Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein

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Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
06/2020 · Juni
Ausgabe Lübeck

                                              LAUFEN
                                            ZUR CO D NEWS
                 ZWISCHEN NORD- UND   OSTSEE      RONAK
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                                             UNTER    FÜR
                                                  NEHME
                                                        N

                                         Mehr
                                         Realität
                                         wagen
                                         � Titelthema:
                                           Bremsfaktor
                                           Bürokratie

                                         � Corona Spezial:
                                           Unternehmen
                                           und Märkte

                                         � Wirtschaft im
                                           Gespräch:
                                           Moreen Heine,
                                           Uni Lübeck
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
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                                                                       Hauseigene              Große Auswahl an
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       04321 8700-0       B205 Altonaer Str./ Zentrum   Fr           9–20 Uhr
       www.nortex.de      Neumünster/ 6. Ampel links    Sa       8.30–19 Uhr
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Mein Standpunkt ��

Politik sollte den
Unternehmen vertrauen

I
    ch wünsche mir sehr, dass die aktuellen und die kommen-
    den Maßnahmen zur Lockerung während der Corona-Zeit
    den Lebenswelten der Menschen in unserem Land besser
angepasst werden. Der Schutz der Menschen steht unbedingt
an erster Stelle, ja. Aber wäre es nicht wesentlich einfacher,
gerechter und demokratischer, wenn der Staat auch in dieser
besonderen Lage nur die Richtlinien festlegen würde und wir,
die mündigen Bürger und Unternehmer, dann innerhalb des
vorgegebenen Rahmens frei entscheiden dürften?
   Mit den Lockerungen von Mitte Mai ist ein größerer Teil der
Verantwortung auf die Unternehmen übergegangen. Das ist gut
so, denn Verantwortungsbewusstsein und unternehmerische
Freiheit sind kein Gegensatz. Dadurch tragen auch wir
Verantwortung und können selbst (mit-)entscheiden, ob und
wie wir in unserem eigenen Unternehmen die Maßnahmen
zum Schutz unserer Mitarbeiter und Kunden umsetzen. Ich
denke, dass die meisten Unternehmer – ich spreche hier für die
kleinen Unternehmen und Mittelständler – den eigenen Betrieb
besser kennen als jeder „Experte“. Entsprechend können sie am
besten beurteilen, ob und wie wichtige Maßnahmen praktisch
umzusetzen sind. Unsere Politiker sollten uns dieses Vertrauen
aussprechen. Denn es gibt auch keinen Anlass, dies nicht zu tun.
   Wir alle wissen, dass die Menschen sich sehr gut an Regeln
halten und zumeist respektvoll miteinander umgehen, indem
sie Abstand und sich an die Kontakteinschränkungen halten.
Also warum durften Gastronomiebetriebe, Hotels und unser
Hochseilgarten mit besten Voraussetzungen und weitläufigen
Außenanlagen nicht schon früher öffnen, das Schuhgeschäft
mit engen Regalreihen aber schon? Welcher Experte hat diese
Einteilung vorgeschlagen und auf welcher Grundlage?
                                                                   Foto: privat

   Klar, auch wenn wir die Entscheidungen zur Umsetzung
von Maßnahmen selbst treffen, wird nicht alles perfekt sein
und es wird nachjustiert werden müssen. Aber nein, die                            Henning Rohweder, Inhaber des Hochseilgartens in Altenhof
Behörden müssen nicht die Kapazitäten aufbringen, jedes                           (Kreis Rendsburg-Eckernförde)
einzelne Unternehmen zu prüfen. Kein Gastronom, kein
Ladengeschäft und auch kein Betreiber von Hochseilgärten
kann es sich leisten, die Vorgaben zu ignorieren. Dafür ist die
soziale Kontrolle durch die Besucher mit den Instrumenten                            Ich möchte derzeit nicht in der Haut eines Politikers ­stecken
der „Likes“ und Bewertungen viel zu groß.                                         und habe höchsten Respekt vor der zu tragenden Verantwor-
   Wir sollten diese Krise unbedingt als Chance sehen, um beim                    tung. Daher möchte ich diese Worte auch nicht als Kritik, son-
nächsten Mal besser vorbereitet zu sein. Jedes Unternehmen                        dern als Anregung für jetzt und für die Zukunft verstanden
muss einen Notfallplan für Gefahrensituationen erstellen,                         wissen. Und bitte holen Sie sich die Meinungen, Ideen und
und das hat durchaus seine Berechtigung. Und auch die                             Anregungen bei echten Experten in diesem Land ab – bei den
Landesregierung sollte einen Notfallplan für unterschiedliche                     Bürgern und den Unternehmern.                                 ��
Krisen in diesem Land in der Schublade haben. Aber bitte
auf Grundlage von Teilhabe und Mitbestimmung – das muss                           Was ist Ihre Meinung?
oberste Priorität haben. Dann wären vielleicht auch nicht die                     Schreiben Sie der Redaktion:
immensen Summen an Unterstützung nötig gewesen, deren                             redaktion@ihk-sh.de
Folgen uns sicherlich noch lange begleiten werden.

                                                                                                                            06/20                     1
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
�� Wirtschaft im Bild

In den Startlöchern  Zum Urlaub an der Ostsee ge-
hört er einfach dazu: der Strandkorb. In Grömitz im
Kreis Ostholstein vermietet Bernhard Glaser seine
500 Körbe an Besucher. Zu finden sind er, seine Frau
Martina und ihre zwei Mitarbeiter in der Urlaubssai-
son dann an der Kurpromenade auf Höhe der kleinen
Seebrücke. Doch dieses Jahr ist alles etwas anders.
Durch die Corona-Pandemie hat sich der Saison-
beginn verschoben. In den Startlöchern stand Gla-
ser trotzdem rechtzeitig und hat seine blau-weißen
Strandsessel Ende April aufgebaut – und freut sich
jetzt, seine Gäste seit dem 18. Mai wieder begrüßen
zu dürfen.                                       ��

                                                       Foto: 54°/Felix König

2                          06/20
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Themen der Wirtschaft ��

                                       ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE

Mein Standpunkt                                             1
                                                                   Bremsfaktor
                                                                   Bürokratie
Wirtschaft im Bild                                          2
Neues im Norden                                                    Titelthema   Gesetz-

                                                                                                                                                          Foto: iStock.com/MATJAZ SLANIC
Zitat des Monats                                            4     liche Rahmenbedin-
Köpfe der Wirtschaft                                        5     gungen und Vor-
                                                                   schriften sorgen für
Titelthema – Bremsfaktor Bürokratie                                Verlässlichkeit und
Unternehmen und Verwaltung: mehr Realität wagen!          6       Fairness. Kosten sie
Logistikbranche: Bürokratiefalle bei Schwertransporten? 8
Interview: Stefan Meyer über Robotic Process Automation 9
Interview: Rolf Brouwer zum LNG-Terminal Brunsbüttel     10
                                                                   aber Zeit und Nerven,
                                                                   behindern sie das Ge-
                                                                   schäft. Auch wenn in
                                                                                              �6
Dokumentationspflichten: Zu viel Bürokratie ist ungesund 12       der Coronakrise eini-
Regulatory Affairs: Lotsen im Zulassungsdschungel        14       ges funktioniert hat – zäher Bürokratismus ist nicht überwunden. Lesen
                                                                   Sie im Titelthema zudem unter anderem, unter welchen Hemmnissen
Wirtschaft im Gespräch
                                                                   der Schwerlastverkehr leidet, wie künstliche Intelligenz Abläufe verbes-
Moreen Heine, Professorin für E-Government
                                                                   sert und was die Gesundheitsbranche belastet.
und Open Data Ecosystems                                   16
Corona Spezial: Unternehmen und Märkte                     18
                                                                                                                Moreen Heine,
Aus dem IHK-Bezirk
Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck                   22                                                  E-Govern­ment-Expertin
IHK Schleswig-Holstein                                                                                          Wirtschaft im Gespräch  Niemand hat
Fachkräfte nach der Krise:                                                                                      Lust auf Papierkram und Ämtermara-
gerade jetzt an Ausbildung festhalten!                     37                                                  thon – nicht mal die Ämter selbst. Um
                                                                                                                die Bürokratie zu verschlanken, sind
�� Standort Schleswig-Holstein                                                                                  gute E-Government-Lösungen gefragt.
IHK-Konjunkturumfrage:                                                                                          Professorin Dr. Moreen Heine forscht
Corona trifft Wirtschaft mit voller Wucht                  38                                                  dazu an der Uni Lübeck. Die Wirtschaft

                                                                                  � 16
IHK-Nord-Positionspapier:                                                                                       sprach mit ihr über Fehlentwicklungen,
                                                                                                 Foto: privat

die Krise langfristig überwinden                           40                                                  Fortschritte und Corona als Beschleuni-
�� Impulse und Finanzen                                                                                         gungsmittel.
Lockerungen im Tourismus: Neustart mit Verantwortung       42
IHK aktiv: Serviceangebote in der Coronakrise              43
                                                                   Corona Spezial
�� Zukunft mit Bildung
                                                                                                                                        � 18
                                                                                                                                                            Foto: stock.adobe.com/Ekaterina Petrukhan
IHK-Prüfungen: Berufsstart für Fachkräfte ermöglichen    44       Unternehmen und Märkte  Die Corona-
Covestro Industriepark Brunsbüttel: lernen und Gutes tun 45       Pandemie stellt die Wirtschaft auf den
�� Technik und Trends                                              Kopf. Doch Not macht erfinderisch:
Arbeitsschutz: sicher durch die Pandemie                   46     Ganz viele Betriebe stellen in Windes-
                                                                   eile Geschäftsideen, Initiativen und Lö-
�� Globale Märkte                                                  sungen auf die Beine. Wir setzen unse-
Situation in Österreich: Tipps für deutsche Firmen         48     ren Streifzug durch Schleswig-Holsteins
                                                                   Wirtschaft fort und zeigen, wie kreativ
�� Recht und Steuern
                                                                   und mutig Unternehmen die Herausfor-
Präqualifizierung: Überholspur zum Auftrag                 49
                                                                   derung annehmen.
Veranstaltungen                                            52
Die IHK gratuliert                                         53
Treffpunkt Wirtschaft                                              IHK-Corona-Hotlines – rufen Sie uns an!
mit Rätsel der Wirtschaft                                  54     Die Expertinnen und Experten der IHKs in Schleswig-Holstein unterstüt-
                                                                   zen mit ganzer Kraft ihre Mitgliedsunternehmen. Rufen Sie uns an! Wir
Hart am Wind                                                       lotsen Sie durch die Krise.                                          ��
Buchhandel Petersen, Kolumne                               56
                                                                   IHK Flensburg: (0461) 806-806
   Verlagsspecials:
                                                                   IHK zu Kiel: (0431) 5194-455
Logistik & Lagerung, Fuhrpark & E-Mobilität            30, 50
                                                                   IHK zu Lübeck: (0451) 6006-250
Titelbild: stock.adobe.com/BillionPhotos.com

                                                                                                                      06/20                          3
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Dafür haben die Organisatoren den Parkplatz
                                                                                      des NordseeCongressCentrums am Messeplatz
                                                                                      umgestaltet: Eine 30 Quadratmeter große, tages-
                                                                                      lichttaugliche LED-Leinwand bietet ein besonderes
                                                                                      Filmerlebnis für Gäste in bis zu 80 Autos. Der Au-
                                                                                      dioempfang erfolgt über eine UKW-Frequenz direkt
                                                                                      in die Pkw oder auf mitgebrachte UKW-Empfangs-
                                                                                      geräte.
                                                                                         Messechef Klaus Liermann sagt: „Wir haben eine
                                                                                      waschechte Husumer Kooperation auf die Beine
                                                                                      gestellt. Das Kinocenter und uns verbindet die Lei-
                                                                                      denschaft, Menschen zu unterhalten, deshalb freue
                                                                                      ich mich sehr, dass wir das Autokino jetzt umsetzen
                                                                                      können.“ Unterstützung gab es unter anderem von
Von links: Messechef Klaus Liermann                                                   Husum Tourismus, der VR Bank und den Stadtwer-
mit den Kinobetreibern Sylvia                                                         ken Husum durch Sponsorenzusagen.
Marksteiner-Hartung und Stephan Hartung                                                  Aufgrund der aktuellen Corona-Lage gibt es vie-
                                                                                      le Vorschriften und Regeln: So sind etwa mehr als
                                                                                      zwei Erwachsene pro Auto nicht erlaubt, Hilfestel-
     Autokino an der Westküste                                        lung beim Einstellen der UKW-Frequenz im eigenen Pkw ist vor
                                                                       Ort nicht möglich und Toiletten dürfen nicht angeboten werden.
    Eine waschechte                                                    Auch für Getränke und Popcorn müssen die Gäste selbst sorgen.
                                                                       „Wir sind trotz der Einschränkungen sehr froh, mit unseren Kino-
    Husumer Kooperation                                                vorstellungen endlich wieder für Emotionen sorgen zu können“,
                                                                       so Sylvia Marksteiner-Hartung, die gemeinsam mit ihrem Mann

                                                                                                                                                Foto: Messe Husum & Congress
       Licht aus, Film ab: Kinobesuche sind seit Mitte März auch in    Stephan Hartung das Kinocenter Husum betreibt.             red ��
    Schleswig-Holstein verboten. Eine andere Lösung musste her –
    und verschaffte einem altbewährten Konzept ein Revival: Das Ki-    Mehr unter
    nocenter Husum und die Messe Husum & Congress haben das ers-       www.messehusum.de
    te Autokino Schleswig-Holsteins an der Westküste gestartet. Am     www.kino-center-husum.de
    8. Mai machte der Film „Das perfekte Geheimnis“ den Auftakt.

 Digital Challenge 2020                                                                          schäftsmodell der teilnehmenden Un-
                                                                                                  ternehmen heraus. Acht bis zehn Stu-
Stresstest für Ihr Geschäftsmodell                                                                dierende arbeiten an einem zukünftigen
                                                                                                  Geschäftsmodell des Betriebs.

             D
                    er Verein The Bay Areas e. V. in    mehrdimensionale digitale Entwicklung     Jetzt bewerben  Noch bis 15. Juni 2020
                    Kiel ruft Unternehmen auf, im       von Geschäftsmodellen unter gleich-       können sich Unternehmen für 2020 be-
                    November an der Digital Chal-       wertiger Berücksichtigung von Mensch,     werben. Vergeben werden zwei Teilnah-
             lenge 2020 teilzunehmen. Das Schwer-       Umwelt und Wirtschaft. Bei dem kre-       meplätze je Standort (Kiel, Lübeck, Flens-
             punktthema in diesem Jahr ist „Sus-        ativen Ideenwettbewerb fordern zwei       burg, Husum). Aus der Bewerbung muss
             tainable Disruption“ – es geht um die      Teams aus Masterstudierenden das Ge-      hervorgehen, dass das Unternehmen be-
                                                                                                  reit ist, sich herausfordern zu lassen, in-
                                                                                                  wiefern es die Notwendigkeit sieht, sich
                                                                                                  herausfordern zu lassen, und dass es in
            Zitat des Monats                                                                      der Lage ist, die Voraussetzungen für bei-
                                                                                                  de Studierenden-Teams und die für die
                                                                                                  Teilnahme am Projekt im Allgemeinen
    „Morgens eine Stunde durch dichten Verkehr zur Arbeit, von 9 bis                              zu erfüllen. Die Teilnahmegebühr beträgt
    17 Uhr am Schreibtisch, dann wieder nach Hause: Hat die Coronakrise                           2.000 Euro. Über alle weiteren Modalitä-
    dieses jahrzehntealte und energiefressende Konzept, den ewigen                                ten informiert The Bay Areas e. V. red ��
    Puls des Büroorganismus mit seinen ‚Mahlzeit‘-Ritualen und dem                                Mehr Infos und Bewerbung
    Pläuschchen in der Kaffeeküche überflüssig gemacht?“                                          Jannis Grube
                                                     Journalist Michael Fabricius am 23. April    Koordinator Digital Challenge
                                    in der Tageszeitung „Die Welt“ über Heim- und Büroarbeit      you@the-bay-areas.de

4                           06/20
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Neues im Norden ��

        Köpfe der Wirtschaft

    Dr. Alexander Paar ist im April von Wissen-                            Am 1. April hat Dr. Marouane Sayih die Leitung
schaftsministerin Karin Prien zum Professor an der                      des Geesthachter Innovations- und Technologie-
Dualen Hochschule Schleswig-Holstein (DHSH)                             zentrums (GITZ) übernommen. Er folgt damit auf
ernannt worden. Seit September 2019 lehrt der                           Dr. Rainer Döhl-Oelze, der sich anderen Aufga-
gebürtige Hesse unter anderem Datenmanage-                              ben zuwendet. Sayih war zwischen 2017 und
ment und künstliche Intelligenz im Fachbereich                          2019 als Leiter des Bereichs Initiativen für die
Wirtschaftsinformatik an der DHSH in Kiel. Zudem                        Gründungsförderung im Zentrum Digitalisierung
ist er als Vizepräsident Teil des Präsidiums der Hochschule.            Bayern zuständig. Zuvor verantwortete er knapp sechs Jahre als
                                                                        Geschäftsführer eines der größten Graduiertenzentren der Tech-

                                                                                                                                                         Fotos: DHSH, HypoVereinsbank, hfr, Carsten Milbret
   Die HypoVereinsbank hat Jörg Kube zum Leiter                         nischen Universität München.
des Firmenkundengeschäfts in der Region Nord
ernannt. In dieser Funktion verantwortet er von                            Swen Rathjens ist seit April weiterer ge-
Hamburg aus die Beratung von Unternehmen in                             schäftsführender Teilhaber der Jens Märkte
Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schles-                              Jens GmbH & Co. KG in Burg auf Fehmarn. Seit
wig-Holstein. Er verfügt über fast 25 Jahre Erfah-                      2007 arbeitet der gebürtige Brunsbütteler bereits
rung im Firmenkundengeschäft. Seit 2011 ist er bei                      in dem Unternehmen. Er hat sich dort im Juni-
der HypoVereinsbank tätig und leitete zuletzt rund fünf Jahre das       oren-Aufstiegsprogramm von Edeka qualifiziert
Firmenkundengeschäft der Bank in Westfalen. Davor war er mehr           und sich zur Führungskraft Handel weitergebil-
als vier Jahre lang als Key-Account-Manager mit der Beratung von        det. Seit 2016 ist Swen Rathjens als Vertriebsleiter für das gesamte
Großkunden der HypoVereinsbank in Nordrhein-Westfalen betraut.          Unternehmen tätig.                                               ��

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Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Mehr Realität
                                                             wagen!
Unternehmen und Verwaltung  Ein Unternehmen zu führen bedeutet auch, sich an bestimmte
Regeln zu halten. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Vorschriften sorgen für Verlässlichkeit
und Fairness auf einem komplexen Markt. Kosten sie aber wertvolle Zeit und Nerven, behindern
sie das Geschäft. Auch wenn in der Coronakrise das ein oder andere schnell und effektiv
funktioniert hat – zäher Bürokratismus ist längst nicht überwunden.

           S
                 eit mehr als 100 Jahren versorgt die BWB Nommensen     Zutrittskontrollanlagen, Flucht- und Rettungswegtechnik
                 GmbH aus Kiel ihre Kunden mit Baubeschlag- und         sowie Feststellanlagen für Brandschutztüren und sorgen für
                 Sicherheitstechnik. „Wir konfigurieren unter anderem   die Lieferung, Inbetriebnahme und Abnahme“, sagt Klaus
                                                                        Edier, geschäftsführender Gesellschafter. Bürokratie hat für
                                                                        den Unternehmer seine Berechtigung. „Regeln geben uns
                                                                        Sicherheit in unseren Entscheidungen und Planungen.“ Lei-
                                                                        sten könnten sie dies jedoch nur, wenn sie über ausreichend
                                    „Europäische Unternehmen            Flexibilität verfügten, so Edier. „Vorschriften müssen in ge-
                                    stehen hier im Wettbewerb           wissen Abständen auf ihre Zweckmäßigkeit geprüft werden.
                                        mit Unternehmen in              Sonst werden sie zur Belastung.“ Lange Entscheidungspro-
                                                                        zesse etwa führen zu hohen Kosten und unnötigem Zeitauf-
                                       Ländern, in denen die            wand: „Unnütz vergeudete Energie kostet Kraft, die im Be-
                                      Anforderungen deutlich            trieb benötigt wird, um effektiv arbeiten zu können.“
                                       unkomplizierter sind.“              Vorschriften könnten schnell eine Eigendynamik ent­
                                                                        wickeln. „Eine Regel zieht oft eine andere nach sich“, so
    Christoph Brellinger,                                               Edier. So könne es passieren, dass Verwaltungen einen Re-
        take-e-way                                                      gulierungswahn entwickelten, der an den Bedürfnissen und

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Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
Titelthema Bremsfaktor Bürokratie ��

                                                                          damit der Realität der Unternehmen vorbeigehe. Ein Beispiel     sen, als dann nach 14 Tagen bereits das Geld auf dem Konto
                                                                          sei die Datenschutzgrundverordnung. „Hier wollte man die        eingegangen sei, sagt Teichmann. „Auch das Beantragen des
                                                                          ganz Großen zur Ordnung rufen und hat die kleinen und           Kurzarbeitergeldes lief bei mir reibungslos. Die Arbeitsagen-
                                                                          mittleren Betriebe unnötig belastet.“ Eine neue Verwaltungs-    tur hat mir hier super weitergeholfen und nach drei Wochen
                                                                          kultur müsse angemessene Entscheidungsspielräume gewäh-         war die Sache durch.“
                                                                          ren. Dafür brauche man auch die richtigen Personen an den           Im Unternehmensalltag ärgere man
                                                                          richtigen Stellen, erklärt Edier. „Ein Schornsteinfeger kann    sich schon das eine oder andere Mal           „Die Arbeitsagentur
                                                                          kaum einem Bäcker vorschreiben, wie er sein Brot zu backen      über bürokratische Hürden. Die Kurta-              hat mir super
                                                                          hat.“                                                           xe sei ein Thema, das einen Mehrauf-            weitergeholfen.“
                                                                                                                                          wand bedeute, den man auch anders
                                                                          Unternehmen entlasten  Die take-e-way GmbH aus Ham-            hätte lösen können. „Ich muss jeden
                                                                          burg ist ein Unternehmen der Buhck Gruppe mit Sitz in           Gast auseinanderrechnen, das erfor-
                                                                          Wentorf. Die Firma hat den professionellen Umgang mit           dert eine zusätzliche Abrechnungsstel-
                                                                          Bürokratie zu ihrem Geschäftsmodell gemacht und betreut         le. Dieser Aufwand wird mir nicht be-
                                                                          5.500 Unternehmen aus 37 Nationen mit Lösungen für              zahlt.“ Bürokratischer Aufwand müsse
                                                                          Produktverantwortung und Compliance. Die behördlichen           so schlank wie möglich gehalten wer-
                                                                          Anforderungen seien kaum noch zu durchschauen, sagt             den. „Bei der Organisation der Hilfen
                                                                          Christoph Brellinger, Kommunikationsleiter bei take-e-way.      ist das in vielen Bereichen gelungen“,
                                                                          „Spätestens bei der Einhaltung der verschiedenen Meldeter-      so Teichmann. Was die Zukunft anbe-
                                                                          mine, der Registrierung in einer Masse von Behördenporta-       langt, bleibt der Unternehmer optimi-
                                                                          len, der Nachhaltung der Gesetze hinsichtlich Änderungen        stisch: „Ich denke, wenn die Auflagen
                                                                          und der Identifizierung neuer, individuell zutreffender Ge-     es wieder zulassen, wird es wenig Zu-               Bo Teichmann,
                                                                          setze sind menschliche Kapazitätsgrenzen schnell erreicht.“     rückhaltung bei den Touristen geben.“                Schlei Hotel
                                                                          Hier müssten Unternehmen zunehmend auf spezialisierte               Ein gewisses Maß an Bürokratie ist
                                                                          Dienstleister zurückgreifen.                                    unumgänglich für eine funktionierende Wirtschaft, darin sind
                                                                             Ein Beispiel findet sich im Online-Handel mit Elektroge-     sich die drei Unternehmer einig. Die Realität erfordert ausrei-
                                                                          räten. Da komme schnell das Elektrogesetz ins Spiel, erklärt    chend Flexibilität bei Regulierungen und eine kontinuierliche
                                                                          Brellinger. Es regelt das fachgerechte Recycling des Geräts     Überprüfung bestehender Vorschriften. Bürokratismus lähmt
                                                                          auf Kosten des Inverkehrbringers. „Enthält das Gerät einen      Unternehmen und nimmt ihnen die Zeit für das eigentliche
                                                                          Akku, ist das Batteriegesetz schnell Thema. Wird es verpackt,   Geschäft. Die Ausnahmesituation hat gezeigt: Es geht auch an-
                                                                          muss der Unternehmer sich auch mit dem Verpackungsge-           ders.                                                      ��
                                                                          setz beschäftigen. Kann das Gerät Musikstücke abspielen,
                                                                          bewegt man sich schnell im Bereich des Urheberrechts.“ Er       Autor: René Koch
                                                                          könne die Liste beliebig weiterführen, sagt Brellinger. „Bü-    IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
                                                                          rokratie wird allein durch ihre Masse schnell zum Problem.“     rene.koch@flensburg.ihk.de
                                                                             Im Online-Handel bewege man sich zudem auf interna-
                                                                          tionalem Parkett. „Europäische Unternehmen stehen hier im       Mehr unter
                                                                          Wettbewerb mit Unternehmen in Ländern, in denen die An-         www.bwb-kiel.de
                                                                          forderungen deutlich unkomplizierter sind.“ Was eigentlich      www.take-e-way.de
                                                                          Sicherheit bieten solle, werde so schnell zum Wettbewerbs-      www.schleihotel.de
                                                                          nachteil, sagt Brellinger. Die take-e-way GmbH bietet ihren
                                                                          Kunden die Möglichkeit, diese Prozesse auszulagern. „So
                                                                          können unsere Kunden sich weiterhin auf ihr Kerngeschäft
Fotos: iStock.com/TarikVision, Thomsen’s Motel/Maren Höft, Mareike Suhn

                                                                          konzentrieren und laufen nicht Gefahr, über rechtliche Fall-
                                                                          stricke zu stolpern.“                                                      Hotel- und Gastronomieimmobilien
                                                                          Schnelle Hilfe  Für viele Unternehmen ist Bürokratie eine
                                                                          ernst zu nehmende Belastung. Die Coronakrise zeigt jedoch                       CORDES                  und     RIEGER
                                                                          an manchen Stellen, dass es auch mal ohne geht: Bo Teich-                       Kompetenz für Tourismus, Hotellerie, Gastronomie

                                                                          mann, Geschäftsführer des Schlei Hotel in Kappeln an der
                                                                          Schlei, musste – wie viele andere Betriebe – Mitte März sei-            Ein Auszug aus unseren Immobilienangeboten:
                                                                          nen Betrieb schließen. „Ich übernahm das Hotel im vergan-
                                                                          genen Juni. Wir haben gerade den ersten Winter hinter uns               ▪ Nordsee pur: TOP eingeführtes Friesenhaus                1,99 Mio Euro

                                                                          und voll auf die kommende Saison gesetzt.“ Die Finanzdecke              ▪ Investoren und Hoteliers: exklusives Hotelanwesen         5,0 Mio Euro
                                                                          sei dementsprechend dünn gewesen. „Wir mussten von heute
                                                                                                                                                  ▪ Außergewöhnliches Resort Metropolregion Hannover          2,6 Mio Euro
                                                                          auf morgen zumachen. Damit fehlen natürlich wichtige Ein-
                                                                          nahmen“, so Teichmann. Die Informationen zu Hilfen hät-                 ▪ Glamping or Camping? Seltenes Kaufangebot                 1,5 Mio Euro

                                                                          ten sich in dieser Zeit überschlagen. „Jeden Tag hörte man              ▪ Gediegenes, beliebtes Stadthotel Raum Kiel                 auf Anfrage
                                                                          irgendetwas anderes. Ich habe mich da am IHK-Newsletter
                                                                                                                                                  Schillerstr. 11 ▪ 24116 Kiel ▪ T+0431 533233-16 ▪ www.cordes-rieger.de
                                                                          orientiert und über die zur Verfügung gestellten Anträge So-
                                                                          forthilfe beantragt.“ Ein wenig erstaunt sei er schon gewe-

                                                                                                                                                                                    06/20                                    7
Mehr Realität wagen - IHK Schleswig-Holstein
�� Titelthema Bremsfaktor Bürokratie

Bürokratiefalle bei Schwertransporten?
Logistikbranche  Das Online-Portal Vemags soll Großraum- und Schwerlasttransporteuren eigentlich helfen,
leichter Anträge zu stellen. Mit einem geplanten neuen Release des Instruments droht jedoch ein Rückschritt.

             U
                  nternehmen, die Großraum- und          Frankfurt am Main, so greifen alle be-       ximalmaß ist weiterhin zwingend erfor-
                  Schwertransporte (GST) durch-          teiligten Landes- und Kommunalbehör-         derlich“, so Schmidt.
                  führen, haben es schwer, ihre          den über das Portal auf den Antrag zu.          Ein wichtiger Punkt, der von der
           Aufträge schnell abzuarbeiten. Grund          Henning Schmidt hat dabei bisher einen       IHK Nord ebenfalls gefordert wird, sei
           sind immer noch die langen Wartezeiten        Überblick über den Antragsstatus. Doch       eine Festlegung von großräumigen Kor-
           für die Fahrtengenehmigungen. „Wir            diese Transparenz droht jetzt wegzu-         ridoren, die für GST ausgebaut und in-
           warten im Schnitt zwei bis drei Wochen“,      fallen. „Das wäre für uns ein Desaster.      stand gehalten werden. Zudem geht es
           sagt Henning Schmidt, Geschäftsführer         Denn aktuell können wir jederzeit aktiv      Schmidt darum, innerhalb dieser Korri-
           der gleichnamigen Spedition in Heide.         werden und bei den einzelnen Behörden        dore allgemeine Verfügungen über alle
                                 Lediglich Schles-       anrufen und fragen, warum es dort nicht      relevanten Maße für Transitverkehre zu
                                 wig-Holstein blei-      weitergeht. Das scheinen die Ämter           schaffen, die direkt von der zuständigen
                                 be mit drei bis fünf    nicht zu wollen“, glaubt Schmidt.            Behörde genehmigt werden können.
                                 Tagen im Rahmen.                                                     Wünschenswert sei auch, die strenge Re-
                                 Auch die IHK Nord       Realistische Regeln  Das Gleiche gilt       gel der Baugleichheit der Fahrzeuge auf-
                                 forderte bereits vor    für eine geplante Änderung der Straßen-      zuheben und wieder zur alten Regelung
                                 zwei Jahren, die        verkehrsordnung (StVO), nach der die         der Bauart zurückzukehren. Auch damit
                                 Bearbeitungszeiten      Ausnahmegenehmigungen von der StVO           ließe sich nach Meinung von Schmidt
                                 auf maximal fünf        nur noch Behörden ausstellen können, in      das Verfahren vereinfachen.
                                 Tage zu verkürzen.      deren Bezirk der Transport beginnt oder         Bei all der geforderten Toleranz ist
                                    Helfen        soll   endet. Das führt laut Schmidt automa-        dem Geschäftsführer klar, dass es Spiel-
      Henning Schmidt,           dabei ein zentra-       tisch zu einer Verschiebung, die viele Be-   regeln geben muss. Es gehe lediglich
         Spediteur               les Online-Portal       hörden nicht bewältigen könnten, wäh-        darum, diese für alle realistischer zu
                                 mit dem Namen           rend andere mit viel Schwerlast-Know-        gestalten. Zudem wünscht sich Schmidt
                                 Vemags (Verfah-         how deutlich weniger zu tun hätten.          mehr Respekt und Wertschätzung für
           rensmanagement für Großraum- und                  Eine Gefahr sieht der Spediteur auch     die Logistikbranche – besonders jetzt
           Schwertransporte). Das System bil-            darin, gewisse Toleranzen mit dem neu-       im Kampf gegen das Coronavirus.  ��
           det von der Antragstellung bis zur Be-        en Release aufzuheben. So ist geplant,
           scheidzustellung alle Schritte ab. Zwar       künftig bei allen Abweichungen der           Autor: Ralf Johanning
           ist Vemags seit mehr als zehn Jahren im       beantragten Maße eine neue Genehmi-          Freier Journalist
           Einsatz, an der langen Bearbeitungszeit       gung beantragen zu müssen. Das gilt          redaktion@ihk-sh.de
           hat sich jedoch nicht viel geändert – und     auch, wenn die Ladung beispielsweise
           ein neues Release bedeutet womöglich          nicht wie angegeben 3,2 Meter, son-          IHK-Nord-Positionspapier
           weitere Probleme.                             dern nur 3,1 Meter breit ist. „Wir sollten   www.ihk-nord.de
               Beantragt Spedition Schmidt etwa          weiterhin an der sogenannten Bis-zu-         (Dokument-Nr. 4067912)
           einen Transport von Flensburg nach            Genehmigung festhalten. Denn ein Ma-
                                                                                                                                                 Fotos: privat, H. & H. Schmidt GmbH & Co. KG

    Tieflader der Spedition Schmidt mit bis zu 75 Tonnen Nutzlast

8                           06/20
Titelthema Bremsfaktor Bürokratie ��

                                                                                          „Wie ein
                                                                                          virtueller
                                                                                          Mitarbeiter“

                                                                                                                                      Fotos: iStock.com/Andrey Suslov, privat
Robotic Process Automation  Sie kann in Unternehmen helfen, Prozesse zu automatisieren, ohne
aufwendige Schnittstellen zu programmieren: Robotic Process Automation (RPA). Stefan Meyer,
Bereichsleiter Finanzen der Stadtwerke Kiel AG, erklärt im Interview die Vorteile und Einsatzgebiete von RPA.

   Wirtschaft: Einfach erklärt: Was ver-      Wirtschaft: Wie wenden die Stadt-        Stunden auf 30 Minuten reduzieren.
birgt sich hinter „Robotic Process Auto- werke Kiel RPA an?                            Wir haben bei der Umsetzung von RPA
mation“?                                      Meyer: Im Bereich Finanzen setzen        gleichzeitig Know-how im Unterneh-
   Stefan Meyer: Mit RPA können wir RPA zur Unterstützung in der tägli-                men aufgebaut. RPA-Anwendungen
nicht nur systeminterne, sondern auch chen Zahlungseingangsverarbeitung ein.           können daher ohne externe Unterstüt-
systemübergreifende Prozesse automati- In unserer Netzgesellschaft werden zur          zung komplett umgesetzt werden. Kos-
siert werden. Das RPA-System ist dabei Abrechnung mehrere Systeme eingesetzt.          ten durch Schnittstellenprogrammie-
wie ein virtueller Mitarbeiter. Es navi- Dies führt dazu, dass wir in der Zahlungs-    rungen vermeiden wir somit.
giert sich durch die einzelnen Systeme, eingangsverarbeitung drei Optionen ana-            Wirtschaft: Für welche Anwendun-
wie es auch bei der Bearbeitung durch lysiert haben: 1. komplett manuelle Be-          gen ist RPA geeignet?
einen Menschen der Fall wäre.              arbeitung (Status quo vor Umsetzung),           Meyer: RPA ist zum Beispiel bei sich
   Wirtschaft: Was unterscheidet RPA 2. Programmierung einer Schnittstelle             ständig wiederholenden Tätigkeiten
von herkömmlicher Prozessautomati- zwischen den Systemen, 3. RPA-Einsatz.              oder klar definierbaren Aufgaben mit
sierung?                                   Wir haben uns für die RPA-Umsetzung         wenig Ausnahmen, die festen Regeln
   Meyer:      Prozessautomatisierungen entschieden. Seit mehr als einem Jahr ha-      unterliegen, von Vorteil. Auch wenn die
sind in der Regel immer dann relativ ein- ben wir diese Lösung im Einsatz und die      Aufgaben strukturiert und möglichst
fach umzusetzen, wenn sie lediglich in ei- Zahlungen werden seitdem zu 97 Prozent      bereits digital vorliegen, kann man RPA
nem System erfolgen. Sobald ein Prozess automatisch zugeordnet. Mittlerweile           einsetzen. Nicht geeignet sind Prozes-
durch mehrere Systeme bedient wird, sind viele Prozesse hinzugekommen, die             se, die von diesen Kriterien abweichen.
müssen Schnittstellen                                      gerade analysiert werden    Allerdings muss es kein Ausschlusskri-
programmiert werden. „Wir vermeiden Kosten oder sich bereits in der                    terium sein. Jede RPA-Umsetzung ist
Bei der Umsetzung von       durch Schnittstellen-          Umsetzung befinden.         auch eine Einzelfallentscheidung. Wir
RPA-Lösungen wer-           programmierungen.“             Wir werden RPA auch         haben ein Konzept für mögliche RPA-
den solche program-                                        in weiteren Unterneh-       Umsetzungen entwickelt. Nach einem
mierten Schnittstellen                                     mensbereichen einset-       Erstgespräch zwischen Fachbereich und
gar nicht benötigt.                                        zen, etwa in der Perso-     RPA-Koordinator werden Aufwand und
Zunächst sollte aber                                       nalabteilung, im Ver-       Nutzen gegenübergestellt. So kann man
generell ein Blick auf                                     trieb, im Controlling und   schnell erkennen, ob eine Umsetzung
eine mögliche Prozess­                                     im Rechnungswesen.          zweckmäßig ist.                      ��
optimierung geworfen                                           Wirtschaft: Welche
werden. Oft liegt hier                                     Vorteile      erschließen   Interview: Nathalie Klüver
der Schlüssel zum Er-                                      sich dadurch?               Freie Journalistin
folg.     Anschließend                                         Meyer: Die Abarbei-     redaktion@ihk-sh.de
kann der RPA-Einsatz                                       tungsgeschwindigkeit
bei systemübergreifen-                                     steigert sich: Wir konn-    Mehr unter
den Prozessen sinnvoll             Stefan Meyer,           ten die tägliche Bearbei-   www.stadtwerke-kiel.de
sein.                           Stadtwerke Kiel AG         tungszeit von mehreren

                                                                                                         06/20                    9
�� Titelthema Bremsfaktor Bürokratie

  „Wir erfahren
  große Unterstützung“
  LNG-Terminal  Die German LNG Terminal GmbH plant
  den Bau und den Betrieb des ersten multifunktionalen
  Import- und Distributionsterminals für Flüssigerdgas
  (Liquefied Natural Gas, LNG) in Deutschland. Die
  Wirtschaft sprach mit Managing Director Rolf Brouwer
  über den Stand des Projekts, Genehmigungsverfahren und
  Perspektiven.

               Wirtschaft: Was genau ist in Brunsbüttel geplant?
               Rolf Brouwer: Wir planen den Bau und Betrieb eines
           Terminals für verflüssigtes Erdgas. Es wird eine Reihe von
           Dienstleistungen bereitstellen: das Be- und Entladen von
           LNG-Carriern, die temporäre LNG-Speicherung, die Regasi-
           fizierung, das Einspeisen ins Erdgasnetz und die Distributi-
           on durch Tankkraftwagen, Schiffe und Kesselwagen. Gegen-
           wärtig gibt es europaweit bereits 36 vergleichbare Terminals.    zum anderen die immissionsschutzrechtliche Zulassung des
           Deutschland verfügt über kein eigenes LNG-Terminal, muss         LNG-Terminals einschließlich der entsprechenden Einrich-
           also auf Terminals wie in Rotterdam oder Zeebrugge zurück-       tungen (LNG-Lagerung an Land). Dabei ist beabsichtigt, das
           greifen – und das, obwohl Deutschland der größte Erdgas-         immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren zeitlich
           markt Europas ist.                                               nach dem Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Wir verfü-
               Wirtschaft: Sie stehen mitten im Genehmigungsverfahren.      gen über ein hoch motiviertes Team von internationalen Spe-
               Brouwer: Bereits 2019 haben wir die Scoping-Phase ab-        zialisten.
           geschlossen, in der Inhalt und Umfang der Umweltverträg-            Wirtschaft: Was spricht für Brunsbüttel?
           lichkeitsprüfung festgelegt wurden. Wir sind jetzt dabei, den       Brouwer: Brunsbüttel liegt geografisch ideal: Der Hafen ist
           Genehmigungsantrag zur Planfeststellung der Hafeninfra-          für die QMax Carrier, die das LNG bringen, gut erreichbar.
           struktur einschließlich der wasserseitigen Anlagen zu kom-       Von dort sind es nur circa drei Stunden per Schiff in den Ham-
           plettieren. Dies erfolgt beim Amt für Planfeststellung Verkehr   burger Hafen, wo das LNG als Kraftstoff für die Schifffahrt be-
           in Kiel. Aus genehmigungsrechtlicher Sicht sind zwei Vorgän-     nötigt wird. Das Terminal liegt zudem am Eingang des Nord-
           ge zu unterscheiden: zum einen die Planfeststellung der Ha-      Ostsee-Kanals, des Zugangs zu den baltischen und skandina-
           feninfrastruktur einschließlich der wasserseitigen Anlagen,      vischen Märkten. In direkter Nachbarschaft liegt das größte

Für die Wirtschaft vor Ort:
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                                                                                     Eine Initiative der
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Titelthema Bremsfaktor Bürokratie ��

                                                                                             Digitale Vorreiter

                                                                                            Von anderen Ländern lernen
                                                                                                Bürokratie gibt es nicht nur in Deutschland. Aber Beispiele aus
                                                                                            Finnland und Estland zeigen, wie der Staat der Wirtschaft das Leben
                                                                                            leichter machen kann. Ob E-Government, Unternehmensgründung
                                                                                            online oder digitale Unterschrift – viele Prozesse für Unternehmen
                                                                                            laufen dort schneller und unkomplizierter ab.
                                                                                                Besonders weit beim Thema Digitalisierung ist Estland. In
                                                                                            „­E-Estonia“ können rund 98 Prozent aller geschäftlichen Transakti-
                                                                                            onen online erledigt werden. Hierzu hat Estland X-Road entwickelt.
                                                                                            Das auf Blockchain-Technologie basierende System bietet mehr als
                                                                                            3.000 Services an und wickelt jeden Monat 180 Millionen Transaktio-
                                                                                            nen vom Online-Banking bis zur Steuererklärung für Unternehmen ab.
                                                                                                Das spart viel Geld und Zeit: Tõnis Pilvisto, Geschäftsführer des En-
                                                                                            doskopieherstellers und Medizinausrüsters Karl Storz in Estland,
                                                                    Foto: iStock.com/tcly

                                                                                            schätzt, dass er allein die digitale Unterschrift zehn bis 20 Mal pro Tag
                                                                                            nutzt. Hiermit funktioniere eigentlich alles.

                                                                                            Aus einer Hand  Auch die Gründung von neuen Unternehmen geht
                                                                                            in Estland schnell. „Fünf bis 15 Minuten“, meint Pilvisto. Schätzungen
Tankschiff für Flüssigerdgas                                                                gehen davon aus, dass so jährlich etwa zwei Prozent des estnischen
                                                                                            Bruttoinlandsprodukts eingespart werden – wichtige Ressourcen, die
zusammenhängende Industriegebiet Schleswig-Holsteins, der                                   in das Kerngeschäft gesteckt werden können: Beim Familienunterneh-
ChemcoastPark, in dem viele energieintensive Betriebe sitzen.                               men Karl Storz, das seinen Hauptsitz im bayerischen Tuttlingen hat,
Sie werden LNG von unserem Terminal beziehen und uns ihre                                   arbeiten in Estland nur vier von 250 Mitarbeitern in der Verwaltung.
Prozesswärme liefern. Wir wollen uns intensiv mit der regio-                                   Und auch in Finnland lässt sich vieles digital aus einer Hand er-
nalen Wirtschaft vernetzen und Synergien nutzen.                                            ledigen. Das Portal suomi.fi bündelt den Zugang zu zahlreichen Be-
   Wirtschaft: Wie wirken sich Proteste in Brunsbüttel auf das                              hörden – für Unternehmen und Privatpersonen. „Das beschleunigt
Verfahren aus?                                                                              die Kommunikation ungemein“, sagt Mika Joachim Pöpken, der seit
   Brouwer: Auch wenn es bereits fast 40 bestehende Termi-                                  16 Jahren in Finnland als Anwalt arbeitet. Allerdings sei auch die Ein-
nals in Europa gibt, ist der Betrieb für Brunsbüttel natürlich                              stellung zu Bürokratie anders. Die Skandinavier hätten mehr Vertrauen
neu. Da gibt es ein berechtigtes Interesse, das Projekt kennen-                             in den Staat, der Umgang mit Daten sei – vielleicht auch deshalb –
zulernen. Jenseits der Bürgerbeteiligung, die das Genehmi-                                  transparenter.                                                  red ��
gungsverfahren vorschreibt, wollen wir daher den Dialog mit
Anwohnern und Umweltschützern intensiv fortsetzen. Bereits                                  Mehr unter
vor mehr als einem Jahr haben wir zu zwei Diskussionsver-                                   www.e-estonia.com
anstaltungen eingeladen – bewusst gemeinsam mit Kritikern.                                  www.suomi.fi
Vernetzung und gute Nachbarschaft heißt, auf alle Beteiligten
zuzugehen. Das wird honoriert, wir erfahren vor Ort große
Unterstützung.
   Wirtschaft: Welche Bedeutung hat ein LNG-Terminal in
Krisenzeiten?                                                                                         Wert- und Feuerschutzschränke
   Brouwer: Wir haben deutlich vor der Krise begonnen,
sorgfältig zu planen, unser Engagement ist sehr langfristig an-
gelegt. Corona führt uns neben den schrecklichen gesundheit-                                      Geprüfter Schutz vor Einbruch und Feuer
lichen Folgen auch vor Augen, wie wichtig es aus wirtschaft-                                      Wert- und Feuerschutzschränke
licher Sicht ist, Risiken zu minimieren, sich breit aufzustellen.
                                                                                                  Schlüsseltresore
Hierzu kann das Terminal einen Beitrag leisten – ein LNG-
                                                                                                  Waffenschränke
Terminal sorgt dafür, dass die Erdgaslieferländer für Deutsch-
land diversifiziert werden.                                   ��                                  Lieferung, Aufstellung u. Montage
                                                                                                   Service und Notöffnungen
Interview: Dr. Sabine Schulz                                                                        auch für Fremdfabrikate
IHK zu Kiel, Standortpolitik
sschulz@kiel.ihk.de

Mehr unter                                                                                        Besuchen Sie unsere große Ausstellung mit Neu- u. Gebrauchtmodellen.
                                                                                                  Eiderhöhe 5  24582 Bordesholm  Tel. 04322 / 58 38  www.tresor-baumann.de
www.germanlng.com

                                                                                                                                       06/20                              11
Foto: stock.adobe.com/Blue Planet Studio
     Zu viel Bürokratie
     ist ungesund

Dokumentationspflichten  Sie ist der größte Arbeitgeber Schleswig-Holsteins: die Gesundheitswirtschaft.
Mit einem Wertschöpfungsanteil von 15 Prozent an der Gesamtwirtschaft ist sie im bundesweiten Vergleich
auf Platz eins. Überraschend wenig Gehör findet ihr Hilferuf zur überbordenden Bürokratie.

            K
                 aum eine Branche ist so stark reguliert wie das Gesund-     vorgegebenen Sortierung ab, lehnen Krankenkassen die Zah-
                 heitswesen. Ob Kliniken, Apotheken, Sanitätshäuser,         lung ab. Obwohl den Krankenkassen durch den elektronischen
                 Pflegeeinrichtungen, Physiopraxen, Pharma- oder Me-         Kostenvoranschlag abrechnungsrelevante Daten der Sanitäts-
          dizinproduktehersteller – sie alle kämpfen gegen eine über-        häuser digital vorliegen, sind für die Leistungsabrechnung alle
          bordende Bürokratie an. So müssen Ärzte und Pflegekräfte in        Unterlagen in Papierform einzureichen, was auf beiden Seiten
          Akutkliniken seit Einführung der Fallpauschalen jede einzel-       einen immensen Aufwand bedeutet.
          ne Tätigkeit für die Krankenkassen dokumentieren. Dies führt           Unabhängig vom Versorgungsbereich binden Dokumen-
          im Durchschnitt zu einer täglichen Dokumentationslast von          tationen die teils ohnehin knappen personellen Kapazitäten,
          bis zu vier Stunden im ärztlichen Dienst und knapp drei Stun-      kosten wertvolle Zeit und führen zu Effizienzverlusten sowie
                                 den in der Pflege.                          Planungsunsicherheiten. Dokumentationen sind zwar uner-
Juristische Unsicher-               Besonders juristische Unsicherheiten     lässlich für Transparenz, Qualitätskontrolle und den effizien-
heiten führen zu einer           führen    zu einer Mehrdokumentation,       ten Umgang mit Krankenkassengeldern. Bedenklich wird es
Mehrdokumentation,               um    auf  alle Rechtsstreitigkeiten vor-   jedoch, wenn die administrativen Aufgaben den Blick auf das
                                 bereitet zu sein. Angesichts der zuneh-     Wesentliche verstellen: die Betreuung und Versorgung der Pati-
um auf alle Rechts-              menden Multimorbidität und des Fach-        enten. Weniger Bürokratie bringt aber nicht nur Unternehmen
streitigkeiten                   kräftemangels in der Pflege sind derart     Zeit- und Kostenersparnisse, sondern auch den Verwaltungen.
vorbereitet zu sein.             zeitintensive Dokumentationsverpflich-          Als Vermittler zwischen Wirtschaft und Politik sucht die
                                 tungen eine besorgniserregende Ent-         IHK im Dialog mit der Politik schlanke und praktikable Lö-
          wicklung. Nicht minder hoch ist die bürokratische Belastung        sungen, um sinnlose bürokratische Hürden abzubauen. Haben
          an der Nahtstelle zwischen dem ambulanten und dem statio-          Sie konkrete Beispiele für bürokratische Belastungen? Melden
          nären Versorgungsbereich.                                          Sie sich bei uns.                                          ��

            Unterlagen in Papierform  Die Dokumentationspflicht             Autor und Kontakt: Thomas Jansen
            wächst auch in Sanitätshäusern. Ihre Kompetenzen in den Be-      IHK zu Kiel, Geschäftsstelle Elmshorn
            reichen Hilfsmittelversorgung, Reha- und Orthopädietechnik       Telefon: (04121) 4877-34
            sind insbesondere bei Senioren, chronisch Erkrankten und         jansen@kiel.ihk.de
            Reha-Patienten gefragt. Für das Abrechnen von Hilfsmitteln
            fordern die Krankenkassen allerdings zahlreiche Zusatzdoku-      IHK-Website – Jobmotor Gesundheitsbranche
            mente. Einheitliche Dokumentationsstandards fehlen. Weicht       www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 103003)
            die Reihenfolge der eingereichten Dokumente etwa von der

12                         06/20
Titelthema Bremsfaktor Bürokratie ��

 Medizinprodukterecht

EU-Parlament verlängert Frist
    Im Mai hätte die neue EU-Medizin-             men zu müssen, sodass in der
produkteverordnung (MDR 2017/745)                 Patientenversorgung Engpässe
in Kraft treten sollen. Ihr Ziel sind neben       drohen.
einer EU-weiten Harmonisierung der
Rechtsvorschriften für das Inverkehrbrin-         Versorgungsengpässe  Mit
gen und die Inbetriebnahme von Medizin-           der Covid-19-Pandemie hat
produkten hohe Standards für die Qualität         sich die Lage für Medizinpro-
und Sicherheit. Jetzt hat das EU-Parlament        duktehersteller weiter ver-
den Geltungsbeginn verschoben.                    schärft: Zulieferer brechen
    Seit Monaten bereiten sich Unterneh-          weg, Produktionsstätten arbeiten nur ein-       tionsfähigkeit des MDR-Systems weiterhin
men mit allen Kräften auf die MDR-An-             geschränkt, Auditoren unterliegen Reiseres­     nicht gesichert, sodass Versorgungsengpäs-
forderungen und -Formalitäten vor. Er-            triktionen. Daher hat das EU-Parlament          se auch in den Folgejahren wahrscheinlich
schwerend kommt hinzu, dass die wenigen           Mitte April den Geltungsbeginn der MDR          bleiben.                               ��
Auditier- und Zertifizierstellen, bei denen       auf den 26. Mai 2021 verschoben, womit
Medizinproduktehersteller ihre neuen wie          eine zentrale Forderung der IHK-Organisa-       Autor und Kontakt: Thomas Jansen

                                                                                                                                                    Foto: iStock.com/Georgiy Datsenko
auch ihre bestehenden Produkte zertifizie-        tion aufgegriffen wurde.                        IHK zu Kiel, Geschäftsstelle Elmshorn
ren beziehungsweise rezertifizieren lassen            Auch wenn Hersteller nun eine Fristver-     Telefon: (04121) 4877-34
müssen, überlastet sind. Eine CE-Zerti-           längerung erhalten haben – obgleich ein         jansen@kiel.ihk.de
fizierung ist für eine Marktzulassung je-         Ende der Coronakrise nicht in Sicht ist –,
doch unabdingbar: Hersteller laufen sonst         bleiben der Mangel an Zertifizierstellen        TÜV Süd – Infos zur MDR
Gefahr, etwa bewährte Implantate oder             und Guidelines sowie die Angleichung wei-       www.bit.ly/tuev-mdr
Chirurgieinstrumente vom Markt neh-               terer Fristen ungelöst. Somit ist die Funk-

        Förderungs- und Beratungsgesellschaft
       für mittelständische Unternehmen mbH

Wir beraten kostenlos Unternehmen, die durch die Corona-Krise in
Schwierigkeiten geraten sind. Wir begleiten Sie mit unserem Exper-
tenteam durch die Krise, analysieren gegebene und zweckmäßige
Fördermaßnahmen, die seitens der öffentlichen Hand bereit ge-
stellt wurden und werden, und bereiten Sie auf Bankgespräche vor
(wie ist die aktuelle Entwicklung etc.). Dazu zählen u. A.:
1. Planungsrechnungen für die Jahre 2020 und 2021
2. Überprüfung der Konzeption
   (z. B. Sortiment, Dienstleistungsangebot, Werbung)                          Wir planen, entwickeln und bauen mit den Werkstoffen Beton
3. Neustart nach Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit,                        und Stahl – aber am liebsten mit Holz – für die Zukunft!

   zum Beispiel
                                                                               Industrie- und Gewerbebau | Logistikimmobilien
a) Wir sind zurück: Wiedereröffnungswerbung, Räumungsverkäufe                  Bürogebäude | Bau- und Verbrauchermärkte
   für Saisonware etc.                                                         gewerblicher Wohnungsbau

b) Aktualisierung der Homepage und anderer Werbeträger
                                                                               Von der ersten Idee bis zur schlüsselfertigen Übergabe bieten
                                                                               wir Ihnen als Generalunternehmer qualitativ hochwertige,
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registriert ist, werden komplett vom Bundesamt (BAFA) im Rahmen                Kontaktieren Sie uns - wir beraten Sie gerne!
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Wir helfen:
                                                                               Besser bauen.
                                                                               Mit Holz.
E-Mail: FMUmbh@t-online.de Tel.: 0171 77 97 367
Zum Wasserwerk 2                 0170 54 04 563
24229 Dänischenhagen       Fax: 04349 91 92 37                                 Gebr. Schütt KG | Tel.: 04858 1800-0 | www.schuett-holzbau.de

                                                                                                              06/20                            13
�� Titelthema Bremsfaktor Bürokratie

Lotsen im Zulassungsdschungel
Regulatory Affairs  Für die Hersteller von medizinischen Produkten wird die Zulassung ihrer
Erzeugnisse künftig schwieriger. Ein neuer Studiengang in Lübeck bildet Experten aus, die sie
durch die bürokratischen Prozesse begleiten.

                                                                                                                           gang ist berufsbegleitend und flexibel,
                                                                                                                           denn er findet online statt. „Das Thema
                                                                                                                           Regulatory Affairs ist bei Studierenden
                                                                                                                           und auch Arbeitgebern sehr gefragt“,
                                                                                                                           erzählt Dr. Folker Spitzenberger, Di-
                                                                                                                           plom-Chemiker und Professor an der
                                                                                                                           THL, der den Studiengang gemeinsam
                                                                                                                           mit Kollegen und regionalen Vertretern
                                                                                                                           aus Industrie und Behörden ins Leben
                                                                                                                           gerufen hat. Seine Studierenden, etwa
                                                                                                                           15 sind es in jeder Kohorte, kämen aus
                                                                                                                           den Bereichen Medizintechnik, Natur-
                                                                                                                           wissenschaften, Pharmazie oder IT, für
                                                                                                                           einen kleineren Teil von ihnen ist das
                                                                                                                           Masterstudium ein Quereinstieg in die
                                                                                                                           Branche. Die Absolventen hätten „be-
                                                                                                                           ste Chancen auf dem Arbeitsmarkt, vor
                                                                                                                           allem nach Einführung der neuen EU-
                                                                                                                           Regularien“.
                                                                                                                               In seiner Forschung beschäftigt sich
                                                                                                                           Folker Spitzenberger damit, wo und wie
                                                                                                                           Bürokratie sinnvoll eingesetzt werden
                                                                                                                           kann. So erarbeitet er beispielsweise re-
                                                                                               Foto: iStock.com/nicolas_

                                                                                                                           gulatorische Konzepte für Medizinpro-
                                                                                                                           dukte, die in bisher weniger regulierten
                                                                                                                           Märkten wie etwa Nepal zugelassen wer-
                                                                                                                           den sollen. „Hier geht es auch darum,
                                                                                                                           Fälschungen vorzubeugen. Außerdem
                                                                                                                           können wir Strategien entwickeln, auf
                                                                                                                           welche Weise regulatorische Anforde-

         U
                nter Herstellern von Medizin-       SARS-CoV-2. Die Herstellung werde                                      rungen möglichst effizient umgesetzt
                produkten gibt es in den vergan-    teurer, und „die Prozesse ändern sich                                  werden können, um einerseits Patienten
                genen Jahren ein großes Thema:      in den Unternehmen, dafür müssten sie                                  zu schützen und andererseits Hersteller,
         Wie schaffen wir es, künftig eine Zerti-   zusätzliche Fachkräfte einstellen. Diese                               aber auch Behörden nicht durch Regu-
         fizierung für unsere neuen Produkte zu     sind kaum zu finden.“                                                  larien zu überlasten. Dazu wurde bei-
         bekommen? Nach der EU-Medizinpro-                                                                                 spielsweise ein WHO-Leitfaden entwic-
         dukteverordnung (MDR), die nun 2021        Bürokratie als Studiengang  Wenigs­                                   kelt, der aktuell vor der Veröffentlichung
         in Kraft tritt, und der für Mai 2022 an-   tens dem Fachkräftemangel kann ein                                     steht.“
         gesetzten EU-Verordnung für In-vitro-      neuer Studiengang entgegenwirken: Seit                                     Ein solches Projekt könnte dazu bei-
         Diagnostika (IVDR) müssen deutlich         2018 können sich an der Technischen                                    tragen, dass bürokratische Prozesse mit-
         mehr Produkte als bisher von einer an-     Hochschule Lübeck (THL) jährlich bis                                   telfristig harmonisiert werden, sodass
         erkannten Prüfstelle, einer sogenannten    zu 25 Studierende zu Experten für Re-                                  der Aufwand für die Hersteller von Pro-
         Benannten Stelle, zertifiziert werden.     gulatory Affairs ausbilden lassen. Sie                                 dukten vielleicht sogar sinkt.         ��
         „Einige Produkte wird es dann nicht        bereiten die Produkte auf Zulassungen
         mehr geben“, glaubt Sascha Wettmars-       vor und begleiten die Prozesse. In vier                                Autorin: Friederike Grabitz
         hausen, Leiter des Bereichs Regulatory     Semestern erlernen die Studierenden                                    Freie Journalistin
         Affairs im Branchenverband VDGH.           unter anderem Qualitätsmanagement                                      redaktion@ihk-sh.de
         Dieser vertritt Hersteller von In-vitro-   und rechtliche Grundlagen und werden
         Diagnostika wie Blutzuckermessge-          so zu Spezialisten für Zertifizierungs-                                Mehr unter
         räten für Diabetiker oder Labortests       und Zulassungsprozesse auf Medizin-                                    www.bit.ly/thl-regulatory
         etwa zum Nachweis des Coronavirus          produktemärkten. Der Masterstudien-

14                      06/20
Seit über 20 Jahren
                                                                                                                                                 ein zuverlässiger und kompetenter
                                                                                                                                                 Partner im schlüsselfertigen Gewerbebau.

                                                                                          Foto: iStock.com/Smederevac
Sonderabfall digital verwalten
E-Government  Smarte Datenverwaltung hat Prüfverfahren und
die statistische Erfassung von Sonderabfällen revolutioniert.
Heute steht die GOES Gesellschaft für die Organisation der
Entsorgung von Sonderabfällen mbH in Neumünster für
gelungenes E-Government.

W
           enn ein Unternehmen gefähr-       die neuen Systeme schnell und effektiv
           liche Abfälle zu entsorgen hat,   einführen. Dabei agiert sie in zwei Funk-                                  In Zusammenarbeit mit dem Bauherrn
           muss es diese prüfen lassen.      tionen: „Bei der Prüfung und Geneh-                                        entwickelt die Gewerbebau NORD GmbH
Früher erzeugte das viel Papier: Beschei-    migung in Schleswig-Holstein sind wir                                      mit eigenen Architekten und Ingenieuren
nigungen, Genehmigungen, Durchschlä-         Behörde, bei unserer Beratungstätigkeit
                                                                                                                        passgenaue Lösungen. Unter Verwen-
ge. Allein in Schleswig-Holstein werden      in Gadsys Dienstleister“, sagt GOES-Ge-
                                                                                                                        dung von z. B. Photovoltaik, Luft/Wasser
jedes Jahr 113.000 solcher Begleitscheine    schäftsführer Gerret Gottschalk.
                                                                                                                        und Sole/Wasser Wärmepumpen oder
erstellt. Seit rund 20 Jahren sind diese         Beide Bereiche seien ein Beispiel für
                                                                                                                        Speicherbatterien wird hier auch im Ge-
Formulare papierlos – was nicht nur öko-     gelungenes E-Government: „Die Län-
                                                                                                                        werbebau großer Wert auf Energieeffizienz
logische Vorteile hat, sondern auch das      der haben sich zusammengeschlossen,
                                                                                                                        und Nachhaltigkeit gelegt. Die Gebäude
Genehmigungsverfahren unkomplizier-          damit wir nicht 16-mal das Gleiche
ter macht.                                   haben.“ Auch das elektronische Prüf-                                       werden zukunftsorientiert geplant, so dass
    Da der Abfall elektronisch erfasst       und Genehmigungsverfahren hat vieles                                       diese später schnell in ein intelligentes
wird, können Land und Bund auf diese         leichter gemacht, etwa für Unterneh-                                       Netz integriert werden können und das
Daten zugreifen. Das System dahinter ist     men: „Das System ist schnell und nut-                                      natürlich kosteneffektiv und nachhaltig.
komplex: Alle Regularien von EU-Vor-         zerfreundlich, dadurch gibt es eine hohe
gaben bis in die Kommunen müssen für         Wahrscheinlichkeit, dass die Unterneh-
alle Bundesländer einheitlich abgebildet     men es auch nutzen“, sagt Kathrin Os-
werden. Zuständig für die Datenvernet-       tertag, Geschäftsbereichsleiterin Inno-
zung und die informationstechnische          vation und Umwelt der IHK zu Lübeck.
Betreuung der Abfallbehörden ist die         In einem Bereich, in dem Deregulierung
Länderarbeitsgruppe Gadsys. Beide Be-        keine Option ist, ist gut organisiertes E-
reiche, das Genehmigungsmanagement           Government eine smarte Lösung für
für Schleswig-Holstein und die Vernet-       die Verwaltung großer Datenmengen.
zung der Bundesländer in Gadsys, ko-         So arbeitet die GOES auch an Modellen
ordiniert die GOES in Neumünster. Zu         mit, wie diese Anwendung in größerem
51 Prozent gehört sie der öffentlichen       Kontext, etwa europaweit, realisiert wer-
Hand, die andere Hälfte teilen sich Ab-      den kann.                              ��
fallerzeuger und -entsorger.
                                             Autorin: Friederike Grabitz
Nutzerfreundlich  Die GOES entstand         Freie Journalistin
1994 kurz nach der Verabschiedung            redaktion@ihk-sh.de
des neuen Kreislaufwirtschaftsgeset-
zes. Weil sie nicht direkt in die Verwal-    Mehr unter
tungsprozesse eingebunden und mit 15         www.goes-sh.de
Mitarbeitern relativ klein ist, konnte sie                                                                              Husum an der Nordsee             Rotenburg an der Wümme
                                                                                                                        Robert-Koch-Str. 19              Karl-Göx-Str. 15-17
                                                                                                                                                                                       Bild: Fotolia

                                                                                                                        Tel. 0 48 06/20
                                                                                                                                  41 - 96 88 0           Tel. 0 42 61 - 85 10 015

                                                                                                                        www.gewerbebaunord.de
Moreen Heine: Zum Glück
                                                                                              gibt es inzwischen gute Angebote
                                                                                              wie das Geschäftskundenportal
                                                                                              des Zolls. Dort können Unterneh-
                                                                                              men Stammdaten hinterlegen und
                                                                                              verbindliche Zolltarifauskünfte
                                                                                              beantragen. Besonders hervorzu-
                                                                                              heben ist, dass Rückfragen und
                                                                                              die Zustellung ebenfalls online
                                                                                              erfolgen. Wichtig ist grundsätz-
                                                                                              lich die Anbindung an das Back­
                                                                                              office. Es geht nicht nur um schi-
                                                                                              ckes Schaufenster-E-Government
                                                                                              mit bunten Portalen. Die verwal-
                                                                                              tungsinternen Prozesse müssen
                                                                                              auch eingebunden und verbessert
                                                                                              werden. Sonst besteht die Gefahr,
                                                                                              dass die positive Erfahrung kurz
                                                                                              nach Antragstellung schon vorbei
                                                                                              ist. Ziel ist, den Gesamtprozess zu
                                                                                              reorganisieren, um deutliche Ver-
                                                                                              besserungen mit Blick auf Kosten,
                                                                                              Zeit und Qualität zu erreichen.
                                                                                                  Wirtschaft: Das Onlinezu-
                                                                                              gangsgesetz (OZG) verlangt, dass
                                                                                              Behörden bis Ende 2022 ihre Ver-
                                                                                              waltungsleistungen auch digital
                                                                                              anbieten. Wie ist der Stand?
                                                                                                  Heine: Die Leistungen wurden
                                                                                              in Themenfelder gruppiert, eines
                                                                                              davon befasst sich mit Leistungen
                                                                                              zur Unternehmensführung und
                                                                                              -entwicklung. Weitere unterneh-
                                                                                              mensspezifische Leistungen sind
                                                                                              auch in den 13 anderen Themen-

„Corona
                                                                  feldern enthalten. Im Themenfeld Unternehmensführung und
                                                                  -entwicklung sind seit Mai im Informationsportal zur OZG-
                                                                  Umsetzung 77 Leistungen aufgeführt, von denen nur eine –
                                                                  Unternehmensanmeldung und -genehmigung – grün mar-

zeigt, wo wir
                                                                  kiert ist. Dort ist die Konzeption weitgehend abgeschlossen
                                                                  und es wurde mit der Referenzimplementierung begonnen.
                                                                  Der Fokus liegt allerdings auf der Gewerbeanmeldung. Wei-
                                                                  tere Anzeigeverfahren, die bei einer Unternehmensgründung

hinterherhinken“
                                                                  notwendig sein können, werden nur exemplarisch betrachtet.
                                                                  Grundsätzlich entstehen in diesen Projekten zur OZG-Um-
                                                                  setzung erst mal nur Hilfestellungen wie Steckbriefe, Umset-
                                                                  zungsvarianten und Prototypen. Bis die Ergebnisse tatsächlich
                                                                  in der Breite zur Verfügung stehen, kann es noch dauern. An-
E-Government  Niemand hat Lust auf Papierkram und                dererseits gibt es auch Verwaltungen, die unabhängig von den
Ämtermarathon – nicht mal die Ämter selbst. Um die                gemeinsamen Bemühungen bereits Online-Dienstleistungen
Bürokratie zu verschlanken, sind gute E-Government-               anbieten.
                                                                     Wirtschaft: Was raten Sie Verwaltungen, um Leistungen
Lösungen gefragt. Professorin Dr. Moreen Heine forscht            zügig und nachhaltig zu digitalisieren?
dazu an der Universität zu Lübeck. Die Wirtschaft sprach             Heine: Bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes liegt
mit ihr über Fehlentwicklungen, Fortschritte und Corona           ein Schwerpunkt auf nutzerorientierten Lösungen, die in so-
als Beschleunigungsmittel.                                        genannten Digitalisierungslaboren entwickelt werden. Vorher
                                                                  wurde die Nutzerperspektive im Entwicklungsprozess meist
                                                                  vernachlässigt. Die Herausforderung ist, die Nutzerorientie-
           Wirtschaft: Frau Heine, können Sie E-Government-An-    rung, die notwendige Reorganisation von Strukturen und Pro-
         wendungen für Unternehmen nennen, die Vorbildcharakter   zessen und die rechtlichen Bedingungen zu berücksichtigen
         haben?                                                   und zu gestalten. Die Vernachlässigung von Sicherheitsan-

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