Jahrestagung "Grenzenlos Pilgern" ab S. 17 Neues Präsidium S. 32 - Fränkische St. Jakobus ...
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FRÄNKISCHE ST. JaKobuS-GESEllSCHaFT WüRzbuRG E.v. El 1 ia 20 s-V a l i ñ a - P re i s 0 i m z e i c h e n d e r M u s c h e l Jahrestagung “Grenzenlos Pilgern” ab S. 17 Neues Präsidium S. 32 Nr 107 - April 2018 ISSN 2194-7600
Zeitschrift der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft e.V. gegründet 1988 - Elias-Valiña-Preis 2010 Inhalt Grußwort des Präsidenten 3 Termine 4-7 Pilgerstammtisch 5 Pilgersegen 6 Zum Nach-Denken 8 Aus unserer Gesellschaft - Präsidium, Personalien 10 - 15, Pilgerwelt - Santiago de Compostela 16 Jahrestagung - Mitgliederversammlung 17 - 34 Arbeitstagung Jakobswege in Rothenburg 36 Pilgerstimmen 37 - 44 Jakobus in Franken: Jakobus-Glocke in Schönberg 45 Pilgerwelt 46 - 49 Jakobusvereinigungen in Deutschland Überblick 50/51 Büchertisch 55 - 61 Angekommen in ... 62 Neue Mitglieder 63 Jakobus-Vereinigungen 64 - 66 EinBlick in Zeitschriften 67 Impressum 68 Unser Titelbild für 2018 zeigt den Pilgerapostel in einem Fenster der Jakobuskirche in Elbersberg, Stadt Pottenstein, Landkreis Bayreuth. Vermutlich gabe es schon im 13. Jh. eine Kirche. Erst 1554 wurde an den stehengebliebenen Turm der „Alten Kirche“, der die Angriffe der Hussiten überstand, ein Langhaus angebaut. 1552 wurde Elbersberg protes- tantisch, 1557 wieder katholisch. Die alte Kirche mußte wegen Baufälligkeit abgerissen werden, Nach Plänen von Joseph Schierlinger unter Mitwirkung von Leo von Klenze wurde 1833–35 die heutige Kirche errichtet. Die 1848 Jakobus dem Älteren geweihte einschiffige Saalkirche hat einen achteckigen Turm über dem Chor. Der Hochaltar war ehemals der Dreikönigs- bzw. Wolfgangsaltar des Bamberger Doms. Er wurde 1656 von 1.006 Hans Mathes Sebert und Hans Schmidt geschaffen. Die neubarocken Seitenaltäre von 1957 sind Maria und der Hl. Ottilie geweiht. Durch Elbersberg führt ein Nebenweg zum Jakobsweg Hof - Bayreuth - Nürnberg. Foto: Michael Thein Tage waren es am 1. April 2018 bis zum nächsten Heiligen Compostelanischen Jahr 2021! unterwegs nr 107 ² april ²018
G rußßwort deß P räßidenten Ulm, 12. März 2018 Liebe Mitglieder und Freunde der Jakobuswege! Sie kennen alle den Spruch: wes das Herz voll ist, dem läuft der Mund über! So geht es mir heute, wenn ich an unsere gestern beendete Jahresversammlung und die Mitgliederversammlung auf dem Volkersberg denke. Wir hatten uns als Thema gegeben „Grenzenlos pilgern“. Wie und warum wir uns genau für dieses Thema entschieden haben, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Auf alle Fälle war es ein Thema, wel- ches sich als eine ganz stimmige Entscheidung herausgestellt hat. Dieses Mal, so haben mir Teilnehmer beim abschließenden Mittagessen gesagt, hat alles „gepasst“: Die Auswahl der beiden Referenten – Emil Mendyk aus Polen und Hans Ruedi Hänni aus der Schweiz ist es gelungen das Pilgern aus der jeweiligen länderspezifischen Entwicklung heraus darzu- stellen. Pilger überwinden heute ohne nachzudenken Landesgrenzen; vor etlichen Jahren konnten die Pilger erstmalig die Grenze, die den Ost- und Westblock trennten, überwinden! Ländergrenzen zu überschreiten auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist uns heute so selbstverständlich gewor- den, dass wir es überhaupt nicht mehr erwähnen. Wenn ich von Prag nach Eschlkam und weiter nach Regensburg pilgere, ist diese Grenze gar nicht mehr zu sehen. Häufig waren es auch konfessionelle Grenzen, die es galt zu überwinden. Auch das war eine lange Entwicklung. Schließlich haben sich manche Länder erst auf Grund von Religionskriegen geformt. Geblieben sind uns Sprachgrenzen. Und so konnte Emil Mendyk berichten, dass polnische Pilger gerne den Weg durch Tschechien neh- men, um möglichst lange dort zu gehen, wo eine verwandte Sprache gesprochen wird. Unser Dank gilt auch unserem Mitglied Pfarrer Michael Thein für seine deutlichen und klugen Worte in seiner Predigt. Den Text finden Sie auf Seite 25 - 27. Ganz unter dieses Thema hat sich auch unser spiritueller Arbeitskreis gestellt. So erlebten wir den be- rührenden Bericht von Erich und Margot Baierl. Ich bin so voll des Erlebten, dass ich gerne hier allen danke: Gabriele Meixner, Peter Spielmann, Wolfgang Ruhrmann. Jeder Impuls war auch mit den aus- gewählten Liedern ein Mosaikstein zu unserem Leitthema. Erik Soder von Güldenstubbe konnte krankheitsbedingt dies nicht miterleben, seine gestaltende Hand war jedenfalls spürbar. Während ich Ihnen dieses schreibe, frage ich mich, wie wird es im Jahr 2019 weiter gehen? Welches Thema könnten wir auswählen? Schließlich liegt unser Tagungsort St. Johannisthal (bei Windische- schenbach) an keinem Jakobsweg. Sollten wir von der Tradition abweichen und am Samstagnachmit- tag einen ganz anderen Programmpunkt ansteuern? Dabei fällt mir ein, dass ganz in der Nähe die Kontinentale Tiefenbohrung nieder gebracht wurde (9101m). Und wenn wir „in die Tiefe gehen“? Von unserem Pilgerweg her und geistig-spirituell gesehen? Ich bin sicher, es wird eine spannende Vor- bereitungsphase geben. Gestern ist ein Ereignis (fast) untergegangen, das uns seit unserer Tagung im Jahr 2011 in Ellwangen erinnert: die atomare Katastrophe von Fukushima am 11. März. Und haben wir etwas daraus gelernt? Dass nicht alle Grenzen überschritten werden können? Ich bin mir darüber immer unsicherer. Aus unserer Sicht haben wir noch ein ereignisreiches Jahr vor uns. Der Katholikentag in Münster lädt uns ein. Und unsere 30-Jahr Feier wirft langsam ihre Schatten voraus. Darüber wollen wir Sie immer gerne und aktuell informieren. Dies sind Themen, die das Präsidium in seiner Klausurtagung Anfang April im Kloster Oberzell in Würzburg diskutieren wird. Und dies in geänderter Zusammensetzung des Präsidiums! Über die Wahlen lesen Sie auch ausführlich in diesem Heft. Welche Wege Sie auch immer demnächst als Pilgerin und als Pilger beschreiten werden, dazu erbitte ich für uns alle den Segen unseres Herrn Jesus Christus und die Begleitung unseres Apostels Jakobus. Seien Sie behütet, buen camino! Ihr Joachim Rühl unterwegs nr 107 ³ april ²018
t ermine P ilGerßeGen Würzburg. An jedem 2. Samstag im Monat Vorabendmesse mit Pilgersegen um 17:30 Uhr in der Kirche der Theresienklinik, Domerschulstr. 1-3 (nur wenige Meter von Dom und Pa- radeplatz entfernt - Parkmöglichkeit). - Für Gruppen, die in Würzburg aufbrechen wollen, bi- etet das Schottenkloster nach Absprache eine Feier an. >www.schottenanger.de< Ochsenfurt. St. Andreas So. nach der Messe 18 Uhr. Anmeldung: T: 09331 8025080. Aschaffenburg-Leider, St. Laurentius im Wechsel mit Nilkheim, St. Kilian. Pil- gergottesdienst jeweils am 3. Sa. im Monat - Näheres siehe S. 6. Miltenberg. In der Pfarrkirche St. Jakobus wird auf Anfrage nach den Gottesdiensten in der Staffelkapelle der Jakobuskirche der Pilgersegen erteilt. Anmeldung Pfarramt Tel. 09371 2330. Schlammersdorf bei Forchheim. Pilgersegen jeweils nach dem Pilgertreff bei der Vor- abendmesse um 19 Uhr. Siehe dazu Termine auf Seite 5. Nürnberg Ev.-Luth. Kirche St. Jakob Persönlicher Pilgersegen jeden 1. Mittwoch im Monat im Frühgottesdienst um 6:30 Uhr. Pilger(gruppen), die mit dem Reisegen ihren Weg beginnen wollen, wenden sich an das Pilgerzentrum in St. Jakob. Siehe S. 5. Freiburg im Breisgau. In der Kirche der Universitätsklinik ist nach den Messen So. 9.30, Di. und Fr. 18.30 und Mi. 15 Uhr die Möglichkeit, den Pilgersegen zu empfangen. Bitte vorherige Absprache mit P. Norbert Riebartsch Tel.: 0761 270-3401(d) und 2024262 (p) oder E-Mail >pater.norbert@uniklinik-freiburg.de< Regensburg. Pilgersegen oder Pilgerstempel erhalten Sie gerne im Priesterseminar, dessen Seminarkirche die Schottenkirche ist. Es ist erreichbar an der Pforte Bismarckplatz 2 oder über die Telefon-Nr. 0941 58516-0. - In der Schottenkirche St. Jakob ist am Sonntag 9 Uhr Eucharistiefeier. Herbstein. Pilgersegen und Pilgerstempel an allen Tagen des Jahres möglich. Tel.06643 234. E-Mail >pfarrbuero@st-jakobus-herbstein.net< Marburg. Die kath. Kirchengemeinde St. Michael und St. Elisabeth, Kettelerstr. 12, 35043 Marburg-Schröck bietet in allen Gottesdiensten den Pilgersegen nach Absprache an. Tel.: 06424 92230, E-Mail: >buero@pfarrei-schroeck.de< Augsburg. In St. Jakob, Jakobsplatz, Pfr. Friedrich Benning: T: 0821 551244 - In der Pfar- rkirche St. Max, Franziskanergasse 8, bitte telefonisch erfragen: Tel. 0821 3432230. Bremen. In der kath. St. Marien-Gemeinde, St. Magnusstr. 2, 28217 Bremen, wird im Gottesdienst der Pilgersegen erteilt nach vorheriger Absprache mit Pastor Robert Wagner. Tel.: 0421 38 36 38 - E-Mail: >pfarramt@st-marien.de< Rothenburg o.T. St. Jakob. Pilgerpfarrer Oliver Gußmann bietet einen Pilgersegen an. Tel. 09861-7006-25 oder Mail: >gaestepfarrer@rothenburgtauber-evangelisch.de< Nürnberg St. Jakob Jakobsplatz 1: Jeden 1. Mi im Monat im Frühgottesdienst 6:30 - weit- ere Infos siehe S. 4 ++ Gemeinden, die Pilgersegen anbieten, teilen ihre Zeiten der Redaktion mit. Viele Pilger freuen sich. ++ Sonntag, 01. Juli 2018 "Deutsch-Tschechischer Jakobustag" mit dem Robert- Schuman-Gymnasium Cham von Eschlkam nach Vseruby/CZ. Info: Tourismusbüro Eschlkam Tel.: 09948 940815 unterwegs nr 107 ⁴ april ²018
P ilGerßtammtißch t ermine Volkach Gasthof “Rose” am Oberen Markt 16. April 2017 - 16. April 2018 Jubileo de 16 - 18 Uhr: jeweils erster Freitag im Monat: 6. April la Santa Cruz in Toribio/Cantabria / 4. Mai/ 1. Juni / 6. Juli 2018 Siehe dazu “unterwegs” nr. 101, S. 45/46 Hallerndorf-Schlammersdorf (bei Forch- heim) Brauereigasthof Witzgall neben der 16. August 2017 - 16. August 2018 Kirche, jeweils erster Samstag im Monat um 16 Hl. Jahr zu Ehren des heiligen Rochus in Uhr; 19 Uhr VAM + Pilgersegen; 7. 4. / 5. Mai / 2. Santiago de Compostela. Juni / 7. Juli 2018 Info: Sawinsky 09190 1461 - Siehe “unterwegs’ Nr. 106, S. 18 und mobil 0172-8066938 Nürnberg Gasthaus „Steichele“ Knorr- straße 4 (unweit St. Jakob) ab 18 Uhr jeweils Fr. 6. - Sa. 7. April 2018 Klausurtagung erster Mittwoch im Monat: 4. 4. / 2. 5. / 6. 6. / 4. des Präsidiums in Würzburg-Oberzell 7. 2018 - Vorher um 17:30 Uhr ist in der Krypta in St. Elisabeth eine Andacht. Bitte anmelden bei Fr. 19. Oktober 2018 Würzburg Hof- Paul Diemer: T: 0911 - 74 72 009. Sa. 17. / So. 18. November 2018 30-jähri- Bayreuth Glenk-Biergarten Eichelweg ges Jubiläum unserer Gesellschaft in jeweils erster Freitag im Monat 18 - 21 Uhr: Würzburg in Dom und Burkardushaus 6. April / 4. Mai/ 1. Juni / 6. Juli 2018 Regensburg im „Spitalgarten“ ab 18:30 Fr. 1. - So. 3. März 2018 Jahrestagung Uhr am letzten Mittwoch des Monats: 25. April / 27. Juni / 25. Juli 2018 - Info bei Wolf- gang Mortensen, Regenstauf, T.: 0175 416 1037 Pilgertreff Kaisheim (Donau Ries) Landshut. jeweils 3.Freitag im 1. Monat im Gasthof “Hofwirt” des Quartals: 20. April / 20. Juli 2018. am 04.05. um 19:00 Uhr 19:30 Uhr Gasthaus Freischütz, Neustadt 446. Info Brigitte Tanneberger T: 09099 581 Info: München. Jeden 3. Dienstag im Monat: Coswig “Schinkenpeter”, Perlacherstr. 53/55 (U2 Pilgertreff im Evang.-Luth. Gemeindehaus, Untersbergstr./ Bus 54 Valeppstr.) 17. Ravensburger Platz 6 in 01640 Coswig: April / 15. Mai / 19. Juni 2018. Info:Barbara Massion, Tel. 089 / 43 93 183 oder per E- Ansprechpartner: Hanna & Matthias Hartig, Mail: . mail: Fulda-Neuenberg. Gaststätte “Dreilin- den”, Neuenberger Str. 37 Jeder erste Rosenheim - Stephanskirchen Freitag im Quartal Pilgertreff: 6. April / 6. Juli Neuer Pilger-Stammtisch 2018 Kontakt: E. Reitz 0661 74332 im Restaurant Gocklwirt, Weinbergstr. Rottweil Regionaler Pilgerstammtisch 9, 83071 Stephanskirchen. Gaststätte „Zur Hochbrücke“, Hochbrücktorstr. Auskunft und Anmeldung: Marion 32 Info: P. Müller Vetter, Telefon: 0170 1517633 Pfaffenwinkel/Benediktbeuern: Mai – Ok- tober jeden 3. Montag (16.4./21.5./18.6.) im PS. Marion Vetter war vorher u.a. als Koor- Monat 19 Uhr Gasthof Herzogstand, 83671 Be- dinatorin im Pilgerzentrum Nürnberg tätig nediktbeuern, Dorfstr. 7. Informationen: und arbeitet jetzt in Rosenheim. dorith.mueller@web.de unterwegs nr 107 ⁵ april ²018
t ermine Nürnberg. Das Pilgerzentrum St. Jakob. Jakobsplatz 1 ist die Kontaktstelle für Pilger in Nürnberg und weit darüber hinaus! Persönlich Beratung, aber auch Flyer und Bro- schüren zu den vielen Jakobswegen und Tipps aus erster Hand. In der sehr gut ausgestatteten Bibliothek haben Sie die Möglichkeit, sich selbst zu informieren und einzulesen. Natürlich ist der offizielle Pilgerpass (Dank an die Frän- kische Jakobusgesellschaft in Würzburg) und Pilgerstammtisch Heilsbronn die Muschel bei uns zu haben. Die Pilgertreffen finden in der Regel am ers- Zu haben sind auch Pilgerbier und ein gutes ten Mittwoch im mittleren Monat des Vier- Wort für unterwegs, Pins oder Engel für die teljahrs statt. Hosentasche. Kommen Sie doch vorbei! Mittwoch, 2. Mai 2018 In der Ev.-Luth. Kirche St. Jakob können Pil- jeweils im Bürgertreff Heilsbronn, ger jeden 1. Mittwoch im Monat im Frühgot- Hauptstraße 11, 91560 Heilsbronn. tesdienst um 6:30 Uhr persönlich gesegnet Info: Herbert Kempf Tel. 09872 - 5925 werden. Anmeldung ist nicht erforderlich. Mail: herbert@kempf-heilsbronn.de Pilger oder Pilgergruppen, die mit dem Reise- segen ihren Pilgerweg in Nürnberg beginnen wollen, wenden sich bitte an das Aschaffenburg Pilgerzentrum St. Jakob, Jakobsplatz 1 Pilgertermine am Untermain 2017 90402 Nürnberg - T: 0911 –47877225 Pilger-Treffen normalerweise am 3. Samstag mail: und die neue homepage: Aschaffenburg-Nilkheim, evtl. in St. Lauren- http://jakobskirche-nuernberg.de/pilgern/ tius Aschaffenburg-Leider Das Pilger- Tel.: Dekan Wolfgang Kempf (0 60 21) 8 87 33 zentrum St. Jakob emp- 21. 4. St. Kilian - Pilgersegen fiehlt auf 19. 5. St. Kilian - einer Liste 16. 6. noch ohne Gottesdienst Herbergen in 21. 7. St. Laurentius Stadt und August - Ferienzeit Stadtteilen, 15. 9. St. Kilian - die nur Pil- 20.10. St. Kilian - gern mit Pil- 17.11. St. Kilian - gerausweis reduzierte/rabattierte Preise anbieten. 15.12. St. Kilian - Jahresbilanz Rechtzeitiger Kontakt empfohlen. Tipps für weitere empfehlenswerte Herbergen, Lob und Info:Peter Spielmann, Tel.: 06028/6037 Kritik, werden gerne entgegengenommen. mail: peters.aschaff@gmx.de Das Pilgerzentrum sucht noch ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Liebe zum Pilgern, die das Pilgerzentrum offen Pilgerstammtisch Heilbronn am Neckar. halten. Das Pilgerzentrum informiert und Unregelmäßiger Pilgertreff nach Absprache. berät angehende Pilger zur Pilgerschaft und Info: Gerhard Mössner, über die Wege. Kontakt: siehe oben Tel. und email mail. unterwegs nr 107 ⁶ april ²018
t ermine “In die Stille finden” Bordeaux. Die Pilgervereinigung „Bordeaux Pilgerreise auf dem Fränkischen Jakobsweg Compostelle“ hat für das Jahr 2018 wieder von Nürnberg nach Rothenburg o.T. eine Pilgerreise mit dem Großsegler BELEM mit Maria Rummel und Oliver Gußmann organisiert, vom 18. bis 22. Juni 2018. Das in Zusammenarbeit mit dem Pilgerzentrum an Schiff startet in Bordeaux und segelt durch die St. Jakob in Nürnberg. Biskaya bis nach La Coruña. Von da aus mit Mi. 25. 4. 2018 - 11Uhr in St. Jakob Nürnberg - dem Bus nach Santiago. (siehe den Bericht „Pil- So. 29. 4. 2018 ca. 16 Uhr in Rothenburg. gern zur See“ in “unterwegs” Nr. 101 Okt. 2016). Ausführliches Faltblatt, Info und Anmeldung: Es gibt noch freie Plätze. Bei Interesse weitere Maria Rummel, EBW Rothenburg o.T. oder Informationen bei A.Holtmann-Bélard Pfr. Dr. Oliver Gußmann Tel. 0911 81002 321 T.0711/6871880 - Mail: ahobelard@yahoo.de (montags) und 09861 700 625 (ab Dienstag) Pilgerangebote Ev. Erwachsenenbildungs- oder werk Rothenburg: Infos: oder T: 09867 724 “Von Geschichten begleitet” Unterwegs auf dem Jakobsweg Deutsch-Tschechische Begegnungen Von Kloster Schöntal zum Kaiserdom Speyer Pilgern auf der Goldenen Straße von Prag Sa. 26. 5. bis Do. 31. 5. 2018 (118 km) nach Nürnberg in 4 Etappen: Ausführliches Faltblatt, Info und Anmeldung: Etappe Prag - Rokycany (Pilsen) 28. 4. – 6. 5. 18 Maria Rummel, EBW Rothenburg o.T. Etappe Pilsen - Haid/Bor von 6. 5. – 10.5. 18 Gartenstraße 8. 91635 Windelsbach Etappen C + D bis Nürnberg September 2018. T.: 09867 724 - Fax: 09867 1720 oder Info/Anmeldung: Katholisches Kreisbildung- oder werk Bad Toelz (www.bildungswerk- Maximal 10 Teilnehmer mit Pilgerbegleiter toelz.de), Tel. 08041 6090 oder Dorith Müller: Maria Rummel und Rudi Vizethum dorith.mueller@web.de Rund 80.000 km Caminos de Santiago sind auf der neuen Karte “Caminos de San- tiago en Europa” verzeichnet. Die Internet-Seite dazu führt zu den Wegen in den einzelnen Ländern, zur Geschichte der Wege und den Tracks. Eine Fundgrube! Wir sind mal kurz weg Die Midlife-Crisis-Revue von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz ist die zweite Eigenproduktion am Toppler Theater in Rothenburg ob der Tauber im Jahr 2018. Vier vorsorgeuntersuchungsberechtigte Männer sind sinnsuchend und auf der Flucht vor dem Zeigefinger ihres Urologen auf dem Jakobsweg gestrandet. Das Schicksal und die Orientie- rungslosigkeit führen sie zusammen. So sind diese vier Prachtkerle, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gezwungen, eine Nacht mitten in der spanischen Pampa gemeinsam zu verbrin- gen. Der Mann, das unbekannte Wesen, das sich nie öffnet, überwindet in dieser Situation seine Urinstinkte und Hemmungen – so auch unsere vier Helden. Am Lagerfeuer teilen sie plötzlich ihre Ängste, Hoffnungen und Träume. Das Vierpersonenstück mit reiner Männerbesetzung wird vom 01. bis 29. August an insgesamt 23 Spieltagen gezeigt. Termine der Aufführungen: 1.8.-20:30 Uhr Premiere; dann jeweils 19:30 Uhr vom 2. – 8. 8, vom 13. – 18. 8. Und vom 21. – 29. 8. Bestellungen der Tickets sind übers Internet möglich. und Theater- büro T: 09861 8738794. unterwegs nr 107 7 april ²018
Z um n ach -d enken Die Zahl der Pilger, die sich nach ihrem Pilgerweg in Santiago registrieren las- sen um ihre Compostela zu bekommen, steigen unaufhörlich an. Die tatsächliche Zahl liegt sicher darüber, denn mehr und mehr liest man in Berichten davon, daß manche gar keinen Wert auf die Compostela legen. Und schließlich kommen dazu die Pilger, die im Bus, der Bahn oder im Flugzeug nach Santiago kommen. unterwegs nr 107 8 april ²018
Z um n ach -d enken Pilgerzahlen Selbst dem SWR war es Anfang Januar eine Meldung in den Tagesnachrichten wert: Im Jahr 2017 kamen mehr als 300 000 Pilger in Santiago an. Wir Pilger vernehmen diese Meldung mit gemischten Gefühlen. Zeigt sie doch, welches öffentliche Interesse heute „unserem“ Camino entgegengebracht wird. Wir registrieren aber auch, dass sich der Weg mit den jährlich steigenden Pilgerzahlen verändert hat. 1987 kamen am 19. Juli nur wir beide, meine Frau und ich, und eine weitere Pilgerin in Santiago an. 2015 waren es am 25. Mai etwa 2000 an diesem einen Tag. Als wir 2006 nach einsamen Pilgern auf der Via Lemovicensis morgens in Roncesvalles mit über 100 Pilgern aufbrachen, überlegten wir, ob es richtig war, nochmals diesen Weg zu pilgern. Pilgern ein Massenevent? Zum Glück relativierte sich unterwegs dieser Eindruck. Wer sich etwas antizyklisch verhält, wer die kleinen Her- bergen nach den Massenherbergen ansteuert, kann durchaus auch heute noch relativ ungestört seinen Pil- gerweg gehen. Auch heute trifft man noch Pilger, die un- terwegs oder in der Herberge ein persönliches Gespräch der Vertiefung ins Smartphone, vorziehen. Diese Begeg- nungen sind es, die das Pilgern bereichern. Sicher, die Tourismusbranche hat den Camino fest im Griff. Daran und an den Zahlen werden wir wohl nichts ändern kön- nen. Jeder Pilger ist Teil des Weges und bestimmt mit seinem Verhalten den eigenen Weg, aber auch den Weg aller Anderen. E Ultreïa – lasst uns voranschreiten. Erich Baierl unterwegs nr 107 ⁹ april ²018
auß unßerer Geßellßchaft Schatzmeisterin und Mitgliederverwaltung haben große und dringenden Bitten: > Melden Sie umgehend Änderung Ihrer Daten: Adresse, Telefon, Bankdaten > Melden Sie umgehend Todesfälle von Mitgliedern > Lassen Sie Ihren Mitgliedsbeitrag jährlich von Ihrem Bankkonto einziehen; geben Sie dazu Ihre IBAN an unsere Schatzmeisterin. Diese Bitte betrifft 10% unserer Mitglieder. Die Einzelüberweisungen an irgendeinem Datum im Jahr mit möglicherweise ungenauen Angaben zu Betreff und Person erzeugen unnötigen Zeitaufwand. Erleichtern Sie die Ar- beit unserer Ehrenamtlichen. Meldungen an und Vielen Dank für Ihr Verständnis! Pilgerübernachtungen Pilgerherberge Hof im Jahr 2017 an fränkischen Wegen: Hof 67, Nachdem wir bei Aufnahme der Pilger mit Vor- darunter 1 Jerusalem + 5 Rompilger lage des Pilgerausweises gewisse Kenndaten erhalten, sind wir auch in der Lage, wie schon Kreuzberg ? in den Jahren zuvor, Aussagen zu den benutzen Bad Kissingen 49 und 2 Lamas Wegen sowie Start- und Zielort zu machen. Schweinfurt Löwenzahn 25 Wir haben dieses Verfahren auch im Jahr 2017 Binsbach 98, dazu beibehalten. 60 Schulkinder + 4 Lehrkräfte, Nach 2012 (24 Pilger), 2013 (33 Pilger), 2014 Kreuzberg 28 (57 Pilger), 2015 (59 Pilger) und 2016 (50 Pil- Würzburg Käppele 41, ger) können wir für das Jahr 2017 mit 67 Übernachtungen eine besonders gute Frequen- Rom 20, Marienweg 15 tierung unserer Herberge registrieren. Gaukönigshofen 78 Einige wenige Pilger verweilten auch 2 Tage in Hohenberg 56 der Unterkunft. Dies war aber auch abgespro- Temmenhausen Gasthof am Berg 71 chen. und weiter in Schwaben: Die Erschließung der Jakobswege in Sachsen Oberdischingen 750 nach Hof hat die Entwicklung des Pilgerns in unserer Region enorm gefördert. und in der Schweiz Rapperswil 926* Mein ausdrücklicher Dank gilt wie in den Vor- Andere Orte: jahren der EL und den Pflegekräften des Alten- Nürnberg Besucher 1832 (siehe S. 14) und Pflegeheims „Am Klosterhof“ der Rothenburg Stempel 1128 Diakonie Hochfranken. Viele Pilger vermerken mit einem Eintrag im Gästebuch der Pilgerher- *Rapperswil: 18 verschiedene Nationen haben berge wie es ihnen unterwegs ergangen ist und in der Pilgerherberge 2017 übernachtet: weisen immer wieder auf den überaus freundli- Deutschland 448 Schweiz 270 Österreich 68 Südkorea 12 chen Empfang und die nette Betreuung durch Frankreich 7 Brasilien 5 das Pflegepersonal bei der Schlüsselausgabe Ungarn 4 Dänemark, USA je 3 und der Einweisung in die örtlichen Gegeben- Belgien, Italien, Spanien, Schweden, heiten hin. Griechenland je 2 Günter Müller, Köditz Irland, Kanada, England, Tschechien je 1 unterwegs nr 107 10 april ²018
auß unßerer Geßellßchaft Aus dem Leben eines Pilgerberaters: Über 15 Jahre ist es nun her, dass wir zum ersten Mal überglücklich in Santiago de Compostela angekommen sind. In 120 Wandertagen von München aus hatten wir uns ganz allmählich von Wanderern zu Pilgern gewandelt und der Weg hat uns seither nie mehr losgelassen. Inzwischen waren wir oft auf den verschiedensten Wegen unterwegs, haben uns viel mit der Ge- schichte und Kultur des Jakobswegs beschäftigt. Und gerne unzählige Anfragen dazu beantwortet. Interessanterweise häufen sich in letzter Zeit Anfragen wie diese: „Ich möchte unbedingt den Jakobsweg gehen, habe aber nur 10 Tage Zeit, und will vor allem in Santiago ankommen. Wohin muss ich fliegen oder fahren, wo starte ich am besten, um mein Ziel möglichst schnell zu erreichen?“ Jede dieser Mail-Anfragen erzeugt bei mir ein flaues Gefühl im Magen – soll ich einfach nur die Frage beantworten, obwohl ich zu wissen glaube, was diesen Pilgern alles entgeht? Und natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie er oder sie den Weg geht und wieviel Zeit er sich dafür nimmt – jeder soll ja „seinen eigenen Weg“ gehen. Trotzdem stelle ich mir die Frage, warum immer mehr Menschen in immer kürzerer Zeit ein Ziel erreichen wollen, für das man vor allem eines braucht: Z E I T. Deshalb versuche ich es in diesem Rahmen mit einer etwas umfassenderen Antwort, die zum nochmaligen Nachdenken über das geplante Vorhaben anregen soll und natürlich nur meine eigene Meinung darstellt: Der Jakobsweg ist ein uralter Pilgerweg, der schon in vorchristlicher Zeit, vermutlich als Initiati- onsweg, begangen – und im Mittelalter christianisiert wurde. An vielen „Orten der Kraft“ vorbei- führend, die über Jahrhunderte hinweg von unzähligen Menschen aufgesucht wurden, hat ein so spiritueller Weg seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und erschließt sich deshalb vor allem denjeni- gen, die als Suchende unterwegs sind. Wenn wir eintauchen in uns selbst, sind wir auch mit Natur und Universum enger als sonst verbunden und sie geben uns entsprechende Zeichen. Foto: Reinhold Hanna unterwegs nr 107 11 april ²018
auß unßerer Geßellßchaft Wer also das Besondere dieses Weges sucht, wer eintauchen möchte in seine mehr als tausendjäh- rige Geschichte, wer etwas von den Pilgern spüren oder erahnen will, die vor ihm gegangen sind, wer Hilfe sucht bei der Gestaltung seines Lebens oder der Verarbeitung von Problemen und Leid, braucht neben der Zeit auch die Bereitschaft, sich auf den Weg einzulassen. Denn wenn Sie nie erlebt haben, wie sich Körper und Seele fühlen, Wenn Sie nach vielen Kilometern anstrengenden Gehens völlig erschöpft sind und sich die totale Anspannung und Müdigkeit plötzlich in Nichts auflösen. Oder Wenn Sie durstig durch ein Dorf gehen und ihnen eine völlig fremde Person ein Glas Wasser zur Erfrischung herausreicht oder zu sich ins Haus einlädt (das funktioniert in allen Sprachen). Wenn Sie schon fürchteten, im Freien schlafen zu müssen und im letzten Moment noch ein Bett in der Herberge frei wird. Wenn unvermittelt etwas, was Sie sich sehnlichst wünschten, auf dem Weg auftaucht. Wenn Sie nach langem Laufen eine Kapelle am Wegrand entdecken und Sie beim Eintreten in die kühle Stille ein warmes Gefühl der Geborgenheit umfängt. Wenn Sie den dunklen Ton der alten Mauern in sich aufnehmen, während Sie in einer Bank sitzen und über Ihr Leben nachdenken, vielleicht auch endlich über etwas lange Verdrängtes weinen können. Wenn Sie zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen treffen und ein erfüllendes Gespräch mit fremden Mitpilgern führen, vielleicht sogar Freundschaften fürs Leben schließen. Wenn Sie Läuterung erleben und stolz darauf sind, weil sie nach längerem Unterwegssein spüren, dass sie toleranter gegenüber anderen geworden sind, und es sogar ertragen, mit 50 Menschen in einem Raum zu schlafen. Wenn Sie spüren, wie sich alte Verkrustungen lösen, Gewohnheiten als falsch erkannt werden und neue Ziele ins Auge gefasst werden können. Wenn Sie diese und andere Erfahrungen auf dem Pilgerweg aus Zeitmangel nicht machen können, werden Sie nicht so leicht verstehen, warum Pilger so begeistert vom Jakobsweg erzählen, warum viele meinen, der Weg habe ihr Leben verändert und sie werden nie mehr so sein wie vorher. Wir alle wollen ankommen, den Weg zu einem guten Ende bringen. Dazu will er durchgestanden sein mit all seinen Mühen und Beschwerden, den Blasen, den Auseinandersetzungen mit sich selbst. Wir wollen gut in Santiago ankommen. Und unterwegs die eine oder andere Sinngeschichte erleben. Der Sinn des Jakobsweges erschließt sich in der Regel nur, wenn man eine längere Strecke und über längere Zeit gepilgert ist - die letzten Kilometer vor Santiago sind dafür nicht genug. Weil es eben Dinge gibt, die man nicht kaufen kann – so wie ein Flugticket. Wer unterwegs gelernt hat, die kleinen Freuden zu schätzen, die man nur mit Mühe und Schweiß erringen kann, dem er- schließt sich der Sinn des Jakobswegs leichter und er teilt die Freude und Begeisterung darüber mit vielen anderen Pilgern. Bei „Santiago im Schnelldurchgang“ kann der Weg leicht zu einer Enttäuschung werden. Gönnen Sie sich also die Zeit, die Sie brauchen für dieses großartige „Erlebnis des Lebens“. Mit zehn Tagen Zeit könnten Sie z.B. auf einem Teilstück des Weges „schnupperpilgern“, um festzu- stellen, ob der Weg Ihren Erwartungen entspricht. Sie können aber auch von der eigenen Haustüre aus beginnen, im nächsten Urlaub weitergehen und irgendwann in Santiago ankommen. Das unbe- schreibliche Glücksgefühl der Ankunft wird Sie reichlich dafür belohnen. Monika Hanna, München unterwegs nr 107 1² april ²018
auß unßerer Geßellßchaft Landersdorf. Pilger von nah und fern - aus Holledau und aus Aschaffenburg - tra- fen sich am 25. November 2017 in der St.Jakobskirche in Landersdorf zum "STILLE TAGE PILGERN“. Die bunte Pilgerschar bekleidet mit Re- genjacken, Regenhüten, Regenschirmen genossen die Ruhe der Kirche, beteten, sangen und wagten sich in den vorherge- sagten und treuen Regen, der ihr Tagesbe- Pilgern in der Stadt? Warum nicht. gleiter werden sollte zusammen mit der Pilgerbegleiterin Christa Büttner. Hof. Jakobspilger und am Pilgern Interes- Im Bajuwarenhaus des Geschichtsdorfes fühlten sich alle zurückversetzt in die mit- sierte trafen sich am Samstag (13.1.) zu telalterliche Zeit des Pilgerns. einem Treffen. Auf Initiative und Einladung Nicht nur Zeitengrenzen erlebten die Pil- von Pfr. Thomas Persitzky (St.Lorenz, Hof) ger: Mittelfrankens Grenze zu Oberbayern wurden verschiedene Stationen entlang des überschritten sie unmerklich und schwei- in der Stadt Hof verlaufenden Jakobsweges gend. Via Imperii abgegangen. Mit einer kurzen Menschen zwischen 25 und über 80 Jah- Andacht in der Hospitalkirche wurde begon- ren suchten in der Gruppe ihren eigenen nen, Geistliche Impulse an der sächs. Saale Platz, ihren Abstand oder ihre Nähe, fan- und in der Michaeliskirche folgten. Dann den ihre eigenen Grenzen, so dass eine lange Menschenschlange am ruhig dahin- begab man sich an den Ort der Stille bei der fließenden Morsbach den Weg säumte. Diakonie Hochfranken und anschließend wurde die Pilgerherberge besichtigt. Weiter MUSIK AM JAKOBSWEG erklang - wie ging es zur Stele an der Marienkirche bevor immer an diesen besonderen Pilgertagen - im Gemeindehaus von St.Lorenz mit einer als Abschluss diesmal in der St. Walbur- Andacht (Pfr. Persitzky), Kaffee, Kuchen giskirche in Morsbach, in der schon die und lockeren Pilgergesprächen mit Erfah- Morsbacher Gemeinde auf die klitsch- rungsaustausch der Pilgernachmittag aus- nasse, aber fröhliche Pilgerschar wartete. klang. Christine Mitschke verteilte zum Tränen der Freude, Tränen, der Trauer konnten bei J. S. Bachs Cellosuite Nr. 1 Abschluß noch für alle Teilnehmer einen fließen, das von dem mitgepilgerten Cel- schönen Pilgerstempel. listen R. Bartke zum kirchenerfüllendem Günter Müller, Köditz und herzanrührenden Klang erweckt wurde. Bachs Cellosuite hätte an diesem berüh- rendem Abschluss auch „Mors-Bach- Suite“ heißen können, da Pilger wie Ge- meindemitglieder ihren Morsbach in der Musik innerlich vor sich sehen konnten. Spanische Musik mit Gitarre und das ge- mütlicheAbendessen im pilgerfreundli- chen "Gasthaus Zur Linde“ stärkten Leib . und Seele. Christa Büttner unterwegs nr 107 1³ april ²018
Nürnberg. Das Pilgerzentrum St. Jakob hat seine Statistik für 2017 erstellt: P. Erich Purk * 26.11.1939 ✝ 30.12.2017 Als langjähriges Mitglied Ihrer Jakobusgesell- schaft muß ich Ihnen die traurige Mitteilung ma- chen, dass P. Erich Purk in Münster zum Jahresende gestorben ist. Geworben durch Ihre engagierte Elisabeth Alferink, die 15 Mal mit P. Erich und mir mit Gruppen auf dem Jakobsweg in Franken, Sachsen-Anhalt, Frankreich, Spa- nien, Österreich und der Schweiz unterwegs war. Im „unterwegs“ stand er auf S. 6 als Ansprech- partner für Pilger in Münster. Es war eine riesen- große Beerdigung auf dem Friedhof der Kapuziner in Münster und eine übervolle Kirche. P. Erich lebte die letzten zwei Jahre im Alten- heim in Münster-Gievenbeck, betreut von vie- len treuen Pilgern, die mit uns unterwegs waren. Die Pilger und Pilgerinnen um Münster, die ihn oft besuchten, schmücken nun gern sein Grab und halten sein Andenken in Ehren. Seine letzte geplante Reise nach Santiago musste vor drei Jahren wegen seiner Krebser- krankung abgesagt werden. Nun hat er sie be- Graphik 1 zeigt die Zahlen der Besucher. endet und der „Wolkenengel“, den er vor Gegenüber 2016 sind die Besucher weni- Santiago fotografierte, schwebt auf seinem To- ger geworden, aber die Beratungen und tenzettel. die ausgestellten Pilgerpässe haben zuge- Mich hat das Jakobusbazillus damals auch er- nommen. wischt. Seit 5 Jahren bin ich die Vorsitzende un- Graphik 2 zeigt die Verteilung der Besu- seres „Fördervereins Jakobsweg Werne e.V.“ am Baltisch-westfälischen Jakobsweg zwischen cher auf die Monate des Jahres. Juli und Münster und Dortmund. Wir haben im Kapuzi- September bringen die meisten Besucher. nerkloster unsere Pilgerherberge mit fünf Graphik 3 gibt einen Überblick über die Schlafstellen in historischen Gemäuern. Siehe Pilgerpässe, sortiert nach Altersgruppen. An der Spitze mit über 25% liegen die 50- E Ultreia und weiterhin so viel Begeisterung, 60-jährigen, gefolgt von de 40 - 50-jähri- die ich beim Lesen der „unterwegs“ immer gen. Und 57% der Pilgerpässe gehen an wieder spüre, weibliche Pilger. Tanja Zeller Renate Ostrop, Werne unterwegs nr 107 1⁴ april ²018
auß unßerer Geßellßchaft Jakobusdienstag in Werneck Unweit des Jakobsweges von Schweinfurt nach Würzburg liegt genau gegenüber dem einst fürstbi- schöflichen Schloss von Balthasar Neumann die Krone-Post, ein traditioneller Hotelbetrieb, der seit sechs Generationen seine Gäste im Markt Werneck empfängt. Seit 19 Jahren lädt unser Mitglied, Bernhard Wegscheid, Seniorchef der Krone-Post und Jakobspilger mit Leib und Seele zu einem „Ja- kobusdienstag“ ein. Dieser findet am Faschingsdienstag statt, beginnt für Interessenten schon mit einer Anreise und geselligem Beisammensein am Rosenmontag und endet am Aschermittwoch mit dem Auflegen des Aschenkreuzes in der herrlichen barocken Schlosskirche und einem fälschlicher- weise als „kärglich“ angekündigtem Frühstück. Heuer hat sich Pilgerfreund Bernhard für den Vormittag mit einem spannenden Rundgang durch Werneck auf seine Gäste vorbereitet. An Mahnmalen und Gedenksteinen wird verschiedener Ereig- nisse gedacht, die die Geschichte Wernecks prägen. Erinnerungsorte für die Euthanasie-Opfer des Nationalsozialismus, der Heimatvertrieben, der Verstorbenen der Unteroffizierschule oder der Gefal- lenen in den Weltkriegen wurden am Vormittag in einem Rundweg vorbei am Seniorenheim und über den Philosophenweg besucht. Nach einer stärkenden Pilgersuppe brach die Gruppe, die zeit- weise aus bis zu 53 Pilgern bestand, bei herrlichem Sonnenschein, blauem Himmel und winterlichen Temperaturen ins 10 Kilometer entfernte Binsbach auf. Dort wurden wir in der Pilgerherberge vom bewährten Team rund um die Herbergseltern Angelika und Arno Issing mit Kaffee, Kuchen und be- legten Broten bewirtet. Nach einem Besuch in St. Jakobus, dem Rokokokirchlein in Binsbach, brachte uns der vorsorglich bestellte Bus wieder zurück in die Krone-Post. Bei Kesselfleisch und Sauerkraut und so richtig gutem fränkischen Brot klang der Faschingsdienstag im fröhlichen Kreis der Pilger aus. Nicht nur aus Werneck und dem näheren Umkreis sondern auch aus dem Fuldaer, Erlanger und Er- furter Raum, aus dem Westerwald und sogar aus Kiel waren Jakobusfreunde nach Werneck ange- reist. Viele schon zum wiederholten Male. Denn seinen Ursprung nahm der „Jakobdienstag“ im Treffen einer ehemaligen Pilgergruppe, die vor vielen Jahren gemeinsam den Camino nach Santiago unter die Füße genommen hatte. Was für ein Glück für alle später und 2018 neu Dazugekommen, dass die Pilgergruppe neue Teilnehmer immer mit offenen Armen empfangen und integriert hat. Spi- rituell begleitet wurden die Jakobuspilger vom Bruder des Gastgebers, Pater Pius. Von seinem Segen begleitet und in seinem liebevoll ausgestalteten Gottesdienst am Aschermittwoch verabschiedet haben sich heuer vom 10-jährigen Enkel des Gastgebers bis hin zum über 85-jährigen. Pilger und Ja- kobusfreunde jeden Alters und aus vielen Bereichen Deutschlands wieder einmal zu einem gelunge- nen Jakobusdienstag zusammengefunden. Valentine Lehrmann - Foto: Bernhard Wegscheid unterwegs nr 107 1⁵ april ²018
ßantiaGo de comPoßtela Santiago de Compostela. Deutsche Pilgerseelsorge vom 1. Mai bis 15. Pilgerbüro: Oktober. Deutschsprachige hl. Messe täglich Oficina de Acogida al Peregrino um 8:00 Uhr in der Kapelle Christos Burgos Rúa Carretas, nº33 in der Kathedrale. Pilgertreffen und Erfah- 15705 Santiago de Compostela rungsaustausch nach der allgemeinen Pilger- A Coruña, España messe um 12 Uhr gegen 13 Uhr vor dem Tel. 0034 981 568 846 - Fax 0034 981 563 924 Nordportal. Von dort gehen die Pilger gemein- mail: sam in das Internationale Pilgerzentrum in der Rúa Carretas, n°33. Um 18:00 Uhr wird täg- Frankophone Pilgerseelsorge lich in einem Rundgang eine kostenlose, vom 15. Mai bis 31. Oktober 2018. geistliche Erschließung der Kathedrale mit 9 Uhr französische Messe, Beichtmöglichkeit von ihren vier Portalen und Plätzen angeboten 11 bis 12 Uhr, Bibelgespräch um 14 Uhr. Teams (Treffpunkt Nordportal). Weitere Angebote: von Priestern, Ordensleuten und Laien sind jeweils Beichte in deutscher Sprache, Einzelgesprä- zwei Wochen im Einsatz, erreichbar im Pilgerbüro che, Hinweise und Auskünfte. Rua Carretas 33. International Meeting Point Santiago - In- Correos España bietet in Santiago, Rua Franco 4 (150 m zur ternationaler Treffpunkt in Santiago Kathedrale) eine Gepäckaufbewahrung an, Das Pilgerhaus in der Rua Nova wurde zum weil die Kathedrale nicht mit Rucksack be- Internationalen Treffpunkt für Pilger, offen sucht werden kann. Auch Fahrräder und Pil- von 11:00 bis 20:00. Es wird von Freiwilligen gerstöcke können in einem festen Karton in geführt. Es gibt eine Nachrichten-Tafel, Wifi, die Heimat zurückgeschickt werden. Öff- eine Kaffee-Bar, Waschmöglichkeit und eine Küche. Und genug Platz zum Reden, zum nungszeiten und Informationen unter Ausruhen und Nachdenken. www.elcaminoconcorreos.com Santiago de Compostela Pilgerzahlen 2017 Monat Gesamt männl. zu Fuß Nichtspanier Deutsche Pos. unter Ausl. 300.987 55,27% 278.854 168.558 23.221 Santiago de Compostela Pilgerzahlen 2018 Jan. 1.628 64,31% 1.575 946 65 ROK/I/Br/D/P Feb. 2.181 61,07% 2.081 1.390 129 P/ROK/D/I/IRL Mrz. Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. ROK = Südkorea Sa. Br - Brasilien P = Portugal Die Zahl der Pilger hat 2017 die 300.000 übersprungen; die Zahl der deutschen Pil- F = Frankreich ger ist noch einmal deutlich angestiegen. Siehe auch S. 49. I = Italien IRL = Irland unterwegs nr 107 1⁶ april ²018
J ahreßtaGunG - m itGliederverßammlunG Volkersberg. 9. - 11. März 2018 Präsident Joachim Rühl konnte am Freitag Abend 70 Teilnehmer zur Jahrestagung “Grenzenlos pilgern” begrüßen. Gabriele Meixner zeigte in einem spirituellen Impuls wie die Sehnsucht den Pilger hinaus über die Grenzen treibt. Sehnsucht heißt Grenzen sprengen, Neues erfahren, Geheimnisse erahnen. So leuchtete schon von Beginn an das Thema der Tagung “Grenzenlos pilgern” auf. Diakon Wilfried Beck stellte den Berg, die Kirche und das Haus, besser die Häu- ser vor, und die Entstehungsgeschichte vor. Um diese alte Pilgerstätte entstand ein Kloster. Nach dessen Auflösung 1965 wurde ein Jugendhaus daraus, dazu kam die Landvolkhochschule, das Haus für Familienbildeung und der Klettergarten, schließ- lich noch ein Sommerzirkuszelt für Kinder und Jugendliche. Manfred Zentgraf zeigte die Europakarte der Jakobswege, die zum 30-jährigen Ju- biläum im Oktober unter Mitwirkung auch der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft in Spanien erstellt wurde. 286 Wege mit mehr als 80.000 km wurden aufgezeichnet. Daraus soll eine digitale Karte mit hoher Qualität entstehen. Auch eine Datenbank mit all den Orten, an denen traditionell Pilger willkommen sind, soll geschaffen werden. An dieser Aufgabe sollen sich alle europäischen Gesellschaften beteiligen. Dann war ausgiebig Zeit zum Pilgerhock. Dazu kam auch der frühere Schatzmeister Reinhard Verholen mit seiner Frau Margot zur Freude aller. Auch am Samstag Morgen zeigten Margot und Erich Baierl im spirituellen Einstieg Grenzerfahrungen vor über 70 Jahren: Grenze trennt, es gibt ein Hüben und Drüben. Auch nach dem Mauerfall sind Grenzen in Köpfen und Herzen lebendig. Pilgern auf dem Jakobsweg heißt offen sein, meine Grenzen überwinden. Danach waren die Schweiz und Polen Beispiele für grenzüberschreitendes Pilgern. Hans-Rudolf Hänni begann mit seinem persönlichen Weg über die Grenzen nach sei- nem Eintritt in die Rente und dem Weg nach Santiago. Die Schweiz als Durchgangs- land für Jakobspilger zählt heute jährlich rund 60.000 Pilger auf ihren Wegen. Siehe dazu Seite 19 - 21. Emil Mendyk ließ die Geschichte der polnischen Jakobswege erfahren. Siehe dazu Seite 21 - 25. Jakobspilger sind in Polen immer noch eine Nische. In Santiago dagegen steigt die Zahl der polnischen Pilger. Zuletzt waren es etwa 3.500 jährlich. Erwünscht ist die Einrichtung einer polnischen Pilgerseelsorge in Santiago. Ein Jakobus-Parla- ment, vergleichbar der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Jakobus-Vereinigungen hat drei Themen: Markierung und Infrastruktur, Information und Seelsorge. unterwegs nr 107 17 april ²018
Am Nachmittag standen Erkundungen auf dem Programm. Eine Gruppe war auf dem Jakobs-Zuweg von Hausen nach Bad Kissingen unterwegs. Dieser Weg kommt von Irmelshausen und stößt in Kissingen auf den Hauptweg Fulda - Würzburg. Eine zweite Gruppe besuchte Frauenroth, ein ehemaliges Kloster in einem abgelegenen Tal bei Kissingen. Dietrich Preiser stellte Kloster und Geschichte vor. Ein großer Schatz der Kirche ist die Grabplatte von Otto und Beatrix von Bodenlauben. Vor der Jakobuskir- che in Bad Kissingen trafen sich dann beide Gruppen. Auch hier gab Dietrich Preiser die entsprechenden Erläuterungen. (Fortsetzung S. 25) Frauenroth Bad Kissingen, alte Pfarrkirche St. Jakobus unterwegs nr 107 18 april ²018
J ahreßtaGunG - m itGliederverßammlunG Hans-Rudolf Hänni Grenzenlos Pilgern meine Perspektive zu einem Verständnis des heutigen Pil- gerns Zu meiner ersten Pilgerreise bin ich nach der Pensionierung aufgebrochen. Heute kann ich kaum mehr Glauben wie un- vorbereitet ich losgelaufen bin. Untrainiert, mit zu viel Ge- wicht am Bauch und im Rucksack, ohne Vorstellung, was alles auf mich zukommen könnte. Von der bisherigen berufli- chen Belastung von etwa 150% auf 100% runterzufahren war eine grosse Herausforderung. Ich habe auch keine Grenzen gesehen, weder von der körperlichen Leistungsfähigkeit noch von effektiven Landesgrenzen. Aufbrechen und schauen was der Weg mir bringt. Unterwegs auf der Suche nach dem Wesentlichen im Leben stellt man fest, wie wenig man eigentlich braucht. Heute ist meistens nicht mehr – oder nicht nur – die Religion der Grund zum Aufbruch. Zu sich selber finden und/oder sportlicher Ehrgeiz spielen eine ebenso wichtige Rolle. Als Pilger unterwegs zu sein heisst sich Zeit zu nehmen für Begegnungen, Berührun- gen, Rück- und Ausblicke. Dies alles soll das Leben wieder ins Gleichgewicht bringen. Es kann sein, dass unterwegs wichtige Lebensentscheide geklärt werden können.Viele Suchende/Pilger hoffen, sich von alten Gewohnheiten und Denkschemen zu lösen und offen zu werden für Neues. Auf mich bezogen habe ich nach zwei Wochen bereits grossen Abstand zu meiner Arbeit und auch den Angehörigen gewonnen – Neues wie ein Schwamm aufgesogen und mich täglich neu überraschen lassen. Wer es wagt aufzubrechen, seinen Alltag und seinen gesellschaftlichen Status hinter sich zu lassen, wer es wagt, am Morgen loszuziehen, ohne schon zu wissen, wo er am Abend schlafen wird, der hält sich offen auch für spirituelle „Überraschungen“. Auch das heutige Pilgern nimmt einen alten Gedanken auf; das ganze Leben ist eine Pil- gerschaft. Sich von einem Weg führen zu lassen, die körperliche Herausforderung, die vielen Erlebnisse, alle Sinne auf Wahrnehmung schalten, aufbrechen, nur das Lebensnot- wendige mit sich nehmen, empfangen und wieder loslassen, Hindernisse bewältigen, Irr- wege eingestehen, helfen die grundlegenden Elemente des alltäglichen Lebens zu reflektieren und nötige Veränderungen Schritt für Schritt willkommen zu heissen. Durch das Überschreiten von Grenzen - andere Regionen entdecken - neue Menschen kennenlernen - wird manchem Pilger klar, was ihm seine Heimat bedeutet. 1987 wurden die Jakobswege vom Europarat zur „Ersten europäischen Kulturstrasse“ erklärt. Ihr Wegenetz bildet ein System von Adern, welches über die Landesgrenzen hin- weg eine europäische Verbindung schafft. Im Prinzip bildet es historisch gesehen die mittelalterlichen Verkehrs- und Handelswege ab. Der Europarat wollte grenzüberschrei- tende Pilgerbewegungen für den aktuellen, europäischen Prozess des Zusammenwach- sens fördern. unterwegs nr 107 1⁹ april ²018
Aus diesem geschichtlichen Hintergrund entwickelte sich das Pilgern im raschen, gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Wandel des ausgehenden 20. Jahrhunderts einerseits zu einem völkerverbindenden Friedens-Ritual, andererseits zeigte sich, dass Fusspilgern das Potential hat, Defizite der aktuellen Leistungs- und Überforderungsgesellschaft aus- zugleichen. Durch Bücher wie „ ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling und anderen zahlrei- chen Publikationen zum Weg ist eine Welle der Begeisterung entstanden, fast ein Muss, den Weg nach Santiago auch unter die Füsse zu nehmen. Pilgern verspricht in einer in- dividualisierten, aber auch einsamer gewordenen Welt neue Begegnungen mit gleichge- sinnten Menschen erleben zu können. Pilgern und Kulturwandern trägt auch zu einer persönlichen Work-Life Balance bei. Man hat plötzlich Zeit um den Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens allein oder mit andern nachgehen zu können. Viele Menschen jeden Alters, die sich eine Auszeit neh- men um auf Pilgerwegen Klarheit zu schaffen, erfahren einen Wandlungsprozess und ob gewollt oder ungewollt werden sie auch von der Spiritualität des Weges in den Bann ge- zogen. Nationale und internationale Projekte beleben die Pilgerwege. Dies ist von grosser Be- deutung für Europa. Pilgerwege verbinden die Länder im östlichen Europa mit West- und Südeuropa. Im Hinblick auf die Osterweiterung bildet z.B. die Revitalisierung des Jakobspilgerns ein integratives Element von bedeutendem Wert. In Europa werden sowohl auf nationaler und regionaler Ebene Pilgerprojekte durchge- führt und anschliessend miteinander verknüpft. Die regionalen und nationalen Projekte wurden ab 2005 in einem transnationalen Leaderprojekt „Europäische Jakobs- und Pil- gerwege“ zusammengeführt. Heute können Pilger, welche die Schweiz oder Deutsch- land durchqueren wollen, europaweit auf ihre Pilgerreise planen. Neue transnationale Vorhaben werden gemeinsam umgesetzt. Dazu gehören kulturelle und spirituelle Angebote sowie die länderübergreifenden Ausbildungsangebote für qua- lifizierte Pilgerführer/Pilgerführerinnen. Heute sind schon mehr als 250 im Dienste der spirituellen Belebung der europäischen Pilgerwege - und auch der übrigen religiösen Kulturwege - unterwegs. Damit dies so bleibt, sollten wir uns dafür einsetzen, dass nicht durch politische Ent- scheide grenzenloses Pilgern mit neuen Grenzen verunmöglicht wird. Zum Abschluss zeige ich gerne noch eine kurze Bild-Präsentation über die verschieden Wege in der Schweiz. Zum Schluss danke ich Ihnen für die aktive Mitarbeit zum Wohle der Pilger in eurem Land und auf transnationaler Ebene bestens und auf gute Zusammenarbeit bei zukünfti- gen Projekten. Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ultreja unterwegs nr 107 ²0 april ²018
J ahreßtaGunG - m itGliederverßammlunG Emil Mendyk Pilgern über Grenzen in Polen Seit der Wiederbelebung der Jakobspilgerns in Polen, also seit den ersten Jahren unseres Jahrhunderts, waren die Jakobswege mit ihrem grenzüberschreitenden Faktor eng verbunden. Die erste Idee der polnischen Teilstrecke von Camino de Santiago, also Camino Polaco, sollte durch Polen quer führen: von der Grenze zu Litauen in Ogrodniki bis zur Grenze zu Deutschland (Brandenburg) in Frankfurt an der Oder / Słubice. Der Weg wurde in den späteren Jah- ren (zwischen 2007 und 2012) auch umgesetzt und heute gehört er zu den Hauptwe- gen im Lande. Ein Grenzübergang galt auch als Ansatz für den ersten markierten und eröffneten Weg in Polen, und für den Niederschlesischen Jakobsweg aus Glogau nach Görlitz. Im Jahre 2003 wurde der Ökumenische Pilgerweg durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als der erste Jakobspilgerweg durch Ostdeutschland eröffnet. Für den aus Görlitz kommenden Weg nach Vacha spielten zwei Brücken eine symbolische Rolle. Die Brücke über die Werra zwischen Vacha und Philippsthal blieb geschlossen bis No- vember 1989; sie wurde 40 Jahre früher durch die innerdeutsche Grenze geteilt. Und die Altstadtbrücke in Görlitz wurde 1945 gesprengt; die neuentstandene deutsch-polni- sche Grenze mitten in der Oberlausitzer Stadt blieb bis zur Wende geschlossen. Und 2004, also im Jahre des EU-Beitritts Polens, wurde die neue Altstadtbrücke über die Lausitzer Neiße aufgebaut. Wenige Monaten später, am Vortag des Jakobusfestes am 24. Juli 2005, wurde beiderseits der Brücke feierlich der Niederschlesische Jakobsweg eröffnet. Und über die Brücke zwischen Zgorzelec und Görlitzer Altstadt schloss sich unterwegs nr 107 ²1 april ²018
Polen an das europäischen Netz der Jakobswege an. Seitdem wurden mehrere Jakobswege in Polen den Pilgern zugänglich gemacht. Momentan sind dies schon gut über 5.000 km. Viele der Wegen fuhren von oder bis zur Grenze. Drei davon gehören seit Mai 2017 zu den Kulturstraßen Europas Camino de Santiago. Es sind: ● Pommerscher Jakobsweg (Braniewo / Braunsberg an der Grenze zu Russland – El- bing – Danzig – Kolberg – Stettin und Świnoujście / Swinemünde an der Grenze zu Deutschland: Gesamtlänge 630 km) ● Camino Polaco + Großpolnischer Jakobsweg + Niederschlesischer Jakobsweg (Ogrodniki an der Grenze zu Litauen – Allenstein – Thorn – Posen – Glogau – Go- erlitz; Gesamtlänge 1070 km) ● Jakobsweg Via Regia (Medyka an der Grenze zur Ukraine – Krakau – Oppeln – Breslau – Liegnitz – Görlitz; Gesamtlänge 920 km) Die weiteren Wege, die die Pilger grenzüberschreitend führen, sind: ● Beskiden Jakobsweg (Kosice SK – Litmanova – Stary Sącz – Wadowice – Szczyrk – Cieszyn / Teschin – Olmütz CZ) ● Schlesisch-Mährischer Jakobsweg (Tschenstochau - Toszek / Tost – Ratibor – Opava CZ; geplante Eroffnung 2018) ● Glatzer Jakobsweg (Międzygórze / Wölfelsgrund – Glatz – Albendorf – Broumov CZ - Grüssau) ● Leubuser Jakobsweg (Murowana Goślina – Oborniki – Słubice / Frankfurt an der Oder) Die Zeichen, die die Pilger begleiten, also die Muscheln oder die aus Spanien bekannten gelben Pfeile, weisen auf den grenz- überschreitenden Charakter des Weges hin. Die meisten Jakobs- wege in Polen sind mit dem von der Europarat empfohlenen Muster der Jakobsmuschel markiert. Auch wenn dies die Varia- tionen auf dem Pommerschen oder Kleinpolnischen Jakobsweg sind, basieren sie auch auf dem meist popu- lären Bild der Jakobsmuschel. Für die Ausschilderung des Weges an der Via Regia in Polen hatte man sich für das dem Muster entschieden, der schon davor auf Ökumenischen Pilgerweg - also auf der Via Regia in Sach- sen und Thüringen - benutzt wurde. Das gleiche haben auch un- sere ukrainischen Nachbarn beschlossen. Somit wurde der ganze Jakobsweg von Lemberg (ukr. Lviv, poln. Lwów) bis in die Rhön kontinuierlich mit demselben Muster der Jakobsmuschel markiert. Eine eigene Version der Muschel wurde für den Niederschlesi- schen Jakobsweg entworfen. Später wurde sie von dem Großpol- nischen und von dem Zittauer Jakobsweg übernommen, also im unterwegs nr 107 ²² april ²018
J ahreßtaGunG - m itGliederverßammlunG Endeffekt trifft ein Pilger die weissen Muscheln mit dem rotem Jakobus-Kreuz auf dem ganzen 500 km langen Pilgerweg von Gnesen über Görlitz und Zittau nach Prag. Die Pilger auf den polnischen Jakobswegen haben mehrere Pilgerführer zur Verfu- gung. In diesem Bereich besteht aber ein Defizit, wenn es um die Literatur in den Fremdsprachen geht. Nur vier Titel wurden auf Deutsch aufgelegt: ✎ Der Jakobsweg Gnesen – Görlitz – Prag. Teil 1: Großpolnischer und Nieder- schlesischer Jakobsweg ✎ Jakobsweg Via Regia: Niederschlesien (Brieg – Breslau – Görlitz) ✎ Hirschberger Jakobsweg ✎ Pommersche Jakobsweg Wegen geringer Nachfrage werden diese Pilgerführer nicht mehr neu aufgelegt. Die 500 Exemplare des Pilgerführers über die niederschlesische Teilstrecke des Jakobswe- ges an der Via Regia brauchten fast 10 Jahre, um verkauft zu werden. Eine ähnliche unterwegs nr 107 ²³ april ²018
Auflage des Pilgerführers Gnesen – Görlitz ist immer noch da: im Magazin liegen noch 170 Exemplare. Eher zu erwarten ist die Vorbereitung der neuen Pilgerführer als PDF-Dateien zum Herunterladen oder Kaufen in dem Online-Shop auf der Web-Seite www.camino.net.pl . So funktioniert schon (in Online-Zugang) die englische Version des Pilgerführers über den Pommerschen Jakobsweg unter www.pomorskadrogaswja- kuba.pl. Über eine gedruckte Fassung in englischer Sprache („On the treshlod of the Camino“) verfügt die Route Camino Polaco in der Region Kujawien-Pommern. Als ein Defizit sieht man die fehlenden Versionen der neuen Web-Seite in anderen Sprachen, wie Englisch, Deutsch oder Französisch. Nach dem Umbau der Web-Seite im Jahre 2017 fehlen noch die Ergänzungen in der Basisfassung auf Polnisch. Die Versionen auf Englisch und Deutsch werden demnächst angefertigt. Es ist deshalb wichtig, weil das Interesse der ausländischen Pilger fürs Pilgern in Polen vergleichbar ist mit dem Interesse der ausländischen Touristen überhaupt für Polen als eine Destination. Etwa 20% der Personen, die die Jakobswege in Polen nut- zen, sind Pilger aus anderen Länder. Die Zahlen der Pilger lassen sich nach den fol- genden Statistiken abschätzen: ausgestellten Pilgerpässe, verkaufte Pilgerführer, Einträge in die Pilgerbücher und Anzahl der Anfragen nach Zertifikaten. Die letzteren darf man bekommen, wenn man mindestens 100 km der Jakobswege in Polen zu Fuß oder mindestens 200 km per Rad bewältigt. Es sind ca. 500 Pilger per Jahr, wobei eine leichte Abnahme in den letzten Jahren zu beobachten ist. In den Jahren 2011-2013 waren es insgesamt um die 600 Pilger. Gleichzeitig steigt die Zahl der polnischen Pilger auf dem Camino de Santiago in Spa- nien und Portugal. Voriges Jahr haben fast 3500 Pilger aus Polen die Compostela im Pilgerbüro in Santiago bekommen. Dies sind nach wie vor nur knapp über 1% der Pil- ger auf dem Camino, aber immerhin wesentlich mehr, als die Gesamtzahl der Pilger auf dem Jakobsweg in Polen. Die Gründe und Ursachen des Interessenmangels am Pilgern in Polen – selbst bei den polnischen Pilgern – sind noch zu analysieren. Der wichtigste Grund ist bestimmt der Reiz einer gewissen Exotik beim Pilgern in Spa- nien. Die Pilgerwege in den Nachbarländern werden überwiegend von polnischen Pil- gern aus den Grenzregionen besucht. Als die meist bekannten und beliebten Strecken gelten die von Görlitz aus weiterführenden Wege: Ökumenischer Pilgerweg an der Via Regia und Zittauer Jakobsweg nach Prag. Die Pilgerberichte beschreiben auch die Wege in Rheinland, Bayern, nördlichen und westlichen Kantonen in der Schweiz, Mit- tel- und Südfrankreich, aber auch die Via Francigena in Italien und Olafsweg in Nor- wegen. Trotz der schwieriger Lage im Nahen Osten steigt das Interesse polnischer Pilger an Jerusalem als Pilgerziel (letzte Etappe mit der Fähre aus Zypern oder nur Pil- gern in Israel). Die größte Gruppe der ausländischen Pilger sind hier die deutschen Pilger (in den letzten Jahren sind dies ca. 7% der Gesamtzahl der Pilger). Es folgen die niederländi- schen Pilger mit ca. 5%. Auf dem Camino in Polen kann man aber auch Pilger aus unterwegs nr 107 ²⁴ april ²018
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