MECKLENBURG-VORPOMMERN 12/2022 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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12/2022 MECKLENBURG-VORPOMMERN Ergebnisse der Kammerwahl 2022 Seite 467 Warnemünde Foto: S. Kather Bericht zur Kammerversammlung am 5. November Auswertung der Umfrage zur Digitalisierung
Inhalt Editorial 449 Aus der Kammer Noch lange nicht alles gut … Ergebnisse einer Wissenschaft und Forschung Umfrage zur Digitalisierung in der Ärzteschaft Moderne Versorgungsmöglichkeiten in der Mecklenburg-Vorpommerns 471 Schulterendoprothetik 450 Aktuelles Junge Ärzte Er ist in uns, der Neandertaler! Nobelpreis für Medizin 2022 475 Was macht ein Arzt in der Herzsportgruppe? 454 M-V braucht Neurologen Die Notwendigkeit Leserbrief struktureller Veränderungen zur Aufrechterhaltung Kommentar zum Artikel „Kinder- und der neurologischen Versorgungssituation in M-V 477 Jugendmedizin in Mecklenburg-Vorpommern: Problem oder Ressource? 456 Kongressbericht Übergewicht und Adipositas im Kinder- und Aus der Kammer Jugendalter – Adipositas Netzwerk Mecklenburg- Bericht zur Kammerversammlung Vorpommern, Jahrestagung 2022 in Greifswald 480 vom 5. November 2022 458 Personalie Veranstaltungen und Kongresse 464 Gedenken an MR. Dr. med. Adolf Lau 483 Aktuelles Kultur Deutsche Chirurgen helfen in Afrika 466 Jüdische Kulturtage in Rostock Vernissage mit ungewöhnlicher Performance 484 Ergebnisse der Kammerwahl 2022 467 Rezensionen Für Sie gelesen 485 Wir trauern um 487 Geburtstage Genderneutrale Sprache In der deutschen Sprache sind personenbezogene Pluralfor- Wir beglückwünschen 488 men grundsätzlich geschlechtsneutral. Soweit singuläre For- men wie Arzt, Patient, Gast o.ä. aus Gründen der Flüssigkeit Impressum 488 und besseren Lesbarkeit in den Texten des Ärzteblattes Mecklenburg-Vorpommern verwendet werden, bezeichnen sie wie auch die Pluralformen in jedem Fall sowohl Personen des weiblichen wie des männlichen als auch eines möglichen dritten Geschlechts. Die Redaktion AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 447
Desiderata Die Lebensregel von Baltimore Geh deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit, und behalte im Sinn den Frieden, der in der Stille wohnt. Bemühe dich, mit allen Menschen auszukommen, soweit es dir möglich ist, ohne dich selbst aufzugeben. Sprich das, was du als wahr erkannt hast, gelassen und klar aus, und höre anderen Menschen zu, auch den Langweiligen und Unwissenden, denn auch sie haben etwas zu sagen. Meide aufdringliche und aggressive Menschen, denn sie sind ein Ärgernis für den Geist. Vergleiche dich nicht mit anderen, damit du nicht eitel oder bitter wirst, denn es wird immer Menschen geben, die größer sind als du, und Menschen, die geringer sind. Erfreue dich an dem, was du schon erreicht hast, wie auch an deinen Plänen. Bleibe an deinem beruflichen Fortkommen interessiert, wie bescheiden es auch sein mag; es ist ein echter Besitz in den Wechselfällen der Zeit. Sei vorsichtig in deinen geschäftlichen Angelegenheiten, denn die Welt ist voller Trug. Laß dich jedoch dadurch nicht blind machen für die Tugend, die dir begegnet. Viele Menschen haben hohe Ideale, und wo du auch hinsiehst, ereignet sich im Leben Heldenhaftes. Sei du selbst, und, was ganz wichtig ist, täusche keine Zuneigung vor. Hüte dich davor, der Liebe zynisch zu begegnen, denn trotz aller Dürreperioden und Enttäuschungen ist sie beständig wie das Gras. Nimm den Rat, den dir die Lebensjahre geben, freundlich an, und laß mit Würde ab von dem, was zur Jugendzeit gehört. Stärke die Kraft deines Geistes, so daß sie dich schützt, wenn ein Schicksalsschlag dich trifft. Doch halte deine Phantasie im Zaum, damit sie dich nicht in Sorge versetzt. Viele Ängste wurzeln in Erschöpfung und Einsamkeit. Übe gesunde Selbstdisziplin, doch vor allem sei gut zu dir. Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne: Du hast ein Recht, da zu sein. Und ob es dir bewußt ist oder nicht: Ganz sicher entfaltet sich das Universum so, wie es ihm bestimmt ist. Lebe daher im Frieden mit Gott, wie auch immer du ihn dir vorstellst. Und worauf du deine Anstrengungen auch richtest, was es auch ist, das du erstrebst, im lärmenden Durcheinander des Lebens sei mit dir selbst im reinen. Trotz allen Trugs, aller Mühsal und aller zerbrochenen Träume ist die Welt doch wunderschön. Sei heiter. Strebe danach, glücklich zu sein. Max Ehrmann (1872–1945) Seite 448 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, Foto: Kristina Becker wo soll das hinführen? Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Urlauber und Landeskinder wenden sich an die Ärztekammer, Bundesvereinigung (KBV) Dr. Gassen erklärt das eRezept für weil sie bei den Kolleginnen und Kollegen in der Niederlas- gescheitert. In den Kliniken bis hoch in die Universitätsklini- sung keine bzw. sehr späte Termine erhalten. Das ist ärgerlich ken werden Patienten auf Stationen auch nachts durch Arzt- für Patienten, das ist aber auch aus Sicht der Ärzte verständ- helferinnen betreut. lich, da der Arbeitstag nur 24 Stunden hat und auch ein Arzt Assistenten in den Krankenhäusern fühlen sich oft allein ge- ein Anrecht auf Ruhephasen hat. Denn ein überarbeiteter Arzt lassen aufgrund vorhandener aber nicht erreichbarer Nähe zu stellt ein Sicherheitsrisiko für den Patienten dar und das gilt medizinischen Lehrern, weil diese selbst an der Überlastungs- sowohl im niedergelassenen Bereich als auch im Kranken- grenze arbeiten. hausbereich und in der Rehabilitationsmedizin. Die Krankenkassen werben weiterhin um Versicherte und die Krankenhäuser führen Gewinne an Konzerne ab. Die Zahl der Dazu kommt seit einigen Tagen auch die negative Nachricht, Ärzte, die aktiv tätig sind in unserem Bundesland sinkt, so ha- dass die Förderung der Qualifizierung ausländischer Ärzte ben wir in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 87 Neu- durch Bundesmittel eingestellt wird. Das betrifft die in unse- Approbierte von 400 Medizinstudenten – wohl wissend, dass rem Haus durchgeführten medizinischen Qualifikationen der die Staatsexamina noch nicht alle abgeschlossen sind. Aber Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland und die sprachli- hier zählen auch die Kolleginnen und Kollegen rein, die Ende che Qualifizierung der Kolleginnen und Kollegen, die hier auch des vergangenen Jahres sich erst im Januar und Februar an- noch eine seitens der Ärztekammer sprachlichen Unterricht melden konnten. Die Ärztekammer führt pro Jahr 120 bis 130 bekommen. Gleichwertigkeitsprüfungen mit ausländischen Ärzten aus Jetzt frage ich mich ganz einfach, wer soll das bezahlen, wenn Nicht-EU-Staaten durch. Sie erhalten nach bestandener Prü- die Bundesmittel nicht mehr fließen? Es kann nicht sein, dass fung eine Approbation. Zuvor wird mit diesen Kollegen eine aus Kammerbeiträgen die Qualifikation von Ärztinnen und sprachliche Ausbildung durchgeführt sowie eine fachliche Ärzten finanziert wird, die in Deutschland nicht approbiert Qualifikation durch die Bearbeitung fast aller Fachgebiete, sind. Hier haben wir einen Antrag an die Landesregierung ge- also analog einem Medizinstudium. stellt, um entsprechende Finanzmittel, die der Bund nicht Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung haben in der mehr zahlt, vom Land substituiert bekommen. Liebe Kollegin- Enquetekommission des Landtages eine Erhöhung der Stu- nen und Kollegen, Sie sehen, die Aufgaben werden nicht we- dentenzahlen pro Universität um 50 gefordert, damit wir den niger. Umso mehr ist es notwendig, dass sich Kolleginnen und Weggang von Ärzten aus der akuten Versorgung durch Ren- Kollegen im Rahmen der ärztlichen Selbstverwaltung enga- teneintritt bzw. Umzug in andere Bundesländer ersetzen kön- gieren, um Ansprechpartner für die Politik für die Kollegen- nen. Der Landtag hat diesen Antrag abgelehnt, da man sich schaft und nicht zuletzt der Bevölkerung zu sein. um die Lehrerbildung kümmern müsse, wobei diese einen höheren Krankenstand haben als die übrige Bevölkerung und Collegialiter sie somit noch mehr ärztlicher Hilfe bedürfen. Andreas Crusius AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 449
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG Moderne Versorgungsmöglichkeiten in der Schulterendoprothetik Sarah Schuschan* Die endoprothetische Versorgung des Schultergelenks hat in den vergangen Jahrzenten eine große Entwick- lung gemacht und die OP-Zahlen in den Industrie- nationen steigen stetig an. Im Zuge der steigenden Fallzahlen kamen zahlreiche innovative Implantate auf den Markt mit dem Ziel, die klinischen Ergebnisse zu verbessern und die Herausforderungen der zuneh- menden Zahl an Revisionseingriffen zu begegnen. Der folgende Artikel gibt einen kurzen Überblick über bedeutende aktuelle Entwicklungen und moderne Versorgungsmöglichkeiten. Schaftfreie Implantate Bei den anatomischen Prothesen werden in den vergangenen Jahren zunehmend schaftfreie metaphysär verankerte Im- plantate gewählt.1 Die Entwicklung dieser Implantate erfolgte mit dem Ziel, schaftassoziierte Komplikationen wie intraope- rative Frakturen oder Schaftlockerungen zu vermeiden und eventuell erforderliche Wechseloperationen zu erleichtern. Darüber hinaus erlauben schaftfreie Implantate, das glenohu- merale Rotationszentrum unabhängig von der Schaftachse zu Abbildung 1 Postoperative Bildgebung a.p. nach schaftfreier anato- rekonstruieren, was zum Beispiel bei posttraumatischen Fehl- mischer Prothese Typ Global Icon (Fa. DePuy). Die PE-Pfanne ist nicht stellungen von Vorteil sein kann.2 Damit die Prothese fest im kontrastgebend im Röntgen und mit einem Röntgendichten Draht markiert (*). metaphysären Knochen verankert werden kann, ist allerdings eine gute Knochenqualität erforderlich. Verglichen mit kon- ventionellen schaftgeführten anatomischen Prothesen zeigen tal Evolutive Shoulder System (TESS) der Firma Zimmer Bio- sich gute funktionelle Ergebnisse bei vergleichbaren Kompli- met sowie Verso der Firma IDO Innovative Design Orthope- kations- und Revisionsraten (siehe Abbildung 1 rechts).3 dics. Bisher liegen hierzu nur wenige Studien mit geringen Patientenzahlen vor, welche allerdings gute Ergebnisse bei Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse besteht auch niedrigen Komplikations- und Lockerungsraten zeigen.4 ein zunehmendes Interesse an der Entwicklung metaphysär verankerter inverser Prothesen. Insbesondere bei jüngeren Patienten mit nicht-rekonstruierbaren Rotatorenmanschet- Kurzschaftprothesen tendefekten ist ein möglichst knochensparendes Verfahren wünschenswert. Aktuell sind zwei Implantate verfügbar – To- Kurzschaftprothesen bieten im Vergleich zu schaftfreien Im- plantaten eine größere Kontaktfläche für die knöcherne In- * Dr. med. Sarah Schuschan, Oberärztin Abteilung für Unfall-, Hand- tegration und sind somit weniger von der Knochenqualität und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Rostock abhängig, ermöglichen aber gleichzeitig ein möglichst kno- Seite 450 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG chensparendes Vorgehen. In den bisher vorliegenden Studi- en zeigten sich sehr gute Ergebnisse bei niedrigen Komplika- tionsraten. Allerdings liegen bisher keine Langzeitergebnisse zu diesen Implantaten vor. Auffällig ist außerdem, dass sich bei mehr als 20 % der Patienten Osteolysen am proximalen Humerus zeigten. 5 Inwieweit dies klinisch relevant ist, wird zu beobachten sein. Modulare Plattformen Mit der steigenden Zahl der primären Schultergelenksendo- prothesen steigt auch die Anzahl der Revisionseingriffe stetig an. Unabhängig vom Revisionsgrund stellen diese Wechsel- Abbildung 2 Schematische Darstellung der Walch-Klassifikation operationen komplexe und chirurgisch anspruchsvolle Ein- griffe dar. Die Verwendung von modularen Plattformen, bei der bei einem Wechsel von einer anatomischen auf eine inver- vorderen Glenoid entfernt wird, um eine plane Fläche zur Ver- se Prothese der Schaft belassen werden kann, vereinfacht ankerung der Pfannenkomponente herzustellen. Jedoch kann diese Eingriffe erheblich. Der Verzicht auf einen Wechsel der hiermit eine Asymmetrie nur bis zu einem gewissen Grad aus- Schaftkomponente führt zu einer verringerten OP-Zeit, gerin- geglichen werden. Es hat sich gezeigt, dass die Korrektur von gerem intraoperativen Blutverlust sowie niedrigeren Kosten.6 mehr als 15° Retroversion zu einem exzessiven Verlust von Knochensubstanz und zu vermehrten Komplikationen wie Lo- Augmentierte Pfannen ckerung der Pfanne führt.8 Bisher wurde in diesen Fällen häu- fig eine invasive Schulterprothese implantiert, wobei in glei- Auch im Bereich der glenoidalen Komponente gibt es Neue- cher Sitzung Knochen aus dem resezierten Humeruskopf zur rungen. Hintergrund ist, dass es im Rahmen der Entwicklung Augmentation der Gelenkpfanne genutzt werden kann. Auch einer Omarthrose häufig zu vermehrtem Knochenverlust am hierbei kann jedoch nicht immer auf ein vermehrtes Fräsen dorsalen Glenoid kommt. Dies kann zu einer zunehmenden des vorderen Pfannenanteils verzichtet werden. Subluxationsstellung des Schultergelenks führen. Die Gleno- idmorphologie kann in den axialen CT-Schichten anhand der Es besteht also nach wie vor Bedarf an innovativen Lösungen Klassifikation nach Walch eingeteilt werden. Insbesondere zur Behandlung junger Patienten mit intakter Rotatorenman- Glenoide mit posteiorem Substanzverlust und Bildung einer schette und ausgeprägter Fehlstellung der Schultergelenks- Neo-Pfanne (B2) und solche mit einer Retroversion >15 % (C) pfanne. Bereits seit einigen Jahren werden augmentierte sind mit einem hohen Risiko für Lockerungen der Pfannen- Pfannenimplantate angeboten, die einen knöcherne Subs- komponente bei Nutzung von Standardimplantaten assoziiert tanzverlust ausgleichen sollen. Die ersten auf dem Markt ver- (siehe Abbildung 2 rechts).7 fügbaren Implantate waren keilförmig mit einer schrägen Rückfläche. Aufgrund einer hohen Komplikations- und Revisi- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den asymmetrischen onsrate sowie der geringen Korrekturmöglichkeit wurden die- Knochenabrieb am Glenoid auszugleichen. Eine Option ist das se jedoch bereits nach einigen Jahren wieder vom Markt ge- asymmetische Fräsen, wobei vermehrt Knochensubstanz am nommen.9 ANZEIGE AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 451
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG Neuere Implantate sind so konstruiert, dass der dorsale Hö- henausgleich an der knöchernen Rückfläche und nicht ge- lenkseitig erfolgt. Damit erlauben diese Implantate eine Kor- rektur bei gleichzeitiger fester Verankerung der Pfanne. Die sogennante Step-Tech-Pfanne der Firma DePuy wird bereits seit einigen Jahren in den USA eingesetzt und ist seit kurzem auch auf dem deutschen Markt verfügbar. Es handelt sich um ein Polyethylen-Implantat, das mit verschiedenen Stufen von +3, +5 und +7 mm erhältlich ist und somit variable Korrektu- ren erlaubt. Das Implantat ist sowohl mit der schaftgeführten als auch der metaphysär verankerten Prothese des Herstel- lers kompatibel. Bisherige durchgeführte Studien zeigen zufriedenstellende Ergebnisse, allerdings zeigte sich, dass Patienten mit präope- rativ ausgeprägten Fehlstellungen ein erhöhtes Risiko für ein schlechteres funktionelles Ergebnis sowie Komplikationen wie anhaltende Instabilität und Osteolysen zeigten.10,11 Patientenspezifisches Instrumentieren und Präoperative Planung Die Anatomie des Glenoids ist sehr variabel und die Implanta- tion der Glenoidkomponente in korrekter Version kann her- ausfordernd sein. Die präoperative Planung mit Hilfe von Computersystemen kann diesen OP-Schritt vereinfachen. Aktuell sind diverse Planungsprogramme auf dem Markt ver- Abbildung 3 Schematische Darstellung der Steptech-Pfanne von fügbar. In der Regel wird anhand einer 3D-Computertomogra- oben: 1 Acromion 2 Glenoid 3 Proc. Coracoideus 4 Humerusschaft 5 fie des Patienten ein virtuelles Modell erstellt, an dem dann Steptech-Pfannenimplantat 6 Humerusprothese (mit freundlicher mithilfe eines Computerprogramms die Konfiguration des Genehmigung Fa. DePuy) Glenoids analysiert und die Prothesenimplantation geplant werden kann. Auch möglicherweise erforderliche knöcherne Augmentationen können hiermit präoperativ geplant werden. Auch die Herstellung einer Schablone des Glenoids sowie ei- Eine Metaanalyse von 12 Studien mit insgesamt 227 Proban- nes patientenspezifischen Zielinstrumentariums mittels 3D- den zeigte, dass hierdurch die Positionierung der Glenoid- Drucker ist möglich. Dies erlaubt beispielsweise die Anpas- komponente signifikant verbessert und die Anzahl von Im- sung eines Knochentransplantats am 3-D-Modell und die an- plantatfehllagen reduziert werden konnten. schließende passgenaue Implantation. Die Herstellung nimmt Seite 452 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG in der Regel 2-3 Wochen in Anspruch und wird sicherlich kom- Modulare und konvertierbare Prothesenplattformen werden plexen Fällen vorbehalten bleiben. bereits von vielen Herstellern angeboten. In Anbetracht der zu erwartenden steigenden Anzahl an Revisionsoperativen Fazit wird sich dieser Trend sicherlich fortsetzen. Die patientenspezifische Instrumentierung (PSI) ist eine span- Mit den zunehmenden Erkenntnissen und Erfahrungen im Be- nende Entwicklung im Bereich der Schulterendoprothetik. In reich der Endoprothetik des Schultergelenks haben sich auch Studien konnte durch ihren Einsatz die Positionierung der Gle- die OP-Verfahren und Implantate stetig verbessert. In noidkomponente signigikant verbessert werden. Insbesonde- Deutschland zeigt sich ein eindeutiger Trend vom klassischen re Operateure mit geringer Fallzahl konnten hiervon profitie- Schaft hin zu Kurzschaftprothesen und schaftfreien Implanta- ren.13 Allerdings konnten bisher in keiner Studie verbesserte ten, insbesondere bei anatomischen Prothesen. Bei den inver- klinische Resultate durch Verwendung von PSI gezeigt wer- sen Prothesen überwiegen weiterhin die schaftgeführten Pro- den. thesen.1 Eine mögliche Ursache hierfür ist sicherlich, dass le- diglich zwei schaftfreie inverse Prothesen auf dem deutschen Literatur bei der Autorin: Markt verfügbar sind. Augmentierte Implantate sind erst seit Dr. med. Sarah Schuschan kurzem in Deutschland verfügbar, so dass Erfahrungswerte Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie und Langzeitergebnisse fehlen. Bisher vorliegende Studien Chirurgische Klinik und Poliklinik zeigen vielversprechende Resultate12, jedoch sind weitere Universitätsmedizin Rostock qualitativ hochwertige Studien und Langzeituntersuchungen Schillingallee 35 in diesem Bereich erforderlich. 18057 Rostock Tel.: 0381 4946053 www.unfallchirurgie.med.uni-rostock.de ANZEIGE AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 453
JUNGE ÄRZTE Was macht ein Arzt in der Herzsportgruppe? Zwischen Defibrillator und Muster 56 Ein Interview von Leonard Mathias (Mitglied der AG Junge Ärzte und Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin) mit Timo Astfalk (Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin) Leonard Mathias: Du betreust ehrenamtlich Gibt es bestimmte Anforderungen an dich als eine Herzsportgruppe. Wie lange machst du Arzt, um das zu machen (zum Beispiel eine das schon und wie kam es erstmals dazu? bestimmte Weiterbildung)? Timo Astfalk: Ich habe damit im letzten Jahr angefangen als Es gibt eigentlich nur recht grundlegende Anforderungen. ich noch in Elternzeit war. Ich wollte damals gerne ab und zu Man muss natürlich seine Approbation oder Berufserlaubnis etwas Abwechslung zu meiner Arbeit als Vollzeitvater haben vorweisen. Darüber hinaus muss man mit dem Defi umgehen und gleichzeitig irgendetwas Medizinverwandtes machen. können bzw. darin eingewiesen werden. Ansonsten ist nichts Man ist ja doch den Großteil des Tages mit Kinderthemen be- weiter erforderlich. schäftigt, sodass ich in der Herzsportgruppe zumindest ab und zu etwas Patientenkontakt hatte. Auch war gut, dass die Neben der eigentlichen Betreuung der Gruppe ehrenamtliche Tätigkeit nicht auf das Elterngeld angerechnet gibt es ja noch einiges an Organisation und wurde, so wie es bei Notdiensten bei der KV oder im Rettungs- Abrechnung mit den Krankenkassen zu tun. dienst der Fall gewesen wäre. Auf die Herzsportgruppen bin Machst du das auch? ich dabei zufällig über eine Freundin gestoßen. Diese hatte direkt nach dem Studium einige Herzsportgruppen betreut, Das hält sich tatsächlich sehr stark in Grenzen. Nach der Kon- um so die Zeit bis zur ersten Anstellung zu überbrücken. Sie trolle des Defis und der täglichen Einschätzung der Sport- wirkte damals sehr zufrieden mit der Tätigkeit und meinte, tauglichkeit muss ich diese zwar noch kurz dokumentieren, dass ich einfach mal anfragen sollte. So wurde ich dann zeit- aber dann war es das tatsächlich auch schon. Der Vorteil ist nah eingearbeitet und konnte dann loslegen. nämlich, dass die komplette Organisation der Gruppen und auch die Abrechnung mit den Krankenkassen über den Lan- Was genau machst du denn vor Ort als Herz- desverband für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreis- sportgruppenarzt? lauf-Erkrankungen MV (LVPR MV) läuft. Die zahlen auch auto- matisch meine Aufwandsentschädigung. Die Tätigkeit ist tatsächlich ziemlich entspannt und man kann in Ruhe alle seine Aufgaben erledigen. Grundsätzlich sind die Neben der normalen Arbeit in der Klinik oder betreuenden Ärztinnen und Ärzte für die Sicherheit der Teil- Praxis erscheint ein Ehrenamt manchmal nehmerinnen und Teilnehmer zuständig. Diese sind chronisch schwer umsetzbar – warum bist du bei den herzkrank, also beispielsweise aufgrund eines durchgemach- Herzsportgruppen dabei oder was nimmst du ten Herzinfarkts. Sie werden bei der Verordnung des Reha- für dich aus dem Ehrenamt mit? sports kardiologisch ersteingeschätzt und entsprechend ihrer Leistung in die Gruppen verteilt. Man selbst nimmt dann die Das ist wahrscheinlich das größte Problem für die ganzen tägliche Einschätzung der Sporttauglichkeit vor, also ob je- Herzsportgruppen. Es fehlen häufig betreuende Ärztinnen mand aufgrund einer akuten Erkrankung oder einer Ver- und Ärzte, was wohl oft auch an deren beruflicher Belastung schlechterung seines Grundleidens aussetzen muss. Ich liegt. Ich habe mich ja ebenfalls erst in der Elternzeit mehr mit selbst erhebe dafür eine Kurzanamnese und die Vitalparame- dem Thema beschäftigt und eine Gruppe übernommen. Und ter. Zwischenfälle sind so zwar sehr selten, aber man sollte nun da ich eine neue Stelle angetreten habe, musste ich auch einen AED Defi sowie den Notfallkoffer nutzen können, da erstmal wieder pausieren. Aber das zeigt meines Erachtens man im Falle einer Reanimation die Erstversorgung bis zum auch einen Vorteil des LVPR: die Mitarbeitenden dort sind Eintreffen des Rettungsdienstes durchführt. wirklich sehr engagiert und versuchen die Ärztinnen und Ärz- te durch Flexibilität zu unterstützen. So kann man sich bei- Seite 454 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
JUNGE ÄRZTE spielsweise Herzsportgruppen zusammen mit Kolleginnen Falls sich Leute zu den Herzsportgruppen und Kollegen teilen oder zeitweise pausieren so wie ich jetzt. weiter informieren möchten – wo geht das Andersherum kann man auch kurzfristig mehr Gruppen über- am besten? nehmen, sobald man mehr Zeit und Lust hat. Die versuchen wirklich viel möglich zu machen. Am besten meldet man sich direkt beim LVPR MV. Die haben die Gruppen im Blick und laden einen dann erstmal zum Ge- Darüber hinaus denke ich, dass man für sich selbst viel aus so spräch ein. Dort wird dann geklärt was die eigenen Vorstellun- einem Ehrenamt mitnehmen kann. Sei es überhaupt eine ge- gen sind und wo man eingesetzt werden könnte. wisse medizinische Tätigkeit, wenn man beispielweise in El- ternzeit ist oder zeitweise nicht als Arzt arbeitet. Oder aber als lvpr-mv.de inhaltlich sinnvolle Ergänzung zu der eigenen Weiterbildung. Landesverband für Prävention und Rehabilitation von Herz- So macht die Tätigkeit sicherlich viel Sinn für Ärztinnen und Kreislauf-Erkrankungen e.V. Mecklenburg-Vorpommern, Ärzte in Weiterbildung in den Fächern Allgemeinmedizin, Ar- Paulstr. 48-55, 18055 Rostock. beitsmedizin oder Kardiologie. Aber auch wenn man später Geschäftsführer Uli Zaumseil (0381-444 374 20). die Zusatzbezeichnung Sportmedizin erlangen möchte, ist die Tätigkeit gut, weil man die Stunden im gewissen Maße an- rechnen kann. Und nicht zuletzt kann man im gewissen Um- fang auch selbst seinen Sport während der Herzsportgruppen absolvieren, solange man dabei jederzeit eingreifen kann. Das ist besonders bei den Sportgruppen in der Schwimmhalle praktisch! ANZEIGE AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 455
LESERBRIEF Kommentar zum Artikel „Kinder- und Jugendmedizin in Mecklenburg-Vorpommern: Problem oder Ressource?“ Ärzteblatt Ausgabe 9/2022, S. 354ff. In vielen Bereichen der Medizin hat eine starke Verlagerung Dennoch wird kein vernünftiger Mensch bestreiten, dass sie von der stationären in die ambulante Behandlung stattgefun- unverzichtbar ist. den. Dass nicht immer vernünftige Menschen die wichtigen Ent- Dennoch wird der stationäre Bereich unverzichtbar bleiben. scheidungen treffen, weiß man. Allerdings werden kleine Abteilungen unausweichlich unter- Die Ärzteschaft verkündet oft, dass die besten und vernünf- gehen, da eine stationäre Einrichtung auf eine Betreuung tigsten Entscheidungen bezüglich des Gesundheitswesens rund um die Uhr angewiesen ist und entsprechend Personal durch sie selbst getroffen würden (und beispielsweise nicht vorhalten muss, was unterhalb einer gewissen Patientenzahl durch die Politik). wirtschaftlich nicht mehr leistbar ist. Aber es ist die Ärzteschaft gewesen, die zugelassen oder be- Infolgedessen werden die Wege zu einer stationären Abtei- schlossen hat, dass die Kinderchirurgie wieder durch die Er- lung größer werden – ganz besonders in einem Flächenland. wachsenenchirurgie übernommen wird und dass in den meis- Den Einwohnern einer kleineren Stadt, deren stationäre Ein- ten alten Bundesländern Allgemeinärzte (die Hausärzte sui richtung geschlossen werden soll, gefällt das natürlich nicht. generis) zu keiner Zeit ihrer Facharztausbildung eine Kinder- Sie protestieren mehr oder weniger lautstark. Die Politik, die klinik von innen gesehen haben. Diese Dinge geschehen, weil das Ganze im Auge haben sollte, knickt dann meistens aus es in den demokratischen Entscheidungen der Ärzteschaft wahltaktischen Erwägungen ein, obwohl sie das nicht tun (z.B. bei den Deutschen Ärztetagen) in erster Linie um wirt- sollte. schaftliche oder egomanische Interessen von Berufsgruppen oder Einzelpersonen – ganz im Sinne des im Parlamentaris- Die Vertreter der Ärzteschaft (allen voran die Ärztekammer mus zu Recht verpönten Lobbyismus – geht und nicht um die und die Kassenärztliche Vereinigung) sollten die Politiker in fachlich korrekte Beurteilung, zu der die Ärzteschaft natürlich diesen einerseits heiklen und andererseits für die strukturelle allerbestens prädestiniert sein sollte und von der Sache her Entwicklung des Gesundheitswesens so wichtigen Fragen auch ist. nach bestem Wissen und Gewissen beraten. Leider agieren sie häufig mehr als letztlich wirtschaftliche Interessenvertreter All diese Dinge spielen eine Rolle, wenn es um die Entwicklung des Berufsstandes. Die Politiker wissen das natürlich. Insofern der Pädiatrie geht, wie sie Herr Professor Classen in ganz her- verhallen Ratschläge aus der Ärzteschaft oft ungehört. Ganz vorragender Weise und ohne den Anschein zu erwecken, nur ähnlich spielt es sich im Spannungsfeld Krankenkassen-Kas- seine eigene Institution verteidigen zu wollen, beschreibt. Es senärztliche Vereinigung ab, obwohl man diesen beiden Ak- geht ihm in erster Linie eigentlich um die Kinder, nicht um un- teuren zugutehalten muss, dass die wirtschaftliche Interes- seren pädiatrischen Berufsstand. senvertretung tatsächlich eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist. Diese Herangehensweise halte ich für unabdingbar, wenn sich Die Ärztekammer sollte eine solche wirtschaftliche Interes- in Mecklenburg-Vorpommern in puncto Pädiatrie etwas zum senvertretung eigentlich nicht haben. Da ihre Vertreter aber Positiven verändern soll. aus der Ärzteschaft heraus gewählt werden, besteht sehr wohl Was meine ich damit? Ich glaube, dass es keine positive Ent- eine zwar nur indirekte, aber doch sehr wirksame Abhängig- wicklung geben wird, wenn wir, die Pädiater, die wir eigentlich keit vom wirtschaftlichen Wohlergehen der Kammermitglie- vor allem die glühenden Verfechter der Rechte der Kinder der. Auch das weiß die Politik natürlich. (und ihrer Mütter) sein sollten, nur auf die Politik schimpfen und von „denen da oben“ erwarten, dass die es richten sol- Mit der stationären Kindermedizin lässt sich offensichtlich len. Nein, wir müssen alle bei uns selbst anfangen. Inwieweit kein Geld verdienen. sind wir, jeder einzelne von uns, bereit, Veränderungen zu ak- Seite 456 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
LESERBRIEF zeptieren, die auch uns etwas abverlangen. Kein Arzt und kein im ländlichen Raum eine Versorgung der Kinder über 24 Stun- Pädiater in M-V läuft Gefahr zu verhungern. Aber wenn es uns den möglich wird. Unsere niedergelassenen Spezialisten müs- wirklich um den Erhalt einer Pädiatrie in unserem nicht rei- sen sich ernsthaft mit den stationären an einen Tisch setzen chen und flächenmäßig schwierig zu versorgendem Bundes- und Modelle entwickeln, die gestatten, dass die Universitäten land geht, dann muss jeder von uns bereit sein, seine Kom- auch die Spezialgebiete lehren und ausbilden können und fortzone zu verlassen und für die Kinder etwas an Bequem- trotzdem die Niedergelassenen ihr Spezialgebiet gewinnbrin- lichkeit und Gewohnheiten zu opfern. Es müssen zum Teil gend bearbeiten können. ganz neue Wege versucht werden. Es muss zu einer ganz neu- Ich bin überzeugt, dass, wenn es aus unserer Mitte zu Kom- en und intensiven Verflechtung zwischen stationärer und am- promissvorschlägen oder neuen Modellvorhaben kommt, die bulanter Pädiatrie kommen, um wirklich die vielen Ressour- KV sich dann nicht verweigern wird. cen, die es ja gibt, zu bündeln und sinnvoll zu verteilen. Die Und wir alle müssen auch lernen zuzugeben, dass nicht unter Sorge um unser Fach – nein um die uns anvertrauten Kinder allen Umständen und überall stationäre Pädiatrien vorgehal- – muss größer werden als unsere (durchaus verständlichen ten werden können. Und das müssen wir Pädiater auch ge- und an sich nicht zu kritisierenden) Egoismen. genüber aufgebrachten Eltern vertreten. Aber auch da könnte Und diese Veränderung muss aus unseren Reihen selbst kom- es unorthodoxe Kompromisse geben, wenn alle das wirklich men, sozusagen aus der pädiatrischen Basis. Die Ärztekam- wollen. mer sollte uns darin unterstützen. Sie sollte für die Kinder Wir werden für die Kinder dann am weitesten kommen, wenn auch für uns schmerzliche Veränderungen, wenn sie nötig wir nur sie und nicht uns in den Mittelpunkt stellen. Dann wer- sind, vertreten. Von der KV wird man es nicht primär erwarten den wir wahrscheinlich auch mit der Politik an einem Strang können – ihre Aufgabe ist es tatsächlich, die wirtschaftlichen ziehen können. Denn auch den Politikern sollten wir nicht Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Kassen zu vertre- mehr Egoismus unterstellen als uns selbst. ten. Und diese Aufgabe erfüllt sie in M-V hervorragend. Aber auch die KV hat einen Sicherstellungsauftrag und sollte Dr. Thomas Müller, Rostock im Rahmen dessen auch über ihren Tellerrand schauen. Und wenn aus den Reihen der niedergelassenen Pädiater Vorschlä- ge kommen sollten, die zwar die Versorgung der Kinder ge- ANZEIGE währleisten, aber den eingefahrenen Denkmustern zuwider- laufen und die Grenzen zwischen stationär und ambulant zu verwischen drohen, wird auch die KV sich dahingehend bewe- gen. Sie tut letztlich das, was ihre Mitglieder wollen. Natürlich müssen ebenso die stationären Kollegen das Wohl der Kinder über das momentane ihrer Abteilungen stellen. Und natürlich muss die Politik und müssen die Verwaltungen – zumal in Rostock – ihre Hausaufgaben machen, die in unver- ständlicher Weise ständig vor sich hergeschoben werden. Ohne die Politik wird überhaupt nichts gehen. Aber ohne uns Pädiater aus den Niederungen wird eben auch nichts gehen. Wir müssen zu beinah grenzenloser Zusammen- arbeit mit den stationären Kollegen bereit sein, so dass auch AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 457
AUS DER KAMMER Bericht zur Kammerversammlung vom 5. November 2022 Gewohntes Bild: Die Kammerversammlung tagte wieder im Hörsaal der Kammer. Fotos: K. Sass Die letzte Kammerversammlung in dieser Legislaturperi- die Vorschrift von 25 Sprechstunden pro Woche für Notfälle ode fand nach drei Jahren Pandemie erstmals wieder im habe man aufrechterhalten. Ihr Appell: „Wir dürfen uns nicht kammereigenen Hörsaal der Ärztekammer statt. Gäste von der Politik herumschubsen lassen“. Sie informierte außer- waren zahlreich geladen, die aus der Landespolitik fehlten dem über das Ergebnis der KV-Wahlen, demzufolge sie vom allerdings. kommenden Jahr an den Vorsitz der KVMV und damit den Platz von Axel Rambow übernehmen werde. Für die stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Ver- einigung Mecklenburg-Vorpommerns (KVMV) Dipl.-Med. An- Der Ärztemangel macht sich bemerkbar gelika von Schütz war das Anlass genug mit der Kritik nicht zu sparen. Es sei unverständlich, dass niemand von der Politik Im Fokus des Lageberichts von Präsident Prof. Andreas Cru- bei der Kammerversammlung anwesend sei, denn „mit einem sius stand der Ärztemangel, der sich nun auch in den Statisti- Amt ist auch eine bestimmte Verantwortung verbunden.“ ken der Ärztekammer niederschlägt und schon jetzt spürbare Aber auf die Politik sei kein Verlass mehr. Sie nahm die neues- Folgen für die ärztlichen Kollegen und für die Patienten hat. In ten Ideen zur Entlastung der Krankenhäuser in Schutz, mahn- Zahlen ausgedrückt: Von den knapp 8.400 berufstätigen Ärz- te aber auch an, dass der ambulante Bereich nicht vergessen ten werden in den kommenden zehn Jahren 3.000 in den Ru- werden dürfe. Die Streichung der extrabudgetären Vergütung hestand gehen. In fünf Jahren sind es knapp 1.570 Ärzte. Da- für Neu-Patienten sei quasi „per Handstrich“ passiert, doch von wird ein Großteil keinen Nachfolger für die Praxis finden, Seite 458 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
AUS DER KAMMER bzw. das Personal in den Krankenhäusern kann nicht kom- Änderungen bedarf es auch bei der Weiterbildung von Ärzten. pensiert werden. Damit steht die Gesundheitsversorgung des Diese müssten unter den Kliniken ausgetauscht werden kön- Landes auf der Kippe. Das gilt es unbedingt zu verhindern. nen, warf Dr. Hans-Martin Benad ein. Aus diesem Grund wendet sich der Vorstand nun mit einer Entschließung an die Landesregierung mit einem eindeutigen Ethik und Ökonomisierung Appell: Die Politik muss handeln. Jetzt! In dem Wortlaut des Antrags, den Vizepräsident Dr. Wilfried Schimanke formu- Damit der Beruf des Arztes attraktiv bleibt, ist ein weiterer liert hat, heißt es wörtlich: „Die Ärztinnen und Ärzte des Landes Faktor entscheidend. Er muss frei sein in seiner ärztlichen fordern die politisch Verantwortlichen auf, endlich tragfähige Entscheidung. Eine wirtschaftliche Denkweise ist mit dem Maßnahmen zur Gewährleistung der gesundheitlichen Versor- ärztlichen Handeln nicht vereinbar. Zahlreiche Ärztetage ha- gung in allen Teilen des Landes zu ergreifen. […] Es „müssen ben sich diesbezüglich schon mehrfach damit befasst und die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Absolven- Ökonomisierung im Gesundheitswesen kritisiert. Nun hat die ten im Land bleiben und versorgungswirksam werden. Dazu World Medical Association Thesen in einem International bedarf es verstärkter Anstrengungen zur Verbesserung der Ar- Code of Medicial Ethics formuliert. Auch die Bundesärztekam- beits- und Lebensbedingungen in strukturschwachen Regionen, mer hat das Thema im Deutschen Ärzteblatt (Ausgabe vom die eine Ansiedlung junger Arztfamilien attraktiv machen.“ Die 30. September 2022) erneut aufgegriffen. Entschließung liegt inzwischen den Fraktionen, der Landtags- In einer Entschließung wünschte sich Dr. Thomas Maibaum präsidentin Birgit Hesse sowie dem Landesamt für Gesund- im Namen des Vorstandes ein Statement von der Ärzteschaft, heit und Soziales (LaGuS) vor. welches noch einmal bekräftigt, dass der freie Arztberuf kei- nem ökonomischen Denken folgen muss. Das Genfer Gelöbnis Anschließend schilderten Kammerversammlungsmitglieder und die Berufsordnung müssen auch weiterhin Richtschnur die prekäre Situation an den Kliniken im Land. Eindrücklich für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte bleiben. „Der Vorstand berichtete Dipl-Med. Ute Krüger aus dem Vorstand von ih- sieht die Gefahr, dass wir mittelfristig das Vertrauen der Be- rem Alltag als Chefärztin der Kinderchirurgie an der Helios- völkerung verlieren, wenn wir uns als Gewerbe darstellen. Klinik in Schwerin. 13x 24-Stunden Dienste im Monat, viel zu Dem Antrag wurde zwar mehrheitlich zugestimmt. Ein Ein- wenig Assistenzärzte und trotz intensiver Suche nach Fach- wand kam zuvor jedoch von Dipl.-Med. Ulrich Freitag, der ärzten nur eine einzige Bewerbung aus dem Ausland, lange als Gast zugegen war: Es gebe keinen Bedarf die ethischen Wartezeiten in der Notaufnahme etc. „Die Krankenhäuser blu- Grundsätze in Frage zu stellen, weil „wir das eigentlich schon ten aus“, sagte sie. Für Patienten werde die Situation immer alle machen“, sagte er. Der (berufspolitische) Fokus müsse da- kritischer, da eine schnelle Versorgung künftig nicht mehr ge- her woanders liegen. Zu verstehen ist der Antrag des Vorstan- währleistet werden könne. Auch Prof. Emil Reisinger, Dekan des wohl eher als Erinnerung und als Statement gegenüber der Universitätsmedizin Rostock, bestätigte diese Entwick- der Politik. lung. Ärzte erst später in den Ruhestand zu schicken – so die Überlegung von Dr. Mark Wiersbitzky – würde die Situation Digitalisierung im Arbeitsalltag erfordert zwar etwas entspannen, aber dies sei keine langfristige Lö- Nachbesserungen sung, sagte Reisinger. Stattdessen müsse die Politik Mindest- zahlen an den Kliniken einführen. Prof. Wolfram Mittelmeier Was schon lange moniert wird, ist nun mit Zahlen belegbar: stimmte mit den Worten zu „Wir dürfen den jetzigen Arztbe- Bei einer vom Digitalisierungsausschuss der Kammer initiier- stand nicht verschleißen.“ ten Umfrage zum Stand der Digitalisierung im Arbeitsalltag, ANZEIGE AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 459
AUS DER KAMMER an der überraschend viele Kammermitglieder teilnahmen, zeigte sich, dass die Digitalisierung bei einem überwiegenden Teil als Mehrbelastung anstatt als Arbeitserleichterung wahr- genommen wird. Großes Problem ist nach wie vor, dass vieles an der Ärzteschaft vorbei passiert. Die genauen Umfrageer- gebnisse können Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 463ff. nachlesen. Zu diesem Thema reichten die Drs. Placke, Schimanke, Kasch, Schneider sowie Dipl.-Med. Torsten Lange einen An- trag ein, der den Digitalisierungsausschuss beauftragt, eine Austauschplattform zu Fragen der Digitalisierung zu etablie- ren. Sie soll als Netzwerk zwischen Krankenhausgesellschaft, Kassenärztlicher Vereinigung sowie dem Öffentlichen Ge- sundheitsdienst dienen. Einwände gab es keine; Zustimmung mit 55 Ja-Stimmen und drei Enthaltungen. Dr. Martin Kritschl stellt seinen Antrag zum Konnektorentausch vor. Dr. Martin Kritschl bat die Ärzteschaft um ein Votum zum Austausch der Konnektoren. Die gematik hatte zuletzt die Op- tion ins Spiel gebracht, dass die Laufzeiten der Konnektoren verlängert werden. Er regte an, dass zuvor bei allen Anwen- dern die TI verpflichtend geprüft und erst dann gegebenen- falls ausgetauscht werde. Nach der Ergänzung von Dipl.-Med. Lange, dass die Prüfung aber kostenlos erfolgen müsse, wur- de der Antrag bei drei Enthaltungen angenommen. In die gleiche Kerbe schlug der Antrag von Dr. Tilo Schneider. Zu viele Faxe, Briefe und andere analoge Techniken werden noch von den Ärztinnen und Ärzten genutzt – dabei soll genau das die Kommunikation im Medizinwesen (KIM) verhindern. Dr. Tilo Schneider forderte den Vorstand per Beschluss auf, sich dafür einzusetzen, dass nicht nur Kliniken und Praxen an die KIM angeschlossen werden, sondern auch Gesundheits- ämter, Krankenkassen und beispielsweise Versorgungsämter. Sollen Ärzte später in den Ruhestand gehen? Das sei keine langfristige Dipl.-Med. Lange berichtete dazu, dass er bereits eine Whats- Lösung, so Prof. Emil Reisinger. App-Gruppe gegründet habe, in der zahlreiche Vertreter aus der Versorgung seien. Aktuell würde die Kommunikation dar- über von den Krankenhäusern „blockiert“. Dieser Antrag fand Auszeichnung gewürdigt werden können, auf Vorschlag von ebenfalls die Mehrheit des Gremiums. Ärztinnen und Ärzten. Die Debatte entzündete sich sowohl an den Kriterien, als auch an dem Vorschlag, dass der Vorstand Einführung einer Ehrennadel führt zu Kritik den zu Ehrenden auswählt – quasi ohne einen Beschluss durch die Kammerversammlung. Dr. Fabian Holbe, selbst Der Antrag auf Einführung einer Ehrennadel für außergewöhn- Träger einer Auszeichnung seines Landkreises, befürwortete liche Leistungen in der berufsständischen Selbstverwaltung eine Ehrennadel als Symbol der Wertschätzung, die oftmals sorgte für mehr Diskussionen, als vorhersehbar war. Dabei zu kurz käme. hatte der Vorstand mit dem von Dr. Evelin Pinnow vorgetra- Um fehlende Transparenz ging es in der Kritik von Stefan genen Antrag nur Gutes im Sinn: Nach bestimmten Kriterien Zutz, der in Frage stellte, warum die Kammerversammlung (1. vorbildliche ärztliche Haltung, 2. erfolgreiche berufsstän- nicht über die Kandidaten entscheiden könne, sondern der dische Arbeit oder 3. hervorragende wissenschaftliche Leis- Vorstand. Frau Dr. Pinnow antwortete, dass die Vorschläge tungen) sollen Kammermitglieder vom Vorstand mit einer aus der Ärzteschaft, demzufolge auch aus der Kammerver- Seite 460 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
AUS DER KAMMER Teilrechtsfähigkeit für Ärzteversorgung Wie üblich in der Kammerversammlung am Ende des Jahres zieht die Ärzteversorgung eine Bilanz des vergangenen Ge- schäftsjahres und blickt in das kommende Jahr. Mit dem posi- tiven Beschluss zur Satzungsänderung der Alterssicherungs- ordnung konnte nun die Teilrechtsfähigkeit für die Ärztever- sorgung hergestellt werden. Daneben entschied die Kammer- versammlung über den Rentenbemessungsbeitrag, der auf 97,58 Euro festgesetzt wurde. Die am 31. Dezember 2022 lau- fenden Renten und aufgeschobenen Rentenanwartschaften werden um 1,0 Prozent erhöht. Für Dr. Karl Schulze, der seit Jahrzehnten die Berichte des Finanzausschusses der Ärztekammer vorstellte, ging damit Immer ein gutes Team: Regina Beyer und Dr. Karl Schulze kümmerten sich eine Ära zu Ende. Er verkündete, dass er nicht mehr für die um die Finanzen der Kammer. Dr. Schulze tritt nicht mehr zur Wahl an. neue Kammerversammlung kandidiert habe und in den Ruhe- stand gehen wird. Lobende Worte richtete er vor allen an Re- gina Beyer, die in der Geschäftsstelle das Referat Beitrag und Finanzen leitet und mit der er eine langjährige enge Zusam- menarbeit verbindet. Prof. Crusius dankte ihm außerordent- lich für seine Tätigkeit und wünschte alles Gute. Immobilienbestand der Ärztekammer M-V Der Umbau und die Sanierung des von der Kammer erworbe- nen Gebäudes in der August-Bebel Straße 8 wird in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Der Architekt Dipl.-Ing. Christi- an Klein vom Architekturbüro Oceanarchitecs informierte die Kammerversammlung über die erfolgten Baumaßnahmen. Das Haus wird als Bürogebäude für die stetig wachsende Ge- schäftsstelle genutzt und weitere Seminarräume für Veran- Arbeiten am Limit: Dipl.-Med. Ute Krüger aus dem Vorstand berichtet staltungen bereit halten. Nötig wurde dies, weil die Kammer von ihrer Arbeit als Chefärztin bei Helios in Schwerin. immer mehr Aufgaben übernimmt, mehr Fortbildungen und Prüfungen durchführt und ausländische Ärzte qualifiziert. Ins- gesamt haben sich die Umbaukosten in Grenzen gehalten und sammlung, kämen und dieser Vorschlag von zehn Unterstüt- sind lediglich um drei Prozent gestiegen. Das Haus wird über zern getragen werden müsse. Nicht komplizierter machen, als eine Photovoltaikanlage verfügen. es ist, forderte Karsten Thiemann aus dem Vorstand und Dr. Schimanke legitimierte die Entscheidungshoheit des Vorstan- Über das Gebäude in der Liskowstraße ist in den Medien be- des, da dieser von der Kammerversammlung gewählt worden reits viel berichtet worden. In der baufälligen Immobilie, die sei. Das ging den Hausärzten Schneider, Müller, Lange, Zutz nur verkehrstechnisch gesichert wurde, wohnen noch zwei und Maibaum zu weit. Sie fühlten sich bevormundet und for- Mietparteien, mit denen Gespräche geführt werden. Nach derten eine offene Diskussion. Die Ehrennadel als Auszeich- dem Auszug ist der Abriss geplant. Dr. Schimanke konnte in nung wurde beschlossen, wobei der Antrag des Vorstandes in der Sitzung verkünden, dass das Bauamt bereits grünes Licht wesentlichen Teilen geändert wurde. Entgegen des ursprüng- signalisiert habe und voraussichtlich der Neubau eines mo- lichen Antrags wird nun die Kammerversamnmlung den zu dernen Mehrfamilienhauses genehmigungsfähig ist. Bauherr Ehrenden auswählen. wird die Ärzteversorgung sein, die das Haus als Renditeobjekt nutzen wird. AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 461
AUS DER KAMMER Die Ärztekammer in der Transparenz- datenbank? Unter dem letzten Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wur- de der Antrag von Dr. Fabian Holbe behandelt, in dem dieser fordert, dass die Ärztekammer M-V vollumfänglich in die Transparenzdatenbank des Landes (www.transparenz-mv.de) eingetragen wird. Dies würde „unnötige Geheimniskrämerei“ verhindern. Gleichwohl ist ein Eintrag für eine Institution wie die Kammer nicht verpflichtend. In der Datenbank sind Kör- perschaften (in der Regel kirchliche Einrichtungen) nur vertre- ten, soweit sie öffentliche Gelder erhalten; dies trifft für die Ärztekammer nicht zu. Insofern bleibt es ein Wunsch des An- tragstellers nach mehr Transparenz. Vizepräsident Dr. Schi- manke warnte ausdrücklich vor dem Eintrag: „Das würde nur Begehrlichkeiten und Neider wecken.“ Es sei nicht der richtige Dr. Tilo Schneider fordert, dass auch andere Gesundheitsversorger Weg, um sich darzustellen. Karsten Thiemann sah das ähnlich: an KIM angeschlossen werden. „Wir machen uns verwaltungstechnisch tot“. Der Antrag wur- de mehrheitlich abgelehnt. Unterstützung gefordert für ein Buchprojekt zur Geschichte Ist es Aufgabe einer Kammer sich finanziell an einem medizin- geschichtlichen Projekt zu beteiligen? Dürfen dafür Mitglieds- beiträge verwendet werden? Oder ist es ein Zeichen der Ver- gangenheitsbewältigung, der sich die Kammer nicht ver- schließen dürfe? Diese Fragen wurden bereits vor einigen Jahren aufgeworfen, als es um eine Beteiligung an dem Pro- jekt Alt Rehse ging, wo im Dritten Reich die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft betrieben wurde und als Gedenkort weiterentwickelt werden sollte. Nun lag ein Antrag zur Unter- stützung eines Buchprojekts mit dem Titel „Ärzte, Gesund- heitspolitik und Gesundheitsverhältnisse in Mecklenburg-Vor- Florian Kühn, Referent aus der Geschäftsführung, stellt die Auswer- pommern 1929 – 1945“ vor. Es wird von der Geschichtswerk- tung der Umfrage zur Digitalisierung vor. Hinter ihm Dr. Jens Placke. statt Rostock e.V. herausgegeben. Antragsteller ist der Vor- stand, der sich für eine anteilige finanzielle Beteiligung in Höhe von 4.500 Euro an den Druckkosten ausspricht. Prof. dass Spenden gesammelt werden. Ein Aufruf wird im Ärzte- Crusius, Prof. Buchmann und Dr. Maibaum baten die Ver- blatt erfolgen. Der Antrag erhielt eine knappe Mehrheit und sammlung um Zustimmung, da sich die Kammer ihrer Ge- wurde somit abgesegnet. schichte bewusst werden müsse (Maibaum) und es eine Pflichtaufgabe sei (Crusius). Dr. Kathrin Kohlen schlug vor, Die konstituierende Sitzung der Kammerversammlung findet am Samstag, den 28. Januar 2023 statt. Katarina Sass Seite 462 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
AUS DER KAMMER Die Geehrten von links nach rechts: v.l.n.r.: Prof. Andreas Greinacher, Prof. Thomas Thiele, Martina Wolff, Linda Schönborn, PD Dr. Kathleen Selleng und Prof. Crusius. Fotos: K. Sass Besondere Ehre für Prof. Greinacher und sein Team Inmitten der Corona-Pandemie sorgte ein Team um Prof. schungsarbeit seines Teams vom Verdacht bis zur Identifi- Dr. Andreas Greinacher aus der Greifswalder Universitäts- zierung der Antikörper, die das Krankheitsbild mit dem medizin für weltweite Schlagzeilen: Nachdem die Medien Namen „VITT“ auslösen. Kurz darauf ist deren Arbeit in unerwünschte Nebenwirkungen bei Patienten nach Imp- einem der wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften fungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff meldeten, fanden publiziert und millionenfach gelesen worden. der Transfusionsmediziner Prof. Greinacher und seine Mit- arbeiter die Ursache für diese Nebenwirkungen – unter Prof. Greinacher betonte, dass für diese Leistung drei Din- anderen Hirnvenenthrombosen – heraus und entwickelten ge notwendig seien: „Eine vernünftige Infrastruktur“, wie innerhalb kürzester Zeit Präventionsmaßnahmen. sie nur an beiden Volluniversitäten zu finden sei, außer- dem „ein motiviertes Team“ sowie ein Netzwerk aus ärzt- Für diese außerordentliche Leistung sind Prof. Andreas lichen Kollegen, wie es in Mecklenburg-Vorpommern mög- Greinacher, Prof. Dr. Thomas Thiele, PD Dr. Kathleen Sel- lich gewesen sei. Er erinnerte sich an zahlreiche niederge- leng und Linda Schönborn nun im Namen der Ärzteschaft lassene Ärztinnen und Ärzte, die etliche leere Impfampul- des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet len zum Zwecke der Forschung vorbeigebracht hätten. worden. Im Rahmen der Kammerversammlung bedankte Würdigende Worte fand auch Mark Wiersbitzky, der Prof. sich Prof. Dr. Andreas Crusius für die wissenschaftliche Ar- Greinacher nicht nur für seine Forschung, sondern auch beit und betonte die Bedeutung der Spitzenmedizin in für seine Lehrtätigkeit und seine unkomplizierte Art zu hel- Mecklenburg-Vorpommern. Prof. Greinacher nahm die fen, lobte. „Sie sind eine Bereicherung für die klinische Würdigung dankend entgegen, und berichtete von der For- Tätigkeit.“ K.S. AUSGABE 12/2022 32. JAHRGANG Seite 463
VERANSTALTUNGEN UND KONGRESSE Impfkurse in Mecklenburg- Veranstaltungen in unserem Fortbildungsveranstaltungen der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Vorpommern Kammerbereich Venerologie der Universitätsmedizin Kurse der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Rostock (weitere Termine folgen) Folgende Veranstalter bieten in M-V Dermatologische Diaklinik 2022 Live-Webinar: 4P Balintgruppenarbeit an: 11.03.2023, 09:00 – 12:00 Uhr Refresher-Kurs Impfen Präsentation interessante dermatologische Fälle mit Gadebusch – Frau Dipl.-Med. A. Hachtmann, Diskussion der Diagnostik und Therapie Rostock: 6P Tel.: 03886 212440 Termine: jeden 2. Dienstag im Monat, 24.06.2023, 09:00 – 14:30 Uhr Grundkurs Impfen Schwerin – Herr Dr. med. P. Herzog, jeweils 15:45 Uhr je 1 P Leitung: Frau Dr. med. M. Littmann, Tel.: 0385 5777373 Ort: Seminarraum (Erdgeschoss), Klinik und Poliklinik Herr Prof. Dr. med. M. Löbermann Anmeldung: Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Referat Fortbildung, August-Bebel-Str. 9 a, Interdisziplinäre Schmerzkonferenz Rostock, Strempelstr. 13, 18057 Rostock 18055 Rostock, Tel.: 0381 49280-43, -44, -46, Termine: jeden 2. Donnerstag im Monat, Fax: 0381 4928040, E-Mail: fortbildung@aek-mv.de weitere Veranstaltungen jeweils 18:15 – 20:30 Uhr je 4 P 07.12.2022 Onkologisches Wintergespräch Ort: Tagesklinik für Schmerztherapie, 1. Etage (alte Frauenklinik), Universitätsmedizin Greifswald, Veranstaltungen der Wollweberstr. 1, 17475 Greifswald Ort: Rostock Ärztekammer M-V Leitung: Frau Dr. med. S. Adler, Frau Dr. med. H. Manthey Leitung: Herr Prof. Dr. med. S. Emmert/Frau S. Rode/ Herr Dr. med. R. Panzer/ Frau Prof. Dr. med. J. Tietze/ Anmeldung: Universitätsmedizin Greifswald, Klinik Herr Dr. med. A. Thiem und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Aktualisierung der Fachkunde im Interdisziplinäre Schmerztherapie, Frau Dr. med. Anmeldung: Universitätsmedizin Rostock, Klinik und Strahlenschutz nach § 74 Strahlen- S. Adler, Fleischmannstr. 42 – 44, 17475 Greifswald, Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, schutzgesetz (StrSchG) und § 47 Tel.: 03834 86-6696, Fax: 03834 86-5844, Strempelstr. 13, 18057 Rostock, Tel.: 0381 494-9701, Strahlenschutzverordnung (StrSchV) Internet: http://www.medizin.uni-greifswald.de, Fax: 0381 494-9702, (Blended Learning) Internet: https://dermatologie.med.uni-rostock.de/ E-Mail: Stefani.Adler@med.uni-greifswald.de Termin: 01.03.2023, 09:00 – 12:30 Uhr 8P aktuelles/weiterbildungen, Ort: Hörsaal, Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, E-Mail: sekretariat.hautklinik@med.uni-rostock.de Schmerzkonferenz – August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock Chronischer Schmerz je 3 P Leitung: Herr Dr. med. J.-C. Kröger Fortbildungsveranstaltungen Anmeldung: Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Neu als Hybridveranstaltung! – In Präsenz und online per der Kassenärztlichen Vereinigung Referat Fortbildung, August-Bebel-Str. 9 a, Video oder Audio über Skype. Mecklenburg-Vorpommern 18055 Rostock, Tel.: 0381 49280-43, -44, -46, Fax: 0381 Termine: mittwochs, jeweils 13:30 – 15:00 Uhr Leitung: Herr Dr. med. T. Teuteberg Neues Seminar der Kassenärztlichen Vereinigung 4928040, E-Mail: fortbildung@aek-mv.de Ort/Anmeldung: Helios Kliniken Schwerin, M-V: Infoveranstaltung für Praxisabgeber Helios Schmerzzentrum Schwerin, Ziel: Das Seminar soll Ärzte bzw. Psychotherapeuten, Kurs-Weiterbildung Sozialmedizin Herr Dr. med. T. Teuteberg, die sich mit dem Gedanken einer Praxisabgabe tragen, gemäß der Weiterbildungsordnung der Ärztekammer Wismarsche Str. 393 – 397, 19055 Schwerin, auf die wesentlichen Schritte vorbereiten. Mecklenburg-Vorpommern vom 29.06.2020 und nach dem Tel.: 0385 520-4888, Fax: 0385 520-2132, Schwerpunkte: Fristen, Anträge, Ausschreibung, Über- (Muster-) Kursbuch Sozialmedizin der Bundesärztekammer Internet: http://www.helios-gesundheit.de/kliniken/ gangsmodelle, Nachfolge, rechtliche Fallstricke u.a. Die Module I bis IV umfassen jeweils 40 UE. schwerin, Termin: 07.12.2022, 15:00 – ca. 18:30 Uhr Dies sind die ersten 160 UE von den insgesamt 320 UE E-Mail: Helios.Schmerzzentrum.Schwerin@ Ort: Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg- der Kurs-Weiterbildung Sozialmedizin. helios-gesundheit.de Vorpommern, Neumühler Str. 22, 19057 Schwerin Termine: jeweils 09:00 – 16:30 Uhr je 40 P Gebühr: 10,00 € (auch kurzfristige Anmeldungen bis 12:00 Uhr am Vortag 27. – 31.03.2023 Modul I: Grundlagen der Sozialmedizin sind möglich) und der Rehabilitation Ärztlicher Bereitschaftsdienst – Notfälle, Diagnosen 12. – 16.06.2023 Modul II: Soziale Sicherungssysteme und Behandlung, Recht und Gesetz (Teil 1 und 2) und Versorgungsstrukturen Themen: allgemeinmedizinischer, kinderärztlicher, 25. – 29.09.2023 Modul III: Grundlagen und Grundsätze neurologischer und psychiatrischer Notfall, HNO-Notfall, der Gesundheitsförderung, Prävention ärztliche Leichenschau, Hinweise zum Umgang mit und Rehabilitation Gewaltopfern, palliatimedizinische und rechtliche 04. – 08.12.2023 Modul IV: Leistungsarten, Leistungsfor- Fragen, Abrechnung men und Organisation der Rehabilitation 22.02.2023 (Teil 1) und 01.03.2023 (Teil 2), Die Termine für 2024 werden rechtzeitig bekanntgegeben. jeweils 14:00 – ca. 18:30 Uhr sowie Ort: Hörsaal, Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, 30.08.2023 (Teil 1) und 06.09.2023 (Teil 2), August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock jeweils 14:00 – ca. 18:30 Uhr Leitung: Frau Dr. med. M. Rittierodt (Hannover) Ort: wird noch bekannt gegeben Gebühr: je Modul 540,00 € Gebühr: 25,00 € je Termin Anmeldung: Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Referat Fortbildung, August-Bebel-Str. 9 a, 18055 Rostock, Tel.: 0381 49280-43, -44, -46, Fax: 0381 4928040, E-Mail: fortbildung@aek-mv.de Seite 464 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN
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