Erneuerbare Energien - SSES.ch

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Erneuerbare Energien - SSES.ch
Erneuerbare                                   14 INNOVATION
                                                                      Energiewendegenossenschaft

                        Energien
                                                                      erhält Unternehmerpreis

                                                                      16 QUALITÄT
                                                                      Ein neues Testlabor will im
                                                                      Markt mitspielen

                                                                      20 BIOMETHAN
                                                                      Der Ertrag von Biogasanlagen
                                                                      soll markant gesteigert werden

Nr. 4   August 2017

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

                               DIE ÖKOBILANZ
                             DER PHOTOVOLTAIK
                                                            SEITE 8
Erneuerbare Energien - SSES.ch
Die Baumesse.
                                          Wo man schaut, bevor man baut.

   7.– 10.9.2017
   Messe Zürich
    Do –So 10–18 bauen-modernisieren.ch

                                                                Patronat   Halle 6

Quelle: renggli-haus.ch
Erneuerbare Energien - SSES.ch
EDITORIAL                                             INHALT

JEDER KANN SEINE ENERGIEWENDE IN                                                         Aktuell                                      4

DIE EIGENEN HÄNDE NEHMEN                                                                 Schwerpunkt

                                                                                         Ökobilanz: Solarmodule erhalten ins­
                               In letzter Zeit stehe ich öfter auf dem Dach unseres
                                                                                         gesamt gute Noten. Es gibt aber noch
                               Hauses. Natürlich nicht nur so zum Spass, aber doch
                                                                                         Verbesserungspotenzial.                      8
                               zu meiner grossen Freude. Unterwegs mit Akku­
                               schrauber und Schraubenschlüssel habe ich begon­
                                                                                         Sonne
                               nen, meine Energiewende in die eigenen Hände zu
                               nehmen. Hier wird in den kommenden Wochen eine
                                                                                         Tage der Sonne: Die Zahlen zur Ausgabe
                               Photovoltaikanlage entstehen.
                                                                                         2017 zeigen, dass der Anlass ein grosser
                               Noch vor wenigen Jahren wäre dies für mich sehr
                                                                                         Erfolg war.                             12
                               schwer umzusetzen gewesen – nicht nur weil mir da­
                               mals noch das passende Hausdach fehlte. Die Investi­      Solaranlagenchecks: Die eigene Anlage
                               tion hätte ich nicht stemmen können. Doch das ist         neutral überprüfen zu lassen, bietet viele
                               nun anders. Einerseits wegen der stark gefallenen         Vorteile.                                13
                 Beat Kohler   Preise für die Photovoltaik. Andererseits wegen des
          Leitender Redaktor   soeben von der Unternehmensinitiative «Neue Ener­         Politik und Wirtschaft
                               gie Bern» ausgezeichneten Selbstbaukonzepts der
                               Energiewendegenossenschaft, das ich nun nutze. So         Unternehmenspreis: Die Energiewende­
                               kommt die Solaranlage in den Bereich einer grossen        genossenschaft wurde für ihr Selbstbau­
                               Konsumausgabe, bei der die Frage der Rentabilität         projekt ausgezeichnet.                 14
                               nicht mehr so im Vordergrund steht.
                                                                                         Qualitätssicherung: Im Kanton Thurgau
                               Es ist wie mit dem eigenen kleinen Gemüsegarten: Da
                                                                                         hat ein neues Testlabor seinen Betrieb
                               frage ich beim Kauf der Setzlinge auch nicht in erster
                                                                                         aufgenommen.                           16
                               Linie nach der Rentabilität. Ich will etwas zu meiner
                               Selbstversorgung beitragen und kann es auch. Ein gu­      Elektromobilität und Solarstrom: Ein gutes
                               tes Gefühl.                                               Gespann stellt sich bei Ausstellungen der
                               Ohne die vielen Pioniere, die in der Schweiz im Be­       Öffentlichkeit vor.                     18
                               reich der Photovoltaik in den letzten 40 Jahren Gros­
                               ses geleistet und ein wesentlich grösseres finanzielles   Forschung
                               Risiko in Kauf genommen haben, wäre das nicht
                               möglich gewesen. Für alle anderen gibt es jetzt auch      Biomethan: Im Jahr 2030 soll der Anteil
                               keine Ausreden mehr. Jeder kann etwas zur Energie­        von erneuerbarem Gas im Schweizer
                               wende beitragen, sei es auf dem eigenen Dach oder         Wärmemarkt 30% betragen.                21
                               durch die Beteiligung an einer genossenschaftlichen
                               Anlage.                                                   Flash                                       26
                                                                         Beat Kohler
                                                                                         SSES-News

                                                                                         VESE-News

                                                                                         Cartoon

                                                                                         Agenda                                      28

                                                                                         Branchenverzeichnis                         29

                                                                                         Impressum                                   31
Liebe Mitglieder

Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website
der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die
aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: surya

                                                                                         Titelbild: Beat Kohler

                                                                                            Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017    3
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

                                       PELLETPREISE                                                                                          SOLARBOOM
                                       Juli 2016 bis Juli 2017                                                                               GEHT WEITER
                                       Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung)
                                                                                                                                             SolarPower Europe, die neue EPIA (Euro-
                                                                                                                                             pean Photovoltaic Industry Association),
                                                                                                                                             hat Anfang Juni den «Global Market Out-
                                                                                                                                             look für Solarenergie 2017–2021» veröf-
                                                                                                                                             fentlicht. Der Bericht bestätigt, dass 2016
                                                                                                                                             ein weiteres Rekordjahr für die Solarenergie
                                                                                                                                             war. Der weltweite jährliche Zubau von PV-
                                                                                                                                             Anlagen wuchs um 50% auf 76,6 GW an.
Grafik: www.pelletpreis.ch

                                                                                                                                             Es gibt jetzt eine weltweite Solarstromer-
                                                                                                                                             zeugungskapazität von 306,5 GW. Chris-
                                                                                                                                             tian Westermeier, Präsident von SolarPower
                                                                                                                                             Europe, erklärt: «Nie zuvor haben wir in ei-
                                                                                                                                             nem Jahr mehr Solarenergie installiert als im
                                                                                                                                             Jahr 2016. Zum ersten Mal hat die Solar-
                                       Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten   energie die Windenergie in Bezug auf die
                                       zusammensetzt.                                                                                        jährlich installierte Leistung hinter sich ge-
                                       © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise                                          lassen.» James Watson, CEO von SolarPo-
                                                                                                                                             wer Europe, kommentiert: «Heute sind die
                                                                                                                                             Solaranlagen bereits billiger als neue Gas-,
                                       ERWEITERUNG DER ANLAGE AUF DEN                                                                        Kohle- und Kernkraftwerke.» SolarPower
                                       OLMA-HALLEN                                                                                           Europe sagt voraus, dass die Solarenergie
                                                                                                                                             ihr Wachstum im Jahr 2017 fortsetzen wird.
                                       Über 1,5 Millionen kWh Solarstrom hat die im Mai 2013 fertiggestellte PV-Anlage auf den               Die schnell abnehmenden Kosten für Solar-
                                       Olma-Hallen 2 und 3 mittlerweile produziert. Wie die Genossenschaft Solar St.Gallen mit-              energie steigern ihre Wettbewerbsfähigkeit.
                                       teilt, erhält die Anlage ab Oktober 2017 Verstärkung: Nach Abschluss der Dachsanierung                Alle seit 2016 vergebenen Solar-Ausschrei-
                                       werden auch die Hallen 4 und 5 mit Photovoltaikmodulen bestückt, die eine zusätzliche                 bungen liegen unter der Preisgarantie, wel-
                                       Leistung von 280 kW erbringen. Finanziert und betrieben werden die Anlagen wiederum                   che die britische Regierung im vergangenen
                                       von der Genossenschaft. Die erwarteten Stromgestehungskosten um 10 Rp./kWh wider-                     Jahr für das Atomkraftwerk Hinkley Point C
                                       spiegeln den Fortschritt der neuen Energien. Bei der ersten PV-Anlage war es bereits ein              unterzeichnet hat. In Abu Dhabi wurde im
                                       grosser Schritt, dass Solarstrom unter dem Haushalts-Hochtarifpreis produziert werden                 Jahr 2016 sogar ein Vertrag über 24,4 USD/
                                       konnte. Mittlerweile haben sich die Kosten wieder nahezu halbiert. «Die Betriebserfahrung             MWh (2,4 US-Cents/kWh) abgeschlossen.
                                       ist durchaus positiv», resümiert Projektleiter Heini Lüthi, «wir haben die PV-Anlage ein ers-         «Wenn die politischen Entscheidungsträger
                                       tes Mal gereinigt, die Erträge entsprechen den Erwartungen.» Die Genossenschaft Solar                 die richtigen Bedürfnisse einer reibungslo-
                                       St.Gallen produziert auf neun gemieteten Dächern Solarstrom für rund 300 Haushalte und                sen Energiewende erkennen, könnte die
                                       sucht weitere Partner, die ihr Dach für die Solarstromproduktion zur Verfügung stellen und            Nachfrage noch deutlich schneller anstei-
                                       optional an preiswertem Solarstrom-Eigenverbrauch interessiert sind. Pressedienst/Redaktion           gen und 2021 fast 1 TW Gesamtkapazität
                                                                                                                                             erreichen», so Michael Schmela, Leiter Glo-
                                                                                                                                             bal Market Outlook SolarPower Europe.
                                                                                                                                                                     Pressedienst/Redaktion

                                                                                                                                             ERNEUERBAR OHNE
                                                                                                                                             SUBVENTIONEN
                                                                                                                                             Am siebten New Energy Investor Summit
                                                                                                                                             trafen sich im Swiss Re Centre for Global
                                                                                                                                             Dialogue mehr als 100 Energieversorger,
                                                                                                                                             Finanzinvestoren, Projektentwickler und
Bild: Genossenschaft Solar St.Gallen

                                                                                                                                             Dienstleister aus ganz Europa. Bei zahlrei-
                                                                                                                                             chen «Speeddates» wurden laut Energie
                                                                                                                                             Zukunft Schweiz Ende Mai in Rüschlikon
                                                                                                                                             Investitionen in Wind-, Solar- und Wasser-
                                                                                                                                             kraftwerke aufgegleist. Erstmals wurden
                                                                                                                                             Projekte angeboten, die Solar- und Wind-
                                                                                                                                             strom für unter fünf Eurocent produzieren.
                                                                                                                                                                     Pressedienst/Redaktion

                                       4     Erneuerbare Energien   Nr. 4   August 2017
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

SOLAR- UND KERNENERGIE IM FOTO PRODUZIERT STROM
MAI GLEICHAUF
Im Mai haben gemäss Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar)
die in Deutschland installierten Photovoltaikanlagen die Rekord-
menge von rund 5,57 TWh Strom produziert. Dies entspreche ei-
nem Anteil von 12,3 Prozent an der Nettostromerzeugung. Damit
seien sie mit den Kernkraftwerken (5,65 TWh und 12,5 Prozent der
Nettoerzeugung) quasi gleichauf gelegen. Dies geht aus Berech-
nungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE)
hervor. Nach Einschätzung der Wissenschaftler des Instituts kann
die installierte Solarstromleistung in Deutschland bis zum Jahr 2050

                                                                                                                                                    Bild: CESM
auf über 300 GW ausgebaut werden. Derzeit liegt sie bei rund
42 GW. Nach aktuellen Meldedaten der Bundesnetzagentur war
der Photovoltaikzubau in den ersten vier Monaten dieses Jahres mit        Mit Unterstützung der Banque Cantonale Neuchâteloise (BCN) hat
circa 480 MW rund 64 Prozent grösser als im Vorjahreszeitraum.            das Forschungsinstitut CSEM die KALEO-Technologie entwickelt.
Beflügelt wird die wachsende Nachfrage durch die seit Herbst 2016         Damit lassen sich Photovoltaikmodule mit Bildern versehen. Die
erneut gesunkenen Systemkosten. Im Kraftwerksmassstab kann So-            Forscher des CSEM haben die Photovoltaikzelle mit einem hochauf-
larstrom in Deutschland bereits für rund sechs Cent je Kilowatt-          lösenden Bild zum «Verschwinden» gebracht. Trotzdem dringt im-
stunde erzeugt werden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Solar-          mer noch genügend Licht in die Zelle ein, um Energie zu erzeugen.
energie liegt damit auf Augenhöhe mit neuen konventionellen               Eine Fläche von 30 bis 40 Quadratmetern kann so einen Vierperso-
Kraftwerken.                                                     (PD)     nenhaushalt mit Strom versorgen.                             (PD)

WEITERES WACHSTUM DER SOLARENERGIE VORAUSGESAGT
Der europäische Solarindustrieverband            gie werden im selben Zeitraum um weitere
SolarPower Europe veröffentlichte Anfang         66% sinken. Dies wird gemäss BNEF dazu
Juni seinen jährlichen «Global Solar Market      führen, dass 2040 die Hälfte der globalen
Outlook». Die 2016 effektiv neu installierte     Stromproduktion aus Windkraft und Pho-
PV-Leistung stimmt demnach exakt mit             tovoltaik erzeugt werden kann. Die Region
dem letztjährigen optimistischen Szenario        Asien-Pazifik erweist sich dabei als eigentli-
von 76,6 GW überein. Dies entspricht einer       cher Motor der globalen Energiewende. In
Zunahme von 50% gegenüber dem Vor-               dieser Region rechnet die Studie mit etwa
jahr. Für dieses Jahr erwartet der Verband       der Hälfte der globalen Investitionen. Vor
                                                                                                  Dr. Matthias Fawer      Christian Rath
im optimistischen Szenario eine Zunahme          allem China und Indien, beides Schwellen-
auf über 100 GW. Wie im Vorjahr wird der         länder mit Milliardenbevölkerung und wei-        Toyota Prius verwendet, um so das Laden
Hauptteil des Anstiegs jedoch insbesondere       terhin stark steigendem Energiebedarf,           der Batterie zu unterstützen. In den ver-
von den Aktivitäten in China abhängen.           werden in den kommenden Jahren massiv            gangenen sechs Monaten wurden Pläne
Nach 34,5 GW im Vorjahr wird erwartet,           in erneuerbare Energien investieren müs-         für den Bau von mindestens zehn neuen
dass der jährliche Zubau 2017 auf immer          sen. Im Monat März erzeugten Solar und           Batterie-Gigafabriken veröffentlicht. Wich-
noch beachtliche 20–30 GW sinken wird.           Wind in den USA gemäss Daten der Ener-           tige Standorte dafür werden unter ande-
Die Spanne ist jedoch sehr breit, und opti-      giebehörde EIA erstmals mehr als 10% des         rem Deutschland, Australien, China, Thai-
mistische Stimmen erwarten sogar, dass der       Strombedarfs. In diesem Zusammenhang             land und die USA sein. Durch diese Pro-
chinesische Markt gegenüber dem Vorjahr          erhielt eine in den USA von der Analysis         jekte werden die Batterieproduktionskapa-
keinen Rückgang aufweisen wird. In jedem         Group veröffentlichte Studie zu Netzstabili-     zitäten von heute 100 GWh pro Jahr bis
Fall wird China auch 2017 der bedeu-             tät grosse Aufmerksamkeit. Gemäss der            2021 auf über 278 GWh ansteigen. Unklar
tendste Solarmarkt bleiben. Weitere grosse       Studie bildet der wachsende Anteil an er-        bleibt bei diesem rasanten Wachstum, ob
Märkte sind die USA, Japan und Indien.           neuerbaren Energien keine Gefahr für die         auch die Lieferketten für Lithium und Ko-
Bloomberg New Energy Finance (BNEF)              Verlässlichkeit der nationalen Stromversor-      balt entsprechend erhöht werden können.
veröffentlichte ebenfalls im Juni ihre vielbe-   gung. Demnach sei nicht die steigende            Die Preise für Batterien sollten gemäss
achtete Studie «New Energy Outlook               Zahl an Solar- und Windparks für die Ab-         BNEF bis 2030 auf 70 USD pro kWh sinken.
2017». Gemäss dieser Studie steht den er-        schaltung Dutzender Kohle- und Atom-             Heute bewegen sich die durchschnittlichen
neuerbaren Energien ein starker Investi-         kraftwerke verantwortlich, sondern kos-          Preise bei rund 270 USD pro kWh.
tionsboom bevor. Die BNEF-Experten ge-           tengünstige Gaskraftwerke. Das japanische
hen davon aus, dass bis 2040 weltweit            Elektronikunternehmen Panasonic entwi-
rund 7,4 Billionen US-Dollar in neue erneu-      ckelt ein 180-W-Solardach für den Einbau
erbare Energien fliessen werden. Die Kos-        in Autodächer. Als Erstes wird es im Dach        Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic
ten für die Stromerzeugung aus Solarener-        vom neuesten Plug-in-Hybridmodell des                   Investment, Vontobel Asset Management

                                                                                                    Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017     5
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AKTUELL

                           GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2)                                                                     ANOMALIE (W/m 2)
                               Juli 2017                                                                               Juli 2017
                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                       ï

                                                                                                                                                                                       ï

                                                                                                                                                                                       ï
Grafiken: MeteoSchweiz

                                                                                                                                                                                        ï

                                                                                                                                                                                        ï

                                                                                                                                                                                        ï
                                PLVVLQJGDWD                                                                            PLVVLQJGDWD
                                                                                           ‹0HWHR6ZLVV                                                             ‹0HWHR6ZLVV
                                                                                 6,6Yïï                                            6,6Yïï

                           NEUARTIGES SOLARKRAFTWERK                                                                                   ANREIZE SCHAFFEN
                           FÜR INFRASTRUKTURFLÄCHEN                                                                                    Seit 2009 können sich stromintensive Un­
                           In der Abwasserreinigungsanlage Chur entsteht ein neuartiges Solarfaltdach, mit dem die                     ternehmen in der Schweiz den Netz­
                           Kraft der Sonne auch über Flächen genutzt werden kann, die jederzeit zugänglich sein                        zuschlag zur Förderung der erneuerbaren
                           müssen. Das Bündner Start­up dhp technology hat dieses weltweit einzigartige Solarfalt­                     Energien vollständig oder teilweise zurück­
                           dach entwickelt. Die Anwendung erfolgt über Infrastrukturflächen wie Parkplätze oder                        erstatten lassen. Seit Januar 2014 können
                           Kläranlagen und schränkt den ursprünglichen Nutzen dieser Flächen nicht ein. Genau darin                    mehr Unternehmen von der Rückerstat­
                           liegt laut dem Unternehmen der Clou: Dank dem Solarfaltdach HORIZON könnten die un­                         tung profitieren, müssen dazu aber mit
                           zähligen Infrastrukturflächen im besiedelten Gebiet zur Solarstromproduktion und damit                      dem Bund eine verbindliche, zehnjährige
                           doppelt genutzt werden. Dieses System leiste einen wichtigen Beitrag an die Energiewende,                   Zielvereinbarung zur Steigerung ihrer Ener­
                           schone die Ressourcen Raum und Boden und werte diese wirtschaftlich auf. Dhp techno­                        gieeffizienz treffen. Per Ende 2016 hatten
                           logy hat dafür den Schweizer Nachhaltigkeitspreis Prix Eco 2016 erhalten. Das Unterneh­                     174 Unternehmen eine oder mehrere Ziel­
                           men produziert das Solarfaltdach in Landquart und hat das erste Projekt gemeinsam mit IBC                   vereinbarungen getroffen. Diese haben je­
                           Energie und Wasser Chur über der Kläranlage in Chur realisiert. Im Vollausbau deckt das                     weils eine Laufzeit von zehn Jahren. Bis
                           Solarfaltdach mit über 600 kW Nennleistung gemäss dhp einen Fünftel des Strombedarfs                        zum Ende der Laufzeit haben sich die
                           der Kläranlage, und das bei 100% Eigenverbrauch. Das bewegliche Leichtbausystem ba­                         Unternehmen demnach zu voraussichtli­
                           siert auf der Seilbahntechnologie und ermöglicht die doppelte Nutzung von bestehenden                       chen Einsparungen von Primärenergie im
                           Flächen. So können in Chur die Klärbecken, die aus betrieblichen Gründen jederzeit von                      Umfang von 881,9 Gigawattstunden ver­
                           oben zugänglich sein müssen, für die Produktion von Solarenergie genutzt werden. Die                        pflichtet. Entsprechend beträgt der voraus­
                           Überdachung der Becken reduziert gleichzeitig die Algenbildung und somit den Wartungs­                      sichtliche Endenergieverbrauch dieser Un­
                           aufwand der Abwasserreinigungsanlage.                                 Pressedienst/Redaktion                ternehmen im Zieljahr insgesamt rund
                                                                                                                                       23 590 Gigawattstunden. Darin sind Elekt­
                                                                                                                                       rizität, fossile und biogene Brennstoffe so­
                                                                                                                                       wie Fernwärme eingeschlossen.        PD/Red

                                                                                                                                       NEUE PROJEKTE
                                                                                                                                       2017 werden zum achten Mal wettbe­
                                                                                                                                       werbliche Ausschreibungen zum Strom­
                                                                                                                                       sparen durchgeführt. Die Resultate für die
                                                                                                                                       erste Ausschreibung 2017 für Projekte lie­
                                                                                                                                       gen vor: 20 Projekte erhalten insgesamt
                                                                                                                                       3,8 Millionen Franken an Förderbeiträgen,
                                                                                                                                       um möglichst kostengünstig und nachhal­
                                                                                                                                       tig Strom zu sparen. Das Kosten­Nutzen­
 Bild: dhp technology AG

                                                                                                                                       Verhältnis (Förderbeitrag pro eingesparte
                                                                                                                                       Kilowattstunde) der geförderten Projekte
                                                                                                                                       liegt laut BFE zwischen 1,6 und 3,7 Rappen
                                                                                                                                       pro Kilowattstunde (Durchschnitt 2,6 Rp./
                                                                                                                                       kWh, Vorjahr 3,3 Rp./kWh).           PD/Red

                           6        Erneuerbare Energien   Nr. 4   August 2017
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

GRÜNER STROM UND DAMPF                                                   STROMERZEUGUNG IM
FÜR 17500 HAUSHALTE                                                      GELÄNDER INTEGRIERT
Das Holzheizkraftwerk Sisslerfeld wird ab Ende 2018 drei Industrie­
betriebe mit Dampf versorgen. ENGIE und ewz haben im Hinblick
auf den Bau des Biomasse­Kraftwerks das Unternehmen Energie­
park Sisslerfeld AG (ENGIE 60%, ewz 40%) gegründet. Sie werden
das Projekt mit einem Betrag in der Höhe von 60 Millionen Franken
finanzieren. «Mit unserem hocheffizienten neuen Biomasse­Kraft­
werk werden wir die CO2­Emissionen um 35 000 Tonnen pro Jahr
reduzieren», betont Wolfgang Schwarzenbacher, Verwaltungsrats­
präsident der Energiepark Sisslerfeld AG.
                                                Pressedienst/Redaktion

                                                                                                                                                   Bild: chilimedia GmbH
VERGÄRUNGSANLAGE
DER KEWU AG EINGEWEIHT
Die KEWU AG – ein Unternehmen von 13 Gemeinden in der Agglo­
meration Bern – hat zu Jahresbeginn eine Vergärungsanlage in Be­         Metallbauer, die über ein breites Know­how in der Balkonkonstruk­
trieb genommen. Am 9. Juni 2017 hat sie diese offiziell eingeweiht.      tion verfügen, sind geradezu prädestiniert, um mit den Solarmodu­
Die Anlage produziert aus Bioabfall Strom und nutzbare Wärme.            len ein neues Element in ihre Produkte zu integrieren. Anstelle von
Dafür werden seit dem 1. Januar 2017 nebst Garten­ und Rüstab­           Scheiben oder Metallstreben werden Solarpanels eingesetzt, was
fällen auch energiereiche Speisereste aus den Haushalten der             ebenso dauerhaft ist. Vertikal montiert genügen sie auch den ästhe­
KEWU­Gemeinden mit dem Grüngut mitgesammelt. Nach der Ver­               tischen Ansprüchen. Zwar ergibt dies einen weniger hohen Spit­
gärung wird die verbliebene Biomasse in der bestehenden Kompos­          zenertrag an Stromproduktion im Sommer über die Mittagszeit, da­
tieranlage nachkompostiert und schliesst als wertvoller Dünger den       für ist der Ertrag im Winter, wenn die Sonne nur einen tiefen Stand
Stoffkreislauf. «Gerade das Ja zum nationalen Energiegesetz vor          erreicht, wesentlich besser. Zudem ist die Tageskurve bedeutend
drei Wochen zeigt klar, dass wir mit solchen einheimischen, regio­       breiter, da Balkongeländer an drei Hausseiten für die Energiegewin­
nalen und auslandunabhängigen Anlagen, wie es die KEWU­Anlage            nung eingesetzt werden können. Schliesslich verringert eine verti­
hier in Krauchthal ist, auf dem genau richtigen und zukunftsfähigen      kale Anordnung die Verschmutzung, und die Panels können nicht
energiepolitischen Weg sind», erklärte Barbara Egger­Jenzer, Ener­       zugeschneit werden. Die sechs Metallbauunternehmen Solar Bell­
giedirektorin des Kantons Bern, an der Einweihung.                       wald GmbH (Bellwald VS), R+R Metallbau AG (Birsfelden BL), Galli
                                                Pressedienst/Redaktion   Metallbau AG (Steffisburg BE), Werren + Lehmann GmbH (Deren­
                                                                         dingen SO), P. Imhof AG (Lax VS) und Anytech Metallbau AG

PEIK HILFT KMU,                                                          (Huttwil BE) wollen nun gemeinsam ihr Wissen im Metallbau und in
                                                                         der Solartechnik umsetzen und unter der Bezeichnung «Solar­Me­
ENERGIEKOSTEN ZU SPAREN                                                  tallbau» die Vermarktung und den Verkauf von Balkongeländern
                                                                         mit Solarpanels vorantreiben.                  Pressedienst/Redaktion
Das Programm Energieeffizienz in KMU (PEIK) bietet laut Medien­
mitteilung Unternehmen einen Einstieg für Energiesparprojekte an.
Rund 80 000 kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz ha­
                                                                         KOMPLETTANGEBOT ZUR
ben einen beträchtlichen Energieverbrauch. Pro Betrieb verbrau­          EIGENPRODUKTION
chen sie pro Jahr 100 000 bis 500 000 Kilowattstunden Strom,
500 000 bis 5 Millionen Kilowattstunden an Wärmeenergie sowie            Wie der Basler Energieversorger IWB mitteilt, bringt er ein Kom­
mehr als 10 000 Liter Treibstoff. Zusammen ergibt das eine Energie­      plettpaket für Photovoltaikanlagen auf den Markt. Dieses umfasst
rechnung zwischen 20 000 und 300 000 Franken pro KMU. Mit ein­           alles von der Planung bis zur Realisation. Das soll den Entscheid für
fachen Massnahmen und ohne grössere Investitionen könnten                eine eigene Solarstromanlage noch einfacher machen, verspricht
diese KMU ihre Energierechnung um 10 bis 15% senken. Grund ge­           das Unternehmen. Eine eigens eingerichtete Website zeigt nach
nug, das Energiesparpotenzial analysieren zu lassen. Ab sofort er­       Eingabe der Adresse ein Luftbild mit der Dachfläche des Hauses.
halten die KMU dabei Unterstützung von der KMU­Plattform für             Nach wenigen Mausklicks und einfachen Angaben zur Art des
Energieeffizienz PEIK. Die KMU entscheiden selbst, ob sie nur die        Dachs schlägt IWB unverbindlich vor, welche Solaranlage man
kostenlose Vorgehensberatung in Anspruch nehmen, eine umfas­             bauen könnte – und was diese voraussichtlich kostet. Ist der Kunde
sende Energieberatung vor Ort wünschen oder sich bei der Umset­          daran interessiert, begeben sich die Fachleute vor Ort und untersu­
zung von Massnahmen begleiten lassen wollen. PEIK läuft vorerst          chen die Situation im Detail. Danach machen sie dem Kunden ein
bis Ende 2019 und kann danach bei gutem Erfolg um weitere drei           konkretes Angebot. Dieses beruht auf modularen, standardisierten
Jahre verlängert werden. Ziel ist, pro Jahr 1200 Vorgehensberatun­       Komponenten. Ist der Kunde damit einverstanden, beginnen die
gen, 1200 Energieberatungen und 500 Umsetzungsbegleitungen               Planungs­ und Installationsarbeiten. Schon wenige Wochen später
durchzuführen. EnergieSchweiz stellt dafür 1,5 Millionen Franken         kann der auf dem eigenen Dach hergestellte Solarstrom fliessen.
Fördermittel pro Jahr zur Verfügung.            Pressedienst/Redaktion                                                    Pressedienst/Redaktion

                                                                                                    Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017    7
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

UMWELTBILANZ VON SOLARZELLEN

           «UNTER DEM STRICH
              EINEM DEUTLICH
                           INTERVIEW: BEAT KOHLER                              Dies geschieht allerdings in einer Form, in der das Cad­
                                                                               mium nicht löslich ist, zumal die Leiterschicht immer mit
                  In einem grossen Artikel warnte die Weltwoche vor etwa       einer Glasschicht bedeckt ist. In den Ökobilanzen der
                  einem Jahr, die Schweiz würde bei einem flächendecken-       Dünnschichttechnologien werden die bei der Herstellung
                  den Einsatz von Solarzellen stark mit Cadmium belastet.      auftretenden geringen Emissionen in Luft und Wasser be­
                  Woher kommen solche Schreckensszenarien?                     rücksichtigt.
                  Rolf Frischknecht: Es gibt verschiedene Solarzellentechno­
                  logien. In der Schweiz am häufigsten zur Anwendung           Was müsste passieren, damit überhaupt Cadmium frei-
                  kommen kristalline Siliziumzellen. Daneben gibt es Dünn­     gesetzt würde?
                  schicht­Solarpanels, bei denen das Leitermedium auf ei­      Diese Panels unterliegen international standardisierten
                  nen Träger aufgedampft wird. Bei diesen Panels werden        Tests, welche prüfen, was daraus austreten kann. Die ent­
                  Schwermetalle wie Cadmium oder Indium eingesetzt. Die        sprechenden Anforderungen werden von den hier ver­
                  bekannteste dieser Dünnschichtechnologien ist das            kauften Panels erfüllt. Am ehesten wäre eine Freisetzung
                  Cadmiumtelluridpanel, worauf sich der Artikel wohl be­       des Cadmiums in einem Brandfall möglich. Aber auch
                  zogen hat. Bei dieser Technologie sind circa drei bis vier   hierzu gibt es standardisierte Tests, welche die Panels vor
                  Gramm Cadmium pro Quadratmeter Panel eingebettet.            der Markteinführung erfolgreich bestehen müssen.

8   Erneuerbare Energien    Nr. 4   August 2017
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

                                                              IMMER WIEDER TAUCHT DER VORWURF AUF,
                                                              MIT DEM EINSATZ VON SOLARZELLEN WÜRDEN
                                                              UMWELTGIFTE FREIGESETZT UND DIE MODULE
                                                              STELLTEN EIN GROSSES UMWELTRISIKO DAR.
                                                              ROLF FRISCHKNECHT BEFASST SICH SEIT 25 JAHREN
                                                              MIT ÖKOBILANZEN IN DER ENERGIE ERZEUGUNG.
                                                              ER STELLT DEM SOLARSTROM GRUNDSÄTZLICH
                                                              GUTE NOTEN AUS. MIT DEM FORTSCHRITT IN DER
                                                              FORSCHUNG SIND ZUDEM WEITERE VERBESSERUN­
                                                              GEN ZU ERWARTEN.

                                Wie stark die Umwelt
                                belastet wird, bis man
                                ein neues Solarmodul
                                auspacken kann, das zeigt
                                Rolf Frischknecht in seinen
                                Studien auf und vergleicht
                                die Belastung mit anderen
                                Technologien.
                                Foto: Beat Kohler

FÜHRT DIES ZU
GRÜNEREN STROMMIX»
Die Warnung vor einer flächendeckenden Freisetzung            weltbelastung führen. Zudem sind in den Wechselrichtern
von Cadmium kann also als Angstmacherei bezeichnet            Standardelektronik­Bauteile und damit Materialien ent­
werden?                                                       halten, die auch jeder in seinem Laptop oder Smartphone
Das würde ich so sehen. Zumal dies nicht die Technologie      herumträgt.
ist, welche in der Schweiz häufig eingesetzt wird. Hier
kommen um die 90 Prozent kristalline Zellen, also Silizium­   Setzt man in der Schweiz mit den Siliziumzellen die
zellen, zum Einsatz. Deren Halbleiter werden aus Silizium     Technologie am häufigsten ein, die auch ökologisch am
hergestellt, das heisst aus Quarzsand.                        sinnvollsten ist? Oder muss man mit einem Umschwung
                                                              hin zur Dünnschichtzelle rechnen?
Diese Module bestehen aber nicht nur aus Siliziumzellen.      In der Schweiz mit ihren beschränkten Flächen wird die
Gibt es auch Bauteile, welche die Umwelt belasten             kristalline Technologie die führende bleiben. Bei der Dünn­
könnten?                                                      schichtzelle braucht man heute noch mehr Fläche für die­
In diesen Modulen sind Materialien wie Silber und Kupfer      selbe Leistung, der Abstand zu den kristallinen Zellen ist
enthalten, die von ihrer Umweltbilanz her nicht unproble­     allerdings kleiner geworden. Wenn ich wenig Fläche zur
matisch sind. Die Gewinnung dieser Metalle ist aufwendig      Verfügung habe und viel Ertrag herausholen will, dann
und kann in gewissen Förderregionen zu einer hohen Um­        habe ich das bis anhin mit den kristallinen Technologien

                                                                                                 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017   9
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

                                                                                stunde Strom. Das ist sicher mehr als Strom aus Wasser­
 Zur Person
                                                                                kraft, die in dieser Beziehung unschlagbar ist. Auch Strom
 Rolf Frischknecht ist Gründer und Geschäftsführer von treeze Ltd. und          aus Windkraft verursacht tiefere Emissionen als Strom aus
 seit mehr als 25 Jahren im Bereich Lebenswegdenken und Ökobilanzen             Photovoltaik. Strom aus Kernenergie hat heute im Durch­
 tätig. Er hat die Entwicklung, den Aufbau und den Betrieb der Ökobi-           schnitt noch etwas tiefere Treibhausgas­Emissionen pro
 lanzdatenbank ecoinvent geleitet, die heute als eine der weltweit füh-         Kilowattstunde Strom. Wie Arbeiten des PSI gezeigt ha­
 renden gilt. Seit seiner Doktorarbeit in den 1990er-Jahren setzt sich          ben, können diese aber je nach Brennelementherkunft bis
 Rolf Frischknecht mit der Ökobilanz der Energieerzeugung und von               60 Gramm pro Kilowattstunde betragen. Für eine umfas­
 Energiesparmassnahmen auseinander. Er unterrichtet Ökobilanzen auf             sende Beurteilung sollten allerdings auch andere Aspekte
 Stufe Bachelor und Master an der ETH Zürich und wird für Aufsätze in           wie radioaktive Abfälle, der Bedarf an Rohstoffen und die
 Fachzeitschriften und als Gastredner an nationalen und internationa-           Umweltauswirkungen bei schwerwiegenden Unfällen be­
 len Tagungen eingeladen.                                                       rücksichtigt werden.

                   erreicht. In anderen Ländern wie den USA, wo man grosse      Unterschiede bei der Umwelteffizienz gibt es auch in der
                   Flächen zur Verfügung hat, werden Grossanlagen auch in       Solarzellenproduktion. Haben Module, die in China her-
                   Cadmiumtelluridtechnologie gebaut.                           gestellt werden, per se eine schlechtere Umweltbilanz
                                                                                als in Europa hergestellte?
                   Für die Schweiz ist eine solche Entwicklung aber eher        Das ist so. Die Informationen zum Herstellungsaufwand,
                   unwahrscheinlich?                                            die wir aus China erhalten, sind relativ spärlich. Aufgrund
                   Im Moment ist es auf jeden Fall nicht der Standard und       der Diskussionen mit chinesischen Herstellern gehen wir
                   preislich kenne ich den Unterschied nicht. Allerdings hät­   davon aus, dass die meisten zur Reinigung des Siliziums
                   ten von der Umweltbilanz her Cadmiumtelluridpanels           Strom aus dem lokalen Netz verwenden. In China liegt der
                   auch Vorteile. Da sehr wenig Halbleitermaterial zum Ein­     Anteil von Kohlestrom am Mix bei rund 80 Prozent. Das
                   satz kommt, verursachen Dünnschichttechnologien bezo­        führt dazu, dass in China hergestellte Module bis zu
                   gen auf die Kilowattstunde erzeugten Strom einen rund        70 Prozent höhere Treibhausgasemissionen verursachen
                   halb so grossen Umweltfussabdruck als kristalline Zellen,    als in Europa hergestellte. Von daher ist ein deutlicher Un­
                   deren Fussabdruck bereits schon relativ klein ist. Der       terschied in der Umweltbilanz oder zumindest in der
                   Grosspeter Tower in Basel, dessen Fassade komplett mit       Klimabilanz festzustellen. Die in der Schweiz verwendeten
                   Dünnschicht­Solarmodulen bestückt ist, ist ein schönes       und oben genannten Umweltkennwerte von Strom aus
                   Beispiel dafür, wie diese Technologie auch in der Schweiz    Photovoltaikanlagen berücksichtigten übrigens den hohen
                   sinnvoll eingesetzt werden kann.                             Importanteil von Panels aus chinesischer Produktion.

                   Wodurch belasten denn die kristallinen Zellen die Um-        Welche Auswirkungen wird der Zubau von Photovoltaik
                   welt in erster Linie?                                        in der Schweiz von heute 2 Prozent auf die in der
                   Der aus Umweltsicht wichtigste Schritt ist die Herstellung   Energiestrategie 2050 angestrebten 20 Prozent ange-
                   der Zelle selber, insbesondere das energieintensive Auf­     sichts dieser Zahlen haben?
                   konzentrieren und Reinigen des Siliziums. Rund 60 bis        Die aktuellen Produktionsbedingungen sind nur ein Teil
                   80 Prozent der Umweltbelastung von Strom aus Solarzel­       der Rechnung. Neben der Produktionsverlagerung nach
                   len werden in den Prozessen vom Gewinnen des Quarz­          Asien beobachten wir auf der anderen Seite eine Steige­
                   sandes bis zum fertigen Panel verursacht. Einen weiteren     rung der Wirkungsgrade der Panels. Die Zellen produzie­
                   wichtigen Anteil machen die Unterkonstruktionen der Pa­      ren mehr Strom pro Fläche. Das wirkt der Umweltbelas­
                   nels aus. Danach folgen die nachgelagerten Teile einer PV­   tung in der Produktion wieder entgegen. Zudem heisst die
                   Anlage, wie Wechselrichter und elektrische Installationen.   Zunahme von 2 auf 20 Prozent Anteil am Strommix
                                                                                Schweiz ja nicht, dass wir in der Schweiz 20 Prozent mehr
                   Wie sieht die CO2-Bilanz eines PV-Panels im Vergleich        Strom brauchen werden. Mit dem Zubau der erneuerba­
                   zu anderen Technologien aus?                                 ren Energien und insbesondere der Photovoltaik soll ja der
                   Bei einem gut ausgerichteten, in der Schweiz montierten      Schweizer Kraftwerkspark umgebaut werden. Der Zubau
                   PV­Panel sprechen wir je nach Technologie von 50 bis 100     dient auch dazu, Kernenergieanlagen zu ersetzen, die auf­
                   Gramm CO2 und anderen Treibhausgasen pro Kilowatt­           grund ihres Alters ausser Betrieb genommen werden. So
                                                                                wird dies unter dem Strich zu einem deutlich grüneren
                                                                                Strommix führen als ohne Photovoltaik.
 ZUR FIRMA TREEZE
 Die Firma treeze ist auf Ökobilanzierung spezialisiert und führt Bera-         Im Vorfeld der Abstimmung zur Energiestrategie hörte
 tungen, Schulungen und Forschungsarbeiten durch. Energie, Gebäude,             man immer wieder den Vorwurf, dass PV-Module bei
 Mobilität, Telekommunikation und Konsum sind wichtige Themenfel-               ihrer Entsorgung die Umwelt stark belasten. Lassen sich
 der, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von treeze tätig            diese Module sinnvoll rezyklieren?
 sind. treeze arbeitet unter anderem an Projekten der Internationalen           Solarzellen lassen sich umweltschonend rezyklieren. Man
 Energieagentur (IEA) und der Europäischen Kommission mit, die die              hat schon langjährige Erfahrung mit dem Rezyklieren von
 Ökobilanz von Photovoltaik zum Thema haben. Weitere Informationen              Dünnschichtmodulen. Dort fallen bereits die für einen
 zu diesen Projekten sind unter http://treeze.ch/projects/case-studies/         kommerziellen Betrieb von Recyclinganlagen erforderli­
 energy/photovoltaics/?L=0 verfügbar.                                           chen Volumina an. PV­Panels gelten als Elektronikschrott

10   Erneuerbare Energien   Nr. 4   August 2017
SCHWERPUNKT

wie Smartphones und Laptops. Das bedeutet, dass sie von
Gesetzes wegen einem Recycling zugeführt werden müs­
sen. In der Schweiz bezahlt man heute für die fachge­
rechte Verwertung eine vorgezogene Recyclinggebühr.

Wie sieht es bei den kristallinen Zellen aus?
Man arbeitet daran, Recyclingverfahren für die kristallinen
Zellen zu entwickeln. Die meisten dieser Zellen werden
aber noch lange in Betrieb sein, und deshalb gelangen
heute erst einzelne Chargen und Kleinmengen ins Recyc­
ling. Das macht es schwierig, einen kommerziell rentablen
Betrieb aufzubauen. Im Moment werden die kristallinen
Panels bei Rezyklierern verarbeitet, die auch Autoscheiben
(Verbundgläser) verwerten. Der Rahmen wird demontiert,
und das Glas sowie weitere Fraktionen werden als Granu­
lat weiterverkauft. Ein geringer Teil wird entsorgt. Das Ziel
ist es aber, in Zukunft auch weitere Rohstoffe aus den
Panels zurückzugewinnen, insbesondere die Metalle wie
Kupfer oder Silber. Sobald die entsprechenden Entsor­
gungsmengen vorhanden sind, werden rasch Firmen auf­
springen, welche diese Aufgabe übernehmen. Unsere
Ökobilanzen zum Rezyklieren von ausgedienten Panels
zeigen, dass der Aufwand zum Rezyklieren der Panels
deutlich geringer ist als der Herstellungsaufwand. Zudem
haben die dabei zurückgewonnenen Rohmaterialien einen
wesentlich kleineren ökologischen Rucksack, als wenn sie
neu aus Erz gewonnen werden müssten. Es ist beispiels­
weise deutlich weniger aufwendig, das Aluminium so wie­
der in den Kreislauf zu geben, als wenn man es aus Bauxit
gewinnen müsste.

Gilt das auch für das Silizium? Verringert sich da der

                                                                                                                                                      Bild: Roland Korner
Energieaufwand durch das Rezyklieren ebenfalls?
Aus Wafern rezykliertes Silizium müsste nach der Rückge­
winnung wieder gereinigt werden, was vermutlich wieder
fast gleich viel Energie brauchen würde wie die Herstel­
lung von Wafern aus Quarzsand. Bei Panels mit kristalli­        «Durch die weitere Steigerung des Wirkungsgrades und die Senkung des Materialver-
nen Solarzellen ist deshalb aus Umweltsicht die Rückge­         brauchs – beispielsweise durch die Verwendung von dünneren Gläsern – lässt sich die
                                                                Gesamtbelastung sicher noch um 50 Prozent und mehr senken», ist Rolf Frischknecht
winnung der Metalle Aluminium, Kupfer und Silber wich­
                                                                zuversichtlich.
tiger. Silizium gilt überdies nicht als knapper Rohstoff.

Wie schneidet die Photovoltaik unter Berücksichtigung           Wenn ich mich als Konsument in der Schweiz bei der In-
aller Aspekte in der ökologischen Gesamtbilanz ab, und          stallation einer PV-Anlage auf meinem Dach möglichst
wie sieht die Entwicklung aus?                                  ökologisch verhalten will, wozu würden Sie mir raten?
Wir haben sowohl für kristalline wie auch für Cadmiumtel­       Ich würde auf den Wirkungsgrad der Panels achten. Die­
luridzellen geprüft, wohin die Reise gehen könnte. Die          ser liegt zwischen 15 und gut 20 Prozent. Mit leistungs­
Photovoltaik ist bei den Treibhausgasemissionen noch            starken Panels kann ich also bis zu einem Drittel mehr Er­
nicht der Klassenprimus, aber sie liegt doch mit einem Fak­     trag auf derselben Fläche erzielen bei ungefähr gleichem
tor 10 und mehr unter den Emissionen fossiler Kraftwerke.       Herstellungsaufwand für den Quadratmeter Panel. Je
Durch die weitere Steigerung des Wirkungsgrades und die         nach Situation kann es sinnvoll sein, die Panels nach Wes­
Senkung des Materialverbrauchs – beispielsweise durch           ten oder Osten auszurichten, damit der lokale Energiever­
die Verwendung von dünneren Gläsern – lässt sich die Ge­        sorger keine zu grossen Mittagsspitzen auffangen muss.
samtbelastung sicher noch um 50 Prozent und mehr sen­           PV­Anlagen, die bei Gebäuden die herkömmliche Fassade
ken. Die technologische Entwicklung wird die Umweltbe­          ersetzen können, werden ebenfalls vermehrt eingesetzt.
lastung noch reduzieren, auch wenn diese Entwicklung            Mit diesen gebäudeintegrierten Anlagen kann ich also die
mehrheitlich in China stattfinden wird. Auch bezüglich der      Aufwendungen für eine konventionelle Fassadenverklei­
anderen Umweltbelastungen ist die Photovoltaik zwar             dung einsparen. Immer mehr Stromversorger denken auch
nicht der Klassenprimus; Wasserkraft und Windkraft lie­         über Solaranlagen mit Batteriespeicher nach. Dabei gilt es,
gen tiefer bei der Umweltbelastung pro Kilowattstunde.          die Umweltbilanz im Auge zu behalten, da die Batterieher­
Aber PV liegt auch hier deutlich unter den fossilen Kraft­      stellung recht umweltintensiv ist.
werken und auch deutlich unter der Kernenergie.

                                                                                                      Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017    11
SONNE

TAGE DER SONNE
SIE SSES HAT DIE TAGE DER SONNE 2017 ERFOLGREICH DURCHGEFÜHRT.
INSGESAMT BESUCHTEN RUND 8100 INTERESSIERTE DIE 276 VERANSTALTUNGSTAGE,
DIE ÜBER DIE GANZE SCHWEIZ VERTEILT STATTFANDEN.

GUTE BILANZ FÜR DIE
AUSGABE 2017
         TEXT: PRESSEDIENST/REDAKTION                              hängen, dass es gleichzeitig auch der                giert. Die Durchführung eines Tages der
                                                                   Muttertag war. In der Deutschschweiz                 offenen Tür war mit insgesamt 59 von
Die Schweizerische Vereinigung für Son­                            organisierten 87 Veranstalter insgesamt              136 Anlässen bei den Veranstaltern auch
nenenergie (SSES) koordinierte 2017 zum                            104 Events. Die Romandie wies in diesem              in diesem Jahr am beliebtesten. Zusätzlich
dritten Mal die Tage der Sonne. Mit der                            Jahr 27 Veranstalter auf, die insgesamt              gab es 26 Ausstellungen, 23 Informa­
Veranstaltungsreihe sollen die verschiede­                         28 Veranstaltungen durchführten. Im Tes­             tionsstände und 28 Vorträge. Diese Ka­
nen Anwendungsmöglichkeiten und Pro­                               sin organisierten dagegen lediglich vier             tegorisierung ist nur bedingt aussage­
dukte der Sonnenenergie weiter bekannt                             Veranstalter Anlässe. Die Verteilung der             kräftig, da für einige Veranstaltungen,
gemacht und die Begeisterung für die                               Kantone zeigt aber, dass wiederum in                 beispielsweise für Filmabende, keine pas­
Kraft der Sonne in die Bevölkerung getra­                          einem grossen Teil der Schweiz Veranstal­            sende Kategorie vorlag.
gen werden. Seit 2004 führen jeweils An­                           tungen durchgeführt wurden. Am meisten
fang Mai eine Vielzahl von Privaten, Ge­                           Veranstaltungen fanden mit 33 Anlässen               DAS INTERESSE IST DA
meinden, Betrieben, Vereinen, Schulen,                             (24 Prozent) im Kanton Zürich statt. Auch            Die Anzahl Besucher an den Anlässen va­
Kindergärten und Beratungsstellen Akti­                            die Kantone Bern, St. Gallen und Waadt               riierte auch in diesem Jahr wieder stark.
vitäten im Rahmen der Tage der Sonne                               wiesen mit jeweils rund 11 Prozent der               Insgesamt 23 deutschsprachige Veranstal­
durch.                                                             Veranstaltungen eine hohe Anzahl An­                 ter haben sich dazu geäussert. Es wurden
                                                                   lässe auf. In den Kantonen Appenzell In­             Angaben von gar keinen bis 350 Besu­
MEHR ANLÄSSE IN DER                                                nerrhoden und Ausserrhoden, Nidwalden,               chenden gemacht. Die rückgemeldeten
DEUTSCHSCHWEIZ                                                     Neuchâtel sowie Uri fanden keine Veran­              Zahlen ergaben einen Durchschnitt von
Auch in diesem Jahr haben wieder zahl­                             staltungen statt. Erfreulicherweise konn­            rund 70 Besuchern pro Veranstaltung.
reiche Veranstaltungen in der ganzen                               ten dieses Jahr neue Veranstalter in den             Rechnet man diese Zahl auf alle 104 Ver­
Schweiz stattgefunden. 118 Veranstalte­                            Kantonen Solothurn und Schwyz gefun­                 anstaltungen in der Deutschschweiz hoch,
rinnen und Veranstalter, darunter auch                             den werden.                                          erhält man für die Tage der Sonne in der
einige Energiestädte, haben vom 5. bis                                                                                  Deutschschweiz einen Schätzwert von
zum 14. Mai insgesamt 136 Anlässe mit                              VIELE ÖFFNETEN IHRE TÜREN                            rund 7300 Besuchenden. Geht man mit
276 Veranstaltungstagen durchgeführt.                              Insgesamt 51 Firmen haben sich in diesem             den Angaben der Onlineumfrage aus der
Zusätzlich fanden weitere 14 Veranstal­                            Jahr an den Tagen der Sonne engagiert.               Romandie und dem Tessin gleich vor, er­
tungen vor und nach den offiziellen Ta­                            Die Zahl der privaten Veranstalter sowie             hält man insgesamt über 8100 Interes­
gen der Sonne statt. Besonders beliebt für                         der Gemeinden und Ämter war mit 18 re­               sierte, die die Tage der Sonne 2017
Veranstaltungen waren die Samstage mit                             spektive 19 Veranstaltern gegenüber den              schweizweit besucht haben. Die Tage der
jeweils über 50 Einzelveranstaltungen.                             Vereinen mit 29 etwas tiefer. Erfreulicher­          Sonne 2018 werden vom 25. Mai bis zum
Am wenigsten genutzt wurde der letzte                              weise hat sich im Tessin dieses Jahr wie­            3. Juni 2018 stattfinden.
Sonntag. Dies könnte damit zusammen­                               der eine Schule mit einem Anlass enga­               www.tagedersonne.ch

Veranstaltungen in den Kantonen                                                                                  Art der Veranstalter

  35                                                                                                        33

  30                                                                                                                                             Firmen 51
                                                                                                                                     1%
                                                                                                                                     1%
                                                                                                                              15%
                                                                                                                               15%
  25                                                                                                                                             Vereine 29
                                                                                                                                          43%
                                                                                                                         16%               43%
  20           17
                                                              15                             15
                                                                                                                        16%                      Gemeinden 19
  15                                                                                                                                             Privatpersonen 18
          10                                                                                                                    25%
  10                                                 6                                            6                            25%
                    5           5                                        4              4                                                        Schulen 1
     5                                      3   3                             2    2                   2
                         1            1                   1          1
     0
          AG   BE   BL   BS   FR     GE GR      JU   LU OW SG       SH   SO   SZ   TG   TI   VD   VS   ZG   ZH

12       Erneuerbare Energien       Nr. 4   August 2017
SONNE

ANLAGENCHECKS
SOLARANLAGEN BEDÜRFEN REGELMÄSSIGER WARTUNG. DIE SSES BIETET NEUTRALE ANLAGEN­
CHECKS AN, WELCHE DEN BESITZERN ALLFÄLLIGEN HANDLUNGSBEDARF AUFZEIGEN SOLLEN.
BEI EINEM ORTSTERMIN BEI EINER FEHLERBEFRACHTETEN ANLAGE ZEIGT DER ANLAGEN­
CHECKER, WORAUF ER BEI DER ÜBERPRÜFUNG EINER THERMISCHEN SOLARANLAGE ACHTET.

DIE ÜBERPRÜFUNG DER
EIGENEN ANLAGE LOHNT SICH
     TEXT: BEAT KOHLER                           Handlungsbedarf besteht. Der erste Schritt     installiert. Zudem sind verzinkte Teile im
                                                 ist für den Anlagenchecker immer das          solaren Kreislauf eingebaut, die den
Bei den Besitzern einer thermischen Solar­       Gespräch mit den Besitzern. Dabei erhält     Wärmeträger angreifen können. Der
anlage auf dem Dach eines Einfamilien­           er schon einige Hinweise, worauf er ach­       Prüfer sieht, dass die Solaranlage und die
hauses im Mittelland kommt trotz Son­            ten muss – auch wenn die Anlagenbesit­         Wärmepumpe sowie der Rücklauf der Hei­
nenschein keine Freude auf. «Ich höre ein       zer keine Fachleute sind. Das von der          zungsanlage nicht an den optimalen
Klopfen im Kollektor», erzählt die Besitze­     Besitzerin festgestellte Klopfen deutet bei­   Punkten am Speicher angeschlossen sind.
rin. Seit die Firma, welche die Anlage ge­       spielsweise auf Dampfbildung in einem          Überdies ist ein Rückschlagventil am fal­
baut hat, ihren Betrieb aufgegeben hat,          der Kollektorfelder hin. Zu diesem             schen Ort eingebaut. Das führt dazu, dass
fühlt sie sich unsicher. «Es ist niemand        Gespräch gehört, dass die vorhandenen        sich der Speicher durch Schwerkraftzirku­
mehr da, der die Anlage im Griff hat»,           Unterlagen der Anlage gemeinsam ange­          lation über die Wärmepumpe entlädt.
erklärt sie. Ihr Unbehagen wurde noch           schaut werden. Alte Rechnungen und Be­         Ausserdem ist das Expansionsgefäss der
deutlich grösser, nachdem die Glykol­           schriebe können wichtige Hinweise geben.      Heizung offenbar defekt. Eine Prüfung der
lösung aus der Anlage ausgelaufen war.          In diesem Fall findet sich aber kaum etwas     Glykollösung zeigt, dass sie bereits kurz
«Zwei Mal ist das passiert. Wir hatten           in den Unterlagen. Keine Beschreibung          nach dem Austausch wieder angegriffen
überall von dieser braunen Sauce im Kel­        der eingesetzten Anlagenteile, kein Anla­      ist. Immerhin liefern die Kollektorfelder
ler.» Der von ihr avisierte Installateur         genschema, kein Inbetriebsetzungsproto­        auf dem Dach noch Wärme.
wusste mit der Anlage nicht recht um­            koll. Leider ist das häufig der Fall. Wenn
zugehen, hat aber neue Flüssigkeit nach­        man eine neue Anlage installieren lässt,      WEGE AUFZEIGEN
gefüllt. Schliesslich ist sie auf den von der   muss man darauf achten, dass man zu­           Im Schlussgespräch geht es nun darum,
SSES angebotenen Solaranlagencheck ge­           mindest zu jedem Anlagenteil einen ent­        den Besitzern einen möglichen weiteren
stossen. Die SSES führt diese Anlagen­          sprechenden Beschrieb erhält. Nach dem        Weg aufzuzeichnen. Der Anlagenchecker
checks neutral durch. Ziel ist es, die An­       Gespräch beginnt die Detektivarbeit. Der      erklärt der Anlagenbesitzerin die Mängel,
lagen zu optimieren und den Besitzern            Anlagenchecker fängt mit der Betrach­         die er festgestellt hat. Er gewinnt der Ins­
aufzuzeigen, wo allenfalls dringender            tung der Kollektoren an. Hier tritt schon      tallation auch positive Punkte ab. Die Si­
                                                 einiges zutage: Die Kabel der Wärmefühler    cherheit der Anlage ist gewährleistet. Die
                                                 liegen offen auf dem Dach, die Isolation       Kollektoren sind sehr steil montiert und
 ANMELDUNG ANLAGEN-                              der Rohre ist nicht optimal. Im Keller         auf eine optimale Wärmenutzung in der
 CHECK                                           zeichnet der Anlagenprüfer die Anlage so      kalten Jahreszeit ausgerichtet. Beim Er­
 Die SSES führt im Rahmen der An­               weit einsehbar schematisch auf. Schritt        satz der Drain­back mit einer Druckanlage
 lagenoptimierung als Konsumenten­               für Schritt kann er sich so ein Bild ma­      könnten auch gleich die verzinkten An­
 vereinigung der Solaranlagenbesitze­            chen. Im konkreten Fall ist am Speicher        lagenteile ersetzt und die Anlage an den
 rinnen und ­besitzer neutrale Anlagen­          nicht nur die Solaranlage, sondern auch        richtigen Punkten am Speicher ange­
 checks durch. Diese werden vom                  noch eine Wärmepumpe angeschlossen.           schlossen werden. Er rät der Besitzerin,
 Bundesamt für Energie (BFE) unter­             Bei der Solaranlage handelt es sich um ein     für die Sanierung ein Konzept erstellen zu
 stützt. SSES­Mitglieder erhalten einen         Drain­back­System: Schaltet die Anlage         lassen. Sein schriftlicher Schlussbericht
 zusätzlichen Beitrag der SSES. Nach            aus, sollte der Wärmeträger komplett         der neutralen Anlagenüberprüfung wird
 der Anmeldung mit dem Formular auf              zurück ins Ausgleichsgefäss fliessen. Dass   ihr hilfreiche Hinweise geben. Wichtig ist
 www.sses.ch kontaktiert der Experte             dennoch Flüssigkeit ausgelaufen ist,          es, einen Installateur zu finden, dem man
 der SSES die Anlagenbesitzer für den           stimmt nicht zuversichtlich. Der erste Ein­    vertraut. Die Liste der Solarprofis von
 Termin des Checks. Geprüft wird die            druck von den Aussenteilen setzt sich          Swissolar kann dabei nützlich sein. Auf
 Funktionalität und Plausibilität der          beim Speicher im Keller fort. Auch hier        dem Weg zu einer wieder funktionieren­
 Anlage. Vorgängig sollten dem Exper­           liegen die Kabel der Fühler einfach nur       den Anlage war der Anlagencheck der
 ten gewisse Anlagendaten wie Grösse,           auf dem Boden. Die Pumpe zur Befüllung        SSES in diesem Fall ein wesentlicher
 Baujahr, Hersteller und Installateur der        der Kollektoren wurde lediglich unter das      Schritt.
 Komponenten angegeben werden.                   Ausgleichsgefäss geschoben und nicht fix      www.sses.ch

                                                                                                  Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017   13
POLITIK UND WIRTSCHAFT

NEUE ENERGIE
ZUM DRITTEN MAL WURDE DER BERNER UNTERNEHMENSPREIS «NEUE ENERGIE» VERLIEHEN.
DIE CLEVERGIE GMBH, DIE JOULIA SA UND DIE ENERGIEWENDEGENOSSENSCHAFT AUS DEN
BRANCHEN ENERGIEPLANUNG, SANITÄRINDUSTRIE UND SOLARBAU WURDEN FÜR IHR VOR-
BILDLICHES ENGAGEMENT IN DEN BEREICHEN ERNEUERBARE ENERGIE UND ENERGIEEFFIZIENZ
AUSGEZEICHNET.

VORBILDLICHE INNOVATION
AUSGEZEICHNET
     TEXT: PRESSEDIENST/REDAKTION                 tung der Hausbesitzer bei der Installation       erzeuger (VESE), von einer Fachgruppe
                                                  der Solaranlagen eine hohe Verbundenheit         der SSES und von der SSES selber.
Der Berner Unternehmenspreis «Neue                mit der Anlage und ein besseres
Energie» wurde von der Unternehmeriniti­          Verständnis für die Technologie gefördert     NEUE BEWERBER GESUCHT
ative «Neue Energie Bern» 2017 zum drit­          werden. «Es freut uns ausserordentlich,          Zur Preisverleihung begrüsst hat National­
ten Mal verliehen. Die Standortförderung         dass die Energiewendegenossenschaft              rat Jürg Grossen, der zuvor als Präsident
des Kantons Bern und die Berner Fach­             (EWG) den diesjährigen Berner Unterneh­         der Unternehmerinitiative zurückgetreten
hochschule als Technologiepartner unter­          merpreis ‹Neue Energie› 2017 gewonnen            war. Er betonte die Bedeutung der Initia­
stützen die Auszeichnung. Zahlreiche Un­         hat», erklärt Niels Mahler, Geschäftsführer   tive sowohl für die Wirtschaft als auch für
ternehmen hatten sich beworben. Das               der EWG.                                         Politik und Verwaltung: «Die Notwendig­
Rennen machten schliesslich drei Unter­                                                            keit des Vereins ‹Neue Energie Bern› ist of­
nehmen aus der Energieplanung, der                ERFOLGREICHES MODELL                             fensichtlich, weil sich zahlreiche Berner
Sanitärindustrie und dem Solarbau. Sie           Die EWG hat in den letzten drei Jahren           KMU in den Bereichen erneuerbare Ener­
durften ein Preisgeld von 5000 Franken            bereits über 140 Photovoltaikanlagen er­        gien und Energieeffizienz von den traditio­
entgegennehmen. Unter ihnen auch die              stellt. Gebäudebesitzer haben mit der EWG       nellen Verbänden nicht vertreten fühlen.»
Energiewendegenossenschaft, welche den            die Möglichkeit, ihre Photovoltaikanlage        Der jährliche Unternehmenspreis dient als
Selbstbau von Solaranlagen fördert.              im Selbstbau zu installieren. Dennoch ist        Plattform, um das Engagement innovativer
                                                  die Bauherrschaft nicht auf sich alleine         Unternehmen zu würdigen und die wirt­
JURY ÜBERZEUGT                                    gestellt. «Ein professioneller Planer der        schaftliche Bedeutung dieser jungen Bran­
Die Energiewendegenossenschaft mit Sitz           EWG übernimmt Beratung, Planung und             che zu betonen. Grossens Nachfolge als
in Bern hat die Jury durch ihr innovatives        Bauführung. Alle administrativen und            Präsident hat Jan Remund angetreten. Un­
genossenschaftliches      Geschäftsmodell        planenden Arbeiten, wie die Anmeldung            ternehmen aus dem Kanton Bern können
überzeugt, das rentable Photovoltaikanla­        für die Einmalvergütung, das Berechnen         sich ab Mitte Dezember für den Berner Un­
gen ermöglicht – auch ohne Subventio­            der Modulbelegung und der Nachweis der           ternehmenspreis «Neue Energie 2018» be­
nen. Mit ihrem Engagement für die Instal­        Statik, werden vom Planer übernommen»,          werben.
lation von vielen Solaranlagen leistete die       erklärt Mahler. Hat die Bauherrschaft
Energiewendegenossenschaft in den letz­           nicht die Zeit, die Anlage alleine im            bern.aeesuisse.ch/unternehmenspreis
ten paar Jahren einen wichtigen Beitrag           Selbstbau zu erstellen, kommen weitere
zur Energiewende. Die Jury ist zudem da­          Selbstbauer unter fachkundiger Anleitung
von überzeugt, dass durch die Eigenleis­         des Planers auf das Dach und helfen bei           CLEVERGIE GMBH
                                                  der Installation. Die so von den Helfern          Die clevergie gmbh aus Wyssachen
                                                  geleisteten Stunden kann die Bauherr­             punktete vor allem mit ihrer gesamt­
 JOULIA SA                                        schaft vorgängig oder im Nachhinein auf          heitlichen Beratungs­, Planungs­ und
 Die Joulia SA mit Sitz in Biel gewann            einem anderen Projekt vor­ beziehungs­            Installationsdienstleistung. Sie bietet
 den Preis für ihr innovatives Produkt           weise abarbeiten. Das Konzept findet              eine umfassende Kundenberatung im
 Joulia­Inline, welches Wärme aus dem            schweizweit Anklang. Die EWG konnte               Bereich der erneuerbaren Energie an.
 verbrauchten Duschwasser zurück­                bereits in diversen anderen Kantonen              Ausserdem überzeugte die clevergie
 gewinnt. Die neuartige, durchdachte              Gruppen, die das innovative Modell des            gmbh mit ihren realisierten Projekten
 Duschrinne trägt zu einem verantwor­            Selbstbaus übernommen haben, bei der             an anspruchsvollen und schützens­
 tungsvollen Umgang mit der Ressource             Gründung begleiten und beraten. «Mitt­           werten Bauten. So ist auch das firmen­
 Energie bei und leistet einen wichtigen          lerweile gibt es in Winterthur, in St. Gal­       eigene Gebäude ein Vorzeigeprojekt,
 Beitrag zur Energieeffizienz von nach­           len, in Neuchâtel und bald schon im Wal­          welches den gesamten Energiebedarf
 haltigen Gebäuden. Momentan gibt es             lis Selbstbaugruppen!», freut sich Mahler.        für die Heizung und den Betrieb des
 kein vergleichbares Produkt auf dem              Unterstützt werden die Selbstbauprojekte         Gebäudes inklusive zweier Elektrofahr­
 Markt.                                           auch vom Verband unabhängiger Energie­           zeuge selber erzeugt.

14   Erneuerbare Energien   Nr. 4   August 2017
PUBLIREPORTAGE

COOP IN DER NACHHALTIGKEIT WELTWEIT DIE NUMMER 1
Die Ratingagentur oekom research hat Coop in einer
umfassenden Untersuchung unter 148 internationalen
Retailern als nachhaltigste Detailhändlerin der Welt
ausgezeichnet. Nachhaltigkeit und erneuerbare Ener-
gien sind für Coop wichtige Themen. So betreibt Coop
seit vergangenem November die erste öffentliche
Wasserstofftankstelle der Schweiz und setzt vermehrt
auf die Energieproduktion mit erneuerbaren Energieträ-
gern, zum Beispiel mit Holzheizungen in den Bäcke-
reien und Verteilzentren, mit Photovoltaikanlagen auf
den eigenen Immobilien oder durch die Abwärmenut-
zung der Kälteanlagen in den Coop-Verkaufsstellen.

Coop ist in verschiedenen Bereichen der erneuerbaren Energien
sehr aktiv. Ein wichtiges Thema ist für Coop dabei der Transport
seiner Waren. Seit vielen Jahren setzt Coop auf die Bahn sowie
auf Biodiesel- und seit 2014 auf Elektrolastwagen als Transport-
mittel. Und so ist es der logische nächste Schritt, dass Coop auch
die Mobilität mit Wasserstoffantrieb fördert und die erste öffent-
liche Wasserstofftankstelle der Schweiz betreibt. Auto- und Lkw-
Fahrer können jetzt in Hunzenschwil (AG) an der Coop-Tankstelle
ihren Tank mit umweltfreundlich produziertem Wasserstoff (H2)
füllen. Durch eine Brennstoffzelle wird der getankte Wasserstoff
im Fahrzeug in Strom umgewandelt und ermöglicht somit einen
Antrieb ohne schädliche Abgase. Mit einer Tankfüllung H2 fährt
ein Auto rund 600 Kilometer weit – einzig Wasserdampf ent-
weicht aus dem Auspuff und fällt in Form von Regen oder Schnee        Hunzenschwil auch ein wasserstoffbetriebener Lkw der Kategorie
wieder auf den Boden. Der Wasserkreislauf in der Mobilität            35 t, der ebenfalls eine Weltneuheit darstellt. Im Vergleich zu
schliesst sich.                                                       einem herkömmlichen Camion verursacht er 70 bis 80 Tonnen
                                                                      weniger CO2 pro Jahr. Ein weiterer Schritt hin zur Coop-Vision
                                                                      «CO2-neutral bis 2023».

                                                                      Energie aus lokalen Ressourcen
                                                                      Auch beim Strom und bei der Wärme setzt Coop auf erneuerbare
                                                                      Energieträger. Coop bezieht den Strom zu 100 Prozent aus Was-
                                                                      serkraft. Ausserdem betreibt Coop auf den eigenen Immobilien
                                                                      28 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 5500 Kilo-
                                                                      watt. Diese Anlagen produzieren jährlich rund 6,1 Gigawattstun-
                                                                      den Solarstrom, was den durchschnittlichen jährlichen Strombe-
                                                                      darf von bis zu 1800 Schweizer Haushalten deckt. Weitere Anla-
                                                                      gen sind bereits in Planung. Auch bei der Wärme wird immer
                                                                      mehr auf lokale, nachhaltige Ressourcen gesetzt: Seit 2011 wird
                                                                      die Coop-Grossbäckerei in Gossau (SG) als erste industrielle Bä-
                                                                      ckerei der Schweiz mit einer modernen Holzschnitzelfeuerung be-
                                                                      trieben. Dadurch konnte der jährliche CO2-Ausstoss um 70 Pro-
Umweltfreundlicher Wasserstoff                                        zent gesenkt werden. Das entspricht 900 Tonnen pro Jahr. Da sich
Das entscheidende Kriterium dafür, dass Fahrzeuge mit Wasser-         das Konzept bewährt hat, wird auch die neue Verteilzentrale in
stoffantrieb wirklich umweltfreundlich sind, ist jedoch die Her-      Schafisheim mit einer Biomassefeuerung betrieben.
kunft des Wasserstoffs. Dieser muss aus erneuerbaren Energie-         Die Wärme in den Coop Verkaufsstellen stammt mehrheitlich aus
quellen stammen, um einen echten Umweltvorteil gegenüber an-          der Abwärme, die bei der Kühlung der Produkte im Laden anfällt.
deren Energieträgern zu haben. Dies zeigt auch eine unabhängige       Hat Coop zu viel Abwärme, gibt sie diese ausserdem an Dritte ab.
Ökobilanz der Firma Treeze. Den umweltfreundlich produzierten         So z.B. bei der Verkaufsstelle auf der Bettmeralp im Wallis, die mit
Wasserstoff bezieht Coop direkt aus einem Schweizer Laufwas-          ihrer Abwärme den eigenen Wärmebedarf deckt und darüber
serkraftwerk der IBAarau (Industrielle Betriebe Aarau) und stellt     hinaus einen Grossteil der Heizwärme für das Hotel Walliserhof
damit die Rückverfolgbarkeit sicher. Das Modell ist ins Energiesys-   liefert, in dessen Erdgeschoss sich der Supermarkt befindet. All
tem eingebettet, d.h., dass der Wasserstoff mittels PEM-Elektro-      diese Beispiele zeigen, dass der Slogan «Taten statt Worte» weit
lyse dann produziert wird, wenn die allgemeine Stromnachfrage         mehr ist als eine leere Hülle.
gering ist und das Kraftwerk mehr Strom produziert als tatsächlich
gebraucht wird (Überschussstrom). Coop nutzt diesen fortschritt-
lichen Treibstoff auch selbst: Neben zwölf Geschäftsautos tankt in    www.taten-statt-worte.ch

                                                                                                 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2017   15
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