SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
# 08 — AUGUST 2019 — 86. Jahrgang / Erscheint monatlich / CHF 7.– / www.svit.ch

 SC HW E IZ                   IMMOBILIA
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FOKUS
SIBYLLE SCHNYDER
ÜBER DAS
BAUVERTRAGS-
RECHT

   04

IMMOBILIEN-
WIRTSCHAFT
DIE AKTUELLE­
WOHNTRAUM­
STUDIE

   12
                                    VIELE
                                    FUSSANGELN
                                    FÜR PRIVATE
BAU & HAUS
                                    BAUHERREN
BAUMEISTERHAUS
IN ZÜRICH

   38
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
VolleWaerme_CH_82x195 04.12.15 09:56 Seite 1
  EDITORIAL
VON—ANDREAS INGOLD

BERNER UHREN
GEHEN ANDERS
   Wir leben in einer vernetzten Welt, in der uns
internationale Konzerne zum gläsernen Kunden
erziehen, Staaten Steuerdaten austauschen,
dunkle Akteure die globale Meinungsbildung be-
einflussen und Social-Media-Unternehmen eine
neue Weltwährung lancieren. Dagegen wirkt die
Einschätzung Bundesberns zur Digitalisierung
im Behördenverkehr zuweilen mutlos. Konkret

                                                       Volle Wärme
geht es in diesem Fall um den Betreibungsregis-
terauszug. Regelmässig fordern Parlamentarier
mit einem Sinn für die praktischen Bedürfnisse

                                                       bei halber Kraft
  DER HEUTIGE
  BETREIBUNGS­                                          Dank der Innovationskraft der Ingenieure von Weishaupt kann
  REGISTERAUSZUG                                        auch mit wenig eingesetzter Energie eine hohe Leistung bei
  IST EINE REMINISZENZ
  AN GESTERN.                                           allen Weishaupt-Produkten erreicht werden. Somit schont
                                                        Weishaupt nicht nur die natürlichen Ressourcen, sondern
  ANDREAS INGOLD                                        reduziert auch die Emissionen auf ein Minimum. Das ist gut
                                                        für die Umwelt und gut für den Geldbeutel.
der Wirtschaft, den Betreibungsregisterauszug zu
                                                        Weishaupt AG, Chrummacherstrasse 8, 8954 Geroldswil ZH,
modernisieren. Zuletzt kamen in der Sommerses-          www.weishaupt-ag.ch
sion zwei entsprechende Vorstösse in die Räte.
Im einen fordert CVP-Nationalrat Martin Candi-
nas nicht mehr als die Wohnsitzüberprüfung, im         Das ist Zuverlässigkeit.
andern SVP-Nationalrat Erich Hess die Vernet-
zung sämtlicher Betreibungsregister. Beide haben
in der Session zwar eine Hürde genommen, das
Ziel erreicht haben sie aber noch lange nicht –
wenn sie es überhaupt je zu Gesicht bekommen.
   Zu teuer, zu komplex, zu unsicher, zu gefähr-
lich, zu langwierig, zu zentralistisch – Argumente
gegen die Forderungen zur Modernisierung gibt
es viele. Und tatsächlich kann der Bund in der Di-
gitalisierung des Behördenverkehrs nicht viele
Leuchtturmprojekte vorweisen. Ausser viel Spe-
sen heisst es oft «nichts gewesen». Sogar die
Wohnsitzüberprüfung schien dem Bundesrat zu-
erst zu komplex. «Wegen der Komplexität des zi-
vilrechtlichen Wohnsitzbegriffs ist es ausge-
schlossen, diesen Wohnsitz im Rahmen der
Erteilung einer Betreibungsauskunft abschlies­
send abzuklären», heisst es in seinem Antrag, die
Motion abzulehnen. Schliesslich fasste sich die
Regierung ein Herz und gab ihre ablehnende Hal-
tung auf. In den Erwägungen der ständerätlichen
Rechtskommission heisst es ausserdem bezeich-
nend: «Die Kommission […] warnt davor, dass die
Suche nach der Maximallösung letztlich dazu
führt, dass gar nichts unternommen wird.» Zu-           Brenner Brennwerttechnik Solarsysteme Wärmepumpen
kunftsgeist tönt anders.

  2                                                                                                      IMMOBILIA / August 2019
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
INHALT
IMMOBILIA —INHALT NR. 08 AUGUST 2019

                                                                FOKUS
                                                           04 «VIELE FUSSANGELN FÜR PRIVATE BAUHERREN»
                                                                Fachanwältin Sibylle Schnyder ist überzeugt, dass es im Bauvertragsrecht
                                                                Schutzmassnahmen für private Bauherren braucht. Doch der Gesetzgeber
                                                                tut sich schwer damit.

                                                                IMMOBILIENWIRTSCHAFT

       10                                                  14 DIE IMMOBILIE DER ZUKUNFT
                                                                Die Individualisierung führt zu einer steigenden Vielfalt an Lebensstilen,
                          WAHLEN 2019                           Familienmodellen, Konsummustern und auch neuen Wohnformen.
                                                           16 KAUM BESSERUNG IN SICHT
BLINDER FLECK BEI DEN                                           Die leerstehenden Wohnungen sind gezählt, und es benötigt keine Glasku-
                                                                gel, um einen erneuten Anstieg der Leerstandszahlen zu prognostizieren.
    BÜRGERLICHEN                                           18 DER BAUHERRENBERATER ALS MODERATOR
    DIE PARTEIPROGRAMME DER BÜRGERLICHEN
                                                                Da die Verwaltung von Stockwerkeigentum anspruchsvoll ist, lohnt es sich,
  PARTEIEN SAGEN KAUM ETWAS ZUR IMMOBILIEN­
                                                                für strategische Bauplanungen einen Bauherrenberater ins Team zu holen.
        POLITIK. DAS KÖNNTE SICH RÄCHEN.
                                                           20 OPTIMALER PARTNER DES VERWALTERS
                                                                Diskussionen über die Höhe der Einlagen in den Erneuerungsfonds sind bei
                                                                Stockwerkeigentümern oft ein heisses Eisen. In dieser Situation ist ein Bau-
                                                                herrenberater der optimale Partner für den Verwalter der Liegenschaft.
                                                           22 DIE KATZE IM IMMOBILIENSACK
                                                                Wie kann man in der jetzigen Tiefzinsphase einen sinnvollen Kapitalisie-
                                                                rungs- bzw. Diskontierungssatz festlegen?
                                                           24 DER MONAT IN DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT

                                                                IMMOBILIENRECHT
                                                           29 ANSPRUCH AUF EIGENBEDARF – WIE GEHEN SIE VOR?
                                                                Wenn Sie als Vermieter in Ihr eigenes Wohnobjekt einziehen möchten,
                                                                muss der aktuelle Mieter ausziehen. Dabei gilt es einige Punkte zu beachten.

                                               12
                                                           30	 SCHADENERSATZ FÜR MERKANTILEN MINDERWERT?
                                                                Das Bundesgericht befasste sich erstmals mit der Frage, ob die Anerken-
                                                                nung eines merkantilen Minderwerts bei Immobilien als ersatzfähiger
              IMMOBILIENWIRTSCHAFT                              Schaden zulässig ist.

       GERÄUMIG, RUHIG,                                        BAU & HAUS
        GRÜN UND NAH                                           HINTERLÜFTETE FASSADEN LEBEN AM LÄNGSTEN»
                                                           34 «
 DIE AKTUELLE WOHNTRAUMSTUDIE ZEIGT, DASS                     Der Fassadenplaner Reto Döring erklärt, wie man Gebäudehüllen langlebig
 DER KAUFPREIS ZWAR WICHTIG, ABER NICHT DER                   baut und welche Materialien dafür geeignet sind.
  ENTSCHEIDENDE FAKTOR BEIM ERWERB VON                         UWEL AM ZÜRCHER OBERSEE
                                                           36 J
                EIGENTUM IST.                                 Auf einem ehemaligen Deponiegelände realisierte der Basler Architekt Rae-
                                                              to Studer einen multifunktionalen Pavillon mit Seerestaurant und -terrasse.
                                                           42 «      KLINKER IST EIN ROBUSTES MATERIAL»
                                                                                Wie das Projekt für die Migros Aare in die Umgebung eingepasst wurde, be-
                                                                                antwortet Architekt Jelli Thomann.
                                                           44 E            NERGIEKOSTEN WERDEN SICH VERRINGERN
                                                              Die Energiekosten bei Neubauten werden zukünftig geringer sein. Bei Be-
                                                              standsbauten steht die Umstellung auf erneuerbare Energieträger im Fokus.

                                                                IMMOBILIENBERUF

38                                                                ERUFSSTART FÜR 382 BEWIRTSCHAFTER
                                                           48 B
                                                                 511 Kandidaten haben die Prüfung Immobilienbewirtschaftung absolviert.
                                                                 Die Erfolgsquote lag bei 74,8%.
                          BAU & HAUS                                   
                                                           49 MAKLER-CONVENTION:                      «ICH SCHAU DIR IN DIE AUGEN!»
             ZÜRICHS                                             Der persönliche Kontakt mit einem echten Gegenüber bleibt wichtig. Dieses
                                                                 Thema wird Gesprächsstoff an der Makler-Convention 2019 bieten.
            MODERNES                                       51 S   EMINARE UND TAGUNGEN
          BAUMEISTERHAUS                                   52 K             URSE DER SVIT-MITGLIEDERORGANISATIONEN
   KÄFERSTEIN & MEISTER ARCHITEKTEN HABEN
    EIN MARKANTES BACKSTEINHAUS ERSTELLT,                       VERBAND
   DAS EINE TRADITION DER STADTENTWICKLUNG
                                                                  UB LUNCHGESPRÄCH: Komplexes Betriebsumfeld
                                                           54 K
             VON ZÜRICH FORTSETZT.

STANDARDS: STELLENMARKT 50 / MARKTPLATZ & PRODUKTE-NEWS 56 / BEZUGSQUELLENREGISTER 66 / ADRESSEN & TERMINE 69 / ZUGUTERLETZT & IMPRESSUM 70

IMMOBILIA / August 2019                                                                                                                             3
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
«VIELE
FUSSANGELN
FÜR PRIVATE
BAUHERREN»

4             IMMOBILIA / August 2019
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOCUS INTERVIEW
                           BAUVERTRAGSRECHT

                                   Fachanwältin Sibylle Schnyder ist
                                   überzeugt, dass es im Bauver-
                                   tragsrecht Schutzmassnahmen
                                   für private Bauherren braucht.
                                   Doch der Gesetzgeber tut sich
                                   schwer damit, wie der mehrfach
                                   verschobene Termin für die
                                   Vernehmlassung zur Revision
                                   des Bauvertragsrechts zeigt. Ein
                                   Gespräch über Normen, Regeln
                                   der Baukunde, Mehrwertaus-
                                   gleich und falschen Sparsinn.
                                   INTERVIEW—IVO CATHOMEN*

                          Sibylle Schnyder, braucht es im Bauwesen
                          einen Konsumentenschutz?
                            Grundsätzlich ja, wenn auch nicht als Konsumen-
                            tenschutz im engeren Sinn, sondern eher in Form
                            einer Verbesserung der Rechtsstellung. Zum einen
                            liessen sich gesetzliche Grundlagen des Bauwe-
                            sens in einigen Punkten tatsächlich verbessern.
                            Zum andern krankt es an der Handhabung des be-
                            stehenden Rechts. Es ist erschreckend, wie unbe-
                            kümmert gewisse Einmalkäufer eine Million in-
                            vestieren und mit dem vergleichsweise geringen
                            Honorar für die Fachmeinung einer Expertin oder
                            eines Experten geizen.

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IMMOBILIA / August 2019                                                   5
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOCUS INTERVIEW
     BAUVERTRAGSRECHT

Können Sie Beispiele nennen?                                                          Einmalkäufer. Ich vertrete die Auffassung, dass das
  Es würde viel bewirken, wenn der Baubeschrieb                                       Schutzniveau für alle auf ein faires, aber doch nicht
  beim Kauf ab Plan durch eine Baufachperson und                                      einschränkendes Niveau angehoben werden sollte.
  der Vertrag durch eine Juristin oder einen Juristen                               Was wäre eine übermässige
  geprüft würden. Viele verlassen sich im Irrglauben                                Einschränkung?
  auf den Notar, dass dieser den Vertrag schon kon­                                   In meiner Beratungstätigkeit habe ich viel mit pro-
  trollieren werde. Das trifft zwar auf die formellen                                 fessionellen institutionellen Investoren zu tun, die
  Anforderungen zu, aber nicht auf Interessenlage,                                    beispielsweise in der Lage und willens sind, sich die
  Leistungen und Gewähr der Parteien. Zudem sind        BIOGRAPHIE                    Mängelrechte von einem eher finanzschwachen
  die Interessen des Notars im freien Notariat nicht    SIBYLLE                       Verkäufer abtreten zu lassen. Für sie wäre es eine
                                                        SCHNYDER
  immer gleichmässig verteilt.                                                        Behinderung, wenn man die Abtretung der Mängel-
                                                        (*1975) Dr. iur. Sibylle
Muss man Einmalkäufer also vor ihrem                    Schyder besitzt das           rechte generell verbieten würde.
eigenen Leichtsinn schützen?                            Zürcher Anwaltspatent       Ausserdem sind die Machtverhältnisse
  Ich bin generell zurückhaltend mit der Forderung      und ist Fachanwältin        unterschiedlich verteilt.
                                                        SAV Bau- und Immobi-
  nach neuen gesetzlichen Bestimmungen. Es sollte       lienrecht. Sie prakti-
                                                                                      Professionelle Bauherren haben eine ungleich stär-
  sich primär die Überzeugung durchsetzen, dass         ziert seit 2002 bei CMS       kere Verhandlungsposition. Sie können längere
  man sich als Einmalkäufer beraten lassen soll. So     von Erlach Poncet in          Verjährungs- und Rügefristen durchsetzen, was der
  liessen sich schmerzliche finanzielle Verluste ver-   Zürich. Seit 2013 ist sie     Einmalkäufer im ausgeprägten Verkäufermarkt
                                                        Partnerin der Kanzlei.
  meiden und Nerven schonen, beispielsweise bei der     Sibylle Schnyder hat an       von Ballungsgebieten nicht kann. Akzeptiert der
  Absicherung von Teilzahlungen, die beim Konkurs       den Universitäten von         private Interessent den Vertrag nicht, hat der Ver-
  des Verkäufers unwiederbringlich verloren sind.       Basel, Cambridge und          käufer weitere Kaufwillige an der Hand, die gerne
                                                        Freiburg studiert.
  Ungesicherte Anzahlungen halte ich im privaten                                      einschlagen.
  Bereich für das grösste Risiko überhaupt.                                         Zur Debatte steht, Teile von Normen auf Ge-
Wo ist die Grenze zu ziehen zwischen                                                setzesstufe zu heben. Wie sinnvoll ist das?
Einmalkäufer und dem professionellen                                                  Man muss zwischen technischen Normen und all-
Investor?                                                                             gemeinen Bestimmungen unterscheiden. Erstere
  Die Grenzziehung auf Gesetzesstufe ist tatsächlich                                  gehören definitiv nicht ins Gesetz, weil sie Verän-
  ein schwieriges Unterfangen. Auch dies spricht ge-                                  derungen unterworfen sind und sich auf ganz be-
  gen ein spezielles Recht für Einmalbauherren oder                                   stimmte Gewerke beziehen. Sie dokumentieren die

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SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
allgemeinen Regeln der Baukunde. Wir müssen uns         Planungs- oder Konstruktionsfehler bzw. ein Mate-
                            vor Augen halten, dass das Werkvertragsrecht nicht      rialmangel zugrunde liegt oder ob das Bauwerk un-
                            nur Bauwerke erfasst, sondern eine breite Palette,      sachgemäss gewartet wurde.
                            wie zum Beispiel auch eine künstlerische Darbie-      Apropos Planervertrag und Haftung des
                            tung. Bei den allgemeinen Bestimmungen wie in         Planers: Braucht es hier einen neuen
                            SIA 118 ist die Anregung allerdings berechtigt, ge-   Vertragstypus?
                            wisse Bedingungen allgemeingültig zu erklären,          Ich sehe keinen Handlungsbedarf. Es lässt sich al-
                            beispielsweise die Rüge- und Verjährungsfristen         les problemlos mit Auftragsrecht und Werkvertrag
                            aus SIA 118, die sich in der Praxis bewährt haben.      regeln. SIA 118 und die SIA-Musterverträge sehen
                          Was spricht dagegen?                                      weitgehend eine faire Regelung des Vertragsver-
                            Das starke Lobbying der Bauwirtschaft, wenn im-         hältnisses vor. Allerdings kann für den Bauherrn
                            mer es um gesetzliche Rahmenbedingungen und             ein finanzieller Schaden resultieren, wenn der Pla-
                            die Interessen der Branche geht. Das Bauhandwer-        ner seine Haftung übermässig einschränkt. Ver-
                            kerpfandrecht ist nicht umsonst ein absolutes Uni-      breitet sind Beschränkungen auf eine gewisse Sum-
                            kat, während jeder andere Gläubiger seinen Forde-       me oder auf die Versicherungsdeckung, also auf
                            rungen hinterherrennen muss. Oder die                   Schäden, die durch die Versicherung tatsächlich ge-
                            Anpassungen des Verjährungsrechts ab 2020, wo-          deckt sind. Das gab in meiner Praxis schon einige
                            nach Ansprüche im Zusammenhang mit Tötung               Male böse Überraschungen.
                            und Körperverletzung künftig erst nach zwanzig        Wie verbreitet ist aber SIA 118 als
 DER VERKÄU-                Jahren verjähren. Ausgenommen sind jedoch             Vertragsbedingung tatsächlich?
 FERMARKT                   Werk- und Architektenverträge. Diese Ansprüche          Bei Privatpersonen und Einmalkäufern deutlich
 SCHWÄCHT                   verwirken weiterhin bereits nach fünf Jahren.           seltener als bei professionellen Bauherren und In-
 DIE POSITION
                          Eigentlich ein Widerspruch, handelt es sich               vestoren. Bei Käufern von Immobilien ab Plan gilt
 PRIVATER
 BAUHERREN.
                          bei Immobilien doch um Werke mit einer                    sogar häufig nur das Kaufrecht. Es wäre aber sach-
                          sehr viel längeren Lebenserwartung.                       gerecht, beim Kauf einer neu erstellten Liegen-
                            Der Anstoss für die Verlängerung kam bezeichnen-        schaft auch die werkvertraglichen Bestimmungen
                            derweise aus dem Bausektor mit den Asbestfällen         zu integrieren.
                            und dem Tiefgaragen-Unglück in Gretzenbach.           Wie verbreitet ist das Problem?
                            Umgekehrt kann argumentiert werden, dass eine           Wären Pfusch und Schadensfälle weit verbreitet,
                            Liegenschaft im Lebenszyklus tiefgreifenden Ver-        hätte der Gesetzgeber bereits viel früher reagiert.
                            änderungen unterworfen und dem Umwelteinfluss           Bauen ist aber mit Risiken verbunden, die – wenn
                            ausgesetzt ist. Es wird darum im Verlauf immer          sie sich materialisieren – einen enormen finanziel-
                            schwieriger festzustellen, ob dem Unglück ein           len Verlust mit sich bringen können.

IMMOBILIA / August 2019                                                                                                            7
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
Eine Wohnsiedlung
umweltfreundlich
heizen.
Dank Nutzung von Abwärme aus dem lokalen Rechenzentrum.
Referenzobjekt Siedlungssanierung GEWOBAG, Zürich.
ewz.ch/energielösungen

                                                Studie Bundesamt für Energie 2018,
                                                Kategorie Wärme
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
FOCUS INTERVIEW
       BAUVERTRAGSRECHT

                                                                                                   DIE VERTRAGLI-
                                                                                                   CHEN GRUND­
                                                                                                   LAGEN BEI DER
                                                                                                   ERSTELLUNG EI-
                                                                                                   NES WERKS SIND –
                                                                                                   GELINDE GESAGT
                                                                                                   – OFT LAUSIG.

                                                              ist. Das kann für jedes Werk und jede Arbeits­
Aber mangelnde Termintreue ist im                             gattung verschieden sein.
Bausektor fast epidemisch.                                  Zum Schluss noch ein Blick in den
    Professionelle Bauträger legen darum vertraglich        öffentlich-rechtlichen Bereich – zur Mehr-
    Fristen für die Vertragserfüllung und Konventio-        wertabgabe. Als einer der letzten Kantone
    nalstrafen fest, weil sie ihrerseits mit Mietern Ver-   hat Zürich nun einen Konsens zur Mehr-
    träge abschliessen und sie bei Verzug Mietzinsaus-      wertabschöpfung gefunden. Wie sehr
    fälle erleiden. Private Bauherren haben es ungleich     beschäftigt das die Eigentümer?
    schwerer, einen finanziellen Schaden nachzuwei-           Diesen Aspekt gilt es besonders beim Kauf von Im-
    sen, wenn sich die Fertigstellung verzögert.              mobilien im Auge zu behalten. Ist bei der Handän-
Gilt der Verzug nicht als Werkmangel?                         derung noch ein Mehrwert geschuldet, so muss die-
    Nein, es ist je nach Vereinbarung eine Vertrags­          ser sichergestellt werden. Denn die öffentliche
    verletzung. Es geht um Schadenersatz, nicht um            Hand hat ein Pfandrecht auf der Liegenschaft, wo-
    Minderung.­                                               mit der neue Eigentümer mithaftet.
Sie nehmen Mitte September an einer Podi-                   Entscheidend ist die Berechnung des
umsdiskussion der Kammer Unabhängiger                       Mehrwerts, wozu es noch keine Praxis gibt.
Bauherrenberater über die wachsende Nor-                      Es gibt bisher mit Basel-Stadt, Neuenburg, Genf
menvielfalt und Regelungsdichte im Bauwe-                     und Thurgau nur ganz wenige Kantone mit einer
sen teil. Was gilt nun: die Forderung nach                    mehr oder weniger langen Erfahrung. Nun muss
mehr oder die Klage über zu viel Regelung?                    sich flächendeckend eine Berechnungs- und Ge-
    Beides ist richtig. Die Regelungsdichte nimmt zu –        richtspraxis herausbilden. Es wird interessant zu
    neue Gesetze, verschärfte Normen, Richtlinien,            beobachten sein, wie die unterschiedlichen kanto-
    Empfehlungen und Merkblätter. Das wirft viele             nalen Regeln umgesetzt werden. Wo den Gemein-
    Fragen auf. Was muss eingehalten werden, was gilt         den ein Spielraum bei der Festsetzung des Aus-
    als vertraglich vereinbart? Und was gilt, auch wenn       gleichs gewährt wird, wird es zudem zu einem
    es nicht explizit vereinbart worden ist? Ich nenne        Standortwettbewerb kommen. Städte dürften den
    als Beispiel die sogenannten Regeln der Baukunde.         Ausgleich höher ansetzen als Landgemeinden.
    Der Richter geht davon aus, dass ein Werk nach die-     Entsteht hinsichtlich der Berechnungsme-
    sen Regeln zu errichten ist, und wird dies anhand       thoden und Annahmen zu «highest and best
    dieser Regeln prüfen. Dazu müssen sie aber nicht        use» nicht ein Basar zwischen Behörden
    explizit vereinbart worden sein.                        und Bauherren?
Wie bilden sich Regeln der Baukunde                           Bei Bagatell- und Standardfällen wird es wenig Ver-
heraus?                                                       handlungsspielraum hinsichtlich der Berechnung ge-
    Die Regeln sind anerkannte Grundsätze und in der          ben, bei Arealüberbauungen hingegen schon. Hier be-   *IVO CATHOMEN
    Praxis gelebte Vorgehensweisen. Im Streitfall             steht zudem die Möglichkeit des städtebaulichen
                                                                                                                    Dr. oec. HSG, ist
    braucht es den Experten, der in einem Gutachten           Vertrags mit abweichenden Regelungen – aus juristi-   Herausgeber der
    feststellt, was als Regeln der Baukunde zu verstehen­     scher Sicht ein faszinierendes Tätigkeitsfeld.       Zeitschrift Immobilia.

IMMOBILIA / August 2019                                                                                                                9
SCHWEIZ IMMOBILIA - SVIT Schweiz
IMMOBILIENPOLITIK
  WAHLEN 2019

                                                                     Immobilien, Wohnen und das Mietwesen
BLINDER FLECK                                                        sind nicht auf dem Radarschirm der bürgerli-

IM PARTEIPROGRAMM                                                    chen Parteien. Für die kommende Legislatur
                                                                     bedeutet das nichts Gutes. Besonders, weil
DER BÜRGERLICHEN                                                     sich die Linke klar positioniert.
                                                                     TEXT — IVO CATHOMEN*

  ZUFALLSFUNDE
   Sucht man in den Programmen der bürgerlichen
Parteien nach Positionierungen mit Bezug zur Immo­
bilienwirtschaft, bleibt man weitgehend erfolglos.
Themen wie Mietwesen oder Wohneigentum bleiben
«Zufallsfunde». Unter den wortkargen Bürgerlichen
noch am ausführlichsten ist die SVP. Sie setzt sich ge­
mäss ihren Parteistandpunkten gegen eigentums­
feindliche Regelungen im Immobilienbereich ein. Hier
verlangt sie eine Lockerung der mietrechtlichen Be­
wirtschaftungsvorschriften und der Mietzinskon­
trolle. Weiter, dass Haus- und Wohnungseigentum
durch steuerliche Anreize gefördert und die Eigen­
mietwertbesteuerung abgeschafft wird. Den staatli­
chen sozialen Wohnungsbau lehnt die SVP ab, denn
dieser führe zu wettbewerbsverzerrenden Effekten,
die sich negativ auf private Investitionen auswirkten.

FDP IM KLIMAWANDEL
    Bei der FDP fehlt eine grundsätzliche parteiweite                                                                  «Elefantenrunde»
Haltung in Immobilienfragen gänzlich. Die Partei ist                                                                   im SRG-Wahlstu-
                                                                                                                       dio am Abend der
derzeit mit ihrer Neupositionierung in Sachen Klima­                                                                   eidgenössischen
politik beschäftigt und fokussiert ihre Forderungen auf                                                                Wahlen 2015.
die energetische Sanierung des Gebäudeparks und ei­                                                                    (BILD: KEYSTONE)
ne marktnahe Gestaltung der Energiepreise. Die auf        Stossrichtungen auf den gemeinnützigen Wohnungs­
die städtischen Gebiete fokussierte «FDP Urban» will      bau und auf kantonale Mietrechtsthemen verlegt.
die Verdichtung fördern und gleich lange Spiesse für         Die Grünen bezeichnen Wohnen als Grundbedürf­
private und gemeinnützige Wohnbauträger. Das Inves­       nis und bezahlbaren Wohnraum als zunehmend rar.
titionsklima soll mit steuerlichen Anreizen verbessert    Daraus leitet die Partei ab, dass der nicht renditeorien­
werden. Was das alles heisst, lässt sie offen.            tierte Wohnungsbau gestärkt werden muss. Sie fordert
    Bei der CVP scheint der alte 18-Punkte-Plan zu        ein Mietrecht mit griffigem Mieterschutz, besserem
«Faires Wohnen für alle» von 2014 nach wie vor Gül­       Kündigungsschutz und eine Begrenzung der Erhöhung
tigkeit zu haben. Was auch darauf hindeutet, dass die     der Anfangsmieten sowie die Förderung von Wohnun­
CVP in Immobilienfragen oft links steht. So fordern die   gen mit erschwinglichen Mieten.
«Christlichen», öffentlichen Grund für Wohnbauge­
nossenschaften bereitzustellen, eine Bodensteuer zu       SCHLECHTES OMEN FÜR DIE WAHLEN
prüfen, die Titel Architekt und Planer zu schützen und       Mit Blick auf die Wahlen im Oktober bedeutet diese
anderes Wirtschaftsfeindliches mehr.                      ungleiche Gewichtung nichts Gutes. Die Immobilien­
    Für GLP und BDP stehen ebenfalls klimapolitische      politik wird immer mehr durch die Stimmbürger in den
Forderungen im Zusammenhang mit der Immobilien­           städtischen Gebieten und Agglomerationen bestimmt.
wirtschaft und die Raumplanung im Vordergrund. Die        Und hier zeigt das politische Barometer zunehmend
GLP streicht ausserdem das Verbandsbeschwerde­            nach links, wie das Meinungsforschungsunternehmen
recht für die Durchsetzung des Umweltrechts als wich­     Sotomo unlängst gezeigt hat (NZZ vom 3.6.19). Mittler­
tig heraus. Es ermögliche Verbänden, die Behörden auf     weile sind die Grossstädte tief ins linke Spektrum ab­
Unterlassungen aufmerksam zu machen und so für die        gerutscht. Und je städtischer die Agglomerationen da­
Einhaltung des Rechts zu sorgen.                          rum herum, umso eher tendieren diese ebenfalls gegen
                                                          links. Argumente für mehr Mieterschutz, staatlichen
POINTIERTERE LINKE                                        Eingriff und gemeinnützigen Wohnraum fallen hier
   Die Linke adressiert das Thema Wohnen und Miet­        auf fruchtbaren Boden. Demgegenüber verliert das
wesen demgegenüber viel offensiver und ortet hier of­     konservativ-bürgerliche Umland zunehmend politi­
fensichtlich ein grösseres Wählerpotenzial über ihre      schen Boden.
traditionelle Klientel hinaus. Das Dossier Wohnen er­        Die bürgerlichen Parteien tun gut daran, glaubwür­
scheint zuoberst auf der Agenda der SP. Nachdem im        dige Antworten auf die Herausforderungen im Immo­
Bereich des Mietrechts auf nationaler Ebene kaum          biliensektor in den urbanen Regionen zu entwickeln.         *IVO CATHOMEN
mehr nennenswerte Erfolge erzielt werden können           Die zahlreichen Vertreter aus dem weiteren Immobili­
                                                                                                                      Dr. oec. HSG, ist
und parlamentarische Vorstösse höchstens noch den         ensektor könnten die Branche durchaus glaubwürdig           Herausgeber der
Charakter von Scharmützeln haben, hat die Linke ihre      vertreten und sind nun entsprechend gefordert.             Zeitschrift Immobilia.

  10                                                                                                                        IMMOBILIA / August 2019
KURZMELDUNGEN

SCHWEIZ

SVIT FÜR LÄNGERE
ÜBERGANGSFRIST
    Der SVIT Schweiz fordert in
der Vernehmlassung zur An­
                                                                           QD
passung der Verordnung über
die Eigenmittel und Risikover­    markt verstärken, was aus
teilung für Banken und Effek­     Sicht des SVIT unerwünscht
tenhändler (ERV) eine Erstre­     ist. Ginge es nach dem Ver­
ckung der Übergangsfrist für      band, könnten die Kantone
bestehende Hypotheken von         weiterhin Abzüge für energeti­
Renditeliegenschaften. Das        sche Sanierungen zulassen.
Finanzdepartement­ schlägt
vor, dass laufende Verträge bis
1. Januar 2021 den verschärf­     BASEL-STADT
                                                                                           workflow
ten Eigenmittelvorschriften
unterstellt werden, was zu Ver­   25 PROZENT

                                                                     dms
teuerungen oder gar Kündigun­     GEMEINNÜTZIGE
gen führen könnte.                WOHNUNGEN
                                     Der Regierungsrat hat Ziel­
                                  wert und Massnahmen zur
SVIT SCHWEIZ                      Umsetzung der Verfassungs­
BEFÜRWORTET                       initiative «Recht auf Wohnen»
                                  beschlossen. Demnach soll der

                                                                                  mobile
SYSTEM­W ECHSEL
   Der SVIT Schweiz begrüsst      Anteil von Genossenschafts­
im Grundsatz das Bestreben,       wohnungen, preisgünstigen
einen Systemwechsel bei der       Wohnungen im Finanzvermö­
Wohneigentumsbesteuerung          gen und einer neu zu schaffen­

                                                                          web
einzuleiten. Gleichzeitig weist   den Wohnbaustiftung am
der SVIT auf gewisse Marktef­     Mietwohnungsbestand im
fekte des Systemwechsels hin.     Kanton in mehreren Schritten
Der Verband hat sich in der       von 13,5% (2018) auf 17,0%
Vernehmlassung der Kommis­        (2035) und 25,0% (2050) er­
sion für Wirtschaft und Abga­     höht werden. Die zu schaffende
ben des Ständerats (WAK-S)        öffentlich-rechtliche Wohn­
grundsätzlich positiv zum Sys­    baustiftung soll nach einer

                                                                     QuorumDigital
temwechsel geäussert. In Ab­      Aufbauphase bis im Jahr 2035
hängigkeit von der konkreten      zunächst 200 Wohnungen an­
Ausgestaltung wird die Ab­        bieten können und das Angebot
schaffung des Eigenmietwerts      in der Folge weiter steigern. Zu
und die Aufhebung der Abzugs­     diesem Zweck wird das Präsi­
möglichkeiten gewisse Grup­       dialdepartement nun einen
                                                                       SOFTWARE FÜR DIE PROFESSIONELLE
pen der Wohneigentümer ge­        Vorschlag für eine entspre­        BEWIRTSCHAFTUNG VON LIEGENSCHAFTEN
genüber dem heutigen System       chende gesetzliche Grundlage
bevorzugen bzw. benachteili­      erarbeiten. Bereits beschlossen
gen. Vieles hängt dabei vom je­   hat der Regierungsrat als kurz­          QUORUMSOFTWARE.CH
weiligen Zinsniveau ab. Die       fristige Massnahme die Stär­
glättende Wirkung, die Eigen­     kung der Wohnvermittlung
mietwert und Abzugsmöglich­       und Wohnberatung durch die
keiten heute entfalten, würde     IG Wohnen, indem sowohl das
mit dem Systemwechsel entfal­     in der Leistungsvereinbarung
len. Der Verband äussert sich     vorgesehene Kostendach für
eher kritisch zu den Abzugsmög­   die Wohnungsvermittlungen
lichkeiten für Ersterwerber:      als auch der Staatsbeitrag für
Diese könnten Preisschwan­        die öffentliche Sprechstunde
kungen am Wohneigentums­          substanziell erhöht wurden.

IMMOBILIA / August 2019                                                                                   11
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
   WOHNTRAUMSTUDIE
                                                                            In der Wohntraumstudie werden
                                                                            weiche Faktoren wie Bedürfnisse,

GERÄUMIG, RUHIG,
                                                                            Präferenzen und Sorgen der Schwei-
                                                                            zer Wohnbevölkerung untersucht.
                                                                            Damit ist diese Studie eine wertvolle
GRÜN UND NAH                                                                Informationsquelle für Immobilienpro-
                                                                            fis, die ihre Kunden besser kennenler-
                                                                            nen wollen.
                                                                            TEXT—ROMAN BOLLIGER*

                                                                                                                                             BILD: REALIT TREUHAND AG UND WOHNTRAUMSTUDIE
 WIE MÖCHTE MAN IN DER SCHWEIZ                                              bzw. des Hauses auch stark auf die laufenden Kosten
WOHNEN?                                                                     geachtet wird, spricht für die Weitsicht unserer Wohn-
   Dieser Frage ging die aktuelle Wohntraumstudie                           bevölkerung.
dieses Jahr bereits zum vierten Mal auf den Grund.
Dabei stellte sich heraus, dass das freistehende Einfa-                     ZUFRIEDENE MIETER, GLÜCKLICHE
milienhaus noch immer das Mass aller Dinge ist. Und                         EIGENTÜMER
das trotz der von der Politik immer vehementer gefor-                          Die Schweiz ist ein Volk von zufriedenen Mietern:
derten Verdichtung! Beinahe die Hälfte wünscht sich                         Beinahe 80% der Mieter schätzen sich zufrieden oder
ein ruhiges Haus mit Blick ins Grüne. Wohl mit Blick         WER SICH
                                                                            eher zufrieden. Dieser hohe Wert scheint in den Miet-
auf das stolze Preisniveau und die Finanzierbarkeit          EXPERTE        rechtsdiskussionen auf dem politischen Parkett aus-
des eigenen Wohntraums hat daneben das Reihenein-            NENNT, MUSS    geblendet zu werden, erhält man dort doch regel-
familienhaus stark an Bedeutung gewonnen. Bei den            SICH MIT DER   mässig den Eindruck, als ob die Mieter fürchterlich
Wohnungen ist das Attikageschoss mit Abstand am be-          ENTWICKLUNG    unzufrieden seien. Bei den Eigentümern beträgt dieser
liebtesten. Kein Wunder, figurieren die Preise dieses        VON WOHN­      Wert sogar sagenhafte 95%. Es scheint tatsächlich so,
Wohnungstyps im höchsten Segment!                            BEDÜRFNISSEN   als ob sich viele ihren Wohntraum erfüllen konnten.
                                                             VERTIEFT          Erstaunlicherweise ist die Mehrheit auch zufrie-
EIN TIEFER PREIS ALLEINE MACHT                               AUSEINANDER­   den mit ihrem täglichen Arbeitsweg. Vor dem Hinter-
                                                             SETZEN.
NICHT GLÜCKLICH                                                             grund der zahlreichen Staumeldungen liegt diese Ein-
   Es stellt sich heraus, dass der Kaufpreis zwar wichtig,                  schätzung nicht auf der Hand. Eine Erklärung dafür
aber nicht der entscheidende Faktor ist.                                    dürften die relativ kurzen Pendlerdistanzen sein: Zwei
    Denn die Schweizer Wohnbevölkerung sehnt sich                           Drittel der Befragten pendeln nur zwischen 6 und 15
ebenso nach Ruhe, viel Platz und grosszügigen Aus-                          Kilometern pro Arbeitsweg.
senräumen wie Balkon oder Terrasse. Ganz vorne in
der Hitparade der Wohnwünsche befindet sich auch                            DIE LIEBEN NACHBARN
die Nähe zum öffentlichen Verkehr. Dies ist insbeson-                          Eine grosse Bedeutung hat das unmittelbare Um-
dere wichtig für das Einkaufen und für das Pendeln                          feld der Wohnung oder des Hauses. So beeinflusst et-
zum Arbeitsplatz. Dass bei der Wahl der Wohnung                             wa das Nachbarschaftsverhältnis die Wohnqualität

  12                                                                                                               IMMOBILIA / August 2019
9

    WAS MACHT
    IHRER MEI-                     Zugehörigkeit zu einem
    NUNG NACH                   Schweizer Maklernetzwerk
    DIE QUALITÄT
    EINES MAK-                                Gute Ausbildung
    LERS AUS?
    Prozentangaben                    Langjährige Erfahrung
    Deutsch- und West-
    schweiz kumuliert.                                          0      10     20     30    40     50     60    70     80      90%
    Quelle: Wohntraumstudie
    2018/2019

                                                                    Deutschschweiz              Westschweiz

massgeblich. Während in der Deutschschweiz immer-                     te wissen, wie sich der Schweizer einen Verkauf vor-
hin 42% nichts an ihren Nachbarn stört, sind das in                   stellt. Dabei zeigt sich, dass eine Mehrheit eine pro-
der Westschweiz doch 12% weniger. Anwohner wer-                       fessionelle Beratung schätzt. Fragt man genauer, zeigt
den positiv wahrgenommen, wenn es etwa um das Lee-                    sich jedoch, dass rund ein Drittel den Verkauf des ei-
ren des Briefkastens, das Giessen der Blumen oder das                 genen Wohn­eigentums zuerst einmal selber wagt. Bei
Annehmen von Lieferungen geht. Wenn man mal nicht                     der Auswahl des Immobilienmaklers hat man klare
zufrieden ist mit den Hausnachbarn, so liegt das oft                  Vorstellungen: Dieser muss in erster Linie eine lang-
daran, dass sie unfreundlich sind, schlechte Gerüche                  jährige Erfahrung aufweisen und gut ausgebildet sein.
verursachen, nicht genügend kommunizieren und mit                     Als drittwichtigster Faktor wird die Zugehörigkeit zu
lauter Musik oder lärmenden Kindern stören. Zudem                     einem nationalen Netzwerk genannt. Bei Finanzie-
fällt auf, dass in der Westschweiz offensichtlich viel                rungsfragen verlässt sich das Gros auf ihre Hausbank
öfter Autos auf dem falschen Parkplatz abgestellt wer-                und/oder auf eine unabhängige­Hypothekarberatung.
den als in der Deutschschweiz; dies scheint nämlich                   Der Rat von Familie oder Freunden zählt hier weniger.
in der Romandie nicht weniger als drei Mal so häufig
vorzukommen.                                                          WACHSAM BLEIBEN
   Der Vergleich zwischen Mietern und Eigentü-                           Die Wohntraumstudie hat einmal mehr gezeigt, dass
mern zeigt, dass Mieter deutlich mehr Differenzen                     sich die Bedürfnisse der Schweizer Wohnbevölkerung
mit Nachbarn haben als Eigentümer. Dies dürfte wohl                   von Jahr zu Jahr verändern. Immobilienprofis mit Be-
damit zusammenhängen, dass Bewohner in Einfami­                       zug zu privaten Transaktionen sollten diese Entwick-
lienhäusern und Eigentumswohnungen über mehr                          lungen demzufolge aufmerksam verfolgen, damit sie die
Privatsphäre verfügen. Die Wohntraumstudie woll-                      Nähe zu ihren Kunden aufrechterhalten können. 

                                                                        Bereits zum vierten Mal wollte die Wohntraumstudie wissen,    *DR. ROMAN
                                                                                                                                      H. BOLLIGER
                                                                        was die Schweizer Wohnbevölkerung bewegt. Die Studie wird
                                                                        vom nationalen Maklernetzwerk alaCasa.ch, von MoneyPark       Der Autor ist Experte
                                                                        und Helvetia durchgeführt und kann bei alaCasa.ch kostenlos   für Immobilien-
                                                                        bestellt werden:                                              marketing und betreibt
                                                                                                                                      die Plattformen
                                                                                                                                      alaCasa.ch, Swiss
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IMMOBILIA / August 2019                                                                                                                                13
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
  AUSBLICK IMMOBILIENMÄRKTE
                                                                             Die Weltbevölkerung wächst weiter an
                                                                             und mit ihr der Bedarf an Wohn- und

DIE IMMOBILIE                                                                Lebensraum. Die Individualisierung
                                                                             führt zu einer steigenden Vielfalt an

DER ZUKUNFT
                                                                             Lebensstilen, Familienmodellen, Kon-
                                                                             summustern und auch Wohnformen.
                                                                             Neue Lebensformen sind zu berück-
                                                                             sichtigen. TEXT—PASCAL LÜTHI*

                                                                               Gefragt sind Wohnkonzepte, welche sich an den Be-
                                                                             dürfnissen der Bewohner orientieren, sich wechseln-
                                                                             den Lebenssituationen anpassen und sich auf deren
                                                                             Lebensstil und -umstände einstellen können.

                                                                             GENERATIONENKOMPATIBEL
                                                                                Ältere Menschen bleiben länger gesund und ak-
                                                                             tiv. Das subjektiv empfundene Alter sinkt und damit
                                                                             wird auch der Lebensstil verändert. Neue Konzepte
                                                                             und Technologien werden es ermöglichen, dass ältere
                                                                             Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden unab-
                                                                             hängig wohnen bleiben können.
                                                                                Allgemein betrachtet, müssen bauliche Struktu-
                                                                             ren künftig schneller und flexibler auf gesellschaftli-
                                                                             che Veränderungen reagieren können. Gebäude und
                                                                             Quartiere sollten zunehmend multifunktional und
                                                                             nutzungsneutral gestaltet werden, sodass Wohnun-
                                                                             gen und Grundrisse flexibel mitwachsen und unter-
                                                                             schiedlich eingeteilt werden können.
                                                                                Die Immobilie der Zukunft weist sich allerdings
                                                                             nicht nur durch Qualitäten aus, die veränderte Nut-
                                                                             zungsszenarien über die gesamte Lebensdauer er-
                                                                             möglichen. Auch und besonders in den Bereichen
                                                                             Nachhaltigkeit und Nutzereffizienz wird sich die
                                                                             zukünftige Immobilie stark von der heutigen unter-
                                                                             scheiden.
                                                                                Die Zahl der Gebäude, bei welchen über alle Pha-
                                                                             sen des Lebenszyklus der Gedanke der Nachhaltig-
                                                                             keit verfolgt wird, werden zunehmen. «Green Buil-
                                                                             dings» zeichnen sich aus durch eine Minimierung des
                                                                             Energie- und Ressourcenverbrauchs und der Umwelt-
                                                                             belastung – zum Beispiel in der Entstehungs- oder Mo-
                                                                             dernisierungsphase durch den Einsatz von «grünen»
                                                                             Baumaterialien wie schnell nachwachsenden Pflan-
                                                                             zen (Holz), durch Produkte, welche wiederverwertbar
                                                                             und recycelbar sind (Stein, Metall), durch Erzeugnis-
                                                                             se, die lokal gewonnen und aufbereitet werden und so
                                                                             ressourcenschonender und energieeffizienter (Trans-
                                                                             portenergie) verbaut werden können. Die Umwelt-
                                                                             belastung kann durch begrünte Fassaden verringert
                                                                             werden, wenn grosse Pflanzen oder gar Bäume, die auf
                                                                             den Balkonen wachsen, dazu beitragen, die Umwelt zu
                                                                             reinigen.­
  WIE SIEHT DIE IMMOBILIE DER ZU­                       Das Hochhaus
KUNFT AUS? WAS MUSS SIE KÖNNEN?                         «Aglaya» auf dem     SMART BUILDINGS
                                                        Suurstoffi-Areal
   Das Bedürfnis an Flexibilität, Mobilität und Er-     in Risch Rotkreuz.
                                                                                Durch den Einsatz von Internet-of-Things-Tech-
reichbarkeit steigt weiter und wird durch die techno-   BILD: RAUMGLEITER/   nologien (IoT) und künstlicher Intelligenz (KI) kön-
logische Entwicklung verstärkt. Altbewährte Grenzen     ZUG ESTATES          nen Immobilien «intelligenter» und effizienter wer-
zwischen Wohnen und Arbeiten, Beruf und Freizeit, öf-                        den, indem sie Nutzerbedürfnisse besser verstehen
fentlich und privat, Familien- und Freundeskreis wer-                        und selbständig darauf reagieren.
den weiter verschwimmen.                                                        So schaltet sich beispielsweise die Heizung recht-
   Gesucht sind innovative Konzepte, welche eine                             zeitig vor dem Nachhause kommen ein; die geregel-
funktionale Integration und eine Annäherung unter-                           te Raumkonditionierung im Innern wird automa-
schiedlicher Lebensbereiche am Wohn- und Arbeits-                            tisch an das Nutzerverhalten angepasst. Schäden an
ort zulassen, wie zum Beispiel Wohnen und Arbeiten,                          Gebäude und Infrastruktur werden selbst erkannt
Arbeiten und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung                              und direkt an die richtige Stelle gemeldet. Somit wer-
sowie Privat- und Geschäftsleben.                                            den durch den Einsatz von alternativen und neuarti-

  14                                                                                                                IMMOBILIA / August 2019
20

gen Baumaterialien­in Kombination mit Technolo-           Zeitpunkt zu wissen, wie ein gutes Ergebnis entsteht.
gie der Alltag, die Sicherheit und die Energieeffizienz   Dazu­braucht es ein tiefergehendes Verständnis von
verbessert.­                                              Planungsprozessen und die Bereitschaft, Fachperso-
   Auch in puncto Mobilität wird sich einiges verän-      nen frühzeitig in das Projekt zu integrieren.
dern. Wesentlich wird hier der Switch vom Besitzen
hin zum Teilen sein. Alles, was den Verbrauch für Ver-    EINBEZUG DES NUTZERS
kehrswege und Parkplätze vermeidet, und somit mehr           Frühzeitige Überlegungen zu möglichen Nutzungs-
Fläche für Wohnen, Arbeiten und Freizeit bietet, ist      szenarien, Betreiberkonzepten und Nutzern sind eben-
gefragt. Die Immobilie sollte also im besten Fall mit     so eine Voraussetzung für den Erfolg der Immobilie
den eigenen Bestandteilen, den Nutzern und der Um-        der Zukunft wie ein umfassenderes Verständnis dafür,
welt verbunden sein.                                      wie eine Art «Kultur der Nachhaltigkeit» zu vermit-
                                                          teln ist. Tatsächlich ist der Nutzer sozusagen die Black-
HERAUSFORDERUNGEN IM IMMOBILIEN­                          box, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Sein
MANAGEMENT                                                Verhalten und Umgang sind entscheidend dafür, ob ein
   Die neuen Ansprüche an die Flexibilität von Gebäu-     Gebäude seine Effizienzpotenziale wirklich ausnutzt.
den stellen das Immobilienmanagement, die bisheri-        Der Mensch muss die Zügel in der Hand behalten und
gen Planungsprozesse und Organisationsstrukturen          auch zukünftig in der Kommandozentrale sitzen – nur
von Unternehmen vor neue Herausforderungen.               so kann die Immobilie der Zukunft ein Erfolg werden.
   Bisher gewohnte Arbeitsweisen müssen überdacht            Letztlich sind alle Anlageklassen, egal ob Büro-,
und angepasst werden. Alte Denkmuster sollten in-         Einzelhandel-, Spezial- oder Wohnimmobilien be-
terdisziplinären und teamorientierten Vorgehen wei-       troffen. Jeder Bereich der Immobilienbranche wird
chen. Die Funktionen einer Immobilie müssen neu           sich in den nächsten Jahren verändern. Die Immobilie
                                                                                                                      *PASCAL LÜTHI
überlegt werden. Durch intelligentes Handeln lässt        von morgen muss sich also den jeweiligen Nutzungs-
                                                                                                                      Der Autor ist Projekt-
sich viel Aufwand vermeiden, wozu vor allem die Di-       bedingungen und Wünschen anpassen können. Woh-              leiter Baumanagement
gitalisierung beitragen kann. Ziel muss es sein, mit      nungen, Gebäude, Siedlungen und Stadtteile werden           bei der Wincasa. Der
Hilfe einer Änderung der Denkweise und des sinn-          zunehmend als Gesamtsysteme gesehen, welche Woh-            Artikel entstand im
vollen Einsatzes digitaler Werkzeuge die scheinbaren      nen, Arbeiten und Freizeit integrieren. So werden sie       Rahmen des MAS
                                                                                                                      Immobilienmanage-
Gegensätze Ökonomie und Ökologie unter einen Hut          nicht nur lebendiger, bunter und sozialer, sondern vor      ment an der Hoch-
zu bringen. Als Bauherr gilt es, zu einem sehr frühen     allem zukunftsfähiger – und profitabler.                   schule Luzern.

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     www.desax.ch

                                                                                   Graffitischutz
 DESAX AG                    DESAX AG              DESAX SA                        Betonschutz
 Ernetschwilerstr. 25        Felsenaustr. 17       Ch. des Larges-Pièces 4         Desax-Betonkosmetik
 8737 Gommiswald             3004 Bern             1024 Ecublens                   Betongestaltung
 T 055 285 30 85             T 031 552 04 55       T 021 635 95 55                 Betonreinigung
IMMOBILIENWIRTSCHAFT
  MIETWOHNUNGSMARKT                                                                                      Die leerstehenden Wohnungen sind
                                                                                                         gezählt, und es benötigt keine Glasku-
                                                                                                         gel, um einen erneuten Anstieg der

KAUM BESSERUNG                                                                                           Leerstandszahlen zu prognostizieren.
                                                                                                         Während in einigen Regionen immer

IN SICHT
                                                                                                         noch Wohnungsmangel herrscht,
                                                                                                         verschlechtert sich die Situation in
                                                                                                         anderen Regionen weiter – auch auf-
                                                                                                         grund der Nachfrageentwicklung.
                                                                                                         TEXT—DIETER MARMET*

  LEERSTANDSZÄHLUNG
   Mit Stichtag 1. Juni werden in der                 REGIONALE MIETWOHNUNGSNACHFRAGE
Schweiz jedes Jahr die Wohnungsleerstän-              Quelle: Realmatch360

de erhoben. Zum Zeitpunkt der Entstehung
dieses Artikels waren noch keine Resultate
bekannt, aber man braucht kein Prophet zu
sein, um die Richtung der Leerstandsent-             240

wicklung vorherzusagen: Sie haben auch in
den zwölf Monaten vor dem Stichtag wei-              220

ter zugenommen. Der Leerwohnungsan-
stieg rührt einerseits von der nach wie vor          200

lebhaften Bautätigkeit her, welche das An-
                                                     180
gebot laufend vergrössert, und ist ander-
seits die Folge einer insgesamt eher seit-           160
wärts tendierenden Immobiliennachfrage.
                                                     140
EIGENTUM VOR MIETE
   Der Rückgang der Nachfrageindizes                 120
auf dem Schweizer Immobilienmarkt,
der in der zweiten Jahreshälfte 2017 be-             100
gann und der wohl vor allem auf die sich
verschlechternden wirtschaftlichen Aus-               80
sichten zurückzuführen war, hat sich En-
                                                                     6

                                                                              6

                                                                                       6

                                                                                                7

                                                                                                         7

                                                                                                                  7

                                                                                                                           7

                                                                                                                                    7

                                                                                                                                             7

                                                                                                                                                      8

                                                                                                                                                               8

                                                                                                                                                                        8

                                                                                                                                                                                 8

                                                                                                                                                                                          8

                                                                                                                                                                                                   8

                                                                                                                                                                                                            9

                                                                                                                                                                                                                     9

                                                                                                                                                                                                                              9

                                                                                                                                                                                                                                       9
                                                                01

                                                                         01

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                                                                                           01

                                                                                                    01

                                                                                                             01

                                                                                                                      01

                                                                                                                               01

                                                                                                                                        01

                                                                                                                                                 01

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                                                                                                                                                                   01

                                                                                                                                                                            01

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                                                                                                                                                                                                       01

                                                                                                                                                                                                                01

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                                                                                                                                                                                                                                  01
de des vergangenen Jahres verlangsamt.
                                                                .2

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                                                                                  .2

                                                                                           .2

                                                                                                    .2

                                                                                                             .2

                                                                                                                      .2

                                                                                                                               .2

                                                                                                                                        .2

                                                                                                                                                 .2

                                                                                                                                                          .2

                                                                                                                                                                   .2

                                                                                                                                                                            .2

                                                                                                                                                                                     .2

                                                                                                                                                                                              .2

                                                                                                                                                                                                       .2

                                                                                                                                                                                                                .2

                                                                                                                                                                                                                         .2

                                                                                                                                                                                                                                  .2
                                                            07

                                                                     09

                                                                              11

                                                                                       01

                                                                                                03

                                                                                                         05

                                                                                                                  07

                                                                                                                           09

                                                                                                                                    11

                                                                                                                                             01

                                                                                                                                                      03

                                                                                                                                                               05

                                                                                                                                                                        07

                                                                                                                                                                                 09

                                                                                                                                                                                          11

                                                                                                                                                                                                   01

                                                                                                                                                                                                            03

                                                                                                                                                                                                                     05

                                                                                                                                                                                                                              07
2019 zeigen die Indexwerte wieder leicht
nach oben, insbesondere bei der Nach­frage                           Aarau                          Brugg-Zurzach                                Oberaargau                               Olten
nach Wohneigentum, die nicht zuletzt vom
erneuten Rückgang bei den Hypothekar-
zinsen profitiert hat. Etwas weniger rosig
sieht es bei der Mietwohnungsnachfra-           REGIONALE MIETWOHNUNGSNACHFRAGE
ge aus, doch auch dort liegt der gesamt-        Quelle: Realmatch360

schweizerische Indexwert von Juni 2019
mit 115,4 ganz leicht über dem Vorjahres-
wert (114,0).                                  220
   Regional zeigen sich allerdings immer
noch erhebliche Unterschiede. Während          200
in einigen Regionen und insbesondere in
den Grossstädten Genf und Zürich wei-          180
terhin Wohnungsmangel herrscht, wei-
sen andere Regionen einen zunehmenden          160
Wohnungsüberfluss aus. In der Frühlings-
ausgabe des Immo-Monitorings rechnet           140
Wüest Partner in neun Schweizer Regio-
nen mit einem Wohnungsüberfluss von            120
mehr als 1000 Wohnungen. Betroffen sind
vor allem das Mittelland (Regionen Ober-       100
aargau, Olten, Aarau, Brugg-Zurzach) und
die Südschweiz (Regionen Sion, Sierre, Lo-     80

carno, Lugano). Dazu kommt in der Ost-
                                                             6

                                                       11 6

                                                       01 6

                                                       03 7

                                                       05 7

                                                       07 7

                                                       09 7

                                                       11 7

                                                       01 7

                                                       03 8

                                                       05 8

                                                       07 8

                                                       09 8

                                                       11 8

                                                       01 8

                                                       03 9

                                                       05 9

                                                             9
                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

                                                           01

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schweiz die Region St. Gallen.
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NACHFRAGEENTWICKLUNG                                       Locarno                     Lugano                              Sion                       St.Gallen
   Analysiert man nun die Entwicklung der
Mietwohnungsnachfrage in diesen Regio-
nen, wird schnell ersichtlich, dass sich die
Situation in den vergangenen zwölf Mona-
ten in keiner der angesprochenen Regio-

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nen deutlich verbessert haben kann, denn     In den Regionen Sierre (11,9%), Ober-                 und die Region Brugg-Zurzach mit einer
die Anzahl der Mietwohnungsnachfrager        aargau, Sion, Olten, Brugg-Zurzach und                immerhin überdurchschnittlichen Neu-
– gemessen an der Zahl der Suchabos bei      Aarau lag sie gar bei mehr als dem Dop-               bautätigkeit. Dort, wo besonders viel ge-
den grossen Immobilienplattformen – ist      pelten des nationalen Durchschnitts.                  baut wird, ist damit zu rechnen, dass sich
in den meisten dieser neun Regionen wei-     Entsprechend hoch war das Angebot in                  die Marktungleichgewichte weiterhin
ter zurückgegangen. Ausnahmen von der        praktisch allen Regionen, einzig in der               rasch vergrössern. Doch auch in den Re-
Regel bildeten einzig die Tessiner Regio-    Region Locarno lag das Angebot nur                    gionen mit einer unterdurchschnittlichen
nen Locarno und Lugano, wo sich die Zahl     leicht über dem landesweiten Durch-                   Neubautätigkeit darf nicht von einer Re-
der Mietwohnungsnachfrager zwischen          schnitt. Gemessen am hohen Angebot                    duktion der Leerstandsprobleme ausge-
Juli 2018 und Juli 2019 leicht erhöht hat.   war die Nachfrage in sämtlichen Regio-                gangen werden, solange sich die Nach-
                                             nen weit unterdurchschnittlich. Pro an-               frage nach Mietwohnungen nicht wieder
ZUNEHMENDE MARKT­                            gebotener Mietwohnung betrug die An-                  deutlich nach oben bewegt.
UNGLEICHGEWICHTE                             zahl der Suchabos gerade mal 0,3 bis 0,7.
   Bei einer derartigen Nachfrageent-        In den Regionen Brugg-Zurzach und Lu-
wicklung stehen die Zeichen natürlich        gano lag dieser Wert gar unter 0,3. Trotz-                             *DIETER MARMET
schlecht für eine Verbesserung der Situa-    dem wurden in allen Regionen weiter                                    Der Autor ist Mitglied des Advisory
tion auf den Mietwohnungsmärkten. In al-     neue Mietwohnungen erstellt, wenn                                      Boards von Realmatch360, das Pro-
                                                                                                                    jektentwickler, Investoren, Bewirt-
len neun Regionen lag die Leerstandsziffer   auch auf eher tiefem Niveau. Ausnah-                                   schafter, Makler, Berater und Be-
auf dem Mietwohnungsmarkt bereits 2018       men bildeten hier die Region Olten mit                                 werter mit aktuellen Informationen
über dem Schweizer Mittelwert von 2,6%.      einer im Mietwohnungssegment hohen                                     zur Immobiliennachfrage beliefert.

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT
   STOCKWERKEIGENTUM

DER BAUHERREN-                                                                               Die Verwaltung von Stockwerkeigen-
                                                                                             tum gestaltet sich anspruchsvoll.

BERATER                                                                                      Deshalb lohnt es sich, für strategische
                                                                                             Bauplanungen einen Bauherrenbera-

ALS MODERATOR
                                                                                             ter ins Team zu holen.
                                                                                             TEXT—JÜRG ZULLIGER*

   ZU KNAPPES BUDGET
   In unserem Fallbeispiel geht es um 65
Stockwerkeinheiten aus den 1970er Jah-
ren: Der Fassade und der Decke in der
Tiefgarage ist schon von weitem anzuse-
hen, dass der Zahn der Zeit an der Sub-
stanz nagt. Die Umgebung ist ruhig und
grün, die Stockwerkeigentümergemein-
schaft geniesst sogar den Komfort eines ei-
genen Hallenbads. Doch die Sanierung der
Tiefgarage, die Fassade, Wärmedämmung,
Wasserleitungen, eine neue Heizung – all
das sprengt rasch einmal das Budget. Der
Verwalter und ein erfahrener Architekt le-
gen ein Projekt vor; pro Wohnung ist mit
Kosten von über 100 000 CHF zu rechnen.
Doch es regt sich Widerstand. Der einen
Oppositionsgruppe geht die Eingriffstie-

                                                                                               7
fe viel zu weit; andere Gegner der Vorlage
sehen vor allem die Finanzierung als Prüf-
stein. An der Jahresversammlung kommt
das nötige Quorum nicht zustande, die Sa-
                                                                                     Bauabnahme, Baubegleitung
nierung muss vorerst auf die lange Bank ge-                                          oder Bauplanung? – Solche
schoben werden.                                                                      Sachfragen gelten als Domäne
                                                                   BILDER: PIXABAY

                                                                                     unabhängiger Experten.
KLARE ROLLENVERTEILUNG
   Bei Planungen und Vorlagen von sol-
cher Tragweite kann sich das Know-how
von Bauherrenberatern auszahlen. Erfah-
rung und fachliche Kompetenz werden
entscheidend dazu beitragen, von realis-      müsste sich die Aufgabe des Verwalters da-                 mit. Doch in aller Regel gelten die Zu-
tischen Annahmen auszugehen, die Aus-         rauf beschränken, das Thema aufs Tapet                     standsanalyse und eine erste Auslegeord-
gangslage und den Gebäudezustand gründ-       zu bringen. Das gilt natürlich vor allem für               nung eben als Disziplin für sich.
lich zu analysieren. Der Bauherrenberater     Konstellationen wie in unserem eingangs
Othmar Helbling sagt dazu: «Die Verwalter     erwähnten Fallbeispiel: Ist die Siedlung in                AUFGABEN DES BERATERS
sind nach meiner Erfahrung meist gut aus-     die Jahre gekommen, stehen offenkundig                        Laut Othmar Helbling könnte das
gelastet, schon allein mit den vielen Jah-    grössere Renovationen und Reparaturen                      Pflichtenheft für einen Bauherrenberater
resversammlungen im ersten Halbjahr.»         an, und die Gemeinschaft wird sich damit                   wie folgt aussehen: Gestützt auf seine Fach-
   Michel de Roche, Präsident der Fach-       auseinandersetzen müssen. Ist auch noch                    kenntnisse nimmt er eine Bestandsaufnah-
kammer Stockwerkeigentum SVIT, hat            die Frage der Finanzierung offen, müsste                   me vor, er analysiert den Zustand der einzel-
dazu eine klare Meinung: «Ich pflege Ver-     der Verwalter darüber informieren. Sinn-                   nen Gebäudeteile, sammelt Informationen
waltern zu empfehlen, eine strategische       gemäss mit Aussagen wie «es kommen                         zur Vorgeschichte und bereits erfolgten
Erneuerungsplanung nicht im Alleingang        grössere Investitionen auf uns zu, und wir                 Umbaumassnahmen, berücksichtigt die
durchzuführen, sondern sich hierbei von       müssen Lösungen erarbeiten.»                               Lebensdauer der verschiedenen Teile und
einem Baufachmann unterstützen zu las-           Rechtsanwalt de Roche vergleicht die                    unterbreitet erste Vorschläge. «Im Stock-
sen.» Handle es sich um bestehende bzw.       Ausgangslage mit einem Neubau und der                      werkeigentum kommt es weiter darauf an,
ältere Gebäude im Stockwerkeigentum           Frage der formellen Bauabnahme und                         die individuellen Prioritäten und Wün-
                                              Mängelregelung: Dort sei die klare Abgren-                 sche miteinzubeziehen», erläutert Othmar
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                                              zung von Mängelfragen zentral, weil die-                   Helbling. Zu dieser Auslegeordnung gehö-
                                              se öfters mit Problemen verbunden seien.                   ren noch weitere wesentliche Aspekte, et-
                                              «So ist es in dieser Situation umso wichti-                wa die Frage, in welche Zuständigkeit neu-
Konflikte im StWE mediativ klären             ger, einen unabhängigen Bauherrenbera-                     ralgische Teile fallen (Fenster, Fassade),
 ME-Versammlungen moderieren                  ter oder Architekten für die Bauabnahme                    welche finanziellen Rückstellungen vor-
       Moderator / Mediator M.A.              und die Fragen zur Mängelbeseitigung bei-                  handen sind (Erneuerungsfonds) und wel-
  empfiehlt sich. Tel. 044 251 08 41          zuziehen.» – Bei der Erneuerungsplanung                    che Bauorganisation und welcher Zeitplan
  www.kreuzplatz-mediation.ch                 verhält es sich ähnlich. Natürlich bringen                 zweckmässig wären. Stellt sich zum Bei-
                                              teils auch Verwalter solide Vorkenntnisse­                 spiel heraus, dass es die Stockwerkeigen-

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                                                                                                                             diesem Weg zu begleiten­und in die Rolle
                                                                                                                             eines Moderators zu schlüpfen.» Von Aus-
                                                                                                                             nahmen abgesehen, ist es meist auch mög-
                                                                                                                             lich, Prioritäten zu setzen und die Inves-
                                                                                                                             titionen über mehrere Jahre zu verteilen.
                                                                                                                             Dann bleibt immer noch Zeit, die Finanzie-
                                                                                                                             rung zu regeln und je nach dem im Vorfeld
                                                                                                                             die Rücklagen in den Erneuerungsfonds zu
                                                                                                                             erhöhen.­

                                                                                                                             WELCHES QUORUM?
                                                                                                                                In diesem Prozess kommt es auch da-
                                                                                                                             rauf an, ein solches Mandat rechtzeitig
                                                                                                                             und formell korrekt vorzubereiten. Im
                                                                                                                             Idealfall schaltet sich, wie erwähnt, schon
                                                                                                                             früh ein Ausschuss der Stockwerkeigen-
                                                                                                                             tümergemeinschaft ein. Laut Michel de
                                                                                                                             Roche sind für das Mandat und die Um-
                                                                                                                             setzung einer Bauherrenberatung keine
                                                                                                                             allzu hohen Hürden zu nehmen: Der ent-
tümer vorerst beim Austausch der Fenster                     chen und zur klaren Orientierung beitra-                        sprechende Auftrag dürfte in aller Regel
oder einer Dachsanierung bewenden las-                       gen. Immerhin ist zu bedenken, dass es                          als normale Verwaltungshandlung gel-
sen können, braucht es nicht zwingend ei-                    manche Stockwerkeigentümer vor den                              ten. Dazu bedarf es an der Versammlung
nen Architekten oder Bauleiter. Von Vorteil                  Kopf stossen könnte, wenn sie über Jah-                         der Stockwerkeigentümer des absoluten
ist es natürlich, wenn die Stockwerkeigen-                   re minimale Rückstellungen gebildet ha-                         Mehrs der anwesenden und vertretenen
tümer einen Ausschuss für Baufragen bzw.                     ben und plötzlich ein umfangreiches Mil-                        Stimmen. Ob Neubau oder Sanierung: Der
für die Erneuerungsplanung bilden.                           lionenprojekt einer Gesamtsanierung aufs                        Verwalter ist gut beraten, einen solchen
    In einem nächsten Schritt geht es dar-                   Tapet kommt. Die Fachexpertise eines Be-                        Schritt frühzeitig anzugehen, transpa-
um, die wichtigsten Erkenntnisse zu sam-                     raters steckt den Rahmen ab, solche Pla-                        rent zu informieren und das Traktandum
meln, Sanierungsvarianten, allenfalls                        nungen und spätere Entscheide besser                            an der nächsten anstehenden Versamm-
Etappen und Kostenfolgen aufzuzeigen.                        vorzubereiten und längerfristig anzuge-                         lung einzubringen. 
«Ein unabhängiger Berater wird wesent-                       hen. Im Idealfall ergibt sich aus einem sol-
lich dazu beitragen, eine denkbare Stra-                     chen Mandat eine strategische Planung
                                                                                                                                             *JÜRG ZULLIGER
tegie und verschiedene Massnahmenpa-                         und ein Fahrplan für die nächsten 10 bis
                                                                                                                                             Der Autor, lic. phil. I, ist Fachjour-
kete optimal aufeinander abzustimmen»,                       15 Jahre. «Ein Stück weit», betont Othmar                                       nalist und Buchautor mit dem
so das Fazit von Othmar Helbling. In der                     Helbling, «sehe ich die Aufgabe des Bera-                                       Themenschwerpunkt Immobilien
Praxis wird dies so manches vereinfa-                        ters darin, die Stockwerk­eigentümer auf                                        und Immobilienwirtschaft.

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                 Verfassen von Marktwertgutachten                        Bewirtschaftung von Immobilien                                   Führungskompetenzen

              Kursstart BFH/FHNW/HSLU: Oktober 2019           Kursstart BFH/FHS/SUPSI: siehe Website der jeweiligen Schule              Kursstart ZHAW: August 2019
                     Kursstart FHS: Februar 2020

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