Silver Society DOSSIER - ZHAW
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№ 56 | MÄRZ 2022 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften DOSSIER Silver Society ZHAW-ALUMNA MENSCHEN Wie Sozialarbeiterin Lea-Maria Leu ZHAW-Dozent Jonathan Dominguez bei der KESB in Dübendorf dem einzelnen Hernandez und sein ungewöhnlicher Menschen gerecht werden will. Werdegang als Hebamme und Jurist.
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IMPRESSUM EDITORIAL HERAUSGEBER: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, und ALUMNI ZHAW KONTAKT: Illusion und Wirklichkeit ZHAW-Impact, Redaktion, Postfach, 8401 Winterthur; zhaw-impact@zhaw.ch AUFLAGE: 27’000 Exemplare ZHAW-Impact erscheint viermal jährlich. NÄCHSTE AUSGABE: 22. Juni 2022 Alle wollen lange leben, aber ADRESSÄNDERUNGEN: info@zhaw.ch keiner will alt werden. Dennoch WEITERE EXEMPLARE: zhaw-impact@zhaw.ch reden wir übers Älterwerden REDAKTIONSLEITUNG: Patricia Faller (Chefredaktorin) im Dossier dieses Magazins. Andrea Hopmann (Leiterin CC) Weil die alternde Gesellschaft REDAKTIONSKOMMISSION: eine Realität ist: Der Begriff Christa Stocker (Angewandte Linguistik); Kathrin Fink (Angewandte Psychologie); «Silver Society» umschreibt Andrea Kleinert (Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen); Tobias Hänni (Gesundheit); diesen grundlegenden Wandel Cornelia Sidler (Life Sciences und FacilityMa- von Altersstruktur und Gesell- nagement); David Bäuerle (School of Enginee- ring); Frederic Härvelid (School of Management schaft und ist einer der grossen and Law); Regula Freuler (Soziale Arbeit) Megatrends unserer Zeit. Wir PRODUKTION NEWS: zeigen, was den Forschenden Mitarbeit Andreas Engel, Sibylle Veigl zum Thema «Alter» einfällt. REDAKTIONELLE MITARBEIT: Irene Bättig, David Bäuerle, Sara Blaser, Regula Und was fällt Ihnen zum Thema «Alter» ein? Ich denke da an Freuler, Sandra Hürlimann, Elena Ibello, Tho- die Rentnerinnen und Rentner, die mich beim Wandern freund- mas Müller, Katrin Oller, Frank Richter, Kathrin Reimann, Eveline Rutz, Bettina Sackenreuther, lich grüssend überholen, während ich mich Richtung Gipfel Carole Scheidegger, Andrea Söldi, Fabienne Trümpi, Sibylle Veigl, Susanne Wenger, Ümit schleppe und den Schweiss von der Stirne wische. So fit will ich Yoker auch mal werden, wenn ich Ü65 bin! «Was fällt Ihnen zum FOTOS: Thema Alter ein?» Das wollten wir auch in unserer Spot- Conradin Frei, Zürich, alle ausser S. 4 l., 6–13, 29, 35, 36, 37, 56–67; Daniel Baumgartner light-Umfrage von Studierenden, Absolventinnen und Absol- S. 29; Noëlle Guidon S. 4 l., 6; Pixabay S. 56, 58; venten sowie von Mitarbeitenden kurz vor der Pensionierung, Archiv ZHAW LSFM S. 67 o.; Stefan Kubli S. 67 u.; zVg S. 10–12; 35, 36, 37, 57, 59, 60–66 aber auch von jüngeren Kolleginnen und Kollegen wissen (S. 36 GRAFIK/LAYOUT: und im Webmagazin). Unserem Illustrator Till Martin kam bei Till Martin, Zürich; Klaas Kaat, Zürich; Stämpf li AG, ZH/Bern der Frage der Lebensherbst in den Sinn: Bei seiner Interpretati- VORSTUFE/DRUCK: on auf dem Titelbild schweben ältere Menschen an goldenen Stämpf li AG, Zürich/Bern Fallschirmen sanft ins Leben. Andere werden von einer Böe INSERATE: Fachmedien Zürichsee Werbe AG, ergriffen und kräftig durchgeschüttelt. Der leere Liegestuhl Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa, Impact@fachmedien.ch, Tel. 044 928 56 53 auf dem Dossier-Auftaktfoto von Conradin Frei lässt Raum für Spekulationen. Wartet der auf uns? Oder wurden wir bereits alle aus dem «Rentnerparadies» vertrieben? Voraussichtlich stimmen wir schon bald über die Reform AHV 21 ab, die unter anderem eine Flexibilisierung des Rentenalters vorsieht. In der Öffentlichkeit wird kaum über die Flexibilisierung debattiert, IMPACT DIGITAL Die aktuelle Ausgabe unter als sei sie unumstritten. Machen Sie sich selbst ein Bild bei un- ↘ https://impact.zhaw.ch seren Pro- und Contra-Beiträgen zweier ZHAW-Fachleute (S. 48). Als pdf und weitere Infos: ↘ www.zhaw.ch/zhaw-impact Tauchen Sie nun ein in die vielfältige und vielschichtige Silver ↘ www.zhaw.ch/socialmedia Society. PATRICIA FALLER, Chefredaktorin 3
INHALT Impact | März 2022 ALUMNI ABSCHLUSSARBEITEN MENSCHEN Menschlich handeln: Lea-Maria Leu, Weshalb lassen sich Menschen Als Hebamme in einer Frauendomäne: Sozialarbeiterin bei der KESB 6 impfen und andere nicht? 20 Jonathan Dominguez Hernandez. 14 18 STUDIUM 19 «Wir Frauen können IT» 56 WEITERBILDUNG Es braucht mehr Frauen in der IT-Welt, Sozial engagiert im Studium ist ZHAW-Dozentin Katja Kurz überzeugt. Gesund, leistungsfähig und Ü50 Gutes tun und dafür ECTS-Punkte erhalten: Deshalb thematisiert sie Gender Diversity Angesichts des Fachkräftemangels in der al- Das Mentoring-Programm Future Kids bietet bereits mit ihren Studierenden im Einfüh- ternden Gesellschaft sollen Menschen länger Studierenden die Möglichkeit, ihre Erfah- rungsmodul für Wirtschaftsinformatik, im Arbeitsprozess bleiben. Damit das ge- rungen und ihr Wissen spielerisch weiterzu- sensibilisiert sie für unbewusste Vorurteile lingt, braucht es mehr zielgruppengerechte geben, um benachteiligten Kindern gleiche und Lohnunterschiede und verweist auf die Gesundheitsförderung und Prävention, ohne Chancen in der Schule zu ermöglichen. Wichtigkeit von Vorbildern. ältere Mitarbeitende zu diskriminieren. 65 PERSPEKTIVENWECHSEL NACHHALTIGKEITSWETTBEWERB: DIE GEWINNER SIND … 127 Einsendungen gingen bei unserem ▶ Der 2. PREIS, ein SBB-Gutschein, geht an Leere Spielplätze Nachhaltigkeitswettbewerb ein. Herzlichen Sonja Schneiderbauer aus Bremgarten Ergotherapeutin Ines Wenger verbrachte im Dank! Die Jury aus drei Mitgliedern des (AG). Sie und ihre Familie benutzen ge- Rahmen Ihres Doktorats sechs Wochen in ZHAW-Nachhaltigkeitsausschusses hat- brauchte Flipchartblätter als Geschenk- Schweden. Sie promoviert über Spielplätze te k eine leichte Aufgabe, die kreativsten papier mit Ornamenten aus Buchstaben. und Inklusion von Kindern mit speziellen Be- Alltagsideen auszuwählen. dürfnissen. Auf der Suche nach Spielgefähr- ▶ Den 3. PREIS, einen Gutschein für eine ten für ihr Töchterchen traf sie wochentags Veloreparatur, gewinnt Franziska ▶ Den 1. PREIS, eine Nacht im Hotel «Capri- nur leere Spielplätze an. Ulmann aus Rorschach (SG). Ihre Idee: corns» in Wergenstein, gewinnt Harlies monatlich stattfindende Tauschzirkel, zu Schweizer aus Bühler (AR) für die Idee denen jeder Dinge mitbringt, von denen 67 DAMALS & HEUTE des Geschichtenateliers, das Generati- er sich für einen Monat trennen kann. onen verbindet. Sie organisiert es mit Vom Monokularmikroskop zum Maria Nänny und Jürg Engler in ihrer Der Zufallsgenerator hat unter allen Teil- Hightech-Instrument Gemeinde. Ältere Menschen erzählen nehmenden als Zufallsgewinner In der fünten Folge der Serie «Damals & aus ihrem Leben. Kinder und Erwachse- A. Schwartz aus Kilchberg (ZH) ermittelt heute», in der wir jeweils eine historische ne hören zu und zeichnen oder malen, für Vorschläge für einen nachhaltigen All- Fotografie einer aktuellen gegenüberstellen, was sie hören. Für alle eröffnen sich tag. Der Gewinn ist ein SBB-Gutschein. geht es um Laborunterricht einst und heute. neue Perspektiven. Allen herzlichen Glückwunsch! Alle Folgen im IMPACT-W EBMAGAZIN. 4
3 EDITORIAL 4 INHALT 6 ALUMNI 10 FORSCHUNG 14 MENSCHEN 18 STUDIUM 20 ABSCHLUSSARBEITEN 22 DOSSIER 56 WEITERBILDUNG 59 VERANSTALTUNGEN 60 ALUMNI ZHAW 65 PERSPEKTIVENWECHSEL 66 MEDIEN UND SOCIAL MEDIA 67 DAMALS & HEUTE IMPACT-Webmagazin https://impact.zhaw.ch 22 DOSSIER SILVER SOCIETY Video Labradordame Jazz ist Therapieh ündin. Wenn sie Ergo- therapeutin Luzia Buchli beglei- Für Menschen ab 60 hat das Marketing viele Umschreibungen erfunden. Silver tet, vergessen ältere Klientinnen Agers, Golden Agers oder Best Agers. Doch wie halten wir es selbst mit dem eige- und Klienten ihre Schmerzen und nen Älterwerden? Jeder ganz individuell, wie Katharina Fierz, Projektleiterin des trainieren für den Alltag. Schwerpunkts Angewandte Gerontologie, im Interview (S. 24) sagt: «Die ‹Alten› als Video Mit Augmented Reality einheitliche Gruppe gibt es nicht.» Das mache es komplex, Antworten auf drin- und einem dynamischen Stuhl gende Fragen der alternden Gesellschaft zu finden: Wie werden wir im Alter künf- haben ZHAW-Forschende eine tig wohnen (S. 30)? Wie können wir am gesellschaftlichen Leben teilhaben (S. 35)? neue Therapieform für Schlagan- Helfen Technologien wie Virtual Reality (S. 39) oder Apps gegen Einsamkeit (S. 40)? fallpatienten entwickelt – moti- vierend und messbar. Wie nutzen Seniorinnen und Senioren das Internet (S. 47) und wie könnte man sie unterstützen (S. 54)? Ist die Flexibilisierung des Rentenalters das Allheilmittel Video Beim Mentoringprogramm für unsere Versorgungssysteme (S. 48)? Müssen wir stärker in die private Vorsor- Future Kids verhelfen ZHAW- ge investieren (S. 50)? Wie werden sich die Gesundheitskosten entwickeln (S. 52)? Studierende Schülern zu mehr Chancengleichheit in der Schule Weshalb altern wir überhaupt (S. 28)? Was hilft nach einem Schlaganfall (S. 30, 45)? und erhalten dafür ECTS-Punkte. Leisten wir uns einen persönlichen Gesundheitscoach (S. 45)? Lesen Sie im Maga- Einblick geben Studentin Giulia zin, wie ZHAW-Mitarbeitende wirkungsvolle nachhaltige Lösungen entwickeln. und der zehnjährige Harun. 5
Impact | März 2022 ALUMNI ERWACHSENENSCHUTZ Sie will dem einzelnen Menschen gerecht werden Lea-Maria Leu arbeitet bei der KESB. Nicht alle ihrer Klientinnen und Klienten kommen freiwillig zu ihr. In solchen Situationen menschlich zu bleiben, sieht die Masterabsolventin als eine wichtige Aufgabe. REGULA FREULER vertiertheit und mit Rebellion zu entschied sie sich 2013 für ein Stu- D tun», sagt Leu lachend. «Ich wollte dium in Sozialer Arbeit. Sie machte reizehn Kilometer kön- wohl auf leise Art laut sein.» Nur den Bachelor an der Fachhochschu- nen einen Unterschied mässig motiviert absolvierte sie le Nordwestschweiz teilweise im machen. So viel beträgt damals eine Handelsmittelschule. vollen Pensum und arbeitete zu- die Strecke zwischen Lea- Als sie danach ein kaufmännisches sätzlich in zwei Jobs. «Ich war oft er- Maria Leus Arbeitsort – der Kin- Praktikum im Asylamt Biel machte, schöpft», erinnert sich Leu. Heute des- und Erwachsenenschutzbehör- kam sie erstmals mit Sozialer Ar- würde sie das Pensum besser ver- de (KESB) in Dübendorf – und ihrer beit in Kontakt: Flüchtlinge sollten teilen. Wohnung in der Stadt Zürich. Gele- auf die Durchgangszentren im Kan- gentlich joggt sie abends heim: Äus- ton verteilt werden. Wie wird man In Praktika zur beruflichen serer Abstand schafft inneren Ab- dabei dem einzelnen Menschen ge- Identität stand. «Manche Fälle lassen einen recht? Diese Frage beschäftigte sie, Besser angepackt habe sie es bei der nach Feierabend nicht los», sagt die Wahl der beiden Studiumspraktika: 31-Jährige. «Sie halfen mir, meine berufliche Wir treffen uns an einem grau- «Ich will den Identität zu finden.» Als Erstes ar- en Nachmittag bei ihr zu Hau- Menschen nicht sagen, beitete sie in der Stiftung Netzwerk se. Neben dem Esstisch hängt ein wie sie leben sollen, in Uster, einer Non-Profit-Organisa- Schwarzweiss-Plakat der Cinéma- tion unter anderem für begleitetes thèque suisse aus den Achtzigern, sondern sie d abei Wohnen für junge Menschen zwi- an eine andere Wand gelehnt stehen unterstützen, wie sie schen 16 und 22 Jahren. Wer eine alte Bilder. Alles Erbstücke des On- leben wollen.» Wohnung haben wollte, musste kels – und Ausdruck von Leus pri- Lea-Maria Leu, KESB-Mitarbeiterin eine Tagesstruktur nachweisen. Wer vater Seite, die beinahe ihre beruf- diese verlor, musste ausziehen. «Ich liche geworden wäre. empfand das als hart. Und ich merk- weshalb sie dann befristet in einem te, dass mir der stationäre Jugend- Auf leise Art laut sein solchen Zentrum in Reconvilier im bereich zu nah am eigenen Alltag Schon als Jugendliche interessier- Berner Jura Asylsuchende betreute. war», erzählt sie. «Welche Nähe hält te sie sich für Kunst, und bis heute «Es war ziemlich trostlos», erzählt man aus und welche nicht? Auch fotografiert, malt und druckt sie. Leu, «man konnte den Menschen das lernt man im Praktikum.» Aber um auf diesem Gebiet eine kaum Abwechslung bieten, sie Das zweite Praktikum erfolgte Karriere einzuschlagen, habe ihr mussten einfach abwarten, manche 2015 bei ihrem heutigen Arbeitge- «Selbstbestim- der Mut gefehlt. Aus früheren Ta- von ihnen bis zu drei Jahre.» ber, der Kindes- und Erwachsenen- mung ist auch gen stammen auch ihre Tätowie- Nach einer Auszeit nahm sie eine schutzbehörde Dübendorf. Diese innerhalb von rungen, die an Hals und Armen aus Stelle im IT-Support des Eidgenös- Behörde gab es damals erst seit zwei Grenzen durchaus dem Shirt ranken: florale Muster, sischen Departements für auswär- Jahren. «Zuerst hatte ich Vorbe- möglich», sagt Gefieder, Ornamente. «Das hatte tige Angelegenheiten an. Doch statt halte, weil es ein Zwangskontext ist. KESB-Mitarbeite- sowohl mit Kunstaffinität wie auch sich ein Informatikstudium bezah- Aber die Aufgaben sind eben auch rin Lea-Maria Leu. mit meiner extrovertierten Intro- len zu lassen, wie man es ihr anbot, sehr menschlich, und man muss 7
ALUMNI Impact | März 2022 sie menschlich angehen», betont mit dem Entscheidungsfindungs- ne eine Schutzmassnahme. Das sind Leu. Bei der KESB arbeitet sie nun prozess, beim Master mit Selbst- fast 10 000 mehr als noch drei Jah- schon seit sechseinhalb Jahren, in- bestimmung. Durch die demogra- re zuvor. zwischen als Fachmitarbeiterin und fische Veränderung – unsere Gesell- Mit ihrer Masterthesis hat Leu Ersatzbehördenmitglied. schaft altert – gewinnt der Erwach- eine Forschungslücke in Angriff ge- senenschutz, vor allem für ältere nommen. Bisher existierten keine Erwachsenenschutz gewinnt Studien zur Selbstbestimmung mit an Bedeutung Fokus auf die Sicht von älteren ver- Im vergangenen Sommer schloss «Welche Nähe hält beiständeten Personen, wie es im die gebürtige Burgdorferin ihr Mas man aus und welche Behördenjargon heisst. «Ich fand terstudium an der ZHAW ab: «Es nicht? Auch das lernt das erstaunlich, zumal das 2013 re- ermöglichte mir die nötige fach- vidierte zivilrechtliche Erwachse- liche Vertiefung. Und es hilft für das man im Praktikum.» nenschutzrecht die Selbstbestim- Lea-Maria Leu, ZHAW-Masterabsolventin ‹Standing› am Arbeitsplatz neben mung des Individuums in den Mit- Juristinnen und Psychologen.» telpunkt rückte», sagt Leu. Leu beschäftigt sich in ihrem be- Menschen, in der Sozialen Arbeit an ruflichen Alltag überwiegend mit Bedeutung. Laut der jüngsten Statis Selbstbestimmung in Erwachsenenschutz. Zu diesem tik der Konferenz der Kantone für bestimmten Grenzen möglich Fachgebiet hat sie denn auch ihre Kindes- und Erwachsenenschutz Die Errichtung der Beistandschaft beiden Abschlussarbeiten geschrie- (KOKES) bestand Ende 2020 in der bringt gewisse Einschränkungen, ben. Beim Bachelor befasste sie sich Schweiz für fast 100 000 Erwachse- aber auch Möglichkeiten mit sich. ANZEIGE Entwickeln Sie neue berufliche Spielräume In welchem Bereich der Sozialen Arbeit Sie auch tätig sind: Eine Weiterbildung erhöht Ihre Kompetenzen für künftige Aufgaben. Vertiefen Sie Ihr Fachwissen und stärken Sie Ihre Handlungsfähigkeiten mit unseren CAS, DAS, MAS und Kursen. Machen Sie den nächsten Schritt. In welchem Handlungsfeld möchten Sie sich weiterbilden? • Kindheit, Jugend und Familie • Delinquenz und Kriminalprävention • Soziale Gerontologie • Community Development und Migration • Sozialrecht • Sozialmanagement • Supervision, Coaching und Mediation • Psychosoziale Beratung Infoveranstaltung: 9. Mai 2022 www.zhaw.ch/sozialearbeit Hochschulcampus Toni-Areal, Zürich 8
Impact | März 2022 ALUMNI Wie dies erlebt wird, eruierte Leu dung bis zur Empfehlung für einen halte gegenüber ihrer Arbeit kennt in leitfadengestützten Interviews Entscheid. Trotz aller rationalen Ab- sie: «Manche glauben, es sei ein un- mit Personen im Alter von 68 bis straktion in der Fachabklärung ist dankbarer Job. Aber gerade im Er- 80 Jahren. Das Fazit: Vier von fünf wachsenenschutz sind viele Men- Befragten sahen vor allem die po- schen froh um Unterstützung.» sitiven Seiten, weil sie bei admini- «Manche glauben, strativen und finanziellen Angele- es sei ein undankbarer Eingreifen bei Missbrauchsfällen genheiten entlastet wurden. Dass Job. Aber gerade im Und was antwortet sie jeweils auf man hingegen um sein eigenes Geld den häufig geäusserten Vorwurf, die sozusagen bitten müsse, empfan- Erwachsenenschutz KESB verletze die familiäre Privat- den manche als störend oder gar de- sind viele Menschen sphäre? «Leider geschehen die meis mütigend. «Das ist verständlich», froh um ten Missbrauchsfälle innerhalb der räumt die KESB-Mitarbeiterin ein. Familie. Da muss man eingreifen Dennoch ist das Ergebnis ihrer Be- Unterstützung.» können – zum Schutz der Betrof- Lea-Maria Leu, Sozialarbeiterin fragungen erhellend: Selbstbestim- fenen», betont Leu. mung ist auch innerhalb von Gren- Wenn sich Menschen von ihr ab- zen durchaus möglich. sie überzeugt: «Es ist enorm wich- geholt fühlen, sieht sie sich in ihrer Am juristischen Kontext ihres Be- tig, die betroffenen Menschen im Tätigkeit bestätigt: «Ich will ihnen rufs schätzt Leu, dass sie viele Fra- ganzen Prozess mitzunehmen, auch nicht sagen, wie sie leben sollen, gen analytisch angehen kann, vom wenn dazu mehrere Gespräche nö- sondern sie dabei unterstützen, wie Eingang einer Gefährdungsmel- tig sind.» Die verbreiteten Vorbe- sie leben wollen.» ◼ ANZEIGE Weniger Umverteilung und damit mehr für Sie Erhalten Sie das, was Ihnen zusteht – dank einer flexiblen Vorsorgelösung mit zukunftsgerichtetem Vorsorgemodell und transparenter Verzinsung. Mit Vita Classic sind Sie und Ihre Mitarbeitenden direkt und ausgeglichen am Anlageertrag beteiligt. So geht Fairplay in der beruflichen Vorsorge. Erfahren Sie mehr: vita.ch/fairplay Berufliche Vorsorge von den Vita Sammels ungen und der Zurich Versicherung 9
FORSCHUNG Impact | März 2022 AUSSTELLUNG «WATCH I NG TH E WORLD» Online-Zahlungen: zur Hälfte mobil Kunst und Forschung in einem Projekt Die Schweizer Bevölkerung zahlt Waren und Dienstleis tungen, die sie nicht direkt vor Ort bezieht, sehr häufig mobil: 49 Prozent aller Transaktionen im sogenannten Distanzgeschäft erfolgen über ein Mobiltelefon, Tablet oder eine Smartwatch. Dies umfasst Zahlungen einerseits direkt über das Bankkonto wie mit Twint, anderseits aber auch mit einer Kredit- oder Debitkarte, die in einer App hinterlegt ist, wie zum Beispiel bei Apple Pay oder SBB Mobile. Das zeigt der zum sechsten Mal durchgeführte Swiss Payment Monitor der SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW und der Universität St. Gallen. Für die Untersu chung wurden Ende 2021 1460 Personen repräsentativ für die ganze Schweiz befragt. Insgesamt ist die Debitkarte mit einem Anteil von 30 Prozent aller Transaktionen (von Distanz- und Präsenzgeschäft) weiterhin das meistge Ein Internet-Café irgendwo auf der Welt: eine der unzähligen Webcam- nutzte Zahlungsmittel. Aufnahmen, ausgesucht mittels Künstlicher Intelligenz. «Watching the World» zeigt die den diese alle 15 Minuten ein neues Wettervorhersage für die Finanzmärkte Vielfalt der Welt im permanenten Bild. Geordnet in unterschiedlichen Live-Zustand. Das Projekt von Web Kategorien sehen Besucherinnen cam-Künstler Kurt Caviezel und und Besucher der Projekt-Homepage Helmut Grabner, Dozent am Institut eine sich ständig ändernde Live-Col für Datenanalyse und Prozessdesign lage. Als Forschungsprojekt bietet der SCHOOL OF ENGINEERING, er «Watching the World» viele Ansatz schafft mit Webcam-Bildern, die punkte für Bachelor- und Masterar durch Künstliche Intelligenz kuratiert beiten. «Fast alle Themen im Bereich werden, eine Ausstellung, die das Data Science werden abgedeckt», er «Jetzt» der Welt zeigt. Ausgangsma klärt Dozent Grabner. So stellen sich terial sind 10 000 öffentlich zugäng bei der Datenanalyse Fragen wie zum Der Banken-Distrikt City of London: Ein Forschungspro- liche Webcams und Überwachungs Beispiel: «Welche Bilder halten wir jekt will automatisierte Bankreports in Echtzeit erstellen. kameras auf der ganzen Welt – und es für interessant und welche nicht?» werden immer mehr. Im Schnitt sen ↘ https://bit.ly/3rVfeKQ Nach der Finanzkrise 2008 wurden neue Regeln zum Schutz des Bankensystems geschaffen, doch sind die In strumente in ihrer technischen Struktur noch immer un Online-PR in Medien bleibt oft unerkannt einheitlich, zeitintensiv und nicht effizient. Das Projekt Das IAM Institut für Angewandte ANGEWANDTE LINGUISTIK. Auch «Data Driven Financial Risk and Regulatory Reporting» Medienwissenschaft hat die Nutzung konnten die Teilnehmerinnen und (DaDFiR3) setzt hier an. Die Projektpartner, bestehend aus von Native Ads untersucht: Native Teilnehmer oft nicht erklären, was Wolfgang Breymann von der SCHOOL OF ENGINEERING, Ads sind an das Umfeld des Medien die Bezeichnungen für diese Werbe Tim Weingärtner vom Departement Informatik der Hoch titels angepasste gesponserte Bei formen genau bedeuten. Insbeson schule Luzern und Walter Farkas vom Institut für Banking träge in journalistischen Medien. In dere «Native Content» war für mehr und Finance der Universität Zürich, haben sich zum Ziel einem Online-Experiment wurden als die Hälfte der Befragten unver gesetzt, eine digitale Infrastruktur zu entwickeln, die es 1800 Teilnehmende mit Native Ads ständlich; «Paid Post», «Sponsored» ermöglicht, automatisierte Banken-Reports in Echtzeit zu konfrontiert. Gut ein Drittel davon oder «Präsentiert von …» waren für erstellen. «Man kann sich das System wie eine Wettervor konnte Native Ads nicht als bezahlten jeweils mindestens 20 Prozent unklar. hersage für den Finanzmarkt vorstellen», erklärt Brey Inhalt erkennen. «Je nach Plattform Im Eye-Tracking-Experiment wurde mann. Das Projekt wird vom gemeinsamen Förderpro und Art der Kennzeichnung bemerk zudem ersichtlich, dass Hinweise auf gramm BRIDGE des Schweizerischen Nationalfonds und ten sogar bis zu 60 Prozent der Teil das Sponsoring, die nicht direkt im der Innosuisse unterstützt. Mehrere Unternehmen konn nehmenden nicht, dass es sich bei Lauftext eines Beitrags aufscheinen, ten als Umsetzungspartner gewonnen werden, insbeson einem Beitrag um gesponserten In kaum zur Kenntnis genommen, son dere Regnology, einer der führenden Anbieter von Risiko- halt handelt», sagt Guido Keel, Studi dern routiniert ignoriert werden. und Regulierungs-Technologien für Banken und Finanz enleiter und Professor für aufsichtsbehörden weltweit. Media Literacy am Departement ↘ https://bit.ly/3JR3VK3 ↘ https://dadfir3.com 10
Impact | März 2022 FORSCHUNG BIOLOGISCH ABBAUBARER SCHWAMM AUS CHITOSAN ALS FILTER Weniger Mikroplastik im Wasser dank Austern-Prinzip CHITOSAN Austern filtern für die Nah ähnlichen Filter, um Gewässer anfällt. Im «Austern-Betrieb» Reinigung von Meteorwasser rungsaufnahme mehrere hun von Mikroplastik zu befreien. gelang es, Mikroplastik um 80 aus Kunstrasen-Sportplätzen. dert Liter Wasser pro Tag. Dieses Dabei setzten sie auf hochporö Prozent zu reduzieren, als klas Das Forschungsprojekt ist Teil Prinzip machten sich Forschende se flexible Nanofaser-Schwäm sischer Tiefenfilter erzielte der des übergreifenden BIOMAT-Pro der Fachgruppe Funktionsma me – hergestellt aus dem biolo Schwamm über 99 Prozent Rei jekts an der ZHAW in Wädenswil, terialien und Nanotechnologie gisch abbaubaren Biomaterial nigungswirkung. Der Filter sollte das unter anderem zum Ziel hat, am Departement LIFE SCIEN- Chitosan, das unter anderem in möglichst nahe an der Quelle verschiedene nachhaltige bioba CES UND FACILITY MANAGE- den Schalen von Krustentieren von Mikroplastik zum Einsatz sierte Materialien und Prozesse MENT zunutze. Im Rahmen eines vorkommt und als Abfallpro kommen, also bereits in einer zu entwickeln, um fossilbasierte Projekts entwickelten sie einen dukt der Lebensmittelindustrie Waschmaschine oder auch zur Pendants zu ersetzen. Klimawandel verschiebt Anbaugebiete Gleichzeitig Tee und Strom produzieren Heutige tropische Anbaugebiete für heutigen Hauptproduktionsländern Die Agrivoltaik (APV) hat das Ziel, auf dem gleichen Stück Kaffee, Avocado und Cashewkerne in abnehmen und die Anbaugebiete der Land sowohl Solarstrom als auch landwirtschaftliche Er Afrika, Asien und Südamerika werden drei Kulturpflanzen sich in höhere zeugnisse zu produzieren. In seinem Projekt «Green!Tea» sich infolge der Klimaerwärmung vo Lagen und Breitengrade verschieben. führt Grégoire Meylan vom International Management In raussichtlich in andere Regionen ver Profitieren könnten Regionen wie stitute der SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW eine pro schieben. Dies zeigt eine Studie am die USA, Argentinien, China und Ost spektive Ökobilanz durch, um ökologische Brennpunkte Departement LIFE SCIENCES UND afrika. Kaffee ist am anfälligsten: Die und Verbesserungspotenziale von APV für die Produktion FACILITY MANAGEMENT. Die genann Landeignung wird in allen wichtigen von grünem Tee in Vietnam zu identifizieren. Diese Tee ten Kulturen sind wichtige Nutzpflan Produktionsländern wie Brasilien, sorte eignet sich für den APV-Einsatz, da sie Beschattung zen für tropische Kleinbauern rund Vietnam, Indonesien und Kolumbien benötigt. Gefördert wird das Projekt vom «Sustainable Im um die Welt. Für die Prognosen im zurückgehen. Die Ergebnisse zeigen, pact Program» der ZHAW. Hinblick auf das Jahr 2050 kombi dass sich die heutigen Produktions nierte Roman Grüters Team am In länder an den Klimawandel anpassen stitut für Umwelt und Natürliche müssen, zum Beispiel mit dem Anbau Ressourcen verschiedene Klimawan von Sorten, welche an höhere Tempe delmodelle und Bodenfaktoren. Die raturen oder Dürre angepasst sind. Analyse zeigte: Mit fortschreitendem Gemildert werden müssen aber auch Klimawandel werden die geeigneten die Umweltauswirkungen einer Ex Anbauflächen für Kaffee Arabica – die pansion an neue Standorte. dominierende Kaffeeart –, Avocados sowie Cashewkerne in den meisten ↘ https://bit.ly/3oXuBR3 Tee unter Solarpanels: Wie steht es mit der Ökobilanz? 11
FORSCHUNG Impact | März 2022 Sexarbeitende: Negative Folgen des Ausgezeichnet Arbeitsverbots während Pandemie Die Corona-Massnahmen in der Fragebogen für klinische Anwendung Schweiz seit März 2020 hatten einen Forschende des Departements Gesundheit gewannen grossen negativen Einfluss auf das den mit 5000 Fr. dotierten Preis der Reha Rheinfelden für Leben der Sexarbeiterinnen und Sex wissenschaftliche Arbeiten im therapeutischen Bereich. arbeiter. Am schwersten wogen die Die Forscherin Marina Bruderer‑Hofstetter und ihr Team Folgen durch das Arbeitsverbot. Wer haben einen Fragebogen für ältere Personen mit kogni trotz Verbot weiterarbeitete, erfuhr tiven Einschränkungen für die klinische Anwendung in der eine Machtverschiebung zugunsten deutschsprachigen Schweiz angepasst und auf seine Gül der Kunden. Wie eine von der Stiftung tigkeit hin überprüft. Die Jury beeindruckte u.a. die hohe für Soziale Arbeit Zürich unterstützte therapeutische Relevanz für die klinische Arbeit. Der Fra Studie des ZHAW-Departements gebogen ermöglicht es, Einschränkungen im Alltag, z.B. SOZIALE ARBEIT unter der Leitung beim Kochen oder Einkaufen zu evaluieren. von Michael Herzig ergab, führte dies Das Arbeitsverbot für Prostitution zu tiefen Preisen für Dienstleistungen führte zu Machtverschiebungen sowie Nötigungen und Gewalt. zugunsten des Kunden. Häusliche Gewalt: Kein Pandemieeffekt Entgegen vielfach geäusserten Be beziehungsweise fast 2000 Erwachse fürchtungen lässt sich anhand der ne, die zum Befragungszeitpunkt in polizeilichen Kriminalstatistik kein einer Partnerschaft lebten, Auskunft Pandemieeffekt bei häuslicher Gewalt zum Erleben verschiedener partner insgesamt nachweisen. Diese Stati schaftlicher Übergriffe in den letzten Die Forscherin Marina Bruderer-Hofstetter (2. v. r.) mit stik erfasst allerdings nur die ange 12 Monaten. Gemäss ihren Aussagen Vertreterin und Vertretern der Reha Rheinfelden. zeigten Straftaten. Bestätigt werden ist das Ausmass partnerschaftlicher sie nun durch zwei Studien, geleitet Gewalt vor und während der Pande von Dirk Baier vom Institut für Delin mie weitestgehend identisch. Aller Smarte Beleuchtung für Pflanzen quenz und Kriminalprävention des dings nicht bei allen demografischen Erst waren sie noch Studenten in Umweltingenieurwesen Departements SOZIALE ARBEIT. Bei Gruppen: Bei jüngeren Befragten fin am Departement Life Sciences und Facility Management, den Befragungen gaben im Jahr 2018 det sich ein Anstieg physischer Ge nun sind sie zweifach preisgekrönte Jungunternehmer: und erneut im Jahr 2021 rund 1500 walterfahrungen. Remo Oberholzer und Philipp Osterwalder haben mit ih rer Jungfirma Aurora den Zentralschweizer Startup-Award Zünder 2021 gewonnen, nach dem First-Ventures-Preis Arbeitswelt 4.0: Vielfältig und vernetzt der Gebert-Rüf-Stiftung. Mit dem Zünder-Award erhalten In seiner Reihe zur Arbeitswelt 4.0 und über die Hälfte sagt, dass ver sie eine Investitionszusage von 100 000 Franken von der hat das IAP Institut für Angewandte mehrtes Homeoffice sich eher nega SeedCapital Invest. Damit wollen sie ihr Beleuchtungs Psychologie am Departement ANGE- tiv auf die Teamkommunikation aus system, das verschiedene Klima- und Vegetationszonen WANDTE PSYCHOLOGIE seine fünf wirkt. Für 74 Prozent der Befragten ist der jeweiligen Pflanzen simulieren kann, Mitte 2022 auf te Studie erarbeitet: Forschende ha eine Trennung zwischen Arbeit und den Markt bringen. ben neben aktuellen Fragestellungen Freizeit wichtig. ↘ https://bit.ly/3Br8Xtq auch Veränderungen gegenüber Er ↘ https://bit.ly/34ONaA7 kenntnissen der ersten Studie aus dem Jahr 2017 erhoben. Die Mehrheit der Befragten nimmt die durch die Digitalisierung verursachten Verän derungen nach wie vor positiv wahr. Die Arbeit wird als vielfältiger und autonomer erlebt, für die grosse Mehrheit führt Digitalisierung auch zu mehr Selbstführung. Allerdings bezeichnen über 40 Prozent die Arbeit Eine Erkenntnis: Digitalisierung Remo Oberholzer und Philipp Osterwalder (v.l.) an der als anstrengender und belastender, führt zu mehr Selbstführung. Preisverleihung des Startup-Award Zünder 2021. 12
Wir begeistern Talente – Talente begeistern uns. Baumer ist immer auf der Suche nach klugen Köpfen, die unsere Leidenschaft für Sensoren teilen. www.baumer.com/karriere Inserat_HR_Marketing_Baumer_zhaw_impact_185x130.indd 1 08.02.19 13:54 «Ich bin ein NOSER. Komm zu uns!» Jonas, Software Engineer Möchtest du ein NOSER werden und die Zukunft mitgestalten? Du realisierst spannende Projekte in verschiedenen Branchen und entwickelst digitale Lösungen von morgen. Du bist Teil eines starken Teams von mehr als 200 Consultants und Ingenieur*innen in einem etablierten Schweizer Software-Unternehmen. ose r.c om/jobs Ist das auch dein Ziel? Dann überleg nicht lang, komm zu uns – we know how. n tern! begeis Jobs, die Noser Engineering AG Winterthur | Luzern | Bern | Rheintal | Basel | München 20220216Inserat_ZHAW_Impact_225x150.indd 1 21.02.22 13:26 13
Impact | März 2022 MENSCHEN JONATHAN DOMINGUEZ HERNANDEZ Er ist Hebamme und Jurist Von Teneriffa über England und Österreich nach Winterthur: Jonathan Dominguez Hernandez ist schon viel herumgekommen. Seit letztem Sommer ist er Dozent im Masterstudiengang für Hebammen. CAROLE SCHEIDEGGER rascht, aber dann begeistert.» Ande- angemeldet wurden, sondern vagi- E re lehnten eine männliche Hebam- nal gebären konnten. Es sei ein ein- s ist nicht das erste Inter- me ab, zum Beispiel aus religiösen zigartiges Erlebnis, eine Frau dabei view, das Jonathan Domin- Gründen oder weil sie sich nicht zu unterstützen, ein Baby zur Welt guez Hernandez gibt. Schon wohl fühlten damit. «Das war völlig zu bringen, sagt Jonathan Domin- an früheren beruflichen Sta- in Ordnung und ich habe dann je- guez Hernandez mit einem Leuch- tionen in England und Österreich weils mit einer Kollegin getauscht», ten in den Augen. sorgte «die männliche Hebamme sagt der bekennende Feminist. Neben der Hebammenausbildung aus Teneriffa» für Aufsehen. Der Seine Haltung als Hebamme – hat Jonathan Dominguez Hernan- 42-Jährige willigt bei Medienanfra- auch bei den Männern lautet die Be- dez einen weiteren Beruf erlernt: gen ein, um anderen Mut zu ma- rufsbezeichnung so – ist, dass er auf das Medizinrecht. Auslöser für sein chen: «Ich möchte Männer bestär- die Frau hört. Darauf, was sie möch- Jurastudium war eine Tragödie: In ken, diesen Beruf zu ergreifen, wenn te und braucht. «Die Frauen sollen einem Spital in einem Vorort Lon- sie eine Leidenschaft dafür haben.» bei der Geburt ihre Selbstwirksam- dons verlor eine Frau beim Kaiser- Über den Spanier gibt es aber keit erfahren. Ich sagte ihnen: ‹Ich schnitt das Leben. «Ich betreute sie mehr zu erzählen als nur, dass er bin da, ich versuche, Ihre Wünsche zu Beginn der Geburt noch, dann ein Mann in einer Frauendomäne war meine Schicht zu Ende und ich ist. Der Dozent im Master of Science ging nach Hause. Am nächsten Mor- Hebamme am Departement Ge- «Es ist ein einzig gen waren alle in Aufruhr, weil die sundheit weist einen spannenden artiges Erlebnis, Frau gestorben war.» Lebenslauf auf. Begonnen hat er als eine Frau dabei Eine Untersuchung folgte, bei der Pfleger in seiner Heimat, der kana- alle Mitarbeitenden intensiv be- rischen Insel Teneriffa. Dort bekam zu unterstützen, fragt wurden. «In England wird sehr es der Sohn eines Bauarbeiters im- ein Baby zur Welt schnell gegen ein Krankenhaus ge- mer wieder mit Müttern und ihren zu bringen.» klagt», erklärt Jonathan Dominguez Neugeborenen zu tun, weil in Spa- Jonathan Dominguez Hernandez, Hernandez. «Mich interessierte, nien stets Pflegefachkräfte die Wo- Dozent am Institut für Hebammen wie ich mich selbst schützen konn- chenbettbetreuung übernehmen. te und welche Rechte Hebammen in Diese Arbeit gefiel ihm sehr. solchen Fällen haben. Deshalb habe zu erfüllen.›» Das bedeutete für ihn ich einen Master of Law in Medizin- Die erste männliche Hebamme auch, dass eine Frau zum Beispiel recht abgeschlossen.» Nordenglands eine Periduralanästhesie gegen die Teneriffa wurde ihm, so sehr er die Schmerzen bekommen sollte, wenn Abkehr vom Beruf des Juristen Sonne und das Meer liebt, mit der diese ihr ein gutes Geburtserleb- Er absolvierte sein Referendariat in Will, dass Frauen Zeit zu eng. Er zog nach England. nis verschaffte. «Ich kläre natürlich einer entsprechenden Kanzlei. «Ich bei der Geburt ihre Auch dort arbeitete er zuerst in der über die Risiken auf, aber am Ende fand es sehr interessant, mir ka- Selbstwirksamkeit Pflege. Dann eröffnete sich ihm entscheidet die Frau.» men aber die Gefühle dazwischen, erfahren: Jona- durch ein Stipendium die Möglich- Auch als Leiter einer Londoner wenn ich eine Person verteidigen than Dominguez keit, Hebamme zu werden. Er war hebammengeleiteten Ambulanz musste, bei der ich genau wuss- Hernandez, im Norden Englands tätig, wo er für übertragbare Krankheiten und te, dass sie einen Behandlungsfeh- Dozent im Master die erste männliche Hebamme war. Suchtkrankheiten in der Schwanger ler gemacht hatte», erinnert er sich. of Science Heb- «Von den schwangeren Frauen habe schaft setzte er sich zum Beispiel da- Also kehrte er zurück zur Hebam- amme und beken- ich alle denkbaren Reaktionen er- für ein, dass Frauen mit HIV nicht menarbeit. In England lernte Jona- nender Feminist. halten. Manche waren erst über- von vornherein zum Kaiserschnitt than Dominguez Hernandez sei- 15
MENSCHEN Impact | März 2022 meine Möglichkeiten in der Heb- ammenarbeit stark verändert, ich war besser informiert und konnte den Frauen mehr anbieten als zuvor. Ich hatte immer die evidenzbasierte Theorie im Kopf und bekam so qua- si eine Helikopter-Optik.» Neben seinem juristischen Master hat er je einen in Public Health und Advan- ced Nursing Education absolviert. Den aktuellen Masterstudie- renden möchte er mitgeben, dass Hebammen mehr können, als sie manchmal wahrnehmen, und dass sie auch neue Rollen einfordern sol- len. «Hebammen könnten zum Bei- spiel bei der Entwicklung von Leit- linien im geburtshilflichen Bereich mitarbeiten.» Jonathan Dominguez Hernandez spricht hier aus Erfah- rung. Aufgrund seiner Tätigkeit in anderen Ländern weiss er: «In England gehen die Frauen für die Schwangerschaftsvorsorge nor- malerweise zu einer Hebamme, in Spanien sind Hebammen auch ins Brustkrebs-Screening integriert. Ähnliche Modelle wären doch auch in der Schweiz denkbar.» Jonathan Dominguez Hernandez unterrichtet gern: Mit den Master- studierenden könne er thematisch in die Tiefe gehen, sagt er. Die Angst der Frauen vor der Geburt ne heutige Frau kennen, eine Heb- telt ihnen evidenzbasiertes Wissen Die Kombination aus Dozieren und amme mit österreichischen Wur- – Wissen über nachgewiesene Wirk- Forschen, wie sie an Schweizer Fach- zeln, die mehr als ein Jahrzehnt lang samkeit und Zusammenhänge – hochschulen üblich ist, reizt ihn. auf der britischen Insel gelebt hat. rund um Schwangerschaft, Geburt Und läuft alles nach Plan, hat er 2025 Als sich das erste Kind des Hebam- und Wochenbett. Die Inhalte dre- auch einen Doktortitel. Er wurde in men-Ehepaars ankündigte, zogen hen sich um sogenannte Advanced- ein Doktoratsprogramm der Univer- die beiden nach Vorarlberg. «Zuerst Practice-Kompetenzen, etwa die sität Lancaster (GB) aufgenommen: fand ich: Das geht nicht, ich kann Konzeption und Einführung eines «Ich will in meinem PhD die Angst ja kein Deutsch!», sagt Jonathan hebammengeleiteten Betreuungs- von Frauen vor der Geburt untersu- Dominguez Hernandez. Doch es modells für schwangere Frauen in chen.» Wichtig ist ihm, dass Frauen ging, und während seine Frau eine komplexen Situationen wie einer selbst zu Wort kommen, etwa durch Stelle als Hebamme antrat, lernte er Risikoschwangerschaft. Digital-Storytelling-Methoden. zunächst Deutsch. Später arbeitete «Mir macht der Unterricht grosse Langweilig wird es dem Vater er als Hochschullehrer in Gesund- Freude. Die Masterstudierenden einer achtjährigen Tochter und heitswissenschaften an der Fach- sind ja schon ausgebildete Heb- eines vierjährigen Sohnes nicht so hochschule Vorarlberg. ammen. Wir können thematisch bald. Vermisst er Teneriffa? «Natür- in die Tiefe gehen», sagt Jonathan lich», sagt er: «Aber das Leben dort Aber sein Herz schlug weiter- Dominguez Hernandez. Er hat be- ist hart geworden für die Einheimi- hin vor allem für die Hebammen- ste Erinnerungen an sein eigenes schen.» Mit seinen Kindern und sei- themen. So gelangte er im August Masterstudium: «Ich war jahrelang ner Frau teilt er in der raren Freizeit 2021 ans Institut für Hebammen mit einem Bachelorabschluss in die Leidenschaft für den Winter- der ZHAW. Hier unterrichtet er die der Praxis tätig. Als ich meinen er- sport: «Snowboarden erinnert mich Masterstudierenden und vermit- sten Master absolvierte, haben sich ans Surfen auf Teneriffa.» ◼ 16
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STUDIUM Impact | März 2022 FUTURE KIDS Soziales Engagement im Studium Gutes tun und dafür ECTS-Punkte erhalten: Das Mentoring-Pro- gramm Future Kids bietet Studie- renden die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und ihr Wissen spie- lerisch weiterzugeben. Doch es trägt vor allem zur Chancengleich- heit im Schulsystem bei. FABIENNE TRÜMPI Tobias Wunderlin ist vielseitig en- gagiert. Neben seinem Teilzeitstu- dium in Wirtschaftsinformatik an der School of Management and Law arbeitet er als Werkstudent im Soft- ware Testing, spielt Gitarre, Bass und Er hat schon immer gerne Nachhilfe gegeben: Wirtschaftsinformatik-Student Klavier und ist einer von aktuell 56 Tobias Wunderlin mit seinem Mentee, dem achtjährigen Yahye. ZHAW-Mentorinnen und -Mentoren vom Programm Future Kids. «Ich arbeiten und am besten merken aus Somalia stammt, zusätzlich. Da- habe schon immer gerne Nachhilfe kann. Diese Erfahrungen setzen mit Mentor und Mentee an den ge- gegeben und wollte mich sozial en- die Mentorinnen und Mentoren steckten Zielen dranbleiben und der gagieren. Das Future-Kids-Mento- ein, um Wissen auf spielerische Art Lernfortschritt sichtbar wird, wird ring-Programm eignet sich perfekt und Weise zu vermitteln. Denn sie ein Lernjournal geführt, das vom dafür», sagt der 28-Jährige. sollen nicht die Rolle einer zusätz- pädagogischen Coach der AOZ so- Die ZHAW vermittelt Studieren- lichen Lehrperson einnehmen, son- wie von der Lehrperson des Kindes de für die Dauer von einem Schul- dern eher jene eines grossen Bru- angeschaut und kommentiert wird. jahr als Mentorinnen und Mentoren ders oder einer Cousine. «Solange es an Primarschulkinder (Mentees), zielführend ist, bin ich in der Gestal- Positive Veränderungen die Unterstützung benötigen, die tung unseres wöchentlichen Aus- Für die ZHAW-Studierenden wird ihnen ihr privates Umfeld nicht ge- tausches sehr frei», sagt Wunderlin. das Engagement im Rahmen von ben kann. Damit sollen ihre Erfolgs Future Kids doppelt belohnt. Men- chancen im hiesigen Schulsystem Kreative Wege gehen torinnen und Mentoren erhal- erhöht werden. Future Kids wurde Als Mentor hat er Zugang zu einer ten an den meisten ZHAW-Depar- von der Zürcher Fachorganisation Liste mit übergeordneten Zielen – tementen entweder ECTS-Punkte, AOZ ins Leben gerufen. «Viele ken- fachlichen und überfachlichen – oder die Einsätze lassen sich an die nen die AOZ wegen ihrer Tätigkeit seines Schulkindes. Dann sind kre- Praktikumszeit anrechnen. Die ei- im Asylbereich. Sie ist aber längst ative Wege gefragt. «Ich habe zum gentliche Bereicherung ist aber nicht mehr ausschliesslich in die- Beispiel erfahren, dass sich Yahye eine andere: «Am schönsten ist es, sem Bereich engagiert», erklärt Pro- für Videospiele interessiert. Darauf- sich eine kreative Unterrichtsstun- grammleiterin Åsa Kelmeling. Auch hin habe ich anhand von Zeitungs- de auszudenken, diese umzusetzen für die Teilnahme am Programm artikeln zu Videospielen eine Wort- und zu sehen, dass der Mentee auch Future Kids ist ein Fluchthinter- schatzübung gestaltet.» Zudem Spass daran hat. Wenn das Wissen grund kein ausschliessliches Krite- kommt Tobias’ Gitarre regelmässig dann noch haften bleibt, freut man rium. Entscheidend sei die Einschät- zum Einsatz: Er hat Yahye zu diesem sich umso mehr», sagt Wunderlin zung der Lehrperson. Instrument inspiriert, und die Aus- und ergänzt: «Die positiven Verän- Wer studiert, hat bereits mehre- sicht auf gemeinsames Üben nach derungen, die ich als Mentor beim re Jahre Lerntechniken entwickelt jeder Unterrichtsstunde motiviert Schulkind anstossen kann, sind de- und weiss, wie man sich Inhalte er- den Achtjährigen, dessen Familie finitiv spürbar.» 18
Impact | Màrz 2022 STUDIUM GENDER DIVERSITY IM STUDIUM «Vorbilder sichtbar machen» Weniger Studentinnen in den Hochschulen ein funktionierendes MINT-Fächern, hohe Fluktuations- Netzwerk sowie Vorbilder hier in raten bei Frauen in technischen der Schweiz haben, sogenannte Role Models. Women in Tech Switzer- Berufen: Gender Diversity in die- land zum Beispiel vernetzt Frauen sen Bereichen ist wichtig, wie in der Schweiz miteinander. Es gibt ZHAW-Dozentin Katja Kurz betont. aber noch etliche weitere Netzwerke für Gender Diversity. INTERVIEW BETTINA SACKENREUTHER Welche Fragen stellen die Studie- Wie steht es um die Gender Diver- renden zu diesem Thema? sity in der Informatik? Am meisten interessiert sie, wie es Katja Kurz: Es braucht dringend mit den Lohnunterschieden aus- mehr Frauen in der IT und in den sieht. Denn es zeigt sich zum Bei- MINT-Berufen. Leider sinken aktuell spiel, dass Absolventen mehr und die Zahlen weiblicher Studierender erfolgreicher verhandeln als Absol- in den MINT-Fächern, und die Fluk- ventinnen, wenn es um den Lohn tuation von Frauen in technischen geht. Daher ist es sehr wichtig, dass Positionen ist hoch. Das ist im Hin- alle Studierenden, nicht nur die also diese unbewussten Vorurteile Will mehr Frauen blick auf Führung und Kultur rele Frauen, davon wissen und entspre- – achten, weil unser Gehirn eben für IT interessie vant. Es gibt auch Studien, dass chend in Studium und Beruf so han- so funktioniert und wir so erzogen ren: Katja Kurz Frauen mehr über IT wissen, als sie deln, dass sie ihre Kompetenzen worden sind. Gerade wir Frauen in ist Dozentin für häufig zugeben oder sich bewusst auch einsetzen. der IT dürfen uns öfter trauen, etwas Wirtschafts sind. Unternehmen, die die Ge- Altes mit etwas Neuem zu ersetzen, informatik an der schlechtervielfalt leben, profitieren Wie ist Ihr Eindruck: Haben wir um eine Veränderung herbeizufüh- School of Manage von höherer Produktivität. noch einen weiten Weg vor uns? ren. Und wir Frauen sollten uns öf- ment and Law und Die Studierenden sind sehr interes- ter trauen, einfach mal Ja zu sagen verantwortlich für Wie kann man diese Berufe für siert und gehen vielleicht offener zu grösseren Herausforderungen. das Modul «Ein Frauen attraktiver machen? damit um als frühere Generationen. führung in das Es ist wichtig, dass die Studierenden Und doch können wir nicht oft ge- ↘ Hier geht es zum ausführlichen Wirtschaftsinfor und Absolvierenden an Schweizer nug auf diese «unconscious bias» – Interview: https://bit.ly/3uzNbTd matik-Studium». ANZEIGE Raise the frequency Expand your horizons and increase your market value – throughout Switzerland and around the globe. Make a difference and create sustainable change for a smarter future. Become part of the story – where market leadership meets startup spirit www.sensirion.com/career SE_ZHAW_Impact_185x65.indd 1 18.10.21 14:49 19
ABSCHLUSSARBEITEN Impact | März 2022 Über Solaranlagen im Schnee, Paketfluten in der Stadt und die Impffrage SOLARANLAGEN Wie denkt die Bevölkerung in Skiorten zu frei IN WINTERSPORT stehenden Solaranlagen? Wie können Paketabhol GEBIETEN? stationen den Güterverkehr reduzieren? Und Andrea Beerli (32) In den Alpen lässt sich mit Solaranlagen warum lassen sich Menschen nicht gegen Covid-19 ist in ihrer Master- deutlich mehr Strom produzieren als impfen? Drei Abschlussarbeiten liefern Antworten. arbeit der Frage im Mittelland. Pro Jahr sind bis zu zwei- nachgegangen, mal höhere Erträge möglich. «Da be- Von Eveline Rutz wie die Bevölke- steht ein grosses Potenzial», sagt Andrea rung grossflächige Beerli. Sie erwähnt die Klimaziele, wel- Solaranlagen in che die Schweiz bis 2050 erreichen Wintersportorten möchte. Dafür muss die Produktion von beurteilt. Sie hat Solarstrom mindestens um den Faktor rund 1200 Personen 20 erhöht werden. Es werde nicht genü- befragt und ver- gen, auf Dächern Panels zu installieren, schiedene Szenarien sagt die Masterabsolventin der ZHAW. bewerten lassen. Es müssten zusätzlich Photovoltaik-Frei- Ihre Studie ist von flächenanlagen (PVFA) gebaut werden. EnergieSchweiz und «Wintersportorte, die bereits über Netz- dem EWD Elektri- anbindungen verfügen, kommen dafür zitätswerk Davos in Frage. Täler mit weniger Infrastruk- unterstützt worden. tur bleiben unangetastet.» Wie Andrea Andrea Beerli hat am Beerli in ihrer Abschlussarbeit aufzeigt, Departement Life steht die lokale Bevölkerung solchen Sciences und Facility Bauten durchaus offen gegenüber. Dies Management den könnte daran liegen, dass sie es schon Masterstudiengang mehrfach erlebt hat, dass sich die In- «Umwelt und Natür- frastruktur sowie das Orts- und Land- liche Ressourcen» schaftsbild verändern. Skepsis ist häu- abgeschlossen. Sie figer unter den Gästen auszumachen. ist als Projektmana- Vor allem Touristen, die eine Gemeinde gerin bei der Firma oft besuchen, lehnen Veränderungen ab. Quant in Flims tätig. Insgesamt werden visuelle Aspekte aller- dings weniger stark gewichtet, wenn es um den Klimaschutz geht. Eine Mehrheit der Befragten bevorzugt Szenarien, die möglichst stark auf erneuerbare Ener- gien setzen. Sie spricht sich zudem dafür aus, dass die Anlagen von regionalen Akteuren betrieben werden. PVFA wür- den nicht nur akzeptiert, sagt die Auto- rin zusammenfassend. Sie könnten sich sogar positiv darauf auswirken, wie eine Feriendestination wahrgenommen wer- de. Für Andrea Beerli steht fest: «Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dann könnten Wintersportgebiete einen Teil zur Lösung beitragen.» 20
ELTERNHAUS PRÄGT DAS IMPFVERHALTEN Christina Jäger (27) Wer in jungen Jahren gegen Kinder- hat in ihrer krankheiten geimpft wurde, ist eher be- Masterarbeit in reit, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu International akzeptieren. «Die Impfbereitschaft ent- Business unter- wickelt sich früh», sagt Christina Jäger. sucht, weshalb sich Sie hat sich mit dem Covid-19-Impfver- Menschen gegen halten in der Schweiz beschäftigt. Im Covid-19 impfen Sommer 2021 beurteilten 81,7 Prozent lassen oder eine der Befragten den Impfstoff positiv und Impfung ablehnen. 10,9 Prozent lehnten ihn ab. «Es wa- Sie hat eine Online- ren viele Ängste vorhanden», sagt die Umfrage durchge- ZHAW-Absolventin. Impfgegnerinnen führt und rund 610 und -gegner begründeten ihre Haltung Antworten ausge- mit möglichen Nebenwirkungen, unzu- wertet. «Die Fragen reichenden Informationen und Sicher- haben gewisse Leute heitsbedenken. Sie äusserten oft auch zum Nachdenken nicht begründbare Befürchtungen wie MICROHUBS, UM gebracht», sagt die etwa, dass die DNA beeinflusst oder die ZHAW-Absolventin. Fruchtbarkeit beeinträchtigt werde. DIE PAKETFLUT Sie habe über «Die Gründe gegen eine Impfung waren ZU BEWÄLTIGEN raschend viele und häufig nicht wissenschaftlich belegt», ausführliche Re- sagt die Autorin, die an der School of Calvin B armettler Bücher, Schuhe oder Teigwaren: Immer aktionen erhalten. Management and Law studiert hat. Die- (26) und Boris mehr Waren werden nach Hause gelie- Christina Jäger hat jenigen, die sich für die Impfung ent- Stankovic (25) fert. Die Pandemie hat dem Online-Han- während ihres Studi- schieden, taten dies aus Solidarität. Wie haben sich in ihrer del zusätzlich Auftrieb verliehen. Fach- ums in der Pharma die Online-Befragung ergab, beeinflus- Bachelorarbeit mit leute gehen davon aus, dass er weiter branche gearbeitet sen individuelle Überzeugungen das Abholstationen für zunehmen wird. Auf den Strassen sind und ist nun bei der Covid-19-Impfverhalten am stärksten. Pakete befasst. Sie entsprechend rund um die Uhr viele Lie- KPMG als Consultant «Jene, die zurückhaltend sind oder die haben untersucht, ferfahrzeuge unterwegs. Die Folge sind im Bereich Gesund- Impfung ablehnen, müssen nicht über- wo diese im Gebiet höhere Schadstoff- und Lärmemissionen heit tätig. zeugt werden», sagt Jäger im Bezug auf Zürich Nord idea- sowie Konflikte mit dem Individual- und die nationale Impfstrategie. Viel wich- lerweise platziert Langsamverkehr. «In den Quartieren an- tiger sei es, über Impfungen generell werden müssten. bieterneutrale Paketstationen anzubrin- aufzuklären – und dies möglichst früh. Die Absolventen gen, kann eine Lösung sein, den urbanen des Studiengangs Güterverkehr zu reduzieren», sagen Verkehrssysteme Calvin Barmettler und Boris Stankovic. sind am Swiss Green Die Bevölkerung kann ihre Bestellungen Economy Symposium an Microhubs abholen und aufgeben. für ihre Arbeit aus- Die Lieferanten stellen Pakete in grös- gezeichnet worden. seren Fahrzeugen gebündelt zu und Sie haben den zwei- müssen weniger einzelne Ziele anfah- ten Platz erreicht. ren. «Optimale Standorte zu finden, ist Calvin Barmettler schwierig», betonen die Absolventen der macht zurzeit ein School of Engineering. Abholstationen Praktikum beim sollen so platziert werden, dass sie gut Amt für Mobilität per Langsamverkehr erreichbar sind und des Kantons Zürich. nicht zusätzliche Autofahrten auslösen. B oris Stankovic ist Barmettler und Stankovic entwickelten auf Stellensuche. einen Algorithmus, um Standorte in Zü- rich Nord zu evaluieren. Sie haben be- rücksichtigt, wo die Menschen wohnen und wie viele Pakete an einzelne Adres- sen geschickt werden. Darüber hinaus haben sie die Transport- und Betriebs- kosten sowie die Gehdistanz optimiert. Das Resultat waren Standorte, die von rund 80 Prozent der Nutzenden in weni- ger als 250 Metern Gehdistanz vom eige- nen Wohnort erreicht werden können. 21
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