Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster

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Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Kulturspiegel
 Altoland
Ausgabe 54                                                    Januar 2020

                       Kommunalwahl 2020

     50 Jahre        Hohenzell 1926–1933    Die Glocken              Unser
 „Dachauer Forum“:    in der Chronik von   der Kapelle in       Partnerschafts-
    1969 - 2019          Pfarrer Marz      Stumpfenbach       jubiläum in Bildern

 Mit Vereinsnachrichten & VHS-Programm Frühjahr/Sommer 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Anton Holzhammer GmbH
                                                                     Altomünster
                                                                     08254 / 8213

                                                                     Opel-Service

 • Unfallinstandsetzung           • Scheibenreparatur
 • Reparaturen aller Marken       • Klimaanlagen-Service            Tankstelle mit
 • HU Di- und Donnerstag          • Achsvermessung                  Tankautomat

           ler
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                              SCHWEIGER
Partner

                              STRASSENBAU GMBH · ALTOMÜNSTER

                              Straßen- und Tiefbau
                              Altomünster · Schmelchen 2 · Tel. 08254.99 77 0
                              Asphaltmisch- und Kieswerk
                              Aichach-Walchshofen · Hochstattstr. · Tel.08251. 24 78

                              www.schweiger-strassenbau.de
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Liebe Leserinnen und Leser,

    die Redaktion wünscht Ihnen allen ein gutes Neues Jahr 2020. Diesmal können wir mit neun Bei-
    trägen aufwarten. Es geht zunächst um die bevorstehende Kommunalwahl, der auch das Titelbild
    geschuldet ist, um „50 Jahre Dachauer Forum“, um die Trachten- und Gwandsammlung von Ros-
    marie Henkel, um den Berliner Maler Bernd Schwarting, der im Museum ausstellen wird, um eine
    wieder aufgetauchte Hohenzeller Pfarrchronik von 1926 bis 1933, um die Glocken der Kapelle in
    Stumpfenbach, um „Kleinberghofen und Ludwig Thoma“, dann um unser Partnerschaftsjubiläum
    und schließlich um einen kritischen und anregenden Beitrag von Gerhard Gerstenhöfer mit dem
    Titel „Alles kaputt?“.

    Beachten Sie die Ankündigungen unserer Kulturvereine und natürlich das große Halbjahrespro-
    gramm der VHS Altomünster.

    Noch eine Bitte: Sollten Sie den Kulturspiegel Ende Januar nicht erhalten haben, wenden Sie sich
    bitte an das Infobüro im Rathaus. Dort erhalten Sie Ersatz. Offensichtlich gibt es Probleme mit der
    Zustellung.

    Ohne die Inserate unserer Gewerbetreibenden hätte auch dieses Heft nicht erscheinen können. Ihnen
    gilt unser größter Dank. Wir bitten um Beachtung.

    Ihr Redaktionsteam

    IMPRESSUM:                               Inhaltsverzeichnis
    Der Kulturspiegel Altoland
    erscheint zweimal jährlich.
                                             Textbeiträge:
    Die Zeitschrift wird im Bereich der
    Region Altoland kostenlos an alle        Auf zur Kommunalwahl 2020!......................…................................. 4
    Haushaltungen verteilt. Sie wird durch   50 Jahre „Dachauer Forum“: 1969 - 2019......................….............. 6
    Anzeigen finanziert. Ein herzliches
    Dankeschön gilt allen Firmen, die dies   Die Sammlung Rosmarie Henkel im Museum......................…........ 8
    ermöglichen.                             Museum: Bernd Schwarting zeigt neue Werkreihe........................ 10
    Herausgeber:                             Hohenzell 1926–1933 in der Chronik von Pfarrer Marz.....................11
    die Marktgemeinde und die
    Volkshochschule Altomünster              Die Glocken der Kapelle in Stumpfenbach......................…........... 13
    Redaktion:                               Kleinberghofen und Ludwig Thoma......................…...................... 15
    Prof. Dr. Wilhelm Liebhart MA
    Tanja Fischer
                                             Unser Partnerschaftsjubiläum in Bildern......................…............... 16
    Monika Mehlert                           „Alles kaputt?“......................…....................................................... 18
    Layout:                                  EUMWA......................…................................................................ 22
    Dipl.-Designer (FH) Peter Seiler
    Anschrift:
    Kulturspiegel Altoland                   Programme der Vereine:
    (Informationsbüro im Rathaus)            Informationsbüro der Marktgemeinde Altomünster ......................….3
    Marktplatz 7
    85250 Altomünster                        Dachauer Forum............................................................................ 24
    Tel.: 08254 / 9997-44                    Theatergruppe Altomünster............................................................ 26
    kulturspiegel@altoland.de
    Auflage:
                                             Ortsverschönerungsverein............................................................. 26
    5.000 Exemplare                          Gesangverein Frohsinn / Altochor.................................................. 26
    Bankverbindungen:                        Katholischer Deutscher Frauenbund ..............................................26
    Sparkasse Dachau,
    IBAN: DE55 7005 1540 0000 3762 69        Museums- und Heimatverein......................................................... 27
    BIC: BYLADEM1DAH                         Kolpingfamilie................................................................................. 27
    RV-Bank Dachau,                          Kulturförderkreis............................................................................. 27
    IBAN: DE47 7009 1500 0003 0355 73        Gemeindebücherei......................................................................... 27
    BIC: GENODEF1DCA
                                             vhs-Altomünster............................................................................. 30
    Für die Inhalte der Beiträge sind die    vhs-Hilgertshausen-Tandern.......................................................... 49
    Verfasser verantwortlich.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                            1
Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
KOSMETIKSTUDIO
                        Petra Bayer

                                                                                              Ihr Bettenfachgeschäft
                                                                                                       IhrIndersdorf
                                                                                                in Markt    Bettenfachgeschäft
                                                                                                  in Markt Indersdorf
                                                                                   Ihr Bettenfachgeschäft
                                                                                     in Markt Indersdorf

             Schönheit & Entspannung

      Gesichts-     Apparative       Professionelles   Kosmetische
     behandlung      Kosmetik           Make-up         Fußpflege                          Bettgestelle
                                                                                            BETTGESTELLE
                                                                                       MATRATZEN & LATTENROSTE
                                                                                   Matratzen    & Lattenroste
                                                                                        DAUNENBETTEN  & KISSEN

    85250 Altomünster-Randelsried
                                                                                                       Bettgestelle
                                                                                      ALLERGIKER BETTEN & KISSEN
                                                                                   Daunenbetten       & Kissen
                                                                                   BETTWÄSCHE & SPANNBETTTÜCHER
    Randolfstraße 7                                                               AllergikerMatratzen & Lattenroste
                                                                                              Betten
                                                                                     FROTTIERWARE       & Kissen
                                                                                                   & BADTEPPICHE
    Telefon 08259 8970705
    www.kosmetikstudio-petra-bayer.de                                      BettwäscheBettgestelle
                                                                                      WOHNDECKEN & SOFAKISSEN
                                                                                                & Spannbetttücher
                                                                                            Daunenbetten                 & Kissen
    Öffnungszeiten
                                                                         Matratzen
                                                                              Frottierware   &   Lattenroste
                                                                                         TraumRaum   &  Badteppiche
                                                                                          Allergiker Betten & KissenInh. Elisabeth Wirth

                                                                         Daunenbetten                && Kissen
                                                                                    Marktplatz 8 · 85229 Markt Indersdorf · Tel. 0 8136/3 79 40 58
    Montag bis Donnerstag
    09.00 bis 20.00 Uhr
                             Freitag und Samstag
                             nach Vereinbarung                                 Wohndecken
                                                                                      Bettwäsche         Sofakissen
                                                                                                             & Spannbetttücher
                                                                                      bettentraumraum@gmail.com · www.bettentraumraum.com
                                                                             Mo./Di./Do./Fr. 9.00 – 18.00 Uhr · Mi. 9.00 – 14.00 Uhr · Sa. 9.00 – 13.00 Uhr
                                                                       Allergiker
                                                                                TraumRaum Betten Inh.
                                                                                         Frottierware   & Kissen & Badteppiche
                                                                                                            Elisabeth   Wirth
                                                                     Bettwäsche          &Markt
                                                                                             Spannbetttücher
                                                                                         Wohndecken
                                                                       Marktplatz 8 · 85229
                                                                                                                    & Sofakissen
                                                                                                  Indersdorf · Tel. 0 8136/3 79 40 58
                                                                      Frottierware            & Badteppiche
                                                                       bettentraumraum@gmail.com · www.bettentraumraum.com
                                                                                Klosterladen
                                                                       Wohndecken         TraumRaum
                                                                                     Mo./Di./Do./Fr.
                                                                               Mi. 9.00 – 14.00&
                                                                                                     9.00 – 18.00 Uhr
                                                                                                 UhrSofakissen        Inh. Uhr
                                                                                                     · Sa. 9.00 – 13.00    Elisabeth Wirth
                                                                                Marktplatz 8 · 85229 Markt Indersdorf · Tel. 0 8136/3 79 40 58
                                                                                                    St. Alto-Hof              4
                                                                        TraumRaum
                                                                                bettentraumraum@gmail.com
                                                                                                Inh.Tel.
                                                                                                     Elisabeth
                                                                                                         08254Wirth
                                                                                                                   · www.bettentraumraum.com
                                                                                                                    / 99 45 33
                                                                                              Mo./Di./Do./Fr.
                                                               Marktplatz 8 · 85229 Markt Indersdorf            9.00 –7918.00
                                                                                                      · Tel. 0 8136/3      40 58Uhr
                                                                                        Mi. 9.00  – 14.00   Uhr  ·
                                                               bettentraumraum@gmail.com · www.bettentraumraum.com  Sa. 9.00 – 13.00 Uhr
                                                                              Mo./Di./Do./Fr. 9.00 – 18.00 Uhr
                                                                        Mi. 9.00 – 14.00 Uhr · Sa. 9.00 – 13.00 Uhr
                                                                                                         Im Sortiment:
                                                                                                                          Kerzen für
                                                                                                                   besondere Anlässe,
                                                                                                                                           Bücher,
               INNUNGSFACHBETRIEB
                            Inh. Brigitta Mair
                                                                                                                            Devotionalien,
                                                                                                                            Altomünsterer
           Bahnhofstraße 13
                                                                                                                             Rosenkränze,
           85250 Altomünster
           Telefon 08254 / 18 37                                                                                           fair gehandelte
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                                                                                    Öffnungszeiten:

     FENSTER, TÜREN & INNENAUSBAU                                                   Do. 8.30
                                                                                    Fr. 8.30
                                                                                                    -
                                                                                                    -
                                                                                                        12.00
                                                                                                        12.00
                                                                                                                  Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr
                                                                                                                  Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr
         ALLES AUS EINER HAND !                                                     Sa. 8.30        -   12.00     Uhr
                                                                                    So. 13.30       -   16.00     Uhr

2                                                                                                                                  Kulturspiegel Altoland
                                                                                                                                      Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Informationsbüro der        info-buero@altomuenster.de
                                    Marktgemeinde Altomünster   www.altomuenster.de

                                    Marktplatz 7                Mo + Di 09-13 u. 15-17 Uhr
                                    08254/9997-44,              Mi - Fr 10-13 u. 15-18 Uhr
                                    08254/9997-744 Fax          Sa      10-14 Uhr

                                           ,
    Markttermine                                                      Termine
    Fastenmarkt		                              Theaterball
    05. April 2020                             01. Februar 2020, 20 Uhr,
    Pfingstmarkt                               Kapplerbräusaal
    01. Juni 2020
    Magdalenenmarkt                            Frühjahrstheater
    19. Juli 2020                              „Der blaue Kruag“
                                               28., 29.03 und 03., 04., 05.04.
                                               Beginn: Fr./Sa.: 20 Uhr,
    Jeden Sonntag um                           So.:18:30 Uhr, Kapplerbräusaal
    14 Uhr allgemeine
     KirchenfŸhrung                            Frühjahrskonzert Altochor
                                               03. Mai 2020,15 Uhr,
                                               Kapplerbräusaal

                                               Jazzfrühschoppen
                                               21.05.2020, 11 Uhr, im Hof
                                               unter den Kastanien am
                                               Kapplerbräusaal
        An Markttagen
         um 13.00 Uhr                          Marktfest 4. und 5. Juli 2020

                               Offener Senioren-                                         Treffen der
                               treff des AWO                                             Senioren im
                               Club 50+                                                  Seniorenwohnen
                               Gemeinschaftsraum
                               Betreutes Wohnen                                          Altoland:
                               jeden 1. Mittwoch                                         jeden Dienstag
                               im Monat um 14.30 Uhr                                     um 14.00 Uhr

                                                                                   Gemeindecafé
                          Gemeindebücherei                                         der ev. Kirchengemeinde
                                                                                   im evangelischen
                          Bilderbuchkino                                           Gemeindezentrum
                          & Geschichtentreff                                       immer am letzten Samstag
                          Termine siehe Seite 27                                   von jedem ungeraden Monat
                                                                                   jeweils um 15 Uhr

Kulturspiegel Altoland                                                                                         3
Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Auf zur                                  Bestehen hätte feiern können. Die Sudeten-
                                              deutsche Aloisia Domabyl konnte 40 Grün-
Kommunalwahl 2020!                            dungsmitglieder gewinnen! 1949 belief sich
                                              in der Altgemeinde Altomünster der Ver-
          Von Wilhelm Liebhart                trieben- und Flüchtlingsanteil an der Be-
                                              völkerung auf rund 37 %. Trotzdem stellte
Alle sechs Jahre sind wir aufgefordert, zur   die SPD nur einen Gemeinderat. Warum?
Kommunalwahl, zur Wahl des Gemeinde-          Weil die Vertriebenenpartei GB/BHE auch
rats und des Kreistags zu gehen. Verbun-      einen Kandidaten aufstellte, der gewählt
den ist damit im Normalfall auch die Wahl     wurde. Nicht alle Heimatvertriebenen wa-
des 1. Bürgermeisters und des Landrats.       ren also SPD-Wähler. Zu ihrer „Hochzeit“,
So auch 2020. Nebenbei: Nur Erdweg und        in den Jahren 1972 bis 1978, stellte die SPD
Hilgertshausen-Tandern wählen in diesem       mit Eberhard Moritz, Josef Simm und Ar-
Jahr keinen Bürgermeister.                    min Rößler, drei Gemeinderäte. Seitdem           wurden von beiden Seiten angesprochen,
                                              gab es nur noch ein bis zwei Mandatsträger,      lehnten ab oder entschieden sich. Nach
Wer darf wählen?                              zuletzt einen, der die SPD verließ und sich      welchen Kriterien wurde vorgegangen?
                                              den Freien Wählern anschloss. Übertrit-          Allgemein ist zu sagen, dass man bekannte,
Jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat   te von der SPD zur FWG erfolgten mehr-           vertrauenswürdige, zuverlässige und glaub-
und vor dem 15. Januar 2020 in die Ge-        fach. Interessant: 1984 stellte die SPD gegen    würdige Kandidaten aus allen Altgemein-
meinde zugezogen ist, darf wählen, auch       Bürgermeister Anton Hofberger jr. (CSU)          den suchte.
jeder EU-Bürger, wenn er will und dies        eine Gegenkandidatin auf, die 20 % der
im Rathaus beantragt. Kommunalwahlen          Stimmen erhielt! Mittlerweile hat sich der       FWG-Liste
erreichen meist nicht die Wahlbeteiligung     SPD-Ortsverband aufgelöst und kann des-
wie die Wahlen zum Land- und Bundes-          halb keine Kandidaten mehr aufstellen. Der       Am 28. November 2019 kamen 221 Bürger
tag. 2014 betrug die Wahlbeteiligung im       Trend auf Bundes- und Landesebene, wie           aus der gesamten Gemeinde im Kappler-
Landkreis Dachau nur 54,7 %. Altomünster      2017 zu sehen, schlägt voll durch, was aber      bräusaal zusammen, um einen Bürgermei-
ist aber immer ein Ausreißer, weil es bei     eine „Wiedergeburt“ nicht ausschließen           sterkandidaten und Gemeinderatskandida-
allen Wahlen eine über den Durchschnitt       muss. Ein Blick in die Nachbargemeinde           ten aufzustellen. Im Vorfeld hatten sich 20
liegende Wahlbeteiligung hat. Dies ist auch   Erdweg zeigt ein anderes Bild: Der kleine        Personen bereit erklärt, mit auf die Liste zu
dieses Jahr zu erwarten, weil es mit Anton    Ortsverband stellte dort im Dezember 2019        gehen. Auf der Versammlung, geleitet von
Kerle (CSU) und Michael Reiter (FWG) wie      eine Sechser-Liste für den Gemeinderat auf.      Josef Obeser, hätte jedermann neu vorge-
schon 2014 zwei Bürgermeisterkandidaten                                                        schlagen werden können, was aber nicht
gibt. Und: Die Kandidatenlisten kündigen      Überraschung: FDP da                             geschah. Die Reihenfolge auf der Liste wur-
einen Generationenwechsel an, wie es ihn                                                       de basisdemokratisch nach einem Block-
zuletzt wohl 1990 gegeben hat. Schon im       Von mehreren Seiten wurde die Gründung           wahlsystem ab Platz 2 bestimmt. Platz 1 war
Vorfeld gibt es Überraschungen.               eines Ortsvereins der Grünen und der AfD         für den Bürgermeisterkandidaten Michael
                                              für 2019 vermutet. Dazu ist es bisher nicht      Reiter reserviert worden, der mit knapp
Konstanz und Wandel?                          gekommen, obwohl für beide Parteien aus-         100 % nominiert wurde. Nicht mehr zur
                                              reichendes Wählerreservoir vorhanden ist,        Verfügung standen 2. Bürgermeister Josef
Bleibt es in Altomünster dabei, dass sich     wie die Wahlergebnisse auf Landes- und           Wiedmann, was allgemein überraschte, Dr.
in unserer Gemeinde nur die CSU und die       Bundesebene von 2017 zeigen. Umso über-          Bernhard Stöhr, Josef Obeser und Johannes
FWG seit Jahrzehnten in der kommunal-         raschender war deshalb die Gründung ei-          Öttl.
politischen Hauptverantwortung sehen?         nes FDP-Ortsverbands im Mai 2019, mit
Warum gibt es keine SPD mehr, keine Grü-      der niemand gerechnet hat. Der Kreisver-         CSU-Liste
nen und keine AfD, aber eine FDP? Früher      band der FDP startete seit 2018 eine regel-
wären die Fragen leicht zu beantworten        rechte Offensive und gründete neue Orts-         Nicht nur CSU-Mitglieder, sondern auch
gewesen mit dem Hinweis auf die homo-         verbände in Peterhausen. Altomünster und         interessierte Gäste kamen am 12. Dezem-
gene, konservative, ländlich geprägte und     Haimhausen. Im FDP-Ortsverband haben             ber 2019 zur Nominierungsversammlung
überwiegend katholische Bevölkerung. Seit     vor allem Neubürger eine politische Heimat       in den Maierbräu, darunter Landrat Stefan
geraumer Zeit beobachten wir einen stärker    gefunden. Ihre Themen sind Gemeindeent-          Löwl als Wahlleiter. 28 Parteimitglieder wa-
werdenden Zuzug von außen, wodurch un-        wicklung, Bildung und Schule, Jugendar-          ren wahlberechtigt und stellten eine Liste
sere Gemeinde weiterhin wächst und sich       beit, Familie und Digitalisierung. Die FDP       auf. Die CSU hat unter der neuen Vorstand-
in ihrer gesellschaftlichen Zusammenset-      tritt mit einer Siebener-Liste an. Sechs ihrer   schaft die Zeichen der Zeit erkannt und
zung verändert. Ausschlaggebend ist aber      Bewerber wohnen im Hauptort.                     unter den ersten zehn Plätzen vier Frauen
die Zahl der Zuwanderer. Wächst die Ge-                                                        und sechs Nichtmitglieder (!) platziert.
meinde moderat, was in Altomünster der        Die „Großen Zwei“                                Insgesamt stehen sechs Frauen auf der Li-
Fall ist, wirkt sich der Zuzug kommunalpo-                                                     ste. Dass der amtierende 1. Bürgermeister
litisch entsprechend schwach aus.             Am 28. November nominierte die FWG               Anton Kerle einstimmig nominiert wurde,
                                              und am 12. Dezember 2019 die CSU ihre            war zu erwarten gewesen. Alles andere hät-
Keine Überraschung: SPD weg                   Kandidaten. Wie zu hören war, hatten so-         te ihn beschädigt. Aber nun zwei Überra-
                                              wohl der neue CSU-Vorsitzende Christian          schungen: 1. Auf der Gemeinderatsliste ste-
Schauen wir kurz in die Vergangenheit:        Schweiger als auch der FWG-Sprecher Hu-          hen zwölf Nichtmitglieder und 2. der CSU-
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten          bert Güntner durchaus Probleme, um je-           Vorsitzende Christian Schweiger selbst
Vertriebene und Flüchtlinge 1948 den Orts-    weils 20 Kandidaten zusammenzubringen.           kandidiert nicht! Er war bereits von 2008
verband der SPD, der 2018 sein 70-jähriges    Aber: Sie schafften es. Übrigens: Manche         bis 2014 Ratsmitglied gewesen. Er kandi-

4                                                                                                                    Kulturspiegel Altoland
                                                                                                                        Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
vier Bewerber! Oberzeitlbach verwundert,       Veranstaltungsräume sind trotz unserer
                                                da dort mit einem Bürgerhaus ein größe-        Gasthäuser und dem evangelischen Ge-
                                                res Projekt in Planung ist. Man könnte die     meindezentrum rar. Warum nicht ein Bür-
                                                Analyse weitertreiben und fragen: Gibt         gerhaus? Aber wo? Zwei Ideen hätte ich.
                                                es Arbeiter? Wieviel Angestellte? Wieviel      Eine davon ließe sich im Klosterareal ver-
                                                Selbständige? Wieviel Studierte? Wie viele     wirklichen.
                                                hauptberufliche Landwirte? Und so weiter.
                                                                                               Nicht allen, aber vielen Bürgern liegt die
                                                Aufgaben der Zukunft                           Zukunft des Klosters am Herzen. Dass
                                                                                               hier nach dem Abtransport von über 2000
                                                Detaillierte Programme der Gruppierungen       Kunstobjekten und nach einer ersten Bau-
                                                bzw. über Allgemeinplätze hinausgehen-         untersuchung trotzdem so schnell nichts
                                                de Aussagen der Bürgermeisterkandidaten        vorangehen wird, kann man angesichts der
diert aber auf der CSU-Kreistagsliste. Nicht    liegen noch nicht vor, so dass ich hier nur    Aufgaben der Erzdiözese, die in den letz-
mehr kandidierten auch 3. Bürgermeister         meine eigenen (!) Gedanken ausbreiten          ten Jahren fünf Klöster übernehmen mus-
Wolfgang Graf, der am 13. Dezember die          kann. Sie betreffen nur Altomünster selbst.    ste und den Domberg in Freising saniert,
Bürgermedaille erhielt, Wolfgang Grimm,         Das maßvolle Wachstum hat sich bewährt.        verstehen. Es stehen 40 Millionen Euro
Karl Reiter, Maria Riedlberger und der          Dennoch brauchen wir weiteren bezahlba-        Sanierungskosten im Raum! Die Pfarrei
Apotheker Dr. Stephan Schultes.                 ren Wohnraum, wobei sowohl der Bau von         braucht dringend Räume, besser noch ein
                                                Einfamilienhäusern für junge Familien als      Pfarrzentrum, was sich im sogenannten
Noch zwei Besonderheiten sind erwäh-            auch sozialer Wohnungsbau zusammen mit         Klosterstadel schneller als im Kloster selbst
nenswert: Claudia Geisweid, die von 2002        der Wohnbaugesellschaft des Landkreises        verwirklichen lassen würde. Hier müssen
bis 2013 für die SPD im Rat saß, und 2014       möglich sein muss. Im letzteren Fall muss      Gemeinde und Pfarrei an einem Strang zie-
bei den Freien Wählern kandidierte, ist jetzt   die Gemeinde das Erstbelegungsrecht ha-        hen. Für die Idee, das Museum, das ja ein
auf dem prominenten Platz sechs der CSU-        ben. Dass im Hauptort nachverdichtet wer-      Klostermuseum ist, ins Kloster selbst zu
Liste zu finden. Hintergrund ist, dass man      den muss, liegt auf der Hand. Angesichts       verlegen, interessiert bisher niemanden und
sie gerne wieder als Kulturreferentin sehen     der sprunghaft steigenden Quadratmeter-        wird auch von der Gemeinde nicht verfolgt.
würde. Sie organisiert jährlich den Europä-     preise wird man Grundstücksbesitzer dazu       Das ist mir unerklärlich, weil dann die bei-
ischen Musikworkshop mit und stand 2009         kaum zwingen können. Zur Lebensqualität        den Museumsgebäude im besten Zustand
(Brauerzunft und 1. Barocktage) und 2013        junger Familien gehört zweifelsohne ein        für die Gemeinde zur Verfügung stünden.
(Eisenbahnjubiläum) den arbeitsintensiven       Naturbad beim Hauptort. Die vor Jahren
Festausschüssen vor.                            auf Bürgerversammlungen zu hörende             Zu guter Letzt: Wie wird gewählt?
                                                ablehnende Kritik ist mir unverständlich.
Namensträger alter Bauerngeschlechter           Umsonst gibt es nichts.                        Es gibt vier, farblich unterschiedliche Wahl-
haben – um im Bild zu bleiben – durchaus                                                       zettel, zwei kleine und zwei sehr große.
„Erbhöfe“ im Rat. Die ehemals drei Riedl-       Ein Verkehrsplan duldet keinen weiteren        Die kleinen sind für die Wahl des Bürger-
berger im Rat fanden jetzt in vier Schwei-      Aufschub, wenn man am Marktplatz den           meisters (gelb) und des Landrats (hellblau)
gern Nachfolger, auch wenn sie selbst keine     durchgehenden Verkehr am nicht unge-           bestimmt. Der rosa Stimmzettel enthält
Landwirte mehr sind.                            fährlichen Engpass zwischen dem Mai-           die Gemeinderatskandidaten, der weiße
                                                erbräu und dem ehemaligen Kaufhaus             die Kreistagskandidaten. Bei der Wahl des
Vergleich CSU und FWG                           Lesti oder am Bahnhof den Kreuzungs-           Bürgermeisters und Landrats genügt ein
                                                verkehr in vier Richtungen beobachtet          einfaches Kreuz. Zeit braucht man für die
Vergleichen wir beide Listen. Was haben         und hautnah erlebt. Altomünster braucht        Gemeinde- und Kreistagskandidaten. Für
sie gemeinsam und worin unterscheiden sie       eine früher schon mal angedachte Teil-         den Gemeinderat dürfen wir 20 Stimmen
sich?                                           umgehung von Westen nach Osten, um             vergeben, maximal pro Bewerber drei (Ku-
                                                die Situation am Marktplatz zu entschär-       mulieren). Aber aufgepasst: Wer mehr gibt,
Das Durchschnittsalter beläuft sich bei         fen, der unter Ensembleschutz steht. Das       wählt ungültig! Wer weniger verteilt, aber
beiden auf 43 Jahre. Wie sind die Frau-         wachsende Gewerbegebiet muss endlich           nicht! 70 Stimmen hat man für den Kreis-
en vertreten? Hier hat die CSU mit sechs        an die Staatsstraße 2047 angebunden wer-       tag zur Verfügung! Auch hier Zeit lassen,
Frauen gegenüber den drei Frauen der            den, um Stumpfenbach/Deutenhofen bzw.          um die Altomünsterer Vertreter auf allen
FWG die Nase vorn. Wie ist der Hauptort         Oberzeitlbach/Schauerschorn, aber auch         Listen zu finden. Wer sich Arbeit ersparen
vertreten? Bei beiden Gruppierungen stel-       die Stumpfenbacher Straße mit dem Pfle-        möchte, macht sowohl bei der Gemeinde-
len sich jeweils acht Bürger zur Verfügung.     geheim zu entlasten. Dorthin gehört ein        rats- als auch Kreistagsliste nur oben ein
Das bedeutet, dass die Gemeindeteile bzw.       Kreisel. Der Grund dafür ist vorhanden,        Listenkreuz. Aber: Man darf panaschieren,
Altgemeinden insgesamt stärker vertreten        auch wenn die Gemeinde dafür ein ange-         d.h. von einer Liste zur anderen hin und her
sind, obwohl sich die Zahl der Wähler im        kauftes Wohnhaus opfern müsste. Dort-          springen und sich seine Kandidaten her-
Wesentlichen die Waage hält. Alle Altge-        hin gehören auch keine Einrichtungen für       aussuchen. Kommunalwahl ist Persönlich-
meinden sind zum Teil mehrfach vertreten,       Obdachlose. Dafür ist Platz im Bahnhofs-       keitswahl! Dass die Auszähler viel Arbeit
aber durchaus recht unterschiedlich! Es fällt   areal selbst. Ein dringendes Problem stellt    haben ist davon die Folge, aber nicht das
auf, dass die ehemaligen Altgemeindesitze       die Parkplatznot dar. Vielleicht schafft der   Problem des Wählers. Beim Betreten des
wie Oberzeitlbach und Kiemertshofen mit         geplante zusätzliche Parkplatz am Bahnhof      Wahllokals muss der Ausweis vorgezeigt
keinem Kandidaten erscheinen. Oberzeitl-        eine Entlastung, aber er wird eher weitere     und die Wahlbenachrichtungskarte abgege-
bach steht hinsichtlich der Einwohnerzahl       Pendler anziehen. Schon heute sind knapp       ben werden.
aber an vierter Stelle in der Gemeinde. Aus     die Hälfte der Parker am Bahnhof aus dem
Unterzeitlbach dagegen stammen sogar            Landkreis Aichach-Friedberg.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                    5
Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
50 Jahre                           über den christlichen Glauben. Auch         eine Reihe von Fortbildungen finden
                                            die Besinnung auf christliche Bräuche       statt zum Beispiel für Referenten und
    „Dachauer Forum“:                       und Traditionen fällt in diesen Bereich     Referentinnen. Auch weitere Qualifi-
        1969-2019                           ebenso wie die Begleitung von Men-          zierungskurse gehören hierher.
                                            schen in Zeiten des Abschieds und der
           Von Annegret Braun               Trauer.                                     Vereinsgründung

Das „Dachauer Forum“ ist nicht nur          Familie und Partnerschaft                   Die Geburtsstunde des Forums war am
im Landkreis Dachau, sondern weit                                                       17. April 1969. Die vier katholischen
darüber hinaus als ein katholisches Bil-    Beziehungen sind heute sehr fragil.         Pfarreien der Stadt Dachau – St. Jakob,
dungswerk bekannt, das sich in Kirche,      Dem „Dachauer Forum“ ist es deshalb         Mariä Himmelfahrt, St. Peter und Hl.
Politik und Gesellschaft einbringt, mit-    wichtig Beziehungen zu stärken. Das         Kreuz – gründeten diesen Verein zur
diskutiert und mitgestaltet. 2019 ist das   beginnt in der Familie. Zeit miteinan-      Erwachsenenbildung. Der erste Vor-
„Forum“ 50 Jahre alt geworden und fei-      der zu verbringen und sich Kompe-           sitzende des Vereins war der Stadtrat
erte sein Jubiläum in Dachau. Zu die-       tenzen anzueignen sind wichtige Vor-        Alfred Kindermann. Das „Dachauer
sem Anlass soll in einem historischen       aussetzungen dafür. Man bietet Eltern-      Forum“ war eines der ersten Kreisbil-
Streifzug gezeigt werden, wie aus den       Kind-Gruppen und Kurse für Paare an,        dungswerke in der Erzdiözese Mün-
kleinen Anfängen das wurde, was es          um Familien und Partnerschaften zu          chen und Freising. Der Impuls kam von
heute darstellt.                            unterstützen.                               einigen engagierten Christen, die den
                                                                                        frischen Wind des II. Vatikanischen
Vielfalt des Bildungsprogramms              Gesundheit und Gedächtnis                   Konzils aufgreifen wollten. Der Auftrag
                                                                                        des Konzils lautete, den Dialog der Kir-
Im Folgenden soll zunächst ein Über-        Die Menschen werden immer älter,            che mit der Welt zu verwirklichen. Das
blick über die verschiedenen Bildungs-      deshalb ist es wichtig, das Alter bewusst   setzte das Dachauer Forum um, indem
bereiche „Zeitgeschehen und Zeitge-         zu gestalten und für die Gesundheit zu      es Themen erarbeitete, die Bildungsbe-
schichte“, „Religion – Sinn – Orien-        sorgen. Das „Forum“ bietet durch Ge-        auftragte in die einzelnen Pfarrgemein-
tierung“, „Familie und Partnerschaft“,      dächtnistraining, Bewegungsübungen          den hineintrugen. Woher der Name
„Gesundheit und Gedächtnis“, „Kunst         und Entspannungskurse Unterstüt-            „Dachauer Forum“ kommt, kann heute
und Kultur“ sowie „Wissen und Wei-          zung, um physisch und mental fit zu         nicht mehr genau gesagt werden. Mög-
terbildung“ gegeben werden.                 bleiben. Zudem gibt es auch Kurse, um       licherweise war die Arbeitsgemein-
                                            als Seniorenbegleiter ältere Menschen       schaft Gröbenzell ausschlaggebend, die
Zeitgeschehen und Zeitgeschichte            in ihrem Alltag zu unterstützen. Dazu       1968 ihr Programm unter dem Namen
                                            gehört auch das Seniorenstudium in          „Forum Gröbenzell“ herausgab. Auch
Die Veranstaltungen in diesem Bereich       Dachau.                                     in Fürstenfeldbruck wählte man bei der
zielen darauf ab, die nationalsoziali-                                                  Gründung 1972 den Namen „Brucker
stische Vergangenheit aufzuarbeiten,        Kunst und Kultur                            Forum“. Der Name „Dachauer Forum“
Menschen darüber zu informieren                                                         war gut gewählt, denn ein Forum ist ein
und dazu beizutragen, aus der Ge-           Im „Seniorenstudium“, in dem sich un-       offener Ort für alle. Jeder kann kom-
schichte zu lernen, damit sie sich nicht    ter Leitung von Veronika Winkler nicht      men und mitdiskutieren. Dieser Name
wiederholt. Deshalb bietet das Forum        nur Senioren einfinden, wird ein sehr       lässt auch eine offenere Themengestal-
qualifizierte Führungen in der KZ-Ge-       vielfältiges und abwechslungsreiches        tung zu. Schon von Anfang an standen
denkstätte Dachau und forscht über die      Programm zur Kunst- und Kulturge-           die Menschen im Mittelpunkt. „Bei uns
Vergangenheit. Im „Gedächtnisbuch“          schichte Bayerns, Deutschlands und          ist Begegnung“ wurde der Leitsatz, ba-
werden Biografien ehemaliger Häft-          Europas angeboten. Der „Poetische           sierend auf der Aussage des Religions-
linge erarbeitet und veröffentlicht. Die    Herbst“, der alle zwei Jahre stattfin-      philosophen Martin Buber, der sagte:
„Geschichtswerkstatt“ forscht über das      det, bietet in Zusammenarbeit mit der       „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
Lager und den Landkreis sowie über          Kreisheimatpflege eine Reihe kultu-
die Nachwirkungen des Nationalsozia-        reller Veranstaltungen zu einem be-         Programmgeschichte
lismus in der Nachkriegszeit und im         stimmten Thema. Initiiert hat ihn der
Wirtschaftswunder. Ausstellungen und        ehemalige Kreisheimatpfleger Dr. Nor-       Die Programmgeschichte zeigt, dass
Bücher dokumentieren die Ergebnisse         bert Göttler. Das Projekt ersetzte die      das „Forum“ immer am Puls der Zeit
der Geschichtswerkstatt. In diesen Be-      traditionellen „Kreiskulturtage“ und        war, gesellschaftliche Entwicklungen
reich fällt auch Flüchtlingsarbeit, die     wird mittlerweile von der Kreisheimat-      wahrnahm und darauf reagierte. Die
die Integration von Geflüchteten för-       pflegerin Dr. Birgitta Unger-Richter        Verantwortlichen des Programms frag-
dern soll.                                  fortgesetzt.                                ten nach den Bedürfnissen der Men-
                                                                                        schen. Glaube, Sinn und eine werteo-
Religion – Sinn – Orientierung              Wissen und Weiterbildung                    rientierte Ausrichtung waren grund-
                                                                                        legend für die Programmgestaltung.
In unserer Zeit, in der die Frage nach      Lebenslanges Lernen ist heute eine          Aus der unübersehbaren Vielfalt der
Lebenssinn viele Menschen beschäf-          elementare Voraussetzung, um am             50-jährigen Geschichte des Dachauer
tigt, bietet das „Forum“ eine Vielzahl an   schnellen Wandel der Welt teilhaben         Forums können bei diesem Streifzug
Veranstaltungen, die diese Fragen auf-      zu können. Deshalb wird Wissensver-         nur einige wenige Schwerpunkte ge-
greifen und Orientierung geben. Dazu        mittlung in den einzelnen Pfarreien         nannt werden. In den Anfängen war
gehören offene und kritische Gesprä-        angeboten und die Weiterbildung von         das Hauptanliegen des „Dachauer Fo-
che über Zeit- und Lebensfragen und         Bildungsbeauftragten gefördert. Auch        rums“, die Erneuerungsbewegung des

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                                                                                                              Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
II. Vatikanischen Konzils in die Pfar-      Der Grundstein eines weiteren wich-        Geschichtswerkstatt
reien hineinzutragen. Biblische The-        tigen Projektes wurde 1984 gelegt: Die
men standen deshalb im Zentrum des          Betreuung von Besuchergruppen in der       Auch die Geschichtswerkstatt im Land-
Interesses, aber auch Reflexionen über      KZ-Gedenkstätte. Dies wurde zu einer       kreis Dachau, unter der Leitung von
das Christsein, wie in dem Seminar          Herzensangelegenheit des Dachauer          Sabine Gerhardus und Dr. Annegret
„Die Freiheit des Christen“. Zugleich       Forums. Lange bevor es eine Pädago-        Braun, wurde zu einer festen Einrich-
bemühte sich das „Forum“ als Katho-         gische Abteilung in der Gedenkstätte       tung. 2009 wurde der Antrag geneh-
lisches Erwachsenenbildungswerk, ein        gab, in einer Zeit, als die Gedenkstät-    migt und die ersten drei geplanten Pro-
breites Bildungsprogramm aufzustellen       tenarbeit noch ein Stiefkind in der Po-    jekte konnten umgesetzt werden. Nach
und möglichst alles abzudecken. Es gab      litik war, begann das Dachauer Forum,      einem Ausbildungskurs, der von Prof.
berufliche Kurse wie Maschinenschrei-       BesucherbetreuerInnen auszubilden.         Dr. Wilhelm Liebhart und dem 2019
ben und Stenographie oder eine Red-         Heute ist die wichtige Bedeutung der       verstorbenen Prof. Dr. Helmut Beilner
nerschulung, außerdem Sprachkurse           Gedenkstätte politisch unumstritten.       konzipiert und durchgeführt wurde,
für Englisch, Französisch, Spanisch                                                    entstanden Ausstellungen zur Lebens-
und Italienisch.                            Auch dass die Dorfstruktur sich ändert,    situation im Landkreis während der
                                            nahm das Dachauer Forum wahr und           Nachkriegszeit und des Wirtschafts-
Themenbereiche                              reagierte mit Veranstaltungen. 1985        wunders. Auch drei Aufsatzbände zur
                                            wurde an zwölf Orten eine Diskussi-        Geschichte des Landkreises und seiner
Die Veranstaltungsangebote waren sehr       onsreihe mit dem Titel „Gemeinde           Gemeinden in den 1940er und 1950er
vielseitig, wie die Titel zeigen: „Misch-   wohin?“ durchgeführt.                      Jahren wurden von der Geschichts-
ehe – Religiöse Belastung und Chance                                                   werkstatt herausgegeben.
(1970)“, „Kosmetikkurs – Die gepflegte      In den 90-er Jahren bekam die christli-
Frau steigt im Ansehen“ (1971), „Tief-      che Arbeit ein neues Gewicht, weil das     Flüchtlingsarbeit
kühlen – eine ideale Lösung der Frisch-     Team des „Forums“ durch einen pasto-
haltung“ (1973), „Selbstmord mit Mes-       ralen Mitarbeiter verstärkt wurde, den     Auf die aktuelle gesellschaftliche Pro-
ser und Gabel – Ernährung“ (1973). Sie      das Ordinariat für die Erwachsenen-        blematik der Zuwanderung reagierte
geben einen Einblick in die damaligen       bildung freistellte: Peter Heimann. Die    das Dachauer Forum mit mehreren
Fragen. Manche Themen, wie „Kann            Ökumene war sein wichtiges Thema.          Bildungsveranstaltungen zum Thema
ich mir mein Glück kaufen?“ von 1971                                                   „Flucht und Asyl“. 2016 beschloss der
sind so zeitlos, dass sie auch heute noch   Gesprächsreihen                            Hauptausschuss, die Bildungsarbeit in
im Programmheft stehen könnten.                                                        dem Bereich Bildung und Flüchtlinge
                                            Das „Dachauer Forum“ agierte nicht         auszuweiten, um dem steigenden Be-
Die Familie stand bei der Programm-         hinter verschlossenen Türen in Semi-       darf in der Flüchtlingsarbeit gerecht
planung ganz besonders im Blickpunkt        narräumen und Pfarrsälen, sondern          zu werden. Dabei entstanden ist unter
des Interesses. 1979 entstand ein Pro-      brachte sich in öffentlichen Diskus-       anderem die Qualifizierung zum Kul-
gramm, das bis heute noch sehr ge-          sionen mit Denkanstößen ein. Die           turdolmetscher. Das innovative Pro-
fragt ist: das Eltern-Kind-Programm,        „Arnbacher Gespräche“ mit dem Ka-          jekt wurde in Kooperation mit dem
kurz EKP®. Ende der 90er Jahre war          tholischen Landvolk bekamen große          Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-
die Nachfrage besonders groß. Es gab        Aufmerksamkeit im Landkreis. Und           Haus Freising und der Caritas Dachau
lange Wartelisten. Man reagierte dar-       auch die „Stadtgespräche“ waren ein        neu entwickelt.
auf und entschied, anders als andere        Diskussionsforum für aktuelle, brisan-
Bildungswerke, trotz höherer Kosten         te Themen, wie zum Beispiel „(Lokal)       Bildungsbeauftragte in den Pfarreien
mehr Gruppen anzubieten. Im Land-           Presse als vierte Gewalt?“.
kreis war das EKP® deshalb für viele                                                   Dieses vielfältige Programm wird
Familien mit kleinen Kindern die er-        Gedächtnisbuch                             durch die Bildungsbeauftragten in
ste Anlaufstelle. Es diente nicht nur                                                  die Pfarrgemeinden gebracht. Ihnen
der Förderung von Kleinkindern und          Ein weiteres wichtiges Projekt war und     kommt eine wichtige Schlüsselfunktion
Austauschmöglichkeiten für Eltern,          ist das Gedächtnisbuch unter der Lei-      zu, denn sie bilden den Verbindungs-
sondern auch eine gute Möglichkeit          tung von Sabine Gerhardus. Die Ge-         kanal zwischen der Geschäftsstelle des
für Zugezogene, in ihrem Wohnort            dächtnisblätter über Häftlinge des KZ      „Forums“ und den Menschen, die die
heimisch zu werden. Dieses Jahr kann        Dachau wurden zu einer großen Er-          Veranstaltungen besuchen. Zu ihren
das EKP® auf eine 40jährige Erfolgsge-      folgsgeschichte, aus der auch die inter-   vielfältigen Aufgaben gehören die Aus-
schichte zurückblicken und ebenfalls        nationale Wanderausstellung „Namen         wahl, Planung und Organisation von
sein Jubiläum feiern.                       statt Nummern“ hervorging – in sechs       Veranstaltungen, die Öffentlichkeits-
                                            Sprachen! 2010 war sie an 14 Orten in      arbeit und der Austausch im Team von
1987 nahm das Bildungswerk das Al-          Deutschland, Großbritannien und der        der Geschäftsstelle, dem Dekanat und
ter unter vielfältigen Aspekten in den      Ukraine zu sehen, 2011 ging sie in die     den Bildungsbeauftragten aus den an-
Blick. Zu der Reihe „Das Alter geht uns     USA. Vor allem Schüler weiterführen-       deren Pfarreien. In der Pfarrei Alto-
alle an“ gab es Arbeitskreise mit Impul-    der Schulen beteiligen sich daran. Zum     münster kümmern sich Gertraud Wag-
sen von hochkarätigen Referenten und        Beispiel hat die Schülerin Annalena        ner und Angela Loibl, im Pfarrverband
Referentinnen. Alter und sinnerfülltes      Elsner im Kulturspiegel 48 (2017) 8-9      Erdweg Matthias Tittel, in Hilgerts-
Leben bis zuletzt, zog sich durch die       ihr Gedächtnisblatt über Pfarrer Paul      hausen Rita Reisner, in Pipinsried Eli-
ganze Programmgeschichte und ist            Lachawietz veröffentlicht.                 sabeth Reiter und in Tandern Christa
auch heute immer noch ein hochaktu-                                                    Wagner um das lokale Programm.
elles Thema.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                      7
Ausgabe 54, Januar 2020
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Gewinn der Heimat:                      des Landkreises Dachau und des Mu-          te das Abschlusszeugnis nie mehr. Der
                                            seums- und Heimatvereins Altomün-           Vater war der Schneider und Hoch-
      Die Sammlung                          ster ein Museum für ländliches Leben        zeitslader Josef Schneller. Er war weit
     Rosmarie Henkel                        einzurichten, scheiterte. Das Vorhaben      gereist, als Geselle sehr lange auf Wan-
                                            aber, nachfolgenden Generationen et-        derschaft und später mit der Nähma-
       im Museum                            was über frühere Lebensverhältnisse zu      schine an der Front in Russland. Nach
                                            vermitteln, verfolgte Rosemarie Henkel      dem Krieg waren die Eltern die ersten,
                                            dennoch weiterhin in Form von jährli-       die im Ort ansässig wurden, ohne vor-
         Von Monika Ständecke
                                            chen Sonderausstellungen im Rahmen          her Grund dort besessen zu haben.
                                            der Pfarrfeste. Als Schneiderin nähte       Stoffe für seine Schneiderei bekam der
Das Museum Altomünster ist seit ei-         sie auch Barockkleidung für Kinder-         Vater in den ersten Jahren nach dem
ner Inventarisierungsaktion im Win-         tanzgruppen und kümmerte sich um            Weltkrieg von „den Ungarn“, Flüchtlin-
ter 2018/2019 der Aufbewahrungsort          Kleider für die Theatergruppe. Sie be-      gen, die in der Siedlung bei Wagenried
der Stiftung Rosmarie Henkel, einer         tätigte sich z. B. auch als Verfasserin     untergekommen waren. Sie hatten die
Sammlung von historischen Klei-             und Ausstatterin eines Rollenspiels         Stoffe mitgebracht – im Vergleich zu
dungsstücken aus der Region um Al-          über Dorfleben der Vergangenheit,           anderer Habe ein leicht transportables
tomünster. Die Stiftung, vollzogen am       das sie mit „ihren“ Ministranten ein-       Gut und brauchbar für den Tauschhan-
27. September 2019, war auch der An-        studierte. Darin unterhielten sich in       del. Der Vater holte sie sich und konn-
lass, die schon zuvor im Museumsbe-         moderne Dirndl gekleidete Kinder mit        te dann damit für die Bauern nähen.
sitz befindlichen Kleidungsstücke aus       Kindern, die als „Lehrer“, „Pfarrer“,       Dafür bekam er Naturalien, mit denen
Haushalten in Altomünster offiziell ins     „Pfarrköchin“ verkleidet waren. Aufge-      sich wiederum tauschen ließ. Geld war
Inventar zu übernehmen. Die Motiva-         führt wurden die Szenen zum Beispiel        kaum in Umlauf. Anfang der 1960er
tion der Sammlerin und des Museums-         auf Landfrauentagen des Bayerischen         Jahre bauten die Eltern mit „Nichts“
vereins ist, auf diese Weise „Tracht“ zu    Bauernverbandes. Für ihr vielfältiges       ein kleines Haus für ihre Familie. Der
bewahren, d. h. traditionelle Kleidung,     Engagement in Pipinsried und darüber        Bruder Rosmaries lernte ebenfalls
der man Identifikationskraft beimisst.      hinaus erhielt sie 2002 die Ehrennadel      Schneider und war, wie sein Vater, als
Zum Bestand gehört vorwiegend Fest-         der Marktgemeinde Altomünster ver-          Hochzeitslader unterwegs.
tagskleidung für Frauen, weniger Män-       liehen.
ner- oder Alltagskleidung. Eine derar-                                                  Die Textilsammlung
tige Verteilung ist typisch für museale     Die Sammlerin Rosmarie Henkel
Trachtensammlungen in Bayern. Fest-                                                     Der Museumsverein und sein Vorsit-
tags- und Frauenkleidung steht vor je-      Bei der Frage, wie das angefangen habe      zender Wilhelm Liebhart wollten eine
her stärker im Fokus als anderes, wenn      mit der Sammlerei, muss Frau Henkel         wissenschaftliche Erfassung (Inven-
es um ländlich-bäuerliche Distinktion       nicht lange überlegen. Das hat mit ihrer    tarisation) der Sammlung, die online
durch einen eigenen Kleidungsstil geht.     Biographie, mit ihrer Berufstätigkeit als   zugänglich gemacht werden sollte. Im
Spannend ist so eine Sammlung jedoch        Schneiderin und mit der Begeisterung        Rahmen der Inventarisierungsaktion
in weitaus mehr Bereichen, als nur in       fürs Laientheater zu tun. Nicht zufällig    wurden 345 Datensätze von mitun-
dem der „Trachtengeschichte“. Sie hat       ist ihr Sohn Wolfgang Henkel Regis-         ter mehrteiligen Objekten zur Beklei-
Aussagekraft hinsichtlich der Beklei-       seur und Stückeautor bei der Theater-       dungsgeschichte erfasst. Jeder Daten-
dungs- und damit Kommunikations-            gruppe Altomünster. Es fing mit einem       satz dokumentiert ein Objekt mit Be-
kultur, der Versorgungsstrukturen auf       Kleid an, mit dem sie sich selbst gerne     schreibung, Maß-, Technik-, Material-,
dem Land, der Schönheitsideale, der         kostümierte, um als Drehorgelspielerin      Herkunftsangaben und durchschnitt-
Nostalgiewelle der 1980er Jahre, der        aufzutreten. Die Verzierungen hätten        lich zwei Inventarfotos. Erreichbar sind
Geschlechterrollen, des Umgangs mit         sie begeistert und auch ihr berufliches     die Datensätze über die Datenbank
knappen Ressourcen und anderer As-          Interesse an Trachten geweckt wie der       VINO. Die Bereitstellung dieses Pro-
pekte mehr.                                 so genannten „Unterländer Tracht“           gramms und die sichere Speicherung
                                            und der in der Gegend noch lange ge-        der Daten sind ein Service, den die
Rosmarie Henkel und das Ehrenamt            tragenen „bauscherten“ Tracht. Immer        Landesstelle für Nichtstaatliche Mu-
                                            wieder gab sie Nähkurse, bei denen          seen in München kostenfrei leistet.
Rosmarie Henkel leitete von 1972 bis        Dirndl und erneuerte Trachten genäht        Die Daten sind auf diese Weise zen-
1999 den Gartenbauverein Pipinsried         wurden. Was sie im Laufe der Jahre          tral abgespeichert und von jedem Zu-
und von 1990 bis 2010 den Pfarrge-          dazu erzählte und vortrug enthält ein       gangsberechtigten online abrufbar. Das
meinderat. Sie engagierte sich im Rah-      Leitzordner mit dem Titel „Auf die          Programm ermöglicht Suchanfragen
men der Dorferneuerung und besuchte         Stöhr gehen“. Wie war der berufliche        nach bestimmten Kleidungsstücken,
die Dorferneuerungsschulungen in            Werdegang? Er begann 1954 mit der           Beschreibungstext, Vorbesitzern, ver-
Kloster Plankstetten. Dort bekam sie        Ausbildung zur Nähhilfe. Ihre Lehrerin      wendetem Material, angewandter Her-
Anregungen zur „geistigen“ Dorfer-          fand, sie sei zu geschickt, um Helferin     stellungstechnik u.v.m. Zugleich gibt es
neuerung, d. h. sie erfuhr etwas über       zu bleiben, empfahl ihr eine weiterfüh-     Überblick darüber, wo sich die einzel-
Sinn und Zweck von Einrichtungen            rende Schule zu besuchen und Schnei-        nen Objekte genau befinden – sei es in
und Veranstaltungen im Ort wie Dor-         derin zu lernen. Die Zwischen- und          einer Ausstellung oder in einem der gut
fladen, Backtag, Museum etc. Schließ-       Abschlussprüfung als Herrenschnei-          70 Kartons im Depot im St. Birgitten-
lich setzte sie sich stark für den Ausbau   derin hat sie mit der Note 3 bestanden.     Hof 5 (Museumsgalerie). Entsprechend
der ehemaligen großen Pfarrökonomie         Ihr Vater hat sich bei den Prüfern über     können Ergebnislisten ausgedruckt
mit Räumen für die Jugendarbeit ein.        die „schlechte“ Note seiner Tochter be-     werden oder Inventarblätter, die alle
Ein weiterer Plan, mit Unterstützung        schwert. Ihr war das gleich. Sie brauch-    Angaben zu einem einzelnen Stück

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                                                                                                              Ausgabe 54, Januar 2020
enthalten. Ergänzungen und Nachträge      Textilobjekte                             gilt jegliche Beanspruchung der Gewe-
sind jederzeit möglich.                                                             be weitestgehend zu vermeiden. Ge-
285 Objekte gehören zur Stiftung Ros-     Vorhanden sind im Einzelnen: Ärmel,       rade bei Objekten aus diversen Natur-
marie Henkel, alle weiteren sind als      Perlenbeutel, Blusen, Halbschürzen,       materialien, auf denen sich auch gerne
Leihgaben oder Geschenke in den           davon knapp die Hälfte „Aichacher         Rost, Insekten und Schimmelpilze breit
Museumsbestand gekommen. Die              Tracht“, Hemden, lange Lederhosen,        machen, ist das ein Kunststück. Mit der
Mehrzahl der Stücke stammt aus dem        Hosenträger, Jacken, davon für Frauen     Inventarisierung ist jedoch Wesentli-
20. Jahrhundert. Von den wenigen,         45 Schoßjacken und 13 ohne Schoß,         ches angebahnt. Viele Informationen
die ins 19. Jahrhundert datiert werden    für Männer ein Gehrock, ein Jackett,      über die Stücke lassen sich auf den
können, kommen die meisten aus den        dann ein Kapotthut, Kleider, davon 15     Datenblättern finden, ohne dass man
letzten beiden Jahrzehnten vor 1900.      Miederkleider, 3 Dirndl, ein Trachten-    sie in die Hand nehmen muss. Vor-
Bekannt und erfasst sind dazu 25 Vor-     kleid, 2 Unterkleider, Kniestrümpfe,      kehrungen für Ausstellungen – wie die
besitzerinnen und Vorbesitzer. Sie wa-    Knöpfe, ein Koller (getragen im De-       Auswahl geeigneter Schaustücke, Figu-
ren ansässig in Sielenbach, Pipinsried,   kolleté), Krägen für die „Aichacher       rinen etc. – können getroffen werden,
Schiltberg, Kiemertshofen, Altomün-       Tracht“, Kränze für Bräute, Latzschür-    ohne im Bestand zu „wühlen“. Kartons
ster, Unterweikertshofen, Gumpers-        zen, Mäntel für Frauen, davon 2 „Seal“    schützen die Objekte vor Staub, Licht
dorf, Stumpfenbach, Tandern, Hilgerts-    und ein Trachtenmantel, Mieder (steife    und Feuchtigkeitsschwankungen. Ide-
hausen, Unterzeitlbach, Schmelchen,       Schnürmieder), eine Mütze, Pantoffel,     ale Raumfeuchtigkeit, Temperatur und
Reichertshausen und Pfaffenhofen bei      Pulswärmer, ein Regenschirm, Röcke,       Sauberkeit in den Depoträumen ge-
Wollomoos. Bei weiteren Objekten          Schals, davon 2 Plüsch und ein Sei-       währleisten, dass Schäden möglichst
sind zwar nicht die Vorbesitzer, aber     denjacquard, ein Paar Schnürschuhe,       gering gehalten werden und ein Befall
die Herkunftsorte wie Langenpetten-       ein Paar Schnürstiefel, ein Paar Soc-     frühzeitig erkannt wird.
bach, Metzenried und Thalhausen be-       ken, Hauben, davon 3 Bänderhauben,
kannt. Im Wesentlichen handelt es sich    1 Pelzhaube und eine Tuchhaube zur        Lohnend ist der Aufwand, wenn die
um Oberkleidung für Frauen, getragen      „Altenburger Tracht“, Tücher, verwen-     Objekte zum „reden“ gebracht werden.
im bäuerlichen Milieu der Umgebung        det als Brust-, Schulter-, Kopf-, Hals-   Wie z.B. wenn Textilien mit histori-
und bekannt unter den Bezeichnungen       tuch, ein Unterrock, Männerwesten aus     schen Fotografien in Zusammenhang
„Aichacher Tracht“ und „Unterländer       Samt, 3 davon mit Münzknöpfen.            gebracht werden: auch ohne, dass wir
Tracht“. Nur wenige Stücke gehören                                                  wissen, wem ein Kleidungsstück gehör-
zur Männerkleidung. Kinderkleidung        Anspruchsvolle Museumsobjekte             te oder wer genau auf einem bestimm-
ist nicht vorhanden. Ebenfalls im Mu-                                               ten Bild zu sehen ist, können die texti-
seum aufbewahrt werden Konvolute          Historische Textilien sind anspruchs-     len Objekte Schwarzweiß-Bildern Far-
zur „Dachauer Tracht“ und zur unga-       volle Museumsobjekte – empfindlich,       be einhauchen oder Portraits Textilien
rischen Männer- und Frauentracht aus      vergänglich und (nicht angezogen)         ein „Gesicht“ geben. Kleidung umgibt
dem Nachlass von Vertriebenen aus         ziemlich unförmig. Man kann sie nicht     Menschen, bestimmt ihr Auftreten und
Ungarn. Die Konvolute konnten im          einfach aufhängen oder zusammen           ihre Bewegungen mit, geht an die Haut,
Rahmen der Inventarisierungsaktion        falten und ins Regal legen, wie wir das   speist Vorstellungen, prägt Bilder.
zumindest fotografisch erfasst werden.    von unserer Kleidung gewohnt sind. Es

                                                       Bauernstube in der Museumsgalerie.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                    9
Ausgabe 54, Januar 2020
Museum:
 Bernd Schwarting
zeigt neue Werkreihe
           Von Susanne Allers

„Altomünster ist ein strahlendes Juwel
unter den kleineren Orten, die ich bis-
her kennenlernen durfte“, schwärmt
der international bekannte Künstler
Bernd Schwarting. „Ich habe bei mei-
nem ersten Besuch in Altomünster in
Begegnungen und Eindrücken vor Ort
viel Material für meine Malerei aufge-
nommen“, erklärt der Maler, dessen
Bilder sich in bedeutenden Sammlun-
gen und Museen befinden.

Lebensweg

Schwarting ist 1964 in Stade bei Ham-
burg geboren und aufgewachsen. Er
studierte Malerei an der Hochschu-
le der Künste in Dresden und an der
Universität der Künste in Berlin in der
Fachklasse von Professor Walter Stöh-
rer. Bei ihm konnte er seine individu-
elle Ausdrucksweise finden, trat mit
ihm in künstlerischen Dialog und Aus-
einandersetzung und wurde schließ-
lich dessen Meisterschüler. Der Erhalt
zahlreicher Stipendien und Kunstprei-
se wie z.B. den begehrten „Premio der
Golfo, Biennale Europea Arti Visive“
in Florenz kennzeichnen den weiteren
Weg dieses Ausnahme-Künstlers. 2006
erhielt er eine Gastprofessur für Male-
rei an der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften in Hamburg. Schwar-
ting lebt und arbeitet in Berlin.
                                           Altomünster
Ausstellungen
                                           „Altomünster interessiert mich, ich fin-
Er stellt in wichtigen Museen und Gale-    de es faszinierend zu sehen, wie dieser
rien in Europa, den USA und Asien aus      Markt, eingebettet in eine wundervoll
und ist mit seinen Werken auf interna-     bewegte Landschaft mit ihren Men-
tionalen Kunstmessen zu Gast und in        schen darin über Jahrhunderte hinweg
bedeutenden Sammlungen zeitgenös-          durch die Entwicklung des Birgitten-
sischer Kunst vertreten. Die Kunsthalle    klosters geprägt wurde.“ Vom 5. April
in Emden, das Osnabrücker Kunstmu-         bis 26. Juli 2020 wird Schwarting als
seum, die Marburger Kunsthalle sowie       Hommage an Altomünster im Muse-
das Museum Moderner Kunst in Passau        um Altomünster seine neuen Bilder
(Stiftung Wörlen) richteten Schwarting     zeigen. Hier werden in flammender
bereits umfangreiche Einzelausstellun-     Intensität und leuchtendem Kolorit
gen seiner Bilder aus. Im Umkreis von      ganz neue groß - und kleinformatige
Schwarting werden gerne immer wie-         Gemälde, übermalte Kaltnadelradie-
der vergleichbare Maler wie Vincent        rungen und Malerei auf Papier der ak-
van Gogh, Anselm Kiefer oder auch          tuellen Werkreihe zu sehen sein. Wir
William Turner, der großmeisterliche       dürfen gespannt sein, in welcher Weise
Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts,     Schwarting malerisch den Ort und sei-
genannt. Schwarting wird unterstellt, er   ne Menschen darin thematisiert hat.
male schließlich in ähnlicher Intensität   Die Vernissage im Museum Altomün-
und in einer originären, einzigartigen     ster findet am Sonntag, 5. April um 15
Malweise, die ihresgleichen sucht.         Uhr statt.

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Kirchenbau zwischen                        Beteiligte Handwerker

 Inflation und Welt-                       Als Architekt wurde Josef Elsner aus
  wirtschaftskrise:                        München bestimmt. Den Auftrag zu
                                           den Maurerarbeiten erhielt die Baufir-
Hohenzell 1926–1933                        ma Theobald Brunetti aus Odelzhau-
                                           sen. Nach Aussage von Pfarrer Marz
 in der Chronik von                        war er der billigste und der beste. Die
     Pfarrer Marz                          bei der Ausschreibung unterlegene
                                           Firma Schall aus Altomünster ver-
             Von Stefan Schleipfer         suchte nachträglich, die Entscheidung
                                           anzufechten und schaltete dazu die
Die alte Hohenzeller St.-Stephanus-        Presse (Aichacher Kurier) und den
Kirche, ein Bau aus gotischer Zeit, war    Baugewerbeverband ein. Sie warf der
zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die     Kirchenverwaltung Hohenzell „un-
Pfarrgemeinde zu klein geworden und        deutsches Wesen“ vor, da ein Italiener
zudem in erbärmlichem Zustand: Die         den Auftrag erhalten habe, obwohl es
Decke des Kirchenschiffes war von          doch so viel Arbeitslosigkeit unter den
Rissen durchzogen, zum Teil hohl und       deutschen Firmen gebe. In Hohenzell
drohte teilweise abzustürzen. Die West-    ließ man sich aber nicht von der ge-
wand, die den Turm zu tragen hatte,        troffenen Entscheidung abbringen, und
wies starke Setzungsrisse auf und hing     laut Pfarrer Marz war das „ein großes
beträchtlich nach einwärts. Ein Neu-       Glück“, da Brunetti den Preis seines      Gleichzeitig wurden vier neue Glocken
bau war damit dringend erforderlich.       Angebots einhielt und auch sonst zu       gegossen und in der Gießerei in Kemp-
Pfarrer Bartholomäus Sedlmayr (1915–       keiner Klage Anlass gab.                  ten geweiht. Mit der Eisenbahn wurden
1925 Pfarrer) hatte bereits 109.000                                                  sie nach Altomünster transportiert, wo
Mark für den geplanten Kirchenbau          Am 1. Juli 1926 begann man mit dem        sie ein festliches Pferdegespann abholte
gesammelt und beim örtlichen Dar-          Abbruch des alten Kirchenschiffs, und     und zum Untern Wirt nach Hohenzell
lehenskassenverein angelegt, aber die      am 20. Juli konnte der Grundstein für     brachte. Am Nikolaustag 1927 schließ-
Geldentwertung von 1923 machte das         das neue Schiff gelegt werden. Inner-     lich konnten die vier Glocken von
Geld praktisch wertlos. In dieser Situa-   halb von nur gut drei Monaten wurden      Hand in den Turm aufgezogen werden.
tion kam im Februar 1926 ein junger        das neue Kirchenschiff samt Vorhaus       Sie waren eine Stiftung der Schneider-
Pfarrer nach Hohenzell, Georg Marz.        und eine neue Kirchentreppe aufge-        bauerngeschwister Franz Xaver und
                                           baut. Während es vorher monatelang        Kreszenz Holzmüller. An Sylvester
Bau des Kirchenschiffs 1926                geregnet hatte, herrschte während der     1927 um Mitternacht schlug zum er-
                                           Bauarbeiten durchgehend gutes Wetter.     sten Mal die neue Kirchenuhr.
Obwohl kein Geld mehr vorhanden            So konnte Weihbischof Dr. C. Reth am      Im November 1927 wurde auch das im
war, packte Pfarrer Marz die Aufga-        24. Oktober bereits die Kirche einwei-    sogenannten „Vorhäusl“ (Eingangsbe-
be sofort an. Mit seiner freundlichen      hen. Zur Feier waren zahlreiche Geist-    reich) errichtete neue Kriegerdenkmal
und gewinnenden Art schaffte er es,        liche aus der Umgebung sowie Polit-       für die Gefallenen des Ersten Welt-
die Unterstützung der gesamten Pfarr-      prominenz aus Aichach erschienen.         kriegs eingeweiht. Dass man zwanzig
gemeinde zu erhalten. Zusammen mit         Der Kirchenchor aus Lenzfried, der        Jahre später zwei weitere Tafeln werde
Bürgermeister Mathias Schuri nahm          früheren Wirkungsstätte von Pfarrer       aufhängen müssen für die Gefallenen
er eine Haussammlung vor, es wurden        Marz, war in voller Besetzung aus dem     des Zweiten Weltkriegs, konnte noch
4.500 Mark gezeichnet. Vom Bischöfli-      Allgäu angereist, um die Weihe festlich   niemand ahnen.
chen Ordinariat Augsburg traf ein Zu-      zu gestalten.
schuss von 2.000 Mark ein. So war ein                                                In den Jahren bis 1929 wurde die In-
kleiner finanzieller Grundstock gelegt.    Fertigstellung der Kirche                 nenausstattung der Kirche fertigge-
Es wurde ein Bauausschuss gewählt,         1927 bis 1929                             stellt: Kommunionbank, Chorstühle,
dem neben Pfarrer, Bürgermeister und                                                 Kanzel, Kreuzweg sowie die renovier-
Kirchenpfleger Andreas Harner noch         Die Kirche war damit noch nicht fertig.   ten und mit neuen Figuren ausgestat-
acht weitere Personen angehörten. Man      Im Frühjahr 1927 wurde der renovierte     teten Seitenaltäre. Die Decke erhielt
beschloss, das Schiff der alten Kir-che    barocke Hochaltar wieder eingebaut,       zwei Gemälde, die Szenen aus dem
abzubrechen und in größerer Form neu       eine Spende des Tödtenrieder Pfarrers     Leben des Kirchenpatrons zeigen: die
zu errichten. Der gotische Ostchor soll-   Alfons Kapfhammer, der 1903 bis 1914      Weihe des hl. Stephanus zum ersten
te erhalten, aber neu unterfangen und      selbst Pfarrer in Hohenzell gewesen       Diakon und seine Steinigung.
entfeuchtet werden. Gegen den Ein-         war. Im Herbst begann man, den neu-
spruch des Denkmalpflegeamts wurde         en Kirchturm zu errichten. Turmknopf      Durch zahlreiche große und kleine
der alte Chorbogen abgebrochen und         und -kreuz wurden von den Hohenzel-       Spenden, durch eifrige unentgeltliche
mit größerer Öffnung neu aufgebaut,        ler Burschen gestiftet. Der untere Teil   Mitarbeit der Pfarrbevölkerung und
um die Sicht aus dem ganzen Kirchen-       des Turms konnte wegen des einbre-        durch Aufnahme eines Darlehens war
schiff auf den Hochaltar sicherzustel-     chenden Winters nicht mehr verputzt       es so innerhalb von vier Jahren möglich
len.                                       werden, was 1928 nachgeholt wurde.        geworden, eine Kirche zu bauen, die
                                                                                     die Pfarrgemeinde zu Recht stolz sein
                                                                                     konnte.

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