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Dezember 2018 Ausgabe IHK Ulm Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee Beruf & Pflege Startup & Mittelstand E-Vergabe Kooperation unterstützt Gründer und etablierte Es geht nur noch Arbeitnehmer Firmen zusammengebracht elektronisch Seite 48 Seite 50 Seite 52 T ECHNISCHE DIENS T LEIS T ER Von externem Know-how profitieren Seite 13
Editorial Innovation durch Kooperation Unsere Wirtschaft steht vor den großen Her- ausforderungen der Digitalisierung und Globa- lisierung. Die Produktlebenszyklen werden kürzer, das Innovationstempo nimmt zu, For- schung und Entwicklung werden komplexer. In einer zunehmend vernetzten Welt kommt es darauf an, die richtigen Partner zu finden. Die Automobil-, Pharma- und Luftfahrtindustrie setzen seit Jahren auf externe Dienstleister. Diese Unternehmen agieren häufig im Hinter- grund und zeichnen für viele Produktinnova- Otto Sälzle, Haupt- geschäftsführer IHK Ulm tionen verantwortlich. Für schwäbische Mittelständler ist diese Heran- gehensweise immer noch gewöhnungsbedürf- tig. Dabei bietet die Kooperation mit einem technischen Dienst- leister zahlreiche Vorteile. Unternehmen können sich so stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und wesentlich fle- xibler agieren. Häufig ist eine Kooperation auch schneller und kostengünstiger, als zunächst eigenes Know-how im Unterneh- men mühsam aufzubauen. Im Rahmen der Digitalisierung ist beispielsweise für kleine und mittlere Unternehmen das Out- sourcing der IT besonders spannend. Wie in einer guten Ehe gilt auch hier der Satz: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“, selbst wenn es nur eine Zusammenarbeit auf Zeit ist. Otto Sälzle, Hauptgeschäftsführer IHK Ulm Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Trends und Hintergründe Technische Dienstleistungen: Studie zur Weiterbildung: Von externem Know-how profitieren Auf beruflichem Erfolgskurs Seite 13 Seite 55 3 Editorial Panorama 30 Maritim Hotelgesellschaft Vertrag verlängert 30 SAM automotive Investoren zeigen Interesse 31 Liebherr-Hydraulikbagger 6 GROW – Go youR Own Way Liebherr weiht Entwicklungs- und Vorführzentrum ein Land fördert Gründerkultur an Hochschulen 31 Häussler Technische Orthopädie Neue Betriebsstätte 8 Unternehmer-Initiative 32 Peter Dobra Im Dienst der Sauberkeit Betriebe fordern Bleiberecht für arbeitende Flüchtlinge 34 Reiner Anton Ewald, Heizplattenvertrieb 9 Start-up BW local Gründungsfreundliche Kommunen Nische für sich entdeckt 10 JERMI Käsewerk Sich einfach trauen 35 EVO Deutschland verleiht Architektenpreis 35 codex Trockenmörtelwerk eröffnet Titelthema Technische Dienstleistungen Region Bodensee-Oberschwaben 36 Wirtschaft bekennt sich zum Bodensee-Airport Fotos: Martina Dach; pictworks/Adobe Stock; FDH Presse; Photodesign Armin Buhl 13 Externes Know-how Blick über den Tellerrand Flughafen Friedrichshafen – unser Tor zur Welt 17 Hochschule Ravensburg-Weingarten 38 Elevator Pitch Babybody macht das Rennen Mit Dienstleistungen Wachstumspotenziale heben 39 Digitale Agenda Bodensee 18 IT-Outsourcing Rechtliche Risiken im Auge behalten Großer Nachholbedarf bei der Digitalisierung 20 AKKA DSW Partnerschaften für erfolgreiche Projekte 40 IHK Bodensee-Oberschwaben Neue Schwerpunkte für die Vollversammlung Neues aus den Unternehmen Region Ulm 22 GESSLER + FUNK Office 25 Jahre im Einsatz fürs Büro 22 Hopfen und mehr Neuer Showroom 43 Serie: Hier gemacht Gepflegte Grünflächen 23 mts Maschinenbau Erfolgreiches Management-Buy-in 44 Umwelt Stabwechsel beim Senior Experten Service 23 Viktualienmarkt Ravensburg Fest im Team 44 Digitalisierung Potenzial nicht ausgeschöpft 24 Hokubema Maschinenbau 45 Ausbildung Erste Schritte Marke Panhans feiert 100. Geburtstag 46 Bildung Gemeinsam die Berufsorientierung fördern 26 WEBA-Fahnen Fahnenspezialist expandiert 46 Stiftungen Herzensanliegen langfristig absichern 26 Diverse Buchhandlungen aus der Region 47 Verkehr Biberacher Bürgerticket neu aufgestellt Deutscher Buchhandlungspreis 47 Film Commission Region Ulm Vorhang auf 28 Jürgen Weing Kunst und Wirtschaft auf einer Linie 48 Gesundheit Beruf und Pflege vereinbaren 28 Diverse Unternehmen aus der Region Beste Ausbilder 49 Umwelt 30 Jahre Erfa-Kreis Umwelt 29 Serie: Neu am Markt 50 Existenzgründung Startup meets Mittelstand Kletter-Eldorado für Anfänger und Könner 4 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Region Bodensee-Oberschwaben Region Ulm Flughafen Friedrichshafen: Best of ... 2018: Tor zur Welt für die Wirtschaft Beste Azubis und Weitergebildete geehrt Seite 36 Seite I-IV (Einleger Ausgabe Ulm) Trends & Hintergründe Handelsregister 52 Öffentliche Ausschreibungen Aus dem Bezirk der IHK Bodensee-Oberschwaben Es geht nur noch elektronisch 54 Mehrwertsteuer in der Schweiz 68 Bodenseekreis Neue Regeln für den Versandhandel 73 Kreis Ravensburg 55 Weiterbildung Mit Weiterbildung auf Erfolgskurs 76 Kreis Sigmaringen 57 Neues aus Berlin und Brüssel Aus dem Bezirk der IHK Ulm 79 Alb-Donau-Kreis 80 Kreis Biberach IHK Service 84 Kreis Ulm Bodensee-Oberschwaben 88 Kultur & Freizeit 58 Finanzierungssprechtage / RKW-Sprechtage / Beratung zu Kooperationen und Technologietransfer / Digitalisierungssprechtage / European Digital Manager 90 Vorschau Impressum 59 Betrieblicher Datenschutzbeauftragter nach EU-DSGVO / Zertifikatslehrgang Personalreferent/in Amtliche Bekanntmachungen Ulm nach S. 46 Bekanntmachungen der IHK Bodensee-Oberschwaben (Ausgabe Bodensee-Oberschwaben, S. I–VIII) 60 Zoll-Update 2019 / Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland / Internet-Fachberatung / Sprechtag Datenschutz Diese Ausgabe enthält das Verlagsspecial Im Blickpunkt – Unternehmen stellen sich vor Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 5
G R O W – G O Y O U R O W N W AY Land fördert Gründerkultur an Hochschulen Das Wissenschaftsministerium fördert landesweit Projekte, die dazu beitragen, eine lebendige Gründungs- kultur in Baden-Württemberg zu etablieren. Davon profitieren auch Hochschulen aus der Region. „GROW – Go youR Own Way“ heißt das Projekt, für das sich die Selbstständigkeit begeistern“, betonte sie. „Es geht darum, ein drei Hochschulen Albstadt-Sigmaringen, Biberach und Ravens- positives Gründungsklima an den Hochschulen und – von da burg-Weingarten im Jahr 2016 in einem Verbund zusammen- aus ausgehend – im ganzen Land zu erzeugen. Junge Menschen geschlossen haben, um die Startup-Kultur an ihren Hochschu- sollen unsere Hochschulen als Persönlichkeiten verlassen, die len zu befördern. Das Projekt soll Studierende motivieren, ihre mutig genug sind, etwas Eigenes zu machen, und klug genug, Ideen in ein Unternehmen auszugründen, und sie in allen Pha- damit Erfolg zu haben.“ sen der Gründung – von der Ideenfindung bis hin zur Realisie- rung – unterstützen. Die GROW-Teams an den einzelnen Hoch- Ziel: Kooperation mit der regionalen Wirtschaft schulen beraten die Studierenden bei Fragen rund um das Bei einem Rundgang präsentierten Studierende des Hochschul- Thema Selbstständigkeit. Auch die IHKs Bodensee-Oberschwa- verbunds der Ministerin ihre erfolgreich gestarteten oder ge- ben und Ulm unterstützen das Projekt, z. B. mit Beratungs- und planten Startups. Einer davon war Jona Eisenberger, der an der Coachingangeboten. Hochschule Ravensburg-Weingarten Internet und Online-Mar- keting studiert und die Marketingagentur Webmondo gegrün- 1,2 Millionen Euro vom Land det hat. Er ist dankbar für die bisherige Unterstützung durch Ende Oktober informierte sich Wissenschaftsministerin The- das GROW-Projekt. Zusätzlich äußerte er aber den Wunsch resia Bauer bei einem Besuch an der Hochschule Ravensburg- nach Coworking Spaces für alle gründungsinteressierten Hoch- Weingarten über das Projekt GROW, das vom Wissenschafts- schulen – Räumlichkeiten, in denen Gründungsinteressierte ministerium mit 1,2 Millionen Euro gefördert wird. „Wir und erfahrene Gründer zusammen an Ideen arbeiten und so möchten Studierende frühzeitig für die unternehmerische besser voneinander profitieren können. In Kürze der 2019“, die der AUMA als Ver- https://handel-mittelstand. band der deutschen Messewirt- digital/publikationen/ schaft herausgegeben hat. Download: www.auma.de, Besorgniserregende Rubrik Medien/Publikationen Chemikalien Ein neues Internetportal vom Digitalisierung im Handel Netzwerk REACH@Baden-Würt- Foto: DIHK Die Digitalisierung bringt Ver- temberg klärt über besorgniser- Foto: AUMA änderungen im Handel und regende Chemikalien, kurz SVHC, steigende Kundenanforderun- in Produkten auf und informiert, gen mit sich. Auch für kleinere in welchen Materialien diese Brexit-Glossar Auslandsmesseprogramm Unternehmen ist es essenziell, enthalten sind. Das Angebot Vom Abkommen über techni- Messetermine und Kontaktdaten ihre Vertriebsstrategie im Ge- richtet sich an kleine und mitt- sche Handelshemmnisse bis zu für die Auslandsmessebeteili- schäftskundenbereich durch lere Unternehmen. Liefern Fir- Zöllen und Kontingenten: Die gungen von Bund und Ländern, kundenzentrierte IT-Strukturen men Produkte mit SVHC, müssen wichtigsten Vokabeln rund um auf denen sich deutsche Firmen zu unterstützen. Was die Vor- sie bestimmte Informations- den Brexit erläutert der DIHK in zu günstigen Bedingungen prä- aussetzungen dafür sind und pflichten gegenüber gewerbli- einem achtseitigen Begriffsver- sentieren können, enthält die wie auch im After Sales Mehr- chen Abnehmern und Verbrau- zeichnis. Broschüre „Auslandsmessepro- werte realisiert werden können, chern erfüllen. www.weingarten.ihk.de, gramme der Bundesrepublik zeigt ein Leitfaden der Mittel- www.reach.baden-wuerttem Nr. 4183258 Deutschland und der Bundeslän- stand-4.0-Agentur Handel. berg.de/svhc-in-erzeugnissen www.ulm.ihk24.de, Nr. 4150862 6 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Panorama Das bestätigt André Bleicher, Rektor der Hochschule in Bibe- rach: „Im Verbund ist man einfach effizienter.“ Über ein wachsendes positives Gründungsklima kann auch die Hochschule Albstadt-Sigmaringen berichten. Entrepreneur- ship ist mittlerweile ein zentrales Profil der Hochschule. „Das Thema Gründung ging in die DNA unserer Hochschule ein. Auch dank des Leuchtturmprojekts GROW“, sagt Matthias Pre- mer, Prorektor für Forschung an der Hochschule Albstadt-Sig- maringen. Foto: Christoph Oldenkotte Projekt „Accelerate! SÜD“ in Biberach An der Hochschule Biberach engagiert sich auch Cornelia Gretz, Gastprofessorin für Entrepreneurship und GROW-Pro- jektleiterin, dafür, dass Studierende bereits in der Lehre mit dem Thema Selbstständigkeit in Kontakt kommen. Zu ihrem An der Hochschule Ravensburg-Weingarten dis- Engagement gehört das Projekt „Accelerate! SÜD“, das die Ver- kutierte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bindung zwischen Realprojekten aus dem Mittelstand und stu- (2. von links) mit Cornelia Gretz von der Hochschule dentischer Lehre herstellen soll. Geplant ist, dass Studierende Biberach (links) sowie mit Studierenden und Alumni, die bereits mit Startups erfolgreich sind. an praxisnahen Projekten arbeiten, die sich unmittelbar aus Fragestellungen des regionalen Mittelstands ergeben. So sollen sie unternehmerische Selbstständigkeit und unternehmeri- sches Handeln von Beginn des Studiums an hautnah erfahren Der Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten, Thomas und Lust auf Gründung bekommen. Spägele, sieht das genauso. Er regte an, über ein Gründungsse- Unter der Federführung der Hochschule Biberach und mit Be- mester nachzudenken, um den Studierenden die Freiheit zu teiligung der Universität Ulm, der Hochschule Ulm und der geben, sich auszuprobieren. Auch ein Innovationsmanager an IHK Ulm wurde für das Projekt im September ein Antrag zur Hochschulen wäre aus seiner Sicht eine Möglichkeit, die Grün- Ausschreibung „Gründungskultur“ des Ministeriums für Wis- dungsideen von Studierenden dauerhaft zu begleiten. Wichtig senschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg einge- sei auch die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft. reicht. WAB In Kürze Foto: Ministerium für Soziales und Integration und Integration in Kooperation zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit mit dem Statistischen Landes- und zur Bindung von Arbeits- amt vierteljährlich zu unter- kräften ergriffen als 2007. schiedlichen gesellschaftspoli- www.ifm-bonn.org, Rubrik tischen Themen herausgibt. Publikationen/IfM-Materialien https://sozialministerium. baden-wuerttemberg.de/de/ MesseGuide 2019 Foto: AUMA service/publikationen/ Termine, Orte und Kennzahlen zu 449 Messen in Deutschland KMU und Demografie umfasst der neue MesseGuide Das IfM Bonn untersucht in ei- Deutschland 2019, den der AUMA Gehälterstudie Integration von Flücht- ner repräsentativen Trendstudie herausgegeben hat. Darüber hi- Was verdienen GmbH-Ge- lingen in Arbeitsmarkt für den Zeitraum 2007 bis 2017, naus enthält der Messeplaner schäftsführer? Diese Frage hat Bezieht man jegliche Form von wie KMU dem demografischen Infos für Aussteller und Besu- BBE media durch eine Erhebung Arbeit ein, ist rund ein Viertel Wandel begegnen. Demnach cher, von Recherchetipps in der untersucht und dafür die Ge- der in den letzten Jahren nach sind sie aktuell besser über den AUMA-Datenbank bis hin zu haltsdaten von rund 3.000 Teil- Baden-Württemberg Geflüch- demografischen Wandel infor- Budgetierung und Förderpro- nehmern ausgewertet. Zur Stu- teten in den Arbeitsmarkt inte- miert als 2007. Die Mehrheit hat grammen sowie zur Nutzung die gehört ein Auswertungs- griert. Das ist ein Ergebnis des ihre Absatzstrategie an die be- zertifizierter Messedaten. programm auf CD-ROM zur eige- neuen GesellschaftsReports BW, reits alternde Bevölkerung an- Download: www.auma.de, nen Positionsbestimmung. den das Ministerium für Soziales gepasst und mehr Maßnahmen Rubrik Medien/Publikationen www.bbe-media.de Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 7
Panorama U N T E R N E H M E R - I N I T I AT I V E Betriebe fordern Bleiberecht für arbeitende Flüchtlinge Die Unternehmer-Initiative „Bleiberecht durch Arbeit“ hat bei einer Pressekonferenz in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin konkrete Vorschläge präsentiert, um Flüchtlingen mit einem festen Arbeitsplatz eine sichere Aufenthaltsperspektive zu gewähren. Als Vertreter der Unterneh- Stufe A 2. Als weiteres Krite- mer-Initiative „Bleiberecht rium schlagen die Unterneh- durch Arbeit“ reisten Antje men die verpflichtende Teil- von Dewitz, Geschäftsführe- nahme an einem Wertekurs rin VAUDE, Gottfried Härle, auf Basis des Grundgesetzes Geschäftsführer Brauerei vor. Härle, Markus Winter, Ge- schäftsführer IDS Holding, Eckpunktepapier und und Thomas Osswald, Ge- Einwanderungsgesetz schäftsführer Autohaus Oss- Mit diesem Vorschlag wendet wald, nach Berlin, um ihre sich die Unternehmer-Initia- Vorschläge nicht nur der tive an die Bundesregierung, Presse, sondern auch beim Mi- die in ihrem Eckpunktepapier nisterium für Arbeit und Sozi- zur Fachkräfteeinwanderung Foto: VAUDE ales vorzustellen. Die 120 Un- aus Drittstaaten ankündigt: ternehmen der Initiative er- „Wir werden klare Kriterien wirtschaften einen Jahresum- Die Vertreter der Unternehmer-Initiative in Berlin für einen verlässlichen Status satz von über 50 Milliarden (von links): Antje von Dewitz, VAUDE; Gottfried geduldeter Personen definie- Euro mit rund 550.000 Mitar- Härle, Brauerei Härle; Thomas Osswald, Autohaus ren, die durch ihre Erwerbstä- beitern, davon circa 2.050 Osswald, und Markus Winter, IDS. tigkeit ihren Lebensunterhalt Flüchtlinge. Gemeinsam en- sichern und gut integriert gagieren sie sich überpartei- sind.“ Auch bei der Ausgestal- lich für Flüchtlinge in Arbeit beitskräftemangels verlagern Jahre befristete Aufenthalts- tung des neuen Einwande- und treten für eine Änderung schon jetzt immer mehr Be- und Arbeitserlaubnis, wenn rungsgesetzes bringen die Un- der gesetzlichen Rahmenbe- triebe ihre Standorte ins Aus- sie bestimmte Kriterien erfül- ternehmen ihre Forderungen dingungen ein. land“, so Härle. „Wenn wir len. Dazu zählt u. a., dass ein. „Wir brauchen auch ge- „Der Arbeitskräftemangel ist dieser Entwicklung nicht ent- sie nicht straffällig geworden setzliche Rahmenbedingun- eines der größten Probleme, gegenwirken, droht ein tief- sind und dass sie einen sicht- gen für Berufsbilder, die drin- das Betriebe derzeit haben“, greifender volkswirtschaftli- baren Integrationswillen zei- gend in der Wirtschaft benö- sagt Gottfried Härle. „Ohne cher Schaden.“ gen, z. B. durch die Teil- tigt werden, wie LKW-Fahrer, Menschen mit Migrationshin- nahme an Sprachkursen. Im Staplerfahrer, Reinigungs- tergrund könnten viele Be- Aufenthaltsrecht mit Anschluss daran kann die kräfte, Arbeiter in der Ferti- triebe und Einrichtungen klaren Spielregeln Aufenthalts- und Arbeitser- gung oder Pflegekräfte“, so dichtmachen.“ Zahlreiche Un- Die Mitgliedsunternehmen laubnis um drei Jahre verlän- Markus Winter. Dabei ist es ternehmen seien dem politi- der Initiative „Bleiberecht gert werden, wenn einige zu- den Unternehmen wichtig, ein schen Aufruf gefolgt, Flücht- durch Arbeit“ schlagen des- sätzliche Kriterien erfüllt Vorurteil auszuräumen, dem linge zu integrieren, so Härle. halb ein zweistufiges Verfah- sind. So muss der Flüchtling sie immer wieder begegnen. Viele dieser Mitarbeiter seien ren vor, das Flüchtlingen, die seine Identität durch die Vor- „Die Geflüchteten werden nun von Abschiebung be- sich am Arbeitsplatz bewäh- lage von Passpapieren klären nicht als billige Arbeitskräfte droht. Für die Unternehmen ren und gut integrieren, eine und eine zertifizierte Weiter- ausgenutzt“, betont Antje von wäre es mit einem großen gesicherte Aufenthaltspers- bildung/Qualifizierung nach- Dewitz. „Es gilt: gleicher Lohn wirtschaftlichen Schaden ver- pektive ermöglicht. Konkret weisen, z. B. durch IHK oder für alle.“ WAB bunden, wenn sie wertvolle, heißt das: Flüchtlinge mit ei- Handwerkskammer. Obligato- gut eingearbeitete Mitarbeiter nem festen Arbeitsplatz erhal- risch ist auch die Vorlage O www.unternehmer- verlieren. „Aufgrund des Ar- ten eine zunächst auf zwei eines Sprachzertifikats der initiative.com 8 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Panorama S T A R T- U P B W L O C A L Gründungsfreund- liche Kommunen Neun Gemeinden, 15 Städte und zwölf interkommunale Projekte wurden als „Gründungsfreund- liche Kommune“ ausgezeichnet – darunter auch mehrere Wettbe- werbsteilnehmer aus der Region zwischen Alb und Bodensee. Der Landeswettbewerb Start-up BW lo- cal, der auch von den baden-württem- bergischen IHKs unterstützt wird, zeich- net Kommunen mit besonders erfolg- versprechenden Konzepten zur Grün- dungsförderung aus. Regionale Preisträger Aus den IHK-Regionen Bodensee-Ober- schwaben und Ulm wurden in der Kate- gorie Gemeinde Blaubeuren, Meßkirch und Sigmaringen ausgezeichnet, in der Kategorie Städte Ehingen, Friedrichs- hafen und Ravensburg und in der Kate- gorie Interkommunale Projekte die Ver- bünde Landkreis Biberach, Biberach, Laupheim und Riedlingen sowie Ulm und Alb-Donau-Kreis (in Kooperation mit Neu-Ulm und dem Kreis Neu-Ulm). Die Gemeinde Meßkirch und das inter- kommunale Projekt Landkreis Biberach, Biberach, Laupheim und Riedlingen dür- fen ihre Konzepte in der nächsten Wett- bewerbsstufe beim Start-up BW Summit 2019 präsentieren, der am 1. Februar in Stuttgart stattfindet. Den Gesamtsiegern winkt eine zweijährige Projektförderung in Höhe von jeweils bis zu 100.000 Euro. Land will Gründungsförderung weiterhin unterstützen „Wir möchten Baden-Württemberg zu einer der gründungsdynamischsten Re- Beilagenhinweis gionen Europas machen“, sagte Wirt- Einem Teil der Auflage sind Prospekte der Kuhn Bau GmbH, schaftsministerin Nicole Hoffmeister- Bad Wurtzach beigelegt. Kraut bei der Preisverleihung Ende Oktober. „Unser Wettbewerb zeigt uns, Außerdem enthält diese Ausgabe einen Mitteleinhefter der dass schon heute Gründungsvorhaben von den Kommunen und auf regionaler der Firma Fit AG Europe, Diedorf. Ebene kreativ unterstützt werden. Das >> Wir bitten unsere Leser um Beachtung! müssen wir weiter ausbauen.“ WAB Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 9
Panorama J E R M I K Ä S E W E R K G M B H, L A U P H E I M Foto: Photodesign Armin Buhl Sich einfach trauen Mit viel Engagement und ganz unaufgeregt bildet die JERMI Käsewerk GmbH fünf Flüchtlinge aus – Schritt für Schritt zum erfolgreichen Abschluss. Ousmane Cisse (links) macht eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer. Die JERMI Käsewerk GmbH en- nen wir gerne mit zubildenden zu im Betrieb, absolvierte danach gagiert sich mit vielen Ausbil- einer Einstiegsqua- fördern, schreiben eine Einstiegsqualifizierung dungsaktivitäten für Flücht- lifizierung, um ih- sie zu Beginn ihrer und befindet sich nun in einer linge. Das große Engagement nen einen sanften Ausbildung ihr Be- dualen Ausbildung zum Ma- des Herstellers von Schmelz- Einstieg ermögli- richtsheft hand- schinen- und Anlagenführer. Flüchtlinge in und Frischkäsespezialitäten chen zu können“, schriftlich und le- „Ousmane ist unseren Plan regionalen begann 2015. Geschäftsführer berichtet Personal- gen sich für ihre ohne Murren mitgegangen Unternehmen Gerhard Jerg beschloss damals, leiterin Margarete Fertigungslinie ein und hat sich im Laufe der Zeit dass man als Unternehmen ei- Sigg. Dieser um- Teil 21 Fachvokabular an, super entwickelt“, berichtet nen gesellschaftlichen Beitrag fasst einen zusätz- das stetig erweitert Ausbildungsleiterin Melanie zur Integration von Flüchtlin- lich erarbeiteten und von uns kon- Geldhauser. Inzwischen be- gen leisten müsse. Mittlerweile Ausbildungsrahmenplan mit trolliert wird. Ergänzt mit ei- treut der 21-jährige Guineer beschäftigt JERMI an seinen ansteigendem Niveau, der sich ner Projektarbeit über die Fer- selbstständig eine Fertigungs- Standorten in Laupheim und flexibel auf die Anforderun- tigungslinie, animieren wir sie, linie. Armin Speidel Weißenhorn neun Flücht- gen der Azubis anpassen lässt. sich stetig fachlich und sprach- linge, fünf davon werden zu „Dadurch und mit einem Tan- lich mit ihren Tätigkeiten aus- O Infos zur Ausbildung von Maschinen- und Anlagenfüh- dempartner schaffen wir zu- einanderzusetzen“, berichtet Flüchtlingen: rern, Mechatronikern und erst die Grundlagen im Betrieb, Alsen Saliji, Ausbilder für Ma- IHK Bodensee-Oberschwaben, Milchtechnologen ausgebildet. bevor wir das Niveau stetig an- schinen- und Anlagenführer. Claudia Bissinger, Die Ausbildungsverantwortli- heben“, erläutert Robert Bis- Den JERMI-Weg hat auch Ous- Tel. 0751 / 409-260, chen verfolgen einen klaren mark, u. a. verantwortlich für mane Cisse durchlaufen. Nach- bissinger@weingarten.ihk.de Plan: „Da zu Beginn der Ausbil- die Mechatroniker-Ausbildung. dem er 2016 einer Ferienarbeit dung sehr viele neue Eindrü- Die Förderung geht noch darü- nachging, war er im folgenden IHK Ulm, Armin Speidel, cke und Informationen auf die ber hinaus: „Um die sprachli- Schuljahr einmal pro Woche Tel. 0731 / 173-303, Flüchtlinge einwirken, begin- chen Fähigkeiten unserer Aus- im Rahmen eines Praktikums speidel@ulm.ihk.de Schülerforschungszentrum Südwürttemberg Medaillenregen bei internationaler und Tiark Tiwary ein ferngesteuertes Bobby Erfindermesse iENA Car entwickelten. Ebenfalls Silber erhielten Bei der iENA, einer der größten Erfinder- Marcus Bolter und Jacob Schupp vom SFZ messen der Welt, wurden im November in Überlingen für einen Feldroboter, der Un- Nürnberg mehrere Teilnehmer des Schüler- kraut erkennt und vernichtet. Niklas Adams, forschungszentrums Südwürttemberg (SFZ) Anita Henkel und Patrick Klöpfel vom SFZ ausgezeichnet. Zweimal Silber ging in den Bad Saulgau bekamen Bronze für einen von Landkreis Biberach: Niklas Remiger vom ihnen konstruierten und programmierten SFZ-Standort Ochsenhausen erhielt die Me- Heuwende-Roboter. Ein weiteres Projekt Foto: SFZ daille für ein von ihm entwickeltes Sicher- vom SFZ Ulm erhielt zwar keine Medaille, heitssystem für elektrische Longboards, war aber mit einem eigenen Beitrag in der Claudius Kienle und Vincen Cui aus Biberach Festschrift zum 70-jährigen Jubiläum der bekamen sie für eine Sanitäts-App für hafen, wo die SFZ-Schüler Julian Reichwein, iENA vertreten. Schulen. Silber ging auch nach Friedrichs- Simon Berlinger, Leon Oleschko, Kirian Fink www.sfz-bw.de 10 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Technische Dienstleistungen Foto: Martina Dach „Software von der Stange greift zu kurz“, weiß Volker Rath, Geschäfts- führer der artiso solutions GmbH in Blaustein, die mit Coaching die Agilität der Kunden fördert. 12 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Technische Dienstleistungen E X T ERNE S KNOW-HOW Blick über den Tellerrand Effiziente Prozesse in Verwaltung und Produktion sichern den langfristigen Erfolg. Doch was ist, wenn das Know-how fehlt und die immer rasanter voranschreitende Digitalisierung Betriebe vor neue Herausforderungen stellt? In dieser Situation setzen immer mehr Mittelständler auf unter- nehmensnahe Dienstleister, von denen eine schnelle, fachkundige und preiswerte Zuarbeit erwartet wird. Im besten Fall entsteht sogar eine Win-win-win-Situation. Stefan Loeffler* Holger Heimann und sein Team hacken Pragmatismus, da die ideale Welt nir- Seit den 1990er-Jahren wurde dieses Firmen. Im Auftrag. Denn die Computer- gendwo existiert und man jederzeit mit Modell vor allem im angelsächsischen spezialisten der Ulmer it.sec GmbH & Co. den unterschiedlichsten Begebenheiten Bereich immer populärer. Damals um- KG haben für ihre Kunden die Machen- umgehen muss. Man muss proaktiv sein schrieb man die gewünschte Fokussie- schaften von Cyberkriminellen im Vi- und mitdenken.“ rung auf das Kerngeschäft mit dem Satz: sier. „Seit 1996 beraten unsere Informati- „Do what you can do best – outsource the ker und Juristen Unternehmen, staatliche Outsourcing: externe Ressourcen rest.“ Meistens wird ein Outsourcing aus und nichtstaatliche Institutionen in und Quellen nutzen Kosten- oder bilanzierungstechnischen mehr als 30 Ländern bei Fragen rund um Outsourcing: Das Wort kommt aus dem Gründen vorgenommen, unter anderem den Datenschutz und IT-Compliance. englischen Sprachgebrauch, setzt sich um hohe Investitionen und Mittelbin- Wir hacken uns im Auftrag in Onlinesys- aus den Begriffen outside, resource und dung zu vermeiden und um das Kre- teme und -shops, Firmen, Banken oder using zusammen und steht für die Nut- ditranking zu erhöhen. Dennoch: Neben industrielle Anlagen, helfen bei der Auf- zung externer Ressourcen und Quellen. den gewinnbringenden Aspekten wie klärung von IT-bezogenen Sicherheits- vorfällen und stellen unsere Auftragge- ber auch bei Anforderungen an ein Sicherheitsmanagement richtig auf“, sagt Geschäftsführer Holger Heimann. Die tägliche Arbeit ist seit jeher im B2B- Kontext angesiedelt. Die Anzahl der Auf- träge steigt nicht nur permanent, sie ist laut Holger Heimann in diesem Jahr re- gelrecht explodiert: „Dies liegt daran, dass sich Unternehmen im IT-Bereich organisatorisch noch besser aufstellen müssen, um immer mehr gesetzliche Vorgaben, Sorgfaltspflichten und Anfor- derungen erfüllen zu können. Ein pro- minentes Beispiel hierfür ist die im Mai in Kraft getretene europäische Daten- schutzgrundverordnung, die die Anfrage sprunghaft ansteigen ließ.“ Um den Un- ternehmen Unsicherheiten zu nehmen, Foto: Martina Dach ist es für den Geschäftsführer das A und O eines Dienstleisters, dass er sich exzel- lent in seinem Metier auskennt: „Als Be- rater muss man immer über den Teller- rand hinausschauen können und Holger Heimann von der Ulmer it.sec GmbH & Co. KG: „Als benötigt zudem ein gerüttelt Maß an Dienstleister muss man proaktiv sein und mitdenken.“ Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 13
Titelthema Technische Dienstleistungen den verschiedenen Partnern, die ein Un- ternehmen hat, zu koordinieren und Fä- den zu ziehen“, so Stefan Lanz, Geschäfts- führer des IT-Dienstleisters. Sein Unter- nehmen ist auf IT-Consulting speziali- siert und berät hauptsächlich mittlere Unternehmen in Fragen rund um die di- gitale Transformation und IT-Sicherheit. Er selbst fühlt sich seit seinem sechsten Lebensjahr in der Computerwelt zu Hause und hat in mehr als 35 Jahren schon etliche Entwicklungen und Trends miterlebt: „Ich sehe jeden Tag, dass es Foto: Rolf Schultes/Drumlin Photos vielen Kollegen um das reine Verkaufen geht. Wir streben mit unseren Kunden langjährige Partnerschaften an. Das klingt normal, und doch wissen wir, dass es quasi wie in einer Ehe im Lauf der Jahre zu Krisen kommen kann, die man gemeinsam meistern muss“, so das Mit- glied der Vollversammlung der IHK Bo- Für Stefan Lanz, Geschäftsführer der Lanz Services GmbH in Friedrichshafen, ist es wichtig, dass es in der IT-Branche nicht densee-Oberschwaben. „Es gehört zu nur Spezialisten, sondern auch Generalisten gibt. unserer Philosophie, eine Win-win-win- Situation zu erzeugen, bei der der Kunde, Kostenersparnis, Steigerung von Qualität Win-win-win-Situation und Effizienz, Zeitersparnis und der Ver- Das wissen auch die Mitarbeiter der Lanz „Es gehört zu unserer Philosophie, ringerung von Risiken birgt die Auslage- Services GmbH in Friedrichshafen, die eine Win-win-win-Situation zu rung von Prozessen auch Nachteile in branchenunabhängig arbeiten und da- sich. Dazu zählen zum Beispiel die Ab- mit auf einem breiten Feld aktiv sind. „Es erzeugen, bei der der Kunde, gabe von Kontrolle, eine Abhängigkeit ist wichtig, dass es im IT-Bereich nicht die Kunden des Kunden und wir vom Dienstleister und ein erhöhter Kom- nur Spezialisten, sondern auch Genera- profitieren.“ munikationsbedarf. listen gibt, die es verstehen, zwischen die Kunden des Kunden und wir profitie- ren. Oft sind Probleme, die auftreten können, sehr komplex, und dann wird die Verantwortung auch gerne unter den Partnern hin und her geschoben. Wenn erst einmal ein wildes Geschachere um die Fehlerquelle beginnt, ist der Kunde der Dumme.“ Daran hat auch die hs2 engineering GmbH in Ulm kein Interesse, deren Auf- traggeber aus allen Bereichen der Indus- trie, überwiegend jedoch aus der Luft- fahrt kommen. Für Karl-Heinz Haas ist dies jedoch kein Grund abzuheben: „Ent- scheidend ist für die Kunden, dass man eigene Ideen einbringt, initiativ ist und dennoch nie den Blick für das Ganze aus Foto: Martina Dach den Augen verliert.“ Sein Unternehmen stellt Prototypen und Kleinserien her, be- gleitet die Inbetriebnahme der Produkte, führt Fehleranalysen durch und erstellt technische Dokumentationen: „Wenn es Karl-Heinz Haas, Geschäftsführer der hs2 engineering GmbH in Ulm, legt Wert auf Offenheit zwischen den Geschäftspartnern: zum Beispiel um die Anforderung geht, „Probleme müssen sofort auf den Tisch.“ einen Geschirrspüler für ein Flugzeug zu 14 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Technische Dienstleistungen entwickeln, ist es unsere Aufgabe, dieses durch die Brille unseres Kunden, bieten heute in jedem Lebensbereich eine große Projekt von Beginn an mit Leben zu erfül- mit unseren Teams nicht nur die Umset- Rolle.“ Sein Unternehmen fertigt indivi- len, sprich bereits bei der Spezifikation zung an, sondern fördern mit Coaching duelle Steuerungssysteme für For- der Anforderungen eingebunden zu sein.“ und Consulting auch die Agilität des schungs- und Entwicklungsbereiche. In der heißen Phase der Umsetzung ste- Kunden selbst.“ Für Rath ist es wichtig, dass sich seine Kunden auf die Vermark- Am Anfang steht das Vertrauen tung ihrer Produkte voll und ganz kon- Die Konkurrenz ist groß. Wie kann man „Gerade in großen Unternehmen zentrieren können: „Unsere Aufgabe ist sich als externer Anbieter in eine güns- sind spezielle Expertisen nicht es, die bereits bestehenden Visionen tige Position bringen? Für Manuel Habe- aufzugreifen, zu hinterfragen und mit rer lässt sich die tatsächliche Leistungs- mehr vorhanden.“ unseren Ansichten und Vorschlägen an- fähigkeit eines Dienstleisters typischer- zureichern, um sie schnell mit einer Ge- weise erst nach einiger Zeit erfassen. hen die Mitarbeiter des von den Luftfahrt- schäftsstrategie zu koppeln.“ Nämlich dann, wenn der Kunde ihn, behörden zugelassenen Produktionsbe- Technologische Machbarkeit statt nur seine Arbeitsweisen und sein Know-how triebes im Donautal täglich in engem Theorie. Dies gehört auch zur Philoso- richtig kennengelernt hat: „Bis dahin Kontakt mit den Auftraggebern, zu denen phie der Haberer Electronic GmbH in Bad zählt allein das Vertrauen in die vermu- auch die Lufthansa Technik AG zählt. Wurzach, die ihren Partnern und Kun- tete Kompetenz des Dienstleisters. Um Geflogen wird deshalb noch lange nicht. „Video- und Telefonkonferenzen sind heute an der Tagesordnung.“ Für Karl- Heinz Haas zählen Offenheit und Zuverlässigkeit zu den wichtigsten Prinzi- pien einer erfolgreichen Zusammenar- beit, bei der Probleme ohne Umschweife auf den Tisch kommen müssen – und zwar von beiden Seiten. „In diesem Mit- einander nehmen wir die zentrale Rolle ein, da wir die komplette Funktion der Geräte bestimmen“, so Haas, der die Er- fahrung macht, dass immer mehr Firmen auf Outsourcing zugreifen. „Gerade in großen Unternehmen sind spezielle Ex- Foto: Rolf Schultes/Drumlin Photos pertisen nicht mehr vorhanden.“ Agilität auf die Fahnen geschrieben Auch Volker Rath bietet in den Zeiten der digitalen Transformation seinen Kunden aus der Robotik, dem Anlagen- und Ma- schinenbau sowie aus der Automobil- industrie passgenau das, was benötigt Manuel Haberer führt die Haberer Electronic GmbH, die sich an ihrem wird: individuelle Software-Lösungen. Standort in Bad Wurzach auf die Fertigung von Steuerungssystemen „In Bezug auf die entsprechenden Pro- für Entwicklungsbereiche spezialisiert hat. Rechts: Jutta Haberer. dukte oder Geschäftsmodelle würde eine Software von der Stange zu kurz greifen. Jeder wünscht sich und benötigt in Zei- den als familiengeführtes Unternehmen diesen Schritt zu vereinfachen, versu- ten von Industrie 4.0 als Produktmerk- mit einem breiten Dienstleistungsange- chen wir stets, den Vertrauensvorschuss mal etwas Unerwartetes und Einmali- bot zur Seite steht. Dazu zählen unter zumindest durch wenige harte Faktoren ges“, weiß der Geschäftsführer der artiso anderem die Leiterplatten-Bestückung, zu untermauern. Unter anderem ist es solutions GmbH in Blaustein. Dabei hat die SMD-Bestückung, der Einkauf von uns wichtig, dass potenzielle Kunden sich das Unternehmen, das 60 Mitarbei- Rohstoffen und die Annahmen von Be- und Partner Referenzen und Arbeitspro- ter beschäftigt, den Begriff Agilität groß reitstellungen. „Wir legen großen Wert ben kennen. Anhand dieser klären sich auf die Fahnen geschrieben: „Unsere auf eine vollumfängliche Prozesssicher- direkt einige Fragen. Zum Beispiel, wie Kunden entdecken branchenunabhängig heit, lückenlose Rückverfolgbarkeit mit frühere Projekte liefen oder welche Kom- mehr und mehr, dass sich die Bedürf- hohen Qualitätsstandards wie zum Bei- munikation stattfand. Weiter sind ein nisse des Marktes und die Wünsche des spiel der ISO-9001-Zertifizierung und ste- persönliches Treffen und die gegensei- Endkunden so schnell ändern können, tige Mitarbeiterschulungen“, sagt Ge- tige Kontaktpflege immer für beide Par- dass man nur mit Dynamik und Flexibi- schäftsführer Manuel Haberer. „Ob pri- teien von Vorteil. Beide Seiten streben si- lität reagieren kann. Wir blicken quasi vat oder geschäftlich, Elektronik spielt cherlich immer an, dass die komplette Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 15
Titelthema Technische Dienstleistungen Wertschöpfungskette funktioniert und allen Bereichen aufgrund vieler unter- In Kürze reibungslos abläuft.“ schiedlicher externer Einflüsse und Fak- toren enorm gestiegen. Randthemen wie Konzentration auf wesentliche Haftung, Konzentration auf die wesentli- Innovationsgutscheine Prozesse chen Prozesse, Sicherheit, Know-how- Baden-Württemberg Dies ist auch für Dominik Eisele entschei- Transfer, aber auch die Skalierbarkeit, Das Förderprogramm Innovationsgut- dend, der ein Unternehmen führt, das welche durch Outsourcing von Prozessen scheine bietet Zuschüsse für die Pla- auf externe Dienstleistungen zugreift. entsteht und zu einer effizienten Kosten- nung, Entwicklung und Umsetzung Obwohl es bei der Franz Eisele u. Söhne kalkulation führt, waren mit ausschlag- GmbH & Co. KG in Sigmaringen seit mehr gebend für die Entscheidung.“ Wichtig Foto: magele-picture/Adobe Stock als 130 Jahren Tradition war, sämtliche ist für ihn jedoch auch, dass neben einem Abteilungen eines KMU unter einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis die Dach zu vereinen, geht er nun neue Chemie mit dem Dienstleister stimmt: Wege, indem die Betreuung der IT in Ver- „Wenn der beauftragte Dienstleister be- bindung mit den neuen Anforderungen im Bereich des Datenschutzmanage- ments ausgelagert wurde. „Das Unter- „Im Laufe der Zeit sind die Anfor- nehmen ist 1887 entstanden und über derungen in allen Bereichen neuer Produkte, Verfahren oder Dienst- viele Jahre hinweg organisch gewachsen, aufgrund vieler unterschiedlicher leistungen. Es werden extern vergebene entsprechend ausgeprägt ist auch die Faktoren enorm gestiegen.“ Leistungen im Rahmen von Forschung Aufbauorganisation. Selber machen, wo und Entwicklung bezuschusst – die es nur geht, war der Tenor“, so Eisele, der erhaltene Fördersumme muss nicht zu- Geschäftsführer des gleichnamigen Her- reichsübergreifend mitdenkt und berät, rückgezahlt werden. stellers von Pumpen und Rührwerken. trägt dieser auch zur Prozessstabilität un- www.weingarten.ihk.de, Nr. 75471 „So hatte, ganz klassisch, unter Berück- seres Betriebs und zur Entlastung unse- www.ulm.ihk24.de, Nr. 3963176 sichtigung der Unternehmensgröße eine rer Belegschaft maßgeblich bei. Eine Angestellte oder ein Angestellter die Ver- Partnerschaft auf Augenhöhe ist die Vor- Digitalisierungsprämie antwortung für mehrere Abteilungen aussetzung für jeden Erfolg.“ Baden-Württemberg und den damit verbundenen teils sehr Mit der Digitalisierungsprämie werden spezifischen und komplexen Themen. Im * Stefan Loeffler lebt und arbeitet konkrete Projekte zur Einführung neuer Laufe der Zeit sind die Anforderungen in als freier Journalist in Ulm. digitaler Lösungen und zur Verbesse- rung der IT-Sicherheit in kleinen und mittleren Unternehmen gefördert. Un- terstützt werden Vorhaben mit einem Kostenvolumen zwischen 10.000 und 100.000 Euro mit einen Tilgungszu- schuss von bis zu 10.000 Euro der Darle- henssumme. Die Digitalisierungsprämie wird hierfür mit einem Förderdarlehen der L-Bank kombiniert. www.weingarten.ihk.de, Nr. 3766372 www.ulm.ihk24.de, Nr. 4112824 Kooperationspartner oder Lieferanten finden Unternehmen oder Forschungseinrich- tungen für eine Kooperation im Bereich Produktion, Forschung, Entwicklung, Foto: Rolf Schultes/Drumlin Photos Einkauf, Vertrieb oder Entsorgung ge- sucht? Die IHK Bodensee-Oberschwaben listet auf ihrer Webseite einige Online- börsen und Anlaufstellen für die Suche nach Kooperationspartnern, Lieferan- ten, Dienstleistern oder Unternehmen im Allgemeinen auf. www.weingarten.ihk.de, Nr. 85110 Dominik Eisele setzt auf externe Dienstleister: „Durch Outsourcing entsteht eine Skalierbarkeit der Prozesse.“ 16 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Technische Dienstleistungen HOCHSCHULE R AVENSBURG-WEINGAR T EN Mit Dienstleistungen Wachstumspotenziale heben Im Master-Studiengang Technik-Management und Optimierung an der Hochschule Ravensburg-Weingarten lernen Studenten, wie ein Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen optimal auf künftige Entwicklungen und Potenziale ausrichten kann. Wir sprachen mit dem Studiendekan Peter Philippi-Beck über die Bedeutung technischer Dienstleistungen. Immer wieder liest man, dass deutsche Unternehmen bei Dienstleistungsinno- vationen Aufholbedarf haben. Warum ist das so wichtig? Im Zuge der Digitalisierung entstehen viele Möglichkeiten, den Kunden Dienst- leistungen anzubieten. Unternehmen können sich mit der Qualität der Dienst- leistungen im Wettbewerb differenzieren. Und in Verbindung mit Dienstleistungen Foto: Rolf Schultes/Drumlin Photos werden Produkte attraktiver. Darüber hi- naus kann mit Dienstleistungen bei dem gleichen Kunden zusätzlicher Umsatz ge- neriert werden. Es geht also nicht nur da- rum, wettbewerbsfähig zu bleiben, son- dern Wachstumspotenziale zu heben. Und gerade für den Mittelstand ergeben sich hierbei weitere Möglichkeiten, neue Ge- schäftsmodelle zu entwickeln. Als Studiendekan der Hochschule Ravensburg-Weingarten lehrt Peter Philippi-Beck seine Studenten, wie sie systematisch technische Dienstleistungen entwickeln können. Was macht eine erfolgreiche techni- sche Dienstleistung aus? Erfolgreiche Dienstleistungen lösen Pro- men vorhanden sind, um die möglichen Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut bleme des Kunden. Sie helfen ihm, effizi- Dienstleistungen zu erbringen. Gerade für Naturwissenschaftlich-Technische enter zu werden, und sind auf seine Pro- vor dem Hintergrund der neuen Möglich- Trendanalyse INT arbeiten wir daran, zesse abgestimmt. Weitere Argumente keiten aus der Digitalisierung sind hier auf der Basis wissenschaftlicher Metho- für erfolgreiche Dienstleistungen sind ganz neue Kompetenzen erforderlich. den praxisrelevante Aussagen zu treffen, Zuverlässigkeit, bedarfsgerechte Verfüg- welche Technologien uns in der Zukunft barkeit, Reduzierung der Komplexität Welche Kompetenzen sind das genau? zur Verfügung stehen werden und wie und Erleichterung für den Kunden. Zunächst wird von den handelnden Perso- diese sich auf die Geschäftsmodelle der Dienstleistungen, die diese Bedingungen nen in den Unternehmen Methodenkom- Unternehmen auswirken werden. Vor- erfüllen, werden auch honoriert und be- petenz benötigt, um gute Dienstleistun- rang haben hierbei nicht allgemeine zahlt. Deshalb muss ein Dienstleister ein gen zu entwickeln. Hinzu kommt nun die technologische Trends, sondern deren gutes Verständnis für den Kunden und Kompetenz, mit den Möglichkeiten aus Relevanz für Unternehmen. Und dabei seine Probleme entwickeln. vorliegenden Informationen und Daten haben wir nicht Ergebnisse für Großun- eine sinnvolle Dienstleistung schaffen ternehmen im Fokus, sondern wollen be- Welche Methoden können Unterneh- und anbieten zu können, also der Umgang wusst mittelstandsrelevant bleiben, so- men nutzen, um systematisch neue mit den Herausforderungen neuer Tech- wohl im Hinblick auf die Ergebnisse als Dienstleistungen zu entwickeln? nologien und hier insbesondere der Daten- auch auf die Kosten. Denn wir wollen In unserem Lehrprogramm nutzen wir analyse. Das erfordert außerdem ein tiefes dem Mittelstand unternehmensbezogen die Methoden des Service-Engineering. Verständnis der Prozesse beim Kunden ermöglichen, aus den gewonnenen In- Dabei geht es vor allem darum, die Anfor- und im eigenen Unternehmen. formationen Dienstleistungen zu finden, derungen der Kunden zu analysieren und Produkte zu entwickeln und anzupassen zu verstehen. Wichtig ist es dabei, zu prü- Welche Erkenntnisse aus der For- oder Produktionssysteme wettbewerbs- fen, welche Kompetenzen im Unterneh- schung sind nützlich für die Praxis? fähig zu halten. Interview: Sönke Voss Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 17
Titelthema Technische Dienstleistungen Foto: leowolfert/Adobe Stock Beim IT-Outsourcing sollten vorab die Interessen aller Beteiligten klar analysiert werden. I T- O U T S O U R C I N G Rechtliche Risiken im Auge behalten Kostenersparnis und mehr Dynamik: Das sind Vorteile, die sich Unternehmen vom Auslagern ihrer IT-Abteilung oder vom Zukauf externer IT-Leistungen erhoffen. Doch welche rechtlichen Risiken gibt es? Michael Richter, Fachanwalt für IT-Recht, klärt auf. Michael Richter* Immer wieder wagen Unternehmen un- der IT-Leistungen zum Ersatz eigener Rechtliche Risiken beim Outsourcing terschiedlicher Größe den Schritt, die Infrastruktur bei der Unternehmens- Das IT-Outsourcing birgt jedoch eine eigene IT-Abteilung an einen dritten gründung. Reihe von rechtlichen Risiken. Dazu Dienstleister auszulagern. Neben einer Werden einzelne Aufgaben an Dritte zählt vor allem die Abhängigkeit des Auf- Kostenersparnis versprechen sich die übertragen, so ist in der Regel von parti- traggebers vom externen Dienstleister. Unternehmen dabei in der Regel auch ellem Outsourcing die Rede. Bei einer Insbesondere im Hinblick auf eventuelle mehr Dynamik im Umgang mit der IT vollen Ausgliederung des IT-Bereichs Schlechtleistungen oder ein auftreten- als solcher. spricht man von einem Full Outsourcing, des Insolvenzrisiko können hier erhebli- Im Allgemeinen versteht man dabei wobei jedoch stets eine Möglichkeit zur che Schädigungen auf das Unternehmen unter IT-Outsourcing sowohl die Aus- Steuerung und Überwachung des Dienst- zukommen. Das auftraggebende Unter- lagerung eigener IT-Abteilungen und leisters bestehen bleiben muss, insbeson- nehmen verliert in der Regel auch be- Aufgabenbereiche an einen externen dere im Hinblick auf datenschutzrechtli- triebliches Know-how und sorgt mit sei- Dienstleister als auch den Zukauf frem- che Bestimmungen. nen Outsourcinggebühren dafür, dass 18 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
Titelthema Technische Dienstleistungen der jeweilige Dienstleister eigenes Be- Darüber hinaus enthalten SLAs re- sparnis des IT-Outsourcings oft schnell triebswissen erhält. Insofern ist stets gelmäßig Qualitätskontrollvorschriften egalisiert. eine klare Analyse der Interessen aller und Rechtsfolgen bei mangelnder Qua- Beteiligten notwendig. lität. Umstritten ist rechtlich jedoch, Neben einem Gewinninteresse wird sich ob SLAs als allgemeine Geschäftsbedin- * Michael Richter ist Fachanwalt für IT-Recht. Er ist für die Anwaltskanzlei in den ZOB-Arkaden in Aalen der Outsourcingnehmer hinsichtlich der gungen der allgemeinen Kontrolle unter- tätig. Risiken absichern wollen, etwa durch die liegen oder ob diese nach § 307 Abs. 3 Ablehnung von Qualitätszusicherungen BGB wegfällt. und die Reduzierung der Haftung bei Schlechtleistung. Hier gilt es, entspre- Der Projektvertrag führt alles zusammen In Kürze chend vertraglich vorzubeugen. Im sogenannten Projektvertrag werden Der richtige Umgang mit Software letztlich neben der allgemeinen Leis- Vorhandene Softwareverträge sind beim tungsbeschreibung auch Milestones und IHK-Ansprechpartner zum The- ma technische Dienstleistungen Outsourcing entsprechend darauf zu Endtermine geregelt. Hinzu kommen kontrollieren, ob sie übertragbar und/ Test- und Abnahmeregelungen sowie IHK Bodensee-Oberschwaben, oder kündbar sind. Hier gilt es insbeson- Hinweise zu den Mitwirkungspflichten Sönke Voss, Tel. 0751 / 409-137, dere die bestehenden Ü bertragungsver- des jeweiligen Vertragspartners. Ü blich voss@weingarten.ihk.de bote zu berücksichtigen. Diese können sind außerdem bei Nichteinhaltung der IHK Ulm zum Beispiel vertraglicher Natur sein vereinbarten Vorgaben eine Herabset- Gernot Schnaubelt, Tel. 0731 / 173-179, (siehe § 399 BGB und § 354a HGB). Ferner zung der Vergütung sowie außerordent- schnaubelt@ulm.ihk.de sieht das Urheberrecht auch ein speziel- liche Kündigungen bei gravierenden les Zustimmungserfordernis für die Fehlentscheidungen nach § 314 Abs. 1, Praxisbuch Weiterübertragung von Nutzungsrech- § 626 Abs. 1 BGB. Als Schwierigkeit er- Dienstleistungsmarketing ten an Software vor (§ 34 UrhG). weist es sich hierbei insbesondere, dass Das Buch „Praxisbuch Dienstleistungs- die Einhaltung der vereinbarten SLAs marketing – Inspirationen, Strategien Erstellung eines Pflichtenhefts häufig nicht vollständig nachprüf bar und Werkzeuge für KMU“ gibt Lesern Der Abschluss des endgültigen Outsour- ist. Hier gilt es daher, konkrete Mes- konkrete Hilfen für eigenständig durch- cing-Vertrags mit dem Dienstleister er- sungsverfahren und Reportingstrategien folgt im Wesentlichen auf der Grundlage im Vertrag möglichst ausführlich zu re- eines Pflichtenheftes. Dieses wird in geln. der Regel vom Outsourcinggeber, also dem Unternehmer erstellt. Erstellt der Was passiert, wenn ein Schaden Outsourcingnehmer (Dienstleister) das entstanden ist? Pflichtenheft, übernimmt er damit aber Auch ein konkret eingetretener Schaden auch zusätzliche Haftungsrisiken (§ 280 nach Durchführung des Outsourcing ist Foto: Campus Verlag Abs. 1 BGB). oft leider nicht eindeutig feststellbar Auch gilt es in der Regel, eine Reihe bzw. einem Verantwortlichen zuzuord- immaterialgüterrechtlicher Fragen zu nen. Hier bedarf es aus rechtlicher Sicht klären. Insbesondere die Frage der Ab- der Vereinbarung von Vertragsstrafen tretungsmöglichkeit von bestehenden im Vertrag (siehe §§ 339 ff. BGB). Nutzungsrechten ist, wie bereits aufge- Vertragsstrafen sind hierbei in der Regel führbare Brainstormings, Innovations- führt, schwierig zu klären. ein adäquates Mittel, um den Vertrags- entwicklung, Strategieumsetzung und Im Pflichtenheft sind die Leistungs- partner zur Einhaltung der vertragli- gelingendes Marketing an die Hand. pflichten deshalb möglichst konkret chen Regelungen anzuhalten. Die Geltend- Die Autoren liefern einen kompletten festzulegen. Dies geschieht typischer- machung eines höheren tatsächlichen Leitfaden für KMU, zeigen Trends, In- weise in angehängten Leistungsscheinen Schadens ist natürlich in diesem Zusam- novationen und Erfolgsfaktoren im und Service-Level-Agreements (SLA) für menhang nicht ausgeschlossen. Dienstleistungsmarketing auf und prä- die jeweilige sich in Betrieb befindliche sentieren Strategien und praxiserprob- Software. In den SLAs werden die kon- Fazit te Tipps zur Entwicklung und Optimie- kreten Leistungsparameter sowie Be- Als Fazit ist festzuhalten, dass IT-Out- rung von Geschäftsmodellen. triebszeiten, Verfügbarkeit, Ausfallzei- sourcing Unternehmen einige Vorteile Veronika Bellone, Thomas Matla: ten oder Reaktionszeiten geregelt. Typi- bringen kann. Die rechtlichen Aspekte Praxisbuch Dienstleistungsmarketing – sche Leistungsinhalte der SLAs beziehen sind jedoch unter keinen Umständen Inspirationen, Strategien und Werk- sich vor allem auch auf die Datensiche- außer Betracht zu lassen, da eine feh- zeuge für KMU, Campus Verlag 2018, rung und Datenarchivierung sowie auf lende oder unzureichende vertragliche 325 Seiten, 49,95 Euro maximale Ausfallzeiten. Basis zu rechtlichen Streitigkeiten füh- ren kann, die in Summe die Kostener- Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018 19
Titelthema Technische Dienstleistungen A K K A D S W G M B H, U L M Partnerschaften für erfolgreiche Projekte Als Engineering-Dienstleister und Technologieberater unterstützt AKKA seine Kunden dabei, den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden und ihre Projekte umzusetzen – über den gesamten Produktentwicklungsprozess hinweg. Wir sprachen mit Stefan Nagel und Stefan Görner über die Entwicklung der technischen Dienstleistung in den vergangenen Jahren. ist dafür Voraussetzung. Konkret heißt tes, um Entwicklungszeiten im CAD zu das, dass unsere Entwickler jederzeit verkürzen. und überall die Möglichkeit haben müs- sen, auf Requirements-Tools, Codebasis Häufig haben Unternehmen Vorbe- und Lizenzen zugreifen zu können. Dazu halte, wenn es um die Vergabe zur Ent- kommen die Möglichkeiten der digitalen wicklung einer zukünftigen Kerntech- nologie geht. Wie gehen Sie darauf ein? Foto: Photodesign Armin Buhl Kommunikation über Videokonferenz- tools, Chats oder E-Mail. Eigene Kerntechnologien zu vergeben Auch in den Bereichen Konstruktion, und sie gemeinsam mit einem exter- Produktion und Aftersales hält die Digi- nen Partner weiterzuentwickeln ist ein talisierung Einzug. Darauf müssen wir Schritt, der auf einer langen und vertrau- uns sowohl im Projektmanagement als ensvollen Partnerschaft fußt. Für unsere auch in der Entwicklung von Bauteilen Kunden ist die Frage entscheidend: Was Stefan Nagel einstellen. Teilweise erwarten unsere ist meine Kerntechnologie und wie setze Kunden heute lediglich noch einen Pro- ich meine bestehende Entwicklungs- jektleiter vor Ort. Alle anderen Entwick- mannschaft am besten ein, um diese vo- lungstätigkeiten können weltweit durch- ranzubringen? Dabei trifft man auf viele geführt und koordiniert werden. Themen, die nicht nur Alleinstellungs- merkmale betreffen. Zum Beispiel funk- Immer kürzer werdende Produktzy- tionale Sicherheit in der Hard- und Soft- klen und die zunehmende Komplexität wareentwicklung: Diese bringt kein der Produkte stellen viele Firmen vor kundenerlebbares Feature, allerdings Foto: Photodesign Armin Buhl Herausforderungen. Sind diese Heraus- muss durch einen Nachweis der Qualität forderungen bei Ihnen spürbar? Wie und Prozessschritte die Sicherheit des unterstützen Sie die Unternehmen? Systems nachgewiesen werden. Wir unterstützen unsere Kunden, indem wir sie bezüglich einer agilen Entwick- Was sind für Sie die Voraussetzungen lungsmethodik beraten und diese ge- für eine erfolgreiche Kooperation? meinsam einführen. Dabei liegt der Sinn Ganz klar: ein verlässlicher Entwick- Stefan Görner in der frühen Erlebbarkeit von Kunden- lungspartner, der Verantwortung für Features. In einer reinen IT-Entwicklung den Projekterfolg übernehmen kann. ist das State of the Art. In der Kombina- Stabilität und ein breites Netzwerk des Digitalisierung ist in aller Munde und tion aus Soft- und Hardware entstehen Partners bieten dem Kunden gerade bei aus Unternehmen nicht mehr wegzu- Herausforderungen, die wir auch in das der Realisierung von Großprojekten die denken. Kann man bereits von einer Geschäftsmodell unserer Kunden einpha- notwendige Sicherheit. Eine erfolgreiche Digitalisierung der technischen Dienst- sen müssen. Daraufhin entwickeln wir Kooperation entsteht durch eine ver- leister sprechen? Was erwartet uns? gemeinsam Konzepte hinsichtlich Modu- trauensvolle und ehrliche Zusammenar- In der Softwareentwicklung leben wir larität, Update- und Upgrade-Fähigkeit. beit. Unsere Kunden bekommen zu je- dieses Prinzip schon seit Jahren. Wir ar- Immer kürzer werdenden Produktzyk- dem Zeitpunkt Überblick über den beiten in agilen Teams, wobei die reine len in der Bauteilentwicklung und -kon- Entwicklungsstand. So wird aus einer Implementierung teils an unseren Stand- struktion begegnet AKKA sowohl durch Kunden-Lieferanten-Beziehung eine Part- orten, teils bei unseren Kunden und zum eine entsprechend große Mannschaft nerschaft und damit eine erfolgreiche Teil im Homeoffice erfolgt. Eine hohe als auch durch die Entwicklung von Projektabwicklung. Digitalisierung der Arbeitsinfrastruktur konstruktionsunterstützenden Templa- Interview: Gernot Schnaubelt 20 Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 12 2018
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