Eng an den Themen der Zeit - Kammerversammlung - Landesärztekammer ...
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 11 | 2021 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021 Kammerversammlung Eng an den Themen der Zeit Foto: Elmar Esser Seite 5 Abgeschlossene 5 Jahre KKRBB Weiterbildungen Seite 11 Seite 12 Mehrheit sieht Coronaimpfung Genesen ist nicht immer positiv gesund Seite 16 Seite 24
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Weitere Informationen Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de unter „Arzt und Gesund- heit“ auf Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de www.laekb.de PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Dr. med. Kerstin Meyer, 14482 Potsdam, Tel.: 0331 6013637, praxis@arztpraxis-babelsberg.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Inga Selbig, 15366 Neuenhagen, Tel.: 03342 201028, praxis@selbig-lange.de Impressum Redaktion Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Landesärztekammer Brandenburg GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Inhaber und Verleger Elmar Esser Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de abgegolten. Telefax: 0331 505605-769 Repro, Satz, Druck, Herstellung, Hinweise für die Autoren Herausgeber Verlagswesen Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Druckerei Schiemenz GmbH Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ separat zusenden und im Text vermerken, wo das Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich (Aufsichtsvorlagen). nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler Sprache im Brandenburgischen Ärzteblatt Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Wo immer möglich verwenden wir im Branden- tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 burgischen Ärzteblatt beide Geschlechter. Aus Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Gründen der besseren Lesbarkeit wird manchmal gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de nur die weibliche oder männliche Form gewählt, Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 31, gültig ab 01.01.2021 auch wenn sich die Formulierungen auf Angehö- Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- rige diverser Geschlechter beziehen. Außerdem me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint benutzen wir, sofern vorhanden, Geschlechter erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte monatlich übergreifende Begriffe; verzichten aber auf Gen- Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art (Doppelnummer Juli/August). der-Stern, Gender-Gap oder Binnen-I. Unseren bleiben vorbehalten. Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Autorinnen und Autoren sind wir für die freiwil- jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten lige Beachtung dieser Hinweise dankbar, greifen € 17,50. Einzelpreis € 3,35. aber nicht redigierend ein. (red)
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021 11 | 2021 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Kammerversammlung – Eng an den Themen der Zeit .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Patientensicherheit Bedarfsgerechte Personalausstattung ist Voraussetzung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Elektronische Patientenakte Umsetzung nach nationalem oder europäischem Recht? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Bei der Landesärztekammer Brandenburg erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen im III. Quartal 2021: .. . . . . . . . . . . 11 5 Jahre KKRBB – Daten für das Leben .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 AKTUELL Seite 9 Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Chefarzt-Duo für die Frauenheilkunde und Geburtshilfe .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Corona – Impfen schützt auch vor Hospitalisierung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Elbe-Elster Klinikum: – Neurologin behandelt Epilepsien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 BZgA-Repräsentativbefragung CoSiD Großteil der Bevölkerung sieht Corona-Schutzimpfung positiv . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Carl-Thiem-Klinikum – „Auf nach Cottbus! Wer traut sich?“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Geschäftsführungswechsel Klinikum Niederlausitz und Sana-Herzzentrum Cottbus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Notarzt Dr. Gerd Müllrick – „Nur zu Hause? Das ist mir zu langweilig.“ . . . . 20 Seite 15 ARZT UND RECHT Steuerzinssatz von 0,5 % pro Monat verfassungswidrig .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 FORTBILDUNG Akademie für ärztliche Fortbildung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Akademie für ärztliche Fortbildung – Genesen ist nicht immer gesund .. . . . 24 PERSONALIA Wir gratulieren zum Geburtstag im November . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Landesärztekammer Brandenburg betrauert den Tod der Kolleginnen und Kollegen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Seite 20 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 LAVG informiert – Überprüfung der Betäubungsmittel verschreibenden Ärzte im Land Brandenburg .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 3
EDITORIAL Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, welche Ideen und bleibende Eindrü- Hinzu kommt: Eine berufspolitisch cke nehmen wir aus dem Jahr 2021 für aktive Ärzteschaft erreicht mehr für uns mit? Diese Frage wird jeder von die Patienten des Landes. Auch wenn uns anders beantworten können. Mir wir in den Körperschaften mitunter fallen dazu folgende Dinge ein; die ich hart diskutieren und um die beste Lö- gerne mit Ihnen teilen möchte. sung ringen, kann eine geeinte Ärzte- schaft sowohl in der Wahrnehmung Wenn wir uns im Bereich unserer der Patienten, als auch der politisch ärztlichen Kompetenz bewegen, dann Verantwortlichen viel bewegen. Dies sind wir stark und können viel für un- gilt auch für die Krankenhausplanung. sere Patientinnen und Patienten errei- Vor dem Hintergrund sowohl der wei- chen. Wir werden als Gruppe wahr- teren Spezialisierung in der Medizin genommen und geschätzt, weil wir und der demografischen Entwicklung unsere medizinischen Fächer gelernt, als auch der möglichen Kooperation Prof. Dr. med. Stefan Kropp durch Fortbildungen aktuell gehalten mit benachbarten Bundesländern oder Foto: privat haben und diese tagtäglich für unsere unserem Partnerland Polen sollte eine Patienten immer neu zur Anwendung zumindest regulär beratende Stimme bringen. Damit erfüllen wir die we- sowohl der KVBB als auch der Landes- Weiterbildung sowie der Aus- und sentliche Erwartung der Bevölkerung ärztekammer für diese Planung übliche Fortbildung im Land. Darüber hinaus an uns und unseren Berufsstand. Das und gelebte Praxis werden. erfüllt die Landesärztekammer sowohl heißt nicht, dass wir uns persönlich bei den Fachsprachtests als auch bei nicht auch politisch, ehrenamtlich Der erste Jahrgang von Absolventen den Kenntnisstand-Prüfungen beson- oder in anderen Zusammenhängen der MHB konnte 2021 in die Berufstä- dere Aufgaben hinsichtlich der Quali- engagieren können und sollten. Ich tigkeit verabschiedet werden – ein vol- tätssicherung der eine Zulassung zur halte allerdings eine deutliche Trenn- ler Erfolg für diese private Hochschule ärztlichen Tätigkeit beantragenden linie zwischen dem ärztlichen berufli- im Land Brandenburg, die vom Land Kollegen und Kollegen. Sowohl bei chen Engagement und gesellschafts- mitgefördert worden ist. So wichtig den Facharzt- als auch bei den ande- politisch, persönlich oder anderweitig und richtig diese Hochschulgründung ren Prüfungen kann langfristig nur ein motivierten Themen für sinnvoll und war und ist, und so richtig und wichtig hoher Standard der Prüfungsleistung richtig, um unsere Hauptaussage „Wir auch die zukünftige medizinische Fa- überzeugen. Wir sollten daher immer bieten gute Medizin für die Branden- kultät in Cottbus sein wird, so richtig wieder deutlich machen, wie wichtig burgische Bevölkerung“ nicht zu ver- und wichtig ist es gleichzeitig, dass wir uns diese qualitativen Anforderungen wässern. alle tagtäglich immer wieder prüfen, sind und warum wir diese durchsetzen. an welcher Stelle ärztliche Arbeitskraft Dies trifft auch für den Umgang mit tatsächlich sinnvoll und erforderlich Zuletzt ein Appell an alle Ärztinnen der Pandemie insgesamt, aber beson- ist oder wo wir mit anderen, auch und Ärzte in Brandenburg; angeregt ders auf das Impfen in den Praxen zu. hochspezialisierten Berufsgruppen durch die Wahl am 26.9.2021. Sie alle Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie zusammenarbeiten können. Ärztliche haben zur Wahlbeteiligung von 76 Pro- schnell die ambulante ärztliche Struk- Arbeitskraft ist ein knappes Gut. Aber zent bei diesem Urnengang beigetra- tur große impfwillige Teile der Bevöl- wir alle haben selbst auch durch Or- gen. Machen Sie mit beim Engagement kerung zügig versorgen konnte. Dies ganisationsformen, durch bürokra- für ihren Berufstand in der Landesärzte- entwertet auch nicht das Engagement tische Prozesse und durch ärztliche kammer Brandenburg. Es bestehen viel- der ärztlichen Kollegen in den Impf- Anforderungen sowie vermeintliche fältige Möglichkeiten die direkte medi- zentren, die durch Land, Kommunen, und abweisbare Festlegungen auch im zinische Arbeit in unserem Bundesland Körperschaft eingerichtet und betrie- Bereich der Medizin mit dafür gesorgt, weiter zu verbessern. Denken Sie an ben wurden, um initial die vulnerablen dass unsere Zeit am Patienten in den Ihre Kammer und nehmen Sie teil! Gruppen entsprechend aktiv zu ver- letzten Jahren eher ab- als zugenom- sorgen, als Impfstoff noch sehr knapp men hat. Lassen Sie uns alle hier indi- war. Festzuhalten ist, dass die ambu- viduell, pragmatisch, schlau und auch lante ärztliche Struktur in der Kombi- ein bisschen verwegen prüfen, wie wir nation mit unseren Krankenhäusern unseren ärztlichen Alltag verwaltungs- eine unglaubliche Stärke ist. Ich kann sparsam gestalten können. nur hoffen, dass wir mit diesem star- ken Versorgungsangebot auch weiter Die Landesärztekammer und deren rechnen können und dürfen. Organe wachen über die Qualität der ■ Ihr Stefan Kropp 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK KAMMERVERSAMMLUNG Eng an den Themen der Zeit Ärztlich assistierte Sterbehilfe und Klimaschutz waren einige der Themen der Kammerversamm- lung der Landesärztekammer Brandenburg, die am 18. Septem- ber stattfand. Die Debatte ins- besondere zur Sterbehilfe diente auch der Meinungsbildung, der in der nächsten Sitzung des Gremi- ums im Dezember konkrete Be- schlüsse zur Berufsordnung fol- gen sollen. Wenige Tage vor der Bundestags- wahl zog Kammerpräsident Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz eine gesundheits- politische Bilanz der Regierungspolitik unter Angela Merkel, die jetzt nach 16 Jahren als Bundeskanzlerin abtritt. Kammerpräsident Dipl.-Med. Frank-Ullrich In ihrer Amtszeit habe es fünf Gesund- Schulz heitsminister gegeben. Angefangen Foto: Elmar Esser von Ulla Schmidt über Philip Rösler, Daniel Bahr, Hermann Gröhe bis hin zu Schulz erinnerte daran, dass das Ausstattung ihren vielfältigen Aufga- Jens Spahn. Intensive Gesetzgebung, Impftempo im Lande erst dann wirk- ben in dieser Krise weitgehend nach- tausende Seiten Reformen sowie ho- lich an Fahrt aufgenommen hatte, kommen konnten. Daher sei es auch her administrativer Arbeitsaufwand nachdem die niedergelassenen Kol- gut, dass Bund und Länder mit ihrem für Parlament und Selbstverwaltung leginnen und Kollegen endlich ins Pakt für den Öffentlichen Gesund- habe vor allem die 19. Legislaturperi- Impfgeschehen einbezogen wurden. heitsdienst, der vom Bund immerhin ode unter Jens Spahn ausgezeichnet. Ca. 75 Prozent der verimpften Dosen vier Milliarden Euro für Personal und Seit der Regierungsbildung im März wurden durch die Vertragsärzte in Technik vorsieht, nun endlich umsteu- 2018 habe das Bundesgesundheitsmi- Brandenburg verabreicht. ern wollen. Darüber hinaus sei aber nisterium 37 Gesetze und 101 Verord- eine grundsätzliche Strukturreform nungen vorgelegt, die parlamentarisch Fakt sei, dass die Ärztinnen und Ärz- des ÖGD erforderlich – auch um die diskutiert, oft kritisiert und letztendlich te – ob ambulant, stationär oder im öf- Koordination der Gesundheitsämter abgestimmt worden seien. Davon sei- fentlichen Gesundheitsdienst – mit der untereinander und vor allem mit den en sechs Gesetze und 65 Verordnun- Versorgung der Covid-Patientinnen und Ärzten in Kliniken und Praxen zu ver- gen pandemiebedingt gewesen. Dies Patienten, der Versorgung von Post-Co- bessern. Wenn mehr Ärztinnen und bezeichnete Schulz als Kraftakt für den vid-Patienten und den Covid-Impfun- Ärzte für den ÖGD gewonnen werden politischen Betrieb. gen – enorm belastet waren und sind. sollten, dann brauche es aber auch die Hierfür hätten sich sowohl die Bundes- entsprechenden finanziellen Anreize. Erhebliche Belastung der kanzlerin als auch der Bundesgesund- Deshalb sei eine tariflich gesicherte, Ärzteschaft durch Covid-19 heitsminister auf dem Online-Deutschen arztspezifische Vergütung der Amts Ärztetag ausdrücklich bedankt. ärztinnen und Amtsärzte vom Ärztetag Auch die vergangenen Monate seien gefordert worden. durch Corona geprägt gewesen. Zu- Geld muss nächst gab es zu wenig Impfstoff durch der Leistung folgen Ärztetag zum Urteil unzureichende und zu späte Bestel- des BverfG lung auf EU- und Bundesebene sowie In diesem Zusammenhang erinnerte Schwierigkeiten bei der Terminvergabe Schulz an die Forderung der Ärzteta- In einem weiteren Schritt sei die – was in Brandenburg zur Folge hatte, ges, den Öffentlichen Gesundheits- extrabudgetäre Vergütung ärztlicher dass die Zuständigkeit fürs Impfen vom dienst zu stärken. Es sei dem großen Grundleistungen im ambulanten Be- Ministerium für Gesundheit auf das Mi- persönlichen Engagement der Beschäf- reich zu realisieren. Ziel müsse ein ent- nisterium des Inneren überging. Mitt- tigten im ÖGD zu verdanken, dass budgetiertes System mit festen sowie lerweile ist das Impfen wieder beim ur- die Gesundheitsämter trotz unzurei- kostendeckenden Preisen für ärztliche sprünglichen Ministerium angesiedelt. chender personeller und technischer Leistungen sein. Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Neben der Musterweiterbildungs- BKK Dachverbandes sowie Alexander auf dem Dach zur Diskussion. Die Vor- ordnung, so Schulz, wurde der online Krauß, ehemaliges Mitglied im Aus- aussetzungen würden zurzeit geprüft – stattfindende Ärztetag maßgeblich schuss für Gesundheit sein. es sehe aber vielversprechend aus. So durch die mehrstündige Debatte über wäre die Kammer in der Lage, in Cott- Konsequenzen aus dem Urteil des Bun- Kammer will an der bus einen Teil des benötigten Stromes desverfassungsgerichts zum § 217 ge- Krankenhausplanung aus eigenen Mitteln zu speisen. Weiter prägt. Das Gericht hatte im Jahr 2020 voran geschritten sei man zudem mit beteiligt werden unter anderem aus dem allgemeinen der Planung von Ladesäulen von E-Au- Persönlichkeitsrecht auf ein Recht des Der Kammerpräsident kündigte zu- tos. Hier lägen bereits konkrete Ange- Einzelnen auf selbstbestimmtes Ster- dem an, dass sich der Vorstand der bote vor. „Wir denken auch darüber ben geschlossen; die Freiheit, sich das Landesärztekammer dafür einsetzen nach, dass der nächste Dienstwagen in Leben zu nehmen, umfasse zudem die werde, an der Landeskrankenhauspla- Cottbus ein E-Auto sein wird“, erklärte Freiheit, hierfür bei Dritten Hilfe zu su- nung beteiligt zu werden. Es sei nicht Schulz. chen und in Anspruch zu nehmen. länger hinnehmbar, dass die Kammer keinerlei Mitspracherecht habe, wenn Erstmals Die Ärztetagsabgeordneten vertra- es darum gehe, die Versorgung für das „Brandenburgische ten überwiegend die Auffassung, Land Brandenburg zu gestalten. In den Ärztinnen und Ärzte“ dass § 16 Satz 3 der (Muster-)Berufs- meisten Bundesländern sei dies anders ordnung in seiner bisherigen Form geregelt erklärte Schulz und nannte Erstmals in der Geschichte des Landes aus verfassungsrechtlichen Gründen als Beispiele Berlin, Mecklenburg-Vor- Brandenburg sind 36 im Land ausge- nicht aufrechterhalten werden könne. pommern, Niedersachsen, Sachsen, bildete Ärzte als Absolventen der Me- Die Streichung ändere nach Überzeu- Thüringen. An der gemeinsamen Kran- dizinischen Hochschule Brandenburg gung des Ärztetages aber nichts dar- kenhausplanung für Berlin und Bran- verabschiedet worden, informierte an, dass ärztliches Handeln von einer denburg war dementsprechend bislang Schulz. Die Hochschule wurde unter lebens- und gesundheitsorientierten nur die Ärztekammer Berlin beteiligt. anderem deshalb gegründet, weil Ab- Zielrichtung geprägt ist. Es wurde der solventen anderer Bundesländer nicht Beschluss gefasst, dass die Suizidassis- Öffentlichkeitsarbeit in Brandenburg arbeiten wollten. Man tenz keine ärztliche Aufgabe darstellt. wird spürbarer versprach sich davon, dass Studieren- Das Thema war bereits auf der Tages- de, die in Brandenburg studiert haben, ordnung auf einer Klausurtagung des Im Rahmen der Klausurtagung habe auch in Brandenburg bleiben. Nun soll Vorstandes und beschäftigte die Kam- sich der Vorstand auch auf ein neues an der Brandenburgischen Technischen merversammlung in einem eigenen Konzept der Öffentlichkeitsarbeit ver- Universität in Cottbus eine neue medi- Tagesordnungspunkt. ständigt. Sowohl das Brandenburger zinische Fakultät errichtet werden. Vor- Ärzteblatt als auch der Webauftritt sol- gesehen sind 1.200 Studienplätze. Wie Veranstaltung zum len grundlegend überarbeitet und mo- in ihrer Pressemitteilung zu lesen war, 30-jährigen Bestehen dernisiert werden. Das Personalkon- begrüßt die Kammer dieses Projekt zept sei prinzipiell verändert worden. sehr und hofft, so auch zusätzliche Me- der Landesärztekammer diziner für Brandenburg zu gewinnen. In ihrer Klausurtagung im Sommer Die erste sichtbare Veränderung wer- hätten sich die Vorstandsmitglieder de es beim Brandenburgischen Ärzte- „Tagesgeschäft“ zudem mit der fortschreitenden Öko- blatt geben, das Anfang des nächsten funktioniert auch in der nomisierung des Gesundheitssystems Jahres im neuen Format erscheinen soll. Pandemie befasst. Denn gerade angesichts der Eine weitere Veränderung betreffe den Erfahrungen in der Pandemie werde Internetauftritt. Hier seien die Anforde- Schließlich informierte der Kammer- das marktwirtschaftliche Wettbe- rungen jedoch ungleich höher. Daher präsident die Delegierten noch über werbsmodell im Gesundheitswesen würden hier Ergebnisse erst im Laufe das aktuelle „Tagesgeschäft“ der Lan- in Frage gestellt. Daher habe sich der des kommenden Jahres vorgestellt. desärztekammer. Vorstand entschlossen die wegen der Eine wesentliche Verbesserung solle Pandemie verschobene 30-Jahr-Feier die Zugänglichkeit der Webseite per So sei es mit der neuen Legislatur- der Kammer am 24.11.2021 mit einer Smart-Phone sein. Zudem sei ein News- periode notwendig geworden, die Podiumsdiskussion unter anderem zu letter für die Kammermitglieder geplant. Prüfungsausschüsse neu zu berufen. diesem Thema zu gestalten. Hierbei Insgesamt wurden in diesem Zusam- sollen Protagonisten des Gesund- Kammer soll menhang für insgesamt 95 Prüfungs- heitswesens zum Thema „Pandemie – „grüner“ werden ausschüsse 403 Prüfer berufen! Renaissance der Gesundheitspolitik?“ diskutieren. Die Diskutanten würden Zudem hätte der Vorstand darüber In der neuen Gutachterstelle gebe es Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der gesprochen, die Landesärztekammer aktuell 204 Verfahren – davon seien Bundesärztekammer, Franz Knieps, Brandenburg „grüner“ zu machen. Im 140 aus der bald schließenden Schlich- Abteilungsleiter im Bundesministeri- Rahmen von Dachsanierungsarbeiten, tungsstelle in Hannover. Dies zeige, um für Gesundheit unter Ministerin die in Cottbus notwendig geworden dass die zu leistende Arbeit doch et- Ulla Schmidt und heute Vorstand des sind, stehe der Aufbau von Kollektoren was umfangreicher ist als zunächst 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK angenommen. Die gute Zusammenar- vorgesehen. Die Diskussion diente Akzeptanz für individuelle beit der berufenen Mitglieder stimme vielmehr als Meinungsbildung, um Gewissenentscheidung jedoch optimistisch, dass auch dieses entsprechende Änderungsanträge zur erhöhte Arbeitsaufkommen gut bewäl- Berufsordnung für die nächste Sitzung „Wir sprechen hier nicht über Tötung tigen werden könne. der Kammerversammlung im Dezem- auf Verlangen. Es geht um die Beihil- ber vorzubereiten. fe zum Suizid, nicht um passive oder Der Fortbildungsbetrieb der Landes- aktive Sterbehilfe.“ Mit diesen Worten ärztekammer Brandenburg konnte Fehlt es an wirksamer leitete Dr. med. Ingo Musche-Ambrosi- auch unter Pandemiebedingungen Kontrolle? us seinen Vortrag vor der Kammerver- weitgehend aufrechterhalten werden. sammlung ein. Einfühlsam schilderte In diesem Jahr stünden 67 Fortbildun- Professor Dr. med. Stefan Kropp be- der Facharzt für Allgemeinmedizin, der gen auf dem Programm. Durch die Co- gann sein Statement mit einem per- auch palliativmedizinisch tätig ist drei ronaeinschränkungen hatte die Akade- sönlichen Bekenntnis: „Ich bin vorein- Beispiele aus seinem Berufsalltag, in mie im letzten Jahr jedoch ca. 1.000 genommen“, erklärte der Facharzt für dem nach seiner Schilderung Würde- Teilnehmer weniger als in den Jahren Psychiatrie und Psychotherapie. Es sei und Autonomieverlust eine große Rolle ohne Corona. Viele Formate fänden zwar folgerichtig, dass die Gesellschaft spielten. als Online- oder Hybrid-Veranstaltung in Zusammenhang mit diesem Thema statt, einige aber auch schon wieder an die Ärztinnen und Ärzte denke, in Präsenz. Neben den umfangreichen „aber das macht mir auch Angst“, er- administrativen Vorbereitungen müss- klärte Kropp. Dies gelte insbesondere ten bei Hybridveranstaltungen zusätz- vor dem Hintergrund der Vergangen- lich die Hygienevorschriften eingehal- heit, in der in Deutschland in staatli- ten und kontrolliert, die Teilnehmer chem Auftrag getötet wurde. vor Ort betreut und für die Technik mindestens ein Mitarbeiter abgestellt werden. Für den technischen Notfall müsse zusätzlich ein Mitarbeiter der IT-Abteilung bereitstehen. Bei einer solchen Veranstaltung seien alle Mitar- beiter der Fortbildung gefordert. In der Dr. med. Ingo Regel nähmen zwar weniger Personen Musche-Ambrosius teil, allerdings sei der zu betreibende Foto: Elmar Esser Aufwand deutlich höher. Dies werde unweigerlich Auswirkungen auf die Dabei werde er immer wieder mit Haushaltssituation haben. Wünschen von Patienten konfrontiert, wie etwa dem einer Frau, die ihm Das Recht auf sagte, dass sie „jetzt schlafen möch- Prof. Dr. med. Stefan selbstbestimmtes Sterben te, bis das Leben vorüber ist.“ Andere Kropp sagten, dass „in dieser Situation doch Foto: Elmar Esser Eines der zentralen Themen dieser etwas zu machen sein müsse.“ Der Pa- Kammerversammlung galt den Konse- Zudem befürchtete Kropp eine star- tient erwarte, dass für ihn ein Ausweg quenzen aus dem Urteil des Bundes- ke Ausweitung der ärztlich assistierten wählbar ist, erklärte Musche-Ambro- verfassungsgerichtes zum Recht auf Suizide. In den Niederlanden, die mit sius. Dies gelte auch dann, wenn er selbstbestimmtes Sterben, mit dem 17,44 Millionen über weniger als ein sich letztlich doch für einen anderen sich auch bereits der Online-Ärztetag Viertel der Einwohner der Bundesre- Weg entscheide. Als behandelndem befasst hatte. publik (83,24 Millionen, beide Zahlen Palliativmediziner war für ihn dabei aus 2020) verfügen, handele es sich auch die Wortwahl wichtig. So sprach Zunächst führte der Justiziar der Lan- jedes Jahr bereits um ca. 6.000 Pa- er von symptomadaptierter Therapie desärztekammer Brandenburg, Dr. jur. tienten, die sich mehr oder weniger statt von palliativer Sedierung. Sterben Bert-Sebastian Dörfer, in die rechtli- frei für diese Option entschieden. Bei zu begleiten, heiße eben nicht, Sterben chen Fragestellungen und Konsequen- vergleichbarer Entwicklung wären für herbeizuführen. Die Akzeptanz für die zen dieses Urteils der BVerfG ein. Ein Deutschland deutlich mehr als die individuelle Gewissensentscheidung sei entsprechender Beitrag wurde bereits vierfache Zahl anzusetzen. Ihn ängsti- wichtig, so Musche Ambrosius. Keines- im Brandenburgischen Ärzteblatt 10 – ge insbesondere, dass es offenbar an falls wolle er institutionelle Strukturen, 2021, Seite 5 ff. veröffentlicht. einer wirksamen Kontrolle fehle, so in denen er mitarbeiten müsse. Kropp. Es gebe bereits Berichte über Anschließend bereiteten zwei Vor- Sterbehilfe und danach anschließen- Sensible Debatte standsmitglieder der Kammer die De- de Organentnahme. Jede Regel könne In der ausgesprochen sensiblen De- legierten mit teilweise sehr persönlich gedehnt werden, lautete das Fazit des batte verwies Professor Dr. med. Ul- geprägten Vorträgen auf die Debatte Referenten. „Letztlich finden sich für rich Schwantes darauf, dass in diesen vor. Eine Beschlussfassung war nicht jede Aufgabe Menschen.“ Themenkreis auch die 10.000 Suizide Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK gehörten, die pro Jahr in Deutschland Kammervizepräsident Dr. med. Steffen Klimaschutz als vorkommen. Insgesamt gebe es hier- König steht dabei aber fest, dass sich ärztliche Aufgabe? zulande 100.000 Suizidversuche jähr- Ärztinnen und Ärzte nicht zur Hilfe bei lich. Möglichst viele davon müssten Bilanzsuiziden zur Verfügung stellen In einem weiteren Tagesordnungs- verhindert werden, so Schwantes. Die sollten. Zudem müsse die Gefahr des punkt befassten sich die Delegierten Fähigkeit, zu entscheiden, wann das Missbrauchs auch aus ökonomischen mit dem Thema Klimaschutz, den sie in Leben zu Ende gehe, könne auch er- Gründen unbedingt verhindert werden, mehreren Wortbeiträgen als wichtiges möglichen, das Leben weiterzuführen. so Dr. med. Margarete Kampmann- Zukunftsthema bezeichneten. Den An- Sterbende solle ein Arzt begleiten aber Schwantes. „Hier gibt es kein Schwarz trag, einen eigenen Ausschuss für Kli- nicht aktiv eingreifen. oder Weiß“, erklärte Dr. med. Holger maschutz zu gründen, lehnten sie zwar Marschner. Eminent wichtig sei in je- ab, da das Thema im gesamten Spek- dem Fall das Hinterfragen der freien trum der Kammertätigkeit berücksich- Willensbildung. tigt werden solle. Sie verabschiedeten aber eine Resolution (siehe Kasten), die In ihrer nächsten Sitzung wird sich die nach Veröffentlichung mittels Presse- Kammerversammlung erneut mit dem meldung auch von den Brandenburgi- Thema befassen. Dann gilt es die Kon- schen Medien aufgegriffen wurde. An sequenzen des BVerfG-Urteils für das den Vorstand überwiesen die Delegier- ärztliche Berufsrecht auch in Branden- ten einen Antrag, der darauf abzielte, burg umzusetzen. Die Debatte lieferte dass die Kammer klimaneutral werden hierfür eine wertvolle Meinungsbil- solle. Hierfür müssten zunächst die dung der Delegierten. Kosten geklärt werden. Resolution der Kammerversammlung der Landesärztekammer Brandenburg Dr. med. David Liehre vom 18. September 2021 Foto: Simone Groß Dr. med. David Liehre stellte die Fra- Klimaschutz ist Gesundheitsschutz! ge, wie Ärzte damit umgehen kön- nen, wenn sie von Patienten bei voller Die Ärzteschaft des Landes Brandenburg betrachtet die Folgen des Klimawan- Gesundheit darum gebeten werden, dels und der Umweltverschmutzung als eine Bedrohung für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger des Landes. Dies betrifft sowohl unmittelbare einen Suizid zu unterstützen. Denn erhöhte gesundheitliche Risiken (u. a. für Allergien, Infektionskrankheiten, auch diese Option hat das Bundes- Atemwegserkrankungen, Kreislauferkrankungen, Tumorerkrankungen, Hitze- verfassungsgericht eröffnet. Ähnliche folgen, psychische Erkrankungen) als auch Risiken für sekundäre gesundheit- Problematiken gelten für Notfallme- liche Probleme durch soziale Verwerfungen, die als Folge des Klimawandels diziner, die einen Patienten nach ei- zu erwarten sind. Dabei halten wir es für wissenschaftlich erwiesen, dass der nem Suizidversuch vorfinden. Und derzeit beobachtete Klimawandel als ganz überwiegend vom Menschen ver- das Spektrum gehe noch weiter, wie ursacht zu betrachten ist. Dr. med. Stephan Alder mit Hinweis Wir betrachten es somit als Maßnahmen des Gesundheitsschutzes, den Klima- auf Jugendliche, die eine Phase der wandel zu begrenzen, die Folgen des Klimawandels hinsichtlich der Gesund- Suizidalität durchmachen, erklärte. Für heit weiter zu untersuchen und medizinische Konzepte für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels zu entwickeln. Als Ärzteschaft des Landes Brandenburg begrüßen wir die ambitionierten Ziele der Bundesregierung für den Klimaschutz, stellen gleichwohl fest, dass diese auch im Gesundheitssektor nur mit konkreten Umsetzungspfaden für den Kli- maschutz erreichbar sein werden. An medizinischen Konzepten zur Bewälti- gung gesundheitlicher Folgen des Klimawandels wollen wir mitwirken. Als Ärzteschaft fühlen wir uns dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen verpflichtet und wollen uns an konkreten Klimaschutzmaß- nahmen in unserem Wirkungsbereich beteiligen. Da der Gesundheitssektor relevanter Mitverursacher von Umweltbelastungen ist (z. B. für drei bis fünf Prozent der schädlichen Treibhausgasemissionen, für einen erheblichen und z. T. noch unreflektierten Wasserverbrauch sowie für große, z. T. giftige und häufig ungetrennte Abfallmengen), wollen wir die Umsetzung von Maßnah- men die zum Übergang zur Nutzung regenerativer Energie und zum nachhalti- gen Umgang mit Ressourcen (Müllvermeidungs- und Energiesparkonzepte) im Gesundheitswesen beitragen, unterstützen und fördern. Dr. med. Stephan Alder Foto: Simone Groß 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Ärzteversorgung: Renten steigen um 2 Prozent Die Ärzteversorgung für das Land Brandenburg ist weiter gewachsen. Der geschäftsplanmäßige Neuzugang wurde mit einem Bruttozuwachs von 962 Mit- gliedern auch im Jahr 2020 deutlich übertroffen. Dies entspricht einem Nettozu- wachs von 196 Mitgliedern. Das geht aus dem Bericht zum Geschäftsjahr 2020 hervor, den die Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, Dipl.-Med. Andrea Kruse, vorlegte. Danach hatte das Versorgungswerk zum Ende des 29. Geschäftsjahres 11.576 Mitglieder in Anwartschaft. Das Beitragsaufkommen, einschließlich der Überlei- tungen und Nachversicherungen, stieg um rund 5,5 Prozent auf EUR 126,1 Mio.; das Anlagevermögen wuchs um rund 8,16 Prozent auf rund EUR 2.136,7 Mio. Euro. Der Verwaltungskostensatz sank von 1,57 Prozent im Vorjahr auf 1,50 Pro- zent der Beitragseinnahmen. Die Kammerversammlung konnte vor diesem Hintergrund beschließen, die laufenden Die Abgeordneten für den Renten, die im Geschäftsjahr 2022 oder früher begonnen haben, um 2,0 Prozent Schließlich wählte die Kammerver- 125. Deutschen Ärztetag Foto: Elmar Esser anzuheben. Dem Verwaltungsausschuss erteilten die Delegierten auf Antrag des Vor- sammlung noch die Abgeordneten sitzenden des Aufsichtsausschusses, Dipl.-Med. Wolf-Rüdiger Weinmann, Entlastung. für den 125. Deutschen Ärztetag vom 1. bis 2. November 2021 in Berlin. Die Mitglieder des Versorgungswerkes werden im „Versorgungsbrief Nr. 30“ aus- führlich über den Geschäftsablauf informiert und erhalten im Frühjahr 2022 – wie in jedem Jahr – die Mitteilung zu ihren persönlichen Rentenanwartschaften. ■ Elmar Esser PATIENTENSICHERHEIT Bedarfsgerechte Personalausstattung ist Voraussetzung „Patientensicherheit geht uns Der BÄK-Präsident mahnte zugleich: alle an. Sie lässt sich nur gemein- „Die bestmögliche Patientensicherheit sam gewährleisten.“ Das erklärte ist nicht zu erreichen ohne eine be- Dr. Klaus Reinhardt, Präsident darfsgerechte Personalausstattung, der Bundesärztekammer (BÄK), eine gezielte Nachwuchsförderung anlässlich des Welttags der Pa- und ausreichend Zeit für Patienten und tientensicherheit am 17. Sep- Angehörige. Wenn stattdessen ökono- tember 2021, der in diesem Jahr mische Gesichtspunkte die Oberhand unter dem Motto „Jetzt handeln gewinnen, läuft definitiv etwas falsch.“ für eine sichere und respektvolle Geburt“ stand. Das gelte insbesondere in einem Versorgungsalltag, der zunehmend „Gerade in der Geburtshilfe zeigt sich geprägt sei durch fachliche Speziali- exemplarisch, was Medizin grund- sierung, Arbeitsteilung und Digitalisie- Foto: Adobe Stock sätzlich ausmacht: Jede Geburt ist ein rung. „Durch den rasanten medizini- Ärzte sind Qualität und Sicherheit seit besonderes, individuelles Erlebnis“, be- schen Fortschritt können Patientinnen jeher die beiden untrennbaren Seiten tonte Reinhardt. Das gelte für Mutter und Patienten immer besser behandelt einer Medaille“, so Reinhardt. und Kind wie auch für das interprofes- werden. Aber auch die Komplexität sionelle Team, das Schwangerschaft der Behandlungsprozesse und damit und Geburt begleitet. „In der Medizin der Aufwand für die Fehlerprävention ■ BÄK geht es darum, sensibel auf die jeweils nimmt zu“, sagte Reinhardt. Es sei da- spezifischen Anzeichen und Behand- her gut, dass sich das Thema Patien- lungsverläufe zu reagieren und auf tensicherheit wie ein roter Faden durch Patientinnen und Patienten individuell alle Stufen der ärztlichen Qualifikation einzugehen – von der Geburt an bis ziehe – vom Medizinstudium über die ins hohe Alter. Das ist grundlegend für Facharztweiterbildung bis hin zur kon- eine gute und sichere Versorgung“, so tinuierlichen Fortbildung von ÄrztIn- Reinhardt. nen und Ärzten. „Für ÄrztInnen und Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ELEKTRONISCHE PATIENTENAKTE Umsetzung nach nationalem oder europäischem Recht? Der Streit zwischen dem Bundes- datenschutzbeauftragten (BfDI), Ulrich Kelber, und den Kranken- kassen über den Umgang mit der elektronischen Patientenakte (ePA) geht weiter. Nachdem es dabei vor gut einem Jahr um das von Kelber kritisierte „Alles-oder- Nichts-Prinzip“ ging, steht nun das sogenannte „feingranulare Zugriffsmanagement“ im Fokus. Bei der Auseinandersetzung geht es nach wie vor insbesondere um die Fra- ge, ob die Bereitstellung der ePA seit Januar 2021 gegen EU-Datenschutz- recht verstößt. Das Dilemma der Kran- Foto: Adobe Stock kenkassen: Entweder sie setzen die ePA konform zum nationalen Gesetz um und verhalten sich damit gleich- Funktionalitäten datenschutzkonform Terminals nur solche infrage, die von zeitig – nach Auffassung von Kelber – auszugestalten, um allen Versicherten der gematik zugelassen sind. Diese europarechtswidrig oder sie verhalten gleiche Rechte zu garantieren“. Kelber gibt es jedoch nicht – zumindest bis- sich europarechtskonform, verletzen geht scheinbar davon aus, dass die lang. Rechtlich betrachtet, könnten dann aber nationales Recht. technischen Voraussetzungen längst Menschen ohne mobile Endgeräte ihre vorhanden sind. „Die technische Reali- Akte außerdem auch auf Geräten von Patienten müssen über sierung feingranularer benutzerspezifi- bestimmten Vertretern einsehen (vgl. Zugriffsmanagement scher Zugriffsrechte ist in der Informa- § 343 SGB V). Damit werde ein fein- tik heute selbstverständlich und damit granularer Zugriff ermöglicht. „Eine verfügen auch Stand der Technik“, zitiert das darüberhinausgehende Verpflichtung Wie das Deutsche Ärzteblatt berich- Ärzteblatt aus dem Schreiben. zu einer zusätzlichen Einrichtung eines tet, hat Kelber nun die ersten Kran- dauerhaften Zugriffs des Versicherten kenkassen, die seiner Kontrolle unter- BAS rät den Kassen auf seine Daten können wir nicht er- liegen, per Bescheid angewiesen, „das zur Klage kennen“, betont das BAS. Zugriffsmanagement der ePA so auszu- gestalten“, dass sie ihren Versicherten In den Streit hat sich Mitte September Dem Vernehmen nach ging das ab dem Jahr 2022 tatsächlich ein fein- 2021 das Bundesamt für soziale Siche- Schreiben des BAS nicht nur an die be- granulares Zugriffsmanagement für die rung (BAS) eingeschaltet. Aus Sicht des troffenen Krankenkassen, sondern auch ePA anbieten können. Damit könnten BAS stehe es den Versicherten frei, sich an das Bundesgesundheitsministerium, die Versicherten ihren Ärztinnen und für die Nutzung einer solchen Akte in- den BfDI sowie den GKV-Spitzenver- Ärzten den Zugriff auf einzelne Do- klusive der gegebenen Voraussetzun- band und den Verband der Ersatzkas- kumente erlauben. Bislang ist nur ein gen zu entscheiden. Für diejenigen, die sen. Noch ist offen, wie sich die Betei- Zugriff auf den gesamten Akteninhalt sich dagegen entscheiden, müssten die ligten verhalten werden. möglich. Krankenkassen auch keine Technik zur Verfügung stellen. Um Rechtssicherheit Die Kassen sind zudem seitens des zu schaffen, rät das BAS den Kassen ■ B.R. BfDI aufgefordert, auch Versicherten, deshalb zur Klage gegen die Anwei- die beispielsweise kein Smartphone sung des Bundesdatenschutzbeauf- oder Tablet besitzen, einen Zugang zu tragten. Bereits Ende 2020 hatte das ihrer ePA über eine dezentrale Infra BAS betont, die ePA sei unter anderem struktur der Leistungserbringer oder EU-rechtskonform, weil es sich bei in den Geschäftsräumen der Kranken- dieser um eine freiwillige Anwendung kassen – z. B. über Terminals – zu er- handele. möglichen. Mit Blick auf die EU-Daten- schutzgrundverordnung müsse das Ziel Nach Ansicht des BAS kämen zu- sein, „die ePA durch Erweiterung der dem für die von Kelber geforderten 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bei der Landesärztekammer Brandenburg erfolgreich abgeschlossene Weiterbildungen im III. Quartal 2021: Allgemeinmedizin Jennifer Ullmann Geriatrie Christine Budzko Katarzyna Worobiec Cordula Honert Dr. med. Michael Hoffmann Konstantinia Kafali Dr. med. Julia Jäkel Innere Medizin und Angiologie Dr. med. Josephine Krainhöfer Dr. med. Susanne Walter Klinische Akut- Ellen Lieth und Notfallmedizin Christin Schelter Innere Medizin Dr. med. Marit Stange Dr. med. Ferdinand Schumacher und Gastroenterologie Uwe Seifert Dr. med. Süleyman Bilal Medikamentöse Tumortherapie Dr. med. Maria Springborn Dr. med. Matthias Kwol Julian Streck Innere Medizin und Hämatologie Julia Schümann Franziska Thomas und Onkologie Christian Lüders Naturheilverfahren Anästhesiologie Christoph Colling Alice Scheffler Innere Medizin und Kardiologie Dr. med. Nina Egbers Laura Schiffner Dr. med. Christian Georgi Gyöngyver Inez Timar-Sari Notfallmedizin Arbeitsmedizin Orangzeb Zada M.B.B.S./(Univ. Karachi) Suhail Rasmi Janis Hänelt Ali Al-Zghoul Innere Medizin und Nephrologie Oksana Bittar Gefäßchirurgie Dr. med. Annemarie Albert Katharina Henke Damian Hartmann Marie-Josepha Kamrath Innere Medizin Christian Leppin Orthopädie und Unfallchirurgie und Rheumatologie Yulia Pavlova Aktham Al Hassanieh Mohammad Hamdan Richard Wetzold Florian Kunz-Emmerich MU Dr. Matthias Zänger Kinder- und Jugendmedizin Palliativmedizin Isabelle Behm Piotr Kowalewski Viszeralchirurgie Dr. med. Krisztina Ritzel Dr. med. Bettina Landeck Ellen Neef Dr. med. Romy Meißner Neurologie Jennifer Sun-Torsten Plastische, Rekonstruktive Vanja Hlozan und Ästhetische Chirurgie Edona Hulaj Psychoanalyse Bettina Trägenapp Markus Reinicke Dr. med. Antje Beronneau Mandy Schäfer Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. med. Markus Schilling Spezielle Orthopädische Chirurgie Darya Basalai Felix Teupel Krzysztof Zadrozny Dr. med. Marlen Seeliger Radiologie Spezielle Schmerztherapie Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. med. univ. Robert Matz Dr. med. Anke Böhm Mahmoud Allaf Anne-Marie Wachsmuth Dr. med. Reinhard Dahlmann Yehor Polievoi Dr. med. Uta Kulbe Dr. med. Kathleen Uecker Urologie Madlen Schöllner Christoph Gesch Innere Medizin Martin Staffa Eva Bagenz Myroslava Gryskova Gynäkologische Onkologie Dr. med. Richard Kettlitz Elisabeth Kuptel-Krutz Yazan Kher Beck Dr. med. Peggy Lieberwirth Neonatologie Riccardo Muhr Roland Degener Dr. med. Saskia Nitza Abduenasser Oyna Neuroradiologie dr n. med. Ewa Trzmielewska Gregor Wihsgott Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 5 JAHRE KKRBB Daten für das Leben Das Klinische Krebsregister für Dem wollte auch Senatsdirigent Dirk Brandenburg und Berlin (KKRBB) Rothenpieler nicht widersprechen, der genießt in den beiden Landesre- dem KKRBB ebenfalls eine sehr gute gierungen, bei den Ärztinnen und Arbeit bestätigte. Der Leiter der Abtei- Ärzten, den Krankenkassen sowie lung Gesundheit bei der Senatsverwal- in der Wissenschaft einen ausge- tung für Gesundheit in Berlin, der sein sprochen guten Ruf. Davon konn- Grußwort gleichzeitig im Namen des ten sich alle überzeugen, die am Brandenburgischen MSGIV an die Teil- 30. September die Gelegenheit nehmer richtete, erinnerte sich daran, hatten, den Festakt anlässlich dass seine Kolleginnen und Kollegen des fünfjährigen Bestehens dieser aus anderen Teilen der Bundesrepub- Tochtergesellschaft der Landes- lik zunächst verwundert waren, als sie ärztekammer Brandenburg vor von der gemeinsamen Initiative der Ort oder via Internet zu verfolgen. Bundesländer Brandenburg und Berlin erfuhren. Heute werde dieses Gemein- Dr. rer. medic. Eine weise Entscheidung sei es ge- schaftsregister dagegen ausgespro- Anett Tillack, wesen, dass die beiden Bundesländer chen positiv gesehen. Geschäftsführerin des KKRBB Berlin und Brandenburg nach Inkraft- Fotos: Elmar Esser treten des Krebsfrüherkennungs- und Eine besondere Rolle im Kreis der -registergesetzes im April 2013 be- Grußwortredner kam Dipl.-Med. schlossen hatten, das durch dieses Und auch für die nahe Zukunft stehe Frank-Ullrich Schulz zu. Denn da das Gesetz verpflichtend einzurichtende Einiges an. „Wir übernehmen ab 1. Ja- KKRBB eine 100-prozentige Tochter der Klinische Krebsregister gemeinsam für nuar 2023 die Aufgaben des Gemein- Landesärztekammer Brandenburg ist, beide Länder zu nutzen, erklärte KKR- samen Krebsregisters der ostdeutschen sprach deren Präsident gleichzeitig für BB-Geschäftsführerin Dr. rer. medic. Bundesländer und Berlin, und werden den alleinigen Gesellschafter. Es habe Anett Tillack bei ihrer Begrüßung der ab diesem Zeitpunkt ein kombiniertes zwar in der Anfangsphase durchaus Gäste der Jubiläumsfeier. Dies gelte klinisch-epidemiologisches Register Stolpersteine gegeben, diese hätten zum einen, weil in der Metropolregion für Brandenburg und Berlin sein.“ Das aber nicht verhindert, dass das Klini- Berlin Brandenburg die Patientinnen werde sich insbesondere auf die Daten- sche Krebsregister für Brandenburg und und Patienten sich nicht nur im eige- qualität zum Follow up positiv auswir- Berlin eine Erfolgsgeschichte wurde. nen Bundesland diagnostizieren und ken. Weiterhin werde sich das KKRBB behandeln ließen – sondern zwischen noch stärker auf die Unterstützung der den Bundesländern hin und her wan- meldenden Ärztinnen und Ärzte fokus- derten. Zum anderen hätten so beim sieren, vermehrt Schulungen und Ser- Aufbau der Registerstelle in Berlin die vice sowohl in Präsenz als auch online Erfahrungen aus fast zwanzigjähriger anbieten und noch in diesem Jahr ein klinischer Krebsregistrierung in Bran- Melderportal in Betrieb nehmen. denburg einfließen können. Seiner Zeit voraus Die Vision und der gesetzliche Auftrag des Klinischen Krebsregisters sei es, Wie fortschrittlich der Gedanke des dass durch seine Arbeit und durch seine länderübergreifenden Registers ge- qualitativ hochwertigen Daten, ein Bei- wesen sei, habe sich zudem in den trag zur Darstellung und Optimierung Programmen der Parteien gezeigt, die der Versorgung der Krebspatienten bei sich im September in Berlin zur Abge- guter Lebensqualität geleistet werde. ordnetenhauswahl gestellt haben. Das „Wir erfassen Daten und werten diese Interesse an einer bundeslandüber- aus für von Krebs Betroffene und ihre greifenden Zusammenarbeit habe dort Ärztinnen und Ärzte“, so Tillack. Es sol- einen großen Raum eingenommen le mit den Daten gearbeitet werden, und gemeinsame Berlin-Brandenbur- erklärte sie. Aus diesem Grunde organi- ger Einrichtungen hätten im Focus siere das KKRBB jährlich bzw. seit 2021 gestanden. Mit einem Augenzwin- sogar mehrfach im Jahr Qualitätskonfe- kern könne man also sagen, dass das Kammerpräsident Dipl.-Med. renzen, um die Meldenden vom Nutzen KKRBB seiner Zeit voraus war, stellte Frank-Ullrich Schulz der Daten zu überzeugen. Tillack rückblickend fest. 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Das belege nicht zuletzt die Tatsache, Dabei verwiesen sie unter anderem dass die Krankenkassen dem Register in auf Zusammenhänge mit der Pande- diesem Jahr bescheinigt hätten, sämtli- mie. So hätte der Vergleich der mo- che Förderkriterien zu erfüllen. „Sie er- natlich gemeldeten Fallzahlen eine kennen damit die Anstrengungen des Abnahme der Inzidenz der häufigsten Registers an, auch Probleme zu lösen, Krebsentitäten während der Coro- die nicht von ihm verursacht wurden“ na-Zeit gezeigt. Insbesondere in den so Schulz. Die Landesärztekammer Monaten März bis Mai 2020 habe die- Brandenburg freue sich jedenfalls sehr se im Vergleich zu 2019, teilweise mit darüber, dass die Tochter groß gewor- statistisch signifikanten Ergebnissen den ist und darauf, sie auf ihrem weite- stattgefunden. ren Weg zu begleiten. Zusammengefasst könne die klinische Unverzichtbar für Krebsregistrierung eine leitlinienge- Optimierung der Therapie rechte Therapie zwischen verschiede- nen Leistungserbringern unterscheiden Auch der Präsident der Ärztekammer und den Zeitverlauf der Implementie- Berlin, PD Dr. med. Peter Bobbert, rung neuer Therapien überprüfen. Die Prof. Dr. med. betonte den großen Nutzen, den die hochwertigen Daten seien somit un- Dipl.-Theol. Monika Daten der Klinischen Krebsregister für verzichtbar für die Überprüfung von Klinkhammer-Schalke die onkologische Forschung und die Therapiequalität. Denn sie eigneten Versorgung der Patienten hätten. Diese sich sowohl zur Entwicklung neuer könnten mit ihrer Arbeit dazu beitra- Therapiestrategien als auch dafür, die gen, den Krebs irgendwann nachhal- Versorgungsrealität darzustellen und tig zu besiegen. Hans Joachim Fritzen, populationsbezogene wissenschaftli- Vorstand der AOK Nordost, sprach für che Fragestellungen zu klären. die Kostenträger. Auch er hob die Be- deutung des Registers für die Onkolo- Für die Zukunft wünschten sich beide gie in Brandenburg und Berlin hervor Referentinnen und betonte ebenfalls, dass es dem • eine registerübergreifende Zusam- KKRBB gelungen sei, alle Förderkriteri- menführung von Daten, en zu erfüllen. Dies werde man weiter • deren Zusammenführung mit ande- im Blick behalten. ren Datenquellen, • die Nutzung von Routinedaten aus Aufgrund anderer Termine war Gerd Krankenhausinformationssystemen Nettekoven zwar an einer persönlichen und Tumordokumentationsprogram- Teilnahme verhindert, der Vorstands- men vorsitzende der Stiftung Deutsche • sowie die Nutzung Künstlicher Intel- Krebshilfe war aber per Video für sein ligenz. Grußwort zugeschaltet. Die Deutsche Krebshilfe hatte seinerzeit den Aufbau Darüber, wie die Erfolgsgeschichte PD Dr. med. der klinischen Krebsregister mit 7 Mio. des Klinischen Krebsregisters für Bran- Elisabeth Inwald Euro unterstützt. Nach deren erfolgrei- denburg und Berlin weitergeht, wird chem Aufbau gehe es nun darum, die können, zeigten beiden Festrednerin- das Brandenburgische Ärzteblatt seine in den Ländern erhobenen Daten bun- nen in ihrer Keynote unter dem Titel Leserinnen und Leser auf dem Laufen- desweit zu vernetzen. Mit Blick auf die „Daten für das Leben – Bedeutung den halten. Politik erklärte er, dass die so schnell der Klinischen Krebsregister für die wie möglich gelingen sollte. onkologische Versorgung, Qualität und Forschung“ eindrucksvoll auf. ■ Elmar Esser Alle Grußwortredner waren sich darin Während die Vorstandsvorsitzende einig, dass der Beitrag, den das KKRBB der Arbeitsgemeinschaft Deutscher für die Optimierung der Therapie und Tumorzentren, Professor Dr. med. Dipl. die Verbesserung der Lebensqualität Theol. Monika Klinkhammer-Schalke von Krebspatienten leistet, absolut un- den grundlegend theoretischen Teil verzichtbar ist. übernahm, konkretisierte PD Dr. med. Elisabeth Inwald, Oberärztin an der Kli- Daten wollen genutzt nik für Frauenheilkunde und Geburts- werden hilfe der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef diesen Wie dessen Daten zielführend von Überbau mit klinischen Daten – auch den Onkologen genutzt werden und besonders der Krebsregister. Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021 | 13
AKTUELL ALEXIANER ST. JOSEFS-KRANKENHAUS Chefarzt-Duo für die Frauenheilkunde und Geburtshilfe In der Leitungsebene der Klinik für Frauenheilkunde und Geburts- hilfe am Alexianer St. Josefs-Kran- kenhaus hat eine Übergangszeit als Chefarzt-Team eingesetzt. Dr. Siegfried Schlag leitet den Fachbe- reich seit dem 1. Oktober im Kol- legialsystem mit dem langjährigen Chefarzt Dr. Roberto Kurzeja. Prokuristin Friederike Das Duo wird die Frauenheilkunde und Röder (Bildmitte) und der bisherige Chefarzt Geburtshilfe bis zum Ende dieses Jah- Dr. Roberto Kurzeja (links) res gemeinsam voranbringen, um einen begrüßen Dr. Siegfried fließenden Übergang zu gewährleisten. Schlag (rechts) im St. Josefs in Potsdam Ab Januar 2022 widmet sich Dr. Kurze- Foto: Alexianer Potsdam ja verstärkt der Dysplasiediagnostik und -therapie und bereichert die Klinik auch Gleichzeitig freut es mich sehr, dass sei- zahlreiche Myom-, Kinderwunsch- und weiterhin allumfassend als Oberarzt. Dr. ne hohe fachliche Expertise uns hier auf Endometriosepatientinnen. Schlag wird den Fachbereich dann als dem Campus weiterhin zur Verfügung Chefarzt alleine weiterführen. steht“, so der Regionalgeschäftsführer. Die bisherigen Schwerpunkte der Kli- nik am St. Josefs, u. a. Urogynäkologie, Dr. Roberto Kurzeja ist seit über zehn Siegfried Schlag war zuletzt als Ober- Dysplasie, Laserchirurgie, onkologische Jahren Chefarzt der Klinik für Frauen- arzt der Gynäkologie in den DRK-Kli- Chirurgie und natürlich die Geburtshil- heilkunde und Geburtshilfe am Alexi- niken Westend tätig. Sein fachlicher fe werden von Chefarzt Schlag weiter- aner St. Josefs-Krankenhaus und hat Schwerpunkt liegt in der operativen geführt und ausgebaut. „In der Klinik sich in seiner Laufbahn insbesondere Gynäkologie mit hohen laparosko- im St. Josefs bin ich ab sofort und sehr auf dem Gebiet der Dysplasie und der pischen Fertigkeiten, die er bereits gerne auch für Kinderwunschpatientin- Behandlungen von Vulvakarzinomen ei- als studentischer OP-Assistent in der nen, Patientinnen mit Endometriose, nen Namen gemacht. „Unter der Füh- MIC-Klinik sammelte. Siegfried Schlag Myomen oder dem Wunsch nach einer rung von Chefarzt Kurzeja erfuhr die besitzt die Zusatzbezeichnung gynä- anderen minimalinvasiven Operation Geburtshilfe am St. Josefs einen stetig kologische Endokrinologie und Re- da“, so Dr. Siegfried Schlag. Nach Pots- wachsenden Zuspruch. Die Klinik ist produktionsmedizin und führte neben dam bringt er außerdem weitreichende über die Stadtgrenzen hinaus für ihre onkologischen Operationen zuneh- Erfahrungen im Bereich der Naturheil- gute Medizin und familiäre Atmosphä- mend anspruchsvollere organ- und kunde mit und will hier zusätzliche the- re bekannt“, sagt Oliver Pommerenke fertilitätserhaltende, minimalinvasive rapeutische Angebote schaffen. anerkennend. „Ich bin Chefarzt Kurze- Operationen durch. Er gründete und ja für seine engagierten Verdienste in leitete schließlich das Endometriose- der Patientenversorgung sehr dankbar. zentrum DRK-Westend und behandelte ■ E. B. CORONA Impfen schützt auch vor Hospitalisierung Ungefähr jeder zehnte der im (BMG) auf eine Anfrage der Lin- für die Coronaschutzimpfung gesagt, August und September wegen ken-Bundestagsabgeordneten 90 Prozent der COVID-19-Patienten auf SARS-CoV-2 auf Intensivstationen Sahra Wagenknecht hervor. den Intensivstationen seien ungeimpft. in Deutschland behandelten Pati- Später hatte er von 90 bis 95 Prozent enten war vollständig geimpft. Die Angaben entsprechen in etwa gesprochen. Das geht aus einer Ende Septem- auch früheren Aussagen von Bundes- ber übermittelten Antwort des gesundheitsminister Jens Spahn. Der In der Antwort des Ministeriums Bundesgesundheitsministeriums hatte Anfang September im Werben wird auf die Wochenberichte des 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 11 • 2021
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