N 31 - PRODUZENTEN MAGAZIN Das Magazin der Allianz
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PRODUZENTEN PRODUZENTEN MAGAZIN 31 MAGAZIN Das Magazin der Allianz Deutscher Produzenten – Film und Fernsehen e.V. o MAI 2021 N 31 • Die Corona-Krise • Im Portrait: Alexander Thies • Programmittel bei ARD und ZDF • FFG und DSM • Fachkräfte und Ausbildung
MAGAZIN Nº31 CORONA-PANDEMIE DIE PRODUZENTENALLIANZ IM KRISENMODUS HERAUSFORDERUNGEN DES PRODUKTIONSALLTAGS PRODUZENTINNEN UND PRODUZENTEN BERICHTEN ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN IM KRISENJAHR PORTRAIT DES VORSITZENDEN DER PRODUZENTENALLIANZ ALEXANDER THIES FFG UND DSM EIN BLICK IN DIE ENTWICKLUNGEN ZUM FILMFÖRDERUNGSGESETZ UND DEM DIGITAL SINGLE MARKET ARD UND ZDF ALS AUFTRAGGEBER DER BRANCHE MECKLENBURG-VORPOMMERN FILMFÖRDERUNG NEU AUFGESTELLT 1
INHALT Corona-Pandemie Verantwortung und Solidarität: Corona-Krisenmanagement der Produzentenallianz 4 Ausfallfonds II Staatssekretär Nathanael Liminski in einer Wortmeldung 12 Portrait Alexander Thies „Eine gemeinschaftliche Pionierleistung“ 14 Coronakrise 26 Herausforderungen des Produktionsalltags Imke Fehrmann und Dirk Beinhold 28 „Viele Arbeitsschritte kosten derzeit rund 20 Prozent mehr“ Barbara Thielen 30 „Am Anfang war es Trial and Error“ Rolf Hellgardt 32 „In kürzester Zeit brachen uns sieben Produktionen weg“ Bernd Wilting „Mit den Nachwirkungen der Krise 34 werden wir auch im nächsten Jahr noch kämpfen“ Katharina Rinderle 36 „Die Pufferung der Mehrkosten und die Zwischenfinanzierung waren große Herausforderungen“ Stephan Brockmann 38 „Zehn positiv Getestete an einem Tag?“ Martin Klauder 40 „Die Pandemie darf den Kosten- druck nicht weiter erhöhen“ 2
Produzenten MAGAZIN No 31 Fachkräfte und Ausbildung 42 Houston wir haben ein Problem... ...immer noch! Anmerkungen zum Buch von Dieter Kosslick 48 Immer auf dem Teppich bleiben 50 FFG und DSM Leider zu früh!!! Programmmittel 54 ARD und ZDF als Auftraggeber der deutschen Produktionsunternehmen 56 Filmförderung in Mecklenburg-Vorpommern Neustart in schweren Zeiten 61 Zur Produzentenallianz Neue Gesichter 62 Zur Produzentenallianz Freundeskreis 3
Verantwortung und Solidarität Corona-Krisenmanagement der Produzentenallianz Auf die zunehmende Ausbreitung des Coronavirus ab März 2020 in Deutschland und die damit einhergehen- den massiven Auswirkungen auch auf die Film- und Fernsehproduktionswirtschaft hat die Produzentenallianz umgehend reagiert und die Verbandsarbeit auf die Bewältigung existenzieller Herausforderungen aufgrund der Pandemie konzentriert. 5
Die Bundesregierung hat im März 2020 damit begon- umgehend Verhandlungen über einen Kurzarbeits- nen, weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung des Tarifvertrag auf. Es spricht für eine starke, belastba- Coronavirus und zugleich zur Abfederung der Auswir- re Sozialpartnerschaft zwischen Produzentenallianz, kungen zu treffen, auch mit unmittelbaren Folgen für ver.di und BFFS, dass bereits am 25. März 2020 nach die Produktionswirtschaft. Für die Produzentenallianz intensiven, virtuell geführten Gesprächen ein Kurzar- ist es von höchster Priorität, einer möglichen Schädi- beits-Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftige gung der Film- und Fernsehproduktionswirtschaft ent- Filmschaffende abgeschlossen werden konnte. Die- gegenzuwirken. Kurzfristig wurde daher der Gesamt- ser Kurzarbeits-Tarifvertrag ergänzt den bestehenden vorstand der Produzentenallianz am 16. März 2020 Manteltarifvertrag und gilt für Anstellungsverhältnisse, zu einer außerordentlichen Sitzung als Telefonschal- an denen auf beiden Seiten tarifgebundene Parteien te zur Einschätzung der Situation für die Film- und beteiligt sind. Er kann auch von nicht tarifgebundenen Fernsehbranche und zur Besprechung des weiteren Produktionsunternehmen einzelvertraglich oder per Vorgehens einberufen. In der anschließenden öf- Betriebsvereinbarung vereinbart werden. Der Kurzar- fentlichen Stellungnahme rief die Produzentenallianz beits-Tarifvertrag ermöglicht somit, dass Kurzarbeit für zum Schulterschluss aller Branchenteilnehmer auf und auf Produktionsdauer Beschäftigte angeordnet wer- betonte ihre uneingeschränkte Solidarität gegenüber den kann. Bei Anordnung von Kurzarbeit verpflichten ihren Partner*innen am Set, den Kreativen und Film- sich die an den Kurzarbeits-Tarifvertrag gebundenen schaffenden, aber auch den Verwertern der Produkti- Unternehmen, das staatliche Kurzarbeitergeld - von onen in Verleih, Kino, Festivals und bei den Sendern. anfangs netto 60 Prozent bzw. 67 Prozent für Eltern Weiter regte die Produzentenallianz in ihrem Appell - für Crew-Mitglieder auf netto 100 Prozent der sich konstruktive und gemeinsame Schritte für die Bewäl- aus dem Gagentarifvertrag ergebenden Tarifgagen tigung der Krise an, um die Branche vor einer exis- und höchstens der Beitragsbemessungsgrenze auf- tenzbedrohenden Situation zu schützen. Parallel dazu zustocken. Bei Schauspieler*innen erfolgt die Aufsto- formulierte die Werbesektion der Produzentenallianz ckung bis zur Beitragsbemessungsgrenze von bis zu eine gemeinsame Erklärung mit dem Gesamtverband 90 Prozent der vereinbarten Gagen. Zwar bringt dieser Kommunikationsagenturen (GWA), der Organisation zusätzliche Tarifvertrag in seinem Anwendungsbereich Werbungtreibende im Markenverband (OWM) und Zahlungsverpflichtungen für die Produzent*innen mit dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft sich, gleichwohl ist festzuhalten, dass den Hauptanteil (ZAW) zur speziellen Lage des Werbebereichs und der Kosten der Staat trägt und mit dem Tarifvertrag betonte die Solidarität zwischen Unternehmen jeder vielfach erst die Voraussetzungen für eine Anordnung Größe, um die Wertschöpfungsketten für die Zukunft der Kurzarbeit und die Beantragung von Kurzarbeits- zu erhalten. geld geschaffen wurden. Die Bundesregierung hat mit der kurzfristigen Übernahme der Sozialabgaben der In der Folge ergriff die Produzentenallianz eine Reihe Arbeitgeber sehr flexibel und verantwortungsbewusst von Maßnahmen, um die Auswirkungen der Beschrän- agiert. Erfreulich ist auch, dass die Bezugsdauer für kungen auf die Produktionswirtschaft abzufedern und Kurzarbeit von der Bundesregierung inzwischen bis perspektivisch einen Wiedereinstieg in die Produktion zum 31. Dezember 2021 ausgeweitet wurde und das zu ermöglichen: Kurzarbeitergeld ab dem vierten Bezugsmonat auf 70 Prozent bzw. 77 Prozent für Eltern und ab dem siebten Kurzarbeits-Tarifvertrag: starke Sozialpartnerschaft Bezugsmonat auf 80 Prozent bzw. 87 Prozent erhöht wurde. Im Zentrum des ersten Schutzschilds für Beschäftigte und Unternehmen der Bundesregierung von Mitte Mit diesem äußerst kurzfristig verhandelten Kurzar- März 2020 steht ein weitreichendes Maßnahmen- beits-Tarifvertrag wurde von den Sozialpartnern in der bündel, um die Wirtschaft mit Liquidität auszustatten Filmproduktion ein wirkungsvolles Instrument der Kri- und vor allem Arbeitsplätze zu sichern. Wesentlich senbewältigung für die Produzent*innen geschaffen. sind dabei die Erleichterungen zur Einführung von Die Vorteile des Abschlusses liegen in der rechtlichen Kurzarbeit, die im Schnellverfahren neben diversen Verlässlichkeit einer tariflichen Kurzarbeitsregelung Liquiditätshilfen und Bürgschaftsprogrammen be- und in den Regelungen für einen Wiedereinstieg in schlossen wurden. So wurde das zur Einführung von die Produktion. Beim Bundesministerium für Arbeit Kurzarbeit erforderliche Quorum der von Arbeitsaus- und Soziales (BMAS) fand das Zustandekommen des fall mindestens betroffenen Beschäftigten im Betrieb Kurzarbeits-Tarifvertrags für die Filmproduktionen von 30 Prozent auf bis zu 10 Prozent abgesenkt und große Würdigung als ein effektives Instrument, um die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge durch Beschäftigung in der Filmbranche zu sichern. Wichtig die Bundesagentur für Arbeit zugesichert. ist auch die wahrgenommene soziale Verantwortung der Produktionswirtschaft, die damit deutlich zum Um diese Erleichterungen für die Kurzarbeit auch im Ausdruck gebracht wird und die hoffentlich auch in Filmbereich für auf Produktionsdauer Beschäftigte anstehenden Tarifverhandlungen, die die Produzen- anwenden zu können, nahm die Produzentenallianz tenallianz auch nach der Corona-Krise führen wird, mit ver.di und dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) Anerkennung finden wird. 6
Produzenten MAGAZIN No 31 Schutzschirme der öffentlich-rechtlichen und privaten Sendergruppen Mit den großen Sendergruppen in Deutschland hat die Produzentenallianz gleich zu Beginn der Pandemie intensive Gespräche aufgenommen zum Umgang bei Corona-bedingten Produktionsver- schiebungen oder -unterbrechungen. Die Sender signalisierten hohe Sensibilität und benannten kurz- fristig Ansprechpartner*innen in ihren Häusern für die Produzent*innen. Die ARD und das ZDF reagierten als die größten Auftraggeber der Produzent*innen noch im März 2020 und sicherten die Übernahme von Corona-bedingten Mehrkosten mit 50 Prozent zu. Diese kurzfristigen Schutzschirme von ARD und ZDF galten als Soforthilfemaßnahmen zunächst bis ein- schließlich 30. April 2020 für Produktionen, die ihren Dreh nicht fortsetzen oder nicht wie geplant beginnen können. In der Folge wurden die Schutzschirme von ARD und ZDF jeweils schrittweise Monat für Monat verlängert – vorbehaltlich des Inkrafttretens eines staatlichen Ausfallfonds. Dabei konnte die Produzen- tenallianz zwischenzeitlich einige Nachbesserungen bei den Schutzschirmen erreichen. Genannt sei etwa die mündliche Zusage, dass sich die Schutzschirme der öffentlich-rechtlichen Sender auch auf geförderte Fernseh- und Kino-Co-Produktionen erstrecken, ent- sprechend des jeweiligen Finanzierungsanteils. Auch der von Produzentenallianz, ver.di und BFFS ausge- handelte Kurzarbeits-Tarifvertrag wurde von ARD und ZDF ausdrücklich begrüßt und anerkannt. Beide Sen- der haben zugesagt, die tariflich festgelegten Aufsto- ckungsgelder als Mehrkosten zu berücksichtigen und sich daran zu 50 Prozent zu beteiligen. Als weitere Sofortmaßnahme hat das ZDF zudem kurzfristige Li- quiditätshilfen für die Produzent*innen bereitgestellt und dafür einen Sonderfonds von bis zu 15 Mio. Euro gebildet. Produzent*innen, die von Corona-bedingter Drehunterbrechung oder -verschiebung betroffen sind, konnten beim ZDF somit Abschlagszahlungen auf die in den Verträgen vorgesehene nächste Rate beantragen. Die ARD hat ebenfalls zusätzliche Liquidi- tätshilfen für betroffene Produzent*innen eingerichtet, die als Abschlagszahlungen auf anstehende Vertrags- raten vereinbart werden können. Die großen privaten Sendergruppen, Mediengrup- pe RTL und ProSiebenSat.1, haben couragiert eigene Schutzschirme für die Produzent*innen eingerichtet. So hat die RTL-Gruppe sich als Sofortmaßnahme be- reit erklärt, bei den betroffenen Produktionen einen signifikanten Anteil der angefallenen Mehrkosten zu übernehmen. Zudem sprach sich RTL früh für einen gemeinsamen Runden Tisch der Produktionswirtschaft aus. ProSiebenSat.1 hat ebenso rasch zugesagt, sich in dieser schwierigen Situation an den unvermeidba- ren Mehrkosten zu beteiligen. Mit ihren Schutzschir- men haben alle vier Sendergruppen gleich zu Krisen- beginn bewiesen, dass sie gerade auch in Zeiten von Corona fest an der Seite der Produzent*innen stehen. 7
Das vertrauensvolle Miteinander wird somit auch in diesen schwierigen Zeiten konsequent und zielstrebig fortgesetzt. Den Ernst der Lage zeigt auch die Herbstumfrage 2019/2020 der Produzentenallianz, aus der her- vorgeht, dass ein Drittel der befragten Produkti- onsunternehmen die Folgen der Corona-Krise als existenzbedrohend ansieht. Zwei Drittel der Unter- nehmen mussten Corona-bedingt Produktionen un- terbrechen, verschieben, reduzieren oder absagen. Dementsprechend brachen bei einem ebenso hohen Anteil Umsatz und Gewinn ein. Zugleich belegt die Umfrage aber auch die unkomplizierte Unterstüt- zung, die die Produzent*innen von den Sendern er- fahren. Demnach übernimmt ProSiebenSat.1 durch- schnittlich sogar 57 Prozent der Corona-bedingten Mehrkosten, bei der RTL-Gruppe sind es 55 Prozent. Damit liegen die privaten Sendergruppen ganz leicht über der hälftigen Kostenübernahme, die von den öffentlich-rechtlichen Sendern zugesagt wurde. Ih- re Verluste konnten die befragten Produzent*innen auch durch die Einführung von Kurzarbeit und die Inanspruchnahme von Soforthilfen zumindest ein- dämmen. Als entscheidendes Instrument, um die Krise zu überstehen, wird von den Produzent*innen in der Befragung eine Ausfallversicherung bzw. ein Ausfallfonds gegen pandemische Risiken gesehen. Soforthilfe der Länderförderer Die Förderer der Bundesländer setzten ebenfalls noch im März 2020 ein kurzfristiges Soforthilfeprogramm auf. Das gemeinsam von FilmFernsehFonds Bayern, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Film- und Medienstiftung NRW, HessenFilm, Medienboard, MFG Baden-Württemberg, MDM Mitteldeutsche Medienför- derung, nordmedia sowie der Filmförderungsanstalt FFA und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) getragene Hilfsprogramm umfasst ein Gesamtvolumen von 15 Mio. Euro und bezieht sich auf die von Fördereinrichtungen gemein- sam geförderten Projekte und soll dort greifen, wo al- le anderen im Kontext der Corona-Krise ergriffenen Hilfsmaßnahmen und Förderprogramme des Bundes und der Länder nicht in Anspruch genommen werden können. Die Soforthilfe richtete sich an Projekte mit geplantem Produktionsbeginn bis zum 30. Juni 2020. In Ergänzung zum gemeinsamen Hilfsprogramm legten einige Förderer da- rüber hinaus auch eigene Corona-Hilfs- maßnahmen auf, wie z. B. zusätzliche Entwicklungsförderungen. Die schnel- le und unbürokratische Soforthilfe der Länderförderer war angesichts der Unterbrechungen und Verschiebun- gen von Produktionen ein wichtiges Signal für die Produzent*innen zu Beginn der Pandemie. 8
Produzenten MAGAZIN No 31 Beratung zur Drehsituation und Mitwirkung ne koordinierte Arbeitsgruppe mit Fachleuten und beim Arbeitsschutzstandard Praktiker*innen aus den verschiedenen Sektionen einberufen und Empfehlungen für Schutzmaßnah- Neben ihrer politischen Arbeit auf vielerlei Ebenen, men bei Dreharbeiten entwickelt. Dabei stand sie ist die Produzentenallianz bestrebt die Situation der im Austausch mit anderen Verbänden und Initiati- Produzent*innen auch durch ganz praxisnahe Bera- ven aus der Filmbranche wie bspw. „WirSind1Team“. tungen zu verbessern und einen Wiedereinstieg in Von staatlicher Seite wurde im April 2020 mit dem die Produktion zu ermöglichen, z. B. über die kurz- generellen SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard des fristig eingerichtete und intensiv genutzte Corona- Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) Hotline, regelmäßige Update-Aussendungen oder der grundlegende, zunächst branchenunspezifische durch die Erarbeitung von Empfehlungen für den Rahmen für neue Arbeitsschutzstandards gesetzt. Für Arbeits- und Hygieneschutz. Zudem richtete die den spezifischen Schutzstandard für die Filmpro- Sektion Entertainment wöchentliche Corona-Tele- duktion ist die Berufsgenossenschaft Energie Textil fon- bzw. Videokonferenzen ein, bei denen sich die Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) zuständig. Die Sektionsmitglieder zu allen Corona-Themen austau- Produzentenallianz hat mit der BG ETEM umgehend schen konnten. Dies wurde von den Mitgliedern als Gespräche aufgenommen und die bereits erarbei- sehr positiv empfunden. Aufgrund dieser positiven teten Empfehlungen für die Filmproduktionen ein- Erfahrung wurden die „Corona-Calls“ ab Herbst 2020 gebracht. Einige der Vorschläge wurden in der am in den Sektionen Entertainment und Dokumentation 19. Mai 2020 veröffentlichten branchenspezifischen institutionalisiert, wo seitdem regelmäßige (ca. alle Handlungshilfe „SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard 6 Wochen) Mitglieder-Videokonferenzen stattfinden. – Empfehlungen für Filmproduktionen“ von der BG Die Sektionen Kino, Fernsehen, Animation sowie ETEM aufgegriffen. Im engen Dialog mit der BG Werbung tauschen sich ebenso in ihren Formaten, ETEM konnte die Produzentenallianz in der fortlau- in den turnusmäßigen virtuellen Zusammenkünften fenden Weiterentwicklung der Handlungshilfe eine oder in Ad-hoc-Konferenzen zu Corona-Fragen aus. Vielzahl von Erleichterungen erreichen. Sowohl die Einführung der drei Schutzstufen als auch die Ab- Mit Bekanntgabe der ersten staatlichen Maßnahmen schaffung der Quarantäne zugunsten einer abge- ist die Produzentenallianz unverzüglich auch mit den schwächten Schutzzeit bieten erhebliche Erleichte- Bundesländern und Kommunen in einen Dialog über rungen und Flexibilisierungen bei den Dreharbeiten. die Handhabung von Dreharbeiten getreten. Fortan Diese wesentlichen Verbesserungen gehen zurück informiert die Produzentenallianz fortlaufend ihre auf ein medizinisch-epidemiologisches Gutachten, Mitglieder über Änderungen an den Verordnungen, das von der Universität des Saarlandes, Fachbe- die die Bundesländer ausgehend von den Beschlüs- reich Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, sen der Bundesregierung und der Ministerpräsiden- im Auftrag der Produzentenallianz erstellt und von tenkonferenz erlassen. Diese können sich im Einzel- einzelnen Mitgliedsfirmen finanziert wurde. Auch nen teilweise unterscheiden und je nach Entwicklung weiterhin steht die Produzentenallianz in engem der Lage immer wieder ändern. Ob z. B. Drehge- Austausch mit der BG ETEM und setzt sich dafür ein, nehmigungen im öffentlichen Raum erteilt werden, dass notwendige Anpassungen die Arbeitsrealität kann neben den allgemeinen Landesverordnungen der Produzent*innen abbilden. zudem von den örtlichen Verfügungen abhängig sein bzw. wie diese von den zuständigen Behörden aus- Da der „SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard – Emp- gelegt werden. Zur Situation der Drehgenehmi- fehlungen für Filmproduktionen“ ein komplexes gungen befindet sich die Produzentenallianz Werk ist, hat die Produzentenallianz mehrere Schu- daher auch im regelmäßigen Austausch lungen als Videokonferenz für die Produzent*innen mit den jeweiligen Film Commissions der unterschiedlichen Genres angeboten. Zudem und berät ihre Mitglieder in zahlrei- werden die Mitglieder fortlaufend und kurzfristig chen Einzelanfragen. über Änderungen und Handlungsempfehlungen informiert. Zentrale Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Aufgrund des verbindlichen Charakters dieses neu- Dreharbeiten war zunächst en Arbeitsschutzstandards hat die Produzentenalli- ein neues Arbeits- und Hy- anz sich dafür eingesetzt, die daraus resultierenden gieneschutzkonzept, um die Mehrkosten als Kalkulationspositionen ansetzbar zu Filmschaffenden bei Dreh- machen. Ein derartiger behördlicher Standard für die arbeiten vor Ansteckung Sicherheit am Set war zudem auch eine notwendige zu schützen und die weite- Voraussetzung für jegliche Varianten eines Ausfall- re Ausbreitung des Virus zu fonds, mit dem Corona-Risiken bei zukünftigen Dreh- verhindern. Die Produzen- arbeiten abgesichert werden können. tenallianz hat daher früh ei- 9
Ausfallfonds I für Kinofilm- und High-End-Serienproduktionen Eine der größten Sorgen bereitete der Produktionswirt- schaft die Tatsache, dass Corona-Risiken nicht durch branchenübliche Ausfallversicherungen abgedeckt werden, was Produzent*innen vor ein enormes wirt- schaftliches Risiko stellte. Die Produzentenallianz hat sich daher gleich zu Beginn der Krise gegenüber Bund und Ländern sowie Sendern für einen Ausfallfonds für sämtliche Bereiche der Film- und Fernsehproduktion eingesetzt und dafür konkrete Vorschläge gemacht. Im Rahmen des staatlichen Hilfs- und Konjunkturpro- gramms „Neustart Kultur“ kündigte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Juni 2020 an, 50 Mio. Euro für die Übernahme von pandemiebedingten Ausfallkosten bei vom Bund geförderten Kinofilmproduktionen und hoch- wertigen Serienproduktionen bereitzustellen. In den Prozess der Ausgestaltung dieses Fonds brachte sich die Produzentenallianz nachdrücklich ein. Der Aus- fallfonds I, der am 11. September 2020 an den Start ging, bildet seither das wichtige Fundament für einen abgesicherten Wiedereinstieg in die Produktion von (auch) vom Bund geförderten Kinofilmen und High- End-Serien. Im Schadensfall werden Produktionen mit einem majoritären Förderanteil des Bundes mit bis zu 95 Prozent des anerkannten Schadens, maximal aber bis zur Höhe der Gesamtherstellungskosten und maximal in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro durch die BKM unterstützt. Produktionen, die majo- ritär durch die Länder gefördert sind, erhalten vom Bund im Schadensfall bis zu 750.000 Euro zusätzli- che Unterstützung. Ebenfalls bis zu 750.000 Euro können von den sich am Ausfallfonds beteiligenden Länder bereitgestellt werden, was inzwischen seitens einiger Länder erfolgt ist. Die Selbstbeteiligung der Produzent*innen beträgt 5 Prozent des anerkannten Schadens. Hinwirken konnte die Produzentenallianz noch auf eine wichtige Nachbesserung: Inzwischen können auch weitgehend Schäden, die auf Produkti- onsstörungen im Ausland beruhen, vom Ausfallfonds I erfasst werden. Damit sind nunmehr auch Auslands- dreharbeiten abgesichert. 10
Produzenten MAGAZIN No 31 Eine einheitliche Lösung für Kino und Fernsehen war kannten Schadens, die Sender übernehmen 32,5 Pro- allerdings mit diesem sich überwiegend aus Bundes- zent. Für Produzent*innen ist eine Selbstbeteiligung mitteln speisenden Fonds nicht zu realisieren, da der von 10 Prozent vorgesehen. Produktionsunterneh- Bund die Verantwortung für den Bereich Fernsehen men sind berechtigt, Ausgleichsleistungen in Höhe bei den Sendern und Ländern sah. Da der Ausfall- von bis zu 1.800.000 Euro aus dem Ausfallfonds II fonds I somit ausschließlich Kinofilm- und High-End- zu erhalten, wobei diese Leistungen je nach Genres Serienproduktionen absichert, blieb zunächst der unterschiedlich gestaffelt sind. Die Risikoabsicherung Bereich der Fernseh- und Auftragsproduktionen wei- erfolgt entsprechend sogenannter Realkosten, was ter dem erheblichen finanziellen Risiko eines Corona- bedeutet, dass bei Corona-bedingten Drehunterbre- bedingten Drehausfalls ausgesetzt. Ein Bereich, der chungen die Produzent*innen die zu erwartenden immerhin drei Viertel der gesamten Branche aus- zusätzlichen Aufwendungen gegenüber dem Sender macht und für eine Mehrheit der Produktionsfirmen geltend machen. Die Ausgleichszahlungen erfolgen, in Deutschland das zentrale finanzielle Standbein ist. so wie auch beim Ausfallfonds I, über die Filmförde- Die Produzentenallianz setzte sich daher mit Nach- rungsanstalt FFA. druck auf Länderebene und bei den Sendern für eine Ausfallsicherung für Fernsehproduktionen ein. Noch nicht zufriedenstellend ist, dass es einzelne Bundesländer gibt, die sich bislang nicht am Aus- Ausfallfonds II für Fernsehproduktionen fallfonds II beteiligen. Das ist insofern problematisch, da nur Produzent*innen, die ihren Hauptsitz in ei- Nach weiteren abstimmungsintensiven Gesprächen nem Bundesland haben, das sich am Ausfallfonds II der Produzentenallianz mit den Bundesländern und beteiligt, mit Hilfsgeldern rechnen können. Zu den den Sendern ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL teilnehmenden Bundesländern des Ausfallfonds II konnte schließlich im Dezember 2020 eine Verständi- zählen inzwischen Baden-Württemberg, Bayern, gung über einen Ausfallfonds II für Fernsehprodukti- Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, onen erzielt werden. Zwar zogen sich die Gespräche Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, bis zum Zustandekommen des Fonds länger hin als Schleswig-Holstein und Thüringen (Stand März / erwartet, umso erfreulicher ist es, dass erreicht wer- April 2021). Die Produzentenallianz wird sich weiter den konnte, dass dieser Ausfallfonds rückwirkend mit Nachdruck dafür einsetzen, dass sich auch noch zum 1. November 2020 greift und somit auch Fern- die fehlenden Bundesländer dem Ausfallfonds zügig sehproduktionen, die schon zu diesem Zeitpunkt in anschließen. Bis dahin konnte die Produzentenallianz der Vorproduktion oder im Dreh waren, gegen das in den vergangenen Monaten erreichen, dass ARD Risiko pandemiebedingter Ausfallschäden abgesi- und ZDF sowie ProSiebenSat.1 bzw. nunmehr Seven. chert werden. One Entertainment Group und die Mediengruppe RTL ihre Schutzschirme für Produzent*innen verlän- Beim Ausfallfonds II übernehmen die beteiligten gern, die aus diesem Grund (noch) nicht unter einem Bundesländer dabei bis zu 57,5 Prozent des aner- Ausfallfonds abgesichert werden können. 11
Staatssekretär Nathanael Liminski in einer Wortmeldung zum Ausfallfonds II Nordrhein-Westfalen ist Film- und Fernsehstandort brachte für viele Produktionsunternehmen erst einmal Nummer 1 in Deutschland. Die beispiellose Dichte einen Einbruch der Dreharbeiten mit sich. Viele Fir- an Sendern hat dazu geführt, dass sich eine vielfältige men und Selbstständige waren in dieser Anfangszeit Produzentenlandschaft in Nordrhein-Westfalen ange- ohne Aufträge, was diese teilweise vor existentielle siedelt hat, die mit dafür sorgt, dass ca. jede dritte Nöte stellte. Die Sorge dabei betraf auch die Sender. Fernsehminute bei uns produziert wird. Das liegt auch Denn generell gilt: Wenn nicht gedreht werden kann, daran, dass die Landesregierung den Medienstandort können Fernsehsender keine neuen Produktionen zei- Nordrhein-Westfalen nachhaltig unterstützt. So bei- gen und werden somit an Attraktivität verlieren. spielsweise über die Fördermittel für die Film- und Medienstiftung NRW: In den letzten fünf Jahren wur- Die Produktionsfirmen standen vor der Herausforde- den diese um über 7 Millionen Euro aufgestockt und rung, dass Film- Ausfallversicherungen in ihren Policen damit auf insgesamt 17,2 Millionen Euro erhöht. eine Pandemie als nicht versicherbares Risiko meist ausgeschlossen haben. Wir brauchten folglich eine Die Film- und Fernsehbranche gehört inzwischen zu zuverlässige Lösung, um die Handlungsfähigkeit der Nordrhein-Westfalen wie Rhein, Ruhr und Lippe. Sie Produktionsunternehmen zu sichern. ist elementarer Bestandteil unserer Kultur, unserer Wirtschaft und unseres Alltags. Und das kann man Es waren viele und lange Verhandlungen notwen- wörtlich nehmen: In Nordrhein-Westfalen sind mehr dig, das möchte ich nicht verschweigen, um eine als 470.000 Menschen in der Medien- und Kommu- Absicherung auf Länder- und Senderebene für die nikationsbranche beschäftigt. Produktionswirtschaft in Deutschland zu realisieren. In möglichst kurzer Zeit musste über Mittel in Millio- Diese Arbeitsplätze und die damit verbundene Wert- nenhöhe, die Rahmenbedingungen und Verwaltung schöpfung gilt es zu erhalten und der gesamten Bran- gleich zweier Ausfallfonds entschieden werden. Aber che zu signalisieren: Wir können die Corona-Pandemie letztendlich verfolgten Bund, Länder, Sender, Produk- zusammen überstehen. Das ist natürlich alles andere tionsunternehmen und Filmförderungsanstalt alle das- als leicht, denn die Ausbreitung des Covid-19-Virus selbe Ziel: Das Risiko für die Produktionsunternehmen 12
„Es waren viele und lange Verhandlungen notwendig, um eine Absicherung auf Länder- und Sendereben für die Produktions- wirtschaft in Deutschland zu realisieren.“ aufzufangen. Dabei mussten völlig neue Instrumente jüngst die Anerkennung der Aufstockung des Kurz- entwickelt und finanziert werden, um der Film- und TV- arbeitergeldes als ersatzfähigen Schaden umgesetzt. Branche das Produzieren nach dem Ausfall der Film- Und wir sind auf dem besten Weg, baldmöglichst die versicherungen zu ermöglichen. Das war unser ge- Verlängerung des abgesicherten Drehzeitraums auf meinsamer Nenner und das machte eine Einigung am den 30. September 2021 beschließen zu können. Das Ende möglich. Nun stehen von den Ländern knapp würde weitere drei Monate Produktionssicherheit in 50 Mio. Euro zur Absicherung der TV-Produktionen der unverändert schwierigen Pandemielage garan- im Ausfallfonds II zur Verfügung. Nordrhein-Westfalen tieren. hat dabei sehr gerne die Federführung übernommen. Ohne die Ausfallfonds wäre der Produktionsmotor Besonders hervorzuheben ist hier, dass sich Länder, wohl nicht so schnell wieder in Gang geraten und es Sender und Produktionsunternehmen auf eine faire ist erfreulich und Zeugnis einer professionellen Bran- Aufteilung der pandemiebedingten Ausfallkosten von che, dass derzeit so wenig große Schäden auftreten. TV- und Streaming-Produktionen im Rahmen des Aus- Vor diesem Hintergrund bin ich sehr froh, inzwischen fallfonds II geeinigt haben. Das war für alle Beteiligten auf fünf erfolgreiche Monate mit unseren beiden Aus- ein gutes Stück Arbeit und zeigt den betroffenen Pro- fallfonds zurückblicken zu können – und genauso froh, duzenten: TV- und Streamingproduktionen haben die wenn wir die Ausfallfonds mit Pandemieende wieder gleiche Bedeutung bei der Absicherung wie Kinofilme auflösen können. und High-End-Serien. Wir geben damit den Produk- tionsunternehmen die notwendige Sicherheit und Seit dem 1. Januar 2021 engagiert sich Nordrhein- tragen gleichzeitig dazu bei, dass die Sender auch Westfalen mit insgesamt 21 Millionen Euro wie kein weiterhin im gewohnten Umfang Programminhalte bei anderes Bundesland bei den beiden Fonds. Das ist den Produktionsunternehmen beauftragen können. ein starkes Signal für den Film- und Fernsehstandort Inzwischen konnte die Beteiligung auf zwölf Bundes- Nordrhein-Westfalen und es ist ein starkes Signal für länder im Ausfallfonds II und elf Bundesländer im die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen so vielen Ausfallfonds I ausgeweitet werden. Wir haben zudem unterschiedlichen Akteuren. 13
„Eine gemeinschaftliche Pionierleistung“ Im Portrait: Der Vorsitzende des Gesamtvorstands, Alexander Thies Alexander Thies wurde in Frankfurt am Main geboren und ist seit der Gründung am 3. März 2008 Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produ- zenten – Film und Fernsehen e.V., der „Produzentenallianz“. Es ist ein Ehrenamt, in dem sich der Diplom-Kaufmann Thies bis heute für die Verbesserung der Rahmen- bedingungen deutscher Produzenten einsetzt - seit 13 Jahren. Zeit für ein Portrait des Mannes, der gemeinsam mit den jeweiligen Vorstandsmitgliedern und dem Kollegialorgan der Geschäftsführung die Verantwortung für unseren Verband ent- scheidend mitgeprägt hat und trägt. 14
Produzenten MAGAZIN No 31 15
Alexander Thies: Beruf(ung) und Oeuvre Schaut man genau hin, erkennt man in der Filmogra- phie von Alexander Thies und der NFP* eine Parallele Seit 1989 ist Alexander Thies für die NFP* Mitglied zur Produzentenallianz und ihren sechs Sektionen: der Geschäftsführung und vermarktender Produzent. er hat seine ersten prägenden Erfahrungen an der Sein Bruder Stefan Thies ist von Beginn an sein wich- Seite seines Vaters Franz Thies in der Werbefilmpro- tigster Wegbegleiter - auch in seinem vielfältigen duktion und bei dessen frühem und langjährigem filmpolitischen Engagement. Heute leitet Alexander Engagement als Vorsitzender im Verband der Werbe- Thies den NFP* Markenverbund zusammen mit ihm, filmproduzenten (Vorläufer der Sektion Werbung der Henriette Gotaut und Clemens Schaeffer. Seine El- Produzentenallianz) für deren Belange gesammelt, es tern brachten den „Mainzelmännchen“ das Laufen folgte der Animationsfilm als Betätigungsfeld des Un- bei, und wenn man ihn kennen- und schätzen lernt, ternehmens, sodann die Fernsehproduktion mit der stellt man schnell fest, dass ihm diese kleinen Kerle Herstellung erfolgreicher Serien und der Kinofilm. mit ihren Geschichten sehr am Herzen liegen. Am 2. Aktuell widmet sich Alexander Thies auch dem Doku- April 1963 waren Anton, Berti, Det & Co. zum ersten mentarfilm. Thies bringt Erfahrungen und Knowhow Mal im ZDF zu sehen. Die kurzen Animationsfilme in allen diesen Produktionsfeldern für sein Ehrenamt waren von Beginn an verbunden mit der NFP*, die mit. Mit der Comedy-Show kookaburra 26*13 (2007) bereits 1956 gegründet wurde und heute an den hat er sich in der ebenso spannend entwickelnden Standorten Wiesbaden, Berlin und Halle (Saale) tätig Entertainmentbranche engagiert. All dies zusammen- ist. Für Thies sind der Dialog und die Kooperation zubringen in einer sektionsübergreifenden Zusam- mit dem Osten und dem Westen Deutschlands ei- menarbeit: dafür hat er die Kenntnisse und nötige ne Selbstverständlichkeit. Die NFP* steht vor allem Professionalität. für TV-Erfolge der Serienklassiker „Drei Damen vom Grill“ (ab 1976) und „Praxis Bülowbogen“ (1986- ********** 1996), der Mehrteiler „Havelkaiser“ (1993-2000) „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ (1999), aber 1992 fragte ihn die renommierte Berliner Filmprodu- auch der „Erzgebirgskrimis“ (ab 2019). zentin Prof. Regina Ziegler, ob er nicht in den Vorstand des Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten Thies realisierte darüber hinaus die deutsch-kanadi- kommen wolle, einem der Vorläuferverbände der sche TV-Koproduktion „Bonhoeffer - Die letzte Stufe“ Produzentenallianz. Thies wollte – seitdem ist er ein (2000), die deutsch-US-amerikanische Kino-Eigenpro- Ehrenamtlicher der Filmwirtschaft und folgt damit ei- nem wichtigen Motto seines Lebens: „Mach nicht nur deinen Job, sondern gib auch etwas darüber hinaus zurück.“ Filmpolitisches Engagement: 29 Jahre lang - gemeinschaftlich Anfang der 90erJahre wurden mit dem Berliner Senat unter Eberhard Diepgen (1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin) unter besonderer Mitwir- kung des Bundesverbandes Deutscher Fernsehpro- duzenten erste „Runde Tische“ für die Filmwirtschaft geschaffen, die regelmäßig zweimal jährlich stattfan- den und in der Politik erstmals ein Bewusstsein für die Belange dieser Branche schafften. Dort wurden nicht zuletzt auch durch Dietrich Reupke u.a. die Grundla- gen für die Vereinfachung von Drehgenehmigungen in der Region geschaffen. Alexander Thies verhan- delte hier bereits als vom Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten Beauftragter für Ostdeutschland mit. Alexander Thies duktion „Luther“ (2003), die deutsch-südafrikanische mit seinem Vater Kino-Koproduktion „Albert Schweitzer – Ein Leben für Eine große einheitliche und breit aufgestellte Produ- Franz Thies Afrika“ (2009) sowie zusammen mit Clemens Schaef- zentenorganisation gab es in Deutschland vor März fer die filmische Adaption von Michel Houellebecqs 2008 nicht. Seit 2006 hatten sich über ein Jahr lang Roman „Unterwerfung“ (2017/2018). Im Dokumentar- der Vorgängerverband film20 – Interessengemein- filmbereich schafft er mit der NFP* die Reihe „Schätze schaft Filmproduktion (Gründung zur Berlinale 2001 der Menschheit - Erbe der Welt “ (1995-1997), aber bis zur Auflösung am 29.1.2008) unter der Führung auch Terra X Produktionen wie „F wie Fälschung“ durch die Generalsekretärin Georgia Tornow, der Bun- (2015) oder „Tabu. Verbotene Orte“ (2018-2019). desverband Deutscher Fernsehproduzenten und als 16
Produzenten MAGAZIN No 31 Der erste Vorstand im Jahr 2008 (v.l.n.r.): Alexander Thies, Stefan Arndt, Bernd Burgemeister, Norbert Sauer, Uli Aselmann, Max Wiede- mann, Jutta Müller, Martin Moszkowi- cz, Wolf Bauer, Ulrich Lenze, Nicolas Gründungsversammlung 2008: Paalzow, Christian Franckenstein, Hol- ger Roost-Macias, Andreas Scheuer- (v.l.n.r.): Dr. Christoph Palmer, Alexander mann, Friedrich Wildfeuer Thies, Prof. Dr. Oliver Castendyk, Prof. Dr. Mathias Schwarz Unterzeichnung ZDF Rahmenvereinbarungen 2010 (v.l.n.r.): Prof. Dr. Johannes Kreile, Peter Weber, Dr. Thomas Bellut, Alexan- der Thies, Dr. Christoph Palmer 17
Charta der Vielfalt 2010 Eröffnung der Geschäftsstelle Berlin im März 2009 (v.l.n.r.) Alexander Thies, Prof. Dr. h.c. Bernd Neumann, Dr. Christoph Palmer Arbeitstreffen im Juli 2014 im Bundeskanzleramt: (im Uhrzeigersinn): Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, Ministerialrat Dr. Jan Ole Püschel, Ministerialrätin Ulrike Schauz, Dr. Christoph Palmer, Alexander Thies, Uli Aselmann und Prof. Dr. Mathias Schwarz 18
Produzenten MAGAZIN No 31 interessierte Unterstützer die Association of German neue Terms of Trade für die Film- und Fernsehpro- Entertainment Producers (AGEP) zu Sondierungsrun- duktion forderte. Auf der politischen Ebene ist es den getroffen, um die inhaltliche Basis für eine einheit- Kulturstaatsminister a.D. Bernd Neumann (von 2005 liche und durchsetzungsstarke Interessenvertretung bis 2013 Staatsminister bei der Bundeskanzlerin und der Produzent*innen in Deutschland auszuloten. Auch Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und erste Überlegungen für ein Organisationsmodell, das Medien, seit 2014 Präsident der FFA), der als großer den Produzent*innen EINE Stimme gibt, den ande- Filmfan und guter Zuhörer häufig zum Brückenbauer ren Playern in der neuen digitalen Medienlandschaft für die Branche wurde, und die Produzenten immer endlich auf Augenhöhe begegnen kann und effektive wieder unermüdlich anregte, politisch mit „einer“ Lobbyarbeit sicherstellt, wurden in den intensiven Be- Stimme zu sprechen, wohingegen die Film- und Fern- ratungen erörtert. Stefan Arndt, Vorstand von X-Filme, sehproduzenten sich selbst eher als vielfältig, bunt betonte bereits 2006 in der Vor-Gründungszeit der und verschieden betrachteten und dies auch immer Produzentenallianz: „In einer Zeit, in der jedes Produk- wieder betonten. DIE WELT begrüßte zur Gründung tionsunternehmen versucht, für sich neue Geschäfts- des Verbands, dass „dem jahrzehntelangen Nebenei- felder zu entwickeln und im Interesse von Projekten nander-Wursteln von Berlinern und Münchnern, Kino- und Mitarbeitenden neue Verwertungen zu erschlie- und TV-Produzenten ein Ende gesetzt“ worden sei. ßen, können wir uns wirklich keine Schere im Kopf Ein vermeintlicher Gegensatz, der gelegentlich heute mehr leisten, die uns auf der Organisationsebene in noch die Verbandsarbeit beschäftigt, aber tatsächlich Kino- und TV-Leute unterteilt – das ist einfach gest- als überwunden angesehen werden kann: ein nun rig.“ Vor diesem Hintergrund hatten die Mitglieder- schon seit Jahrzehnten bestehender kontinuierlicher versammlungen von film20 am 30. Juni 2006 und die intensiver Dialog hat positive Auswirkungen gezeigt: Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deut- Man kennt sich und ruft sich an. Man bespricht offen scher Fernsehproduzenten am 13. September 2006 einen Dissens, aber vor allem kommt es zu Koopera- beschlossen, die gemeinsame Arbeit der Gründung tionen von Mitgliedern untereinander, die man noch einer neuen Allianz von Produzent*innen sofort anzu- vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten hätte. gehen und spätestens bis zum Ende des Jahres 2007 erfolgreich abzuschließen. Bei diesen Gründungsver- Seit dem Zusammenschluss der Verbände in der handlungen spielte der Bundesverband Deutscher Produzentenallianz gibt es ein zentrales Ziel des Ver- Fernsehproduzenten (mit seinen damaligen Vorsit- bands: die Modernisierung der Terms of Trade mit zenden Bernd Burgemeister (seit 1992 Mitglied, seit den Auftraggebern der Produzenten. Die Berücksich- 1998 Vorsitzender des Vorstands, † 21.6.2008) und tigung nicht nur der Herstellungskosten eines Film- Alexander Thies (seit 1992 Vorstandsmitglied und Be- werks, sondern auch dessen wirtschaftlichen Werts, auftragter der Region Ost) eine entscheidende Rolle. bestimmt nach dessen Nutzungsmöglichkeiten, bei Begleitet und beraten wurde dieser gesamte Prozess der Vergütung der Produzenten*innen zu etablieren, von Prof. Dr. Johannes Kreile, Geschäftsführer des sind ein immerwährendes Betätigungsfeld aller Sek- Bundesverbands, den Alexander Thies als einen seiner tionen. Dazu gehört das nach Innen gerichtete Son- wichtigsten Wegbegleiter und steten Unterstützer der dieren der Interessen unserer kleinen, mittleren und Schaffung einer professionellen Interessenvertretung großen Mitgliedsfirmen (die naturgemäß nicht immer sieht, neben Prof. Dr. Mathias Schwarz und Prof. Dr. die gleichen Ziele haben können, da sich diese De- Oliver Castendyk. Alexander Thies hat zur Gründung terminierung im Wesentlichen über die unterschied- ohne einen Moment zu Zögern zugestimmt, die Ver- liche Finanzierungskraft ergibt) sowie das Austarie- antwortung für den Vorsitz zu übernehmen, um diese ren eines vernünftigen gemeinsamen Interesses und „bunte Truppe“ in die neue Zeit zu führen - Chapeau! der Durchsetzung dieses gegenüber den jeweiligen Verhandlungspartner*innen. Bei den Sendern wurde die Schaffung einer solchen Vereinigung nicht nur unterstützt, man kann sagen, Bereits im März 2009 hatte der Verband einen Forde- dass in den Anfangsjahren heftig darum gestritten wur- rungskatalog „Terms of Trade“ ausgearbeitet, auf des- de. Aber es gab auch in den Sendergruppen aufge- sen Basis man künftig in die Verhandlungen mit den schlossene Führungspersonen, denen vertrauensvol- Fernsehsendern gehen konnte. Im April 2009 starte- le verlässliche Beziehungen zu den Produzent*innen ten die Gespräche mit der ARD. Flankiert wurden die wichtig waren. Fritz Raff (SR-Intendant und ARD- Vorsit- Sendergespräche durch regelmäßige Gespräche mit zender) und Carl-Eugen Eberle (ZDF-Justiziar) brach- politischen Entscheidern aus Bund und Ländern. Kurz: ten der neuen Formation zu Beginn das Vertrauen für In den ersten Jahren der Produzentenallianz wurde in die Eröffnung von Gesprächen entgegen. vielen Bereichen Pionierarbeit und vor allem eben viel (Überzeugungs-)Arbeit geleistet: nach innen musste Als weitere wichtige Stufe in der Gründungsgeschich- ein starker, arbeitsfähiger Verband aufgebaut werden te des Verbandes sieht Alexander Thies die Rede des und nach außen Flughöhe gegenüber der Politik auf langjährigen UFA-Geschäftsführers Wolf Bauer, die Bundes- und Landesebene, gegenüber den Verwer- sogenannte „Potsdamer Rede“ (2006, https://beta. tern und Auftraggebern, erreicht werden. Für diesen blickpunktfilm.de/details/201821), mit der dieser Auf- und Ausbau eines Netzwerks mit wichtigen Ge- 19
sprächspartner war das persönliche Kennenlernen un- seh-Gemeinschaftsproduktionen und vergleichbare erlässlich. Alexander Thies war in den ersten Jahren Kinoproduktionen (2013). Weiterhin veränderte Film- viel unterwegs, seiner langjährigen Assistentin warf er fördergesetze (bspw. 2010 Abgabepflicht der Sender), augenzwinkernd vor: „Sie treiben mich durch das gan- diverse Tarifverträge, ein Verhaltenskodex zu Produkt- ze Land! Da bekomme ich noch einen Herzinfarkt!“. platzierungen im Privatfernsehen (2012), Kampagnen für eine Programmoffensive bei ARD und ZDF (2014), Für solche Gespräche sind eine professionelle Höflich- die Schaffung eines GMPF (2015), die „Limburger Lö- keit und fleißige Vorbereitungen notwendig, aber sie sung“ (2016) für die Pensionskasse Rundfunk, mehrere reichen für dieses Ehrenamt nicht aus: Beharrlichkeit Vereinbarungen zu gemeinsamen Vergütungsrege- ist ebenso erforderlich. Und Beharrlichkeit erfordert lungen, die Ausfallfonds I und II (2020) in der uns im- noch mehr: Geduld, Durchhaltevermögen und auch mer noch einschränkenden Pandemie . Ein wichtiger Verständnis. Das zeichnet Alexander Thies immer wie- weiterer Baustein der filmpolitischen Arbeit war die der aus: Gerade durch den geduldigen Blick auf die Forderung nach mehr Transparenz im Fernsehen, die Situation des Gegenübers und das beharrliche Nach- die Produzentenallianz bereits 2011 verlautbart hat. fragen eröffnet er in Gesprächen und Verhandlungen „Fakten statt Eindrücke“ wünschte sich Thies stellver- neue Spielräume. tretend für die Mitglieder. Als unmittelbares Ergebnis kann man die seit dem Jahr 2015 veröffentlichten Pro- Die unzähligen Schreiben, Gespräche und Verhand- duzentenberichte der ARD sehen. lungen waren aber alle Mühe wert, was man am zwi- schenzeitlich vorhandenen politischen Gewicht des Weitere Themen des Verbands sind die Gemeinsamen Verbands deutlich erkennen kann. Aktive Filmpolitik Vergütungsregeln, die Bekämpfung der Internetpira- zeigt sich in Appellen, Stellungnahmen (bspw. rund terie und das Urheberrecht im Internetzeitalter. Die um das Territorialitätsprinzip 2017-2019) zum Urhe- Bedeutung der europäischen Rechtssetzung für die berrecht oder anderen Forderungen, vor allem auch nationalen Rahmenbedingungen von Filmproduktion- in Vereinbarungen und „Papieren“, und davon hat es und Filmverwertung war dem Verband von Anbeginn in den vergangenen Jahren sehr viele gegeben, die an bewusst. Daher förderte und forderte der Vorstand die Rahmenbedingungen unserer Branche verän- von Anbeginn an auch europäisches filmpolitisches dert haben. Der erste große Auftritt zu den Terms of Lobbying. Diese Aufgabe ist heute noch wichtiger Trade Vereinbarungen gelang Alexander Thies bei geworden, daher hat der Verband 2019 ein eigenes der Anhörung der Rundfunkkommission der Län- Büro in Brüssel eröffnet. der 2008 in Erfurt: mit einem flammenden Plädoyer für eine rechtlich verbindliche Verpflichtung für Auf- Dass Thies sich für die Belange der Produzentinnen tragsproduktionen und damit einer Verbesserung der und Produzenten in den vergangenen Jahren sehr ins Rechtesituation der Produzenten*innen im Rundfunk- Zeug gelegt hat, zeigt die Vielfalt der Themen, die staatsvertrag. Sein Statement empörte Rundfunk- und der Verband bearbeitet. Dabei sah Thies anfangs als Verfassungsrechtler*innen, was Thies charmant mit sein „politisches Lieblingsthema“ die jeweiligen Än- dem Hinweis konterkarierte, dass er Produzent sei derungsrunden des Rundfunkstaatsvertrages an. Die und nicht Jurist. Das Ergebnis dieser Runde war die Regulierung der Online-Aktivitäten sowie die Legali- berühmte Protokollerklärung zum 12. RÄStV, mit der sierung und Regulierung von Werbeunterbrechungen die Ministerpräsident*innen der Länder den Wert der und Produktplatzierungen der öffentlich-rechtlichen Auftragsproduktion für den Rundfunk hervorgehoben Sender standen dabei im Mittelpunkt der Debatten - und damit anerkannt haben. und bis heute befasst sich der Verband unermüdlich mit diesem Thema. Das Diskontinuitätsprinzip der Nur eine kleine Auswahl lässt sich hier skizzieren: die Politik trifft dabei für die Forderungen der Produzen- Protokollerklärungen zum 12. RÄStV (2008, später tenallianz nicht zu: Kontinuierlich mit jeder Reform des noch 2015 und 2018), die Vereinbarung über VoD- Rundfunkstaatsvertrags überarbeitet und formuliert Rechte bei FFA-geförderten Spielfilmen (2008), der der Verband seine Forderungen und bringt diese im- Produzentenallianz-Forderungskatalog Terms of Trade mer wieder ein, denn: Die öffentlich-rechtlichen Sen- (2009), die als Meilenstein der Terms of Trade zu be- der sind immer noch die wichtigsten Auftraggeber zeichnenden ARD-Eckpunkte (2010, 2013 Erweiterung der deutschen Fernsehproduzent*innen. auf Dokumentationen, 2014 Erweiterung auf Enter- tainmentformate, 2016 Aktualisierung auf Eckpunkte Als Vorsitzender repräsentiert und vertritt Alexander 2.0., 2018 Erweiterungen der Rechteteilung, 2021 Thies den Verband darüber hinaus bei Symposien, auf Aktualisierung) und die Eckpunkte der vertraglichen Podien von Fachtagungen, bei Anhörungen im Bun- Zusammenarbeit bei Auftragsproduktionen mit dem destag, aber auch bei eigenen Veranstaltungen, so bei ZDF (2010, 2012 Erweiterung auf Dokumentationen, den Eröffnungen der Geschäftsstellen des Verbands in 2013 Erweiterung auf Entertainmentformate, 2013 Berlin (2009 und 2012), bei internen Schulungen und Ergänzungsvereinbarung Erlösbeteiligung aus der Workshops oder beim jährlichen Fachkongress der VoD-Verwertung, 2016 Aktualisierung der Rahmen- Produzentenallianz zur Eröffnung der Berlinale, dem bedingungen) sowie die Eckpunkte über Film-Fern- „Deutschen Produzententag“ oder dem anschließen- 20
ARD Programmprämien 2017 Empfang zum Deutschen Produzententag 2018 (v.l.n.r.) Alexander Thies, Holger Werner, Iris Berben, Prof. Monika Grütters, Dr. Christoph Palmer den Berlinale-Empfang. Auch bei dem in der Pande- Als Vorsitzender ist man Sprecher und Teil der miezeit schmerzlich vermissten Sommerevent, dem Mitgliedschaft „Produzentenfest“, dem „Gipfeltreffen des Films“ hat er als Vorsitzender humorvoll besondere politische Gäste Eine der Aufgaben unseres Vorsitzenden ist aber noch begrüßt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (2009 und nicht benannt: Der stete Dialog und die Abstimmung 2013),Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert mit den Mitgliedern und mit Vertreter*innen wichtiger (2010), Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin von NRW Institutionen und von Partnerverbänden. „Rund um die und amtierende Präsidentin des Bundesrats (2011), Uhr“ wenden sich Mitglieder mit ihren Anliegen und Prof. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregie- Fragen an den Vorsitzenden. Einschätzungen und rung für Kultur und Medien (2014 und 2019), den Re- Tipps geben, Netzwerkverbindungen herstellen, Zu- gierenden Bürgermeister Michael Müller (2017) und hören - all das gehört zu seinem Alltag. Dieser Bereich Ramona Pop (2019), Bürgermeisterin von Berlin im liegt Alexander Thies besonders am Herzen, denn er Senat Müller II sowie Senatorin für Wirtschaft, Energie sieht sich, trotz seines Amtes als Vorsitzender, nicht und Betriebe. Hier fällt auf, dass die Kulturstaatsministe- als Einzelkämpfer, sondern als Teil der Mitgliedschaft, rin Monika Grütters der häufigste Ehrengast war, denn der besonderen und wachsenden Gemeinschaft, und man muss konstatieren: Kaum jemand hat finanziell so er sieht es als ein Privileg an, für „diese professionel- viel für die Filmwirtschaft und für die Filmkultur getan! le und kreative Truppe“ sprechen zu dürfen. Immer Auch in der Pandemie hat die BKM die Filmwirtschaft voller Neugierde, Offenheit und Optimismus geht er engagiert begleitet, und wenn Geld ein Bedeutungs- in Gespräche, um zu sondieren, wo Interessen und maßstab ist, dann hat sie hier ein neues Niveau für Probleme liegen. die Branche etabliert. Thies betonte auch, dass er ihre persönliche Erreichbarkeit für die Nöte der Film- und Zum Amt des Vorsitzes gehört es auch, besonders en- Fernsehproduzent*innen schätze. Insbesondere zeigte gagierte Menschen zu ehren: So hat Alexander Thies sich dies 2014, als der DFFF um fast 30 Prozent gekürzt im Laufe der letzten Jahre nicht nur verstorbener werden sollte und einige Firmen erhebliche Probleme Produzentinnen und Produzenten gedacht, sondern bekamen: Sie war ansprechbar, und im Dialog fand auch unsere Ehrenmitglieder in Anerkennung ihrer Ver- sich eine konkrete zeitgerechte Lösung. dienste für die deutsche Produktionswirtschaft ernannt. 21
50 Jahre Werbefilm- produzenten im Jahr 2016 Martin Wolff und Alexander Thies Dass dieses zeitaufwändige Engagement gesehen Fernseh-Fiktion-Sektion ist. Thies arbeitet ebenfalls und gewürdigt wird, machten die Wiederwahlen deut- seit 2010 engagiert im Beirat der Produzentenallianz lich: In den Jahren seit 2008 wurde Alexander Thies Services GmbH, ein 100%-Tochterunternehmen der stets in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Nach Produzentenallianz und setzt sich über dieses Gremi- seiner erneuten Wiederwahl als Vorsitzender 2018 be- um für serviceorientierte und wirtschaftliche Interes- tonte er, dass er sich dafür einsetzen werde, „dass die sen der Mitglieder ein. Darüber hinaus ist er seit Jah- durch die Digitalisierung sich bildendenden neuen ren in der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Möglichkeiten in einem nationalen, wie internationa- Fernsehproduzenten mbH tätig, als stellvertretender len Wettbewerb noch besser für die deutsche audio- Beiratsvorsitzender und aktuell als Aufsichtsratsvorsit- visuelle Produktionswirtschaft ausgestaltet werden“. zender. Der gebürtige Hesse Alexander Thies enga- Thies weiter: „Gerne nehme ich die Herausforderung giert sich bis heute auch in der Spitzenorganisation an, unsere Produktionsbranche für die kommenden der Filmwirtschaft, der SPIO, hier jahrelang im Präsi- zwei Jahre voll mitzugestalten und bedanke mich für dium. Weiterhin war er in der Filmförderanstalt des das Vertrauen meiner Kolleginnen und Kollegen. In Bundes, der FFA, stellvertretender Vorsitzender des erster Linie sehe ich, dass die Nachfrage nach attrak- Verwaltungsrats und Mitglied desselben. Thies saß tiven audiovisuellen Inhalten ständig steigt. Unsere weiterhin im Beirat des Deutschen Filmförderfonds Programme, Filme und Formate werden dabei immer (DFFF). In der FIAPF-International Federation of Film wichtiger für Sender, Kinos, Verleiher, Video-Vertriebe Producers Associations, der Vereinigung nationaler und Streaming-Anbieter. Es ist mir eine Freude dabei Produzentenverbände, vertritt er die Produzenten- mithelfen zu können, dass die durch die Digitalisie- allianz im Executive Committee, hier besonders un- rung sich bildenden neuen Möglichkeiten in einem terstützt von ursprünglich Margarete Evers und dann nationalen, wie internationalen Wettbewerb noch Prof. Dr. Mathias Schwarz. Als Vorstandsvorsitzender besser für die deutsche audiovisuelle Produktions- der International Academy of Media and Arts e.V. wirtschaft ausgestaltet werden“ ist er zudem ehrenamtlich in Halle (Saale) tätig. Der gemeinnützige Verein organisiert unter der Schirm- Neben dem Amt des Vorsitzenden ist Thies seit 2008 herrschaft von Staatsminister Rainer Robra jährlich die und bis auf weiteres der Vorsitzende der Sektion Filmmusiktage Sachsen-Anhalt und KlangART Vision, Fernsehen der Produzentenallianz, einem Kollegi- das Festival für zeitgenössische Musik. algremium, welches die Interessen der im Verband in kontinuierlich großer Zahl vertretenen Fernseh- ********** Fiktion-Mitglieder bündelt. An dieser Stelle arbeitet er ebenfalls eng mit Prof. Dr. Johannes Kreile zusam- An der Spitze eines solchen Verbandes zu stehen, men, der seit 2008 Sektionsleiter, heute Justiziar der bedeutet immer auch die Verantwortung zu tragen – 22
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