Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
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Kulturspiegel Altoland Ausgabe 54 Januar 2020 Kommunalwahl 2020 50 Jahre Hohenzell 1926–1933 Die Glocken Unser „Dachauer Forum“: in der Chronik von der Kapelle in Partnerschafts- 1969 - 2019 Pfarrer Marz Stumpfenbach jubiläum in Bildern Mit Vereinsnachrichten & VHS-Programm Frühjahr/Sommer 2020
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Liebe Leserinnen und Leser, die Redaktion wünscht Ihnen allen ein gutes Neues Jahr 2020. Diesmal können wir mit neun Bei- trägen aufwarten. Es geht zunächst um die bevorstehende Kommunalwahl, der auch das Titelbild geschuldet ist, um „50 Jahre Dachauer Forum“, um die Trachten- und Gwandsammlung von Ros- marie Henkel, um den Berliner Maler Bernd Schwarting, der im Museum ausstellen wird, um eine wieder aufgetauchte Hohenzeller Pfarrchronik von 1926 bis 1933, um die Glocken der Kapelle in Stumpfenbach, um „Kleinberghofen und Ludwig Thoma“, dann um unser Partnerschaftsjubiläum und schließlich um einen kritischen und anregenden Beitrag von Gerhard Gerstenhöfer mit dem Titel „Alles kaputt?“. Beachten Sie die Ankündigungen unserer Kulturvereine und natürlich das große Halbjahrespro- gramm der VHS Altomünster. Noch eine Bitte: Sollten Sie den Kulturspiegel Ende Januar nicht erhalten haben, wenden Sie sich bitte an das Infobüro im Rathaus. Dort erhalten Sie Ersatz. Offensichtlich gibt es Probleme mit der Zustellung. Ohne die Inserate unserer Gewerbetreibenden hätte auch dieses Heft nicht erscheinen können. Ihnen gilt unser größter Dank. Wir bitten um Beachtung. Ihr Redaktionsteam IMPRESSUM: Inhaltsverzeichnis Der Kulturspiegel Altoland erscheint zweimal jährlich. Textbeiträge: Die Zeitschrift wird im Bereich der Region Altoland kostenlos an alle Auf zur Kommunalwahl 2020!......................…................................. 4 Haushaltungen verteilt. Sie wird durch 50 Jahre „Dachauer Forum“: 1969 - 2019......................….............. 6 Anzeigen finanziert. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Firmen, die dies Die Sammlung Rosmarie Henkel im Museum......................…........ 8 ermöglichen. Museum: Bernd Schwarting zeigt neue Werkreihe........................ 10 Herausgeber: Hohenzell 1926–1933 in der Chronik von Pfarrer Marz.....................11 die Marktgemeinde und die Volkshochschule Altomünster Die Glocken der Kapelle in Stumpfenbach......................…........... 13 Redaktion: Kleinberghofen und Ludwig Thoma......................…...................... 15 Prof. Dr. Wilhelm Liebhart MA Tanja Fischer Unser Partnerschaftsjubiläum in Bildern......................…............... 16 Monika Mehlert „Alles kaputt?“......................…....................................................... 18 Layout: EUMWA......................…................................................................ 22 Dipl.-Designer (FH) Peter Seiler Anschrift: Kulturspiegel Altoland Programme der Vereine: (Informationsbüro im Rathaus) Informationsbüro der Marktgemeinde Altomünster ......................….3 Marktplatz 7 85250 Altomünster Dachauer Forum............................................................................ 24 Tel.: 08254 / 9997-44 Theatergruppe Altomünster............................................................ 26 kulturspiegel@altoland.de Auflage: Ortsverschönerungsverein............................................................. 26 5.000 Exemplare Gesangverein Frohsinn / Altochor.................................................. 26 Bankverbindungen: Katholischer Deutscher Frauenbund ..............................................26 Sparkasse Dachau, IBAN: DE55 7005 1540 0000 3762 69 Museums- und Heimatverein......................................................... 27 BIC: BYLADEM1DAH Kolpingfamilie................................................................................. 27 RV-Bank Dachau, Kulturförderkreis............................................................................. 27 IBAN: DE47 7009 1500 0003 0355 73 Gemeindebücherei......................................................................... 27 BIC: GENODEF1DCA vhs-Altomünster............................................................................. 30 Für die Inhalte der Beiträge sind die vhs-Hilgertshausen-Tandern.......................................................... 49 Verfasser verantwortlich. Kulturspiegel Altoland 1 Ausgabe 54, Januar 2020
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Informationsbüro der info-buero@altomuenster.de Marktgemeinde Altomünster www.altomuenster.de Marktplatz 7 Mo + Di 09-13 u. 15-17 Uhr 08254/9997-44, Mi - Fr 10-13 u. 15-18 Uhr 08254/9997-744 Fax Sa 10-14 Uhr , Markttermine Termine Fastenmarkt Theaterball 05. April 2020 01. Februar 2020, 20 Uhr, Pfingstmarkt Kapplerbräusaal 01. Juni 2020 Magdalenenmarkt Frühjahrstheater 19. Juli 2020 „Der blaue Kruag“ 28., 29.03 und 03., 04., 05.04. Beginn: Fr./Sa.: 20 Uhr, Jeden Sonntag um So.:18:30 Uhr, Kapplerbräusaal 14 Uhr allgemeine Kirchenfhrung Frühjahrskonzert Altochor 03. Mai 2020,15 Uhr, Kapplerbräusaal Jazzfrühschoppen 21.05.2020, 11 Uhr, im Hof unter den Kastanien am Kapplerbräusaal An Markttagen um 13.00 Uhr Marktfest 4. und 5. Juli 2020 Offener Senioren- Treffen der treff des AWO Senioren im Club 50+ Seniorenwohnen Gemeinschaftsraum Betreutes Wohnen Altoland: jeden 1. Mittwoch jeden Dienstag im Monat um 14.30 Uhr um 14.00 Uhr Gemeindecafé Gemeindebücherei der ev. Kirchengemeinde im evangelischen Bilderbuchkino Gemeindezentrum & Geschichtentreff immer am letzten Samstag Termine siehe Seite 27 von jedem ungeraden Monat jeweils um 15 Uhr Kulturspiegel Altoland 3 Ausgabe 54, Januar 2020
Auf zur Bestehen hätte feiern können. Die Sudeten- deutsche Aloisia Domabyl konnte 40 Grün- Kommunalwahl 2020! dungsmitglieder gewinnen! 1949 belief sich in der Altgemeinde Altomünster der Ver- Von Wilhelm Liebhart trieben- und Flüchtlingsanteil an der Be- völkerung auf rund 37 %. Trotzdem stellte Alle sechs Jahre sind wir aufgefordert, zur die SPD nur einen Gemeinderat. Warum? Kommunalwahl, zur Wahl des Gemeinde- Weil die Vertriebenenpartei GB/BHE auch rats und des Kreistags zu gehen. Verbun- einen Kandidaten aufstellte, der gewählt den ist damit im Normalfall auch die Wahl wurde. Nicht alle Heimatvertriebenen wa- des 1. Bürgermeisters und des Landrats. ren also SPD-Wähler. Zu ihrer „Hochzeit“, So auch 2020. Nebenbei: Nur Erdweg und in den Jahren 1972 bis 1978, stellte die SPD Hilgertshausen-Tandern wählen in diesem mit Eberhard Moritz, Josef Simm und Ar- Jahr keinen Bürgermeister. min Rößler, drei Gemeinderäte. Seitdem wurden von beiden Seiten angesprochen, gab es nur noch ein bis zwei Mandatsträger, lehnten ab oder entschieden sich. Nach Wer darf wählen? zuletzt einen, der die SPD verließ und sich welchen Kriterien wurde vorgegangen? den Freien Wählern anschloss. Übertrit- Allgemein ist zu sagen, dass man bekannte, Jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat te von der SPD zur FWG erfolgten mehr- vertrauenswürdige, zuverlässige und glaub- und vor dem 15. Januar 2020 in die Ge- fach. Interessant: 1984 stellte die SPD gegen würdige Kandidaten aus allen Altgemein- meinde zugezogen ist, darf wählen, auch Bürgermeister Anton Hofberger jr. (CSU) den suchte. jeder EU-Bürger, wenn er will und dies eine Gegenkandidatin auf, die 20 % der im Rathaus beantragt. Kommunalwahlen Stimmen erhielt! Mittlerweile hat sich der FWG-Liste erreichen meist nicht die Wahlbeteiligung SPD-Ortsverband aufgelöst und kann des- wie die Wahlen zum Land- und Bundes- halb keine Kandidaten mehr aufstellen. Der Am 28. November 2019 kamen 221 Bürger tag. 2014 betrug die Wahlbeteiligung im Trend auf Bundes- und Landesebene, wie aus der gesamten Gemeinde im Kappler- Landkreis Dachau nur 54,7 %. Altomünster 2017 zu sehen, schlägt voll durch, was aber bräusaal zusammen, um einen Bürgermei- ist aber immer ein Ausreißer, weil es bei eine „Wiedergeburt“ nicht ausschließen sterkandidaten und Gemeinderatskandida- allen Wahlen eine über den Durchschnitt muss. Ein Blick in die Nachbargemeinde ten aufzustellen. Im Vorfeld hatten sich 20 liegende Wahlbeteiligung hat. Dies ist auch Erdweg zeigt ein anderes Bild: Der kleine Personen bereit erklärt, mit auf die Liste zu dieses Jahr zu erwarten, weil es mit Anton Ortsverband stellte dort im Dezember 2019 gehen. Auf der Versammlung, geleitet von Kerle (CSU) und Michael Reiter (FWG) wie eine Sechser-Liste für den Gemeinderat auf. Josef Obeser, hätte jedermann neu vorge- schon 2014 zwei Bürgermeisterkandidaten schlagen werden können, was aber nicht gibt. Und: Die Kandidatenlisten kündigen Überraschung: FDP da geschah. Die Reihenfolge auf der Liste wur- einen Generationenwechsel an, wie es ihn de basisdemokratisch nach einem Block- zuletzt wohl 1990 gegeben hat. Schon im Von mehreren Seiten wurde die Gründung wahlsystem ab Platz 2 bestimmt. Platz 1 war Vorfeld gibt es Überraschungen. eines Ortsvereins der Grünen und der AfD für den Bürgermeisterkandidaten Michael für 2019 vermutet. Dazu ist es bisher nicht Reiter reserviert worden, der mit knapp Konstanz und Wandel? gekommen, obwohl für beide Parteien aus- 100 % nominiert wurde. Nicht mehr zur reichendes Wählerreservoir vorhanden ist, Verfügung standen 2. Bürgermeister Josef Bleibt es in Altomünster dabei, dass sich wie die Wahlergebnisse auf Landes- und Wiedmann, was allgemein überraschte, Dr. in unserer Gemeinde nur die CSU und die Bundesebene von 2017 zeigen. Umso über- Bernhard Stöhr, Josef Obeser und Johannes FWG seit Jahrzehnten in der kommunal- raschender war deshalb die Gründung ei- Öttl. politischen Hauptverantwortung sehen? nes FDP-Ortsverbands im Mai 2019, mit Warum gibt es keine SPD mehr, keine Grü- der niemand gerechnet hat. Der Kreisver- CSU-Liste nen und keine AfD, aber eine FDP? Früher band der FDP startete seit 2018 eine regel- wären die Fragen leicht zu beantworten rechte Offensive und gründete neue Orts- Nicht nur CSU-Mitglieder, sondern auch gewesen mit dem Hinweis auf die homo- verbände in Peterhausen. Altomünster und interessierte Gäste kamen am 12. Dezem- gene, konservative, ländlich geprägte und Haimhausen. Im FDP-Ortsverband haben ber 2019 zur Nominierungsversammlung überwiegend katholische Bevölkerung. Seit vor allem Neubürger eine politische Heimat in den Maierbräu, darunter Landrat Stefan geraumer Zeit beobachten wir einen stärker gefunden. Ihre Themen sind Gemeindeent- Löwl als Wahlleiter. 28 Parteimitglieder wa- werdenden Zuzug von außen, wodurch un- wicklung, Bildung und Schule, Jugendar- ren wahlberechtigt und stellten eine Liste sere Gemeinde weiterhin wächst und sich beit, Familie und Digitalisierung. Die FDP auf. Die CSU hat unter der neuen Vorstand- in ihrer gesellschaftlichen Zusammenset- tritt mit einer Siebener-Liste an. Sechs ihrer schaft die Zeichen der Zeit erkannt und zung verändert. Ausschlaggebend ist aber Bewerber wohnen im Hauptort. unter den ersten zehn Plätzen vier Frauen die Zahl der Zuwanderer. Wächst die Ge- und sechs Nichtmitglieder (!) platziert. meinde moderat, was in Altomünster der Die „Großen Zwei“ Insgesamt stehen sechs Frauen auf der Li- Fall ist, wirkt sich der Zuzug kommunalpo- ste. Dass der amtierende 1. Bürgermeister litisch entsprechend schwach aus. Am 28. November nominierte die FWG Anton Kerle einstimmig nominiert wurde, und am 12. Dezember 2019 die CSU ihre war zu erwarten gewesen. Alles andere hät- Keine Überraschung: SPD weg Kandidaten. Wie zu hören war, hatten so- te ihn beschädigt. Aber nun zwei Überra- wohl der neue CSU-Vorsitzende Christian schungen: 1. Auf der Gemeinderatsliste ste- Schauen wir kurz in die Vergangenheit: Schweiger als auch der FWG-Sprecher Hu- hen zwölf Nichtmitglieder und 2. der CSU- Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten bert Güntner durchaus Probleme, um je- Vorsitzende Christian Schweiger selbst Vertriebene und Flüchtlinge 1948 den Orts- weils 20 Kandidaten zusammenzubringen. kandidiert nicht! Er war bereits von 2008 verband der SPD, der 2018 sein 70-jähriges Aber: Sie schafften es. Übrigens: Manche bis 2014 Ratsmitglied gewesen. Er kandi- 4 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 54, Januar 2020
vier Bewerber! Oberzeitlbach verwundert, Veranstaltungsräume sind trotz unserer da dort mit einem Bürgerhaus ein größe- Gasthäuser und dem evangelischen Ge- res Projekt in Planung ist. Man könnte die meindezentrum rar. Warum nicht ein Bür- Analyse weitertreiben und fragen: Gibt gerhaus? Aber wo? Zwei Ideen hätte ich. es Arbeiter? Wieviel Angestellte? Wieviel Eine davon ließe sich im Klosterareal ver- Selbständige? Wieviel Studierte? Wie viele wirklichen. hauptberufliche Landwirte? Und so weiter. Nicht allen, aber vielen Bürgern liegt die Aufgaben der Zukunft Zukunft des Klosters am Herzen. Dass hier nach dem Abtransport von über 2000 Detaillierte Programme der Gruppierungen Kunstobjekten und nach einer ersten Bau- bzw. über Allgemeinplätze hinausgehen- untersuchung trotzdem so schnell nichts de Aussagen der Bürgermeisterkandidaten vorangehen wird, kann man angesichts der diert aber auf der CSU-Kreistagsliste. Nicht liegen noch nicht vor, so dass ich hier nur Aufgaben der Erzdiözese, die in den letz- mehr kandidierten auch 3. Bürgermeister meine eigenen (!) Gedanken ausbreiten ten Jahren fünf Klöster übernehmen mus- Wolfgang Graf, der am 13. Dezember die kann. Sie betreffen nur Altomünster selbst. ste und den Domberg in Freising saniert, Bürgermedaille erhielt, Wolfgang Grimm, Das maßvolle Wachstum hat sich bewährt. verstehen. Es stehen 40 Millionen Euro Karl Reiter, Maria Riedlberger und der Dennoch brauchen wir weiteren bezahlba- Sanierungskosten im Raum! Die Pfarrei Apotheker Dr. Stephan Schultes. ren Wohnraum, wobei sowohl der Bau von braucht dringend Räume, besser noch ein Einfamilienhäusern für junge Familien als Pfarrzentrum, was sich im sogenannten Noch zwei Besonderheiten sind erwäh- auch sozialer Wohnungsbau zusammen mit Klosterstadel schneller als im Kloster selbst nenswert: Claudia Geisweid, die von 2002 der Wohnbaugesellschaft des Landkreises verwirklichen lassen würde. Hier müssen bis 2013 für die SPD im Rat saß, und 2014 möglich sein muss. Im letzteren Fall muss Gemeinde und Pfarrei an einem Strang zie- bei den Freien Wählern kandidierte, ist jetzt die Gemeinde das Erstbelegungsrecht ha- hen. Für die Idee, das Museum, das ja ein auf dem prominenten Platz sechs der CSU- ben. Dass im Hauptort nachverdichtet wer- Klostermuseum ist, ins Kloster selbst zu Liste zu finden. Hintergrund ist, dass man den muss, liegt auf der Hand. Angesichts verlegen, interessiert bisher niemanden und sie gerne wieder als Kulturreferentin sehen der sprunghaft steigenden Quadratmeter- wird auch von der Gemeinde nicht verfolgt. würde. Sie organisiert jährlich den Europä- preise wird man Grundstücksbesitzer dazu Das ist mir unerklärlich, weil dann die bei- ischen Musikworkshop mit und stand 2009 kaum zwingen können. Zur Lebensqualität den Museumsgebäude im besten Zustand (Brauerzunft und 1. Barocktage) und 2013 junger Familien gehört zweifelsohne ein für die Gemeinde zur Verfügung stünden. (Eisenbahnjubiläum) den arbeitsintensiven Naturbad beim Hauptort. Die vor Jahren Festausschüssen vor. auf Bürgerversammlungen zu hörende Zu guter Letzt: Wie wird gewählt? ablehnende Kritik ist mir unverständlich. Namensträger alter Bauerngeschlechter Umsonst gibt es nichts. Es gibt vier, farblich unterschiedliche Wahl- haben – um im Bild zu bleiben – durchaus zettel, zwei kleine und zwei sehr große. „Erbhöfe“ im Rat. Die ehemals drei Riedl- Ein Verkehrsplan duldet keinen weiteren Die kleinen sind für die Wahl des Bürger- berger im Rat fanden jetzt in vier Schwei- Aufschub, wenn man am Marktplatz den meisters (gelb) und des Landrats (hellblau) gern Nachfolger, auch wenn sie selbst keine durchgehenden Verkehr am nicht unge- bestimmt. Der rosa Stimmzettel enthält Landwirte mehr sind. fährlichen Engpass zwischen dem Mai- die Gemeinderatskandidaten, der weiße erbräu und dem ehemaligen Kaufhaus die Kreistagskandidaten. Bei der Wahl des Vergleich CSU und FWG Lesti oder am Bahnhof den Kreuzungs- Bürgermeisters und Landrats genügt ein verkehr in vier Richtungen beobachtet einfaches Kreuz. Zeit braucht man für die Vergleichen wir beide Listen. Was haben und hautnah erlebt. Altomünster braucht Gemeinde- und Kreistagskandidaten. Für sie gemeinsam und worin unterscheiden sie eine früher schon mal angedachte Teil- den Gemeinderat dürfen wir 20 Stimmen sich? umgehung von Westen nach Osten, um vergeben, maximal pro Bewerber drei (Ku- die Situation am Marktplatz zu entschär- mulieren). Aber aufgepasst: Wer mehr gibt, Das Durchschnittsalter beläuft sich bei fen, der unter Ensembleschutz steht. Das wählt ungültig! Wer weniger verteilt, aber beiden auf 43 Jahre. Wie sind die Frau- wachsende Gewerbegebiet muss endlich nicht! 70 Stimmen hat man für den Kreis- en vertreten? Hier hat die CSU mit sechs an die Staatsstraße 2047 angebunden wer- tag zur Verfügung! Auch hier Zeit lassen, Frauen gegenüber den drei Frauen der den, um Stumpfenbach/Deutenhofen bzw. um die Altomünsterer Vertreter auf allen FWG die Nase vorn. Wie ist der Hauptort Oberzeitlbach/Schauerschorn, aber auch Listen zu finden. Wer sich Arbeit ersparen vertreten? Bei beiden Gruppierungen stel- die Stumpfenbacher Straße mit dem Pfle- möchte, macht sowohl bei der Gemeinde- len sich jeweils acht Bürger zur Verfügung. geheim zu entlasten. Dorthin gehört ein rats- als auch Kreistagsliste nur oben ein Das bedeutet, dass die Gemeindeteile bzw. Kreisel. Der Grund dafür ist vorhanden, Listenkreuz. Aber: Man darf panaschieren, Altgemeinden insgesamt stärker vertreten auch wenn die Gemeinde dafür ein ange- d.h. von einer Liste zur anderen hin und her sind, obwohl sich die Zahl der Wähler im kauftes Wohnhaus opfern müsste. Dort- springen und sich seine Kandidaten her- Wesentlichen die Waage hält. Alle Altge- hin gehören auch keine Einrichtungen für aussuchen. Kommunalwahl ist Persönlich- meinden sind zum Teil mehrfach vertreten, Obdachlose. Dafür ist Platz im Bahnhofs- keitswahl! Dass die Auszähler viel Arbeit aber durchaus recht unterschiedlich! Es fällt areal selbst. Ein dringendes Problem stellt haben ist davon die Folge, aber nicht das auf, dass die ehemaligen Altgemeindesitze die Parkplatznot dar. Vielleicht schafft der Problem des Wählers. Beim Betreten des wie Oberzeitlbach und Kiemertshofen mit geplante zusätzliche Parkplatz am Bahnhof Wahllokals muss der Ausweis vorgezeigt keinem Kandidaten erscheinen. Oberzeitl- eine Entlastung, aber er wird eher weitere und die Wahlbenachrichtungskarte abgege- bach steht hinsichtlich der Einwohnerzahl Pendler anziehen. Schon heute sind knapp ben werden. aber an vierter Stelle in der Gemeinde. Aus die Hälfte der Parker am Bahnhof aus dem Unterzeitlbach dagegen stammen sogar Landkreis Aichach-Friedberg. Kulturspiegel Altoland 5 Ausgabe 54, Januar 2020
50 Jahre über den christlichen Glauben. Auch eine Reihe von Fortbildungen finden die Besinnung auf christliche Bräuche statt zum Beispiel für Referenten und „Dachauer Forum“: und Traditionen fällt in diesen Bereich Referentinnen. Auch weitere Qualifi- 1969-2019 ebenso wie die Begleitung von Men- zierungskurse gehören hierher. schen in Zeiten des Abschieds und der Von Annegret Braun Trauer. Vereinsgründung Das „Dachauer Forum“ ist nicht nur Familie und Partnerschaft Die Geburtsstunde des Forums war am im Landkreis Dachau, sondern weit 17. April 1969. Die vier katholischen darüber hinaus als ein katholisches Bil- Beziehungen sind heute sehr fragil. Pfarreien der Stadt Dachau – St. Jakob, dungswerk bekannt, das sich in Kirche, Dem „Dachauer Forum“ ist es deshalb Mariä Himmelfahrt, St. Peter und Hl. Politik und Gesellschaft einbringt, mit- wichtig Beziehungen zu stärken. Das Kreuz – gründeten diesen Verein zur diskutiert und mitgestaltet. 2019 ist das beginnt in der Familie. Zeit miteinan- Erwachsenenbildung. Der erste Vor- „Forum“ 50 Jahre alt geworden und fei- der zu verbringen und sich Kompe- sitzende des Vereins war der Stadtrat erte sein Jubiläum in Dachau. Zu die- tenzen anzueignen sind wichtige Vor- Alfred Kindermann. Das „Dachauer sem Anlass soll in einem historischen aussetzungen dafür. Man bietet Eltern- Forum“ war eines der ersten Kreisbil- Streifzug gezeigt werden, wie aus den Kind-Gruppen und Kurse für Paare an, dungswerke in der Erzdiözese Mün- kleinen Anfängen das wurde, was es um Familien und Partnerschaften zu chen und Freising. Der Impuls kam von heute darstellt. unterstützen. einigen engagierten Christen, die den frischen Wind des II. Vatikanischen Vielfalt des Bildungsprogramms Gesundheit und Gedächtnis Konzils aufgreifen wollten. Der Auftrag des Konzils lautete, den Dialog der Kir- Im Folgenden soll zunächst ein Über- Die Menschen werden immer älter, che mit der Welt zu verwirklichen. Das blick über die verschiedenen Bildungs- deshalb ist es wichtig, das Alter bewusst setzte das Dachauer Forum um, indem bereiche „Zeitgeschehen und Zeitge- zu gestalten und für die Gesundheit zu es Themen erarbeitete, die Bildungsbe- schichte“, „Religion – Sinn – Orien- sorgen. Das „Forum“ bietet durch Ge- auftragte in die einzelnen Pfarrgemein- tierung“, „Familie und Partnerschaft“, dächtnistraining, Bewegungsübungen den hineintrugen. Woher der Name „Gesundheit und Gedächtnis“, „Kunst und Entspannungskurse Unterstüt- „Dachauer Forum“ kommt, kann heute und Kultur“ sowie „Wissen und Wei- zung, um physisch und mental fit zu nicht mehr genau gesagt werden. Mög- terbildung“ gegeben werden. bleiben. Zudem gibt es auch Kurse, um licherweise war die Arbeitsgemein- als Seniorenbegleiter ältere Menschen schaft Gröbenzell ausschlaggebend, die Zeitgeschehen und Zeitgeschichte in ihrem Alltag zu unterstützen. Dazu 1968 ihr Programm unter dem Namen gehört auch das Seniorenstudium in „Forum Gröbenzell“ herausgab. Auch Die Veranstaltungen in diesem Bereich Dachau. in Fürstenfeldbruck wählte man bei der zielen darauf ab, die nationalsoziali- Gründung 1972 den Namen „Brucker stische Vergangenheit aufzuarbeiten, Kunst und Kultur Forum“. Der Name „Dachauer Forum“ Menschen darüber zu informieren war gut gewählt, denn ein Forum ist ein und dazu beizutragen, aus der Ge- Im „Seniorenstudium“, in dem sich un- offener Ort für alle. Jeder kann kom- schichte zu lernen, damit sie sich nicht ter Leitung von Veronika Winkler nicht men und mitdiskutieren. Dieser Name wiederholt. Deshalb bietet das Forum nur Senioren einfinden, wird ein sehr lässt auch eine offenere Themengestal- qualifizierte Führungen in der KZ-Ge- vielfältiges und abwechslungsreiches tung zu. Schon von Anfang an standen denkstätte Dachau und forscht über die Programm zur Kunst- und Kulturge- die Menschen im Mittelpunkt. „Bei uns Vergangenheit. Im „Gedächtnisbuch“ schichte Bayerns, Deutschlands und ist Begegnung“ wurde der Leitsatz, ba- werden Biografien ehemaliger Häft- Europas angeboten. Der „Poetische sierend auf der Aussage des Religions- linge erarbeitet und veröffentlicht. Die Herbst“, der alle zwei Jahre stattfin- philosophen Martin Buber, der sagte: „Geschichtswerkstatt“ forscht über das det, bietet in Zusammenarbeit mit der „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Lager und den Landkreis sowie über Kreisheimatpflege eine Reihe kultu- die Nachwirkungen des Nationalsozia- reller Veranstaltungen zu einem be- Programmgeschichte lismus in der Nachkriegszeit und im stimmten Thema. Initiiert hat ihn der Wirtschaftswunder. Ausstellungen und ehemalige Kreisheimatpfleger Dr. Nor- Die Programmgeschichte zeigt, dass Bücher dokumentieren die Ergebnisse bert Göttler. Das Projekt ersetzte die das „Forum“ immer am Puls der Zeit der Geschichtswerkstatt. In diesen Be- traditionellen „Kreiskulturtage“ und war, gesellschaftliche Entwicklungen reich fällt auch Flüchtlingsarbeit, die wird mittlerweile von der Kreisheimat- wahrnahm und darauf reagierte. Die die Integration von Geflüchteten för- pflegerin Dr. Birgitta Unger-Richter Verantwortlichen des Programms frag- dern soll. fortgesetzt. ten nach den Bedürfnissen der Men- schen. Glaube, Sinn und eine werteo- Religion – Sinn – Orientierung Wissen und Weiterbildung rientierte Ausrichtung waren grund- legend für die Programmgestaltung. In unserer Zeit, in der die Frage nach Lebenslanges Lernen ist heute eine Aus der unübersehbaren Vielfalt der Lebenssinn viele Menschen beschäf- elementare Voraussetzung, um am 50-jährigen Geschichte des Dachauer tigt, bietet das „Forum“ eine Vielzahl an schnellen Wandel der Welt teilhaben Forums können bei diesem Streifzug Veranstaltungen, die diese Fragen auf- zu können. Deshalb wird Wissensver- nur einige wenige Schwerpunkte ge- greifen und Orientierung geben. Dazu mittlung in den einzelnen Pfarreien nannt werden. In den Anfängen war gehören offene und kritische Gesprä- angeboten und die Weiterbildung von das Hauptanliegen des „Dachauer Fo- che über Zeit- und Lebensfragen und Bildungsbeauftragten gefördert. Auch rums“, die Erneuerungsbewegung des 6 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 54, Januar 2020
II. Vatikanischen Konzils in die Pfar- Der Grundstein eines weiteren wich- Geschichtswerkstatt reien hineinzutragen. Biblische The- tigen Projektes wurde 1984 gelegt: Die men standen deshalb im Zentrum des Betreuung von Besuchergruppen in der Auch die Geschichtswerkstatt im Land- Interesses, aber auch Reflexionen über KZ-Gedenkstätte. Dies wurde zu einer kreis Dachau, unter der Leitung von das Christsein, wie in dem Seminar Herzensangelegenheit des Dachauer Sabine Gerhardus und Dr. Annegret „Die Freiheit des Christen“. Zugleich Forums. Lange bevor es eine Pädago- Braun, wurde zu einer festen Einrich- bemühte sich das „Forum“ als Katho- gische Abteilung in der Gedenkstätte tung. 2009 wurde der Antrag geneh- lisches Erwachsenenbildungswerk, ein gab, in einer Zeit, als die Gedenkstät- migt und die ersten drei geplanten Pro- breites Bildungsprogramm aufzustellen tenarbeit noch ein Stiefkind in der Po- jekte konnten umgesetzt werden. Nach und möglichst alles abzudecken. Es gab litik war, begann das Dachauer Forum, einem Ausbildungskurs, der von Prof. berufliche Kurse wie Maschinenschrei- BesucherbetreuerInnen auszubilden. Dr. Wilhelm Liebhart und dem 2019 ben und Stenographie oder eine Red- Heute ist die wichtige Bedeutung der verstorbenen Prof. Dr. Helmut Beilner nerschulung, außerdem Sprachkurse Gedenkstätte politisch unumstritten. konzipiert und durchgeführt wurde, für Englisch, Französisch, Spanisch entstanden Ausstellungen zur Lebens- und Italienisch. Auch dass die Dorfstruktur sich ändert, situation im Landkreis während der nahm das Dachauer Forum wahr und Nachkriegszeit und des Wirtschafts- Themenbereiche reagierte mit Veranstaltungen. 1985 wunders. Auch drei Aufsatzbände zur wurde an zwölf Orten eine Diskussi- Geschichte des Landkreises und seiner Die Veranstaltungsangebote waren sehr onsreihe mit dem Titel „Gemeinde Gemeinden in den 1940er und 1950er vielseitig, wie die Titel zeigen: „Misch- wohin?“ durchgeführt. Jahren wurden von der Geschichts- ehe – Religiöse Belastung und Chance werkstatt herausgegeben. (1970)“, „Kosmetikkurs – Die gepflegte In den 90-er Jahren bekam die christli- Frau steigt im Ansehen“ (1971), „Tief- che Arbeit ein neues Gewicht, weil das Flüchtlingsarbeit kühlen – eine ideale Lösung der Frisch- Team des „Forums“ durch einen pasto- haltung“ (1973), „Selbstmord mit Mes- ralen Mitarbeiter verstärkt wurde, den Auf die aktuelle gesellschaftliche Pro- ser und Gabel – Ernährung“ (1973). Sie das Ordinariat für die Erwachsenen- blematik der Zuwanderung reagierte geben einen Einblick in die damaligen bildung freistellte: Peter Heimann. Die das Dachauer Forum mit mehreren Fragen. Manche Themen, wie „Kann Ökumene war sein wichtiges Thema. Bildungsveranstaltungen zum Thema ich mir mein Glück kaufen?“ von 1971 „Flucht und Asyl“. 2016 beschloss der sind so zeitlos, dass sie auch heute noch Gesprächsreihen Hauptausschuss, die Bildungsarbeit in im Programmheft stehen könnten. dem Bereich Bildung und Flüchtlinge Das „Dachauer Forum“ agierte nicht auszuweiten, um dem steigenden Be- Die Familie stand bei der Programm- hinter verschlossenen Türen in Semi- darf in der Flüchtlingsarbeit gerecht planung ganz besonders im Blickpunkt narräumen und Pfarrsälen, sondern zu werden. Dabei entstanden ist unter des Interesses. 1979 entstand ein Pro- brachte sich in öffentlichen Diskus- anderem die Qualifizierung zum Kul- gramm, das bis heute noch sehr ge- sionen mit Denkanstößen ein. Die turdolmetscher. Das innovative Pro- fragt ist: das Eltern-Kind-Programm, „Arnbacher Gespräche“ mit dem Ka- jekt wurde in Kooperation mit dem kurz EKP®. Ende der 90er Jahre war tholischen Landvolk bekamen große Bildungszentrum Kardinal-Döpfner- die Nachfrage besonders groß. Es gab Aufmerksamkeit im Landkreis. Und Haus Freising und der Caritas Dachau lange Wartelisten. Man reagierte dar- auch die „Stadtgespräche“ waren ein neu entwickelt. auf und entschied, anders als andere Diskussionsforum für aktuelle, brisan- Bildungswerke, trotz höherer Kosten te Themen, wie zum Beispiel „(Lokal) Bildungsbeauftragte in den Pfarreien mehr Gruppen anzubieten. Im Land- Presse als vierte Gewalt?“. kreis war das EKP® deshalb für viele Dieses vielfältige Programm wird Familien mit kleinen Kindern die er- Gedächtnisbuch durch die Bildungsbeauftragten in ste Anlaufstelle. Es diente nicht nur die Pfarrgemeinden gebracht. Ihnen der Förderung von Kleinkindern und Ein weiteres wichtiges Projekt war und kommt eine wichtige Schlüsselfunktion Austauschmöglichkeiten für Eltern, ist das Gedächtnisbuch unter der Lei- zu, denn sie bilden den Verbindungs- sondern auch eine gute Möglichkeit tung von Sabine Gerhardus. Die Ge- kanal zwischen der Geschäftsstelle des für Zugezogene, in ihrem Wohnort dächtnisblätter über Häftlinge des KZ „Forums“ und den Menschen, die die heimisch zu werden. Dieses Jahr kann Dachau wurden zu einer großen Er- Veranstaltungen besuchen. Zu ihren das EKP® auf eine 40jährige Erfolgsge- folgsgeschichte, aus der auch die inter- vielfältigen Aufgaben gehören die Aus- schichte zurückblicken und ebenfalls nationale Wanderausstellung „Namen wahl, Planung und Organisation von sein Jubiläum feiern. statt Nummern“ hervorging – in sechs Veranstaltungen, die Öffentlichkeits- Sprachen! 2010 war sie an 14 Orten in arbeit und der Austausch im Team von 1987 nahm das Bildungswerk das Al- Deutschland, Großbritannien und der der Geschäftsstelle, dem Dekanat und ter unter vielfältigen Aspekten in den Ukraine zu sehen, 2011 ging sie in die den Bildungsbeauftragten aus den an- Blick. Zu der Reihe „Das Alter geht uns USA. Vor allem Schüler weiterführen- deren Pfarreien. In der Pfarrei Alto- alle an“ gab es Arbeitskreise mit Impul- der Schulen beteiligen sich daran. Zum münster kümmern sich Gertraud Wag- sen von hochkarätigen Referenten und Beispiel hat die Schülerin Annalena ner und Angela Loibl, im Pfarrverband Referentinnen. Alter und sinnerfülltes Elsner im Kulturspiegel 48 (2017) 8-9 Erdweg Matthias Tittel, in Hilgerts- Leben bis zuletzt, zog sich durch die ihr Gedächtnisblatt über Pfarrer Paul hausen Rita Reisner, in Pipinsried Eli- ganze Programmgeschichte und ist Lachawietz veröffentlicht. sabeth Reiter und in Tandern Christa auch heute immer noch ein hochaktu- Wagner um das lokale Programm. elles Thema. Kulturspiegel Altoland 7 Ausgabe 54, Januar 2020
Gewinn der Heimat: des Landkreises Dachau und des Mu- te das Abschlusszeugnis nie mehr. Der seums- und Heimatvereins Altomün- Vater war der Schneider und Hoch- Die Sammlung ster ein Museum für ländliches Leben zeitslader Josef Schneller. Er war weit Rosmarie Henkel einzurichten, scheiterte. Das Vorhaben gereist, als Geselle sehr lange auf Wan- aber, nachfolgenden Generationen et- derschaft und später mit der Nähma- im Museum was über frühere Lebensverhältnisse zu schine an der Front in Russland. Nach vermitteln, verfolgte Rosemarie Henkel dem Krieg waren die Eltern die ersten, dennoch weiterhin in Form von jährli- die im Ort ansässig wurden, ohne vor- Von Monika Ständecke chen Sonderausstellungen im Rahmen her Grund dort besessen zu haben. der Pfarrfeste. Als Schneiderin nähte Stoffe für seine Schneiderei bekam der Das Museum Altomünster ist seit ei- sie auch Barockkleidung für Kinder- Vater in den ersten Jahren nach dem ner Inventarisierungsaktion im Win- tanzgruppen und kümmerte sich um Weltkrieg von „den Ungarn“, Flüchtlin- ter 2018/2019 der Aufbewahrungsort Kleider für die Theatergruppe. Sie be- gen, die in der Siedlung bei Wagenried der Stiftung Rosmarie Henkel, einer tätigte sich z. B. auch als Verfasserin untergekommen waren. Sie hatten die Sammlung von historischen Klei- und Ausstatterin eines Rollenspiels Stoffe mitgebracht – im Vergleich zu dungsstücken aus der Region um Al- über Dorfleben der Vergangenheit, anderer Habe ein leicht transportables tomünster. Die Stiftung, vollzogen am das sie mit „ihren“ Ministranten ein- Gut und brauchbar für den Tauschhan- 27. September 2019, war auch der An- studierte. Darin unterhielten sich in del. Der Vater holte sie sich und konn- lass, die schon zuvor im Museumsbe- moderne Dirndl gekleidete Kinder mit te dann damit für die Bauern nähen. sitz befindlichen Kleidungsstücke aus Kindern, die als „Lehrer“, „Pfarrer“, Dafür bekam er Naturalien, mit denen Haushalten in Altomünster offiziell ins „Pfarrköchin“ verkleidet waren. Aufge- sich wiederum tauschen ließ. Geld war Inventar zu übernehmen. Die Motiva- führt wurden die Szenen zum Beispiel kaum in Umlauf. Anfang der 1960er tion der Sammlerin und des Museums- auf Landfrauentagen des Bayerischen Jahre bauten die Eltern mit „Nichts“ vereins ist, auf diese Weise „Tracht“ zu Bauernverbandes. Für ihr vielfältiges ein kleines Haus für ihre Familie. Der bewahren, d. h. traditionelle Kleidung, Engagement in Pipinsried und darüber Bruder Rosmaries lernte ebenfalls der man Identifikationskraft beimisst. hinaus erhielt sie 2002 die Ehrennadel Schneider und war, wie sein Vater, als Zum Bestand gehört vorwiegend Fest- der Marktgemeinde Altomünster ver- Hochzeitslader unterwegs. tagskleidung für Frauen, weniger Män- liehen. ner- oder Alltagskleidung. Eine derar- Die Textilsammlung tige Verteilung ist typisch für museale Die Sammlerin Rosmarie Henkel Trachtensammlungen in Bayern. Fest- Der Museumsverein und sein Vorsit- tags- und Frauenkleidung steht vor je- Bei der Frage, wie das angefangen habe zender Wilhelm Liebhart wollten eine her stärker im Fokus als anderes, wenn mit der Sammlerei, muss Frau Henkel wissenschaftliche Erfassung (Inven- es um ländlich-bäuerliche Distinktion nicht lange überlegen. Das hat mit ihrer tarisation) der Sammlung, die online durch einen eigenen Kleidungsstil geht. Biographie, mit ihrer Berufstätigkeit als zugänglich gemacht werden sollte. Im Spannend ist so eine Sammlung jedoch Schneiderin und mit der Begeisterung Rahmen der Inventarisierungsaktion in weitaus mehr Bereichen, als nur in fürs Laientheater zu tun. Nicht zufällig wurden 345 Datensätze von mitun- dem der „Trachtengeschichte“. Sie hat ist ihr Sohn Wolfgang Henkel Regis- ter mehrteiligen Objekten zur Beklei- Aussagekraft hinsichtlich der Beklei- seur und Stückeautor bei der Theater- dungsgeschichte erfasst. Jeder Daten- dungs- und damit Kommunikations- gruppe Altomünster. Es fing mit einem satz dokumentiert ein Objekt mit Be- kultur, der Versorgungsstrukturen auf Kleid an, mit dem sie sich selbst gerne schreibung, Maß-, Technik-, Material-, dem Land, der Schönheitsideale, der kostümierte, um als Drehorgelspielerin Herkunftsangaben und durchschnitt- Nostalgiewelle der 1980er Jahre, der aufzutreten. Die Verzierungen hätten lich zwei Inventarfotos. Erreichbar sind Geschlechterrollen, des Umgangs mit sie begeistert und auch ihr berufliches die Datensätze über die Datenbank knappen Ressourcen und anderer As- Interesse an Trachten geweckt wie der VINO. Die Bereitstellung dieses Pro- pekte mehr. so genannten „Unterländer Tracht“ gramms und die sichere Speicherung und der in der Gegend noch lange ge- der Daten sind ein Service, den die Rosmarie Henkel und das Ehrenamt tragenen „bauscherten“ Tracht. Immer Landesstelle für Nichtstaatliche Mu- wieder gab sie Nähkurse, bei denen seen in München kostenfrei leistet. Rosmarie Henkel leitete von 1972 bis Dirndl und erneuerte Trachten genäht Die Daten sind auf diese Weise zen- 1999 den Gartenbauverein Pipinsried wurden. Was sie im Laufe der Jahre tral abgespeichert und von jedem Zu- und von 1990 bis 2010 den Pfarrge- dazu erzählte und vortrug enthält ein gangsberechtigten online abrufbar. Das meinderat. Sie engagierte sich im Rah- Leitzordner mit dem Titel „Auf die Programm ermöglicht Suchanfragen men der Dorferneuerung und besuchte Stöhr gehen“. Wie war der berufliche nach bestimmten Kleidungsstücken, die Dorferneuerungsschulungen in Werdegang? Er begann 1954 mit der Beschreibungstext, Vorbesitzern, ver- Kloster Plankstetten. Dort bekam sie Ausbildung zur Nähhilfe. Ihre Lehrerin wendetem Material, angewandter Her- Anregungen zur „geistigen“ Dorfer- fand, sie sei zu geschickt, um Helferin stellungstechnik u.v.m. Zugleich gibt es neuerung, d. h. sie erfuhr etwas über zu bleiben, empfahl ihr eine weiterfüh- Überblick darüber, wo sich die einzel- Sinn und Zweck von Einrichtungen rende Schule zu besuchen und Schnei- nen Objekte genau befinden – sei es in und Veranstaltungen im Ort wie Dor- derin zu lernen. Die Zwischen- und einer Ausstellung oder in einem der gut fladen, Backtag, Museum etc. Schließ- Abschlussprüfung als Herrenschnei- 70 Kartons im Depot im St. Birgitten- lich setzte sie sich stark für den Ausbau derin hat sie mit der Note 3 bestanden. Hof 5 (Museumsgalerie). Entsprechend der ehemaligen großen Pfarrökonomie Ihr Vater hat sich bei den Prüfern über können Ergebnislisten ausgedruckt mit Räumen für die Jugendarbeit ein. die „schlechte“ Note seiner Tochter be- werden oder Inventarblätter, die alle Ein weiterer Plan, mit Unterstützung schwert. Ihr war das gleich. Sie brauch- Angaben zu einem einzelnen Stück 8 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 54, Januar 2020
enthalten. Ergänzungen und Nachträge Textilobjekte gilt jegliche Beanspruchung der Gewe- sind jederzeit möglich. be weitestgehend zu vermeiden. Ge- 285 Objekte gehören zur Stiftung Ros- Vorhanden sind im Einzelnen: Ärmel, rade bei Objekten aus diversen Natur- marie Henkel, alle weiteren sind als Perlenbeutel, Blusen, Halbschürzen, materialien, auf denen sich auch gerne Leihgaben oder Geschenke in den davon knapp die Hälfte „Aichacher Rost, Insekten und Schimmelpilze breit Museumsbestand gekommen. Die Tracht“, Hemden, lange Lederhosen, machen, ist das ein Kunststück. Mit der Mehrzahl der Stücke stammt aus dem Hosenträger, Jacken, davon für Frauen Inventarisierung ist jedoch Wesentli- 20. Jahrhundert. Von den wenigen, 45 Schoßjacken und 13 ohne Schoß, ches angebahnt. Viele Informationen die ins 19. Jahrhundert datiert werden für Männer ein Gehrock, ein Jackett, über die Stücke lassen sich auf den können, kommen die meisten aus den dann ein Kapotthut, Kleider, davon 15 Datenblättern finden, ohne dass man letzten beiden Jahrzehnten vor 1900. Miederkleider, 3 Dirndl, ein Trachten- sie in die Hand nehmen muss. Vor- Bekannt und erfasst sind dazu 25 Vor- kleid, 2 Unterkleider, Kniestrümpfe, kehrungen für Ausstellungen – wie die besitzerinnen und Vorbesitzer. Sie wa- Knöpfe, ein Koller (getragen im De- Auswahl geeigneter Schaustücke, Figu- ren ansässig in Sielenbach, Pipinsried, kolleté), Krägen für die „Aichacher rinen etc. – können getroffen werden, Schiltberg, Kiemertshofen, Altomün- Tracht“, Kränze für Bräute, Latzschür- ohne im Bestand zu „wühlen“. Kartons ster, Unterweikertshofen, Gumpers- zen, Mäntel für Frauen, davon 2 „Seal“ schützen die Objekte vor Staub, Licht dorf, Stumpfenbach, Tandern, Hilgerts- und ein Trachtenmantel, Mieder (steife und Feuchtigkeitsschwankungen. Ide- hausen, Unterzeitlbach, Schmelchen, Schnürmieder), eine Mütze, Pantoffel, ale Raumfeuchtigkeit, Temperatur und Reichertshausen und Pfaffenhofen bei Pulswärmer, ein Regenschirm, Röcke, Sauberkeit in den Depoträumen ge- Wollomoos. Bei weiteren Objekten Schals, davon 2 Plüsch und ein Sei- währleisten, dass Schäden möglichst sind zwar nicht die Vorbesitzer, aber denjacquard, ein Paar Schnürschuhe, gering gehalten werden und ein Befall die Herkunftsorte wie Langenpetten- ein Paar Schnürstiefel, ein Paar Soc- frühzeitig erkannt wird. bach, Metzenried und Thalhausen be- ken, Hauben, davon 3 Bänderhauben, kannt. Im Wesentlichen handelt es sich 1 Pelzhaube und eine Tuchhaube zur Lohnend ist der Aufwand, wenn die um Oberkleidung für Frauen, getragen „Altenburger Tracht“, Tücher, verwen- Objekte zum „reden“ gebracht werden. im bäuerlichen Milieu der Umgebung det als Brust-, Schulter-, Kopf-, Hals- Wie z.B. wenn Textilien mit histori- und bekannt unter den Bezeichnungen tuch, ein Unterrock, Männerwesten aus schen Fotografien in Zusammenhang „Aichacher Tracht“ und „Unterländer Samt, 3 davon mit Münzknöpfen. gebracht werden: auch ohne, dass wir Tracht“. Nur wenige Stücke gehören wissen, wem ein Kleidungsstück gehör- zur Männerkleidung. Kinderkleidung Anspruchsvolle Museumsobjekte te oder wer genau auf einem bestimm- ist nicht vorhanden. Ebenfalls im Mu- ten Bild zu sehen ist, können die texti- seum aufbewahrt werden Konvolute Historische Textilien sind anspruchs- len Objekte Schwarzweiß-Bildern Far- zur „Dachauer Tracht“ und zur unga- volle Museumsobjekte – empfindlich, be einhauchen oder Portraits Textilien rischen Männer- und Frauentracht aus vergänglich und (nicht angezogen) ein „Gesicht“ geben. Kleidung umgibt dem Nachlass von Vertriebenen aus ziemlich unförmig. Man kann sie nicht Menschen, bestimmt ihr Auftreten und Ungarn. Die Konvolute konnten im einfach aufhängen oder zusammen ihre Bewegungen mit, geht an die Haut, Rahmen der Inventarisierungsaktion falten und ins Regal legen, wie wir das speist Vorstellungen, prägt Bilder. zumindest fotografisch erfasst werden. von unserer Kleidung gewohnt sind. Es Bauernstube in der Museumsgalerie. Kulturspiegel Altoland 9 Ausgabe 54, Januar 2020
Museum: Bernd Schwarting zeigt neue Werkreihe Von Susanne Allers „Altomünster ist ein strahlendes Juwel unter den kleineren Orten, die ich bis- her kennenlernen durfte“, schwärmt der international bekannte Künstler Bernd Schwarting. „Ich habe bei mei- nem ersten Besuch in Altomünster in Begegnungen und Eindrücken vor Ort viel Material für meine Malerei aufge- nommen“, erklärt der Maler, dessen Bilder sich in bedeutenden Sammlun- gen und Museen befinden. Lebensweg Schwarting ist 1964 in Stade bei Ham- burg geboren und aufgewachsen. Er studierte Malerei an der Hochschu- le der Künste in Dresden und an der Universität der Künste in Berlin in der Fachklasse von Professor Walter Stöh- rer. Bei ihm konnte er seine individu- elle Ausdrucksweise finden, trat mit ihm in künstlerischen Dialog und Aus- einandersetzung und wurde schließ- lich dessen Meisterschüler. Der Erhalt zahlreicher Stipendien und Kunstprei- se wie z.B. den begehrten „Premio der Golfo, Biennale Europea Arti Visive“ in Florenz kennzeichnen den weiteren Weg dieses Ausnahme-Künstlers. 2006 erhielt er eine Gastprofessur für Male- rei an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Schwar- ting lebt und arbeitet in Berlin. Altomünster Ausstellungen „Altomünster interessiert mich, ich fin- Er stellt in wichtigen Museen und Gale- de es faszinierend zu sehen, wie dieser rien in Europa, den USA und Asien aus Markt, eingebettet in eine wundervoll und ist mit seinen Werken auf interna- bewegte Landschaft mit ihren Men- tionalen Kunstmessen zu Gast und in schen darin über Jahrhunderte hinweg bedeutenden Sammlungen zeitgenös- durch die Entwicklung des Birgitten- sischer Kunst vertreten. Die Kunsthalle klosters geprägt wurde.“ Vom 5. April in Emden, das Osnabrücker Kunstmu- bis 26. Juli 2020 wird Schwarting als seum, die Marburger Kunsthalle sowie Hommage an Altomünster im Muse- das Museum Moderner Kunst in Passau um Altomünster seine neuen Bilder (Stiftung Wörlen) richteten Schwarting zeigen. Hier werden in flammender bereits umfangreiche Einzelausstellun- Intensität und leuchtendem Kolorit gen seiner Bilder aus. Im Umkreis von ganz neue groß - und kleinformatige Schwarting werden gerne immer wie- Gemälde, übermalte Kaltnadelradie- der vergleichbare Maler wie Vincent rungen und Malerei auf Papier der ak- van Gogh, Anselm Kiefer oder auch tuellen Werkreihe zu sehen sein. Wir William Turner, der großmeisterliche dürfen gespannt sein, in welcher Weise Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, Schwarting malerisch den Ort und sei- genannt. Schwarting wird unterstellt, er ne Menschen darin thematisiert hat. male schließlich in ähnlicher Intensität Die Vernissage im Museum Altomün- und in einer originären, einzigartigen ster findet am Sonntag, 5. April um 15 Malweise, die ihresgleichen sucht. Uhr statt. 10 Kulturspiegel Altoland Ausgabe 54, Januar 2020
Kirchenbau zwischen Beteiligte Handwerker Inflation und Welt- Als Architekt wurde Josef Elsner aus wirtschaftskrise: München bestimmt. Den Auftrag zu den Maurerarbeiten erhielt die Baufir- Hohenzell 1926–1933 ma Theobald Brunetti aus Odelzhau- sen. Nach Aussage von Pfarrer Marz in der Chronik von war er der billigste und der beste. Die Pfarrer Marz bei der Ausschreibung unterlegene Firma Schall aus Altomünster ver- Von Stefan Schleipfer suchte nachträglich, die Entscheidung anzufechten und schaltete dazu die Die alte Hohenzeller St.-Stephanus- Presse (Aichacher Kurier) und den Kirche, ein Bau aus gotischer Zeit, war Baugewerbeverband ein. Sie warf der zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Kirchenverwaltung Hohenzell „un- Pfarrgemeinde zu klein geworden und deutsches Wesen“ vor, da ein Italiener zudem in erbärmlichem Zustand: Die den Auftrag erhalten habe, obwohl es Decke des Kirchenschiffes war von doch so viel Arbeitslosigkeit unter den Rissen durchzogen, zum Teil hohl und deutschen Firmen gebe. In Hohenzell drohte teilweise abzustürzen. Die West- ließ man sich aber nicht von der ge- wand, die den Turm zu tragen hatte, troffenen Entscheidung abbringen, und wies starke Setzungsrisse auf und hing laut Pfarrer Marz war das „ein großes beträchtlich nach einwärts. Ein Neu- Glück“, da Brunetti den Preis seines Gleichzeitig wurden vier neue Glocken bau war damit dringend erforderlich. Angebots einhielt und auch sonst zu gegossen und in der Gießerei in Kemp- Pfarrer Bartholomäus Sedlmayr (1915– keiner Klage Anlass gab. ten geweiht. Mit der Eisenbahn wurden 1925 Pfarrer) hatte bereits 109.000 sie nach Altomünster transportiert, wo Mark für den geplanten Kirchenbau Am 1. Juli 1926 begann man mit dem sie ein festliches Pferdegespann abholte gesammelt und beim örtlichen Dar- Abbruch des alten Kirchenschiffs, und und zum Untern Wirt nach Hohenzell lehenskassenverein angelegt, aber die am 20. Juli konnte der Grundstein für brachte. Am Nikolaustag 1927 schließ- Geldentwertung von 1923 machte das das neue Schiff gelegt werden. Inner- lich konnten die vier Glocken von Geld praktisch wertlos. In dieser Situa- halb von nur gut drei Monaten wurden Hand in den Turm aufgezogen werden. tion kam im Februar 1926 ein junger das neue Kirchenschiff samt Vorhaus Sie waren eine Stiftung der Schneider- Pfarrer nach Hohenzell, Georg Marz. und eine neue Kirchentreppe aufge- bauerngeschwister Franz Xaver und baut. Während es vorher monatelang Kreszenz Holzmüller. An Sylvester Bau des Kirchenschiffs 1926 geregnet hatte, herrschte während der 1927 um Mitternacht schlug zum er- Bauarbeiten durchgehend gutes Wetter. sten Mal die neue Kirchenuhr. Obwohl kein Geld mehr vorhanden So konnte Weihbischof Dr. C. Reth am Im November 1927 wurde auch das im war, packte Pfarrer Marz die Aufga- 24. Oktober bereits die Kirche einwei- sogenannten „Vorhäusl“ (Eingangsbe- be sofort an. Mit seiner freundlichen hen. Zur Feier waren zahlreiche Geist- reich) errichtete neue Kriegerdenkmal und gewinnenden Art schaffte er es, liche aus der Umgebung sowie Polit- für die Gefallenen des Ersten Welt- die Unterstützung der gesamten Pfarr- prominenz aus Aichach erschienen. kriegs eingeweiht. Dass man zwanzig gemeinde zu erhalten. Zusammen mit Der Kirchenchor aus Lenzfried, der Jahre später zwei weitere Tafeln werde Bürgermeister Mathias Schuri nahm früheren Wirkungsstätte von Pfarrer aufhängen müssen für die Gefallenen er eine Haussammlung vor, es wurden Marz, war in voller Besetzung aus dem des Zweiten Weltkriegs, konnte noch 4.500 Mark gezeichnet. Vom Bischöfli- Allgäu angereist, um die Weihe festlich niemand ahnen. chen Ordinariat Augsburg traf ein Zu- zu gestalten. schuss von 2.000 Mark ein. So war ein In den Jahren bis 1929 wurde die In- kleiner finanzieller Grundstock gelegt. Fertigstellung der Kirche nenausstattung der Kirche fertigge- Es wurde ein Bauausschuss gewählt, 1927 bis 1929 stellt: Kommunionbank, Chorstühle, dem neben Pfarrer, Bürgermeister und Kanzel, Kreuzweg sowie die renovier- Kirchenpfleger Andreas Harner noch Die Kirche war damit noch nicht fertig. ten und mit neuen Figuren ausgestat- acht weitere Personen angehörten. Man Im Frühjahr 1927 wurde der renovierte teten Seitenaltäre. Die Decke erhielt beschloss, das Schiff der alten Kir-che barocke Hochaltar wieder eingebaut, zwei Gemälde, die Szenen aus dem abzubrechen und in größerer Form neu eine Spende des Tödtenrieder Pfarrers Leben des Kirchenpatrons zeigen: die zu errichten. Der gotische Ostchor soll- Alfons Kapfhammer, der 1903 bis 1914 Weihe des hl. Stephanus zum ersten te erhalten, aber neu unterfangen und selbst Pfarrer in Hohenzell gewesen Diakon und seine Steinigung. entfeuchtet werden. Gegen den Ein- war. Im Herbst begann man, den neu- spruch des Denkmalpflegeamts wurde en Kirchturm zu errichten. Turmknopf Durch zahlreiche große und kleine der alte Chorbogen abgebrochen und und -kreuz wurden von den Hohenzel- Spenden, durch eifrige unentgeltliche mit größerer Öffnung neu aufgebaut, ler Burschen gestiftet. Der untere Teil Mitarbeit der Pfarrbevölkerung und um die Sicht aus dem ganzen Kirchen- des Turms konnte wegen des einbre- durch Aufnahme eines Darlehens war schiff auf den Hochaltar sicherzustel- chenden Winters nicht mehr verputzt es so innerhalb von vier Jahren möglich len. werden, was 1928 nachgeholt wurde. geworden, eine Kirche zu bauen, die die Pfarrgemeinde zu Recht stolz sein konnte. Kulturspiegel Altoland 11 Ausgabe 54, Januar 2020
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