INTEGRATION www.gruenerkreis.at - Wege aus der Sucht 1 - Grüner Kreis

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SUCHT
                                                                                                     Wege aus der Sucht   Abhängigkeiten erkennen-behandeln-bewältigen   Herbst 2011      79
magazin No 79 | Österreichische Post AG Sponsoringpost BPA 1070 Wien 04Z035724 S | DVR-Nr. 0743542
grüner kreis

                                                                                                                   INTEGRATION

                                                                                                           grüner kreis
                                                                                                          magazin                                                  Wege aus der Sucht 1
                                                                                                                                                                 www.gruenerkreis.at
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Wir danken unseren
            SpenderInnen
  Friedrich Achitz, Linz
  Dkfm. Günter Baumgartner, Wien
  Mag. Karl Büche, Round Table 37, Wien
  Ernst Cwik, Breitenau                                 Partner des »Grünen Kreises«                        unterstützt die Ziele des
  Leonhard Dünser, Ludesch                              Die Niederösterreichische Versicherung              »Grünen Kreises«
  DI Manfred Eckharter, Wien                            unterstützt die Arbeit des »Grünen Krei-            bwin bietet als österreichisches Unterneh-
  Doris Grossi, Wien                                    ses«. »Menschen, die wieder ein selbstbe-           men weltweit Sportwetten, Pokerspiel und
  Dr. Anton Heiling, Stubenberg                         stimmtes Leben ohne Abhängigkeit führen             Glückspiel über das Internet an. bwin ist an
  Robert Kopera, Reisenberg                             wollen, brauchen vielfältige Unterstützung,         der Wiener Börse notiert und bekennt sich
  Dr. Harald Krebitz, Bad Waltersdorf                   um ihre Krankheit zu besiegen. Als Partner          zum verantwortlichen Handeln. Spiel soll
  Gertrude Kulhanek, Kierling                           des »Grünen Kreises« nehmen wir unsere              der Unterhaltung dienen. Voraussetzung
  Mariensodalität, Johnsdorf                            soziale Verantwortung in der Gesellschaft           dafür ist ein sicheres und verantwortungs-
  DI Peter Podsedensek, Wien                            wahr und leisten damit unseren Beitrag,             volles Angebot auf höchstem Niveau. Dies
  Ponstingl Feuerwelt, Feldbach                         den Betroffenen auf dem Weg aus der Sucht           wird durch verschiedene Forschungspart-
  Dr. Jörg Schachner, Graz                              zu helfen.«                                         nerschaften und Kooperationen sicher-
  Mag. Karl Schwarz, Dürnstein                          Niederösterreichische Versicherung AG               gestellt. Der »Grüne Kreis« leistet einen
  Dr. Alfred Stiskal, Wien                              www.noevers.at.                                     wesentlichen Beitrag hierzu. Aktuelle Ein-
  Josefa Szeidel, Wien                                  Herzlichen Dank an die NÖ Versicherung              sichten aus Suchtberatung, -behandlung
  DSA Mag. Christian Tuma, Wien                         im Namen aller PatientInnen des »Grünen             und -forschung fließen unmittelbar in die
  und zahlreiche anonyme SpenderInnen                   Kreises«!                                           Gestaltung der Produkte von bwin ein.

             Veranstaltungen                                 Fragen zum Thema Sucht                               Unterstützen & Spenden
                                                        Zur österreichweit größten Organisation auf         Helfen Sie uns helfen!
                                                        dem Suchtsektor angewachsen, bietet der             Mit Ihrer Unterstützung können wir
                                                        »Grüne Kreis« bei Abhängigkeitsproblema-            gemeinsam dazu beitragen, suchtkran-
                                                        tiken rasche und professionelle Hilfe.              ken Menschen einen Weg aus der Sucht
                                                                                                            zu ermöglichen. Ihre Spende wird zur
                                                        Ambulante Programme, vor allem aber                 Weiterentwicklung von Projekten & Pro-
                                                        die stationäre Kurz- und Langzeittherapie           grammen im »Grünen Kreis« verwendet.
                                                        bieten Suchterkrankten eine realistische            Bitte verwenden Sie für Ihre Spende die
                                                        Chance in ein drogenfreies Leben zurück zu          NEUE Kontonummer der NÖ Landesbank-
                                                        finden.                                             Hypothekenbank AG: 03-855-013-222 | BLZ
                                                                                                            53000, oder fordern Sie Ihren Zahlschein
                                                        Unsere ExpertInnen beraten Sie gerne.               bei spenden@gruenerkreis.at an. Weitere
    Das Herbstprogramm mit zahlreichen                  Schreiben Sie Ihr Anliegen einfach an               Informationen finden Sie auch auf www.
     Konzert- und Theateraufführungen                   redaktion@gruenerkreis.at und erfahren              gruenerkreis.at im Bereich »Unterstützen
                ab Seite 26                             Sie alles über Sucht und ihre Behandlung.           & Spenden«.

                                                                       Impressum

     Erklärung über die grundlegende Richtung            Herausgeber: Verein »Grüner Kreis«                 Druck: AV+Astoria Druckzentrum GmbH
     gem. § 25 Mediengesetz vom 12.6.1981:               Geschäftsführer: Dir. Alfred Rohrhofer             www.av-astoria.at
     Das Aufgabengebiet des »Grüner Kreis-Maga-          Redaktion:                                         Diese Ausgabe entstand unter Mitarbeit von:
     zin« bildet die Berichterstattung zur Prävention    Dir. Alfred Rohrhofer, Peter Lamatsch              Dir. Alfred Rohrhofer, Drin Angelika Schefzig,
     suchtindizierter Probleme im Allgemeinen, die       Eigenverlag: »Grüner Kreis«                        Dr. Robert Muhr, Dr. Karl Bohrn, Dr. Sebastian
     wissenschaftliche Aufarbeitung der Abhängig-        Verein zur Rehabilitation und Integration sucht-   Bohrn-Meta, Dr. Leonidas Lemonis, Peter
     keitsthematik sowie Informationen über die          kranker Personen [ZVR-Zahl: 525148935]             Lamatsch, Ibrahima Diallo, Mag.a Franziska
     Tätigkeit des Vereins »Grüner Kreis«.               Alle: 1070 Wien, Hermanngasse 12                   Zussner, Kurt Neuhold
     Das »Grüner Kreis-Magazin« erscheint viermal        Tel.: +43 (0)1 5269489                             Bildnachweis:
     jährlich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren     Fax: +43 (0)1 5269489-4                            Titelbild, Seiten 5, 7,9: iStockphoto
     Medieninhaber: »Grüner Kreis«, Verein zur           redaktion@gruenerkreis.at                          Seite 22: dpa | Seite: 23 Ullstein | Seiten: 5,
     Rehabilitation und Integration suchtkranker         www.gruenerkreis.at                                26, 27: Kurt Neuhold | Seiten: 5, 29 Mag.a
     Personen.                                           Layout: Peter Lamatsch                             Franziska Zussner | Seiten: 28, 30, 31: GrKr

2 Wege aus der Sucht
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editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!

Suchtkranken Menschen mit Migrationshintergrund gilt der Fokus dieser Ausgabe unseres Magazins.
Diese leben im Spannungsfeld zweier Kulturen und brauchen dadurch verstärkt Verständnis und
besondere Aufmerksamkeit. Vielfach sind MigrantInnen-Biografien von Diskriminierung, Gewalt
und daraus resultierenden Traumatisierungen gekennzeichnet. Sprach- und Verständigungsprobleme
sowie die daraus entstehenden Schwierigkeiten, entsprechende Ausbildungen zu absolvieren und
in weiterer Folge entsprechende Arbeit zu bekommen, verstärken die an sich schon stressbelastete
Lebenssituation zusätzlich und führen oft zur Flucht in die Droge. Der „Grüne Kreis“ ist seit seinen
Anfängen vor mehr als 25 Jahren mit der Problematik befasst. Wie Dr. Robert Muhr in seinem Bei-
trag ausführt, werden in unseren Therapieeinrichtungen KlientInnen mit und ohne Migrationshin-
tergrund friktionsfrei gemeinsam in den „Therapeutischen Gemeinschaften“ behandelt.

Eine konstruktive Migrationspolitik ist das Gebot der Stunde. Je vorurteilsfreier das Miteinander
von Menschen mit Migrationshintergrund und der Mehrheitsbevölkerung gestaltet werden kann und
je weniger Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion an den Rand der Gesellschaft gedrängt
werden und je besser Integration gelingt, desto weniger oft werden Menschen mit Migrations-
hintergrund zu Suchtmitteln greifen.

Die Chancen und Herausforderungen von Integration aktiv anzugehen und zu einer Versachlichung
des Themas beizutragen, hat sich Staatssekretär Sebastian Kurz zum Ziel gesetzt. Er erläutert für das
„Grüner Kreis“ – Magazin seine Positionen zum Thema Integration.

Viel Freude bei der Lektüre unseres Magazins.

Alfred Rohrhofer

                                                     Helfen Sie uns helfen!
                                                  »Wir heißen Sebastian und Felix. Wir wissen, wie es ist, mit Eltern
                                                  aufzuwachsen, die zu Alkohol und Drogen greifen. Selten denken
                                                  die Erwachsenen daran, wie sehr wir Kinder darunter leiden. Ein
                                                  Glück, dass wir Hilfe vom »Grünen Kreis« bekommen. Hier arbeiten
                                                  Menschen, die sich auskennen und um uns kümmern.«

                                                   Sucht ist eine Krankheit, unter der alle Familienmitglieder leiden.
                                                   Die Suchtgefährdung der Kinder, die in ihrer eigenen Familie schon
                                                   mit diesem Problem konfrontiert sind, ist um ein Vielfaches erhöht.
                                                   Rechtzeitige Hilfe verhindert langfristige Probleme. Unsere Präven-
                                                   tionsarbeit verhindert, dass die Kinder von heute nicht die Sucht-
                                                   kranken von morgen werden.

                                                           Geben Sie Sucht keine Chance -
                                                   unterstützen Sie unsere Ziele durch Ihre Spende!
                                                                                          Wege aus der Sucht     3
                                                      Verein »Grüner Kreis« | NÖ Landesbank-Hypothekenbank AG
                                                                    Kto. 03-855-013-222 | BLZ 53000
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                            18

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4 Wege aus der Sucht
                       26   29
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3
     Inhalt
     Editorial
 6   Stationäre Therapie bei KlientInnen mit Migrationshintergrund
     Dr.in Angelika Schefzig

 8   Die Behandlung von PatientInnen mit Migrationshintergrund
     Dr. Robert Muhr

10   Spurensuche
     PatientInnen berichten über ihr Leben mit der Sucht

12   Suchtprävention und Integration von MigrantInnen
     Dres. Karl Bohrn und Sebastian Bohrn-Mena

15   Integration aus medizinischer Sicht
     Dr. Leonidas Lemonis

16   Die Betreuungsangebote im »Grünen Kreis«
18   Im Portrait: Dr.in Angelika Schefzig
     Peter Lamatsch

20   Ambulante Psychotheraie bei KlientInnen mit Migrationshintergrund.
     Mag.a Theresia Biberauer

22   quergelesen
     Literatur zum Nachlesen mit Textausschnitten aus:
     J. W. v. Goethe »Iphigenie auf Tauris« | Hilde Domin »Ziehende Landschaft«
     Bertold Brecht »Über die Bezeichnung Emigranten« | Max Frisch »Der andorranische Jude«

24   Gesundheit und Suchtprävention
     Staatssekretär Sebastian Kurz

26   Kunst im Grünen Kreis
     Forum Schloss Johnsdorf: Das Herbstprogramm 2011

28   »Soccer without Drugs Cup« 2011 in Spanien
     Ibrahima Diallo

29   Sportfest auf Schloss Johnsdorf
     Mag.a Franziska Zussner

                                                                                         Wege aus der Sucht   5
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Thema
                   Stationäre Therapie bei KlientInnen
                        mit Migrationshintergrund
                                                 Dr.in Angelika Schefzig

 Migrationshintergrund – Was steckt in und hinter dieser häufig gebrauchten Bezeichnung, die vom »Handelsblatt«
 bereits im Jänner 2008 als »Unwort« vorgeschlagen wurde?

 G   laubt man »Wikipedia«, gibt es keine allgemein gültige
     Bedeutung. Der Bogen spannt sich von der Definition
 einer Bevölkerungsgruppe in der Bevölkerungsstatistik
                                                               viduellen Voraussetzungen zur Persönlichkeitsentwicklung
                                                               in Kindheit und Jugend andererseits lebt eine Person mit
                                                               Migrationshintergrund mehr oder weniger »zwischen den
 bis hin zum Synonym für »Ausländer« mit ähnlichen             Kulturen«. Die »Herkunftskultur« ist nicht nur die Basis
 Konnotationen. In Österreich spricht man bevölkerungs-        für das Wertesystem eines Volkes oder einer Volksgruppe,
 statistisch dann von Menschen mit Migrationshintergrund,      sondern auch die implizite Grundlage des Wertesystems der
 wenn deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden.       Familie und damit auch der Identität des Individuums (z.B.
 Unabhängig davon ist, ob diese selbst in Österreich gebo-     Geschlechtsrollenidentität, hierarchische Strukturen und
 ren wurden oder die österreichische Staatsbürgerschaft        Machtverteilung in der Familie, gesellschaftliche Normen,
 besitzen.                                                     etc.). Mit diesem Werte- und Normensystem in einem Land
                                                               mit anderen kulturellen und sozialen Werten zu leben
 Der Anteil von KlientInnen mit Migrationshintergrund in den   bedeutet, in einem Spannungsfeld zu leben. Ob sich dieses
 Einrichtungen des »Grünen Kreises«                                                   Spannungsfeld auflösen oder zumin-
 wechselt, ist aber in jedem Fall                                                     dest aushalten lässt, ist nicht zuletzt
                                            Viele unserer KlientInnen haben
 nicht unerheblich. Schwerwiegende                                                    von der Persönlichkeitsentwicklung
 Probleme      wie    zum     Beispiel      Kriege, Bedrohungen, Diskriminie-         des Individuums abhängig.
 Schwierigkeiten zur Erlangung              rungen und mangelnde Chancen-
 eines Aufenthaltstitels kommen             gleichheit erlebt.                        Sich auf Therapie einlassen heißt,
 immer wieder vor und machen dann                                                     sich auf Veränderung einlas-
 oftmals intensive Sozialarbeit erfor-                                                sen. Grundvoraussetzung für jede
 derlich. Dies ist jedoch nicht der Regelfall und soll auch    Veränderung ist das bewusste Wahrnehmen dessen, was
 nicht Inhalt dieses Beitrags sein, sondern vielmehr die indi- zu hinterfragen und zu verändern ist. Dazu zählen auch
 viduelle Bedeutung des Migrationshintergrundes für die        jene unbewussten oder »halbbewussten« Annahmen
 persönliche Entwicklung.                                      über die eigene Identität und den eigenen Platz in der
                                                               Gesellschaft, die von frühester Kindheit an explizit durch
 Viele unserer KlientInnen haben Kriege, Bedrohungen, Normen und implizit durch Beziehungserfahrungen inter-
 Diskriminierungen und mangelnde Chancengleichheit             nalisiert werden und in ganz besonderem Maß kulturell
 erlebt. Diese teils sehr traumatischen Erfahrungen            geprägt sind. Das Maß der Orientierung dieser gesell-
 sind zumeist mit Gefühlen von Angst, Wut, Schmerz, schaftlichen Regeln, Hierarchien, Machtverteilungen und
 Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit verbunden und oft        Rollenzuweisungen richtet sich dabei nach den individu-
 nur sehr schwer in die eigene Lebensgeschichte integrierbar. ellen Entwicklungsmöglichkeiten in der Familie, wobei
 Über lange Zeit sind sie daher Therapieinhalt. Neben diesen   sich der Bogen von völliger Fremdbestimmung bis zur
 verletzenden und beängstigenden Erfahrungen kann der Verwirklichung eigener Bedürfnisse und Bestrebungen
 Migrationshintergrund darüber hinaus auch noch eine emi- innerhalb des sozialen Gefüges erstreckt. Soziale und
 nente Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung haben. familiäre Normen sind notwendig für das Erleben von
 Je nach dem Ausmaß des kulturellen Unterschieds zwischen      Sicherheit und Eingebunden-Sein in eine Gemeinschaft,
 Herkunftsland und Aufenthaltsland einerseits und den indi- bedeuten aber gleichzeitig auch Einschränkung. Diese

6 Wege aus der Sucht
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wird dann problematisch, wenn ein soziales Gefüge (Volk,          erfordert oft großen Mut, dem Anerkennung gebührt.
Religionsgemeinschaft, Familie …) rigide auf Einhaltung
ihrer Normen besteht und die Sanktionen für Regelverstöße         Wenn es gelingt, die im Aufenthaltsland dysfunktional
als beängstigend und bedrohlich, teilweise sogar als lebens-      gewordenen Verhaltensmuster aus der Herkunftskultur
bedrohlich erlebt werden.                                         zu überwinden, wird es möglich, den eigenen
Einige Beispiele aus dem Therapiealltag mögen diese               Handlungsspielraum zu erweitern und Strategien zu ent-
Ausführungen verdeutlichen. Die Liste ließe sich beliebig         wickeln, um eine Balance zwischen akzeptierten tradier-
verlängern.                                                       ten Werten, Selbstbehauptung und Einordnung in die
                                                                  gesellschaftlichen Strukturen des Aufenthaltslandes zu
• Ich habe panische Angst, wenn ich mich als Frau gegen           finden. Zielsetzung ist also die Entwicklung eines differen-
  einen Mann behaupten will, weil meine Unterordnung -            zierten Selbstkonzepts vor dem Hintergrund der eigenen
  völlig legal - mit Gewalt erzwungen wurde.                      Lebensgeschichte im »Hier und Jetzt«.

• Ich habe enorme Schuldgefühle, weil ich nicht für meine         In der therapeutischen Gemeinschaft, die bisweilen eine
  Eltern sorge, obwohl das meine Sohnespflicht ist. Ich           »Multi-Kulti-Gemeinschaft« ist, ist im Allgemeinen wechsel-
  bin es nicht wert, in dieser Gemeinschaft zu verbleiben.        seitige Toleranz zu erleben. Diskriminierungen sind selten.
                                                                  Das Anders-Sein des/ der Anderen aber zu verstehen und zu
• Es ist unverzeihlich, jemanden zu kritisieren oder              akzeptieren, es vielleicht sogar interessant zu finden, muss
  Grenzen zu setzen. Dazu bedarf es eines älteren und             durch Reden und Zuhören erarbeitet werden. Eine Chance
  weisen Vermittlers. Ich habe Angst, geächtet zu werden.         für die Entwicklung der eigenen Beziehungsfähigkeit und
                                                                  eines respektvollen Umgangs miteinander.
 Zur Abwehr von Angst und Gefahr »verzichtet« das
 Individuum - zumeist unbewusst - auf die eigene
 Weiterentwicklung. Das zu Grunde liegende innere Erleben,
 seine Bedeutung und die zugehörigen Gefühle bewusst
 zu machen und im »Hier und Jetzt« an der individuellen
 Lebenssituation zu überprüfen, ob das, was einmal als
 (lebens)bedrohlich erlebt wurde, auch heute noch - unter
 anderen gesellschaftlichen und persönlichen Bedingungen                                   Dr.in Angelika Schefzig
- eine Bedrohung darstellt, ist Aufgabe der Psychotherapie.                                Psychotherapeutin
 Im Therapieprozess begegnen viele KlientInnen dabei exis-                                 Regionalleiterin Sonderkrankenhaus
 tentiellen Ängsten, wenn sie einen Teil dessen, was sie                                   »Marienhof« und Jugendwohlfahrts-
 bisher als ihre Identität erlebt haben, in Frage stellen. Dies                            und Sozialhilfeeinrichtung »Binder«

                                                                                                       Wege aus der Sucht    7
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Therapie
        Die Behandlung von PatientInnen mit Migrationshintergrund
                        aus therapeutischer Sicht.
                                                       Dr. Robert Muhr

 PatientInnen mit oder ohne Migrationshintergrund können problemlos gemeinsam behandelt
 werden. Wichtig ist nur, auf Sprachprobleme und kulturelle Besonderheiten entsprechend
 sensibel zu reagieren.

 D    iesmal ist es dann doch das erste Mal passiert. Ich wur-
      de angefragt zu obigem Thema einen Artikel zu schrei-
 ben – und mir fiel spontan Nichts dazu ein. Dabei ist natür-
                                                                  oft sehr einschneidende Erlebnisse in Kriegsgebieten oder
                                                                  auf der Flucht hatten und somit besondere Aufmerksamkeit
                                                                  dem Umgang und der therapeutischen Arbeit mit Traumata
 lich klar, dass wir PatientInnen mit Migrationshintergrund       zu widmen ist.
 behandeln. Aber Besonderes, in positiver oder negativer          Aber all das geschieht bei uns selbstverständlich und ver-
 Hinsicht, war mir nicht präsent. Also habe ich mir einmal        ursacht keinerlei Aufregung. Und das ist in Österreich doch
 Zahlen angeschaut. In den letzten 3 Jahren lag der Pro-          bemerkenswert. Warum kann das in unseren therapeuti-
 zentsatz von nicht in Österreich geborenen KlientInnen bei       schen Gemeinschaften so sein?
 12,5% (leider ist es uns erst seit kurzem möglich, auch Per-
 sonen zu identifizieren, die einen Migrationshintergrund         Nach einigen Tagen Überlegung glaube ich, jetzt einige sig-
 in 2. Generation haben). Diese sind also nicht in den 12,5%      nifikante Gründe dafür entdeckt zu haben. Und das Zusam-
 enthalten. Es sind darin aber Personen enthalten, die zwar       menspiel von 4 bestimmenden Faktoren macht es dann aus,
 nicht in Österreich geboren sind, aber keinen Migrations-        dass PatientInnen mit und ohne Migrationshintergrund
 hintergrund haben, da sie nur zur Behandlung in Österreich       ganz natürlich ihre Behandlung gemeinsam absolvieren
 sind (etwa PatientInnen aus Deutschland und Südtirol). Al-       können.
 tersunterschiede zwischen österreichischen KlientInnen
 und jenen, die nicht in Österreich geboren sind, sind nicht      Die Tradition:
 zu beobachten. Jedoch ist der Anteil von Frauen bei Klien-       Schon von Beginn an waren KlientInnen, die nicht in Öster-
 tInnen, die nicht in Österreich geboren sind, sehr gering        reich geboren wurden, oder deren Eltern nicht in Österreich
 (6%). Bei Österreichern liegt der Anteil bei 20%. Generell       geboren wurden, unter unseren PatientInnen. Und vieles,
 kann noch festgestellt werden, dass das Bildungsniveau           was heute selbstverständlich ist, wurde vor – in unserem
 von nicht in Österreich geborenen KlientInnen niedriger ist.     Fall – mehr als fünfzehn Jahren angelegt. So wurde schon
 Also geben auch die Zahlen nicht wirklich Besonderes her.        immer besonders darauf bedacht genommen, dass die Aus-
 Außer die tatsächliche Anzahl von KlientInnen mit Migrati-       übung von religiösem Leben möglich ist. Auch wenn das für
 onshintergrund in den letzten 3 Jahren: 247.                     viele KlientInnen bedeutungslos ist. Oder unsere Küchen –
                                                                  von den PatientInnen selbst geführt – haben immer schon
 Und das sind viele, und mir fallen nach und nach die Ge-         auf spezielle Bedürfnisse geachtet, bzw. wurden sie auch
 sichter dazu ein. Aber warum fallen sie mir nicht auf?           immer wieder von KlientInnen mit Migrationshintergrund
 Langsam fällt mir auch ein, was spezifisch in unseren the-       bestimmt. Traditionen (gute oder schlechte) erkennt man
 rapeutischen Gemeinschaften für KlientInnen mit Migrati-         oft daran, dass etwas selbstverständlich, nicht hinterfragt,
 onshintergrund getan wird. So sind alle Küchen darauf ein-       fortgeführt wird. Ich denke, dass viele KollegInnen ihre Ar-
 gestellt, immer Alternativen zu Schweinefleisch zu bieten.       beit mit MigrantInnen so erleben. Das ist gut so, aber auch
 KlientInnen, die nicht sehr gut Deutsch sprechen, werden         gefährlich. Vielleicht dient ja diese Nummer unseres Maga-
 immer in »»Therapeutische Gemeinschaft«en« integriert, in        zins dazu, doch auch wieder genauer auf dieses Thema zu
 denen MitarbeiterInnen oder zumindest MitpatientInnen            blicken (bei mir ist es ja offensichtlich schon gelungen).
 deren Muttersprache sprechen. Und alle KollegInnen sind
 selbstverständlich darauf eingestellt, dass bei Personen aus     Die »Therapeutische Gemeinschaft«:
 süd-östlichem oder mit moslemischem Hintergrund beson-           Mir erscheint die »Therapeutische Gemeinschaft« an sich
 ders Augenmerk auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau         und deren Notwendigkeit zu Anpassung und Integration
 und auf Familie zu legen ist. Klar ist auch, dass KlientInnen,   eine Antwort zu bieten. Das Einleben in eine Gemeinschaft,
 die in Österreich Asyl haben oder um Asyl angesucht haben,       in der man mit 15 bis 20 anderen Personen zusammenlebt

8 Wege aus der Sucht
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und das Leben auch organisatorisch gemeinsam gestalten            auch für Unterschiede der Herkunft. Von wem das Sucht-
muss, ist für alle schwierig und für alle ein großer Einschnitt   mittel kommt und mit wem es konsumiert wird, spielt kei-
im Leben. Egal mit welchem Hintergrund man kommt, es              ne Rolle mehr. Und zu Beginn der Behandlung ist dieses
bedarf großer Anstrengung jeder/jedes einzelnen Klientin/         Verhalten und diese Einstellung keinesfalls Vergangenheit.
Klienten um sich hier zu integrieren. Und manchmal habe           Anstelle der oftmals notwendigen Abgrenzung von ande-
ich den Eindruck, dass Personen, die es gewohnt sind in           ren durch übliche Stereotype, wie Herkunft und Rasse, tritt
größeren Familienverbänden zu leben, oft also KlientInnen         sogar die Sucht selbst. Und die größten Antipathien herr-
mit Migrationshintergrund, einen Startvorteil haben.              schen zwischen »verschiedenen Abhängigen«, etwa Alko-
                                                                  holikerInnen und Opiatabhängigen.
Die therapeutische Sicht auf unsere PatientInnen:
Die therapeutische Behandlung in unseren Gemeinschaf-             Diese vier Aspekte zusammen erklären mir, warum Migran-
ten, fokussiert im Hier und Jetzt, hat das Innere unserer         tInnen und ÖsterreicherInnen in unseren »Therapeutischen
PatientInnen als Bezugspunkt. Und dieses Innere mag ehr-          Gemeinschaften« nicht als besonders verschiedene Grup-
lich verstanden und angenommen werden, um der Person              pen wahrgenommen werden. Und das ist tatsächlich ein
positive Entwicklung zu ermöglichen. Alle therapeutischen         Segen.
MitarbeiterInnen sollten diese Sicht auf ihre KlientInnen
haben und diese grundsätzlich durch professionelles Wis-
sen und Handeln ergänzen.

Die Sucht:
Dies mag kein besonders erfreulicher Grund sein, aber er
stellt die Realität unserer KlientInnen wahrscheinlich am
besten dar. Angesichts der Abhängigkeit und der Geschich-
te unserer KlientInnen spielt kaum mehr etwas eine Rolle                                  Dr. Robert Muhr
im Leben. Familie, soziale Kontakte, Beziehungen haben                                    Klinischer Psychologe und Psychotherapeut,
am Höhepunkt der Sucht keine Bedeutung mehr. Dies gilt                                    Therapeutischer Leiter im »Grünen Kreis«

Denkmal des Emigranten am Mirador in Garachico [Teneriffa]

                                                                                                        Wege aus der Sucht         9
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Spurensuche                                                                                                                                          L e b ensjah
                                                                                                                                                                            r bin
                                                                                                                               em vie
                                                                                                                                             rte   n                        nicht
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                                                                        in   d  er Tür              e  id  e r   (                     m  m   e  n
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                h  a                                                 f.    M   e                    tte   r  f u                      m    z u                          ilie un
                                         e  r  M    u  tter au              r  m   e ine Mu                   e r s u  chte ih                  a r m    en Fam hre.
                              bei d                                       e                                v                             h  r                            Ja
                chsen                                   ich, wie ehorchen. Sie aus einer se                                                                ar 41                      ihn
    Wir wu                    ,   d a  n  n sah                   r  z u   g                      a m    m  t                      1 4   u n  d er w                 s .  Durch
                  r  k a  m                         t t e   n u                       S ie    s t                       w   a r                         e rs  t e n
               e                              ha                                  t.                   ten. Sie                          h schw
     Wenn                      nd sie                                msons                                                                                              t.
               a  gen“ u                        ie  ,  aber u                      e it “ heira uder und mic törung erleb
    „d a s   S
                             e  r   F  a m   il
                                                                  r h  a b  e n  h
                                                                                                 e n    B  r                      e   Z e r s                      u  d  er und
            e   b ei ihr                      s e in   er „E                     ch   mein                       s e  e lisch                     e in  e n Br                      waren
      H il f
                     ih  n    w   ege    n
                                                        h  a n   d elte     a u
                                                                                         u  n  g e n un      d
                                                                                                                        m   ic  h   und       m
                                                                                                                                                          e f e r t   und es
      musste                                  mis     s                           üt ig                           er                               geli                             kam
                      E  r z euger“                      u  n g  e n, Dem               m   e in  e r Mutt                 r  e   la ng aus                a  f t e t  und be
                    „                               t  z                                                              a h                                h
       Unser                         erverle ar, entriss e
                                                                                    r                    zwei J                             er ver
             b e  ic h Körp                     a  lt   w                       e n   w  ir ihm                  D  a n  n    wurde
        h a                            hr   e                           wa    r                          ns   .
                       vier Ja                             . Hier                          s Lebe                                                                          insam
                                                                                                                                                                                       –
        Als ich                s   n   a c h Wien                  a  h r e   unsere ich-Verbot.                                                          ck geme rotzdem
                    t e  u  n                        s  t e n    J                     t e r  r e                                                  G  lü
         brach                        chlimm für immer Ö
                                                                                     s                                                     um                               .T
                      s die s                                                                                               ann - z sehr um uns                                           it
         für un                            r e  c h  e  r                                           d   w   u rden d                n  s ic  h                       n  g ,  auch m in
                                 v  e  r b                                                    u  n                        r  g t e                          s  t r e                   , me
                         wer                                                      Heim                  eltern
                                                                                                                      so
                                                                                                                                         uns se
                                                                                                                                                      hr                   öffnen
           als Sch                                            a m    en ins                   o p t iv                        o g  e n                         h   n  ie                      echt
                                  e  r   u  n d ich        k
                                                                       h  is c h en A      d
                                                                                                      s t e  u  n  d er    z
                                                                                                                                        k o  n  n te m     ic
                                                                                                                                                                         e r u n g en ger
                          rud                                       ic                          Be                                  h                              rd
            Mein B                                  österre                        n das                              uns. Ic                         n Anfo                       ich nie
                           r  t .  Unsere er. Sie wollte                                      z u   v  iel für                 e    d e n viele                 n    k onnte                   ines
             adop     t ie
                                  s  e h  r   schw                    n .  D  a  s wa    r
                                                                                                      in  .  I ch    wo   ll t
                                                                                                                                       e  r e n   Kind      e r
                                                                                                                                                                         a  u ß e rhalb e
                            es                                   ge                   ie ich b                         mit an
                                                                                                                                     d                              el
              wurde                                htigun               sein, w len Umgang                                                            ldviert
                               c  h en Züc                         s o                                                              f s ten Wa                       er.
              körp     e  r li
                                              t zeig       e n  ,
                                                                                  Sozia                             s im       t ie
                                                                                                                                                     en B    r  u  d                    sich zu
                                G  e  s ic  h                    r   n ic  h t .
                                                                                                 I ch    w  u  c h
                                                                                                                                   ic h   m   e in
                                                                                                                                                                   a l,   u ns an
               wah     r e  s                      es a     b e                       att   e .                       hat    t e                         ein   m                         s vor
                          e n  ,  k  onnte                   e    F r e unde h                Z u  m     Glück                   g  e r s “ noch                  s c h  ü  tzte un Bruder
                       d                       h kein                                      .                                e u                               d
                wer                                                           rn auf                           s „Erz                           mit un                        m. Me
                                                                                                                                                                                         in
                              , weil ic hne Nachba                                              unsere                          ehrerin hattet vorka                                      . Ich v
                                                                                                                                                                                                     er-
                 lernen                  r f e s   o                       e r  B  r u  d e  r
                                                                                                           o lk  s s c h  u  ll
                                                                                                                                           b  e s c                          e h a lt e n
                                   D   o                           te   d                           e   V                          mir                                us   g                      s ich
                  kleinen Zeit versuch                                     m    d ie  s mein               n  ,  w  eil ich                    z u   H   ause a                w  e g , sodas
                                 er
                  In dies Zum Glück b
                                                                    ek  a                         ass    e                          noc   h                      Hau      s e                     ohol-
                                     .                                    im   m   er aufp ich es kaum                                    d e r   v on zu                 e r   w  e gen Alk och
                                  n                                   h                                                               ie                                b                          n
                   nehme                                sste ic                         h habe                          mer w                            ie ich a te ich kaum
                            .  S  e  it her mu Heim. Danac , und lief im                                                        d  ie  H  BLA, d                   k o  n n                     n n te
                    ihm                               ein                                en                            ich                                der                            ,k  o
                          m     s p  ä  ter in                b   e n  z  u nehm zt besuchte                                     m   e in  e m Bru
                                                                                                                                                                 E s  s p  r obleme             d e n
                     ka                            as Le                                 let
                                                                           am. Zu de brachte. M
                                                                                                                            it                    bekam                         kam ic
                                                                                                                                                                                            h
                                    , mir d                   rnat k                                                               de. Ich                         ach be
                     suchte                        r  in  t e                      z u   E  n                     e n  s f r  e u
                                                                                                                                                   rie  .  D a   n
                                     Schüle                         s nicht                        die Leb der Psychiat                                                                      der zu
                      in ein                s “ -K   onsum                      a h  m mir                         in                                                            en Bru                       -
                                  „ G  r a                           d a s   n                     e  t e  ic h                      d e n  .                          m   e in                     er leib
                       un    d                      en un        d                    n lan      d                    schw      in                    n  d. U    m                      n mein
                                        t   h a  b                        s w  e  g e                      u   v e  r                       s c h  la                        ic h  v o                  d e t e
                        Kontak hr essen. De                                                              z                              ut                   erfuhr                                  en
                                                                                        usland                           ach De                                                           leider
                            ic h   t s   me                    u  n  s c h  , ins A              g   e s   mich n                 it  2  0    Jahren               r  n  e n . Doch             d  h abe
                         n
                                          c h  t ig e  nW
                                                                           n   v  e r schlu                 e r r e  ic h. M                  n n  e n    zu le                 e ß  s ie  un
                                                                                                          t                                                                  li
                          sehnsü von Freunde                                                ach Ös                                sie ke                      Ich ver
                               it   H   il fe                      ie d  e r  kurz n
                                                                                                  d  ie   T ü  rkei um eifen wollte.
                           M                               hw                                                                     r                                                                             e-
                                            kam ic                             sofort
                                                                                             in                     er ang                                                                           iner B
                            sehen,                       r   u n  d flog                 h    ih  r   Geliebt                                                                    ic h   w  egen e             ie -
                                            Mutt       e                          m   ic                                                                                 nm                          Sch  w
                             lichen                     r e c k   e n, weil             h  r   z u   ihr.                                       W   e g  e  führte                 B  r u der in            t e
                                                Sch                            t me                                                         e                               e in                      uc h
                              das mit inen Kontak                                                                              . Mein                        dass m                         d vers
                                            r   k e                                                r o  g e n  konsum                 ic  h   e rfuhr,               s t e r r e ich un           r og ensüch
                                                                                                                                                                                                                   -    I
                                 e it  h e                                                in    D                          .  A   ls                        ch    Ö                        o n  d
                              s
                                                                     te sich
                                                                                    m   e
                                                                                                      e heira
                                                                                                                    ten
                                                                                                                                       zurück
                                                                                                                                                       na                            sch                      Eine
                                                        r s t ä  r k                       w   o ll t                       k  a  m                         r   ic h   jedoch               v e r u rteilt.
                                                  ve                             . Ich                               es  ,                            wa                                h                              Jo
                                Danach ach England                                                     auf all                           amals                              richtlic
                                             n  g   n                           ic h  t e te ich                 u   h  e lfen. D                 f ä ll ig  und ge
                                 ziehu                                        z                                z                                f
                                                                ke, ver                       Bruder ch wurde str
                                                                                                                                              a
                                                en stec                          einem                           I                                                                            hle ich ich
                                                                                                                                                                                                         mich
                                  rigkeit                  c h  e ,  u m     m
                                                                                          e  in  e n    J o b .
                                                                                                                                                                                 H  ie r  f ü
                                                   ögli                             dk                                                                           Kreis“
                                                                                                                                                                              .                 n, für
                                                                                                                                                                                                          m
                                   alles M kein Geld un                                                                                             rünen                         z u finde sigkeit.
                                               a  t t e                        a b .                                                    im    „ G                        r a f t
                                    tig, h                         h ich                                           ndete
                                                                                                                                ich                     genug
                                                                                                                                                                      K
                                                                                                                                                                                      fnungs
                                                                                                                                                                                                  lo
                                                    ie brac                                           ung la                             ng um                            nd Hof
                                     Therap                                             r u  r t e il                    r  s t ü  t z u                    lu  n  g   u
                                                                           ten Ve                           d Unte                           erzweif
                                                   m   e  in  er letz                a u  s reichen hne Angst, V
                                       Nac    h                      komm        e                              o
                                                       und be                                     Leben
                                       sicher                          p  f e n   um ein
                                                        zu käm
                                        weiter
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10 Wege aus der Sucht
PatientInnen berichten über ihr Leben mit der Sucht.
                                                 Hier
                                                         habe
                                               Wut                  ich m
                                                        und                   eine
                                              te un             Hilfl
                                                        bedin           osigk Problem
                                             und                  g              eit                    e mi
                                                      Frau t ein Ju umzuge                                        t ag
                                           neng              e  n als             n  ge se              h en. F gressive
                                                     elern                 s chw               i n , we               rühe                  n Mä
                                         wied                t                                                                   r                    n
                                                   er ei zu habe ach gese il ich au habe ich nern erk
                                        Män                ne F                n, di                  hen                     f Gru                    mic                annt
                                                                   rau                  e mi                   h
                                                  ne
                                       heut rn ause                        sein                   r geh abe. Mit nd mein h teils a                                                 und
                                                                                                                                                                                           lerne
                                                 e no               inan             zu w                   olfen                   tlerw                 er fr              ls Ju                  m
                                                                                                                                                                                     nge
                                                        ch ei
                                                                  n Th
                                                                             derz
                                                                                     usetz
                                                                                              o  llen.
                                                                                                           Denn
                                                                                                                         habe
                                                                                                                                    n, m
                                                                                                                                               eile b
                                                                                                                                                         in ic
                                                                                                                                                                   ü hen
                                                                                                                                                                              Erfa          gekle it meine
                                    Aish                                  ema                   e                      o                     i ch w              h                  h r             ide        r
                                               a                                   für m n und ih ch habe                                              ohl i froh, sta ungen M t, woll-
                                                                                               ich.                 n   en m               i c h we            n    mein            rke F             ä
                                                                                                                                                                                             raue dchen
                                        M
                                                                                                                                   eine                 iterh                er H                   n ke
                                                                                                                                            G   r e nzen         i n   g roße       a u t  z              n-
                                              ein N
                                                        ame                                                                                                  zu v                Prob u fühlen
                                             I                   ist J                                                                                                 e rdeu            l e              u
                                welc ch bin ei                           o                                                                                                      tlich me, mich nd
                                        he sp                n Su e. Ich bin                                                                                                           en. D
                                bei a               ez                 ch                      1                                                                                                 as is mit
                                        nder ifischen tkranker 988 im                                                                                                                                  t auc
                                                                                                                                                                                                             h
                                                  en P                                                            Kong
                               bean
                                       twor               atien Problem                      mit M
                                                                                                          i g                 o  /   B
                              le, w              t e               t e n de            e   ich h               ra tions                r az
                                     ie ich n will. A                          s                     a                        hinte zaville g
                                                  zu d              ber b „Grünen be oder                                               r grun               ebor
                                                          en D                e                                          ge                                            en.
                            Bego                                   roge vor ich d Kreises“ habt hab d und ic
                                   nnen                                    n  geko                as tu                 ?    D  a                e .  W             h wi
                           der S                habe                                   mme                  e,                     s is                  as                 ll e
                                   c                     i                                        n bin finde ich t die Fra war für uch erzä
                          ten g hule. Dam ch mit d                                                           .                        e s für             g e,                 mic              hlen
                                  e
                         Platz troffen, u als haben Drogen
                                                                          en                                                                        ange die ich m h anders ,
                                                                                                                                                            mess                 i                  als
                                  der Z                m                     wir u              im A                                                                   en, w t diesem
                        verg
                               esse          ufluc Marihu                              n  s  i
                                                                                                         lter
                                                                                                                   v                                                            e n n             Te xt
                                                       ht, a             a                     m                      o                                                                ich e
                        der E        n ko
                                                n n            n de na zu ra mer nac n vierzeh                                                                                                  rzäh
                               x                     t                 m                    u  chen                 h                        nJ                                                       -
                       te, b zesse, de en. Aber                             wir d
                                                                                      en S                und
                                                                                                                         der S
                                                                                                                                     chule ahren m
                             lieb                  s Alk               sehr                    t r e                M    u                       b                  i t
                      scho          n i                     o                    s                   ss in                  s ik zu                ei                   Fr
                            n ba cht in die hols, de chnell w                                                    der F                    mach einem äl eunden a
                                   ld be                  s e r              r Dr                   u r d  ed                a  m   ilie u           e n .              tere                us
                                              kam                 Wohn                og
                    Ich k                             en w                  ung. en und d ieser Pl                                            nd d Für uns n Bekan
                                                              i r die                 N                     e                       at                e  n                  w  a             n-
                           a
                   lang nn mich                                           Kons ein, es g r Partys z der Zu Stress in r das ei
                                                                                   eque                  i                        .                    fluch                                  n
                  perli
                         en N
                                ächt daran er                                               nzen ng in de                            Was
                                                                                                                                              in di              t zu          der S
                                                                                                                                                                                      c h  u
                                        e                     inn                                       z u sp                r  S                     e                  e in               l e
                         chen               a
                                 und uf der St ern, als                                                            üren chule un ser Wohn em Plat
                                         die s                 raße                 wäre                                       .                     d zu                 ung               z
                                                   eelis                , der                                                                                 Haus                p
                 Was
                       ab                                  chen                  U              es ge
                                                                                                          stern                                                          e we assier-
                ist, d er mein                                        Narb mstieg                                     !  De
                                                                                                                                                                                iter
                                                                                                                                                                                       und
                                                                              en, d                auf h
                       a               e
               ter u ss ich tro Geschich                                                ie er                  ärter r Raussc
                      n                 t                   te vo                                 s t  jetzt              e    D                 h  m
              alles d ihrer F z meiner                                n de
                                                                             n Ge                                wied rogen un iss von z
                     getan           amil                   S u  c                    s                                      er ve                  d na                u Ha
             verz                               ie in              ht                   chich                                          rheil                türli               use,
                   ichte . Ich hab                       Afrik und me                              ten d                                         en.                 ch d
                                                                                                                                                                             ie kö die
                          t, da                e ged               a   m              iner                    e r   an                                                              r-
                                 mit i                                    it fin                Dopp
                                          ch m ealt, ich                           a                      eldia deren Pa
           Erst
                  jetzt                             einer               habe nziellen                                gnos                    tient
                                                              Fam                 g                    M                        e                     e
          dass            w
                  man eiß ich, d                                       ilie h estohlen itteln he (Depres n unters
         nen.            m                   a                                  e l fen k              u n                    l fe  n mu           s i on               cheid
                 Denn anchma ss man                                                           ann. d ich ha                                    sste. ) meiner                    et,
        irgen            sollt            l  e  g            e  r s t                                                          b  e  s o                D  a                 M  u
                                                  oist                 au                                                                gar a               f ü                  t-
                dwan           e
                        n im ich weite isch sein f sich sch                                                                                          uf ei r habe ic
                               Gefä                 rmac                  m                   a  u                                                          nen                  h
       Das                              ngni                                 uss,                  en m                                                               Wohn
             is                                  s un hen, wie                        beso
                                                                                               nder uss, bev                                                                   sitz
      einen t etwas,                                     d da
                                                                 n n
                                                                              i ch    b i               s   i n                  o r  m
                            was                                         kann              s je                    ein                     an a
     man neuen St                  ich h
                                              ier im                              ich m tzt gehan er Situa                                         uf an
             – ohn         art i                                                             e                      d                     tion               de
    wir h           e kri         m Le
                                             ben.         „ Krei                                i n e r  Fam
                                                                                                                        e l t  habe                 wie d re schau
            ier h          mine                                      s “  gele                                     i l ie ni            ,  d  a              er                  t,
   Kurs            ab             ll
           zu m en. Und zu sein – lerne, w rnt hab.
                                                      Ich                                                                        cht m nn land mei-
   betri                                                                    ie                                                              e  hr h            e   ic
         ff
                  ache
                         n
                                  nich
                                            t            zu G
                                                                  eld k man mi ier beko
                                                                                                   H                                                   elfen h hier
  trier t, die zei , was mi nur das.                                       o  m  mt             t  d  er                m   m    e
                                                                                                                                                                .
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                                                                                                                                                                                                                   11
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Kommentar
  Suchtprävention und Integration von MigrantInnen
  Das Institut für Sozial- und Gesundheitspsychologie (ISG) und der Verein EUMIG beschäftigen sich bereits seit
  längerem mit den Themen »Suchtprävention« auf der einen und »Migration« bzw. »Integration« auf der ande-
  ren Seite. Im Rahmen eines neuen Praxis- und Forschungsprojekts mit dem Arbeitstitel »Suchtprävention mit
  MigrantInnen« können die integrationsbezogenen Erfahrungen von EUMIG im Kontext der Suchtvorbeugung bei
  Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt werden.

                                        Dr.Karl Born | Dr. Sebastian Bohrn-Mena

  I n verschiedenen Untersuchungen hat sich in den letzten
    Jahren gezeigt, dass MigrantInnen der ersten und zweiten
  Generation durch Regelangebote der Gesundheitsförderung
                                                                 die Einstellungen der Kinder und Jugendlichen abstimmen.
                                                                 Da, wie oben erwähnt, die Eltern eine wichtige Rolle spie-
                                                                 len, müssen diese immer mit einbezogen werden, damit
  weniger gut erreicht werden können. Grund dafür ist, dass      auch sie über Drogen informiert werden können. In erster
  dabei den sozio-kulturellen Besonderheiten unterschiedli- Linie sollen sie aber in ihren Fähigkeiten, mit ihren Kindern
  cher migrantischer Populationen oft nur wenig Rechnung         offen darüber zu sprechen und im Umgang mit Problemen
  getragen wird. Jugendliche mit Migrationshintergrund           gestärkt werden. Für die Eltern, die häufig nicht über ausrei-
  beherrschen unter Umständen die Sprache nicht perfekt, chende Deutsch Kenntnisse verfügen, aber auch für Kinder,
  kommen häufig aus ärmeren Familien, haben eventuell ein        kann es eine große Hilfe sein, wenn die Informationen auch
  mangelndes Wissen über vorhandene Hilfsangebote, und           in ihrer Muttersprache angeboten werden und Zugänge
  aufgrund der Kulturunterschiede gibt es oft Hemmschwel- genutzt werden, die ihre spezifische Kultur oder Religion
  len, vorhandene Hilfsangebote anzunehmen.                      bietet.
  Josef Oggier und Mustafa Ideli von der Fachstelle für inter- Jugendliche, die – als Angehörige der zweiten oder dritten
  kulturelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung in         Generation von MigrantInnen – quasi in zwei Kulturen auf-
  Zürich berichten über kulturelle Besonderheiten, die im        wachsen (der ihrer Eltern und der der aufnehmenden Ge-
  Zusammenhang mit Sucht stehen: So wie jede Kultur an- sellschaft), werden zusätzlich zu den Herausforderungen
  dere Traditionen pflegt, gibt es                                                         ihres Entwicklungsalters auch
  auch unterschiedliche Begriffe                                                           noch mit der Notwendigkeit kon-
  von Drogen und Sucht. Das ist             So wie jede Kultur andere Traditionen          frontiert, Kompetenzen für die
  unter anderem dadurch zu er-              pflegt, gibt es auch unterschiedliche          erfolgreiche   Lebensbewältigung
  klären, dass in verschiedenen                                                            in zwei verschiedenen »Welten«
  Kulturkreisen      unterschiedlich        Begriffe von Drogen und Sucht.                 zu entwickeln. Oft sind sie auch
  häufig diverse Drogen konsumiert                                                         die Brücke für Familienangehöri-
  werden. Teenager mit türkischem                                                          ge, die sich in der aufnehmenden
  Hintergrund zum Beispiel (beson-                                                         Gesellschaft noch nicht so gut zu-
  ders Mädchen) trinken seltener Alkohol als österreichische     rechtfinden und werden durch diese zusätzlichen Aufgaben
  Jugendliche, weil es in ihrer Kultur und ihrer Religion nicht  manchmal überfordert (vgl. Bohrn Mena, 2010).
  gerne gesehen ist, Alkohol zu konsumieren. Theres Bauer
  von der Schweizer Fachstelle für Gesundheit und Integrati- In den letzten Jahren wurden v.a. in den USA Drogenvor-
  on berichtet, dass Alkohol in vielen Kulturkreisen als Sünde   beugungsprogramme entwickelt, die diesen Unterschieden
  gilt, in anderen wird er akzeptiert und ist sogar ganz nor- Rechnung tragen. An der Universität für präventive Medi-
  maler Teil des Alltags. Oggier und Ideli untersuchen einen     zin in Südkalifornien wurde beispielsweise das Programm
  weiteren wichtigen Punkt, nämlich die familiäre Erziehung. »Flavor« entwickelt, ein kultursensitives Tabakpräventi-
  In einigen Kulturkreisen sind die Eltern wesentlich strenger   onsprogramm für Schüler der 6. Schulstufe. Besonders bei
  im Umgang mit Drogen und wollen das Thema Sucht gar            Kindern mit hispanischem Hintergrund scheint dieses Pro-
  nicht ansprechen, weil es für sie Tabu ist.                    gramm wirksam zu sein. Den Kindern wurde in 8 Einheiten
                                                                 sowohl fachspezifisches Wissen gelehrt, als auch Fertigkei-
  Wenn Präventionsprogramme auch für Gruppen mit mig- ten vermittelt, die zum Beispiel für eine gute Kommunikati-
  rantischem Hintergrund erfolgreich sein wollen, müssen         on untereinander, eine effektive Problemlösung oder etwa
  sie u.a. auch dieses unterschiedliche Verständnis berück- das Ablehnen von Drogen wichtig sind. Hierfür wurden
  sichtigen indem sie ihre Inhalte auf den Wissensstand und      spezifische kulturelle Normen und Werte der Community

12 Wege aus der Sucht
berücksichtigt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: be-      geleitet wird. Das vorher bereits in Großbritannien erfolg-
sonders bei den Burschen konnte der Rauchbeginn bis zur        reich eingesetzte Programm soll die türkische Bevölkerung
8. Schulstufe verzögert werden.                                durch Wissensvermittlung und Einstellungsänderung vom
                                                               Rauchen abhalten. Die teilnehmenden türkischen Vereine
An den New Yorker Universitäten Cornell und Columbia           werden mit Informationspaketen ausgestattet, daneben
wurden bei mehreren Schülergruppen afroamerikanischen          wird gemeinsam mit den Teilnehmern an Maßnahmen ge-
bzw. hispanoamerikanischen Hintergrunds ein universeller       arbeitet, die in der Gemeinschaft eingesetzt werden können.
Ansatz - d.h. Kinder aller Kulturen wurden zusammen unter-     Fernsehen, Internet, Radio und Zeitschriften helfen dabei,
richtet - mit einem kulturspezifischen Ansatz – d.h. Kinder    die Informationen bekannt zu machen.
bekamen ein auf ihre Kultur zugeschneidertes Programm,
auf ihre Wirksamkeit hin verglichen. Dieses erreichte durch    In Österreich gibt es bislang kein Primärpräventionspro-
eine Kombination aus Wissensvermittlung und dem trainie-       gramm im Suchtbereich, das die speziellen Bedürfnisse von
ren von Lebensfertigkeiten beeindruckendes: Schüler aus        migrantischen Communities berücksichtigt. Um dabei mit-
der Gruppe der »kultursensitiven« Gruppe tranken auch          zuhelfen diese Lücke im Angebot zu schließen, erarbeitet
2 Jahre nach dem Programm weniger Alkohol und waren            das Institut für Sozial- und Gesundheitspsychologie (ISG)
seltener betrunken als jene aus der »universellen« Gruppe.     seit April 2011 im Projekt »Suchtprävention mit MigrantIn-
Weiters standen erstere dem Alkohol- und Nikotinkonsum         nen (SPM)« ein spezifisches Programm für 10-14jährige Ju-
kritischer gegenüber als Kinder, die das kultursensible Pro-   gendliche mit türkischem Migrationshintergrund in Wien.
gramm nicht durchlaufen hatten.                                In Zusammenarbeit mit dem privaten Phönix-Realgymnasi-
                                                               um werden im Rahmen dieses dreijährigen Projekts kultur-
Noch zielgerichteter können kultursensible Präventions-        spezifische Einflussfaktoren identifiziert und für den Ein-
programme innerhalb der jeweiligen »Communities« ein-          satz in einem neuen Präventionsprogramm berücksichtigt.
gesetzt werden. Wichtig dabei ist es, die gesamte Gemein-      Die SchülerInnen werden über ihre LehrerInnen erreicht,
schaft mit einzubeziehen, weil die kulturellen Unterschiede    die mit ihnen das Präventionsprogramm durchführen und
oft eine Hemmschwelle darstellen. Ein Beispiel hierfür ist     zu diesem Zweck spezifische Trainings absolvieren. Beglei-
das Projekt »Tiryaki Kukla«, ein Tabakpräventionspro-          tend zum Unterricht in den Klassen werden auch die Eltern
gramm für Migrantinnen und Migranten aus der Türkei, das       der SchülerInnen mit einbezogen, türkische MigrantInnen
vom Zürcher Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung       der ersten bzw. zweiten Generation, die im beschriebenen

Feuerwelt Ponstingl unterstützt die Arbeit des Vereins »Grüner Kreis«. Produkte aus unserer Schlosserei
haben einen Platz im Sortiment der Feuerwelt Ponstingl gefunden.

                                                                                                   Wege aus der Sucht    13
Setting aufgrund der höheren Eltern-Partizipation erfolg-           Aufnehmenden. Familie, Peergruppe und Institutionen wie
  reicher in die Präventionsarbeit einbezogen werden können           z.B. Schule spielen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung
  als im Regelschulwesen. Unter diesem Blickwinkel stellt das         dieser Fähigkeiten. Das Projekt SPM trägt dem Integrations-
  vorliegende Projekt auch einen wichtigen Beitrag zur Erhö-          gedanken auf zwei verschiedenen Wegen Rechnung: auf der
  hung des Partizipationsgrads als wichtiger Bestandteil sozi-        einen Seite soll es durch seinen partizipativen Charakter
  aler Integration dar, indem die Zielgruppe selbst aktiv in die      LehrerInnen, Eltern, SchülerInnen und VertreterInnen der
  Adaptierung und Durchführung der Programme einbezogen               türkischen Community aktiv mit einbeziehen. Auf der ande-
  wird und letztlich die Verantwortung für eine langfristige          ren Seite wird das neue Programm in seinen suchtpräventi-
  und nachhaltige Implementierung übernehmen kann.                    ven Kernelementen dem Ansatz der »umfassenden sozialen
                                                                      Interaktion« folgen, der auch schon erfolgreich im Europä-
  In jeder Phase des Projekts »SPM« werden die Interessens-           ischen Präventionsprogramm »Unplugged« angewendet
  gruppen der Schule und der türkischen Gemeinschaft ein-             wird.
  gebunden und tragen dadurch dazu bei, dass am Ende der
  Laufzeit ein passgenaues Programm vorliegen wird, das               Das Programm »Unplugged« wurde 2003-2009 unter Mitarbeit
  zum weiteren Einsatz übergeben werden kann. Dadurch                  des Instituts für Sozial- und Gesundheitspsychologie Wien
  wird auch einem weiteren zentralen Anspruch des Projekts            (ISG) im Rahmen eines von der Europäischen Kommission
  Rechnung getragen, nämlich                                                                        geförderten Forschungsprojekts
  jenem vor Ort Kapazitäten auf-                                                                    (EUDAP) erarbeitet, seine Wirk-
  zubauen: LehrerInnen werden                                                                       samkeit im Zuge einer interna-
                                        Das Wiener Institut für Sozial- und Gesundheitspsycho-
  in der Handhabung des neuen                                                                       tionalen randomisierten kont-
                                        logie ist eine seit 1994 bestehende private Forschungs-
  Programms eingeschult und                                                                         rollierten Studie mit ca. 6.000
                                        und Praxiseinrichtung. Unter Leitung von Dr. Karl Bohrn
  sind dadurch langfristig in der                                                                   TeilnehmerInnen bestätigt und
                                        und Dr. Sebastian Bohrn Mena arbeitet ein interdiszip-
  Lage, eigenständig und unab-                                                                      wird aufgrund der Evaluations-
                                        linäres Team an der Prävention, Behandlung und Erfor-
  hängig von externen Anbietern                                                                     ergebnisse laufend adaptiert und
                                        schung von psychischen und physischen Beschwerden.
  zielgenaue Präventionsarbeit                                                                      aktualisiert. Derzeit wird es in 11
                                        Das ISG ist in zahlreichen europäischen und nationalen
  in ihrer Schule anzubieten.                                                                       europäischen Ländern erfolg-
                                        Forschungsprojekten beteiligt mit Schwerpunkten Sucht,
  Dadurch steigt die Akzeptanz                                                                      reich eingesetzt. In Österreich
                                        Gewalt und Integration. Weitere Informationen zu den
  unter LehrerInnen, Eltern und                                                                     wurde es per Erlass des Unter-
                                        Autoren und zum Projekt »Suchtprävention mit Migran-
  SchülerInnen und beeinflusst                                                                      richtsministeriums zum Einsatz
                                        tInnen« finden Sie im Internet unter www.isg.co.at/spm
  auf diese Weise die Wirksam-                                                                      an Schulen für 10 bis 14jährige
                                        bzw. auf Anfrage unter spm@isg.co.at.
  keit des Programms positiv. Das                                                                   empfohlen. Ein solches Pro-
  Projekt »Suchtprävention mit                                                                      gramm ist in der Durchführung
  MigrantInnen« wird vom Fonds                                                                      interaktiv und kommunikations-
  Gesundes Österreich (FGÖ), dem Verein Phönix-Bildungsin- fördernd und integriert das Training von Lebenskompetenzen
  stitut und dem Institut für Sozial- und Gesundheitspsycho- wie kritisches Denken, Entscheidungsfindung, Problemlösen,
  logie finanziell gefördert. Die »Integration« von Zuwande- kreatives Denken, effektive Kommunikation, Beziehungskom-
  rern in die österreichische Gesellschaft ist ein Thema, das          petenzen, Selbstwahrnehmung, Empathie und Bewältigung
  in den letzten Jahren vermehrt die Öffentlichkeit beschäftigt       von Emotionen mit der Korrektur normativer Vorstellungen
  und immer wieder im politischen Diskurs gebraucht wird. über Substanzkonsum. Erreicht werden soll dadurch sowohl
  Sie bezeichnet den Prozess der gesellschaftlichen Einglie- die Verringerung von Erstkontakten mit psychotropen Subs-
  derung und zunehmenden Teilhabe von Zuwanderern oder                 tanzen als auch das Hinauszögern des Übergangs von experi-
  Gruppen von Zuwanderern am gesellschaftlichen Leben                  mentellem zu regelmäßigem Konsum.
  und deutet damit auf einen Vorgang hin, der die Aktivitäten
  von zwei Seiten voraussetzt – der Zugewanderten und der             Die langsam aber kontinuierlich steigende Anzahl an ein-
                                                                       schlägigen Veranstaltungen und Projekten, wie dem im
                                                                       deutschsprachigen Suchtpräventionsbereich pionierhaften
                                                                      Projekt »Suchtprävention mit MigrantInnen«, zeigt, dass ein
                                                                       steigendes Bewusstsein zur Bedeutung der Berücksichtigung
                                                                       multikultureller Faktoren in der Gestaltung und Umsetzung
                                                                      von Gesundheitsangeboten bei der teils besonders vulnerab-
                                                                      len Gruppe der 1. und 2. Generation von MigrantInnen in Ent-
                                                                       stehung ist. Dieses Bewusstsein stellt eine wichtige Grundlage
                                                                       für nachfolgende diesbezügliche Aktivitäten dar, die sowohl
                                                                       zur umfassenden »Integration« von Zuwanderern als auch zur
                                                                      Verbesserung der Gesundheitsvorsorge- und Versorgung posi-
                                                                       tiv beitragen werden.
                                                                      Institut für Sozial- und Gesundheitspsychologie
                                                                      Dr. Karl Bohrn [wissenschaftlicher Leiter]
                                                                      Dr. Sebastian Bohrn-Mena [Geschäftsführer]

14 Wege aus der Sucht
Medizin   Integration aus medizinischer Sicht
Rein medizinisch betrachtet, besteht in der Behandlung zwischen PatientInnen mit Migrationshintergrund und der
Mehrheitsbevölkerung kein Unterschied. Probleme entstehen erst durch Sprachbarrieren bei diffizilen Themen, wie
Lebenskrisen, Verhaltensauffälligkeiten oder Erstmanifestationen von psychiatrischen Erkrankungen.

D   er erste Gedanke, als ich den Auftrag erhalten habe,
    über die Behandlung von PatientInnen mit Migrati-
onshintergrund zu schreiben, war, dass ich mich damit in
                                                             allein sprachbedingt ist, sondern oft auch aufgrund der Ir-
                                                             ritation entsteht, wenn die Behandelnden mit »fremden«
                                                             Verhaltensweisen konfrontiert werden. Typisches, banales
meiner mittlerweile zweiundzwanzigjährigen Tätigkeit als     Beispiel stellen die endlosen Diskussionen im Zuge von
Arzt nicht bewusst auseinandergesetzt habe.                  stationären Therapien wegen des erhöhten Kontaktbedürf-
                                                             nisses von Personen mit Migrationshintergrund zu ihren
Eine spontane Erklärung, für mich selbst war, dass ver-      Angehörigen dar. Der bequemere Weg, Einheitsregeln als
mutlich die Tatsache, dass ich in Griechenland geboren       Allheilmittel zu betrachten, trägt oft dazu bei, dass kultu-
und aufgewachsen bin, eine wesentliche Rolle spielt. Der     relle Unterschiede ignoriert werden und der meistens jun-
nächste Schritt war, mich mit dem Begriff Bevölkerung mit    ge erwachsene »Ausländer« als »abhängig« gilt, wenn er
Migrationshintergrund auseinanderzusetzen. Internati-        einen erhöhten Bedarf hat, seine Eltern und Verwandten
onalen Definitionen zufolge gehören dazu alle Personen,      zu kontaktieren bzw. dann von mehreren, die ihn »noch
deren Eltern im Ausland geboren sind, unabhängig von         dazu« mit Lebensmitteln versorgen, besucht wird.
ihrer Staatsangehörigkeit. Zu der »ersten Migrantengene-
ration« werden Personen gezählt , die selbst im Ausland      Ein spannendes Thema, oft in Fachkreisen besprochen, ist,
geboren wurden und nach Österreich zugezogen sind. Als       ob »ExpertInnen« mit Migrationshintergrund, trotz der in-
«zweite Migrantengeneration« werden in Österreich gebo-      ternational geltenden Diagnosekriterien anders beurteilen
rene Nachkommen von Eltern mit ausländischem Geburts-        und handeln. Ich beantworte es mit ja, wobei es sich nicht
ort bezeichnet. Im Jahre 2010 lebten rund 1,543 Millionen    um die Diagnosen, sondern meistens um die Sichtweise
Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich, das        und in Folge dessen um die Bewältigungsstrategien geht.
entsprach 18,6% der Gesamtbevölkerung.                       Nachdem aber vor allem im klinischen Bereich Teams die
                                                             Entscheidungen treffen, sorgen diese dezenten Unterschie-
Im medizinischen Alltag besteht meistens kein Grund,         de für eine konstruktive Auseinandersetzung und haben
sich über die Herkunft des zu behandelnden Gedanken zu       als Ergebnis oft eine optimale Lösung. Abgesehen davon
machen. Meine Famulaturzeiten liegen sehr lange zurück,      »erlauben«sich MedizinerInnen, unabhängig von der Her-
aber die Erinnerung über das unterschiedliche Verhal-        kunft, Probleme individuell zu betrachten und sind nicht
ten von Frauen, die aus dem südosteuropäischem Raum          den »Zwang einer richtigen Linie mit oft dogmatischem
stammen, ist sehr präsent. Genauso über die Annahme,         Charakter« unterordnet.
dass Männer, die aus dem »Süden« kommen, schmerz-
empfindlicher und in kritischen Lebenssituationen eher       Unterschiede beleben, wenn man konstruktiv und vorur-
dysphorisch als depressiv reagieren. Ob die Unterschiede     teilsfrei damit umgehen kann. Integration hat zwei Grund-
so signifikant bzw. soziokulturell bedingt sind oder auf     bedeutungen, die miteinander verknüpft werden müssen:
Pauschalierungen basieren, wäre Gegenstand einer sicher      Aufnahme und Zusammenhalt. Und das wird täglich in den
interessanten Studie.                                        Therapeutischen Gemeinschaften des »Grünen Kreises«
                                                                                    praktiziert, vermutlich deswegen
Rein medizinisch gesehen kann sich die Behandlung von                               so erfolgreich, weil alle Betroffe-
Menschen mit Migrationshintergrund nicht unterscheiden                              nen sehr lange Erfahrungen mit
als die der restlichen Bevölkerung. Was allerdings oft zu                           Ausgrenzung, Abwertung und Po-
Problemen führt, sind die Schwierigkeiten der Betroffenen,                          lemik haben »sammeln dürfen«...
sich zu verständigen, vor allem dann, wenn es um diffi-
zile Themen, wie Lebenskrisen, Verhaltensauffälligkeiten
oder Erstmanifestation von psychiatrischen Erkrankungen
geht. Oft fungieren Angehörige mit mangelnden Sprach-
kenntnissen als Übersetzer, aber auch dann, wenn Dolmet-                              Dr. Leonidas Lemonis
scher z.B. in Unterbringungssituationen präsent sind, ist                             Arzt für Allgemeinmedizin
das Ergebnis selten befriedigend, weil die Nuancen nicht                              Facharzt für Psychiatrie
wiedergegeben werden können. Eine Tatsache, die nicht                                 Ärztlicher Leiter des »Grünen Kreises«

                                                                                                   Wege aus der Sucht          15
Unser Betreu
                          Vorbetreuung                                                 Ambulante Angebote
   Die Vorbetreuung stellt die Verbindungsstelle zwischen der         In den ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren in
   Institution „Grüner Kreis“ und den Suchtmittelabhängigen           Wien, Graz, Linz, Klagenfurt und Wr. Neustadt wird ein breites
   dar. Personen aller Altersgruppen, Eltern bzw. Elternteile mit     Beratungs- und Behandlungsspektrum geboten.
   Kindern, Paare sowie Personen mit richterlicher Weisung zur        Sie dienen
   Therapie aus dem gesamten österreichischen Bundesgebiet,
                                                                      • als Anlaufstelle für Informationssuchende • zur ambulan-
   die von legalen und/oder illegalen Substanzen abhängig sind,
                                                                      ten Beratung • als Präventionseinrichtung, vor allem in der
   werden vom Verein aufgenommen. PatientInnen mit nicht
                                                                      Jugendprävention • zur Kontaktaufnahme mit den Mitarbei-
   substanzabhängigem Suchtverhalten wie Essstörungen, Spiel-
                                                                      terInnen der Vorbetreuung, Vermittlung eines Entzugsbettes
   sucht, Arbeitssucht, Computersucht und KlientInnen aus dem
                                                                      oder einer ambulanten Entzugsmöglichkeit und Vorberei-
   gesamten EU Raum werden ebenso behandelt.
                                                                      tung zur ambulanten oder stationären Therapie ohne Warte-
   Hilfesuchende nehmen Kontakt zu einer/einem der Vorbetreu-         zeiten • der ambulanten Psychotherapie für Suchtmittelab-
   erInnen auf und klären die Art der Unterstützung ab:               hängige, die therapeutische Unterstützung benötigen, ohne
   Therapiemotivation (Freiwillig oder „Therapie statt Strafe“),      ihre aktuellen Lebensumstände verlassen zu müssen, aber
   Therapienotwendigkeit (stationäre Langzeit- oder Kurzzeit-         auch • der ambulanten Psychotherapie mit richterlicher
   therapie, ambulante Therapie, stationäre Substitutionstherapie),   Weisung „Therapie statt Strafe“ (gesundheitsbezogene Maß-
                                                                      nahme) • der Krisenintervention • der medizinischen Be-
   Vermittlung eines Entzugsplatzes oder einer ambulanten
                                                                      treuung und der Abstinenzkontrollen • der Nachbetreuung
   Entzugsmöglichkeit,
                                                                      und Begleitung stationärer PatientInnen aus der Lang- und
   Unterstützung bei Amtswegen                                        Kurzzeittherapie nach abgeschlossener Therapie • der Stüt-
   Ansuchen zur Kostenübernahme beim jeweilig zuständigen             zung des Alltags- und Arbeitsumfeldes, der Berufsfindung
   Kostenträger.                                                      und –ausbildung und • der Beratung und Betreuung von
   Die ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren befinden           ratsuchenden Eltern und Angehörigen im Rahmen von Ein-
   sich in Wien, Graz, Klagenfurt, Linz und Wr. Neustadt.             zelgesprächen und offenen Psychotherapiegruppen

                        Eltern-Kind Haus                                        Stationäre Substitutionstherapie
   Das Eltern-Kind-Haus, eine spezialisierte, sozialpädagogische      Suchtkrankheit liegt in den verschiedensten psychosomati-
   und psychotherapeutische stationäre Kinderbetreuungseinrich-       schen wie psychosozialen Ausprägungen vor. Die Entschei-
   tung, bietet Kindern von suchtkranken Eltern, die ihrer Erzie-     dung für die geeignete Behandlungsform wird auf Grund einer
   hungsverantwortung alleine nicht nachkommen können, Chan-          Standortbestimmung der individuellen Lebenssituation der
   cen auf Heilung und gesunde Entwicklung. Das Therapiemodell        PatientInnen getroffen.
   Eltern-Kind-Haus ermöglicht somit einerseits die Rehabilitation
   der Kinder von Suchtkranken, andererseits sorgt es auch konse-     Somatische Erkrankungen, Verschlechterungen des psychi-
   quent für die Verbesserung des familiären Systems.                 schen Zustandes, aber auch Veränderungen im sozialen Um-
   Vorbedingungen: Aufnahmegespräch im Rahmen der Vorbe-              feld können eine stationäre Aufnahme von Substituierten und
   treuung, abgeschlossener körperlicher Entzug, die Klärung der      in Folge eine Revision der Einstellungspraxis erforderlich ma-
   Kostenübernahme für Eltern und Kinder und die Kontaktauf-          chen. Das Ziel der stationären Substitutionstherapie ist nicht
   nahme mit dem Jugendamt vor Aufnahme in die Einrichtung.           vordergründig die Abstinenz, sondern die körperliche, psy-
                                                                      chische und soziale Stabilisierung der Betroffenen in dieser
   Dauer: Im Idealfall ein 18 Monate dauernder stationärer Aufent-
                                                                      Behandlungsform. In biopsychosozialer Hinsicht sollen die
   halt, danach eine ambulante Nachbetreuung.
                                                                      PatientInnen deutlich gebessert in die ambulante Nachsorge
   Zielgruppe: Suchtmittelabhängige Eltern, die ihre Suchtprob-       entlassen werden bzw. die Möglichkeit erhalten, bei gewünsch-
   lematik und die Beziehung zu ihren Kindern verändern wollen        ter, erfolgter Substitutionsreduktion in abstinenzorientierte
   oder müssen und gemeinsam mit ihnen aus dem Suchtkreislauf         Einrichtungen des Vereins übertreten zu können.
   aussteigen möchten.
   Therapieziele: Stützung der Möglichkeit abstinent zu leben,        Die stationäre Substitutionsbehandlung, ein Spezialkonzept
   Stabilisierung, Integration Einzelner in ein Familiengefüge,       des Vereins „Grüner Kreis“ im Rahmen der stationären Thera-
   Integration der Familie in ein umfassenderes Sozialgefüge,         pie, ist auf einen Zeitraum von mindestens 3 bis zu 6 Monaten
   Entstehung einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung.                   angelegt.

16 Wege aus der Sucht
                                                                                              www.gruen
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