MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
MITTELDEUTSCHE
WIRTSCHAFT
Das Magazin der IHK Halle-Dessau ⁄⁄ April 2015
                                                                         Titelthema
                                                                         Stein auf Stein:
                                                                         Bauwirtschaft im Blick
STÄRKUNG DER DUALEN       SCHNELLES INTERNET         Aufschwung mit
BERUFSAUSBILDUNG          Breitbandatlas gestartet   „Chlorhühnchen“?
Viele Stellen unbesetzt                              Vorteile von TTIP

                                                                                         www.halle.ihk.de
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Auf ein Wort
                                                                                                                                                         1

Auf ein Wort
Das Baugewerbe: Phönix aus der Asche

Ein so dramatisches Auf und Ab wie das
Baugewerbe hat in dieser Dauerhaftig-
keit, Ausmaß und Intensität wohl kaum
eine andere Branche durchlebt: Auf den
steilen Aufschwung nach der Wende
folgte ab Mitte der 1990er Jahre ein
massiver Absturz und sodann eine lan-
ge Durststrecke. Sehr viele Unternehmer
haben es, trotz größten Einsatzes, nicht
geschafft. Erst ein Jahrzehnt später
setzte wieder ein Aufschwung ein, der –
von kleineren Ausschlägen abgesehen –
im Grunde bis heute anhält. Das Bild
vom „Phönix aus der Asche“ trifft sicher
nicht auf jedes Unternehmen der Bran-      nanzkrise war der Bau ein mächtiger         aus, um die Stimmung zu verschlech-
che zu, aber auf das regionale Bauge-      Stabilitätsanker, der die negativen Im-     tern: Der gesetzliche Mindestlohn er-
werbe als Branche insgesamt durchaus!      pulse besser verkraftete als z.B. die ex-   höht die Dokumentationspflichten, ob-
                                           portorientierte Industrie. Manche Fol-      wohl die tarifliche Entlohnung in der
                                           gen der Krise erweisen sich sogar als       Bauwirtschaft seit Langem über dem
Totgesagte leben länger …                  Glück im Unglück, so etwa die eilig be-     gesetzlichen Mindestlohn liegt. Die „Ar-
                                           schlossenen Konjunkturpakete, die für       beitsstättenverordnung“ droht weitere
Die seit nunmehr rund 10 Jahren recht      volle Auftragsbücher sorgten. Hinzu         Bürokratiekosten zu verursachen, die
solide Lage des Baugewerbes im südli-      kam und kommt aktuell die Zinspolitik       „Mietpreisbremse“ wird die Wohnungs-
chen Sachsen-Anhalt ist keine Selbst-      der Europäischen Zentralbank, die ge-       knappheit nicht verringern, sondern im
verständlichkeit. Nicht wenige Experten    rade Bauinvestitionen begünstigt, die       Gegenteil Neubau und Sanierung in
hatten der Branche insgesamt eine eher     „Flucht in Betongold“ aufgrund von In-      Ballungsräumen unattraktiver machen.
düstere Zukunft prophezeit, weil diverse   flationssorgen und anderen Unsicher-
strukturelle Faktoren „gegen sie“ spra-    heiten nicht zu vergessen. Die auslau-
chen: Der zur Wende in einer Vielzahl      fenden Konjunkturpakete konnten             Berührungspunkte mit
von Bereichen bestehende bauwirt-          durch private Baunachfrage ersetzt          anderen Branchen
schaftliche Nachholbedarf war schon        werden. Alle diese „Sonderkonjunktu-
recht bald zu beachtlichen Teilen gemin-   ren“ bescheren der Branche nun schon        Wir alle sind täglich von Bauwerken um-
dert. Zudem musste allein schon auf-       das neunte Jahr in Folge Wachstum.          geben und nutzen sie zum Wohnen, Ar-
grund der demografischen Entwicklung in    2014 betrug das Umsatzplus in Sach-         beiten und Wirtschaften, zum Transport
Ostdeutschland insgesamt mit einem         sen-Anhalt immerhin 4,3 Prozent.            von Gütern und Personen oder zur Er-
eher abnehmenden Bedarf an Bauleis-                                                    holung. So gesehen, gibt es keine Bran-
tungen gerechnet werden. Und die ge-                                                   che, die nicht zahlreiche Berührungs-
ringe Steuerkraft insbesondere der ost-    Politik als Risikofaktor                    punkte mit dem Baugewerbe hätte.
deutschen Kommunen musste dazu füh-                                                    Es erwarten Sie in diesem Heft Beiträ-
ren, dass gerade die Bäume der wichtigen   Dennoch ist am Bau nicht alles „eitel       ge zur öffentlichen Wahrnehmung der
kommunalen Bauinvestitionen nicht in       Sonnenschein“. Jeder Unternehmer            Branche, zum energieeffizienten Bauen,
den Himmel wachsen würden. Und doch        weiß: Kein Aufschwung währt ewig.           zur Rohstoffsicherung und zu Erfolgen
zeigte sich: Manchmal schlägt Konjunk-     Trotz stabiler Lage sind die Erwartungen    in der Aus- und Weiterbildung. Wir hof-
tur Struktur, denn die Branche eilte …     verhalten. Und die Politik – vor allem im   fen, mit diesem Titelthema auch auf Ihr
                                           Bund – lässt kaum eine Gelegenheit          Interesse zu stoßen!

… von einer „Sonderkon-
junktur“ zur nächsten
So reihte sich über einige Jahre hinweg
eine „Sonderkonjunktur“ an die andere:     Carola Schaar                               Dr. Thomas Brockmeier
In der weltweiten Wirtschafts- und Fi-     Präsidentin                                 Hauptgeschäftsführer
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
Die Themen ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
2

                           Die Themen
                     1     Editorial                          19     Regionalreport                      49     Service
                     3     Panorama                                  19 ⁄⁄ AUS DER REGION                       49 ⁄⁄ UNTERNEHMENSBÖRSE
                     4     IHK-Report                         31     Praxiswissen                               49 ⁄⁄ GEWERBEFLÄCHENBÖRSE
                           04 ⁄⁄ IHK-PRÄSIDENTIN FOR-                31 ⁄⁄ STANDORTPOLITIK                      49 ⁄⁄ RECYCLINGBÖRSE
                           TERT STÄRKUNG DER DUALEN                  33 ⁄⁄ STARTHILFE- UND                      49 ⁄⁄ PRAKTIKANTEN-/
                           BERUFSAUSBILDUNG                          UNTERNEHMENS-                              DIPLOMANDENBÖRSE
                           05 ⁄⁄ UNTERNEHMER BEMÄN-                  FÖRDERUNG                                  49 ⁄⁄ GESCHÄFTSANGEBOTE
                           GELN LANGE BERUFSSCHUL-                   35 ⁄⁄ AUS- UND WEITER-                     AUSLÄNDISCHER UNTERNEHMEN
                           WEGE                                      BILDUNG                             51     Bekanntmachungen
                           06 ⁄⁄ GEMEINSAM FÜR                       40 ⁄⁄ INNOVATION UND                       51 ⁄⁄ BESCHLÜSSE DER IHK-VOLL-
                           SCHNELLES INTERNET                        UMWELT                                     VERSAMMLUNG
                   14      Branchenreport                            44 ⁄⁄ INTERNATIONAL
                           14 ⁄⁄ INDUSTRIE                           47 ⁄⁄ RECHT UND FAIR PLAY           52     Vorschau
                           15 ⁄⁄ HANDEL                                                                         52 ⁄⁄ TERMINKALENDER
                           18 ⁄⁄ TOURISMUS- UND                                                                 52 ⁄⁄ IMPRESSUM
                           GASTGEWERBE                                                                          52 ⁄⁄ BILDNACHWEIS

                           6 ⁄⁄ Gemeinsam für                        8 ⁄⁄ Titelthema                            44 ⁄⁄ Aufschwung mit
                           schnelles Internet                        Stein auf Stein: Bauwirt-                  „Chlorhühnchen“?
                                                                     schaft im Blick
                           Die Landesregierung Sachsen-Anhalt        Ein so dramatisches Auf und Ab wie das     Seit Mitte 2013 verhandeln USA und
                           will die Breitbandversorgung der Un-      Baugewerbe hat in dieser Dauerhaftig-      EU ein Abkommen zur transatlantischen
                           ternehmen deutlich verbessern und mit     keit, Ausmaß und Intensität wohl kaum      Handels- und Investitionspartnerschaft
                           Förderprogrammen dazu beitragen, ins-     eine andere Branche durchlebt: Auf den     (TTIP). In der öffentlichen Diskussion um
                           besondere in Gewerbegebieten zeitge-      steilen Aufschwung nach der Wende          TTIP tauchen viele Bedenken auf. Die
                           mäße Hochleistungsverbindungen zu         folgte ab Mitte der 1990er Jahre ein       Mittdeutsche Wirtschaft hat mit Freya
                           schaffen. Dies kündigte Ministerpräsi-    massiver Absturz und sodann eine lan-      Lemcke, beim Deutschen Industrie und
                           dent Dr. Reiner Haseloff Mitte März an.   ge Durststrecke. Erst ein Jahrzehnt spä-   Handelskammertag e.V. in Brüssel zu-
                           Ein Breitbandatlas soll das Vorgehen      ter setzte wieder ein Aufschwung ein.      ständig für transatlantische Beziehun-
                           unterstützen.                                                                        gen, gesprochen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Panorama
                                                                                                                                                        3

Mindestlohn: DIHK nimmt Mittelständler in                                             Spanische Weinbau-
Schutz                                                                                unternehmen zu Gast
Im Streit um die Nachweispflichten beim Mindestlohn ist SPD-Generalsekretärin         Am 27. April 2015 organisieren das
Fahimi auf die Unternehmen losgegangen. Auf Facebook wetterte sie: „Wer es als        Enterprise Europe Network Sachsen-
Arbeitgeber nicht schafft, einen Stundenzettel ordentlich auszufüllen, ist entweder   Anhalt und die IHK im Maritim Hotel
ein Gauner – oder schlichtweg zu doof.“ Achim Dercks, stellvertretender Hauptge-      Halle ein Branchentreffen mit spani-
schäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. hielt dagegen:      schen Weinproduzenten aus Kastilien-
„Statt pauschal gerade kleine Unternehmen zu beschimpfen, die mit den bürokra-        La Mancha sowie Akteuren aus Lebens-
tischen Folgen des Mindestlohns zu kämpfen haben, sollten Politiker und Ministe-      mittelindustrie und -handel. Die Ko-
rialverwaltung doch lieber das Gespräch mit den Betroffenen suchen und sich den       operationsbörse bietet Produzenten,
vielen konkreten Fragen stellen.“                                                     Händlern und Gastronomen die Mög-
                                                                                      lichkeit, internationale Geschäftspartner
                                                                                      zu treffen und neue Kontakte zu knüp-
                                                                                      fen. Neben den vorher vereinbarten
                                                                                      B2B-Gesprächen wird eine exklusive
                                                                                      Verkostung der spanischen Weine und
                                                                                      Delikatessen angeboten. Einen Katalog
                                                                                      der teilnehmenden Firmen und weitere
                                                                                      Informationen finden Sie im Internet
                                                                                      unter www.halle.ihk.de |  898768

Das Panorama                                                                          oder erhalten Sie telefonisch bei Micha-
                                                                                      el Drescher unter der 0345 2126-353.

Betriebliches Gesundheitsmanagement für                                               Branchentreff für
Unternehmen                                                                           Dienstleister
Ob in Großunternehmen oder kleinen- und mittelständischen Firmen; abseits vom         Am 29. Mai 2015 findet um 9 Uhr in der
„Tagesgeschäft Krankenkasse“ möchte die AOK Sachsen-Anhalt eine spürbare Sen-         IHK in Halle der erste Branchentreff für
kung der Lohnnebenkosten erreichen, indem das Betriebliche Gesundheitsmana-           wirtschaftsnahe Dienstleister statt. Ein-
gement ausgebaut wird. Dafür bietet die Krankenkasse interessierten Firmen be-        geladen sind alle Unternehmen, die ihre
triebsspezifische Lösungsansätze zum Thema Gesundheit im Betrieb. Hierbei sind die    Dienstleistung hauptsächlich Ge-
Themen Fehlzeiten, Personalverfügbarkeit und Arbeitsmotivation von essentieller Be-   schäftskunden anbieten. Ob IT-, Perso-
deutung. Unterstützt wird die AOK dabei von den Universitäten Halle und Magde-        nal-, Beratungs- oder Sicherheits-
burg, der Hochschule Magdeburg/Stendal, renommierten Vertragspartnern aus der         dienstleister sowie Unternehmen der
Gesundheitsbranche sowie den Berufsgenossenschaften. Weitere Informationen fin-       Werbe-, Immobilien- und Finanzwirt-
den Sie unter www.aok.de/sachsen-anhalt.                                              schaft, die Veranstaltung bietet neben
                                                                                      verschiedenen Fachthemen die Mög-
                                                                                      lichkeit eines umfassenden Informati-
                                                                                      ons- und Erfahrungsaustausches.
                                                                                      Mehr Infos und Anmeldungen unter Te-
                                                                                      lefon 0345 2126-273 oder per E-Mail
                                                                                      cwinkel@halle.ihk.de.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
4

                            Der IHK-Report
                            IHK-Präsidentin fordert Stärkung der dualen Berufsausbildung

                                                                                                                    geraten. „Der Ausbildungswille der Un-
                                                                                                                    ternehmen ist ungebrochen. Aber der
                                                                                                                    Ansturm auf die Universitäten, die sin-
                                                                                                                    kende Zahl der Schulabgänger und eine
                                                                                                                    teils mangelnde Ausbildungsreife setzen
                                                                                                                    die Betriebe massiv unter Druck. Wenn
                                                                                                                    vier von zehn Ausbildungsbetrieben be-
                                                                                                                    richten, dass sie nicht alle Ausbil-
                                                                                                                    dungsplätze besetzen können, ist das
                                                                                                                    ein Alarmsignal. Wir müssen die duale
                                                                                                                    Berufsausbildung als Alleinstellungs-
                                                                                                                    merkmal im internationalen Wettbe-
                                                                                                                    werb begreifen und gezielt stärken“, so
                                                                                                                    Schaar.
                                                                                                                    Der IHK zufolge versuchen die Betriebe
                                                                                                                    in der Region durch zahlreiche Maß-
                                                                                                                    nahmen, auch schwächere Jugendliche
                                                                                                                    auf eine Berufsausbildung vorzuberei-
                                                                                                                    ten, beispielsweise durch Praktika oder
                                                                                                                    das Programm „Einstiegsqualifizierung“
                                                                                                                    (EQ). Aber auch besonders leistungs-
                                                                                                                    starke Jugendliche werden mit speziel-
                                                                                                                    len Angeboten und Karrierechancen ge-
                            Die Unternehmen im Süden Sachsen-           bildende und Unternehmen gleicher-          lockt. Ihnen bieten viele Betriebe ein
                            Anhalts leiden unter einem immer an-        maßen profitieren. Allerdings sei der       duales Studium, die Teilnahme an
                            gespannteren Ausbildungsmarkt. 2014         Ausbildungsmarkt in den vergangenen         Wettbewerben oder Auslandsaufent-
             Kontakt        konnten vierzig Prozent der Ausbil-         Jahren in eine dramatische Schieflage       halte.
                            dungsbetriebe nicht alle freien Ausbil-
                            dungsplätze besetzen. Die Zahl der neu
                            eingetragenen Ausbildungsverhältnisse       Ostdeutsche Kammern fordern einheitliche Abiturprüfung
                            ging im Vergleich zum Vorjahr um fünf
                            Prozent auf 3.919 zurück. Angesichts        Eine erfolgreiche Bildungspolitik ist den ostdeutschen Industrie- und Handelskam-
                            dieser Situation forderte die Präsidentin   mern ein wichtiges Anliegen. Deshalb werben die IHKs für länderübergreifende, ge-
                            der Industrie- und Handelskammer Hal-       meinsame Abiturprüfungen und haben dazu ein gemeinsames Positionspapier ver-
                            le-Dessau, Carola Schaar, bei einer Sit-    abschiedet.
       IHK Halle-Dessau     zung der IHK-Vollversammlung am 11.         DIHK-Vizepräsident und Präsident der IHK Magdeburg, Herr Klaus Olbricht, äußert
       Geschäftsführerin    März 2015 in Halle (Saale) eine Stär-       sich stellvertretend für die ostdeutschen IHKs – den Heringsdorfer Kreis: „Die im
Aus- und Weiterbildung      kung der dualen Berufsausbildung.           Rahmen der Dualen Berufsausbildung zeitgleiche Durchführung einheitlicher Prü-
     Dr. Simone Danek
  Tel. 0345 2126-346
                                                                        fungen ist ein Kernstück unseres Erfolgsmodells. Dieses Erfolgsmodell gilt es, in der
  sdanek@halle.ihk.de       „In aller Welt werden wir für unser dua-    Bundesrepublik auf die Abiturprüfungen zu übertragen.“
                            les Berufsausbildungssystem bewun-          Die Bedeutung einheitlicher Bildungsstandards für die Fachkräftesicherung und die
                            dert und darum von vielen beneidet.         damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sind für die IHKs als Inte-
                            Die hohe Praxisorientierung ermöglicht      ressenvertreter der Unternehmen ein wichtiger Aspekt. Es wird eine kompetente Un-
                            jungen Menschen in Deutschland viel         terstützung zu diesem bedeutenden Thema von der Kultusministerkonferenz er-
                            bessere Arbeitsmarktchancen, als das        wartet, um das 2014 schon begonnene 6-Länderprojekt erfolgreich fortzusetzen und
                            in rein staatlichen Systemen möglich        bundesweit ein gemeinsames Abitur durchzuführen.
                            ist“, so Schaar. Davon würden Auszu-
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der IHK-Report
                                                                                                                                                         5

Unternehmen bemängeln lange Berufsschulwege

Die oftmals zu große räumliche Entfer-
nung zwischen ausbildendem Unterneh-
men und Berufsschule erweist sich für
viele Unternehmen als großes Ausbil-
dungshemmnis. Das ergab eine Umfrage
zur aktuellen Berufsschulsituation der
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der In-
dustrie- und Handelskammern (IHK) Hal-
le-Dessau und Magdeburg.

„Die duale Berufsausbildung ist von ent-
scheidender Bedeutung für die Wettbe-
werbsfähigkeit unserer Wirtschaft“, be-    ausstattung in den Berufsschulen sowie      die Unterrichtsversorgung abdecken zu
tonen die beiden IHK-Präsidenten Caro-     die zum Teil unzureichende Qualifizie-      können, müssten neue Berufschullehrer
la Schaar (Halle-Dessau) und Klaus Olb-    rung der Berufsschullehrer. „Oft führt      ausgebildet werden, fordern 58 Prozent
richt (Magdeburg). So sei es einerseits    die große Entfernung zwischen Berufs-       der Unternehmen. Als weitere Möglich-
zwar durchaus erfreulich, dass immerhin    schule und Ausbildungsbetrieb dazu,         keiten wurden die verstärkte Einwer-
zwei Drittel der Unternehmen die der-      dass sich ein potentieller Auszubildender   bung von Seiteneinsteigern aus der Pra-
zeitige Berufsschulsituation in Sachsen-   noch vor Vertragsabschluss gegen das        xis sowie die Kooperation der Berufs-
Anhalt insgesamt als zufriedenstellend     Unternehmen entscheidet“, so Klaus          schulen untereinander benannt. „In Zei-
bewerteten. Die Unternehmen betonten       Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg.      ten des Fachkräftemangels müssen wir
etwa „die gute Ansprechbarkeit der Be-     Die Unterrichtsversorgung wurde von 32      die duale Berufsausbildung weiter stär-
rufschullehrer sowie die gute theoreti-    Prozent der Befragten als „gut“, von 53     ken. Dazu gehört auch, die Qualität beim
sche Wissensvermittlung, die die prakti-   Prozent als „ausreichend“ und von 15        dualen Partner – also der Berufsschule –
sche Ausbildung im Betrieb ergänzt“, er-   Prozent als „mangelhaft“ bewertet. Wei-     sicherzustellen. Wir dürfen die Augen
klärt Carola Schaar. Andererseits jedoch   terhin gab rund die Hälfte der Unter-       vor den drohenden Problemen nicht ver-
seien 34 Prozent der Befragten unzu-       nehmen an, dass bis 2025 mit einem          schließen, sondern müssen Strategien
frieden mit der derzeitigen Situation.     Lehrermangel zu rechnen sei. Die Grün-      entwickeln, dagegen vorzugehen“, be-
Und hier würden durchaus bedeutsame,       de sehen die Unternehmen darin, dass        tont IHK-Präsidentin Schaar. Unterneh-
zum Teil gar neuralgische Punkte be-       die Nachwuchskräfte fehlen, dass die        men, die an der Umfrage teilnahmen,
nannt: So kritisierten die Unternehmen     Region für junge Lehrer unattraktiv ist     gehörten vor allem der Industrie, dem
insbesondere die fehlende Nähe zum Be-     und dass zu wenig neue Lehrer einge-        Dienstleistungsgewerbe, dem Gastge-
rufsschulangebot, die veraltete Sach-      stellt werden. Um also auch zukünftig       werbe und dem Handel an.
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Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
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                                Gemeinsam für schnelles Internet

                                Die Landesregierung will die Breitband-                                                                        dungen, und diese sollten möglichst
                                versorgung der Unternehmen deutlich                                                                            symmetrisch sein, das heißt, sie sollten
                                verbessern und mit Förderprogrammen                                                                            die gleiche Geschwindigkeit beim
                                dazu beitragen, insbesondere in Gewer-                                                                         Download und beim Upload haben.
                                begebieten zeitgemäße Hochleistungs-                                                                           Deshalb lautet unsere Vorgabe für Ge-
                                verbindungen zu schaffen. Dies kündig-                                                                         werbegebiete und möglichst auch für
                                te Ministerpräsident Dr. Reiner Hase-                                                                          Unternehmen an anderen Standorten:
                                loff Mitte März im Anschluss an ein                                                                            100 MBit/s symmetrisch. Dies kann nur
                                Gespräch mit den Industrie- und Han-                                                                           über leistungsfähige Glasfaserverbin-
                                delskammern sowie den Handwerks-                                                                               dungen erreicht werden. Um diese zu
                                kammern an. Lesen Sie nachfolgend sei-                                                                         schaffen, müssen wir öffentliches Geld
                                ne Anmerkungen:                                                                                                in die Hand nehmen und die Telekom-
                                                                                                                                               munikationsbranche beim Ausbau un-
                                Der Breitbandausbau ist inzwischen                                                                             terstützen. Unsere neue Breitband-In-
                                eine der wichtigsten Infrastrukturauf-                                                                         vestitionsoffensive zur Verbesserung der
                                gaben. Die gegenwärtige Situation lässt                                                                        Anbindung von Gewerbegebieten und
                                sich mit drei Sätzen skizzieren:                                                                               Unternehmen an anderen Standorten
                                Erstens: Ein Unternehmen ohne einen                     gierung tut dies bereits seit 2009. Rund               wurde mit der Freischaltung eines On-
                                schnellen Internetanschluss ist heute                   38 Millionen Euro wurden eingesetzt,                   linetools zur Bedarfserfassung am 16.
                                nur noch bedingt wettbewerbsfähig.                      um landesweit zumindest die Grund-                     März 2015 gestartet und umfasst meh-
                                Zweitens: Für die sachsen-anhaltischen                  versorgung zu sichern, also 2 MBit/s                   rere Bereiche:
                                Unternehmen ist schnelles Internet in-                  Downloadgeschwindigkeit. Dies ist ge-                  • Bereitstellung von 40 Millionen Euro
                                zwischen der wichtigste Standortfak-                    lungen. Aber der Bedarf an Bandbreite                     aus dem Europäischen Strukturfonds
                                tor (Ergebnis der jüngsten Standortum-                  steigt ständig. Neue Anwendungen und                      EFRE zur Schaffung von Hochleis-
                                frage der Kammern). Drittens: Der Markt                 Dienste benötigen hohe Datenvolumina.                     tungsnetzen in Gewerbe- und Kumu-
                                allein sorgt nicht flächendeckend für                   Wir haben deshalb unsere Ziele ange-                      lationsgebieten (Kumulationsgebiet =
                                schnelle Internetverbindungen.                          passt. 2018 soll es in ganz Sachsen-                      Gebiet mit einer Konzentration von
                                Meine Schlussfolgerung: Die öffentli-                   Anhalt flächendeckend schnelle Netze                      fünf oder mehr umsatzsteuerpflichti-
                                che Hand muss intervenieren. Da, wo                     mit mindestens 50 MBit/s Download-                        gen Unternehmen)
                                der regionale Markt versagt, müssen                     geschwindigkeit geben. Vielen Unter-                   • bedarfsgerechte Bereitstellung von
                                Steuergelder eingesetzt werden, um die                  nehmen wird auch dies nicht reichen.                      Mitteln aus der Gemeinschaftsaufga-
                                Situation zu verbessern. Die Landesre-                  Sie brauchen noch schnellere Verbin-                      be zur Verbesserung der regionalen

„Ob Industrie, Handel oder Handwerk: Fehlt ein leistungsfähiger Online-Anschluss, ist das ein gravierender Wettbewerbsnachteil für die Wirtschaft. Die beste Lösung wäre sicherlich eine
allgemeine flächendeckende Versorgung“, so die Präsidenten der beiden Handwerkskammern und der beiden Industrie- und Handwerkskammern in Sachsen-Anhalt.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der IHK-Report
                                                                                                                                                      7

  Wirtschaftsstruktur (GRW, Bund-Länder-Programm) zur Erschließung von wich-
  tigen Gewerbegebieten mit einem Fördersatz von einheitlich 80 Prozent
• Bereitstellung auch von Bundesmitteln, insbesondere um den kommunalen Ei-
  genanteil bei Förderprojekten zu reduzieren
• Gespräche mit Telekommunikationsunternehmen, um auch die Erschließung ohne
  Fördergelder voranzutreiben, u.a. durch weitere „Aufrüstung" der bereits geför-
  derten Gebiete (730 Orts- bzw. Stadtteile), in denen schon heute rund 20.000 Un-
  ternehmen, Gewerbebetriebe und Freiberufler über schnellere Anschlüsse (in der
  Regel bis 16 MBit/s Downloadgeschwindigkeit) als vor 2009/10 verfügen              Die Wirtschaftskammern rufen die Un-
• permanenter Austausch mit Arbeitgeberverbänden, Kammern und kommunalen             ternehmer zur Teilnahme an der Be-
  Wirtschaftsförderern, um zügig auf besondere Bedarfe reagieren zu können           darfsumfrage auf. Die Abfrage zur
                                                                                     Bedarfsmeldung finden Sie im Breit-
Konkrete Anfragen gibt es aus allen Landesteilen. Die ersten Förderanträge sind in   bandportal des Landes Sachsen-Anhalt
Vorbereitung. Noch in 2015 werden die ersten bisher unterversorgten Gewerbege-       unter www.breitband.sachsen-anhalt.de
biete mit Hochleistungsverbindungen ausgestattet sein.

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
8

Der geprüfte Technische Fachwirt Chris Worch (l.) wurde von der IHK für seine Top-Ergebnisse in der Weiterbildung geehrt;
auch Fertigungsleiter Stephan Meinicke absolvierte eine Zusatzqualifizierung zum Meister.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                      9

Stein auf Stein –
   Bauwirtschaft
         im Blick
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
10

                             Das Titelthema
                             Aus- und Weiterbildung als „Großbaustelle“

                             Als Zulieferer für Brückenbauwerke und                 Hans-Otto Rothe so: „Streng genom-                    bald gar keine mehr“, sagt Rothe zuge-
                             Verkehrsleiteinrichtungen sowie von                    men haben wir ja kein eigenes, stan-                  spitzt. „Wir kommen uns hier immer
                             Komponenten für Tunnelvortriebsma-                     dardmäßiges Produkt. Weil wir uns                     mehr wie der ,Reparaturbetrieb’ für ein
                             schinen ist die Mansfeld Anlagenbau                    nicht von nur einem Kunden oder nur                   fehlgeleitetes Schulsystem vor. Beson-
                             und Umwelttechnik (MAUT) AG mittel-                    einem Geschäftsfeld wie etwa der stark                ders die mathematisch-naturwissen-
                             bar an vielen, deutschlandweiten Bau-                  konjunkturabhängigen Baubranche ab-                   schaftlichen Kenntnisse fehlen – was
                             projekten beteiligt, aktuell zum Beispiel              hängig machen wollen, sind wir breit                  uns natürlich besonders hart trifft.
                             an der Autobahn A5 rund um den Flug-                   aufgestellt, betreiben etwa auch Son-                 Wenn hier jemand herkommt und mit
            Kontakt          hafen Frankfurt/Main. Der 40-Mann-                     dermaschinen-, Behälter- und Rohrlei-                 der Kreiskonstanten Pi nichts anzufan-
 Mansfeld Anlagenbau         Betrieb, der seit 2005 in seiner jetzigen              tungsbau. Und um solche sehr ver-                     gen weiß, bin ich einfach nur erschüt-
und Umwelttechnik AG         Form besteht, dessen Traditionslinie                   schiedenartigen Herausforderungen                     tert. Gleiches gilt, wenn ich in einem
    Industriechaussee 1      freilich bis in die DDR-Zeit und zum                   meistern zu können, müssen unsere                     Abgangszeugnis der Berufsfachschule
      06347 Gerbstedt/
              OT Hübitz
                             Mansfeld-Kombinat zurückreicht, en-                    Leute stets bestens geschult, muss für                für Technik im Fach Angewandte Na-
   Tel. 03475 651325         gagiert sich allerdings noch auf einer                 den beruflichen Nachwuchs gesorgt                     turwissenschaften einen Strich sehe –
      www.maut-ag.de         weiteren, ganz wichtigen „Baustelle“:                  sein.“                                                wir hatten keinen Lehrer, wird dann la-
                             nämlich jener der Aus- und Weiterbil-                                                                        pidar erklärt.“
                             dung.                                                                                                        Auch wenn sich Rothe diesbezüglich
                                                                                    „Reparaturbetrieb“ für                                nicht zuletzt von der IHK noch mehr
                             Es ist daher wohl alles andere als ein                 Schulsystem                                           Lobbyarbeit und Einflussnahme
                             Zufall, dass mit dem frischgebackenen                                                                        wünscht: Bloßes Wehklagen ist seine
                             Technischen Fachwirt Chris Worch auch                  Jedes Jahr beginnen drei bis vier Lehr-               Sache nicht. Um den mitunter völlig
                             ein MAUT-Mitarbeiter bei der jüngsten                  linge bei der MAUT eine Ausbildung                    falschen oder nicht mal vorhandenen
                             IHK-Bestenehrung für herausragende                     zum Konstruktions-/Zerspanungsme-                     Vorstellungen der Jugendlichen von der
                             Ergebnisse in der Fortbildung geehrt                   chaniker oder im Bürobereich. „Doch es                Arbeitswelt auf die Sprünge zu helfen,
                             wurde. Warum das Unternehmen so viel                   wird immer schwieriger, geeignete Be-                 regt er etwa die Wiedereinführung des
                             Energie in die Qualifizierung investiert,              werber zu finden. Wenn wir nur nach                   „Unterrichtstages in der Produktion“ an.
                             erklärt Vorstand und Anteilseigner                     Noten gehen würden, hätten wir wohl                   Und „Wir haben einfach zu akzeptieren,
                                                                                                                                          dass es immer weniger und kaum noch
                                                                                                                                          ,fertige’ Bewerber gibt. Uns kommt es
                                                                                                                                          jetzt auf Fragen an wie: Will der Ju-
                                                                                                                                          gendliche überhaupt? Hat er das Po-
                                                                                                                                          tenzial, die Lücken in vertretbarer Zeit
                                                                                                                                          zu schließen? Steht die Familie dahin-
                                                                                                                                          ter?“

                                                                                                                                          Weiterbildung wird
                                                                                                                                          finanziell unterstützt
                                                                                                                                          Mit Blick auf den jüngst von der IHK ge-
                                                                                                                                          ehrten Chris Worch seien in Sachen
                                                                                                                                          Willen und Leistungsvermögen freilich
                                                                                                                                          nie die leisesten Zweifel aufgekommen:
                                                                                                                                          Dieser hatte bereits seine Lehre zum In-
                                                                                                                                          dustriekaufmann bei der MAUT mit der
                                                                                                                                          Note 1 abgeschlossen. „Für mich stand
                                                                                                                                          fest, dass ich in Sachen Qualifizierung
                                                                                                                                          auf jeden Fall weitermachen will“, er-
                                                                                                                                          zählt der heute 25-Jährige. Wegen sei-
                                                                                                                                          nes ebenfalls ausgeprägten technischen
                    Die beiden Vorstände und Gesellschafter Hans-Jürgen Weber und Hans-Otto Rothe schauen Meister Michael Zessin          Interesses nahm er die Weiterbildung
                                                                             bei der Auftragsvorbereitung über die Schulter (v.l.n.r.).   zum Technischen Fachwirt ins Visier,
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                                                                                                                                  11

stimmte sich mit seinen Chefs ab. „Bei     gungsleiter Stephan Meinicke bezahlte      nen nicht konkurrieren können, setzen
uns hat er damit offene Türen einge-       man glatt die Hälfte der Meisterausbil-    wir auf andere Anreize wie flache Hie-
rannt, denn gerade an der Schnittstelle    dung.                                      rarchien und echte Gestaltungsmög-
zwischen kaufmännischem und techni-                                                   lichkeiten“, betont sein Kollege Hans-
schem Bereich, in der Arbeitsvorberei-                                                Otto Rothe. Offenbar mit Erfolg: „In
tung, haben wir Bedarf“, betont MAUT-      Porsche oder                               einem Großkonzern wäre ich doch nur
Co-Vorstand Hans-Jürgen Weber. Das         Selbstverwirklichung?                      einer von vielen, hätte womöglich strik-
Unternehmen unterstützt die Fortbil-                                                  te Vorgaben abzuarbeiten. Hier hinge-
dung seiner Angestellten auf ganz kon-     „Wir wollen unsere Nachwuchskräfte in      gen kann ich das Unternehmen mitfor-
krete Weise: Worch, der ein Stipendium     der Region halten“, unterstreicht Weber.   men und mich selbst verwirklichen“,
von der Begabtenförderung des Bundes       „Weil wir mit den bei Porsche oder BMW     bekennt sich Chris Worch, ohnehin ein
erhielt, wurde großzügig Bildungsur-       in Leipzig und erst recht den meinetwe-    sehr heimatverbundener Mansfelder, zur
laub gewährt. Und dem heutigen Ferti-      gen im Südschwarzwald gezahlten Löh-       Firma. ANDREAS LÖFFLER

„So effizient kriegt das kein Konkurrent hin“

Die Bienenwabe zeigt es, ein Lilienblatt   trotzdem sehr stabil, und der Clou: Es
und ein Vogelflügel auch, sogar der        wird in einer Linie automatisiert produ-
menschliche Schädel-Querschnitt ver-       ziert. Aus einer einzigen Materialbahn
wendet das Sandwichprinzip, um Ma-         entsteht der Wabenkern durch Vaku-
terial und Gewicht zu sparen. Die Natur    umthermoformen, einen Faltvorgang
nutzt Material effizient, und Ingenieu-    und thermoplastisches Verschweißen.
re wie Robert Stephenson oder Hugo         Das hat viele Vorteile gegenüber kon-
Junkers haben daraus bereits im 19. und    ventioneller Herstellung wie zum Bei-
Anfang des 20. Jahrhunderts Erkennt-       spiel dem Aufschmelzen des Kunst-
nisse gezogen. Auch heute sind Wa-         stoffgranulats, ein Verfahren, mit dem
benkerne als Material für die Auto-,       Konkurrenten bis heute arbeiten und
Möbel- oder Verpackungsindustrie, für      das aus vielen Arbeitsschritten besteht.
Luft- und Raumfahrt, für Zug- und          Das hallesche Unternehmen reduziert
Schiffsbau oder zur Fassadenverklei-       durch seine Technologie des kontinu-
dung nicht mehr wegzudenken. In Hal-       ierlich produzierten Wabenkerns Mate-      Geschäftsführer Jochen Pflug erläutert den automatisierten Produktionsprozess
le werden diese Wabenkerne aus Poly-       rial-, Energie- und Arbeitsaufwand und     des Unternehmens.
propylen produziert, mit einem neuen,      somit die Kosten. Nur jeweils zwei Ver-
patentierten Verfahren, das Kosten         fahrensmechaniker für Kunststofftech-      schen Leuven hat sich Jochen Pflug mit
spart.                                     nik überwachen den gesamten Produk-        Materialien und Produktionstechniken
                                           tionsprozess, sorgen für die Materialzu-   zur Herstellung von Faserverbundstof-
Was am Ende herauskommt in der 4.000       führung und die Verpackung und Verla-      fen beschäftigt, war von den besonde-
                                                                                                                                           Kontakt
Quadratmeter großen Produktionshalle       dung der zwei Meter hohen Waben-           ren Eigenschaften der Wabenkerne be-
                                                                                                                                           ThermHex Waben GmbH
der ThermHex GmbH, ist ein zwischen        kernstapel.                                geistert und entwickelte in Zusammen-
                                                                                                                                           Merseburger Straße 237
drei und 30 Millimeter dicker Kunst-                                                  arbeit mit der Universität von Leuven                06130 Halle (Saale)
stoff-Wabenkern, der beidseitig mit                                                   die Idee, das Material in einem Produk-              Tel. 0345 1316270
dünnen Decklagen aus Vlies kombiniert      Von Belgien nach                           tionsgang automatisiert herzustellen.                www.thermhex.com
wird, um dem Kunden die Weiterverar-       Sachsen-Anhalt                             2005 gründete er in Belgien die Econ-
beitung zu vereinfachen. „So effizient                                                Core N.V. und entwickelte die Techno-
kriegt das kein Konkurrent hin“, sagt      Schon während seines Studiums der          logien für die kosteneffiziente Produk-
Geschäftsführer Jochen Pflug. Das Ma-      Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen       tion von Wabenkern, Sandwichplatten
terial aus Halle ist extrem leicht und     und später im Masterstudium im belgi-      und Bauteilen weiter. Doch den gebür-
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                                                                                                                                           unserer Wabenproduktionstechnologie
                                                                                                                                           in ihre Sandwichplattenproduktion. Für
                                                                                                                                           Großkunden ist das die optimale Lö-
                                                                                                                                           sung, die nicht nur Material und Ge-
                                                                                                                                           wicht, sondern auch Transportkosten
                                                                                                                                           einspart“, sagt der 46-jährige Chef von
                                                                                                                                           ThermHex Halle und EconCore Leuven.
                                                                                                                                           Dennoch gehen 95 Prozent der halle-
                                                                                                                                           schen Produkte in den Export, werden
                                                                                                                                           zum Beispiel in Frankreich zu Lkw-Auf-
                                                                                                                                           bauten, in England zu Caravanböden
                                                                                                                                           und in Belgien zu Schwimmbecken ver-
                                                                                                                                           baut. Das „Made in Germany“ habe
                                                                                                                                           weltweit einen guten Klang, sagt Pflug.
      Blick in die 4000 Quadratmeter große Fertigungshalle mit der ThermHex Produktionsanlage, in der die Prozesse automatisch ablaufen.   Auf der Messe Composites Europe in
                                                                                                                                           Deutschland hat die ThermHex Waben
                                tigen Wiesbadener zog es auch nach                     ein Patent zur Herstellung wabenartig               GmbH unlängst geschickt die Aufmerk-
                                Deutschland zurück und so eröffnete er                 geklebten Papiers angemeldet hatte.                 samkeit auf ihre Produkte gelenkt. An
                                2010 in Halle die ThermHex Waben                       Nun plant er, die historische Adresse zu            ihrem Messestand präsentierte sie ei-
                                GmbH mit Produktion und Vertrieb von                   nutzen und im Gebäude der ehemaligen                nen Porsche 550 Spyder von 1955, der
                                Wabenkernen. Halle wurde nicht durch                   Papierfabrik in Halles Geiststraße ein              aufgrund seiner Bauweise ein echtes
                                Zufall Produktionsstandort. „Sachsen-                  zusätzliches Büro zu eröffnen.                      Leichtgewicht war. „Wir haben einen
                                Anhalt hat eine gute Investitionsförde-                                                                    Kotflügel nachgebaut und gezeigt, dass
                                rung geboten, nach Halle zu gehen, war                                                                     mit unserem Wabenkern komplexe For-
                                für uns alle interessant“, sagt Jochen                 Lizenznehmer weltweit                               men möglich sind“, sagt der Geschäfts-
                                Pflug. Und vielleicht hat auch eine Ent-                                                                   führer, der eine steigende Nachfrage
                                deckung während der Recherchen für                     Weltweit gibt es acht Lizenznehmer der              internationaler und auch deutscher
                                eine wissenschaftliche Arbeit ein biss-                patentierten Technologie, unter ande-               Kunden ausgemacht hat. Und so soll
                                chen mitgeholfen: Pflug hatte heraus-                  rem in den USA, in Italien, England und             2016 eine zweite Produktionsanlage in
                                gefunden, dass die Papierwarenfabrik                   in Asien. „Wir bieten diesen Firmen ex-             Betrieb genommen werden. MARLENE
                                Heilbrun & Pinner in Halle bereits 1901                klusive Patentrechte zur Integration                KÖHLER

                                Rohstoffsicherung für die Bauwirtschaft

                                Egal ob Infrastruktureinrichtungen,                    Demzufolge ist es wirtschaftlich sinn-              in den Prozess ein. Da auch künftig
               Kontakt          Wohnhäuser, Gewerbebauten oder                         voll, Abbaustätten möglichst nah am                 die Versorgungssicherheit mit Roh-
                                sonstige Bauwerke; alle haben eines                    Ort des Verbrauches zu platzieren. Auf-             stoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen
                                gemeinsam: Für deren Errichtung, Sa-                   grund der geologischen Voraussetzun-                gewährleistet sein soll, setzt sich die
                                nierung oder Um/Ausbau sind Roh-                       gen sind Rohstoffe aber Standortge-                 IHK für den planerischen Schutz der
                                stoffe notwendig. Genauso wie Strom                    bunden. Sie können nur an Ort und                   Rohstofflagerstätten ein. Leider hat die
                                nicht aus der Steckdose kommt, stam-                   Stelle ihrer Lagerstätte abgebaut wer-              Rohstoffgewinnung keinen sonderlich
                                men die Baumaterialien nicht aus dem                   den. Bestehen verschiedene Nut-                     guten Ruf. Bürgerproteste gehören bei
                                Baumarkt. Steine, Ziegel, Beton und                    zungsansprüche muss der Konflikt                    Erweiterungen von Abbaustätten oder
                                Co benötigen Rohstoffe zur Herstel-                    raumplanerisch gelöst werden. Hier-                 dem Neuaufschluss oft zur Normalität.
        IHK Halle-Dessau        lung. Für nahezu jedes Bauvorhaben                     für gibt es Fachpläne des Landes. Der               Umso wichtiger sind daher Stimmen,
           Geschäftsfeld        werden auch Schotter, Kies oder Sand                   Landesentwicklungsplan (LEP) und für                die nicht nur Partikularinteressen ver-
 Innovation und Umwelt          (mineralische Massenbaurohstoffe) be-                  die regionale Ebene, die Regionalen                 treten, sondern das gesellschaftliche
   Andreas Scholtyssek
                                nötigt. Da sich diese Produkte und                     Entwicklungspläne (REP`s) weisen                    Gesamtinteresse im Blick haben. Hohe
   Tel. 0345 2126-203
ascholtyss@halle.ihk.de         Rohstoffe durch ein hohes Gewicht                      wichtige Standorte für den Abbau aus.               Baupreise wegen sehr hoher Trans-
                                auszeichnen, ist der Transport teuer.                  Die IHK wird als Träger öffentlicher                portkosten wären ein Standortnach-
                                Werden die Entfernungen zu groß,                       Belange in diesen Planungen gehört                  teil und Investitionshemmnis.
                                steigen die Transportkosten stark an.                  und bringt die Meinung der Wirtschaft
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Das Titelthema
                                                                                                                                                                               13

LED-Technik ins rechte Licht gerückt

Wenn es um den Umstieg von her-
kömmlicher Beleuchtungstechnik auf
LED-Technologie geht, tappt man
schnell im Dunkeln. Auch vielen Unter-
nehmern, die durch Umrüstung ihre be-
triebliche Energiebilanz verbessern wol-
len, geht nicht gleich ein Licht auf. Der
Markt ist mit LED-Produkten übersäht.
Teuer oder billig? Während kontrollier-
bare Standards fehlen, mangelt es nicht
an geschönten Leistungsversprechen-
selbst bei den Marktführern.

Thomas Hensel, Geschäftsführer der lo-
gilux® Europe GmbH aus Bernburg,            Hier guckt keiner in die Röhre: Thomas Hensel, Geschäftsführer der logilux® Europe GmbH (l.) rechnet Andreas Hansel, Geschäftsführer von
bringt etwas Licht ins Dunkel. Die          Eisen-Maenicke, vor, wie schnell sich LED-Röhren im Dauereinsatz auszahlen.
schlechte Nachricht zuerst. Die lautet:
Die Förderung für die Technologie LED-      tifizierten Produktionsstätte in China                Aufgrund der langen Beleuchtungszei-
Anlagen im Segment LED-Röhren und           fertigen – mit eklatantem Unterschied                 ten amortisiert sich die Anschaffung
anderer „Retrofit“-Leuchtmittel ist Ende    zu vielen Mitbewerbern. „Wir haben                    bereits nach zweieinhalb Jahren. Noch
2014 durch das zuständige Bundesamt         sechs Jahre in die Forschung investiert,              eindrucksvoller liest sich die Betriebs-
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle         um ein nachhaltiges Produkt zu entwi-                 kostenersparnis. Auf 15 Jahre hochge-
(BAFA) ausgelaufen. Für komplette LED-      ckeln.“ Die Vorteile kann Hensel schnell              rechnet, beträgt diese 75.733,21 Euro.
Leuchten gilt die Förderung nur noch        aufzählen: „Unsere Produkte sind alle-                „Wir haben schon immer mit dem Ge-
                                                                                                                                                         Kontakt
sehr eingeschränkt. Die gute Nachricht      samt TÜV-zertifiziert und erfüllen somit              danken gespielt, unsere Beleuchtung zu
                                                                                                                                                         Logilux Europe GmbH
lautet: Na und! Wer das so keck sagt,       die VDE-Konformität. Gerade bei der                   modernisieren, um Energie zu sparen“,
                                                                                                                                                         Kleine Wilhelmstraße 1
muss gute Argumente haben – oder            gewerblichen Nutzung ist das ein Muss.                sagt Andreas Hansel, Geschäftsführer                   06406 Bernburg
noch besser mit Zahlen entkräften kön-      Wer hier günstige Bastelware einsetzt,                Verkauf von Eisen-Maenicke. Umgerüs-                   Tel. 03471 6270448
nen. Thomas Hensel kann beides. „Die        riskiert bei elektrischen Schäden mögli-              tet wurde die Beleuchtung im August                    www.logilux-europe.de
Umrüstung auf LED-Technik ist nicht         cherweise den Sachversicherungsan-                    2014. „Seitdem haben wir schon eine
nur eine Investition, sondern ein Rendi-    spruch“. Neben der hohen, stets mess-                 Ersparnis von über 1.000 Euro“, sagt
tegeschäft“, betont der 47-jährige Groß-    baren Lichtausbeute und einem Ener-                   der 53-Jährige.
und Außenhandelskaufmann, der seit          gie-Einsparpotenzial von 60 bis 90 Pro-               Obwohl jeder zuerst auf die hohe In-
2010 mit seinem logilux®-LED-               zent sei das wesentlichste Qualitäts-                 vestitionssumme schaut, finanziert sich
Portfolio am Markt ist. Doch bevor man      merkmal jedoch die Langlebigkeit.                     die Anschaffung von alleine. Doch wie
überhaupt zum Taschenrechner greift,        50.000 Betriebsstunden garantiere man.                das? Die Rechnungssumme wird ein-
sollte man erst seine Hausaufgaben ma-      „Wir versprechen das mit gutem Ge-                    fach durch die monatlich nachweisba-
chen.                                       wissen, auch, weil wir das mit rund                   re Stromersparnis finanziert – in Zu-
                                            35.000 Stunden Echtzeitbetrieb nach-                  sammenarbeit mit innovationsfreundli-
                                            weisen können“, sagt Hensel.                          chen Banken, wie der Grenke-Leasing
Verunsicherung durch                        Diese Art der Langlebigkeit entspricht so             AG, mit der logilux®Europe zusammen-
fehlende Standards                          gar nicht den Grundsätzen der moder-                  arbeitet. „Wir haben in Dessau auch den
                                            nen Wegwerfgesellschaft. „Wir reden                   Edeka-Markt Lutz Muth für rund 25.000
„Es geht darum, sich für eine verlässli-    deshalb auch nicht mehr von Ver-                      Euro ausgestattet. Dieser Investition
che Technologie zu entscheiden. Durch       brauchsmaterial, sondern von einem In-                stehen eine jährliche Ersparnis von über
fehlende Standardisierungen und oft         vestitionsgut“, unterstreicht Hensel, der             54.756 Kilowattstunden und damit ei-
nicht nachprüfbare Leistungsverspre-        das am Beispiel des neu umgerüsteten                  ner Betriebskosten-Einsparung von rund
chen der Anbieter herrscht derzeit gro-     Dessauer Fachmarktes „Eisen-Maeni-                    10.000 Euro gegenüber. Unser größter
ße Verunsicherung am LED-Markt“, sagt       cke“ verdeutlicht. Insgesamt wurden                   Fallstrick“, sagt Thomas Hensel, „ist
er. Der gebürtige Celler (Niedersachsen),   hier 180 herkömmliche Leuchtstoff-                    heute nicht mehr die technische Reali-
der sich seit 2004 mit der LED-Techno-      Röhren durch logilux®-LED-Röhren er-                  sierung, sondern eher, dass der Kunde
logie beschäftigt, lässt seine logilux®-    setzt. Das entspricht zunächst einer                  die fantastischen Zahlen nicht realisie-
Produkte nach deutscher Ingenieurs-         stattlichen Investition von 9.756 Euro.               ren kann.“ MICHAEL DEUTSCH
kunst in einer vom TÜV-Rheinland zer-       Doch Moment! Es gibt Entwarnung.
Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
 14

                              Der Branchenreport
                    14        Industrie
                    15        Handel
                    18        Tourismus- und Gastgewerbe

 Industrie                    Viele Jubiläen – eine Familie

                                                                                 der Familie an die Saale gezogen und        rend die Kunden an einem Großbild-
                                                                                 übernahm hier einen ehemaligen Mö-          Monitor jeden Schritt zur optimalen Kü-
                                                                                 belhandel. In Bad Salzungen blieben die     chenausstattung mit verfolgen können.
                                                                                 Wurzeln – heute ein von Sohn Lutz ge-       Täglich wird eine bei Göpfert geplante
                                                                                 führter Betrieb mit rund 15 Mitarbei-       Küche aufgebaut, das Kerngeschäft des
                                                                                 tern. Karl Göpfert beginnt in der dama-     Hauses. Dabei kann Adele Kurkowski
                                                                                 ligen Kreisstadt eher klein: Ein Flur und   mit Fug und Recht behaupten, oftmals
                                                                                 zwei Schaufenster maßen die Handels-        Küchen aus eigener Produktion verkau-
                                                                                 fläche. Acht Mitarbeiter umfasste das       fen zu können.
                                                                                 Team. Gerade in der ehemaligen DDR, so
                                                                                 erinnert sich Göpfert, habe es gegol-
                                                                                 ten, Versorgungslücken zu schließen.        Küchenteile aus eigener
                                                                                 Küchen und Kinderzimmer werden ver-         Produktion
                                                                                 kauft – vieles ist Mangelware.
                                                                                                                             Bruder Steffen hat gemeinsam mit Bru-
          Firmengründer Karl Göpfert mit Tochter Adele Kurkowski im Möbelhaus.                                               der Sven im Jahr 2002 in Weißenfels
                                                                                 Küchen sind das                             die Firma Küchenteile Göpfert GmbH
                              Ein Blumenstrauß für ein Jubiläum?                 Kerngeschäft                                gegründet. Produziert werden hier im
                              Hans-Jürgen Stößer, IHK-Geschäfts-                                                             Jahr auf einer Fläche von rund 7.000
                              stellenleiter in Weißenfels, hätte zur             Heute ist das Möbelhaus ein schickes        Quadratmetern bis zu 12.000 verschie-
                              Gratulation bei Familie Göpfert gleich             Kaufhaus im Herzen der Stadt. Gerade        dene Bauteile für Küchen – haupt-
                              ein halbes Dutzend mitnehmen kön-                  nach der Wende setzt der Begründer          sächlich Küchenfronten. „Mittlerweile
                              nen. Senior und Betriebsgründer Karl               mit seiner Familie alles daran, es aus-     beliefern wir innerhalb von 24 Stunden
                              Göpfert kann auf 80 Lebensjahre zu-                zubauen und den neuen Bedingungen           unter hochmodernen Bedingungen die
                              rückblicken und gilt im südlichen Sach-            anzupassen. Karl Göpfert hat seine          größten Küchenhersteller Europas“, re-
                              sen-Anhalt als wohl ältester aktiver               Tochter Adele Kurkowski zur Seite und       sümiert der Geschäftsführer, der rund
                              Unternehmer. Seit 50 Jahren ist er                 stellt sich dem marktwirtschaftlichen       80 Mitarbeiter beschäftigt. Seit der Fir-
                              Tischlermeister. Das von ihm geführte              Wettbewerb im Handel mit Möbeln.            mengründung seien rund zwölf Millio-
             Kontakt
                              Möbelhaus im Zentrum der Saalestadt                „Heute gehört das Möbelhaus zu den          nen Euro in Technik, EDV, Lager, Ma-
Göpfert Vertriebs GmbH        Weißenfels besteht seit 35 Jahren.                 prägenden Einrichtungen in der Stadt“,      schinen und Logistik geflossen. Jüngs-
     Küchen & Wohnen
    Marienstraße 33-35
                              Gleich drei Generationen sind in insge-            ist von Dr. Michael Heinemann, Ge-          te Investition ist ein Bearbeitungszen-
      06667 Weißenfels        samt drei Betrieben vereint, wobei Mö-             schäftsführer der Weißenfelser Handels      trum für rund eine Million Euro, der
    Tel. 03443 302659         belteilehersteller Steffen in Weißen-              Gesellschaft mbH, zu hören. Im Möbel-       Bau zweier neuer Hallen soll jetzt fol-
                              fels auch in diesem Jahr wieder mit ei-            haus bekommt der Kunde nicht nur al-        gen. „Begonnen haben wir einmal mit
                              ner Millioneninvestition aufwarten                 les für eine schicke Wohnungs- oder         einem Umsatz von zirka 60.000 Euro im
                              wird.                                              Hausausstattung. „Uns ist enorm viel        Monat. Heute zählen wir zu den er-
                                                                                 daran gelegen, dass wir den Kunden gut      folgreichsten Küchenmöbelzulieferern
                              Nein, Karl Göpfert will keine großen               beraten“, so Adele Kurkowski, die sich      Deutschlands“, ist vom Chef zu hören.
                              Worte machen. Muss er auch nicht. Das              vor allem um den Küchenverkauf be-          Schwester Adele Kurkowski macht kein
                              Möbelhaus spricht selbst Bände. Aus                müht. In einem hochmodernen Service-        Geheimnis daraus, warum diese Familie
                              dem Thüringischen ist er mit einem Teil            Point plant sie mit ihren Kollegen, wäh-    in der dritten Generation so erfolgreich
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der Branchenreport
                                                                                                                                                                              15

am Markt agiert: „Man muss hinhören,       für hochwertige Möbel stehen wird.
was gewünscht wird. Und das machen         Auch wenn dies noch nicht endgültig
wir möglich.“ Mehr noch, aber darüber      geklärt ist, so viel ist sicher: Neben Un-
machen Göpferts nicht viele Worte: Sie     ternehmergeist und familiärem Zusam-
sind für die Kunden mit Haut und Haa-      menhalt gehört für die Göpferts sozia-
ren da. „Das ist unser Lebenstraum“, ist   les Engagement in Weißenfels zum All-
zu hören. Karl Göpfert muss nicht ban-     tag. Allein in der Saalestadt haben sie
ge sein, ob sich die Passion des Möbel-    dafür gesorgt, dass mehrere Häuser sa-
baus- und Handels fortsetzen wird. Bei     niert und über 30 moderne Wohnungen
acht Enkeln stehen die Chancen gut,        geschaffen wurden. PETRA WOZNY
dass der Name weiter Bestand hat und                                                            Sven Berger bedient die neuste Anlage in der Göpfert Firma für Küchenteile.

Laufen wie barfuß                                                                                                                                      Handel
Der Mensch läuft, springt, rennt, tanzt
und steht ein Leben lang auf seinen
Füßen. Meist mit dem ersten Lebensjahr
werden sie in Schuhe gezwängt. Oft
sind sie zu eng und zu hoch, strapazie-
ren die Gliedmaßen und sorgen für
Schmerzen in den Knochen, aber auch
im Kopf. Therapeut Frank Demann weiß,
wovon er spricht, kuriert er doch seit
Jahren Menschen, deren Füße aus der
Form geraten sind. Abhilfe kann da ein
Unternehmen aus Weißenfels schaffen.
                                           Laufen wie barfuß und dennoch in Schuhen: Die Sohle macht’s.

„Natürlich wollten wir unseren Patienten nicht nur über die medizinische Behandlung helfen. Wir suchten nach Schuhen, die un-
seren therapeutischen Ansprüchen entsprachen“, erinnert sich der 52-Jährige an die Zeit um 2010. „Doch wenn wir in Schuhge-

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Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015
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                                                                                                                                       schließlich in Schwarz für Frauen und
                                                                                                                                       Männer in den Größen ab 36 bis 47.
                                                                                                                                       Dem Premiereschuh sind zwischenzeit-
                                                                                                                                       lich 30 verschiedene Sommer- und
                                                                                                                                       Wintermodelle als auch ein Kinderschuh
                                                                                                                                       gefolgt. Sie passen zu Jeans ebenso wie
                                                                                                                                       zu Anzügen, betonen die Entwickler. Im
                                                                                                                                       Frühjahr werden die ersten Ballerina-
                                                                                                                                       Barfußschuhe auf den Markt kommen.

                                                                                                                                       Rasante Entwicklung
                                                                                                                                       Im ersten Monat der Geburt des Bar-
                                                                                                                                       fußschuhes seien vier Paar verkauft
                                                                                                                                       worden. „Ich dachte, ich muss sterben“,
                       Panther-Mitinhaberin Jana Leinhos und Therapeut Frank Demann freuen sich über den Erfolg der Barfußschuhe.      meint Frank Demann. Er ist quickleben-
                                                                                                                                       dig und lacht. Die Schuhe werden aus-
                            schäften nach so genannten gesunden                  Spezifik der Panther-Schuhe. Und                      schließlich über den Onlineshop „sen-
                            Schuhen oder gar Barfußschuhen frag-                 strahlt: „Nach den ersten Gesprächen                  motic“ vertrieben. Dem knappen hal-
                            ten, zeigte man uns nur ‚Gurken’, die von            mit Frank Demann haben wir gemerkt,                   ben Dutzend sollten bald Aufträge fol-
                            den Herstellern mit dem Etikett ‚Gesund’             hier steckt etwas ganz Ernsthaftes da-                gen, die Panther das Laufen beibringen
                            versehen wurden. Und wenn Schuhe we-                 hinter.“ Therapeuten und Schuhmodel-                  sollte. „Über 25 Paar pro Woche sind wir
            Kontakt         nigstens ganz entfernt der menschlichen              leure arbeiten rund ein Jahr am ersten                weit hinaus. Im Durchschnitt liegen wir
 Panther-Schuh GmbH         Anatomie ähnelten, war das Design doch               Barfußschuh. Im Februar 2011 verlässt                 nun bei rund 350 Paar Schuhen. Damit
 Weg nach der Marien-
                            irgendwo klobig und altbacken. Oder die              er die Weißenfelser Manufaktur. Aus                   ist unser kleines Team von sieben Mit-
              mühle 6
     06667 Weißenfels       Schuhe waren aus billigstem Plastik und              edlem Nappaleder, geschnürt und ges-                  arbeitern gut ausgelastet“, bilanziert
   Tel. 03443 202811        wurden ganz weit außerhalb Deutsch-                  teppt, bietet er ausreichend Zehenfrei-               Jana Leinhos. Gefertigt werde auf Vor-
www.panther-schuh.de        lands gefertigt. Minderwertige und um-               heit. Ihn zeichnet eine hochwertige, nur              kasse. Danach wartet der Kunde kaum
                            weltbelastende Qualität – verkauft zu                2,9 Millimeter dünne Sohle aus, die                   zehn Tage auf die Unikate. „Ich glaube
                            völlig überzogenen Preisen. Therapeut                weich und biegbar ist. Ihr spezielles Pro-            an den großen Schub in den kommen-
                            Demann knobelt mit Experten der Bio-                 fil sorgt für geringen Abrieb sowie Tritt-            den zwei Jahren“, zeigt sich Frank De-
                            mechanik. „Was uns fehlte, war einer,                und Rutschfestigkeit. Einzigartig bei                 mann hoffnungsfroh. 2017 sollen die
                            der unsere Anforderungen in der Pro-                 dieser Weltneuheit ist darüber hinaus,                Panther-Produktionszahlen bei 1.000
                            duktion in einen völlig neu entwickelten             dass die Sohle im Rahmend der Garan-                  Paar Schuhen im Monat liegen. Die
                            Barfußschuh umwandeln konnte“, er-                   tieleistung ausgetauscht werden kann.                 Menschen leben gesünder denn je. Wa-
                            zählt der Sachse.                                    Gefertigt werden die „Barfüßler“ aus                  rum also nicht wie barfuß laufen? PE-
                                                                                 etwa 40 verschiedenen Teilen aus-                     TRA WOZNY

                            Tradition und
                            Weltneuheit
                            Bei „Panther“ in Weißenfels wird er
                            schließlich fündig. 1995 hat sich Wolf-
                            gang Leinhos, erfahren und alt gewor-
                            den in der Weißenfelser Schuhindus-
                            trie, selbständig gemacht. Seine Tochter
                            Jana zieht der heute 73-Jährige schließ-
                            lich mit ins Unternehmen. Zunächst sei-
                            en Stiefel für den russischen Markt ge-
                            fertigt worden. Sie wurden von Haus-
                            schuhen abgelöst. Ihnen folgten Schu-
                            he für Diabetiker. „Den vielen Umorien-
                            tierungen und sinkenden Umsatzzah-
                            len blieb eines gleich: Unsere Schuhe
                            zeichnen sich durch Bequemlichkeit
                            aus“, charakterisiert Jana Leinhos die               Gefertigt werden die Schuhe in aufwändiger Handarbeit, hier von Näherin Ines Horn.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 4 2015 ⁄⁄ Der Branchenreport
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Mit dem Selfie zu patentem Schlaf

Genau in dem Jahr, als sich das Bun-
desland Sachsen-Anhalt auf den Weg
machte, zu den Frühaufstehern zu ge-
hören, gründete Christine Ehret ihr
„Bettenland“. Fortan kann sie behaup-
ten, dass größte inhabergeführte Ge-
schäft auf einer Fläche von 480 Qua-
dratmetern für Waren rund ums Bett in
Weißenfels zu führen. Die nunmehr 66-
Jährige sorgt seit einem Vierteljahr-
hundert dafür, dass Sachsen-Anhalter
gut durch die Nacht kommen.

Jetzt könnte sich Christine Ehret ei-
gentlich zurücklehnen. Das von ihr ge-
gründete „Bettenland" in Weißenfels
führt Schwiegertochter Simone Borisch.
Für die umtriebige Geschäftsführerin,       Sorgen für einen angenehmen Schlaf: Dagmar Jurczok, Christine Ehret und Simone Borisch (v.l.n.r.).
die viele Jahre im Handelsausschuss der
IHK, Vollversammlungsmitglied und           gen? Ehret tüftelt an diesem großen                    Patentanwalt geholt, ist es mir wichtig,
auch Vizepräsidentin der IHK war, ist       Monsterkissen, näht schließlich im                     dass unser Produkt, dass das Multi-
das noch lange kein Grund, sich aufs        rechten Winkel – ähnlich einer Sieben –                funktionskissen Wuki – Wunderkissen,
Ruhekissen zu setzen. „Jch kann gut         ein schmales Kissen an. Fertig ist die                 nicht beliebig nachproduziert wird. Wir
schlafen, aber es treibt mich um, für       Gemütlichkeit. Man kuschelt sich hi-                   zeigen unser Alleinstellungsmerkmal.
den Kunden das Beste im Geschäft zu         nein und rollt nicht weg. Ehret meldet                 Das ist auf dem hart umkämpften Markt             Kontakt
haben. Ich will wirklich alles dafür tun,   die Neuheit beim Patentamt an. Mehr                    schon wichtig", erläutert die Unterneh-
                                                                                                                                                     Simone Borisch
dass die Menschen noch besser schlafen      noch: Sie versieht das neue Kissen mit                 merin.                                            Bettenland-Ehret
können", sagt Christine Ehret.              einem Reißverschluss, so dass die Fül-                                                                   Merseburger Straße 57
                                            lung des eigentlichen Kopfkissens he-                                                                    06667 Weißenfels
                                            rausnehmbar ist. „So kann der Kunde                    Kaufentscheidung                                  Tel. 03443 200250
Mit „Wuki“ durch die                        sein individuelles Kopfkissen hinein-                  erleichtern
Nacht                                       schieben“, erklärt die Erfinderin. Auch
                                            dies meldet die Unternehmerin zum Pa-                  Mit dem zweiten Patent hat sich das
So verkauft sie gemeinsam mit Simone        tent an – die Urkunde hängt nun im Ge-                 „Bettenland“ modernste Technik für die
Borisch und Mitarbeiterin Dagmar            schäft. „Trotz aller Kosten – so ein Pa-               Beratung der Kunden ins Geschäft ge-
Jurczok Matratzen, Kopfkissen, Bett-        tent gibt es ja nicht gratis, und mitun-               holt. Christine Ehret hat gemeinsam mit
wäsche, Decken, Schlafanzüge, Nacht-        ter habe ich mir auch Rat bei einem                    ihrem Sohn Karsten sowie Studenten
hemden und Bademäntel für die ganze
Familie. Zur Dienstleistung gehört
auch, dass die Bettware im Bettenland
gereinigt wird. Dem nicht genug. Seit
diesem Jahr kann das Team auf zwei
Patente verweisen, die auf das Grübeln
und Tüfteln von Christine Ehret zu-
rückzuführen sind. „Damit haben wir
auf der Kölner Möbelmesse, aber auch
danach im Internet für großes Interes-
se gesorgt", meint Ehret und freut sich
über neue Kontakte in einige europäi-
sche Länder.
Doch blenden wir zurück in das Jahr
2012. Wie können Menschen, die ein
sogenanntes Seitenschläferkissen be-
nutzen noch besser die Nacht verbrin-       Mittels eines Tablets kann der der Kunde die Liegeposition auf der Matratze beobachten.
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