Was wir unbedingt können sollten - DOSSIER
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№ 54 53 | SEPTEMBER JUNI 2021 2021 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften IM W u nt EB imp act. er zha w. c h DOSSIER Was wir unbedingt können sollten ZHAW-ALUMNUS MENSCHEN Simon Stocker, Hannu Luomajoki, der der Experte für Alterspolitik Fachmann für Knieschmerzen
Die Komfortzone verlassen - den Horizont erweitern Korea, Kaschmir, Kosovo: In insgesamt 19 von Kriegen und Kon- Häufig sind Absolventinnen und Absolventen von geisteswissen- flikten geprägten Ländern sind Schweizer Armeeangehörige für die schaftlichen Studienrichtungen unter den Angehörigen der LMT oder Friedensförderung derzeit im Einsatz. Das militärisch-internationale der LOT anzutreffen. Umfeld ist eine ideale Schule, um Auslands- und Lebenserfahrung zu Ihr während dem Studium gesammeltes Wissen in den Bereichen der sammeln. Aktuell leisten rund 280 Schweizer/innen einen befristeten Politikwissenschaften, Geschichte, oder auch Ethnologie kann einen Dienst in 15 multinationalen Missionen, die sich auf vier Kontinente erheblichen Mehrwert für diese Beobachtungsteams darstellen, da verteilen. Sei es als Militärbeobachter/in inmitten steil aufragender sie die Informationen der lokalen Gesprächspartner gegebenenfalls Bergspitzen im Kaschmir, als Datenbankspezialist/in der Minenräu- differenzierter beurteilen können. mung in der sandumwehten Weite der Westsahara oder als Mitglied eines Verbindungsteams in der sommerlichen Hitze Bosnien-Herze- Alleinstellungsmerkmal im Lebenslauf gowinas. Egal, in welcher Lebenssituation man sich befindet, Einsätze bei der Friedensförderung bereichern die Lebens- und Berufserfahrung. Sie Abwechslung bereichert den Alltag eignen sich für berufliche Neuorientierungen genauso wie für Sabba- Als Beispiel, wie spannend die Friedensförderung ist, zeigt der Einsatz ticals oder Zwischenjahre. Denn zusätzlich zur abwechslungsreichen im Kosovo. Seit April 2021 ist es mit 195 Soldat/innen das personell und fordernden Tätigkeit, kommt man auch in persönlichen und be- grösste Engagement des seit über 20 Jahren dort stationierte SWIS- ruflichen Austausch mit Menschen anderer Kulturen. Durch die fun- SCOY- Kontingent. Es vereint auch die weiteste Bandbreite an Funk- dierte Ausbildung und das internationale Arbeitsumfeld werden neue tionen: Erbracht werden unter anderem Leistungen im Hauptquartier Fähigkeiten erlernt und Bestehendes vertieft. Man kann Fremdspra- der Kosovo Force (KFOR), in der medizinischen Versorgung, im ad- chen anwenden, ein internationales Netzwerk aufbauen und gleich- ministrativ-organisatorischen, handwerklichen und logistischen Be- zeitig einen Beitrag für den Frieden leisten. reich, im Strassen- und Lufttransport, in der Kampfmittelbeseitigung sowie der Lagebeobachtung. Zentral sind dabei die Tätigkeiten der Li- Ihr Einsatz zählt! aison and Monitoring Teams (LMT), die den Kontakt zur Bevölkerung Während für UNO-Missionen mindestens ein Grad als Oberleutnant und zu Funktionstragenden aus verschiedensten Bereichen der loka- nötig ist, besteht in den beiden Ländern im Balkan die Möglichkeit len Gesellschaft pflegen. Dies macht sie zu den sogenannten «Augen zu einem Einsatz bereits ab Grad Soldat. Frauen ohne absolvierte und Ohren» der KFOR, zu einem Frühwarnsystem für das Kommando Rekrutenschule können bei passender ziviler Qualifikation ebenfalls der Mission. In Bosnien-Herzegowina übernehmen die Liaison and bestimmte Funktionen übernehmen. Eine Übersicht über sämtliche Observation Teams (LOT) an zwei Standorten eine ähnliche Funktion. Stellenbeschriebe, Informationen zu den Missionen sowie die Mög- lichkeit einer Teilnahme an einer virtuellen Informationsveranstal- tung für einen friedensfördernden Auslandseinsatz ist auf www.armee.ch/peace-support zu finden. www.peace-support.ch
IMPRESSUM EDITORIAL HERAUSGEBER: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, und ALUMNI ZHAW KONTAKT: Das Abc der Welt lesen, ZHAW-Impact, Redaktion, Postfach, 8401 Winterthur; zhaw-impact@zhaw.ch AUFLAGE: 27’000 Exemplare ZHAW-Impact erscheint viermal jährlich. NÄCHSTE AUSGABE: 1. Dezember 2021 ADRESSÄNDERUNGEN: info@zhaw.ch verstehen und gestalten WEITERE EXEMPLARE: zhaw-impact@zhaw.ch Was genau steht in der geplan- REDAKTIONSLEITUNG: Patricia Faller (Chefredaktorin) ten Gesetzesänderung, über Andrea Hopmann (Leiterin CC) die ich demnächst abstim- Jakob Bächtold (Leiter Product CC) men soll? Was bedeutet das REDAKTIONSKOMMISSION: Christa Stocker (Angewandte Linguistik); Fachchinesisch, in dem mein Kathrin Fink (Angewandte Psychologie); Andrea Kleinert (Architektur, Gestaltung und Zahnarzt die Behandlungen Bauingenieurwesen); Tobias Hänni (Gesund- auf seiner Rechnung beschreibt, heit); Cornelia Sidler (Life Sciences und Facility Management); Matthias Kleefoot (School of Engi- die ich bezahlen muss? Oder neering); Frederic Härvelid (School of Manage- was sagt der Vorsorgeausweis ment and Law); Regula Freuler (Soziale Arbeit) der Pensionskasse über meine PRODUKTION NEWS: Mitarbeit Andreas Engel, Julia Obst, Regula Absicherung im Alter aus? Sie Freuler, Sibylle Veigl kennen das sicher auch: All- REDAKTIONELLE MITARBEIT: tagssituationen, in denen man Sara Blaser, Regula Freuler, Sandra Hürlimann, mit seinem Latein am Ende ist. Wie lässt sich dies ändern? Wel- Bettina Mack, Karin Meier, Thomas Müller, Katrin Oller, Eveline Rutz, Andrea Söldi, Christa che Kompetenzen braucht es, um die immer komplexere Welt zu Stocker, Sibylle Veigl, Ümit Yoker verstehen und zu gestalten? Darum dreht sich das aktuelle FOTOS: Dossier «Literacy». Der englische Begriff steht im engeren Sinne Conradin Frei, Zürich, alle ausser S. 4 r., 6–10, 12–13, 16–19, 25, 54–67; Peter Hauser S. 6; für die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, in einem weiteren Christian Schwager S. 9; Colourbox S. 16, 54; Pixabay S. 4 r., 57, 58; Baugeschichtliches für die Fähigkeit, sich über das Verstehen Zugang zu Fachgebie- Archiv, Michael Wolgensinger S. 67 o.; Stefan ten zu erarbeiten. Literacy ist grundlegend für jegliches Lernen. Kubli S. 67 u.; zVg S. 10, 12, 13, 17–19, 25, 55, 56–66 Sie ist Voraussetzung dafür, dass wir die Welt um uns herum GRAFIK/LAYOUT: verstehen und mit ihr kommunizieren können. Symbolisieren Till Martin, Zürich; Stämpf li AG, Zürich/Bern VORSTUFE/DRUCK: soll dies auch unser Titelbild: Literacy als Treppe zum Tor der Stämpf li AG, Zürich/Bern Welt. So vielfältig die Welt, in der wir leben, ist, so kontextab- hängig ist auch Literacy. Sie richtet sich nach der sozialen oder INSERATE: Fachmedien Zürichsee Werbe AG, beruflichen Gruppe, der wir angehören, den institutionellen Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa, Kontexten oder nach der Art von Aktivitäten, die wir ausüben. Impact@fachmedien.ch, Tel. 044 928 56 53 Relevant ist die Diskussion über Grundkompetenzen aber nicht nur für die Bildungspolitik, sondern auch für die Beschäfti- gungs-, Gesundheits-, Sozial- und Umweltpolitik. Menschen in ihren Bedürfnissen nach Grundbildung zu unterstützen, ist IMPACT DIGITAL Die aktuelle Ausgabe unter notwendig, um sie zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu ↘ https://impact.zhaw.ch bilden und die Gesellschaft resilienter und inklusiver zu gestal- Als pdf und weitere Infos: ten. Damit ist Literacy nicht zuletzt die Basis für eine funktio- ↘ www.zhaw.ch/zhaw-impact ↘ www.zhaw.ch/socialmedia nierende Demokratie. PATRICIA FALLER, Chefredaktorin 3
INHALT Impact | September 2021 ALUMNI MENSCHEN ABSCHLUSSARBEITEN Für Lebensqualität im Alter engagiert Für schmerzfreie Rücken und Knie Für junge Jobsuchende machen sich in sich Alumnus Simon Stocker. 6 setzt sich Hannu Luomajoki ein. 22 Jugendtreffs Sozialarbeitende stark. 27 6 ALUMNI 14 FORSCHUNG 22 MENSCHEN Der Experte für Alterspolitik Mit Swissnex zu den Selbst ein saudischer Prinz sass Ob mit neuen Ideen für Mitwirkung, Mobi- Innovations-Hotspots bei ihm im Wartezimmer lität oder Wohnen: Seit seinem Praktikum Wenn ZHAW-Forschende mit dem Swiss- Der Physiotherapie-Professor Hannu auf einer Demenzabteilung setzt sich Simon nex-Programm in die USA, nach Indien, Luomajoki beschäftigt sich seit 35 Jahren Stocker für eine bessere Lebensqualität im China oder Brasilien reisen, dann profitieren mit einigen der häufigsten menschlichen Alter ein – als Politiker oder Berater. Der von ihren Forschungsaufenthalten auch die Beschwerden: Knie- und Rückenschmerzen. Absolvent der Sozialen Arbeit wirkt auch an Hochschule und letztlich die Gesellschaft. Er setzt sich dafür ein, dass keine unnötigen der Umsetzung der Altersstrategie 2035 der Vier Forschende der ZHAW berichten über Operationen durchgeführt werden. Stadt Zürich mit. ihre Auslandserfahrungen. Lesen Sie die Interviews im IMPACT-WEBMAGAZIN. 54 WEITERBILDUNG 9 PANORAMA 17 KREIS-Haus als Praxislabor Mehr als der Gratisapfel Für eine Hochschule Von den Baumaterialien bis zum Abwasser im Pausenraum mit Unternehmergeist für den Dachgarten – beim Pionierhaus der Während der Corona-Pandemie ist das Der 13. Hochschultag der ZHAW stand ganz ZHAW ist alles nach dem Kreislauf-Prinzip betriebliche Gesundheitsmanagement in im Zeichen von Innovation und Entrepre- aufgebaut. Die Bevölkerung kann selbst tes den Fokus gerückt. Doch welche Strategien neurship. Im kommenden Jahr will die ZHAW ten, was kreislauffähiges Wohnen bedeutet. braucht es, wenn Mitarbeitende weitgehend eine neue strategische Initiative für eine im Homeoffice arbeiten? «Entrepreneurial University» starten. 20 Wo an der ZHAW über Hochschule geforscht wird 67 DAMALS & HEUTE 10 STUDIUM In der Hochschulentwicklung werden die Leitlinien für die Zukunft der ZHAW entwi- Von der Wiese zum Campus 11 Die Zukunft gehört ckelt. Eine Organisation, die lebenslanges In der dritten Folge der Serie «Damals & der Blended University Lernen als Strategie gewählt hat, muss sich heute», in der wir jedes Mal eine historische Eine polemisierende Polarisierung zwischen selbst und das Umfeld immer wieder ana- Fotografie einem aktuellen Bild gegenüber- Online- und Präsenzlehre finden Elena lysieren und weiterentwickeln, lautet die stellen, geht es ums Toni-Areal in Zürich, das Wilhelm und Christian Wassmer von der Devise. Mit ihrer eigenständigen Hochschul- Zuhause der Departemente Angewandte Hochschulentwicklung der ZHAW nicht ziel- forschungseinheit ist die ZHAW unter den Psychologie und Soziale Arbeit. Alle bishe- führend und erklären, weshalb. Schweizer Fachhochschulen eine Pionierin. rigen Folgen im IMPACT-WEBMAGAZIN. 4
3 EDITORIAL 4 INHALT 6 ALUMNI 9 PANORAMA 10 STUDIUM 14 FORSCHUNG 22 MENSCHEN 25 BÜCHER 26 ABSCHLUSSARBEITEN 28 DOSSIER 54 WEITERBILDUNG 57 VERANSTALTUNGEN 58 ALUMNI ZHAW 65 PERSPEKTIVENWECHSEL 66 MEDIEN UND SOCIAL MEDIA 67 DAMALS & HEUTE IMPACT-Webmagazin https://impact.zhaw.ch 28 DOSSIER LITERACY Bildstrecke Von der Idee bis zur Prothese. Ergotherapie-Studie- rende entwickeln Hilfsmittel für Literacy ist die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben – also grundlegend fürs Lernen Klientinnen und Klienten. überhaupt. Aber reicht das heute noch, wenn es um die Erschliessung der immer komplexeren Welt geht? Welche Basic Skills brauchen junge Menschen heute und Video Die ZHAW ist unterwegs morgen? Und wie bringt man sie ihnen bei? Das wollten wir von Sprachwissen- zu einer «Entrepreneurial Univer- sity»: Absolventinnen und schaftlerin Liana Konstantinidou, vom Mitglied der Hochschulleitung Reto Steiner Absolventen geben Einblick in und vom Zukunftsforscher Jakub Samochowiec wissen (S. 30). Sieben Skills für ihre Startups. die digitale Zukunft entwickelten Dozierende und Studierende am Departement Life Sciences und Facility Management im intensiven Austausch – zusammenmit Interviews «Forscht man mit Personen ausserhalb des eigenen externen Fachleuten (S. 36). Lesen Sie zudem, weshalb jede und jeder eine Ahnung Kulturkreises, wird Alltägliches in von Künstlicher Intelligenz haben sollte und wie ZHAW-Dozierende das erreichen Frage gestellt, neue Idee entste- wollen (S. 39). Wir zeigen, wie man sich im Informations-Dschungel zurechtfindet hen.» Vier Forschende berichten. und wie Chatbots das Lernen anregen (S. 38). Wir berichten, wie es um die Gesund- Video Einblicke in das kreis- heits- (S. 44), Finanz- (S. 51) oder Medienkompetenz (S. 48) in der Schweiz bestellt lauffähige Wohnhaus, das als ist und wie man sie stärken kann. Ernährungsexpertin Christine Brombach nennt Praxislabor dient. Die Initiatorin wichtige Gründe, weshalb wir auch das richtige Essen lernen sollten (S. 42). erklärt, wie es funktioniert. 5
Impact | September 2021 ALUMNI SIMON STOCKER Der Experte für Alterspolitik Der ZHAW-Absolvent der Sozialen Arbeit Simon Stocker ist Projektleiter bei GERONTOLOGIE CH für den Bereich Alterspolitik. Der frühere Schaffhauser Stadtrat entwickelt Ideen für mehr Lebensqualität im Alter. REGULA FREULER nutzen, indem man neue Formen zen, aber dann wählte man mich D der Mitwirkung schafft.» ‹dummerweise› in den Schaffhau- ie Mittagssonne scheint Noch vor seinem Bachelor ser Stadtrat.» Simon Stocker lacht. durchs Fenster, als Simon abschluss Anfang 2008 bewarb er Das war ironisch gemeint. Natürlich Stocker die Tür öffnet, die sich um eine Stelle bei Pro Senec sei sein Interesse am Amt ernsthaft direkt in die Wohnküche tute. «Ich hatte ein Praktikum auf gewesen: «Wenn schon kandidieren, führt. Auf dem Tisch trocknen lee- einer Demenzabteilung gemacht. dann richtig.» Man kann sich gut re Babyschoppen: Vor einigen Mo- Das war eine so positive Erfahrung, vorstellen, wie er die Wählerinnen naten ist der 40-Jährige Vater ge- dass ich fortan in diesem Fach- und Wähler überzeugt: Er spricht worden. Beruflich befasst er sich bereich tätig sein wollte und nir- eloquent, beweist Bodenhaftung. mit Menschen am anderen Ende der gendwo anders», erzählt er. Stocker Man spürt sein Engagement. Er Lebensspanne. Stocker ist Experte bekam die Stelle und wurde in den wirkt nahbar. für Alterspolitik. Warum dieses Be- Bezirken Affoltern und Dietikon für rufsfeld? «Ich mag alte Menschen», Gemeindliche Altersarbeit zustän- Zwischen Studium und begründet er seine Berufswahl. «All dig. «Das Einzugsgebiet bietet eine Kommunalpolitik das angesammelte Wissen. Diese spannende Kombination, von städ- Als Politiker der Alternativen Gelassenheit. Eine überzogene in- tischer Peripherie bis zum 500-See- Liste war er bereits bekannt in seiner dividualistische Anspruchshaltung Heimat. Während seines Bachelor ist den meisten von ihnen fremd», findet er. «Man verwendet dafür «Ich hatte ein studiums sass er im Grossen Stadt- rat, danach im Stadtschulrat. Nach auch ein altmodisches, aber tref- Praktikum auf einer der Wahl bekam er 2013 den Sitz des fendes Wort: Dankbarkeit.» Demenzabteilung Sozial- und Sicherheitsreferenten – Wirkt an der Umsetzung der gemacht. Das war eine und war unter anderem zuständig für die Altersheime. Altersstrategie 2035 mit so positive Erfahrung.» Die politischen Gestaltungsmög- Die Familienwohnung in Zürich- lichkeiten als Stadtrat seien inspi- «Ständig wird Wipkingen dient auch als Stockers len-Dorf ist alles dabei», erinnert er rierend gewesen, sagt er: «Aber nach über Kosten Büro. Er ist Projektleiter bei GERON- sich. Auch politisch war es für ihn einer Weile reizte mich eine fach- gesprochen, TOLOGIE CH, einer Plattform für herausfordernd in einem Umfeld, liche Vertiefung.» Und so ging er dabei sind alte Lebensqualität im Alter. Zudem das in bürgerlichen Händen liegt. zurück an die ZHAW für den Mas Menschen wirkt er auf Mandatsbasis bei der Dennoch blieb ihm nebenbei genug ter. «Sozialmanagement- und Füh- enorme Ressour- Umsetzung der Altersstrategie 2035 Zeit für einen Master of Advanced rungsfragen haben mich schon im- cen für das der Stadt Zürich mit. Studies in Gemeinde-, Stadt- und mer beschäftigt, und das Masterstu- Gemeindew esen. Seit der gebürtige Schaffhauser Regionalentwicklung an der Hoch- dium ist die ideale Gelegenheit, sich Das sollte man in den nuller Jahren an der ZHAW schule Luzern. damit auseinanderzusetzen.» nutzen, indem Soziale Arbeit studierte, setzt er Schliesslich zog es ihn in die Schon bald nach seinem Ab- man neue Formen sich intensiv mit Alterspolitik aus- Selbstständigkeit. Gemeinsam mit schluss spürte Simon Stocker er- der Mitwirkung einander. «Der öffentliche Diskurs einer Kollegin beriet er während neut den Drang nach Veränderung. schafft», sagt ist leider oftmals negativ konno- einiger Monate im Stadtentwick- Fast zwanzig Jahre war er nun in Simon Stocker, tiert», findet er. «Ständig wird über lungs- und Sozialbereich verschie- Schaffhausen in verschiedenen Absolvent des Kosten gesprochen, dabei sind diese dene Schweizer Gemeinden und Funktionen aktiv, politisch, ge- Departements Menschen enorme Ressourcen für Altersheime. «Eigentlich wollte ich sellschaftlich, kulturell. Eine lange Soziale Arbeit. das Gemeindewesen. Das sollte man damals ganz auf diese Karte set- Zeit. Ausserdem war seine dama- 7
ALUMNI Soziale Arbeit lige Freundin – heute seine sellschaft für Gerontologie Ehefrau – Leiterin an einem SGG SSG genannt – ist er mit historischen Museum in Ber- dem Aufbau des Programms lin. Der Familienwunsch sei «Altersfreundliche Gemein- mitunter ein Grund dafür ge- den» befasst. Mittlerweile wesen, dass er im Herbst 2019 steht die Finanzierung, jetzt bekannt gab, bei den Wahlen geht es um den Massnah- im folgenden Jahr nicht mehr menkatalog, den man den Die ZHAW lädt im Rahmen der Veran- anzutreten. Gemeinden ab Oktober 2021 staltungsreihe «Um 6 im Kreis 5» zu zur Verfügung stellen wird. Vorträgen und Diskussionen zu aktuellen Abschied von der Politik Die Formulierung «zur Ver- Und dann kam Corona. Gera- fügung stellen» ist Simon Themen der Sozialen Arbeit ein. Diskutie- de für Altersheime bedeute- Stocker wichtig: «Wir leisten ren Sie mit. Die Teilnahme ist kostenlos. te die Pandemie höchste Ver- kein Consulting, sondern ent- unsicherung. «Eine Frau rief werfen Programme, die wir mich an und weinte, weil sie den Gemeinden als Instru- ihre sterbende Mutter nicht mente oder Werkzeuge an- besuchen durfte», erinnert bieten.» Ein zweites wich- Dienstag, 5. Oktober, 18 – 19 Uhr sich Stocker. Einer von vielen tiges Standbein ist sein Man- Begleitung im ergänzenden schwierigen Momenten für dat bei der Altersstrategie der den damaligen Stadtrat. Zu- Stadt Zürich. Diese umfasst 44 Arbeitsmarkt dem begann er sich für die Massnahmen in vier verschie- Zeit nach der Exekutivpoli- denen Handlungsfeldern. Es tik vorzubereiten und absol- geht um Wohnen, Pflege und Dienstag, 2. November, 18 – 19 Uhr vierte berufsbegleitend an der Unterstützung, aber auch um School of Management and Informationen zu Angebo- Dienst nach Vorschrift? Law der ZHAW eine Weiterbil- ten im Quartier, Teilhabe so- Ermessen in der Sozialhilfe dung in managementorien- wie Mobilität. Mit Letzterer tierter BWL. beschäftigt sich Stocker: «Wie Eigentlich wollte er 2021 zu- Seniorinnen und Senioren im Dienstag, 7. Dezember, 18 – 19 Uhr nächst eine Auszeit nehmen öffentlichen Raum unterwegs und reisen, aber eben: Coro- sein können, ist essenziell Schutz vor Machtmissbrauch na. Also zog die junge Fami- für ihre Unabhängigkeit und lie nach Zürich. Man sieht Lebensqualität.» im Jugendheim dem gut sortierten Zuhau- Er hat Quartierbegehungen se an, dass es noch nicht all- entwickelt, am 1. Oktober – zu lange bewohnt wird – und am Internationalen Tag der auch nicht ständig. Wegen der älteren Menschen – geht es Weitere Informationen und Anmeldung Museumsstelle von Stockers los. Zudem konzeptioniert er Ehefrau verbringen sie viel die erste Alterskonferenz der unter www.zhaw.ch/u6ik5 Zeit in Berlin. Stadt Zürich mit, die Ende November stattfindet. Ab Aufbau «Altersfreundliche Frühjahr 2022 wird er zudem Gemeinden» als Lehrbeauftragter an der Statt durch Europa zu tingeln, ZHAW unterrichten. leitet Stocker also seit An- Während Simon Stocker fang Jahr bei GERONTOLOGIE erzählt, öffnet sich die Woh- CH den Bereich Alterspolitik. nungstüre: Ehefrau und Söhn- Ein schöner terminlicher Zu- chen kehren vom Spaziergang fall: Gleichzeitig hat die Welt zurück. Ist der Altersexperte gesundheitsorganisation die bereits zum Kleinkindexper- Jetzt Dekade des guten Alterns ten geworden? «Von älteren anmelden 2021–2030 ausgerufen. Beim Menschen verstehe ich sicher 1953 gegründeten Netzwerk mehr», meint er lachend. ◼ – damals Schweizerische Ge- 8
Impact | September 2021 PANORAMA 4700 Studierende beginnen ihr Studium «Entrepreneurial University» als Vision an der ZHAW Am 20. September begannen rund 4700 Studentinnen und Studenten ihr Semester an der ZHAW. Damit studieren an den drei ZHAW-Standorten Winterthur, Wädenswil und Zürich insgesamt rund 14‘700 Personen in 31 Bachelor- und 19 Masterstudiengängen. Den grössten Zuwachs verzeichnen das Departement Gesundheit mit 690 Neueintritten (plus 18 Prozent) sowie das Departe- ment Angewandte Psychologie mit deren 200 (plus 32 Prozent). Die School of Engineering bie- tet erstmals den Bachelorstudi- Für eine Hochschule mit Unternehmergeist: Rektor Jean-Marc Piveteau am 13. Hochschultag. engang «Data Science» an. Der Master of Science in «Ange- Rektor Jean-Marc Piveteau lan- versity» eine strategische Initi- noch stärker in der Startup-För- wandter Psychologie» startet , cierte am 13. Hochschultag ein ative ins Leben zu rufen, die be- derung zu engagieren. Adrian ins Herbstsemester mit einem neues strategisches Ziel der reits ab 2022 operationell starte. Müller, Professor für Innovati- erneuerten Curriculum, das un- ZHAW: die Vision einer «Entre- Der traditionelle Hochschultag, onsmanagement und Entrepre- ter anderem Themen «Aging preneurial University». Piveteau der mit über 200 Gästen in der neurship an der ZHAW, stellte Society», «Mensch und Digitali- sagte in seiner Rede, die ZHAW Halle 53 in Winterthur stattfand aktuelle Fördermodelle vor – von sierung» oder «Umweltpsycho- müsse noch stärker eine zu- und auch online übertragen niederschwelligen Netzwerk logie» umfasst. Im Frühlings kunftsorientierte, unternehme- wurde, stand im Zeichen von anlässen über Trainings bis semester 2022 bietet das Depar- rische Einstellung anstreben, die Entrepreneurship und Innovati- hin zu gezieltem Coaching. Mit tement Life Sciences und Facility die Eigeninitiative fördere und onsförderung. Keynote-Referen- Videos und Kurzinterviews wur- Management neu den Master of offen für interdisziplinäre Zu- tin Trudi Haemmerli, Verwal- den auch vier an der ZHAW ent- Science in «Preneurship for sammenarbeit sei. Er kündigte tungsrätin der Innosuisse, for- standene Startups präsentiert. Regenerative Food Systems» an. an, für die «Entrepreneurial Uni- derte die Anwesenden auf, sich ↘ www.zhaw.ch/hochschultag International Evening: Vernetzt, nachhaltig, interkulturell Welche interkulturellen Fähig- Fokus. Expertinnen und Experten keiten brauchen Studierende aus Hochschule und Arbeitswelt heute zwingend für den erfolg- diskutieren beim Livestream- reichen Einstieg in die Berufs- Online-Event die brennends- welt? Welchen Mindset müssen ten Fragen zu diesen Themen Lehrbeauftragte mitbringen, um auf dem Prodium, orientieren in den Macherinnen und Machern Break-out Sessions über Trends von morgen internationale Fä- und tauschen sich mit künfti- higkeiten nachhaltig zu vermit- gen Meinungsmacherinnen und teln? Mit dem Motto «Building Meinungsmachern aus. Auch Global Bridges with You» rückt Alumni, die es in Wirtschaft, For- die ZHAW am International Eve- schung und Politik weit gebracht ning am 8. November die aktu- haben, kommen zu Wort. elle Dringlichkeit und den Nut- ↘ Updates zum Programm und «Menschen vernetzen, globale Brücken bauen», das symbolisiert zen globaler Zusammenarbeit in Anmeldung unter www.zhaw.ch/ das Visual von Büro4. Es verzichtet auf geografische Referenzen Bildung und Forschung in den internationalevening nach dem Grundsatz: die Welt gemeinsam weiterbringen. 9
STUDIUM Impact | September 2021 ERGOTHERAPIE Studierende entwickeln Prothesen- Modelle für den 3D-Drucker Monika Sauerteig legt Petersilie in sichten respektive Lösungen weiter- eine Klammer, die man zum Ver- zuverfolgen. «Dabei stehen immer schliessen von Verpackungen braucht, die Bedürfnisse der Kundin oder des NACHHALTIGE LEBENSMITTEL klemmt sie sich unter den linken Arm Kunden im Mittelpunkt», erklärt Jen- Eat Grow Change – Bloggen und schneidet die Kräuter ab. «Moni», so stellt sie sich vor, ist ohne linken nifer Bagehorn, die die Studierenden gemeinsam mit einem Kollegen von für Veränderung Unterarm zur Welt gekommen. In ih- der School of Management and Law Ob Blogbeiträge über den Schweizer Agrarsektor im rem Alltag gibt es Situationen, die sie und der stellvertretenden Ergothera- Klimastreik, Humusaufbau im Boden, Fischzucht in erfinderisch anpacken muss. Zwar be- pie-Forschungsleiterin, Verena Klam- Norwegen, Heuschreckenplagen in Ostafrika oder über sitzt sie von der Teilnahme an einem roth, ins Thema einführt. Danach sol- die bio-vegane Landwirtschaft – wer den ZHAW Blog «Eat Forschungsprojekt einen «Adapter» len die Studierenden Lösungsansätze Grow Change» besucht, erhält Einblick in ein diverses für ihren Armstumpf, an welchem sie entwerfen und mit Knete visualisie- Themenfeld. Gemeinsam ist den Beiträgen, dass sie be- mit einem speziellen Verschluss Werk- ren. Am Nachmittag geht es darum, schreiben, welche Veränderungen entlang der Lebensmit- zeuge anbringen kann. Jedoch sind die Knet-Prototypen in ein digitales tel-Wertschöpfungsketten nötig wären, um einer wach- die Aufsätze, die sie bisher hat, nicht CAD-Modell umzuwandeln. Getreu senden Bevölkerung eine nachhaltige und gesunde Ernäh- so nützlich, wie sie es sich wünscht. dem interdisziplinären Ansatz des rung zu bieten. Initiiert wurde das Projekt 2020 am Depar- In einem Wahlpflichtunterricht im Design Thinking leitet Josef Adam tement Life Sciences und Facility Management. Modul «Methodisches Handeln» sol- vom ZHAW-Institut für Ergothera- «Einerseits wollen wir mit dem Blog die digitalen Kommu len rund 50 Ergotherapie-Studierende pie diesen Teil gemeinsam mit dem nikationskompetenzen unserer Studierenden fördern», massgeschneiderte Tools für Heraus- Maschinenbauingenieur Adrian Fass- sagt Roman Grüter, wissenschaftlicher Mitarbeiter und forderungen aus Monis Alltag konzi- bind, der an der School of Enginee- Blog-Initiator am Institut für Umwelt und Natürliche Res- pieren. Ziel ist dabei etwa, dass Moni ring unterrichtet. Am Ende des Tages sourcen. Dazu zählten der kritische Umgang mit digita das Kräuterschneiden ergonomischer präsentieren alle Studierenden-Grup- lenInhalten, die kreative Gestaltung von Blog-Inhalten gestalten kann. pen ihre CAD-Zeichnungen und über- und die Fähigkeit, auf technische und kommunikativeHe- Um in der kurzen Zeit rasch zu Lö- raschen Moni dabei mit ihren unter- rausforderungen zu reagieren. Andererseits wolle man ei- sungen zu gelangen, nutzen die schiedlichen Ansätzen. nen Ort schaffen, wo Studierende und Mitarbeitende der Studierenden Ansätze des Design ANNINA DINKEL ZHAW ihr Wissen mit der Öffentlichkeit teilen sowie Ex- Thinking. Eine Besonderheit dieses pertise und Meinung kombinieren können. «Der Blog soll Vorgehens ist, dass man in mehre- ein öffentliches Forum sein, wo über Herausforderungen ren Phasen bewusst den Blickwin- IMPACT-WEBM AGAZI N Einblicke in und Innovationen im Zusammenhang mit dem Welt kel öffnet, um möglichst viele Infor- den praxisorientierten Unterricht der ernährungssystem diskutiert wird und wo man zum Nach- mationen zu sammeln, und danach Ergotherapiestudierenden bietet eine denken angeregt und zu kreativen Lösungen inspiriert Bildstrecke. https://impact.zhaw.ch fokussiert, um gezielt einzelne Ein- wird.» Viele der Blogbeiträge entstehen jeweils innerhalb eines Moduls. In der Gruppe erarbeiten Studierende Blog- Ideen zu einem übergeordneten Thema. In einer Redakti- onssitzung werden die Ideen vorgetragen, kritisch disku- tiert und verfeinert oder verworfen. Bevor sich die Studie- renden ans Bloggen machen, erhalten sie Schreibtrainings, die sie mit dem Aufbau und den Besonderheiten eines Blogbeitrages vertraut machen. «Und meistens mit der Er- kenntnis, dass es gar nicht so einfach ist, ein komplexes Thema in einem kurzen Beitrag auf den Punkt zu brin- gen», sagt Roman Grüter. Um einen Beitrag auf «Eat Grow Change» zu veröffentlichen, muss aber nicht zwingend ein Modul besucht werden. Der Blog steht auch ZHAW-Mitar- beitenden offen oder Studierenden, die Einblick in ihre Semester- oder Bachelorarbeit geben wollen. K ATHRIN REIMANN So könnte die Klientin Kräuter einfacher schneiden: Die Petersilie wird zwischen zwei mit Spiralfedern ausgestattete Platten eingeklemmt. ↘ https://blog.zhaw.ch/eat-grow-change 10
Impact | September 2021 MEINUNG Die Zukunft gehört der Blended University Die Heterogenität in Lehr- und Lernsettings muss als Chance für den Bildungsprozess sowie die Individualisierung und Flexibili- sierung von Bildung betrachtet werden. Eine Polarisierung zwi- schen Online-Lehre und Lehre vor Ort ist fehl am Platz. Ein Plädoyer für die Blended University. Den Medien war in den vergange- nen Monaten zu entnehmen, dass Elena Wilhelm ist Leiterin der Hochschulentwicklung der ZHAW. Christian den Studierenden die Geduld aus- Wassmer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Hochschulentwicklung gehe im Home-Auditorium und sie und Hochschulforschung der ZHAW. zurück auf den Campus wollten. Die Erziehungsdirektorinnen und -di- Soziale Ordnung entsteht in digi- de deutlich, dass Lernen ein sozialer rektoren argumentierten ihrerseits talen Netzwerken weitgehend kol- Prozess ist und der physische Raum in einem Schreiben an den Bun- lektiv, selbstorganisiert, kooperativ ein zentraler sozialer Bindungsfak- despräsidenten, dass durch die an- und emergent. Diese Formen des tor. Gerade Fachhochschulen müs- dauernde Online-Lehre die Qualität Miteinanders und Nebeneinanders sen ihrem praxisorientierten Pro- des Unterrichts und damit auch die sind zentral für alle modernen Lehr- fil durch ihre vielfältigen anwen- Werthaltigkeit der Studienabschlüs- und Lernsettings – ob online oder dungsbezogenen Lehr- und Lernan- se zunehmend gefährdet sei. physisch vor Ort. Sie haben zum gebote vor Ort Sorge tragen. Beispiel auch in den «offenen Cur- Auch online kann man virtuell ricula», die besonders von den On- Blended University: Online- und räumlich präsent sein line-Erfahrungen profitieren kön- Vorort-Settings als Einheit Doch stimmt die Analyse? Ist «zu- nen, einen bedeutenden Stellen- Wir plädieren für eine sinnvolle rück auf den Campus» die richtige wert. In einem offenen Curriculum Kombination von Lernen vor Ort Schlussfolgerung? Sicher freuen werden die Studieninhalte in Inter- und Online-Lernen. Nur durch die sich die Studierenden auf ihre Kom- aktion zwischen Studierenden, Leh- gelungene Kombination werden militoninnen und Kommilitonen, renden und Akteurinnen und Ak- sowohl wichtige Kompetenzen auf gemeinsame Lernerfahrungen, teuren aus der Praxis fliessend und gefördert als auch im Idealfall in- auf Erlebnisse und Events auf dem kooperativ festgelegt. frastrukturelle Ressourcen frei, die physischen Campus, auf die Arbeit Die Digitalisierung evoziert ins- wiederum in didaktische Settings an Projekten, in den Laboren, Am- gesamt eine Pluralisierung von reinvestiert werden können. Hier- bulatorien und Werkstätten. Aber Lehr- und Lernformen, die teils bes- bei müssen Hochschulen reflek- haben uns nicht die drei Semester ser online und teils besser vor Ort tieren, welche Konzepte sich in der Online-Studium gezeigt, dass On- stattfinden. Charisma, Lesbarkeit Pandemie bewährt, welche neuen line-Lernen auch Vorteile hat? Und des Gegenübers, informelle Abstim- Optionen sich ergeben haben und haben sie uns nicht auf neue Ideen mung über Seitengespräche sind in welche Herausforderungen künftig für die Lehre vor Ort gebracht? Das unterschiedlichen Lehr- und Lern- zu bewältigen sind. Ergebnis dieses bestätigen zumindest diverse Um- settings möglich, funktionieren Prozesses ist die Schaffung der fragen bei Studierenden und Leh- aber jeweils anders. Die Heteroge- «Blended University», die Online- IMPACT-WEBM AGAZI N renden im In- und Ausland. nität muss als Chance für den Bil- und Vorort-Settings als Einheit Die Lernräume der Eine polemisierende und evidenz- dungsprozess und insbesondere für begreift. ■ Zukunft sind offen und befreite Polarisierung zwischen On- die Individualisierung und Flexibili- Christian Wassmer, Elena Wilhelm anpassungsfähig und ermöglichen die barriere- line-Lehre und Präsenzlehre scheint sierung von Bildungswegen und -in- freie, vernetzte und kol- uns nicht zielführend. Der Begriff halten betrachtet werden. laborative Wissensaneig- Präsenzlehre ist unseres Erachtens Der Stellenwert der physischen nung und -herstellung. überdies nicht zukunftsfähig, weil Co-Präsenz vor Ort wird aus unserer Lesen Sie das ausführli- che Plädoyer unter man auch online zeitlich und virtu- Sicht durch vermehrte Online-Ver- https://impact.zhaw.ch ell räumlich präsent sein kann. anstaltungen sogar erhöht. Es wur- 11
STUDIUM Impact | September 2021 Erster Schweizer Bachelorstudiengang in Neu an der ZHAW: Angewandtes Recht Applied Digital Life Sciences Die SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW bietet ab Herbst 2022 den Bachelorstudiengang «Angewandtes Recht» an. Es ist die erste juristische Grundausbildung an einer staatlichen Fachhochschule in der Schweiz. Sie ermöglicht insbesondere Berufsmaturandinnen und -maturanden den Zugang zu einer generalistischen Rechtsausbildung und bereitet auf praktische juristische Tätigkeiten in allen Zweigen von Wirtschaft und Verwaltung vor. Besonderes Gewicht liegt auf der Vermittlung juristischer Methoden- und Sprachkompetenz. Das Studium fokussiert auf die Kernbereiche des allgemeinen Rechts (Privatrecht, öffentli- ches Recht und Strafrecht). Es qualifiziert Absolventinnen und Absolventen für vielseitige Tätigkeiten etwa im Versi- cherungs-, Finanz- oder Energiesektor oder in Behörden. Aufzeichnung von elektrischen Signalen der Kopfhautoberfläche und ↘ https://bit.ly/3EfTj54 B erechnung von Aktivitäten in spezifischen Gehirnarealen. Als erste Hochschule der Schweiz lan- und Laborumgebungen, Automation, Informationsdesign für Industrie 4.0 ciert die ZHAW einen Bachelorstudi- Künstliche Intelligenz und Simulation «Fachkommunikation und Informationsdesign» lautet der engang in Applied Digital Life Scien- ist in diesem Studiengang einzigar- neue Name der bisherigen Vertiefung «Technikkommuni- ces. Der neue Studiengang am Depar- tig. Er fokussiert auf anwendungs kation» im Bachelor Angewandte Sprachen. Mit der Umbe- tement LIFE SCIENCES UND FACILITY orientierte Kompetenzen und auf die nennung trägt das IUED Institut für Übersetzen und MANAGEMENT positioniert sich an Verankerung in den Life Sciences mit Dolmetschen den Veränderungen Rechnung, die mit Blick den Schnittstellen der Digitalisierung den Arbeitsfeldern Biologie, Umwelt, auf Industrie 4.0 am Studienprogramm laufend vorge- in den Life Sciences und der Data Biotechnologie, Chemie, Lebensmit- nommen werden. In der Vertiefung werden umfassende Science und eröffnet den Absolvie- teltechnologie und Gesundheit. Zur Kenntnisse für das Informationsdesign in der digitali- renden Perspektiven in einem rasch Vorbereitung auf ein internationales sierten Arbeitswelt vermittelt. Die Studierenden lernen, wachsenden Umfeld. Im Fokus stehen Arbeitsumfeld erfolgt der Unterricht komplexe Fachinhalte für verschiedene Zielgruppen und die Datenerfassung, -auswahl, -berei- ab dem vierten Semester vollständig Medien verständlich und benutzerfreundlich aufzuberei- nigung und -auswertung, aber auch in Englisch. Zur Spezialisierung ste- ten und so die Kommunikation an der Mensch-Maschi- die Nutzung der Daten im Labor- und hen drei Vertiefungen zur Auswahl: ne-Schnittstelle sowie zwischen Fachleuten und Laien zu Produktionsumfeld. Die Kombina- Digital Labs and Production, Digital optimieren. Mit der Verbindung technischer und kommu- tion von Themen wie Datenakquisi- Health und Digital Environment. Das nikativer Aspekte stellt das Angebot nach wie vor eine tion in verschiedenen Produktions- Studium startet im Herbst 2022. Innovation in der Schweizer Bildungslandschaft dar. Neuausrichtung des Masterstudiengangs Standardisierte Kompetenzen für die Gesundheitsberufe in Facility Management Gesundheitsfachpersonen benötigen unterschiedlichste Unter der neuen Bezeichnung «Real Mit dem neuen Master «Real Estate Kompetenzen, wollen sie den Anforderungen in ihrem Ar- Estate und Facility Management» und Facility Management» qualifi- beitsbereich und den Bedürfnissen von Patientinnen und (REFM) wurde der Masterstudien- zieren sich die Absolventinnen und Klienten gerecht werden. Mit der Publikation «Professions- gang am Departement LIFE SCIEN- Absolventen für Führungsaufgaben spezifische Kompetenzen» hat die Fachkonferenz Gesund- CES UND FACILITY MANAGEMENT in Unternehmen und in der gesamt- heit der Schweizerischen Fachhochschulen (FKG) im Som- mit neuen Inhalten angereichert und en Immobilienwirtschaft. Sie sind in mer ein Dokument veröffentlicht, das diese Kompetenzen dadurch noch besser auf die Zielgrup- der Lage, nutzungsgerechte Lösungen für sämtliche an den Schweizer Fachhochschulen ausgebil- pe sowie den Bedarf der Wirtschaft und Strategien rund um den Immobi- deten Gesundheitsberufe festhält. Es definiert jene Fähig- ausgerichtet. Die Neuausrichtung er- lienlebenszyklus zu entwickeln. Das keiten, welche die Absolvierenden beim Abschluss des Stu- folgte in Zusammenarbeit mit der Ab- Real Estate und Facility Management diums nachweisen müssen. Die Publikation der FKG, in der teilung Banking, Finance, Insurance leistet einen zentralen Beitrag zum auch das Departement GESUNDHEIT vertreten ist, dient der School of Management and Law. wirtschaftlichen Erfolg, zu Nachhal- als Richtschnur für die Lehrpläne der Studiengänge. Sie Der Start des konsekutiven Master tigkeit und strategischer Positionie- wurde vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag studiengangs ist im Herbst 2022. rung eines Unternehmens. gegeben. 12
Impact | September 2021 STUDIUM SCHOOL OF ENGINEERING Ausgezeichnet Fasslager 4.0: Dank Sensoren Regionaler Siemens Excellence Award reift Whisky stromsparender für ZHAW-Absolventin Mit ihrer Bachelorarbeit «Speech-to-Text Translation von Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch» gewann Bogumila Dubel aus Winterthur den mit 4000 Franken dotierten re- gionalen Siemens Excellence Award. Die Absolventin der ZHAW SCHOOL OF ENGINEERING hat ein System entwi- ckelt, das die schweizerdeutsche Sprache unabhängig vom Dialekt in einen hochdeutschen Text übersetzt. Neben Bogumila Dubel bewiesen zwei weitere Frauen Spitzen- leistungen unter den 517 Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen: Wirtschaftsingenieurin Lea Bührer ist mit einem Notendurchschnitt von 5,76 Jahrgangsbeste. Zum zweiten Mal in Folge erreicht damit eine Frau den besten Notendurchschnitt an der School of Engineering. Ihr folgt ihre Kommilitonin Michèle Wieland (5,71). Das drahtlose Sensorsystem zur Überwachung von Fassinhalt, Temperatur und Luftfeuchigkeit des Raumes braucht weniger Platz und weniger Strom. Bei der Herstellung von Spirituosen wie Whisky, Gin oder Rum werden rund 60 Prozent der endgültigen Qualität dem Fass und der Reifung Simon Künzli von Siemens Schweiz überreicht Bogumila zugeschrieben. Die Macardo Swiss Dubel die mit 4000 Franken dotierte Auszeichnung. Distillery überlässt das nicht dem Zu- fall, sondern überwacht Fassinhalt, Smarte Patientenglocke gewinnt Temperatur und Luftfeuchtigkeit neu mit Sensoren: dem Fasslager 4.0. Startup Challenge Entwickelt haben dieses System Lars Mit Hilfe einer Software-basierten Patientenglocke per Müggler und Ivan Krajinovic im Stu- Tablet aus dem Spitalbett heraus dem Pflegepersonal sein diengang Elektrotechnik an der ZHAW Anliegen mitzuteilen: Das ist die Idee des Startups SCHOOL OF ENGINEERING. In ihrer Ivan Krajinovic (l.) und Lars Müggler. «PATON» von drei Studierenden der ZHAW SCHOOL OF Projektarbeit im fünften Semester ENGINEERING. Sie gewannen die diesjährige ZHAW Start haben die beiden zunächst den Proto klärt Lars Müggler. «Ausgehend von up Challenge. Weiss das Pflegepersonal schneller, was am typ eines Sensorsystems konzipiert. einer Messung pro Tag müssen bei Krankenbett gebraucht wird, spart das Wege und redu- «Unser kabelloses System aus der unseren Sensoren sogar nur alle sie- ziert Leerzeiten. Laut Messungen am Unispital Zürich sind Projektarbeit hat an sich schon funk- ben Jahre die Batterien gewechselt das rund 40 Minuten pro Schicht und Pflegeperson. tioniert, aber das Sensormodul war werden.» Die Messung kann aber auf noch zu gross und hat zu viel Strom Wunsch auch jederzeit vorgenommen verbraucht», sagt Ivan Krajinovic. Die werden, denn die Kommunikation Absolventen haben im Rahmen ih- zwischen Sensoren und Zentrale er- rer Bachelorarbeit die notwendige folgt in beide Richtungen. Angezeigt Elektronik platzsparend verdichtet, werden die visualisierten Messdaten sodass das Sensormodul nun direkt auf einer Website. Im Juli haben die unter der Aufhängung des jeweiligen Absolventen das Fasslager 4.0 in Fasses platziert werden kann. Auch Anwesenheit von rund 50 Persönlich- den Stromverbrauch haben sie in den keiten aus Wissenschaft, Wirtschaft Griff bekommen: «Gefordert war eine und Politik offiziell an die Firma Die Gewinner der Startup Challenge: Jeremiah Agboola, Batterielaufzeit von zwei Jahren», er- Macardo übergeben. Frensi Zejnullahu und Raphael S chnyder (v.l.n.r.). 13
FORSCHUNG Impact | September 2021 BOSTON, BANGALORE, SCHANGHAI Mit Swissnex zu den Innovations-Hotspots Das ZHAW-Swissnex-Programm ermöglicht ZHAW-Personal passgenaue Austauschmöglichkeiten in internationalen Forschungs-Hotspots. Das ist wichtig für die Forschung und eine erfolgreiche Internationalisierung. SANDRA HÜRLIMANN und Wissen der Swissnex-Stand bildung am Institut für Gesund D orte profitieren. Diese unterstützen heitswissenschaften des ZHAW- ie Internationalisierung die Teilnehmenden bei der Vorbe Departements Gesundheit, zum von Hochschulen hat in reitung und Planung eines Aufent Beispiel war es die Gestaltung eines den vergangenen Jahren halts aber auch vor Ort. Sie helfen, neuen Studiengangs, des MAS stark an Bedeutung ge relevante Kontaktpersonen zu iden Physician Associate Skills, die im wonnen, so auch für die ZHAW. In tifizieren und zu vermitteln, bei der Zentrum ihrer Swissnex-Personal der Hochschulstrategie 2015–2025 Zusammenstellung des Programms mobilität stand. Dass sie sich da sind die Positionierung der ZHAW oder durch die Bereitstellung bei für die Destination Boston ent als global agierender Player und der von Arbeitsplätzen. Indem Siwssnex schied, hat einen bestimmten Forschungsaustausch, also auch die ihre regionalen Netzwerke und das Grund: «In den angelsächsischen Mobilität des wissenschaftlichen Wissen über das jeweilige Innova Ländern gibt es die Funktion der Personals, wichtige Punkte. tionsökosystem teilt, erfahren die Physician Assistant (PA) schon seit Teilnehmenden, welche regionalen den 1960er Jahren. Im Kantons An der Schnittstelle von Bildung, Besonderheiten es im jeweiligen spital Winterthur wurde die Funk Forschung und Innovation tion 2016 auf der Chirurgie-Abtei Bereits seit 2013 arbeitet die ZHAW lung eingeführt und das Institut für in Sachen internationale Personal «Wenn ich mit Gesundheitswissenschaften wurde mobilität mit der Initiative Swiss Personen ausserhalb angefragt, dazu eine Weiterbildung nex des Staatssekretariats für Bil der Schweiz forsche, für erfahrene Gesundheitsfachper dung, Forschung und Innovation sonen aufzubauen.» zusammen. Ziel von Swissnex ist es, wird das Alltägliche in Schweizer Hochschulen und indivi Frage gestellt.» Boston und San Francisco duelle Forschende, aber auch Jung Patrick Studer, Angewandte Linguistik Neben Boston & New York betreibt unternehmen bei der internationa Swissnex auch vier weitere Stand len Vernetzung zu unterstützen. Da Fach- oder Interessengebiet gibt. Die orte in den innovativsten Regionen für bietet Swissnex als eine Art Wis Initiative agiert an der Schnittstel der Welt. Zwei Standorte in den USA, senschaftskonsulat an fünf globalen le von Bildung, Forschung und In je einen in Brasilien, China und Standorten Zugang zu einem brei novation. Dabei konzentriert sie Indien, und bald kommt einer in ten Netzwerk. Die Mobilitätspro sich insbesondere darauf, ihre Part Japan dazu. In China ist Swissnex in gramme sind den Interessen oder ner, zum Beispiel die ZHAW, und die Schanghai präsent. Dorthin führte Zielen der Institutionen angepasst. «Endnutzer», wie Forschende der das Netzwerk Jan-Alexander Posth, Das heisst,die ZHAW gestaltet mit ZHAW, in der frühen Forschungs- Dozent an der Fachstelle für Swissnex gemeinsam Programme und Entwicklungs- und in der vor Asset Management der ZHAW für ihre Mitarbeitenden, insbeson kommerziellen Phase zu unterstüt School of Management and Law, dere für Dozierende, Forschende zen. Im Mittelpunkt des Aufenthalts im Sommer 2019. Er befasst sich in und wissenschaftliche Mitarbei kann beispielsweise ein Forschungs seiner wissenschaftlichen Arbeit tende. Wer am ZHAW-Swissnex- projekt, eine Fortbildung oder mit nachhaltiger Finanzwirtschaft. P e r s on a l m o b i l i t ä t sp r o g r a m m ein Lehrauftrag stehen. Bei Anita «Die grossen Probleme unserer teilnimmt, kann vom Netzwerk Manser Bonnard, Leiterin Weiter Zeit wie der Klimawandel, die Um 14
Impact | September 2021 FORSCHUNG weltverschmutzung oder der Ver perten beigezogen werden sollen. lust an Biodiversität sind global und Indem die Teilnehmenden des Per als solche auch nur in einem globa sonalmobilitätsprogramms wäh len Kontext zu verstehen und zu lö rend ihres Auslandsaufenthaltes sen», meint er. «Gerade im Bereich zum Beispiel neue Kooperationen ESG, also Environmental, Social and zu Partnern aus der Praxis entwi Corporate Governance in Unterneh ckeln, Kontakte für Forschungspro men, und Sustainable Finance war jekte knüpfen, sich mit ihren inter es mir daher sehr wichtig, die Per nationalen Scientific Communities spektive des globalen Players China austauschen oder Austauschmög aus erster Hand zu erfahren. Mein lichkeiten für Studierende schaffen, Swissnex-Besuch in Schanghai und leisten sie einen Beitrag zur interna Beijing hat mir dabei geholfen, ein tionalen Vernetzung ihrer Departe weitgehenderes und integraleres mente oder Organisationseinheiten Verständnis der Problematik zu er und schliesslich auch zur Internati langen», so Posth. onalisierung der ZHAW. Das Gewinnen neuer Perspekti ven auf die eigene Arbeit sieht auch FHs sind international attraktiv Patrick Studer, der den Forschungs Nicht zuletzt machen sie die ZHAW bereich Sprachkompetenz und Wis und den Hochschultypus Fach sensvermittlung am ZHAW-Depar hochschule im Ausland bekann tement Angewandte Linguistik lei ter und helfen so, sie in einem glo tet, als grosses Plus eines interna balen akademischen Umfeld zu tionalen Austausches. «Ich arbeite etablieren. «Schweizer Fachhoch intensiv mit Kolleginnen und Kol schulen sind für ihre internationa legen aus verschiedenen Ländern len Partner oft sehr attraktiv, da sie in Europa und darüber hinaus zu nahe an der Industrie sind und sich sammen. In der Forschung im ei auf eine marktnahe Ausbildung der genen Kulturkreis ist man oft be Absolventinnen und Absolventen triebsblind. Es gibt wissenschaft konzentrieren», so Roman Kern, len und die Ausbildung von inter Profitierten von liche und gesellschaftliche Diskurse Interim Head of Unit bei Swiss nationalen Kompetenzen von deren ihrer Forschungsrei- zu Forschungsthemen, die die For nex. Die Herausforderung beste Mitarbeitenden, indem eine wert se nach China oder schungsagenda beeinflussen. Wenn he jedoch darin, den internationa volle Basis für erfolgreiche Austau in die USA: (v.o.) ich mit Personen von ausserhalb der len Partnern ein solides Verständ sche und gelungene Kooperationen Jan-Alexander Schweiz forsche, wird das Alltäg nis für die Stärken und die Qualität geschaffen wird. Wenn daraus wie Posth, School of liche in Frage gestellt und neu ver der Schweizer Fachhochschulen zu derum neue Forschungsansätze Management and handelt. Das gefällt mir», meint er. vermitteln. Denn es falle hierzulan und -Erkenntnisse entstehen, hat Law, Anita Manser Sein Forschungsaufenthalt führte de schwer, mit Stolz und Zuversicht dies nicht nur Relevanz für Wissen Bonnard, Departe- ihn nach Boston. über die hervorragenden Institu schaftlerinnen und Wissenschaft ment Gesundheit, tionen zu sprechen. «Wenn die in ler, sondern ergibt auch einen Mehr und Patrick Studer, Win-win-Situation ternationalen Partner jedoch direkt wert für die ganze Gesellschaft. ■ Departement Mit den Auslandsaufenthalten und und eingehender mit den Schweizer Angewandte den neuen Kontakten, die die Teil Fachhochschulen in Kontakt kom Linguistik. nehmenden knüpfen, kann auch der men, etwa durch Forschungskoo IMPACT-WEBMAGAZI N «Die span- Grundstein für nachhaltige Koope perationen, sind sie von der Exzel nenden Forschungsthemen gerade rationen zwischen der ZHAW und lenz dieser Institutionen überzeugt im Finanzbereich haben heutzutage anderen Hochschulen gelegt wer und sehen sie als wertvolle und ver alle einen internationalen Charakter.» Lesen Sie im Interview, wie der ZHAW- den. Davon können nun beispiels trauenswürdige Partner.» Swissnex Forscher Jan-Alexander Posth seinen weise auch weitere Forschende der leistet also mit ihrer Arbeit nicht Aufenthalt in Schanghai erlebte und ZHAW profitieren, aber auch die nur als Vermittler von Netzwerken was drei weitere ZHAW-Forschende zu Hochschule insgesamt. Etwa dann, einen wichtigen Beitrag als inter ihrem Swissnex-Aufenthalt und zur Bedeutung der Internationalisierung wenn es darum geht, die Curricula kulturelle Brückenbauerin, sondern sagen. Zudem weitere Informationen zu weiter zu internationalisieren, und errichtet ein Fundament für die In Swissnex und dazu, wie alles begann. dazu externe Expertinnen und Ex ternationalisierung von Hochschu https://impact.zhaw.ch 15
FORSCHUNG Impact | September 2021 BEFRAGUNG ZUR COVI D-IMPFUNG JAMESFOCUS-BERICHT Beweggründe fürs Impfen Jugendliche sind im Internet häufig hängen vom Alter ab mit Hassrede konfrontiert Aus welchen Gründen sich jemand gegen das Corona virus impfen lässt, hängt vom Alter ab. Während bei Men schen über 65 Jahren der Schutz der eigenen Gesundheit und der Gesamtgesellschaft an erster Stelle steht, sind bei jüngeren Menschen bis 24 Jahre der Schutz der Risikobe völkerung, die Aussicht, wieder reisen zu können, sowie die Beseitigung der negativen Auswirkungen der Pan demie die Hauptmotive für eine Impfung. Dies zeigt die Schlussauswertung einer Begleitstudie zum Impfzentrum Winterthur, durchgeführt von der ZHAW. Rund 9700 Per sonen, die sich seit Mitte April im zweitgrössten Zentrum des Kantons Zürich haben impfen lassen, nahmen für die Studie an der Online-Befragung teil. In dieser wurden sie etwa zu den Beweggründen für die Impfung befragt. Über alle Altersgruppen gesehen ist der Schutz der eigenen Gesundheit der wichtigste Grund, gefolgt von der Besei tigung der negativen Auswirkungen der Pandemie, wie Drei Viertel der Mädchen geben an, dass Hasskommentare sie entsetzen oder weiterer Lockdowns. Die Angst vor der Pandemie wurde traurig machen. Bei den Jungen sind es nur zwei Fünftel. dagegen bei sämtlichen Altersgruppen am wenigsten als Impfmotiv genannt. Dass die einzelnen Altersgruppen un Schweizer Jugendliche treffen im In Hälfte hält zudem fest, dass sie auch terschiedliche Beweggründe für die Impfung haben, ist für ternet häufig auf das Phänomen der Diskriminierungen aufgrund der se Julia Dratva, Co-Studienleiterin am ZHAW-Departement Hassrede, ist das Fazit des neusten xuellen Orientierung oder der Her Gesundheit, wenig erstaunlich. «Die Motive entsprechen JAMESfocus-Berichts von ZHAW und kunft sowie Hautfarbe beobachten. eben dem, was der Bund in seiner Kommunikation im Swisscom. Rund die Hälfte der be Mädchen und Jungen berichten hier mer wieder empfiehlt:Ältere Menschen schützen sich mit fragten Jugendlichen trifft mehrmals ausserdem Unterschiedliches. 81 Pro der Impfung selbst, Junge vor allem die Gesellschaft.» Die pro Woche oder häufiger auf Hass zent der Mädchen beobachteten, dass Begleitstudie zeigt, dass der gesellschaftliche Druck, sich kommentare im Internet. Betroffen Personen oder Gruppen im Internet impfen zu lassen, seit Beginn der Impfkampagne deutlich sind besonders die 16- bis 19-Jährigen. aufgrund ihres Aussehens beleidigt zugenommen hat. Lag der Durchschnitt Mitte April bei tie Auch in Bezug auf das Geschlecht oder diskriminiert werden, bei den fen 1,9 Punkten auf einer Skala von 1 (fühlt sich überhaupt sind die Unterschiede bemerkens Knaben sind es 56 Prozent. nicht unter Druck gesetzt) bis 10 (fühlt sich sehr stark un wert: 53 Prozent der Mädchen treffen «Auch wenn das Aussehen einer Per ter Druck gesetzt), ist er bis Ende August auf 6,1 angestie regelmässig auf Hassrede (engl. Ha son in vielen gesellschaftlichen Be gen. Studienteilnehmende mit Kindern unter 16 Jahren tespeech) im Internet, während dies reichen eine grosse Rolle spielt, wird konnten sich zur Frage äussern, ob sie diese impfen lassen bei 41 Prozent der Knaben der Fall ist. paradoxerweise dieser Form der Dis würden. 53,9 Prozent gaben an, dies auf jeden Fall oder «Es ist jedoch schwierig zu beurteilen, kriminierung von institutioneller wahrscheinlich zu tun, weitere 10,2 Prozent würden dage ob Mädchen sich tatsächlich häufiger Seite bisher nur wenig entgegenge gen noch warten, bis andere ihre Kinder geimpft haben. mit solchen Meldungen konfrontiert wirkt», sagt Gregor Waller, Co-Autor ↘ https://bit.ly/2YRApBy sehen oder ob es unterschiedliche der ZHAW-Studie. Gängiges Gleich Wahrnehmungen darüber gibt, was stellungsmanagement zielt auf Merk Einstellung zur COVID-19-Impfung für Kinder überhaupt als Hassrede empfunden male wie Geschlecht, Behinderung, Ja, auf jeden Fall wird», sagt ZHAW-Medienpsycholo sexuelle Orientierung, religiöse Zu 20,1 21,5 gin Céline Külling. Ganz allgemein gehörigkeit sowie nationale oder kul Ja, wahrscheinlich scheint es, dass die befragten Jugend turelle Herkunft und vernachlässigt 3,0 Ja, aber erst wenn andere sich haben impfen lassen / lichen eine gewisse Sensibilisierung den Aspekt der physischen Attraktivi 12,8 es ok zu sein scheint für das Thema zeigen und Hasskom tät. Bei der Reaktion auf Hatespeech Nein, wahrscheinlich nicht mentare im Vergleich zu anderen Phä unterscheiden sich Jungen und Mäd 32,4 nomenen wie Falschinformationen chen noch markanter. Drei Viertel der 10,2 Nein, auf keinen Fall eher als solche wahrgenommen wer Mädchen geben an, dass Hasskom Es kommt darauf an / ich bin mir nicht sicher den. Die Mehrheit der Jugendlichen mentare sie entsetzen oder traurig (71 Prozent) gibt an, dass Personen machen. Bei den Jungen sind es nur Studienteilnehmende mit Kindern bis 16 Jahre konnten online vor allem aufgrund ihres Aus zwei Fünftel. sich zur Frage äussern, ob sie diese impfen lassen würden. sehens beleidigt werden. Rund die ↘ https://bit.ly/38pbPcy 16
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