Wie heiss ist der Preis? - Infra-Tagung 2020 - Infra Suisse
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhaltsverzeichnis 4 Nationalrat Christian Wasserfallen Qualität hat ihren Preis 8 Regierungsrätin Carmen Haag Verkehrsinfrastrukturpolitik: Staustunden vs. Föderalismus 22 Jacques Boschung Von guten Bauherren, guten Bauunternehmen und nachhaltiger Zusammenarbeit 34 Hansruedi Müller Deponiekapazität: ein Platz-, ein Gesellschafts- oder nur ein Preisproblem? 42 Prof. Dr. Reinhard Haller Ich bin unbezahlbar! 52 Michel Huissoud Wir alle sind Steuerpflichtige 58 Matthias Forster Der Preis bleibt heiss 64 Mitglieder von Infra Suisse Infra Suisse Weinbergstrasse 49 058 360 77 77 Postfach info@infra-suisse.ch Dokumentation der Infra-Tagung vom 8042 Zürich #InfraTagung Donnerstag, 23. Januar 2020, im KKL Luzern
Qualität hat ihren Preis Christian Wasserfallen Nationalrat und Präsident Infra Suisse Wenn der Wind stark weht, muss man den Hut gut festhalten – keine Frage. Auch im Infrastruktur- bereich weht ein spürbarer Wind. Dahinter stehen die zentralen Fragen: Wie heiss ist der Preis? Und vor allem für wen? 4
«Der Infrastrukturbau Infrastrukturbau spielt im offiziellen trägt dazu bei, dass Innovationsindex die gleiche Rolle wie Bildung oder Forschung. Der Infra- die Schweiz eine Top- strukturbau trägt dazu bei, dass die Schweiz eine internationale Top- Position einnimmt.» Position einnimmt. Doch wie können wir diese Position verteidigen und Sind all diese Vorhaben durch die Bau- was sind die Herausforderungen? herren und Bauunternehmen zeitge- Unsere Gesellschaft ist von unter- recht und zu vernünftigen Preisen zu schiedlichen Bedürfnissen geprägt. leisten? Eines davon ist die Mobilität; unsere Mobilitätsbedürfnisse steigen. Deshalb Das müssen wir, wenn wir unser Land braucht es auch eine ganze Reihe buchstäblich weiter voranbringen an neuen Infrastrukturen. Dazu zählen möchten. Aber als wäre das nicht Auf- Handyempfang, WLAN, Akku-Strom- gabe genug, existiert ein bunter versorgung und leistungsfähige Ver- Strauss an zusätzlichen Herausfor- kehrswege. Diese Dinge sind wichtig derungen für die Bauunternehmen: für uns. In unserer Wahrnehmung Fachkräftemangel, zunehmende Kom- erscheinen sie uns mittlerweile beinahe plexität der öffentlichen Ausschrei- wichtiger als essen und schlafen. bungen, Ausnützen der Marktmacht von Bauherren, Umsetzung des neuen Die steigende Mobilität erkennt man an Beschaffungsrechts, die Digitalisie- einfachen Fakten. 37 Kilometer legt rung, Konflikte um Nachträge, Finan- jede Person täglich im Durchschnitt zierung der Altersvorsorge und zurück. Wir sind rund 90 Minuten pro Vollzug der VVEA. Das sind nur ei- Tag unterwegs. 78% aller Haushalte nige Beispiele. besitzen ein Auto. 57% der Bevölkerung haben ein Abo für den öffentlichen Zusammen ist man stark Verkehr. Allein den Hauptbahnhof Zürich benutzen 438’000 Personen pro Eine fruchtbare Zusammenarbeit ist Tag, den Berner Hauptbahnhof noch zentral, um all dies zu meistern. Ge- 324’000 Personen. meint ist die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Bauherren, der Ver- Welche Projekte stehen an, waltung, den Regionen und Verbänden. Mit 5,4% Anteil an der Bruttowert- was sind unsere Herausfor- schöpfung ist die Baubranche ein derungen? wichtiger Treiber der Schweizer Wirt- schaft. Darauf können wir stolz sein. Die neuen Fonds wie FABI und NAF Dafür müssen wir aber auch einstehen sind wichtige Elemente der Infra- und uns einsetzen, nach den letzten strukturpolitik. In den folgenden Aus- Wahlen ganz besonders auch im eid- bauschritten werden neue Projekte genössischen Parlament. in den Agglomerationen oder bei den Nationalstrassen angegangen. Zen- trale Themen sind der Werterhalt und Unterhalt der Bahn- und Strassen- infrastruktur sowie der Bau der zweiten Strassenröhre durch den Gotthard. Infra-Tagung 2020 5
Wir müssen uns darüber hinaus stetig Die richtigen weiterentwickeln, um aktuell als auch Entscheidungen treffen in Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist aber nicht immer einfach, wie die Geschichte beweist. Genug der Fehleinschätzungen: Wir sollten es besser machen und die 1969 fand die Mondlandung statt. richtigen Entscheidungen treffen. Alle Welt berichtete darüber und wir Infra Suisse will zu qualitativ hochste- erinnern uns alle daran: «Das ist ein henden Infrastrukturen beitragen. kleiner Schritt für den Menschen und Hier können und wollen wir hier keine ein riesiger Sprung für die Mensch- Abstriche machen. Qualität ist der heit.» 1969 wurden aber auch die ers- zentrale Bestandteil der Wettbewerbs- ten Datenpakete von der University fähigkeit unseres Landes. of California in Los Angeles an das Stanford Research Institute gesendet. Ohne Frage: Qualität und der damit Die simple Meldung dazu, die fast zusammenhängende hohe Bedarf an niemand kennt: «Talked to SRI, Host guten Fachkräften auf allen Ebenen to Host». 20 Jahre später erfindet erfordern vernünftige Preise. Unsere Sir Tim Berners-Lee auf dieser Basis Unternehmen sollen attraktive Arbeit- am CERN in Genf das heutige geber für Männer und immer mehr Internet: Die Reaktion seines Chefs Frauen, die mitgestalten wollen, bleiben. Mike Sendall ist unschlagbar: Das Preisniveau wird sich deshalb «vague, but exciting». aufgrund des grossen Investitionsvolu- mens und der grossen Nachfrage «Qualität ist der zentrale nach neuen Infrastrukturen nach oben entwickeln müssen. In den letzten Bestandteil der Wett- 5 bis 10 Jahren stagnieren stattdessen die Baupreisindizes im Tiefbau all- bewerbsfähigkeit unseres gemein. Verglichen mit Oktober 2015 stiegen die Preise bis Anfang 2019 Landes.» im Tiefbau um nur 0,6% und im Stras- senbau um gerade 0,5%. So geht Noch 2007 spottet Steve Ballmer, da- es nicht weiter, hier sind wir alle gefragt. maliger CEO von Microsoft, über das erste iPhone: «Viel zu teuer, hat kein Das neue Beschaffungsrecht verlangt Keyboard und ist deshalb nicht bu- klar, dass die zentrale Ausrichtung sinesstauglich.» Nun: 2017 wurden auf den Preis weichen muss. Neu soll 260 Millionen Computer sowie 1,5 das insgesamt «vorteilhafteste An- Milliarden Mobiles – die allermeisten gebot» zum Zug kommen. Hier sind ohne Keyboard – verkauft. Milliarden Bund, Kantone, Städte, Gemeinden, Menschen sind heute online. In der Bauherren und Bauunternehmen ver- Schweiz nutzen über 90% der Bevöl- antwortlich, Qualität und Nachhal- kerung das Internet. tigkeit ins Zentrum zu rücken. Der po- litische Auftrag ist klar. Wir wollen wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die ermöglichen, nicht verhindern. Infra-Tagung 2020 7
Verkehrsinfrastruktur- politik: Staustunden vs. Föderalismus Carmen Haag Regierungsrätin und Leiterin Departement für Bau und Umwelt, Kanton Thurgau Wie heiss ist der Preis? Diese Frage stellt sich auch mit Blick auf den Ausbau des National- strassennetzes. Muss das Geld aus dem National- strassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF künftig stärker auf die Zentren konzentriert werden, um hier einen Kollaps zu verhindern, oder steht es auch für grosse Vorhaben in geo- grafischen Randregionen zur Verfügung? 8
Die Nationalstrassen sind die Haupt- Unbestritten ist: Staustunden sind schlagadern des Individualverkehrs teuer. 2018 staute sich der Verkehr in der Schweiz. Obwohl sie nur 2,6% auf dem Nationalstrassennetz wäh- der gesamten Strassennetzlänge rend insgesamt 25’366 Stunden, meist ausmachen, wickeln sie 41% der ge- wegen Verkehrsüberlastung. Das samten Fahrleistung ab (Stand 2017), schadet der Volkswirtschaft. Gemäss beim schweren Güterverkehr sind UVEK-Orientierungsrahmen 2040 es gar 71%. Weil das prognostizierte soll die Verkehrsnachfrage in Zukunft Wachstum von Bevölkerung und so gelenkt werden, dass die Leis- Wirtschaft auch für die Zukunft eine tungsfähigkeit des bestehenden grosse Verkehrszunahme erwarten Gesamtverkehrssystems vor der Rea- lässt und die Mobilitätsansprüche der lisierung von weiteren Aus- oder Gesellschaft in allen Bereichen zuneh- Neubauten ausgeschöpft wird (u.a. men, stellt sich die Frage: Wie setzt intermodales, flächendeckendes der Bund die vorhandenen Mittel ein? Mobility Pricing, Innovationen im Be- reich der Mobilität). Zudem sollen Weitere Verkehrszunahme Massnahmen zur Optimierung beste- hender Netze konsequent Vorrang Auch bei allen Bestrebungen im öffent- gegenüber dem weiteren Ausbau in lichen Verkehr (ÖV) wird der moto- die Fläche haben. risierte Individualverkehr (MIV) weiter- hin eine wichtige Rolle spielen, und Der Kanton wächst die Strasse wird einen massgeblichen Anteil der Verkehrszunahme überneh- Viele ehemals rein ländliche Gebiete men müssen – gerade auch bei einer sind in den vergangenen Jahrzehnten möglichen Verschiebung von MIV stark gewachsen, der Kanton Thurgau und ÖV zu öffentlichem Individualver- beispielsweise von rund 200’000 kehr (ÖIV). In der Entwicklung der Einwohnerinnen und Einwohnern im Mobilität ist heute zwar noch einiges Jahr 1990 auf aktuell knapp 270’000. offen. Unabhängig vom Grad der Gemäss den kleinräumigen Bevöl- Automatisierung und Digitalisierung kerungsszenarien der kantonalen braucht es aber auch künftig leis- Dienststelle für Statistik werden es bis tungsfähige Nationalstrassen, die eine 2035 rund 330’000 sein (Szenario gute Erreichbarkeit aller Landesteile mittlere Zuwanderung). sicherstellen. Der Thurgau gehört damit zu den «Unsere Nationalstrassen am stärksten wachsenden Kantonen der Schweiz. Der motorisierte Indivi- sind die Hauptschlag- dualverkehr hat in der gleichen Zeit um 41% zugenommen – gerade im länd- adern für den Schweizer lichen Raum spielt das eigene Auto wegen der beschränkten ÖV-Erreich- Individualverkehr.» barkeit noch immer eine wichtige Rolle. Für die Zukunft ist ein weiteres Wachstum im Bereich von rund 1% pro Jahr zu erwarten. Das Strassennetz von Ost nach West basiert derwei- len immer noch auf Grundlagen aus den 1950er- und 1960er-Jahren und hat nicht mit der Bevölkerungsentwick- lung Schritt gehalten. Infra-Tagung 2020 9
SUISSEROLL Neue modulare Produktfamilie D400 – F900* RUHIG. RUTSCHFEST. MODULAR. Die neue modulare SUISSEROLL Produktfamilie mit FIX-, NIVROLL- oder PISO-Rahmen wurde speziell für Ihre Bedürfnisse entwickelt. Dank rutschfester Gusseisen- und/oder Beton-Oberfläche, Handgriff- und Schlüssellöchern für ein optimales Handling, lärmdämmender Dämpfungseinlage, dem individualisierbaren Beschriftungskonzept setzt SUISSEROLL in den Belastungsklassen D400-F900*, gemäss DIN EN 124 neue Massstäbe. *F900: lieferbar ab Sommer 2020.
Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen. Die Kantone haben aller- dings ein hohes Interesse an einem «Das Autobahnnetz der Ausbau der früheren Kantonsstras- sen. Dies auch im Wissen darum, dass Schweiz ist nicht fertig der heutige Stand der abgegebenen Strecken, mitten durch zahlreiche gebaut.» Städte und Dörfer, in vielen Fällen nicht der nationalen Bedeutung entspricht und dass in den kommenden Jahren Quer durch den ganzen Thurgau und Jahrzehnten Anpassungen (Ost–West) führen nur Hauptstrassen. nötig sind. Das ist nicht mehr zukunftsfähig. Zudem ist die Wirtschaft im Ober- Doch zurück zum Thurgau und seiner thurgau dringend auf bessere und Ost-West-Achse: Der Kanton hat vor schnellere Verbindungen angewiesen, über einem Jahrzehnt begonnen, seine weil der Bodensee das Einzugsgebiet Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Osten beschränkt und somit enger aufeinander abzustimmen und den Wirkungsradius auf nur 180 Grad auf diese Hauptachse auszurichten. reduziert. Hier liegen mehrere kantonale und re- gionale Zentren nebeneinander, durch- Weiter ausbauen fahren von einer Hauptstrasse, die per 1. Januar 2020 neu zur National- In anderen Kantonen sieht es ähnlich strasse N23 geworden ist. Tragende aus. Im Kanton Zürich klafft seit Jahr- Säule des gesamtheitlichen Ansatzes zehnten eine Lücke zwischen Uster ist nebst einem stetigen Ausbau des und Hinwil, der Zubringer Appenzeller- öffentlichen Verkehrs und der Förde- land hat ebenfalls eine lange Vorge- rung des Langsamverkehrs das Projekt schichte. Gemeinsam ist den Kantonen, «Mobilität Thurgau – BTS/OLS». dass sie dem Bund in einem ersten Bereits am 23. September 2012 fällten Schritt per 1. Januar 2020 rund 380 die Thurgauer Stimmberechtigten den Kilometer bisherige Kantonsstrassen Grundsatzentscheid für den Bau der in das Nationalstrassennetz überge- Bodensee-Thurtalstrasse (BTS) als ben konnten. Der neue Netzbeschluss Ersatz für die bisherige Hauptstrasse. (NEB) aus dem Jahr 2012 war Teil der NAF-Vorlage, der das Schweizer Die BTS deckt rund die Hälfte des Kan- Stimmvolk Anfang 2017 zugestimmt hat. tons ab und führt siedlungsnah über 30 Kilometer vom Bodensee (Arbon, Was in der Diskussion oft vergessen Romanshorn) über Amriswil bis in geht: Die Kantone beteiligten sich die geografische Mitte des Thurgaus ab diesem Jahr mit 60 Millionen Fran- (Grüneck nahe Weinfelden). Bei ken pro Jahr an der Finanzierung der OLS handelt es sich in Ergänzung der neuen Nationalstrassen (Kompen- dazu um ein neues Kantonsstrassen- sationsbeitrag), womit der Netzbe- projekt, das den Raum Kreuzlingen mit schluss teilweise von ihnen getragen Amriswil verbindet und den Verkehr ist. Diese kantonale Mitfinanzierung auf einer Achse bündelt. der Bundesaufgaben im Bereich der Nationalstrassen widerspricht eigent- lich den Grundsätzen der Neugestal- tung des Finanzausgleichs und der Infra-Tagung 2020 11
STÄRKUNG DER INFRASTRUKTUR FÜR DIE NÄCHSTE GENERATION. OPTIMIEREN SIE IHRE INVESTITIONEN Was haben die kleinste Ammann Vibrationsplatte, die grösste Asphaltmischanlage und alle anderen Ammann Produkte gemeinsam ? • Innovationen, die Produktivität und Effizienz steigern und somit Ihren Profit verbessern. • Langlebige Bauteile und Komponenten, die Ihre Investition maximieren. • Das Bekenntnis einer Familienunternehmung, die seit 150 Jahren erfolgreich in der Baubranche tätig ist, Versprechen von heute zu halten und zu wissen, was die Kunden morgen benötigen. Ammann Schweiz AG, Eisenbahnstrasse 25, 4901 Langenthal Tel. + 41 62 916 61 61, info.aag@ammann.com 12 Zusätzliche Informationen zu unseren Produkten und Dienstleistungen finden Sie unter : www.ammann .com GMP-2249-00-DE | © Ammann Group
Beiden Strassen ist eines gemeinsam: mer mitgedacht und in ergänzenden Sie sollen das stark gewachsene Konzepten bearbeitet. Die nächste Verkehrsaufkommen kanalisieren und Botschaft des Bundesrats zum Aus- lenken. Zudem sollen sie die Städte bauschritt 2023 wird zeigen, ob der und Dörfer von Verkehr, Lärm und Ab- Kanton Thurgau auf nationaler Ebene gasen entlasten und den Bodensee- Gehör findet und ob die nötigen Mit- raum besser an den Rest der Schweiz tel vorhanden sind – kostet die BTS als anbinden. Die Linienführung wurde Ausbauvorhaben für die N23 doch partizipativ erarbeitet und im Richtplan rund 1,56 Milliarden Franken. festgelegt. Für die BTS liegt seit Ende 2019 ein fertiges Generelles Projekt Bereits in der Beratung zum National- vor, vom kantonalen Tiefbauamt gemäss strassen-Ausbauschritt 2019 wurde den Vorgaben der Nationalstrassen- deutlich: Der Leidensdruck im Osten gesetzgebung ausgearbeitet. ist hoch. Unabhängig vom kantonalen und nationalen Zeitplan haben sich Das vollständige BTS-Dossier für den Kantons- und Gemeinderäte aus dem Ausbau der neuen N23 hat der Oberthurgau im Herbst 2018 zu- Kanton Thurgau dem Bundesamt für sammengeschlossen, um direkt bei Strassen (ASTRA) Ende 2019 zu- Mitgliedern der nationalrätlichen Ver- gestellt. Für ihn ist es zentral, dass die kehrskommission vorstellig zu werden. BTS möglichst rasch in das strate- Die rund 30 Kilometer gische Entwicklungsprogramm Natio- nalstrassen STEP aufgenommen «Beide Strassen sollen das stark lange Bodensee- wird, weil es für den Thurgau um weit Thurtalstrasse (BTS) von Arbon/Romanshorn bis mehr als nur Strassen geht. Bonau bei Weinfelden soll den Kanton Thurgau besser an das überge- Die BTS ist eines der grössten gewachsene Ver- ordnete Nationalstrassen- netz und die Metropo- litanräume der Schweiz Lärmschutzprojekte der Schweiz und bindet den peripher gelegenen Le- kehrsaufkommen anschliessen. Dazu er- gänzend will der Kanton die neue Hauptstrasse bens- und Wirtschaftsraum besser an das übergeordnete Netz an. Sied- kanalisieren und OLS von Amriswil nach Kreuzlingen realisieren. lungsentwicklung, Landwirtschaft und Schutz der Landschaft wurden im- lenken.» Schaffhausen Konstanz (D) Kreuzlingen Bottighofen A7 OLS OLS Frauenfeld Romanshorn A7 Winterthur BTS Weinfelden Amriswil N23 Arbon Horn Münchwilen Wil A1 St. Gallen Zürich Infra-Tagung 2020 13
bau ite n im Strassen räsarb e r Pa r t ner für F Ih AG Belagsfräsen Wydengasse 6 2557 Studen T 032 374 45 55 F 032 374 45 56 info@belafra.ch belafra.ch 14
Fast wäre es ihnen gelungen, die BTS so auf die Überholspur zu bringen – zusammen mit weiteren kantonalen Vorhaben. Doch das Fuder im National- rat war am Schluss zugegebener- massen überladen. Die Kritik liess nicht lange auf sich warten, der Stände- rat griff im Sommer 2019 korrigierend gewährleisten, dass alle Landesteile ein. Der Druck aus mehreren Regio- und Kantone als Wohn- und Wirt- nen sorgte auch beim Bund für deutli- schaftsstandorte attraktiv bleiben und che Worte: Es gelte, die bestehenden an der wirtschaftlichen Entwicklung Beurteilungsprozesse beim ASTRA des Landes teilhaben können.» einzuhalten. Ausbauwünsche vs. Mittel «Der Leidensdruck im Aus föderalistischer Sicht ist zu hof- Osten ist hoch.» fen, dass sich dies in der nächsten Nationalstrassenbotschaft stärker widerspiegeln wird. In der Botschaft Doch was bleibt als Erkenntnis? Die zum Ausbauschritt 2019 war prominent Dynamik im Frühling/Sommer 2019 ausgeführt, dass die finanziellen Mit- auf Bundesebene hat gezeigt, dass tel für die NEB-Strecken beschränkt regionale Überlegungen in der parla- sind. Für Ausbauten stünden jährlich mentarischen Entscheidungsfindung rund 83 Millionen Franken zur Verfü- immer noch eine Rolle spielen. Zur gung (44 Millionen Franken für An- Vertretung von kantonalen Interessen passungen und 39 Millionen Franken gegenüber dem Bund können vielfäl- für Erweiterungsprojekte). Unaus- tige Allianzen entstehen. Im Falle des gesprochen blieb, dass damit zwei Ausbauschritts 2019 wurden sie Klassen von Nationalstrassen ge- nicht von den Kantonsregierungen ge- schaffen würden: die alten gemäss schmiedet, sondern direkt von Regions- Netzbeschluss 1960 vs. die neuen und Gemeindevertretern. Der Aus- gemäss Netzbeschluss 2012. bau des Nationalstrassennetzes lässt sich somit nicht auf Staustunden Dies widerspricht dem NAF und reduzieren. ist für künftige Vorlagen nicht haltbar. Kantone mit Ausbauwünschen, wie Regionen verbinden der Thurgau, anerkennen gleichzeitig, dass die Mittel beschränkt sind und Wenn der Bundesrat den nationalen ihre ehemals kantonalen Vorhaben neu Zusammenhalt stärken will (Leitlinie Teil einer nationalen strategischen der Regierungstätigkeit gemäss Legis- Gesamtbetrachtung sind. Die Diskus- laturplanung 2015–2019), gehört sion «Staustunden vs. Föderalismus» dazu auch, alle Regionen des Landes wird bei jedem Ausbauschritt aufs Neue zu verbinden. Wie der Bund selber zu führen sein. schreibt: «Gute, auf die Siedlungsent- wicklung abgestimmte und zwischen den Verkehrsträgern koordinierte Ver- kehrsnetze sichern eine hohe Erreich- barkeit und tragen zum räumlichen Zusammenhalt der Schweiz bei. Sie Infra-Tagung 2020 15
Der neue Volvo P2870D Jetzt in kompakter Grösse auch als Radfertiger Der brandneue Volvo P2870D ABG ist der kompakteste Radfertiger im Sortiment von Volvo. Seine ausgefeilten technischen Funktionen sorgen für einfache Bedienung, maximale Verfügbarkeit und erstklassige Einbauergebnisse. Robert Aebi AG Riedthofstrasse 100 Mit seinem kleinen Wendekreis von 2 Metern und einer Arbeitsbreite bis 8105 Regensdorf 4,5 Meter bietet der P2870D ABG unerreichte Vielseitigkeit für Ihre strassenbau@robert-aebi.com Einbauprojekte. Sprechen Sie uns an. Tel.: 044 842 53 58 16 volvoce.com
Drei Erkenntnisse aus über 10 Jahren BTS-Planung Mitwirkung ist ein Muss Allein zwischen 2006 und 2012 fanden Das politische System der Schweiz rund 100 Workshops, Besprechun- sieht verschiedene Mitwirkungs- gen und Informationsveranstaltungen und Abstimmungsmöglichkeiten bei mit ihnen statt, dazu kamen mehrere grossen Infrastrukturvorhaben vor. Variantenstudien und öffentliche Ver- Eine regelmässige Information über nehmlassungsverfahren. Zum Teil den Projektstand ist für die Behör- wurde die technisch beste Lösung zu- den Pflicht. Der Kanton Thurgau hat gunsten eines lokalen Kompromis- mit einer ersten Abstimmungsnieder- ses verworfen. Nach der positiven lage über das BTS-Vorgängerprojekt Volksabstimmung 2012 (54,6% «Ja» 2005 die Erfahrung gemacht, dass an der Urne) wurde bei der Ausar- diese standardisierten Instrumente beitung des Generellen Projekts ins- nicht ausreichen, um die Bedürfnisse besondere der Kontakt zu den Ge- von Bevölkerung, Verbänden und Ge- meinden und Grundeigentümerinnen meinden an den Prozess zu befriedigen. und Grundeigentümern weiter gepflegt. «Das war der Auftakt zu einem Mit der Einladung zu den öffentlichen schweizweit womöglich einzigartigen Informationsveranstaltungen (rund Partizipationsprozess», sagt Kantons- 350 Besucherinnen und Besucher pro ingenieur Andy Heller im Rückblick. Anlass) bot die Projektleitung immer Während der Erarbeitung der BTS-Vor- auch die Möglichkeit für Einzelge- studie (2006–2012) erfasste das spräche an. Diese fanden jeweils bei kantonale Tiefbauamt deshalb die An- den Betroffenen zu Hause statt. Hierbei liegen der 32 betroffenen Gemeinden ging es im Dialog nicht darum, das im Detail, bat zahlreiche Verbände Gegenüber vom Nutzen der Strassen an den Tisch und war im Kontakt mit zu überzeugen, sondern seine Be- betroffenen Grundeigentümerinnen fürchtungen ernst zu nehmen und die und Grundeigentümern. eigene Position transparent und nach- vollziehbar darzulegen. «Die Diskussion Stau- Mit dem Teilprojekt «Güterzusammen- stunden vs. Föderalismus legungen», das vom Tiefbauamt zu- sammen mit dem Landwirtschaftsamt wird bei jedem Ausbau- geführt wird, können die Bedürfnisse der Landwirtschaft berücksichtigt schritt aufs Neue zu füh- werden. Zusammengefasst kann auf- grund von ersten Entwürfen und ren sein.» Gesprächen gesagt werden, dass die negativen Auswirkungen für die land- wirtschaftlichen Betriebe bis auf wenige Härtefälle kompensiert werden können. Infra-Tagung 2020 17
WALO-Infrastrukturbau Betonbau, Untertagbau, Tiefbau, Wasserbau, Hydrodynamik und Rückbau Walo Bertschinger AG Infrastrukturbau Giessenstrasse 5 Postfach 8953 Dietikon 1 T +41 44 745 23 11 18 infrastrukturbau@walo.ch walo.ch wal_49001_07_Inserat_Tagungsbroschuere_Infra_Tagung_2016_100pzt.indd 1 26.10.16 13:44
Aber auch wenn Mitwirkung ein Muss Durchgangsstrassen und führt zu ist: Sie kann nicht alles. Es wäre eine mehr Wohn- und Lebensqualität in den Illusion, Strassengegner zu Befür- Zentren. Bereits 2012 unterstützte wortern machen zu wollen. Auch reicht der Kanton vier Pilotgemeinden dabei, es nicht, Betroffene zu Beteiligten ein Gemeindeporträt zu entwerfen. machen zu wollen, ohne tatsächliche Mitwirkungsmöglichkeiten zu schaffen. An Workshops machten sich Einwoh- nerinnen und Einwohner Gedanken Rechtsmittelverfahren können über über die zukünftige örtliche Entwick- den Mitwirkungsprozess ebenfalls nicht lung von Siedlung und Verkehr. Die verhindert werden. Aber die breite verbesserte Erreichbarkeit des Ober- Partizipation kann bei einer Urnenab- thurgaus und die Entlastung der Orts- stimmung das Zünglein an der Waage durchfahrten auf der Aachtal-Thurtal- spielen. Und sie führt dazu, dass Achse werfen bezüglich der Raum- sachlich diskutiert und den Behörden entwicklung aber auch verschiedene zugestanden wird, dass sie trans- übergeordnete Fragen auf. Themati- parent kommunizieren und den Dialog siert wurden diese im separaten Teil- pflegen, was die Arbeit insgesamt projekt «Raumentwicklung BTS/OLS». erleichtert. Eine Analyse der planerischen Rah- menbedingungen führte zu fünf Feldern, «Es wäre eine Illusion, bei denen ein wirkungsvolles Handeln möglich ist und eine aktive Einfluss- Strassengegner zu nahme Erfolg versprechend erscheint: Befürwortern machen —— dauerhafte Sicherstellung der Entlastungswirkung zu wollen.» —— Abstimmung von Siedlungsent- wicklung und Verkehr —— Nutzung der verbesserten wirt- Mehr als nur Strassen planen schaftlichen Standortgunst Ein Strassenbauvorhaben lässt sich —— koordinierte Siedlungsgebiets- längst nicht mehr isoliert betrachten. festlegung im Nahbereich von BTS und OLS sind deshalb seit Beginn BTS und OLS der Arbeiten umfassende Mobilitäts- —— Koordination der Raumentwick- projekte. Ihre Auswirkungen auf Raum, lung auf regionaler Ebene Umwelt und Bevölkerung wurden in allen Planungs- und Projektierungs- Die zusammengestellten Grundlagen schritten berücksichtigt. Konkret und Konzeptansätze zeigen modell- geschah das über einzelne Teilprojekte haft die Chancen auf, die sich für die und Konzepte, die das kantonale Tief- Raumentwicklung im Zusammenhang bauamt zusammen mit internen und ex- mit der Realisierung von BTS und ternen Spezialisten laufend vertieft hat. OLS ergeben. Die Gemeinden können damit ihre Ortsplanung überprüfen, Exemplarisch soll hier das Teilprojekt regional aufeinander abstimmen und Raumentwicklung BTS/OLS zusam- wo nötig neu ausrichten. mengefasst werden. Der wichtigste Pluspunkt der BTS für die Städte und Gemeinden ist die Entlastung der Ortsdurchfahrten: Sie ermöglicht ihnen eine Aufwertung entlang der heutigen Infra-Tagung 2020 19 13:44
FÜR PLANER UND UNTERNEHMER DIGITAL SIND SIE SCHNELLER. Erledigen Sie Offerten und Bestellungen ganz einfach über unseren Webshop! • Webshop mit dem kompletten Sortiment für den Tiefbau • Download von BIM-Daten • Offerten und Bestellungen mit Ihren persönlichen Konditionen erstellen • Lieferung mit Teilabrufen steuern Probieren Sie es jetzt aus: SHOP.TSCHUEMPERLIN-AG.CH A. Tschümperlin AG Oberneuhofstrasse 5 6341 Baar Tel 041 769 59 59 info@tschuemperlin-ag.ch tschuemperlin-ag.ch 20
Schaffhausen CHF CHF Konstanz (D) (D CHF Kreuzlingen Bottighofen Mobilität A7 Thurgau OLS OLS BTS/OLS Romanshorn Romanshor n A7 BTS Winterthur Weinfelden N23 Amriswil Arbon Horn Münchwilen Münchwile Wil Wi A1 St. Gallen Zürich Beim Vorhaben Interdisziplinär und vernetzt rund 850 Flächen mit gesamthaft über «Mobilität Thurgau – BTS/OLS» geht es um arbeiten 1’500 Hektar als anthropogen ver- weit mehr als Strassen. Der kantonale Projektleiter der BTS, ändert und mit Aufwertungspotenzial Die Grafik zeigt, was eingestuft. Darunter befinden sich Peter Imbach, hat es einmal wie alles dazugehört. folgt auf den Punkt gebracht: «Als über 500 Hektar, die für eine Neuaus- Bauingenieur ETH habe ich nur einen scheidung von Fruchtfolgeflächen Bruchteil meiner Arbeitszeit mit infrage kommen. Dies stellt hohe An- dem eigentlichen Ingenieurhandwerk forderungen an die weitere Projektie- verbracht. Ebenso wichtig waren rung der BTS, zeigt aber gleichzeitig, beispielsweise die Einbettung der dass die Verwertung gesichert wer- Strasse in die Landschaft, die Umwelt- den kann. Zudem zeigt das Beispiel, verträglichkeit in all ihren Facetten dass bereits die Bearbeitung von sowie die Besprechungen mit Gemein- Fachfragen auf Kantonsebene inter- den, Grundeigentümern und Anwoh- disziplinär angegangen werden muss. nern. Die Zusammenarbeit mit Spezia- Die üblichen nachgelagerten Mit- listen aus den unterschiedlichsten berichtsverfahren reichen auch hier Fachgebieten zeigt, dass die heutigen nicht mehr aus, um die Weichen Projekte interdisziplinär zum Erfolg richtig zu stellen. geführt werden müssen.» Einer der Bereiche, die amts- und «Bereits die Bearbei- fachübergreifend bearbeitet wurden, war die Verwertung von Boden und tung von Fachfragen Aushub. Der Boden im Bereich des geplanten BTS-Trassees wurde auf Kantonsebene detailliert kartiert: auf einer Fläche von rund 260 Hektar mit 19 Bodenprofilen muss interdisziplinär und rund 1’050 Handbohrungen. angegangen werden.» Zudem existiert neu eine Hinweiskarte anthropogen veränderter Böden für den ganzen Kanton. Insgesamt hat eine Projektgruppe aus Vertretern des Amts für Umwelt, des Amts für Raum- entwicklung und des Tiefbauamts Infra-Tagung 2020 21
Von guten Bauherren, guten Bauunternehmen und nachhaltiger Zusammenarbeit Jacques Boschung Mitglied der Konzernleitung und Leiter Infrastruktur, SBB Das Schweizer Bahnnetz ist eines der meist- befahrenen der Welt und bildet das Rückgrat des Schweizer ÖV. Der dichte Fahrplan sowie das steigende Bauvolumen stellen die SBB vor die Herausforderung, Fahren und Bauen in Einklang zu bringen. Um diese anzupacken, erwartet die SBB von der Baubranche eine starke Partnerschaft mit nachhaltigen und innovativen Lösungen. 22
Das Bahnnetz ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Damit die 1,25 Millionen Reisenden und 205’000 Tonnen Güter jeden Tag pünktlich an ihrem Ziel ankommen, unterhält die SBB ein über 3’000 Kilo- meter langes Schienennetz, gut 300 Eisenbahntunnel und über 33’000 Si- gnale. Schon heute ist das Schweizer Mit dem Ja zur FABI-Vorlage (Finanzie- Schienennetz eines der meistbefah- rung und Ausbau Bahninfrastruktur) renen der Welt. Und die Anzahl der haben Volk und Stände 2014 die Basis Reisenden und die Menge an trans- dafür geschaffen, dass das Schweizer portierten Gütern nehmen laufend zu. Bahnsystem auch künftig den Anfor- Gemäss Prognosen werden bis 2040 derungen der Kundinnen und Kunden knapp zwei Millionen Menschen pro gerecht wird. Dank FABI wurde ein Tag mit der Bahn fahren. neuer, unbefristeter Bahninfrastruktur- fonds (BIF) auf Verfassungsstufe «Gemäss Prognosen verankert. Der BIF regelt die Finanzie- rung des Baus, aber auch des Unter- werden bis 2040 halts von Gleisen, Brücken, Tunneln, Fahrleitungen und anderen Anlagen. knapp zwei Millionen Zudem wurde mit FABI ein langfristi- ges, strategisches Entwicklungs- Menschen pro Tag programm der Eisenbahninfrastruktur (STEP) geschaffen. Die Umsetzung mit der Bahn fahren.» des Programms erfolgt rollend und in Etappen. Sie ermöglicht die Weiter- entwicklung der Infrastruktur. Damit leistet die SBB einen wichtigen Das Bahnnetz ist Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit und das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs zur Lebensqualität in der Schweiz und in der Schweiz. in ihren Regionen. 1,25 Mio. 205’000 Nt 10’708 Züge Reisende pro Tag Güter pro Tag auf dem Netz pro Tag 3’228 Kilometer Strecke 313 Tunnel 34’704 Signale Infra-Tagung 2020 23
Mit System zu mehr Wirtschaftlichkeit Bau und Unterhalt von Fahrbahnen Es gibt zahlreiche Optimierungs- möglichkeiten zur Verlängerung der Gebrauchsdauer, um die Baukosten zu senken und die Ökobilanz zu verbessern. Von der Fundationsbewehrung, der Asphaltarmierung bis zu Stützkonstruktionen. Für alle Ansprüche hat SYTEC das pas- sende System.
Den ersten Ausbauschritt (AS) im S-Bahn- sowie im Güterverkehr weiter Rahmen des strategischen Entwick- entlang der erwarteten Nachfrage aus- lungsprogramms STEP, den AS 2025, gebaut werden und die Kunden auch hat das Parlament am 21. Juni 2013 künftig auf attraktive Verbindungen beschlossen. Der STEP AS 2025 um- zählen können. Auch dieser Ausbau- fasst Massnahmen im Umfang von schritt wird wichtige Verbesserungen rund 6,4 Milliarden Franken. Die darin für die Kundinnen und Kunden brin- definierten Projekte kommen den gen, so etwa den Viertelstundentakt Reisenden und dem Güterverkehr di- auf den am stärksten ausgelasteten rekt zugute. Die ersten Projekte Abschnitten auf der Ost-West-Achse, wurden bereits 2019 realisiert, Gross- also beispielsweise Genève Aéroport– projekte wie der Ausbau der Knoten Lausanne, Fribourg–Bern, Bern–Zürich Genf, Bern und Basel werden wegen und Zürich–Winterthur. ihrer Komplexität und ihres Umfangs erst nach 2025 in Betrieb gehen. Die Ein ständiger Balanceakt: Infrastrukturmassnahmen bringen Fahren und Bauen Kapazitätsausbauten und Leistungs- steigerungen innerhalb der Ballungs- räume und im Agglomerationsverkehr Die SBB bietet immer mehr und häu- des schweizerischen Städtenetzes figere Verbindungen auf ihrem Schie- sowie im nationalen Güterverkehr. Der nennetz an. Gleichzeitig steigt das STEP AS 2025 ermöglicht unter an- Bauvolumen aufgrund der Ausbau- derem den ganztägigen Halbstunden- schritte und des Unterhalts stetig. Seit takt Zürich–Lugano, Lugano–Locarno, 2013 sind dies bereits 4%. Bis 2024 Bern–Luzern und Zürich–Chur. sogar 10%. Im gleichen Zeitraum er- höht sich das Angebot um 11%. Für den nächsten Ausbauschritt, den AS Das Bahnnetz wird künftig also noch 2035, hat das Parlament im Sommer höher belastet bei einem noch dich- 2019 Infrastrukturmassnahmen im Um- teren Fahrplan. fang von 12,89 Milliarden Franken beschlossen. Damit wird die Voraus- Herausforderung für setzung geschaffen, dass die Infra- die Betriebsstabilität struktur und das Angebot im Fern-, im % % Kunden- pünktlichkeit* 92 +12 Angebot** 91 +10 Baustellen*** 90 +8 89 +6 88 +4 87 +2 86 0 85 –2 84 –4 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 * Anteil der Kunden, die mit einer Verspätung von
Advanced in Sealing. ERSTMALS OHNE VORANSTRICH Von der Neue TOK® Bänder: Nr. 1 für Fugenbänder ■ ■ ■ TOK®-Band SK: Erfolgreich – jetzt ohne Voranstrich TOK®-Band A: Sekundenschnelle Verarbeitung TOK®-Band SK N2: Höchste Flexibilität bei Kälte 26 www.densokor.ch DENSOKOR AG • Bahnhofstrasse 36 • 5502 Hunzenschwil • Tel. 043 366 22 44 • Fax 043 366 22 43
Trotz der anstehenden Ausbauten ist SBB Infrastruktur keine Bauunterneh- mung im eigentlichen Sinne. An ers- ter Stelle ist sie für ein zuverlässiges Bahnnetz zugunsten eines leistungs- ausgeführt werden, inklusive Nacht- fähigen öffentlichen Verkehrs ver- arbeiten. Oder ob ein Totalunter- antwortlich. Sie versucht deshalb, die bruch eines Streckenabschnitts inklu- Auswirkungen auf Kundinnen und sive Schienenersatzverkehr mehr Kunden möglichst gering zu halten Sinn macht. Totalunterbrüche bringen und weiterhin eine hohe Kunden- verschiedene Vorteile. Der Fahr- pünktlichkeit zu gewährleisten. Es gilt, plan bleibt stabiler, die Arbeiten sind die Balance zwischen Fahren und schneller durchgeführt und haben Bauen zu finden. damit weniger lang andauernde Aus- wirkungen auf die Anwohner. Die «Zu den wesentlichen Arbeitsbedingungen für die Mitarbei- tenden sind sicherer. bahnspezifischen Ersatzlösungen für Reisende Rahmenbedingungen Gleichzeitig braucht es aber zufrieden- gehört das Bauen stellende Ersatzlösungen für die Reisenden. Derzeit baut die SBB bei- unter Betrieb bei spielsweise auf der Strecke Zug– Arth-Goldau. Diese wird für 1,5 Jahre hohen Sicherheitsan- für den Zugsverkehr gesperrt, damit bei Walchwil eine Doppelspur gebaut forderungen.» und auf der gesamten Strecke Sa- nierungsarbeiten ausgeführt werden können. Dank dieser Streckensperre Zu den wesentlichen bahnspezifi - kann die Bauzeit um rund fünf Jahre schen Rahmenbedingungen gehört verkürzt und damit die Emissionen für das Bauen unter Betrieb bei hohen die Anwohnenden reduziert werden. Sicherheitsanforderungen. Die daraus Zudem sinken die Kosten um rund 40 entstehenden Wechselwirkungen Millionen Franken. Für die Reisenden führen zu einer hohen Komplexität im steht ein Ersatzangebot bereit. System und fordern alle Partner in der ganzen Wertschöpfungskette. Ent- Die Züge werden während der Bauzeit sprechend dieser Herausforderun- umgeleitet oder durch ein erweitertes gen müssen die Ressourcen (Personal, Busangebot ersetzt. Ziel der SBB ist, Material, Maschinen) sowohl in mit intelligenten Konzepten die Aus- quantitativer wie auch in qualitativer wirkungen der Baumassnahmen auf Hinsicht bereitgestellt werden. die Kundinnen und Kunden sowie Anwohnerinnern und Anwohner so ge- Eine der wesentlichsten und auch ring wie möglich zu halten und dies knappsten Ressourcen sind die Inter- bei gleichzeitig vertretbaren Kosten. valle, das heisst geplante Kapazi- tätseinschränkungen mit Auswirkungen auf den Bahnbetrieb. Bei jedem Projekt stellt sich die Frage, ob die Arbeiten unter laufendem Betrieb Infra-Tagung 2020 27
PROFIS AUF ENGEM RAUM. Cat ® Kurzheckbagger – Eine neue Ära der kompakten Effizienz Cat Kurzheckbagger der Serie F beeindrucken durch ihre Leistung, Wendigkeit, Reichweite und Sicherheit. Bleiben Sie cool, auch wenn es mal eng wird! Fünf verschiedene Modelle stehen zur Auswahl: zwei Mobilbagger M315F und M317F sowie drei Kettenbagger 315, 325 und 335. Mehr erfahren unter www.avesco.ch 28
Heute schreibt das Beschaffungsrecht vor, dass der Zuschlag an das «wirt- schaftlich günstigste» Angebot erfolgen muss. Wie ist das zu interpretieren für ein Bahnnetz, welches in mehr als hundert Jahren entstanden ist und Auftragsvergabe: Die welches uns alle überdauern wird? Gesamtsicht stets im Blick Die genannten Herausforderungen zeigen klar: Die SBB kann es sich Angesichts des steigenden Bauvolu- schlichtweg nicht leisten, kurzfristig mens ist die SBB auf starke Partner zu denken und den Preis als einzig angewiesen. So vergibt SBB Infra- ausschlaggebendes Kriterium zu de- struktur schon heute jährlich Arbeiten finieren. Sie ist gefordert, stets die für rund eine Milliarde Schweizer Gesamtsicht wahrzunehmen: Was Franken an die Tiefbaubranche. Dieses kostet der Bau, welche Auswirkungen Volumen wird in den nächsten Jahren hat er auf die Kundinnen und Kunden, mit den Ausbauschritten weiter zu- wie hoch ist die Lebensdauer des nehmen. Und: Ein grösseres Netz be- Objekts und wie viel Unterhalt erfordert dingt auch mehr Unterhalt. Deshalb es? Deshalb legt die SBB die Ver- werden die Investitionen der SBB ins gabekriterien je nach Projekttyp fest Bahnnetz allein von 2020 bis 2022 und gibt diese im Rahmen der Aus- um mehr als 13% zunehmen. schreibung bekannt. «Ein grösseres Netz Nachhaltige Beschaffung auf ganzer Linie bedingt auch mehr Unterhalt.» Mit dieser Vorgehensweise befindet sich die SBB auf dem richtigen Weg: 2021 tritt das revidierte Bundesge- Bei der Vergabe von Aufträgen ist setz über das öffentliche Beschaffungs- die SBB – im Unterschied zu privaten wesen in Kraft. Dieses kommt einem Bauherren – den Vorgaben des öf- deutlichen Paradigmenwechsel fentlichen Beschaffungsrechts (BöB/ gleich. Neu soll der Zuschlag an das VöB) unterstellt. Das heisst, sie ist «vorteilhafteste» Angebot erfolgen. gesetzlich zu Transparenz verpflichtet: Dabei werden neben dem Preis und Für Bauaufträge über 300’000 Franken der Qualität einer Leistung insbe- führt sie ein Einladungsverfahren sondere Kriterien wie Zweckmässig- durch, für solche ab zwei Millionen keit, Termine, technischer Wert, Franken schreibt sie öffentlich aus. Wirtschaftlichkeit, Lebenszykluskos- Gleichzeitig muss die SBB den Wett- ten, Nachhaltigkeit und Plausibilität bewerb fördern und die öffentlichen des Angebots als Zuschlagskriterien Mittel wirtschaftlich einsetzen. genannt. Infra-Tagung 2020 29
Der Nachhaltigkeit verpflichtet Die SBB wartet nicht zu bis zum In- krafttreten des revidierten Gesetzes. Als grösste Anbieterin von nachhalti- ger Mobilität in der Schweiz verpflich- Weichen zu ersetzen. Das beinhaltet tet sie sich zu einer umfassenden Transportleistungen von jährlich rund Nachhaltigkeit – wirtschaftlich, ökolo- 28’000 Sendungen. Der Transport gisch und sozial. Sie berücksichtigt auf den Schienen verursacht deutlich Nachhaltigkeitskriterien konsequent weniger CO2 -Emissionen und Lärm entlang der ganzen Wertschöpfungs- und braucht weniger Energie als der kette – von der Beschaffung über Transport auf der Strasse. Schon die Produktion und Nutzung bis hin zur heute fährt die SBB mit 90% Strom Entsorgung. Die zu beschaffenden aus Wasserkraft. Damit gehört die Waren und Dienstleistungen sollen SBB zu den ökologisch vorbildlichsten unter Bedingungen produziert und ent- Bahnen Europas. Der Fahrstrom sorgt werden, die einen verantwor- der SBB verursacht zudem keine CO2 - tungsvollen Umgang mit Menschen und Emissionen. Ab 2025 werden die Umwelt garantieren. SBB-Züge vollständig mit erneuerba- rem Strom betrieben. Dazu berücksichtigt die SBB in ihren Warengruppenstrategien und Aus- Die SBB hat sich entschieden, für die schreibungen neben der wirtschaftli- Verankerung der Nachhaltigkeit in chen Komponente auch gezielt öko- der Beschaffung mit EcoVadis zusam- logische und soziale Aspekte. Sie setzt menzuarbeiten. Die internationale sich für eine transparente Lieferkette kollaborative Plattform bewertet die ein und lässt bei Produzenten in Risiko- Nachhaltigkeitsleistung einer Firma ländern gezielt Sozialaudits durch- und stellt entsprechende Corporate- führen. Social-Responsibility-Ratings von Lieferanten bereit. Damit unterstützt «Damit gehört die SBB sie Unternehmen bei der Weiterent- wicklung ihrer Partner. Die SBB hat zu den ökologisch vor- sich zum Ziel gesetzt, dass künftig mindestens alle Anbieter von Risiko- bildlichsten Bahnen Eu- warengruppen Mitglied von EcoVa- dis sind, und plant, die Mitgliedschaft ropas.» künftig in ihren Ausschreibungen zu verankern. Ein konkretes Beispiel: Die SBB trans- portiert ihre Schienen, Schwellen Dieses Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Schotter ökologisch mit der Bahn. kann nur erfolgreich sein, wenn die So hat SBB Infrastruktur im Sep- Tiefbaubranche ihrerseits bereit ist, tember 2019 mit SBB Cargo einen diese Bemühungen partnerschaftlich fünfjährigen Vertrag über die Trans- mitzutragen und ihr den Stellenwert portleistungen zur Ver- und Entsorgung einzuräumen, den sie verdient. der Unterhalts- und Erneuerungs- baustellen unterzeichnet. Für den Unter- halt des Schienennetzes sind jedes Jahr rund 600 Kilometer Schienen, 350’000 Schwellen und gegen 500 Infra-Tagung 2020 31
Neue Kooperationsmodelle Die SBB will mit ihren Partnern zusammen Innovation betreiben und und Technologien damit die Effektivität erhöhen. Die heutige Zusammenarbeit mit Tiefbau- Die Ausführungen haben gezeigt: Die unternehmen ist bereits auf einem Herausforderungen für die Ausbau- guten Stand. Jedoch werden noch zu und Unterhaltsarbeiten der SBB liegen viele einzelne Aufträge von der SBB nicht primär bei der Finanzierung, ausgeschrieben und vergeben. Dies sondern in der Zunahme des Bauvo- löst einen hohen Koordinationsauf- lumens und den komplexen Rahmen- wand zwischen den verschiedenen bedingungen. Wo liegt nun die Lösung Schnittstellen der Lieferanten und dieser Herausforderung? Partner aus. Die SBB möchte mit an- deren Kooperationsmodellen einen «Die SBB will mit ihren neuen Markt schaffen. Dabei sollen die externen Partner mehr Verantwortung Partnern zusammen Inno- übernehmen und die Leistungen als Gesamtpaket anbieten. Dieses soge- vation betreiben und nannte GU+-Modell wurde bereits erfolgreich beim Tunnelbau Bözberg damit die Effektivität er- angewendet. höhen.» Gleichzeitig will die SBB auch auf neue Technologien setzen. Dies hat volks- Eine Grafik des Bundesamtes für wirtschaftlich ein grosses Potenzial und Statistik zeigt deutlich, wie sich die ver- birgt für die Baubranche eine emi- schiedenen Industriesektoren in nente Chance. Unternehmen, die die- den letzten 45 Jahren entwickelt haben. sen Weg einschlagen, schaffen sich Während die Produktivität je Arbeit- einen entscheidenden Wettbewerbs- nehmer in den anderen Sektoren zum vorteil: Mit den damit verbundenen Teil stark gestiegen ist, blieb die Produktivitätsfortschritten realisieren Kurve in der Bauindustrie nahezu flach. sie einen grösseren Spielraum bei Entwicklung Arbeitsproduktivität Es ist also höchste Zeit, etwas zu der möglichen Marge. je Arbeitnehmer unternehmen! 200 Finanzdienst- leistungen 180 Verarbeitendes Gewerbe 160 Handel 140 Baugewerbe/Bau Versicherungen 120 100 80 60 1995 ’96 ’97 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 2013 Quelle: Bundesamt für Statistik, Wirtschaftsstruktur und Analysen
«Entlang der verschie- denen Bauphasen bietet digitales Modell, welches automati- siert an den Betrieb übergeben wer- BIM viele Vorteile.» den kann. Die SBB arbeitet parallel zur Entwicklung von BIM bereits an ausgesuchten BIM-Pilotprojekten. Fehler reduzieren und Ein erfolgreiches Beispiel ist die Pla- nung des Brüttenertunnels. Kosten sparen dank BIM Die SBB rechnet damit, künftig rein Zur Illustration ein konkretes Beispiel: aufgrund des Zeitgewinns und der Die SBB hat das Ziel, die Methode Fehlerreduktion jährlich 200 Millionen «Building Information Modeling» (BIM) Franken zu sparen und bei den beim Planen und Bauen ab 2021 operativen Kosten eine Reduktion von im Hochbau und ab 2025 in der Bahn- 60 Millionen Franken zu erreichen. infrastruktur anzuwenden. BIM ist Zusätzlich senken die Simulationen eine Arbeitsmethode, um das Planen, beim Planen sowie aktuelle und Bauen und Bewirtschaften von Bau- richtige Daten den CO2 -Ausstoss um werken und die Zusammenarbeit zu circa 750 Tonnen. Dadurch leistet digitalisieren. Damit können alle BIM einen grossen Beitrag an die am Prozess Beteiligten die Informatio- Nachhaltigkeitsziele der SBB. nen an einem zentralen Ort erfassen und abholen. Der Informationsverlust Neue Partnerschaft durch die vielen Schnittstellen über den gesamten Lifecycle wird mit BIM Das Schweizer Bahnnetz ist heute das deutlich reduziert. Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Entlang der verschiedenen Bauphasen Um die richtige Balance zwischen bietet BIM viele Vorteile. Während Fahren und Bauen leben zu können, der Planung können beispielsweise braucht es eine neu gestaltete Part- Standardkomponenten verwendet, nerschaft zwischen SBB und der die Submission automatisiert und der Baubranche. Nötig sind nachhaltige, Genehmigungsprozess digitalisiert innovative und vorausschauende werden. BIM erhöht die Terminsicher- Lösungen und die Bereitschaft, diese heit, Kostentransparenz und Kosten- gemeinsam zu entwickeln. Lasst steuerung. Am Schluss entsteht ein uns das gemeinsam anpacken! «Das Schweizer Bahnnetz ist heute das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Das soll auch in Zukunft so bleiben.» Infra-Tagung 2020 33
Deponiekapazität: ein Platz-, ein Gesell- schafts- oder nur ein Preisproblem? Hansruedi Müller Leiter Taskforce Baustoffkreislauf Regio Basel und Inhaber Baliox AG Der Platz in den Deponien wird knapp. Lösungen für dieses Problem gäbe es viele. Nur die Um- setzung ist eine Herkulesaufgabe. Welche Wege führen zum Erfolg? 34
Mit der Überweisung der Landrats- vorlage zur Anpassung 2018 des Kantonalen Richtplans (KRIP) im Juni 2019 empfiehlt der Regierungsrat des Aushub- und Kantons Basel-Landschaft dem Par- Bauabfalldeponien lament unter anderem die Festlegung neuer Deponiestandorte für unver- schmutztes Aushubmaterial und nicht Die schweizerische Abfallverordnung verwertbare, mineralische Bauabfälle (VVEA) unterscheidet zwischen fünf (sogenannte Inertstoffe) sowie die Deponietypen (A, B, C, D und E), die Erweiterung bereits bestehender De- sich betreffend Standortanforderun- ponien. Die Richtplanvorlage hält gen, Deponietechnik und zugelassenen zudem fest, dass eine Recycling-Stra- Abfällen stark unterscheiden. Bei tegie mit gesetzlichen Grundlagen und der Deponieplanung in der aktuellen ausführenden Massnahmen erarbeitet Richtplan-Vorlage geht es ausschliess- werden soll, um den Anteil an Recy- lich um Aushub- bzw. Bauabfalldepo- cling-Produkten im Bauwesen deutlich nien (Typ A und B). Diese Materialien zu erhöhen. stammen aus dem Untergrund oder aus dem Rückbau von Bauwerken. Sie Wie alle anderen Kantone ist der sind unverschmutzt bzw. nur schwach Kanton Basel-Landschaft ge- mit Schadstoffen belastet. Demzu- setzlich dazu verpflichtet, Deponie- folge definiert die Abfallverordnung raum in ausreichendem Ausmass be- VVEA für Deponien vom Typ A und reitzustellen. Die Entsorgungssicherheit B und im Vergleich zu Deponien vom fällt in seinen Zuständigkeitsbereich. Typ C, D oder E weniger weitrei- Es obliegt ihm, den zukünftigen Bedarf chende Anforderungen an das Depo- abzuschätzen, geeignete Standorte zu niebauwerk. evaluieren, sie in den Kantonalen Richtplan aufzunehmen und entspre- Bauabfalldeponien wirken sich vor al- chende Nutzungszonen dafür zu lem topografisch auf ihre Umwelt aus, schaffen. Die Detailplanung, die Um- es entsteht ein neues Geländeprofil. setzung und der Betrieb einer Depo- Sobald die bewilligte Deponiekubatur nie hingegen sind nachgelagerte erreicht und der Deponiebetrieb Aufgaben der jeweiligen Gemeinden. abgeschlossen ist, wird der Deponie- körper rekultiviert. Dabei wird auf «Alle Kantone sind dem Deponiekörper ein mächtiger Bodenaufbau aufgebracht und eine gesetzlich verpflichtet, neue Bepflanzung führt dazu, dass abgeschlossene Deponien wieder zu Deponieraum in aus- Wald oder Landwirtschaftsgebiet werden. Die Umsetzung von Begleit- reichendem Ausmass massnahmen wie zum Beispiel die Realisierung von Biotopen bereits bereitzustellen.» während dem Deponiebetrieb sorgen zusätzlich für die ökologische Qualität einer Deponie. Nach dem Abschluss der Rekultivierung werden Deponien noch über Jahre bis Jahrzehnte im Rahmen der Nachsorgephase über- wacht und kontrolliert. Infra-Tagung 2020 35
Deponieanlage Elbisgraben Anders ist dies bei den Deponietypen der Zeit chemisch und/oder biolo- C (für sogenannte Reststoffe), D (für gisch verändern können. Derartige Verbrennungsrückstände wie Schlacke Abfälle können aufgrund von Abbau- aus der Kehrichtverbrennung) und E prozessen und des Einflusses von (für Abfälle mit erhöhter Belastung), Niederschlagswasser zu belastetem auf denen Abfälle abgelagert werden, Sickerwasser («Deponieabwasser») welche erhöhte Schadstoffbelastun- führen. Dieses Sickerwasser darf nicht gen aufweisen oder die sich im Laufe in die Umwelt gelangen. «Trotz einer gut entwickelten Abfall- wirtschaft lassen sich nicht alle anfallenden Bauabfälle zu Recycling- Baustoffen aufbereiten.» Gurtner Baumaschinen AG ... einfach besser! Die Mischung stimmt. ASPHALTMISCHANLAGEN: Transportable und stationäre Ausführungen in unterschiedlichen Leistungsstufen. MADE IN GERMANY RECYCLING: Bedachter Umgang mit Ressourcen, geringe Emissionswerte, Zugabemöglichkeiten von Altasphalt: 25 % bis 90 %. Als innovatives Unternehmen erfüllt Benninghoven schon heute die Normen von morgen und pflegt einen bedachten Umgang mit den GUSSASPHALT: Neben der Herstellung von Walzasphalt, sind die. Ressourcen. BENNINGHOVEN hat die besten Lösungen, um wirtschaftlich, BENNINGHOVEN Asphaltmischanlagen ebenso jederzeit in der Lage flexibel und umweltschonend Asphalt zu produzieren. Gussasphalt zu produzieren. OHRINGEN Deisrütistrasse 17 CH-8472 Ohringen Verkauf 052 320 06 66 LANGENTHAL Weissensteinstrasse 15 CH-4900 Langenthal Verkauf 079 416 64 72 info@gurtner-baumaschinen.ch AVENCHES Impasse de la Plaine 6 CH-1580 Avenches Vente 079 215 49 74 www.gurtner-baumaschinen.ch 36
Deshalb verfügen Deponien vom Mit ihren Erwartungen und durch die Typ C, D und E über eine Basisabdich- Nutzung der Infrastruktur trägt die tung und eine kontrollierte Entwäs- gesamte Bevölkerung zur Bautätigkeit serung. Im Kanton Basel-Landschaft bei und ist demzufolge Mitverursa- befindet sich mit der Deponieanlage cher, wenn es darum geht, nicht ver- Elbisgraben eine einzige Deponie des wertbare Bauabfälle ablagern zu Typs C, D und E. Die Deponieanlage können. Etwa 900’000 Tonnen an Aus- Elbisgraben verfügt über eine doppelte hubmaterial und mineralischen Bau- Basisabdichtung mit separater Ent- abfällen fallen aus den Kantonen Basel- wässerung der Kompartimente Typ C, Landschaft und Basel-Stadt jährlich D und E. an, die auf einer Deponie entsorgt werden müssen. Dies entspricht in etwa Das belastete Sickerwasser wird auf dem Gebäudevolumen des Roche- die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Turms in Basel inkl. seiner Annex- Ergolz 2 in Füllinsdorf abgeleitet. Die Bauwerke. Kapazität der Deponieanlage Elbis- graben reicht für weitere Jahrzehnte Potenzial für Recycling- aus, sodass aktuell keine weitere Produkte Deponie vom Typ C, D oder E geplant werden muss. Die Herausforderung bei der Deponieanlage Elbisgraben be- Jährlich werden in den beiden Basel steht darin, dass die verschiedenen rund 3,3 Millionen Tonnen Aushub- Kompartimente dem sich stetig verän- und Rückbaumaterial bewegt: 1,75 dernden Abfallaufkommen angepasst Millionen Tonnen sind sauberes Aus- werden muss. hub- und Abbruchmaterial, das prob- lemlos wiederverwendet werden kann. Abfallbewirtschaftung 550’000 Tonnen werden als Recy- cling-Materialien wieder zurück in den als gesellschaftspolitisches Baustoffkreislauf geführt. Rund Thema 900’000 Tonnen werden in den Depo- nien des Typs A und B im Baselbiet Im Jahr 2016 hat die Baselbieter abgelagert. 100’000 Tonnen stark be- Stimmbevölkerung die Deponieplanung lastetes Material gehen zur thermi- in der damaligen Richtplanvorlage schen Verwertung in den Export. Rund abgelehnt. An der Planung weiterer 200’000 Tonnen werden zur Abla- Standorte für die Entsorgung von gerung in Deponien des Typs A und Aushubmaterial und mineralischen Bau- B ins Baselbiet importiert. abfällen führt aber kein Weg vorbei. Jedes Bevölkerungswachstum, jede wirtschaftliche Entwicklung und jede Tätigkeit zum Erhalt des gesellschaft- lichen Wohlstands führt zu Bautätig- keit, sei es in Form von Neubaumass- nahmen, sei es durch Erneuerungen. Trotz einer gut entwickelten Abfallwirt- schaft lassen sich auch heute bei Weitem nicht alle anfallenden Bauab- fälle zu hochwertigen Recycling- Baustoffen aufbereiten. Infra-Tagung 2020 37
Sie können auch lesen