Helmholtz nachhaltig aktiv - Beispiele aus der Helmholtz-Gemeinschaft 2018 - FORUM NACHHALTIGKEIT
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ARBEITSKREIS FORUM NACHHALTIGKEIT helmholtz nachhaltig aktiv Beispiele aus der Helmholtz-Gemeinschaft 2018
INHALT VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 EINLEITUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 standorte DER HELMHOLTZ-ZENTREN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 praxisbeispiele zum funktionsbereich organisationsführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Karlsruher Institut für Technologie (KIT). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 praxisbeispiele zum funktionsbereich Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit – CISPA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Forschungszentrum Jülich (FZ-Jülich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 praxisbeispiele zum funktionsbereich Personal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU). . . 36 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 praxisbeispiele zum funktionsbereich gebäude und infrastruktur. . . . . . . . . . . 40 Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 praxisbeispiele zum funktionsbereich unterstützende prozesse. . . . . . . . . . . . . . . 50 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 IMPRESSUM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Titelbild: Kreisverkehr in einem Wald in Beernem, Belgien. 2 3
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, Helmholtz steht für Spitzenforschung an großen gesellschaftlichen Herausfor- derungen. An allen unseren 19 Zentren geht es auch um die Frage, wie wir unsere Lebensbedingungen besser gestalten können. Unsere kreativen Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen beispielsweise an neuen Dia- gnose- und Therapiemöglichkeiten für viele Krankheiten, an Energie aus er- neuerbaren Quellen, an grundlegenden Fragen des Klimawandels oder daran, wie wir künftig umweltschonend mobil sein können. Die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen und die stete Verbesserung unserer Lebensbedingungen stehen dabei im Mittelpunkt unseres wissenschaftlichen Schaffens. Nachhaltigkeit ist aber auch für viele weitere Bereiche unseres täglichen Han- delns bestimmend. In all jenen Gebieten, die Forschung erst möglich machen, setzen wir uns intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinander: sei es beim Betrieb großer Forschungsinfrastrukturen oder Rechenzentren, bei der Planung neuer Gebäude oder der Wiederverwertung von Geräten. Wir sind derzeit Zeugen eines dramatischen Klimawandels. Das erste Gebot für jeden Einzelnen von uns muss es also sein, diesen Prozess abzumildern und die Folgen einzudämmen. Als Forschungsorganisation müssen wir ein grundlegen- des Verständnis von Klimaveränderungen und Möglichkeiten ihrer Beeinflus- sung erarbeiten. Ich freue mich deshalb sehr darüber, dass sich Helmholtz be- reits seit 2011 auf zentrumsübergreifender Ebene der Thematik Nachhaltigkeit angenommen hat. Eine Arbeitsgemeinschaft identifiziert Handlungsfelder, in denen jeder Einzelne aktiv werden kann. Auch die Handreichung „Nachhaltig- keitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen“, die im Zu- sammenwirken mit der Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft entstanden ist, trägt dazu bei. Seit 2018 arbeitet der Arbeitskreis Forum Nach- haltigkeit daran, Helmholtz von der Managementebene aus immer weiter zu einer nachhaltig agierenden Forschungsorganisation zu entwickeln. Mit der jetzt vorliegenden Broschüre „Helmholtz NACHHALTIG AKTIV“ zeigen wir, welche Leistungen wir in diesem Bereich bereits erzielt haben. Diese Bei- spiele sollten uns zugleich Ansporn sein, noch intensiver zu prüfen, wo wir nachhaltiges Verhalten in unseren Alltag einbringen können. Ich möchte Sie alle ermuntern, dieses Thema in Ihren Zentren und Instituten aktiv voranzutrei- ben. Es geht um unsere Zukunft und die unserer Kinder. Herzlich, Ihr Otmar D. Wiestler Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft 4 5
einleitung Einleitung Personal Generationengerecht, d. h. im weitesten Sinne nachhaltig zu handeln, stellt einen kontinuierlichen Prozess dar. Die Handlungsfelder im Funktionsbereich Personal adressieren insbesondere Die Helmholtz-Gemeinschaft nimmt diese Herausforderung an. Verschiedene Standards ermöglichen Forschungs- die Verantwortung der Forschungsorganisation als Arbeitgeber gegenüber den organisationen, ein glaubwürdiges Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen und dieses weiterzuentwickeln und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rücken dadurch die sozialen Ziele einer offenzulegen. Jedoch sind diese Standards inhaltlich größtenteils auf Wirtschaftsunternehmen zugeschnitten und nachhaltigen Entwicklung in den Fokus. Voraussetzung dafür ist ein professionelles können deshalb nur sehr begrenzt auf Forschungsorganisationen übertragen werden, da sich diese als öffentlich Personalmanagement, das über ausreichende Ressourcen verfügt, um Personalma- finanzierte Organisationen in ihrem Auftrag, Geschäftszweck sowie rechtlichen und organisatorischen Aufbau nagementaktivitäten strategisch zu planen und zu implementieren. Aktivitäten in von Wirtschaftsunternehmen unterscheiden. Unlängst wurde der „Leitfaden Nachhaltigkeitsmanagement in diesem Bereich beziehen sich unter anderem auf die Unterstützung des Personals Forschungsorganisationen“ (LeNa) von der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Leibniz- bei der Karriereentwicklung, einen verantwortungsvollen Umgang mit befristet Gemeinschaft gemeinsam veröffentlicht, welche das aktuelle vorhandene Wissen über das Nachhaltigkeitsma- Beschäftigten, Chancengleichheit und die Wertschätzung von Vielfalt, gesundheits- nagement speziell für außeruniversitäre Forschungsorganisationen zusammenfasst. In diesem Leitfaden werden erhaltende Arbeitsbedingungen und Kompetenzentwicklung für zukunftsfähiges und fünf Funktionsbereiche beschrieben. Nach diesen Funktionsbereichen gliedert sich die hier vorgelegte Broschüre verantwortliches Handeln. mit Praxisbeispielen aus allen 19 Helmholtz-Zentren. Die Zusammenstellung ist ein erstes Ergebnis des seit April 2018 existierenden Helmholtz-Arbeitskreises Forum Nachhaltigkeit. Die Auswahl der Beiträge erfolgte in enger Abstimmung mit den einzelnen Zentren und stellt keine vollständige Liste der Nachhaltigkeitsinitiativen innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft dar. Im Folgenden sind die fünf Funktionsbereiche aus der LeNa-Handreichung Gebäude und Infrastrukturen (www.nachhaltig-forschen.de) inhaltlich erklärt. Im Funktionsbereich Gebäude und Infrastrukturen geht es um ein an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung orientiertes Planen, Bauen und Betreiben von Infrastrukturen. Ziel ist dabei die bedarfsgerechte Bereitstellung einer zukunfts- orientierten Arbeitsumgebung unter Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber Organisationsführung Umwelt und Gesellschaft. Dies schließt die Erfüllung technischer und funktionaler Anforderungen ebenso ein wie die Themen Nutzerzufriedenheit, Energie- und Governance-Prozesse legen die übergeordneten Rahmenbedingungen in einer Ressourceneffizienz, Wirtschaftlichkeit und gestalterische sowie städtebauliche Forschungsorganisation fest. Um Nachhaltigkeit in die Organisation zu integrieren, Qualität. Die Handlungsfelder in diesem Bereich sind entlang des Lebenszyklus von trägt die Leitungsebene die Verantwortung für die Etablierung einer integrativen Gebäuden und Infrastrukturen angeordnet: von der Planung und baulichen Gestal- Strategieplanung und einer partizipativen Organisationsentwicklung. Weitere Auf- tung über Bau und Modernisierung, Betrieb und Bewirtschaftung bis zu Rückbau gaben sind die Förderung einer Kultur der Regeleinhaltung sowie die Stärkung des und Entsorgung. Wissenstransfers und des Austauschs mit der Gesellschaft. Unterstützende Prozesse Forschung Im Funktionsbereich Unterstützende Prozesse geht es um die Beschaffungspro- zesse und die berufsbedingte Mobilität von Forschungsorganisationen und deren in- Um Nachhaltigkeit im Sinne einer Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwor- direkte Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Der Einkauf von Produkten und tung in die Forschung zu integrieren, wurden drei Handlungsfelder definiert, die Dienstleistungen sowie die Mobilitätsbedarfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich gegenseitig ergänzen: Während eine Kultur der wissenschaftlichen Integrität sollten in umweltfreundlicher und sozial verträglicher Weise erfüllt werden. zur Umsetzung der guten wissenschaftlichen Praxis die Grundlage bildet, geht „Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung“ darüber hinaus und zielt auf die Detaillierte Informationen zu den einzelnen Funktionsbereichen und weiterführen- systematische Reflexion gesellschaftlicher Verantwortung im Forschungsprozess des Informationsmaterial finden Sie unter www.nachhaltig-forschen.de. ab. Damit wird der Forschungsprozess, also das „Wie“ der Forschung, charakteri- siert. Im Handlungsfeld „Lösungsbeiträge zu gesellschaftlichen Herausforderungen“ geht es schließlich um das „Was“ der Forschung, d. h. um thematisch ausgerichtete Lösungsbeiträge der Wissenschaft. 6 7
standorte der helmholtz-zentren Deutschlandkarte Variante 01 der helmholtz-zentren standorte 1 berlin 10 Hamburg Helmholtz-Zentrum Berlin für Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY Materialien und Energie (HZB) www.desy.de www.helmholtz-berlin.de FORSCHUNGSBEREICHE: 11 Heidelberg • Energie 2 berlin-buch Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) • Erde und Umwelt GEOMAR 14 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin www.dkfz.de • in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) Gesundheit • Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr www.mdc-berlin.de • Materie 12 jülich • Schlüsseltechnologien (künftig: Information) AWI 4 10 9 HZG 3 braunschweig Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) Forschungszentrum Jülich www.fz-juelich.de DESY www.helmholtz-hzi.de 13 karlsruhe Karlsruher Institut für Technologie (KIT) MDC 2 4 bremerhaven Alfred-Wegener-Institut www.kit.edu 1 HZB Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) GFZ 18 KIEL 14 HZI 3 www.awi.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel www.geomar.de 5 BONN Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) 15 köln 16 UFZ www.dzne.de Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) 15 DLR 7 HZDR www.dlr.de 12 FZ Jülich 6 darmstadt 5 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung DZNE 16 leipzig www.gsi.de Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ www.ufz.de GSI 7 dresden 6 Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) 17 münchen www.hzdr.de Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für CISPA 11 DKFZ Gesundheit und Umwelt (HMGU) 19 8 garching www.helmholtz-muenchen.de Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) 13 KIT (assoziiertes Mitglied) 18 Potsdam 8 IPP www.ipp.mpg.de Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ HMGU 17 9 geesthacht www.gfz-potsdam.de Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) www.hzg.de 19 saarbrücken Helmholtz-Zentrum für informationssicherheit – cispa https://cispa.saarland 8 9
Funktionsbereich organisationsführung Praxisbeispiele •• GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung •• Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie •• Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung •• Karlsruher Institut für Technologie •• Deutsches Krebsforschungszentrum
GSI HelmholtzZentrum für Schwerionenforschung Nachhaltig informieren — Die öffentliche Jeden Monat gibt es einen Vortrag, mit Ausnahme So konnten in den vergangenen Jahren bereits einer Sommerferienpause. Die auf den ersten Blick Satellitenmodelle der Europäischen Weltraumorgani- Vortragsreihe „Wissenschaft für Alle“ ungewöhnlich anmutende Uhrzeit der Veranstaltung sation (ESA) und ein Fußballroboter der Technischen am frühen Nachmittag um 14 Uhr hat sich bewährt, Universität Darmstadt vorgeführt werden. Expertin- da so auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nen aus dem GSI-Targetlabor ließen die Gäste selbst ausdrücklich dazu eingeladen sind, während ihrer Targets – kleine Materialproben, auf die der Ionen- Arbeitszeit an den Vorträgen teilzunehmen. Es ergibt strahl des Beschleunigers gerichtet wird – herstellen. sich eine ausgewogene Besuchermischung, die etwa Aufgelockert wird das Wissenschaftsprogramm durch zur Hälfte aus internen und aus externen Gästen Live-Vorführungen und Experimentiervorträge, in besteht. Ursprünglich in der Wissenschaftlichen denen die Forschung weiter verständlich gemacht Geschäftsführung von GSI angesiedelt, wird die Reihe wird. Dieses Konzept und der abwechslungsreiche mittlerweile seit über zehn Jahren von der Abteilung Themenmix rufen auch eine konstante Pressereso- für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit organisiert und nanz hervor, von regelmäßigen öffentlichen Veranstal- betreut. Abgesehen vom Arbeitseinsatz der Orga- tungsankündigungen bis zur Nachberichterstattung nisatoren wird sie ohne Budget durchgeführt, die auf Wissenschaftsseiten oder in Regionalteilen. Vortragenden referieren auf freiwilliger Basis ohne ein Auch ein wenig Vergnügen ist erlaubt. So ver- Honorar. blüffte Professor Albrecht Beutelspacher, Leiter des Die Themen decken ein großes Spektrum ab: Mathematikums in Gießen, einen übervollen Saal mit Nicht nur über die Forschung an GSI wird berichtet, mathematischen Taschenspielertricks. Und mehrere sondern generell über aktuelle Themen aus Physik, Referentinnen und Referenten nahmen sich der mo- Chemie, Biologie, Mathematik, Medizin und Informa- dernen Popkultur an und untersuchten, inwiefern Star tik. Die Referentinnen und Referenten kommen aus Wars, James Bond und andere Kassenschlager aus dem eigenen Haus, aus den umliegenden Universitä- Hollywood mit der physikalischen Realität mithalten ten und Forschungseinrichtungen und aus der Indust- können. rie. Neu hinzugekommen sind auch Vorträge über das „Bei Nachhaltigkeit kommen einem zuerst Thema Bau. Dies geht auf das starke Interesse am ressourcenschonender Einsatz von Rohstoffen oder internationalen Beschleuniger FAIR (Facility for Anti- Recycling von Komponenten und Materialien in den proton and Ion Research) zurück, der gerade bei GSI Sinn“, sagt die Organisatorin der Vortragsreihe, errichtet wird und eines der größten Vorhaben für die Physikerin Carola Pomplun aus der GSI-Presse- und Spitzenforschung weltweit ist. Die Reihe kann genutzt Öffentlichkeitsarbeit, die auch selbst Vorträge für Prominenter Besuch: Beim Vortrag über die Physik von Star Wars war Kylo Ren als Vertreter der dunklen Seite der Macht werden, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Besucher der Beschleunigeranlage und an Schulen anwesend und stand für Fotos mit den Gästen zur Verfügung. und die lokale Bevölkerung über den Baufortschritt hält. „Aber auch Information kann nachhaltig sein. Es und die geplanten Forschungsaktivitäten an FAIR zu ist wichtig, dass die Sprecherinnen und Sprecher die informieren. Diese wichtigen Multiplikatoren tragen Information über ihr Themengebiet an ihre Zielgruppe Mehr als 200 Personen finden sich monatlich im wird. Mehr als 290 Vorträge hat es seither gege- so ein positives Bild von GSI und FAIR in ihre Familien anpassen. Auf einer Wissenschaftskonferenz muss Hörsaal am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionen- ben, die insgesamt rund 45.000 Besucherinnen und und Bekanntenkreise. der Inhalt des Vortrags ein anderer sein als auf einer forschung in Darmstadt ein. Eine Stunde lang folgen Besucher angelockt haben. Anfangs war das Ziel, Die Reihe ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie man öffentlichen Veranstaltung für Laien. Dann können die sie gespannt den Ausführungen einer Referentin die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus auch schwierige Wissenschaftsthemen verständlich Zuhörer dem Inhalt folgen, lernen etwas Neues und oder eines Referenten und stellen am Ende meis- Verwaltung und Infrastruktur über das Kerngeschäft vermitteln und einem breiten Publikum zugänglich kommen gern zum nächsten Vortrag wieder.“ tens noch viele Fragen – ein Zeichen dafür, dass die der Einrichtung zu informieren: Die Reihe sollte einen machen kann. Ziel ist es, die wissenschaftlichen Vor- Die Gesellschaft wird damit über Entwicklungen besprochene Thematik interessant war, zum Nach- allgemein verständlichen Einblick in die Forschungs- gänge speziell für Laien aufzubereiten. Komplexe The- und Wissenszuwachs informiert und in die Wissen- denken angeregt und genug Nähe zur Erlebniswelt der themen bieten. Schon von Anbeginn war sie auch für men wie beispielsweise die kürzlich nachgewiesenen schaft und die Forschungsprozesse eingebunden, Zuhörerinnen und Zuhörer geboten hat. Dieser rege externe Gäste offen, und es bildete sich schnell ein Gravitationswellen, die physikalischen Experimente der gegenseitige Austausch und Dialog wird gestärkt. Dialog setzt sich häufig nach der Veranstaltung noch Stammpublikum von interessierten Besucherinnen und mit Teilchenbeschleunigern, die medizinische Thera- Dies führt neben dem Wissenstransfer auch zu einem im kleinen Kreis fort. Besuchern aus der Umgebung. Weil die Kapazitäten pie mit Partikelstrahlen oder quantenphysikalische besseren gegenseitigen Verständnis. Nicht zuletzt Die Gäste besuchen die öffentliche Vortragsreihe des Hörsaals oftmals nicht mehr ausreichten, wird Phänomene werden von den Vortragenden allgemein dank „Wissenschaft für Alle“ sind sowohl GSI als „Wissenschaft für Alle“, die seit nunmehr 30 Jahren – die Reihe seit einigen Jahren auch zusätzlich in das verständlich dargestellt. Dies wird, wo möglich, durch auch das FAIR-Projekt in der lokalen Bevölkerung gut seit dem Jahr 1988 – mit großem Erfolg angeboten anliegende Foyer übertragen. Anschauungsobjekte und Exponate vertieft. verankert und werden positiv wahrgenommen. 12 13
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie Compliance-Management – für mehr Sicherheit Compliance-Risiken, deren Analyse und Bewertung Im Oktober 2017 wurde ein Hinweisgebersystem sowie das Ableiten adäquater Maßnahmen zur Redu- („Whistleblowing-Regelung“) am HZB etabliert. Dazu und Verantwortung im Unternehmen zierung wesentlicher Risiken. wurde eine Betriebsvereinbarung (BV) geschlossen, Die Implementierung des CMS erfordert eine die den Umgang mit Hinweisen in Bezug auf regel- entsprechende Compliance-Organisation innerhalb des widriges Verhalten (Fehlverhalten) und das weitere Zentrums (siehe Grafik unten). Die Geschäftsführung Vorgehen regelt. Sie gilt für alle Beschäftigten des hat für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen HZB und soll den Schutz sowohl des Hinweisgebenden und der unternehmensinternen Richtlinien zu sorgen, als auch der Beschäftigten, die unter den Verdacht sie trägt somit die Gesamtverantwortung. In der Praxis eines Fehlverhaltens geraten, gewährleisten. Arten sind Bevollmächtigte und Sonderbeauftragte zur Erfül- von Fehlverhalten sind beispielsweise Straftaten nach lung dieser Aufgabe verpflichtet. Auch die Compliance- dem Strafgesetzbuch (StGB), Ordnungswidrigkeiten Beauftragte, eine Compliance-Vertrauensanwältin und sonstige Gesetzesverstöße. Aber auch Verstöße sowie dezentrale Compliance-Verantwortliche sind Be- gegen die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis standteile der Compliance-Organisation. 2015 wurde oder gegen interne Richtlinien (z. B. gegen die Beschaf- ein Compliance-Ausschuss als offizielles Gremium am fungsordnung) gehören dazu. HZB gegründet. Er hat eine eigene Geschäftsordnung Die Meldung von Verdachtsfällen ist über eine und dient insbesondere der internen Abstimmung bei spezielle E-Mail-Adresse möglich. Anonyme Hinweise allgemeinen Compliance-Themen sowie der Beratung können an eine Vertrauensanwältin kommuniziert der Geschäftsführung. werden. Bisher sind einige wenige Hinweise über das Nicht alle Regelverstöße sind offensichtlich und Hinweisgebersystem eingegangen. für Außenstehende zu erkennen. Die Möglichkeit, Re- Derzeit wird ein Verhaltenskodex (Code of Con- gelverstöße oder Fehlverhalten an eine geeignete Stelle duct) entwickelt, der als übergeordnetes Regelwerk melden zu können, ist eine wichtige Voraussetzung, die Verhaltenssicherheit aller Führungskräfte sowie um fehlerhafte Prozesse oder Organisationsstruktu- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HZB festigen und ren zu erkennen und nachhaltig zu beseitigen. Die die Compliance-Kultur am Zentrum stärken soll. Hierin Bedeutung solcher Einrichtungen spiegelt sich auch wird auch auf das Hinweisgebersystem verwiesen. in den Anstrengungen der Europäischen Kommission Zukünftige Schwerpunkte liegen in der Entwicklung wider, eine Richtlinie zum Schutz von Hinweisgebern zu eines Schulungskonzepts und in der Durchführung verabschieden. Auch die Bekämpfung von Korruption, von Compliance-Schulungen. Von zentraler Bedeutung die als eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten ist die nachhaltige Verankerung von Compliance in Nationen definiert wurde, profitiert von solchen Melde- bestehenden Prozessen. möglichkeiten. „Compliance“ steht für Regelkonformität innerhalb ein wirksames internes Kontrollsystem einschließlich Geschäfts- einer Organisation. Compliance-Management (CM) Funktionstrennung, Mehraugenprinzip, Richtlinien und führung ist ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeit, der die Genehmigungshierarchien sowie die Definition und Do- Dezentrale Sonder- Einhaltung gesetzlicher und organisationsspezifischer kumentation wesentlicher Prozesse und ein angemes- Compliance- beauftragte/ Standards sicherstellen soll. Durch ein umfassendes senes Kommunikationssystem. Verantwortliche Bevollmächtigte Compliance- und wirksames Compliance-Management-System Am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien Beauftragte (CMS) können Fehler und Fehlverhalten verhindert und Energie (HZB) wurde 2012 eine Stabsabteilung werden, die beispielsweise Reputationsschäden oder „Compliance-Management“ etabliert, die zusätzlich die Rückforderung von Geldern nach sich ziehen die Bereiche Interne Revision, Organisation und könnten. Ein wirksames CMS soll eine Organisation zentrales Prozessmanagement umfasst. Konzept und Compliance- Compliance- und ihre Beschäftigten vor Risiken schützen. Es soll Prozesse des CMS am HZB orientieren sich am IDW- Rechtsanwalt/ Ausschuss aber auch Umwelt und Gesellschaft vor negativen Prüfstandard 980 und an der Norm DIN ISO 19600 Vertrauensanwalt Auswirkungen organisatorischen Handelns bewahren. für Compliance-Management-Systeme. Besondere Zu den präventiven Maßnahmen eines CMS gehören Bedeutung haben die systematische Erfassung von Compliance-Organisation am HZB 14 15
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Außergewöhnliche Schätze der Natur — basieren auch viele andere Medikamente, die in Apo- Der am HZI entdeckte Naturstoff Chlorotonil stammt theken angeboten und in Krankenhäusern verabreicht aus Myxobakterien. Er wirkt sowohl gegen multiresis- forschung für die Medikamente der Zukunft werden. Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien bilden seit tente Staphylokokken – eine Gruppe von gefürchteten jeher den Fundus, aus dem sich die Medizin auf der Krankenhauskeimen – als auch gegen den Malaria- Suche nach neuen Heilmitteln bedient. Erreger. Chlorotonil ist damit ein sehr vielversprechen- Die meisten Naturstoffe müssen jedoch für den der neuer Wirkstoff, der zurzeit für die weitergehende Einsatz als Medikamente modifiziert und optimiert Entwicklung als Medikament optimiert wird. werden. In der Regel muss ihre Wirkung verstärkt Viele der Wirkstoff-Substanzbibliotheken, die die oder abgeschwächt werden. Es gilt dafür zu sor- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kontinuier- gen, dass sie genau dort wirken, wo die Infektion in lich erweitern und immer wieder neu durchforschen, unserem Körper stattfindet, und dabei dem übrigen werden gemeinsam mit Forschungspartnern betrieben Organismus so wenig wie möglich schaden. Dies und gepflegt: mit anderen Helmholtz-Zentren des For- und die anschließende Erprobung in klinischen Tests schungsbereichs „Gesundheit“, mit Universitäten oder erfordern langwierige, kostspielige und anspruchsvolle im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsfor- Verfahren. Von mehreren Tausend Substanzen, die in schung (DZIF), in dem 35 führende Einrichtungen an der Forschung untersucht werden, erhalten am Ende sieben Standorten in ganz Deutschland ihre Expertise jeweils nur ein bis zwei die Zulassung als Arzneimittel. gemeinsam nutzen, um Ergebnisse aus der Grundla- Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung genforschung zu Infektionskrankheiten schneller in (HZI) in Braunschweig arbeitet seit Jahren kontinu- die medizinische und pharmazeutische Anwendung zu ierlich an der Entdeckung und Entwicklung neuer überführen. Die gemeinsam erlangten Erkenntnisse Wirkstoffe aus der Natur. Wissenschaftler am HZI und stehen so dauerhaft allen beteiligten Fachleuten zur seinem Saarbrücker Standort, dem Helmholtz-Institut Verfügung. für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), Nicht nur die Erforschung neuer Antibiotika, suchen, isolieren und charakterisieren ständig neue sondern auch der sinnvolle und besonnene Einsatz Naturstoffe mit antimikrobieller Wirkung. der verfügbaren Präparate („Antibiotic Stewardship“) Jede Entdeckung, jede chemische Verbindung trägt zu einer verbesserten und nachhaltigeren Nut- wird dabei für die Zukunft verfügbar gemacht: Auf zung der Therapieoptionen bei. Auch hier engagieren Dauer angelegte Substanzbibliotheken speichern alles, sich HZI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaft- was die Wissenschaftler entdecken und weiterentwi- ler: Gemeinsam mit regionalen und überregionalen ckeln, und können noch Jahre später durchsucht („ge- Partnern haben Epidemiologen des HZI das Projekt Durch Tausende Testreihen bis zum Erfolg: Sogenannte „Substanzbibliotheken“ aus unterschiedlichen Molekülen können screent“) werden – zum Teil mit ganz neuen Methoden „Wirksamkeit von Antibiotika-Schulungen in der mit Hochdurchsatz-Verfahren durchsucht werden. Die Wirkstoffe, die man dabei findet, eignen sich unter Umständen als oder ganz neuen Fragestellungen, die zum Zeitpunkt niedergelassenen Ärzteschaft“ (WASA) entwickelt, Vorstufen für Medikamente – beispielsweise für neue Antibiotika. der Entdeckung noch nicht vorhanden waren. das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) So entdeckten Wirkstoffforscher an HIPS und gefördert wird. Im Mittelpunkt des WASA-Projekts HZI neuartige Substanzen, die krankheitserregende stehen Fortbildungsveranstaltungen zum Antibiotika- Die Entdeckung der Antibiotika war einer der größten hervorbringen, wächst von Jahr zu Jahr. Gegen manche Bakterien bekämpfen und sich möglicherweise zu management für niedergelassene (Haus-)Ärzte in der medizinischen Durchbrüche des 20. Jahrhunderts. von ihnen hilft mittlerweile überhaupt kein gängiges Antibiotika weiterentwickeln lassen. Dazu zählen die Modellregion Südostniedersachsen. Das HZI begleitet Diese Substanzen töten ganz gezielt Bakterien ab und Antibiotikum mehr. Die besorgniserregende Zunahme Cystobactamide, die gegen einige besonders schwer diese Maßnahme und erforscht ihre Effektivität. haben buchstäblich Millionen von Menschenleben von Resistenzen – neben Bakterien betrifft dies auch zu behandelnde Infektionen eingesetzt werden könn- gerettet. Viren und andere Krankheitserreger – macht es erfor- ten. Gemeinsam mit Partnern aus der pharmazeuti- Inzwischen ist die Wirksamkeit dieser „Wunder- derlich, neue Therapieoptionen für Infektionskrankhei- schen Industrie erforschten HZI-Wissenschaftlerinnen waffen“ gefährdet. Denn die Bakterien haben Mittel ten zu erforschen und zu entwickeln. Erfolgverspre- und -Wissenschaftler zudem das Griselimycin, das und Wege gefunden, um gegen Antibiotika unempfind- chende Strategien sind dringend erforderlich, um den den Tuberkulose-Erreger am Wachstum hindert. Diese lich zu werden. Gerade in Krankenhäusern, wo viele hohen medizinischen Standard in der Bekämpfung von Substanz war bereits länger bekannt, wurde jedoch dieser Medikamente eingesetzt werden, ist der Effekt Infektionen auch künftig aufrechtzuerhalten. erst vor Kurzem bei Wirkstoff-Screens gewissermaßen zu beobachten – in alarmierendem Ausmaß. Die Zahl Fast alle Antibiotika – oder zumindest die Aus- „wiederentdeckt“ – und mithilfe neuer Erkenntnisse der Bakterienarten, die resistente – also gegenüber gangssubstanzen, aus denen sie entwickelt wurden – und Methoden chemisch modifiziert und für einen bestimmten Antibiotika unempfindliche – Stämme stammen ursprünglich aus der Natur. Auf Naturstoffen möglichen Einsatz als Medikament optimiert. 16 17
Karlsruher InstituT für technologie ThinkTank „Industrielle Ressourcenstrategien“ — sourcenstrategien“ am KIT aus der Taufe gehoben. Mit heitlichen Betrachtung einer unternehmerischen ihm entsteht ein wissenschaftlicher Reflexionsraum, Kreislaufwirtschaft unter ökologischen und betriebs- Energieeffizienter Umgang mit Rohstoffen der die Möglichkeiten einer Entkoppelung von Wirt- wirtschaftlichen Aspekten sowie den Herausforderun- schaftswachstum und Ressourcenverbrauch aufzeigen gen beschäftigen, die der industrielle Wandel an die soll. Die Denkfabrik ist damit ein wichtiges Instrument Versorgung, Verfügbarkeit und Sicherung von Rohstof- der Landesstrategie „Ressourceneffizienz Baden- fen stellt. Württemberg“. Konzepte für ressourcensparenden Der Thinktank „Industrielle Ressourcenstrategi- Einsatz sowie Recycling sind wichtige Aufgaben des en“ beschreibt technologische Herausforderungen und Thinktanks. Er soll Ideen liefern und eingefahrene Lösungen von morgen – und zwar möglichst konkret. Denkpfade verlassen. Die Forschungsuniversität soll Unerwartete Aspekte kommen damit früher zum Politik und Industrie bei technologisch-strategischen Vorschein und fließen in den Dialog von Wirtschaft, Fragen zu Rohstoffen beraten. Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ein. Neue Tech- Sprecher des Thinktanks „Industrielle Ressour- nologien sollen sich durch die ressourcenökonomische censtrategien“ ist Professor Thomas Hirth, Vizepräsi- Betrachtungsweise des Thinktanks strategisch einord- dent für Innovation und Internationales am KIT. Spre- nen lassen, um frühzeitig tragfähige Geschäftsmodelle cher des Lenkungskreises ist Professor Jochen Kolb, entwickeln zu können. Seine Impulse unterstützen der die Abteilung Geochemie und Lagerstättenkunde politische Entscheidungen, die den Unternehmen den am Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT optimalen Freiraum lassen – und zwar sowohl unter leitet. Viele weitere Institute des KIT sind mit Projekten wirtschaftlichen und technologischen Gesichtspunk- beteiligt, so das Institut für Industriebetriebslehre und ten als auch bezüglich Umweltschutz und Ressourcen- Industrielle Produktion, das Institut für Technische Che- verbrauch. Der Thinktank stellt nicht nur strategisch mie und Polymerchemie, das Institut für Angewandte relevante Fragen über technologische Lösungen, Geowissenschaften sowie das Institut für Produktions- sondern liefert auch die Antworten darauf. technik. Innerhalb der Projektteams werden weitere – Als Teil der „Landesstrategie Ressourceneffizi- auch externe – Experten einbezogen. enz“ des Landes Baden-Württemberg ist der Think- Die Denkfabrik für den sparsamen Umgang mit tank als Projekt zunächst auf vier Jahre angelegt. knappen Rohstoffen wird am KIT disziplinübergreifend Nach einer Evaluation wird über die Weiterführung angesiedelt. Derzeit sind zwei Arten von Projekten entschieden. Der Thinktank soll von Land und geplant: In Pilotprojekten werden anwendungsnahe Industrie gemeinsam gefördert werden. Vorgesehen Entwicklungen und Technologien betrachtet, die ein ist, die Kosten von zwei Millionen Euro pro Jahr zu Hier eine Auswahl seltener Erden in Form von Monazit und Xenotim, die von verschiedenen Fundorten in Mosambik und kurzfristiges Umsetzungspotenzial für die Wirtschaft teilen. Darüber hinaus können Drittmittel für Pro- Norwegen stammen. haben und durch Impulse der Industrie initiiert wer- jekte eingeworben werden. Folgende Unternehmen den. Beispielhafte Themen sind Rohstoffverfügbarkeit, und Verbände haben sich bisher bereiterklärt, den -bedarf und -transparenz, Kreislaufführung und Kreis- Thinktank mitzufinanzieren: AUDI AG, Badische laufwirtschaftsmodelle, ressourceneffiziente Prozesse Stahlwerke GmbH, Carl Zeiss AG, Daimler AG, Robert Der Bedarf an Energie und Rohstoffen der wachsen- damit die Grundlage für Lösungsbeiträge zu gesell- und Klimaschutz. Bosch GmbH, Scholz Recycling GmbH, SchwörerHaus den Weltbevölkerung wird stetig steigen. Die zuneh- schaftlichen Herausforderungen. Leuchtturmprojekte greifen strategische und KG, Umicore AG & Co. KG, Verband der Chemischen mende Technisierung erfordert zudem eine größere Die Industrie ist stark von Rohstoffen abhän- gesellschaftliche Fragen der Umwelt- und Wirtschafts- Industrie e. V. Landesverband Baden-Württemberg, Anzahl von Rohstoffen, etwa Lithium für Batterien oder gig. Der Bedarf an Platin, Magnesium, Kobalt oder politik auf. Sie vernetzen wissenschaftliche Diszip- Zeller + Gmelin GmbH & Co. KG. seltene Erden für Katalysatoren und Elektromotoren. Metallen der seltenen Erden wächst weiter, da neue linen und Aspekte aus verschiedenen industriellen Diesen Bedarf unter Beachtung ökologischer, ökono- Technologien, etwa für die Elektromobilität und die Branchen über mehrere Jahre und verbessern die mischer und sozialer Randbedingungen zu decken, Energiewende, darauf basieren. Rohstoffe im Umlauf nationale Ressourceneffizienz. Mögliche Themen sind wird eine große Herausforderung für Hochtechnolo- zu halten und über das Recycling zu gewinnen ist Rohstoffbedarf und -verfügbarkeit für die Mobilität der giestandorte wie Deutschland. Lösungskonzepte wird zweifach sinnvoll: einerseits um die Wertschöpfung im Zukunft oder das Etablieren einer Kreislaufwirtschaft der Thinktank „Industrielle Ressourcenstrategien“ am Land zu halten, andererseits um weniger abhängig von der Massenrohstoffe im Baugewerbe. Karlsruher Institut für Technologie (KIT) liefern, der Rohstoffimporten zu sein. Die ersten Arbeitsschwerpunkte des Thinktanks durch das Land Baden-Württemberg und die Industrie Nach einem intensiven Diskussionsprozess wur- sind bereits definiert. So wird sich die Denkfabrik mit gefördert wird. Die Forschungsarbeiten des KIT liefern de im Februar 2018 der Thinktank „Industrielle Res- Fragen der Transparenz von Rohstoffen, der gesamt- 18 19
Deutsches krebsforschungszentrum Krebs geht jeden etwas an — Wissensvermitt- Der Krebsinformationsdienst wurde 1986 zunächst Die Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ hat zum Ziel, als telefonischer Ansprechpartner für Fragen von Maßnahmen zur Vorbeugung von Krebs in Deutschland lung zwischen Wissenschaft und gesellschaft Patientinnen und Patienten, Angehörigen und der zu fördern, indem sie über vermeidbare Lebensstil- und interessierten Öffentlichkeit zu Krebs gegründet und in Umweltfaktoren informiert. Sie ist überwiegend in der den folgenden Jahren sukzessive weiter ausgebaut. So Politikberatung tätig, spricht zu bestimmten Präventi- beantworteten 2017 Ärztinnen und Ärzte am Tele- onsthemen aber auch die Öffentlichkeit an. fon, per E-Mail sowie in Sprechstunden rund 33.500 In eigenen Veröffentlichungsreihen vermittelt die individuelle Anfragen von Ratsuchenden – aktuell und Stabsstelle Wissen über den Zusammenhang zwischen wissenschaftlich fundiert. Aber auch Fachleute, die be- verschiedenen Risikofaktoren und Krebs, beispiels- ruflich mit der Versorgung von Krebspatienten befasst weise über das Ausmaß des Tabakkonsums und seine sind, wenden sich an den Dienst. Die Informationen Folgen sowie über erprobte Maßnahmen zur Tabak- sind auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgrup- kontrolle. Mit dem Tabakatlas und dem Alkoholatlas pen zugeschnitten: Patientinnen und Patienten und ihr liegen zwei umfassende und aktuelle Handbücher vor, privates Umfeld sind vor allem an detaillierten Informa- die Erkenntnisse für die Öffentlichkeit, aber auch für tionen zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten und politische Entscheidungsträger und Multiplikatoren zum Leben mit der Erkrankung sowie an Hinweisen auf zusammenfassen. Sämtliche Publikationen können als weiterführende Anlaufstellen im Gesundheitssystem Printexemplare bestellt werden, sind aber auch online interessiert. Für die allgemeine Öffentlichkeit stehen über die Webseite der Stabsstelle abrufbar Fragen zu Risikofaktoren, zur Krebsvorbeugung und (www.tabakkontrolle.de). Früherkennung oder zur aktuellen Krebsforschung im Die Stabsstelle Krebsprävention nimmt auch Vordergrund. direkt am politischen Geschehen teil, indem sie mit Fachleute, die sich beruflich mit dem Thema Empfehlungen zur Krebsprävention an politische Krebs befassen, erhalten telefonisch und per E-Mail Entscheidungsträger herantritt und entsprechende rasch, zuverlässig und kompetent aktuelle Informati- Stellungnahmen und Expertisen verfasst. Als eine inter- onen, auf der Basis der besten verfügbaren wissen- nationale Plattform für den Austausch richtet sie jedes schaftlichen Evidenz. Die übersichtliche Aufbereitung Jahr am DKFZ die Deutsche Konferenz für Tabakkon- von Forschungsergebnissen sowie die individuelle trolle aus. Zusammenstellung relevanter Quellen generieren einen Darüber hinaus bringt sich die Stabsstelle aktiv in unmittelbaren Nutzen für die Patientenversorgung. nationale und internationale Bündnisse ein, die sich im Der Krebsinformationsdienst vermittelt über die Bereich Tabak- und Krebsprävention engagieren. Dazu Internetseite www.krebsinformationsdienst.de aktu- zählen unter anderem das Aktionsbündnis Nichtrau- elles Wissen über Krebs, Adressen von Ansprechpart- chen, der Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakent- nern, weiterführende Linktipps und Informationsmate- wöhnung, die Deutsche Allianz Nichtübertragbare rialien. Im Jahr 2017 nutzten monatlich rund 674.000 Krankheiten sowie die Framework Convention Alliance. Krebs ist auf dem Vormarsch: Bedingt durch die demo- genaue Angebote bereithalten, die sie kontinuierlich Besucherinnen und Besucher dieses Angebot. Für Die Stabsstelle Krebsprävention engagiert sich grafische Entwicklung steigt die Zahl der Neuerkran- weiterentwickeln. Fachleute bietet die Internetseite relevante Informatio- auch in der Öffentlichkeitsarbeit des DKFZ und steht kungen stetig: Jeder zweite Mensch in Deutschland Krebspatienten, Angehörige und interessierte nen aus der medizinischen Forschung und verweist auf für Fragen zum Thema Krebs- und Tabakprävention als erhält im Laufe seines Lebens eine Krebsdiagnose, und Bürger haben eine Fülle von Fragen und sind auf der weiterführende Quellen. Newsletter für Mediziner und Ansprechpartner für Journalisten zur Verfügung. jeden von uns wird Krebs im Laufe des Lebens betref- Suche nach verlässlichen, verständlichen und aktuellen Psychoonkologen vermitteln Aktuelles rund um das Für die Zukunft plant die Stabsstelle einen inhaltlichen fen, entweder durch eine eigene oder die Erkrankung Antworten. Auch die Politik benötigt speziell für ihre Thema Krebs. Ausbau, um neben Tabak und Alkohol auch Themen wie naher Angehöriger. Fragestellungen aufbereitetes Wissen, beispielsweise Der Krebsinformationsdienst wird aus öffent- Überernährung und Übergewicht abzudecken – bislang Vor diesem Hintergrund ist seit der Gründung im Hinblick auf die Prävention von Krebs durch Reduk- lichen Mitteln finanziert und informiert kostenlos, noch weitgehend unbeachtete Krebsrisikofaktoren. des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in tion vermeidbarer Risiken. unabhängig und frei von Interessenkonflikten. Für die Heidelberg das öffentliche Interesse an wissenschaft- Für diese Zielgruppen werden vom Krebsinforma- Zukunft wird der Krebsinformationsdienst besondere lich fundierten, aktuellen und verständlichen Informa- tionsdienst und der Stabsstelle Krebsprävention des Schwerpunkte in der Erprobung neuer Kanäle und tionen über Krebs anhaltend hoch. Dem hat das DKFZ DKFZ wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu Krebs Instrumente setzen, mit denen Zielgruppen erreicht Rechnung getragen und professionelle Anlaufstellen aufbereitet und über unterschiedliche Kanäle und werden können, die momentan noch unterrepräsentiert eingerichtet, die für die jeweiligen Zielgruppen pass- Instrumente angeboten. sind, z. B. Personen mit niedrigem Bildungsniveau. 20 21
Funktionsbereich forschung Praxisbeispiele •• Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) •• GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel •• Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ •• Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit – CISPA •• Forschungszentrum Jülich
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Dementia-Care-Management — Versorgung und Mecklenburg-Vorpommern) untersuchte die Versor- ärzten die ambulante Versorgung von Menschen mit gung von insgesamt 634 zu Hause lebenden Men- Demenz gestaltet werden kann. Dabei geht es auch Leben für Menschen mit Demenz verbessern schen mit Demenz und deren Betreuungspersonen. darum, wie diese Versorgung und neue Aufgabentei- Dieses Konzept wurde in Mecklenburg-Vorpommern in lung, bei der Pflegefachkräfte hausärztliche Aufgaben Kooperation mit 136 Hausärzten und über 630 Patien- übernehmen und eigenverantwortlich ausführen, ten umgesetzt. Speziell geschulte Pflegefachkräfte, die sowohl von Betroffenen und Angehörigen als auch von sogenannten Dementia-Care-Manager, haben Men- Hausärzten und Pflegefachkräften akzeptiert werden. schen mit Demenz und deren Angehörige besucht und Die Ergebnisse dienen dazu, ein neues Versor- dabei den medizinischen, pflegerischen, psychosozia- gungskonzept umzusetzen, auf dessen Basis die beste- len und sozialrechtlichen Versorgungs- und Unterstüt- hende Richtlinie zur heilkundlichen Aufgabenüber- zungsbedarf erfasst. tragung weiterentwickelt werden soll. Die Richtlinie Die Ergebnisse wurden in einem Behandlungs- regelt, welche ärztlichen Tätigkeiten auf Angehörige plan zusammengefasst und mit dem behandelnden der Kranken- und Altenpflegeberufe übertragen Hausarzt gemeinsam umgesetzt. Die Ergebnisse der werden dürfen. Im Jahr 2019 wird dieses neuartige Studie wurden im Jahr 2017 in der renommierten Versorgungskonzept, in dem speziell qualifizierte Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht. Sie Pflegefachkräfte hausärztliche Tätigkeiten überneh- zeigten, dass die Patienten der Dementia-Care-Mana- men, innerhalb des ebenfalls vom Gemeinsamen ger besser medikamentös versorgt wurden, weniger Bundesausschuss geförderten InDePendent-Projektes neuropsychiatrische Symptome aufwiesen und die (Interprofessionelle Demenzversorgung: Aufgabenneu- Angehörigen weniger belastet waren. Patienten, die verteilung zwischen Ärzten und qualifizierten Pflege- nicht allein lebten, hatten zudem eine signifikant hö- fachpersonen in der häuslichen Versorgung) erprobt here Lebensqualität. Außerdem blieben die Patienten und evaluiert. der Dementia-Care-Manager länger im häuslichen Verbessert werden soll auch der Übergang Umfeld bzw. mussten erst später in eine vollstationäre zwischen Krankenhaus und hausärztlicher Versorgung Pflegeeinrichtung ziehen. bei Menschen mit Demenz. Denn gerade bei älteren Das Dementia-Care-Management soll nun in die Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen führt bestehende Routineversorgung überführt werden. dieser Übergang häufig zu schlechteren Therapie- Dazu fördert die Herbert-Worch-Stiftung über neun ergebnissen in der Versorgung. Auch das Risiko für Jahre die Erprobung des Dementia-Care-Managements eine Wiederaufnahme in das Krankenhaus sowie eine in der Praxis, etwa bei ambulanten Pflegediensten, Heimeinweisung erhöhen sich nach einem stationären Speziell geschulte Pflegefachkräfte suchen die Patienten zu Hause auf und erfassen systematisch deren Situation und in Ärztenetzen, regionalen Demenznetzwerken, bei Aufenthalt, was für die Betroffenen häufig eine erneute Bedürfnisse. Hierauf aufbauend optimieren sie in enger Abstimmung mit dem behandelnden Hausarzt die Versorgung der Beratungsstellen sowie in Rehaeinrichtungen und Belastung darstellt. Ziel dieses vom Bundesministerium Patienten. Krankenhäusern. für Bildung und Forschung geförderten Projektes ist Ziel ist es, eine umfassende Versorgung von es, zu untersuchen, ob mithilfe eines umfassenden Die Versorgung von Menschen mit Demenz stellt eine Die Forschungsansätze am Deutschen Zentrum für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen zu Versorgungsmanagements die Übergänge zwischen gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Denn Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn erreichen und ihre Lebens- und Versorgungssituation Krankenhaus und ambulanter Versorgung verbessert die drastische Zunahme der Anzahl der Erkrankten umfassen daher die Analyse der vorhandenen Versor- zu verbessern. Auch soll ermittelt werden, an welcher werden können. Dabei erstellt spezifisch qualifizier- wird sich auf das Gesundheitssystem auswirken. Auf gungsstrukturen, die Entwicklung von Maßnahmen zur Stelle im Versorgungssystem die Einführung eines tes Studienpersonal in enger Kooperation mit dem der einen Seite muss die Versorgung der Patienten Verbesserung der primärärztlichen Versorgung sowie Dementia-Care-Managements am sinnvollsten ist. Be- Krankenhaus und den behandelnden Hausärzten einen sichergestellt sein. Auf der anderen Seite ist die die Überprüfung dieser Maßnahmen hinsichtlich ihrer dingt durch die Berücksichtigung aller Ansprüche und individuellen Behandlungs- und Versorgungsplan. Die- Demenzerkrankung mit erheblichen Ausgaben für Wirksamkeit und Kosteneffektivität. Die Übernahme die Ausschöpfung von Synergien durch Vernetzung ent- ser beinhaltet sowohl die Entlassungsempfehlungen als die Kranken- und Pflegeversicherungen verbunden. dieser innovativen Ansätze in die Routineversorgung steht eine Effizienzsteigerung im Versorgungssystem. auch den zu Hause bestehenden Versorgungsbedarf. Daher ist eine möglichst frühzeitige Erkennung sowie ist Bestandteil der Forschungsaktivitäten am Standort In einer weiteren Untersuchung der vom Gemein- Die Ergebnisse des Projektes sollen die Versorgungssi- medikamentöse und nichtmedikamentöse Versorgung Rostock/Greifswald. Die aus der Forschung stam- samen Bundesausschuss innerhalb des Innovations- tuation von Menschen mit Demenz nach einer Kranken- der Menschen von fundamentaler Bedeutung, um die menden Ansätze verbessern daher die Lebens- und fonds geförderten AHEAD-Studie wird auf Basis der hausbehandlung verbessern. Das DZNE sorgt für eine Progression der Erkrankung zu verlangsamen und ein Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und DelpHi-MV-Studie und deren Dementia-Care-Manage- transparente Aufarbeitung der Ergebnisse, damit die Leben mit der Erkrankung bei hoher Lebensqualität in deren Angehörigen. Die DelpHi-MV-Studie (Demenz: ment untersucht, wie künftig mit einer veränderten wissenschaftliche Gemeinschaft und die Gesellschaft der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. lebensweltorientierte und personenzentrierte Hilfen in Aufgabenteilung von Pflegefachkräften und Haus- profitieren können. 24 25
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Ein Meer von Plastik — Ein bedrohliches Südpazifik, dem sogenannten Point Nemo, mittler- GoJelly ist ein am GEOMAR koordiniertes Projekt im weile Mikroplastik im Meerwasser zu finden ist. EU-Rahmenprogramm Horizont 2020, das bereits Umweltrisiko Auch Schiffsexpeditionen, die eigentlich einen im Newsletter „Nachhaltigkeit“ der Bundesregierung ganz anderen Forschungsschwerpunkt haben, können vorgestellt wurde. An dem Projekt sind Forscherinnen zur Untersuchung der Plastikverschmutzung beitragen, und Forscher aus acht Nationen beteiligt, die das indem z. B. während längerer Transitzeiten Proben Potenzial von Quallen zur Lösung gesellschaftlicher genommen und auf Plastikpartikel hin untersucht wer- Herausforderungen erkunden. Hierzu zählt neben der den. So wurde auch während der SONNE-Expedition Verwendung der Tiere als Nahrungsmittel auch der SO264 (Juli/August 2018) Hunderte Kilometer von Einsatz von Quallenschleim als Biofilter (z. B. in Kläran- menschlichen Ansiedlungen entfernt dahintreibender lagen), um Mikroplastik zu binden. Plastikmüll gesichtet, im Bereich des subtropischen Über die Ergebnisse der Projekte wird regelmäßig Wirbels nahezu im Minutentakt. in Presse und TV berichtet und zusätzliches Infomate- Das Problem liegt aber auch vor unserer eigenen rial der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Haustür: Im Projekt „Mikroplastik an unseren Küsten“ Beiträge des GEOMAR sind außerdem auf der Kom- bemühen sich Forschende des Kieler Exzellenzclusters munikationsplattform des Forschungsbereichs „Erde „Ozean der Zukunft“ unter Beteiligung einer von Dr. Ni- und Umwelt“, der Earth System Knowledge Plattform colas Ory geleiteten GEOMAR-Forschungsgruppe, die (ESKP), zu finden; dort gibt es ein Themenspezial zu Mikroplastikbelastung an der schleswig-holsteinischen Plastik in Gewässern. Ostseeküste zu quantifizieren. Sie untersuchen regel- Die Forschung zur Lösung einer unserer großen mäßig Oberflächenwasserproben aus der Ostsee auf gesellschaftlichen Herausforderungen wird natürlich Verschmutzung durch Mikroplastik. Ein Augenmerk auch in Zukunft am GEOMAR fortgesetzt. ihrer Forschung liegt dabei auch auf dem Einfluss von Großveranstaltungen wie der Kieler Woche, bei denen der Abfalleintrag nachweislich deutlich erhöht ist. Laborexperimente, die in Langzeitversuchen die Auswirkung von Plastik auf marine Organismen (z. B. die Miesmuschel) untersuchen, sind außerdem Teil der Forschung. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs ist be- Mehr Informationen: teiligt: Im Rahmen des Forschungs- und Ausbildungs- programms GAME (Globaler Ansatz durch Modulare Mikroplastik an unseren Küsten: Experimente) haben sich junge Wissenschaftlerinnen www.helmholtz.de/oceanblogs-mikroplastik und Wissenschaftler aus insgesamt 27 Ländern u. a. www.helmholtz.de/muell-kieler-woche mit den globalen Folgen der Anreicherung von Mikro- Ein beträchtlicher Teil der seit 1950 produzierten es, die problematische Situation zunächst besser zu plastik im Meer beschäftigt. Schülerinnen und Schüler Nachwuchs: Kunststoffe ist heute bereits zu Abfall geworden. Gut verstehen – hierzu tragen verschiedenste Untersu- machen ebenfalls mit: „Plastikpiraten“ ist ein Citizen- www.helmholtz.de/game-projekte drei Viertel dieser Abfälle lagern auf Mülldeponien chungen bei. Science-Projekt der Kieler Forscherwerkstatt, in dem www.helmholtz.de/plastikpiraten oder haben sich anderweitig in der Umwelt angerei- Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanfor- Jugendliche die Plastikmüllbelastung an deutschen chert. Auch in unseren Weltmeeren gibt es große schung Kiel hat unter Leitung von Dr. Toste Tanhua Flüssen erforschen. GEOMAR ist auch hier über den BASEMAN: Mengen Plastikmüll, die das marine Ökosystem stark und Dr.-Ing. Sören Gutekunst eine Kooperation mit Exzellenzcluster beteiligt. www.helmholtz.de/baseman-analysen belasten (siehe Abb. oben). Laut einer Umfrage des dem Volvo Ocean Race gestartet, der wohl härtesten Und der Anwendungsbezug der Forschung wird GoJelly: Umweltbundesamtes wurde dies in der Bevölkerung Segelregatta der Welt: Zwei beteiligte Rennyachten immer größer: Wissenschaftler des GEOMAR unter https://gojelly.eu sogar als das bedrohlichste Umweltrisiko wahrge- wurden mit Sensoren und Filtergeräten ausgestattet Leitung von Dr. Matthias Haeckel sind Teil des JPI- www.helmholtz.de/gojelly-bundesregierung nommen. Innerhalb des Helmholtz-Forschungsbe- und sammelten so zwischen Alicante und Melbourne Oceans Projekt „BASEMAN – Microplastics Analyses reichs „Erde und Umwelt“ beschäftigen sich Wissen- „ozeanweit“ Informationen über die Plastik-Kontami- in European Waters“, in dem Erkennungsmethoden ESKP: schaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Thema, nation, auch in abgelegenen Gebieten. Die bisherige für Mikroplastikpartikel (z. B. Raman-Mikroskopie) im www.helmholtz.de/eskp-plastik darunter auch Forschergruppen in Kiel. Eine maßgeb- Auswertung der Daten zeigt, dass selbst an der am Ringversuch mehrerer europäischer Labore verglichen liche Voraussetzung, um Lösungen zu entwickeln, ist weitesten vom nächsten Land entfernten Stelle im werden, um diese zukünftig zu verbessern. 26 27
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