Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil

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Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
Jubiläumsbeilage
                                                                                                                                                             Das Limmatfeld –

                                                         Neujahrsblatt Dietikon 2019 / Das neue Limmatfeld / 60 Jahre Gemeinderat Dietikon / Jahreschronik
60 Jahre Dietiker Gemeinderat
                                                                                                                                                             vom Industriegebiet
                                                                                                                                                             zum Stadtteil

                                                                                                                                                             60 Jahre Gemeinderat

                                ISBN 978-3-9524418-5-5
                                                                                                                                                             Neujahrsblatt Dietikon 2019
                                ISSN 2235-4840                                                                                                               Sonderausgabe zum Stadtfest «Dietikon bewegt»
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
Neujahrsblatt Dietikon 2019
72. Jahrgang

Das neue Limmatfeld
Helene Arnet, Peter Baumgartner, Arthur
Huber, Otto Müller, Thomas Pfann, Esther
Pioppini, Elfie Rabenbauer, Franziska
Schädel, Emil Soller, Hans Peter Trutmann,
Sven Wahrenberger

Aus dem «Limmattaler» vom 3.9.1918
Rolf Brönnimann

Jahreschronik 2018
von Oktober 2017 bis Juli 2018
Julia Hirzel

Beilage:
60 Jahre Gemeinderat Dietikon
Brigitte Hospenthal

            Stadtverein
            Dietikon
Impressum
Neujahrsblatt von Dietikon, 2019; 72. Jahrgang
Herausgeber: © Stadtverein Dietikon, 2018
Gestaltung: www.bbdesign.ch
Druck: Neidhart + Schön Print AG
Auflage: 1000 Exemplare, gedruckt auf FSC-Papier

ISBN 978-3-9524418-5-5
ISSN 2235 - 4840
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
004 Inhalt                                                                                                                                                                         vorwort 005

       Vorwort                                                                               5
                                                                                                   Dietikon bewegt – hin zum Limmatfeld

                                                                                                   S
       Das neue Limmatfeld                                                                                tehe ich mit Gästen auf dem Rapidplatz oder vor dem
         Der lange Weg zum Limmatfeld         Otto Müller                                    6           Limmattower, stelle ich schnell ein Staunen, aber auch
                                                                                                          ein Fragen fest. Das Limmatfeld lässt aufhorchen und
         Weberinnen und Gastarbeiter          Sven Wahrenberger                             24
                                                                                                   bewegt. Wurde die Vision umgesetzt, was bringt der neue
         Armeeunterkünfte und Bundesbüros     Hans Peter Trutmann                           30    Stadtteil? Meine ersten Erkenntnisse dazu sind: Geduld haben
                                                                                                   und die Vision nicht aus den Augen verlieren. Wirklich gewür-         Otto Müller
         Der «Volvo» für die Hausfrau         Helene Arnet                                  36                                                                          Präsident Stadtverein
                                                                                                   digt werden kann das Limmatfeld erst, wenn es auch fertig             Dietikon
         Das geheimnisvolle «Chride-Röösi»    Hans Peter Trutmann                           38    ist. Aber fürs Erste gefällt es mir! Innerhalb von 14 Jahren
                                                                                                   entstand ein neuer Stadtteil in Dietikon, aus einem Guss mit dem Rapidplatz als
         Motoren statt Pferde                 Hans Peter Trutmann und Emil Soller          44
                                                                                                   grosse Mitte und dem Limmattower als Wahrzeichen von Neu-Dietikon.
         Wer Neu-Dietikon das Gesicht gab     Peter Baumgartner                            48
                                                                                                   Nun soll das Limmatfeld, wenn auch noch nicht ganz fertig, mit einem Stadtfest
         Wo Eiger, Mönch und Jungfrau grüssen Franziska Schädel                             62    eingeweiht werden. Alt- und Neu-Dietikon werden zusammengeführt, gleichsam
         Von der Antike in die Zukunft        Elfie Rabenbauer                              64    ein Handschlag zur Begrüssung. Vom 31. August bis zum 2. September 2018 lädt ein
                                                                                                   Stadtfest die Gäste zur Bewegung ein. «Dietikon bewegt» ist das Motto und meint
         Wer waren Karl Heid und Mina Hess?   Arthur Huber                                  70
                                                                                                   Bewegung im emotionalen wie im körperlichen Sinne. Das Limmatfeld wird kurzfristig
         Von Vögeln und Menschen              Helene Arnet                                  78    zur Festarena. Und danach? Menschen sollen gerne im Limmatfeld leben, in der Nähe
                                                                                                   ihre Freizeit verbringen und am vielseitigen Stadtleben teilnehmen.
         Firmen im Limmatfeld                 Esther Pioppini                              84
                                                                                                   Das mit vielen Bildern versehene Neujahrsblatt 2019 ist dem Limmatfeld gewidmet
         Eine einzige Festhütte               Thomas Pfann                                  90
                                                                                                   und hat den Charakter einer Chronik. Sie erfahren, wer Neu-Dietikon das Gesicht gab,
         Porträts: Wir wohnen hier            Franziska Schädel                                   wie sich die Politik für das Limmatfeld einsetzte, wie die Strassen zu ihren Namen
         		                                                      13, 23, 43, 47, 61, 69, 83, 93   kamen, lernen Firmen kennen, die im Limmatfeld tätig sind, und begegnen Menschen,
                                                                                                   die im Limmatfeld wohnen.

       Aus dem «Limmattaler» vom 3.9.1918     Rolf Brönnimann                               94    Dem Neujahrsblatt beigelegt ist eine Schrift, die sich mit der spannenden Geschichte
       Jahreschronik 2018                     Julia Hirzel                                 96     des Dietiker Parlaments beschäftigt, das auf 60 Jahre Wirken zurückblicken kann
                                                                                                   (1958 – 2018).
       Bisher erschienene Neujahrsblätter                                                 102
                                                                                                   Mein grosser Dank geht an die Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge des
       Unsere Sponsoren                                                                   104
                                                                                                   Neujahrsblatts.
       Der Stadtverein 	                                                                   107                             Otto Müller, Präsident Stadtverein Dietikon, Alt-Stadtpräsident
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
Politik   55
Rückblick des Stadtpräsidenten

Der lange Weg zum Limmatfeld

Als kleiner Junge, der in der Stadt

Zürich wohnte, verband ich Dietikon

mit den zuverlässigen Rapid-

Maschinen und mit Besuchen bei

meinem Onkel, der in Dietikon

bei eben dieser Maschinenfabrik

arbeitete.

Bilder: Impressionen von Erich Berchtold
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
008                                                                                                                                                                                  Politik 009

      Wenn ich mit meinen Eltern im Zug von        Verkehr. Ein städtebauliches Konzept und       aufstellt, die von der Bauordnung abwei-    ten, dass auf dem 87 000 m2 grossen Gebiet
      Bern oder Basel nach Zürich heimfuhr,        Gestaltungsrichtlinien sichern ein einheit-    chen können.                                eine Mischnutzung zur Eingliederung von
      erinnerte der mächtige Kirchturm der         liches Erscheinungsbild und fördern die            Am 27. September 2004 wurde die         Handels- und Dienstleistungsbetrieben
      St. Agatha Kirche uns daran, dass es lang-   Qualität der Architektur. Das Limmatfeld       Öffentlichkeit zum ersten Mal über die      sowie Wohnnutzung angestrebt wird. Die
      sam Zeit für das Zusammensuchen des          sollte, so hofften die Beteiligten, Ausdruck   Stadtentwicklung im Gebiet Rapid-Dieti-     Rede war von 1200 bis 1800 Einwohnerin-
      Gepäcks war, denn bald kam man im            einer nachhaltigen Stadtentwicklung            kon informiert. Dies war der Auftakt zur    nen und Einwohnern und ca. 1100 bis 1700
      Hauptbahnhof Zürich an.                      werden – und war ein Glücksfall für            Umsetzung eines privaten Gestaltungs-       Arbeitsplätzen. Als Landmark und Initial-
                                                   Dietikon.                                      plans, der bis zum 9. November 2004 im      projekt wurde der Standort Ecke Heimstras-
      Unsere kleine Stadt – die Vision                 Günstig wirkten sich die vorhandenen       Bausekretariat der Stadtverwaltung zur      se/Überlandstrasse für ein Hochhaus von
      Heute ragt ein neues Dietiker Wahr-          Industriebrachen und vor allem das Vor-        Einsicht auflag.                            bis zu 80 Metern Gebäudehöhe bezeichnet.
      zeichen in den Himmel: Der Limmat-           haben des Rapid-Verwaltungsrats aus,               Auszug aus einer Medienmitteilung der   Der Gestaltungsplan wurde dem Kanto-
      tower – markanter Teil des neuen Dietiker    das Areal umzunutzen und einen anderen         Stadtkanzlei Dietikon vom 27. September     nalen Amt für Raumentwicklung (ARE)
      Stadtteils Limmatfeld– zeigt die Verän-      Standort für die sich seit 1947 in Dietikon    2004: Im Gestaltungsplan wurde festgehal-   zur Vorprüfung eingereicht und während
      derung. Nun, was ist geschehen? Aus          befindenden Produktionsanlagen zu su-
      einer Brache entstand innert vierzehn        chen. Entscheidend war der Wille der
      Jahren ein neuer Stadtteil, basierend auf    verschiedenen Grundeigentümerinnen
      einer Vision und einem darauf folgenden      und Grundeigentümer, gemeinsam zu
      Konzept und Plänen. Ich habe diese Zeit      planen und nicht jeder für sich alleine.
      als Stadtpräsident von Dietikon hautnah
      miterlebt, mich über Fortschritte gefreut    Von der Idee zum Gestaltungsplan
      und über Rückschläge geärgert. Es war        Im Jahr 2001 leitete der Verwaltungsrat der
      ein langer Weg zum Limmatfeld.               Firma Rapid Holding AG gemeinsam mit
          Die Vision war: Wohnen, Arbeiten,        Halter Entwicklungen eine Entwicklungs-
      Erholen sollen verbunden werden, Ein-        planung ein, um das Areal mit geeigneten
      kaufsangebote gleich um die Ecke, beste      planerischen Massnahmen und gezieltem
      Erschliessung durch den öffentlichen         Gebietsmarketing in die Zukunft zu füh-
                                                   ren. Die Rapid M+F Services vergab im
                                                   Jahre 2002 Studienaufträge an vier Archi-
                                                   tektur- und Planungsteams. Von einer Jury
                                                   ausgewählt wurde dann das städtebauliche
                                                   Gesamtkonzept des Ateliers von Prof. Hans
                                                   Kollhoff, das sich durch die Idee der Block-
                                                   randbebauungen und die flexible, etappier-
                                                   te Umsetzung auszeichnete. Für die pla-                                                                                           So erfuhr
                                                                                                                                                                                     die Öffent-
                                                   nungsrechtliche Sicherstellung waren ein                                                                                         lichkeit am
      Otto Müller kam als Lehrer nach              privater Gestaltungsplan und ein öffent-                                                                                         27. September
      Dietikon und wurde 1998 für die              lich-rechtlicher Vertrag als Instrumente                                                                                         2004 das erste
      FDP in den Stadtrat gewählt.                                                                                                                                                 Mal von den
                                                   vorgesehen. Ein Gestaltungsplan ersetzt                                                                                         Plänen für das
      Von 2006 bis 2018 war er Stadt-
      präsident. Seit 2018 präsidiert er           in einem genau bestimmten Gebiet die                                                                                            Limmatfeld.
      den Stadtverein Dietikon.                    Bau- und Zonenordnung, indem er Regeln
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
010 Politik                                                                                            Politik

         sechzig Tagen öffentlich aufgelegt. Eben-      ma Altlasten im Untergrund noch nicht
         so wurden die Nachbargemeinden ange-           definitiv geklärt ist. Die Stadt übernimmt
         hört. Aus der öffentlichen Auflage gingen      jedoch die Reinigung und den Unterhalt
         fünf Einwendungen zu vier Punkten ein.         des ganzen Platzes.
         Soweit sie sich auf das Hochhaus und                Grüne Sitzinseln und bewegliche farbige
         den Stadtplatz bezogen, wurden sie nicht       Stühle laden zum Sitzen und Verweilen
         berücksichtigt, da das Hochhaus bewusst        ein. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Platz
         als markantes Zeichen verstanden wurde.        aber noch zu wenig belebt, er wirkt teilwei-
         Nicht zuletzt ermöglicht seine Kompakt-        se fast öde und leer. Verschiedene Bespiel-
         heit die Freiheit des Stadtplatzes. Berück-    konzepte wurden ausgearbeitet, manche
         sichtigt wurde das Anliegen, bei der Be-       davon umgesetzt: In der Weihnachtszeit
         grünung vorwiegend einheimische Bäu-           erhellt eine attraktive Beleuchtung die
         me zu pflanzen. So besteht die Allee an        Umgebung und verleiht dem Platz eine
         der Heimstrasse aus Lindenbäumen.              festliche Stimmung. Dreimal bereits wurde
             Der Gemeinderat der Stadt Dietikon         in der Adventszeit ein Eisfeld mit Fondue-
         stimmte am 12. Mai 2005 dem privaten           chalet aufgebaut, Christbäume wurden
         Gestaltungsplan Limmatfeld zu.                 verkauft.
                                                             Seit dem 2. Mai 2018 findet am Mitt-
         Rapidplatz – die leere Mitte?                  wochabend ein «Fiirabigmarkt» mit
         Der Rapidplatz ist einer der grössten Plätze   Marktfahrern, Streetfood, Musik und
         in der Schweiz und der identitätsstiftende     Attraktionen statt. Er wird von der Verei-
         öffentliche Raum des Limmatfelds. An           nigung Zentrum Dietikon (VZD) im
         der Heimstrasse und an seiner nördlichen       Auftrag der Stadt organisiert und kommt
         und südlichen Begrenzung ist er von Ko-        bei den Bewohnerinnen und Bewohnern
         lonnaden (Säulen) umrahmt, die an den          des Limmatfelds bisher gut an. Auf der
         Platz heran- und in ihn hineinführen.          Homepage der Zentrumsvereinigung
         Zur Heimstrasse grenzt eine zweireihige        ist zu lesen: «Es weht ein frischer Wind.
         Alleebaumbepflanzung mit Linden den            Angelockt von duftendem Brot, knackigem
         chaussierten Platz ab, der auf den ande-       Obst und kühlendem Bier, drängen sich die
         ren drei Seiten von modernen Gebäuden          Kunden vor den Marktständen. Stimmen-
         mit qualitativ hochstehender Architektur       gewirr und Gelächter schallt über den
         umfasst wird.                                  Dietiker Rapidplatz, zusammen mit den
             Es war vorgesehen, dass der von den        Gitarrenklängen eines Strassenmusikers.
         Grundeigentümern finanzierte Platz nach        Ein Tagtraum? Keineswegs.»
         seiner Erstellung in den Besitz der Stadt           Über das Stadtfest 2018 hinaus, das der
         Dietikon übergeht. Die östliche Platz-         Einweihung des Limmatfelds gewidmet
         hälfte ging denn auch ab dem 15. April         ist und an dem der Rapidplatz das Festzen-
         2012 in das Eigentum der Stadt über, die       trum stellt, soll das Motto des Stadtfestes
         westliche Hälfte gehört aber heute (Mitte      «Dietikon bewegt» gelebt werden. Ab
         2018) noch der Firma Rapid, da das The-        Herbst 2018 laden deshalb von der Stadt
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
012 Politik                                                                                                                                                                   Wir Wohnen Hier 061
                                                                                                                                                                                      Politik 013

         aufgestellte Fitnessgeräte die Bevölkerung        sowie Wohnnutzung angestrebt. In der
         zur Bewegung ein; ebenso ist ein Kinder-          Weisung an das Dietiker Parlament vom
         spielplatz ein Thema.                             24. Januar 2005 war noch zu lesen: Das
              Ein Nutzungskonzept und ein Regle-           Planungsgebiet bietet Platz für ca. 1200
         ment sollen den Rahmen für weitere Ak-            – 1800 Einwohnerinnen und Einwohner
         tivitäten auf dem Rapidplatz setzen. Ge-          sowie für 1100 – 1700 Arbeitsplätze.
         lingen kann dies aber nur, wenn Private           Es kam anders, denn die Nachfrage nach
         und die Stadt zusammenarbeiten und die            Wohnungen war gross, weniger gefragt
         Finanzierung sichergestellt ist. Es ist erfreu-   waren Büroräume. Die Bestimmungen
         lich, dass der neu gegründete Quartierverein      des Gestaltungsplans sehen aber nur einen
         Limmatfeld aktiv dabei ist. Ich bin zuver-        minimalen Wohnanteil vor, sie setzen           Patrizia Illi
         sichtlich, dass es nicht mehr lange dauert, bis   keine Obergrenze. Die Nachfrage steuer-
         aus dem Rapidplatz ein belebter Raum wird.        te das Angebot: mehr Wohnungen, das
                                                           bedeutet mehr Familien, mehr Kinder. Im     Für Patrizia Illi war immer klar: Sie wollte   Dietiker Schulverwaltung war sie während
         Das vergessene Schulhaus                          Mai 2018 lebten bereits 2111 Personen im    da wohnen und bleiben, wo sie aufgewach-       einiger Zeit für die Einteilung der Kindergar-
         Bei der Planung des neuen Stadtteils              Limmatfeld und über 200 Wohnungen von       sen, die Schulen besucht und ihre Ausbil-      tenkinder zuständig. Nachdem der Kinder-
         Limmatfeld wurde eine Mischnutzung                Genossenschaften waren im Bau.              dung absolviert hatte. «Dietikon liegt mir     garten im Limmatfeld seine Türen geöffnet
         mit der Eingliederung von Handels-,                   Diese Entwicklung hat zur Folge, dass   am Herzen», sagt die junge Frau.               hatte, überzeugte sie sich mit eigenen Augen
         Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben             ein Schulhaus für den neuen Stadtteil er-                                                  davon, welcher Schulweg für die Kinder der
                                                                                                       Im Limmatfeld, in einem modernen Wohn-         sicherste ist. Heute ist die Dietikerin, die bei
                                                                                                       block am Rapidplatz, fand sie mit ihrem        der Stadt eine Verwaltungslehre absolvierte,
                                                                                                       Partner vor knapp zwei Jahren die geeignete    für das Lehrpersonal eines Schulhauses und
                                                                                                       Wohnung. Sie schätzt die Nähe zur Limmat,      für die Schulfinanzen zuständig. «Mein Ar-
                                                                                                       den kurzen Arbeitsweg und die Einkaufs-        beitsgebiet ist spannend und abwechslungs-
                                                                                                       möglichkeiten. Und sie mag es modern.          reich. Ich habe mit vielen Leuten zu tun und
                                                                                                       Auch die Anonymität, die sie im Quartier       schätze den Kontakt zu den verschiedenen
                                                                                                       und in ihrem Wohnblock beobachtet, stört       Abteilungen der Stadtverwaltung.» Mit einer
                                                                                                       sie nicht. «Für mich stimmt das so.» Und       Weiterbildung zur Fachfrau Schulverwaltung
                                                                                                       doch freut es sie, dass sich der neue Stadt-   will Patrizia Illi den gewählten Weg weiter-
                                                                                                       teil langsam belebt. Man merke es an den       gehen. Den Weg zur Arbeitsstelle unternimmt
                                                                                                       Leuten auf der Strasse und auf den Bal-        sie zu Fuss. «Ich habe kein Auto. Das würde
                                                                                                       konen. Auch der Feierabendmarkt trage          länger in der Garage stehen als anderswo.»
                                                                                                       dazu bei. «Ich mache meinen Wochenein-
                                                                                                       kauf wenn immer möglich auf dem Markt.
                                                                                                       Dass ich dies jetzt nach der Arbeit vor der
                                                                                                       Haustüre erledigen kann, ist wunderbar.»
                                                                                                       Da findet sich auch die Gelegenheit zu                           Franziska Schädel ist Juristin
                                                                                                       Gesprächen, sei es mit den Marktfahrern                          und Journalistin und hat für
                                                                                                                                                                        das Neujahrsblatt acht Porträts
                                                                                                       oder mit Nachbarn. Patrizia Illi kennt ihr                       und eine Reportage aus dem
                                                                                                       Wohnquartier gut. Als Mitarbeiterin der                          Limmattower verfasst.
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
Politik
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
016 Politik

         forderlich ist. Das Problem, das uns bis        vertrag betrug der Mindestbruttomietzins
         heute beschäftigt, ist, dass die Stadt direkt   für die ersten zwanzig Jahre Fr. 1 216  012.–
         im Limmatfeld kein eigenes Grundstück           (exkl. Nebenkosten) pro Jahr. Die Stadt
         besitzt. Die sich in der angrenzenden           hatte zudem die Möglichkeit, den Vertrag
         «Stierenmatt» befindende stadteigene Par-       für zwei Mal fünf Jahre zu verlängern. Kein
         zelle kann zurzeit nicht überbaut werden,       Primarschulhaus im traditionellen Sinn,
         da die planungsrechtlichen Voraussetzun-        sondern ein Bildungscluster war vorgese-
         gen (noch) nicht gegeben sind. Da in der        hen mit einer Primarschule, Tagesstruktu-
         Nachbarschaft ein geschütztes Flachmoor         ren für Kinder, Räume für die Erwachse-
         liegt, sind mit einem Bauprojekt besondere      nenbildung und die Vereine.
         Auflagen verbunden.                                 Am 4. Oktober 2012 wurde der An-
              Eine extern in Auftrag gegebene Studie     trag des Stadtrats im Gemeinderat kon-
         bestätigte den Schulraumbedarf und prog-        trovers diskutiert. Vor allem von linker
         nostizierte bis ins Jahr 2015 einen Mehr-       Seite wurde dem Stadtrat vorgeworfen,
         bedarf von zehn Klassenzimmern und bis          die Schulraumplanung vernachlässigt
         ins Jahr 2020, unter Einbezug des Niderfelds,   zu haben und dass der Mietvertrag für
         einen solchen von 25 Schulzimmern.              die Stadt nicht vorteilhaft sei. Schulraum
              Mit der Wahl des Limmatfelds für           müsse im Eigentum der Stadt sein. Die
         ein neues Schulhaus könnte nicht nur der        Befürworter wiesen auf die Notwen-
         Bedarf an Klassenzimmern und Gruppen-           digkeit von Schulraum hin und auf den
         räumen abgedeckt, sondern auch dem              innovativen Ansatz der Mehrfachnutzung
         Anspruch der «Schule im Quartier» ge-           im Sinne eines «Bildungsclusters». Diese
         recht werden – ein wesentlicher Standort-       Argumentation überzeugte die Mehr-
         faktor.                                         heit des Parlaments, und so empfahlen
                                                         Gemeinderat und Stadtrat, der Vorlage
         Schule «bei Bedarf»                             zuzustimmen, doch hatte das Volk das
         Der Stadtrat schlug vor, im Limmatfeld          letzte Wort.
         ein Schulhaus mit zwölf Schulzimmern zu             Am 25. November 2012 wurde der
         mieten. Im Gestaltungsplan ist das Baufeld      Mietvertrag mit 1060 Ja- gegenüber 2253
         D (Weidenhof) nämlich für die öffentliche       Nein-Stimmen bei einer Stimmbeteili-
         Nutzung vorgesehen. Die Bestimmung              gung von 28 Prozent deutlich verworfen.
         lautet: Schule «bei Bedarf». Die Realisie-          Im Nachgang wurde die Schulraum-
         rung der Überbauung Weidenhof auf dem           planung wieder aufgenommen, Ersatz-
         Baufeld D war ursprünglich auf das Jahr         standorte im Limmatfeld evaluiert und
         2015 in Aussicht gestellt worden. Das aus       verschiedene Gespräche mit Grundeigen-
         einem Architekturwettbewerb hervorge-           tümern geführt. Letztlich erwies sich die
         gangene Siegerprojekt sah einen Wohn-,          stadteigene Parzelle in der Stierenmatt
         Geschäfts- und Schulkomplex vor, wobei          als das am besten geeignete Grundstück.
         sich die Schulräume im Erd- und im              Dort kann aus heutiger Sicht eine
         1. Obergeschoss befinden. Gemäss Miet-          Schulanlage erstellt werden, die auch
Das Limmatfeld - vom Industriegebiet zum Stadtteil
Politik 019

die Anliegen des Moorschutzes berück-
                                              Altersstruktur
sichtigt. Derzeit ist aber noch keine Bau-
                                               70%
reife gegeben, weil der Gestaltungsplan
                                              60%
Silbern-Lerzen-Stierenmatt wegen der          50%
noch nicht rechtskräftigen kantonalen         40%
Moorschutzverordnung sistiert ist.            30%
                                              20%

Bevölkerungszusammensetzung                    10%

Am 15. Mai 2018 lebten im Limmat-              0%
                                                     0 – 14     15 – 19      20 – 39   40 – 64   65 – 79    80 und
feld 2111 Personen, davon waren 946                  Jahre      Jahre        Jahre     Jahre     Jahre      mehr
                                                                                                            Jahre
weiblich und 1165 männlich. Aufge-
                                                Dietikon insgesamt           Limmatfeld 2014          Limmatfeld 2017
schlüsselt auf Nationalitäten ergab sich
folgende Zusammensetzung: 1076 mit
Schweizer Nationalität und 1035 mit
                                              Haushaltsgrösse
einem ausländischen Hintergrund. Von
                                              50%
denen wiederum stammen die meisten
                                              45%
aus Deutschland, gefolgt von Italien und
                                              40%
Portugal.
                                               35%
    Es fällt auf, dass 2018 noch wenige
                                              30%
Kinder und Jugendliche im Limmatfeld           25%
leben, auch wenn die Anzahl leicht zu-        20%
genommen hat. Mit der Vollendung der           15%
Genossenschaftswohnungen wird die              10%

Zahl aber deutlich zunehmen.                   5%

    Passend zur Altersstruktur werden          0%
                                                     1 Person             2 Personen     3 Personen        4 und mehr
im Limmatfeld mehr Ein- und Zwei-                                                                          Personen

personenhaushalte gezählt als in ganz           Dietikon gesamt            Limmatfeld 2014 Limmatfeld 2017
                                                2015
Dietikon.
    Aufgrund von Haushaltsgrösse und         Ins Limmatfeld ziehen derzeit viele junge Paare,
Altersstruktur lässt sich schliessen, dass   die vielleicht bald eine Familie gründen.
das Limmatfeld besonders für jüngere
Personen zwischen dem ersten und
zweiten Karriereschritt attraktiv ist.
Diese Leute, häufig Paare noch ohne          Die Herkunft der Neu-Dietiker
Kinder, verfügen in der Regel über ein       Die Herkunft bestätigt diese These. Viele
überdurchschnittliches Haushaltsein-         ausländische Staatsbürger wohnen im
kommen, beteiligen sich aber weniger         Limmatfeld. Der Herkunftsmix deutet
am lokalen Leben und sind noch nicht         auf eine insgesamt höhere berufliche
sesshaft. Ein Wegzug innert weniger          Qualifikation hin, unterstreicht aber
Jahre ist möglich.                           gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass
020 Politik                                                                                           Politik

         viele Bewohnerinnen und Bewohner un-           Dietikon (2006 – 2018) war ich bei der
         terdurchschnittlich lange im Limmatfeld        Ausarbeitung des Gestaltungsplans nicht
         wohnen bleiben werden.                         direkt beteiligt, hingegen konnte ich die
             Ein Gegengewicht zur These der ho-         bauliche Umsetzung begleiten, die auf dem
         hen Fluktuation im Limmatfeld könn-            Gestaltungsplan als Rahmen basierte.
         te der Zuwachs an Dietikerinnen und
         Dietikern darstellen, d.h. Personen aus        Noch nicht für alle befriedigend
         «Alt-Dietikon», die das Limmatfeld als         Aus meiner Sicht hätte der Wohnanteil
         neuen Wohnort wählen.                          genauer festgelegt werden müssen – nicht
                                                        nur mit einer prozentualen Untergrenze
         Die Sicht des Stadtpräsidenten                 (50 Prozent). Die fehlende Obergrenze hat
         Von der Planung bis zur baulichen Voll-        dazu geführt, dass wesentlich mehr Wohn-
         endung des Limmatfelds dauerte es vier-        raum erstellt wurde als geplant war, weil
         zehn Jahre. Einem langen Weg der Pla-          auf dem Markt eine grosse Nachfrage nach
         nung folgte ein verhältnismässig kurze         Wohnraum bestand. Sollte die Nachfrage
         Zeit der Realisierung, wurde doch ein          aber künftig sinken, besteht die Gefahr von
         ganz neuer Stadtteil in Dietikon gebaut,       leeren Wohnungen.
          ein Stadtteil aus einem Guss, nach ei-             Der höhere Wohnanteil führte zu einer
         nem einheitlichen Konzept, getragen            erhöhten Nachfrage nach Schulräumen.
         von einer Vision, mit Bauten von hoher         Es wurde zwar ein Baufeld bezeichnet, das
         architektonischer Qualität: Urbaner            für eine öffentliche Schulnutzung ausge-
         Wohnraum in verdichteter Bauweise,             schieden war, doch befindet es sich nicht
         verkehrstechnisch gut erschlossen, mit         im Eigentum der Stadt. Das heute fehlende
         Erholungsräumen vor der Haustür –              Schulhaus führt dazu, dass das Limmatfeld
         unsere kleine Stadt.                           für Familien weniger interessant ist. Mit
             Die Menschen leben gerne hier,             dem Schulhaus in der angrenzenden Stie-
         schätzen die nahen Einkaufsmöglich-            renmatt kann erst in acht bis zehn Jahren
         keiten und die gute Erschliessung durch        gerechnet werden. Die Stadt sorgt zwar für
         den öffentlichen Verkehr. Trotzdem             zumutbare Provisorien für die Kinder aus
         stellt sich die Frage: Kann ein neuer,         dem Limmatfeld, doch ist die Situation für
         nicht historisch gewachsener Stadtteil         alle Beteiligten nicht befriedigend.
         Heimat sein? Oder bleibt er ein Ort der
         Anonymität, ohne Identität? Die Zukunft        Aus Fehlern lernen
         wird zeigen, ob Alt- und Neu-Dietikon          Wir haben aus den Fehlern gelernt: Der
         zusammenwachsen. Ich bin überzeugt:            Stadtrat scheidet im neuen Stadtteil Nider-
         Beide können voneinander profitieren.          feld, der zwischen Dietikon und Sprei-
             Es stellt sich auch die Frage, was würde   tenbach liegt und ab ca. 2024 baureif sein
         man heute aufgrund der Erfahrungen             wird, von Anfang an Land für eine Schul-
         anders machen? Politisch, bei der Planung      anlage aus. Auch einzelne Regelungen im
         und Gestaltung. Als Stadtpräsident von         öffentlich-rechtlichen Vertrag wurden zu
022 Politik                                                                                                                                                                          Wir Wohnen Hier 023

         wenig klar formuliert und sind daher bis      Geduld haben, abwarten und die Vision
         heute hängig. So bestimmt der Vertrag,        nicht aus den Augen verlieren. Wirk-
         dass der Strassenraum nach Vollendung         lich gewürdigt werden kann der neue
         ins Eigentum der Stadt übergeht. Der          Stadtteil erst, wenn er auch fertig ist. Erst
         Stadtrat versteht mit Strassenraum die        dann ist die gewünschte Bevölkerungs-
         eigentliche Fahrbahn und den Raum für         durchmischung da: ein Altersheim mit
         die Parkplätze. Die Entwicklungsfirma         Pflegeplätzen, eine Altersresidenz, Fa-
         legt jedoch den Vertrag so aus, dass die      milienwohnungen, Lofts, die exklusiven
         Parkplätze nicht ins Eigentum der Stadt       Eigentumswohnungen im Limmattower.
         übergehen, sondern nur die befahrbare         Erst nach der Vollendung ist auch die
         Fläche der Strasse in der Mitte. Diese        Kundschaft für die Detaillisten und An-
         noch nicht gelöste Thematik führt dazu,       bieter von Dienstleistungen vorhanden.              Larissa Merkli
         dass der Stadtrat die Parkplatzbewirt-        Dannzumal sind die Menschen da, die
         schaftung noch nicht vornehmen konnte.        den Rapidplatz als Raum und Aktivitäten
         Dies ist für die Bewohnerschaft wenig         wie den «Fiirabigmarkt» schätzen.               Noch steht die eine oder andere Karton-              aber die Mieten waren ihr dann doch zu hoch.
         verständlich. Die Auslegung dieser Ver-                                                       schachtel herum und wartet darauf, ent-              Larissa Merkli arbeitet in Zürich als Perso-
         tragsbestimmung wird wohl auf gericht-        Zu schnell abgeschrieben                        sorgt zu werden. Larissa Merkli hat ihre neue        nal-Assistentin bei Franz Carl Weber, ist dort
         lichem Weg erfolgen.                          Meine Gäste auf dem Rapidplatz fragen           Wohnung im Limmatfeld erst vor Kurzem                zuständig für die administrativen Abläufe
             Letztlich stellt sich für mich auch die   mich auch, wie steuerkräftig die Bewohne-       bezogen.                                             von Eintritten und Austritten, Arbeitszeug-
         Frage, ob die Dichte einzelner Bauten nicht   rinnen und die Bewohner im Limmatfeld                                                                nissen, Krankheiten, Unfällen oder BVG-
         zu hoch ist. Die Hofsituation zwischen den    sind. Eine Analyse zeigt, dass die durch-       Hier will sie bleiben, denn hier fühlt sie sich      An- und -Abmeldungen. Ein Job der ihr gut
         Gebäuden ist aus meiner Sicht an manchen      schnittliche Steuerkraft pro Person leicht      wohl und absolut sicher. Lebendig sei das            gefällt. Und hin und wieder kauft sie für ihr
         Orten sehr eng. Mir scheint: Etwas weniger    höher ist als im restlichen Dietikon. Dazu      Quartier, sagt sie. Das ist ihr wichtig, weil sie    kleines Patenkind Spielzeug. Die guten Zug-
         dicht wäre wünschenswert gewesen, auch        kommt, dass im Limmatfeld viele Doppel-         alleine wohnt. Aufgewachsen in Spreitenbach          verbindungen in die Stadt und den nahe ge-
         wenn dafür der Rapidplatz als leere Mitte     verdiener leben, was für die Stadtkasse von     und Wettingen, zog es sie und ihren damaligen        legenen Bahnhof schätzt Larissa Merkli sehr.
         mit entsprechendem Freiraum kleiner           Vorteil ist.                                    Freund ins Limmatfeld, als sie eine gemein-          «Genau sieben Minuten sind es zu Fuss. Ich
         geworden wäre. Auch diese Einsicht fliesst        Viel zu schnell wurde das Limmatfeld        same Wohnung suchten. Der Lage wegen und             hab die Zeit gestoppt, damit ich nicht zu früh
         in das städtebauliche Konzept Niderfeld       von einigen gar abgeschrieben, insbe-           weil ihre Familien in der Nähe wohnen. Aber          aus dem Haus gehe», lacht sie. Ihre Freizeit
         ein, bei dem die Blockrandüberbauungen        sondere, nachdem die ersten Detaillisten        wie es so kommen kann: Die Beziehung ging            verbringt die 27-Jährige allerdings lieber in
         wesentlich grosszügigere Innenhöfe erhal-     und Gastrobetriebe, die Pionierfunktion         auseinander und Larissa Merkli war erneut auf        Zürich. Aber wenn sie einmal nicht weit weg
         ten werden.                                   hatten, wieder weggezogen waren. Anzei-         Wohnungssuche. Dass diese wieder im Lim-             will, dann gehts an die Limmat zum Baden
                                                       chen verdichten sich nun aber, dass der         matfeld sein musste, war für die junge Frau          oder Joggen. Und weil eine neue Wohnung
         Das Limmatfeld – ein persönliches Fazit       neue Stadtteil als «unsere kleine Stadt»        klar. «Es lebt sich gut hier. Es gibt eine Migros,   auch eingerichtet sein will, ist Larissa Merkli
         Stehe ich mit Gästen auf dem Rapid-           zum belebten Lebensraum wird, denn              einen Lidl und sonntags hat sogar das kleine         froh, dass viele Firmen ganz in ihrer Nähe
         platz oder vor dem Limmattower, stelle        Menschen engagieren sich im Quartier-           Geschäft eines Türken geöffnet.» Optimal sei         angesiedelt sind – Mediamarkt, Fust und Lipo
         ich schnell ein Staunen, aber auch ein        verein, Detaillisten berichten über einen       das, wenn einem als Raucherin die Zigaretten         zum Beispiel. Am Stadtfest, da wird sie aber
         Fragen fest. Das Limmatfeld lässt auf-        positiven Geschäftsverlauf, Mieter und          ausgehen. Sitzt sie abends auf dem Balkon,           sicher da sein und bis in die frühen Morgen-
         horchen und bewegt. Wurde die Vision          Mieterinnen erzählen ganz einfach, dass         hört sie die Musik der Nachbarn und kann             stunden mitfeiern. Den Plan habe sie bereits
         umgesetzt, was bringt der neue Stadtteil      es ihnen im Limmatfeld gefällt. Mir –           ihnen beim Grillieren zusehen. Eine Wohnung          studiert. «Von meinem Balkon aus kann ich
         Dietikon? Meine erste Erkenntnis ist:         unterm Strich – auch.                           im Limmattower hätte sie schon auch gereizt,         sogar eine der grossen Bühnen sehen.»
024                                                                                                                                                                            Geschichte 025

      Baumwollweberei Boller & Syz

      Weberinnen und
      Gastarbeiter
      Die Industrialisierung in Dietikon ist

      untrennbar mit der Geschichte der

      «Baumwollweberei Boller & Syz»

      verbunden. Sie wurde 1857 im Grien

      beim heutigen Limmatfeld gegründet

      und bestand bis ins Jahr 1935. Damit

      gehört sie zu den ältesten Betrieben

                                                                                                                                                                                              Ortsmuseum Dietikon WIR 3.2, Bild 1516
      überhaupt in unserer Stadt, und sie

      war lange Zeit auch die grösste und

      wirtschaftlich bedeutendste Arbeit-

      geberin in der Umgebung.
                                                                                                                                                                      Die Weberei Syz um 1920.
                                                                                                                                                            Oben der Fabrikkanal mit Kraftwerk.
                                                    Die Gründung der Weberei Dietikon         der bedeutende Textilfabrikant Johann
                                                    Um den wirtschaftlichen und technischen   Heinrich Boller-Zangger (1821 – 1877)        dazu ein Turbinenhaus und den Betrieb
                                                    Fortschritt zu fördern, veröffentlichte   die günstige Gelegenheit.                    einer Baumwollweberei errichten zu
                                                    die Gemeinde Dietikon im Jahre 1856           Johann Heinrich Boller stammte aus       dürfen. Mit Beschluss vom 14. März 1857
                                                    ein verlockendes Angebot: Es wurde        Uster und arbeitete im väterlichen Unter-    wurde dem Antrag stattgegeben. Durch
                                                    versprochen, einem jeden Fabrikanten,     nehmen als Tuchhändler und Seidenver-        die Aushebung des Fabrikkanals an einem
                                                    der bereit war, ein Wasserwerk an der     leger. Am 19. Oktober 1856 stellte er das    seitlichen Flussarm der Limmat entstand
      Sven Wahrenberger ist Kommissions-            Limmat zu errichten, das entsprechende    Gesuch an den Regierungsrat des Kan-         die Grien-Insel, auf der Boller sogleich das
      mitglied für Heimatkunde im Ortsmuseum        Bauland sowie einige Hundert Quad-        tons Zürich, im Grien bei der Limmat in      Wasserwerk errichten liess.
      Dietikon. An der Universität Zürich
      hat er kürzlich seine Masterarbeit in Alter   ratmeter Umschwung um die künftigen       Dietikon einen sogenannten «Wuhr» – das           Im Anschluss an dieses erste Maschi-
      Geschichte erfolgreich abgeschlossen.         Gebäulichkeiten zu schenken. Da ergriff   heisst einen Kanal für die Wasserzufuhr –,   nenhaus wurde 1860 auf dem Festland
026 Geschichte

                                               (Flurbezeichnung: «Jm Hanfland») mit
                                               dem Bau der Weberei begonnen, welche
                                               schon 1862 fertiggestellt und in Betrieb

                                                                                                Ortsmuseum Dietikon, GDE 4.2, Bild 4427

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ortsmuseum Dietikon WIR 3.2, Bild 26103
                                               genommen werden konnte.
                                                   Zur Zeit der frühen Industrialisierung
                                               im Limmattal war die «Baumwollweberei
                                               Boller» die mit Abstand grösste Arbeit-
                                               geberin in der Umgebung von Dietikon.
                                               Sie bestand zu Beginn aus einem Giebel-
                                               bau und vier Fabrikhallen. Dort waren
                                               insgesamt 230 mechanische Webstühle                                                                                                                                                      Links: Idyllische Ansicht der Kosthäuser in der Grünau.
                                               installiert, welche über ein Vorwerk mit                                                   von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Im Winter         Gemeinde Dietikon zu generieren begann;        Postkarte, ca. 1900
                                               der Transmissionswelle verbunden und                                                       war man auf das spärliche Licht einer          dieses neuartige Elektrizitätswerk ging        Rechts: Das Mädchenheim der Weberei an der heutigen
                                               durch die Wasserkraft des Turbinenhauses                                                   über den Webstühlen angebrachten, oft          1908 an die EKZ über. Das Unternehmen          Heimstrasse 21 beherbergte zeitweise bis zu 40 Mädchen.
                                                                                                                                                                                                                                        Postkarte um 1920
                                               angetrieben wurden. Rund 150 Arbeits-                                                      rauchenden Petrollampe angewiesen. Zur         florierte, doch wurden auch die Arbeits-
                                               kräfte wurden damals von der Weberei                                                       Mittagspause hin durften die Frauen ihren      verhältnisse in der Weberei deutlich härter:
                                               Boller beschäftigt, wobei es sich mehrheit-                                                Arbeitsplatz schon einige Zeit vor 12:00           Um 1892 wurde Direktor Zangger,            heitskontrolle: Die Glocke wurde im No-
                                               lich um Frauen und deren erwachsene                                                        Uhr verlassen, weil viele von ihnen Zuhau-     gleichzeitig Wirt zum Restaurant «Schlüs-      vember 1892 auf dem First des neu er-
                                               Töchter aus der Region handelte.                                                           se das Essen für ihre Familie zubereiten       sel», durch Gustav Stamm aus Schaff-           bauten Magazins in ein kleines Türmchen
                                                   Fabriziert wurden zunächst Calicot-                                                    mussten. Jungen Müttern war es erlaubt,        hausen ersetzt. Dieser führte ein strenges     gehängt. Von diesem Schopfdach aus
                                               und Cretonne-Baumwolltücher in ein-                                                        ihre Kinder mit in die Weberei zu nehmen,      Regiment. Als Erstes ordnete Stamm an,         musste sie der «Weberei-Sigrist» morgens
                                               facher Leinwandbindung. Seit den                                                           wo diese z.T. kleinere Hilfsarbeiten für die   dass Kindern der Zutritt in die Weberei        und nachmittags jeweils fünf Minuten
                                                                            1890er-Jahren                                                 Weberinnen und Weber verrichteten.             ab sofort zu verweigern sei, was zwar          vor Arbeitsbeginn – später zwei Minuten
                                   Johann Heinrich Boller-Zangger
                                   (1821 – 1877)                            vermochte                                                                                                    aufgrund der Unfallgefahr und anderer          davor – läuten. Beim letzten Glockenschlag
                                                                            die Weberei                                                   Das Unternehmen floriert, die Arbeit           gesundheitlicher Nachteile zu begrüssen        verschloss der Aufseher das Gatter zum
                                                                            Dietikon dank                                                 wird härter                                    war. Doch gab es damals keine Einrichtun-      Fabrikareal. Wer von den Weberinnen und
                                                                            der Anschaf-                                                  Im Jahre 1882 wurde die Weberei von            gen zur Unterbringung der Fabrikkinder,        Webern zu spät ankam, wurde ausgesperrt,
                                                                            fung von neuen                                                Johann Heinrich Bollers Sohn, Arnold Bol-      weshalb diese von nun an tagsüber meist        bis die Kontrolle in der Werkhalle vorüber
                                                                            Schaftmaschi-                                                 ler-Schinz (1841 – 1926) übernommen und        sich selbst überlassen waren. Das vorzeitige   war, und wurde dann mit einer Geldbusse
                                                                            nen auch kom-                                                 wesentlich vergrössert. Die Fabrikanlage       Verlassen des Arbeitsplatzes wurde auch        bestraft.
                                                                            plexere Muster                                                wurde um sieben Shedhallen erweitert, die      nicht mehr toleriert. Dafür wurde die auf           Bei dem geringen Verdienst war bei
                                                                            herzustellen.                                                 Zahl der Webstühle wurde auf 550 Stück         anderthalb Stunden verlängerte Mittags-        den Arbeiterinnen und Arbeitern dieses
                                                                                 Die Arbeits-                                             verdoppelt und die Arbeiterzahl stieg auf      pause um 11:30 Uhr eingeführt, wogegen         Bussensystem verhasst; zumal die Aufseher
                                                                            zeit betrug elf                                               etwa 250 Personen. Als Pionierleistung liess   dann zur Kompensation erst um 18:30 Uhr        auch die Webereien genau kontrollierten
                                                                            Stunden am                                                    Boller 1888 im Wasserwerk einen Gleichstrom-   Feierabend war. Es gab aber noch mehr          und für etwaige Mängel im Gewebe eben-
Stadtarchiv Uster Signatur PA056

                                                                            Tag, und dauer-                                               generator einbauen, um den wachsenden          Neuerungen: War das Fabrikareal bisher         falls Bussen erteilten. Diese Abzüge fielen
                                                                            te von 6:00 Uhr                                               Energiebedarf der Weberei zu decken.           offen und frei zugänglich, wurde es nun        stark ins Gewicht, wenn man bedenkt,
                                                                            bis 12:00 Uhr                                                 Sechs Jahre später wurde ein von der We-       eingezäunt.                                    dass eine Weberin auf zwei Stühlen damals
                                                                            morgens und                                                   berei unabhängiges zweites Turbinenhaus            Hinzu kam die Fabrikglocke und, mit        rund 18 bis 21 Franken am vierzehntägigen
                                                                            nachmittags                                                   errichtet, wo Boller Wechselstrom für die      ihr verbunden, eine strenge Anwesen-           Zahltag erhielt.
028                                                                                                                                                                                       Geschichte 029

      Unterkunft für die Arbeiter                   Drittel stammten die Arbeiterfamilien        schaftskrise nach dem Börsenkrach von          be, als grösste Arbeitgeberin und überdies
      Die Grösse der «Baumwollweberei Boller»       aus benachbarten Ländern, vor allem aus      1929 sorgte für erhebliche und unlösbare       als erstes elektrisches Kraftwerk dem Dorf
      mit ihren rund 250 Arbeitnehmerinnen          Italien, aber auch aus Deutschland. Das im   Probleme. Gerade in der Textilindustrie        Dietikon einen bedeutenden Sprung nach
      und Arbeitnehmern führte dazu, dass           Jahr 1903 von Syz erbaute Mädchenheim        kam es vielerorts zur zeitweisen oder völli-   vorn, in die Moderne, ermöglicht hat: Die
      die Leute seit den 1880er-Jahren immer        in Dietikon entstand im Rahmen dieses        gen Stilllegung von vielen Unternehmen;        «Baumwollweberei Boller & Syz» bewegte
      häufiger von ausserhalb der Gemeinde          Zustroms, sozusagen als Erweiterung der      von 1929 bis 1936 verringerte sich ihre        wahrhaftig die Geschichte von Dietikon.
      Dietikon kamen. Aus diesem Grund              Kosthäuser: Es wurde von Ordensschwes-       Zahl um mehr als ein Viertel. Die
      erwarb Boller Bürgergemeindeland in der       tern des Klosters Menzingen ZG geleitet      «Weberei Syz & Co.» musste im Febru-
      Grünau und liess bis 1899 für das in sei-     und war als sichere Unterkunft für minder-   ar 1935 aus wirtschaftlichen Gründen
      nem Unternehmen beschäftigte Personal         jährige Mädchen gedacht, die sich mit        endgültig aufgegeben werden: Die gesamte       Bibliografie
                                                                                                                                                ¬ Archiv des Ortsmuseums Dietikon.
      eine Wohnkolonie aus 7 Zweifamilien-          einer 2-jährigen Anstellung in der Weberei   Belegschaft wurde entlassen und etliches
                                                                                                                                                ¬ Bürgi, Markus: Boller, Heinrich, in: Historisches
      und 2 Mehrfamilienhäusern errichten. In       die Aussteuer und Mitgift für eine spätere   Maschinenmaterial nach Glattfelden an          Lexikon der Schweiz, 8.11.2002.  [Stand: 22. März 2018].
      ortsfremde Fabriklerfamilien in grösserer                                                  hatte das Ende des Webereibetriebs auch        ¬ Fritzsche, Bruno/Lemmenmeister, Max:
                                                                                                                                                Auf dem Weg zu einer städtischen Industrie-
      Zahl in Dietikon an, welche vor dem Ers-      Schwere Zeiten und Schliessung               die Aufhebung des Mädchenheims zur             gesellschaft 1870 – 1910, in: Flüeler, Niklaus/
      ten Weltkrieg hauptsächlich noch aus dem      Normalerweise lebten zwischen dreissig       Folge. Die Werkhallen blieben jahrelang        Flüeler-Grauwiler Marianne (Hg.): Geschichte des
                                                                                                                                                Kantons Zürich 3, Zürich 1995, S. 158–241.
      Zürcher Oberland stammten.                    und vierzig Mädchen in dem Heim. Viele       unbenutzt. Bei Ausbruch des Zweiten
                                                                                                                                                ¬ Grau, Jakob: Um das Dietikoner Webereiglöggli,
          Um noch mehr günstige Arbeitskräfte       von ihnen kamen aus Oberitalien, weshalb     Weltkriegs bezog das Schweizer Militär die     in: Grob, Paul (Hg.): Limmattaler Heimat-Jahrbuch
      zu erhalten, investierte der neue Firmen-     das Mädchenheim im Dietiker Volksmund        Fabrik und auch das Mädchenheim und            2, Dietikon 1955, S. 56–59.
      besitzer John Syz-Schindler (1859 – 1939)     auch bald «Asilo Italiano» genannt wurde.    nutzte ihre Räumlichkeiten als Truppen-        ¬ Härri, Marianne: Syz, John, in: Historisches
      um 1903 zusätzlich in den Bau eines Mäd-      Für Unterkunft und Verpflegung hatten        unterkunft.                                    Lexikon der Schweiz, 28.3.2012.  [Stand: 22. März 2018].
      chenheims unweit des Fabrikareals an der      die Mädchen selber finanziell aufzukom-           Im Oktober 1940 erwarb die Leicht-
                                                                                                                                                ¬ Heid, Karl: Die Grünau im Wandel der Zeit, in:
      heutigen Heimstrasse 21. Syz war bereits      men, was sie täglich zwischen achtzig        und Isolierbaustoff produzierende Firma        Rapid Hauszeitung 10, 1967, S. 14–18.
      1890 als Teilhaber in die Weberei Boller      Rappen und einem Franken kostete. In         «Durisol AG» die Weberei und die Krei-         ¬ Koch, Hans (Hg.): Dietikon in Wort und Bild,
      eingestiegen. Der in New York gebürtige       ihrer arbeitsfreien Zeit wurden sie von      deproduzentin Rosa Zgraggen verlegte           Dietikon 1921.
      Unternehmer war in Zürich aufgewachsen,       den Nonnen in Handarbeit, Haushalts-         die «Signa AG» um 1942, welche sie 10          ¬ König, Mario/Kurz, Daniel/Sutter, Eva: Wirt-
                                                                                                                                                schaftsdepression und gesellschaftliche Unrast,
      sein Schwiegervater war der reiche Zürcher    führung und sogar in allgemeinbildenden      Jahre zuvor in Fischenthal ZH im Oberen        in: Flüeler, Niklaus/Flüeler-Grauwiler Marianne
      Seidenfabrikant Kaspar Schindler-Escher       Fächern unterrichtet. Ausgang hatten die     Tösstal gegründet hatte, in das Mädchen-       (Hg.): Geschichte des Kantons Zürich 3, Zürich
                                                                                                                                                1995, S. 310–329.
      (1828 – 1902). Bereits nach 10-jähriger       jungen Frauen keinen. Nur am Sonntag         heim. Nach dem Umzug, respektive der
                                                                                                                                                ¬ Lengwiler, Martin/Lengwiler, Urs/Rothenbüh-
      Tätigkeit in Dietikon wurde John Syz um       gingen sie unter der Obhut der gestrengen    Stilllegung dieser beiden Firmen standen
                                                                                                                                                ler, Verena/Stromer, Markus: Dietikon. Stadtluft
      1900 Alleininhaber der Weberei Dietikon,      Ordensschwestern ins Dorf und besuchten      jedoch sowohl die ehemalige Weberei als        und Dorfgeist. Von den Anfängen bis zur Gegen-
      und benannte sie 1901 in «Weberei Syz &       zusammen die Messe. Anschliessend durf-      auch das einstige Mädchenheim schon            wart, Zürich 2003.

      Co.» um.                                      ten sie einen gemeinsamen Spaziergang        wieder leer. So wurden schliesslich beide      ¬ Stadtarchiv & Kläui Bibliothek Uster, Nachlass
                                                                                                                                                Familie Zangger.
                                                    machen. Manchmal verliebten sich einige      Gebäulichkeiten in den Jahren 1983 und
                                                                                                                                                ¬ Trutmann, Hans Peter: Ein kleines stilles
      Das «Asilo Italiano»                          der Mädchen während dieser Ausflüge          1984 abgebrochen.                              Leuchten aus Dietikon, in: Neujahrsblatt von
      Zuwanderer aus dem Ausland bildeten seit      und entschlossen sich, hier in Dietikon zu        Als geschichtsträchtiger Betrieb mag      Dietikon 68, 2015, S. 5–169.
      dem Wirtschaftsaufschwung der 1890er-         bleiben.                                     die Weberei zwar schon lange aufgehört         ¬ Wiederkehr, Max: Die Elektrizität in Dietikon,
                                                                                                                                                in: Neujahrsblatt von Dietikon 49, 1996, S. 98-103.
      Jahre im gesamten Kanton Zürich ein               Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg      haben zu existieren. Doch zweifelsohne
                                                                                                                                                ¬ Wüger, Hans: 100 Jahre Wasserkraftnutzung
      immer wichtiger werdendes Element der         überstand die Weberei trotz schlechter       darf von ihr gesagt werden, dass sie als ei-   der Limmat in Dietikon, in: Neujahrsblatt von
      fabrikdörflichen Gesellschaft. Bis zu einem   Geschäftsjahre. Erst die grosse Weltwirt-    ner der frühesten industrialisierten Betrie-   Dietikon 14, 1961, S. 2–18.
030                                                                                                       Geschichte 031

      Die Baustoff-Firma Durisol

      Armeeunterkünfte und Bundesbüros
                                                                    Text: Hans Peter Trutmann

      Durisol-Bauten aus Dietikon standen sowohl im                 Heute denkt man beim Betrachten von
                                                                    alten Durisol-Bauten oft an die japanische
      kalten Grönland als auch im heissen Sudan. Die                Bauweise. Eine Erinnerung an die Bauten
                                                                    der Durisol Dietikon stellt die Ex-Libris-
      Fabrik am Limmatkanal war in den 1950er-Jahren                Fassade an der Grünaustrasse dar. Seit
                                                                    vielen Jahren hat dieses Konstruktions-
      landesweit eines der führenden Unternehmen
                                                                    modell jedoch bei uns in ästhetischer Hin-
      der Baustoffbranche.                                          sicht an Prestige eingebüsst. Zu Beginn der
                                                                    Geschichte dieser bedeutenden Dietiker
                                                                    Firma steht ein findiger Holländer, dem
                                                                    es gelang, einen Baustoff herzustellen, der
                                                                    leicht und stabil zugleich, nicht zu teuer,
                                                                    aber doch beständig war.

                                                                    Leichtbaustoff aus Holzabfällen
                                                                    Es war ein altes Anliegen, über einen Bau-
                                                                    stoff zu verfügen, der statische Festigkeit
                                                                    aufweist und gegen Kälte, Hitze, Feuchtig-
                                                                    keit und Schall isoliert. 1932 meldete der
                                                                    Holländer Richard Handl ein Verfahren
                                                                    zur Herstellung eines Leichtbaustoffs aus
                                                                    Holzabfällen und Zement als Patent an.
                                                                    Dieser Baustoff bestand im Wesentlichen
                                                                    aus Zement als Bindemittel und aus je
                                                                    nach Land verschiedenen Grundstoffen
                                                                    (z.B. Hobelspäne, Schwartenholz, Abfälle
                                                                    aus Zuckerrohr, Spanischnüssli-Schalen).
                                                                         Das Produkt war wärmeisolierend,
                                                                    schallschluckend und frostsicher. Es haftete
                                                                    an Beton, band mit Verputz und war mit
                                                                    Säge und Beil bearbeitbar. Der Baustoff
                                                                    stellte also eine Verwertung von teilweise

                                                                    Weder Pyramiden aus dem alten Ägypten noch
                                                                    die Fundamente des Limmattowers sondern
                                                                    ein riesiges Durisol-Lager in den 1950er-Jahren.
                                                                    In Dietikon wurden bis 1969 in erster Linie Mauer-

                                                       Fotos: ZVG
                                                                    steine mit hoher Isolation und guter Tragfähig-
                                                                    keit hergestellt.
032 Geschichte                                                                                                                                                                             Geschichte 057

        minderwertigem Material dar. Zwar war        Die Herren Schnell und Bosshard über-           Dietikon über den obersten Chef tuschelten,
        er nicht billiger als andere Baustoffe, er   nahmen die Aktien der Thermisol und             sprachen sie vom «Ogüst» (Auguste).
        erlaubte aber ein rasches Bauen zu jeder     diese begann 1939 mit der Fabrikation des
        Jahreszeit und eignete sich vor allem für    neuartigen Werkstoffs. Die eingeschlos-         Baustoff für Armee und Bund
        leichte Konstruktionen. 1937 erwarben der    senen Luftporen wurden dabei durch              Die Schweizer Armee benötigte ab 1939
        ETH-Architekt Alex Bosshard und der ver-     isolierende Holzfasern ersetzt. Wichtig         dringend zusätzliche Unterkünfte und           August Schnell und Josef Wietlisbach
        mögende Zürcher Bankier August Schnell       für die Entwicklung der Durisol-Produkte        wetterfeste Lagerräume. Auch die Bun-          (Dietikon/Geroldswil)
        (1897 – 1996) das alleinige Verwertungs-     war von Beginn an die fachliche Beratung        desverwaltung trat als Grossbestellerin
        recht des Patents Handl.                     durch den ETH-Ingenieur Friedrich Häus-         für Büroräume auf, z.B. 1942 im Marzili-
                                                                                                                                                    Durisol-Platzmeister Adolf Huber-Hümbeli
                                                     ler, Spezialist für Holzzement.                 quartier in Bern. Die Durisol schaffte es      (sog. Elefanten-Huber) blickt wohlwollend
        Durus plus solum gleich Durisol                   Im November 1940 wurde das Grund-          immer wieder, innert drei Monaten einen        auf einen Küchengehilfen hinunter.
        Damit kommen wir nach Dietikon, doch         kapital auf 400 000 Franken verdoppelt und      Komplex von 300 Büros schlüsselfertig
        noch nicht ins Limmatfeld. Im März           eine neue Firmenbezeichnung beschlos-           aufzustellen. Auch die Landwirtschaft
        1938 wurde an der Schöneggstrasse 32,        sen: Durisol AG für Leichtbaustoffe. Beim       machte vom neuen Bauprodukt gerne für
        also westlich der damaligen Diplolith-       Namen handelt es sich um eine lateinische       Lagerräume Gebrauch.
        und Cementsteinfabrik, im Volksmund          Wortkombination: durus (hart) und solum             Nach dem Zweiten Weltkrieg lief der
        «Korki» genannt (heute Siedlung «Dörfli»),   (Grund, Boden).                                 Betrieb am Limmatkanal mit der Herstellung
        eine kleine Firma namens Thermisol AG                                                        von Durisol-Mauersteinen und Leichtbau-
        Leichtbaustoffe eröffnet. Man stellte dort   Unter der Fuchtel von «Ogüst»                   platten für Wohnbauten auf Hochtouren.
        Porenbeton her. Gründer waren Josef          Die seit 1860 bestehende Weberei Bol-           Auch für den Bau von Schulhäusern, Turn-
        Meier-Blattmer und Arthur Kormann.           ler&Syz musste 1935 aus wirtschaftlichen        hallen und Industriebauten kamen viele Auf-
        Verwaltungsratspräsident war Arnold          Gründen stillgelegt werden. 1939 kauften        träge nach Dietikon. Grösse und Gewicht der
        Rutishauser und als Geschäftsführer wirkte   Schnell und Bosshard für ihre Firma             Plattenelemente waren so, dass sie von zwei
        Werner Affolter. Geschäftszwecke laut        Durisol das 50 000 Quadratmeter um-             Männern getragen und eingebaut werden
        Handelsregister waren der Erwerb von         fassende Areal der Weberei am Lim-              konnten. Die Herstellung war weder hochin-
        Patenten und Verfahren des Baufachs,         matkanal (Fabrikstrasse 20). Der Preis          dustriell noch kapitalintensiv. Die Elemente
        Verwertung durch Verkauf, Lizenzabgabe       betrug 596 000 Franken, also etwa               waren leicht zu montieren und somit auch
        oder Selbstherstellung.                      12 Franken pro Quadratmeter. Das Ge-            für Übergangslösungen geeignet.
                                                     lände lag abseits der lokalen Verkehrs-             Während der Bausaison waren in den
                                                     und Spazierwege.                                Fünfzigerjahren täglich bis zu zehn Last-
                                                         Bald hatte August Schnell als Delegier-     wagen für die Durisol im Einsatz. Sie fuhren
                                                     ter des Verwaltungsrats und Direktor das        am Morgen mit den Mauersteinen zu den
                                                     grosse Sagen in der Firma. Er gefiel sich       vielen Baustellen in der ganzen Schweiz und
                                                     in der Rolle eines jovialen und oft unbere-     sammelten auf dem Rückweg bei grossen          aus Dietikon und dem übrigen Limmattal
                                                     chenbaren Patrons, gönnte sich keine Ferien     Sägereien Hobelspäne und Schwarten ein.        konnten sich über viele Aufträge von der
        Hans Peter Trutmann ist in Dietikon          und duzte das Personal nach Lust und            Nach Kriegsende trafen bei der Durisol         Durisol erfreuen.
        aufgewachsen. Der promovierter Jurist
                                                     Laune. Finanzspezialist Schnell war auch        zudem viele Bestellungen aus dem Ausland
        war in leitender Stellung beim Kanto-
        nalen Strassenverkehrsamt tätig. Seit        ein Freund der schönen Künste und des           ein. Die Firma wurde zusätzlich mit Perso-     «Elefanten-Huber» in Aktion
        Jahrzehnten beschäftigt er sich intensiv     feinen Essens. So war er häufiger Gast in der   nal und Einrichtungen für eine vollständige    Die mündlichen Anordnungen von Platz-
        mit der Geschichte Dietikons.                «Krone». Wenn die 150 Mitarbeitenden in         Schlosserei ausgerüstet. Unterakkordanten      chef Adolf Huber-Hümbeli (Vater von alt
034 Geschichte                                                                                                                                                                         Geschichte
                                                               Die Durisol um 1953 mit den
                                                                  beiden Lagerplätzen. Die
                                                              Produktion der Bauelemente
                                                                  fand in der grossen Halle
                                                                   der ehemaligen Weberei
                                                               statt. Unten die 1951 an der
                                                                  Überlandstrasse erstellte
                                                              Turissa-Nähmaschinenfabrik
        Gemeinderat Walter Huber-Zuber) waren                     AG. Am rechten Ufer des
        auf dem ganzen Areal gut hörbar und                  Limmatkanals steht das EKZ.
        wurden genau befolgt. Bei Gegenwind                  Die vielen sonnigen Schreber-
                                                                  gärten sind schon längst
        schwang er sich sofort missmutig auf das                            verschwunden.
        Militärfahrrad und gab die Aufträge an
        Ort und Stelle durch. Seine gewaltigen
        körperlichen Kräfte führten in Dietikon
        zum Übernamen «Elefanten-Huber». Er             produziert. Ab 1968 stand der
        war deshalb am freien Samstagnachmittag         Verkaufsschlager Duripanel im
        für das lokale Transportgeschäft Hürzeler       Mittelpunkt, Platten aus Holz
        ein begehrter Zügelmann.                        und Zement, im Format
             Die älteren Dietiker Buben rissen sich     100 × 300 cm und 9 bis 40 mm
        in den Fünfzigerjahren um die Möglichkeit,      dick.
        während der Ferien bei der Durisol Hand
        anzulegen, betrug doch der Stundenlohn          Konkurrenz mit Villmergen
        drei Franken. Und eine ganze Reihe von          1963 war das Areal am Lim-
        Dietikern stellten ihre Arbeitskraft für        matkanal für die Produktion
        längere oder kürzere Zeit der Durisol zur       zu klein geworden, sodass
        Verfügung, so z.B. Vizedirektor Emil            man die Durisol Villmergen
        Manser, Platzmeister Adolf Huber-Hüm-           AG gründete. Die Inbetrieb-
        beli, Josef Wietlisbach als Chef der Schrei-    nahme erfolgte 1964. Allein                  die Westschweiz stand in Renens VD.          «Ogüst» Schnell zog sich 1978 aus der
        nerei und Betriebsleiter, Finanzchef August     die Fabrikhalle umfasste 10 000 m2, dazu     Verschiedene Vertreter und Fachberater       Firma Durisol zurück.
        Schelbert-Oeschger, die für den Vertrieb        kamen noch die Nebengebäude. Der             waren über die ganze Schweiz verteilt.           Im Dezember 1980 verursachte ein
        zuständigen Prokuristen Fritz llli und Rein-    dortige Gemeinderat war verärgert, weil      Im Vordergrund stand in Villmergen die       Brand in der Dietiker Fabrikationshalle
        hard Handschin, Architekt Gottfried Hünig,      seine Forderung, den Sitz der Firma von      Produktion von Betonziegeln.                 einen Millionenschaden. Damals beschäf-
        Josef Bollhalder (Spedition und Dispositi-      Dietikon nach Villmergen zu verlegen,                                                     tigte die Durisol in Dietikon nur noch etwa
        on), Hans Wagner (Werkmeister Duripa-           nicht erfüllt wurde. Da die neuen Anlagen    Schmidheinys «Eternit» greift 1978 zu        dreissig Personen. Die noch von der alten
        nel), Alfred Menzi (Labor), Paul Hubatka        einen weitgehend vollautomatisierten Be-     Im Jahre 1978 erwarb die von der Indus-      Weberei stammende grosse Halle wurde
        (zuständig für die Westschweiz), Walter         trieb ermöglichten, konnte bei gleichblei-   triellenfamilie Schmidheiny dominierte       im Frühjahr 1983 abgebrochen und die
        Lochinger von der «Schmiedstube», der nie       bender Produktionsmenge die technische       Firma Eternit AG in Niederurnen die Ak-      Produktion völlig eingestellt. Das war das
        verzagende Maschinenspezialist Karl (Car-       Belegschaft stark reduziert werden.          tien der Durisol Dietikon und Villmergen.    endgültige Ende der Dursiol in Dietikon.
        lo) Meier und der 1959 aus dem Unterwallis          Die Verwaltungsabteilung der Durisol     Direktor und Mehrheitsaktionär Schnell       Ende 1989 übernahm die 1964 in Würen-
        kommende Germain Mittaz. Ein kaufmän-           wurde 1966 von Dietikon nach Villmer-        hatte zwar zuvor immer wieder verkündet,     lingen gegründete Montana Bausysteme
        nischer Lehrling bei der Durisol war Röbi       gen verlegt, was die Ortsansässigen gar      dem Baustoffmonopolisten Schmidheiny         AG die Durisol Villmergen AG. Sie hat
        Zimmermann von der Getränkefirma.               nicht freute. Um 1970 beschäftigten die      verkaufe er dann aber gar nie. Doch als      ihren Standort an der Durisolstrasse in
             In Dietikon stellte man bis 1969 in ers-   beiden Betriebe in Dietikon und Villmer-     Schnells Sohn mehr Interesse für das         Villmergen.
        ter Linie Durisol-Mauersteine mit hoher         gen zusammen mit ihren ausländischen         Studium der Kunstgeschichte zeigte als für
        Isolation und guter Tragfähigkeit her. Ferner   Lizenznehmern 350 Personen. Diverse          die Leitung eines industriellen Betriebs,
                                                                                                                                                  Dank
        wurden Decken-, Dach- und Isolierplatten        Montagegruppen waren im ganzen Land          musste der Vater widerwillig seinen Ent-     Ich danke Josef Wietlisbach, Hans Wagner,
        (auch im Grossformat) für Industriebauten       unterwegs. Die Koordinationsstelle für       schluss ändern und die Aktien verkaufen.     Germain Mittaz und Alfred Menzi für Auskünfte.
036 Geschichte                                                                                                                                                                                          037

        Turissa-Nähmaschine

        Der «Volvo» für die Hausfrau
        Von 1951 bis 1967 wurden                    Sportwaffen herstellte. Ein inter-
        im Dietiker Limmatfeld, neben               essante Kombination: Jagdgeweh-
                                                    re für den Mann, Nähmaschinen
        dem heutigen Limmattower, Näh-              für die Frau.
        maschinen produziert.                            Die erste Turissa, eben dieser
                                                    «Volvo», war eine robuste Maschi-

                                                                                                                                                                                                         Bild: Lutz Lehning, www.naehmaschinenverzeichnis.de
        Text: Helene Arnet                          ne in Beige-Braun, die geradeaus,
        Nicht einfach Nähmaschinen: Der             rückwärts und Zickzack nähen konnte.
        «Volvo der Nähmaschinen», wie               Die Turissa Automatic war einfach zu
        Liebhaber das erste Modell, die Turis-      bedienen, pflegeleicht, geschätzt wurde
        sa Automatic, bezeichnen. Die Firma         auch ihr gleichmässig schönes Stich-
        Turissa hatte ihren Ursprung in der         bild. Der Absatz war anfänglich
        Stickereifabrik Brütsch &  Co mit Sitz in   gut, auch weil sie verhältnismässig
        St. Gallen. Sie geriet um 1930 aufgrund     billig war: 1958 kostete eine Turissa
        der Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten     Ultramatic, die nun auch eine ganze
        und wurde von der Firma Fritz Gegauf        Reihe Zierstiche beherrschte, 640
        in Steckborn übernommen. Für diese          Franken, die vergleichbare Bernina
        Firma konstruierte der Tüftler Wilhelm      890 Franken. Heute würde man
        Brütsch die erste Haushaltnähmaschine,      von Dumpingpreisen sprechen.
        die 1932 unter dem Namen Bernina
        Kl 105 auf den Markt kam.                   Hochwertige Ware, niedriger
             Brütsch arbeitete für Gegauf/Berni-    Preis
        na, führte aber gleichzeitig eine eigene    Um 1962 kam die Turissa Swissmatic
        Firma weiter. Nach dessen Tod im Jahr       auf den Markt. Sie hatte eine Wahl-                                                                          Eine Turissa Swissmatic mit Dietiker
        1943 und einer Übergangszeit übernahm       scheibe, war schablonengesteuert,                                                                            Wappen, die zwischen 1962 und 1967
                                                                                                                                                                 in Dietikon produziert wurde.
        der zweite Mann der Schwiegertochter        verfügte über sechzehn Programme
        des Firmengründers, Otto Müller, den        und war mit einem Dietiker Wäpp-
        Betrieb. Er verstand sich als Konkur-       chen versehen. Ein Sammler von alten
        renzunternehmen zu Gegauf/Bernina,          Nähmaschinen schreibt über die Turissa         Das Geschäftsmodell, hochwertige Ware        PS:
        benannte 1951 Brütsch &  Co in Turis-       Swissmatic auf der Website «naehmaschi-        zu niedrigen Preisen anzubieten, funktio-    Bernina, vormals Fritz Gegauf AG, pro-
        sa-Nähmaschinenfabrik um und zog mit        nenverzeichnis.de», von der viele Infor-       nierte nicht lange. 1967 wurde die Nähma-    duziert bis heute Haushaltnähmaschinen.
        der Produktion nach Dietikon. Ganz          mationen dieses Textes stammen: «Die           schinenproduktion in Dietikon eingestellt,   In Steckborn und in Lamphun (Thailand).
        eigenständig war die Firma allerdings       gesamte Mechanik ist perfekt und fein          das Fabrikgebäude, das bis zur Überbau-      Sie beschäftigt gut 1000 Mitarbeiterinnen
        nicht. Sie wurde als Tochterunternehmen     gearbeitet, sie funktioniert sehr leichtgän-   ung Limmathof noch stand, wurde von der      und Mitarbeiter, 270 davon in Steckborn,
        der Hämmerli Lenzburg geführt, die          gig und leise.»                                Firma Rapid gekauft.                         und beliefert weltweit achtzig Märkte.
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