Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg

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Brandenburgisches

Ärzteblatt
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 28. Jahrgang | Mai 2018                        5 | 2018

                121. Deutscher Ärztetag in Erfurt
                	                                                                                 Seite 10 – 12

 Foto: Sergii Figurnyi, fotolia

                                                  Das Fernbehandlungsverbot im             4. Kammerversammlung,
                                                  Wandel der Zeit                          8. Legislaturperiode
                                                  Seite 5 – 6                              Seite 6 – 9

                                                  Datenschutz-Grundverordnung              Lipödem
                                                                                           Erkennen und therapieren
                                                  Seite 15 – 16                            Seite 28 – 30
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Akademie für ärztliche Fortbildung        Programm Ärzte:                                            Programm Praxispersonal:
              Landesärztekammer Brandenburg
                                                        • COPD/Asthma – Wann braucht der Patient einen             • Diabetologie in der Allgemeinarztpraxis für MFA
                                                          Spezialisten?                                            • Der diabetische Fuß
                                                        • Schmerz heiligt die Mittel – Krebs auch?
   13. Forum für den Hausarzt                             Ein Update zu Cannabis und Methadon
                                                                                                                   • Kommunikation mit schwierigen Patienten
                                                                                                                   • Kommunikation mit Demenzerkrankten
         und das Praxispersonal                         • Kardiovaskuläre Prävention – wer braucht ein Statin?
                                                                                                                   • Fehlermanagement: Aus Fehlern lernen –
                                                        • 15 Jahre DMP                                               kontinuierlicher Verbesserungsprozess ist kein Zufall
                                                        • Hausärztliche Berufspolitik
         Leitlinien in der Praxis                       • Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin
                                                                                                                   • Gute Organisation entlastet uns alle, aber wie?
         Ausgezeichnet mit dem DEGAM-Label                                                                         • Azubis in der Praxis – Eine Anleitung
         „Tag der Allgemeinmedizin“                     • Zuckersüße Märchen – die häufigsten
                                                          Fehlinformationen in der Diabetes-Behandlung
         Wiederholungsveranstaltung                     • Arbeitsgruppen zur Medikamententherapie.
                                                          Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
         29. September 2018
         9:00 bis 16:00 Uhr
         Ruppiner Kliniken GmbH
         Fehrbelliner Straße 38 • 16816 Neuruppin
                                                                                                                   Anmeldungen bitte unter:
                                                                                                                   Internet:
                                                                                                                   www.laekb.de
         Wissenschaftliche Leitung:                                                                                Arzt/Fortbildung/Veranstaltungen LÄKB
         Dr. med. I. Musche-Ambrosius                                                                              Fax:
                                                                           Unter diesem QR-Code                    0355 78010-339
         In Zusammenarbeit mit:                                            finden Sie weitere Informationen zum    E-Mail:
                                                                           Programm für Ärzte:                     akademie@laekb.de
                                                                                                                   Post:
                                                                                                                   Landesärztekammer Brandenburg
                                                                                                                   Akademie für ärztliche Fortbildung
                                                                                                                   PF 101445, 03014 Cottbus
                                                                           Unter diesem QR-Code                    Ansprechpartner:
                                                                           finden Sie weitere Informationen zum    Fabian Böer
                                                                           Programm für das Praxispersonal:        Telefon: 0331 505605-725
                                                                                                                   Die Teilnahmegebühr beträgt
                                                                                                                   für Ärztinnen und Ärzte 100,- €,
                                                                                                                   für das Praxispersonal 60,- €.

Impressum                                             Redaktion                                                   Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint
                                                      Landesärztekammer Brandenburg                               monatlich
Inhaber und Verleger                                  Pressesprecherin: Anja Zimmermann M.A.                      (Doppelnummer Juli/August).
Landesärztekammer Brandenburg                         Pappelallee 5, 14469 Potsdam                                Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010):
Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz            Telefon: 0331 505605-525                                    jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten
Pappelallee 5, 14469 Potsdam                          Telefax: 0331 505605-538                                    € 17,50. Einzelpreis € 3,35.
Telefon: 0331 505605-520                              E-Mail: aerzteblatt@laekb.de                                Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz
Telefax: 0331 505605-769                                                                                          GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus.
                                                                                                                  Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt
                                                      Repro, Satz, Druck, Herstellung,
Herausgeber                                                                                                       sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für
                                                      Verlagswesen
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz                                                                                   die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam-
                                                      Druckerei Schiemenz GmbH
                                                                                                                  mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag
                                                      Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus
                                                                                                                  abgegolten.
Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an     Telefon 0355 877070
den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren­namen     Telefax 0355 87707-128
gekennzeichnete Beiträge wissenschaftlicher und                                                                   Hinweise für die Autoren
standespolitischer Art sowie Artikel, die die Kenn-                                                               Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, ach-
                                                      Vertrieb
zeichnung „Pressemitteilung von …“ enthalten,                                                                     ten Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-
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nur mit schriftlicher Genehmigung statthaft. Rück-    Telefax 030 88682874                                        Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet
sendung nicht verlangter Manuskripte erfolgt nur,     E-Mail: g.kneiseler@t-online.de                             (Aufsichtsvorlagen).
wenn ein vorbereiteter Umschlag mit Rückporto         Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 28, gültig ab 01.01.2018
beiliegt. Mit der Annahme von Originalbeiträgen
zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das
uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen
redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
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                                   Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 28. Jahrgang | Mai 2018                                                                                                                 5 | 2018
                                     KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
                                   Das Fernbehandlungsverbot im Wandel der Zeit und
                                   was Ärzte davon halten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
                                   4. Kammerversammlung/8. Legislaturperiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
                                   Ausblick – 121. Deutscher Ärztetag in Erfurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
                                   Bei der LÄKB erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen I/2018 .. . . . . . . . . . . 13
                                   Fortbildungsangebote für ausländische Ärzte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
                                    ARZT UND RECHT
                                   Datenschutz-Grundverordnung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
           Fotolia rh2010 Erfurt
                                     FORTBILDUNG
Seite 7
                                   Zertifizierte Kasuistik – Folge 56 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                   Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
                                    AKTUELL
                                   13. Forum für den Hausarzt und das Praxispersonal .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
                                   Hausärzteverband stellt Ergebnisse einer Umfrage vor .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
                                   RKI – Die Tuberkulose ist auf der politischen Agenda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
                                   RKI veröffentlicht neue Daten zu Gesundheit und
                                   Gesundheitsverhalten von Heranwachsenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
                                   Elbe-Elster Klinikum
Seite 22                           Veränderungen bei haus- und fachärztlicher Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
                                   Spreewaldklinik Lübben ist koordinierende Zweigstelle des
                                   Palliative Care Teams Rüdersdorf .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
                                   LÄKB informiert – Erste Veranstaltung der Seniorenakademie . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
                                   Das Lipödem – Erkennen und therapieren .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
                                   Marburger Bund – Bundesverband
                                   Gemeinsam für eine Notfallversorgung aus einer Hand .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
                                     PERSONALIA
                                   CTK-Chefarzt hat auch die Leitung der Urologie an der
                                   Lausitz Klinik Forst übernommen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                            31
Seite 31                           Wir gratulieren zum Geburtstag im Mai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                         32
                                   Nachruf für MR Dr. med. Wolfgang Loesch
                                   Wir wollten doch noch sprechen, miteinander… . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                          33
                                   Martin Gropius Krankenhaus – Neue Leitende Chefärztin Psychiatrie,
                                   Psychotherapie und Psychosomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                    34
                                     WEITERE RUBRIKEN
                                   Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
                                   Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
                                   KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
                                   LAVG: Infektionsschutz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

                                                                                                                                                       Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018 |                                          3
Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg
EDITORIAL

                                 Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                                  nach monatelangem Ringen steht die                                                        Mit Blick auf den bevorstehenden
                                 neue Große Koalition. Ich persönlich                                                     121. Deutschen Ärztetag in Erfurt und
                                 fand die Zeit am besten, als wir keine                                                   dem dort auf der Tagesordnung ste-
                                 Regierung hatten. Zu dieser Zeit wur-                                                    henden Thema Fernbehandlung bleibt
                                 den wir wenigstens von neuen Geset-                                                      der Wunsch bzw. der Appell an die De-
                                 zen und Regelungen verschont.                                                            legierten, sich mit ihrer Stimme gegen
                                                                                                                          eine Fernbehandlung auszusprechen.
                                   Wie wichtig es ist, die ärztliche Selbst-                                              Nichts kann den direkten Arzt-Patien-
                                 verwaltung aktiv mitzugestalten und                                                      ten-Kontakt ersetzen.
                                 unseren Stand, Arzt als freiem Beruf,
                                 zu verteidigen, wird im Zuge der neu-                                                Zur Eröffnungsveranstaltung des 121.
                                 en Regierung und ihrer bisher öffent-                                               DÄT am 8. Mai wird der neue Bun-
                                 lich gewordenen Ideen einmal mehr                                                   desgesundheitsminister, Jens Spahn
                                 deutlich. Themen, die uns unmittelbar                                               (CDU), seine Antrittsrede vor der deut-
                                 betreffen, ich denke da beispielsweise                                              schen Ärzteschaft halten. Sicher wird
                                 an die Digitalisierung des Gesundheits-                                             er sich dort auch einigen unangeneh-
                                 wesens und dabei besonders an das                                                   men Fragen stellen müssen. Unseren
Dipl.-Med. Hubertus Kruse
                                 Thema Fernbehandlung sowie an die                                                   Delegierten des 121. Deutschen Ärzte-
         Foto: Thomas Kläber     von Jens Spahn ebenfalls befürworte-                                                tages wünsche ich gute Ideen und viel
                                 te Substitution ärztlicher Leistungen an                                            Erfolg bei der Durchsetzung unserer
                                 nicht-medizinisches Personal, dürfen          Angleichung des Einheitlichen Bewer- Interessen.
                                 wir bei ihrer Gestaltung nicht aus der        tungsmaßstabes (EBM) und der GOÄ
                                 Hand geben. Es ist ein Trugschluss zu         errichtet werden. Der Ausgang ist ab-
                                 glauben, man könne einen Arzt entlas-         sehbar: bei gedeckeltem Budget wird
                                 ten, indem, wie von Teilen der neuen          wohl die längst fällige GOÄ-Erhöhung
                                 Regierung vorgeschlagen, Pflegekräfte         eher in Richtung EBM laufen.          ■ Ihr Hubertus Kruse
                                 zukünftig „bestimmte Aufgaben“ von
                                 Ärzten übernehmen sollen. Ich kann              Ebenfalls in seiner Umsetzung längst
                                 mir keinen Patienten vorstellen, der          überfällig: die Telematikinfrastruktur.
                                 freiwillig dazu bereit ist, sich Untersu-     Von Beginn an gab es bei vielen Kol-
                                 chungen durch Pflegepersonal zu un-           leginnen und Kollegen Zweifel an der
                                 terziehen, die eigentlich eines Medizin-      problemlosen Umsetzung dieses Pro-
                                 studiums bedürfen.                            jektes. Nun zeigen sich die ersten tech-
                                                                               nischen Probleme bei der Anbindung
                                  Ebenfalls schwer nachzuvollziehen            der Praxen. Der Systemausfall, der sich
                                 und kaum zu argumentieren ist das             im Zuge der ersten Anschlüsse im März
                                 Vorhaben der CDU, unserer Zunft die           ereignete, zeigt, wie unausgereift die-
                                 Pflichtstundensprechzeit von 20 auf 25        ses System ist. Dennoch hält die Kas-
                                 Stunden zu erhöhen und das bei gede-          senärztliche Bundesvereinigung (KBV)
                                 ckeltem Budget! Bedeutet konkret: 25          an ihrem Vorhaben fest, die Daten
                                 Prozent mehr Arbeit bei gleichem Ent-         von circa 70 Millionen gesetzlich Kran-
                                 gelt, hinzu kommen noch 25 Prozent            kenversicherten in dieser Telematikin-
                                 mehr Büroarbeit. Das macht den Arzt-          frastruktur zu speichern. Am 25. Mai
                                 beruf nicht attraktiver.                      2018 soll die neue EU-Datenschutzver-
                                                                               ordnung in Kraft treten. Diese verlangt
                                  Und mehr noch: Das Thema Gebüh-              von den Arztpraxen und Kliniken die
                                 renordnung für Ärzte (GOÄ), welches           Umsetzung maximaler Anforderungen
                                 in den vergangenen Jahren (zu Recht)          an Datenschutz, Datenverarbeitung
                                 ziemlich hoch gekocht wurde, schien           und -erhaltung sowie Patientenaufklä-
                                 doch das Ziel, eine Erhöhung eben die-        rung. Angesichts des offenkundigen
                                 ser und damit das Ende einer jahrelang        Unausgereiftseins der Telematikinfra-
                                 dazu geführten Debatte, endlich in er-        struktur ein Rätsel, wie diese Verord-
                                 reichbare Ferne gerückt, nimmt eben-          nung umgesetzt werden soll. Denn wie
                                 falls neue Züge an. So soll nun laut          wir Ärzte zukünftig den Datenschutz
                                 Koalitionsvertrag ein Arbeitskreis zur        kontrollieren sollen, bleibt unklar.

                         4     | Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018
Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

KOMMENTAR

Das Fernbehandlungsverbot im Wandel der Zeit und
was Ärzte davon halten
 Seit vielen Jahren gilt ein Verbot        Das die IT-Industrie die Gesundheits-
der ausschließlichen Fernbehand-         wirtschaft als riesiges zukünftiges
lung und wird so eben auch in der        Wertschöpfungsfeld ausgemacht hat,
Berufsordnung für Ärzte gewer-           ist nichts Neues, nun eröffnet sich mit
tet. Praktisch bedeutet dies, dass       der eventuellen ausschließlichen Fern-
im Behandlungspfad wenigstens            behandlung ein neues Geschäftsfeld
einmal ein Arzt-Patient-Kontakt          für Internetanbieter und letztendlich
im herkömmlichen, analogen               auch für Krankenkassen etc.
Sinne zustandekommen muss.
                                           Das letzte Bollwerk zum Schutze ana-
  Dies ist nicht der Tradition und dem   loger Arzt-Patient-Kontakte, unsere Be-
Konservatismus der Mediziner ge-         rufsordnung, stört da nun erheblich.
schuldet, sondern machte jahrzehn-         Leider sind namhafte Protagonisten
telang absoluten Sinn, da es schwer      dieser Entwicklung, welche sich voll-
vorstellbar ist, ohne Untersuchungs-     kommen fern jeglicher Evidenz bis auf
techniken, wie Auskultation und Per-     den Deutschen Ärztetag schleicht, zu-
                                                                                                                                     Dr. med. Hanjo Pohle
kussion, ohne fühlen, sehen, tasten      geneigt und verfolgen sie relativ kri-                                                      Foto: Thomas Kläber
und riechen eine qualitätsgerechte       tiklos und bringen mit einem falsch-
Diagnostik abzuliefern und eine da-      verstandenen Digitalisierungszwang
rauf aufbauende Therapie einzulei-       alle Ärzte mit Patientenkontakt in eine 61 Prozent dagegen und von den
ten. Qualität und Forensik sind somit    nicht abzuschätzende Lage.              Studenten 58 Prozent dagegen.
natürlich klar definiert und bewähren
sich im tagtäglichen Behandlungsab-       Glücklicherweise hat der Hartmann-         Die Botschaft ist eindeutig und vor
lauf zum Nutzen und Schutz der Pati-     bund als einziger großer Ärzteverband      allem das Abstimmungsverhalten der
enten und Ärzte. Ärztekammern legen      den Mut bewiesen, ähnlich einem            Nachwuchsmediziner beachtenswert.
zu Recht Wert auf Qualitätsstandards     Volksentscheid, seine Mitglieder zu        Nicht nur die etablierten Ärzte lehnen
und die Ausbildung von Medizinern        befragen, was sie von der Aufhebung        es zu fast zwei Drittel ab, sondern auch
fußt auf diesen Basics in Anamnese       des ausschließlichen Fernbehandlungs-      die junge Generation mit deutlicher
und Untersuchung.                        verbotes halten.                           Mehrheit. Gerade sie haben wohl ein
                                          Das Ergebnis ist klar und deutlich aus-   Gespür dafür, wie schnell solch eine
  Fernbehandlung an sich gibt es sehr    gefallen und auf Grund der sehr inho-      Veränderung unserer Berufswelt die
wohl und ist auch im bestimmten Kon-     mogen Mitgliederstruktur aus stationä-     fundamentalen Grundeinstellungen
text sinnvoll und zum Beispiel im Not-   ren, niedergelassenen und angestellten     und Werte des Arztseins beeinflussen
fall auch als Ausnahme erlaubt. Natür-   Kollegen, richtungsweisend.                wird. Dies wollen definitiv fast zwei
lich kann und werden ein Röntgenbild,                                               Drittel aller Befragten nicht erleben.
ein Laborbefund, eine Histologie fern Gefragt wurde, ob der Antrag des
des Aufnahmeortes bzw. Entstehungs- Bundesärztekammervorstandes auf Niemand wehrt sich gegen sinnvolle,
ortes befundet werden können. Viele dem Deutschen Ärztetag, die aus- erleichternde Digitalisierung. Versuchs-
Überweisungsfälle basieren darauf.     schließliche Fernbehandlung, also feld für Internetanbieter, Medien- und
                                       die Behandlung von Patienten online, Start-Up-Gesellschaften zu sein und
  Nun soll es mit der Aufhebung des ohne ihn persönlich gesehen zu haben, den Kontakt zu Patienten zunehmend
Fernbehandlungsverbotes darum ge- möglich werden soll, oder ob dies ein online zu gestalten, das will die über-
hen, einen Patienten niemals wirklich zu großer Tabubruch wäre. Bei 3.857 große Mehrheit nicht. Wohlwissend,
sehen zu müssen, ihn auch nicht unter- Rückantworten bzw. Teilnehmern welche Ausmaße solch eine Lockerung
suchen zu können und nur auf Grund stimmten 62 Prozent gegen eine Lo- annehmen kann und wie leicht dar-
von Einsatz moderner Kommunikati- ckerung des Fernbehandlungsverbotes, aus politisches Kapital zu schlagen ist,
onstechnik qualitativ hochwertige und 32 Prozent dafür. 2.900 Teilnehmer ga- empfinden Ärzte dies eher als Zumu-
vor allem forensisch belastbare medi- ben ihren Status an: 33 Prozent ambu- tung und unnötig. Auch die Diskussi-
zinische Entscheidungen zu treffen. lant tätige Ärzte, 22 Prozent stationär on, den angeblichen Ärztemangel da-
Die daraus entstehenden möglichen tätige, 45 Prozent Studenten.              mit erträglicher zu gestalten, ist wenig
Folgen, bis hin zu eklatanten Fehlein-                                       hilfreich und führt letztendlich wirk-
schätzungen und Behandlungsfehlern Von den überwiegend ambulant tä- lich das erste Mal in eine Zweiklassen-
bleiben als Risiko selbstverständlich tigen Ärzten stimmten 69 Prozent da- Medizin: die der Online- und die der
beim Arzt.                             gegen, von den stationären Kollegen analogen Patienten. Glücklicherweise

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018 |   5
Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                                wollen nach ebenfalls repräsentativen  so ist es nicht an der Informationspo-       die Botschaft eindeutig: keine diesbe-
                                Umfragen 90 Prozent aller Patienten    litik festzumachen, wenn sich ein an-        zügliche Veränderung unserer Berufs-
                                noch einen wirklichen Arztkontakt.     dersgeartetes Ergebnis herauskristal-        ordnung zum Schutze unserer Patien-
                                Ärzte und Patienten hier im engen      lisiert, sondern höchstens als ein An-       ten und Ärzte! Die Landesärztekam-
                                Schulterschluss.                       zeichen einer gewissen Entfremdung           mer Brandenburg wird ihre Berufsord-
                                                                       zwischen Funktionären und Basis zu           nung nicht ändern und lädt alle ande-
                                 Solch groß angelegte Umfragen mit werten.                                          ren Kammern ein, ihr zu folgen. Es ist
                                signifikanten Umfrageergebnissen ma-                                                schlichtweg nicht nötig und viel zu ge-
                                chen natürlich nur dann Sinn, wenn Die Lösung dieser Diskrepanz, wenn               fährlich!
                                die gewählten Funktionäre in den sie denn besteht, kann und darf nur da-
                                Ärzte­gremien sie auch berücksichtigen rin bestehen, vertrauensvoll dem Wil-        ■ Dr. Hanjo Pohle,
                                und umsetzen. Sollte eine Diskrepanz len der Mehrheit zu entsprechen und              Vorsitzender Hartmannbund
                                                                                                                      Brandenburg,
                                zwischen dem Volkswillen und den in diesen umzusetzen. Im Falle der Locke-            Vizepräsident Landesärztekammer
                                Verantwortung Stehenden auftreten, rung des Fernbehandlungsverbotes ist               Brandenburg

                                4. KAMMERVERSAMMLUNG

                                8. Legislaturperiode

                                 Am 14. April trafen sich die De-         verschiedenen Satzungsvorschriften der
                                legierten der Landesärztekam-             Schwerpunkt der Änderungsvorschläge.
                                mer Brandenburg (LÄKB) zu ih-               Die Sinnhaftigkeit der Rechnungs-
                                rer 4. Kammerversammlung. Der             zinsabsenkung hatten die Vorsitzen-
                                Präsident, Dipl.-Med. Schulz, gab         de des Verwaltungsausschusses, Frau
                                einen Überblick über aktuelle ge-         Dipl.-Med. Andrea Kruse, der Versi-
                                sundheitspolitische Themen. Das           cherungsmathematiker der Ärztever-
                                Klinische Krebsregister für Bran-         sorgung Land Brandenburg, Herr Dipl.-
Fotos: Anja Zimmermann M.A.     denburg und Berlin gab als Toch-          Math. Johannes Nattermann, und Herr
                                tergesellschaft der Landesärzte-          Hendriks bereits auf der Kammerver-
                                kammer einen Überblick zum ak-            sammlung im November 2017 ausführ-        Teilrente ein. Dies bietet allen Ärzten
                                tuellen Sachstand und es wurde            lich dargelegt und erläutert.             mehr Flexibilität in ihrer Rentenpla-
                                eine Resolution zum Umgang mit              Hierzu führt die Ärzteversorgung Land   nung. Auch die Altersgrenze bei der
                                Gewalt gegen Ärztinnen und Ärz-           Brandenburg für alle Beiträge ab dem      hinausgeschobenen Altersrente wurde
                                te und andere Mitarbeiterinnen            1. Januar 2019 eine zweite Renten-        von 70 auf 72 Jahre erhöht.
                                und Mitarbeiter im Gesundheits-           bemessungsgrundlage ein. Mitglieder        Weiterhin hat die Ärzteversorgung
                                wesen verfasst. Weiterer Gegen-           erhalten infolgedessen zukünftig eine     die satzungsmäßige maximale Sicher-
                                stand der Kammerversammlung               Anwartschaftsmitteilung mit zwei Be-      heitsrücklage von fünf auf siebenein-
                                war die Änderung der Satzung              standteilen, nämlich zum einen für die    halb Prozent erhöht, was aufgrund des
                                der Ärzteversorgung Land Bran-            Anwartschaften mit Beiträgen bis zum      Risikoprofils der Kapitalanlage der Ärz-
                                denburg (ÄVLB).                           31. Dezember 2018 und zum anderen         teversorgung notwendig wurde.
                                                                          für alle Beiträge in der Zeit danach.      Die Satzungsänderungen, die noch der
                                1.   Änderung der Satzung der               Weiterhin nahm die Ärzteversorgung      Genehmigung durch die Aufsichtsbe-
                                     Ärzteversorgung Land Bran-           Anpassungen im Bereich der Renten-        hörden bedürfen, werden anschließend
                                     denburg                              berechnung in Bezug auf Steigerungs-      nach der Ausfertigung durch den Präsi-
                                 Der Geschäftsführer der Ärzteversor-     zahlen und Zurechnungszeiten vor, um      denten der Landesärztekammer im Bran-
                                gung, Herr Rechtsanwalt Fabian Hen-       gerade auch Härtefälle im Bereich der     denburgischen Ärzteblatt veröffentlicht.
                                driks, stellte die Vorschläge zur Ände-   Berufsunfähigkeitsrente abzumildern.      Unabhängig davon stellt die Ärzteversor-
                                rung der Satzung der Ärzteversorgung        Gleichzeitig wurde der Maximalbei-      gung, wie gewohnt, die beschlossenen
                                Land Brandenburg vor. Die Mitglieder      trag von 13/10 auf 15/10 erhöht und       Satzungsänderungen in ihrem Versor-
                                des Verwaltungs- und Aufsichtsaus-        der Mindestbeitrag für freiwillige Mit-   gungsbrief ausführlich dar. (RA Fabian
                                schusses hatten diese in den Monaten      glieder, Beamte, Soldaten und Mitglie-    Hendriks, Geschäftsführer ÄVLB)
                                zuvor intensiv diskutiert.                der, die nicht von der Versicherungs-
                                 Neben kleineren redaktionellen Än-       pflicht in der Deutschen Rentenversi-     2. Bericht des Präsidenten
                                derungen war die satzungsrechtliche       cherung Bund befreit sind, von 3/10        Im Zuge der neuen Koalitionsbildung
                                Umsetzung der geplanten Rechnungs-        auf 1/10 gesenkt.                         griff der Präsident der LÄKB, Dipl.-
                                zinsabsenkung von 4 % auf 3 % für           Neben den genannten Änderungen          Med. Schulz, einige gesundheitspoliti-
                                alle Beiträge ab dem 1. Januar 2019 in    führte die Ärzteversorgung auch die       sche Standpunkte der neuen Regierung

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Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

auf, mit denen sich die (brandenburgi-       Die Arbeitsgruppe soll Vorschläge für      Im Koalitionspapier wird festgelegt,
sche) Ärzteschaft künftig auseinander-      die Weiterentwicklung zu einer sekto-       dass die Kassenärztlichen Vereinigun-
setzen muss.                                renübergreifenden Versorgung im Hin-        gen in Zukunft mit den Landeskranken-
  Er informierte darüber, dass der neue     blick auf Bedarfsplanung, Zulassung,        hausgesellschaften die Sicherstellung
Bundesgesundheitsminister,           Jens   Honorierung, Kodierung, Kooperation         der Notfallversorgung gewährleisten
Spahn, noch bis zum Sommer drei             der Gesundheitsberufe und Qualitäts-        sollen. Die Finanzverantwortung soll
Gesetzesvorhaben auf den Weg brin-          sicherung unter Berücksichtigung der        ebenfalls gemeinsam getragen wer-
gen möchte. Es handelt sich dabei um        telematischen Infrastruktur bis 2020        den. Weiterhin ist vorgesehen, dass
Maßnahmen gegen den Pflegenot-              vorlegen.                                   Notfallleitstellen und integrierte Not-
stand, schnellere Arzttermine für Kas-                                                  fallzentren aufzubauen sind. „Offen
senpatienten sowie eine Entlastung                                                      bleibt, wie dieser Schritt mit oder ohne
der Versicherten bei den Beitragszah-                                                   Etablierung einer dritten Säule einher-
lungen.                                                                                 gehen soll. Aussagen zu einer mögli-
  Dipl.-Med. Schulz kritisierte das im                                                  chen Aufstockung der Finanzmittel für
Koalitionsvertrag festgehaltene Vorha-                                                  Personal und Vorhaltung der an der
ben, die Mindestsprechstundenzeit für                                                   Notfallversorgung Beteiligten werden
gesetzlich versicherte Patienten von 20                                                 im Koalitionsvertrag ebenso wenig ge-
auf 25 Stunden zu erhöhen. „Im Ko-                                                      troffen, wie zu einer möglichen neuen
alitionsvertrag wird nicht ausgeführt,                                                  Vergütungssystematik. Ebenso finden
wie die mit steigenden Mindestsprech-                                                   wir keine Festlegungen zur Refinanzie-
stundenzeiten verbundene Ausweitung                                                     rung der einzurichtenden Leitstellen
ärztlicher Tätigkeit sowie der Anstieg                                                  und integrierten Notfallzentren“ kriti-          Dipl.-Med. F.-U. Schulz
der Praxispersonalkosten unter Budget-                                                  sierte Dipl.-Med. Schulz.
bedingungen gegenfinanziert werden            Der Präsident gab zu bedenken, dass         Als positiv wertete der Kammerpräsi-
sollen“ so Dipl.-Med. Schulz. Er fordert,   die Ergebnisse der Arbeitsgruppe weit-      dent, dass laut Koalitionsvertrag eine
dass erbrachte Leistungen voll bezahlt      reichenden Einfluss auf die Ausgestal-      Milliarde Euro zum Umbau der Kran-
und nicht, wie bisher, durch Honorar-       tung des Gesundheitssystems haben           kenhauslandschaft aus dem Struktur-
budgets gedeckelt werden und das für        können. „Länder und Kommunen wol-           fonds verwendet werden sollen. Das
ein erhöhtes Mindestsprechstundenan-        len sich offensichtlich weitere Einfluss-   Geld kommt zur Hälfte aus der Liquidi-
gebot eine Gegenfinanzierung erfolgt.       möglichkeiten sichern“ so Dipl.-Med.        tätsreserve des Gesundheitsfonds, die
  Den geplanten Ausbau der Termin-          Schulz. Er fordert die inhaltliche Betei-   andere Hälfte steuern die Länder bei.
servicestellen bezeichnete der Präsi-       ligung der ärztlichen Selbstverwaltung        Ein weiterer wichtiger Punkt: Künftig
dent vor dem Hintergrund der Debatte        an diesem Gremium.                          sollen Pflegepersonalkosten besser und
einer „Zwei-Klassen-Medizin“ als „po-         Bezüglich einer neuen Honorarord-         unabhängig von Fallpauschalen vergü-
litisch motiviert“. Dieses Angebot wer-     nung plant die Bundesregierung die          tet werden. „Die Krankenhausvergü-
de von Patienten bisher nur sehr wenig      Gründung einer wissenschaftlichen           tung wird auf eine Kombination von
genutzt, zudem habe Deutschland im          Kommission. Diese soll bis Ende 2019        Fallpauschalen und einer Personalkos-
europäischen Vergleich die kürzesten        Vorschläge für ein „modernes Vergü-         tenvergütung umgestellt“, heißt es im
Wartezeiten bei der Terminvergabe.          tungssystem“ erarbeiten und die damit       Koalitionsvertrag. So soll der kranken-
  Auch eines der Dauerthemen in der         zusammenhängenden medizinischen,            hausindividuelle Personalbedarf besser
Gesundheitspolitik, die Stärkung der        rechtlichen und wirtschaftlichen Fra-       berücksichtigt werden können. Offen
ärztlichen Versorgung in strukturschwa-     gen beantworten. „Ob diese Vorschlä-        bleiben allerdings Art, Finanzierung und
chen Gebieten, wurde im Bericht des         ge umgesetzt werden, wird erst danach       Umfang der Ausgliederung und deren
Präsidenten berücksichtigt. Er kritisier-   entschieden“ so Dipl.-Med. Schulz.          weitere Auswirkungen auf das gesam-
te, dass es hier im Vergleich zum letzten     Ursprünglich hatte die SPD eine ein-      te Finanzierungssystem. Das Grundprin-
Koalitionsvertrag wenig Neuerungen          heitliche Honorarordnung für GKV-           zip der 2003 eingeführten, preisorien-
gebe und Fragen nach der „Finanzie-         und PKV-Leistungen gefordert. „Nicht        tierten DRG-Fallpauschalen mit einer
rung sowie auch nach der Sinnhaftig-        nur die Unions-Parteien haben dies          umfänglichen „Kalkulationsbasierung“
keit dieser Vorhaben“ nicht geklärt sei-    abgelehnt, auch Ärzte, Krankenkas-          wird damit verlassen. „Damit dürfte
en. Klargestellt werden müsse zunächst,     sen und PKV haben vor einem solchen         eine weitergehende Umstrukturierung
welche Regionen als strukturschwache        Systemwechsel gewarnt. Mithin ist           der Finanzierungssystematik zu erwar-
Gebiete einzuordnen seien und woher         die im Koalitionsvertrag angekündigte       ten sein“ so der Präsident.
man neue Ärzte nehmen solle.                Einrichtung einer wissenschaftlichen          Kritisch betrachtet Dipl.-Med. Schulz
  Weiterhin informierte Dipl.-Med.          Kommission als taktischer Kompromiss        die Idee der Koalitionspartner, einen
Schulz über das Vorhaben der Bun-           einer Gremienlösung zu werten“ so           Patientenentschädigungsfonds          für
desregierung, eine Bund-Länder-Ar-          Dipl.-Med. Schulz weiter.                   Schäden in Härtefällen einzurichten,
beitsgruppe unter Einbeziehung der            Die reformbedürftige Notfallversor-       bei denen die bestehenden Härtefall-
Regierungsfraktionen im Deutschen           gung in Deutschland wurde vom Prä-          regelungen nicht greifen. „Hieß es im
Bundestag einzurichten, die sich dem        sidenten der LÄKB ebenfalls themati-        Juni vergangenen Jahres noch, dass die
Thema sektorenübergreifende Versor-         siert. Weniger Parallelstrukturen, mehr     Grundsätze des Haftungsrechts nicht
gung widmet.                                Konzentration lauten die Forderungen.       aufgegeben werden dürfen, so findet

                                                                                               Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018 |   7
Deutscher Ärztetag in Erfurt - Seite 10 12 - Landesärztekammer Brandenburg
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                               sich nun jedoch der Gedanke eines Pa-        Krebserkrankungen als zwingend not-           sichergestellt ist, dass wenigstens ein
                               tientenentschädigungsfonds in der Ko-        wendig an“ so Dipl.-Med. Schulz.              einmaliger Arzt-Patient-Kontakt statt-
                               alitionsvereinbarung wieder. Das Arzt-        In Bezug auf alle Vorhaben der neu-          gefunden hat. Die Regelung sichert
                               haftungsrecht in Deutschland basiert         en Regierung, insbesondere des neu-           eine Mindestqualität der Behandlung,
                               auf einer in Jahrzehnten entwickelten        en Bundesgesundheitsministers, sagte          sie verhindert Fehlbeurteilungen und
                               Rechtsprechung, die die Interessen al-       Dipl.-Med. Schulz zusammenfassend:            schützt Patient und Arzt gleicherma-
                               ler Beteiligten, insbesondere der Patien-    „Unabdingbare Forderungen an Herrn            ßen. In Notfällen sind zudem schon
                               ten und der Ärzte, in einen angemesse-       Spahn müssen sein, dass er die Zusa-          bisher Fernbehandlungen ohne diese
                               nen Ausgleich bringt. Aus unserer Sicht      gen der letzten großen Koalition einhält      Einschränkung möglich“ erklärt Dipl.-
                               widerspricht ein Entschädigungsfonds         und die neue GOÄ verabschiedet wird.          Med. Schulz.
                               dem deutschen Haftungsrecht, das                                                             Der Präsident informierte weiterhin
                               eine individuelle Haftung des Schädi-                                                      darüber, dass das Niveau der Fach-
                               gers vorsieht“ so Dipl.-Med. Schulz. Die                                                   sprachtests, die von der Landesärzte-
                               individuelle Haftung hat neben dem                                                         kammer Brandenburg durchgeführt
                               Ausgleichsgedanken auch das Ziel, ei-                                                      werden, deutlich angehoben wurde. In
                               nen präventiven Anreiz zu setzen, um                                                       einem Austausch mit den Prüfern des
                               Fehler zu vermeiden. „Ein Entschädi-                                                       Fachsprachtests wurden die Erfahrun-
                               gungsfonds würde dieses Grundprinzip                                                       gen mit dem neuen Bewertungsraster
                               des deutschen Haftungssystems massiv                                                       diskutiert und Anpassungen bespro-
                               unterlaufen. Und selbstverständlich ist                                                    chen. Aufgrund der besseren Abstim-
    v.l.n.r. Dr. H. Pohle,
                               auch hier die Finanzierung nicht gere-                                                     mung und der konsequenten Einhal-
Dipl.-Med. F.-U. Schulz,
 Ass. jur. H. Krahforst,       gelt. Und schon kommen auch die ers-                                                       tung des Sprachniveaus C1 sind die
      Prof. Dr. S. Kropp       ten zaghaften Ideen zur Umkehrung                                                          Durchfallquoten gestiegen. „Ich möch-
                               der Beweislast“ kritisierte der Präsident.                                                 te hier nicht den Eindruck entstehen
                               Die Patientenbeauftragte der Bundesre-       Außerdem ist es im Grunde alternativ-         lassen, dass ich mich über die hohe
                               gierung, Ingrid Fischbach, will die Re-      los, dass ärztlicher Sachverstand in die      Durchfallquote freue. Aber ich denke,
                               geln für Nachweise von Behandlungs-          bereits erwähnte Bund-Länder-Arbeits-         im Sinne der Patientensicherheit und
                               fehlern auf den Prüfstand stellen.           gruppe mit einbezogen werden muss.“           auch in der täglichen Zusammenarbeit
                                 Als begrüßenswert bezeichnete Dipl.-         Mit Blick auf den 121. Deutschen Ärz-       in den Krankenhäusern miteinander
                               Med. Schulz die im Koalitionspapier vor-     tetag in Erfurt sieht der Präsident der       muss eine reibungslose Kommunikation
                               gesehene Stärkung der Hospiz- und Pal-       brandenburgischen Landesärztekam-             gewährleistet sein. Da wir den Kandi-
                               liativversorgung. „Die Maßnahmen zur         mer besonders dem Thema „Fernbe-              daten, welche an einem Fachsprachtest
                               weiteren Stärkung der Hospiz- und Palli-     handlung“ mit Spannung entgegen.              teilnehmen, eine gute Vorbereitung er-
                               ativversorgung sind aus unserer Sicht zu     Als Auftrag des letzten Ärztetages soll-      möglichen wollen, bieten wir diesen
                               unterstützen. Jetzt kommt es auf eine        ten Berufsordnungsgremien prüfen, ob          am 29. Mai erstmals ein Seminar zur
                               zügige Umsetzung an, damit die Hos-          § 7 Abs. 4 (Muster-)Berufsordnung der         Vorbereitung auf den Fachsprachtest
                               piz- und Palliativversorgung gesichert       in Deutschland tätigen Ärztinnen und          an. In Übereinstimmung mit anderen
                               und weiter ausgebaut werden kann.“           Ärzte einen Zusatz erhalten soll, nach        Landesärztekammern fordern auch wir,
                                 Bezüglich der Pläne einer Novellie-        dem eine Beratung und Behandlung              dass ausländische Ärzte aus Nicht-EU-
                               rung der Ausbildung psychologischer          auch ausschließlich aus der Ferne er-         Staaten zukünftig das zweite und drit-
                               Psychotherapeuten in Form einer Di-          laubt ist. Bislang ist eine ausschließliche   te deutsche Staatsexamen nachweisen,
                               rektausbildung bekräftigte der Präsi-        Fernbehandlung gemäß der Musterbe-            um in Deutschland eine Approbation zu
                               dent seine schon auf der vergangenen         rufsordnung untersagt. Die Berufsord-         erhalten“ erklärt der Präsident.
                               Kammerversammlung dargelegte Auf-            nungsgremien haben sich dieser Auf-             Dass ausländische Mediziner landes-
                               fassung, dass kein Versorgungsangebot        gabe angenommen und in Beratungen             übliche Examen ablegen müssen, um
                               parallel errichtet werden dürfe. Zudem       einen Formulierungsvorschlag erarbei-         im entsprechenden Land arbeiten zu
                               sei es inakzeptabel, dass Menschen mit       tet, der unter bestimmten Vorausset-          dürfen, ist auch in einigen anderen
                               psychischen Erkrankungen aus dem             zungen eine Beratung und Behandlung           Staaten seit langem üblich. So wird bei-
                               medizinischen Versorgungssystem aus-         ausschließlich aus der Ferne erlaubt, zu-     spielsweise in den USA nur als Arzt zu-
                               gegliedert werden.                           gleich aber auch versucht, den persön-        gelassen, wer den US-amerikanischen
                                 Dass das Behandlungsspektrum von           lichen Arzt-Patienten-Kontakt weiterhin       Hochschulabschluss in Humanmedizin
                               Heilpraktikern laut Koalitionsvertrag        in den Vordergrund zu stellen.                erfolgreich absolviert hat, ungeachtet
                               im Sinne einer verstärkten Patienten-          „Ich werde auch beim Deutschen              dessen, ob der Bewerber bereits einen
                               sicherheit überprüft werden soll, wer-       Ärztetag für die Landesärztekammer            gültigen Hochschulabschluss im Her-
                               tete der Präsident ebenfalls als positiv.    Brandenburg weiterhin die Auffas-             kunftsland erworben hat.
                               „Wir haben immer wieder gefordert,           sung vertreten, dass aus unserer Sicht          „Wir fordern zudem eine bundesweit
                               den Handlungsspielraum von Heilprak-         die aktuelle Regelung in der Berufsord-       einheitliche Regelung bei der Zulassung
                               tikern so weit wie möglich zu beschrän-      nung für Ärzte bezüglich der Fernbe-          ausländischer Kolleginnen und Kollegen
                               ken. Konkret sehen wir insbesondere          handlung von Patienten ausgewogen             und appellieren daher an die Politik, die
                               den Ausschluss aller invasiven Maß-          ist und keiner Änderung bedarf. Sie er-       Zulassungsbedingung des zweiten und
                               nahmen sowie der Behandlung von              laubt eine Fernbehandlung dann, wenn          dritten Staatsexamens deutschlandweit

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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

durchzusetzen“ so Dipl.-Med. Schulz           zur Einrichtung Klinischer Krebsregister   verbaler und physischer Übergriffe auf
weiter.                                       seit 1995 eine Klinische Krebsregistrie-   genannte Berufsgruppen, nicht nur im
 Um den ausländischen Kolleginnen             rung gegeben hat, die nach der Neu-        Land Brandenburg.
und Kollegen die Möglichkeit zu ge-           gründung umstrukturiert werden muss-        Die Delegierten der Landesärztekam-
ben, sich auf die Kenntnisprüfungen           te und in diesem Zuge weiter ausge-        mer Brandenburg haben in diesem Zu-
vorzubereiten, bietet die Landesärzte-        baut wurde. In Berlin wurde ein kom-       sammenhang folgende Resolution be-
kammer Brandenburg ab dem 16. Juni            pletter Neuaufbau vollzogen. Die Neu-      schlossen: „Die Kammerversammlung
2018 auch diesen die Gelegenheit, an          gründung des KKRBB beinhaltete, ins-       fordert Politik und Gesellschaft auf,
einem Vorbereitungskurs teilzunehmen.         besondere für das Land Brandenburg,        mehr Anstrengungen zu unternehmen,
                                              auch eine komplette Umstellung des         um Ärztinnen und Ärzte, medizinisches
3. Sachstand Klinisches Krebs-                Abrechnungssystems mit den Kranken-        Personal und Rettungskräfte vor Gewalt
     register für Brandenburg und             kassen und der Meldevergütung. Die         zu schützen.
     Berlin                                   Geschäftsführerin des KKRBB informier-
 Die Klinisches Krebsregister für Bran-       te in diesem Zusammenhang, dass die-
denburg und Berlin gGmbH (KKRBB)              se Umstellungen Auswirkungen auf die
hat als Tochtergesellschaft der Lan-          Auszahlung zur Meldevergütung hatten
desärztekammer Brandenburg am 1.              und noch immer haben. Sie bat an die-
Juli 2016 ihre Arbeit aufgenommen.            ser Stelle um das Verständnis der mel-
Das KKRBB ist das einzige länderüber-         denden Ärztinnen und Ärzte für etwai-
greifende Krebsregister in Deutschland        ge Verzögerungen bei der Auszahlung.
und umfasst ein Einzugsgebiet von ins-         Fazit: Im bundesweiten Vergleich hat
gesamt 6 Millionen Einwohnern (Bran-          das KKRBB einen guten Stand erreicht.
denburg und Berlin).                          Für 2018 und 2019 steht der daten-
                                              schutzgerechte Umbau der fünf Bran-
                                              denburger Registerstellen an. Nach der
                                              Überwindung vieler bürokratischer und
                                              durch Um- und Aufbau bedingter Hür-
                                              den kann das Augenmerk nun auf das
                                              eigentliche Ziel der Krebsregistrierung
                                              gelenkt werden: die Nutzung der Da-     Respekt und Achtung entscheiden
                                              ten in der ärztlichen Versorgung zum   über das friedliche Zusammenleben in
                                              Wohle der Patientinnen und Patienten.  unserer Gesellschaft. Es ist eine gesell-
                                              Außerdem konnte die Arbeit in den Ar-  schaftliche Aufgabe, für die Wertschät-
                                              beitsgruppen intensiviert werden.      zung der Personen, deren Beruf und
                                               Die erste Qualitätskonferenz des      Berufung die Hilfeleistung für Men-
                                              KKRBB findet am 12. Dezember 2018      schen ist, zu sorgen.
                                              in Potsdam im Haus der Brandenbur-      Ärztinnen und Ärzte und die ande-                  Dr. rer. medic. A. Tillack
                                              gischen Ärzteschaft statt. Dort werden ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  Dr. rer. medic. Anett Tillack informierte   die Auswertungsergebnisse aus den Re-  im Gesundheitswesen müssen in den
die Delegierten der Kammerversamm-            gisterdaten vorgestellt.               Schutzbereich des § 115 StGB aufge-
lung über den aktuellen Sachstand. So          Informationen zu Neuerungen, Mel-     nommen werden.“
hat das KKRBB inzwischen 70 Mitarbei-         deanlässen, Aufwandsentschädigung       Neben der Resolution wurde unter
ter in sechs Registerstellen, eine davon      etc. finden Ärztinnen und Ärzte im In- anderem eine verstärkte, aufklärende
in Berlin, sechs im Land Brandenburg.         ternet unter www.kkrbb.de .            Pressearbeit zum Thema vorgeschlagen
Erwartet werden circa 35.000 Tumor-                                                  und es wurde über einen Austausch
fälle pro Jahr mit Wohnort in Branden-        4. Gewalt gegen Ärzte: Resolu- sowie Beistand und Beratung gespro-
burg bzw. Berlin (erfasst 2017), 35.286            tion der Landesärztekammer chen. (Lesen Sie zu diesem Thema auch
Fälle mit Behandlungsort in Branden-               Brandenburg                       das Interview mit Prof. Kropp im Bran-
burg bzw. Berlin.                              Prof. Dr. Stefan Kropp, Vorstandsmit- denburgischen Ärzteblatt 4/2018).
  Neben allgemeinen Informationen zu          glied der LÄKB, berichtete von Erfah-
Nutzen und Funktionen des KKRBB be-           rungen im Umgang mit gewaltbereiten Die nächste Kammerversammlung fin-
richtete Frau Dr. Tillack unter anderem       Patientinnen und Patienten sowie auch det am 8. September 2018 in Potsdam
auch über die Abläufe der Klinischen          deren gewaltbereiten Angehörigen und statt.
Krebsregistrierung, über einzelne Ab-         damit verbundenen möglichen Maß-
schnitte des Staatsvertrages und über         nahmen zur Deeskalation und Vermei-
die Struktur des KKRBB.                       dung. Im Mittelpunkt seines Vortrages ■ Anja Zimmermann M.A.
  Frau Dr. Tillack informierte weiterhin      stand die Frage: Was kann die Kammer
über die historische Entwicklung der          tun, um Ärztinnen und Ärzte, medizi-
Klinischen Krebsregistrierung und wies        nisches Personal und Rettungskräfte zu
darauf hin, dass es in Brandenburg be-        schützen? Vorausgegangen war den
reits vor der gesetzlichen Verpflichtung      Überlegungen eine deutliche Zunahme

                                                                                               Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018 |   9
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                                121. Deutscher Ärztetag in Erfurt

                                 Vom 8. bis zum 11. Mai findet in         angestrebten Aufhebung des Fernbe-        die uns entlasten. Diese „Entlastung“
                                Erfurt der 121. Deutsche Ärztetag         handlungsverbots. Die stationär täti-     kann und darf aber nicht die ureigens-
                                statt. Acht Brandenburger Dele-           gen Ärzte trifft das Thema nicht un-      ten, ärztlichen Tätigkeitsfelder betref-
                                gierte werden an den Sitzungen            mittelbar, wir sollten uns aber auf-      fen.
                                teilnehmen. Im folgenden Inter-           merksam einbringen. Für die einen         Ich erwarte eine Fortführung des
                                view sprechen sie über die The-           (Baden Württemberg, Schleswig Hol-        „Geistes von Freiburg“. Beim letzten
                                men und ihre Erwartungen.                 stein…) ist es die überfällige Anpas-     Ärztetag habe ich erstmalig erlebt,
                                                                          sung an die Realität der digitalen Welt   dass die Gemeinsamkeiten der unter-
                                Dr. med. Steffen König                    und die letzte Chance, diese Entwick-     schiedlichen Gruppierungen der Ärz-
                                (Marburger Bund):                         lung ärztlich zu steuern, bevor die       teschaft größer waren, als die vor-
Dr. med. Steffen König          Zuallererst sehe ich der Rede unseres     großen Internetkonzerne sich an die       getragenen Partikularinteressen. Die
Foto: Anja Zimmermann M.A.
                                neuen Gesundheitsministers mit be-        Spitze der Entwicklung stellen. Für die   Zusammenarbeit war außerordentlich
                                sonderer Spannung entgegen. Die ver-      anderen ist es die Öffnung der Büchse     lösungsorientiert.
                                gangenen acht Jahre waren, bei allen      der Pandora. Und beide Lager haben        Ansonsten erwarte ich gute Beschlüs-
                                inhaltlichen Differenzen, stets von Re-   durchaus überzeugende Argumente.          se auf der Grundlage fruchtbarer De-
                                spekt und gegenseitiger Anerkennung       Schließlich steht im Zentrum des Ärz-     batten.
                                geprägt. Ich habe die Befürchtung,        tetages die Novellierung der (Muster-)
                                dass sich diese Entwicklung nicht so      Weiterbildungsordnung. Auch hier          Dr. med. Ullrich Fleck
                                ohne Weiteres fortsetzen wird. Wäh-       sind einige Überraschungen möglich.       (Hartmannbund):
                                rend der ehemalige Bundesgesund-          Ich denke da nur an die völlig über-      Der Deutsche Ärztetag 2018 befasst
                                heitsminister, Hermann Gröhe, ein ru-     raschend aufgekommene, hochemoti-         sich mit drei wichtigen Hauptthemen,
                                higer und an der Sache interessierter     onal geführte Debatte zur Zukunft der     die langfristig das Wirken der Ärzte in
                                Partner der Ärzteschaft war, ist Herr     Allgemeinchirurgie auf dem letzten        der Bundesrepublik entscheiden.
                                Minister Spahn eher jemand von der        Ärztetag. Diesmal stehen unter ande-        1. GOÄ neu
  Dr. med. Ullrich Fleck        lauteren Sorte. Er neigt zu Zuspitzun-    rem die Zusatzbezeichnungen auf der         2. Die Fernbehandlung
               Foto: privat     gen und scheut keine Provokation.         Tagesordnung. Auch hier liegt erheb-        3. Weiterbildungsordnung neu
                                Auf der anderen Seite bin ich durch-      liches Konfliktpotential. Aus meiner      Die Ausgestaltung der Gebührenord-
                                aus froh, dass das Ministerium in der     Sicht sollten Zusatzbezeichnungen nur     nung ist für die Ärzte das entschei-
                                Hand der CDU geblieben ist und uns        auf dem Fundament wissenschaftli-         dende Kriterium für eine Freiberuflich-
                                der Populist mit der näselnden Stimme     cher Erkenntnisse fußen und wirkliche     keit ihres Berufsstandes. Ohne eine
                                und der Fliege vor dem Hals erspart       Besonderheiten würdigen. Ich fürchte      gültige GOÄ verlieren wir den Status
                                wurde. So bleibt die Hoffnung, dass       aber, wir werden wesentlich mehr po-      eines freien Berufes. Es geht also nicht
                                die Gesundheitspolitik faktenorientiert   litisch motivierte Bezeichnungen be-      nur um die Bezahlung ärztlicher Leis-
                                weitergeführt wird.                       kommen.                                   tungen, sondern um die Rechtferti-
                                In einem Punkt können wir aber wohl       Der Ärztetag sollte sich mit den zu er-   gung eines freien Berufsstandes, ähn-
                                die Hoffnung begraben. Zwar ist die       wartenden Änderungen der Gesund-          lich der Juristen oder Architekten.
                                Bürgerversicherung abgewendet, aber       heitspolitik in den nächsten vier Jah-    Die zunehmende Digitalisierung, ver-
                                die Kommission zur Angleichung der        ren kritisch auseinandersetzen und        bunden mit einer weiteren Speziali-
                                Gebührenordnungen         beschlossen.    nach Antworten suchen.                    sierung des Arztberufes bei gleich-
                                Auch, wenn diese Kommission kein          Wir werden stärker mit populistischen     bleibender Ärzteanzahl, die auch an
                                Ergebnis produzieren sollte, so wird      Tendenzen und „Fake News“ konfron-        der medizinischen Versorgung teilha-
                                die Einführung einer neuen GOÄ um         tiert werden. Als Beispiel sei nur die    ben, zwingen zu neuen Formen der
                                mindestens vier Jahre verschoben wer-     angebliche „Zweiklassenmedizin“ ge-       Behandlung. Auch der Anspruch der
                                den. Diesen Tagesordnungspunkt kön-       nannt, die jeder vernünftigen Grund-      Patienten, zu jeder Zeit medizinische
                                nen wir deshalb sehr kurz halten. Die     lage entbehrt, aber als Slogan schnell    Spitzenleistung einzufordern, wird die
                                Deutsche Ärzteschaft hat es versäumt,     verfängt.                                 Behandlungsstruktur ärztlicher Leistun-
                                in den letzten acht Jahren, in denen      Schließlich sollten wir uns noch ein-     gen verändern. Hier eine Öffnung zu
                                die Tür zumindest einen Spalt weit of-    mal mit dem „Physician Assistent“ be-     erreichen, ohne die Qualität ärztlicher
                                fen stand, eine zukunftsfähige Gebüh-     schäftigen. Das Thema wird auch auf       Leistung zu senken, ist ein wichtiges
                                renordnung auf das Tableau der Ge-        der Hauptversammlung des Marbur-          zukünftiges Ziel und dazu bedarf es
                                sundheitspolitik zu heben. Hier helfen    ger Bundes eine große Rolle spielen.      der Änderung der Ärzteordnung.
                                keine gegenseitigen Schuldzuweisun-       Wir brauchen in Zeiten des gravie-        Bei der Vervielfachung des medizini-
                                gen, vielmehr sollten wir daraus ler-     renden Ärztemangels und der Über-         schen Wissens muss sich die Weiter-
                                nen.                                      lastung der Ärzteschaft mit arztfrem-     bildungsordnung anpassen und neu
                                Spannend wird auch die Debatte zur        den Tätigkeiten durchaus Mitarbeiter,     strukturieren. Hier wurde schon über

                      10      | Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

lange Jahre nach einer neuen Form          in Deutschland eine gute medizinische     man selbst die Diagnose erstellte, er-
der Weiterbildungsordnung gerungen.        Versorgung für alle Patienten bieten,     laubt. Ohne persönliche Kenntnis des
Dass sie nun vorliegt, ist ein Achtungs-   dass das Gesundheitssystem leistungs-     anonymen Gegenübers, sondern nur
zeichen der Ärzteschaft und als Mit-       fähig ist, auch wenn es stetiger Ver-     per Telefon oder E-Mail, kann ich mir
glied des Weiterbildungsausschusses        besserungen und Weiterentwicklung         keine Behandlung vorstellen. Aber viel-
mir ein ganz persönliches Anliegen,        bedarf. Es ist mir wichtig, dass wir      leicht wird mir das ja erklärt.
diese neue Weiterbildungsordnung zu        Ärzte unser Engagement und unsere         Wir werden zwar auf dem 121. Deut-
gestalten, als auch zu beschließen.        Leistungen für unsere Patienten hoch-     schen Ärztetag in Erfurt wieder ein-
Ich hoffe, dass wir die neue GOÄ, die      halten. Dies ist besonders auch für die   mal einen neuen Gesundheitsminister
ja von Dr. med. Klaus Reinhardt, Vor-      Motivation der jungen Ärztegenerati-      hören, erwarten tue ich aber nichts.
sitzender des Ausschusses „Gebüh-          on von Bedeutung und sollte daher         Ich erinnere mich an die Antrittsrede
renordnung“ der Bundesärztekammer          neben der Verbesserung der Rahmen-        von Seehofer in Dresden. Großer Jubel
sowie Vorsitzender des HARTMANN-           bedingungen für Nachwuchsmediziner,       in der Semperoper und danach großer
Bundes, vorliegt, beschließen, dass        vom Studium, über die Weiterbildung       Katzenjammer in den Bundesländern.
wir in der Musterberufsordnung die         bis zur Tätigkeit als Fachärzte, ein      Budgetierung, Budgetierung, Budge-
Fernbehandlung möglich machen und          wichtiges Thema des Ärztetages sein.      tierung – Reformen waren das nicht.
das der Ärztetag die Novellierung der      Ich erwarte mir vom 121. Deutschen        Was man jetzt hört, klingt für die Ärz-          Dr. med. Katharina Weinert
                                                                                                                                      Foto: privat
Musterweiterbildungsordnung bestä-         Ärztetag sachliche und konstruktive       teschaft auch nicht vielversprechend.
tigt. Dann können wir in den Gremi-        Diskussionen. Ich erhoffe mir, beson-     Lassen wir uns überraschen. Ich freue
en der Landesärztekammer Branden-          nene und kluge Entscheidungen, die        mich erst einmal auf Erfurt.
burg die Spezifika einbauen, die ein       vor allem auch die junge Ärztegene-
Flächenland wie Brandenburg für die        ration und deren zukünftige Arbeits-      Dr. med. Jürgen Fischer
tägliche Arbeit benötigt.                  bedingungen im Blick haben.               (Marburger Bund):
Die Themen des Ärztetages 2018 sind                                                  Die Hauptthemen beim 121. Deut-
aktuell und bedürfen einer Klärung         Dr. med. Udo Wolter                       schen Ärztetag sind die Novellierung
und Lösung.                                (Marburger Bund):                         der Musterweiterbildungsordnung, die
                                           1991 bin ich das erste Mal zu einem       neue GOÄ sowie die Versorgung von
Dr. med. Katharina Weinert                 Deutschen Ärztetag gefahren. Dieser       psychischen Erkrankungen aus ärztli-
(Hausärzteverband Brandenburg):            fand in Hamburg statt. Der wichtigste     cher Sicht.
Auch in diesem Jahr steht das The-         Tagesordnungspunkt war die Weiter-        Die aus meiner Sicht wichtigsten The-
ma „Novellierung der Musterweiterbil-      bildung. In Hamburg wurde eine ge-        men sind die Novellierung der Mus-               Dr. med. Udo Wolter
                                                                                                                                      Foto: Thomas Kläber
dungsordnung“ auf der Tagesordnung.        meinsame Muster-Weiterbildungsord-        terweiterbildungsordnung und die Dis-
Ich bin sehr gespannt, was sich seit       nung verabschiedet. Dies war nötig,       kussion um die neue GOÄ. Seit circa
dem letzten Ärztetag getan hat und         um die Ausbildung der ehemaligen          zehn Jahren wird nun schon an der
ob wir dieses Projekt endlich zu einem     DDR und die Weiterbildung der Bun-        neuen Musterweiterbildungsordnung
Abschluss bringen können. Eine mo-         desrepublik anzugleichen. Dies ist uns    gearbeitet. Jedes Jahr wird nicht nur
dernisierte, kompetenzorientierte Wei-     nach Hamburg, so meine ich, relativ       auf Ärztetagen, sondern auch in vie-
terbildungsordnung mit der Möglich-        gelungen.                                 len anderen ärztlichen Organisationen
keit, Weiterbildungsabschnitte nicht       Zwischen Hamburg und Erfurt gab es        und Fachgesellschaften diskutiert. Es
nur im stationären Bereich, sondern        weitere Novellierungen der Weiterbil-     ist zweifellos richtig, dass eine Weiter-
auch ambulant ableisten zu können,         dung. Aber keine war so anders als        bildungsordnung sorgfältig vorbereitet
wie es in der Allgemeinmedizin bereits     die jetzige, die auf der Tagesordnung     werden muss. Auf der anderen Seite
umgesetzt ist, wird aus meiner Sicht       steht. Am letzten Tag des Ärztetages      müssen aber auch, vor allem im Inte-
auch für viele andere Fachrichtungen       findet diese Diskussion statt. Dieser     resse der jungen Kolleginnen und Kol-
                                                                                                                                      Dr. med. Jürgen Fischer
ein Gewinn sein.                           Tagesordnungspunkt ist für mich der       legen, endlich Beschlüsse gefasst wer-           Foto: Thomas Kläber
Ein weiteres wichtiges Thema auf der       wichtigste. Er bedeutet aber auch da-     den. Es ist völlig klar, dass das System
Tagesordnung ist die Fernbehandlung.       nach viel Arbeit für die Ärztekammern,    ein lernendes bleiben wird und muss,
Dieses Thema wurde bereits letztes         die die Beschlüsse umsetzen müssen.       um den künftigen medizinischen Ent-
Jahr diskutiert und ist eng mit der        Im Vorfeld haben die Weiterbildungs-      wicklungen und damit den Anforde-
Digitalisierung im Gesundheitswesen        gremien der Ärztekammern hart gear-       rungen an die Weiterbildung künftiger
verknüpft. Ich erwarte eine breite Dis-    beitet, um in Erfurt zum Ziel zu kom-     Ärztegenerationen gerecht zu werden.
kussion, die nicht nur die Chancen,        men. Ich drücke dafür die Daumen.         Es bleibt also zu hoffen, dass zumin-
sondern auch die Herausforderungen         Ein weiterer Tagesordnungspunkt wird      dest der neue Paragraphenteil ver-
und Risiken betrachtet.                    die Änderung des Fernbehandlungspa-       bindlich beschlossen wird, damit das
Seit wenigen Wochen haben wir eine         ragraphen in der Berufsordnung sein.      künftige System in den Landesärzte-
neue Bundesregierung mit einem neu-        Das wird interessant, weil die Mei-       kammern weiterentwickelt und mit Le-
en Gesundheitsminister, der schon          nungsverschiedenheit hälftig durch        ben erfüllt werden kann. Der Paragra-
in den ersten Tagen seiner Amtszeit        die Ärzteschaft geht. Ich bin für die     phenteil ist entscheidend, selbst wenn
kontroverse Diskussionen angestoßen        Beibehaltung der jetzigen Form, die       die Weiterbildungsinhalte, das heißt,
hat. Ich wünsche mir, dass der Ärzte-      ja sowieso Fernbehandlung an Pati-        die Anforderungen, die man erfüllen
tag sich klar dazu bekennt, dass wir       enten, die man kennt und bei denen        muss, um Facharzt zu werden, erst in

                                                                                            Brandenburgisches Ärzteblatt 5 • 2018 |   11
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