Gas im Wohnbau Was darf wann noch wo eingesetzt werden?
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ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN Gas im Wohnbau Was darf wann noch wo eingesetzt werden? Methan-Emissionen | EAG: neue Spielregeln am Strommarkt | E-Auto: Förderungs- ausmaß sinnvoll? | Heizen und Kühlen mit b idirektionalen Netzen | Cybersecurity in der Wasserversorgung | WVU-Portrait: WLV Triestingtal- und Südbahngemeinden Balgengaszähler mit Temperaturkompensation | Digitalisierung als Chance in der Wasserversorgung ÖVGW Forum Trinkwasser digital – Teil 2 | FGW_online: Fokus Fernwärme Weltwassertag: Der Wert des Wassers | Neptun 2021 | ÖVGW-Fachausschuss Gas installation | Die Prüfstellen der ÖVGW: TGM – Fachbereich Heizung und Lüftung P.b.b. – MZ 18Z041331 M 2 /2021
GRATULATION ZUR 100. AUSGABE! Mit diesem Heft erscheint das FORUM Gas Wasser Wärme zum 100. Mal. Als Vorsitzen- der der FIGA möchte ich das runde Jubilä- um nützen, um mich für die hervorragende Arbeit und die Unterstützung des Redak tionsteams sowie der ÖVGW-Mitarbeiterin- nen und -Mitarbeiter, die am Zustandekom- men jeder Ausgabe beteiligt sind, herzlich zu bedanken – ebenso für die Bereitschaft der FIGA- und FIWA-Mitglieder, kontinuierlich fir- menneutrale Fachartikel beizusteuern. Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin produkti- ves Schaffen, damit das Magazin auch künf- tig interessante Einblicke in die Entwicklung unserer Branchen bieten kann. Ing. Günter Kirschenhofer, Vorsitzender FIGA Als begeisterter Leser der Zeitschrift FORUM Gas Wasser Wärme gratuliere ich herzlichst – persönlich und im Namen der FIWA-Mit- glieder – zur 100. Ausgabe! Die Zeitschrift be- gleitet ÖVGW und FGW nun schon seit vie- len Jahren und hat sich in diesem Zeitraum als wichtiges Medium zum Informationsaus- tausch für Verband, Versorger und Firmen etabliert. Ich freue mich auf viele und interes- sante weitere Ausgaben und wünsche dem engagierten Redaktionsteam weiterhin viel Erfolg! DI Johann Rybak, Vorsitzender FIWA DIE FIRMEN IM GASFACH DIE FIRMEN IM WASSERFACH
HEFT 2/2021 – 18. JAHRGANG / 100. AUSGABE – 12. APRIL 2021 INHALT FACHFORUM THEMA Gas sucht neues Zuhause 6 Entwicklungen im Raumwärmesektor beunruhigen die Gaswirt- schaft. Soll nicht einmal Grünes Gas umweltfreundlich genug sein? Ein Gutachten signalisiert Entwarnung – wenn die Politik es beach- tet und Chancengleichheit für alternative Technologien schafft. FACHFORUM Österreichs Wasserversorger im Portrait (10) 28 Wasserleitungsverband der EU-Strategie zur Reduktion von Methan- 12 Triestingtal- und Südbahngemeinden Emissionen Stellungnahme von FGW und ÖVGW Neue Biomethan-Studie 14 INNOVATIONSFORUM Reststoffe nutzen statt verrotten lassen Wasserversorgung 32 Digitalisierung als Chance Grünes Gas konkret 15 Wasserstoff im Kommen Balgengaszähler mit Temperatur 35 kompensation EAG: neue Spielregeln am Strommarkt 16 Stellungnahme des FGW E-Mobilität 18 VERANSTALTUNGSFORUM Förderungsausmaß sinnvoll? Cybersicherheit und Blackout 39 Blackout in den USA 20 ÖVGW Forum Trinkwasser digital – Teil 2 „Texas Kettenreaktions-Massaker“ FGW_online: Fokus Fernwärme 40 Heizen und Kühlen 22 Fernwärme und klimaneutrale Zukunft mit Fernwärmesystemen Bidirektionale Netze Veranstaltungskalender 40 Das Wiener UNO City Projekt Wasserversorgung 24 KOLUMNEN UND RUBRIKEN Bedarf nach Cybersecurity steigt Editorial 5 ÖVGW zur EU-Dienstleistungskonzessions-RL 26 Keine Notwendigkeit für Änderungen Impressum 38 VERBÄNDEFORUM im Focus: Anlass zur Freude 41 Weltwassertag 2021 44 ÖVGW-Info Wasser 47 Der Wert des Wassers Neuerscheinung 3/2021 ÖVGW-Gremien im Portrait 42 FA Gasinstallation Neptun 2021 45 Die Prüfstellen der ÖVGW (5) 48 TGM – Fachbereich Heizung Zuerkennung der ÖVGW- 44 Wasser aktuell 46 und Lüftung Qualitätsmarke Kurzmeldungen Wasserfach FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 3
FIRMEN IM GASFACH The Plastics Experts. www.ovgw.at/figa Manufaktur für ökologische Dichtmittel und Korrosionsschutz www.agru.at www.aliaxis-ui.at www.bacoga.com www.bammer-gmbh.at Rohre, Fittings, Platten, Das innovative Unternehmen, BCG Gas 2000 Dichtmittel zum nach- Die Firma Bammer Handels GmbH Dichtungsbahnen – Innovative das Ihre PE-Rohre sicher und träglichen Abdichten von Gewinde- ist Ihr Partner für Komponenten Kunststoffprodukte von AGRU – zuverlässig verbindet. verbindungen in Gas-Innenleitungen. der Erdöl-, Erdgas- und Seit 1948 auf Ihrer Seite! FRIALEN®-Sicherheitsfitting ÖVGW G 2.662 / Vertrieb AT: www.hig.at Fernwärmeversorgung. www.diehl.com/metering www.elster-instromet.at www.fiorentini.at www.flexim.at • Elektronische Gaszähler mit Elster ist der weltweit führende • Filter, Vorwärmer Technologieführer bei eingriffsfreier integriertem Funk Anbieter für Gasmess- und Regel- • Absperrarmaturen Durchflussmessung mit Ultraschall. Die • „Open Metering“ Spezifikation technik, mit innovativen Lösungen • Gasdruckregler Clamp-On-Systeme messen praktisch geeignet für Smart Metering für Ihren Bedarf. • Sicherheitseinrichtungen alles, was fließt, Flüssigkeiten wie Gase. www.mhc-gruppe.de www.gfps.com/at www.gmt.de www.hawle.at Lösungen für die Gas-, Wasserstoff- GF Piping Systems entwickelt, produ- Kompetenter Partner für Hawle ist Hersteller von qualitativ und Automatisierungstechnik: ziert und vermarktet Rohrleitungs- Gasmess- und Regeltechnik hochwertigen Armaturen für die Planung • Anlagenbau • Service und systeme für den sicheren Transport in der Erdgasversorgung. Gasversorgung. Wartung • Schulung und Training von Flüssigkeiten und Gasen. HAWLE. MADE FOR GENERATIONS www.hongastec.de www.interapp.net info@ipu.co.at www.itron.com Honeywell Gas Technologies GmbH Wir sind ein weltweit agierender • RMA – Pipeline Equipment SMARTES MESSEN, ZÄHLEN & REGELN Ihr zuverlässiger Partner für: Hersteller von AVK Armaturen und • GHIBSON – Absperrklappen Mit neuen Technologien von ITRON • Gasdruckregelgeräte • Sicherheits- Zubehör mit Qualitätsprodukten • HUBER – Druckmessgeräte in die Zukunft der Gasversorgung! technik • Automatisierungslösungen für die Gasversorgung. • BERNARD – Stellantriebe www.landisgyr.com/at www.midex.at www.pipelife.at www.pp-engineering.com G350 – der kommunikative Wir arbeiten nicht mit Gaszählern Kunststoff-Rohrsysteme von Pipelife Spezialist für kathodischen ULTRASCHALL-GASZÄHLER oder Wasserzählern, – diese starken Lebensadern sorgen Korrosionsschutz und für der Zukunft für sondern mit Menschen! für eine sichere Gasversorgung. elektromaschinelle Ausrüstung in Smart Metering Anwendungen. Heute und in Zukunft. der Wasser- und Abwassertechnik. www.vc-austria.com www.sick.at www.tpa-kks.at www.viega.at wieland-moellersdorf.at SICK ist einer der weltweit Seit über 40 Jahren führender An- Viega. Höchster Qualität verbunden. Kupfer-System aus einer Hand. führenden Hersteller von Sensoren bieter von Kathodischen Korrosions- SUPERSAN® Kupferrohre aus und Sensorlösungen für industrielle schutzsystemen für Rohrleitungen, Österreich und Fittings von Anwendungen. Behälter und Stahlbetonbauwerke. Conex | Bänninger
Zu dieser Ausgabe EDITORIAL www.denso.de Führender, weltweit agierender Anbieter für I Korrosionsschutz-Produkte und innovative Dichtmittel. m Geburtsjahr des FORUM GWW war es die Marktöffnung, die in der österreichischen Gaswelt keinen Stein auf dem anderen bleiben ließ – das erste Heft titelte 2004 mit „Ver- sorgungssicherheit mit Erdgas im Zeitalter der Liberalisierung“. Heute ist es die angepeilte Dekarbonisierung, die eine Neuorien tierung der Energiewirtschaft erforderlich macht – der Titel des www.gas.consult.at 100. Heftes muss 2021 zum Thema Gas im Wohnbau die künftige Beratung für Gewerbe- und Netz- Nutzung in Frageform kleiden: „Was darf wann noch wo einge- Betreiber von Gas-Anlagen bei Planung/Bau/Betrieb/Überwachung setzt werden?“ Eine Konstante ist freilich über siebzehn Jahre nach geltendem ÖVGW-Regelwerk und 100 Ausgaben hinweg geblieben: die Bedeutung der Versor gungssicherheit – nicht nur im Gasbereich, ebenso am Fernwär mesektor und beim Trinkwasser. Das spiegelt sich auch in den Beiträgen dieses Heftes wider: sei es das Thema Cybersicherheit in der Trinkwasserversor gung, wo die Branche auf neue Herausforderungen reagieren www.heat.at muss, oder das Heizen und Kühlen über bidirektionale Netze, Kompetenz im Erdgasanlagenbau eine jener technologischen Entwicklungen, ohne die die gefor mit eigener Fertigung von: SAV, Gasdruckregler, Filter, Abscheider, derte Nachhaltigkeit und Effizienz im Fernwärmebereich nicht Wärmetauscher, Erdgastrocknung umsetzbar sein wird, oder die Reaktion auf das Erneuerbaren- Ausbau-Gesetz. Da das EAG die für Grünes Gas erforderlichen Rahmenbedingungen nicht vorsehen wird, bedarf es nach An sicht der Branche eines eigenen Grün-Gas-Gesetzes, um die Energieversorgung in Zukunft sicherstellen zu können. Und was geschieht, wenn auf Versorgungssicherheit nicht das gebühren www.kontinentale.at de Augenmerk gelegt wird und das Verständnis für die Notwen Ihr starker Partner für Armaturen- digkeit von Investitionen in die Infrastruktur abhanden kommt, und Rohrleitungstechnik mit einer zeigt das Beispiel Texas. umfangreichen Produktpalette für die österreichische Gasversorgung. HUNDERT HEFTE Vor neunundneunzig Heften hat der FGW- und ÖVGW-Geschäftsführer, zu- gleich Initiator der Neuausrichtung des Mediums, an dieser Stelle das www.schermanngmbh.com FORUM GWW vorgestellt und dessen drei Funktionen umrissen: Es habe Innovative Technologien für die über aktuelle Entwicklungen in den Fachbereichen Gas, Wasser und Wärme Lecksuche und Leitungsortung zu informieren, diene der Veröffentlichung von Verbands- und Vereinsnach- an erdverlegten Leitungen richten und stelle eine Plattform für Beiträge der Mitglieder bereit. Nun, sieb- zehn Jahre später, mögen unsere Leserinnen und Leser darüber urteilen, ob die Aufgaben hinreichend erfüllt wurden und das Erscheinen der hunderts- ten regulären Ausgabe zu berechtigtem Jubel Anlass gibt. Für Medieninha- ber und Redaktion bietet die runde Zahl jedenfalls die Gelegenheit, die Zeit- schrift einmal selbst – zumindest in Streiflichtern und mit Augenzwinkern – zum Gegenstand ihrer Berichterstattung zu machen. FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 5
FACHFOR UM : THEMA Grafik: Ruck Gas sucht neues Zuhause Entwicklungen im Raumwärmesektor beunruhigen die Gaswirtschaft. Soll nicht einmal Grünes Gas umweltfreundlich genug sein? Ein Gutachten signalisiert Entwarnung – wenn die Politik es beachtet und Chancengleichheit für alternative Technologien schafft. Christian Fell und Erich J. Papp Gas wurde zunächst über Jahrzehnte vor al Haushalte direkt mit Erdgas und über ein Vier lem zur Beleuchtung und zum Antrieb erster tel mit Fernwärme, die zurzeit ebenfalls zu ei Automobile verwendet, ehe sich Elektrizität nem guten Teil aus Gas(kraftwerken) stammt. und Erdölprodukte in diesen Bereichen durch setzten. Mitte des 20. Jahrhunderts begann ein Weder Kosten noch Beliebtheit von Gasheizun beispielloser Boom, als sich Gas zunächst als gen sprechen für den Ausbaustopp: Der aktu Stadtgas und erst recht nach der Erdgasum elle Heizkostenvergleich der Österreichischen stellung um 1970 in Heizungssystemen, Kraft Energieagentur 1 sieht Gasheizungen vor Fern werken und industriellen Anwendungen be wärme erneut auf dem Spitzenplatz. Im Neu hauptete. Letztere sind vielleicht die einzigen, bau ist das Heizen mit Brennwertgeräten im die manch Politiker/-in dieser Energieform in Vollkostenvergleich (Investition plus Betrieb) Zukunft noch gönnen will – und da vielleicht günstiger als Wärmepumpen oder Pellets. Aus nur in der Form „grünen“ Wasserstoffs. Inwie den Statistiken der Vereinigung der Österrei weit Grünes Gas generell mitmischen oder bei chischen Kessellieferanten lässt sich ebenfalls gemischt werden darf, ist Gegenstand von Dis Popularität ableiten. Seit Jahren sind Gaskes kussionen. Doch sind Gasheizungen nicht das sel die Spitzenreiter und machten 2020 52 % Heizsystem mit dem höchsten Marktanteil in Österreich? Tatsächlich heizen rund 27 % der 1 energyagency.at/fakten-service/heizkosten/neubau.html 6 FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021
FACH F O RUM : T HEM A der verkauften Einheiten aus – vorwiegend be Brief wird angeprangert, dass die Politik For sonders effiziente Brennwertgeräte. Ölkessel schung und Forderungen ignoriere. „Das be wurden mit 3 % zum Ladenhüter. Effizient und deutet für Sie, dass Sie als Ölheizungsbesitzer günstig klingt nach zwei guten Argumenten für gezwungen werden, auf ein anderes Heizsys Bauherren, auf Gasheizungen zu setzen. Das tem umzusteigen. Dies trotz der Tatsache, dass könnte allerdings schwieriger werden. es weltweit Forschungen und Versuchsanla gen zu „green liquids“ gibt, die problemlos in Ölheizung läuft aus bestehenden Ölheizungen eingesetzt werden können. Wir als Mineralölhändler fordern da Unerfreuliches widerfährt gerade einer Heiz her kein Verbot aller Ölheizungen, sondern form, die auch immerhin von über einer halben mehr öffentliche Gelder für die Forschung und Million Haushalten genutzt wird. Ölheizungen Entwicklung alternativer, flüssiger Heizstoffe! wird nun sukzessive der Garaus gemacht. Seit Wir dürfen uns das bestehende Öl-Heizsystem 2020 dürfen in Neubauten keine Ölkessel für nicht schlechtreden lassen.“ Zentralheizungen mehr eingesetzt werden. Ab 2021 darf bei einem Heizungswechsel auch Die WKO will die Protestbriefe sammeln und nicht mehr zur Ölheizung gewechselt werden, bei entsprechendem Rücklauf zu einem weite stattdessen ist zu „hocheffizienten alternativen ren politischen Vorstoß verwenden. Man wird Energiesystemen“ zu greifen. Ab 2025 erfolgt sehen, ob es zu Massenprotesten für Heizöl der Austausch für Ölkessel, die älter als 25 Jah kommt, welche die Verantwortlichen hier um re sind. Und ab 2035 sollen alle dann noch vor denken lassen. handenen Kessel verschwinden. Das bedeutet das Aus für einen Wirtschaftszweig, dement Erdgas: Expansion enden sollend sprechend unternimmt die Wirtschaftskammer immer noch Rettungsversuche. Auf der Website Nun ist Gas in der Raumwärme deutlich stär der WKO (OÖ) heißt es, sie habe „in den letzten ker verankert und beliebter als Heizöl, auch ist Monaten eine ganze Reihe von Maßnahmen die Aussicht auf „Greening the Gas“ möglicher – Gespräche, Presseinformationen, Studien, weise realistischer als flächendeckend einsetz Testanlagen – ergriffen, um den politisch Ver bares grünes Öl, das nicht aus Oliven gepresst antwortlichen aufzuzeigen, dass ein Verbot der ist. Dennoch ist keineswegs undenkbar, dass Technik kontraproduktiv ist, denn ohne ent Gasheizungen ein ähnliches Schicksal ereilt. sprechende Technik wird man zukünftig kei Zumindest laut dem derzeit geltenden Natio ne flüssigen, erneuerbaren Brennstoffe für die nalen Klima- und Energieplan sollen ab 2030 Raumwärmegewinnung verwenden können. im Gebäudebereich um 3 Mio. t weniger Treib Daher wollen wir nun zu einem allerletzten hausgase ausgestoßen werden als derzeit. Der Mittel greifen und so viele Ölheizungsbesitzer Wärme- und Kühlbedarf neu errichteter Gebäu wie möglich mobilisieren“. de ist weitgehend ohne fossile Brennstoffe ab zudecken. Dieses Mittel besteht aus einem Protestbrief, den die Heizölhändler ihren Kunden übermit Dazu der NKEP: teln können. Darin wird also – und das dürf ∙∙ Das Erdgasnetz soll zu Heiz-/Warmwas te auch der Gaswirtschaft bekannt vorkom serzwecken nach Möglichkeit nicht mehr men – argumentiert, dass die Technologie ausgebaut werden; eine Verdichtung der bleiben müsse, um sie später für erneuerbare Anschlüsse ist möglich, wo keine Fernwär Brennstoffe zu nutzen. Demnach könnte in den me (erneuerbar oder aus hocheffizienten 2040er-Jahren XTL als „green liquid fuel“ fos KWK-Anlagen) vorhanden ist. siles Heizöl flächendeckend ersetzen. In dem ∙∙ Langfristig wird fossiles Gas durch erneu FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 7
FACHFOR UM : THEMA erbares Gas im Netz ersetzt. Programm ist, haben die Bundesländer in ih ∙∙ Steuerliche Begünstigungen sollen die ren Bauordnungen reagiert und gehen in eine Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbarem ähnliche Richtung. Gas fördern. ∙∙ Fossiles Gas im Neubau nur mehr in wohl Die Überschrift „Raus aus Öl und Gas“ auf der begründeten Ausnahmefällen. offiziellen Website der Wiener Stadtregierung ∙∙ Umsetzung der Anforderungen der „Alter (wien.gv.at/stadtentwicklung/energie/erp/ue nativenprüfung” bei Neubau und Sanie bersicht.html, abgerufen am 12.3.21) spricht rung – damit wird fossiles Gas sukzessive eine deutliche Sprache. In der Realität hat der durch erneuerbare Alternativen ersetzt, wo Gemeinderat die Einrichtung sogenannter Kli dies sinnvoll und zumutbar ist. maschutz-Gebiete beschlossen, die Umsetzung ∙∙ Mittels Raumplanung sollen Gebiete mit geht nun sehr schnell: Für die Bezirke 2, 3, 7, 8, leitungsgebundener Energieinfrastruktur 9, 16, 18 und 19 sind sie bereits festgelegt, bis (z.B. Fernwärmegebiete) ehestmöglich Ende dieses Jahres folgen die übrigen. Acht von ausgewiesen werden. zehn Neubauten befinden sich 2021 in solch ei nem Gebiet, was bedeutet: „Heizung, Kühlung Während dies nichts Gutes für Bauherren er und Warmwasseraufbereitung von neu errich ahnen lässt, aber eben (bis zur Realisierung teten Gebäuden müssen dort entweder über im neuen EAG und anderen Gesetzen) nur ein erneuerbare Energie wie Erdwärme, Solarener gie, Biomasse oder über Fernwärme erfolgen. Betroffen sind alle Neubauten in diesen Ge Wie erfolgt der Nachweis von Biomethan? bieten: Geförderter ebenso wie frei finanzierter In Österreich regelt das Biomethanregister der AGCS Gas Clearing and Settlement AG Wohnbau, Büros, Geschäftslokale, aber auch den Nachweis von Biomethan. Über diese Datenbank ist sichergestellt, dass nur die öffentliche Gebäude wie Schulen oder Kinder von Biogasanlagen eingespeisten Mengen als Biomethan an die Kunden abgegeben gärten. Langfristig sind fossile Energien damit werden. in diesen Gebieten Geschichte.“ • Die Anlage speist Biomethan in das licherweise mit der Novelle des GWG Gasnetz ein. Die Anlage wird regelmä- ändern.) Während Bestandsgebäude davon nicht betrof ßig von Gutachtern überprüft (z.B. da- • Ein Kunde schließt mit einem Händ- fen sind, müssen in Neubauten „hocheffizien rauf, welche Substrate zur Biomethan- ler einen Vertrag über Biomethan erzeugung verwendet wurden). te, alternative Systeme“ gemäß Wiener Bauord bezug ab. • Der Netzbetreiber übermittelt Infor- nung (§ 118 Abs. 3) zum Einsatz kommen. Das • Der Kunde wird über das Gasnetz be- mationen zu den eingespeisten Men- sind im Wesentlichen: liefert. Er bekommt rein physisch nicht gen an den Bilanzgruppenkoordina- das Gas (die Moleküle), das von der ∙∙ Anschluss an ein Fern- bzw. Nahwärme tor (AGCS). Biogasanlage eingespeist wurde, son- netz, wenn die Energie zu mindestens • Die AGCS stellt für den Biogas-Anla- dern Erdgas (eigentlich ein chemisch 80 % aus erneuerbaren Quellen oder hoch genbetreiber Biomethan-Nachwei- identes Gemisch aus fossilem Gas und effizienten KWK-Anlagen stammt. se über die monatlich eingespeisten Biomethan). Aber die vom Kunden ver- ∙∙ Dezentrale Energieversorgungssysteme auf Mengen aus. Die Nachweise werden brauchten Mengen wurden – belegt im Biomethanregister elektronisch durch die Biomethan-Nachweise – zu- Basis erneuerbarer Energiequellen (Wär hinterlegt. vor vom Erzeuger in das Gasnetz ein- mepumpen, Biomasseheizungen, Solar • Der Händler kauft über die AGCS gespeist. energie et cetera). (Ökostrom-Abwicklungsstelle; Clea- • Der Händler legt Biomethan-Nachwei- ∙∙ Nutzung von Abwärme ring-Stelle für Gas) Biomethan-Nach- se im Ausmaß des Verbrauchs seiner ∙∙ KWK-Anlagen, die Strom produzieren und weise vom Anlagenbetreiber. Die AGCS Kunden im Biomethanregister still. die Abwärme in ein Wärmenetz speisen. teilt der E-Control mit, in welchem Aus- Die Information über die Transaktion maß von Händlern Biomethan-Nach- bleibt in der Datenbank erhalten, und weise erworben wurden. (Die Form die verbrauchten Mengen stehen für Formulierungen, die „erneuerbare Energien der Datenübermittlung wird sich mög- den Verkauf nicht mehr zur Verfügung. wie“ oder „Solarenergie et cetera“ aufzählen, lassen nun erwarten, dass Grünes Gas als un 8 FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021
AGRULINE DAS WELTWEIT ERSTE ROHRLEITUNGSSYSTEM AUS PE 100-RC LÄNGERE LEBENSDAUER zweifelhaft erneuerbare Energie hier mitgemeint ist und Höhere Rissbeständigkeit Gasheizungen schon daher Berechtigung haben. Ein Blick im Vergleich zu PE 100 in die Bauordnungen der Bundesländer zeigt aber eine kom KOSTENEFFIZIENT pliziertere Situation. Wohnbauförderung für nur mit Erdgas Sandbettfreie Verlegung des beheizte Neubauten ist mit wenigen Ausnahmen in der Stei kompletten Rohrsystems ermark und Niederösterreich nicht mehr zu bekommen. Die SICHERE SCHWEISSVERBINDUNGEN Kombination Gas und Solaranlage ist überall vorgesehen, Widerstandsfähiger gegen äußere aber aufgrund von Auflagen nicht leicht zu realisieren. Will und innere Belastungen man auf die Wohnbauförderung verzichten, kann man die ALLES AUS EINER HAND günstige Gasheizung einbauen, außer man will in Wien Komplettrohrsystem für Gas-, wohnen. Dort ist sie verboten, und auch in Salzburg könn Wasserversorgung und Industrie ten die Auflagen zur Hürde werden. Ist Biogas bio, Grünes Gas grün? Hinter der absurden Frage steht eine andere, die künftig im SPERRBLASENSCHELLE: mer wichtiger werden wird: Kann ich eine Gasheizung ein bauen lassen, wenn ich einen Vertrag mit meinem Gasliefe ranten habe, durch den ich zu 100 % Biomethan beziehe? Das müsste ja wohl die Forderung nach „hocheffizienten, alternativen Systemen“ mehr als erfüllen. Daran schließt sich die im Moment auch wirtschaftlich interessante Frage Einfaches Absperren von PE Gasleitungsabschnitten an: Kann ich gefördert von einem Ölkessel auf eine mit Bio für Reparaturzwecke und methan betriebene Gasheizung wechseln? zur Herstellung von Abzweigungen. Leider sind die Antworten auch hier weder einfach noch unumstritten, und leider muss man hier ein wenig ins De tail gehen: Ein Streitpunkt ist, dass Gasversorger natürlich nicht eine Biogasanlage für jeden Interessierten vor dessen Haus stellen können. Üblicherweise bedeuten solche Ver träge, dass bilanziell zu 100 % Bio-Ware geliefert wird. Das heißt, dass sich der Versorger verpflichtet, mindestens so viele Biomethan-Nachweise vom Biogas-Anlagenbetreiber zu erwerben, wie von den Bio-Kunden verbraucht wird. Bei Ökostrom sieht es übrigens genauso aus: Ökostrom-Bezug heißt nicht, dass sich kein Elektron aus einem tschechi schen Kohlekraftwerk in die Steckdose verirren kann. Im Fall von Biomethan wird der bilanzielle Bio-Anteil über das Biomethan-Register nachgewiesen. Genügt also ein sol cher Beleg des Bezugs von Grünem Gas, um Förderung zu bekommen? Die Bestimmungen zur Wohnbauförderung der Bundesländer haben als Grundlage eine Vereinbarung zwi schen Bund und Ländern2. Um den Treibhausgasausstoß zu 2 Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Aussto- ßes an Treibhausgasen StF: BGBl. II Nr. 251/2009. agru Kunststofftechnik Gesellschaft m.b.H. FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 Ing.-Pesendorfer-Strasse 31 | 4540 Bad Hall, Austria T +43 7258 7900 | sales@agru.at | www.agru.at | @agruworld
FACHFOR UM : THEMA senken, wird in der Vereinbarung bestimmt, dass für Neu „hocheffizienten alternativen Energiesystems“ überhaupt mög bauten oder Sanierungen besagte „hocheffiziente alternative lich ist. Es stellt sich die Frage, ob auch auf die Alternativen Energiesysteme“ die Voraussetzung für Förderungen sind. prüfung verzichtet werden kann, wenn man eine Heizung mit In den Begriffsbestimmungen ist angeführt, was darunter zu 100%-igem Biomethan betreibt. verstehen ist, sie entsprechen den zuvor genannten Elemen ten der Wiener Bauordnung. Rechtsgutachten gibt Gasversorger recht Es gibt allerdings eine wichtige zusätzliche Bestimmung: Der Tiroler Energieversorger TIGAS gab zusammen mit dem Auch andere Technologien und Energieversorgungssyste Fachverband Gas Wärme bei der Anwaltskanzlei bpv Hügel ein me sind als hocheffiziente alternative Energiesysteme zu be Rechtsgutachten in Auftrag, da man ob dieser Frage uneins mit trachten, soweit sie im Vergleich zu Wärmepumpen oder zu der Tiroler Landesregierung ist. Letztere ist der Auffassung, Fernwärme, die zu 80 % auf erneuerbaren Energieträgern, dass ein hocheffizientes alternatives System nur dann vorliegt, bzw. auf hocheffizienter KWK beruht, zu geringeren Treib wenn nicht nur bilanziell Biogas geliefert wird, sondern das von hausgasemissionen führen. Ausnahmen sind möglich, wenn TIGAS gelieferte Gasgemisch tatsächlich physikalisch zu 100 % Erdgas-Brennwertgeräte mit Solaranlagen kombiniert wer aus Biogas besteht. den. Auf den Einbau des Solargeräts darf sogar verzichtet werden, wenn er technisch oder wirtschaftlich unmöglich In der Tiroler Bauordnung findet sich die Formulierung: „Hoch ist. Ehe man eine solche Ausnahmegenehmigung erhält, effiziente alternative Systeme sind insbesondere“. Daraus gehe muss eine „Alternativenprüfung“ durchgeführt und bestan – so das Gutachten – hervor, dass keine vollständige Aufzäh den werden. Dabei wird untersucht, ob die Installation eines lung der in der Bund-Länder-Vereinbarung gemeinten Heizsys Glückwünsche aus Wels! Wir gratulieren zu 100 Ausgaben Forum Gas Wasser Wärme.
FACH F O RUM : T HEM A „In den verschiedenen rechtlichen Regelwerken ist vorgesehen, teme folgt und die dort angeführten „anderen dass Biogas im Gasnetz verwendet werden kann und soll. Dazu Technologien und Energieversorgungssyste werden in den EU Richtlinien (RED II, Gebäuderichtlinie), den Bund- me, soweit diese im Vergleich zu den Fernwär Länder-Vereinbarungen in Österreich sowie Tiroler Gesetzen und mesystemen und Wärmepumpenlösungen zu Verordnungen Regelungen getroffen, wie die Normierung von Bio- geringeren Treibhausgasemissionen führen“ gas im Leitungsnetz zur Nachweisführung zu erfolgen hat, dass ins mitgemeint sind. Die Vereinbarung ist also Netz eingespeistes heimisches Biogas beim Kunden in derselben technologieneutral zu verstehen: Die Methode Menge entnommen werden kann. In Österreich gibt es dazu seit muss einzig das Ziel der Reduktion von Emissi Jahren bereits das Biomethanregister. Heizungsanlagen, die mit onen erfüllen. Und da ist ein zu 100 % biogenes Biogas gemäß dieser rechtlichen Vorgaben und Nachweise betrie- System klarerweise mindestens so „bio“ wie ben werden, gelten als „hocheffizientes alternatives System“ und ein Fernwärmesystem, das nur zu mindestens sind anderen gleichartigen erneuerbaren Systemen für die Raum- 80 % erneuerbar sein muss, sprich: Es stößt wärme und Warmwasserbereitung gleichgestellt. weniger Emissionen aus. So einfach auch der Nachweis hierzu über das Biomethanregister in Österreich geregelt ist, die rechtliche Basis aufgrund der ver- Dass Biogas als erneuerbare Energie zu se schiedenen Rechtssysteme ist selbst für Fachleute wegen der zahl- hen ist, gebietet nicht nur der Hausverstand, reichen Gesetzesmaterien schwer nachvollziehbar. Daher hat der es geht auch aus der Erneuerbaren-Richtlinie Fachverband gemeinsam mit der TIGAS ein Gutachten in Auftrag der EU hervor. Dort ist weiters das System der gegeben, das diese rechtlichen und organisatorischen Zusammen- Herkunftsnachweise angeführt, und in Öster hänge aufarbeitet und somit den Nachweis führt, dass nachweis- reich erfolgt der Nachweis in diesem Fall eben lich ins Leitungsnetz eingespeistes und in derselben Menge beim über das Biomethan-Register. Gutachter DDr. Kunden entnommenes Biogas als gleichwertiges „hocheffizientes Christian F. Schneider schließt: Die bilanziell- alternatives System“ zu werten ist. vertragliche Versorgung mit 100 % Biogas ist Somit gelten Heizsysteme betrieben mit nominiertem Biogas über sowohl im Sinn der RED II (Renewable Energy das Gasnetz analog zu Systemen mit Wärmepumpe oder Holzhei- Directive) als auch im Sinn der Tiroler Bauord zungen als hocheffiziente alternative Systeme, sie leisten einen we- nung 2018 eine Versorgung mit 100 % erneuer sentlichen Beitrag zur Reduktion von CO2 und schonen das Klima barer Energie. Daher gelte auch die genannte – ganz im Sinne der Tiroler Energiestrategie.“ Alternativenprüfung als erfüllt, bzw. muss erst gar nicht durchgeführt werden. DI (FH) Georg Tollinger, MBA Technischer Geschäftsführer TIGAS Chancengleichheit? So weit, so gut. Die Gas- und Wärmewirtschaft kommen, welche der Industrie und ihren Groß vertritt seit jeher den Ansatz, die Reduktion anlagen zukommen, aber von privaten Gas von Emissionen sollte technologieneutral ver kunden bezahlt werden soll. folgt werden. Es ist erfreulich für sie, wenn Ju risten nun einen solchen Ansatz in geltenden Ein weiteres Gesetzespaket zu Gas bzw. zu Bestimmungen entdeckt haben. Die Frage ist Grünem Gas folgt nach ministerieller Ankün freilich, welchen Weg die Politik künftig be digung noch. FGW-Geschäftsführer Michael schreitet – und ob gleich effektive oder sogar Mock weiß, wie es aussehen sollte: „Ideal zielführendere Technologien auch wirklich fai wäre ein österreichisches Ökogasgesetz nach re Entwicklungschancen erhalten werden. Ers dem Vorbild des Ökostromgesetzes.“ Die Errei te Ankündigungen der Regierungsvorhaben im chung der Klimaziele mit Grünem Gas ist also Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz EAG brachten ge möglich, es „hängt jedoch maßgeblich von den mischte Reaktionen. Während viel über Strom politischen Rahmenbedingungen ab, ob diese und wenig über Gas gesprochen wurde, dürfte Potenziale gehoben werden können“, betont eine 500-Millionen-Förderung für Wasserstoff FGW-Obmann Peter Weinelt. ◂ FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 11
FACHFOR UM EU-Strategie zur Reduktion von Methan-Emissionen Noch dieses Jahr soll ein EU-Gesetzesvorschlag vorgelegt werden. Die österreichische Gaswirtschaft begrüßt die Initiative, fordert aber Maßnahmen, die Vorleistungen berücksichtigen. Im Oktober 2020 hat die EU-Kommission die der Entwicklung des Marktes für Biogas Methanstrategie vorgelegt. Ziel ist, die Me aus nachhaltigen Quellen, einschließlich than-Emissionen in den Bereichen Energie, Pilotprojekten für ländliche und landwirt Landwirtschaft und Abfall zu verringern. Um schaftliche Gemeinschaften. das Treibhausgasziel zu erreichen, sollen bis ∙∙ Förderung bewährter Verfahren und Tech 2050 EU-weit gegenüber 1990 um 55 % weniger nologien, Veränderungen bei Futtermitteln Treibhausgase ausgestoßen werden. Dafür ist und in der Tierhaltung sowie Förderung auch eine Reduzierung der Methan-Emissio einer klimaeffizienten Landwirtschaft. nen um 35–37 % gegenüber 2005 erforderlich. ∙∙ Eine Verpflichtung zur Verbesserung der Methan ist ein sehr potentes Treibhausgas. Es Erkennung und Reparatur von Leckagen ist 25-mal so wirksam wie CO2, verbleibt aber in der gesamten Infrastruktur (Erzeugung, viel kürzer als dieses in der Atmosphäre. Transport und Nutzung) für fossiles Gas. ∙∙ Mögliche künftige Rechtsvorschriften über Bis zu 95 % der von Menschen verursachten das Ablassen und Abfackeln von Gasen weltweiten Methan-Emissionen fallen in der sowie Standards für die gesamte Versor Landwirtschaft, in der Abfallwirtschaft und gungskette und Unterstützung der „Zero im Energiesektor an. Letzterer ist in Europa für Flaring“-Initiative der Weltbank zur Ab 19 % der Methanemissionen verantwortlich, schaffung des Abfackelns. die Abfallwirtschaft für 26 % und die Landwirt ∙∙ Eine Überprüfung der Richtlinien über schaft für 53 %. Wichtig ist, dass in all diesen Abfalldeponien, über die Behandlung von Bereichen – und vor allem bei den Hauptverur kommunalem Abwasser und über Klär sachern – Maßnahmen getroffen werden. schlamm. Im Strategiepapier der EU-Kommission ist eine Maßnahmen der heimischen Gaswirtschaft Reihe wirksamer Emissionsverringerungsmaß nahmen angeführt: Bei der Förderung und der Verteilung von Erd ∙∙ Gezielte Unterstützung zur Beschleunigung gas können Methan-Emissionen entlang der ge 12 FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021
FACHFORUM samten Lieferkette entstehen, z.B. durch landwirtschaftlichen Bereich verringern. der Fokus auf jenen Bereichen liegt, in undichte Ventile oder Leitungen. In einer Die österreichische Gaswirtschaft setzt denen relevante Einsparungen zu erzie gemeinsamen Stellungnahme zur Me sich dafür ein, fossiles Gas schrittweise len sind – sogenannte „Big emittors“ thanstrategie betonen ÖVGW und FGW, durch Grünes Gas (Biogas und Wasser oder „Super-emittors“ sollten daher im dass Österreichs Gaswirtschaft schon seit stoff) zu ersetzen. Zentrum stehen. Jahrzehnten einen Beitrag zur Reduktion dieser Emissionen leistet. Das ist auch Verpflichtung zur Verbesserung der Er- Routinemäßiges Abblasen und Abfackeln aus den Zahlen des Umweltbundesam kennung und Reparatur von Leckagen tes ersichtlich: Laut Klimaschutzbericht Die österreichischen Gasunternehmen 2020 werden hierzulande insgesamt 72 % Die europäische Gasinfrastruktur ist ein haben bereits in der Vergangenheit ob der Methan-Emissionen von der Land hochkomplexes Konstrukt mit vielen un ligatorische wie freiwillige Maßnahmen wirtschaft, 18 % von der Abfallwirtschaft terschiedlichen Komponenten, von de und Projekte zur Einstellung oder Reduk und lediglich 9 % vom Energiesektor ver nen einige bereits seit mehr als hundert tion des routinemäßigen Abblasens bzw. ursacht (Stand 2018). Gemäß der öster Jahren existieren. In Österreich wurde in des Abfackelns von Erdgas umgesetzt. Ein reichischen Treibhausgasinventur lagen der Vergangenheit bereits viel investiert, pauschales Verbot für das Abblasen bzw. die Methan-Emissionen aus Gewinnung, um die Gasinfrastruktur sowohl sicher Abfackeln über alle Infrastrukturkompo Speicherung und Verteilung von Gas 2018 heitstechnisch als auch im Sinne einer nenten und Tätigkeiten hinweg wird da bei 0,24 Mio. Tonnen CO2-eq. Das sind ge Emissions-Reduktion zu verbessern. So her in der Stellungnahme, insbesondere rade einmal 0,3 % der gesamten österrei zählt das heimische Gasnetz heute zu mit Blick auf technische Alternativen und chischen Treibhausgas-Emissionen. einem der modernsten und dichtesten die Aufrechterhaltung der Versorgungssi Etliche der in der EU-Methanstrategie weltweit. Eine pauschale Festlegung von cherheit, kritisch gesehen. Im Sinne der geforderten Maßnahmen werden in Ös Verbesserungsmaßnahmen wird in der Sicherheit und zur Durchführung von terreich bereits durchgeführt bzw. sind Stellungnahme daher abgelehnt, die Aus Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten geplant. Neben umfangreichen Erneue gangssituation in den einzelnen EU-Mit muss Abblasen bzw. Abfackeln weiterhin rungen, z.B. durch den Tausch alter Rohr gliedstaaten (Zustand der Infrastruktur, möglich sein. leitungen durch moderne isolierte Stahl- Instandhaltungsprogramm, eingesetzte oder Kunststoffrohre, wurden auch die Arbeitsverfahren) ist zu unterschiedlich. Zurzeit findet die öffentliche Konsultation Arbeitsverfahren laufend weiterentwi Bei Verpflichtungen zu Maßnahmen für zur EU-Methanstrategie statt, an der sich ckelt. Die Gasnetzbetreiber sind darüber die Vermeidung von Leckagen ist nach auch ÖVGW und FGW beteiligen. Die Er hinaus gesetzlich verpflichtet ihre Lei Ansicht von ÖVGW und FGW der Zustand gebnisse der umfangreichen Befragung tungen und Anlagen periodisch zu über der Gasinfrastruktur zu berücksichtigen. sollen in einem noch für heuer erwarte prüfen, um auch kleinste Undichtheiten Zunächst muss analysiert werden, wo am ten EU-Gesetzesvorschlag zur Redukti im parts-per-million-Bereich (ppm) auf einfachsten die größten Verbesserungen on der Methan-Emissionen im Energie zuspüren. Als Basis für die Überprüfun erzielt werden können. Wichtig ist, dass bereich Berücksichtigung finden. ◂ gen dienen u.a. die einschlägigen tech nischen Regeln der ÖVGW, die seit mehr als 2 Jahrzehnten detaillierte und laufend aktualisierte Vorgaben zu Erkennung und HUNDERT HEFTE Reparatur von Leckagen bereitstellen. Genuss- und Suchtmittelverbrauch der Redaktion für 100 Ausgaben (seriöse Schätzungen und Hochrechnungen) Der Einsatz von Biogas Kaffee Schwarz- und Wein Zigaretten Zigarren Pfeifen- Schokolade (Espresso) Grüntee tabak In der Stellungnahme wird begrüßt, dass die Chancen von Biogas in der Me thanstrategie erkannt werden. Durch Biogas-Produktion lassen sich die Me 16.800 2.300 1.050 3.250 350 20 90 than emissionen aus dem abfall- und Tassen Liter Liter Packungen Stk. kg kg FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 13
FACHFOR UM Reststoffe nutzen statt verrotten lassen Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei Herstellung und Nutzung von Biogas und Biomethan weniger THG freigesetzt werden als bei der Verrottung oder Kompostierung der Reststoffe. Biogas und Biomethan bewirken eine Verringe sionen. Pro Tonne Wirtschaftsdünger, die in rung der Treibhausgasemissionen – das ist kei Biomethan umgewandelt wird anstatt zu ver ne Überraschung. Auf Grund des „kurzen Koh rotten, kann im Schnitt eine Viertel-Tonne lenstoffkreislaufs“ wird bei ihrer Verbrennung Treibhausgase eingespart werden. Zudem lässt nur jenes CO2 freigesetzt, das von den Pflanzen sich fossiles Gas durch Biomethan ersetzen, während ihres Wachstums aufgenommen wur wodurch zusätzlich Treibhausgase vermieden de; es gelangt also kein CO2 in die Atmosphäre, werden. Die Reste der Biomethanproduktion das über Millionen von Jahren im Untergrund können als Dünger verwendet werden, der bei gebunden war. Die kontrollierte Umwandlung richtiger Ausbringung das Grundwasser we von organischen Reststoffen in Biogasanlagen niger belastet als Gülle und Mist. Es wird also verhindert aber auch, dass durch Verrottung nicht nur das Klima geschützt, sondern auch im Freien CO2 und Methan entstehen und als das Grundwasser vor zu hohen Nitratbelastun Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben gen. werden. Schwankungsbreite bei THG-Einsparung In einer im Rahmen der ÖVGW-Forschungsin itiative „Greening the Gas“ erstellten Studie 1 Aufgrund der unterschiedlichen Arten von hat das Forscherteam von BEST – Bioenergy Gülle (Festmist, Jauche), der Lagerung und Foto: shutterstock.com and Sustainable Technologies GmbH festge der eingesetzten Technologie ergeben sich je stellt, dass es bei der Biogaserzeugung gegen doch hohe Schwankungsbreiten bei den Treib über Verrottung oder Kompostierung zu Ein hausgas-Einsparungen durch Biomethaner sparungen beim Treibhausgasausstoß kommt. zeugung. Und nicht bei jedem Substrat treten Obwohl beim Transport des Substrats sowie durch die Umwandlung zu Biomethan über bei Produktion und Aufbereitung von Biogas haupt Einsparungen beim Treibhausgasaus und Biomethan Treibhausgasemissionen ent stoß auf. So sind bei Stroh die THG-Emissionen stehen, überwiegen die Einsparungen. Die geringer, wenn dieses gleich auf dem Feld ein Umwandlung von Reststoffen zu Biomethan gearbeitet und nicht geerntet und anschlie ermöglicht also nicht nur die energetische Nut ßend energetisch verwertet wird. Das liegt zum zung, sondern hat im Vergleich zur Verrottung einen daran, dass Stroh gemäß den Annahmen bzw. Kompostierung auch noch positive Aus in der Studie nicht als Reststoff gilt und somit wirkungen auf den THG-Ausstoß. für die Biomethanerzeugung die Vorkette mit berücksichtigt werden muss, und zum anderen Große Einsparungen bei Gülle und Mist daran, dass ein Teil des enthaltenen Kohlen stoffes bei der Einarbeitung am Feld im Boden Bioabfall, Gülle und Mist schneiden bei der fixiert wird. Verwertung zu Biomethan im Vergleich zu ei ner Kompostierung am besten ab und führen Eines macht die Studie jedenfalls deutlich: die zu deutlichen Reduktionen der THG-Emis Biomethanerzeugung ist eine Schlüsseltechno logie für die nachhaltige Nutzung von Biomas 1 Studie zu Treibhausgasemissionen von Biomethan aus mi- krobiologisch erzeugtem Biogas für unterschiedliche Subs- se – vor allem, wenn biogene Reststoffe ver trate, Februar 2021. wendet werden. ◂ 14 FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021
Der Primus unter den Kompakten Grünes Gas konkret Der Zustandsmengenumwerter Wasserstoff im Kommen Primus 400 hat alles, was ein Umwerter braucht, insbesondere Wien wird Wasserstoff-Hub der Ostregion umfassende Kommunikations- optionen. Einen entscheidenden Schritt in Richtung Zukunft gehen die Wiener Stadtwerke mit der Gründung der „Wiener Was serstoff GmbH“. Der Konzern kann von der Produktion über die Lieferung und die Betankung bis hin zur Nutzung von Wasserstoff alles in einer Hand abbilden. Wien Ener gie errichtet eine 2,5 MW-Elektrolyseanlage und sorgt auch für den Transport des Wasserstoffs an eine Tankstelle der Wiener Netze in der Leopoldau, die heuer im Spätherbst er öffnet wird. Spätestens 2024 werden dort zehn Wasserstoff busse der Wiener Linien betankt und auf der Linie 39A ein gesetzt. Erste Versuche verliefen positiv, mittelfristiges Ziel ist, der Wasserstoff-Hub der Region zu werden. TIGAS: Pläne für innovatives Wasserstoffzentrum Auch in Tirol gibt es konkrete Vorhaben für die Umwand lung von Strom in grünen Wasserstoff: Das Projekt „Po • Mit integriertem LTE (4G) Modem wer2X Kufstein – innovative Sektorkopplungsanlage mit verfügbar Wasserstoffzentrum“ soll die Strom-, Wärme, Kälte- und Gasnetze sowie den Mobilitätssektor verbinden. • MID-Zulassung (Umwerter) Das Herzstück für die Wasserstoffbereitstellung im Sek • MessEG-Zulassung (Archive) tor Power2Gas werden modular erweiterbare PEM-Elektro • Für Ex-Zonen 0, 1 und 2 lyseure darstellen. Der mobile Speicher, auch als „Trailer‘‘ • Mit Bedienprogramm bezeichnet, ermöglicht die Belieferung externer Partner und Kunden. Um den Anteil von nachhaltigem Gas im Netz RMGViewPrime zu erhöhen, ist auch vorgesehen, Wasserstoff ins bestehen • Lithium-Batterie oder externe de Erdgasnetz einzuspeisen. Die Verwendung des bei der Versorgung Elektrolyse erzeugten Sauer- und Wasserstoffs findet zudem Anwendung bei der Reinigung von Abwasser. Um den Bedarf für eine nachhaltige Mobilität für Pkw, Lkw und Busse zu decken, werden vor Ort Abgabestellen Auch erhältlich: zur Betankung von „Wasserstofffahrzeugen“ (sog. Fuel Cell Messwertregistriergerät Prilog 400, Electric Vehicles) sowie eine Ladeinfrastruktur für „Elektro basierend auf derselben Plattform. fahrzeuge“ (sog. Batterie Electric Vehicles) errichtet. Die Power2X-Anlage wird grundsätzlich modular aufge baut und verbindet die Sektoren Gas, Wärme und Mobilität. Diese Anlagenmodulteile werden in Konzeption, Planung und Ausführung so berücksichtigt, dass sie zu unterschied lichen Zeitpunkten realisiert werden können und in gewis sem Maß auch erweiterbar sind. ◂ RMG Messtechnik GmbH FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 www.rmg.com
FACHFOR UM EAG: neue Spielregeln am Strommarkt Bis 2030 sind 10 Milliarden Euro für den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung und die Erzeugung von grünem Wasserstoff vorgesehen. Anfang März wurde jenes Gesetzespaket im einen privaten Haushalt mit einem durch Ministerrat vorgelegt, welches das lange an schnittlichen Stromverbrauch wird durch den gekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz EAG Erneuerbaren-Förderbeitrag und die Erneuer enthält. BM Leonore Gewessler präsentierte bei baren-Förderpauschale in den nächsten fünf einer Pressekonferenz am 11. März im Wiener Jahren eine Belastung von rund 120 Euro er Haus des Meeres die wichtigsten Eckpunkte. wartet. Einkommensschwache Haushalte, de nen eine Befreiung von der GIS-Gebühr zuer 100 % Strom aus Erneuerbaren bis 2030 kannt wurde, sollen von diesen Kosten befreit Die Zielvorgabe ist bereits im aktuellen Regie werden. rungsprogramm festgeschrieben: Im Jahr 2030 sollen bilanziell 100 % der österreichischen 500 Mio. für grünen Wasserstoff und Syn-Gas Stromversorgung aus erneuerbaren Energie Bis 2030 sollen 500 Mio. Euro für die Förderung quellen stammen. Die erneuerbare Strompro von grünem Wasserstoff und synthetischem duktion muss dafür jährlich um 27 TWh – oder Gas zur Verfügung gestellt werden. Unterstützt um 50 % gegenüber dem gegenwärtigen Stand wird die Errichtung von Elektrolyseanlagen, – erhöht werden. Folgende Steigerungen sind die mit erneuerbarem Strom betrieben werden. geplant: +11 TWh Photovoltaik, +10 TWh Wind Die erzeugten Gase sollen im industriellen Be kraft, +5 TWh Wasserkraft, +1 TWh Biomasse. reich zum Einsatz kommen, z.B. in der chemi Das EAG soll ab 2021 das Ökostromge schen Industrie oder bei der Stahlerzeugung setz 2012 ersetzen. Im Gesetzesentwurf ist die und dort fossile Energieträger ersetzen. technologiespezifische Ausgestaltung des Fördersystems mit Marktprämien und Inves Energiegemeinschaften titionszuschüssen vorgesehen. Das maxima Allen, die erneuerbaren Strom erzeugen, soll le Fördervolumen für Ökostrom soll mit einer ein Recht auf einen Netzanschluss eingeräumt Milliarde Euro pro Jahr begrenzt werden. Für werden. Dafür sind zwei Modelle vorgesehen. „Erneuerbare-Energie Ausbau der erneuerbaren Strom- gemeinschaften“ sol erzeugung in Österreich bis 2030 len künftig die Nutzung (in TWh) von lokal produziertem Quelle: BMK Strom in der näheren Umgebung ermöglichen. „BürgerInnen-Energie gemeinschaften“ könn ten gemäß dem Entwurf gemeinsam erneuer baren Strom auf einem überregionalen Level nutzen. Dafür soll ein neuer Marktakteur am Strommarkt eingerichtet werden, der den Zusam 16 FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021
FACHFORUM „Gaskunden sollten nur für etwas zahlen, wovon sie auch einen Vorteil haben“ Nach Ansicht von FGW-Geschäftsführer Michael Mock reichen einmalige Investitionszuschüsse nicht aus, um Anlagen für erneuerbares Gas wirtschaftlich betreiben zu können. FORUM GWW: Herr Mag. Mock, reichen Zuschüsse für Investitio- Wie bewerten Sie die geplanten Förderungen für grünen Wasser- nen in Errichtung und Umrüstung von Anlagen zur Erzeugung von stoff und synthetisches Gas? erneuerbarem Gas aus, um diese Gase am Markt zu etablieren? Die Förderung von Wasserstoffanlagen begrüßen wir grundsätzlich. Mock: Aus Sicht des FGW stellen die Bestimmungen und die Höhe Der Plan, dass Gasnetzkunden die teure Errichtung von Wasserstoff der Zuschüsse kein wirksames Förderregime für Grünes Gas dar. erzeugungsanlagen, die nicht in das Gasnetz einspeisen, finan- Es ist gut, wenn diese Investitionsförderungen kommen, aber sie zieren sollen, lehnen wir jedoch als sachlich nicht gerechtfertigte allein reichen nicht aus, um eine Take-Off-Phase für Grünes Gas Mehrbelastung unserer Kunden ab. Dafür müssen andere Formen einzuleiten. Es handelt sich bei den Zuschüssen um Einmal-Zahlun- der Finanzierung gefunden werden, beispielsweise im Wege der gen. Die bieten aber keine Sicherheit, dass die Anlagen über einen Stromnetztarife, weil diese ausschließlich netzdienlich für den längeren Zeitraum hinweg wirtschaftlich betrieben werden können. Strommarkt wirken. Die Gaskunden sollten nur für jene Anlagen zahlen, die ihr Grünes Gas ins Gasnetz einspeisen und so für alle Was wäre dafür notwendig? Kunden den Vorteil bringen, dass fossiles durch Grünes Gas ersetzt Um erneuerbaren Gasen zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es wird. Rechtssicherheit für die Investoren und ein Grün-Gas-Fördersystem, das eine Hochlaufkurve garantiert. Am besten vergleichbar ausge- In dem Gesetzespaket gibt es auch Bestimmungen zur Fernwärme. staltet, wie es beim Öko-Strom der Fall ist – also Ausschreibungen Wie lautet das Resümee? und Marktprämien. Dann könnten sich die effizientesten Tech- Da gibt es zwei kritische Punkte: Es war für uns überraschend, nologien durchsetzen und die Mehrkosten, die für den Erzeuger dass im Wärme- und Kälteleitungs-Ausbau-Gesetz überhaupt keine anfallen, würden transparent abgegolten werden. Dotierungen mehr vorgesehen sind. Man möchte dieses Gesetz einfach auslaufen lassen. Die Forderungen von unserer Seite waren Das angekündigte Grün-Gas-Gesetz sollte also derartige Bestim- genau das Gegenteil: Wir wollten eine solide, langfristige Finanzie- mungen enthalten? rung für den weiteren Ausbau der Fernwärmeinfrastruktur. Wenn es Wir setzen uns seit langem dafür ein. Aber wenn ich mir die Be- der Politik ernst ist mit dem Fernwärmeausbau, dann müssen auch stimmungen im vorliegenden EAG-Paket durchlese, bekomme ich entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt werden. den Eindruck, dass die Politik ein anderes Regime vor Augen hat: Kritisch sehen wir auch, dass die Fernwärmeversorger künftig Nämlich eine Quote, die Versorger verpflichtet, einen steigenden Kostendetails zu ihren Tarifen an die E-Control übermitteln sollen, Anteil an Grünem Gas abzusetzen. Ob ein solches System den die dann Informationen auf ihrer Website veröffentlicht. Das Anlagenbetreibern ausreichend Investitionssicherheit gibt, wird bringt den Kunden nichts und bedeutet nur bürokratischen Mehr- sich erst herausstellen. aufwand. menschluss von mehreren Nutzern zu einer für die Produktion und Nutzung von Grünen rechnerischen/virtuellen Gemeinschaft koor Gasen wie Biomethan und synthetischem Me dinieren soll. than. BM Gewessler verwies auf ein weiteres Ge setzesvorhaben, das gerade in Ausarbeitung ist Zuschüsse für Errichtung und Umrüstung und noch im Sommer in Begutachtung gehen von Biogasanlagen soll. Dieses wird nach den Plänen des Klima Die Neuerrichtung von Anlagen zur Erzeugung ministeriums ein großes Förderprogramm für und Aufbereitung von erneuerbarem Gas kann Grünes Gas in der Industrie enthalten. durch Investitionszuschüsse gefördert werden. Bei bestehenden Biogasanlagen soll die Errich Das EAG und Novellen zu neun weiteren Ge tung einer Gasaufbereitungsanlage und die setzen – darunter zum Gaswirtschaftsgesetz Umrüstung im Zusammenhang mit geänder und zum Wärme- und Kälteleitungsausbau tem Rohstoffeinsatz gefördert werden. Insge gesetz – wurden als Regierungsvorlage in den samt sind für Biogasanlagen jährliche Förder Nationalrat eingebracht. Zur Beschlussfassung mittel in Höhe von 50 Mio. Euro vorgesehen. des Gesetzespaketes ist im Nationalrat eine Nicht Gegenstand des EAG sind Marktprämien 2/3-Mehrheit erforderlich. ◂ FORUM GAS WASSER WÄRME 2/2021 17
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