MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...

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MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
VCS mAGAZIN
                                          5 / November 2016

              F Ü R Z E I T G E M Ä S S E M O B I L I TÄT

                                Dossier Alpen
          Dort leben, wo andere
                  Ferien machen
                                              Seite 18
MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
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                                          Direkte Hand
                                             Fa ir gehand elt
Die gebana ist Pionierin des Fairen
Handels in der Schweiz. Hervor-
gegangen ist sie aus der Bewegung
der „Bananenfrauen“, die sich seit
den 1970er Jahren für bessere
Arbeitsbedingungen auf den Bana-
nenplantagen einsetzte. Daher auch
der Name: «GErechte BANAne».
Heute sind wir in Afrika, Süd-
amerika und Südeuropa mit
Partnerfirmen vor Ort und stehen
in direktem Kontakt mit Bauern-
familien und kleinen Verarbeitungs-
betrieben. Wir engagieren uns
langfristig und investieren vor Ort
in Arbeitsplätze und ökologische
Nachhaltigkeit.
Die frischen Bio-Produkte der
griechischen Kleinbauern senden
wir direkt von der Ernte zu Ihnen
nach Hause. Die hochwertigen
Früchte werden erst geerntet,
wenn sie wirklich reif sind und
anschliessend direkt an Sie                                           Beachten Sie auch das
verschickt. Frischer geht‘s nicht!                                    VCS-Bonus-Angebot auf Seite 29 in diesem Heft!
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                                                                                                                                                             8    NAF greift zu tief in die Bundeskasse
                                                                                                                                                                  Der VCS empfiehlt ein Nein
                                                                                                                                                             9    Rettet der Onlinehandel das Klima?
                                                                                                                                                                  Eine Grafik und ihre Interpretation
                                                                                                                                                             10   Massiv dreckiger
                                                                                                                                                                  Weitere Details zum Diesel-Gate
                                                                                                                                                             12   ÖV-Apps
                                                                                                                                                                  Grosse Auswahl, grosser Nutzen?
                                                                                                                                                             13   Sichere Autos
                                  © Fabian Lütolf

                                                                                                                                                                  Technische Unterstützung hilft
                                                                                                                                                             16   Energiewissen
                                                    18   Dossier Alpen                                                                                            Fazit der Energy Challenge 2016
                                                         Die Alpen prägen die Schweiz und fordern die Politik, wenn es um
                                                         Verkehrsfragen geht. Wir haben zwei Orte besucht und uns mit einer
                                                         Expertin unterhalten.                                                                                    DOSSIER
                                                                                                                                                             18   Alpen
                                                                                                                                                                  Mobilität in den Bergen

                                                                                                                                                                  REISEN
                                                                                                                                                             32   Reise
                                                                                                                                                                  Im Nebel zum Bad
                                                                                                                                                             34   Ausflugstipp
                                                                                                                                                                  Im Advent nach Olten
                                                                                                                                                             36   Ljubljana
                                                                                                                                                                  Innenstadt ohne Auto

                                                                                                                                                                  ANSICHTEN
© Emmental Tourismus

                                                                                                                                                             38   Interview
                                                                                                                                                                  20 Jahre Begegnungszonen
                                                                                                                                                     © zVg

                                                                                                                                                             41   Pro und Contra
                       32     Reisen                                                        38    Interview
                                                                                                                                                                  «Ist der ÖV zu teuer?»
                              Eine etwas abenteuerliche Wanderung                                 Seit 20 Jahren gibt es in der Schweiz
                              durchs Emmental im Nebel macht bei                                  Begegnungszonen. Hans Kaspar Schiesser,                    49   Porträt
                              Schnee und Sonne garantiert richtig                                 einer der Väter, im Gespräch.
                              Freude.
                                                                                                                                                                  Globi erlebt die Energiewende

                                                                                                                                                                  REGIO
                                                                                                                                                             41   Berichte aus den VCS-Regionen
                       Titelbild: Wohin geht es in den Alpen? Kandersteg setzt auf die «Belle Epoque»-Woche, 22.–29. Januar 2017 (© Fabian Lütolf)

                       Das VCS-Magazin für zeitgemässe Mobilität Zeitschrift des VCS Verkehrs-Club der Schweiz. Abonnement: Fr. 19.–/Jahr.                        SERVICE
                       Erscheint 5-mal jährlich. www.verkehrsclub.ch/magazin. Redaktionsadresse: VCS, Aarbergergasse 61, Postfach, 3001 Bern
                       (Tel. 031 328 58 58; E-Mail: magazin@verkehrsclub.ch). Redaktion: Dominique Eva Rast (dra), Jérôme Faivre (jfa). Sektions-            28   Mitgliederangebote
                       nachrichten: Urs Geiser (G). Inserate: Markus Fischer (Tel. 031 328 58 38, Fax 031 328 58 99; E-Mail: inserate@verkehrsclub.ch).
                       Grafik: www.muellerluetolf.ch. Druck, Versand: AVD Goldach AG. Papier: Leipa Ultra Lux Semigloss, Blauer Engel FSC.
                       Auflage: 77 900 (deutsch 62 400; französisch 15 500). Die nächste Ausgabe erscheint am 9. März 2017.
                                                                                                                                                             56   Wettbewerb
                       Insertionsschluss: 6. Februar 2017. Allgemeine Auskünfte: Tel. 031 328 58 58
                                                                                                                                                             57   Cartoon
                       Diese Zeitschrift wird in einer umweltverträglichen Polyethylenfolie verschickt. Diese schneidet
                       im Ökovergleich gleich gut ab wie Recyclingpapierhüllen. Hingegen bietet eine Papierhülle
                       weniger Schutz und führt so häufiger zur Beschädigung von Zeitschriften.

                                                                                                                                                                                            VCS MAGAZIN 5/16   3
MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
EDITORIAL
                           Lichter löschen in den Alpen?
                                               Die erste Lichtsignalanlage im Dorf war

                                                                                                  © Pro Bahn Schweiz
    © VCS/François Gribi

                                               für uns Kinder der Hit: In schneereichen
                                               Wintern (und deren gab es viele) haben
                                               wir uns einen Spass daraus gemacht,
                                               am Sonntag gegen Abend immer und
                                               immer wieder auf den Knopf zu drü-
                           cken. Gewonnen hatte, wer es schaffte, dass sich die Autos
                           mindestens bis ins nächste Dorf stauten. Und die Touristen
                           sich vermutlich grün und blau ärgerten ... 30 Jahre später
                           ist die Welt im Prättigau eine andere. Saas und auch Küb-
                           lis sind umfahren. In der Zwischenzeit haben die Gäste
                           andere Destinationen entdeckt. Die «Fremdenzimmer»,
                           welche mein Nani vermietet hat, wären heute vielleicht für                                  Vier der zehn Gewinner: Max Stebler, Daniel Eggenberger, Hansruedi Becker,
                                                                                                                       Heinz Kneubühler (v.l.n.r)
                           abenteuerlustige Hipster interessant. Denn wer zahlt sonst
                           heute noch gutes Geld für ein spartanisches Zimmer mit                                      «Premio Pro» für Menschlichkeit im ÖV
                           Lavabo, Dusche einen Stock tiefer und einem Klo, das nur                                    Die Interessenvertretung «Pro Bahn Schweiz» hat im September
                           via Balkon erreichbar ist?                                                                  zehn Mitarbeitende des öffentlichen Verkehrs ausgezeichnet, die
                                                                                                                       sich sympathisch und unkompliziert für die Reisenden eingesetzt
                           Den Wandel in den Alpen haben einige Destinationen früh
                                                                                                                       haben. Der «Premio Pro» wurde zum ersten Mal vergeben, die
                           erkannt und klug genutzt, andere träumen noch heute                                         Nominierung für nächstes Jahr läuft bereits.
                           vor sich hin, weinen den guten alten Zeiten nach und ver-                                   Infos unter pro-bahn.ch oder pbs-ressort.dienstleistung@pro-bahn.ch
                           schwinden heimlich, still und leise in der Bedeutungslosig-
                           keit. Übrig bleiben kalte Betten und lange Gesichter.
                           Im Dossier «Alpen» stellen wir Ihnen ab Seite 18 Beispiele                                  Europameister im Bahnfahren
                           vor, sprechen mit einer Expertin und werfen einen kriti-                                    Durchschnittlich bestieg 2015 jede Schweizerin und jeder Schweizer
                                                                                                                       59 Mal einen Zug. Häufiger fahren nur Japaner: Sie fuhren im letzten
                           schen Blick auf die Verlagerungspolitik. Zudem sagen wir
                                                                                                                       Jahr im Durchschnitt pro Kopf 72 Mal Zug. Das ergab die Auswertung
                           Ihnen, wie Sie rasch und bequem an schöne, spannende                                        der Jahresstatistik des Internationalen Eisenbahnverbandes durch den
                           (Winter-)Sportorte gelangen.                                                                Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr LITRA. Ganz an die
                                                                                                                       Weltspitze schafften es die Schweizerinnen und Schweizer auch dieses
                           Ich betreue ab dieser Ausgabe das VCS-Magazin und bin                                       Jahr bei der Anzahl zurückgelegter Bahnkilometer. Mit 2277 Kilometer
                           gespannt auf Sie, liebe Leserinnen und Leser. Melden Sie                                    pro Kopf fuhren sie weiter Zug als jede andere Nation der Welt.

                           sich, wenn Ihnen unser Magazin gefällt, wenn Sie etwas
                                                                                                   © SBB

                           ärgert oder es ein Thema gibt, das Ihnen unter den Nägeln
                           brennt. Ich freue mich auf Sie!
                                               Dominique Eva Rast, Verantwortliche VCS-Magazin

                           PS: Möchten Sie die Alpen lesend erleben? Emil Zopfi hat
                           mit «Dichter am Berg» ein Buch geschrieben, das auch
                           Bergmuffel begeistert.

                                                                                                                       Schweizerinnen und Schweizer fahren häufig und weit Zug.

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MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
© zVg
                                                                     Olympia 2026: Die Katze im Sack
                                                                     Das Komitee «Olympiakritisches Graubünden» wehrt sich bei
                                                                     der erneuten Abstimmung am 12. Februar 2017 gegen Olympische
                                                                     Winterspiele im 2026. Seit den Kandidaturen für 2010, 2014 und
                                                                     2022 warnt das Komitee davor, dass wieder eine Abstimmung
                                                                     durch­geführt wird, bei der die Stimmbevölkerung die Katze im
                                                                     Sack kaufen soll. Der enge Zeitplan lässt nicht zu, die realen Kos-
                                                                     ten für Infrastrukturen und Sicherheit, die auch vom Internationa-
                                                                     len Olympischen Komitee (IOC) akzeptiert werden, auszuweisen.

                                                                     Wollen Sie das Komitee unterstützen?
                                                                     www.olympia-nein.ch/go/organisation/Olympia-Nein-Komitee.php

                                                                                                                                                   Zufrieden leben ohne Auto: Problemlos möglich, z. B. in Zürich Kalkbreite.
                                                                     Wechsel im Redaktionsteam
                                                                     Jérôme Faivre hat sich entschieden, den VCS nach sieben Jahren                Autofrei?
                                                                     zu verlassen. In den letzten vier Jahren hat er als Redaktor fürs             Jetzt registrieren!
                                                                     Magazin gearbeitet. Er war dabei für mindestens eine Ausgabe
                                                                     pro Jahr verantwortlich und hat die französischen Ausgaben                    Sind Sie VCS-Mitglied und leben autofrei? Sie können sich
                                                                     mit grosser Sorgfalt betreut. Er übernimmt für eine Institution               registrieren und erhalten dann spezifische «autofrei leben»-
                                                                     in der Westschweiz die Verantwortung für Marketing und                        Informationen. Dafür stellen wir Ihnen die Auto-Umweltliste
                                                                     Kommunikation. Seine Nachfolgerin beim VCS-Magazin heisst                     des VCS nicht mehr zu. Die Registrierung erfolgt ganz einfach
                                                                     Camille Marion.                                                               unter www.verkehrsclub.ch/mitgliedervorteile/autofrei-leben.

                                                                           BAHNFAHREN WIRD TEURER, AUTOFAHREN BILLIGER
                                                                                                                                                                           DIE GRAFIK AUS DER TASCHENSTATISTIK
                                                                                                                                                                           «MOBILITÄT UND VERKEHR» des Bun-
                                                                           130                                                                                             desamtes für Verkehr bestätigt, was der
                                                                                                                                                                           VCS Verkehrs-Club der Schweiz seit Jahren
                                                                                                                                                                           sagt: Bahnfahren wird teurer, Autofahren
                                                                           120
                                                                                                                                                                           dagegen billiger. Die Preise des öffentli-
                                                                                                                                                                           chen Verkehrs sind in den letzten 10 Jahren
                                                                           110                                                                                             um 30 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeit-
                                                                                                                                                                           raum ist der Preis fürs Autofahren günsti-
                                                                           100                                                                                             ger geworden. In diesen Zusammenhang
                                                                                                                                                                           sind auch die Preiserhöhungen per Dezem-
                                                                                                                                                                           ber 2016 zu setzen. So ist es zu begrüssen,
                                                                           90
Quelle: www.meteoschweiz.admin.ch; Grafik: © www.muellerluetolf.ch

                                                                                                                                                                           dass unter anderem das Halbtax-Abo,
                                                                                                                                                                           Gleis 7 und Fahrten durch den neuen Gott-
                                                                           80                                                                                              hard-Basistunnel nicht teurer werden. Die
                                                                                                                                                                           Preissteigerung ist nachvollziehbar, weil
                                                                                 2000     2002      2004       2006       2008       2010   2012         2014              die Trassenpreise steigen. Aber: Der VCS
                                                                                                                                                                           fordert, dass die Preisspirale ein Ende hat,
                                                                                 öffentlicher Verkehr auf Strasse und Schienen                                             denn es droht die Rückverlagerung auf die
                                                                                 Personenwagen, Motorräder, Fahrräder (Anschaffung, Betrieb)                               Strasse. Die vom Bundesrat propagierte
                                                                                 Luftverkehr                                                                               «Nutzerfinanzierung» hat eine Höhe er-
                                                                                 Treibstoff                                                                                reicht, die nicht überschritten werden darf.
                                                                                 Landesindex der Konsumentenpreise (LIK)

                                                                                                                                                                                                                   VCS MAGAZIN 5/16   5
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AKTUELL

         Beznau-Burnout verhindern
                                      Von Filippo Rivola   Am 27. November stimmt die Schweizer Bevölkerung über eine
                                                           einzige Vorlage ab, die Atomausstiegsinitiative. In der Verfassung
                                                           soll festgeschrieben werden, wann die Schweizer Atomkraftwerke
                                                           abgeschaltet werden. Der VCS unterstützt die Initiative – hoffentlich
                                                           mit Ihnen zusammen!

         S   ie erhalten diese Ausgabe des VCS-Ma-
             gazins wenige Tage vor der Abstimmung,
         vermutlich im November-Grau. Ich jedoch
                                                           Ihnen da noch nennen, um Sie von einem Ja
                                                           zu überzeugen?
                                                              Die SBB gaben schon vor einer Weile be-
                                                                                                                          der Atomkraftwerke um ein paar Jahre zu
                                                                                                                          verlängern?
                                                                                                                             Und wussten Sie, dass diejenigen, die
         schrieb diese Zeilen Ende September und           kannt, dass ihre Züge ohne Atomstrom fah-                      die Initiative bekämpfen, dieselben sind,
         genoss die aussergewöhnlich warmen Tage.          ren sollen. Branchenexperten zeigten wie-                      die unser Rentenalter erhöhen wollen? Ihre
         Die Sonne strahlte vom blauen Himmel und          derholt auf, dass Atomstrom keineswegs so                      Botschaft ist klar: «Hopp, hopp, arbeiten bis
         liess die Solaranlagen massenhaft Strom           billig ist, wie uns vorgegaukelt wird, wenn                    zur Erschöpfung, bis zum Arbeitsunfall und
         produzieren. Ich musste nicht hellsichtig         man die Kosten für den Rückbau einberech-                      Burnout.» Bedenken sollten sie aber, dass die
         sein, um voraussagen zu können, dass die          net. In Beznau wurden weitere Risse gefun-                     Folgen irreversibel sind, wenn Beznau ein
         Kampagnen für und gegen die Initiative sehr       den. Und wie viele hundert Millionen Fran-                     Burnout erleidet. 
         emotional und wild entschlossen geführt           ken wurden schon investiert (oder besser
         wird. Welche neuen Argumente könnte ich           gesagt verschwendet), um die Lebensdauer

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                   Der Atomausstieg braucht einen Plan
                                                                            Der Ausstiegsplan bis 2029
               Die Schweiz hat ein Ziel: Sie will ihre Energie-                               Seit 2015                   2017               2024                  2029
               versorgung auf 100 % erneuerbare Energien                                       Beznau I*               Beznau II und        Gösgen               Leibstadt
               umstellen. Doch der Plan dazu fehlt. Es braucht                               abgeschaltet               Mühleberg         abgeschaltet          abgeschaltet
                                                                                                                       abgeschaltet
               verbindliche Termine für die Abschaltung der
               alten Atomkraftwerke. So kann ihr Ersatz
               konkret geplant werden. Das schafft Sicherheit
                                                                                                         Atomstrom kontinuierlich durch
               für die Bevölkerung, die Stromwirtschaft sowie
                                                                                                          erneuerbare Energien ersetzt
               die Gemeinden und Kantone.
                                                                            *
                                                                             ungeplant vom Netz seit über 19 Monaten

                                         am 27. November zum
                                         geordneten Atomausstieg
                                         bis 2029
                                         geordneter-atomausstieg-ja.ch
                                                                                                                Allianz Atomausstieg, Postfach, CH-3001 Bern / Postkonto: 61-010596-9

6   VCS MAGAZIN 5/16
MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
AKTUELL

    Kein Freihandel in dieser Form!
                                       Von Filippo Rivola   Der VCS bekämpft seit Monaten zusammen mit einer breiten Koalition
                                                            die Freihandelsabkommen TTIP und TiSA.

     W     orum geht es? Die multilateralen Ab-
           kommen TTIP und TiSA wollen den
     Handelsaustausch durch die Abschaffung
                                                            bieten. Der VCS streicht als eines der Haupt-
                                                            probleme heraus, dass die Abkommen unter
                                                            strengster Geheimhaltung verhandelt wer-
                                                                                                            tration teil. Die Koalition verlangt, dass die
                                                                                                            Bevölkerung allenfalls über die Abkommen
                                                                                                            abstimmen kann.
     von Zollrechten, die Harmonisierung von                den. Nicht einmal unsere Parlamentarier er-        Wir sind uns bewusst, dass Freihandels-
     Normen und Regelungen sowie eine Öff-                  halten Einsicht in die Dokumente.               abkommen nicht nur des Teufels sind. Den
     nung der öffentlichen Ausschreibungen ver-                Die wenigen Informationen, die durchge-      Handel zu erleichtern, ohne dafür klare und
     einfachen. TiSA hat insbesondere die Libe-             sickert sind, wurden hauptsächlich auf Wi-      umweltverträgliche Regeln zu schaffen, wür-
     ralisierung von Dienstleistungen zum Ziel.             kileaks veröffentlicht. Ohne weitere Infor-     de jedoch zu unbegrenztem Warentransport
        Die Abkommen würden zur Privatisie-                 mationen ist es nicht möglich, abzuschätzen,    über alle Kontinente führen. Und billige Wa-
     rung und Liberalisierung mehrerer Bran-                welche Auswirkungen die Abkommen hät-           ren vom anderen Ende der Welt zu konsu-
     chen führen, darunter unter Umständen                  ten. Dies ist äusserst bedauerlich, besonders   mieren, das ist sicher nicht nachhaltig.
     auch wichtige Service-public-Unternehmen.              weil auch nicht sicher ist, ob die Abkommen
     Das würde in erster Linie bedeuten, dass sich          dem Referendum unterstehen. Um dieses
     Unternehmen dieser Branchen in Richtung                Recht einzufordern, unterstützte der VCS
     Rentabilität restrukturieren müssten, statt            am 8. Oktober zusammen mit den anderen          Für mehr Informationen:
     einen Service public für alle Einwohner zu             Mitgliedern der Koalition an einer Demons-      www.verkehrsclub.ch/unsere-themen/politik/ttip
VCS | deutsch | ProClima | Format 225 × 146 mm | DU: 15.08. / 17.10.2016 | Ersch.: 15.09. / 17.11.2016
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AKTUELL

           NAF greift zu tief in die Bundeskasse
                                                    Von Matthias Müller   Am 12. Februar kommt der neue Strassenfonds NAF zur Abstimmung.
                                                                          Der VCS stellt sich klar dagegen.

      K O M M E N T A R
                                                                          D    ie Kompromisslosigkeit des neuen,
                                                                               rechtsbürgerlichen Parlaments hat sich
                                                                          gerade auch in den Beratungen zum neuen
                                                                                                                          Schweiz. Deshalb empfiehlt der VCS, den
                                                                                                                          NAF in der Volksabstimmung vom 12. Feb-
                                                                                                                          ruar 2017 abzulehnen.
                                  Wie die Milchkuh-Initiative             Strassenfonds NAF gezeigt. Der Griff in die        Das Parlament wollte auch die sinnvollen
                          © zVg

                                                                          Bundeskasse entspricht mit jährlich zusätz-     Agglomerationsprogramme beerdigen
                                  will auch der neue Strassen-
                                                                          lichen 650 Millionen Franken einer halben          Dank dem Erfolg des VCS in der Milch-
                                  fonds NAF dem Bundeshaus-               Milchkuh. Ausserdem lehnt der VCS eine          kuh-Abstimmung ist es im Parlament we-
                                  halt Gelder entziehen. Dieser           Zweckbindung der überhaupt nicht verur-         nigstens gelungen, die Agglomerationspro-
                                  tiefe Griff in die Bundeskas-           sachergerechten Autoimportsteuer und die        gramme in heutiger Form zu retten. Und
                                  se ist angesichts des klaren            Erhöhung der Zweckbindung der Mineral-          den Teuerungsausgleich als Möglichkeit in
                                  Verdikts über die Milchkuh-             ölsteuer (60 statt bisher 50 Prozent) ab. Oh-   das Gesetz einzubauen. Geblendet von der
                                                                          nehin braucht es keine Verfassungsände-         Milchkuh-Initiative wollte die SVP-FDP-
      Evi Allemann,               Initiative vom 5. Juni nicht zu
                                                                          rung, um das legitime Anliegen eines Fonds      Mehrheit mitten im Milchkuh-Abstim-
    VCS-Präsidentin               verantworten. Denn klar ist,            umzusetzen. Auch die Agglomerationspro-         mungskampfes nämlich noch die Metro
                                  dass damit andere, zentrale             gramme könnten bei einem Nein am 12. Fe-        Lausanne und Teile der Limmattalbahn aus
      Aufgaben des Staates Federn lassen müssten.                         bruar verlängert werden. Mit den Agglo-         dem Gesetz streichen. Am 12. Februar geht
      Der Strassenfonds ist jetzt schon mit dicken                        merationsprogrammen belohnt der Bund            es nicht ums NAF-Gesetz mit seinen Gel-
      Reserven ausgestattet. Kommt der neue Stras-                        raumplanerisch besonders sinnvolle Pro-         dern für die Agglomerationsprogramme,
                                                                          jekte in kleinen und grossen Städten (mehr-     sondern um die Verfassungsänderung zu
      senfonds, werden diese Reserven noch üppiger
                                                                          heitlich für Tram, Bus und Velo). Insgesamt     Lasten der Bundeskasse. Ebenfalls nicht Teil
      ausfallen – zu Lasten von Bereichen, die für die                    stünden mit dem NAF pro Jahr rund eine          der Volksabstimmung vom 12. Februar ist
      Menschen in diesem Land wichtig sind. Bereits                       Milliarde Franken zusätzlicher Gelder für       die äusserst bescheidene Benzinsteuer-Erhö-
      jetzt sind verschiedene Sparprogramme be-                           die Strasse zur Verfügung. Das schadet der      hung von vier Rappen pro Liter.
      schlossen, die dazu führen, dass der Bund die
      Ausgaben um mehrere hundert Millionen pro

                                                                                                                                                                         © fotolia/kichigin19
      Jahr senken muss. Wer darunter leiden wird, ist
      jetzt schon klar: Es sind jene Staatsaufgaben,
      die nicht von einem Fonds profitieren. Also jene
      Bereiche, deren Ausgaben gesetzlich nicht ge-
      bunden sind und damit bei Sparübungen stets
      zuerst zur Kasse gebeten werden. Konkret trifft
      es den öffentlichen Verkehr in den ländlichen Re-
      gionen (Regionalverkehr), die Bildung oder die
      Entwicklungszusammenarbeit – aber auch die
      Landwirtschaft und das Militär müssten Federn
      lassen. Allerdings ist zu befürchten, dass die bei-
      den letzteren Bereiche vom rechtsbürgerlichen
      Parlament gross­
                     zügig ausgeklammert werden.
      Gestrichen würden die Gelder dort, wo es die
      Menschen besonders schmerzhaft spüren – beim
      ÖV und in der Bildung.

                                   Was die Schweiz braucht, sind nicht mehr
                                               Strassen, sondern mehr Platz
                                            für Velos und Menschen zu Fuss.

8      VCS MAGAZIN 5/16
MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
AKTUELL

Rettet der Onlinehandel das Klima?
Treibhausbilanz eines Schuhkaufs in der Grossstadt im Vergleich

                                                                                                                                        Quelle: Öko-Institut 2015

                                                                                                                                        Die Grafik wurde vom deutschen Öko-Institut
                                                                                                                                        erstellt. Das Öko-Institut e. V. (Institut für
                                                                                                                                        angewandte Ökologie) ist ein gemeinnützi-
                                                                                                                                        ges, privates Umweltforschungsinstitut mit
                                                                                                                                        Hauptsitz in Freiburg im Breisgau.
                                                                                                                                        www.oeko.de

  K O M M E N T A R

                              Grafiken haben es in        Grosshändler eingelagert, stellt sich die Frage       von fünf Sternspitzen in die Mitte zum Schuh-
                      © zVg

                              sich. Auf einen Blick       der Feinverteilung. Der Zwischenstopp beim De-        geschäft fahren und wieder nach Hause.
                              wird einem die kompli-      tailhändler treibt den CO2-Ausstoss in die Höhe.      Ist demnach Onlinehandel immer besser fürs Kli-
                              zierte Welt erklärt, fast   Will die Schweiz – gemäss dem Klimaabkommen           ma? Nein: Entscheidend ist der Produktionsort.
                              noch effizienter als in     von Paris – mithelfen, die Erderwärmung deut-         Wenn das T-Shirt aus Indien kommt, anstatt aus
                              einem Tweet mit den be-     lich unter zwei Grad Celsius zu stabilisieren,        Spanien oder eben aus der Innerschweiz, hat es
                              rühmten 140 Zeichen.        muss sie ihre Treibhausgasemissionen jährlich         bereits sehr viel CO2 ausgestossen, bis es über-
    Caroline Beglinger,       Aber ganz so einfach        um drei bis vier Prozent reduzieren.                  haupt bei uns ist. Wer also amerikanische oder
   Co-Geschäftsleiterin       ist es nicht. Was hier      Auf der Grafik ist klar erkennbar, dass der Ver-      chinesische Artikel bestellt, weil sie billiger sind,
                   VCS
                              so einleuchtend daher-      kaufsladen und das Verkehrsmittel der Kundin-         handelt umweltmässig sehr problematisch. Ideal
                              kommt und meldet: «Be-      nen am stärksten ins Gewicht fallen: Auto statt       ist es, Produkte aus der Nachbarschaft zu kau-
  stellen und liefern lassen stösst weniger CO2 aus       Bahn oder Velo. Werden die Schuhe bestellt und        fen: Möbel, Kleider, Werkzeug aus der Schweiz
  als selber einkaufen» stimmt nicht immer.               geliefert, kann der Versandhandel die Lieferkette     oder der EU, Lebensmittel aus der Region. Wer
  Beim Beispiel «Schuhe» kommt das Produkt aus            optimieren. Man stelle sich einen Stern vor dem       im Hofladen im eigenen Dorf oder auf dem Sams-
  dem Ausland, ungeachtet, ob es übers Internet           geistigen Auge vor: Bei der Hauslieferung fährt       tagmarkt seine Einkäufe saisongerecht tätigt,
  bestellt und nach Hause geliefert oder im Schuh-        ein einziges Fahrzeug alle fünf Sternspitzen in ei-   schützt das Klima. Und mindestens so wichtig:
  geschäft in der Stadt gekauft wird. Energie und         nem lockeren Kreis ab. Es muss nur einmal vom         Dinge lange leben lassen, lange brauchen, wie-
  CO2-Ausstoss des Transports bis in die Schweiz          und zum Verteilzentrum, anstatt dass alle fünf        der reparieren und auch mal ausleihen.
  sind in beiden Fällen gleich hoch. Einmal beim          Kundinnen (denn wir sprechen ja von Schuhen)

                                                                                                                                                                    VCS MAGAZIN 5/16    9
MAGAZIN - Dort leben, wo andere Ferien machen Dossier Alpen - VCS Verkehrs-Club ...
AKTUELL

                                                           Im Alltag massiv dreckiger
                                             Von Matthias Müller     Auch ein Jahr nach dem Diesel-Gate kommen immer neue, dreckige
                                                                     Details ans Licht.

          F   abrikneue Dieselautos sind in der Re-
              alität bis zu 25 Mal dreckiger als in der
          Prüfstation. Grund dafür ist die Abgasreini-
          gungsanlage, die bei Dieselautos zwar ein-
          gebaut ist – aber nur selten wirklich läuft.
          Am Journalisten-Roundtable des VCS vom
                                                                                         1 Jahr
          15. September 2016 hat Christian Bach, In-
          genieur bei der Eidgenössischen Material-
          prüfungs- und Forschungsanstalt Empa,
                                                                                      Diesel-Gate
          erklärt, wie das funktioniert: Erreicht der
          Diesler eine Geschwindigkeit über 100 Kilo-
          meter pro Stunde, wird die Leistung der Ab-
          gasreinigungsanlage reduziert. Dasselbe gilt
          für Temperaturen unter acht Grad Celsius.
          Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen
          Umwelthilfe, Jürgen Resch, erklärte am An-
          lass, dass damit die Abgasreinigungsanlagen
          in der Schweiz mindestens ein halbes Jahr
          lang überhaupt nicht arbeiten. Betroffen, so
          Resch, seien so gut wie alle Dieselfahrzeuge.
          «Der Abgasbetrug ist gewaltig», so Resch.
             Der Autoexperte des VCS, Kurt Egli, führte
          aus, dass die Autoindustrie mit einfachen Mit-
          teln Verbesserungen herbeiführen könnte –
          sich aufgrund der zu erwartenden Kosten aber
          darauf nicht einlassen will. VCS-Präsidentin
          und Nationalrätin Evi Allemann hat deshalb
          im Parlament zwei Vorstösse deponiert (siehe
          Kasten, erste Forderung). Zudem, so Evi Al-
          lemann, sei neuen Dieslern die Zulassung zu
          entziehen, wenn diese bei normalen Bedin-
          gungen die Grenzwerte nicht einhalten.

                    Labor und Realität klaffen bei den Dieselautos
                    stark auseinander.

               Das fordert der VCS:
               1. Keine Dieselkäufe mehr durch Verwaltun-            welche Dieselmodelle in welchen Bereichen die    4. Die Schweiz intensiviert die Feldüberwachung
               gen und bundesnahe Betriebe, bis klar ist,            Abgasreinigung reduzieren oder abschalten.       des Schadstoff-Ausstosses. Dazu gibt es bereits
               dass die entsprechenden Fahrzeuge die                 3. Neuen Dieselmodellen, die unter normalen      einen Vorstoss von Evi Allemann. Der Bundesrat
               Abgasgrenzwerte im Realbetrieb einhalten.             Betriebsbedingungen die Abgasgrenzwerte nicht    hat einen Bericht für das erste Halbjahr in Aussicht
               2. Die Autoimporteure müssen angeben,                 einhalten, muss die Zulassung entzogen werden.   gestellt, der immer noch ausstehend ist.

10   VCS MAGAZIN 5/16
EXKLUSIV FÜR
AUTOFAHRER:
DER ÖKOLOGISCHE
REIFENABDRUCK!
Schneller bremsen.
Leiser fahren.
Treibstoff sparen.
                                                                   A
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   WWW.REIFENETIKETTE.CH   A
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VCS-Pannenhilfe
Bilder: >moser, Walter Imhof, zvg; Fotomontage: VCS

                                                                     d i e  Ba  t terie
                                                                  n
                                                       Und wen eugs
                                                         h res Fa h rz
                                                       I               u  fg i b t?
                                                                   t a
                                                        den Geis
                                                      Die VCS-Pannenhilfe deckt die Kosten für die Strassenhilfe oder das Abschleppen Ihres Fahrzeugs,
                                                      die Heim- oder Weiterreise oder die Übernachtung. Alles ohne Selbstbehalt !

                                                      Für Bestellungen und Informationen :
                                                      – per Telefon 031 328 58 11 oder
                                                      – via Internet www.vcs-versicherung.ch
AKTUELL

                                                    Technische Unterstützung
                                                    macht Autos sicherer
                           Von Dominique Eva Rast   Wer auf den Winter hin ein neues Auto braucht, sollte jetzt abklären,
                                                    wie fit das Wunschfahrzeug ist. Auf www.sicheresauto.ch ist rasch und
                                                    einfach ersichtlich, welche technischen Unterstützungen es gibt.

H    ilfe beim Einparken oder beim Abstand-
     halten: Das wird im Winter eher noch
wichtiger als im Sommer, wenn die Strassen-
verhältnisse ungemütlich werden. Deshalb
gibt’s seit 2010 die Website «Sicheres Auto»
des VCS. Im Sommer ist sie aktualisiert wor-
den. In einer Datenbank werden die Systeme
beschrieben, und die Ausstattung der meist-
verkauften Autos kann abgefragt werden.
Die Internetseite richtet sich an Interessierte
und Autofahrende und hilft bei der Auswahl
eines sicheren Autos. Das Projekt wird vom
Schweizerischen Fonds für Verkehrssicher-
heit FVS unterstützt, Partnerin ist die bfu –
Beratungsstelle für Unfallverhütung.

               Systeme können Leben retten
Wer sich also fragt, was es mit einem Ab-
standsregler auf sich hat, findet Antworten:
Sämtliche Unterstützungsmöglichkeiten sind
mit Text und kurzen Videos erklärt. Denn
diese Fahrerassistenzsysteme sind weit mehr
als technische Spielzeuge: Sie können Le-
ben retten. Neben den etablierten Systemen
wie ABS und ESC sind neue, ausgefeiltere
Systeme auf dem Markt: Notbremsassisten-
ten erkennen drohende Kollisionen, sie kön-
                                                     © shutterstock

nen selbständig eine Notbremsung einleiten
und Unfälle verhindern. Spurhalteassisten-
ten können ein unbeabsichtigtes Verlassen                             Fahrassistenzsysteme können Leben retten.
der Fahrspur verhindern. Der Abstandsreg-
ler etwa ist ein mitdenkender Tempomat, der
die Geschwindigkeit automatisch dem Ver-            den Person, wenn das vorausfahrende Fahr-                                               Mitdenken nötig
kehrsfluss anpasst. Mit einer Radar- oder           zeug abbremst, und bremst das eigene Auto                     Dennoch, so schlau und ausgefeilt die Sys-
Infrarotkamera beobachtet das System den            ebenfalls ab, um einen Auffahrunfall zu ver-                  teme auch sind: Sie helfen wenig, wenn der
Verkehr auf der eigenen Fahrspur, misst die         hindern. Wenn das Fremdfahrzeug das Tem-                      wichtigste Sicherheitsfaktor, der Mensch,
Geschwindigkeit des voranfahrenden Fahr-            po wieder erhöht, passt der Abstandsregler                    zum Unsicherheitsfaktor wird. Weil er zu
zeuges, gleicht das eigene Tempo mit jenem          die Geschwindigkeit des eigenen Autos er-                     schnell fährt. Oder weil er den Gurt nicht
des vorderen Fahrzeuges ab und sorgt somit          neut an und sorgt für optimalen Abstand.                      trägt. Wer fährt, muss weiterhin mitden-
stets für den richtigen Abstand. Gerade auf         Weil der Abstandsregler mit dem Lenkrad-                      ken – dass ein System mithilft, entlastet aber
Autobahnen erhöht der Abstandsregler die            sensor kommuniziert, fokussiert das System                    spürbar. 
Sicherheit markant. Durch den Abstands-             auch bei mehreren Fahrspuren oder in Kur-
sensor bemerkt das System vor der steuern-          ven auf das richtige Fremdfahrzeug.                           www.sicheresauto.ch

                                                                                                                                                        VCS MAGAZIN 5/16   13
© iStock/Antonio Guillem
          ÖV-Apps: Standard gefragt
                                        Von Jérôme Faivre   Das Ticketing des öffentlichen Verkehrs der Schweiz basiert darauf,
                                                            dass ein Billett grundsätzlich für die ganze Reise gilt. Für die zahlrei-
                                                            chen ÖV-Apps trifft das noch nicht zu. Ein Test zeigt die Möglichkeiten
                                                            und Grenzen der Schweizer ÖV-Apps.

          D   er öffentliche Verkehr der Schweiz zeich-
              net sich unter anderem dadurch aus, dass
          ÖV-Tickets fast überall gültig sind. Die Kun-
                                                            sierung hat bisher noch nicht stattgefunden.
                                                            Erste Ansätze sind mittlerweile immerhin
                                                            erkennbar, so wollen BLS, Postauto und SBB
                                                                                                             Apps auf die Initiative einzelner Transport-
                                                                                                             unternehmen oder regionaler Verbünde zu-
                                                                                                             rückgeht (Basel, Baselland, Zürich, Freiburg,
          dinnen und Kunden müssen sich nicht dar-          künftig bei der Entwicklung ihrer Apps stär-     Lausanne, Luzern). Diese Anwendungen ge-
          um kümmern, welches der über 200 Trans-           ker zusammenarbeiten. Allerdings gestaltet       ben dem Nutzer die Möglichkeit, einen Rei-
          portunternehmen der Schweiz die Leistung          sich die Vereinheitlichung schwierig, weil       seweg zu suchen, den Fahrplan in Echtzeit zu
          erbringt – oft sind wir uns deshalb gar nicht     jeder Anbieter grundsätzlich seine eigene,       konsultieren und das Billett mit Erfassung
          bewusst, dass wir auf einer Reise mit ver-        wenn auch regional ausgerichtete App, favori-    des Abfahrts- und Ankunftsorts zu kaufen.
          schiedenen Anbietern unterwegs sind.              siert und sich nicht davon verabschieden will.   Solche Apps sind praktisch, wenn es darum
             Im digitalen Ticketing ist die ÖV-Welt der                                                      geht, innerhalb eines einzigen Tarifverbun-
          Schweiz noch weniger standardisiert als im                                      Jeder für sich     des zu reisen, kommen aber an ihre Grenzen,
          herkömmlichen Vertrieb, was dazu führt,           Natürlich gibt es Unternehmen wie Post­          wenn die Reise weiter gehen soll. Für alle ge-
          dass zahlreiche ÖV-Unternehmen ihre eige-         auto oder SBB, welche die ganze Schweiz ab-      testeten Systemen gilt die gleiche Feststel-
          ne App entwickeln und damit kaum über das         decken. Andere, wie die BLS, sind immer-         lung: Es ist nicht möglich, ein Ticket für ein
          regionale Einzugsgebiet hinaus Tickets oder       hin über die Kantonsgrenzen hinaus aktiv.        Reiseziel ausserhalb des Einflussbereichs des
          Fahrplanabfragen anbieten. Eine Harmoni-          Tatsache ist, dass die erste Generation von      jeweiligen Unternehmens zu kaufen.

14   VCS MAGAZIN 5/16
AKTUELL

                         Postauto oder SBB?       erfolgt, wenn man das Fahrzeug betritt, der      Wahl. Vorausgesetzt, sie wohnen zwischen
Im Gegensatz zu diesen Lösungen bietet die        zweite auf «Stopp» beim Aussteigen. Die          Luzern, Bern und Freiburg – Genfer, Glar-
Postauto-App die Möglichkeit, Zug-, Bus-          App berechnet auf Basis der jeweiligen Tarif-    nerinnen, Neuenburger, Schaffhauserinnen,
oder Trambillette für die meisten Tarifver-       struktur den günstigsten Preis und belastet      Tessiner, Jurassierinnen, Appenzeller usw.
bünde zu kaufen, wenn auch nicht für alle.        diesen direkt dem Konto des Benutzers, je        können vorderhand nicht von diesen Inno-
Namentlich die Tarifverbünde ZVV (Region          nach gewähltem Zahlungsmittel. Einfacher         vationen profitieren.
Zürich) und Unireso (Region Genf) sind            geht es nicht. Und selbst, wenn der Reisende
nicht integriert. Ein Billett kann auf drei Ar-   vergisst, seinen Ausstieg mitzuteilen, schickt                    Der SwissPass als Ausweg
ten erworben werden: Durch das Anwählen           ihm die App automatisch eine Mitteilung.                                  aus dem Dickicht?
des Abfahrtsortes, wodurch die verschiede-            Angesichts einer solchen Revolution kann     Der Swisspass hat für den öffentlichen Ver-
nen Ticket-Optionen angezeigt werden (die         man sich mit Recht fragen, wieso sich FairtiQ    kehr einen neuen, einheitlichen Standard ge-
schnellste Lösung, funktioniert aber nur für      nicht schon längst durchgesetzt und die an-      schaffen. Die Hoffnung des ÖV ist es, dass
lokale Reisen), durch die Wahl einer Reise        deren Lösungen verdrängt hat. Die Antwort:       dieser einheitliche Zugang zum ÖV (ID-
direkt im Fahrplan oder durch das Duplizie-       Zum einen wollen die meisten Anbieter an         Nummer) einen Standard schafft, der auch
ren eines Billetts, das bereits früher einmal     ihrem System festhalten und kein «fremdes»       bei den Apps dazu führt, dass der Wild-
gekauft wurde.                                    importieren. Zum andern warten zahlrei-          wuchs eingedämmt und die Kundinnen und
   Die mit dem Ticketshop der SBB ver-            che Anbieter zunächst die ersten Erfahrun-       Kunden von einheitlichen, einfachen Lösun-
bundene SBB-Mobile-App bietet heute die           gen ab, die mit FairtiQ gesammelt werden.        gen profitieren.
grösste Auswahl an Tickets. Sie integriert        Deshalb ist FairtiQ gegenwärtig erst für            PS: Die genannten Apps sind gratis in den
20 Tarifverbünde und ermöglicht den Kauf          fünf Tarifverbünde bzw. ÖV-Unternehmen           Onlineangeboten für die Systeme iOS und
von ÖV-Billetten für kurze, mittlere und          gültig: Frimobil (Region Fribourg), Passe-       Android erhältlich.
längere Reisen. Bis vor kurzem waren aller-       partout (Region Luzern), Libero (Regionen
dings nicht weniger als sechs Klicks nötig,       Bern, Biel und Solothurn), STI (Region Thun)

                                                                                                                                                                 © Jérôme Faivre
um ein elektronisches Billett zu kaufen. Die      und – viel weiter im Osten – Engadin Mobil
neue App der SBB, die seit letztem November       (Region Oberengadin). Aber es tut sich etwas,
als Testversion zur Verfügung steht, wurde        die Überzeugungsarbeit in der Praxis zeigt
demgegenüber stark weiterentwickelt. Der          Wirkung: «Weitere Partner werden bald dazu-
Fahrplan funktioniert viel intuitiver, der        stossen», versprechen die Initianten von Fair-
Ticketkauf ist neu mit zwei Klicks möglich        tiQ. Diese Anwendung ist zudem in der Lage,
– zumindest für Ticketkäufe bis 40 Franken.       die bestehenden IT-Probleme der alten ÖV-
Auch der Fahrplan ist neu einfacher zu be-        Infrastruktur abzufedern. So ist es heute nur
dienen, Texteingaben entfallen, neu können        mit grossem Aufwand möglich, nachträglich
Destinationen mit einfachen Wischbewe-            einzusehen, wer wann von wo bis wo gefahren
gungen auf dem Display ausgesucht werden.         ist. Auch funktioniert das digitale Entwer-
Bereits ab November 2016 wird in den Up-          ten des E-Tickets durch die Zugbegleiter nur
dates nur noch die neue Version verfügbar         mangelhaft. FairtiQ kann beide Probleme lö-
sein.                                             sen. Diese führen aktuell beispielsweise dazu,
                                                  dass elektronische Tickets grundsätzlich nicht
                        Einfachere Systeme        erstattbar sind und Reisedatum und Persona-
Vermutlich sind es die in jedem System vor-       lien exakt stimmen müssen. Grund dafür sind
handenen Lücken, die verschiedene Akteu-          die veralteten PDF-Formate, die den heutigen
re des öffentlichen Verkehrs bewogen haben,       E-Tickets zugrunde liegen. Diese können sehr
gemeinsam einen Schritt weiter zu gehen           einfach dupliziert oder auch verändert wer-
und (mit Schweizer Start-ups) Apps zu ent-        den. Deshalb sind die Nutzungsbedingungen
wickeln, die man als solche der zweiten Ge-       beim SBB-E-Ticket strenger als für herkömm-
neration bezeichnen kann. Diese neuen, seit       liche Fahrausweise.
Frühling 2016 verfügbaren Apps setzen auf             Nun gibt es aber bereits weitere Apps in
einfache Handhabung mit Geolokalisierung.         der Testphase, die auf dem gleichen Prinzip
   FairtiQ, das System, das sich «die ein-        CICO beruhen. Das gilt insbesondere für
fachste Fahrkarte der Schweiz» nennt, wur-        Lezzgo, das eben erwähnte Pilotprojekt von          Welche App für welches Billett? Die Vielfalt der
de gemeinsam von den Freiburger und den           BLS, Postauto und SBB. Lezzgo, das auch für         ÖV-Apps macht den Nutzerinnen und Nutzern
Luzerner Verkehrsbetrieben sowie der Rhä-         Frimobil, Passepartout und Libero verfügbar         das Leben nicht immer einfacher.
tischen Bahn lanciert: Das System erkennt         ist, will «die technologische Grundlage für
automatisch, wo sich der Reisende aufhält.        einen gemeinsamen ÖV-Standard schaffen».
So können Reisende mit je einem Wischen
ein- und auschecken, im Fachjargon nennt                            Das Rennen bleibt offen
sich dieses Prinzip CICO, von «Check-in,          Angesichts dieser Vielfalt an Angeboten ha-
Check-out». Der erste «Wisch» auf «Start»         ben die Reisenden momentan die Qual der

                                                                                                                                             VCS MAGAZIN 5/16                     15
AKTUELL

          Action, Spass und viel Energiewissen
                                       Von Thorsten Kaletsch   Die Energy Challenge 2016 hielt die Schweiz im letzten Halbjahr auf
                                                               Trab: Die Aktion von EnergieSchweiz richtete sich mit einer Road­show
                                                               und viel prominenter Unterstützung an die Bevölkerung.

                                                                                                                                           sche Art auch viel Energiewissen. Das eigene
                                                                                                                                           Energieprofil konnte mit den prominenten
                                                                                                                                           Botschafterinnen und Botschaftern vergli-
                                                                                                                                           chen werden. Und mit der Umsetzung der
                                                                                                                                           zahlreichen Alltagstipps konnten Nutzerin-
                                                                                                                                           nen und Nutzer Energie «erspielen» und ei-
                                                                                                                                           ner der teilnehmenden Städte spenden. Auf
                                                                                                                                           diese Weise nahmen sie gleichzeitig am Wett-
                                                                                                                                           bewerb mit vielen attraktiven Preisen teil.

                                                                                                                                                             Den Ton der Zeit getroffen
                                                                                                                                           Bereits an der Lancierung der Energy Chal-
                                                                                                                                           lenge 2016 in Bern lobte Bundesrätin Doris
                                                                                                                                           Leuthard die Ausrichtung auf die Vermitt-
                                                                                                                                           lung von Energiewissens und Energietipps:
                                                                                                                                           «Mit der jungen und frischen Sprache trifft
                                                                                                                                           die Energy Challenge 2016 den Ton der Zeit.
                                                                                                                                           Sie vermittelt gute und alltagstaugliche Tipps
                                                                                                                                           auf moderne Art und Weise.» Tatsächlich er-
                                                                                                         © zVg Bundesamt für Energie BFE

                                                                                                                                           wies sich der Mix von neuen Medien, Events
                                                                                                                                           und dem Einsatz von Prominenz als sehr er-
                                                                                                                                           folgreich, um die breite Bevölkerung zu er-
                                                                                                                                           reichen: Über 53 000 Mal wurde die App der
                                                                                                                                           Energy Challenge 2016 heruntergeladen. An
                                                                                                                                           den Roadshows erstrampelten die Freiwilli-
          Der Abschluss der Energy Challenge fand vor dem Bundeshaus in Bern statt.                                                        gen auf den Stromrädern gemeinsam 69 Ki-
                                                                                                                                           lowattstunden und lieferten so den Strom
                                                                                                                                           für das Schlusskonzert von Stress und Ma-

          Z   iel der nationalen Aktion Energy Chal-
              lenge 2016 war es, der breiten Bevölke-
          rung aufzuzeigen, welches Potenzial in der
                                                               statt. Danach tourte die Roadshow durch die
                                                               acht Energiestädte Locarno, Luzern, Zürich,
                                                               Aarau, Basel, Neuenburg, Montreux und Sit-
                                                                                                                                           nillio.
                                                                                                                                              Noch eindrücklicher ist die Gesamt-
                                                                                                                                           summe aller Commitments in der App:
          Ressource Energie steckt und wie dieses ak-          ten, bevor sie am Wochenende vom 1. und                                     Sie beträgt 20 Millionen. Kilowattstunden.
          tiver genutzt werden kann. Um eine mög-              2. Oktober zum Schlussevent auf dem Bun-                                    Die Teilnehmenden setzten hier insgesamt
          lichst breite Wirkung zu erzielen, setzte die        desplatz in Bern Halt machte. Über 65 000                                   60 000 Tipps um, auch das ein erstaunlicher
          Challenge auf Elemente wie eine Roadshow,            Besucherinnen und Besucher fanden sich                                      Wert. Mit der Berichterstattung in den Me-
          Wettbewerbe und viel Prominenz: So unter-            in diesen Städten im «Energie Village» ein,                                 dien erreichte die Energy Challenge 2016
          stützten etwa Rapper Stress, Xherdan Shaqi-          schauten den Prominenten bei Wettkämpfen                                    5,6 Millionen. Menschen. Kein Wunder also,
          ri, Carolina Müller-Möhl, Bertrand Piccard           zu, sammelten auf Stromvelos fleissig Strom                                 zieht Projektleiter Raphael Zürcher ein posi-
          und André Borschberg, Melanie Winiger                für das grösste energieneutrale Konzert der                                 tives Fazit: «Wir haben die gesteckten Ziele
          und viele andere die Aktion aktiv. Initiant          Schweiz in Bern und genossen stimmungs-                                     allesamt übertroffen. Dafür gebührt allen
          des Programms war das 2001 vom Bundes-               volle Konzerte und DJ-Sets.                                                 Teilnehmenden und Partnern Dank. Der
          rat gestartete Programm EnergieSchweiz.                 Als zentrales Kommunikationselement                                      grosse Einsatz fürs Thema Energieeffizienz
                                                               setzte die Energy Challenge 2016 auf eine                                   hat sich gelohnt!»
                              Über 65 000 Besucher             App, die gratis auf Smartphones herunter-
          Der Kick-off für die Energy Challenge fand           geladen werden konnte. Sie lieferte alle Infos
          am 29. April 2016 im Hauptbahnhof Zürich             zu den Events, vermittelte aber auf spieleri-

16   VCS MAGAZIN 5/16
Verreisen Sie!
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                       Mit der myOne-Kundenkarte bei
                                                       Angebot gültig vom 1. September bis 31. Dezember 2016.

REKA_2016_VCS_225x146_D.indd 1                                                                                                           24.07.16 18:29

                       VCS-Bonus : das Plus für Mitglieder

                                                                     Bonus : Fr. 60.–
                                                                     Selphy CP 1200
                                                                     Mit dem bisher schicksten « Selphy » machen Sie Ihre Schnapp-
                                                                     schüsse vom Smartphone ganz einfach zu hochwertigen Fotoprints,
                                                                     die ein ganzes Leben lang farbstabil bleiben. Der kompakte,
                                                                     schicke und mobile WLAN-Fotoprinter, den jeder bedienen kann.

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                                                                     Der « Selphy CP 1200 » plus Papier und Tinte für 54 Ausdrucke zum
                                                                     Preis von Fr. 109.– statt Fr. 169.– ( Preisliste Canon ).

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                   g                                                 Jetzt bestellen
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      oder Telefon 031 328 58 58
DOSSIER

                        Braunwald – autofrei, aber
                        Von Dominique Eva Rast   Unsere Alpen: Im Dossier betrachten wir
                                                 verschiedene Regionen und machen uns
                                                                                                  E   igentlich gibt es in Braunwald keine
                                                                                                      Autos. Mobilität braucht es trotzdem,
                                                                                                  für die Landwirtschaft und das einhei-
                                                 Gedanken, wie Mobilität, Politik und Tourismus   mische Gewerbe. Deshalb tuckern nebst
                                                 zusammenhängen. In Braunwald etwa wohnen         einigen Elektrofahrzeugen auch Die-
                                                                                                  selgefährte herum, und beim Spazieren
                                                 300 Menschen in einem Dorf, das seit über        lohnt es sich, die Ohren offen zu halten.
                                                 100 Jahren von Tourismus lebt.                   Auf dem «blauen Dorfrundgang» kreuzt
                                                                                                  man immer wieder Fahrzeuge – bela-
                                                                                                  den mit Bauschutt oder Holz. Denn ge-
                                                                                                  baut wird, davon zeugen Holzhäuser, die
                                                                                                  gleichzeitig futuristisch und gemütlich
                                                                                                  wirken. Aber Diesel ist nicht die Lösung,

18   VCS MAGAZIN 5/16
DOSSIER

                                            Köpfe mitgetüftelt, und es ist wohl Schu-                                              tät: An der Talstation steht das schweiz-
                                            lers beharrlichem Nachfragen, seinen                                                   weit grösste Angebot an Parkplätzen mit
                                            guten Beziehungen und seiner Finanz-                                                   Ladestationen für Elektroautos, im Dorf
                                            spritze zu verdanken, dass sie seit Mit-                                               haben mehrere Hotels E-Bikes, die auch
                                            te Oktober tatsächlich durch Braunwald                                                 den Einheimischen zur Verfügung ste-
                                            fährt. Geräuschlos verstärkt der Motor,                                                hen.
                                            damit die Pferde weniger ziehen müssen.
                                            Ein neues Fahrgefühl sei das, sagt Schu-                                                 Bücher und vielleicht ein Musikhotel
                                            ler, ziemlich viel Technik habe es in der                                              Auf dem Spaziergang wird rasch klar,
                                            Kutsche. «Ausruhen können sich meine                                                   wieso Braunwald seit 100 Jahren Gäs-
                                            Pferde aber nicht – anziehen müssen im-                                                te anzieht. Am Föhntag Mitte Septem-
                                            mer noch sie, das ist wie beim E-Bike»,                                                ber hängen zwar Wolken über den Ber-
                                            erklärt er.                                                                            gen, lassen aber erahnen, wie weit man
                                                                                                                                   eigentlich sehen könnte. Fridolin Hös-
                                              Standseilbahn auf rutschigem Boden                                                   li hat Familien klar als Zielgruppe ange-
                                            Seit einigen Jahren überlegen die tou-                                                 geben – dazu aber auch alle, die auf der
                                            ristischen Leistungsträger gemeinsam                                                   Suche nach Ruhe, Erholung und Kultur
                                            mit Gemeinde, Kanton und der Bevöl-                                                    sind. Auf dem Spaziergang trifft man
                                            kerung, wie die Zukunft aussehen soll.                                                 auf die offenen Bibliotheken, manche ro-
                                            Die Standseilbahn etwa, der Lebens-                                                    mantisch unter alten Bäumen. Im Dorf
                                            nerv Braunwalds, hat eine ungewisse                                                    lockt das hübsche Literatur- und Kul-
                                            Zukunft. Zum einen läuft die Konzessi-                                                 tur-Café «Bsinti». Die Musikwochen zie-
                                            on 2027 aus, zum anderen steht sie auf                                                 hen seit 80 Jahren Klassikinteressier-
                                            einem Gebiet, das rutscht – Neubauten                                                  te an. Geplant ist ein Musikhotel, die
                                            sind aktuell nicht mehr möglich, das Ge-                                               Pläne von Architekt Peter Zumthor exis-
                                            biet wird aber entwässert. Was nun? Die                                                tieren. Unsicher ist aber deren Umset-
                                            Bahn gehört dem Kanton, überlegt wird,                                                 zung – auch da wird sich zeigen, was die
                                            sie zu verlegen und näher an die Sport-                                                Zukunft bringt.
                                            bahnen zu bauen, aber damit weiter weg
                                            vom Dorfzentrum. Ob nach 2027 weiter-
                                            hin eine Standseilbahn oder eine Gon-                                                      Braunwald ist ab Zürich mit der S25 in 1h49 zu
                                            delbahn nach Braunwald führt, ist offen.                                                   erreichen, mit Umsteigen in Linthal-Braunwaldbahn
                                            Aktuell setzt der Ort auf Elektromobili-                                                   auf die Standseilbahn. www.braunwald.ch

mobil
                                                                                     Wundersame Bergwelt in Braunwald (links) / Mit Strom zieht es sich leichter (unten).
                                              © zvG Braunwald-Klausenpass Tourismus AG

davon ist Fridolin Hösli, Geschäftsfüh-
rer der Braunwald-Klausenpass Touris-
mus AG, überzeugt: «Wenn wir damit
werben, autofrei zu sein, müssen uns Re-
klamationen über Lärm nicht wundern.»
Alternativen gibt es. Und weil Braun-
wald eher klein ist, sitzt innert Minuten
Köbi Schuler mit am Tisch: Er führt ei-
nen Transportbetrieb, hat vier Pferde und
diese ziehen Kutschen. Eine dieser Kut-
schen tanzt etwas aus der Reihe – ihre
Hinterachse ist mit einem Elektromotor
verstärkt. An der E-Kutsche haben viele
© Hotel Fex
DOSSIER

                                                                                                                               Harte Arbeit ist nötig,
                                                                                                                               damit das Fextal seinen
                                                                                                                               Zauber bewahren kann.

                        «Wir leben von
                        unserer Weltoffenheit»                                                                                 Schneefeld übrig. «Dieser Speicher fehlt
                                                                                                                               uns im Sommer.» Zellweger vermutet,
                                                                                                                               dass sich ausserdem der Permafrost ver-
                                                                                                                               ändert hat. Auf der Alp Muott’Ota, de-
                        Das Fextal lebt von der atemberaubenden Natur, seiner Ruhe                                             ren Spitze von Crasta aus in rund ein-
                                                                                                                               einhalb Stunden erreichbar ist, versiegte
                        und dem bewussten Umgang der Bewohnerinnen und Bewohner
                                                                                                                               das Wasser deshalb vor wenigen Jahren
                        mit der Natur. Aber nur, wenn das Tal lebendig bleibt, behält es                                       gänzlich. «Wir haben dann eine Pum-
                        auch in Zukunft seinen Zauber.                      Von Matthias Müller                               pe installiert, die unser Vieh seither mit
                                                                                                                               Frischwasser versorgt.»

                                                                                                                                                   Den Zauber erhalten

                        «I    m Grunde gefällt es mir nirgend-
                              wo so gut», schwärmte Friedrich
                        Nietzsche einst über das Fextal. Nur hier
                                                                                     Sichtbarer Klimawandel
                                                                    Um ihr kleines Paradies zu schützen, ha-
                                                                    ben die Fexerinnen und Fexer ebenfalls
                                                                                                                               Der Preis für die Nachhaltigkeit ist har-
                                                                                                                               te Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit, Tho-
                                                                                                                               mas Zellweger irgendwo im Tal bei der
                        verflogen die Kopfschmerzen des sen-        schon vor Jahrzehnten ein restriktives                     Arbeit anzutreffen, ist gross. «Diesen
                        siblen Künstlers, nur hier sah er sich in   Baugesetz und ein grundsätzliches Fahr-                    Preis zahle ich gerne. Dafür kann ich ge-
                        der Lage, seine komplexen Gedanken          verbot eingeführt. Bewohnerinnen und                       nau das tun, was ich wirklich will.» Dazu
                        zu Ende zu denken und in seinem Werk        Bewohner sind davon gänzlich ausge-                        gehört auch die Rücksichtnahme auf
                        «Zarathustra» festzuhalten. Viele andere    nommen. Ferienhausbesitzer dürfen die                      den Tourismus. So sei es selbstverständ-
                        bekannte Dichter wie Hermann Hesse,         kleine Strasse morgens und abends be-                      lich, dass zwischen 11.30 und 15.30 Uhr
                        Max Frisch oder Annemarie Schwarzen-        fahren, aber nicht zwischen 10 Uhr und                     in der Nähe von Hotels und Restaurants
                        bach folgten seinem Beispiel. So entwi-     16 Uhr. Diese Vorsicht hat dazu geführt,                   niemand mit Maschinen mähe. Und so
                        ckelten sich Sils Maria und das Fextal zu   dass das Tal heute noch sehr ähnlich aus-                  ist es für Zellweger auch normal, im Juli,
                        einem Ort, an dem sich unberührte Na-       sieht wie auf Fotos vor 100 Jahren. Auf-                   wenn sich Reste des geschnitten Gra-
                        tur mit Kultur und einer gewissen No-       fallend ist, dass auf den Fotos von früher                 ses überall breit machen, keine Laubblä-
                        belesse verbindet.                          deutlich weniger Bäume zu sehen sind                       ser sondern normale Rechen zu verwen-
                           Wer sich von Sils Maria her kom-         als heute. «Das ist der Klimawandel», ist                  den. «Ich wundere mich dann aber, dass
                        mend für einen Spaziergang ins Fextal       Biobauer Thomas Zellweger überzeugt.                       die Arbeiter der Gemeinde trotzdem mit
                        entscheidet und den besonders schönen       Er betreibt seit mehr als 20 Jahren zu-                    lauten Bläsern arbeiten.» Die Nachhal-
                        Schluchtweg wählt, gelangt bereits nach     sammen mit seiner Frau und seiner Fa-                      tigkeit habe aber auch Grenzen, so Zell-
                        45 Minuten nach Crasta, mit rund 30         milie den Biobauernhof «Crasta Farm».                      weger. Natürlich nehme der Verkehr im
                        Einwohnerinnen und Einwohnern der           Zellweger erklärt, dass Nachhaltigkeit                     Tal zu, wenn ein Stall ausgebaut oder ein
                        grösste Ort des Tals. Ein Besuch der        für das Tal überlebenswichtig ist. Zwar                    Haus ins Unterland verkauft wird. «Aber:
                        kleinen, verträumt wirkenden Kirche ist     seien die Winter nicht mehr ganz so                        Wir brauchen ein lebendiges Tal. Damit
                        genauso empfehlenswert wie ein Zwi-         streng wie vor 20 Jahren, das sei durch-                   das Tal seinen Zauber behält, brauchen
                        schenhalt auf der Terrasse des Hotels       aus auch ein Vorteil. Aber die Kehrsei-                    wir die Weltoffenheit. Diese bringen uns,
                        Sonne oder in der Pension Crasta, die       te schlägt viel stärker ins Gewicht. Vom                   wie schon zu Zeiten von Nietzsche, die
                        den besten Heidelbeerkuchen der über-       einst mächtigen Fexer Gletscher am                         Unterländer. Das ist für uns überlebens-
                        haupt vorstellbar ist, anbietet.            Ende des Tales ist nur noch ein einziges                   wichtig.»

20   VCS MAGAZIN 5/16
DOSSIER

Ein Plan für die Zukunft
                  Von Jean-Louis Emmenegger   Vor einigen Jahren mussten sich die Waadtländer Ferienorte
                                              eingestehen, dass sie vor wirtschaftlich unsicheren Zeiten und
                                              komplexen Herausforderungen stehen. 2013 präsentierten sie
                                              deshalb eine dynamische Entwicklungsstrategie: das Projekt
                                              «Alpes vaudoises 2020».

D    ie Waadtländer Gemeinden und             für die Umsetzung des Projekts «Alpes

                                                                                            © zVg
     Feriendestinationen machen sich          vaudoises 2020» ihren Schlussbericht.
seit mehreren Jahren Sorgen um ihre           Dieser definiert vier strategische Berei-
wirtschaftliche Zukunft. Sie stehen vor       che: Ganzjahrestourismus, Mobilität,
zahlreichen Problemen: teilweise ver-         Bergbahnen und Hotellerie. Zudem ent-
altete Skianlagen, begrenztes Angebot         hält er einen Investitionsplan über zehn
im Sommer, umständliche Anfahrt zu            Jahre und klare, bezifferte Ziele. Er wur-
gewissen Orten usw. Dazu kommt der            de dem Waadtländer Staatsrat, der Kan-
Schneemangel aufgrund der Klimaer-            tonsregierung, übergeben, damit dieser
wärmung. Obwohl alle Destinationen            zur Strategie der CITAV Stellung neh-
mit denselben Herausforderungen kon-          men und über die Unterstützungsbeiträ-
frontiert waren, suchten sie lange Zeit im    ge für die Region befinden kann.
Alleingang nach Lösungen.                         Der Staatsrat veröffentlichte am 25.              Mit «Alpes vaudoises» 2020 geht es voran.
                                              März 2015 die Zusammenfassung seiner
                      Umfassende Studie       Sicht zum Projekt der CITAV. In seiner       auch, dass Lausanne vom Internationa-
2006 gründeten sie schliesslich die CI-       Strategie spricht der Kanton Subventi-       len Olympischen Komitee den Zuschlag
TAV (Communauté d’intérêt touristique         onen in Form von nicht rückzahlbaren         für die Winter Youth Olympic Games
des Alpes vaudoises), deren Mitglieder        Beihilfen in der Höhe von 46 Millionen       (YOG) im Februar 2020 erhalten hat-
die Gemeinden und Ortschaften Villars-        Franken für die Jahre 2016–2023. Über        te. Die Waadtländer Alpen werden als
Gryon, Bex, Lavey-les-Bains, Les Diable-      20 Projekte aus allen vier Bereichen des     Austragungsort mehrerer Disziplinen
rets, Aigle, Leysin, Col des Mosses, Châ-     Projekts «Alpes vaudoises 2020» pro-         eine wichtige Rolle spielen. Und die Zeit
teau-d’Oex und Rougemont sind. Ziel           fitieren von diesen Geldern. Sie alle        drängt: In weniger als vier Jahren wer-
der CITAV ist die Förderung des Touris-       haben zum Ziel, den Winter- in einen         den die YOG offiziell eröffnet. 
mus in den Ferienorten der Waadtländer        Ganzjahres­tourismus umzubauen.
Alpen. Die Gemeindepräsidenten sowie
die lokalen und regionalen Tourismus-                 Olympische Jugendspiele 2020
organisationen führten mit Unterstüt-         Jean-Marc Udriot, Gemeindepräsident
zung zahlreicher Fachleute eine umfas-        von Leysin und Präsident der CITAV,
                                                                                                     Oberste Priorität Mobilität
sende, zukunftsgerichtete Studie durch,       äussert sich sehr zufrieden: «Es freut uns
die die Faktoren wirtschaftliche und so-      sehr, dass wir in dieser Form zusammen-                Die Waadtländer Alpen besser an die SBB-Simplon-
ziale Entwicklung (Arbeitsplätze und          arbeiten und eine gemeinsame Strategie                 linie und den Waadtländer Nahverkehr anbinden:
Bevölkerungszahl), langfristige Klima-        präsentieren konnten. Dass der Waadt-                  Dies will der Waadtländer Staatsrat, um die Mobi-
veränderungen, nachhaltige Entwick-           länder Staatsrat unser Vorgehen kon-                   lität zwischen den Bergregionen und dem Rest des
lung, Mobilität (öffentlicher Verkehr)        kret mit namhaften Investitionen unter-                Kantons zu gewährleisten. Eine bessere Verbindung
und Naturschutz beleuchtete. Die Arbeit       stützt, ist ebenfalls sehr erfreulich. Wir             zwischen Berg- und Eisenbahn soll dank der Verlän-
war aufwändig, wurde aber mit grossem         können nun in Absprache mit den kan-                   gerung der Linie Aigle–Leysin bis zur Talstation der
Engagement vorangetrieben, weil die           tonalen Diensten weitere Schritte unter-               Seilbahn La Berneuse entstehen. Dieses Grossprojekt
Zukunft der betreffenden Gemeinden            nehmen. Unser Konzept ist modular auf-                 wird auch vom Bund unterstützt. Zudem werden in
und Ferienorte davon abhing.                  gebaut, das macht es interessant.»                     der ganzen Region Shuttle-Busse eingesetzt, damit
   Am 11. Juli 2013 präsentierte die CI-         Entscheidend für den sehr positi-                   Einheimische und Touristen besser vorwärtskommen.
TAV als verantwortliche Organisation          ven Entscheid des Staatsrats war sicher

                                                                                                                                                 VCS MAGAZIN 5/16   21
DOSSIER

                                                                         Monika Bandi Tanner, Leiterin der Forschungsstelle Tourismus
                                                                         an der Universität Bern, über Erfolgsrezepte, das Wettrüsten in
                                         Interview: Dominique Eva Rast   den Bergen und lohnende Investitionen.

                        Dr. rer. oec. Monika Bandi Tanner
                        «Nachhaltiger Tourismus ist eine ans
                            VCS-Magazin: Sie sind Touristikerin;             Was braucht es denn?                   rem guten, durchaus erschwinglichen ÖV.
                            können Sie in den Ferien überhaupt           Die drei Nachhaltigkeitsdimensionen        Schaut man aber genau hin, zeigt sich, dass
                            noch abschalten?                             sollten zusammen spielen, wobei mit ei-    nicht jede Region gleich viel Potenzial für
                        Monika Bandi Tanner: Ja, durchaus. Na-           ner starken ökonomischen Komponente        eine Positionierung in diesem Bereich hat.
                        türlich habe ich immer beide Brillen an.         Anreize gesetzt werden können: Es muss     Wenn eine Region wie das Unterengadin
                        Spannend ist für mich zum Beispiel im-           sich lohnen, nachhaltig zu arbeiten. Zum   auch den Nationalpark beheimatet, ist dies
                        mer das Ausprobieren einer neuen tou-            Beispiel gibt es den Trend zu häufige-     ein grosser Vorteil, den man auch touris-
                        ristischen App. Nebst dem Analyseblick           ren, aber kürzeren Reisen. Mit geschick-   tisch nutzen kann.
                        lasse ich mich aber auch stets gerne über-       ten Angeboten wie attraktiven Packages
                        raschen und geniesse gern.                       können Anbieter durchaus versuchen,            Haben gewisse Destinationen in der
                                                                         dem entgegenzuwirken und schliesslich          Schweiz zu lange geschlafen?
                            Und wie funktioniert nachhaltiger            von den längeren Aufenthalten der Gäste    Einige haben die Chance dieser Nische
                            Tourismus?                                   auch wirtschaftlich zu profitieren.        gepackt. Destinationen, die bereits frü-
                        Streng betrachtet gibt es den kaum. Ge-                                                     her unter Druck geraten sind, haben sich
                        wisse Entwicklungen orientieren sich                 Was sind Erfolgsrezepte?               auch früher den Entwicklungsfragen ge-
                        an der nachhaltigen Entwicklung, aber            Aus meiner Sicht ist ein klares Bekennt-   stellt. Im 2016 abgeschlossenen Projekt
                                                                         nis der Führung zur nachhaltigen Ent-      «Nachhaltige Tourismusangebote» waren
                                                                         wicklung unabdingbar. Das kann auf der     Regionen wie Scuol, Arosa oder die Bio-
          «Die Nachhaltigkeits-Charta hängt                              Ebene der Leistungsträger ein Hoteldi-     sphäre Entlebuch mit dabei. Ein schönes
                                                                         rektor sein, der sich stark an der nach-   betriebliches Beispiel gibt es in der Bio-
          an der Wand und man ist stolz auf                              haltigen Entwicklung orientiert und sich   sphäre Entlebuch: Im Normalfall sind
          die wachsenden Logiernächte aus                                dementsprechend bei den Gästen auch so     Moorlandschaften für Bergbahnbetrei-
                                                                         positioniert. Es kann aber auch die Des-   ber etwas Unliebsames. Sie sind schwie-
          dem asiatischen Raum.»                                         tination und dort der Tourismusdirektor    rig zu bebauen, und es gibt viele Auf-
                                                                         sein. Glaubwürdig macht das seit Jahren    lagen. Das Mooraculum Sörenberg hat
                                                                         Scuol im Engadin, gerade bezogen auf       diesen scheinbar grossen Nachteil in
                        Tourismus setzt immer eine Ortsver-              die Mobilität: Den Gästen wird dort bei-   einen Vorteil verwandelt. Da die Zu-
                        schiebung voraus. Nachhaltigkeit bein-           spielsweise kostenlos ÖV über die Lan-     fahrtsstrasse neu gesperrt ist, sind die
                        haltet eine ökologische, ökonomische             desgrenze angeboten. Zudem gibt es eine    Gäste angehalten, die Bergbahn zu benut-
                        und gesellschaftliche Dimension. Die-            Zusammenarbeit mit der Rhätischen          zen – das bringt Frequenzen. Ein Kon-
                        se sind gerade im Zeitalter wirtschaftli-        Bahn für den Gepäcktransport: Von zu       sumationsgutschein im Angebotspaket
                        cher Herausforderungen anspruchsvoll             Hause aus können die Gäste Skis und        spornt die Gäste zudem an, das Restau-
                        zu vereinbaren. Einerseits hängt beim            Gepäck aufgeben und im Hotel oder der      rant zu besuchen. Ein Erlebnispfad und
                        Schweizer Tourismusverband eine un-              Ferienwohnung wieder beziehen.             Moorspielplatz sensibilisieren für das
                        terzeichnete Nachhaltigkeits-Charta an                                                      Thema Moorlandschaft und bieten eine
                        der Wand. Andererseits ist man stolz auf             Ist die Schweiz ein guter Ort für      zusätzliche Attraktion. Der Mut und die
                        die wachsenden Logiernächte aus dem                  Nachhaltigkeit?                        Innovationen der Bergbahnbetreiber
                        asiatischen Raum und blendet die hohen           Generell bringt die Schweiz gute Voraus-   wurden mit einem Award ausgezeichnet,
                        dafür benötigten natürlichen Ressour-            setzungen mit. Dies dank hoher Erlebnis-   welcher Leistungsträger zusätzlich für
                        cen aus.                                         dichte auf kleinem Raum und einem ext-     solche Bestrebungen motivieren soll.

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