Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...

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Brandenburgisches

Ärzteblatt                                                                                                   11 | 2021
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021

                                  Kammerversammlung
                      Eng an den Themen der Zeit
  Foto: Elmar Esser
                                                                                                   Seite 5

                                                  Abgeschlossene                        5 Jahre KKRBB
                                                  Weiterbildungen
                                                  Seite 11                              Seite 12

                                                  Mehrheit sieht Coronaimpfung          Genesen ist nicht immer
                                                  positiv                               gesund
                                                  Seite 16                              Seite 24
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Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol
                              Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol
                                        2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums
                                        2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums
                                        Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums
                                        Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums
                                       www.aerzteselbsthilfealkohol.de
                                       www.aerzteselbsthilfealkohol.de
                              Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken
                              Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken

                                               Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen
                              Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym.
                              Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben.

 Weitere Informationen         Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de
unter „Arzt und Gesund-
               heit“ auf
                               Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de
        www.laekb.de           PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de
                               Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de
                               Dr. med. Kerstin Meyer, 14482 Potsdam, Tel.: 0331 6013637, praxis@arztpraxis-babelsberg.de
                               Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de
                               Inga Selbig, 15366 Neuenhagen, Tel.: 03342 201028, praxis@selbig-lange.de

Impressum                                              Redaktion                                               Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz
                                                       Landesärztekammer Brandenburg                           GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus.
Inhaber und Verleger                                   Elmar Esser                                             Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt
Landesärztekammer Brandenburg                          Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für
Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz             Telefon: 0331 505605-525                                die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam-
Pappelallee 5, 14469 Potsdam                           Telefax: 0331 505605-538                                mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag
Telefon: 0331 505605-520                               E-Mail: aerzteblatt@laekb.de                            abgegolten.
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Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz                        Druckerei Schiemenz GmbH                                Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For-
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Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an      Telefon 0355 877070                                     einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können
den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren­           Telefax 0355 87707-128                                  Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail
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nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die-       Anzeigenverwaltung
nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der         Verlagsbüro Kneiseler
                                                                                                               Sprache im Brandenburgischen Ärzteblatt
Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal-   Uhlandstraße 161, 10719 Berlin
                                                                                                               Wo immer möglich verwenden wir im Branden-
tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.        Telefon 030 88682873
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Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi-           Telefax 030 88682874
                                                                                                               Gründen der besseren Lesbarkeit wird manchmal
gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter           E-Mail: g.kneiseler@t-online.de
                                                                                                               nur die weibliche oder männliche Form gewählt,
Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter        Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 31, gültig ab 01.01.2021
                                                                                                               auch wenn sich die Formulierungen auf Angehö-
Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah-                                                                rige diverser Geschlechter beziehen. Außerdem
me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung          Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint               benutzen wir, sofern vorhanden, Geschlechter
erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte           monatlich                                               übergreifende Begriffe; verzichten aber auf Gen-
Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art         (Doppelnummer Juli/August).                             der-Stern, Gender-Gap oder Binnen-I. Unseren
bleiben vorbehalten.                                   Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010):                       Autorinnen und Autoren sind wir für die freiwil-
                                                       jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten        lige Beachtung dieser Hinweise dankbar, greifen
                                                       € 17,50. Einzelpreis € 3,35.                            aber nicht redigierend ein. (red)
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Brandenburgisches

           Ärzteblatt
           Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021                                                                                                             11 | 2021
             KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
           Kammerversammlung – Eng an den Themen der Zeit .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
           Patientensicherheit
           Bedarfsgerechte Personalausstattung ist Voraussetzung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
           Elektronische Patientenakte
           Umsetzung nach nationalem oder europäischem Recht?  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
           Bei der Landesärztekammer Brandenburg
           erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen im III. Quartal 2021: .. . . . . . . . . . . 11
           5 Jahre KKRBB – Daten für das Leben .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
             AKTUELL
Seite 9    Alexianer St. Josefs-Krankenhaus
           Chefarzt-Duo für die Frauenheilkunde und Geburtshilfe .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
           Corona – Impfen schützt auch vor Hospitalisierung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
           Elbe-Elster Klinikum: – Neurologin behandelt Epilepsien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
           BZgA-Repräsentativbefragung CoSiD
           Großteil der Bevölkerung sieht Corona-Schutzimpfung positiv . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
           Carl-Thiem-Klinikum – „Auf nach Cottbus! Wer traut sich?“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
           Geschäftsführungswechsel  
           Klinikum Niederlausitz und Sana-Herzzentrum Cottbus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
           Notarzt Dr. Gerd Müllrick – „Nur zu Hause? Das ist mir zu langweilig.“ . . . . 20

Seite 15     ARZT UND RECHT
           Steuerzinssatz von 0,5 % pro Monat verfassungswidrig .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
             FORTBILDUNG
           Akademie für ärztliche Fortbildung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
           Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
           Akademie für ärztliche Fortbildung – Genesen ist nicht immer gesund .. . . . 24
             PERSONALIA
           Wir gratulieren zum Geburtstag im November . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
           Die Landesärztekammer Brandenburg
           betrauert den Tod der Kolleginnen und Kollegen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Seite 20
             WEITERE RUBRIKEN
           Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
           KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
           LAVG informiert – Überprüfung der Betäubungsmittel verschreibenden
           Ärzte im Land Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

                                                                                                                             Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |                                           3
Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
EDITORIAL

                            Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

                             welche Ideen und bleibende Eindrü-         Hinzu kommt: Eine berufspolitisch
                            cke nehmen wir aus dem Jahr 2021 für      aktive Ärzteschaft erreicht mehr für
                            uns mit? Diese Frage wird jeder von       die Patienten des Landes. Auch wenn
                            uns anders beantworten können. Mir        wir in den Körperschaften mitunter
                            fallen dazu folgende Dinge ein; die ich   hart diskutieren und um die beste Lö-
                            gerne mit Ihnen teilen möchte.            sung ringen, kann eine geeinte Ärzte-
                                                                      schaft sowohl in der Wahrnehmung
                              Wenn wir uns im Bereich unserer         der Patienten, als auch der politisch
                            ärztlichen Kompetenz bewegen, dann        Verantwortlichen viel bewegen. Dies
                            sind wir stark und können viel für un-    gilt auch für die Krankenhausplanung.
                            sere Patientinnen und Patienten errei-    Vor dem Hintergrund sowohl der wei-
                            chen. Wir werden als Gruppe wahr-         teren Spezialisierung in der Medizin
                            genommen und geschätzt, weil wir          und der demografischen Entwicklung
                            unsere medizinischen Fächer gelernt,      als auch der möglichen Kooperation
Prof. Dr. med. Stefan
               Kropp
                            durch Fortbildungen aktuell gehalten      mit benachbarten Bundesländern oder
           Foto: privat     haben und diese tagtäglich für unsere     unserem Partnerland Polen sollte eine
                            Patienten immer neu zur Anwendung         zumindest regulär beratende Stimme
                            bringen. Damit erfüllen wir die we-       sowohl der KVBB als auch der Landes- Weiterbildung sowie der Aus- und
                            sentliche Erwartung der Bevölkerung       ärztekammer für diese Planung übliche Fortbildung im Land. Darüber hinaus
                            an uns und unseren Berufsstand. Das       und gelebte Praxis werden.                erfüllt die Landesärztekammer sowohl
                            heißt nicht, dass wir uns persönlich                                                bei den Fachsprachtests als auch bei
                            nicht auch politisch, ehrenamtlich          Der erste Jahrgang von Absolventen den Kenntnisstand-Prüfungen beson-
                            oder in anderen Zusammenhängen            der MHB konnte 2021 in die Berufstä- dere Aufgaben hinsichtlich der Quali-
                            engagieren können und sollten. Ich        tigkeit verabschiedet werden – ein vol- tätssicherung der eine Zulassung zur
                            halte allerdings eine deutliche Trenn-    ler Erfolg für diese private Hochschule ärztlichen Tätigkeit beantragenden
                            linie zwischen dem ärztlichen berufli-    im Land Brandenburg, die vom Land Kollegen und Kollegen. Sowohl bei
                            chen Engagement und gesellschafts-        mitgefördert worden ist. So wichtig den Facharzt- als auch bei den ande-
                            politisch, persönlich oder anderweitig    und richtig diese Hochschulgründung ren Prüfungen kann langfristig nur ein
                            motivierten Themen für sinnvoll und       war und ist, und so richtig und wichtig hoher Standard der Prüfungsleistung
                            richtig, um unsere Hauptaussage „Wir      auch die zukünftige medizinische Fa- überzeugen. Wir sollten daher immer
                            bieten gute Medizin für die Branden-      kultät in Cottbus sein wird, so richtig wieder deutlich machen, wie wichtig
                            burgische Bevölkerung“ nicht zu ver-      und wichtig ist es gleichzeitig, dass wir uns diese qualitativen Anforderungen
                            wässern.                                  alle tagtäglich immer wieder prüfen, sind und warum wir diese durchsetzen.
                                                                      an welcher Stelle ärztliche Arbeitskraft
                             Dies trifft auch für den Umgang mit      tatsächlich sinnvoll und erforderlich Zuletzt ein Appell an alle Ärztinnen
                            der Pandemie insgesamt, aber beson-       ist oder wo wir mit anderen, auch und Ärzte in Brandenburg; angeregt
                            ders auf das Impfen in den Praxen zu.     hochspezialisierten Berufsgruppen durch die Wahl am 26.9.2021. Sie alle
                            Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie     zusammenarbeiten können. Ärztliche haben zur Wahlbeteiligung von 76 Pro-
                            schnell die ambulante ärztliche Struk-    Arbeitskraft ist ein knappes Gut. Aber zent bei diesem Urnengang beigetra-
                            tur große impfwillige Teile der Bevöl-    wir alle haben selbst auch durch Or- gen. Machen Sie mit beim Engagement
                            kerung zügig versorgen konnte. Dies       ganisationsformen, durch bürokra- für ihren Berufstand in der Landesärzte-
                            entwertet auch nicht das Engagement       tische Prozesse und durch ärztliche kammer Brandenburg. Es bestehen viel-
                            der ärztlichen Kollegen in den Impf-      Anforderungen sowie vermeintliche fältige Möglichkeiten die direkte medi-
                            zentren, die durch Land, Kommunen,        und abweisbare Festlegungen auch im zinische Arbeit in unserem Bundesland
                            Körperschaft eingerichtet und betrie-     Bereich der Medizin mit dafür gesorgt, weiter zu verbessern. Denken Sie an
                            ben wurden, um initial die vulnerablen    dass unsere Zeit am Patienten in den Ihre Kammer und nehmen Sie teil!
                            Gruppen entsprechend aktiv zu ver-        letzten Jahren eher ab- als zugenom-
                            sorgen, als Impfstoff noch sehr knapp     men hat. Lassen Sie uns alle hier indi-
                            war. Festzuhalten ist, dass die ambu-     viduell, pragmatisch, schlau und auch
                            lante ärztliche Struktur in der Kombi-    ein bisschen verwegen prüfen, wie wir
                            nation mit unseren Krankenhäusern         unseren ärztlichen Alltag verwaltungs-
                            eine unglaubliche Stärke ist. Ich kann    sparsam gestalten können.
                            nur hoffen, dass wir mit diesem star-
                            ken Versorgungsangebot auch weiter Die Landesärztekammer und deren
                            rechnen können und dürfen.             Organe wachen über die Qualität der        ■ Ihr Stefan Kropp

                    4     | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

KAMMERVERSAMMLUNG

Eng an den Themen der Zeit

 Ärztlich assistierte Sterbehilfe
und Klimaschutz waren einige der
Themen der Kammerversamm-
lung der Landesärztekammer
Brandenburg, die am 18. Septem-
ber stattfand. Die Debatte ins-
besondere zur Sterbehilfe diente
auch der Meinungsbildung, der in
der nächsten Sitzung des Gremi-
ums im Dezember konkrete Be-
schlüsse zur Berufsordnung fol-
gen sollen.

 Wenige Tage vor der Bundestags-
wahl zog Kammerpräsident Dipl.-Med.
Frank-Ullrich Schulz eine gesundheits-
politische Bilanz der Regierungspolitik
unter Angela Merkel, die jetzt nach
16 Jahren als Bundeskanzlerin abtritt.                                                                                                   Kammerpräsident
                                                                                                                                         Dipl.-Med. Frank-Ullrich
In ihrer Amtszeit habe es fünf Gesund-                                                                                                   Schulz
heitsminister gegeben. Angefangen                                                                                                        Foto: Elmar Esser
von Ulla Schmidt über Philip Rösler,
Daniel Bahr, Hermann Gröhe bis hin zu           Schulz erinnerte daran, dass das        Ausstattung ihren vielfältigen Aufga-
Jens Spahn. Intensive Gesetzgebung,           Impftempo im Lande erst dann wirk-        ben in dieser Krise weitgehend nach-
tausende Seiten Reformen sowie ho-            lich an Fahrt aufgenommen hatte,          kommen konnten. Daher sei es auch
her administrativer Arbeitsaufwand            nachdem die niedergelassenen Kol-         gut, dass Bund und Länder mit ihrem
für Parlament und Selbstverwaltung            leginnen und Kollegen endlich ins         Pakt für den Öffentlichen Gesund-
habe vor allem die 19. Legislaturperi-        Impfgeschehen einbezogen wurden.          heitsdienst, der vom Bund immerhin
ode unter Jens Spahn ausgezeichnet.           Ca. 75 Prozent der verimpften Dosen       vier Milliarden Euro für Personal und
Seit der Regierungsbildung im März            wurden durch die Vertragsärzte in         Technik vorsieht, nun endlich umsteu-
2018 habe das Bundesgesundheitsmi-            Brandenburg verabreicht.                  ern wollen. Darüber hinaus sei aber
nisterium 37 Gesetze und 101 Verord-                                                    eine grundsätzliche Strukturreform
nungen vorgelegt, die parlamentarisch          Fakt sei, dass die Ärztinnen und Ärz-    des ÖGD erforderlich – auch um die
diskutiert, oft kritisiert und letztendlich   te – ob ambulant, stationär oder im öf-   Koordination der Gesundheitsämter
abgestimmt worden seien. Davon sei-           fentlichen Gesundheitsdienst – mit der    untereinander und vor allem mit den
en sechs Gesetze und 65 Verordnun-            Versorgung der Covid-Patientinnen und     Ärzten in Kliniken und Praxen zu ver-
gen pandemiebedingt gewesen. Dies             Patienten, der Versorgung von Post-Co-    bessern. Wenn mehr Ärztinnen und
bezeichnete Schulz als Kraftakt für den       vid-Patienten und den Covid-Impfun-       Ärzte für den ÖGD gewonnen werden
politischen Betrieb.                          gen – enorm belastet waren und sind.      sollten, dann brauche es aber auch die
                                              Hierfür hätten sich sowohl die Bundes-    entsprechenden finanziellen Anreize.
 Erhebliche Belastung der                     kanzlerin als auch der Bundesgesund-      Deshalb sei eine tariflich gesicherte,
Ärzteschaft durch Covid-19                    heitsminister auf dem Online-Deutschen    arztspezifische Vergütung der Amts­
                                              Ärztetag ausdrücklich bedankt.            ärztinnen und Amtsärzte vom Ärztetag
  Auch die vergangenen Monate seien                                                     gefordert worden.
durch Corona geprägt gewesen. Zu-                       Geld muss
nächst gab es zu wenig Impfstoff durch             der Leistung folgen                       Ärztetag zum Urteil
unzureichende und zu späte Bestel-                                                               des BverfG
lung auf EU- und Bundesebene sowie              In diesem Zusammenhang erinnerte
Schwierigkeiten bei der Terminvergabe         Schulz an die Forderung der Ärzteta-       In einem weiteren Schritt sei die
– was in Brandenburg zur Folge hatte,         ges, den Öffentlichen Gesundheits-        extra­budgetäre Vergütung ärztlicher
dass die Zuständigkeit fürs Impfen vom        dienst zu stärken. Es sei dem großen      Grundleistungen im ambulanten Be-
Ministerium für Gesundheit auf das Mi-        persönlichen Engagement der Beschäf-      reich zu realisieren. Ziel müsse ein ent-
nisterium des Inneren überging. Mitt-         tigten im ÖGD zu verdanken, dass          budgetiertes System mit festen sowie
lerweile ist das Impfen wieder beim ur-       die Gesundheitsämter trotz unzurei-       kostendeckenden Preisen für ärztliche
sprünglichen Ministerium angesiedelt.         chender personeller und technischer       Leistungen sein.

                                                                                              Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |   5
Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

       Neben der Musterweiterbildungs-             BKK Dachverbandes sowie Alexander auf dem Dach zur Diskussion. Die Vor-
      ordnung, so Schulz, wurde der online         Krauß, ehemaliges Mitglied im Aus- aussetzungen würden zurzeit geprüft –
      stattfindende Ärztetag maßgeblich            schuss für Gesundheit sein.               es sehe aber vielversprechend aus. So
      durch die mehrstündige Debatte über                                                    wäre die Kammer in der Lage, in Cott-
      Konsequenzen aus dem Urteil des Bun-                Kammer will an der                 bus einen Teil des benötigten Stromes
      desverfassungsgerichts zum § 217 ge-              Krankenhausplanung                   aus eigenen Mitteln zu speisen. Weiter
      prägt. Das Gericht hatte im Jahr 2020                                                  voran geschritten sei man zudem mit
                                                            beteiligt werden
      unter anderem aus dem allgemeinen                                                      der Planung von Ladesäulen von E-Au-
      Persönlichkeitsrecht auf ein Recht des         Der Kammerpräsident kündigte zu- tos. Hier lägen bereits konkrete Ange-
      Einzelnen auf selbstbestimmtes Ster-         dem an, dass sich der Vorstand der bote vor. „Wir denken auch darüber
      ben geschlossen; die Freiheit, sich das      Landesärztekammer dafür einsetzen nach, dass der nächste Dienstwagen in
      Leben zu nehmen, umfasse zudem die           werde, an der Landeskrankenhauspla- Cottbus ein E-Auto sein wird“, erklärte
      Freiheit, hierfür bei Dritten Hilfe zu su-   nung beteiligt zu werden. Es sei nicht Schulz.
      chen und in Anspruch zu nehmen.              länger hinnehmbar, dass die Kammer
                                                   keinerlei Mitspracherecht habe, wenn                    Erstmals
        Die Ärztetagsabgeordneten vertra-          es darum gehe, die Versorgung für das           „Brandenburgische
      ten überwiegend die Auffassung,              Land Brandenburg zu gestalten. In den
                                                                                                  Ärztinnen und Ärzte“
      dass § 16 Satz 3 der (Muster-)Berufs-        meisten Bundesländern sei dies anders
      ordnung in seiner bisherigen Form            geregelt erklärte Schulz und nannte Erstmals in der Geschichte des Landes
      aus verfassungsrechtlichen Gründen           als Beispiele Berlin, Mecklenburg-Vor- Brandenburg sind 36 im Land ausge-
      nicht aufrechterhalten werden könne.         pommern, Niedersachsen, Sachsen, bildete Ärzte als Absolventen der Me-
      Die Streichung ändere nach Überzeu-          Thüringen. An der gemeinsamen Kran- dizinischen Hochschule Brandenburg
      gung des Ärztetages aber nichts dar-         kenhausplanung für Berlin und Bran- verabschiedet worden, informierte
      an, dass ärztliches Handeln von einer        denburg war dementsprechend bislang Schulz. Die Hochschule wurde unter
      lebens- und gesundheitsorientierten          nur die Ärztekammer Berlin beteiligt.     anderem deshalb gegründet, weil Ab-
      Zielrichtung geprägt ist. Es wurde der                                                 solventen anderer Bundesländer nicht
      Beschluss gefasst, dass die Suizidassis-           Öffentlichkeitsarbeit               in Brandenburg arbeiten wollten. Man
      tenz keine ärztliche Aufgabe darstellt.                 wird spürbarer                 versprach sich davon, dass Studieren-
      Das Thema war bereits auf der Tages-                                                   de, die in Brandenburg studiert haben,
      ordnung auf einer Klausurtagung des            Im Rahmen der Klausurtagung habe auch in Brandenburg bleiben. Nun soll
      Vorstandes und beschäftigte die Kam-         sich der Vorstand auch auf ein neues an der Brandenburgischen Technischen
      merversammlung in einem eigenen              Konzept der Öffentlichkeitsarbeit ver- Universität in Cottbus eine neue medi-
      Tagesordnungspunkt.                          ständigt. Sowohl das Brandenburger zinische Fakultät errichtet werden. Vor-
                                                   Ärzteblatt als auch der Webauftritt sol- gesehen sind 1.200 Studienplätze. Wie
          Veranstaltung zum                        len grundlegend überarbeitet und mo- in ihrer Pressemitteilung zu lesen war,
         30-jährigen Bestehen                      dernisiert werden. Das Personalkon- begrüßt die Kammer dieses Projekt
                                                   zept sei prinzipiell verändert worden.    sehr und hofft, so auch zusätzliche Me-
        der Landesärztekammer
                                                                                             diziner für Brandenburg zu gewinnen.
       In ihrer Klausurtagung im Sommer              Die erste sichtbare Veränderung wer-
      hätten sich die Vorstandsmitglieder          de es beim Brandenburgischen Ärzte-                „Tagesgeschäft“
      zudem mit der fortschreitenden Öko-          blatt geben, das Anfang des nächsten         funktioniert auch in der
      nomisierung des Gesundheitssystems           Jahres im neuen Format erscheinen soll.
                                                                                                          Pandemie
      befasst. Denn gerade angesichts der          Eine weitere Veränderung betreffe den
      Erfahrungen in der Pandemie werde            Internetauftritt. Hier seien die Anforde- Schließlich informierte der Kammer-
      das marktwirtschaftliche Wettbe-             rungen jedoch ungleich höher. Daher präsident die Delegierten noch über
      werbsmodell im Gesundheitswesen              würden hier Ergebnisse erst im Laufe das aktuelle „Tagesgeschäft“ der Lan-
      in Frage gestellt. Daher habe sich der       des kommenden Jahres vorgestellt. desärztekammer.
      Vorstand entschlossen die wegen der          Eine wesentliche Verbesserung solle
      Pandemie verschobene 30-Jahr-Feier           die Zugänglichkeit der Webseite per So sei es mit der neuen Legislatur-
      der Kammer am 24.11.2021 mit einer           Smart-Phone sein. Zudem sei ein News- periode notwendig geworden, die
      Podiumsdiskussion unter anderem zu           letter für die Kammermitglieder geplant. Prüfungsausschüsse neu zu berufen.
      diesem Thema zu gestalten. Hierbei                                                     Insgesamt wurden in diesem Zusam-
      sollen Protagonisten des Gesund-                         Kammer soll                   menhang für insgesamt 95 Prüfungs-
      heitswesens zum Thema „Pandemie –                     „grüner“ werden                  ausschüsse 403 Prüfer berufen!
      Renaissance der Gesundheitspolitik?“
      diskutieren. Die Diskutanten würden           Zudem hätte der Vorstand darüber         In der neuen Gutachterstelle gebe es
      Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der           gesprochen, die Landesärztekammer        aktuell 204 Verfahren – davon seien
      Bundesärztekammer, Franz Knieps,             Brandenburg „grüner“ zu machen. Im       140 aus der bald schließenden Schlich-
      Abteilungsleiter im Bundesministeri-         Rahmen von Dachsanierungsarbeiten,       tungsstelle in Hannover. Dies zeige,
      um für Gesundheit unter Ministerin           die in Cottbus notwendig geworden        dass die zu leistende Arbeit doch et-
      Ulla Schmidt und heute Vorstand des          sind, stehe der Aufbau von Kollektoren   was umfangreicher ist als zunächst

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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

angenommen. Die gute Zusammenar-           vorgesehen. Die Diskussion diente Akzeptanz für individuelle
beit der berufenen Mitglieder stimme       vielmehr als Meinungsbildung, um             Gewissenentscheidung
jedoch optimistisch, dass auch dieses      entsprechende Änderungsanträge zur
erhöhte Arbeitsaufkommen gut bewäl-        Berufsordnung für die nächste Sitzung „Wir sprechen hier nicht über Tötung
tigen werden könne.                        der Kammerversammlung im Dezem- auf Verlangen. Es geht um die Beihil-
                                           ber vorzubereiten.                       fe zum Suizid, nicht um passive oder
  Der Fortbildungsbetrieb der Landes-                                               aktive Sterbehilfe.“ Mit diesen Worten
ärztekammer Brandenburg konnte                 Fehlt es an wirksamer                leitete Dr. med. Ingo Musche-Ambrosi-
auch unter Pandemiebedingungen                         Kontrolle?                   us seinen Vortrag vor der Kammerver-
weitgehend aufrechterhalten werden.                                                 sammlung ein. Einfühlsam schilderte
In diesem Jahr stünden 67 Fortbildun-       Professor Dr. med. Stefan Kropp be- der Facharzt für Allgemeinmedizin, der
gen auf dem Programm. Durch die Co-        gann sein Statement mit einem per- auch palliativmedizinisch tätig ist drei
ronaeinschränkungen hatte die Akade-       sönlichen Bekenntnis: „Ich bin vorein- Beispiele aus seinem Berufsalltag, in
mie im letzten Jahr jedoch ca. 1.000       genommen“, erklärte der Facharzt für dem nach seiner Schilderung Würde-
Teilnehmer weniger als in den Jahren       Psychiatrie und Psychotherapie. Es sei und Autonomieverlust eine große Rolle
ohne Corona. Viele Formate fänden          zwar folgerichtig, dass die Gesellschaft spielten.
als Online- oder Hybrid-Veranstaltung      in Zusammenhang mit diesem Thema
statt, einige aber auch schon wieder       an die Ärztinnen und Ärzte denke,
in Präsenz. Neben den umfangreichen        „aber das macht mir auch Angst“, er-
administrativen Vorbereitungen müss-       klärte Kropp. Dies gelte insbesondere
ten bei Hybridveranstaltungen zusätz-      vor dem Hintergrund der Vergangen-
lich die Hygienevorschriften eingehal-     heit, in der in Deutschland in staatli-
ten und kontrolliert, die Teilnehmer       chem Auftrag getötet wurde.
vor Ort betreut und für die Technik
mindestens ein Mitarbeiter abgestellt
werden. Für den technischen Notfall
müsse zusätzlich ein Mitarbeiter der
IT-Abteilung bereitstehen. Bei einer
solchen Veranstaltung seien alle Mitar-
beiter der Fortbildung gefordert. In der
                                                                                                                                    Dr. med. Ingo
Regel nähmen zwar weniger Personen                                                                                                  Musche-Ambrosius
teil, allerdings sei der zu betreibende                                                                                             Foto: Elmar Esser
Aufwand deutlich höher. Dies werde
unweigerlich Auswirkungen auf die                                                    Dabei werde er immer wieder mit
Haushaltssituation haben.                                                          Wünschen von Patienten konfrontiert,
                                                                                   wie etwa dem einer Frau, die ihm
       Das Recht auf                                                               sagte, dass sie „jetzt schlafen möch-
                                                                                                                                    Prof. Dr. med. Stefan
 selbstbestimmtes Sterben                                                          te, bis das Leben vorüber ist.“ Andere           Kropp
                                                                                   sagten, dass „in dieser Situation doch           Foto: Elmar Esser
 Eines der zentralen Themen dieser                                                 etwas zu machen sein müsse.“ Der Pa-
Kammerversammlung galt den Konse-            Zudem befürchtete Kropp eine star-    tient erwarte, dass für ihn ein Ausweg
quenzen aus dem Urteil des Bundes-         ke Ausweitung der ärztlich assistierten wählbar ist, erklärte Musche-Ambro-
verfassungsgerichtes zum Recht auf         Suizide. In den Niederlanden, die mit   sius. Dies gelte auch dann, wenn er
selbstbestimmtes Sterben, mit dem          17,44 Millionen über weniger als ein    sich letztlich doch für einen anderen
sich auch bereits der Online-Ärztetag      Viertel der Einwohner der Bundesre-     Weg entscheide. Als behandelndem
befasst hatte.                             publik (83,24 Millionen, beide Zahlen   Palliativ­mediziner war für ihn dabei
                                           aus 2020) verfügen, handele es sich     auch die Wortwahl wichtig. So sprach
 Zunächst führte der Justiziar der Lan-    jedes Jahr bereits um ca. 6.000 Pa-     er von symptomadaptierter Therapie
desärztekammer Brandenburg, Dr. jur.       tienten, die sich mehr oder weniger     statt von palliativer Sedierung. Sterben
Bert-Sebastian Dörfer, in die rechtli-     frei für diese Option entschieden. Bei  zu begleiten, heiße eben nicht, Sterben
chen Fragestellungen und Konsequen-        vergleichbarer Entwicklung wären für    herbeizuführen. Die Akzeptanz für die
zen dieses Urteils der BVerfG ein. Ein     Deutschland deutlich mehr als die       individuelle Gewissensentscheidung sei
entsprechender Beitrag wurde bereits       vierfache Zahl anzusetzen. Ihn ängsti-  wichtig, so Musche Ambrosius. Keines-
im Brandenburgischen Ärzteblatt 10 –       ge insbesondere, dass es offenbar an    falls wolle er institutionelle Strukturen,
2021, Seite 5 ff. veröffentlicht.          einer wirksamen Kontrolle fehle, so     in denen er mitarbeiten müsse.
                                           Kropp. Es gebe bereits Berichte über
  Anschließend bereiteten zwei Vor-        Sterbehilfe und danach anschließen-           Sensible Debatte
standsmitglieder der Kammer die De-        de Organentnahme. Jede Regel könne In der ausgesprochen sensiblen De-
legierten mit teilweise sehr persönlich    gedehnt werden, lautete das Fazit des batte verwies Professor Dr. med. Ul-
geprägten Vorträgen auf die Debatte        Referenten. „Letztlich finden sich für rich Schwantes darauf, dass in diesen
vor. Eine Beschlussfassung war nicht       jede Aufgabe Menschen.“                 Themenkreis auch die 10.000 Suizide

                                                                                         Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |   7
Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                              gehörten, die pro Jahr in Deutschland     Kammervizepräsident Dr. med. Steffen              Klimaschutz als
                              vorkommen. Insgesamt gebe es hier-        König steht dabei aber fest, dass sich           ärztliche Aufgabe?
                              zulande 100.000 Suizidversuche jähr-      Ärztinnen und Ärzte nicht zur Hilfe bei
                              lich. Möglichst viele davon müssten       Bilanzsuiziden zur Verfügung stellen         In einem weiteren Tagesordnungs-
                              verhindert werden, so Schwantes. Die      sollten. Zudem müsse die Gefahr des        punkt befassten sich die Delegierten
                              Fähigkeit, zu entscheiden, wann das       Missbrauchs auch aus ökonomischen          mit dem Thema Klimaschutz, den sie in
                              Leben zu Ende gehe, könne auch er-        Gründen unbedingt verhindert werden,       mehreren Wortbeiträgen als wichtiges
                              möglichen, das Leben weiterzuführen.      so Dr. med. Margarete Kamp­mann-           Zukunftsthema bezeichneten. Den An-
                              Sterbende solle ein Arzt begleiten aber   Schwantes. „Hier gibt es kein Schwarz      trag, einen eigenen Ausschuss für Kli-
                              nicht aktiv eingreifen.                   oder Weiß“, erklärte Dr. med. Holger       maschutz zu gründen, lehnten sie zwar
                                                                        Marschner. Eminent wichtig sei in je-      ab, da das Thema im gesamten Spek-
                                                                        dem Fall das Hinterfragen der freien       trum der Kammertätigkeit berücksich-
                                                                        Willensbildung.                            tigt werden solle. Sie verabschiedeten
                                                                                                                   aber eine Resolution (siehe Kasten), die
                                                                         In ihrer nächsten Sitzung wird sich die   nach Veröffentlichung mittels Presse-
                                                                        Kammerversammlung erneut mit dem           meldung auch von den Brandenburgi-
                                                                        Thema befassen. Dann gilt es die Kon-      schen Medien aufgegriffen wurde. An
                                                                        sequenzen des BVerfG-Urteils für das       den Vorstand überwiesen die Delegier-
                                                                        ärztliche Berufsrecht auch in Branden-     ten einen Antrag, der darauf abzielte,
                                                                        burg umzusetzen. Die Debatte lieferte      dass die Kammer klimaneutral werden
                                                                        hierfür eine wertvolle Meinungsbil-        solle. Hierfür müssten zunächst die
                                                                        dung der Delegierten.                      Kosten geklärt werden.

                                                                                     Resolution der Kammerversammlung
                                                                                     der Landesärztekammer Brandenburg
 Dr. med. David Liehre                                                                     vom 18. September 2021
        Foto: Simone Groß

                               Dr. med. David Liehre stellte die Fra-                       Klimaschutz ist Gesundheitsschutz!
                              ge, wie Ärzte damit umgehen kön-
                              nen, wenn sie von Patienten bei voller      Die Ärzteschaft des Landes Brandenburg betrachtet die Folgen des Klimawan-
                              Gesundheit darum gebeten werden,            dels und der Umweltverschmutzung als eine Bedrohung für die Gesundheit
                                                                          der Bürgerinnen und Bürger des Landes. Dies betrifft sowohl unmittelbare
                              einen Suizid zu unterstützen. Denn
                                                                          erhöhte gesundheitliche Risiken (u. a. für Allergien, Infektionskrankheiten,
                              auch diese Option hat das Bundes-           Atemwegs­erkrankungen, Kreislauferkrankungen, Tumorerkrankungen, Hitze-
                              verfassungsgericht eröffnet. Ähnliche       folgen, psychische Erkrankungen) als auch Risiken für sekundäre gesundheit-
                              Problematiken gelten für Notfallme-         liche Probleme durch soziale Verwerfungen, die als Folge des Klimawandels
                              diziner, die einen Patienten nach ei-       zu erwarten sind. Dabei halten wir es für wissenschaftlich erwiesen, dass der
                              nem Suizidversuch vorfinden. Und            derzeit beobachtete Klimawandel als ganz überwiegend vom Menschen ver-
                              das Spektrum gehe noch weiter, wie          ursacht zu betrachten ist.
                              Dr. med. Stephan Alder mit Hinweis
                                                                          Wir betrachten es somit als Maßnahmen des Gesundheitsschutzes, den Klima-
                              auf Jugendliche, die eine Phase der
                                                                          wandel zu begrenzen, die Folgen des Klimawandels hinsichtlich der Gesund-
                              Suizidalität durchmachen, erklärte. Für     heit weiter zu untersuchen und medizinische Konzepte für den Umgang mit
                                                                          den Folgen des Klimawandels zu entwickeln.

                                                                          Als Ärzteschaft des Landes Brandenburg begrüßen wir die ambitionierten Ziele
                                                                          der Bundesregierung für den Klimaschutz, stellen gleichwohl fest, dass diese
                                                                          auch im Gesundheitssektor nur mit konkreten Umsetzungspfaden für den Kli-
                                                                          maschutz erreichbar sein werden. An medizinischen Konzepten zur Bewälti-
                                                                          gung gesundheitlicher Folgen des Klimawandels wollen wir mitwirken.

                                                                          Als Ärzteschaft fühlen wir uns dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen
                                                                          des Menschen verpflichtet und wollen uns an konkreten Klimaschutzmaß-
                                                                          nahmen in unserem Wirkungsbereich beteiligen. Da der Gesundheitssektor
                                                                          relevanter Mitverursacher von Umweltbelastungen ist (z. B. für drei bis fünf
                                                                          Prozent der schädlichen Treibhausgasemissionen, für einen erheblichen und
                                                                          z. T. noch unreflektierten Wasserverbrauch sowie für große, z. T. giftige und
                                                                          häufig ungetrennte Abfallmengen), wollen wir die Umsetzung von Maßnah-
                                                                          men die zum Übergang zur Nutzung regenerativer Energie und zum nachhalti-
                                                                          gen Umgang mit Ressourcen (Müllvermeidungs- und Energiesparkonzepte) im
                                                                          Gesundheitswesen beitragen, unterstützen und fördern.
Dr. med. Stephan Alder
        Foto: Simone Groß

                       8    | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
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KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                           Ärzteversorgung:
                        Renten steigen um 2 Prozent
Die Ärzteversorgung für das Land Brandenburg ist weiter gewachsen. Der
geschäftsplanmäßige Neuzugang wurde mit einem Bruttozuwachs von 962 Mit-
gliedern auch im Jahr 2020 deutlich übertroffen. Dies entspricht einem Nettozu-
wachs von 196 Mitgliedern. Das geht aus dem Bericht zum Geschäftsjahr 2020
hervor, den die Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, Dipl.-Med. Andrea
Kruse, vorlegte.

Danach hatte das Versorgungswerk zum Ende des 29. Geschäftsjahres 11.576
Mitglieder in Anwartschaft. Das Beitragsaufkommen, einschließlich der Überlei-
tungen und Nachversicherungen, stieg um rund 5,5 Prozent auf EUR 126,1 Mio.;
das Anlagevermögen wuchs um rund 8,16 Prozent auf rund EUR 2.136,7 Mio.
Euro. Der Verwaltungskostensatz sank von 1,57 Prozent im Vorjahr auf 1,50 Pro-
zent der Beitragseinnahmen.

Die Kammerversammlung konnte vor diesem Hintergrund beschließen, die laufenden                                                          Die Abgeordneten für den
Renten, die im Geschäftsjahr 2022 oder früher begonnen haben, um 2,0 Prozent            Schließlich wählte die Kammerver-               125. Deutschen Ärztetag
                                                                                                                                        Foto: Elmar Esser
anzuheben. Dem Verwaltungsausschuss erteilten die Delegierten auf Antrag des Vor-      sammlung noch die Abgeordneten
sitzenden des Aufsichtsausschusses, Dipl.-Med. Wolf-Rüdiger Weinmann, Entlastung.      für den 125. Deutschen Ärztetag vom
                                                                                       1. bis 2. November 2021 in Berlin.
Die Mitglieder des Versorgungswerkes werden im „Versorgungsbrief Nr. 30“ aus-
führlich über den Geschäftsablauf informiert und erhalten im Frühjahr 2022 – wie
in jedem Jahr – die Mitteilung zu ihren persönlichen Rentenanwartschaften.
                                                                                       ■ Elmar Esser

PATIENTENSICHERHEIT

Bedarfsgerechte Personalausstattung ist Voraussetzung

„Patientensicherheit geht uns                 Der BÄK-Präsident mahnte zugleich:
alle an. Sie lässt sich nur gemein-        „Die bestmögliche Patientensicherheit
sam gewährleisten.“ Das erklärte            ist nicht zu erreichen ohne eine be-
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident              darfsgerechte Personalausstattung,
der Bundesärztekammer (BÄK),              eine gezielte Nachwuchsförderung
anlässlich des Welttags der Pa-             und ausreichend Zeit für Patienten und
tientensicherheit am 17. Sep-               Angehörige. Wenn stattdessen ökono-
tember 2021, der in diesem Jahr             mische Gesichtspunkte die Oberhand
unter dem Motto „Jetzt handeln              gewinnen, läuft definitiv etwas falsch.“
für eine sichere und respektvolle
Geburt“ stand.                               Das gelte insbesondere in einem
                                           Versorgungsalltag, der zunehmend
„Gerade in der Geburtshilfe zeigt sich     geprägt sei durch fachliche Speziali-
exemplarisch, was Medizin grund-           sierung, Arbeitsteilung und Digitalisie-                                                     Foto: Adobe Stock
sätzlich ausmacht: Jede Geburt ist ein     rung. „Durch den rasanten medizini- Ärzte sind Qualität und Sicherheit seit
besonderes, individuelles Erlebnis“, be-   schen Fortschritt können Patientinnen jeher die beiden untrennbaren Seiten
tonte Reinhardt. Das gelte für Mutter     und Patienten immer besser behandelt einer Medaille“, so Reinhardt.
und Kind wie auch für das interprofes-    werden. Aber auch die Komplexität
sionelle Team, das Schwangerschaft         der Behandlungsprozesse und damit
und Geburt begleitet. „In der Medizin      der Aufwand für die Fehlerprävention ■ BÄK
geht es darum, sensibel auf die jeweils    nimmt zu“, sagte Reinhardt. Es sei da-
spezifischen Anzeichen und Behand-         her gut, dass sich das Thema Patien-
lungsverläufe zu reagieren und auf         tensicherheit wie ein roter Faden durch
Patientinnen und Patienten individuell     alle Stufen der ärztlichen Qualifikation
einzugehen – von der Geburt an bis         ziehe – vom Medizinstudium über die
ins hohe Alter. Das ist grundlegend für   Facharztweiterbildung bis hin zur kon-
eine gute und sichere Versorgung“, so      tinuierlichen Fortbildung von ÄrztIn-
Reinhardt.                                 nen und Ärzten. „Für ÄrztInnen und

                                                                                             Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |   9
Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                      ELEKTRONISCHE PATIENTENAKTE

                      Umsetzung nach nationalem oder europäischem Recht?

                       Der Streit zwischen dem Bundes-
                      datenschutzbeauftragten (BfDI),
                      Ulrich Kelber, und den Kranken-
                      kassen über den Umgang mit
                      der elektronischen Patientenakte
                      (ePA) geht weiter. Nachdem es
                      dabei vor gut einem Jahr um das
                      von Kelber kritisierte „Alles-oder-
                      Nichts-Prinzip“ ging, steht nun
                      das sogenannte „feingranulare
                      Zugriffsmanagement“ im Fokus.

                       Bei der Auseinandersetzung geht es
                      nach wie vor insbesondere um die Fra-
                      ge, ob die Bereitstellung der ePA seit
                      Januar 2021 gegen EU-Datenschutz-
                      recht verstößt. Das Dilemma der Kran-
Foto: Adobe Stock     kenkassen: Entweder sie setzen die
                      ePA konform zum nationalen Gesetz
                      um und verhalten sich damit gleich-     Funktionalitäten datenschutzkonform        Terminals nur solche infrage, die von
                      zeitig – nach Auffassung von Kelber –   auszugestalten, um allen Versicherten      der gematik zugelassen sind. Diese
                      europarechtswidrig oder sie verhalten   gleiche Rechte zu garantieren“. Kelber     gibt es jedoch nicht – zumindest bis-
                      sich europarechtskonform, verletzen     geht scheinbar davon aus, dass die         lang. Rechtlich betrachtet, könnten
                      dann aber nationales Recht.             technischen Voraussetzungen längst         Menschen ohne mobile Endgeräte ihre
                                                              vorhanden sind. „Die technische Reali-     Akte außerdem auch auf Geräten von
                          Patienten müssen über               sierung feingranularer benutzerspezifi-    bestimmten Vertretern einsehen (vgl.
                           Zugriffsmanagement                 scher Zugriffsrechte ist in der Informa-   § 343 SGB V). Damit werde ein fein-
                                                              tik heute selbstverständlich und damit     granularer Zugriff ermöglicht. „Eine
                                   verfügen
                                                              auch Stand der Technik“, zitiert das       darüberhinausgehende Verpflichtung
                        Wie das Deutsche Ärzteblatt berich- Ärzteblatt aus dem Schreiben.                zu einer zusätzlichen Einrichtung eines
                      tet, hat Kelber nun die ersten Kran-                                               dauerhaften Zugriffs des Versicherten
                      kenkassen, die seiner Kontrolle unter-        BAS rät den Kassen                   auf seine Daten können wir nicht er-
                      liegen, per Bescheid angewiesen, „das                zur Klage                     kennen“, betont das BAS.
                      Zugriffsmanagement der ePA so auszu-
                      gestalten“, dass sie ihren Versicherten In den Streit hat sich Mitte September       Dem Vernehmen nach ging das
                      ab dem Jahr 2022 tatsächlich ein fein- 2021 das Bundesamt für soziale Siche-      Schreiben des BAS nicht nur an die be-
                      granulares Zugriffsmanagement für die rung (BAS) eingeschaltet. Aus Sicht des     troffenen Krankenkassen, sondern auch
                      ePA anbieten können. Damit könnten BAS stehe es den Versicherten frei, sich        an das Bundesgesundheitsministerium,
                      die Versicherten ihren Ärztinnen und für die Nutzung einer solchen Akte in-       den BfDI sowie den GKV-Spitzenver-
                      Ärzten den Zugriff auf einzelne Do- klusive der gegebenen Voraussetzun-            band und den Verband der Ersatzkas-
                      kumente erlauben. Bislang ist nur ein gen zu entscheiden. Für diejenigen, die     sen. Noch ist offen, wie sich die Betei-
                      Zugriff auf den gesamten Akteninhalt sich dagegen entscheiden, müssten die         ligten verhalten werden.
                      möglich.                               Krankenkassen auch keine Technik zur
                                                              Verfügung stellen. Um Rechtssicherheit
                        Die Kassen sind zudem seitens des zu schaffen, rät das BAS den Kassen            ■ B.R.
                      BfDI aufgefordert, auch Versicherten, deshalb zur Klage gegen die Anwei-
                      die beispielsweise kein Smartphone sung des Bundesdatenschutzbeauf-
                      oder Tablet besitzen, einen Zugang zu tragten. Bereits Ende 2020 hatte das
                      ihrer ePA über eine dezentrale Infra­ BAS betont, die ePA sei unter anderem
                      struktur der Leistungserbringer oder EU-rechtskonform, weil es sich bei
                      in den Geschäftsräumen der Kranken- dieser um eine freiwillige Anwendung
                      kassen – z. B. über Terminals – zu er- handele.
                      möglichen. Mit Blick auf die EU-Daten-
                      schutzgrundverordnung müsse das Ziel Nach Ansicht des BAS kämen zu-
                      sein, „die ePA durch Erweiterung der dem für die von Kelber geforderten

            10      | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

Bei der Landesärztekammer Brandenburg erfolgreich
abgeschlossene Weiterbildungen im III. Quartal 2021:

Allgemeinmedizin                   Jennifer Ullmann                   Geriatrie
Christine Budzko                   Katarzyna Worobiec                 Cordula Honert
Dr. med. Michael Hoffmann                                             Konstantinia Kafali
Dr. med. Julia Jäkel               Innere Medizin und Angiologie
Dr. med. Josephine Krainhöfer      Dr. med. Susanne Walter            Klinische Akut-
Ellen Lieth                                                           und Notfallmedizin
Christin Schelter                  Innere Medizin                     Dr. med. Marit Stange
Dr. med. Ferdinand Schumacher      und Gastroenterologie
Uwe Seifert                        Dr. med. Süleyman Bilal        Medikamentöse Tumortherapie
Dr. med. Maria Springborn                                         Dr. med. Matthias Kwol
Julian Streck                      Innere Medizin und Hämatologie Julia Schümann
Franziska Thomas                   und Onkologie
                                   Christian Lüders               Naturheilverfahren
Anästhesiologie                                                   Christoph Colling
Alice Scheffler                    Innere Medizin und Kardiologie Dr. med. Nina Egbers
Laura Schiffner                    Dr. med. Christian Georgi
                                   Gyöngyver Inez Timar-Sari      Notfallmedizin
Arbeitsmedizin                     Orangzeb Zada                  M.B.B.S./(Univ. Karachi) Suhail Rasmi
Janis Hänelt                                                      Ali Al-Zghoul
                                   Innere Medizin und Nephrologie Oksana Bittar
Gefäßchirurgie                     Dr. med. Annemarie Albert      Katharina Henke
Damian Hartmann                                                   Marie-Josepha Kamrath
                                   Innere Medizin                 Christian Leppin
Orthopädie und Unfallchirurgie     und Rheumatologie              Yulia Pavlova
Aktham Al Hassanieh                Mohammad Hamdan                Richard Wetzold
Florian Kunz-Emmerich
MU Dr. Matthias Zänger             Kinder- und Jugendmedizin          Palliativmedizin
                                   Isabelle Behm                      Piotr Kowalewski
Viszeralchirurgie                  Dr. med. Krisztina Ritzel          Dr. med. Bettina Landeck
Ellen Neef                                                            Dr. med. Romy Meißner
                                   Neurologie                         Jennifer Sun-Torsten
Plastische, Rekonstruktive         Vanja Hlozan
und Ästhetische Chirurgie          Edona Hulaj                        Psychoanalyse
Bettina Trägenapp                  Markus Reinicke                    Dr. med. Antje Beronneau
                                   Mandy Schäfer
Frauenheilkunde und Geburtshilfe   Dr. med. Markus Schilling          Spezielle Orthopädische Chirurgie
Darya Basalai                      Felix Teupel                       Krzysztof Zadrozny
Dr. med. Marlen Seeliger
                                   Radiologie                         Spezielle Schmerztherapie
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde          Dr. med. univ. Robert Matz         Dr. med. Anke Böhm
Mahmoud Allaf                      Anne-Marie Wachsmuth               Dr. med. Reinhard Dahlmann
Yehor Polievoi                                                        Dr. med. Uta Kulbe
Dr. med. Kathleen Uecker           Urologie                           Madlen Schöllner
                                   Christoph Gesch
Innere Medizin                     Martin Staffa
Eva Bagenz
Myroslava Gryskova                 Gynäkologische Onkologie
Dr. med. Richard Kettlitz          Elisabeth Kuptel-Krutz
Yazan Kher Beck
Dr. med. Peggy Lieberwirth         Neonatologie
Riccardo Muhr                      Roland Degener
Dr. med. Saskia Nitza
Abduenasser Oyna                   Neuroradiologie
dr n. med. Ewa Trzmielewska        Gregor Wihsgott

                                                                            Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |   11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                            5 JAHRE KKRBB

                            Daten für das Leben

                             Das Klinische Krebsregister für                                                       Dem wollte auch Senatsdirigent Dirk
                            Brandenburg und Berlin (KKRBB)                                                       Rothenpieler nicht widersprechen, der
                            genießt in den beiden Landesre-                                                      dem KKRBB ebenfalls eine sehr gute
                            gierungen, bei den Ärztinnen und                                                     Arbeit bestätigte. Der Leiter der Abtei-
                            Ärzten, den Krankenkassen sowie                                                      lung Gesundheit bei der Senatsverwal-
                            in der Wissenschaft einen ausge-                                                     tung für Gesundheit in Berlin, der sein
                            sprochen guten Ruf. Davon konn-                                                      Grußwort gleichzeitig im Namen des
                            ten sich alle überzeugen, die am                                                     Brandenburgischen MSGIV an die Teil-
                            30. September die Gelegenheit                                                        nehmer richtete, erinnerte sich daran,
                            hatten, den Festakt anlässlich                                                       dass seine Kolleginnen und Kollegen
                            des fünfjährigen Bestehens dieser                                                    aus anderen Teilen der Bundesrepub-
                            Tochtergesellschaft der Landes-                                                      lik zunächst verwundert waren, als sie
                            ärztekammer Brandenburg vor                                                          von der gemeinsamen Initiative der
                            Ort oder via Internet zu verfolgen.                                                  Bundesländer Brandenburg und Berlin
                                                                                                                 erfuhren. Heute werde dieses Gemein-
    Dr. rer. medic.          Eine weise Entscheidung sei es ge-                                                  schaftsregister dagegen ausgespro-
     Anett Tillack,         wesen, dass die beiden Bundesländer                                                  chen positiv gesehen.
 Geschäftsführerin
       des KKRBB
                            Berlin und Brandenburg nach Inkraft-
     Fotos: Elmar Esser     treten des Krebsfrüherkennungs- und                                                   Eine besondere Rolle im Kreis der
                            -registergesetzes im April 2013 be-                                                  Grußwortredner kam Dipl.-Med.
                            schlossen hatten, das durch dieses           Und auch für die nahe Zukunft stehe     Frank-Ullrich Schulz zu. Denn da das
                            Gesetz verpflichtend einzurichtende         Einiges an. „Wir übernehmen ab 1. Ja-    KKRBB eine 100-prozentige Tochter der
                            Klinische Krebsregister gemeinsam für       nuar 2023 die Aufgaben des Gemein-       Landesärztekammer Brandenburg ist,
                            beide Länder zu nutzen, erklärte KKR-       samen Krebsregisters der ostdeutschen    sprach deren Präsident gleichzeitig für
                            BB-Geschäftsführerin Dr. rer. medic.        Bundesländer und Berlin, und werden      den alleinigen Gesellschafter. Es habe
                            Anett Tillack bei ihrer Begrüßung der       ab diesem Zeitpunkt ein kombiniertes     zwar in der Anfangsphase durchaus
                            Gäste der Jubiläumsfeier. Dies gelte        klinisch-epidemiologisches Register      Stolpersteine gegeben, diese hätten
                            zum einen, weil in der Metropolregion       für Brandenburg und Berlin sein.“ Das    aber nicht verhindert, dass das Klini-
                            Berlin Brandenburg die Patientinnen         werde sich insbesondere auf die Daten-   sche Krebsregister für Brandenburg und
                            und Patienten sich nicht nur im eige-       qualität zum Follow up positiv auswir-   Berlin eine Erfolgsgeschichte wurde.
                            nen Bundesland diagnostizieren und          ken. Weiterhin werde sich das KKRBB
                            behandeln ließen – sondern zwischen         noch stärker auf die Unterstützung der
                            den Bundesländern hin und her wan-          meldenden Ärztinnen und Ärzte fokus-
                            derten. Zum anderen hätten so beim          sieren, vermehrt Schulungen und Ser-
                            Aufbau der Registerstelle in Berlin die     vice sowohl in Präsenz als auch online
                            Erfahrungen aus fast zwanzigjähriger        anbieten und noch in diesem Jahr ein
                            klinischer Krebsregistrierung in Bran-      Melderportal in Betrieb nehmen.
                            denburg einfließen können.
                                                                              Seiner Zeit voraus
                              Die Vision und der gesetzliche Auftrag
                            des Klinischen Krebsregisters sei es,        Wie fortschrittlich der Gedanke des
                            dass durch seine Arbeit und durch seine     länderübergreifenden Registers ge-
                            qualitativ hochwertigen Daten, ein Bei-     wesen sei, habe sich zudem in den
                            trag zur Darstellung und Optimierung        Programmen der Parteien gezeigt, die
                            der Versorgung der Krebs­patienten bei      sich im September in Berlin zur Abge-
                            guter Lebensqualität geleistet werde.       ordnetenhauswahl gestellt haben. Das
                            „Wir erfassen Daten und werten diese        Interesse an einer bundeslandüber-
                            aus für von Krebs Betroffene und ihre       greifenden Zusammenarbeit habe dort
                            Ärztinnen und Ärzte“, so Tillack. Es sol-   einen großen Raum eingenommen
                            le mit den Daten gearbeitet werden,         und gemeinsame Berlin-Brandenbur-
                            erklärte sie. Aus diesem Grunde organi-     ger Einrichtungen hätten im Focus
                            siere das KKRBB jährlich bzw. seit 2021     gestanden. Mit einem Augenzwin-
                            sogar mehrfach im Jahr Qualitätskonfe-      kern könne man also sagen, dass das
  Kammerpräsident
         Dipl.-Med.         renzen, um die Meldenden vom Nutzen         KKRBB seiner Zeit voraus war, stellte
Frank-Ullrich Schulz        der Daten zu überzeugen.                    Tillack rückblickend fest.

                  12      | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

Das belege nicht zuletzt die Tatsache,                                                Dabei verwiesen sie unter anderem
dass die Krankenkassen dem Register in                                               auf Zusammenhänge mit der Pande-
diesem Jahr bescheinigt hätten, sämtli-                                              mie. So hätte der Vergleich der mo-
che Förderkriterien zu erfüllen. „Sie er-                                            natlich gemeldeten Fallzahlen eine
kennen damit die Anstrengungen des                                                   Abnahme der Inzidenz der häufigsten
Registers an, auch Probleme zu lösen,                                                Krebsentitäten während der Coro-
die nicht von ihm verursacht wurden“                                                 na-Zeit gezeigt. Insbesondere in den
so Schulz. Die Landesärztekammer                                                     Monaten März bis Mai 2020 habe die-
Brandenburg freue sich jedenfalls sehr                                               se im Vergleich zu 2019, teilweise mit
darüber, dass die Tochter groß gewor-                                                statistisch signifikanten Ergebnissen
den ist und darauf, sie auf ihrem weite-                                             stattgefunden.
ren Weg zu begleiten.
                                                                                      Zusammengefasst könne die klinische
     Unverzichtbar für                                                               Krebsregistrierung eine leitlinienge-
 Optimierung der Therapie                                                            rechte Therapie zwischen verschiede-
                                                                                     nen Leistungserbringern unterscheiden
  Auch der Präsident der Ärztekammer                                                 und den Zeitverlauf der Implementie-
Berlin, PD Dr. med. Peter Bobbert,                                                   rung neuer Therapien überprüfen. Die
                                                                                                                                      Prof. Dr. med.
betonte den großen Nutzen, den die                                                   hochwertigen Daten seien somit un-               Dipl.-Theol. Monika
Daten der Klinischen Krebsregister für                                               verzichtbar für die Überprüfung von              Klinkhammer-Schalke
die onkologische Forschung und die                                                   Therapiequalität. Denn sie eigneten
Versorgung der Patienten hätten. Diese                                               sich sowohl zur Entwicklung neuer
könnten mit ihrer Arbeit dazu beitra-                                                Therapiestrategien als auch dafür, die
gen, den Krebs irgendwann nachhal-                                                   Versorgungsrealität darzustellen und
tig zu besiegen. Hans Joachim Fritzen,                                               populationsbezogene wissenschaftli-
Vorstand der AOK Nordost, sprach für                                                 che Fragestellungen zu klären.
die Kostenträger. Auch er hob die Be-
deutung des Registers für die Onkolo-                                                 Für die Zukunft wünschten sich beide
gie in Brandenburg und Berlin hervor                                                 Referentinnen
und betonte ebenfalls, dass es dem                                                   • eine registerübergreifende Zusam-
KKRBB gelungen sei, alle Förderkriteri-                                                menführung von Daten,
en zu erfüllen. Dies werde man weiter                                                • deren Zusammenführung mit ande-
im Blick behalten.                                                                     ren Datenquellen,
                                                                                     • die Nutzung von Routinedaten aus
 Aufgrund anderer Termine war Gerd                                                     Krankenhausinformationssystemen
Nettekoven zwar an einer persönlichen                                                  und Tumordokumentationsprogram-
Teilnahme verhindert, der Vorstands-                                                   men
vorsitzende der Stiftung Deutsche                                                    • sowie die Nutzung Künstlicher Intel-
Krebshilfe war aber per Video für sein                                                 ligenz.
Grußwort zugeschaltet. Die Deutsche
Krebshilfe hatte seinerzeit den Aufbau                                                Darüber, wie die Erfolgsgeschichte              PD Dr. med.
der klinischen Krebsregister mit 7 Mio.                                              des Klinischen Krebsregisters für Bran-          Elisabeth Inwald
Euro unterstützt. Nach deren erfolgrei-                                              denburg und Berlin weitergeht, wird
chem Aufbau gehe es nun darum, die          können, zeigten beiden Festrednerin- das Brandenburgische Ärzteblatt seine
in den Ländern erhobenen Daten bun-         nen in ihrer Keynote unter dem Titel Leserinnen und Leser auf dem Laufen-
desweit zu vernetzen. Mit Blick auf die     „Daten für das Leben – Bedeutung den halten.
Politik erklärte er, dass die so schnell    der Klinischen Krebsregister für die
wie möglich gelingen sollte.                onkologische Versorgung, Qualität
                                            und Forschung“ eindrucksvoll auf. ■ Elmar Esser
 Alle Grußwortredner waren sich darin       Während die Vorstandsvorsitzende
einig, dass der Beitrag, den das KKRBB      der Arbeitsgemeinschaft Deutscher
für die Optimierung der Therapie und        Tumorzentren, Professor Dr. med. Dipl.
die Verbesserung der Lebensqualität         Theol. Monika Klinkhammer-Schalke
von Krebspatienten leistet, absolut un-     den grundlegend theoretischen Teil
verzichtbar ist.                            übernahm, konkretisierte PD Dr. med.
                                            Elisabeth Inwald, Oberärztin an der Kli-
    Daten wollen genutzt                    nik für Frauenheilkunde und Geburts-
          werden                            hilfe der Universität Regensburg am
                                            Caritas-Krankenhaus St. Josef diesen
 Wie dessen Daten zielführend von           Überbau mit klinischen Daten – auch
den Onkologen genutzt werden                und besonders der Krebsregister.

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 |   13
AKTUELL

                                   ALEXIANER ST. JOSEFS-KRANKENHAUS

                                   Chefarzt-Duo für die Frauenheilkunde und Geburtshilfe

                                    In der Leitungsebene der Klinik
                                   für Frauenheilkunde und Geburts-
                                   hilfe am Alexianer St. Josefs-Kran-
                                   kenhaus hat eine Übergangszeit
                                   als Chefarzt-Team eingesetzt. Dr.
                                   Siegfried Schlag leitet den Fachbe-
                                   reich seit dem 1. Oktober im Kol-
                                   legialsystem mit dem langjährigen
                                   Chefarzt Dr. Roberto Kurzeja.

     Prokuristin Friederike
                                     Das Duo wird die Frauenheilkunde und
     Röder (Bildmitte) und
    der bisherige Chefarzt         Geburtshilfe bis zum Ende dieses Jah-
Dr. Roberto Kurzeja (links)        res gemeinsam voranbringen, um einen
    begrüßen Dr. Siegfried         fließenden Übergang zu gewährleisten.
            Schlag (rechts)
  im St. Josefs in Potsdam
                                   Ab Januar 2022 widmet sich Dr. Kurze-
       Foto: Alexianer Potsdam     ja verstärkt der Dysplasie­diagnostik und
                                   -therapie und bereichert die Klinik auch     Gleichzeitig freut es mich sehr, dass sei- zahlreiche Myom-, Kinderwunsch- und
                                   weiterhin allumfassend als Oberarzt. Dr.     ne hohe fachliche Expertise uns hier auf Endometriosepatientinnen.
                                   Schlag wird den Fachbereich dann als         dem Campus weiterhin zur Verfügung
                                   Chefarzt alleine weiterführen.              steht“, so der Regionalgeschäftsführer.   Die bisherigen Schwerpunkte der Kli-
                                                                                                                           nik am St. Josefs, u. a. Urogynäkologie,
                                     Dr. Roberto Kurzeja ist seit über zehn      Siegfried Schlag war zuletzt als Ober- Dysplasie, Laserchirurgie, onkologische
                                   Jahren Chefarzt der Klinik für Frauen-      arzt der Gynäkologie in den DRK-Kli- Chirurgie und natürlich die Geburtshil-
                                   heilkunde und Geburtshilfe am Alexi-         niken Westend tätig. Sein fachlicher fe werden von Chefarzt Schlag weiter-
                                   aner St. Josefs-Krankenhaus und hat          Schwerpunkt liegt in der operativen geführt und ausgebaut. „In der Klinik
                                   sich in seiner Laufbahn insbesondere         Gynäkologie mit hohen laparosko- im St. Josefs bin ich ab sofort und sehr
                                   auf dem Gebiet der Dysplasie und der         pischen Fertigkeiten, die er bereits gerne auch für Kinderwunschpatientin-
                                   Behandlungen von Vulvakarzinomen ei-         als studentischer OP-Assistent in der nen, Patientinnen mit Endometriose,
                                   nen Namen gemacht. „Unter der Füh-          MIC-Klinik sammelte. Siegfried Schlag Myomen oder dem Wunsch nach einer
                                   rung von Chefarzt Kurzeja erfuhr die         besitzt die Zusatzbezeichnung gynä- anderen minimalinvasiven Operation
                                   Geburtshilfe am St. Josefs einen stetig      kologische Endokrinologie und Re- da“, so Dr. Siegfried Schlag. Nach Pots-
                                   wachsenden Zuspruch. Die Klinik ist          produktionsmedizin und führte neben dam bringt er außerdem weitreichende
                                   über die Stadtgrenzen hinaus für ihre      onkologischen Operationen zuneh- Erfahrungen im Bereich der Naturheil-
                                   gute Medizin und familiäre Atmosphä-       mend anspruchsvollere organ- und kunde mit und will hier zusätzliche the-
                                   re bekannt“, sagt Oliver Pommerenke          fertilitätserhaltende, minimalinvasive rapeutische Angebote schaffen.
                                   anerkennend. „Ich bin Chefarzt Kurze-        Operationen durch. Er gründete und
                                   ja für seine engagierten Verdienste in      leitete schließlich das Endometriose-
                                   der Patientenversorgung sehr dankbar.        zentrum DRK-Westend und behandelte ■ E. B.

                                   CORONA

                                   Impfen schützt auch vor Hospitalisierung

                                    Ungefähr jeder zehnte der im                (BMG) auf eine Anfrage der Lin- für die Coronaschutzimpfung gesagt,
                                   August und September wegen                   ken-Bundestagsabgeordneten 90 Prozent der COVID-19-Patienten auf
                                   SARS-CoV-2 auf Intensivstationen             Sahra Wagenknecht hervor.           den Intensivstationen seien ungeimpft.
                                   in Deutschland behandelten Pati-                                                 Später hatte er von 90 bis 95 Prozent
                                   enten war vollständig geimpft.                Die Angaben entsprechen in etwa gesprochen.
                                   Das geht aus einer Ende Septem-              auch früheren Aussagen von Bundes-
                                   ber übermittelten Antwort des                gesundheitsminister Jens Spahn. Der In der Antwort des Ministeriums
                                   Bundesgesundheitsministeriums                hatte Anfang September im Werben wird auf die Wochenberichte des

                         14      | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
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