Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein

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Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
INTHEGA
Kultur-Journal
1 | 2021

Carsten Brosda: Neuer
Präsident beim Deut-
schen Bühnenverein

Corona-Forschung:
Aerosole im Konzert-
haus

Kulturpolitik unter
Corona: Erhard Grundl
im Interview

Engagiert für das
Theater in der Fläche
Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
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                                                                       e:                        202
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Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
Prolog | 1

                                                     PROLOG

Liebe INTHEGA-Mitglieder, liebe Partner,            entsteht, diese zu genießen. Dass unserem Pub-
Freunde und Gäste,                                  likum sehr bewusst wird, was ihm fehlt: Dass ihm
                                                    gerade jetzt, wo es die sinnlichen Anreize der
Terminkalender so weiß wie die Arktis. Zuschau-     Kultur so dringend gebrauchen könnte, ihm
ersäle so menschenleer wie die Wüste Gobi. Gar-     genau diese fehlen. Und dass aus diesen Gefüh-
deroben so eingestaubt wie die Rückseite des        len nicht nur die Überzeugung wächst, sondern
Mondes – so präsentierte sich über einen schier     auch die wahrhaftige Handlung, in die Theater-
endlos scheinenden Zeitraum die Spielzeit           und Konzerthäuser zu gehen, zu rennen, zu stür-
2020 / 21. Gemeinsam mit der bedauernswerten        men und damit den einzigartigen Schatz zu
Gastronomie und allen weiteren „nichtsystemre-      hüten und wahren, den diese Kulturlandschaft
                                                                                                          Cornelius Demming
levanten Branchen“ mussten die Theater Anfang       für unsere Gesellschaft darstellt.
November ihren Spielbetrieb einstellen – als Wel-                                                         Foto: Carsten Kottke
lenbrecher, wie das so schön bildhaft genannt       Das Theater, die Kunst, die Kultur haben schon
wurde. Gebrochen werden sollte die zweite Welle     viele Krisen hinter sich gelassen. Und ganz sicher
der Pandemie; und zwar bevor sie auf den Strand     werden sie auch diese Krise überstehen. Gerade,
der vertretbaren I-Werte trifft und alle Sandbur-   weil sie immer schon Heimat von ideenreichen
gen der Gesundheit aus dem ersten Lockdown          Menschen waren, die mit ihrem fantastischen,
hinwegspült, um bei diesem Bild zu bleiben. Mit     technischen und sozialen Einfallsreichtum in der
einer schulterzuckenden Skepsis nahmen die          Lage waren, sich entweder den äußeren Umstän-
Kulturschaffenden ihre gesamtgesellschaftliche      den anzupassen oder die äußeren Umstände den
Verantwortung wahr; hofften darauf, mit diesem      eigenen Bedürfnissen anzugleichen.
Opfer dem Großen und Ganzen einen Dienst zu
erweisen, um dann aber eine Verlängerung der        Nicht zuletzt hat die INTHEGA daran großen An-
Schließung nach der anderen zu erleben. Bitter      teil, weil sie in dieser Krise an Stärke gewonnen
schmeckt diese Art der Medizin: Als erstes musste   hat, Stütze und Ratgeberin ist. Mit der Entwick-
das geschlossen werden, was ein Alleinstellungs-    lung des Förderprogramms Neustart Kultur –
merkmal für Deutschland in der Welt ist: eine       Theater in Bewegung hat sie gemeinsam mit der
einzigartige Kulturlandschaft. In den Theatern,     Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Konzert- und Tanzhäusern ist die Kreativität zu-    Medien Möglichkeiten ersonnen, wie den Gast-
hause, aus der Fantasie, Weitsicht und Utopien      spielhäusern und ihren Partnern zumindest fi-
geboren werden. Doch in der Zeit der Pandemie       nanziell geholfen werden kann; nicht nur am
wird die Kultur mit genau den gegenteiligen Ei-     beeindruckenden Zuwachs der Mitglieder ist dies
genschaften behandelt: Ideenlosigkeit, Starrsinn    zu sehen.
und Engstirnigkeit.
                                                    Doch am meisten hilft uns vielleicht eins aus die-
Doch was können wir tun in unseren stillen und      ser Krise: Die Vorfreude auf Zeit, in der wir unbe-
verwaisten Musentempeln, in denen es doch ei-       schwert und angstfrei unsere Häuser für uns und
gentlich laut und geschäftig zugehen soll? Man      unser Publikum wieder öffnen können.
kann verzweifeln, man kann traurig sein. Doch
man kann auch hoffen – hoffen, dass diese Krise     Cornelius Demming
unser Publikum uns vermissen lässt. Dass in der     Vizepräsident der INTHEGA
Abwesenheit von Theater und Kultur der Wunsch

                                                    NEUSTART KULTUR – „Theater in Bewegung“
                                                    Aktuelles zum Förderprogramm des Bundes
                                                    Die Mittelanforderungen für den ersten Abrechnungs-
                                                    zeitraum des Förderprogramms „Theater in Bewegung“
                                                    (September–Dezember 2020) wurden von der INTHEGA
                                                    zeitnah geprüft, so dass den Antragstellerinnen und
                                                    Antragstellern umgehend die beantragten Fördergelder
                                                    in Höhe von insgesamt rund 2,5 Millionen Euro ausge-
                                                    zahlt werden konnten.
Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
2 | Kulturpolitik

            SOLIDARISCH FÜR DIE ZUKUNFT DER BÜHNEN
                  Neuer Präsident des Deutschen Bühnenvereins Dr. Carsten Brosda im Interview

                                                                             Aktuell geht es natürlich ganz wesentlich darum,
                                                                             die Kultur möglichst unbeschadet durch diese
                                                                             schwere Corona-Krise zu bekommen und Pers-
                                                                             pektiven aufzuzeigen. Darüber hinaus stehen
                                                                             aber noch viele wichtige Themen auf der Agenda:
                                                                             Wie bilden wir die Diversität unserer Gesellschaft
                                                                             ab? Wie gehen wir mit Machtstrukturen um? Wie
                                                                             entwickeln wir eine neue Form der Digitalität?
                                                                             Das sind alles Themen, die in den kommenden
                                                                             Jahren nichts an Aktualität und Dringlichkeit ver-
                                                                             lieren werden. Hinzu kommen noch die Fragen
                                                                             nach der Relevanz und Sicherung von Kultur ge-
                                                                             rade auch in schwierigen Zeiten. Wir müssen uns
                                                                             als Gesellschaft immer wieder darüber klar wer-
                                                                             den, welche Bedeutung Kulturorte haben. Als
                                                                             Bühnenverein müssen wir hier mit einer starken
                                                                             Stimme sprechen.

Carsten Brosda           Der 1974 in Gelsenkirchen geborene Carsten Bro-     Derzeit hoffen die Kulturschaffenden auf kon­
in der Elbphilharmonie   sda hat Journalistik und Politikwissenschaft an     krete Öffnungsperspektiven für Ihre Institutio­
Hamburg.
                         der Universität Dortmund studiert und war von       nen. Die Häuser des Bühnenvereins wie auch
Foto: Hernandez          2000 bis 2005 Pressereferent und Redakteur, spä-    unsere Gastspielhäuser haben umfangreiche
für Behörde für Kultur   ter Redenschreiber und Referent für Grundsatz-      und wirksame Hygienekonzepte entwickelt
und Medien
                         fragen im SPD-Parteivorstand. 2009 leitete er       und vorgelegt, darüber hinaus liegt mit dem
                         stellvertretend den Leitungs- und Planungsstab      Dreistufenplan der Kulturministerinnen und
                         im Bundesministerium für Arbeit und Soziales        ­minister der Länder ein strategisches Papier
                         und 2011 wechselte er nach Hamburg, wo er das       aus der Politik vor. Wann rechnen Sie mit wel­
                         Amt Medien in der Senatskanzlei leitete. Seit       cher Umsetzung?
                         1. Februar 2017 ist Brosda Kultursenator der Han-
                         sestadt und seit November 2020 Präsident des        Das haben wir leider nicht in der Hand, sondern
                         Deutschen Bühnenvereins. INTHEGA-Geschäfts-         müssen es abhängig machen von dem pandemi-
                         führer Bernward Tuchmann sprach mit Carsten         schen Geschehen. Was wir aber machen können,
                         Brosda über die neuen Aufgaben und Herausfor-       ist uns auf die Schritte der Öffnung so gut wie
                         derungen für die Bühnen.                            möglich vorzubereiten und dafür auch Pläne ent-
                                                                             wickeln. Das machen wir. Zum einen, indem die
                         Bernward Tuchmann: Lieber Herr Dr. Brosda,          künstlerische Arbeit an den Häusern weiter geht,
                         zunächst an dieser Stelle nochmals offiziell        zum anderen indem der Bühnenverein zum Bei-
                         auch im Namen unserer Mitglieder unseren            spiel gerade mit zahlreichen anderen Verbänden
                         Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum Präsidenten           und Veranstaltern aus den Bereichen Kultur und
                         des Deutschen Bühnenvereins. Als Senator für        Sport einen detaillierten Öffnungsplan vorgelegt
                         Kultur und Medien in Hamburg gibt es doch           hat.
                         vermutlich genug für Sie zu tun – was hat Sie
                         bewogen, diese wichtige zusätzliche Aufgabe         In Ihrer aktuellen Publikation mit dem Titel
                         zu übernehmen?                                      „Ausnahme / Zustand“ befassen Sie sich mit
                                                                             notwendigen Debatten für die Zeit nach
                         Dr. Carsten Brosda: Die Überzeugung, dass wir       Corona. Welche sind diese Debatten und
                         starke Bühnen brauchen, auf denen die Fragen        welche Konsequenzen sind für die Kultur im
                         verhandelt werden können, denen wir uns als         Allgemeinen und die Theater im Besonderen
                         Gesellschaft dringend stellen müssen. Dieser An-    daraus zu ziehen?
                         trieb eint den Kultursenator und den Präsidenten
                         des Deutschen Bühnenvereins.                        Diese Krise hat uns wie unter einem Brennglas
                                                                             unsere Verletzlichkeit deutlich gemacht, aber
                         Worin sehen Sie bei der Ausgestaltung Ihrer         auch unsere Handlungsfähigkeit und die zwin-
                         Präsidentschaft gegenwärtig und zukünftig           gende Notwendigkeit, als Gesellschaft solidarisch
 >> Lesen Sie weiter     die wichtigsten inhaltlichen Aufgaben und           zusammenzustehen. Nicht zuletzt ist uns durch
         auf Seite 4     strategischen Handlungsfelder?                      den zwischenzeitlichen Verlust des öffentlichen
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                                            dunja.schlattner@ticketmaster.de
Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
4 | Kulturpolitik | Carsten Brosda

                          Raumes noch einmal deutlicher geworden, wie              Die Begründungsversuche im Rahmen des zwei-
                          wichtig er für eine offene und freie Gesellschaft        ten Lockdowns waren in der Tat viel zu unscharf
                          ist. Derzeit fehlen die Plätze, die öffentlichen Orte,   und haben zu Recht deutlichen Widerspruch
                          die Theater, an denen sich Gesellschaft begegnen         hervorgerufen, auch von mir. Weniger gegen die
                          kann. Hieraus müssen wir nun die richtigen Leh-          Entscheidung an sich, die mit Blick auf das pan-
                          ren ziehen. Wir müssen uns der Bedeutung dieser          demische Geschehen notwendig – und vielleicht
                          Orte für unsere Gesellschaft bewusst bleiben und         sogar zu zaghaft – war, sondern vielmehr weil die
                          ihre Relevanz weiter stärken. Die Krise zeigt aber       besondere, auch grundgesetzlich gesicherte Be-
                          auch ganz praktische Probleme, die wir dringend          deutung von Kunst und Kultur nicht mit verhan-
                          angehen müssen. So müssen wir die soziale Ab-            delt wurde. Hier war es gut, dass es klaren Wider-
                          sicherung für Künstlerinnen und Künstler drin-           spruch und eine starke Solidarität gab. So hat das
                          gend verbessern.                                         Thalia Theater in Hamburg zum Beispiel kurz vor
                                                                                   dem Lockdown noch einen spartenübergreifen-
                          Im Zuge des Lockdowns wurden die Kultur­                 den Gottesdienst der Künste gefeiert, an dem sich
                          einrichtungen sehr leichtfertig mit „Einrich­            auch die Kirche beteiligt hat. Auch dieser Protest,
                          tungen der Freizeitgestaltung“ gleichgesetzt.            für den es bundesweit zahlreiche Beispiele gibt,
                          Betrachtet unsere Gesellschaft insgesamt –               hat dazu geführt, dass Kunst und Kultur auch im
                          möglicherweise auch die Protagonisten in der             Infektionsschutzgesetz nun eine stärkere Stellung
                          Politik – Kunst und Kultur zunehmend als                 bekommen hat und festgelegt wurde, dass die
                          ­vernachlässigungswürdig, welches dann in                Schließung von Kultureinrichtungen und damit
                           Formulierungen wie dieser erkennbar wird?               die Einschränkung der Kunstfreiheit regelmäßig
                                                                                   sehr genau begründet werden muss. So eine
                                                                                   schnodderige Schließung von Kultureinrichtun-
  Dr. Carsten Brosda – Lebenslauf                                                  gen, quasi im Vorbeigehen, die darf es nicht noch-
                                                                                   mal geben.
  Geboren 1974 in Gelsenkirchen,
  verheiratet, zwei Kinder                                                         Als Dachverband für die Gastspielbranche ist
  > Studium der Journalistik und Politikwis-                                       die INTHEGA außerordentliches Mitglied im
    senschaft an der Universität Dortmund;                                         Deutschen Bühnenverein und mit einem Sitz
    in diesem Rahmen Volontariat bei der                                           im Präsidium vertreten. Die Kooperation
    Westdeutschen Allgemeinen Zeitung in                                           ­zwischen beiden Verbänden gestaltet sich
    Essen. Promotion über „Diskursiven                                              sehr konstruktiv und vertrauensvoll. Welche
    Journalismus“ an der Kulturwissen-                                              Aufgaben sehen Sie in der Zusammenarbeit
    schaftlichen Fakultät der Universität                                           zwischen den Verbänden bzw. wie können
    Dortmund                                                                        diese im Bereich Darstellende Kunst noch wir­
  > 2000 bis 2005 Pressereferent und Redakteur, später Redenschrei-                 kungsvoller agieren und auftreten?
    ber und Referent für Grundsatzfragen im SPD-Parteivorstand
  > 2005 bis 2009 Leiter des Referates Reden, Texte und Analysen im                Beide Verbände sind wichtige Akteure im Bereich
    Bundesministerium für Arbeit und Soziales                                      der Darstellenden Künste. Es ist gut, dass sich
                                                                                   auch durch die Zusammenarbeit im Bühnenver-
  > 2008 bis 2009 stellvertretender Leiter des Leitungs- und
                                                                                   ein die Arbeit der beiden Verbände gut ergänzt.
    ­Planungsstabes im Bundesministerium für Arbeit und Soziales
                                                                                   Die Landesbühnen sind dabei wichtige Schnitt-
  > 2010 bis 2011 Abteilungsleiter Kommunikation beim SPD-Partei-                  stellen zwischen den Ensembletheatern im urba-
     vorstand                                                                      nen Raum, die im Bühnenverein stark vertreten
  > Juni 2011 bis Februar 2016 Leitung des Amtes Medien in der                     sind und den Gastspieltheatern, um die sich die
     ­Hamburger Senatskanzlei, ab 2013 außerdem Bevollmächtigter                   INTHEGA kümmert. Die gegenwärtigen Heraus-
      des Senats für Medien                                                        forderungen zeigen, wie wichtig es ist, dass wir
  > März 2016 bis Januar 2017 Staatsrat der Kulturbehörde, Staatsrat               gerade in der Kultur eng zusammenarbeiten. Da
      in der Senatskanzlei für die Bereiche Medien und Digitalisierung             bin ich sehr froh, dass der Bühnenverein so breit
                                                                                   aufgestellt ist und wir uns solidarisch für die Zu-
  > Seit 1. Februar 2017 Senator der Kulturbehörde, seit April 2017
                                                                                   kunft der Bühnen einsetzen können. Wir stehen
      Behörde für Kultur und Medien
                                                                                   vor gemeinsamen Herausforderungen und tra-
  > Seit Juli 2018 Co-Vorsitzender der Medien- und Netzpolitischen                 gen gemeinsam Verantwortung dafür, dass die
      Kommission des SPD-Parteivorstandes                                          kulturelle Versorgung und die kulturelle Teilhabe
  > Seit November 2019 Vorsitzender des Kulturforums der Sozial­                   sowohl in den Städten, als auch im ländlichen
      demokratie                                                                   Raum auch in Zukunft gesichert ist. Die Zusam-
  > Seit November 2020 Präsident des Deutschen Bühnenvereins                       menarbeit zwischen beiden Verbänden hat sich
  Foto: Senatskanzlei Hamburg                                                      in den letzten Jahren deutlich intensiviert, diesen
                                                                                   Weg müssen wir weiter gehen.
Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
Kulturpolitik | 5

                            AEROSOL-FORSCHUNG MIT DUMMY
         Neue Studie liefert Daten, die Rückschluss auf eine geringe Gefahr im Konzertsaal erlauben

Dortmund. Wenn Zuschauer Mund-Nasen-Mas-                    möglichen Corona-Ansteckungsgefahr bei Besu-
ken tragen, wenn der Saal zu 50 Prozent belegt              chen von Konzerthäusern zu gewinnen. Am 2. / 3.
ist und wenn eine gute Belüftungsanlage instal-             sowie 20. November 2020 wurden umfangreiche
liert ist, so sind Virus-Infektionen über Aerosole          Messungen im Zuschauerraum und den Foyers
in der Saalluft zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit            des Konzerthauses vorgenommen. Die Auswer-
ausgeschlossen. Dies legt eine im November 2020             tungen der experimentellen Untersuchungen
erarbeitete Studie des Fraunhofer Heinrich-Hertz-           zeigen, dass insbesondere im Saal unter den ge-
Instituts Goslar nahe, die in Kooperation mit dem           gebenen Bedingungen die Gefahr der Übertra-
Umweltbundesamt erstellt wurde. Mit einer spe-              gung von Infektionen durch Aerosolübertragung
ziellen Versuchsanordnung wurde für diese Stu-              nahezu ausgeschlossen werden kann. Vor allem
die drei Tage lang die räumliche Ausbreitung von            die vorhandene zentrale Lüftungsanlage sowie
CO2 und Aerosolen untersucht, und zwar im Zu-               das Tragen eines Mund-Nasenschutzes verrin-
schauerraum des Konzerthauses Dortmund, das                 gern die Aerosol- und CO2-Belastung stark, so
den Auftrag für die Studie erteilte. Beteiligt an           dass theoretisch eine Vollbesetzung im Saal
der technischen Realisation war auch die Mess-              denkbar wäre. Unter Einbezug der Zuwege und
technik-Firma ParteQ.                                       Foyers wird jedoch eine Saalbelegung im Schach-
                                                            brettmuster und damit 50 % der Saalkapazität
Räumliche Ausbreitung von Aerosolen                         empfohlen. Mit der Studie können neben kon-
im Konzertsaal                                              kreten Ergebnissen für einen Besuch im Konzert-
                                                            haus Dortmund auch Aussagen für andere Kon-
Die Studie erfolgte in Zusammenarbeit mit dem               zerthäuser oder Theater ähnlicher Größenord-
Umweltbundesamt und Hygieneexperten. Es ist                 nung getroffen werden.
die erste veröffentlichte Studie, die das Ziel ver-                                                                        >> Lesen Sie weiter
folgt, experimentelle Daten zur Beurteilung einer                                                                                  auf Seite 6

        Theaterstücke des sagas.ensembles für Ihre Abo-Reihen

   »Ein Mann im Schnee«                            »Eine Weihnachtsgeschichte«                     »Der erste Mensch«
   Der 3. Teil der Erich-Kästner-Trilogie          nach Charles Dickens                            nach Albert Camus
   mit Walter Sittler & Die Sextanten              mit Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl & Ensemble   mit Joachim Król & l´Orchestre du Soleil

   Deutschland im Winter zwischen                  Der Klassiker in neuem                          Die faszinierende Geschichte
   1925 und 1945. Ein berührendes                  Gewand mit fünf MusikerInnen                    einer Kindheit.
   Weihnachts- und Winterprogramm                  und zwei Schauspielern.                         »Mit Bravo-Rufen und Ovationen
   mit sechs MusikerInnen.                         »Eine Intensität, welche                        im Stehen feierte das Publikum
   »900 Zuschauer im Wolfsburger                   hinein leuchtet in alle Winkel                  Autor, Schauspieler und Musiker
   Scharoun Theater. Die Vor-                      der menschlichen Seelen.«                       im Frankfurter Schauspielhaus.«
   stellung wurde zur Sternstunde!«                main-echo aschaffenburg                         faz
   wolfsburger nachrichten

                    Mehr Informationen unter 0711 / 65 67 92 – 30 . www.sagas.de . office@sagas.de

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Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
6 | Kulturpolitik | Aerosol-Forschung mit Dummy

                                                                                   Die Relevanz der Studie bestätigt auch NRW-
                                                                                   Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeif-
                                                                                   fer-Poensgen: „Das Thema Belüftung ist ein ent-
                                                                                   scheidender Faktor für die Wiedereröffnung von
                                                                                   Kultureinrichtungen. Die Studie des Konzerthaus
                                                                                   Dortmund ist daher ein wertvoller Baustein für
                                                                                   die Bemühung, den Spielbetrieb auch in Pande-
                                                                                   miezeiten zu ermöglichen. Sie zeigt gleichzeitig,
                                                                                   mit welch großem Verantwortungsbewusstsein
                                                                                   die Kultureinrichtungen dem Publikum gegen-
                                                                                   über handeln. Mit Blick auf die große Relevanz
                                                                                   der Belüftung hat die Landesregierung eine ge-
                                                                                   meinsame Arbeitsgruppe unter anderem mit
                                                                                   Vertreterinnen und Vertretern von Kultureinrich-
                                                                                   tungen eingesetzt, die auf Grundlage von wis-
                                                                                   senschaftlichen Erkenntnissen derzeit eine diffe-
                                                                                   renzierte Öffnungsstrategie erarbeitet. Teil
                                                                                   dessen ist eine breit angelegte Analyse der Wirk-
Dummy Oleg mit Mund-         „Konzerthäuser und Theater sind keine Infekti-        samkeit von Belüftungssystemen in nordrhein-
Nasen-Schutz bei Studie      onsorte«, hatte Dr. Raphael von Hoensbroech,          westfälischen Kultureinrichtungen, deren Durch-
im Zuschauerraum des
                             Intendant des Konzerthaus Dortmund, schon im          führung Ende letzten Jahres begonnen hat.“ Und
Konzerthaus Dortmund
                             September 2020 gesagt. Die vorliegende Studie         weiter sagt sie: „Es ist schmerzlich, dass das nach
Bildquelle: Simeon Klein     diene aber nicht der Kritik an bisherigen Entschei-   wie vor hohe Infektionsgeschehen eine Wieder-
                             dungen: »Die vergangenen Monate haben ge-             eröffnung derzeit noch nicht zulässt. Umso wich-
                             zeigt, dass die Politik wissenschaftlich fundierte    tiger ist es, für die Zeit nach dem Lockdown Per-
                             Entscheidungsgrundlagen benötigt. Mit unserer         spektiven und Planungssicherheit zu schaffen.“
                             Studie wollen wir dazu beitragen, dass die Kon-
                             zerthäuser und Theater bei Öffnung wieder hin-
                             reichend Publikum zulassen können.“

        Gastspielprogramm 2021/22                                                   online unter:
                                                                                    www.ansambl.de/booking

                           MUSIKTHEATER
                                                                        KINDERMUSIKTHEATER

                                                                                                          70 Ja
         KONZERTE
                                                                     TANZTHEATER
                                                                                                               hre

        gefördert durch:

                                                 Foto: Ivana Pižga
Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
Aerosol-Forschung mit Dummy | Kulturpolitik | 7

Die Studie liefert Ergebnisse, die für eine Wieder-         > Bereits das große Raumvolumen sorgt für eine
eröffnung von Bedeutung sind. Die bestehenden                 starke Verdünnung von belasteten Aerosolen,
Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pan-                      durch den Zu- und Abluftbetrieb der RLT-An-
demie zielen auf die generelle Reduzierung von                lage ohne Umluftfunktion werden Aerosole in
Kontakten und bedeuten so auch die Schließung                 allen Bereichen effektiv abtransportiert und
der Theater und Konzerthäuser für den Publi-                  können sich nicht anreichern.
kumsverkehr. Nach dem Beschluss des Bundes-
tags und Bundesrats vom 18. November 2020 soll              > Ohne Maske sollte man jeweils den direkten
das Infektionsschutzgesetz bei Beschränkungen                 Vorderplatz freihalten, mit den restlichen Nach-
des Betriebs von Kultureinrichtungen oder von                 barplätzen ist eine Infektion aufgrund der Un-
Kulturveranstaltungen der Bedeutung der Kunst-                tersuchungen sehr unwahrscheinlich. Eine
freiheit Rechnung tragen. Sobald dies angesichts              Schachbrett-Besetzung des Saales ohne Maske
der Infektionslage möglich ist, sollten daher die             nach Einnahme des Sitzplatzes ist in jedem Fall
Kultureinrichtungen wieder öffnen können, und                 zu empfehlen.
das auf Basis wissenschaftlicher Fakten und einer
differenzierten Betrachtung der jeweiligen örtli-           > Besetzung des Konzerthauses mit vielen Per-
chen und konzeptionellen Gegebenheiten.                       sonen stört den Luftaustausch nach oben nicht,
                                                              sondern fördert diesen eher durch zusätzliche
Für das Konzerthaus Dortmund lässt sich anhand                thermische Effekte.
der Studienergebnisse folgendes zusammenfas-
sen:                                                        > Das Tragen von Masken ist auf Gängen, im Pau-
                                                              senbereich und in den Foyers grundsätzlich
> Mit Maske sowie mit ausreichend dimensionier-               notwendig, da hier die Lüftung anders als im
  ter Frischluftzufuhr über die vorhandene raum-              Konzertsaal arbeitet (u. a. Luftaustritt aus der
  lufttechnische Anlage (RLT-Anlage) gab es bei               Decke) und zudem enge Kontakte nicht auszu-
  den Untersuchungen praktisch keine Beeinflus-               schließen sind. Während der Pausen bleiben
  sung durch Prüfaerosole auf allen Nachbarplät-              zudem alle Türen zum Konzertsaal geöffnet,
  zen eines emittierenden Probanden.                          um eine zusätzliche Querstromlüftung zu er-                >> Lesen Sie weiter
                                                              möglichen.                                                         auf Seite 8

        Theaterstücke des sagas.ensembles für Ihre Abo-Reihen

   »Chocolat«                                      »Alexis Sorbas«                                 »Drei Frauen aus
   mit Ann-Kathrin Kramer, Harald Krassnitzer &    nach Nikos Kazantzakis                          Deutschland« mit Angela Winkler,
   Les Manouches du Tannes                         mit Miroslav Nemec & Orchístra Laskarina        Claudia Michelsen und Gesine Cukrowski

   Nach dem oscarnominierten                       Die Krise als Chance zur                        200 Jahre deutsche Geschichte,
   Kinofilm von Lasse Hallström                    Veränderung. Fünf MusikerInnen,                 erzählt entlang der Lebenslinien
   »Eine tragikkomische Komödie,                   ein Schauspieler, zwei Stunden                  dreier Frauen.
   die für Toleranz und die Würde                  Lebensfreude pur.                               »Ein anregender, bewegender
   des Menschen plädiert.«                         »Wer Nemec erlebt, will nicht,                  Abend mit jeweils sehr
   film dienst                                     dass der Abend endet.«                          bemerkenswerten Frauen«
                                                   badische neueste nachrichten                    dresdner neueste nachrichten

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Kultur-Journal INTHEGA - Carsten Brosda: Neuer Präsident beim Deut-schen Bühnenverein
8 | Kulturpolitik | Aerosol-Forschung mit Dummy

                                                                                                    Dr. med. Martin Exner betont die Bedeutung
                                                                                                    dieser Ergebnisse: „Die Studie liefert wichtige
                                                                                                    Grundlagen zur Abschätzung eines Über­
                                                                                                    tragungsrisikos von SARSCoV-2 bei Konzerten mit
                                                                                                    Publikum.“

                                                                                                    Zusammenfassend kann eine Wiederöffnung mit
                                                                                                    mindestens 50 % der Kapazität als Schachbrett
                                                                                                    mit je einem freigelassenen Sitzplatz zwischen
                                                                                                    den Sitzgruppen auf Grundlage der Studiener-
                                                                                                    gebnisse empfohlen werden, zumal die Sicher-
                                                                                                    heitsabstände in den Foyerflächen und bei den
                                                                                                    Wegen in und aus dem Saal sichergestellt werden
                                                                                                    können. Eine geringere Auslastung hätte somit
                                                                                                    keinerlei Mehrwert für den Infektionsschutz. Sind
                                                                                                    die Infektionszahlen insgesamt wieder auf nied-
                                                                                                    rigem Niveau, wäre aus hygienischer Sicht bei
                                                                                                    Tragen von Mund-Nasenschutz eventuell später
                                                                                                    auch ein vollbesetzter Saal denkbar. Dies könnte
Dummy Oleg mit Mund-            > Das Konzerthaus kann bei vorhandenem Lüf-                         z. B. über modellbasierte Berechnungen abgesi-
Nasen-Schutz bei Studie           tungskonzept (kompletter Luftaustausch mit                        chert werden.
im Zuschauerraum des
                                  Außenluft alle 20 Minuten) kein Supersprea-
Konzerthaus Dortmund
                                  ding-Event auslösen.                                              Mit der Studie können neben konkreten Ergeb-
Bildquelle: Simeon Klein                                                                            nissen für einen Besuch im Konzerthaus Dort-
                                > CO2-Messungen im laufenden Betrieb können                         mund auch Aussagen für andere Konzerthäuser
                                  dazu beitragen, die Ausbreitung von luftgetra-                    oder Theater getroffen werden, in denen in be-
                                  genen Partikeln im Saal besser zu beurteilen                      stimmten Punkten vergleichbare Rahmenbedin-
                                                                                                    gungen herrschen. An Häusern, die diese Voraus-
                                Diese Ergebnisse wurden in enger Abstimmung                         setzungen nicht erfüllen, können durch das
                                mit dem Umweltbundesamt erstellt. „Hervorra-                        Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut zusätzliche
                                gende Untersuchung mit viel Aussagekraft! Das                       Studien mit relativ wenig Aufwand durchgeführt
                                ist genau das, was wir brauchen an Informatio-                      werden. Leiter der Studie ist Prof. Dr. rer. nat. Wolf-
                                nen«, betont Dr.-Ing. Heinz-Jörn Moriske, Direktor                  gang Schade, Abteilungsleiter Faseroptische Sen-
                                und Professor im Umweltbundesamt (Leitung                           sorsysteme am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Insti-
                                Beratungsstelle Umwelthygiene, FB II (BU), Ge-                      tut.
                                schäftsführung Innenraumlufthygiene-Kommis-
                                sion), und führt weiter aus: »Ich kann mich dem                     Das Ergebnis ist eine echte Perspektive für die
                                Fazit vollumfänglich anschließen. Bei schach-                       Wiedereröffnung der Kulturstätten nach dem
                                brettartiger Verteilung der Gäste und 100% Voll-                    Lockdown. Theoretisch kann dann sogar wieder
                                last der raumlufttechnischen Anlage ist das In-                     jeder Platz besetzt werden. In der Praxis bleibt
                                fektionsrisiko sehr gering. Das Tragen von Mund-                    das "Schachbrettmuster" im Zuschauerraum das
                                Nasenschutz im Saal ist von Vorteil, wenn auch                      Mittel der Wahl. g
                                nicht von so großer Bedeutung, wie vorher an-                                                Konzerthaus Dortmund
                                genommen.“ Auch der Hygieneexperte Professor

  Hellena Büttner, Peter Bause in                        Tournee-Theater           Jürgen Tarrach in                               Schlosspark Theater Berlin

  Die Physiker                                                                    Fehler im System
                                                       THESPISKARREN

  Komödie von Friedrich Dürrenmatt          3. INTHEGA-Preis 2020                  Eine zukunftsweisende Komödie         von Folke Braband
  Regie Herbert Olschok                                                                                                                    Mit Jantje Billker
                                                                                                                                       Tommaso Cacciapuoti
                                                                                                                                         Guido Hammesfahr

                                                                                                                                        Regie Folke Braband
  Sensationeller
  Kulturgenuss                                                                                                                       Ein exzellentes Beispiel für
  LANGEN Sina Beck,                                                                                                          intelligentes Unterhaltungstheater
  Offenbach-Post, 27.01.2020.                                                                                                       Weinheimer Nachrichten,5.2.2020.

                                                       AuchWeitere
                                                             im Spielplan        2022/2023
  ca. 25. Februar – 25. März                    2022                                                       ca. 10. Januar – 2. Februar                 2022
                                                                   Informationen und Buchung:
                                                                         +49und
                                                       Weitere Informationen 511  980 98+49
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  AZ-INTH-Fehler-Physiker-02-21-180x60-02918.indd 1                                                                                                17.02.21 17:19
Kulturpolitik | 9

                          KULTURPOLITIK UNTER CORONA
      Erhard Grundl (MdB – kulturpolitischer Sprecher Fraktion Bündnis90 / Die Grünen) im Interview

Mit 41 Jahren erst ist Erhard Grundl (* 7. Januar
1963 in Mallersdorf) zur Parteipolitik gekommen
und Mitglied bei Bündnis 90 / Die Grünen gewor-
den. Heute vertritt er im Deutschen Bundestag
den kulturpolitischen Kurs für die Partei.

Herr Grundl, Sie sind seit 2004 bei den Grünen
politisch aktiv, damals Vorsitzender des Kreis­
verbands Straubing, und seit 2017 sind Sie im
Deutschen Bundestag.
Wie haben Sie zur Kultur­politik – einem wegen
der Kultur-Länder­­hoheit für die Bundespolitik
ja politisch besonderen Feld – gefunden?

Ich bin aktuell auf Bezirksebene unserer Partei
der einzige Grünen-Bundestagsabgeordnete für
Niederbayern. Ich will nicht sagen, dass ich des-
halb politischer Allrounder sein muss. Aber ich
kann und darf mich nicht nur mit Kulturpolitik       Für meine Arbeit bedeutet der Shutdown, dass           Erhard Grundl.
befassen. Für Kultur und Sport im Schwerpunkt        kaum Präsenz-Veranstaltungen stattfinden, aber         Foto: Robert Paul Kothe
meiner politischen Arbeit habe ich mich entschie-    viele Videokonferenzen. Ich bin eigentlich dau-
den, weil beides keine Nischenthemen sind, wie       ernd im Gespräch mit Kultureinrichtungen, Ver-
es leider manchmal wahrgenommen wird. Beruf-         bänden, Künstler*innen und Kreativen. Ich will
lich bin ich vorbelastet. 25 Jahre lang war ich in   wissen, wie es den Künstler*innen geht zum Bei-
der Independent-Musik unterwegs, aber anders         spiel in den Darstellenden und Bildenden Küns-
als man von meiner Herkunft vielleicht vermutet,     ten, wie geht es der Veranstaltungs- und Musik-
trage ich nicht die große Rock-Monstranz vor mir     branche, den Kinobetreiber*innen und Gale­
her. Ich habe kein Problem mit klassischer Musik,    rist*innen. Ich will wissen, welche Hilfsprogramme
mit Jazz, Rock und anderem. Noch bevor ich par-      ankommen, welche Probleme es gibt. Gerade
teipolitisch aktiv wurde, habe ich mich für Kultur   jetzt besteht viel Gesprächsbedarf. Und ich stelle
und Kulturpolitik interessiert. Kultur ist wegen     immer wieder fest, dass die Programme zu vor-
der vielen Schnittstellen mit anderen politischen    aussetzungsvoll und zu bürokratisch sind. Oft ist
Feldern besonders wichtig. Sozial- und wirt-         unklar, welche Landes- und Bundesprogramme
schaftspolitisch spielen hier entscheidende As-      kombinierbar sind. Selbständige werden meist
pekte hinein. Im engeren Sinne kommt man als         auf die ‚erleichterte Grundsicherung‘ verwiesen,
Abgeordneter zur Bundeskulturpolitik ganz nor-       die aber oft für sie nicht greift und nicht wirklich
mal: Man bewirbt sich in der Fraktion um den         erleichtert ist, zumal eine Vermögensprüfung
Posten und dann wird man genommen oder               stattfindet! Außerdem werden alle Einkommen
eben nicht.                                          einer Bedarfsgemeinschaft zusammen veran-
                                                     schlagt. Mir schrieben etwa freiberufliche Opern-
Die Bühnen und Theater sind derzeit wegen            sänger, die Vorstellungen an unterschiedlichen
des Lockdowns still und geschlossen.                 Bühnen haben. In einem Beispiel war ein Sänger
Wie a­ rbeitet die Kulturpolitik im Bundestag        an einer Bühne festangestellt, ohne jedoch coro-
momentan?                                            nabedingt einen Cent zu verdienen. An einer
                                                     anderen Bühne war er nur für die Proben versi-
Der Bundestag arbeitet durchgehend weiter.           chert. Für jede Vorstellung wurde er an- und ab-
Viele Sitzungen, auch die Ausschusssitzungen,        gemeldet und hat so Schwierigkeiten, genug
finden digital statt. Die Plenarsitzungen werden     Arbeitstage für einen ALG1-Anspruch zusammen-
unter Einhaltung der Hygiene-Regeln mit Ab-          zukriegen. Das muss man sich mal vorstellen: Das
stand und Masken abgehalten. Damit es, corona-       sind hochausgebildete Solist*innen, die norma-
bedingt, keine Rudelbildung an den Urnen bei         lerweise gut verdienen, die jetzt nicht arbeiten
den namentlichen Abstimmungen gibt, ist alles        dürfen und kaum Unterstützung erhalten.
zeitlich und räumlich entzerrt. Es funktioniert,
auch wenn mir die Gespräche mit Kolleg*innen                                                                 >> Lesen Sie weiter
beim Kaffee fehlen.                                                                                                 auf Seite 10
10 | Kulturpolitik | Kulturpolitik unter Corona

                         Die derzeitige Wahlperiode lief bundeskultur­           Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und
                         politisch – so hat es die schwarz-rote Koalition        des Kultur-Lockdowns ist das derzeit schwierig.
                         jedenfalls forciert – mit einem Schwerpunkt
                         auf die Kultur in der Provinz, d.h. Provinz im          Gibt es angesichts einer Kulturpolitik für den
                         positiven Sinne, also Kultur im ländlichen              ländlichen Raum eine „grüne Handschrift“
                         Raum. Haben Sie davon viel oder ausreichend             Ihrer Fraktion? Was will grüne Politik für die
                         genug mitbekommen?                                      Provinz?

                         Leider nein. Im Januar 2019 haben wir im Bundes-        Ich lebe selbst im ländlichen Raum und das sehr
                         tag den Antrag der Koalition zur Förderung der          gerne. Ich bin davon überzeugt, dass die Lebens-
                         Kultur im ländlichen Raum diskutiert. Und ich war       qualität, die man auf dem Land genießt – die
                         damals schon überzeugt: Was dem Antrag fehlt,           Weite, die Luft, die Natur – viele Menschen an-
                         ist eine Strukturanalyse. Schließlich sind ländliche    zieht. Was fehlt, ist die Infrastruktur. Ohne einen
                         Räume genauso verschieden wie Stadträume.               vernünftigen Breitbandausbau können sich Kre-
                         Klar war auch, es soll gefördert, gestärkt, ge-         ative nicht auf dem Land niederlassen, ebenso
                         forscht werden – nur der Finanzrahmen für diese         wenig wie ein Kino- oder Clubbesuch ohne
                         diversen Aufgaben sollte der gleiche bleiben.           Nachtbus und ÖPNV funktioniert. Grüne Kultur-
                                                                                 politik für den ländlichen Raum ist also auch In-
                         Zudem wurde betont, Kulturförderung sei auch            frastrukturpolitik. Dazu gehört der bauliche Erhalt
                         Tourismusförderung. Und genau diesen Ansatz             von kulturellen Orten, dem Stadttheater genauso
                         halte ich für fatal: Sicherlich ist ein gutes Kultur-   wie den Clubs oder soziokulturellen Zentren. Ich
                         angebot auch für Touristen von Interesse. Das Ziel      bin davon überzeugt, dass wir zudem mehr An-
                         muss aber sein, Kulturförderung für die Bevölke-        gebote an Ausstellungs- und Proberäumen schaf-
                         rung vor Ort zu machen und an ihre Bedürfnisse          fen müssen. Außerdem setze ich mich für die
                         anzupassen. Und ohne eine Stärkung der Infra-           Sonntagsöffnung von Bibliotheken als dritten
                         struktur im ländlichen Raum läuft Kulturförde-          Orten ein, ebenso für die Unterstützung von
                         rung vielfach ins Leere. Wenn kein Bus zum The-         Buchhandlungen und Plattenläden und ihre kul-
                         ater, Kino oder Club und nach Hause fährt, dann         turellen Angebote. Kulturförderung bedeutet für
                         können viele dieses Angebot eben nicht wahr-            mich auch, Diversität zu fördern. Große Kunst
                         nehmen.                                                 passiert nicht nur auf großen Bühnen. Grüne Kul-
                                                                                 turpolitik hält nicht viel von der Unterscheidung
                         Seit 2019 gibt es nun jährlich das Förderpro-           zwischen U- und E-Kultur. Sie will Kultur vor Ort
                         gramm „Kultur in ländlichen Räumen“ in Höhe             und zwar für jede und jeden.
                         von bis zu 10 Mio. Euro. Es setzt Mittel des Bun-
                         desprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) des           Tournee- und Gastspieltheater finden meis­
                         BMEL um. Dabei geht es darum, Kultur in der             tens an Spielorten statt, die häufig in kommu­
                         Fläche, kleinteilige Strukturen und auch Leucht-        naler Hand liegen, aber auch in privater Hand
                         türme zu fördern. Laut einer Unterrichtung sind         wie von Vereinen, die mal mehr, mal weniger
                         seit 2019 bisher 30 Modellprojekte mit je max. 5,5      kommunale Unterstützung erhalten.
                         Mio. Euro gefördert worden. Das erscheint mir           Ist die Bundeskulturpolitik hier dennoch
                         nicht viel. Wichtig wäre es, jetzt zu evaluieren,       „zuständig“? Was kann sie tun?
                         wie die Fördergelder abgerufen und genutzt
                         wurden. Bisher sind nur Leitfragen für eine Eva-        Der Bund kann zwar keine institutionelle Förde-
                         luierung entwickelt worden, aber eine Evaluation        rung machen, denn die Kulturhoheit liegt in
                         liegt nicht vor. Allerdings muss man auch sagen:        Deutschland bei den Ländern. Aber wir können
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          Für Sie und Ihre Abonnent*innen vorbereitet:

              Großes Theater –                                Die verschobenen
          situationsgerecht auch in                           Highlights 20/21 –
           kleineren Besetzungen                              sobald es endlich
            und Open Air-tauglich.                             wieder losgeht.

              Ab April: Das a.gon-
             Programm 2022/2023
                                                                       www.a-gon.de
Kulturpolitik unter Corona | Kulturpolitik | 11

stetig passende Förderprogramme entwickeln.            Was mir wichtig ist, ist der stetige Dialog. Es kom-
Mir fällt ein Beispiel ein, das ich gerne als Best     men derzeit viele Klagen von verschiedenen Kul-
Practice benennen würde. Das Reeperbahn-Fes-           turakteuren auf. Es wird die gesamte Situation
tival in Hamburg ist seit 2017 als ein eigener Titel   beklagt, aber beklagt werden auch konkret poli-
im Bundeshaushalt aufgenommen. Das müsste              tische Fördermaßnahmen und wie gefördert
rausgenommen werden und besser in eine ste-            wird. Manchmal sind die Klagen berechtigt, aber
tige Förderung übergehen. Vieles, was der Bund         auch nicht immer! Ich bin nicht als Oppositions-
fördert, hat für die Antragsteller den Nachteil,       politiker geboren und ich weiß, dass sich die Re-
dass sie immer wieder und wieder beantragen            gierung zum großen Teil sehr bemüht. Deshalb
müssen. Da muss man den Institutionen vor Ort          höre ich mir die Klagen auch sehr genau an. Be-
heraushelfen, finde ich. Der Bund müsste hier          rechtigte Klagen kritisieren etwa, wenn nicht
seine Förderpolitik ändern. Förderprogramme            passgerecht unterstützt wird oder wenn es viel
sollten irgendwie verstetigt werden. Das muss          zu lange dauert.
das Ziel sein.
                                                        Corona hat der Kultur stark zugesetzt. Spiel­
Nach dem Corona-Lockdown hat die Bundes­                stätten, Konzertsäle und Clubs sind betroffen.
regierung das Programm „Neustart Kultur“ mit            Aber auch die Kultur im weiteren Sinne, wie
der Förderhilfe „Theater in Bewegung“ aufge­            wir miteinander umgehen, hat sich verändert.
setzt, für das die Spielorte für Tournee- und           Unter Corona-Leugner und so genannte
Gastspieltheater sehr dankbar waren.                   ­­Querdenker haben sich auch Rechtsnationale,
Bei der INTHEGA hat man das insbesondere als           ­Populisten und Extremisten gemischt. Besorgt
Zeichen gewertet, dass sich der Bund und                Sie das?
seine Kulturpolitik hier jetzt stärker für die
Spielstätten jenseits der Metropolen engagie­          Ja. Dass Fakten geleugnet werden und stattdes-
ren. Wie sieht Ihre Fraktion diese Entwicklung?        sen Verschwörungstheorien verbreitet werden,
                                                       ist ein Alarmzeichen. Ich halte es für richtig zu
Das ist eine optimistische Einschätzung und als        sagen, dass auch die politisch Verantwortlichen
Optimist habe ich Sympathie für den Gedanken.          nicht alles wissen, dass wir nach besten Wissen
Das Programm ist im September angelaufen. An-          und Gewissen vorgehen. Aber auch, dass wir ge-
tragsberechtigt waren „Gastspielbühnen ohne            meinsam lernen müssen, mit der Pandemie um-
eigenes Ensemble, die im Rahmen ihres künstle-         zugehen. Wir Grüne haben darum von Anfang an
rischen Spielplanes Tournee- und Gastspielthea-        gesagt, wir begleiten die Arbeit der Bundesregie-
ter verpflichten“. Anträge stellen konnte man vom      rung mit konstruktiver Kritik, aber nicht mit Dau-
16. September bis 30. Oktober 2020. Der Bund           ernörgeln. Auch weil wir den Grundansatz richtig
stellte für die Gastspieltheater bis zu 20 Millionen   fanden zu sagen: Wir lassen niemanden zurück.
Euro bereit. Hier kann ich eigentlich nur zurück-      Wir setzen auf Solidarität und sperren nicht etwa
fragen: Ist das Geld abgerufen worden und ist es       die Älteren und andere vulnerable Gruppen weg,
angekommen? Mir liegt hierzu noch keine Evalu-         damit die anderen vermeintlich normal weiterle-
ation vor.                                             ben können. Und wir setzen alles daran, dass
                                                       unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird,
Mit einer Evaluation kann ich jetzt auch nicht         dass also Ärzt*innen nicht vor die grauenvolle
dienen. Aber hat die Bundeskulturpolitik die           Aufgabe gestellt werden zu entscheiden, wen
Tournee- und Gastspieltheater jetzt mehr auf           man beatmet und wen man sterben lässt. Das              >> Lesen Sie weiter
dem Schirm als zuvor?                                  fanden wir richtig.                                            auf Seite 12

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12 | Kulturpolitik | Kulturpolitik unter Corona

                             Diese kritisch-konstruktive Haltung hat dazu ge-                 Ein anderes Thema: Was ist aus der Brüsseler
                             führt, dass wir zum Teil mitgestalten konnten.                   Erklärung für die Freiheit der Kunst geworden,
                             Zum Beispiel konnten wir die Formulierung im                     die Sie 2018 mit Claudia Roth gestartet haben?
                             3. Bevölkerungsschutzgesetz zur Kultur dahinge-                  Die Petition kritisiert Bestrebungen rechts­
                             hend ändern, dass Kultur nicht einfach unter Frei-               nationaler Regierungen in Österreich, Ungarn
                             zeitaktivitäten subsumiert wird und dass explizit                und Polen, die Kultur für ihre Zwecke einzu­
                             auf die grundgesetzliche Bedeutung von Kunst                     spannen.
                             und Kultur hingewiesen wird. Das wird Auswir-
                             kung auf den Schutz von Kunst und Kultur bei                     Die Petition formuliert für mich das zentrale Leit-
                             einem wirklichen Neustart haben, wenn er denn                    motiv meiner Arbeit und das Maß, an der sich
                             möglich wird.                                                    Kulturpolitik messen muss: Kunst ist frei. Sie muss
Erhard Grundl.
                                                                                              nicht gefallen und sie darf nicht dienen. Nur dann
Foto: Robert Paul Kothe      Wir haben uns außerdem für die Veranstaltungs-                   kann sie das sein, was sie für uns so wertvoll
                             branche eingesetzt, obwohl die Bundesregierung                   macht: eine Quelle der Erkenntnis und Selbstre-
                             hier leider nicht unseren Forderungen folgt. Wir                 flektion, die inspiriert, wachrüttelt, auch scho-
                             haben uns für ein Ankaufprogramm des Bundes                      ckiert oder anzieht durch ihre Schönheit. Kunst
                             für Kunst eingesetzt, für Plattenläden oder Clubs.               stellt unser Denken und Sehen auf den Kopf und
                             Ein Problem bleiben noch immer die Selbständi-                   geht neue Wege. 78.443, also fast 80.000, Men-
                             gen in der Kulturszene. Für sie geht‘s ums Über-                 schen haben die Petition für die Freiheit der Kunst
                             leben. Daher fordern wir ein Existenzgeld für                    unterschrieben und es werden noch immer mehr.
                             Kulturschaffende von 1.200 Euro monatlich. Und                   Wichtig ist mir noch ein anderes: Wir setzen uns
                             zwar rückwirkend, pauschal und solange sie von                   mit unserer Green Culture-Initiative dafür ein,
                             der Pandemie betroffen sind. Nur so kann den                     dass die Kultur ihren Betrag gegen den Klima-
                             Kulturschaffenden eine Verschnaufpause im Exis-                  wandel leistet. Und zwar durch CO2-Neutralität,
                             tenzkampf verschafft werden. Die Kulturstaats-                   Ökostrom, Energiesparmaßnahmen. Gerade die
                             ministerin erklärte im Ausschuss wiederholt ihre                 Beleuchtung und die Klimaanlagen in Museen
                             Sympathie für diese Idee. Geschehen ist bisher                   sind da ein Thema. Oder aber es wird Öko-Cate-
                             aber zu wenig.                                                   ring gebucht. Auch bei Requisiten und Kostümen
                                                                                              kann auf Ökomaterialen und fair trade geachtet
                             Immerhin soll es jetzt eine Neustarthilfe von Ja-                werden. Aber eines ist mir dabei ganz wichtig zu
                             nuar bis Juni 2021 geben, die Solo-Selbständige                  betonen: Wir werden niemals auf künstlerische
                             beantragen können, ‚die im Jahr 2019 mindestens                  Inhalte und künstlerische Produktionsentschei-
                             51 Prozent ihres Einkommens aus selbständiger                    dungen Einfluss nehmen!
                             Tätigkeit erwirtschaftet haben‘. Auch ‚unständig
                             Beschäftigte, zum Beispiel Schauspielerinnen und                 Am 26. September wählt Deutschland. Werden
                             Schauspieler, die Einkommen aus selbständiger                    Sie weiterhin auch für den nächsten Bundes­
                             Tätigkeit und unständiger Beschäftigung bezie-                   tag zur Verfügung stehen?
                             hen‘, können jetzt Neustarthilfe beantragen. Das
                             kann ich nur begrüßen. Wenn es denn bei den                      Wenn es nach mir geht, sehr gerne. Aber wer auf
                             Betroffenen ankommen.                                            welchem Listenplatz die Chance hat, ein Bundes-
                                                                                              tagsmandat zu erhalten, das entscheidet bei den
                                                                                              Grünen die Parteibasis auf der Landesdelegier-
                                                                                              tenkonferenz. In Bayern findet sie im April statt.

                                                                                              Dann drücken wir die Daumen. Herr Grundl
                                                                                              haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch.

  Heio von Stetten in                  Tournee-Theater THESPISKARREN       Helleen Joor, Susanne Rader in                  Fritz Rémond Theater im Zoo

  Drei Männer und ein Baby Spatz und Engel
                                                                                                                                             Frankfurt

  Komödie nach dem Kinohit von Coline Serreau                               Schauspiel mit Live-Musik von Daniel Große-Boymann
                                                  Regie Christian Brey                                                                     Rader und Joor
                                                                                                                                             verzauberten
                                                                                                                                            die Zuschauer
                                                                                                                                       mit ihren Stimmen,
                                                                                                                                            die in Soli wie
                                                                                                                                      im Duett brillierten.
                                                                                                                                        Stefan Jánosch Wágner,
                                                                                                                                     General-Anzeiger, 9.3.2020.
  Mathias Herrmann            Heio von Stetten          Boris V. Jacoby

  ca. 11. April – 4. Juni 2021 und
                                                                                                                           Heleen Joor als Edith Piaf und
                                                    Auch im Spielplan 2022/2023                                      Susanne Rader als Marlene Dietrich
                                                         Weitere Informationen und Buchung:
  3. Dez. 2021 – 12. Jan. 2022                                  +49 511 980 98 11                       ca. 25. Sept. – 23. Okt. 2021
  AZ-KULTUR-JOURNAL-02-21-02918-180x60.indd 1                                                                                                 15.02.21 10:46
KONZERTDIREKTION LANDGRAF
                                                Spielplan 2022/2023

 EURO-STUDIO LANDGRAF                 MUSICAL    EURO-STUDIO LANDGRAF                   MUSICAL   SCHAUSPIELBÜHNEN STUTTGART              REVUE
 Ein Amerikaner in Paris                         Der Mann von La Mancha                           Himmlische Zeiten
 MUSICAL von George und Ira Gershwin             MUSICAL von Dale Wasserman                       REVUE von Tilmann von Blomberg,
 Regie/Choreografie Christopher Tölle             und Mitch Leigh                                  Carsten Gerlitz und Katja Wolff
 Musikal. Leitung Heiko Lippmann                 Regie Christian Stadlhofer                       Regie Katja Wolff
 2020 INTHEGA-PREIS DIE NEUBERIN                 Musikal. Leitung Heiko Lippmann                  Mit Angelika Mann, Heike Jonca, Nini Stadl-
 knapp verpasst. Erste Nominierung für           Mit Joachim Nimtz in der Titelrolle,             mann, Franziska Becker/Kerstin Mäckelburg
 ein Musikstück seit 10 Jahren!                  Nini Stadlmann, Gavin Turnbull u. a.             25. 9. – 15. 10. 2022 + 15. – 23. 1. 2023
 4. – 30. 3. 2023                                November 2022                                    ©Martin Sigmund
 ©Konzertdirektion Landgraf                      ©DMvLM_tbehind

 EURO-STUDIO LANDGRAF               CROSSOVER    SONICS, ITALIEN               ENTERTAINMENT      BRODAS BROS., SPANIEN           ENTERTAINMENT
 Udo Jürgens                                     STEAM Experience                                 Around The World
 Eine HOMMAGE an sein Leben und                  CIRQUE NOUVEAU                                   MUSIK-, LICHT- UND BREAK-
 seine größten Hits                              mit Steam Punk Elementen                         DANCE-SHOW
 Arr. und Zwischentexte Carsten Gerlitz          Künstl. Leitung Alessandro Pietrolini            Regie Xxxxxxxx
 Regie Rainer Steinkamp                          Choreografie/Kostümdesign                         Mit Lluc Friutós, Berta Pons, Clara Pons, Pol
 Mit Christian Mädler, Gudrun Schade und         Ileana Prudente                                  Friutós, Marc Carrizo, Hector Puigdomènech
 Live-Band                                       26. 11. – 15. 12. 2022                           10. – 30. 1. 2023
 20. 11. – 5. 12. 2022 + 19. 4. – 10. 5. 2023    ©Sonics, Charle Stive Dagna                      ©Callis, Brodas Brothers
 ©Dietrich Dettmann

 Y2D PRODUCTIONS                ENTERTAINMENT    LIMÓN DANCE COMPNAY            MODERN DANCE      PRODUKTION JORDI PURTÍ/
                                                                                                  ORCHESTER ORTHEMIS – NOVA OCE
 Leo                                             Limón Dance
 ENTERTAINMENT-SHOW jenseits                     MODERN DANCE                                     Concerto SCHERZettO 2
 der Schwerkraft                                 José Limón Dance Company New York                COMEDY-KLASSIK-KONZERT
 Regie Daniel Brière                             Choreografie José Limón                           Mit dem Orchester Orthemis – Nova OCE,
 Mit Tobias Wegner                               Leitung Colin Connor                             Jordi Purti (ehem. Orquestra de Cambra
 Es ist keine Übertreibung: Die Show             23. 2. – 8. 3. 2023                              de L’Empordà)
 LEO ist weltbekannt. Sie war bisher             ©Beatriz Schiller                                Regie/Dirigent Jordi Purtí
 in rund 1000 Vorstellungen in über                                                               16. – 26. 11. 2022 + 25. 2. – 5. 3. 2023
 30 Ländern zu sehen!                                                                             ©RuDavid Ruano

 ©Y2D Productions

Bitte entnehmen Sie ausführliche Informationen über die Stücke auf www.landgraf.de
                     Der Spielplan wird laufend aktualisiert.
14 | Von den Partnern

               FÜR EIN STARKES MIT TELDEUTSCHLAND
     Verbände der freien darstellenden Künste starten erstmalig gemeinsames Kooperationsprojekt

                        Magdeburg / Dresden / Rudolstadt / Potsdam. Die       „Wir wissen, dass wir auf eine schon seit längerem
                        Sichtbarkeit der freien darstellenden Künste in       bestehende kulturpolitische Forderung antwor-
                        Mitteldeutschland zu erhöhen – sowohl auf po-         ten. Die freien darstellenden Künste haben in
                        litischer Ebene als auch in der breiten Öffentlich-   dieser Hinsicht mitunter einfach den Vorteil grö-
                        keit – stellt das übergeordnete Ziel des neuen        ßerer Flexibilität – diesen wollen wir nutzen und
                        länderübergreifenden Projektes im Rahmen vom          durch die Zusammenarbeit der Verbände stärken.
                        Förderprogramm #TakeNote des Fonds Darstel-           Zugleich sind wir auf das Mitwirken wesentlicher
                        lende Künste e.V. dar. Die vier Landesverbände        Akteur*innen angewiesen, wie dem Zusammen-
                        der freien darstellenden Künste in Brandenburg,       schluss der INTHEGA-Häuser und freuen uns über
                        Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben           das entgegengebrachte Interesse”, ergänzt Maria
                        sich für dieses Modellprojekt zusammenge-             Gebhardt, Geschäftsführerin des Landeszentrum
                        schlossen und erfolgreich Mittel aus dem Bun-         Freies Theater Sachsen-Anhalt.
                        desprogramm NEUSTART KULTUR akquiriert.
                                                                              Noch innerhalb der nächsten Wochen wird die
                        Mithilfe dieser Förderung wollen die Landesver-       Veranstaltungsplanung konkretisiert, denn das
                        bände die überregionale Zusammenarbeit för-           Projekt soll im September abgeschlossen werden.
                        dern und den Austausch zwischen Akteur*innen          Das Vorhaben ist der Auftakt für einen längerfris-
                        über die Landesgrenzen hinaus anregen. Mittel-        tig geplanten Prozess. Dafür gilt es, weitere not-
                        fristiges Ziel ist die Gründung eines mitteldeut-     wendige Partnerschaften zu initiieren und Wege
                        schen Spielstättenverbundes, um regelmäßige           kontinuierlicher Kooperationen – über den Pro-
                        künstlerische Kooperationen zwischen den Bun-         jektzeitraum hinaus – zu erschließen. g
                        desländern zu etablieren. Außerdem soll die                                         Sven Scherz-Schade
                        Wahrnehmung der Freien Tanz- und Theater-
                        szene in Mitteldeutschland verbessert werden.
                        Den fachlichen Austausch zwischen den vier
                        Verbänden zu befördern, ist ebenso Aufgabe des         Kontakt
                        Projektes, wie auch die Stärkung der Netzwerke
                        der freien darstellenden Künste in den Regionen.       Landesverband der
                        In einer KONFERENZ DER VISIONEN und in unter-          Freien Theater in Sachsen e.V.
                        schiedlichen medialen Begleitformaten wird den
                        freien Kunstschaffenden Raum für Austausch und         E-Mail: vorstand@freie-theater-sachsen.de
                        Kreationen gegeben.
                                                                               Das Projekt wird gefördert vom Fonds
                        “Es ist uns ein besonderes Anliegen, Mittel-           ­Darstellende Künste aus Mitteln der
                        deutschland mit dem Projekt als Ort produktiver,        ­Beauftragten der Bundesregierung für
                        ästhetisch anspruchsvoller wie vielfältiger freier       Kultur und Medien.
                        Kunstproduktion zu etablieren. Auch wenn sich,
                        historisch bedingt, die Rahmenbedingungen oft
                        noch deutlich von denen anderer Bundesländer
                        unterscheiden, haben sich die Szenen in den ver-
                        gangenen 30 Jahren zu einer wesentlichen Säule
                        der Theaterlandschaften entwickelt”, resümiert
                        Anne-Cathrin Lessel, Vorstandmitglied im Lan-
                        desverband der Freien Theater in Sachsen.

                        Der künstlerischen Praxis der freien darstellenden
                        Künste in Mitteldeutschland überregional Sicht-
                        barkeit und Zugang zu verschaffen, ist eine zen-
                        trale Absicht des Projektes. Auch andere Kultur-
                        einrichtungen, wie beispielsweise aus dem
                        INTHEGA-Verbund sollen auf die künstlerischen
                        Produktionen aufmerksam werden und durch
                        Gastspieleinladungen die Präsenz der freien
                        Kunstschaffenden erhöhen. Auch Kooperationen
                        zwischen den freien darstellenden Künsten und
                        staatlich subventionierten Kulturinstitutionen
                        sollen befördert werden.
www.umbreit.hamburg

THEATER 21 /22
PROFESSOR MAMLOCK

                                                                 SPECIALS
Schauspiel von Friedrich Wolf

ELLING
Theaterstück von Axel Hellstenius

JEANNY ODER FALK & FALCO                                         KIEZ DIVA
Theaterstück mit Musik von Dirk Heidicke                         Die größten Show-Hits der Reeperbahn

ELVIS LEBT - BEI MÖBEL WERNER                                    FRÜHSTÜCK BEI TIFFANY
Boulevardkomödie mit Musik                                       Lesung mit Barbara Auer
von Klaus Wirbitzky                                              und Jens Wawrczeck

PAUL ABRAHAM - OPERETTEN-                                        WHAT A LOVELY DAY
KÖNIG VON BERLIN                                                 Songabend mit Angelika Milster
Tragikomödie von Dirk Heidicke
                                                                 ABER BITTE MIT DAME
MISS LENYA, PLEASE                                               Eine Hommage an Udo Jürgens
Ein Monolog mit Musik von Kurt Weill
                                                                 CHER, DIE KAKERLAKEN
BRUDER MARTIN & BRUDER JOHANN                                    UND ICH
Ein Theaterstück über Martin Luther                              Ein Überlebensabend mit Georg Uecker
und Johann Tetzel

THE KRAUT
Ein Marlene-Dietrich-Abend der Extraklasse

                                                                                umbreit Entertainment e. K.
© Janine Guldener

                                             © Daniel Reinhold

                                                                                 © Jeanne Degraa
                      © Bo Lahola
16 | Von den Partnern

        NEUE FÖRDERPHASE UND GASTSPIELWERKSTAT T
                Tanzland – Programm für Gastspielkooperationen geht 2021 in die nächste Runde

Tänzerin Ami Shulman                                                        Tanz für den ländlichen Raum
in der Produktion
„Seven Dialogues“ des
                                                                            Die Gastspiele werden von innovativen Vermitt-
Ensemble Dance On.
                                                                            lungsformaten begleitet, die die Ensembles ge-
Foto: Dorothea Tuch.                                                        zielt für einzelne Auftrittsorte konzipieren und
                                                                            somit das Interesse und Verständnis des Publi-
                                                                            kums für zeitgenössischen Tanz fördern. Im Zen-
                                                                            trum des Gesamtprogramms stehen die 389
                                                                            Gastspielhäuser der INTHEGA. In jenen Städten
                                                                            und Regionen, die nicht über eigene, feste En-
                                                                            sembles verfügen, bestimmen INTHEGA-Häuser
                                                                            mit ihrem Programm ganz wesentlich das Kultur-
                                                                            angebot im Bereich Theater und Tanz. Das Pro-
                                                                            gramm Tanzland steht damit auch im Kontext
                                                                            einer verstärkten kulturpolitischen Aufmerksam-
                                                                            keit für den ländlichen Raum sowie die kleineren
                                                                            und mittleren Städte. Bisher wurden bereits 19
                                                                            Gastspielkooperationen zwischen INTHEGA-
                                                                            Häusern und Ensembles des zeitgenössischen
                                                                            Tanzes an Stadt- und Staatstheatern sowie freien
                                                                            Compagnien mit rund 2,4 Mio. Euro gefördert.

                                                                            Das Interesse an einer Fortführung von Tanzland
                                                                            ist nicht zuletzt wegen der Erhöhung eines at-
                                                                            traktiven, hochwertigen Kulturangebots sowohl
                                                                            auf Seiten der Gastspielhäuser wie auch bei den
                                                                            Tanzensembles der Stadt- und Staatstheater groß.
                                                                            Für letztere ist damit eine willkommene gestei-
                                                                            gerte Sichtbarkeit durch vermehrte Auftrittsmög-
                                                                            lichkeiten verbunden, die sich wiederum positiv
                                                                            auf Bekanntheit und Nachfrage auch in den grö-
                                                                            ßeren Städten auswirkt. Deshalb sollen 20 weitere
                                                                            Gastspielkooperationen bis zum Jahr 2026 geför-
                                                                            dert werden. Neu ist, dass die bisherigen Tandem-
                                                                            Partnerschaften zukünftig um weitere Koopera-
                                                                            tionspartner erweiterbar sind. So kann künftig
                                                                            ein INTHEGA-Haus auch bis zu drei Ensembles
                                                                            einladen oder ein Ensemble kann an mehreren
                                                                            Häusern gastieren. Antragsberechtigt sind die
Ballett Dortmund mit    Halle. Um den zeitgenössischen Tanz auch jen-       INTHEGA-Häuser.
„Faust“.                seits etablierter Tanzzentren sichtbar zu machen,
Foto: Bettina Stöß.     gibt es Tanzland, das Programm für Gastspielko-     Neu: Anzahl Kooperationspartner
                        operationen. Das Programm der Kulturstiftung
                        des Bundes unterstützt Partnerschaften zwischen     Das heißt, ein INTHEGA-Haus muss zukünftig
                        INTHEGA-Häusern und Tanzensembles von Stadt-        nicht drei, sondern kann zukünftig bis zu drei
                        und Staatstheatern sowie großen freien Ensem-       Ensemblepartner einladen. Tandem-Partner-
                        bles.                                               schaften sind weiterhin möglich.

                        Eine Gastspielwerkstatt am 22. und 23. März –       Dem Dachverband Tanz und seinem Geschäfts-
                        wegen der Pandemie nun ausschließlich online        führer Michael Freundt mit seinem Team ver-
                        – verbindet die ersten beiden Tanzland-Runden       dankt die Kulturstiftung des Bundes die erfolg-
                        mit der Neuausschreibung 2021. Die Gastspiel-       reiche Etablierung und Durchführung der ersten
                        werkstatt wird veranstaltet vom bisherigen Trä-     Programmphase, die noch bis 2021 läuft. Die
                        ger, dem Dachverband Tanz Deutschland, zusam-       Kulturstiftung des Bundes führt das Programm
                        men mit der initiierenden und fördernden            Tanzland bis zum Jahr 2026 fort und stellt dafür
                        Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der    2,8 Mio. Euro zur Verfügung. Künftig können die
                        INTHEGA.                                            Anträge direkt bei der Kulturstiftung des Bundes
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