Erinnerungsarbeit Travail de mémoire - FemWiss
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Erinnerungsarbeit Travail de mémoire FemInfo 50/2018
Impressum Inhalt • Sommaire Inhalt • Sommaire Vorwort • Avant-propos 2 Die Welt zwischen Neuronen und Geistesblitzen 4 Was Stereotypen bilden kann, kann auch umdenken 4 FemInfo 50, Dezember 2018 • FemInfo 50, décembre 2018 Layout • Graphisme Nora Ryser, Mirjam Aggeler Im transgenerativen Prozess • Dans le processus transgénérationnel 8 Herausgeberin • Éditrice Die Angst als Drehmoment 8 Verein Feministische Wissenschaft Schweiz Cover • Couverture La peur comme point de basculement 15 Association suisse Femmes Féminisme Recherche Nora Ryser Ein Plädoyer für die Genderbrille 22 Den Deutungsrahmen unserer Welt erweitern 22 Nationaler Vorstand • Comité national Druck • Impression Vergangenheit und Gegenwart im Dialog • Dialogue entre passé et présent 26 Anna Rihs, Lilian Carpenter, Maggie Haab, Merjema Adilovic, Das FemInfo wird auf 100 % Recyclingpapier (Lettura 72) ohne Feministische Perspektiven auf Arbeit 26 Raissa Ruchti, Veronika Helk optische Aufheller in der Druckerei Reitschule in Bern gedruckt. Perspectives féministes sur le travail 33 Gegen das Vergessen • Contre l’oubli 40 Geschäftsleiterin • Directrice générale Auflage • Tirage Platz da! 40 Mirjam Aggeler 1400 Exemplare • 1400 Exemplaires Faites place! 44 Geschäftstelle • Secrétariat Erscheinen • Annonce His_Story / Her_Story 48 Verein Feministische Wissenschaft Schweiz 3 Mal jährlich • 3 fois par année Ansatz und Kritik 48 Postfach Approche et critiques 52 CH-3001 Bern Inserate • Annonce Museen als Orte des Erinnerns 56 PC 30-37698-6 1 Seite • 1 page CHF 250.– female storytelling 56 1/2 Seite • 1/2 page CHF 130.– Wer ist sie ? • Qui est elle ? 58 info@femwiss.ch Margrith Bigler-Eggenberger 58 www.femwiss.ch Manuskripte • Manuscrits Wer war sie ? 62 info@femwiss.ch Simone Veil 62 Redaktion • Édition Katharina Pelzelmayer, Martina Amsler, Martina Bundi, Mirjam Nächster Redaktionsschluss • Prochain délai de rédaction Agenda 64 Aggeler, Nina Seiler, Saskia Kircali 01.03.2019 Kopfwerken 64
Vorwort Rubrik Avant-propos Rubrik Mirjam Aggeler • Erinnerst du dich? An diesen des Hier und Jetzt, spielt Erinnertes eine wichtige Mirjam Aggeler, Traduction : Alexandra Cinter • se pose est de savoir quels points de vue notre mé- Film, an jenes Erlebnis? An damals? – Das Wieder- Rolle. Denn um überhaupt in der Lage zu sein, die Te souviens-tu ? De ce film ? De cette expérience ? moire collective retiendra. Et quelles répercussions aufleben lassen gemeinsamer Erinnerungen ist fester Flut an Informationen, die ständig auf uns einprasselt, De ce temps-là ? – Faire revivre nos souvenirs com- les lacunes et les oublis, les zones aveugles de notre Bestandteil unserer Beziehungs- und Lebensrealität. zu verarbeiten, greifen wir auf bereits gelernte Wis- muns fait partie intégrante de notre existence et de mémoire collective ont sur notre perception du pré- Gemeinsame Erinnerungen geben uns eine gemein- senselemente zurück – auch auf solche, die wir nicht notre rapport aux autres. Notre mémoire commune sent. Car pour être en mesure de traiter le flot d’in- same Geschichte. Und diese brauchen wir, um uns selbst erfahren haben. Auf Wissenselemente also, fait que nous avons une histoire commune. Et nous formations qui se déversent constamment sur nous, zugehörig zu fühlen: Sie verbindet uns. die in unserem kulturellen Wissen als Narrative fest- avons besoin de celle-ci pour nous sentir appartenir à nous recourons à ce que nous avons déjà appris, y Während es harmlos erscheint, sich über den Plot ei- geschrieben sind und sich dadurch ihre Fortschrei- une communauté : elle nous relie. compris aux connaissances que nous n’avons pas nes Films nicht mehr einig zu werden, wird es bei prä- bung sichern. So hat Erinnerung immer auch etwas Il arrive que nos souvenirs divergent, par exemple éprouvées nous-même. Des connaissances qui, dans genden gemeinsamen Erlebnissen, die zu einem Teil mit der Gegenwart zu tun – und umgekehrt. sur l’intrigue d’un film que nous avons vu ensemble. notre savoir collectif, sont fixées sous forme de récits der eigenen Identität, zu einem Stück «Realität» ge- Dieses Heft ist der Versuch, tradiertes Wissen in Si ce phénomène semble ici anodin, lorsqu’il est ou de modèles, lesquels en assurent la perpétuation. worden sind, bereits schwieriger auszuhalten, wenn seiner Konstruiertheit sichtbar zu machen, indem question d’expériences communes marquantes qui Le souvenir a ainsi toujours à voir avec le présent, et ebendieses Gemeinsame in Frage gestellt wird. Rich- wir zunächst einmal der Frage nachgehen, wie un- sont devenues part de notre identité, il est déjà plus inversement. tig einschneidend und greifbar wird dieses Phänomen sere Wahrnehmung funktioniert und wie sie «Reali- difficile de supporter que ces souvenirs que nous Ce numéro se propose de mettre en lumière le ca- aber spätestens dann, wenn es um das Erinnern als tät» erschafft. Dann richten wir den Fokus auf blinde avons en commun, et par là notre « réalité », soient re- ractère construit des savoirs transmis, en nous inté- kulturelles Phänomen und damit um unser kollekti- Flecken in unserer kollektiven weissen und androzen- mis en cause. Cette divergence devient en revanche ressant tout d’abord à la façon dont notre perception ves Gedächtnis geht. Denn, was für unser «privates» trischen Kulturgeschichte. Und wir fragen, inwiefern véritablement tangible et déterminante lorsque c’est fonctionne et crée la « réalité ». Nous nous penchons Erinnern eine vermeintlich kleine Rolle spielt, hat im sich diese Leerstellen als Lehrstellen nutzbar machen le souvenir en tant que phénomène culturel et ainsi ensuite sur les zones aveugles de notre histoire cultu- gesellschaftlichen Kontext weitreichende Konse- lassen – für die Gestaltung unserer Gegenwart, wie notre mémoire collective qui sont en jeu. Car ce qui relle collective, essentiellement blanche et androcen- quenzen. Anders ausgedrückt: Wenn es darum geht, auch für die Visionen möglicher Zukünfte. joue un rôle probablement mineur s’agissant de nos trique. Et nous nous interrogeons sur la possibilité Geschichte(n) zu schreiben, spielt die Frage nach den souvenirs « privés » a de lourdes conséquences à de mettre ces lacunes et ces oublis à contribution Perspektiven, die darin Eingang finden und welche l’échelle d’une société. Autrement dit: lorsqu’il s’agit pour façonner notre présent ainsi que notre vision de nicht, die Hauptrolle. Aber auch für die Wahrnehmung d’écrire l’(les) histoire(s), la question principale qui l’avenir. 2 3
Die Welt zwischen Neuronen und Geistesblitzen Die Welt zwischen Neuronen und Geistesblitzen Rubrik Martha Beéry ist Fachtherapeutin für kognitives Training und war freie Mitarbeiterin bei verschiedenen Zeitungen und Radiosendern. Vorstösse aufgrund stereotyper Darstellung von Frauen bei SRF gehören genauso zu ihrem En- gagement wie die Gründung der IG Frau und Museum, welche sich das Schaffen eines Frauenmuseums als Ort des Was Stereotypen bilden kann, kann auch umdenken Erinnerns und Austauschs zum Ziel gemacht hat. Martha Beéry • Denken ist ein äusserst komplizier- chende Ausnahme identifiziert, was einfacher ist, als Es fällt auf, dass mit Weiblichkeit vordergründig anderes Denken, Fühlen und Handeln begünstigt als ter biologischer Prozess und Resultat von verschie- unser Weltbild ständig hinterfragen zu müssen. Emotionen assoziiert werden, die «entweder selbst- ein interdependentes Selbst». 6 densten Vorgängen im Gehirn, welches sich in einem bezogen und negativ (z.B. Scham, Verlegenheit) oder ständigen Austausch zwischen gespeichertem Wis- Stereotypenbildung auf andere bezogen und positiv (z.B. Sympathie, sen und neuen Eindrücken befindet. Informationen Eines der wichtigsten Wissenselemente, welches Dankbarkeit)» 3 sind. Für das Bild von Männlichkeit 1 Maccoby, Elenor E.: Psychologie der Geschlechter. Sexuelle Identität in den verschiedenen Lebens- werden durch ein kompliziertes System in unserem als Unterscheidungsmerkmal in einer patriarchalen verhält es sich genau umgekehrt: «positive selbst- phasen. Stuttgart, 2000, S. 152 Gehirn verarbeitet, interpretiert, kurz- oder langfristig Gesellschaft gelernt wird, ist das Geschlecht. Wir ler- bezogene Emotionen wie z.B. Stolz und Zufrieden- 2 Voss, Christiane: Narrative Emotionen. Berlin / gespeichert und später als Wissenselemente genutzt. nen von klein auf, dass wir uns einem von beiden Ge- heit und negative, auf andere bezogene Emotionen New York, 2004, S. 16 Diese Wissenselemente sind für die Verarbeitung des schlechtern zugehörig fühlen und uns entsprechend wie z.B. Ärger und Feindseligkeit, wobei nicht die 3 Lozo, Lubja: Emotionspsychologie. Emotionen Wahrgenommenen elementar. Sie wirken als Filter, verhalten sollen: «Man nimmt an, dass Kinder positiv sozialen Beziehungen, sondern die eigene Person der Geschlechter ein fühlbarer Unterschied? In: Steins, Gisela (Hrsg.): Handbuch. Psychologie und durch die wir die Welt begreifen können. Denn die verstärkt werden, wenn sie sich ihrem Geschlecht im Vordergrund steht» 4, prägen unsere Vorstellung. Geschlechterforschung. Wiesbaden 2010, S. 45 Flut an Informationen überfordert in ihrer Komplexität entsprechend verhalten bzw. sanktioniert, wenn sie Daraus kann geschlossen werden, dass Frauen* ler- 4 Lozo, 2010, S. 45 sowohl unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung selbst als die Geschlechtergrenze überschreiten». 1 So lernen nen, sich über ihre Beziehung zu anderen zu defi- 5 vgl. Hannover, Bettina: Sozialpsychologie. So- auch deren Verarbeitung. Die Filter helfen uns, diese Kinder, welches Verhalten ihrem Geschlecht ange- nieren, während Männer* lernen, sich als autonom zialpsychologie und Geschlecht: Die Entstehung enorme Anforderung zu bewältigen. messen ist und welches nicht. Dieses Wissen wird in wahrzunehmen. 5 von Geschlechterunterschieden aus der Sicht der Selbstpsychologie. In: Steins, Gisela (Hrsg.): Das Problem: Wir greifen auf vereinfachte Schemata die Vorstellung vom eigenen Ich integriert, wie auch Die Wissens- und Darstellungselemente der ste- Handbuch. Psychologie und Geschlechterfor- zurück. Auf Konzepte also, die wir gelernt haben und in die Vorstellung von einem dem anderen Geschlecht reotypen Vorstellungen haben eine weitaus grössere schung. Wiesbaden, 2010, S. 30 weiter tradieren. Denn je nachdem, wie diese auf- zugeordneten Gegenüber: «Eine vermeintlich rein Wirkung, als man auf den ersten Blick meinen könn- 6 Hannover, 2010, S. 30 gebaut sind, dringen gewisse Informationen zu uns männliche Rationalität steht demnach innerhalb einer te: Sie geben nicht nur vor, eine Realität zu erklären; durch – oder eben nicht. Anders ausgedrückt: Wir sozialen Gemeinschaft einer vermeintlich rein weibli- sie schaffen eine Realität, denn: «Independenz- und nehmen meistens wahr, was wir gelernt haben. Was chen Einfühlungskraft und Emotionalität gegenüber, Interdependenz-Normen tragen zur Konstruktion von Was sich festsetzt nicht in unsere Wahrnehmungsraster passt, wird ent- als handle es sich dabei um zwei grundverschiedene Geschlecht bei, weil ein independentes Selbst eine Eine der wichtigsten Erkenntnisse für die Speiche- weder herausgefiltert oder als von der Regel abwei- Kulturen oder Lebensformen». 2 andere Art der Informationsverarbeitung und damit rung von Inhalten besagt: Was oft wiederholt wird, 4 5
Die Welt zwischen Neuronen und Geistesblitzen Die Welt zwischen Neuronen und Geistesblitzen Rubrik setzt sich im Gedächtnis automatisch fest. Dieses unserer «Men-talität», unserer Selbst- wie auch unse- levanz hat. Möglich auch, dass sie damit Recht – im es sich zur Aufgabe gemacht, Räume zu schaffen, in Wissen nutzen alle, die ein Interesse daran haben, rer Fremdwahrnehmung voraus: und damit auch eine Sinne der Prognose eines fehlenden Bedürfnisses an denen die oft unsichtbar gemachte(n) Geschichte(n) dass sich ihre Inhalte, Ideologien und Vorstellungen Veränderung des kollektiven Gedächtnisses. Denn einer solchen Auseinandersetzung – behalten hätten. und Realitäten von Frauen sowie ihre Leistungen und in den Köpfen möglichst vieler Menschen festsetzen. nur über den ganzheitlichen Wahrnehmungs- und Oder wie es die österreichische Schriftstellerin und Einflussnahmen auf die Gesellschaft aufgezeigt wer- Die Botschaften von Politik, Medien, Kirchen, Wer- Verarbeitungskomplex, in welchem Erinnerungen als Friedensnobelpreisträgerin (1905) Bertha von Suttner den sollen. Räume, in welchen das Verhältnis der Ge- bung, Schulen usw. werden unzählige Male wieder- Wissenselement eine wichtige Rolle spielen, kann formulierte: «Jede Zeit wie jeder Mensch hat ein ge- schlechter und die damit einhergehende Frage nach holt und setzen sich in uns unbewusst in Wissen und die «Geschlechterordnung» in den Gesellschaften wisses Gedankenfeld, über das hinaus nichts wahrge- den stereotypen Frauen- und Männerbildern kritisch Bilder um. Sie werden damit zu Basiswissen (Filtern) nachhaltig verändert werden. nommen wird». Und ich würde dazu meinen: ein jahr- beleuchtet und diskutiert werden können. Denn es ist für unsere Denkvorgänge. Auch die Wiederholung hundertelang eingetrichtertes Gedankenfeld, das es wichtig, dass Frauen und ihre Geschichte(n) sichtbar schlechter Beispiele tut dabei ihre Wirkung. Ich wage Die Lücken in der herrschenden Ordnung gerade in Sachen Frauenbild zu verändern gilt. Doch werden. Einerseits, um das kollektive – und damit die Behauptung, wir wüssten besser, was Donald Die Forderung von Paulus, «die Frau schweige in der dies zu verändern, ist in einer Gedankenwelt, die das auch unser eigenes – Gedächtnis um diese Perspekti- Trump denkt, als was wir selber denken. Wir werden Gemeinde», wurde jahrhundertelang und wird zum Männliche als zentral begreift und in den Fokus des ve zu erweitern. Andererseits aber auch, um die Basis davon in den Medien ja geradezu überschwemmt. Teil immer noch befolgt. Ich erinnere mich noch gut Denkens stellt, äusserst schwierig, und die Versuche, für mögliche Veränderungen zu schaffen. Oder wie Dem, was Frauen an «einem anderen Selbstbewusst- daran, als ich nach Abschluss einer Ausbildung in ge- diesen Fokus zu verschieben, wollen eben oft nicht die Historikerin Gerda Lerner es formulierte: «Jede sein» entwickeln und aufbauen und fordern, wird staltender Therapie an eine Bildungsinstitution her- wahrgenommen werden. Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Ge- hingegen kaum Beachtung und entsprechend kaum angetreten war, um meinen Kurs «Frauen gestalten schichte hat.» Raum geschenkt. Denn es würde ja die ganze patriar- Frauen» anzubieten. Dies, um den damals gängigen Erinnerungskultur entwickeln chale Denkwelt auf den Kopf stellen. Frauenvorbildern, die ich fragwürdig und der Gleich- Erinnern ist ein aktiver und sozialer Prozess. Und Eine Abkehr von der Zuordnung von Menschen stellung abträglich fand, auf den Grund zu gehen. dies ermutigt mich in meinen Bestrebungen, mit ei- in stereotype Bilder wie Geschlecht, Race, Religion «Das würde niemanden interessieren», war der Be- nem Frauenmuseum einen Ort des Erinnerns und usw. hin zu einer Wahrnehmung der Einzelnen mit scheid. Möglich, dass die Entscheidungsträger sich Austauschs für Geschichte(n) und Gegenwart von ihren Stärken und Kompetenzen – auch in Bezug auf tatsächlich nicht vorstellen konnten – im Sinne von Frauen zu schaffen. Die zu diesem Zweck gegrün- sich selbst – setzt eine grundlegende Veränderung nicht in der Lage sein – dass dieses Thema eine Re- dete Interessengemeinschaft Frau und Museum hat 6 7
Im transgenerativen Prozess Im transgenerativen Prozess Rubrik Jeannette Fischer arbeitete 30 Jahre lang als Psychoanalytikerin in Zü- rich. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage der Gewalt, Macht und Ohnmacht. Sie kuratierte hierzu Ausstellungen und drehte zwei Doku- Die Angst als Drehmoment mentarfilme. Jeannette Fischer • Nicole Reiser, 30 Jahre alt, Nicole Reisers Mutter hat Arbeit und Karriere nicht zwischen mindestens zwei Menschen besteht und zuschreibungen sind Unterdrückungs- und Repres- sucht eine Psychoanalytikerin auf, weil sie unter Pa- wieder aufgenommen – niemand weiss, warum. Als auf die Gemeinschaft und Gesellschaft hochgerech- sionsinstrumente, garantieren jedoch die Akzeptanz nikattacken und Angstzuständen leidet. Sie steht kurz die Tochter 15 Jahre alt war, ging der Vater eine neue net werden kann. Im Unterschied zu einer hierarchi- in der Gemeinschaft. Mit einer Anpassungsleistung vor dem Ende ihres zweiten Studiums. Die letzte Pha- Beziehung ein und trennte sich von seiner Frau. Auf schen, begründet sich die intersubjektive Beziehung können wir den Ausschluss aus dieser Gemeinschaft se verläuft harzig, ist immer wieder unterbrochen von Wunsch seiner drei Kinder übernahm er das Sorge- auf der Differenz, die Differenz eines Ich zum anderen verhindern beziehungsweise den Einschluss garan- tagelangen Rückzügen, in denen sie ihr Zimmer nicht recht. Ich. Das andere Ich ist – nicht nur in Bezug auf sein tieren und damit die Angst vor dem Verlust der An- mehr verlässt, ausser um zum Kühlschrank und auf Geschlecht – per se different zu meinem Ich, es ist erkennung beruhigen. Werden diese Anpassungs- die Toilette zu gehen. Sie wäscht sich nicht, isst wahl- Das einzig Verbindende ist die Differenz also nicht Ich. Die Anerkennung dieser Differenz ist leistungen nicht mehr erbracht, wird ersichtlich, los alles durcheinander, auch telefonisch ist sie nicht Nicole Reiser sagt in der Psychoanalyse, sie habe sehr wichtig, weil sie in der Beziehung mit einem Ge- dass ein Beziehungsnarrativ fehlt, das über diese mehr zu erreichen. Die Mitbewohner*innen lassen keine Kraft mehr, um die Schwankungen in ihrem Le- genüber bestätigt, dass das einzig Verbindende die Rollenzuschreibungen hinwegtragen und das eigene sie in Ruhe: Sie kennen das. ben zu ertragen. Keine Kraft mehr, um sich gegen die Differenz ist. Ich, auch das Ich in Gemeinschaft, sichern kann. So Nicole Reisers Eltern haben sich aus subproletari- Angstzustände zu wehren, ihnen etwas entgegenzu- In hierarchischen Beziehungen, das heisst in Bin- zieht sich Nicole Reisers Mutter aus der Welt zurück, schen Verhältnissen hochgearbeitet. Beide haben eine setzen. Ihre Energie sei bis jetzt von der Auflehnung dungen, die von einem Gefälle geprägt sind – und obwohl sie begabt und gesund ist. Sie verfolgt ihre Lehre abgeschlossen, der Vater ist erfolgreich in seinem gegen das Elternhaus gespeist worden und nun auf- das sind die meisten – wird diese Differenz mit der Karriere nicht weiter, gibt ihren Beruf, den sie passio- Beruf, die Mutter wollte ihre begonnene Karriere nicht gebraucht. Die Psychoanalyse vermag sie anfangs zu Begrifflichkeit des Defizits ersetzt. Demzufolge niert ausgeübt hatte, auf. Und die Tochter bricht mit weiterführen, sondern Kinder, eine Familie haben. Mit beruhigen, sodass sie das Studium abschliessen und weist das eine Ich gegenüber dem anderen Ich ein ihr ein, stürzt mit in diese Beziehungsleere, in diesen dem Heranwachsen der Kinder zog sie sich immer mehr arbeiten kann. Doch Angst und Panik bleiben hart- Defizit auf. Auf diese Weise wird die Bindung hierar- Abgrund. In der Gemeinsamkeit ihrer Ängste finden in sich selbst zurück. Ihre Tochter fehlte wegen Panikat- näckig bestehen. Fortan geht es darum, die Ursache chisch organisiert. Erst in dieser Form der Bindung sich die beiden wieder. Obwohl Angst ein trennendes tacken oft tagelang in der Schule. Weil sie sehr intel- der Symptome zu erkennen, um Nicole Reiser aus werden Rollen zugewiesen, werden unter anderem Moment ist, wird es hier zu einem verbindenden. ligent ist, holte sie den Schulstoff aber schnell wieder diesem Teufelskreis auszulösen. geschlechtsspezifische Rollen definiert und tradiert. nach – und so pendelte sich ihr Leben zwischen Angst Die feministische psychoanalytische Bindungstheorie Eine Rolle definiert das Verhältnis zu einem anderen Angst lähmt und Panik einerseits, einer enormen Lebensenergie und geht von der intersubjektiven Beziehung aus, einer Ich und zur Gesellschaft, und in der Identifikation mit Angst ist kein Gefühl, das wir brauchen, um uns vor einem sehr kreativen Tatendrang andererseits, ein. anzustrebenden nicht-hierarchischen Bindung, die der Rolle auch das Verhältnis zu sich selbst. Rollen- Gefahren zu schützen – obwohl das viele behaupten. 8 9
Im transgenerativen Prozess Im transgenerativen Prozess Die Furcht genügt uns als Schutz: Sie ermöglicht als mehr oder weniger grossen Anteil an Selbstaufgabe. brüche, Beziehungslücken, die sich bei Frau Reiser instinktive, die Aufmerksamkeit erhöhende Reakti- Im Austausch dafür gewährleistet sie einen Schutz in Angst und Panik ausdrücken und bei ihrer Mutter on entsprechende Abwehrmassnahmen. Angst hin- vor Beziehungsverlust. Obwohl hierarchische Bezie- in einem Rückzug aus Gemeinschaft und beruflicher gegen ist das Symptom eines Beziehungsbruches, hungen per se gewalttätig sind, vermögen sie die Entfaltung. Schläge und andere Gewaltakte sind Ver- in dem die «Anerkennung des Anderen als anders» Angst vor dem Ausschluss aus Gemeinschaft zu be- suche, solche Brüche zu verhindern. Ich rechtfertige gebrochen und in ein Machtverhältnis umgewandelt ruhigen und die Unterwerfung als das kleinere Übel damit nicht Gewalt, sondern weise darauf hin, dass wird. Dieser Bindungsbruch geht mit dem Verlust des auf sich zu nehmen. es sich um ein strukturelles Problem handelt, ein Pro- Gefühls der Aufgehobenheit einher. Mit der Anerkennung des Anderen als Nicht-Ich blem der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Und Angst bedeutet eine Trennung von sich selbst und hingegen, in der intersubjektiven Beziehung, wird es indem wir die uns zugeschriebenen Rollen überneh- der Welt. Sie führt die Ich-Entfremdung, die in der Zu- möglich, ein Ich zu entwickeln. Weil das Ich keine fes- men, fixieren wir diesen Machtdiskurs und leisten weisung einer Rolle und in der Identifikation des Ich te Grösse ist, sondern sich nur in Beziehung zu einem der Entwertung und Entfremdung von uns allen und mit dieser Rolle bereits besteht, weiter. Weil eine Rol- und mehreren anderen Ich bilden und immer wieder der Individualisierung des Problems Vorschub. Nur le den Menschen fixiert, ist er der Freiheit beraubt, neu bilden und verorten kann, sind wir auf Gemein- im Narrativ einer intersubjektiven Beziehung werden sein Ich entfalten zu können, wachsen zu können, schaft angewiesen, ja von ihr abhängig. Hingegen ist diese Rollen obsolet, denn es geht um die Grundbe- sich zu entwickeln und an der Gestaltung der Welt © Eve Stockhammer: Engelchen die Idee, dass Ich eine fixe Grösse ist, die erreicht dürfnisse des Menschen, die weder Aufschub noch mitzuwirken. und anschliessend beibehalten, geschützt und vertei- Verzicht erlauben: nämlich aufgehoben zu sein in der Die Angst bindet die libidinösen Kräfte, die Lebens- führen können. In der Beziehungslücke sind diese digt werden soll, letztlich nur mit tradierten Rollenzu- Gemeinschaft, ohne auf Autonomie, Entfaltung und energie, die ich in der Folge die Aggressionen im Kräfte gebrochen: Auf der Unterlage einer Falltüre schreibungen umsetzbar. Wachstum verzichten zu müssen. Hier wird weder Dienste des Ich nenne, diejenigen Kräfte also, die uns kann ein Ich sich nicht entwickeln. Die Anpassung an Es fehlt also ein Beziehungsnarrativ, das Aufgeho- mit Schuld noch mit Angst gehandelt. ermöglichen, uns zu wehren, uns für unser Ich einzu- die zugeschriebenen Rollen vermag darüber hinweg- benheit in der Gemeinschaft verspricht, ohne auf Au- setzen, ehrgeizig zu sein, zu geniessen. Angst bindet zutäuschen und hinwegzuhelfen, gleichzeitig versorgt tonomie, auf die Entfaltung von Ich verzichten zu müs- Schuldgefühle verbinden sie zurück, worauf sie implodieren und unter anderem sie den bestehenden Machtdiskurs mit «Stabilität». sen. Ein Beziehungsnarrativ, das sich nicht am Defizit Eine andere Möglichkeit, Beziehungen zu sichern, sind zu Depressionen, Essstörungen und Panikattacken Denn Anpassung erfordert Unterwerfung und einen orientiert. Tradiert werden stattdessen Beziehungs- Schuldgefühle. Kaum jemand ist frei davon. Gerade 10 11
Im transgenerativen Prozess Im transgenerativen Prozess hat Barbara Bleisch, Philosophin und Redaktorin der wir die Hierarchie und schaffen ein defizitäres Ver- erreichbar für die Tochter, interessiert sich nicht mehr «Sternstunde», ein Buch darüber veröffentlicht mit dem hältnis oder gleichen uns einem an. Ob wir «Schuldi- für sie, hat sie «abgehängt». Das Einzige, was die Titel: «Warum wir unseren Eltern nichts schulden». ger*innen» sind oder «Gläubiger*innen», ist nicht von Beziehung aufrechterhält, sind die Bemühungen der Die Beziehungen in einem Machtgefälle orientieren Belang – beide Rollen sind dem Herrschaftsdiskurs Tochter – angetrieben von Schuldgefühlen – der Mut- sich, wie bereits erwähnt, am Defizit. Schuldgefühle inhärent und bestätigen, stabilisieren ihn. Wir machen ter etwas zuliebe zu tun, sie zu entlasten, sie partizi- sind dabei unerlässlich, sie dienen der Beziehung als laufend die Erfahrung, dass wir nur schwer aus un- pieren zu lassen an ihrem Erfolg, der sich in der Zeit Bindemittel und Kitt. Mit Schuldgefühlen bestätigen seren Schuldgefühlen herausfinden. Überall machen einstellt, in der sie nicht wie gelähmt in ihrem Zimmer sie sich bemerkbar, in fast allen Beziehungen sind sie liegt. Dieser Bruch ist einerseits begründet im fehlen- fester Bestandteil. Man kann die Schuld verleugnen, den Beziehungsnarrativ, wenn die Rollen nicht mehr man kann sich von ihr lossprechen, man kann sie «tragen», wenn die Mutter aus ihrer Pflicht entlassen abarbeiten, man kann sie als gerechtfertigt anerken- worden ist, und andererseits ist der Bruch aber auch nen – der Versuch, einen Umgang mit ihr zu finden, ein Ausdruck des Neides: Der Verlust des Gefühls der lenkt von der Erkenntnis ab, dass es ihre Funktion ist, Aufgehobenheit, das weiss auch die Mutter, beschä- Bindemittel in hierarchischen Beziehungen zu sein. digt, bricht die Aggressionen im Dienste des Ich, die Tochter bleibt ohnmächtig eingeschlossen in sich und Von der Schwierigkeit, den Diskurs des Defizites in ihrem Zimmer. zu verlassen Die Schuldgefühle der Tochter sind ein Beziehungs- Vor diesem Hintergrund funktioniert auch die Bezie- angebot an die Mutter. Sie sind auch ein Schutz vor hung von Nicole Reiser mit ihrer Mutter. Ihre Angst dem mütterlichen Neid und vor der Feststellung, dass © Eve Stockhammer: Sonnenaufgang ist Ausdruck einer Ruptur in dieser Bindung. Je älter für die Ablösung, die mit einem Rollenverlust einher- die Tochter wird, umso mehr zieht sich die Mutter zu- geht, keine Beziehungskonzepte vorhanden sind. Die Beziehungslücke wird gefüllt mit der «Währung rück. Nicht im Sinne eines Loslassens, eines Gehen- Die Schuldgefühle vermögen die Angst vor einem Schuld», die Beziehung innerhalb eines hierarchi- lassens, sondern eines Bruches. Sie ist nicht mehr endgültigen Bindungsbruch teilweise zu beruhigen. schen Narrativs ge-währt, eines Narrativs, in dem das 12 13 © Eve Stockhammer: Survivant
Im transgenerativen Prozess Dans le processus transgénérationnel La peur comme point de basculement Defizit zur Beziehungsgrundlage wird und damit zum der Tochter, die auch Kinder gebären wird – oder soll, JeannettE Fischer, Traduction : Alexandra Cinter • misme et une grande créativité d’autre part. La mère Antrieb für Wettbewerb. Auch denjenigen zwischen so die Rollenerwartung. Nicole Reiser, 30 ans, est à la recherche d’une psy- de Nicole Reiser n’a jamais repris son travail ni sa Mutter und Tochter. Obwohl dieses Beispiel eine beachtliche Symp- chanalyste, car elle souffre d’attaques de panique carrière, sans que personne ne sache pourquoi. Alors Es besteht kein Beziehungsnarrativ mehr für die Mut- tomatik aufweist, können wir nicht von uns weisen, et d’anxiété. Elle est sur le point de terminer sa deu- que sa fille avait quinze ans, le père a rencontré une ter: Weil sie von den Kindern nicht mehr gebraucht dass unsere alltägliche Angst Hinweis ist auf Unter- xième formation. C’est une période difficile, ponc- autre femme et quitté la mère de Nicole. Il a obtenu wird, zieht sie sich zurück. In sich selber eingeschlos- drückung und Zuweisung von Rollen, von Geschlech- tuée de journées où la jeune femme se cloître dans la garde de ses 3 enfants, à la demande de ceux-ci. sen, vermag sie der Tochter keinen Bindungsboden terrollen, und damit Teil unseres Beziehungs- und sa chambre, qu’elle ne quitte que pour se chercher à mehr zu geben; ihr fehlt die Antwort auf die Trennung. Rollennarrativs bildet. manger dans le frigo ou pour aller aux toilettes. Ces La seule chose qui nous lie c’est la différence Sie wird zu einer Mutter, der man etwas schuldig ist, Es ist an der Zeit für ein Narrativ ausserhalb der jours-là, elle ne se lave pas, se nourrit de façon anar- Au cours de la psychanalyse, Nicole Reiser confie ne die man aus Schuldgefühlen besucht, die sich verra- Angst, ausserhalb der Schuld, ausserhalb der Hie- chique et ne répond pas au téléphone. Ses coloca- plus avoir la force de supporter les fluctuations de ten fühlt in ihrer Rolle. Es besteht kein Narrativ für die rarchie, für eines, das uns Menschen intersubjektiv taires la laissent tranquille, ils ont l’habitude. son existence. Plus la force de lutter contre l’anxiété, Tochter, die diese Leerstelle mit von Schuldgefühlen weiterträgt. So lange aber die Angst befürwortet wird Issus d’un milieu extrêmement modeste, les pa- de lui faire face. Elle dit avoir épuisé son énergie, la- getriebenen Bemühungen zu überbrücken und zu fül- als notwendiges Gefühl und die Schuldgefühle als rents de Nicole ont réussi à gravir les échelons. Ils ont quelle se nourrissait jusqu’alors de sa révolte envers len versucht. notwendiges Übel, so lange werden die bestehenden tous deux terminé un apprentissage, le père a réussi ses parents. Au début, la psychanalyse parvient à la Das Moment, das die Mutter tradiert, ist der Bruch Machtverhältnisse konsolidiert und die Rollen, nicht professionnellement, quant à la mère, elle a choisi tranquilliser, lui permet de terminer ses études et de der Beziehung anstelle der Trennung, der Ablösung zuletzt als Schutz vor Ausgrenzung, zementiert. d’interrompre sa carrière pour fonder une famille et travailler. Mais l’angoisse et la panique persistent. Il von der Tochter ohne Beziehungsrückzug. Tradiert élever ses enfants. Mais à mesure que ceux-ci ont s’agit alors d’identifier l’origine des symptômes, pour wird damit gleichzeitig der Bruch der Beziehung zu grandi, elle s’est repliée sur elle-même. Sa fille man- permettre à la jeune femme de sortir de ce cercle sich selbst, weil der klassischen Rolle der Mutter – Veröffentlichungen der Autorin zum Thema: quait souvent des jours entiers d’école en raison vicieux. • Psychoanalytikerin trifft Marina Abramovic. nicht aber ihrer Funktion und Pflicht als Mutter – be- d’attaques de panique. Etant très intelligente, elle par- La théorie psychanalytique féministe du lien s’ap- Scheidegger&Spiess, Juni 2018. reits eine Form der Selbstaufgabe inhärent ist. Dieser • Angst – vor ihr müssen wir uns fürchten. Stro- venait toutefois à rattraper rapidement la matière. Sa puie sur la relation intersubjective, soit sur un lien qui Bruch mit sich selbst muss gesühnt, gerächt oder emfeld Frankfurt a.M. & Basel, November 2018. vie se partageait ainsi entre ces attaques de panique, se veut non hiérarchique, existant entre au moins deux belohnt werden. Die Schuld dafür liegt in den Händen d’une part, et une immense force de vie, un dyna- personnes et pouvant être étendu à la communauté 14 15
Dans le processus transgénérationnel Dans le processus transgénérationnel Jeannette Fischer a travaillé durant 30 ans comme psychanalyste à Zu- rich. Elle s’intéresse en particulier à la question de la violence, du pouvoir et de l’impuissance. Elle a organisé sur le sujet plusieurs expositions et réalisé deux films documentaires. ainsi qu’à la société. Contrairement à la relation hié- d’être exclus de cette communauté, autrement dit le symptôme d’une rupture de lien, où « la reconnais- rarchique, la relation intersubjective repose sur la dif- nous assurer d’y être intégrés et ce faisant, calmer sance de l’autre comme différent » est annihilée et se férence, celle entre un Je et un autre. Le Je de l’autre notre peur de perdre sa reconnaissance. transforme en relation de pouvoir. Cette rupture de est per se différent du mien – et pas seulement de par Lorsque cette adaptation n’a plus lieu, on constate lien va de pair avec la perte du sentiment de sécurité. son genre –, il n’est donc pas moi. La reconnaissance qu’il manque un modèle de lien [ein Beziehungsnar- La peur implique une séparation entre soi et le de cette différence est fondamentale, parce qu’elle rativ], qui nous permette de dépasser ces rôles as- monde. Elle prolonge l’aliénation du Je qui est déjà à valide le fait que, dans la relation à autrui, la seule signés et de garantir notre propre Je, également au l’oeuvre dans l’assignation des rôles et dans l’identifi- chose qui nous relie, c’est la différence. sein de la communauté. Ainsi, la mère de Nicole Rei- cation à ces derniers. Parce qu’ils figent l’être humain, Dans les relations hiérarchiques, c’est-à-dire dans ser se retire du monde alors qu’elle est talentueuse ces rôles lui ôtent la liberté de déployer son propre Je, les liens qui sont caractérisés par une inégalité – et ce et en bonne santé. Elle ne poursuit pas sa carrière, de grandir, de se développer et de contribuer à façon- sont la majorité –, cette différence est remplacée par abandonne un métier qu’elle a pourtant exercé avec ner le monde. la notion de déficit. L’un des Je y présente un déficit passion. Et sa fille s’enfonce avec elle, elle aussi préci- La peur musèle les forces libidinales, l’énergie vi- par rapport à l’autre. De cette manière, le lien s’orga- pitée dans ce vide relationnel, dans cet abîme. Toutes tale, que je nomme par la suite agressivité au service nise de façon hiérarchique. C’est dans cette forme de deux se retrouvent dans ces angoisses qu’elles ont du Je, ces forces donc, qui nous permettent de nous lien que les rôles sont attribués, que sont définis et en commun. Bien que la peur soit un état séparant, défendre, de nous engager pour nous-mêmes, d’être perpétués notamment les rôles fondés sur le genre. elle est ici liante. ambitieux, de prendre du plaisir. La peur les retient, Un rôle définit le rapport qu’un Je entretient avec si bien qu’elles implosent et peuvent entre autres © Eve Stockhammer: Engelchen un autre Je ainsi qu’avec la société. Par un phéno- La peur paralyse mener à la dépression, aux troubles alimentaires ou mène d’identification, il définit également le rapport Bien que beaucoup le prétendent, la peur n’a pas pour aux attaques de panique. Dans le vide relationnel, moins à « stabiliser » le discours de pouvoir existant. du sujet à lui-même. Si ces rôles prédéfinis sont des fonction de nous protéger du danger. La crainte suf- ces forces sont brisées : le Je ne peut se dévelop- Car l’adaptation nécessite de la soumission, et une instruments d’oppression et de répression, ils nous fit à remplir ce rôle : en tant que réaction instinctive per sur une base instable. Si l’adaptation aux rôles plus ou moins grande part de renoncement à soi. En garantissent néanmoins d’être acceptés par la com- qui accroît l’attention, elle permet de prendre les me- qui nous sont attribués peut masquer ce phénomène contrepartie, elle nous offre une protection contre munauté. En nous y adaptant, nous pouvons éviter sures défensives adaptées. La peur en revanche est ou nous aider à le surmonter, elle n’en contribue pas la perte du lien. Bien que les relations hiérarchiques 16 17
Dans le processus transgénérationnel Dans le processus transgénérationnel soient per se violentes, elles permettent de calmer le renoncement à un épanouissement professionnel. lidons ce discours de pouvoir et nous contribuons sentiment, nous validons la hiérarchie et nous créons la peur d’être exclu de la communauté et de suppor- Les coups et autres actes de violences sont des ten- à notre dévalorisation et notre aliénation à tous, de un rapport déficitaire ou nous nous adaptons à celui- ter l’assujettissement, considéré comme un moindre tatives pour empêcher ces ruptures. En disant cela, je même qu’à l’individualisation du problème. Ce n’est ci. Que nous soyons « débiteur » ou « créancier » est mal. ne justifie pas la violence, mais attire l’attention sur le que dans un modèle relationnel basé sur l’intersub- sans importance – les deux rôles sont inhérents au À l’inverse, avec la relation intersubjective et la recon- fait qu’il s’agit d’un problème structurel, un problème jectivité que ces rôles deviennent obsolètes. Il en va discours de domination et le renforcent, le stabilisent. naissance de l’autre comme un Non-Je, il devient pos- relevant des rapports de domination existants. En en- en effet des besoins fondamentaux de l’être humain, Nous faisons continuellement l’expérience de la diffi- sible de développer son Je. Comme celui-ci n’a pas dossant les rôles qui nous sont attribués, nous conso- qui ne souffrent ni report ni renoncement : être porté culté que nous avons à sortir de notre culpabilité. Ce de taille prédéfinie et ne peut se former, se réinventer par la communauté, sans devoir renoncer à son auto- sentiment s’observe partout, il fait partie intégrante et se situer qu’en rapport à un ou plusieurs autres Je, nomie, à son épanouissement ou à sa croissance. Ici, de presque toutes les relations. Nous pouvons le nier, nous sommes tributaires de la communauté, donc on n’agit ni avec peur, ni avec culpabilité. nous pouvons nous en déclarer dépourvus, nous pou- dépendants d’elle. Inversement, l’idée selon laquelle vons travailler à nous en défaire, nous pouvons l’esti- le Je a une taille définie, qu’il s’agit d’atteindre puis Le sentiment de culpabilité comme ciment rela- mer justifié – la tentative de gérer ce sentiment nous de conserver, de protéger et de défendre, n’est en fin tionnel détourne du constat que c’est sa fonction de créer du de compte applicable qu’avec l’attribution des rôles Une autre possibilité s’offre à nous pour sauvegarder la lien dans les relations hiérarchiques. prédéfinis. relation : le sentiment de culpabilité. Presque personne Il manque donc un modèle relationnel, qui promette n’y échappe. Barbara Bleisch, philosophe et rédactrice De la difficulté d’abandonner la logique du déficit la sécurité au sein de la communauté, sans qu’il faille de l’émission « Sternstunde », a publié un livre sur le Cette problématique est également à l’œuvre dans pour autant renoncer à l’autonomie et à l’épanouis- sujet, « Warum wir unseren Eltern nichts schulden » la relation entre Nicole Reiser et sa mère. L’angoisse sement du Je. Un modèle qui ne soit pas basé sur [Pourquoi nous ne devons rien à nos parents]. de la jeune femme est l’expression d’une rupture du le déficit. Au lieu de cela, les ruptures et les vides Comme mentionné précédemment, les relations lien. Plus la fille grandit, plus la mère se retire, ce non relationnels sont transmis, qui s’expriment comme où le pouvoir est inégal reposent sur la notion de pas au sens d’un lâcher-prise, où elle autoriserait son chez Nicole Reiser par de l’anxiété et de la panique et déficit. Le sentiment de culpabilité y joue un rôle es- enfant à partir, mais au sens d’une rupture. Elle n’est chez sa mère par le retrait hors de la communauté et sentiel, celui de liant relationnel, de mastic. Avec ce plus disponible pour sa fille, ne s’intéresse plus à elle, 18 19 © Eve Stockhammer: Survivant
Dans le processus transgénérationnel Dans le processus transgénérationnel elle l’a pour ainsi dire « lâchée ». La seule chose qui d’elle, elle se retire. Repliée sur elle-même, elle ne généré par les rôles qui nous sont assignés, dont les maintient la relation, ce sont les efforts de Nicole parvient plus à offrir à sa fille un socle relationnel; il rôles de genre, et constitue ainsi une partie de notre qui – poussée par un sentiment de culpabilité – tente lui manque la réponse à la séparation. Elle devient modèle en matière de relations et de rôles. de faire plaisir à sa mère, de la décharger, de la faire alors une mère à qui l’on est redevable, à qui l’on rend Il est temps d’élaborer un modèle en dehors de la prendre part au succès qu’elle rencontre lorsqu’elle ne visite par obligation, qui se sent trahie dans son rôle. peur, en dehors de la culpabilité, de la hiérarchie, un reste pas paralysée dans sa chambre. Cette rupture La fille ne disposant d’aucun modèle relationnel, elle modèle qui mène l’être humain vers l’intersujectivité. repose d’une part sur l’absence de modèle relation- s’efforce, poussée par un sentiment de culpabilité, de Tant que la peur sera perçue comme une émotion nel, laquelle survient lorsque les rôles ne « portent » combler et de remplir cet espace vide. incontournable et la culpabilité cautionnée en tant plus, en l’occurrence ici lorsque la mère a été libérée La situation charnière que la mère transmet est que mal nécessaire, les rapports de pouvoir existants de son devoir; mais elle est d’autre part également celle d’une rupture au lieu d’une séparation, d’un continueront d’être renforcés et les rôles cimentés, l’expression de la jalousie : la perte du sentiment de détachement sans désengagement relationnel. Est notamment comme protection contre l’exclusion. sécurité – et la mère le sait – abîme, brise l’agressivité également transmise la rupture dans la relation à soi- au service du Je; la fille demeure impuissante, repliée même, car le rôle maternel classique – et non pas la sur elle-même et enfermée dans sa chambre. fonction ou les responsabilités de mère – comporte Publications de l’auteure sur le sujet: • Psychoanalytikerin trifft Marina Abramovic. La culpabilité de la fille envers sa mère est une pro- déjà une forme de renoncement à soi. Cette perte Scheidegger&Spiess, juin 2018. position de relation. Ce sentiment offre également une de lien à soi-même doit alors être expiée, vengée • Angst - vor ihr müssen wir uns fürchten. Stro- protection contre la jalousie maternelle, de même que ou récompensée. La fille se retrouve avec cette res- emfeld, Frankfurt a.M. & Basel, novembre 2018. contre le constat qu’il n’y a pas de concepts relation- © Eve Stockhammer: Sonnenaufgang ponsabilité sur les bras, elle qui aura à son tour des nels à disposition pour appréhender la séparation qui enfants, ou est censée en avoir, ainsi que la société accompagne la perte d’un rôle. La culpabilité permet hiérarchique, dans lequel le déficit sert de base rela- l’attend d’elle. de calmer en partie l’angoisse d’une rupture défini- tionnelle et devient un moteur de compétition, égale- Bien que l’exemple de Nicole présente une symp- tive. Le vide relationnel est rempli par la «valeur culpa- ment entre mère et fille. La mère ne dispose plus de tomatologie très marquée, nous ne pouvons nier que bilité», la relation conservée à l‘intérieur d’un modèle modèle relationnel. Ses enfants n’ayant plus besoin notre peur quotidienne soit le signe d’un refoulement 20 21
Ein Plädoyer für die Genderbrille Ein Plädoyer für die Genderbrille Martina Bundi studierte Gender and Women Studies an der Amerika- nischen Universität in Kairo und engagiert sich seit ihrer Rückkehr nach Zürich in verschiedenen Organisationen für LGBT- und Frauenrechte. Den Deutungsrahmen unserer Welt erweitern Martina Bundi • Obwohl das Geschlecht sowohl schriften erstellt. 3 Die Erkenntnis, dass der male bias Weiblichkeits- und Männlichkeitsvorstellungen präg- Theorie, droht sie sich in Einzelfallbeschreibungen zu in der Vergangenheit wie auch heute die Ordnung Theoriebildung, Methoden und Begriffe vereinnahmte ten Überlegungen, die die grossen sozialen Ungleich- verlieren. 8 der Gesellschaft grundlegend strukturiert, wurde und somit die gesamte Wissensproduktion einfärbte, heiten zwischen den Geschlechtern zu erklären Die Relevanz des Verständnisses für das Wirken Geschlecht oder Gender erst sehr spät zum Gegen- führte zu einer kritischen Prüfung wissenschaftlicher suchten. 6 Ausschlaggebend sind hierbei die Bedeu- der Genderdimension auf die Praxis lässt sich in der stand der Forschung. Erst durch die Frauenbewegung Arbeitsweisen. Es entstanden neue Forschungs- tung, die der Differenz beigemessen wird, und das Schweiz anhand des Beispiels der sexualisierten Ge- der 60er-Jahre gerieten von Dichotomien geprägte ansätze und Fragestellungen, die nach und nach auch Ordnungssystem, welches sich dadurch aufrechter- walt als politisches Handlungsfeld illustrieren. Denkmuster ins Zentrum der Aufmerksamkeit und unsere Wahrnehmung beeinflussten. 4 hält. Diese fiktionalen Einheiten aufzubrechen ist die Gewalt gegen Frauen, auch sexualisierte Gewalt natürlich erscheinende Unterteilungen in Natur und Gegen Ende der 80er-Jahre bildete sich aus der Aufgabe der Geschlechterforschung und erlaubt uns, oder häusliche Gewalt genannt, wurde erstmals von Kultur, Körper und Geist, Gefühl und Vernunft sowie Erforschung des Subjekts der Frau(en) eine Erfor- gesellschaftliche Phänomene und Probleme als struk- zivilgesellschaftlichen Frauenbewegungen in den Frau und Mann wurden hinterfragt. 1 Während im po- schung der Analysekategorie Geschlecht, in deren turell zu erkennen und nicht als individuelle Defizite späten 70er-Jahren als Problemfeld identifiziert. Ge- litischen Raum Forderungen nach demokratischen Zentrum die relationale Betrachtung des hierarchi- abzutun. Eine Sicht, die es einer Gesellschaft ermög- meinsam mit NGOs gründeten sie Frauenhäuser und Grundrechten und Selbstbestimmung laut wurden, schen Verhältnisses zwischen Frau und Mann stand. licht, die Ursache von Missständen zu bekämpfen, andere Anlaufstellen, die auf dem Prinzip der Hilfe beschäftigten sich Frauen an den Universitäten mit Dieser Entwicklung lag die Erkenntnis zugrunde, dass und die somit die Zukunft der Gesellschaft als Ganzes zur Selbsthilfe basieren. Das feministisch geprägte der ernüchternden Tatsache, dass sie selbst weder bestimmte Rollen- und Aufgabenzuteilungen immer zu beeinflussen versucht. Umfeld aktiver Frauen sah die Ursache des Problems Subjekt noch Objekt der Wissenschaft waren. 2 Aus in Beziehung zur Rollenverteilung des Gegenübers Der Aufbau und Erhalt ebendieser Genderkompe- in der Ungleichheit der Geschlechter verwurzelt und den Nachforschungen zu diesen Diskriminierungs- gesehen werden müssen, um sichtbar zu machen, tenz ist die Aufgabe der Universitäten, um genauer diskutierte Gewalt gegen Frauen als Resultat des und Unrechtserfahrungen entstand nach und nach ein wo zum Beispiel die Arbeit der Frau unter- oder über- zu sein: der Gender-Studies-Departemente. Vor allem hierarchischen Machtverhältnisses zwischen den Wissenskörper über das alltägliche Leben der Frauen. bewertet wird. Etwa zur gleichen Zeit bildete sich für die Gleichstellungsarbeit sind Erkenntnisse aus Geschlechtern. 9 Die gesetzliche Verankerung sexua- Geschlechtlich parteiische Wissenschaft wurde als auch die Notion des Geschlechts als soziale und his- der Geschlechterforschung zentral, ist die Geschlech- lisierter Gewalt als Straftat und die behördliche Ins- solche entlarvt und Objektivität als Wissenschafts- torische, und nicht rein auf der Existenz biologischer terforschung doch ihre Referenzwissenschaft. 7 Der titutionalisierung der Dienstleistungen für die Opfer ethos neu definiert, Wissenschaftlerinnen haben sich Unterschiede beruhende Kategorie. 5 Die gesell- Transfer von Wissenschaft in die Praxis ist jedoch nur im Laufe der 90er-Jahre führten dazu, dass sich das gegenseitig gesucht und gefunden und in eifriger schaftliche Organisation des Geschlechterverhält- dann wertvoll, wenn sich dadurch Rahmenbedingun- Verständnis des Problems zunehmend vom Kon- Zusammenarbeit interdisziplinär angelegte Fachzeit- nisses sowie das dazugehörige Moment bestimmter gen verändern lassen. Fehlt der Praxis der Bezug zur text ungleicher Geschlechterbeziehungen löste. Die 22 23
Ein Plädoyer für die Genderbrille Ein Plädoyer für die Genderbrille 1 Eifert, Christiane: Entwicklung der Geschlechter- forschung. In: H-Soz-Kult. www.hsozkult.de/ debate/id/diskussionen-333, S.3 (06.06.2003) 2 Eifert, 2003: S. 1 3 Maihofer, Andrea: Gender Studies. Von der Frauen- zur Geschlechterforschung. In: Zeitschrift für Schweizer Archäologie und Kunstgeschichte, zunehmende Bearbeitung des Themas durch die Be- gefälles zwischen Männern und Frauen, so wird auf Problem auf struktureller Ebene zu begegnen und die Band 59, 2002, S. 83-84 hörden anstelle von Frauenbewegungen und NGOs der Prioritätenliste zuständiger Behörden und Institu- Opferzahlen nachhaltig reduzieren zu können. 4 Eifert, 2003, S. 1 hat zu einer Veränderung des Problemverständnisses tionen wahrscheinlich eher die Bereitstellung akuter Dass die Genderdimension das Verständnis eines 5 Maihofer, 2002, S. 84 geführt und den genderspezifischen Blick auf die Pro- Unterstützungsleistungen im Vordergrund stehen Problems verändern kann, scheint auf der Hand zu lie- 6 Maihofer, 2002, S. 85 blemursache (Ungleichheit der Geschlechter) in den als die Aufklärung der gesamten Bevölkerung zum gen. Nun stellt sich aber die Frage, auf welchen We- 7 Vollmer, Lina: Zwischen Gleichstellungsarbeit und Geschlechterforschung. Zur Bedeutung von Ex- Hintergrund gerückt. Die Häufigkeit von Straftaten se- Thema. gen diese Genderdimension und Genderkompetenz pertInnenwissen und der Rolle von Netzwerken. xualisierter Gewalt, deren Opfer immer noch zu mehr Um dem Problem der sexualisierten Gewalt wirk- in die politische Gleichstellungsarbeit fliessen soll? In: Schmidt, Uta; Kortendiek, Beate (Hg.): Netz- als 90% Frauen sind, hat sich seit den 90er-Jahren lich Frau werden zu können, braucht es Studien, die Studien zeigen, dass Akteur*innen in der Gleichstel- werke im Schnittfeld von Organisation, Wissen nicht verringert. 10 Trotz der vielen Hilfsangebote, die sich mit der nachhaltigen Lösung des Problems aus- lungspolitik und -arbeit, die noch nie in Kontakt mit und Geschlecht. Essen, 2016, S. 117 Opfern sexualisierter Gewalt zur Verfügung stehen, einandersetzen, wobei die Erfahrungen der Opfer der Geschlechterforschung gekommen sind, deren 8 Vollmer, 2016, S. 11 9 Gloor, Daniela / Meier, Hanna: Violence against konnte das Problem bis heute nicht gelöst werden. zentral sind. Sowohl das Bild des Mannes als unver- Erkenntnisse als uninteressant und nicht anwend- women – an indicator of gender equality?! In: Lie- Die existierenden Massnahmen, die von der Polizei, besserlicher Aggressor wie auch das Bild der Frau, bar empfinden können. 13 Der niedrige Professionali- big, Brigitte; Gottschall, Karin; Sauer, Birgit (Hg.): den Gesundheitsinstitutionen, den Behörden und der die es einzig und allein zu schützen gelte, werden der sierungsgrad der Gleichstellungsarbeit(er*innen) ist Gender Equality in Context: Policies and Practices Justiz getroffen werden, scheinen dem Problem vor Komplexität sexualisierter Gewalt nicht gerecht. Das denn auch der Ort, an dem angesetzt werden muss, in Switzerland. Opladen, 2016, S. 63 allem auf individueller Einzelfallebene zu begegnen, Verständnis sexualisierter Gewalt muss tiefer gehen um die Expertise dieser Berufsgruppe untermauern 10 Gloor / Meier, 2016, S. 64 11 Gloor / Meier, 2016: S. 68 während die zugrundeliegende strukturelle Ungleich- und Hilfsangebote müssen die Gleichstellung der zu können. 14 Die Einsichten, die aus der Betrachtung 12 Gloor / Meier, 2016: S. 80 heit der Geschlechter auf Nebenschauplätze abge- Geschlechter thematisieren. 12 Vor allem im Hinblick eines Phänomens unter Anwendung von Gender als 13 Vollmer, 2016, S. 121 drängt wird. Studien und Auswertungen zeigen, dass auf die Ratifizierung der Istanbul-Konvention durch Analysekategorie gewonnen werden können, sind ge- 14 Vollmer, 2016, S. 117 Interventionen und Unterstützungsangebote jeweils die Schweiz wäre es vonnöten, bestehende Interven- sellschaftlich relevanter denn je. Nicht nur, weil wir stark von der Definition des Problems abhängen. 11 tionen im Bereich häusliche Gewalt einer Wirksam- gewisse Themen seit Jahrzehnten auf der politischen Wird also die Ursache häuslicher Gewalt vornehmlich keitsprüfung zu unterziehen und sie auf ihre Gen- Agenda haben, sondern auch, weil die Genderdimen- Tischen sitzen», muss breiter werden, damit der kog- als Fehlverhalten einzelner Individuen betrachtet und derdimension hin zu analysieren. Dies mit dem Ziel, sion politisch zunehmend unter Druck gerät. Das nitive Deutungsrahmen, durch den wir die Welt wahr- nicht als gesellschaftliche Auswirkung eines Macht- nicht nur einzelnen Opfern zu helfen, sondern dem Spektrum an Persönlichkeiten, die «an den grossen nehmen, sich verändern kann. 24 25
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