bei den Bü rovermietungen verzeichnet. Allerdings AZ Immobilia_900_20x124_220617.indd 1 22.06.17 09:05 10 | immobilia Juli 2017
«WORKPLACE PERFORMANCE» DER ARBEITSPLATZ ALS LEISTUNGSTREIBER Google-Büros – hier das Büro in Irvine, Kalifornien – müssen nicht das Mass aller Dinge in Sachen Arbeitsplatzgestaltung sein (Bild: Google). Am SPG Intercity Talk arbeitsplätzen vor dem Aufgabe eine passen- hat sich der Schweizer Büromarkt wie von Ende Juni hat Der- Hintergrund seiner un- de Bürogestaltung. Das auch die wirtschaftliche Dynamik seit rick Bock, Cushman & zähligen Projekte für Ergebniskann, muss dem Frankenschock von der deutschen Wakefield, die Parame- internationale Unter aber nicht wie die Nie- Entwicklung abgekoppelt. ter effizienter Büroar- nehmen unter die Lupe. derlassungen der in Die jüngsten Konjunkturaussichten beitsplätze beleuchtet. «Babyboomer haben es diesem Zusammenhang Ob Büroflächen tat- zum Beispiel gerne laut oft als Muster angeführ- lassen jedoch wieder hoffen, dass die und aktiv am Arbeits- ten Google-Offices aus- sächlich wie ein Frei- Mietzinse auf dem Büromarkt zumindest zeitpark aussehen sol- platz. Sie gehen ins Bü- sehen. vorerst stabil bleiben. Erste Ergebnisse len, hängt von den ro, um etwas zu erleben. aus der aktuell laufenden Sommerum Mitarbeitern, Aufgaben Generation Z braucht «Voraussetzung für den frage der CSL Immobilien zeigen eben und Prozessen ab. dagegen Privatsphäre Erfolg neuer Arbeits- und Rückzugsmöglich- platzmodelle ist, den falls eine positive Tendenz: Im Gegen «Kann die Arbeitsum- keiten.» Mitarbeitern das nötige satz zum Vorjahr spielt das Wachstum gebung motivieren, um Vertrauen zu schenken, der Unternehmen wieder eine Rolle bei zur Arbeit zu gehen?» Diese Konklusion aus der seinen Arbeitsort selber der Nachfrage nach Büroflächen. – Ja schon, aber wel- Praxis überrascht. Und wählen und bestimmen Im vergangenen Jahr hatte das che Arbeitsumgebung was bedeutet dies für die zu können», sagt Derrick Wachstum als Grund für die Nachfrage soll es sein? Diese Fra- Arbeitsplatzgestaltung? Bock. «Jeder Mitarbeiter ge beantworten die Ar- Derrick Bocks Antwort hat einen Platz im Büro, einen historischen Tiefpunkt erreicht, beitnehmerinnen und ist simpel: «Man muss aber es muss nicht un- während der Markt vor allem durch Arbeitnehmer sehr un- die Mitarbeiter, Aufga- bedingt ein Schreibtisch räumliche Optimierungen, Standortver terschied- ben und Prozesse ver- sein.» Viel wichtiger sei lagerungen und damit Flächenreduktio lich, sind doch im Mo- stehen, um im Sinn einer das Verständnis des Mit- nen geprägt war. Diese Entwicklung ist ment nicht weniger als zentralen Ressource die arbeiters dafür, was sein fünf Generationen im Bü- passenden Flächen zur Beitrag zur Marke oder nicht zuletzt auch dem Kostendruck der ro vereint. Alle haben sie Verfügungzu stellen.» zum Produkt sei. Unternehmungen und der Veränderung andersartige Vorstellun- Sieben Merkmale un- der Arbeitswelt zuzuschreiben. gen über die Ausstat- terschiedlicher Ausprä- Auf die Frage, wie Unter- Diese Tendenzen werden sich fort tung und Gestaltung ei- gung beschreiben diese nehmen mit dem Thema setzen. Mit einer positiven wirtschaftli ner motivierenden und adäquate Arbeitsum Arbeitsplatzgestaltung leistungsfördernden Ar- gebung: umgehen würden, die ih- chen Entwicklung werden jedoch auch ren Blick auf der Kosten- beitsumgebung. – Privatsphäre wieder andere Standortfaktoren gefragt – Annehmlichkeit reduktion hätten, ant- sein und wieder vermehrt Büroflächen Am SPG Intercity Talk – Technologie wortet Bock: «Effiziente gesucht werden. Daher gilt auch für den vom 22. Juni 2017 im – Interaktivität Lösungen müssen nicht Büromarkt im Jahr 2017: Die Hoffnung Zürcher «Au Premier» – Anpassungsfähigkeit unbedingt immer teu- nahm der Gastreferent – Flexibilität er sein. Wenn man bei- stirbt zuletzt. Derrick Bock, Partner – Identität spielsweise verdichten von Cushman & Wake- muss, gibt es gute und *PATRICIA REICHELT field und Head of Work- Aus dem Mix dieser Fak- schlechte Wege. Technik Die Autorin ist bei der CSL Immobilien AG für den Bereich Research & Marktanalyse place Strategy Germany, toren ergibt sich für je- kann eine erhebliche Rol- verantwortlich. Sie hat Geographie studiert Berlin, die «Workplace des Unternehmen, sei- le spielen, den Schmerz und einen MAS in Real Estate an der Univer- Performance» von Büro- ne Mitarbeiter und deren zu mindern.» sität Zürich abgeschlossen. immobilia Juli 2017 | 11
IMMOBILIENWIRTSCHAFT BÜROMARKT Büromieter besser verstehen Die Vermietung von Büroflächen ist eine besondere Herausforderung. Heute braucht es mehr denn je ein bedürfnisgerechtes Angebot und eine zielgerichtete Vermarktung. Doch welche Erwartungen haben die Mieter? VERMARKTUNGSPROZESSE IN UNTERSCHIEDLICHEN NUTZUNGSSEKTOREN VERMARKTUNGSPROZESSE IN UNTERSCHIEDLICHEN NUTZUNGSSEKTOREN Quelle: Wincasa MIETPHASE MIETPHASE D IAL O G RETAIL ABSCHLUSS KONTAKT- BÜRO ABSCHLUSS MIETVERTRAG MIETVERTRAG AUFNAHME MIETINTERESSENT ER CH MIET BAU MIET LE AUS AUS IS ER ST G ER T E ER AN BA D RA ST - - L E E R STA N D U & G UN E YS AL KT VE A N MA VE R RH R RH AN AN DLU VE DLU NG NG KONTAKTAUFNAHME MIETINTERESSENT Quelle: eigene Darstellung STEVEN BRUINSMA* rund zwei Drittel aller Erwerbstätigen in zu Mitarbeiterzahlen, betrieblichen Um ÜBERARBEITUNG BISHERIGER KONZEPTE. Die der Schweiz beschäftigen. Per Definiti sätzen und Ähnlichem erhoben werden, Leerstände auf dem heimischen Büroflä on ist ein KMU eine Firma mit bis zu 249 um daraus Prognosen ableiten zu kön chenmarkt haben zuletzt ein historisches Mitarbeitern. nen. Das wird heute in der Retailbran Hoch erreicht. Gemäss den Erfahrungen che bereits gemacht. der Wincasa Vermarktungsspezialisten KMU SIND DIE UNBEKANNTEN BÜROMIETER. In hat sich die Vermietung in den letzten nerhalb des durch den grössten Immo VON DER RETAILBRANCHE LERNEN. In der Welt Monaten zwar verbessert, es ist jedoch biliendienstleister Wincasa verwalte der expansionswilligen Retailer funktio zu früh, um von einer Trendwende zu ten Immobilienvermögens von 64 Mrd. niert die Vermarktung in einem wesent sprechen. Zudem wird die anhaltende CHF liegt der Anteil der Büromieter bei lichen Punkt anders als in der durch KMU Neubautätigkeit mittelfristig nicht zu ei rund 23%. Von diesen Mietern sind rund geprägten Bürowelt. Viele Retailer füh ner Abnahme der Leerstandsquoten von 64% KMU. Doch wer sind diese, und ren eine konkrete Standortstrategie und durchschnittlich 6,9% im Markt füh welche Anforderungen haben sie an ih beschäftigen Expansionsmanager. Diese ren. Diese sind aber je nach Region und re Arbeitsplätze? Ein grosser Teil der stehen im ständigen Dialog mit Eigentü Stadt unterschiedlich. Gemeinsam ist ih KMU mietet seine Arbeitsfläche in Form mervertretern wie Bewirtschaftungsun nen, trotz aller regionalen Unterschie von Büros. Genaue Marktangaben hierzu ternehmen und tauschen Informationen de: Sie stellen im hiesigen Markt eine gibt es bis heute jedoch nicht. Immerhin zu Expansionsstrategien und verfügba Herausforderung für Immobilieneigen wissen wir, dass im Gegensatz zu Gross ren Flächen aus. Genau das ist der Un tümer, aber auch für Immobiliendienst mietern KMU meist nur an einem Ort terschied: So tritt Wincasa als Eigentü leister dar. eingemietet sind, keine professionelle mervertreter schon vor dem Freiwerden Um in diesem anspruchsvollen Flächenstrategie führen und keinen de einer Mietfläche mit dem potenziellen Re Marktumfeld erfolgreich in der Vermark finierten Ansprechpartner haben, der für tailmieter proaktiv in Kontakt. Auf dieser tung seiner Mietflächen zu sein, bedarf eine allfällige Expansion zuständig ist. Basis kann die Vermarktung viel zielge es einer Überarbeitung bisheriger Kon Hier liegt bezüglich Kenntnis über richteter umgesetzt werden. zepte und Prozesse; mit dem einfachen die Mietbedürfnisse und deren strate Es ist klar, dass ein Dialog nur statt Ziel, die Büromieter selbst und deren Be gische Planung auf Eigentümerseite finden kann, wenn die potenziellen Mie dürfnisse und Erwartungen künftig bes noch Potenzial. Bewirtschaftungsfirmen ter oder deren Expansionsstrategien be ser zu kennen und zu verstehen. Da gibt können auf Erhebungsdaten wie Miet kannt sind. Wie kann man nun diesen es heute noch Nachholbedarf, denn der vertragslaufzeiten, Mietflächen, Aus Prozess auf die unbekannten KMU-Mie Büromietermarkt ist sehr gross und sehr baustandards und Nebenkosten zurück ter übertragen? heterogen. Der Büromieter kommt heute greifen. Daraus lassen sich noch keine Einerseits wird der Eigentümerver mehrheitlich aus der KMU-Landschaft, Erkenntnisse gewinnen, die auf Miet treter mit zunehmender Digitalisierung und es gibt hierzulande 562 000 kleine bedürfnisse dieser KMU schliessen las über mehr Daten der Mieter verfügen. Die und mittelständische Unternehmen, die sen. Vielmehr müssen zusätzlich Daten Analyse bestehender Mietverhältnisse 12 | immobilia Juli 2017
25 Achtung Beschnitt ! wird es erleichtern, Bedürfnisse der Mie Es gilt dabei besonders zu beachten, ter zu verstehen und in Planungsprozes dass Direktansprachen zeitlich vor einem se vorausschauend einfliessen zu lassen. konkreten Vermarktungsauftrag geführt Anderseits muss mehr in die Kommunika werden sollten und im Idealfall einen Di tion investiert werden. Oft arbeiten Ver alog in Gang setzen. Für die Etablierung marktungsspezialisten heute mithilfe von dieses Prozesses sind Eigentümerver Direktansprachen potenzieller Büromie treter wie Bewirtschaftungsfirmen prä ter. Sie erfüllen so einen Vermarktungs destiniert, da sie den KMU-Mieter auch auftrag für Büroflächen, den sie vom Im im bestehenden Mietverhältnis betreu mobilieneigentümer erhalten haben. Die en. Sie können den strategischen Dialog Erkenntnisse aus diesem Dialog werden permanent führen und so ein Stück weit aber nur innerhalb des spezifischen Ver agieren, wie es in der Retailbranche seit marktungsauftrages verwertet und gehen langem üblich ist. für weitere Erkenntnisse verloren. Eine Mehr dazu: siehe Interview auf der nächsten Seite. Weiterverwendung für andere Büroflä chen, die zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt gebracht werden, findet *STEVEN BRUINSMA Der Autor ist Senior Advisor Corporate nicht statt. Das muss sich ändern, damit Services bei der Wincasa AG. Er studierte der Büromieter nicht mehr ein unbekann Betriebswirtschaft an der Universität Zürich tes Wesen, sondern ein professionell be und hat ein Master in Corporate Finance. treuter Partner wird. ANZEIGE Unsere beiden Immobilien- Softwarelösungen «Hausdata» und «Rimo» überzeugen. Nicht nur wir sind von unseren beiden innovativen Lösungen begeistert, sondern auch unsere vielen oft langjährigen Kunden. Dies ist für uns einerseits Be- stätigung unserer Arbeit, zugleich aber auch Verpflichtung und Ansporn, uns stetig zu verbessern. Darum investieren wir laufend in die Weiterentwicklung unserer beiden Immobilien-Softwarelösungen. Nedelko Gacanin, Schulung & Support, Mitglied der GL eXtenso IT-Services AG eXtenso IT-Services AG Schaffhauserstrasse 110, 8152 Glattbrugg www.extenso.ch Tel. 044 808 71 11, info@extenso.ch immobilia Juli 2017 | 13
IMMOBILIENWIRTSCHAFT VERMIETUNGSMANAGEMENT «Matchmaking ist wichtig» Während früher Branding, Mieterselektion und Vertragsabschluss im Fokus standen, braucht es heute für ein erfolgreiches Vermietungsmanagement aktive Zielgruppenansprachen, sagt Bruno Kurz im Interview mit der Immobilia. RED. – Haben sich die Bedürfnisse von Büromietern in den letzten Monaten stark verändert? Was war früher gefragt, was heute? – Bruno Kurz: Der heutige kleine und mit telgrosse Büromieter ist preissensitiv und möchte den Ausbau der Mieterfläche nicht selbst übernehmen. Grossmieter verlangen zusätzlich nach mehr Flexibilität hinsicht lich des Mietvertragsverhältnisses. Das sieht nach wenig veränderten Anforderun gen aus, stellt aber viele Eigentümer vor ge wisse Herausforderungen. Als Vermarkter sind wir derzeit besonders mit agil arbei tenden Eigentümern, die uns einen grossen Verhandlungsspielraum mit den Mietinte ressenten geben, sehr erfolgreich. Hinzu kommt, dass sich das Vermietungsmanage ment heute nicht mehr nur um die Vermie tung von Flächen dreht, sondern viel mehr auch um Themen wie Performance, Pro fessionalisierung, Ausbildung und Netz BIOGRAPHIE werkpflege. Bei Wincasa ist es zu einem BRUNO KURZ integralen Bestandteil unserer Dienstleis ist seit 2013 Bereichs- tungen geworden, die wir auch im KMU- leiter «Letting & Invest- Bereich vermehrt anbieten wollen. ment Advisory» und – Welche Ansätze verfolgt Wincasa, Mitglied der Geschäfts- um die KMU-Mieter und ihre Bedürf- leitung bei der Wincasa nisse besser zu verstehen? AG. Er studierte Archi- tektur und besitzt ei- – Es ist eigentlich sehr einfach: Eine gu nen Master in Finance te Kommunikation steht am Anfang einer & Banking der Univer- guten Mieterbeziehung. Innerhalb von sität Zürich. Wincasa verbessern wir unsere Kommu nikation zukünftig auch über Plattformen. Mittels vernetzten Immobilienportalen las ben und Zielgruppen, leiten davon Mass sehr hilfreich. Im Bereich der Vermark sen sich einerseits Immobilienportfolios nahmen und geeignete Vermarktungsins tung von Büroflächen gibt es aber zwei besser bewirtschaften und die Präzision trumente ab und können so zu guter Letzt felsohne noch viel Potenzial. Dabei wird bei der Entwicklung neuer Projekte stei auch die Performance messen. Zudem be uns die nun auch in der Immobilienbran gern, andererseits nimmt auch der Nut treiben wir proaktiv «Matchmaking». Das che rasch fortschreitende Digitalisierung zen für die Mieter zu. Im Bereich der Woh heisst, wir erfassen die Mieterbedürfnisse unterstützen. Sie wird uns bei der Analyse nungsvermietung haben wir diesen Schritt der Firmenkundenlandschaft und gleichen der Mietverhältnisse und somit auch da mit dem innovativen Mieterportal My Win diese mit den frei verfügbaren Objekten ab. bei helfen, unsere Mieter und deren Be casa bereits gemacht. Mieter können zum Wir prüfen ausserdem regelmässig, ob und dürfnisse besser zu verstehen. Nur so Beispiel immer und überall ihre Daten ein in welcher Form neue Dienstleistungen er können wir vorausschauend planen und sehen, allgemeine Informationen zur Woh bracht werden können und welche Bedürf unsere Vermarktungsspezialisten das An nung abrufen, Reparaturaufträge geben nisse bei unseren Stakeholdern bestehen. gebot auch über einen einzelnen Auftrag oder ihre Ansprechpartner kontaktieren. – Inwiefern müssen sich Vermark- hinaus massgeschneidert auf die Kunden – Der Büromarkt ist aktuell ein Mieter- tungs- und Vermietungskonzepte ausrichten. Aber nicht nur Dienstleistun markt. Welche kreativen Ideen braucht ändern? Wie könnte eine konkrete gen müssen längerfristiger geplant wer es, um heute Büroflächen nachhaltig Dienstleistung seitens Wincasa den, auch der Dialog muss zu einem ste an die Mieter zu bringen? aussehen? tigen werden. Dies einerseits über neue – Unser Leerstandsflächenmanagement – Die Grundherausforderung ist immer und moderne Kommunikationsplattfor zum Beispiel ist ein integrales Konzept, dieselbe: Kann ich die richtige Zielgrup men, andererseits aber auch via persön das ich so bei anderen Dienstleistern noch pe identifizieren und mein Flächenange liche Direktansprache mit dem Ziel einer nicht gesehen habe. Mit der Messung des bot auf diese zuschneiden. Das bereits an professionellen und langfristigen Partner Leerstandes definieren wir klare Zielvorga gesprochene «Matchmaking» ist hierbei schaft. 14 | immobilia Juli 2017
Immobilien gibt es viele. Bei uns finden Ihre Kunden ein Zuhause. Inserieren Sie dort, wo die meisten Menschen ein neues Zuhause suchen. Mit 9 Millionen Besuchen ist homegate.ch der führende Immobilienmarktplatz der Schweiz mit über 85’000 Objekten.
IMMOBILIENWIRTSCHAFT BÜROMARKT Wählerische Mieter Die Leerstände auf dem Büromarkt nehmen tendenziell zu. In Zürich, aber auch in Genf kommen in Kürze noch weitere Flächen auf den Markt. Die Preise für Büroimmobilien auf dem Anlagemarkt bleiben wegen der enormen Nachfrage von Investoren dennoch hoch. Geschäftshaus Christoffelgasse in Bern, im Eigentum von ImmoPLUS: Hier war früher die CS, neu werden unten ein Fitnesscenter und oben neue Büromieter einziehen. (Bild: Schroder Immoplus). JÜRG ZULLIGER* te: Seit 2008 ist der Wert vieler Schweizer Büromarkt anschaut, sieht ein etwas ande HÖHERE BEWERTUNGSGEWINNE. Was heute Liegenschaften – inklusive Büroimmobi- res Bild: Will ein Eigentümer bzw. dessen Immobilieninvestments in der Vermögens lien – rein zinsbedingt um schätzungsweise Bewirtschafter einen Mietvertrag erneu verwaltung beisteuern, ist Musik in den Oh 25 bis 30% gestiegen. Nach den üblichen ern, müssen die Verträge heute öfters zu ren vieler Investoren: Mit Cashflows aus Bewertungsmodellen (Discounted-Cash tieferen Konditionen abgeschlossen wer der Vermietung von jährlich 3 oder 4% flow- [DCF] oder Ertragswertmethode) den. «Es kommt natürlich auch noch auf lassen diese Investments heute alle ande führen allein Senkungen der Zinsen bzw. die Zeitspanne seit dem letzten Vertrags ren festverzinslichen Anlagen weit hinter Diskontsätze in der Bewertung zu sukzes abschluss an», so Jean Marc Schneider sich. Headlines wie ein «Bollwerk aus Be siven Aufwertungen. Sämtliche Gruppen von Swiss Finance & Property. Fanden ton» und ähnlich finden sich regelmässig in von Eigentümern– Private, Pensionskas die Preisverhandlungen mit dem Mieter der Presse. – Hinzu kommen die Zinseffek sen, Versicherungen, Fonds von Banken letztmals zum Beispiel im Jahr 2007 statt, etc. – profitieren also in grossem Umfang dürfte der gleiche Vertrag heute tiefer ab ANZEIGE von diesen Bewertungsgewinnen – ohne geschlossen werden. «Viele Investoren dass dafür irgendein spezieller Aufwand müssen heute zur Kenntnis nehmen, dass oder Know-how im Asset-Management vo sich etliche Faktoren verändern», unter Schwierige Mieterversammlung? rausgesetzt sein muss. streicht Schneider. Unter dem Strich ist es Valuat gut möglich, dass gewisse Liegenschaften Schwierige ME-Versammlung? OPERATIV SCHWIERIGER. Der Immobilien mit Büronutzungen sogar von einerWert Moderator / Mediator M.A. boom ist also massgeblich von tiefen Zin berichtigung betroffen sind: Zum einen empfiehlt sich. Tel. 044 251 08 41 sen und der aktuellen, expansiven Geldpo weil die Mieten tendenziell sinken, zum www.kreuzplatz-mediation.ch litik getrieben. Wer allerdings im heutigen anderen weil zusätzlich noch Investitio Umfeld die operativen Ergebnisse auf dem nen für Anpassungen und Renovationen 16 | immobilia Juli 2017
anstehen. Diese bevorstehenden Kosten Viele Unternehmen haben in letzter an den allerbesten Stadtlagen. Während müssen die Schätzungsexperten in ihren Zeit ihre interne Raumplanung neu orga Nettoanfangsrenditen von weniger als Beurteilungen ebenso berücksichtigen wie nisiert, Standorte zusammengelegt und 3% vor der Finanzkrise von 2008 undenk das aktuelle und künftige Potenzial bei den neue Arbeitsplatzmodelle eingeführt. Net bar waren, sind solche Kennzahlen heute Mieten. to sinkt der Bedarf an Büroflächen. So gab durchaus möglich. Laut JLL sind die Ren Der Markt ist im Übrigen von einem zum Beispiel die Zurich-Versicherung diten für Büroliegenschaften 2016 gesun grossen Angebot geprägt. Nehmen wir 2014 ihre zwei Hauptstandorte in Opfikon ken: In Zürich ist die Rede von Anfangsren als Beispiel Zürich: Für das Grossprojekt auf und bezog dafür neue Räumlichkeiten diten bei tiefen 2,7%, in Genf von 3,0%. «The Circle» am Flughafen laufen derzeit in Zürich-Nord an der Hagenholzstrasse Die Erklärung ist an sich relativ einfach: die Vermarktungsbemühungen auf Hoch (Neubau SkyKey). Die Renditedifferenz gegenüber Schwei touren. Nebst vielen anderen Nutzungen Betroffen ist auch die City von Genf. zer Bundesobligationen als Benchmark ist wie Einzelhandel, Hotel, Gesundheit ist Während dort früher Spitzenmieten von noch gestiegen. Das heisst, in Relation zu auch Büronutzung vorgesehen, deren Ver rund 1200 CHF pro Quadratmeter und Jahr anderen Anlagemöglichkeiten sind Immo möglich waren, nähern bilien zwar teuer, bringen aber netto im Investoren müssen heute zur sich die Preise am Lac Lé mer noch mehr Ertrag als Obligationen. Kenntnis nehmen, dass sich etliche man inzwischen dem Ni veau von Zürich an. Ähn BEGEHRTE CORE-IMMOBILIEN. Angesichts Faktoren verändern.» lich wie in Zürich und in sehr hoher Preise auf dem Transaktions JEAN MARC SCHNEIDER, SWISS FINANCE & PROPERTY anderen Städten zeichnet markt nehmen manche Investoren Ab sich eine Rotation ab: Etli stand von Akquisitionen (Interview mit che Banken wie etwa UBS Roger Hennig). Sie konzentrieren sich oder Pictet geben ihre auf Alternativen, etwa Investments in Standorte im Quartier des Fachmärkte oder auf Investitionsmög Banques auf. Erst kürzlich lichkeiten auf schon bestehenden, eige machte die traditionsrei nen Grundstücken. Mit Umgestaltungen, marktung heute alles andere als einfach che Genfer Privatbank Lombard Odier pu Verdichtungen und Neupositionierungen ist. Hinzu kommen viele weitere Angebo blik, dass sie eine grüne Wiese ausserhalb von Immobilien sind durchaus interessan te an neuen Büroflächen, etwa im Glatt der Stadt zum künftigen Sitz der Firma aus te Geschäftsmodelle möglich. park, Greencity oder an der Europaallee erkoren hat: Es handelt sich um ein rund Auch eigene Projektentwicklungen am Zürcher Hauptbahnhof. Ein anderes 27 000 m2 grosses Grundstück in Bellevue, sind ein gangbarer Weg, um sich vom prominentes Beispiel ist der laufende Um zwischen Flughafen und Lac Léman ge teuren Transaktionsmarkt fernzuhalten. bau des Ambassador-Gebäudes in Zürich legen. Andere Anleger richten ihr Augenmerk Nord: Das Umbauvorhaben sieht ebenfalls Völlig unabhängig von diesen grund weiterhin auf die erwähnten «Core»-Im ein grösseres Volumen vor. Hinzu kommt legenden Veränderungen haben viele In mobilien. Die Anleger versprechen sich noch der Andreas Turm von SBB Immobi vestoren einen permanent hohen Anlage davon Wertstabilität und eine gewisse Si lien, mit einer sehr speziellen Lage direkt bedarf, vor allem Pensionskassen, grosse cherheit gegenüber Konjunkturschwan am neu ausgebauten Bahnhof Zürich-Oer Versicherungen und verschiedene Anlage kungen – getreu dem Motto «Büroflächen likon. «Bei so vielen neuen Angeboten ha gefässe der Banken. Gemäss Büromarkt an Topstandorten finden immer Abneh ben wir es mit einem Verdrängungswett bericht von Jones Lang LaSalle (JLL) haben mer». Dabei besteht die Gefahr, dass die kampf zu tun», so die Einschätzung von seit 2015 die verschiedenen Immobilien Risiken ausgeblendet werden. Besonders Jean Marc Schneider. fonds und -aktiengesellschaften sowie An gross ist der Unsicherheitsfaktor in Sa lagestiftungen in diesem Segment mehr chen Zinsen und Bewertungen. PRÄFERENZ FÜR NEUBAU. Hat ein potenziel als 6,5 Mrd. CHF frisches Kapital einge So wie die oben beschriebenen Prinzi ler Büromieter die Wahl zwischen ver sammelt. pien zu zinsbedingten Aufwertungen ge schiedenen Angeboten, dürfte es oft trif Die Nachfrage nach Immobilien, so führt haben, würden selbst geringfügi tige Gründe für einen Wechsel geben: auch nach Büroimmobilien, bleibt so al ge Zinserhöhungen von zum Beispiel 0,5 Neue Bürohäuser weisen die effiziente so weiter hoch. Die Preise vieler Anlage oder 1% deutliche Spuren hinterlassen. ren Grundrisse auf, sie sind im Betrieb objekte steigen daher weiter. Oder umge Rein Diskontsatz bedingt können die ver nachhaltiger und verursachen tiefere Ne kehrt gesagt: Manche Investoren kaufen meintlich fast risikolosen «Core»-Trophä benkosten, sie sind flexibler nutzbar und heute zu dermassen hohen Preisen, dass en im Portfolio eines Investors rasch be punkto Technik und Vernetzung auf dem die laufenden Erträge bei diesen Objekten trächtlich an Wert einbüssen. neusten Stand. Ist dann auch noch die bescheiden aussehen. Die Renditeerwar Verkehrserschliessung kaum zu übertref tungen sind also deutlich gesunken. Natur *JÜRG ZULLIGER Der Autor, lic. phil. I, ist Fachjournalist und fen, ist der Standortentscheid eines Un gemäss gilt dies vor allem für die «Core»- Buchautor mit dem Themenschwerpunkt ternehmens rasch gefällt: Man gibt den Immobilien, die alle Anleger am liebsten Immobilien und Immobilienwirtschaft. alten Standort auf und zieht in ein neues hätten: Also möglichst voll vermietete Im Bürohaus an besserer Lage. mobilien an Toplagen, so Büroimmobilien immobilia Juli 2017 | 17
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