MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT Das Magazin der IHK Halle-Dessau ⁄⁄ April 2015 Titelthema Stein auf Stein: Bauwirtschaft im Blick STÄRKUNG DER DUALEN SCHNELLES INTERNET Aufschwung mit BERUFSAUSBILDUNG Breitbandatlas gestartet „Chlorhühnchen“? Viele Stellen unbesetzt Vorteile von TTIP www.halle.ihk.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Auf ein Wort 1 Auf ein Wort Das Baugewerbe: Phönix aus der Asche Ein so dramatisches Auf und Ab wie das Baugewerbe hat in dieser Dauerhaftig- keit, Ausmaß und Intensität wohl kaum eine andere Branche durchlebt: Auf den steilen Aufschwung nach der Wende folgte ab Mitte der 1990er Jahre ein massiver Absturz und sodann eine lan- ge Durststrecke. Sehr viele Unternehmer haben es, trotz größten Einsatzes, nicht geschafft. Erst ein Jahrzehnt später setzte wieder ein Aufschwung ein, der – von kleineren Ausschlägen abgesehen – im Grunde bis heute anhält. Das Bild vom „Phönix aus der Asche“ trifft sicher nicht auf jedes Unternehmen der Bran- nanzkrise war der Bau ein mächtiger aus, um die Stimmung zu verschlech- che zu, aber auf das regionale Bauge- Stabilitätsanker, der die negativen Im- tern: Der gesetzliche Mindestlohn er- werbe als Branche insgesamt durchaus! pulse besser verkraftete als z.B. die ex- höht die Dokumentationspflichten, ob- portorientierte Industrie. Manche Fol- wohl die tarifliche Entlohnung in der gen der Krise erweisen sich sogar als Bauwirtschaft seit Langem über dem Totgesagte leben länger … Glück im Unglück, so etwa die eilig be- gesetzlichen Mindestlohn liegt. Die „Ar- schlossenen Konjunkturpakete, die für beitsstättenverordnung“ droht weitere Die seit nunmehr rund 10 Jahren recht volle Auftragsbücher sorgten. Hinzu Bürokratiekosten zu verursachen, die solide Lage des Baugewerbes im südli- kam und kommt aktuell die Zinspolitik „Mietpreisbremse“ wird die Wohnungs- chen Sachsen-Anhalt ist keine Selbst- der Europäischen Zentralbank, die ge- knappheit nicht verringern, sondern im verständlichkeit. Nicht wenige Experten rade Bauinvestitionen begünstigt, die Gegenteil Neubau und Sanierung in hatten der Branche insgesamt eine eher „Flucht in Betongold“ aufgrund von In- Ballungsräumen unattraktiver machen. düstere Zukunft prophezeit, weil diverse flationssorgen und anderen Unsicher- strukturelle Faktoren „gegen sie“ spra- heiten nicht zu vergessen. Die auslau- chen: Der zur Wende in einer Vielzahl fenden Konjunkturpakete konnten Berührungspunkte mit von Bereichen bestehende bauwirt- durch private Baunachfrage ersetzt anderen Branchen schaftliche Nachholbedarf war schon werden. Alle diese „Sonderkonjunktu- recht bald zu beachtlichen Teilen gemin- ren“ bescheren der Branche nun schon Wir alle sind täglich von Bauwerken um- dert. Zudem musste allein schon auf- das neunte Jahr in Folge Wachstum. geben und nutzen sie zum Wohnen, Ar- grund der demografischen Entwicklung in 2014 betrug das Umsatzplus in Sach- beiten und Wirtschaften, zum Transport Ostdeutschland insgesamt mit einem sen-Anhalt immerhin 4,3 Prozent. von Gütern und Personen oder zur Er- eher abnehmenden Bedarf an Bauleis- holung. So gesehen, gibt es keine Bran- tungen gerechnet werden. Und die ge- che, die nicht zahlreiche Berührungs- ringe Steuerkraft insbesondere der ost- Politik als Risikofaktor punkte mit dem Baugewerbe hätte. deutschen Kommunen musste dazu füh- Es erwarten Sie in diesem Heft Beiträ- ren, dass gerade die Bäume der wichtigen Dennoch ist am Bau nicht alles „eitel ge zur öffentlichen Wahrnehmung der kommunalen Bauinvestitionen nicht in Sonnenschein“. Jeder Unternehmer Branche, zum energieeffizienten Bauen, den Himmel wachsen würden. Und doch weiß: Kein Aufschwung währt ewig. zur Rohstoffsicherung und zu Erfolgen zeigte sich: Manchmal schlägt Konjunk- Trotz stabiler Lage sind die Erwartungen in der Aus- und Weiterbildung. Wir hof- tur Struktur, denn die Branche eilte … verhalten. Und die Politik – vor allem im fen, mit diesem Titelthema auch auf Ihr Bund – lässt kaum eine Gelegenheit Interesse zu stoßen! … von einer „Sonderkon- junktur“ zur nächsten So reihte sich über einige Jahre hinweg eine „Sonderkonjunktur“ an die andere: Carola Schaar Dr. Thomas Brockmeier In der weltweiten Wirtschafts- und Fi- Präsidentin Hauptgeschäftsführer
Die Themen ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 2 Die Themen 1 Editorial 19 Regionalreport 49 Service 3 Panorama 19 ⁄⁄ AUS DER REGION 49 ⁄⁄ UNTERNEHMENSBÖRSE 4 IHK-Report 31 Praxiswissen 49 ⁄⁄ GEWERBEFLÄCHENBÖRSE 04 ⁄⁄ IHK-PRÄSIDENTIN FOR- 31 ⁄⁄ STANDORTPOLITIK 49 ⁄⁄ RECYCLINGBÖRSE TERT STÄRKUNG DER DUALEN 33 ⁄⁄ STARTHILFE- UND 49 ⁄⁄ PRAKTIKANTEN-/ BERUFSAUSBILDUNG UNTERNEHMENS- DIPLOMANDENBÖRSE 05 ⁄⁄ UNTERNEHMER BEMÄN- FÖRDERUNG 49 ⁄⁄ GESCHÄFTSANGEBOTE GELN LANGE BERUFSSCHUL- 35 ⁄⁄ AUS- UND WEITER- AUSLÄNDISCHER UNTERNEHMEN WEGE BILDUNG 51 Bekanntmachungen 06 ⁄⁄ GEMEINSAM FÜR 40 ⁄⁄ INNOVATION UND 51 ⁄⁄ BESCHLÜSSE DER IHK-VOLL- SCHNELLES INTERNET UMWELT VERSAMMLUNG 14 Branchenreport 44 ⁄⁄ INTERNATIONAL 14 ⁄⁄ INDUSTRIE 47 ⁄⁄ RECHT UND FAIR PLAY 52 Vorschau 15 ⁄⁄ HANDEL 52 ⁄⁄ TERMINKALENDER 18 ⁄⁄ TOURISMUS- UND 52 ⁄⁄ IMPRESSUM GASTGEWERBE 52 ⁄⁄ BILDNACHWEIS 6 ⁄⁄ Gemeinsam für 8 ⁄⁄ Titelthema 44 ⁄⁄ Aufschwung mit schnelles Internet Stein auf Stein: Bauwirt- „Chlorhühnchen“? schaft im Blick Die Landesregierung Sachsen-Anhalt Ein so dramatisches Auf und Ab wie das Seit Mitte 2013 verhandeln USA und will die Breitbandversorgung der Un- Baugewerbe hat in dieser Dauerhaftig- EU ein Abkommen zur transatlantischen ternehmen deutlich verbessern und mit keit, Ausmaß und Intensität wohl kaum Handels- und Investitionspartnerschaft Förderprogrammen dazu beitragen, ins- eine andere Branche durchlebt: Auf den (TTIP). In der öffentlichen Diskussion um besondere in Gewerbegebieten zeitge- steilen Aufschwung nach der Wende TTIP tauchen viele Bedenken auf. Die mäße Hochleistungsverbindungen zu folgte ab Mitte der 1990er Jahre ein Mittdeutsche Wirtschaft hat mit Freya schaffen. Dies kündigte Ministerpräsi- massiver Absturz und sodann eine lan- Lemcke, beim Deutschen Industrie und dent Dr. Reiner Haseloff Mitte März an. ge Durststrecke. Erst ein Jahrzehnt spä- Handelskammertag e.V. in Brüssel zu- Ein Breitbandatlas soll das Vorgehen ter setzte wieder ein Aufschwung ein. ständig für transatlantische Beziehun- unterstützen. gen, gesprochen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Panorama 3 Mindestlohn: DIHK nimmt Mittelständler in Spanische Weinbau- Schutz unternehmen zu Gast Im Streit um die Nachweispflichten beim Mindestlohn ist SPD-Generalsekretärin Am 27. April 2015 organisieren das Fahimi auf die Unternehmen losgegangen. Auf Facebook wetterte sie: „Wer es als Enterprise Europe Network Sachsen- Arbeitgeber nicht schafft, einen Stundenzettel ordentlich auszufüllen, ist entweder Anhalt und die IHK im Maritim Hotel ein Gauner – oder schlichtweg zu doof.“ Achim Dercks, stellvertretender Hauptge- Halle ein Branchentreffen mit spani- schäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. hielt dagegen: schen Weinproduzenten aus Kastilien- „Statt pauschal gerade kleine Unternehmen zu beschimpfen, die mit den bürokra- La Mancha sowie Akteuren aus Lebens- tischen Folgen des Mindestlohns zu kämpfen haben, sollten Politiker und Ministe- mittelindustrie und -handel. Die Ko- rialverwaltung doch lieber das Gespräch mit den Betroffenen suchen und sich den operationsbörse bietet Produzenten, vielen konkreten Fragen stellen.“ Händlern und Gastronomen die Mög- lichkeit, internationale Geschäftspartner zu treffen und neue Kontakte zu knüp- fen. Neben den vorher vereinbarten B2B-Gesprächen wird eine exklusive Verkostung der spanischen Weine und Delikatessen angeboten. Einen Katalog der teilnehmenden Firmen und weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.halle.ihk.de | 898768 Das Panorama oder erhalten Sie telefonisch bei Micha- el Drescher unter der 0345 2126-353. Betriebliches Gesundheitsmanagement für Branchentreff für Unternehmen Dienstleister Ob in Großunternehmen oder kleinen- und mittelständischen Firmen; abseits vom Am 29. Mai 2015 findet um 9 Uhr in der „Tagesgeschäft Krankenkasse“ möchte die AOK Sachsen-Anhalt eine spürbare Sen- IHK in Halle der erste Branchentreff für kung der Lohnnebenkosten erreichen, indem das Betriebliche Gesundheitsmana- wirtschaftsnahe Dienstleister statt. Ein- gement ausgebaut wird. Dafür bietet die Krankenkasse interessierten Firmen be- geladen sind alle Unternehmen, die ihre triebsspezifische Lösungsansätze zum Thema Gesundheit im Betrieb. Hierbei sind die Dienstleistung hauptsächlich Ge- Themen Fehlzeiten, Personalverfügbarkeit und Arbeitsmotivation von essentieller Be- schäftskunden anbieten. Ob IT-, Perso- deutung. Unterstützt wird die AOK dabei von den Universitäten Halle und Magde- nal-, Beratungs- oder Sicherheits- burg, der Hochschule Magdeburg/Stendal, renommierten Vertragspartnern aus der dienstleister sowie Unternehmen der Gesundheitsbranche sowie den Berufsgenossenschaften. Weitere Informationen fin- Werbe-, Immobilien- und Finanzwirt- den Sie unter www.aok.de/sachsen-anhalt. schaft, die Veranstaltung bietet neben verschiedenen Fachthemen die Mög- lichkeit eines umfassenden Informati- ons- und Erfahrungsaustausches. Mehr Infos und Anmeldungen unter Te- lefon 0345 2126-273 oder per E-Mail cwinkel@halle.ihk.de.
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 4 Der IHK-Report IHK-Präsidentin fordert Stärkung der dualen Berufsausbildung geraten. „Der Ausbildungswille der Un- ternehmen ist ungebrochen. Aber der Ansturm auf die Universitäten, die sin- kende Zahl der Schulabgänger und eine teils mangelnde Ausbildungsreife setzen die Betriebe massiv unter Druck. Wenn vier von zehn Ausbildungsbetrieben be- richten, dass sie nicht alle Ausbil- dungsplätze besetzen können, ist das ein Alarmsignal. Wir müssen die duale Berufsausbildung als Alleinstellungs- merkmal im internationalen Wettbe- werb begreifen und gezielt stärken“, so Schaar. Der IHK zufolge versuchen die Betriebe in der Region durch zahlreiche Maß- nahmen, auch schwächere Jugendliche auf eine Berufsausbildung vorzuberei- ten, beispielsweise durch Praktika oder das Programm „Einstiegsqualifizierung“ (EQ). Aber auch besonders leistungs- starke Jugendliche werden mit speziel- len Angeboten und Karrierechancen ge- Die Unternehmen im Süden Sachsen- bildende und Unternehmen gleicher- lockt. Ihnen bieten viele Betriebe ein Anhalts leiden unter einem immer an- maßen profitieren. Allerdings sei der duales Studium, die Teilnahme an gespannteren Ausbildungsmarkt. 2014 Ausbildungsmarkt in den vergangenen Wettbewerben oder Auslandsaufent- Kontakt konnten vierzig Prozent der Ausbil- Jahren in eine dramatische Schieflage halte. dungsbetriebe nicht alle freien Ausbil- dungsplätze besetzen. Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse Ostdeutsche Kammern fordern einheitliche Abiturprüfung ging im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 3.919 zurück. Angesichts Eine erfolgreiche Bildungspolitik ist den ostdeutschen Industrie- und Handelskam- dieser Situation forderte die Präsidentin mern ein wichtiges Anliegen. Deshalb werben die IHKs für länderübergreifende, ge- der Industrie- und Handelskammer Hal- meinsame Abiturprüfungen und haben dazu ein gemeinsames Positionspapier ver- le-Dessau, Carola Schaar, bei einer Sit- abschiedet. IHK Halle-Dessau zung der IHK-Vollversammlung am 11. DIHK-Vizepräsident und Präsident der IHK Magdeburg, Herr Klaus Olbricht, äußert Geschäftsführerin März 2015 in Halle (Saale) eine Stär- sich stellvertretend für die ostdeutschen IHKs – den Heringsdorfer Kreis: „Die im Aus- und Weiterbildung kung der dualen Berufsausbildung. Rahmen der Dualen Berufsausbildung zeitgleiche Durchführung einheitlicher Prü- Dr. Simone Danek Tel. 0345 2126-346 fungen ist ein Kernstück unseres Erfolgsmodells. Dieses Erfolgsmodell gilt es, in der sdanek@halle.ihk.de „In aller Welt werden wir für unser dua- Bundesrepublik auf die Abiturprüfungen zu übertragen.“ les Berufsausbildungssystem bewun- Die Bedeutung einheitlicher Bildungsstandards für die Fachkräftesicherung und die dert und darum von vielen beneidet. damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sind für die IHKs als Inte- Die hohe Praxisorientierung ermöglicht ressenvertreter der Unternehmen ein wichtiger Aspekt. Es wird eine kompetente Un- jungen Menschen in Deutschland viel terstützung zu diesem bedeutenden Thema von der Kultusministerkonferenz er- bessere Arbeitsmarktchancen, als das wartet, um das 2014 schon begonnene 6-Länderprojekt erfolgreich fortzusetzen und in rein staatlichen Systemen möglich bundesweit ein gemeinsames Abitur durchzuführen. ist“, so Schaar. Davon würden Auszu-
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der IHK-Report 5 Unternehmen bemängeln lange Berufsschulwege Die oftmals zu große räumliche Entfer- nung zwischen ausbildendem Unterneh- men und Berufsschule erweist sich für viele Unternehmen als großes Ausbil- dungshemmnis. Das ergab eine Umfrage zur aktuellen Berufsschulsituation der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der In- dustrie- und Handelskammern (IHK) Hal- le-Dessau und Magdeburg. „Die duale Berufsausbildung ist von ent- scheidender Bedeutung für die Wettbe- werbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, be- ausstattung in den Berufsschulen sowie die Unterrichtsversorgung abdecken zu tonen die beiden IHK-Präsidenten Caro- die zum Teil unzureichende Qualifizie- können, müssten neue Berufschullehrer la Schaar (Halle-Dessau) und Klaus Olb- rung der Berufsschullehrer. „Oft führt ausgebildet werden, fordern 58 Prozent richt (Magdeburg). So sei es einerseits die große Entfernung zwischen Berufs- der Unternehmen. Als weitere Möglich- zwar durchaus erfreulich, dass immerhin schule und Ausbildungsbetrieb dazu, keiten wurden die verstärkte Einwer- zwei Drittel der Unternehmen die der- dass sich ein potentieller Auszubildender bung von Seiteneinsteigern aus der Pra- zeitige Berufsschulsituation in Sachsen- noch vor Vertragsabschluss gegen das xis sowie die Kooperation der Berufs- Anhalt insgesamt als zufriedenstellend Unternehmen entscheidet“, so Klaus schulen untereinander benannt. „In Zei- bewerteten. Die Unternehmen betonten Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg. ten des Fachkräftemangels müssen wir etwa „die gute Ansprechbarkeit der Be- Die Unterrichtsversorgung wurde von 32 die duale Berufsausbildung weiter stär- rufschullehrer sowie die gute theoreti- Prozent der Befragten als „gut“, von 53 ken. Dazu gehört auch, die Qualität beim sche Wissensvermittlung, die die prakti- Prozent als „ausreichend“ und von 15 dualen Partner – also der Berufsschule – sche Ausbildung im Betrieb ergänzt“, er- Prozent als „mangelhaft“ bewertet. Wei- sicherzustellen. Wir dürfen die Augen klärt Carola Schaar. Andererseits jedoch terhin gab rund die Hälfte der Unter- vor den drohenden Problemen nicht ver- seien 34 Prozent der Befragten unzu- nehmen an, dass bis 2025 mit einem schließen, sondern müssen Strategien frieden mit der derzeitigen Situation. Lehrermangel zu rechnen sei. Die Grün- entwickeln, dagegen vorzugehen“, be- Und hier würden durchaus bedeutsame, de sehen die Unternehmen darin, dass tont IHK-Präsidentin Schaar. Unterneh- zum Teil gar neuralgische Punkte be- die Nachwuchskräfte fehlen, dass die men, die an der Umfrage teilnahmen, nannt: So kritisierten die Unternehmen Region für junge Lehrer unattraktiv ist gehörten vor allem der Industrie, dem insbesondere die fehlende Nähe zum Be- und dass zu wenig neue Lehrer einge- Dienstleistungsgewerbe, dem Gastge- rufsschulangebot, die veraltete Sach- stellt werden. Um also auch zukünftig werbe und dem Handel an.
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 6 Gemeinsam für schnelles Internet Die Landesregierung will die Breitband- dungen, und diese sollten möglichst versorgung der Unternehmen deutlich symmetrisch sein, das heißt, sie sollten verbessern und mit Förderprogrammen die gleiche Geschwindigkeit beim dazu beitragen, insbesondere in Gewer- Download und beim Upload haben. begebieten zeitgemäße Hochleistungs- Deshalb lautet unsere Vorgabe für Ge- verbindungen zu schaffen. Dies kündig- werbegebiete und möglichst auch für te Ministerpräsident Dr. Reiner Hase- Unternehmen an anderen Standorten: loff Mitte März im Anschluss an ein 100 MBit/s symmetrisch. Dies kann nur Gespräch mit den Industrie- und Han- über leistungsfähige Glasfaserverbin- delskammern sowie den Handwerks- dungen erreicht werden. Um diese zu kammern an. Lesen Sie nachfolgend sei- schaffen, müssen wir öffentliches Geld ne Anmerkungen: in die Hand nehmen und die Telekom- munikationsbranche beim Ausbau un- Der Breitbandausbau ist inzwischen terstützen. Unsere neue Breitband-In- eine der wichtigsten Infrastrukturauf- vestitionsoffensive zur Verbesserung der gaben. Die gegenwärtige Situation lässt Anbindung von Gewerbegebieten und sich mit drei Sätzen skizzieren: Unternehmen an anderen Standorten Erstens: Ein Unternehmen ohne einen gierung tut dies bereits seit 2009. Rund wurde mit der Freischaltung eines On- schnellen Internetanschluss ist heute 38 Millionen Euro wurden eingesetzt, linetools zur Bedarfserfassung am 16. nur noch bedingt wettbewerbsfähig. um landesweit zumindest die Grund- März 2015 gestartet und umfasst meh- Zweitens: Für die sachsen-anhaltischen versorgung zu sichern, also 2 MBit/s rere Bereiche: Unternehmen ist schnelles Internet in- Downloadgeschwindigkeit. Dies ist ge- • Bereitstellung von 40 Millionen Euro zwischen der wichtigste Standortfak- lungen. Aber der Bedarf an Bandbreite aus dem Europäischen Strukturfonds tor (Ergebnis der jüngsten Standortum- steigt ständig. Neue Anwendungen und EFRE zur Schaffung von Hochleis- frage der Kammern). Drittens: Der Markt Dienste benötigen hohe Datenvolumina. tungsnetzen in Gewerbe- und Kumu- allein sorgt nicht flächendeckend für Wir haben deshalb unsere Ziele ange- lationsgebieten (Kumulationsgebiet = schnelle Internetverbindungen. passt. 2018 soll es in ganz Sachsen- Gebiet mit einer Konzentration von Meine Schlussfolgerung: Die öffentli- Anhalt flächendeckend schnelle Netze fünf oder mehr umsatzsteuerpflichti- che Hand muss intervenieren. Da, wo mit mindestens 50 MBit/s Download- gen Unternehmen) der regionale Markt versagt, müssen geschwindigkeit geben. Vielen Unter- • bedarfsgerechte Bereitstellung von Steuergelder eingesetzt werden, um die nehmen wird auch dies nicht reichen. Mitteln aus der Gemeinschaftsaufga- Situation zu verbessern. Die Landesre- Sie brauchen noch schnellere Verbin- be zur Verbesserung der regionalen „Ob Industrie, Handel oder Handwerk: Fehlt ein leistungsfähiger Online-Anschluss, ist das ein gravierender Wettbewerbsnachteil für die Wirtschaft. Die beste Lösung wäre sicherlich eine allgemeine flächendeckende Versorgung“, so die Präsidenten der beiden Handwerkskammern und der beiden Industrie- und Handwerkskammern in Sachsen-Anhalt.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der IHK-Report 7 Wirtschaftsstruktur (GRW, Bund-Länder-Programm) zur Erschließung von wich- tigen Gewerbegebieten mit einem Fördersatz von einheitlich 80 Prozent • Bereitstellung auch von Bundesmitteln, insbesondere um den kommunalen Ei- genanteil bei Förderprojekten zu reduzieren • Gespräche mit Telekommunikationsunternehmen, um auch die Erschließung ohne Fördergelder voranzutreiben, u.a. durch weitere „Aufrüstung" der bereits geför- derten Gebiete (730 Orts- bzw. Stadtteile), in denen schon heute rund 20.000 Un- ternehmen, Gewerbebetriebe und Freiberufler über schnellere Anschlüsse (in der Regel bis 16 MBit/s Downloadgeschwindigkeit) als vor 2009/10 verfügen Die Wirtschaftskammern rufen die Un- • permanenter Austausch mit Arbeitgeberverbänden, Kammern und kommunalen ternehmer zur Teilnahme an der Be- Wirtschaftsförderern, um zügig auf besondere Bedarfe reagieren zu können darfsumfrage auf. Die Abfrage zur Bedarfsmeldung finden Sie im Breit- Konkrete Anfragen gibt es aus allen Landesteilen. Die ersten Förderanträge sind in bandportal des Landes Sachsen-Anhalt Vorbereitung. Noch in 2015 werden die ersten bisher unterversorgten Gewerbege- unter www.breitband.sachsen-anhalt.de biete mit Hochleistungsverbindungen ausgestattet sein. – Anzeige – Vorsprung mit Sympathie Ihr leistungsstarker Partner für mehr Flexibilität und Sicherheit |Arbeitnehmerüberlassung |Personalvermittlung |Bewerbermanagement 034953 37190 |Ludwigsfelde |Gräfenhainichen |Dessau |Bremen |Cuxhaven www.ambau-team.de
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 8 Der geprüfte Technische Fachwirt Chris Worch (l.) wurde von der IHK für seine Top-Ergebnisse in der Weiterbildung geehrt; auch Fertigungsleiter Stephan Meinicke absolvierte eine Zusatzqualifizierung zum Meister.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema 9 Stein auf Stein – Bauwirtschaft im Blick
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 10 Das Titelthema Aus- und Weiterbildung als „Großbaustelle“ Als Zulieferer für Brückenbauwerke und Hans-Otto Rothe so: „Streng genom- bald gar keine mehr“, sagt Rothe zuge- Verkehrsleiteinrichtungen sowie von men haben wir ja kein eigenes, stan- spitzt. „Wir kommen uns hier immer Komponenten für Tunnelvortriebsma- dardmäßiges Produkt. Weil wir uns mehr wie der ,Reparaturbetrieb’ für ein schinen ist die Mansfeld Anlagenbau nicht von nur einem Kunden oder nur fehlgeleitetes Schulsystem vor. Beson- und Umwelttechnik (MAUT) AG mittel- einem Geschäftsfeld wie etwa der stark ders die mathematisch-naturwissen- bar an vielen, deutschlandweiten Bau- konjunkturabhängigen Baubranche ab- schaftlichen Kenntnisse fehlen – was projekten beteiligt, aktuell zum Beispiel hängig machen wollen, sind wir breit uns natürlich besonders hart trifft. an der Autobahn A5 rund um den Flug- aufgestellt, betreiben etwa auch Son- Wenn hier jemand herkommt und mit Kontakt hafen Frankfurt/Main. Der 40-Mann- dermaschinen-, Behälter- und Rohrlei- der Kreiskonstanten Pi nichts anzufan- Mansfeld Anlagenbau Betrieb, der seit 2005 in seiner jetzigen tungsbau. Und um solche sehr ver- gen weiß, bin ich einfach nur erschüt- und Umwelttechnik AG Form besteht, dessen Traditionslinie schiedenartigen Herausforderungen tert. Gleiches gilt, wenn ich in einem Industriechaussee 1 freilich bis in die DDR-Zeit und zum meistern zu können, müssen unsere Abgangszeugnis der Berufsfachschule 06347 Gerbstedt/ OT Hübitz Mansfeld-Kombinat zurückreicht, en- Leute stets bestens geschult, muss für für Technik im Fach Angewandte Na- Tel. 03475 651325 gagiert sich allerdings noch auf einer den beruflichen Nachwuchs gesorgt turwissenschaften einen Strich sehe – www.maut-ag.de weiteren, ganz wichtigen „Baustelle“: sein.“ wir hatten keinen Lehrer, wird dann la- nämlich jener der Aus- und Weiterbil- pidar erklärt.“ dung. Auch wenn sich Rothe diesbezüglich „Reparaturbetrieb“ für nicht zuletzt von der IHK noch mehr Es ist daher wohl alles andere als ein Schulsystem Lobbyarbeit und Einflussnahme Zufall, dass mit dem frischgebackenen wünscht: Bloßes Wehklagen ist seine Technischen Fachwirt Chris Worch auch Jedes Jahr beginnen drei bis vier Lehr- Sache nicht. Um den mitunter völlig ein MAUT-Mitarbeiter bei der jüngsten linge bei der MAUT eine Ausbildung falschen oder nicht mal vorhandenen IHK-Bestenehrung für herausragende zum Konstruktions-/Zerspanungsme- Vorstellungen der Jugendlichen von der Ergebnisse in der Fortbildung geehrt chaniker oder im Bürobereich. „Doch es Arbeitswelt auf die Sprünge zu helfen, wurde. Warum das Unternehmen so viel wird immer schwieriger, geeignete Be- regt er etwa die Wiedereinführung des Energie in die Qualifizierung investiert, werber zu finden. Wenn wir nur nach „Unterrichtstages in der Produktion“ an. erklärt Vorstand und Anteilseigner Noten gehen würden, hätten wir wohl Und „Wir haben einfach zu akzeptieren, dass es immer weniger und kaum noch ,fertige’ Bewerber gibt. Uns kommt es jetzt auf Fragen an wie: Will der Ju- gendliche überhaupt? Hat er das Po- tenzial, die Lücken in vertretbarer Zeit zu schließen? Steht die Familie dahin- ter?“ Weiterbildung wird finanziell unterstützt Mit Blick auf den jüngst von der IHK ge- ehrten Chris Worch seien in Sachen Willen und Leistungsvermögen freilich nie die leisesten Zweifel aufgekommen: Dieser hatte bereits seine Lehre zum In- dustriekaufmann bei der MAUT mit der Note 1 abgeschlossen. „Für mich stand fest, dass ich in Sachen Qualifizierung auf jeden Fall weitermachen will“, er- zählt der heute 25-Jährige. Wegen sei- nes ebenfalls ausgeprägten technischen Die beiden Vorstände und Gesellschafter Hans-Jürgen Weber und Hans-Otto Rothe schauen Meister Michael Zessin Interesses nahm er die Weiterbildung bei der Auftragsvorbereitung über die Schulter (v.l.n.r.). zum Technischen Fachwirt ins Visier,
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema 11 stimmte sich mit seinen Chefs ab. „Bei gungsleiter Stephan Meinicke bezahlte nen nicht konkurrieren können, setzen uns hat er damit offene Türen einge- man glatt die Hälfte der Meisterausbil- wir auf andere Anreize wie flache Hie- rannt, denn gerade an der Schnittstelle dung. rarchien und echte Gestaltungsmög- zwischen kaufmännischem und techni- lichkeiten“, betont sein Kollege Hans- schem Bereich, in der Arbeitsvorberei- Otto Rothe. Offenbar mit Erfolg: „In tung, haben wir Bedarf“, betont MAUT- Porsche oder einem Großkonzern wäre ich doch nur Co-Vorstand Hans-Jürgen Weber. Das Selbstverwirklichung? einer von vielen, hätte womöglich strik- Unternehmen unterstützt die Fortbil- te Vorgaben abzuarbeiten. Hier hinge- dung seiner Angestellten auf ganz kon- „Wir wollen unsere Nachwuchskräfte in gen kann ich das Unternehmen mitfor- krete Weise: Worch, der ein Stipendium der Region halten“, unterstreicht Weber. men und mich selbst verwirklichen“, von der Begabtenförderung des Bundes „Weil wir mit den bei Porsche oder BMW bekennt sich Chris Worch, ohnehin ein erhielt, wurde großzügig Bildungsur- in Leipzig und erst recht den meinetwe- sehr heimatverbundener Mansfelder, zur laub gewährt. Und dem heutigen Ferti- gen im Südschwarzwald gezahlten Löh- Firma. ANDREAS LÖFFLER „So effizient kriegt das kein Konkurrent hin“ Die Bienenwabe zeigt es, ein Lilienblatt trotzdem sehr stabil, und der Clou: Es und ein Vogelflügel auch, sogar der wird in einer Linie automatisiert produ- menschliche Schädel-Querschnitt ver- ziert. Aus einer einzigen Materialbahn wendet das Sandwichprinzip, um Ma- entsteht der Wabenkern durch Vaku- terial und Gewicht zu sparen. Die Natur umthermoformen, einen Faltvorgang nutzt Material effizient, und Ingenieu- und thermoplastisches Verschweißen. re wie Robert Stephenson oder Hugo Das hat viele Vorteile gegenüber kon- Junkers haben daraus bereits im 19. und ventioneller Herstellung wie zum Bei- Anfang des 20. Jahrhunderts Erkennt- spiel dem Aufschmelzen des Kunst- nisse gezogen. Auch heute sind Wa- stoffgranulats, ein Verfahren, mit dem benkerne als Material für die Auto-, Konkurrenten bis heute arbeiten und Möbel- oder Verpackungsindustrie, für das aus vielen Arbeitsschritten besteht. Luft- und Raumfahrt, für Zug- und Das hallesche Unternehmen reduziert Schiffsbau oder zur Fassadenverklei- durch seine Technologie des kontinu- dung nicht mehr wegzudenken. In Hal- ierlich produzierten Wabenkerns Mate- Geschäftsführer Jochen Pflug erläutert den automatisierten Produktionsprozess le werden diese Wabenkerne aus Poly- rial-, Energie- und Arbeitsaufwand und des Unternehmens. propylen produziert, mit einem neuen, somit die Kosten. Nur jeweils zwei Ver- patentierten Verfahren, das Kosten fahrensmechaniker für Kunststofftech- schen Leuven hat sich Jochen Pflug mit spart. nik überwachen den gesamten Produk- Materialien und Produktionstechniken tionsprozess, sorgen für die Materialzu- zur Herstellung von Faserverbundstof- Was am Ende herauskommt in der 4.000 führung und die Verpackung und Verla- fen beschäftigt, war von den besonde- Kontakt Quadratmeter großen Produktionshalle dung der zwei Meter hohen Waben- ren Eigenschaften der Wabenkerne be- ThermHex Waben GmbH der ThermHex GmbH, ist ein zwischen kernstapel. geistert und entwickelte in Zusammen- Merseburger Straße 237 drei und 30 Millimeter dicker Kunst- arbeit mit der Universität von Leuven 06130 Halle (Saale) stoff-Wabenkern, der beidseitig mit die Idee, das Material in einem Produk- Tel. 0345 1316270 dünnen Decklagen aus Vlies kombiniert Von Belgien nach tionsgang automatisiert herzustellen. www.thermhex.com wird, um dem Kunden die Weiterverar- Sachsen-Anhalt 2005 gründete er in Belgien die Econ- beitung zu vereinfachen. „So effizient Core N.V. und entwickelte die Techno- kriegt das kein Konkurrent hin“, sagt Schon während seines Studiums der logien für die kosteneffiziente Produk- Geschäftsführer Jochen Pflug. Das Ma- Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen tion von Wabenkern, Sandwichplatten terial aus Halle ist extrem leicht und und später im Masterstudium im belgi- und Bauteilen weiter. Doch den gebür-
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 12 unserer Wabenproduktionstechnologie in ihre Sandwichplattenproduktion. Für Großkunden ist das die optimale Lö- sung, die nicht nur Material und Ge- wicht, sondern auch Transportkosten einspart“, sagt der 46-jährige Chef von ThermHex Halle und EconCore Leuven. Dennoch gehen 95 Prozent der halle- schen Produkte in den Export, werden zum Beispiel in Frankreich zu Lkw-Auf- bauten, in England zu Caravanböden und in Belgien zu Schwimmbecken ver- baut. Das „Made in Germany“ habe weltweit einen guten Klang, sagt Pflug. Blick in die 4000 Quadratmeter große Fertigungshalle mit der ThermHex Produktionsanlage, in der die Prozesse automatisch ablaufen. Auf der Messe Composites Europe in Deutschland hat die ThermHex Waben tigen Wiesbadener zog es auch nach ein Patent zur Herstellung wabenartig GmbH unlängst geschickt die Aufmerk- Deutschland zurück und so eröffnete er geklebten Papiers angemeldet hatte. samkeit auf ihre Produkte gelenkt. An 2010 in Halle die ThermHex Waben Nun plant er, die historische Adresse zu ihrem Messestand präsentierte sie ei- GmbH mit Produktion und Vertrieb von nutzen und im Gebäude der ehemaligen nen Porsche 550 Spyder von 1955, der Wabenkernen. Halle wurde nicht durch Papierfabrik in Halles Geiststraße ein aufgrund seiner Bauweise ein echtes Zufall Produktionsstandort. „Sachsen- zusätzliches Büro zu eröffnen. Leichtgewicht war. „Wir haben einen Anhalt hat eine gute Investitionsförde- Kotflügel nachgebaut und gezeigt, dass rung geboten, nach Halle zu gehen, war mit unserem Wabenkern komplexe For- für uns alle interessant“, sagt Jochen Lizenznehmer weltweit men möglich sind“, sagt der Geschäfts- Pflug. Und vielleicht hat auch eine Ent- führer, der eine steigende Nachfrage deckung während der Recherchen für Weltweit gibt es acht Lizenznehmer der internationaler und auch deutscher eine wissenschaftliche Arbeit ein biss- patentierten Technologie, unter ande- Kunden ausgemacht hat. Und so soll chen mitgeholfen: Pflug hatte heraus- rem in den USA, in Italien, England und 2016 eine zweite Produktionsanlage in gefunden, dass die Papierwarenfabrik in Asien. „Wir bieten diesen Firmen ex- Betrieb genommen werden. MARLENE Heilbrun & Pinner in Halle bereits 1901 klusive Patentrechte zur Integration KÖHLER Rohstoffsicherung für die Bauwirtschaft Egal ob Infrastruktureinrichtungen, Demzufolge ist es wirtschaftlich sinn- in den Prozess ein. Da auch künftig Kontakt Wohnhäuser, Gewerbebauten oder voll, Abbaustätten möglichst nah am die Versorgungssicherheit mit Roh- sonstige Bauwerke; alle haben eines Ort des Verbrauches zu platzieren. Auf- stoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen gemeinsam: Für deren Errichtung, Sa- grund der geologischen Voraussetzun- gewährleistet sein soll, setzt sich die nierung oder Um/Ausbau sind Roh- gen sind Rohstoffe aber Standortge- IHK für den planerischen Schutz der stoffe notwendig. Genauso wie Strom bunden. Sie können nur an Ort und Rohstofflagerstätten ein. Leider hat die nicht aus der Steckdose kommt, stam- Stelle ihrer Lagerstätte abgebaut wer- Rohstoffgewinnung keinen sonderlich men die Baumaterialien nicht aus dem den. Bestehen verschiedene Nut- guten Ruf. Bürgerproteste gehören bei Baumarkt. Steine, Ziegel, Beton und zungsansprüche muss der Konflikt Erweiterungen von Abbaustätten oder Co benötigen Rohstoffe zur Herstel- raumplanerisch gelöst werden. Hier- dem Neuaufschluss oft zur Normalität. IHK Halle-Dessau lung. Für nahezu jedes Bauvorhaben für gibt es Fachpläne des Landes. Der Umso wichtiger sind daher Stimmen, Geschäftsfeld werden auch Schotter, Kies oder Sand Landesentwicklungsplan (LEP) und für die nicht nur Partikularinteressen ver- Innovation und Umwelt (mineralische Massenbaurohstoffe) be- die regionale Ebene, die Regionalen treten, sondern das gesellschaftliche Andreas Scholtyssek nötigt. Da sich diese Produkte und Entwicklungspläne (REP`s) weisen Gesamtinteresse im Blick haben. Hohe Tel. 0345 2126-203 ascholtyss@halle.ihk.de Rohstoffe durch ein hohes Gewicht wichtige Standorte für den Abbau aus. Baupreise wegen sehr hoher Trans- auszeichnen, ist der Transport teuer. Die IHK wird als Träger öffentlicher portkosten wären ein Standortnach- Werden die Entfernungen zu groß, Belange in diesen Planungen gehört teil und Investitionshemmnis. steigen die Transportkosten stark an. und bringt die Meinung der Wirtschaft
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema 13 LED-Technik ins rechte Licht gerückt Wenn es um den Umstieg von her- kömmlicher Beleuchtungstechnik auf LED-Technologie geht, tappt man schnell im Dunkeln. Auch vielen Unter- nehmern, die durch Umrüstung ihre be- triebliche Energiebilanz verbessern wol- len, geht nicht gleich ein Licht auf. Der Markt ist mit LED-Produkten übersäht. Teuer oder billig? Während kontrollier- bare Standards fehlen, mangelt es nicht an geschönten Leistungsversprechen- selbst bei den Marktführern. Thomas Hensel, Geschäftsführer der lo- gilux® Europe GmbH aus Bernburg, Hier guckt keiner in die Röhre: Thomas Hensel, Geschäftsführer der logilux® Europe GmbH (l.) rechnet Andreas Hansel, Geschäftsführer von bringt etwas Licht ins Dunkel. Die Eisen-Maenicke, vor, wie schnell sich LED-Röhren im Dauereinsatz auszahlen. schlechte Nachricht zuerst. Die lautet: Die Förderung für die Technologie LED- tifizierten Produktionsstätte in China Aufgrund der langen Beleuchtungszei- Anlagen im Segment LED-Röhren und fertigen – mit eklatantem Unterschied ten amortisiert sich die Anschaffung anderer „Retrofit“-Leuchtmittel ist Ende zu vielen Mitbewerbern. „Wir haben bereits nach zweieinhalb Jahren. Noch 2014 durch das zuständige Bundesamt sechs Jahre in die Forschung investiert, eindrucksvoller liest sich die Betriebs- für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle um ein nachhaltiges Produkt zu entwi- kostenersparnis. Auf 15 Jahre hochge- (BAFA) ausgelaufen. Für komplette LED- ckeln.“ Die Vorteile kann Hensel schnell rechnet, beträgt diese 75.733,21 Euro. Leuchten gilt die Förderung nur noch aufzählen: „Unsere Produkte sind alle- „Wir haben schon immer mit dem Ge- Kontakt sehr eingeschränkt. Die gute Nachricht samt TÜV-zertifiziert und erfüllen somit danken gespielt, unsere Beleuchtung zu Logilux Europe GmbH lautet: Na und! Wer das so keck sagt, die VDE-Konformität. Gerade bei der modernisieren, um Energie zu sparen“, Kleine Wilhelmstraße 1 muss gute Argumente haben – oder gewerblichen Nutzung ist das ein Muss. sagt Andreas Hansel, Geschäftsführer 06406 Bernburg noch besser mit Zahlen entkräften kön- Wer hier günstige Bastelware einsetzt, Verkauf von Eisen-Maenicke. Umgerüs- Tel. 03471 6270448 nen. Thomas Hensel kann beides. „Die riskiert bei elektrischen Schäden mögli- tet wurde die Beleuchtung im August www.logilux-europe.de Umrüstung auf LED-Technik ist nicht cherweise den Sachversicherungsan- 2014. „Seitdem haben wir schon eine nur eine Investition, sondern ein Rendi- spruch“. Neben der hohen, stets mess- Ersparnis von über 1.000 Euro“, sagt tegeschäft“, betont der 47-jährige Groß- baren Lichtausbeute und einem Ener- der 53-Jährige. und Außenhandelskaufmann, der seit gie-Einsparpotenzial von 60 bis 90 Pro- Obwohl jeder zuerst auf die hohe In- 2010 mit seinem logilux®-LED- zent sei das wesentlichste Qualitäts- vestitionssumme schaut, finanziert sich Portfolio am Markt ist. Doch bevor man merkmal jedoch die Langlebigkeit. die Anschaffung von alleine. Doch wie überhaupt zum Taschenrechner greift, 50.000 Betriebsstunden garantiere man. das? Die Rechnungssumme wird ein- sollte man erst seine Hausaufgaben ma- „Wir versprechen das mit gutem Ge- fach durch die monatlich nachweisba- chen. wissen, auch, weil wir das mit rund re Stromersparnis finanziert – in Zu- 35.000 Stunden Echtzeitbetrieb nach- sammenarbeit mit innovationsfreundli- weisen können“, sagt Hensel. chen Banken, wie der Grenke-Leasing Verunsicherung durch Diese Art der Langlebigkeit entspricht so AG, mit der logilux®Europe zusammen- fehlende Standards gar nicht den Grundsätzen der moder- arbeitet. „Wir haben in Dessau auch den nen Wegwerfgesellschaft. „Wir reden Edeka-Markt Lutz Muth für rund 25.000 „Es geht darum, sich für eine verlässli- deshalb auch nicht mehr von Ver- Euro ausgestattet. Dieser Investition che Technologie zu entscheiden. Durch brauchsmaterial, sondern von einem In- stehen eine jährliche Ersparnis von über fehlende Standardisierungen und oft vestitionsgut“, unterstreicht Hensel, der 54.756 Kilowattstunden und damit ei- nicht nachprüfbare Leistungsverspre- das am Beispiel des neu umgerüsteten ner Betriebskosten-Einsparung von rund chen der Anbieter herrscht derzeit gro- Dessauer Fachmarktes „Eisen-Maeni- 10.000 Euro gegenüber. Unser größter ße Verunsicherung am LED-Markt“, sagt cke“ verdeutlicht. Insgesamt wurden Fallstrick“, sagt Thomas Hensel, „ist er. Der gebürtige Celler (Niedersachsen), hier 180 herkömmliche Leuchtstoff- heute nicht mehr die technische Reali- der sich seit 2004 mit der LED-Techno- Röhren durch logilux®-LED-Röhren er- sierung, sondern eher, dass der Kunde logie beschäftigt, lässt seine logilux®- setzt. Das entspricht zunächst einer die fantastischen Zahlen nicht realisie- Produkte nach deutscher Ingenieurs- stattlichen Investition von 9.756 Euro. ren kann.“ MICHAEL DEUTSCH kunst in einer vom TÜV-Rheinland zer- Doch Moment! Es gibt Entwarnung.
Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 14 Der Branchenreport 14 Industrie 15 Handel 18 Tourismus- und Gastgewerbe Industrie Viele Jubiläen – eine Familie der Familie an die Saale gezogen und rend die Kunden an einem Großbild- übernahm hier einen ehemaligen Mö- Monitor jeden Schritt zur optimalen Kü- belhandel. In Bad Salzungen blieben die chenausstattung mit verfolgen können. Wurzeln – heute ein von Sohn Lutz ge- Täglich wird eine bei Göpfert geplante führter Betrieb mit rund 15 Mitarbei- Küche aufgebaut, das Kerngeschäft des tern. Karl Göpfert beginnt in der dama- Hauses. Dabei kann Adele Kurkowski ligen Kreisstadt eher klein: Ein Flur und mit Fug und Recht behaupten, oftmals zwei Schaufenster maßen die Handels- Küchen aus eigener Produktion verkau- fläche. Acht Mitarbeiter umfasste das fen zu können. Team. Gerade in der ehemaligen DDR, so erinnert sich Göpfert, habe es gegol- ten, Versorgungslücken zu schließen. Küchenteile aus eigener Küchen und Kinderzimmer werden ver- Produktion kauft – vieles ist Mangelware. Bruder Steffen hat gemeinsam mit Bru- Firmengründer Karl Göpfert mit Tochter Adele Kurkowski im Möbelhaus. der Sven im Jahr 2002 in Weißenfels Küchen sind das die Firma Küchenteile Göpfert GmbH Ein Blumenstrauß für ein Jubiläum? Kerngeschäft gegründet. Produziert werden hier im Hans-Jürgen Stößer, IHK-Geschäfts- Jahr auf einer Fläche von rund 7.000 stellenleiter in Weißenfels, hätte zur Heute ist das Möbelhaus ein schickes Quadratmetern bis zu 12.000 verschie- Gratulation bei Familie Göpfert gleich Kaufhaus im Herzen der Stadt. Gerade dene Bauteile für Küchen – haupt- ein halbes Dutzend mitnehmen kön- nach der Wende setzt der Begründer sächlich Küchenfronten. „Mittlerweile nen. Senior und Betriebsgründer Karl mit seiner Familie alles daran, es aus- beliefern wir innerhalb von 24 Stunden Göpfert kann auf 80 Lebensjahre zu- zubauen und den neuen Bedingungen unter hochmodernen Bedingungen die rückblicken und gilt im südlichen Sach- anzupassen. Karl Göpfert hat seine größten Küchenhersteller Europas“, re- sen-Anhalt als wohl ältester aktiver Tochter Adele Kurkowski zur Seite und sümiert der Geschäftsführer, der rund Unternehmer. Seit 50 Jahren ist er stellt sich dem marktwirtschaftlichen 80 Mitarbeiter beschäftigt. Seit der Fir- Tischlermeister. Das von ihm geführte Wettbewerb im Handel mit Möbeln. mengründung seien rund zwölf Millio- Kontakt Möbelhaus im Zentrum der Saalestadt „Heute gehört das Möbelhaus zu den nen Euro in Technik, EDV, Lager, Ma- Göpfert Vertriebs GmbH Weißenfels besteht seit 35 Jahren. prägenden Einrichtungen in der Stadt“, schinen und Logistik geflossen. Jüngs- Küchen & Wohnen Marienstraße 33-35 Gleich drei Generationen sind in insge- ist von Dr. Michael Heinemann, Ge- te Investition ist ein Bearbeitungszen- 06667 Weißenfels samt drei Betrieben vereint, wobei Mö- schäftsführer der Weißenfelser Handels trum für rund eine Million Euro, der Tel. 03443 302659 belteilehersteller Steffen in Weißen- Gesellschaft mbH, zu hören. Im Möbel- Bau zweier neuer Hallen soll jetzt fol- fels auch in diesem Jahr wieder mit ei- haus bekommt der Kunde nicht nur al- gen. „Begonnen haben wir einmal mit ner Millioneninvestition aufwarten les für eine schicke Wohnungs- oder einem Umsatz von zirka 60.000 Euro im wird. Hausausstattung. „Uns ist enorm viel Monat. Heute zählen wir zu den er- daran gelegen, dass wir den Kunden gut folgreichsten Küchenmöbelzulieferern Nein, Karl Göpfert will keine großen beraten“, so Adele Kurkowski, die sich Deutschlands“, ist vom Chef zu hören. Worte machen. Muss er auch nicht. Das vor allem um den Küchenverkauf be- Schwester Adele Kurkowski macht kein Möbelhaus spricht selbst Bände. Aus müht. In einem hochmodernen Service- Geheimnis daraus, warum diese Familie dem Thüringischen ist er mit einem Teil Point plant sie mit ihren Kollegen, wäh- in der dritten Generation so erfolgreich
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der Branchenreport 15 am Markt agiert: „Man muss hinhören, für hochwertige Möbel stehen wird. was gewünscht wird. Und das machen Auch wenn dies noch nicht endgültig wir möglich.“ Mehr noch, aber darüber geklärt ist, so viel ist sicher: Neben Un- machen Göpferts nicht viele Worte: Sie ternehmergeist und familiärem Zusam- sind für die Kunden mit Haut und Haa- menhalt gehört für die Göpferts sozia- ren da. „Das ist unser Lebenstraum“, ist les Engagement in Weißenfels zum All- zu hören. Karl Göpfert muss nicht ban- tag. Allein in der Saalestadt haben sie ge sein, ob sich die Passion des Möbel- dafür gesorgt, dass mehrere Häuser sa- baus- und Handels fortsetzen wird. Bei niert und über 30 moderne Wohnungen acht Enkeln stehen die Chancen gut, geschaffen wurden. PETRA WOZNY dass der Name weiter Bestand hat und Sven Berger bedient die neuste Anlage in der Göpfert Firma für Küchenteile. Laufen wie barfuß Handel Der Mensch läuft, springt, rennt, tanzt und steht ein Leben lang auf seinen Füßen. Meist mit dem ersten Lebensjahr werden sie in Schuhe gezwängt. Oft sind sie zu eng und zu hoch, strapazie- ren die Gliedmaßen und sorgen für Schmerzen in den Knochen, aber auch im Kopf. Therapeut Frank Demann weiß, wovon er spricht, kuriert er doch seit Jahren Menschen, deren Füße aus der Form geraten sind. Abhilfe kann da ein Unternehmen aus Weißenfels schaffen. Laufen wie barfuß und dennoch in Schuhen: Die Sohle macht’s. „Natürlich wollten wir unseren Patienten nicht nur über die medizinische Behandlung helfen. Wir suchten nach Schuhen, die un- seren therapeutischen Ansprüchen entsprachen“, erinnert sich der 52-Jährige an die Zeit um 2010. „Doch wenn wir in Schuhge- – Anzeige –
Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 16 schließlich in Schwarz für Frauen und Männer in den Größen ab 36 bis 47. Dem Premiereschuh sind zwischenzeit- lich 30 verschiedene Sommer- und Wintermodelle als auch ein Kinderschuh gefolgt. Sie passen zu Jeans ebenso wie zu Anzügen, betonen die Entwickler. Im Frühjahr werden die ersten Ballerina- Barfußschuhe auf den Markt kommen. Rasante Entwicklung Im ersten Monat der Geburt des Bar- fußschuhes seien vier Paar verkauft worden. „Ich dachte, ich muss sterben“, Panther-Mitinhaberin Jana Leinhos und Therapeut Frank Demann freuen sich über den Erfolg der Barfußschuhe. meint Frank Demann. Er ist quickleben- dig und lacht. Die Schuhe werden aus- schäften nach so genannten gesunden Spezifik der Panther-Schuhe. Und schließlich über den Onlineshop „sen- Schuhen oder gar Barfußschuhen frag- strahlt: „Nach den ersten Gesprächen motic“ vertrieben. Dem knappen hal- ten, zeigte man uns nur ‚Gurken’, die von mit Frank Demann haben wir gemerkt, ben Dutzend sollten bald Aufträge fol- den Herstellern mit dem Etikett ‚Gesund’ hier steckt etwas ganz Ernsthaftes da- gen, die Panther das Laufen beibringen versehen wurden. Und wenn Schuhe we- hinter.“ Therapeuten und Schuhmodel- sollte. „Über 25 Paar pro Woche sind wir Kontakt nigstens ganz entfernt der menschlichen leure arbeiten rund ein Jahr am ersten weit hinaus. Im Durchschnitt liegen wir Panther-Schuh GmbH Anatomie ähnelten, war das Design doch Barfußschuh. Im Februar 2011 verlässt nun bei rund 350 Paar Schuhen. Damit Weg nach der Marien- irgendwo klobig und altbacken. Oder die er die Weißenfelser Manufaktur. Aus ist unser kleines Team von sieben Mit- mühle 6 06667 Weißenfels Schuhe waren aus billigstem Plastik und edlem Nappaleder, geschnürt und ges- arbeitern gut ausgelastet“, bilanziert Tel. 03443 202811 wurden ganz weit außerhalb Deutsch- teppt, bietet er ausreichend Zehenfrei- Jana Leinhos. Gefertigt werde auf Vor- www.panther-schuh.de lands gefertigt. Minderwertige und um- heit. Ihn zeichnet eine hochwertige, nur kasse. Danach wartet der Kunde kaum weltbelastende Qualität – verkauft zu 2,9 Millimeter dünne Sohle aus, die zehn Tage auf die Unikate. „Ich glaube völlig überzogenen Preisen. Therapeut weich und biegbar ist. Ihr spezielles Pro- an den großen Schub in den kommen- Demann knobelt mit Experten der Bio- fil sorgt für geringen Abrieb sowie Tritt- den zwei Jahren“, zeigt sich Frank De- mechanik. „Was uns fehlte, war einer, und Rutschfestigkeit. Einzigartig bei mann hoffnungsfroh. 2017 sollen die der unsere Anforderungen in der Pro- dieser Weltneuheit ist darüber hinaus, Panther-Produktionszahlen bei 1.000 duktion in einen völlig neu entwickelten dass die Sohle im Rahmend der Garan- Paar Schuhen im Monat liegen. Die Barfußschuh umwandeln konnte“, er- tieleistung ausgetauscht werden kann. Menschen leben gesünder denn je. Wa- zählt der Sachse. Gefertigt werden die „Barfüßler“ aus rum also nicht wie barfuß laufen? PE- etwa 40 verschiedenen Teilen aus- TRA WOZNY Tradition und Weltneuheit Bei „Panther“ in Weißenfels wird er schließlich fündig. 1995 hat sich Wolf- gang Leinhos, erfahren und alt gewor- den in der Weißenfelser Schuhindus- trie, selbständig gemacht. Seine Tochter Jana zieht der heute 73-Jährige schließ- lich mit ins Unternehmen. Zunächst sei- en Stiefel für den russischen Markt ge- fertigt worden. Sie wurden von Haus- schuhen abgelöst. Ihnen folgten Schu- he für Diabetiker. „Den vielen Umorien- tierungen und sinkenden Umsatzzah- len blieb eines gleich: Unsere Schuhe zeichnen sich durch Bequemlichkeit aus“, charakterisiert Jana Leinhos die Gefertigt werden die Schuhe in aufwändiger Handarbeit, hier von Näherin Ines Horn.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der Branchenreport 17 Mit dem Selfie zu patentem Schlaf Genau in dem Jahr, als sich das Bun- desland Sachsen-Anhalt auf den Weg machte, zu den Frühaufstehern zu ge- hören, gründete Christine Ehret ihr „Bettenland“. Fortan kann sie behaup- ten, dass größte inhabergeführte Ge- schäft auf einer Fläche von 480 Qua- dratmetern für Waren rund ums Bett in Weißenfels zu führen. Die nunmehr 66- Jährige sorgt seit einem Vierteljahr- hundert dafür, dass Sachsen-Anhalter gut durch die Nacht kommen. Jetzt könnte sich Christine Ehret ei- gentlich zurücklehnen. Das von ihr ge- gründete „Bettenland" in Weißenfels führt Schwiegertochter Simone Borisch. Für die umtriebige Geschäftsführerin, Sorgen für einen angenehmen Schlaf: Dagmar Jurczok, Christine Ehret und Simone Borisch (v.l.n.r.). die viele Jahre im Handelsausschuss der IHK, Vollversammlungsmitglied und gen? Ehret tüftelt an diesem großen Patentanwalt geholt, ist es mir wichtig, auch Vizepräsidentin der IHK war, ist Monsterkissen, näht schließlich im dass unser Produkt, dass das Multi- das noch lange kein Grund, sich aufs rechten Winkel – ähnlich einer Sieben – funktionskissen Wuki – Wunderkissen, Ruhekissen zu setzen. „Jch kann gut ein schmales Kissen an. Fertig ist die nicht beliebig nachproduziert wird. Wir schlafen, aber es treibt mich um, für Gemütlichkeit. Man kuschelt sich hi- zeigen unser Alleinstellungsmerkmal. den Kunden das Beste im Geschäft zu nein und rollt nicht weg. Ehret meldet Das ist auf dem hart umkämpften Markt Kontakt haben. Ich will wirklich alles dafür tun, die Neuheit beim Patentamt an. Mehr schon wichtig", erläutert die Unterneh- Simone Borisch dass die Menschen noch besser schlafen noch: Sie versieht das neue Kissen mit merin. Bettenland-Ehret können", sagt Christine Ehret. einem Reißverschluss, so dass die Fül- Merseburger Straße 57 lung des eigentlichen Kopfkissens he- 06667 Weißenfels rausnehmbar ist. „So kann der Kunde Kaufentscheidung Tel. 03443 200250 Mit „Wuki“ durch die sein individuelles Kopfkissen hinein- erleichtern Nacht schieben“, erklärt die Erfinderin. Auch dies meldet die Unternehmerin zum Pa- Mit dem zweiten Patent hat sich das So verkauft sie gemeinsam mit Simone tent an – die Urkunde hängt nun im Ge- „Bettenland“ modernste Technik für die Borisch und Mitarbeiterin Dagmar schäft. „Trotz aller Kosten – so ein Pa- Beratung der Kunden ins Geschäft ge- Jurczok Matratzen, Kopfkissen, Bett- tent gibt es ja nicht gratis, und mitun- holt. Christine Ehret hat gemeinsam mit wäsche, Decken, Schlafanzüge, Nacht- ter habe ich mir auch Rat bei einem ihrem Sohn Karsten sowie Studenten hemden und Bademäntel für die ganze Familie. Zur Dienstleistung gehört auch, dass die Bettware im Bettenland gereinigt wird. Dem nicht genug. Seit diesem Jahr kann das Team auf zwei Patente verweisen, die auf das Grübeln und Tüfteln von Christine Ehret zu- rückzuführen sind. „Damit haben wir auf der Kölner Möbelmesse, aber auch danach im Internet für großes Interes- se gesorgt", meint Ehret und freut sich über neue Kontakte in einige europäi- sche Länder. Doch blenden wir zurück in das Jahr 2012. Wie können Menschen, die ein sogenanntes Seitenschläferkissen be- nutzen noch besser die Nacht verbrin- Mittels eines Tablets kann der der Kunde die Liegeposition auf der Matratze beobachten.
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