Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Sein & Schein
in Geschichte, Architektur
und Denkmalpflege
Tag des offenen Denkmals® 2021
Sonntag, 12. September

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Übersicht der Denkmäler | Stadtplan

Innenstadt

1   Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Anna                  25 Perlachturm mit Turamichele
    Im Annahof 2                                       Rathausplatz 6

2   Ev.-Luth. Pfarrkirche zu den Barfüßern          26 Schaezlerpalais
    Barfüßerstraße 8 / Mittlerer Lech 1                Maximilianstraße 46

3   Diözesanmuseum St. Afra                         28 Ehemalige Stadtmetzg
    Kornhausgasse 3–5                                  Metzgplatz 1

4   Kath. Domkirche Mariä Heimsuchung               27 Alte Schmiede
    Frauentorstraße 1                                  Milchberg 16

9   Ehem. Dominikanerklosterkirche                  29 Sog. Wieselhaus
    St. Magdalena                                      Äußeres Pfaffengässchen 23
    Dominikanergasse 15
                                                    30 Oblatterwall-Turm
16 Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Ulrich                    Riedlerstraße 11
   Ulrichsplatz 21
                                                    31 Wertachbrucker Tor
17 Kath. Basilika St. Ulrich und Afra                  Wertachbrucker Tor-Straße 14,
   Ulrichsplatz 23                                     Am Backofenwall
18 Hermanfriedhof                                   32 Zeughaus
    mit kath. Friedhofskirche St. Michael              Zeugplatz 4
    Hermanstraße 12
                                                    36 Wassertürme am Roten Tor
20 Protestantischer Friedhof                           Am Roten Tor 1
    mit Friedhofskirche                             41 Kongresshalle mit Hotelturm
    Haunstetter Straße 36
                                                        und Sporthalle
21 Fuggerei                                             Gögginger Straße 10
   Fuggerei 56                                          Imhofstraße 12
                                                        Ulrich-Hofmeier-Straße 30
22 Fuggerhäuser Innenhöfe
   Maximilianstraße 36, Zeugplatz 7                 43 Staats- und Stadtbibliothek
                                                       Schaezlerstraße 25
23 Ehem. Paritätische St.-Jakobs-Pfründe
   Mittlerer Lech 5

24 Maximilianmuseum
   Fuggerplatz 1

            Rathausplatz                  Königsplatz
Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Für deine                         Inhalt

             Neugierde
                                               Vorwort                                                                    8

                                               Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege               10

                                               Sakralbauten17

                                               1   Ev.-Luth. Pfarrkirche             18   10 Kath. Filialkirche          47
                                                   St. Anna                                   St. Michael, Pfersee
                                                   Im Annahof 2                                Stadtberger Straße 9

                                               2   Ev.-Luth. Pfarrkirche             21   11 Kath. Pfarrkirche           49
                                                   zu den Barfüßern                           St. Peter und Paul,
                                                   Barfüßerstraße 8                           Inningen
                                                                                               Bobinger Straße 58
                                               3   Diözesanmuseum23
                                                   St. Afra                                12 Ev.-Luth. Pfarrkirche       52
                                                   Kornhausgasse 3–5                          St. Petrus, Lechhausen
                                                                                               Soldnerstraße 38
                                               4   Kath. Domkirche                   25
                                                   Mariä Heimsuchung                       13 Kath. Pfarrkirche           55
                                                   Frauentorstraße 1                          St. Remigius, Bergheim
                                                                                               Hauptstraße 24
                                               5   Kath. Pfarrkirche        29
                                                   „Zum Heiligsten Erlöser“,               14 Ehem. Synagoge              57
                                                   Göggingen                                  Kriegshaber
                                                   Wellenburger Straße 58                      Ulmer Straße 228

                                               6   Kath. Pfarrkirche                 31   15 Ev.-Luth. Kirche       59
                                                   St. Georg, Haunstetten                     St. Thomas, Kriegshaber
                                                   Bürgermeister-Widmeier-Straße 10            Rockensteinstraße 21

                                               7   Kath. Pfarrkirche                 34   16 Ev.-Luth. Pfarrkirche       62
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         Kultu                                     St. Georg und Michael,
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                                                                                              St. Ulrich
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  Kultu ent.
                                                   Von-Cobres-Straße 6
                                                                                           17 Kath. Basilika St. Ulrich   64
                                               8   Kath. Pfarrkirche        39
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                                                                                              und Afra

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                                                   Hlgst. Herz Jesu, Pfersee                   Ulrichsplatz 23
                                                   Augsburger Straße 23a
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 Für ei und Regio
                                               9   Ehemalige42
   St a d t                                        Dominikanerklosterkirche
                                                   St. Magdalena
                                                   Dominikanergasse 15

                       Immer an deiner Seite
                                                                                                                                5
Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Friedhöfe71                               Stadtbefestigung und            109   Besondere Bauaufgaben 139
                                               militärische Anlagen                   des 19. und 20. Jahrhunderts
    18 Hermanfriedhof mit                72
       kath. Friedhofskirche                   30 Oblatterwall-Turm110               40 Hans-Adlhoch-Schule140
       St. Michael                                Riedlerstraße/                          Hans-Adlhoch-Straße 34
       Hermanstraße 12                            Untere Jakobermauer
                                                                                      41 Kongresshalle143
    19 Käß‘sches Mausoleum, 75                31 Wertachbrucker Tor           111      mit Hotelturm und
                                                  Am Backofenwall 2
       Alter Haunstetter Friedhof                                                        Sporthalle
       Bürgermeister-Widmeier-Straße 55        32 Ehem. Zeughaus               113       Göggingerstraße 10
                                                                                          Imhofstraße 12
                                                  Zeugplatz 4
    20 Protestantischer Friedhof 77                                                      Ulrich-Hofmeier-Straße 30
       mit Friedhofskirche                     33 Halle 116 der ehem.          116
       Haunstetter Straße 36                                                          42 Kurhaus Göggingen           148
                                                  Sheridan-Kaserne
                                                                                          Klausenberg 6
                                                  Karl-Nolan-Straße 2–4

    Repräsentationsbauten81                                                          43 Staats- und                 150
                                               34 Ehem. Offizierskasino        118
    und Bürgerhäuser                                                                     Stadtbibliothek
                                                  der Somme-Kaserne
                                                                                          Schaezlerstraße 25
                                                  Sommestr. 30

    21 Fuggerei82                                                                    44 Universität Augsburg – 153
       Fuggerei 56                                                                       Campus
                                               Bauten des Augsburger           123       Universitätsstraße 2
    22 Fuggerhäuser                      86   Wassersystems
       Maximilianstraße 36/38

    23 Ehem. Paritätische                90   35 Ehem. Pulvermühl-
                                                                                      Weiterführende Literatur                                   156
       St.-Jakobs-Pfründe                         schleuse124
       Mittlerer Lech 5                           Damaschkeplatz
                                                                                      Tag des offenen Denkmals®                                  159
    24 Maximilianmuseum93                     36 Wassertürme am
       Fuggerplatz 1                              Roten Tor                    125   Impressum161
                                                  Am Roten Tor 1
    25 Perlachturm mit                   96
       Turamichele                             37 Histor. Wasserwerk am
       Rathausplatz 6                             Hochablass128
                                                  Am Eiskanal 50
    26 Schaezlerpalais mit               99
       Deutscher Barockgalerie                                                        Weitere Infos unter: augsburg.de/tag-des-offenen-denkmals
       Maximilianstraße 46                     Bauten der                      131
                                               Industrialisierung
    27 Alte Schmiede                 102
       Milchberg 16
                                               38 Ehem. städtisches            132
    28 Ehemalige Stadtmetzg 104                  Gaswerk
       Metzgplatz 1
                                                  August-Wessels-Straße 30
    29 Sog. Wieselhaus               106      39 Sog. Glaspalast              135
       Äußeres Pfaffengässchen 23
                                                  Otto-Lindenmeyer-Straße 30,
                                                  Beim Glaspalast 1

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Vorwort

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    sehr geehrte Denkmalliebhaberinnen und Denkmalliebhaber,

    wie jedes Jahr im September veranstaltet die Deutsche Stiftung Denk-      Besonders erfreulich ist in diesem Jahr die Rekordteilnahme: Beim
    malschutz auch in diesem Jahr wieder den „Tag des offenen Denkmals®“.     diesjähringen „Tag des offenen Denkmals®“ wird das breite Feld des
    2021 steht die Veranstaltung unter dem Motto „Sein und Schein – in        Themas an 47 Beispielen vorgestellt. Diese Broschüre möchte Ihnen,
    Geschichte, Architektur und Denkmalpflege.“                               liebe Leserinnen und Leser, all diese Denkmäler und ihre Geschichte
    Es geht um Denkmäler, die mit optischen Täuschungen und Illusionen        vorstellen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!
    spielen oder auf den ersten Blick nicht viel hermachen, aber auf den
    zweiten Blick eine außergewöhnliche Erscheinung, eine außergewöhn-
    liche Geschichte, eine außergewöhnliche Wahrheit preisgeben. Dieser
    Blick hinter die Fassade macht die Denkmalpflege so spannend und          Herzlichst
    auch so wichtig. Das zeigt auch die Geschichte eines der bekanntesten
    Augsburger Denkmäler, die Geschichte des Kurhauses Göggingen, das
    1886 entstand. Im Jahr 1972 brachte ein Feuer die zu dem Zeitpunkt in
    Vergessenheit geratene wahre Schönheit des Gebäudes zum Vorschein.
    Die Katastrophe erwies sich als Segen. Welch Glück, dass das Kurhaus
    dadurch für uns erhalten blieb.

    Auch wenn der „Tag des offenen Denkmals®“ in diesem Jahr schon zum        Eva Weber		          Gerd Merkle
    zweiten Mal nur eingeschränkt begangen werden kann, erscheint er          Oberbürgermeisterin		Baureferent
    wichtiger als in normalen Zeiten. Durch die Pandemie wird unsere Auf-
    merksamkeit stark von der Gegenwart beansprucht. Manch einer hat das
    Gefühl, dass diese bröckelt wie ein alter Putz. Mehr denn je brauchen
    wir daher das feste Fundament der Vergangenheit, die in Bauten gegos-
    sene Beständigkeit, die uns die beruhigende Botschaft vermittelt: Alles
    kann überstanden werden. Richten wir daher den Blick auf diese Bauten
    und erkunden das Sein hinter dem Schein. Wer weiß, was wir Wertvol-
    les entdecken.

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Einführung

     Sein & Schein – in Geschichte,
     Architektur und Denkmalpflege
     „Der Schein trügt“, „Mehr Schein     Illusionistische Techniken lassen
     als Sein“ oder „Die Welt urteilt     sich u.a. in Mosaiken, Zeichnungen,
     nach dem Scheine“ – viele Sprich-    Skulpturen, Gemälden, Naturab-
     wörter greifen das Verhältnis von    güssen und in der Architektur fin-
     Täuschung und Realität auf. Ob       den. Hyperrealistische Skulpturen
     Magie, Historienfilme oder das       zeichnen sich etwa durch Techniken
     Berliner Schloss im Wiederaufbau,    wie die Verwendung von Echthaar,
     in vielen Lebensbereichen werden     Glasaugen und besondere Bemalun-
     wir Teil einer „vorgetäuschten“      gen aus. Selbst Stillleben spielen
     Wirklichkeit. Doch warum lassen      mit unserer Sinneswahrnehmung,
     wir uns so gerne verzaubern, ver-    wie es Plinius der Ältere (23/24 n.
     blüffen und hinters Licht führen?    Chr.) überliefert. So schuf Zeuxis
     Nicht erst seit Social Media spie-   seine bekannten Traubenbilder im
     len wir mit unserer Wahrnehmung.     Wettstreit mit Parrhasios. Auf sei-
     Was in der Antike beginnt, findet    nen Bildern waren die Trauben so
     in der Kunst und Architektur des     realistisch gemalt, dass Vögel diese
     Barocks seinen Höhepunkt und         anpickten. Zeuxis hingegen wurde
     strahlt bis in die Gegenwart.        von dem täuschend echten Vorhang
                                          des Parrhasios in die Irre geführt.
                                          Denn er versuchte, den Vorhang bei-
     Der schöne Schein: Täuschung         seite zu schieben. Durch perspekti-
     in den bildenden Künsten             vische Raffinessen lässt das soge-
                                          nannte Trompe-l’oeil (frz. „Augen-
     Ob die Nachahmung der Natur,         täuschung“) Dargestelltes real er-
     Sinnestäuschungen im Dekor oder      scheinen. In der Architektur führte
     visuelle Erweiterungen der Archi-    allen voran die zentralperspektivi-
     tektur – immer geht es um das Ver-   sche Wand- und Deckenmalerei
     hältnis von Sein und Schein. So      Sinnestäuschungen herbei.
     brachten verschiedene Epochen
     wie der Realismus, Barock,
     Historismus oder die Moderne
     ihre spezifischen Kontexte, Werke
     und Interpretationen mit sich.

                                                                                 Allegorie auf das Glück des Handels,
                                                                                 Kopie des Deckenfreskos von Gottfried Bernhard Göz (1739) im Köpfhaus am Fuggerplatz,
                                                                                 Gouache von Karl Nicolai, 1937
                                                                                 Quelle: Kunstsammlungen und Museen Augsburg

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Illusion durch Handwerk:              die Beschaffenheit echten Mar-
     Von Gewölben, Stucco                  mors nach. Bei der Kalkputztechnik
     lustro und Quaderputz                 Stucco lustro ist die typisch mar-
                                           morierte Oberfläche des Natur-
     Im Barock erleben illusionistische    steins aufgemalt. Bei der Intarsien-
     Darstellungsmethoden wie das          technik Scagliola färben hingegen
     Trompe l’oeil einen Höhepunkt:        Farbpigmente die aus Gips- und
     Die Vermischung mehrerer Künste       Leimwasser bestehende Masse
     wie Malerei, Architektur, Skulptur,   ein. Stuckmarmor wurde bereits in
     Musik und Theater sowie das Inte-     der Antike hergestellt und kommt
     resse für das Übernatürliche und      aufgrund seiner enormen Strahl-
     Himmlische brachten eine Vielzahl     kraft besonders im Barock vor.
     an illusionistischen Techniken her-
     vor. Mit gemalten Scheinarchitek-
     turen ließen sich Räume visuell er-   Orte der Illusion und schein-
     weitern und vergrößern. Schein-       bar unscheinbare Denkmale
     kuppeln stellten dabei eine Verbin-
     dung zum göttlichen Himmelreich       Theaterbauten mit aufwendig ge-
     her, vergegenwärtigten Glaubens-      fertigten Requisiten, prunkvoll aus-
     inhalte und konnten damit Mitge-      gestattete Schlossanlagen, Licht-
     fühl auslösen.                        spieltheater oder Bahnhofkinos:
                                           Sie alle vereint die Eigenschaft,
     Über die Symbolkraft hinaus war       Ort oder Attribut der Repräsenta-
     die Motivation häufig pragmati-       tion, Illusion und Inszenierung zu
     scher: Wie konnten edle Baustoffe     sein. An diesen Bauwerken werden
                                                                                  Pulvermühlschleuse
     preiswerter produziert werden?        Geschichten erzählt, historische       Foto: Ulrich Heiß, Wien
     Federleichtes Pappmaché diente        Stoffe inszeniert, Macht repräsen-
     so als Stuckersatz und verputztes     tiert oder das Auge mit bewegten
     Fachwerk imitierte durch aufge-       Bildern ausgetrickst.                  Denkmale im Gewand                    Bauelemente wurden imitiert, neu
     malte Quader ein sauber gearbei-                                             anderer Bauwerke                      interpretiert oder als Spolien ent-
     tetes Steinmauerwerk. Mithilfe von    Doch längst nicht alle Denkmale                                              wendet. Den Überlieferungen nach
     Farben, Putz und Reliefs entstan-     lassen sich auf den ersten Blick       Eine Epoche mit rückwärtsge-          ließ Ende des 8. Jahrhunderts
     den sogenannte Scheinfassaden,        als solche erkennen. Manchmal          wandtem Blick: Der Historismus        Karl der Große spätantike Spolien
     die Fenster, Säulen und Gesimse       zeigt sich die Bedeutung eines         stand ganz im Zeichen der             aus den Kaiser-Residenzen Rom
     vortäuschen konnten. Zu den his-      Ortes erst beim genaueren Hin-         Wiederbelebung vergangener            und Ravenna nach Aachen schaf-
     torischen Handwerkstechniken der      sehen. Denkmale mit einer „au-         Baustile. So zitierten Baumeister     fen. Die Integration antiker Spolien
     architektonischen Illusion, gehört    genscheinlich“ unscheinbaren           im 19. Jahrhundert bewusst die        in die Aachener Pfalzkapelle gab
     neben Quaderputz, Grisaillemale-      Fassade sind leicht zu übersehen       Stilformen der Renaissance oder       dem politischen Anspruch, das Erbe
     rei, Rustizierung, Holz-Maserung      – wie das überputzte Fachwerk-         Gotik und verbanden diese zum         des römischen Reiches anzutreten,
     oder Stuckmarmor. Stuckmarmor         haus um die Ecke.                      Teil miteinander. Als Inspirationen   Ausdruck. Die Übertragung einzel-
     ahmt in verschiedenen Techniken                                              dienten Architekturen und Aus-        ner Bauelementen kann ebenso der
                                                                                  drucksformen anderer Länder.          Denkmalpflege dienen.

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Konservieren, restaurieren,             In Abgrenzung zur Rekonstruktion      Ausblick: Wenn 3D-Drucker             millimetergenau. Mittels 3D-Druck
     rekonstruieren?                         beschreibt die Restaurierung In-      Denkmale drucken                      lassen sich theoretisch Repliken
                                             standsetzungen und Wiederherstel-                                           herstellen und ersetzen manuelle
     Der Umgang mit originaler oder          lungen mit dem Ziel, die originale    Die Digitalisierung unserer Gesell-   Handwerkstechniken. Sein oder
     verlorengegangener Substanz an          Substanz und den Zeugniswert von      schaft führt zu neuen Fragestellun-   Schein in der Denkmalpflege?
     und in historischen Bauwerken           Bauteilen und Baudenkmalen zu er-     gen in der Denkmalpflege. Digitale    Restaurierungen, Rekonstruktionen
     ist ein lebendiger Diskurs in der       halten. Mit diesem Anspruch steht     Untersuchungsmethoden, Archi-         oder 3D-Repliken sind wichtige
     modernen Denkmalpflege. Etliche         die Restaurierung ganz im Zeichen     vierungsmöglichkeiten oder die        Entwicklungen für die Bewahrung
     Beispiele von Erhalt, Instandset-       des Seins.                            Visualisierung verlorengegangener     unseres kulturellen Erbes und das
     zung, Wiederaufbau oder Rekon-                                                Zustände: Was in der archäologi-      Verständnis unserer historischen
     struktion bezeugen seit Jahrhun-                                              schen Forschung längst praktiziert    Zeugnisse.
     derten einen äußerst vielfältigen       „Sein und Schein“ in der              wird, rückt für die Baudenkmal-
     Umgang – je nach politischem,           Denkmalpflege                         pflege zunehmend in den Fokus.        Text: Deutsche Stiftung Denkmalschutz
     kulturellem und historischem Kon-                                             3D-Scans erfassen Bauaufnahmen
     text. Dabei ist die Auseinander-        Das vehemente Plädoyer von Georg
     setzung mit konkreten Maßnah-           Dehio – „Konservieren, nicht res-
     men der historischen Re- oder           taurieren“ – hat die Denkmalpflege
     Teilrekonstruktion ebenso span-         in Deutschland über ein Jahrhun-
     nend für die Auseinandersetzung         dert geprägt. Doch hat es heute       Weitere Informationen zum bundesweiten Aktionstag:
     mit unserem Motto „Sein und             noch Wirkung? Folgt die Denkmal-      tag-des-offenen-denkmals.de
     Schein“ wie aktuelle Debatten.          pflege heute unbeirrt dem Primat
     Der Totalrekonstruktion steht die       der Originalsubstanz, dem Sein?       Weitere Informationen zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz:
     Denkmalpflege häufig kritisch           Welche anderen Interessenlagen        denkmalschutz.de
     gegenüber, weil sich Baugeschich-       lassen sie von diesem einstmals
     te nicht nachbauen lässt. Bei der       definierten Königsweg abweichen?
     Rekonstruktion fällt die Entschei-      Welche Bedeutung haben Nut-
     dung daher immer auf eine fiktive       zungsveränderungen, wirtschaft-
     Stilrichtung, die es in einer gewach-   licher Druck – oder auch nur man-
     senen Bausubstanz nicht geben           gelndes Interesse der Bürger am
     würde. Dadurch können denkmal-          echten Denkmal? Ersetzen Rekons-
     relevante Bauelemente, Zeitschich-      truktionen lange Verlorenes, lösen
     ten oder ganze Bauphasen in Ver-        moderne Materialien historische
     gessenheit geraten.                     Baustoffe ab, verdrängen preiswer-
                                             te Fertigteile traditionelles Hand-
     Als lebendige Zeugnisse jahrhun-        werk? Nach Dehio ist die Leistung
     dertelanger Traditionen der Völ-        der Denkmalpflege die Spuren der
     ker vermitteln die Denkmäler der        Geschichte zu bewahren und nicht,
     Gegenwart eine geistige Botschaft       Neues alt aussehen zu lassen. Ist
     der Vergangenheit (…). Sie [die         dieses moderne Verständnis von
     Menschheit] hat die Verpflichtung,      Denkmalschutz heute noch aktuell?
     ihnen die Denkmäler im ganzen           Und sind Denkmalbehörden finan-
     Reichtum ihrer Authentizität weiter-    ziell und personell ausreichend
     zugeben.                                ausgestattet, um diesen Anspruch
                                             umzusetzen und den Bürgern zu
     Charta von Venedig, 1964                vermitteln?

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Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege - Tag des offenen Denkmals 2021 Sonntag, 12. September
Sakralbauten

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1    Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Anna                                                Die Fuggerkapelle schließlich prä-
                                                                                   sentiert sich als das „früheste und
                                                                                                                           der Fuggerkapelle war. Der Ent-
                                                                                                                           wurf der Gesamtanlage wird mit
                                                                                   vollkommenste Denkmal der Re-           Albrecht Dürer in Verbindung ge-
     Im Annahof 2                                                                  naissance auf deutschem Boden“          bracht, als ausführende Baumeis-
                                                                                   (Bruno Bushart). Der quadratische       ter werden Burkhard Engelberg
     Ehemalige Karmeliterklosterkirche                                             Raum mit seinem prachtvollen            (1447–1512) oder Hans Hieber (um
                                                                                   Marmor-Fußboden ist von einem           1470–1522) gehandelt, während
                                                                                   Kleeblattgewölbe überspannt. In         für die Realisierung der Bildhauer-
     Architektur und Ausstattung                                                   die leicht geknickte Rückwand ein-      arbeiten Adolf (um 1460–1524)
                                                                                   gelassen sind vier rundbogige,          und Hans Daucher (1484–1538) in
     St. Anna bietet mit ihren zahlrei-    Eingefügt in die Predella ist ein       ausgesprochen fein gearbeitete          Frage kommen. Vielleicht waren
     chen Anbauten vom Martin-Luther-      Tafelbild (um 1531/40) von Lucas        Gedenktafeln für Georg, Ulrich und      auch Hans Burgkmair d. Ä. und
     Platz aus ein unregelmäßiges mal-     Cranach d. Ä. (1475–1553), das          Jakob Fugger, Vergänglichkeitsal-       Jörg Breu d. Ä. an Konzeption und
     erisches Bild. Die dreischiffige,     Christus als Kinderfreund zeigt.        legorien, den Kampf Simson gegen        Ausführung der äußerst anspruchs-
     basilikal aufgebaute Kirche ist von   Ebenfalls von Cranach oder seiner       die Philister und die Auferstehung      vollen Architektur beteiligt. Ein bei
     der ehemaligen Klosteranlage um-      Werkstatt stammen die hinter            Christi zeigend. Die beiden letzten     Peter Vischer d. Ä. (1455–1529)
     schlossen. Der heutige Besucher       dem Altar hängenden Porträts            Darstellungen gehen auf Entwürfe        aus Nürnberg in Auftrag gegebe-
     betritt St. Anna durch den Kreuz-     Martin Luthers (bez. 1529) und          Albrecht Dürers (1471–1528) zu-         nes Abschlussgitter (1512) wurde
     gang. Zahlreiche plastische und       Kurfürst Johann Friedrichs von          rück. Die Epitaphienwand schließt       nie in der Kapelle aufgestellt, das
     gemalte Epitaphien und Grabdenk-      Sachsen sowie eine Tafel mit            mit einer schmalen Orgeltribüne         hölzerne Chorgestühl Adolf Dau-
     mäler Augsburger Familien aus         Maria, dem Christuskind und dem         ab. Darüber baut sich das nach der      chers 1817 und 1832 bis auf Frag-
     einem Zeitraum vom 15. bis ins        Johannesknaben. Dagegen zeigt           Kriegszerstörung 1944 rekonstru-        mente zerstört. Der heutige Zu-
     18. Jahrhundert bestimmen den         die Raumschale des Langhauses           ierte, ursprünglich 1512 von Johann     stand der Kapelle gibt daher nur
     Eindruck des von einem Kreuz-         reichlich Merkmale des Rokokos          von Dobrau gestaltete Orgelge-          noch teilweise Aufschluss über das
     rippengewölbe überspannten            wie Rocaillen, Gesimse, Stuck           häuse auf. Jörg Breu d. Ä. bemal-       „Gesamtkunstwerk“.
     Raumes.                               und Fresken. Dieser Teil der Kirche     te die großen Orgelflügel mit den
                                           ist zudem durch die Gegenüber-          Himmelfahrten Christi und Marias,       Ehem. Karmeliterklosterkirche St. Anna,
     Vom Kreuzgang aus gelangt man         stellung der Eichenholz-Kanzel          die kleinen mit einer Geschichte        Ausschnitt aus dem Stadtplan von Augs-
     zu den als Luther-Gedenkstätte        (1682/83) von Heinrich Eichler          der Musik. Eine Balustrade auf der      burg, Kupferstich von Wolfgang Kilian, 1626
                                                                                                                           Quelle: Kunstsammlungen und Museen
     erschlossenen Klosterräumen des       (1637–1719) und der reich von           sich vier Putten teilweise völlig un-   Augsburg
     15. Jahrhunderts und in die Kirche.   Johann Spillenberger (1628–79)          geniert an Kugeln lehnen, trennt
     Sie zeigt ihre lange Entstehungs-     und Isaak Fisches d. Ä. (1638–          die Fuggerkapelle vom Langhaus.
     geschichte anhand baulicher Un-       1706) bebilderten Empore ganz           Auf dem Altar stehen Maria, Jo-
     regelmäßigkeiten und stilistischer    dem protestantischen Ritus ver-         hannes sowie ein Engel, der den
     Unterschiede von Raumfassung          pflichtet. Dies wird durch das Bild-    Leichnam Christi präsentiert. Ein
     und Ausstattung. Von der gotisch-     programm noch unterstrichen.            sanft geschwungenes Tuch ver-
     en Klosterkirche blieb der durch      In den Deckenspiegeln ist Christus      bindet sie zu einer Einheit. Die Pre-
     einen Lettnerbogen (1682 erneu-       als Prophet (Bergpredigt), als Pries-   della ist von Darstellungen der
     ert) getrennte Chor mit seinem        ter (Kreuzigung) und als König          Kreuztragung und -abnahme sowie
     Kreuzrippengewölbe. Dort steht        (Jüngstes Gericht) zu sehen, wäh-       Christi in der Vorhölle besetzt. Bis
     ein geschnitzter neugotischer         rend die Bilder an der Empore um        heute ist unklar, wer der Architekt
     Altaraufbau (1898) aus der Werk-      die Passion kreisen. Daneben weist
     statt des Leonhard Vogt. Er ist dem   das Langhaus einen großen Be-
     segnenden Christus im Zentrum         stand an Tafelbildern vor allem in
     sowie der Taufe und der Trauung       Augsburg tätiger Maler des 16.
     gewidmet.                             und 17. Jahrhunderts auf.

18                                                                                                                                                                       19
An das „Pantheon“ der Fugger ist
     im Norden die Heilig-Grab-Kapelle
                                                    überlieferte, 1890 und 1957/60
                                                    restaurierte, a secco ausgeführte             Ev.-Luth. Pfarrkirche                                                              2
     mit einer Nachbildung des Grabes
     Christi in Jerusalem gefügt. Süd-
                                                    Wandmalerei mit parallelperspek-
                                                    tivischer Scheinarchitektur, der              zu den Barfüßern
     lich des Ostchores schließt sich die           Passion Christi, dem Zug der „Hei-
     Goldschmiedekapelle als separater,             ligen Drei Könige“, sowie einem               Barfüßerstraße 8
     gotischer Raum an. Bemerkens-                  fragmentarischen „Drachenkampf
     wert ist die in mehreren Schichten             des Heiligen Georgs“ und einem                Ehemalige Franziskanerklosterkirche St. Maria
     (1420–25, um 1485 und um 1620)                 „Jüngsten Gericht“.

                                                                                                  Architektur und Ausstattung
     Geschichte
     1321: Die Karmeliter lassen Kirche und         1747–49: Unter der Leitung von Johann         Augsburgs einstmals größte protes-           rocken Umbau erinnern noch Rund-
     Kloster errichten.                             Andreas Schneidmann (1698–1759)               tantische Kirche war gemeinsam               und darüber liegende Ovalfenster.
                                                    erfolgt der Umbau des Langhauses.             mit St. Max das am stärksten durch           Anstelle des Langhauses wurde
     1420–25: Konrad und Afra Hirn stiften          Johann Michael d. J. (1709–72) und Franz
     eine Kapelle, die bereits 1429 den Gold-       Xaver d. Ä. Feichtmayr (1705–64) stuckieren
                                                                                                  die Bombardements 1944/45 getrof-            ein Innenhof angelegt. Er ist von
     schmieden überlassen wird.                     die Raumschale, Johann Georg Bergmüller       fene Gotteshaus. Der Wiederaufbau            der Kirche, der Rückseite der im
     1446: Der Kreuzgang wird errichtet.            (1688–1762) liefert die Deckenfresken.        verlief hier deshalb in einzigartiger        15. Jahrhundert direkt an das
     1460: St. Anna wird durch einen Brand          1944/45: Große Teile der Kirche, darunter     Weise: Nur der ehemalige Mönchs-             Langhaus angebauten (und nach
     stark beschädigt, der Chor, die Sakristei      auch die Fuggerkapelle, werden durch          chor mit polygonalem Schluss wur-            dem Krieg erneuerten) Ladenzeile
                                                    Bombardierung schwer beschädigt, das
     und die Goldschmiedekapelle bleiben
                                                    Zerstörte wird im Anschluss rekonstruierend
                                                                                                  de aufgebaut, sodass diese „Rest-            zur Barfüßerstraße, und dem
     erhalten. Bis 1464 erfolgt der Wiederaufbau.
                                                    ergänzt.                                      kirche“ im Verhältnis zu ihrer Höhe          Kreuzgang mit seinem differenziert
     1487–97: Die Anlage wird umgebaut                                                            sehr kurz erscheint. An den ba-              ausgebildeten Netzrippengewölbe
     und erweitert.                                 1961–67 und 1973–74: Die Kirche wird
                                                    renoviert. Dabei wird der Raumeindruck
     Um 1506–08: Jörg Regel und Barbara             des Kreuzganges stark verändert.
     Lauginger stiften die Heilig-Grab-Kapelle,
     die 1598 von Elias Holl erneuert worden        1983: In den Klosterräumen wird
     sein soll.                                     die „Luther-Stiege“ als Gedenkstätte
                                                    eingerichtet.
     1509–12: Georg, Ulrich und Jakob Fugger
     stiften die „Fuggerkapelle“.                   2007–11: Starke Schäden an der Dach-
                                                    konstruktion machen eine umfangreiche
     1602: Elias Holl (1573–1646) baut den          Restaurierung nötig.
     Turm neu, vielleicht nach Plänen von
     Joseph Heintz d. Ä. (1564–1609).               2012: Die neu konzipierte Lutherstiege
                                                    wird eingeweiht.

                                                                                                  Barfüßerkirche und Barfüßerbrücke, kolorierter Kupferstich von Simon Grimm, 1682
                                                                                                  Quelle: Sammlung Franz Häußler

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eingefasst. Das Gedenkbild für
     Markus Zäch an der Südwand des
                                                 beiden bildhauerischen Werken
                                                 ist auch das 1760 im Auftrag von              Diözesanmuseum St. Afra                                                          3
     Kreuzganges gehört zu den bedeu-            Peter Laire durch Johann Samuel
     tendsten Epitaphien in Augsburg;            Birkenfeld (um 1732–69) geschmie-             Kornhausgasse 3–5
     in den architektonischen Rahmen             dete, aus gezierten Ranken zusam-
     (1617) ist ein verblüffend räumli-          mengefügte Chorgitter zu nennen.              Ehemalige Umbauung des Domkreuzgangs
     ches Bronzerelief (um 1611) mit der         Die unverputzten Ziegelwände des
     Geißelung Christi nach Giovanni da          Langhauses sind mit Tafelbildern              Das direkt hinter dem Dom gelege-      Epochen und Gattungen der seit
     Bologna (1529–1608) eingelassen.            des 17. und 18. Jahrhunderts von              ne Diözesanmuseum St. Afra hat         1872 bestehenden Sammlung gese-
     An den Kreuzgang schließen sich             Johann Heiss (1640–1704, „Taufe               im Jahr 2000 seine Pforten für Be-     hen und aus nächster Nähe erlebt
     die Sakristei und eine Kapelle an.          Christi“), Nicola Grassi (1682–1748,          sucher geöffnet und präsentiert        werden. Hier wird die spannende
                                                  „Abendmahl“, 2013 beschädigt),               seitdem sakrale Kunst aus 17 Jahr-     und wechselvolle Geschichte von
     Im Zweiten Weltkrieg ging insbe-            Joachim Sandrart d. Ä. (1606–88,              hunderten. Räumlich in das Mu-         Kirche und Kunst in und um Augs-
     sondere der Großteil der hochka-            „Jakobs Traum von der Himmels-                seum integriert sind der Kapitelsaal   burg nachvollziehbar.
     rätigen Barockfassung verloren.             leiter“) und Isaak Fisches d. Ä. (um          des Domes aus dem 12. Jahrhun-
     Nur Einzelstücke erinnern noch              1630–1706, „Gottesdienst im Hof               dert sowie die Ulrichskapelle aus
     an den einst farbenreich inszenier-         des Annakollegiums“) gestaltet.               dem Jahr 1484. Zusätzlich wurde        In der Dauerausstellung bekommen
     ten Raum, wie die bedeutenden                                                             ein ehemaliger Bibliotheksraum         Sie nicht nur Informationen über
     Werke des Bildhauers Georg Petel            Die heutige Ziegelsichtigkeit der             aus den 1950er Jahren umgenutzt,       den Augsburger Dom und die Ge-
     (1601/02–34). Sein in realistischem         Außen- und Innenwände wirkt mit-              an den heute der moderne Kubus         schichte des Bistums; ein archäo-
     Inkarnat gefasstes Christkind von           telalterlich, ist in Augsburg aber            mit großer Glasfront zum Hohen         logisches Fenster in der Ulrichs-
     1632 zierte ursprünglich den Kan-           eine typische Gestaltungsform der             Weg anschließt. In diesen teils his-   kapelle gibt den Blick frei auf die
     zeldeckel. Das ein Jahr früher ent-         „Trümmerzeit“ nach dem Zweiten                torischen, teils neu geschaffenen      darunterliegenden Gebäudefrag-
     standene Kruzifix stammt aus dem            Weltkrieg.                                    Räumen kann eine weitgefächerte        mente des karolingischen Doms
     Heilig-Geist-Spital. Neben diesen                                                         Auswahl bedeutender Kunstwerke         und der ehemaligen Domkloster-
                                                                                               und kunsthandwerklicher Erzeug-        anlage. Das Diözesanmuseum ver-
                                                                                               nisse aus den verschiedensten          wahrt einen umfangreichen Be-
     Geschichte                                                                                                                       stand an wertvollen Augsburger
     1221: Ein Franziskanerkloster wird am Fuß   1535: Die Klosterkirche wird erstmals                                                Goldschmiedearbeiten aus den
     des Perlachberges gegründet.                protestantisch, endgültig mit dem Verzicht-                                          Bereichen Liturgisches Gerät und
                                                 brief (1649). Die Klostergebäude werden                                              Reliquiare, von denen die schönsten
     1265: Die einschiffige Klosterkirche wird   als Jakobspfründe genutzt.
     geweiht.                                                                                                                         Werke dauerhaft in der Ausstellung
                                                 1723–25: Es erfolgt eine umfangreiche                                                präsentiert werden. Damit nimmt
     1398: Durch einen Brand wird der Bau        Barockisierung durch Matthias Lotter
     beschädigt.                                 (*nach 1660) und Johann Georg Bergmüller
                                                                                                                                      das Haus zugleich die Funktion
     1405–11: Das Gotteshaus wird als sehr       (1688–1762).                                                                         einer Domschatzkammer wahr.
     große und hohe dreischiffige Basilika mit   1944: Das Langhaus der Kirche wird
                                                                                                                                      Besondere Werke, wie die Textilien
     tiefem Chor neu gebaut.                     vollständig zerstört, der Chor brennt aus.                                           aus dem 10. Jahrhundert, das
                                                                                                                                      ottonische Bronzeportal des Domes
                                                                                                                                      oder die Funeralwaffen Kaiser
                                                                                                                                      Karls V., sind in ihrer Form ein-
                                                                                                                                      malig und stellen kunsthistorische
                                                                                                                                      Highlights von internationalem
                                                                                                                                      Rang dar.

                                                                                                                                      Funeralhelm Kaiser Karls V., 1558/59
                                                                                                                                      Quelle: Foto DMA, Jürgen Bartenschlager

22                                                                                                                                                                              23
Kath. Domkirche                                                                 4
                                                                               Mariä Heimsuchung
                                                                               Frauentorstraße 1

                                                                               Architektur

                                                                               Der Dom ist eine seit Anfang des         chors seinen Rang gegenüber dem
                                                                               11. Jahrhunderts entstandene fünf-       stetig erstarkenden Augsburger
                                                                               schiffige Basilika mit Querhaus und      Bürgertum zu unterstreichen.
                                                                               Chor im Westen, zwei Seitentürmen        Gleichzeitig war er bei der Verwirk-
                                                                               und großem Kathedralchor im Os-          lichung der hochfliegenden Pläne
                                                                               ten. Der 1000-jährige ottonische         auf Stiftungen der Bürger angewie-
                                                                               Kern des Doms ist die älteste und        sen. Heinrich Parlers im Grundriss
     Gregorsmesse, um 1517/18
     Quelle: Foto DMA, Richter+Fink                                            besterhaltene ottonische Kathedra-       vorgezeichnete klare Chorlösung
                                                                               le in Deutschland. Das heutige Er-       wurde indes nur bis zur Traufhöhe
     Mit jährlich wechselnden Sonder-      Historie und Moderne und zeigen     scheinungsbild ist von den gotisch-      des Kapellenkranzes beziehungs-
     ausstellungen leistet das Mu-         in besonderer Weise Kontinuitäten   en Umbauten im 14. und 15. Jahr-         weise der Abseiten des Langcho-
     seumsteam um Museumsleite-            aber auch Umbrüche und Verände-     hundert geprägt, doch ist der otto-      res umgesetzt. Vermutlich führten
     rin Melanie Thierbach existenzielle   rungen auf. Ein abwechslungsrei-    nische Bau noch deutlich sichtbar,       Schwierigkeiten während des Baus
     Beiträge zur Erforschung verschie-    ches Begleitprogramm, bestehend     vor allem im Inneren, wo die Diens-      (der Bischof geriet immer mehr in
     dener Themen der sakralen Kunst,      aus Vorträgen, Konzerten, regel-    te des Rippengewölbes im Haupt-          Konflikt mit den Bürgern) dann zur
     die stets überregionale Strahlkraft   mäßigen Führungen und museums-      schiff vor den massiven Pfeilern aus     beinahe provisorischen Ausführung
     besitzen. Hinzu kommen Ausstel-       pädagogischen Angeboten für Jung    dem 11. Jahrhundert liegen.              des gedrungen proportionierten
     lungsprojekte mit zeitgenössischen    und Alt, wartet auf Sie. Gruppen-                                            und spärlich durchfensterten
     Künstlern, die sich künstlerisch      und Themenführungen können          Unter den gotischen Sakralbauten         Hochchores.
     dialogisch mit den Beständen des      nach Wunsch jederzeit gebucht       Süddeutschlands nimmt die wohl
     Diözesanmuseums auseinander-          werden.                             seit ca. 1330 vorbereitete Augsbur-      Der städtebaulichen Situation des
     setzen. Im Diözesanmuseum St.                                             ger Ostchoranlage kunsthistorisch        in die Straßenachse hineinragen-
     Afra begegnen sich, sowohl in der     Text: Dr. Eva-Maria Bongardt,       eine Schlüsselstellung ein. Die aus-     den Domes ist die Lage der Haupt-
     Kunst als auch in der Architektur,    Diözesanmuseum St. Afra             gesprochen ebenmäßige Gliede-            portale seitlich des Ostchores ge-
                                                                               rung in Binnenchor, Chorumgang           schuldet. Das Nordportal entstand
                                                                               und Kapellenkranz ist eine verklei-      bereits zum Teil 1343, was an der
                                                                               nerte Wiederholung des 1248 be-          strengeren Komposition und Figu-
                                                                               gonnenen Kathedralchors am Köl-          renbildung sichtbar ist. Im Zentrum
                                                                               ner Dom, denn für den Augsburger         der Bilderzählung steht das Ma-
                                                                               Neubau konnte Heinrich Parler d. Ä.      rienleben im Tympanon. Gleiches
                                                                               (um 1300–87) gewonnen werden,            gilt für das figurenreiche Südpor-
                                                                               der zuvor in Köln tätig gewesen war.     tal (ca. 1360–1380), das sich mit
                                                                               Bischof Markward von Randegg,            einer tonnengewölbten Vorhalle
                                                                               ein Vertrauter Kaiser Karls IV., hatte   zur Stadt hin öffnet. Hier sind die
                                                                               wohl im Sinn, mit der kultivierten       Szenen aus dem Leben der Gottes-
                                                                               Architektursprache des Kathedral-        mutter mit ihren dicht gedrängten,

24                                                                                                                                                             25
von Baldachinen überfangenen Fi-       Peter Hemmels von Andlau (um          Marienkapelle
     guren geradezu überbordend. Über       1420 bis 1501 nachweisbar) ge-
     dem Portal ist ein streifenartig an-   schaffene Marienfenster (nach 1493)   Der kreuzförmig ummantelte, über-
     geordnetes Weltgericht zu sehen.       im nördlichen Seitenschiff oder das   kuppelte Rundbau steht mit seiner
                                            ergreifende Grabmal (um 1303) des     in Rosa und Weiß gehaltenen Far-
     Das basilikale Innere des Domes ist    Bischofs Wolfhard von Roth (ge-       bigkeit, der Pilastergliederung und
     von den zwei Chören geprägt, bei-      storben 1302).                        dem zierlichen Bandelwerkstuck
     de sind mit Schranken abgetrennt,                                            in denkbar größtem Kontrast zum
     die im Westchor wurden von Burk-       Dagegen wurden viele der gemalten     Langhaus des Domes. Gabriel de
     hart Engelberg (1447–1512) virtuos     Altartafeln im Langhaus und in den    Gabrieli (1671–1747) entwarf die
     mit Fischblasendekor in Haustein       Kapellen erst unter Pankratius von    1720–22 errichtete Kapelle, von
     geschmückt. Ebenfalls im Westen        Dinkel, also im 19. Jahrhundert an-   Johann Georg Bergmüller (1688–
     liegt die Doppelkrypta aus dem 10.     gekauft, etwa die Freisinger Heim-    1762) stammen die Fresken. Diese
     und 11. Jahrhundert.                   suchung (um 1475), der Knöringer      wurden mehrfach erneuert, zuletzt
                                            Altar (1484) von Jörg Stocker         nach schweren Beschädigungen
     Bei Restaurierungen kamen über-        (1461–1527) und besonders die         im Zweiten Weltkrieg. Inmitten des
     all im Dom Freskenreste zu Tage,       vier feinsinnig gestalteten Tafeln    prachtvollen, durch Freiherr von
     neben romanischen Mäanderfrie-         des Weingartener Altars (1493) von    Pollheim 1720 gestifteten Altarauf-
     sen auch gemalte, mit Symbolen         Hans Holbein d. Ä.. Ebenfalls nicht   baus mit der Gloriole des Hl. Geis-
     durchsetzte Ranken, die die Schluss-   für den Dom, sondern für die          tes fand eine steinerne, wundertäti-
     steine mit ihren Prophetendarstel-     Dominikanerkirche St. Magdalena       ge Madonna des 14. Jahrhunderts
                                                                                                                         Dom zu Augsburg, Ausschnitt aus dem
     lungen und Stifterwappen rahmen.       geschaffen, war Georg Petels          auf einem Sockel mit Mondsichel        Stadtplan von Augsburg, Kupferstich von
     Jüngste Untersuchungen ergaben         (1601/02–34) in frappierender         Aufstellung.                           Wolfgang Kilian, 1626
     sogar, dass über den gotischen Ge-     Lebensnähe ausgearbeitete Ecce                                               Quelle: Kunstsammlungen und Museen
                                                                                                                         Augsburg
     wölben noch Reste der 1000-jähri-      Homo-Figur (1630–31). Während         Domkreuzgang
     gen ottonischen Bemalung vorhan-       Christoph Ambergers (1500–61/62)
     den sind.                              Hochaltarretabel von 1554 nun-        Bei der Gotisierung des ottoni-        wurde der Kreuzgang als Grabstät-
                                            mehr in die Wolfgangskapelle im       schen Domes wurde der Südflügel        te der Domgeistlichkeit aber auch
     Als hochrangigste Kirche Augs-         Ostchorkranz verbannt ist, wurde      des Kreuzganges zum Seitenschiff       von adeligen Laien und Patriziern
     burgs wurde der Dom immer be-          der aktuelle Hauptaltar in zwei       umgebaut. Die dreiflügelige Anlage     genutzt. Über die Jahrhunderte
     sonders reich ausgestattet, wobei      Etappen (1962 und 1985) von           wurde seit 1470 durch Hans von         okkupierten 423 teils äußerst an-
     Zerstörungen oder Reformen in          Josef Henselmann (1898–1987)          Hildesheim, seit 1488 unter Betei-     spruchsvoll gestaltete Grabplat-
     der Liturgie stetig Veränderungen      geschaffen. Die monumentale,          ligung Burkhart Engelbergs umge-       ten und Epitaphien die Böden und
     bedingten. Aus der Zeit vor dem        archaisch wirkende Bronzegruppe       baut. Bis heute präsentiert sich der   Wände. Teilweise wurden sie im
     Bildersturm (1537) blieben nur ein-    besteht aus einem von den zwölf       Domkreuzgang mit Sterngewölben         Bildersturm beschädigt. An den
     zelne Relikte, darunter die Prophe-    Aposteln getragenen Kruzifix um-      und Maßwerkfenstern in seinem          Kreuzgang schließt sich die kleine
     tenfenster (11. oder 12. Jahrhun-      ringt von Moses und Abraham,          1510 vollendeten spätgotischen         kreuzrippengewölbte Katharinen-
     dert) im Langhaus, das Bronze-         die den Thron für das Evangeliar      Erscheinungsbild. Nur ein kleiner      kapelle an. Sie ist mit einem fein
     portal (11. Jahrhundert), das große    flankierten, sowie von Jesaja,        Teil wurde im 18. Jahrhundert ver-     gestalteten steinernen Altarblock
     Thron-Salomonis-Fenster (1330/40)      Ezechiel und David links, Esther,     ändert. Seit dem 13. Jahrhundert       (1564) ausgestattet.
     im südlichen Arm des Westquer-         Daniel und Johannes dem Täufer
     hauses, das von der Werkstatt          rechts.

26                                                                                                                                                                 27
Geschichte                                                                                    Kath. Pfarrkirche „Zum Heiligsten                                             5
     um 930: Nach Beschädigungen bei einem
     Ungarneinfall lässt Bischof Ulrich den
                                                   1609: Elias Holl bewahrt den Südturm
                                                   durch Bau eines massiven Stützpfeilers
                                                                                                   Erlöser“, Göggingen
     karolingischen Dom wiederherstellen.          vor dem Einsturz.
     ab 995: Nachdem der Dom eingestürzt           1610: Heinrich von Knörringen führt den         Wellenburger Straße 58
     ist, wird ein neues Gotteshaus, eine drei-    römischen Ritus ein.
     schiffige romanische Pfeilerbasilika mit
     Unterstützung von Kaiserin Adelheid, der      1655–81: Unter Sigmund Franz von Öster-
     Gemahlin Ottos I. erbaut.                     reich und Johann Christoph von Freiberg         Architektur
                                                   erfolgt eine barocke Neuausstattung.
     um 1006: Vollendung des ottonisch-
     romanischen Doms. Begräbnis der               1720–22/1731–34: Die Marienkapelle              Kirche, Werktagskirche, Pfarrhaus      blockartigen Altar kommen weitere
                                                   und ihr Gegenstück, die Johann-Nepomuk-
     Bischöfe Luitold, Gebhard und Siegfried.
                                                   Kapelle werden angebaut.
                                                                                                   und Pfarrsaal sind um einen zen-       pointiert gesetzte gestalterische
     1065: Domweihe durch Bischof Embrico.                                                         tralen Platz gruppiert, der sich zur   Akzente wie die große Schutz-
                                                   1803: Mit der Säkularisierung wird das
     1321 (oder 1331)–43: Der Kustos Konrad        Hochstift Augsburg aufgelöst.
                                                                                                   Wellenburger Straße öffnet. Die        mantelmadonna an der Nordwand
     von Randegg gibt mehrere Umbauten in                                                          Anordnung der Bauten erfolgte auf      und die Orgelempore, die das
                                                   1808/09: Die Johann-Nepomuk-Kapelle,
     Auftrag, unter anderem werden die Seiten-
                                                   die Johanneskirche und die Finstere Grad
                                                                                                   einem Kreissegment – eine Grund-       Segmentmotiv wieder aufnimmt.
     schiffe verbreitert, die Apsis neu gebaut
                                                   werden abgebrochen, der Platz vor dem           form, mit der sich Thomas Wechs        Waren die Fenster mit ihrer Bogen-
     und der Dom mit gotischen Kreuzrippen-
     gewölben eingewölbt.                          Dom freigeräumt.                                sen. beim Entwerfen seiner Kir-        gliederung früher weiß, so ent-
                                                   1852–63: Die Bischöfe Petrus von Richartz       chenbauten immer wieder beschäf-       stand durch die farbigen Scheiben
     1356: Unter Bischof Markwart von Randegg
     wird der Grundstein für einen neuen Ost-      (1783–1855) und Pankratius von Dinkel           tigte. Sein Sohn verwirkliche die-     von Georg Bernhard ein kräftiger
     chor gelegt der 1431 von Bischof und Kardi-   (1811–1894) betreiben eine Regotisierung        ses Gestaltungsmotiv bei der Erlö-     Akzent, der heute die farbliche Re-
     nal Petrus von Schaumberg geweiht wird.       des Domes.
                                                                                                   serkirche besonders konsequent,        duktion auf Weiß, Grau und Natur-
     17.01.1537: Im Bildersturm wird die           1934: Die Innenausstattung wird purifiziert.    wodurch er die Lage im Zwickel         holz durchbricht.
     Domkirche verwüstet; zerstört wird u. a.      1944/45: Teile des Domes, v. a. Marienkapelle   von Wertach und Wellenburger           Jedes der Fenster ist einem Themen-
     der Hochaltar (1510) Hans Holbeins d. Ä.      und Kreuzgang erleiden Beschädigungen
     (1465–1524).                                                                                  Straße optimal nutzen konnte. Alle     kreis gewidmet, auf den einzelne
                                                   durch Bombenwirkung.
                                                                                                   Bauten des Pfarrzentrums weisen        Symbole hindeuten. Zu sehen sind
     1548: Nach dem Restitutionsedikt Kaiser       1970–71: Der Ostchor wird umgestaltet.
     Karls V. kehren Bischof und Domkapitel                                                        eine asketische Wandgliederung,        die „Erschaffung der Welt“ mit der
     nach zehnjährigem Exil nach Augsburg          1977–84: Im Dom finden umfassende               eine klare Linienführung und prä-      Hand Gottes, den Elementen, Adam,
     zurück.                                       Restaurierungsarbeiten statt. Die Krypten       zise, meist asymmetrisch gesetzte      Eva und der Schlange, der „Zug
                                                   werden restauriert und für die Öffentlich-
     ab 1579: Die Bischöfe Johann Otto von         keit zugänglich gemacht.                        Details auf, wodurch ein Eindruck      durch das Rote Meer“ mit Mose und
     Gemmingen und Heinrich von Knörringen                                                         großer Ruhe hervorgerufen wird.        einer Taube, ferner die „Aufersteh-
     lassen das Gotteshaus neu ausstatten.
                                                                                                   Die Kirche mit ihrem abseits ste-      ung“ mit Engeln, dem Grab Christi,
                                                                                                   henden, rechteckigen „Campa-
                                                                                                   nile“ liegt wie ein Tortenstück in     Pfarrkirche „Zum Heiligsten Erlöser“
                                                                                                                                          Foto: Barbara Freihalter
                                                                                                   der Landschaft. Jede ihrer drei
                                                                                                   Fronten weist ein Portal auf, an der
                                                                                                   geschwungenen Platzseite sind die
                                                                                                   traditionellen Motive Rundfenster
                                                                                                   und Tympanon-Relief mit Weltge-
                                                                                                   richtsdarstellung aufgegriffen.

                                                                                                   Das Innere ist ganz auf den ange-
                                                                                                   hobenen Altarbereich in der Spitze
                                                                                                   ausgerichtet, der durch die großen
                                                                                                   Südfenster effektvoll beleuchtet
                                                                                                   wird. Zu dem derart inszenierten,

28                                                                                                                                                                               29
Blumen, drei Kreuzen und den Buch-
     staben JHS (Jesus hominum Sal-                                                            Kath. Pfarrkirche St. Georg,                                                      6
     vator = Jesus der Erlöser der Men-
     schen), der „Gang nach Emmaus“                                                            Haunstetten
     mit den beiden Jüngern und dem
     Lamm und schließlich „Pfingsten“                                                          Bürgermeister-Widmeier-Straße 10
     mit Maria im Flammenkreuz.

     Die nach Außen durch einen auf-                                                           Geschichte
     gesetzten, offenen Glockenturm
     markierte Werktagskirche ist im                                                           Die katholische Pfarrkirche St.             vielleicht der Kern des Langhau-
     Innern ganz von Hilda Sandtners                                                           Georg liegt mitten im alten Dorf-           ses. Unter Abt Willibald Popp
     Wandteppichen bestimmt, die in                                                            kern von Haunstetten. Zusammen              (1653–1735) von St. Ulrich und
     stark abstrahierter Form das Lei-                                                         mit dem ehemaligen Pfarrhof und             Afra in Augsburg entstand der
     den Christi, die Herrlichkeit Gottes                                                      dem im 19. Jahrhundert abgetra-             Neubau des Langhauses, die Er-
     sowie das Kreuz des Erlösers zei-                                                         genen Schloss bildete die Kirche            höhung des Chores sowie die
     gen. Auch die Werktagskirche ist                                                          das ursprüngliche Ortszentrum.              Errichtung des Turmoberteils. Im
     – allerdings bereits seit ihrer Errich-                                                   Sie ist im ehemaligen Friedhof ge-          Zuge dieser Barockisierung wur-
                                                  Pfarrkirche „Zum Heiligsten Erlöser“
     tung – mit einem Farbfenster von             Foto: Barbara Freihalter                     legen, dessen noch erhaltenen               den die Blendbögen sowie das
     Georg Bernhard versehen.                                                                  Mauern mit Stichbogenblenden                Satteldach des Turmes abgetragen.
                                                                                               aus dem 17./18. Jahrhundert                 Diese Erneuerungen werden Jo-
                                                                                               stammen. Im Kern ist St. Georg              hann Paulus zugeschrieben und
     Geschichte                                                                                auf Ende des 15./Anfang des 16.             1730 vollendet. 1886/88 wird die
     1952: Da die Einwohnerzahl Göggingens        1961: Am 4. November feiert die Gemeinde     Jahrhunderts zu datieren. Aus die-          Kirche nach Westen um zwei Joche
     stark ansteigt, werden erste Überlegungen    die Einweihung der Kirche durch Joseph       ser Zeit stammen der Chor, der              verlängert und die Ausstattung
     für den Bau einer zweiten Pfarrkirche in     Freundorfer.                                 quadratische Turmunterbau und               sowie Teile der Ausmalung erneuert.
     der Schafweidsiedlung angestellt. Johann
     Nepomuk Bertele, der Pfarrer von St. Georg   1969: Eine neue Orgel der Firma Sandtner
     und Michael, sowie der damalige Kaplan       wird eingeweiht.
     und spätere Pfarrer der Erlöserkirche,       1976: Hilda Sandtner (1919–2006) webt drei
     Joseph Spengler, sind mit den Planungen      Wandbehänge für die Werktagskirche.
     betraut.
                                                  1984 und 1986: Die Kirche wird saniert. Im
     1956: Ein Grundstück am westlichen           Altarraum werden neue Farbglasfenster von
     Wertachufer kann günstig von der             Georg Bernhard (geboren 1929) eingesetzt.
     Ackermann-Nähfadenfabrik erworben
     werden.                                      2011–2012: Das Pfarrzentrum wird renoviert
                                                  und verkleinert. Im Garten des Pfarrhauses
     1959: Am 8. August legt Bischof Joseph       entsteht eine Wohnanlage.
     Freundorfer den Grundstein für die neue,
     von Thomas Wechs jun. und Thomas Wechs
     sen. (1893–1970) entworfene Pfarrkirche.

                                                                                               Pfarrkirche St. Georg, Innenaufnahme, Ende 1930er Jahre
                                                                                               Quelle: Sammlung Franz Häußler

30                                                                                                                                                                               31
Kern spätmittelalterliche Turm mit       Stuck eine Steigerung durch die      Die Hauptbilder der beiden anderen
                                                 oktogonalem Obergeschoss und             Konzentration und Verdichtung        Joche „Anbetung der Könige und
                                                 Zwiebelhaube empor. Die Westseite        der Motive. Bereits im Gurt des      Hirten“ sowie „Hl. Cäcilie“ stammen
                                                 ist mit einem Schweifgiebel und Vor-     Triumphbogens ist ein anderer,       1887 von Bonifaz Locher; die seitli-
                                                 zeichen neubarock gestaltet. Auch        freierer Stil bemerkbar.             chen Embleme von Heel.
                                                 der runde Treppenturm auf der Süd-
                                                 seite stammt aus dieser Bauphase.        Die Decken- und Wandfresken          Das Kruzifix im Chor wird auf An-
                                                 Das ursprünglich vierachsige Lang-       schuf 1730 Johann Georg Wolker,      fang des 18. Jahrhunderts datiert,
                                                 haus und der Chor werden durch           der seine Ausbildung bei Johann      die zwei seitlich daneben ange-
                                                 das der flächigen Wand und Decke         Georg Bergmüller erhielt. Im Chor    brachten schwebenden Engel, ehe-
                                                 vorgelegte Gliederungsgerüst rhyth-      befinden sich zentral die Darstel-   mals Altarfiguren, auf das zweite
                                                 misch belebt, reliefiert und als zen-    lungen „Gottvater“ und „Mariä Him-   Viertel des 18. Jahrhunderts. Die
                                                 tralisierende Räume ausgebildet.         melfahrt“. In den Zwickeln sind      Muttergottes südlich neben dem
                                                 Über den mittleren Pilastern der brei-   die vier Evangelisten sowie an der   Chorbogen entstand im dritten
                                                 ten Joche sind hochovale Bildfelder      Nordwand der hl. Willibald als       Viertel des 17. Jahrhunderts. Die
                                                 angebracht. Seitlich der Wandpfei-       Bauherr (mit den Zügen von Abt       Apostelfiguren in den Wandnischen
                                                 ler sind in den Langhauswänden           Willibald Popp?) und gegenüber       des Langhauses schuf 1888/89
                                                 rundbogige Muschelnischen über           die hl. Walburga abgebildet. Die     Karl Fischer. Ebenfalls aus dieser
                                                 Konsolen eingelassen.                    Wandmedaillons des Langhauses        Zeit stammt das bemerkenswerte
                                                                                          stellen die Heiligen Ulrich und      Laiengestühl in Neurenaissancefor-
                                                                                          Afra dar.                            men von Andreas Käsbohrer 1886.
                                                 Ausstattung                                                                   Die Büsten des hl. Ulrich und eines
                                                                                          Die Deckenbilder im Langhaus         Bischofs mit Hostie, ehemals an der
                                                 Der Kircheninnenraum ist mit ein-        sind aus unterschiedlichen Zeiten    Westwand des Langhauses ange-
                                                 em flachen Stichkappengewölbe            und von unterschiedlichen Künst-     bracht, werden in die zweite Hälfte
                                                 überfangen und mit vorzüglichem,         lern geschaffen. Die Darstellungen   des 18. Jahrhunderts datiert.
                                                 leicht getöntem Stuck in feinem          „Hl.-Geist-Taube“ und „Sieg des
                                                 Régencedekor vielleicht von Franz        Christentums“ in den Schmaljochen
                                                 Xaver Feichtmayr d. Ä. gestaltet.        sowie die Kirchenväter in den Zwi-
     Pfarrkirche St. Georg, Hochaltar, um 1900   Im Chor sind die Stuckarbeiten ele-      ckeln (1997 neu gemalt) werden um
     Quelle: Kulturkreis Haunstetten             ganter und reicher ausgeführt, im        1730 Johann Heel zugeschrieben.
                                                 Langhaus in der Art des Andreas
     Die Deckenbilder im Langhaus                Hainz kräftiger und großformiger.
     werden 1964/66 übertüncht, bei              Über dem Chorbogen befindet sich
     der umfassenden Restaurierung               eine Inschriftenkartusche mit Chro-
     1995–97 werden sie wieder frei-             nogramm (1730); seitlich sind die
     gelegt.                                     Wappen des Klosters St. Ulrich und
                                                 Afra und des Abts Willibald Popp
                                                 angebracht. Die Ausgestaltung des
     Architektur                                 Innenraumes ist für die Entwick-
                                                 lungsgeschichte des Stucks eine
     Dem Saalbau ist im Osten ein                wichtige Dekoration. Vom Lang-
     eingezogener, dreiseitig geschlos-          haus mit seinem architekturbezoge-
     sener Chor mit spätgotischen                nen, großflächigen Laub- und Ban-
     Strebepfeilern angegliedert. Im             delwerk zum Chor mit seinem fein-
     nördlichen Winkel ragt der im               gliedrigen Gitteraufbau erfährt der

32                                                                                                                                                                    33
7    Kath. Pfarrkirche St. Georg und
     Michael, Göggingen
     Von-Cobres-Straße 6

     Geschichte

     Die fünf unteren Geschosse des          und die Wandgliederung verändert
     Turms stammen wohl aus der zwei-        wurde. Die bis dahin beibehaltenen
     ten Hälfte des 13. Jahrhunderts.        Seitenaltäre wurden 1775 neu er-
     Der romanische Bau wurde in der         richtet. Gegen Ende des 19. Jahr-
     zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts     hunderts erhielt der Kirchenbau
     um zwei weitere Geschosse erhöht.       1881 eine neue Ausmalung sowie
     Das bisherige Satteldach wurde in       1887/88 einen neuen Hochaltar.
     diesem Zuge durch einen Spitzhelm       Dabei handelte es sich um einen
     über vier Giebeln ersetzt. Diese Form   Ziboriums- bzw. Baldachinaltar,
     der Turmbedachung kann man bis          einen auf vier Säulen gestützten,
     heute noch an manchen Kirchen im        offenen Kuppelbau mit einem ein-
     Lechfeld finden. Die heutige Zwie-      gestellten großen Kruzifix. 1928
     belhaube wurde 1735/36 nach Plä-        schließlich fand eine Rebarockisie-
     nen des fürstbischöflichen Hofbau-      rung statt aus der der Hochaltar,
     meisters Franz Kleinhans (1699–         die Stuckkanzel sowie die heute
     1776) durch den Baumeister Joseph       nicht mehr vorhandenen Decken-
     Meitinger und den Zimmermeister         fresken stammen. Als Reaktion
     Georg Höck errichtet. Nachdem der       auf die stark wachsende Gemeinde
     bisherige Kirchenbau den Anforde-       wurde das Langhaus 1925/26 nach
     rungen nicht mehr genügte, wurden       Plänen von Michael Kurz um zwei
     1713 der Chor und das Langhaus          Joche nach Westen verlängert und
     neu erbaut. Bei der Wiedereinwei-       eine Vorhalle angebaut. Im Zuge des
     hung am 17. Oktober 1713 erhielt        zweiten Vatikanischen Konzils wur-
     die Kirche neben dem bisherigen         de die historische Kirchenausstat-
     Patron Georg ihren zweiten Patron       tung wie Chorgestühl, Kinderstühle
     St. Michael. 1756/57 erfolgte eine      und Kommuniongitter entfernt so-
     Umgestaltung des Innenbaus, bei         wie die Skulpturen reduziert und
     der dem bestehenden Stuck neue          schließlich auch 1962 die Fresken
     Akzente im Rokoko hinzugefügt           übertüncht.

                                             St. Georg und Michael ohne Erweiterung, vor 1925
                                             Quelle: Archiv der Pfarrei St. Georg und Michael

34
Architektur

     Die Pfarrkirche St. Georg und            Im Inneren erfährt der Saalbau eine
     Michael liegt etwas zurückgesetzt        Wandgliederung durch flache Pi-
     zwischen den beiden Nordsüd-             laster mit schwingendem Gebälk
     und Ostwest-Hauptverkehrsachsen          und Rokokokartuschen. Über eine
     Göggingens, ursprünglich von             Hohlkehle mit Medaillons wird zu
     einem 1875 aufgelassenen Friedhof        einer Spiegeldecke übergeleitet.
     umgeben. Der Kirchenbau präsen-          Dabei ist die Hohlkehle optisch von
     tiert sich im Äußeren betont schlicht.   der Decke kaum geschieden. Sie
     Dem einschiffigen Langhaus ist im        wird nur unten durch das deutlich
     Osten der eingezogene, dreiseitig        trennende, sehr schlanke Gesims
     geschlossene Chor mit zwei Ach-          begrenzt. Das Gesims springt über
     sen vorgelagert. Lediglich die hoh-      den Pilastern kräftig hervor und
     en Rundbogenfenster sowie die            schwingt über den Fenstern bogen-
     1925 entstandenen seitlichen Vor-        artig nach oben aus. An diesen
     häuser und der Kanzelaufgang glie-       Schwüngen sind mittig rosa Stuck-
     dern den Baukörper. Nach Westen          kartuschen angebracht. Teilweise
     wurde das Langhaus zur gleichen          entstanden diese gestalterischen
     Zeit um zwei Joche und die Vorhal-       Elemente im Zuge einer Umgestal-
     le erweitert.                            tung im Rokoko 1756/57. Die Wand-
                                              und Deckengestaltung des Lang-
                                                                                    St. Georg und Michael, Innenraum mit Hochaltar von 1887/88
     Der schlanke hohe Turm im nörd-          hauses wird auch im Chor übernom-     Quelle: Archiv der Pfarrei St. Georg und Michael
     lichen Chorwinkel bildet einen Ak-       men. Den bemerkenswerten Stuck
     zent. Er hat sieben querrechteckige      mit Blattwedel, Blütenrispen, Kar-    Ausstattung
     mittelalterliche Geschosse, von          tuschen und Engelsköpfe in grau
     denen die unteren fünf Geschosse         und rosa Tönen sowie die leeren       Die Ausstattung der Kirche stammt           sition ein eigenständiges Werk,
     mit Rundbogenfriesen und Deut-           Deckenspiegel schuf 1713 Matthias     teilweise noch aus dem 18. Jahrhun-         das nur allgemeine Anklänge an
     schem Band, das sechste Geschoss         Lotter. Der Stuck über dem Chor-      dert. Spätere, im 19. Jahrhundert           barocke Beispiele aufweist. Die seit-
     mit einem spätgotischen Kleeblatt-       bogen entstand 1756/57 im Zuge        hinzugekommene bzw. veränderte              lichen Figuren des hl. Georg als
     bogenfries gegliedert ist. Im sieb-      der Umgestaltungsphase. Die Stuk-     Elemente wie der Hochaltar wurden           römischer Soldat mit Lanze (links)
     ten Geschoss sind die ehemaligen         katuren in der westlichen Erweite-    schließlich im Zuge der Rebarocki-          und des hl. Michael mit Schild und
     Schallarkaden nun vermauert.             rung schuf 1926 Xaver Reitmaier.      sierung 1928/29 ausgetauscht.               Flammenschwert (rechts) schuf
     1735/36 schließlich erhielt der Turm                                                                                       1929 der Bildhauer Joseph Konrad
     seinen originellen Oberbau. Über         Insgesamt präsentiert sich der        Der Hochaltar in seinen Rokoko-             aus Reicholzried im Oberallgäu.
     einem sockelartigen Zwischenge-          Bau als heller, geräumiger, in sei-   formen kann als Meisterwerk der             In ihrer Haltung folgen sie barocken
     schoss setzt ein hochschwingen-          ner Wirkung leichter Raum. Dieser     Rebarockisierung gelten. Er wurde           Vorbildern.
     der, deutlich zurückgezogener Acht-      Grundtypus eines Kirchenraumes        1928 von dem Babenhausener
     eckaufsatz mit brillenförmig aus-        gelangte über den Allgäuer Bau-       Kunstschreiner Anton Hörmann                Die beiden Spätrokoko-Seitenaltäre
     laufendem Gesims und geschweif-          meister Johann Jakob Herkommer        geschaffen und orientiert sich              fertigte 1775 der einheimische
     ter Haube an. In dem Aufsatz sind        (1652–1717) aus dem Veneto nach       in Stil und Farbgebung deutlich an          Schreiner Philipp Jakob Einsle an.
     das Glocken- und Uhrengeschoss           Schwaben.                             den Seitenaltären. Das Altarblatt           Er wurde auch mit den beiden
     untergebracht.                                                                 stellt die „Geburt Christi“ dar und         Figurenpaaren beauftragt, betraute
                                                                                    entstand 1929 von Otto Hämmerle.            jedoch einen Bildhauer damit.
                                                                                    Es ist in Farbgebung und Kompo-

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