Stark machen für neue Chancen - 25 Jahre Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung Eine Dokumentation von Hans-Peter Thelen

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Stark machen für neue Chancen - 25 Jahre Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung Eine Dokumentation von Hans-Peter Thelen
Stark machen
für neue Chancen

25 Jahre Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung
Eine Dokumentation von Hans-Peter Thelen
Vorwort

Wir bleiben denen verpflichtet, die uns brauchen

In seinem Buch „Ausser Dienst“ hat Helmut Schmidt geschrieben: „Die Pflicht zur Mit-
menschlichkeit, das ist die Antwort auf die Sinnfrage.“ Der Verein für allgemeine und
berufliche Weiterbildung ist vor 25 Jahren gegründet worden, damit er Menschen eine
neue berufliche Perspektive, ein Stück Hoffnung geben kann. Menschen, die in tiefer
Sorge um ihren Arbeitsplatz waren. Menschen, die nicht wussten, ob ihre Kinder und
Enkel noch einen Ausbildungsplatz finden, wenn der Bergbau die Aachener Region,
das Wurmrevier endgültig verlassen hat.
Wie am ersten Tag, ist der Verein auch heute noch diesen Menschen verpflichtet. Dabei
geht es vor allem um junge Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer, oft sind
es schwierige soziale Hintergründe – keinen Ausbildungsplatz finden. Das ist der rote
Faden, den der politische Journalist Hans-Peter Thelen durch diese Dokumentation zum
25jährigen Bestehen des VABW gewoben hat. Das Aufgabengebiet des Vereins ist breiter,
aber die Pflicht und die Freude daran, denen neue Chancen zu öffnen, die es alleine nicht
schaffen, ist und bleibt seine Kernkompetenz.
Die Dokumentation verschweigt nichts, auch nicht die Hintergründe, die zur großen Krise
im Jahr 2001 geführt haben. Beeindruckend ist, wie der Autor im ersten Kapitel die
Hintergründe und Zusammenhänge aufdeckt, die die Region mit dem Ende des Bergbaus
bewegt und aufgewühlt haben. So wie hier ist dies bisher noch nicht beschrieben worden.
Zugleich wird deutlich, was Einigkeit in der Sache über parteipolitische Grenzen hinweg
kraftvoll und nachhaltig bewegen und gestalten kann. Das fünfte Kapitel schließlich legt
den Weg offen, den der VABW jetzt gehen muss.
Mit dem Jubiläum des Vereins für allgemeine und berufliche Weiterbildung verbinden
wir den Dank an die vielen Menschen, die uns in den ersten 25 Jahren begleitet haben.
Konstruktive Kritik hat uns geholfen, nie in eine Sackgasse zu geraten. Mutige Freunde
waren zur Stelle, wenn wir sie gebraucht haben. Und immer wieder waren es engagierte
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ganz im Sinne von Helmut Schmidts Antwort auf
die Sinnfrage stets mehr als ihre Pflicht getan haben. Ihnen allen und der gemeinsamen
Sache wünschen wir ein herzliches Glück Auf!

Hans Vorpeil                  Dr. Hartmut Hinke
1. Vorsitzender               Geschäftsführer

                                                                                           3
Der Schock führt zum
    regionalen Schulterschluss

    Ein Gutachten, das die Region            „Das Gutachten hat im Nordkreis
    elektrisierte                            einen Schock ausgelöst, auch bei
                                             uns, bei der IHK“, erinnert sich der
    Der Befund, den die PROGNOS AG           heutige IHK-Hautgeschäftsführer
    im Dezember 1983 zur „Entwicklung        Jürgen Drewes. Spätestens seit Ende
    der Wirtschaftsstruktur in der Region    der 70er Jahre sei bekannt gewesen,
    Aachen“ vorlegte, war knallhart:         dass die Steinkohleförderung in
    „Allein die prognostizierte Abnahme      Deutschland deutlich zurückgehen
    der Beschäftigung führt rechnerisch      werde.
    zu einer Erhöhung der Arbeitslosen-
    quote um 5,8 Prozentpunkte. Unter        Anfang der 70er Jahre waren die
    Berücksichtigung der Entwicklung         EBV-Zechen Anna und Adolf bei
    des Arbeitskräftepotentials ist für      gleichzeitiger Stilllegung der Förde-
    1990 mit einer Arbeitslosenquote         rung auf Adolf zusammengelegt
    von 14,5 Prozent bis 16,5 Prozent zu     worden. 1975 wurde die Grube Carl
    rechnen. Hierbei sind die Auswirkun-     Alexander in Baesweiler stillgelegt.
    gen gemäß den Berechnungen zu            Ende der 70er Jahre begannen beim
    hypothetischen Zechenstilllegungen       EBV die Umstrukturierungsmaßnah-
    nicht berücksichtigt.“                   men zur Zusammenlegung der Gru-
                                             ben Anna in Alsdorf und Emil May-
    PROGNOS, Europäisches Zentrum für        risch in Siersdorf. Der so genannte
    angewandte Wirtschaftsforschung,         „Durchschlag“ unter Tage zwischen
    war von der Industrie- und Handels-      diesen beiden Gruben fand 1983
    kammer zu Aachen im August 1983          statt. Danach wurde auf Anna nicht
    beauftragt worden, kurzfristig eine      mehr gefördert. 1987 beschloss die
    Analyse der Wirtschaftsstruktur, ihrer   Bonner „Kohlenrunde“ die sozialver-
    Entwicklung sowie mögliche Maßnah-       trägliche Stilllegung der noch vor-
    men zur Sicherung und Verbesse-          handenen EBV-Bergbaubetriebe im
    rung der Wirtschaft im Kammerbe-         Aachener Revier für das Jahr 1992.
    zirk zu erarbeiten. Hintergrund dieses
    Auftrages war das Wissen um das
    Ende des Aachener Steinkohlereviers.

4
Ein Blick auf die Produktivität der    PROGNOS, waren vom Bergbau ab-          Pressespiegel
Zechen, abhängig von Mächtigkeit       hängig. Jürgen Drewes: „Wenn man
und Lagerverhältnissen der Kohle-      PROGNOS verdichtet, lautete das         1. Februar 1985
flöze, ließ erkennen, in welcher Rei-   Ergebnis der Untersuchung im Kern       Aachener Volkszeitung:
                                                                               Hans Vorpeil heißt der neue
henfolge Bergwerke von Zechen-         25 bis 30 Prozent Arbeitslosigkeit im   Vorsitzende des Vereins für
schließungen betroffen sein würden.    nördlichen Teil des Kreises Aachen,     allgemeine und berufliche Wei-
                                                                               terbildung. Mit der Wahl des
„Wir wussten also sehr früh, dass in   falls nichts in Sachen Strukturwandel   aus Alsdorf stammenden SPD-
Alsdorf, in Aldenhoven-Siersdorf und   geschieht.“ Diese Erkenntnis sei aber   Kommunalpolitikers wurde die
                                                                               nun seit einem Jahr andauernde
dann auch in Hückelhoven der Stein-    nicht nur Schock gewesen, so der        „provisorische Lösung“ zur
kohlebergbau in absehbarer Zeit zu     Hauptgeschäftsführer der IHK, viel-     festen Institution. Komplettiert
                                                                               wird das „Triumvirat“ an der
Ende geht“, begründet Jürgen Dre-      mehr auch ein starkes Motiv, um zu      Spitze dieses Vereins durch den
wes das PROGNOS-Gutachten. Es          sagen: „Wir müssen jetzt in der Re-     stellvertretenden Vorsitzenden
                                                                               Adolf Lengersdorf (CDU), stell-
sollte den Ideen und Konzepten der     gion das tun, was wir tun können.“      vertretender Bürgermeister von
Kammer zur Lösung des Strukturpro-                                             Würselen, und vom bewährten
                                                                               Geschäftsführer Spille (VHS
blems eine wissenschaftliche Grund-    Bezogen auf die wirtschaftliche Situ-   Alsdorf).
lage geben. Anfang 1984 ging die       ation formulierte die Kammer präzi-
                                                                               Aachener Nachrichten:
Industrie- und Handelskammer mit       se Forderungen für den Struktur-        Für die Berufsausbildung und
dem PROGNOS-Gutachten in die           wandel, für die Zeit nach dem           Weiterbildung von Fachar-
                                                                               beitern und Gesellen soll im
Öffentlichkeit und gab damit einem     Steinkohlebergbau. Wissenschaftlich     Nordkreis Aachen ein Brücken-
offenen gesellschafts- und wirt-       untermauert standen auf ihrer           kopf errichtet werden. Für
                                                                               Jugendliche ohne Ausbildungs-
schaftspolitischen Dialog die metho-   Agenda der Wissenstransfer zwi-         plätze ab März in den Berufen
dische Grundlage.                      schen Wissenschaft und Wirtschaft       Bürokaufmann, Technischer
                                                                               Zeichner, Bauschlosser und
                                       ebenso wie, zum Beispiel, die Ein-      Energieanlagenelektroniker
14,5 bis 16,5 Prozent Arbeitslosen-    richtung und Unterstützung von          eingerichtet. Planungsvorbe-
                                                                               reitungen werden getroffen,
quote hatte die PROGNOS AG für         Gründerzentren. In drei Bereichen       um ab August in Würselen
das Jahr 1990 berechnet, und zwar      sollten Impulse gesetzt werden: Exis-   ein Kolleg zur Erlangung der
                                                                               Hochschulreife sowie in Alsdorf
ohne die bevorstehenden Zechen-        tenzgründungen aus den Hochschu-        eine Berufsbildungsstätte unter
schließungen. Ende 1983, als das       len. Technologietransfer aus den        Einbezug der Technologien rech-
                                                                               nerunterstütztes Konstruieren
Gutachten erstellt wurde, standen      Hochschulen der Region in die Un-       (CAD) und rechnerunterstützte
auf den Schichtzetteln des Aachener    ternehmen. Ansiedlungswerbung im        Fertigungssteuerung (CAM) zu
                                                                               errichten.
Steinkohlereviers noch rund 14.000     Ausland für die gesamte Region.
Beschäftigte. Weitere rund 5000
Arbeitsplätze in der Region, so

                                                                                                            5
18. März 1985                          Das bevorstehende Ende des Stein-       hatte die Landesregierung schon
Aachener Nachrichten:
Das gibt’s nicht alle Tage. Da
                                       kohlebergbaus erhöhte den Hand-         reichlich Erfahrung mit dem immer
beginnt für 60 Jungen und              lungsdruck. Zumal vor 25 Jahren die     tiefer greifenden Strukturwandel an
Mädchen die Berufausbildung,
und aus Düsseldorf reist eigens
                                       Aachener Region die Potenziale, die     der Ruhr. Kohle und Stahl prägten
aus diesem Anlass NRW-Wirt-            in ihr steckten, nicht ausreichend      neben der Chemie zwar noch deut-
schaftsminister Professor Reimut
Jochimsen an.
                                       nutzte. PROGNOS beschrieb das so:       lich das Ruhrgebiet. Ihre dominieren-
Der Minister war nicht mit                                                     de Rolle aber büßte die Montanin-
leeren Händen gekommen. Ein
grüner Schnellhefter verbarg
                                       „Die Produktpalette der Aachener        dustrie Zeche um Zeche, Hochofen
den Bewilligungsbescheid über          Industrie weist mehr Schwächen als      um Hochofen ein. Schon 1958 hatte
1,9 Millionen Mark, die das
Land zu dem Projekt beisteuert.
                                       Stärken auf. Zum einen werden ‚tra-     das Zechensterben und damit die
Empfänger des Dokuments:               ditionelle’ Produkte in ‚traditionel-   Dauerkrise des Steinkohlebergbaus
VABW-Geschäftsführer Klaus
Spille.
                                       len’ Branchen gefertigt (z. B. Textil   in Nordrhein-Westfalen begonnen:
                                       und Bekleidung, Nahrungs- und Ge-       In zehn Jahren waren 78 Schachtan-
14. September 1985
Aachener Nachrichten:
                                       nussmittel, Papier und Pappe). Zum      lagen geschlossen worden, ging die
Auf vier Etagen breiteten              anderen sind auch die Produkte          Zahl der Beschäftigten bei der Ruhr-
Betriebsschlosser, Technische
Zeichner und Energieanlagen-
                                       technologieintensiver Branchen wie      kohle von 607.000 auf 287.000 zu-
elektroniker das aus, was sie in       Maschinenbau und Elektrotechnik         rück. Das Kabinett von Ministerpräsi-
Lehrmonaten gefeilt, gezeichnet
oder gelötet hatten. Um ein
                                       noch (zu) stark an alten Märkten ori-   dent Franz Meyers reagierte 1961
passgenaues Maschinenteil zu           entiert, und dies trotz hervorragen-    auf das Zechensterben mit dem Be-
fertigen, konnte Lehrling Eduard
Kretschmer beispielsweise die
                                       der Voraussetzungen für den Tech-       schluss zur Gründung der Ruhr-Uni-
Maschinen des EBV beanspru-            nologietransfer in der Region           versität.
chen, denn seine dreijährige
Berufsausbildung wird auf prak-
                                       Aachen. Die Kooperationsmöglich-
tischer Seite von dem Eschweiler       keiten (TH Aachen, KFA Jülich) wer-     Der dramatische Wandel wühlte die
Bergwerksverein unterstützt.
                                       den zu wenig genutzt.“                  Menschen auf. Am 19. Februar 1966
Aachener Volkszeitung:                                                         gingen in Gelsenkirchen 20.000 Men-
Eine Idee scheint sich durchzu-
setzen. Der Verein für allgemeine
                                       Das Aachener Revier blickte auf das     schen, Bergleute und deren Familien,
und berufliche Weiterbildung            Ruhrgebiet                              Kaufleute und Handwerker, mit
mit Sitz in Alsdorf stellte sich und
seine Arbeit am Freitag , genau
                                                                               schwarzen Fahnen auf die Straße. Sie
ein halbes Jahr nach dem Start,        Als am 23. Dezember 1983 mit dem        protestierten gegen die Schließung
erstmals der Öffentlichkeit vor.
                                       letzten Förderwagen die letzten         der Zeche Graf Bismarck. Die Fern-
                                       Steinkohlebrocken aus der Grube An-     sehbilder flimmerten in die Wohn-
                                       na in Alsdorf nach Übertage kamen,      zimmer der Republik und beschäftig-
                                                                               ten Landes- und Bundespolitik

  6
gleichermaßen. Aufgehalten hat es       „Neidische Blicke wirft das Wurm-       Was den Besuchern aus Politik,
                                                                                Verwaltungen, Verbänden und
die Entwicklung nicht. Am 30. Sep-      revier auf das Ruhrgebiet. Die fünf
                                                                                Unternehmen in dem Gebäude
tember kam der Deckel auf Graf          Städte Alsdorf, Herzogenrath,           an der Waldstraße gezeigt wur-
                                                                                de, war ebenso beeindruckend
Bismarck und besiegelte das Aus         Würselen, Baesweiler und Übach-
                                                                                wie überzeugend.
für 6.700 Bergleute. Auch die beiden    Palenberg mit insgesamt 170.000
                                                                                29. Februar 1988
Ölkrisen 1970 führten nicht, wie von    Einwohnern verlangen von der Lan-
                                                                                Aachener Volkszeitung:
einigen gehofft, zur langfristigen      desregierung eben die Förderung, die    Der VABW zählt bereits 50
                                                                                hauptamtliche Mitarbeiter; 60
Stabilisierung des heimischen Stein-    das Ruhrgebiet erhält. Das Aachener
                                                                                sollen’s zum Jahresende sein,
kohlebergbaus.                          Steinkohlengebiet darf ihrer Ansicht    davon 36 Lehrer. Dann wird das
                                                                                Euregio-Kolleg 350 Studieren-
                                        nach nicht hinter dem 1980 von der
                                                                                de haben – der Andrang ist
Mit Beginn der 80er Jahre flankier-      Düsseldorfer Landesregierung verab-     wesentlich größer, so dass über
                                                                                eine Aufstockung bis zu 450
ten die Regierungen in Bund und         schiedeten Ruhrprogramm zurück-
                                                                                Teilnehmer nachgedacht wird.
Land die Subventionspolitik für die     stehen. Das machten am Mittwoch-
                                                                                1. März 1988
heimische Steinkohle mit einer inno-    abend die Vertreter der fünf Städte,
                                                                                Aachener Nachrichten:
vativen Regionalpolitik. Auf einer      die sich in einer Aktionsgemeinschaft   Bereits vier Jahre nach seiner
                                                                                Gründung kann der Verein
zweitägigen Ruhrkonferenz in Cast-      Wurmrevier zusammengefunden ha-
                                                                                für allgemeine und berufliche
rop-Rauxel kündigte Ministerpräsi-      ben, in Alsdorf deutlich.“              Weiterbildung auf erste Erfolge
                                                                                in dem Bemühen um eine
dent Johannes Rau am 8. Mai 1979
                                                                                zunehmende Qualifizierung von
Strukturhilfen in Milliardenhöhe für    Organisiert und vorbereitet worden      Jugendlichen und Arbeitneh-
                                                                                mern der Region verweisen.
das Ruhrgebiet an. Darauf verwies       war die Wurmrevierkonferenz von
die Aachener Region Anfang der          Klaus Pohlmann, damals Stadtdirek-      16. September 1988
                                                                                Aachener Volkszeitung:
80er Jahre, als sie mit Blick auf das   tor in Alsdorf. Die Wahrnehmung
                                                                                Anlässlich der Eröffnung der
bevorstehende Ende der hiesigen         des Bergbaurückzugs im Aachener         Berufsbildungsstätte Alsdorf-
                                                                                Ofden lädt der Verein für allge-
Steinkohleförderung von der Lan-        Revier war different. Dort, wo die
                                                                                meine und berufliche Weiter-
desregierung eine Wurmrevierkon-        Fördertürme ihre längsten Schatten      bildung heute zwischen 16 und
                                                                                18 Uhr alle interessierten Bürger
ferenz im Kreis Aachen forderte.        warfen, fiel das Umdenken beson-
                                                                                nach Ofden in die Alfred-
Die Konferenz fand statt, und Wirt-     ders schwer. „Als wir die Wurmrevier-   Brehm-Straße 29 ein.
schaftsredakteur Ulrich Kölsch be-      konferenz vorbereiteten, dachten wir
schrieb die Motivation der Region       noch nicht über das Ende des Berg-
in der „Aachener Volkszeitung“ vom      baus nach“, erinnert sich der ehema-
12. Januar 1984:                        lige Alsdorfer Verwaltungschef, „wir

                                                                                                             7
17. September 1988                   sind eigentlich davon ausgegangen,       zu einem großen Teil um Frauenar-
Bildzeitung:
Es ist mit modernsten Ma-
                                     dass der Bergbau in einer bestimm-       beitsplätze handelte“, weiß Pohlmann.
schinen ausgestattet, kostete        ten Größenordnung erhalten bleibt,       Als besonders freundlicher Akt sei es
3,2 Millionen Mark. Gestern
übergaben NRW-Wirtschafts-
                                     vielleicht mit 8000 Arbeitsplätzen,      vom Bergbaubetreibenden nie ange-
minister Reimut Jochimsen und        vielleicht etwas weniger, vielleicht     sehen worden, wenn Alsdorf und an-
Bürgermeister Josef Thelen das
neue Berufsbildungszentrum an
                                     etwas mehr.“ Allerdings, und hier        dere Revierstädte sich um alternative
den Verein für Allgemeine und        glichen sich die Analysen an, herrsch-   Arbeitsplätze bemühten.
Berufliche Weiterbildung. Hier
werden Schlosser und Dreher
                                     te auch in den kommunalen Verwal-
auf die Computer-Zukunft vor-        tungszentren des Aachener Reviers        Die Einstellung hatte sich bis zur
bereitet. Nordrhein-Westfalen
förderte das Alsdorfer Projekt
                                     die Überzeugung, dass nicht weiter       Wurmrevierkonferenz 1984 deutlich
mit 2,31 Millionen Mark.             auf die bisher prägende Monostruk-       geändert. Ob bewusst oder unbe-
Aachener Volkszeitung:
                                     tur gesetzt werden dürfe.                wusst: Die Konferenz manifestierte
Welche Wertschätzung dieses                                                   das Umdenken. Bergbau kann nicht
Projekt des VABW in der Region
hat, wurde unter anderem
                                     Neue Herausforderungen trafen auf        mehr alles sein, die Region muss sich
an den vielen Gästen aus             altes Denken                             eine breitere Wirtschafts- und Arbeits-
Wirtschaft und Handel, an den
Vertretern aus den Verwaltun-
                                                                              marktbasis schaffen, war deutlich
gen der VABW-Städte und des          Klaus Pohlmann erinnert sich an die      geworden. Vordergründig ging es
Kreises und natürlich auch an
den Politikern deutlich.
                                     alte wirtschaftspolitische Denkstruk-    den Planern der Wurmrevierkonfe-
Zitat NRW-Wirtschaftsminister        tur in Bergbaustädten wie Alsdorf.       renz darum, die gleiche Förderung
Jochimsen: „Mein Appell geht
... vor allem an die mittelständi-
                                     Er sei 1975 Stadtdirektor in Alsdorf     zu erhalten, die das Land dem Ruhr-
schen Unternehmen: Verpassen         geworden. In der seit Jahrzehnten        gebiet gewährte. „Das war unser
Sie nicht die Chance, die eine
rechtzeitige Weiterqualifika-
                                     herrschenden Monostruktur habe           Ansatzpunkt, mit dem wir Landes-
tion ihrer Mitarbeiter für die       die Kommunalpolitik den Stand-           wirtschaftsminister Jochimsen in die
Zukunft ihres Betriebes mit
sich bringt. Wer die berufliche
                                     punkt vertreten: „Wir dürfen hier        Region holten, um herauszufinden,
Weiterbildung seiner Mitarbeiter     keine zum Bergbau konkurrierenden        wie diese Hilfe strukturiert werden
blockiert, der blockiert auch die
Entwicklungsmöglichkeiten des
                                     Arbeitsplätze schaffen.“ Seinerzeit      könnte“, erklärt Klaus Pohlmann das
eigenen Betriebes.“                  habe der Eschweiler Bergwerks-Verein     Motiv der damaligen Bergbaukommu-
                                     (EBV) schon die Ansiedlung des Schall-   nen Alsdorf, Baesweiler, Herzogen-
                                     plattenherstellers Record Service sehr   rath, Würselen und Übach-Palenberg.
                                     kritisch gesehen. „Beruhigung kehrte
                                     ein, als klar wurde, dass es sich dort

  8
Jenseits allen Kirchturmdenkens         hoffte Hilfe der Landesregierung.       Aachener Nachrichten:
                                                                                Mit der feierlichen Übergabe
waren sich die fünf Kommunen einig      Der Aachener Bischof Klaus Hem-         einer Berufsbildungsstätte
in dem Ziel, die Abhängigkeit von nur   merle sprach von einer „tief verletz-   im Herzen der Bergbaustadt
                                                                                wurde jetzt ein weiterer Schritt
einem Wirtschaftszweig zu beenden.      ten Region“, deren Menschen neue        zu einem „sozialverträglichen
Zu deutlich war geworden, wie unauf-    Hoffnung gegeben werden müsse.          Strukturwandel“ in der Region
                                                                                vollzogen.
haltsam der Bergbau schrumpfte und      Dr. Heinz Malangré, Präsident der In-   Facharbeiter, Gesellen, Meister
Arbeitsplätze verloren gingen. „Alle    dustrie- und Handelskammer, warb        und Kaufleute erlernen hier eine
                                                                                Vielzahl der gängigen Program-
Städte waren mit dem Bergbau ge-        für die Standortsicherung bestehen-     miersprachen, die Handhabung
wachsen, jetzt ging bei allen der       der Unternehmen und für Technolo-       von Datenbanken oder den
                                                                                Einsatz von CNC-Werkzeugma-
Bergbau zurück – und wir merkten        gieförderung. Jochimsen griff den       schinen und CAD-Techniken im
doch auch, dass die Einwohnerzahlen     Faden auf und bedauerte, dass von       Produktionsprozess.
                                                                                Das „Alsdorfer Modell“ einer
nicht mehr wuchsen“, so der damali-     keiner der fünf Aktionsstädte Lan-      Berufsbildungseinrichtung
ge Alsdorfer Stadtdirektor. Verein-     desgelder aus dem „Technologie-         besitzt inzwischen bereits einen
                                                                                Ruf auch über die Landesgren-
facht wurde das geschlossene Auf-       programm Wirtschaft“ abgerufen          zen hinaus. So zählten zu den
treten der fünf Kommunen auch           worden seien. Die Landesregierung       Eröffnungsgästen in Ofden
                                                                                auch der Botschaftssekretär
durch einen anderen Umstand. „Da-       hatte sich die Förderung des Techno-    der CSSR, Dipl.-Ing. Frantsisek
mals gab es in allen fünf Stadträten    logietransfers zwischen Wissenschaft    Stika, und der Botschafter von
                                                                                Quatar, Ahmed A. Al-Khal, in
SPD-Mehrheiten, und die Landesregie-    und Wirtschaft auf die Fahnen ge-       Begleitung des Universitätspräsi-
rung war auch SPD-geführt“, erklärt     schrieben. Genau das, was das PROG-     denten Professor Abdullah Juma
                                                                                Al-Kobaisi. Eine Weiterbildungs-
Pohlmann die Absicht, unter politisch   NOS-Gutachten in der Aachener           einrichtung nach Alsdorfer
Gleichgesinnten „mal etwas gemein-      Region mit der RWTH und dem For-        Vorbild, so war zu hören, soll
                                                                                demnächst auch am Persischen
sam zu erreichen und durchzusetzen“.    schungszentrum Jülich vermisste und     Golf eingerichtet werden.
                                        worauf die Industrie- und Handels-
                                                                                5. Mai 1989
Nordrhein-Westfalens Wirtschafts-       kammer drängte.                         Aachener Nachrichten:
minister Reimut Jochimsen versprach                                             Hiermit stehen der Berufsbil-
                                                                                dungsstätte gegenwärtig 900
auf der Wurmrevierkonferenz, die        Jürgen Drewes war vom Ergebnis          Quadratmeter Nutzfläche zur
am 11. Januar 1984 im Pädagogischen     der Wurmrevierkonferenz zunächst        Verfügung, die ab August auf
                                                                                insgesamt 2500 Quadratmeter
Zentrum der Hauptschule Alsdorf-        enttäuscht: „Die einzige Idee, die      anwachsen wird. Dann werden
Nord stattfand und von Walter Eras-     dabei heraus kam, war: Gründet          dort auch die zentrale Ge-
                                                                                schäftsstelle und die Übungs-
my, dem stellvertretenden WDR-Chef-     doch einen Zweckverband, dann           firma untergebracht sein.
redakteur moderiert wurde, die er-      habt ihr alle Probleme gelöst.“

                                                                                                             9
6. Mai 1989                        Ein Zweckverband aber sei „nichts         Bergbau wegbrach, hätten sich viele
Bote an der Inde:
Der Vorsitzende des Weiterbil-
                                   anderes als eine juristische Hülle, ein   in der Region Gedanken gemacht,
dungskollegs, Bürgermeister        weiterer Player in dem Spiel“. Das sei    bestätigt auch Ralf W. Barkey, Haupt-
Martin Schulz aus Würselen,
berichtete über die Entwicklung
                                   keine inhaltliche Lösung. Schließlich     geschäftsführer der Handwerkskam-
am Euregio-Kolleg, dem Institut    wurde kein Zweckverband gegrün-           mer Aachen. Es sei nicht gesagt wor-
zur Erlangung der Hochschul-
reife. Das erste Abitur konnte
                                   det, stattdessen entstand ZAR, die Zu-    den: „Jetzt haben wir ein großes
von 35 Studierenden im             kunftsinitiative im Aachener Raum.        Problem mit dem Bergbau“. Viel-
Dezember 1988 abgelegt wer-
den. Zurzeit studieren am Kolleg
                                   Für Drewes eine zufriedenstellende        mehr sei gefragt worden, so Barkey,
370 Frauen und Männer, für die     Lösung, „weil damit eine zusätzliche      wie es in zehn, fünfzehn Jahren hier
36 Lehrkräfte beschäftigt sind.
                                   Verhandlungsebene in der Region           aussehen solle. „Wohin entwickelt
18. August 1989                    verhindert werden konnte“. Es gab         sich die Region?“
Aachener Volkszeitung:
Die VABW-Berufsbildungsstätte
                                   also die von der IHK gewünschte fle-
an der Alfred-Brehm-Straße in      xiblere, geschmeidigere Form. „Mit        Die Handwerkskammer schlug in die-
Alsdorf-Ofden führt am Freitag,
18. August, von 14 bis 19 Uhr
                                   ZAR“, so Jürgen Drewes, „hatten die       selbe Kerbe wie die IHK. Als der Berg-
und am Samstag, 19. August,        Kohlekommunen eine Plattform, auf         bau begann, sich aus der Region zu
von 10 bis 16 Uhr Informations-
tage zum neuen Lehrgangsan-
                                   der sie ihre Linie abklopfen konnten      verabschieden, drängte auch sie
gebot durch.                       und gemeinsam gesprächsfähig wa-          darauf, die Region stärker technolo-
Aachener Nachrichten:
                                   ren, ohne dass damit wieder ein Rie-      gisch auszurichten. „Das war die
Die Berufsbildungsstätte           senapparat bremste“.                      gemeinsame Verabredung von Kam-
startet im September wieder
mit einem umfangreichen
                                                                             mern und Politik“, unterstreicht Ralf
Fortbildungsangebot für            PROGNOS und die Konferenz hatten          W. Barkey. Ein Pflänzchen begann zu
Kaufleute, Facharbeiter und
Gesellen, Techniker, Meister
                                   eine kleine Pflanze gesät                  wachsen. Die Wurmrevierkonferenz,
und Hochschulabsolventen.                                                    unterstützt durch das PROGNOS-Gut-
19. August 1989
                                   Die Protagonisten in der gesamten         achten, und das Drängen der Kam-
Aachener Nachrichten:              Region rückten zusammen. Der              mern lenkten auch bei den politisch
Mit Tipp-Ex flüssig kann man
nicht auf dem Bildschirm
                                   Strukturwandel, dass wussten Kam-         Verantwortlichen in den Bergbau-
arbeiten. Wer die Leuchtzeichen    mern, Politik, Verwaltungen, betraf       städten das Denken in eine neue
korrigieren will, muss die
Programmbefehle kennen –
                                   nicht nur die Bergbaukommunen. Der        Richtung. Der Strukturwandel mit
oder erlernen. Aus der Erfah-      Strukturwandel erfasste die gesamte       seiner verstärkten Ausrichtung auf
rung lernen heißt auch das
Leitwort für die Weiterbildungs-
                                   Region und ging alle an. Drewes: „Das     die Chancen neuer Technologien,
einrichtung VABW in Alsdorf.       hat Auswirkungen gehabt in Richtung       auf Wissenstransfer und auf eine be-
                                   Düren, in den Heinsberger Bereich,        ruflich breite Qualifizierung war im
                                   auch in den Süden hinein.“ Als der        Wurmrevier angekommen.

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Bis zur Wurmrevierkonferenz war         „das bedrückendste Problem in un-          Aachener Volkszeitung:
                                                                                   „Zukunft durch Weiterbildung“.
das alles kein großes Thema gewesen.    serer Region, die Bekämpfung der           Mit diesem Motto wirbt der
„Bei uns war noch Ende der 70er         Jugendarbeitslosigkeit“. Die jüngsten      Verein für allgemeine und beruf-
                                                                                   liche Weiterbildung e.V. (VABW)
Jahre vorrangig darüber nachge-         Zahlen vom Arbeitsmarkt zeigten, so        auf den frisch gedruckten Plaka-
dacht worden, wie für die Bergleute,    der Fraktionsvorsitzende, „dass das        ten. Im Auftrag des Vorstandes
                                                                                   erarbeitete die Geschäftsführung
deren Arbeitsplätze verloren gingen,    Problem der Jugendarbeitslosigkeit         der Bildungsstätte ein neues
Ersatz beschaffen werden sollte“,       und der Menschen ohne Ausbildungs-         Werbekonzept.
beschreibt Klaus Pohlmann den am        platz derzeit von der Wirtschaft           22. August 1989
Tagesproblem ausgerichteten Prag-       alleine nicht gelöst werden kann“.         Aachener Volkszeitung:
                                                                                   Gemeinsam mit den zuständigen
matismus, „dafür brauchte man kei-      Vermutlich unter dem Eindruck des          Jugendämtern werden in den
nen Technologietransfer.“ Im Schat-     Schocks, den die Region ein Jahr zu-       Städten Alsdorf, Baesweiler,
                                                                                   Eschweiler, Herzogenrath und
ten der Fördertürme sei, zumindest      vor, kurz vor der Wurmrevierkonfe-         Würselen Anfang September
in den 70er Jahren, nicht vertieft      renz erlebt hatte, forderte er für den     Anlauf- und Kontaktstellen für
                                                                                   arbeitslose und von Arbeitslo-
darüber nachgedacht worden, dass        nördlichen Teil des Kreises Aachen ei-     sigkeit bedrohte Jugendliche
die Chance auf einen neuen Arbeits-     ne überbetriebliche Ausbildungsstätte.     eröffnet.
platz mit bestmöglicher Ausbildung                                                 23. August 1989
und Weiterqualifizierung steige.         „Das war der Dolchstoß für die             Würselener Anzeiger:
                                                                                   Zielsetzung dieser Einrichtung
Stattdessen sei gesagt worden: „Wir     Menschen hier“                             ist, Hilfen für arbeitslose junge
brauchen entsprechende, ähnliche                                                   Menschen zwischen 16 und
                                                                                   25 Jahren anzubieten, deren
Arbeitsplätze wie im Bergbau.“ Die      Rinkens hatte beim Schreiben seiner        Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Themen verbesserte Ausbildung und       Zeilen den Blick offenbar auf eine         durch fehlende Schulabschlüsse
                                                                                   oder durch besondere persön-
mehr technologieorientierte Ausbil-     Nachricht gelenkt, die ein Jahr zuvor      liche oder soziale Bedingungen
dung seien erst später auf die Tages-   viele im Aachener Revier durchge-          gemindert sind.
ordnung gekommen.                       schüttelt hatte. Klaus Spille beschreibt   Aachener Nachrichten:
                                        sie mit drastischen Worten:                Hintergrund ist der Modellver-
                                                                                   such „Regionales Verbundsystem
Zum Beispiel nach der Kommunal-         „Das war der eigentliche Dolchstoß         Schule-Beruf, der am 1. März
wahl im Herbst 1984. In einer Kolumne   für die Menschen hier“ und meint           1989 begonnen wurde, in
                                                                                   Zusammenarbeit mit dem Kreis
für die „Aachener Nachrichten“ be-      damit die Mitteilung des Eschweiler        Aachen und dem Bundesminis-
schrieb der SPD-Fraktionsvorsitzende    Bergwerksvereins im Jahr 1983, ab          terium für Jugend, Familie und
                                                                                   Gesundheit.
im Alsdorfer Stadtrat, Jakob Rinkens,   sofort nur noch für den eigenen Be-
aus seiner Sicht die Ziele der Kom-     darf, aber nicht mehr darüber hin-
munalpolitik. Dazu zählte er auch       aus auszubilden, was in vielen Jah-
                                        ren zuvor Tradition war.

                                                                                                                11
2. Juni 1990                        Klaus Spille war damals Leiter des        Eine Prognose, die in den Nordkreis-
Aachener Nachrichten:
Bilanz, Verabschiedung von Vor-
                                    Volkshochschulzweckverbandes Als-         städten durch die EBV-Entscheidung
standsmitgliedern, Festlegung       dorf-Baesweiler und weiß: „Das ging       nicht mehr eintreffen konnte, weil
des Wirtschaftsplans. Der Verein
für allgemeine und berufliche
                                    hier in Alsdorf und der Region als        sie konterkariert wurde mit dem
Weiterbildung (VABW) hatte zur      richtig schlimmes Signal durch: Der       deutlichen Abbau von Ausbildungs-
Hauptversammlung eingeladen.
Die Arbeit des Vereins entwi-
                                    größte Ausbilder der Region               kapazitäten. Dass der Steinkohle-
ckelte sich um drei Pole: Berufs-   bildet demnächst nicht mehr aus!“.        bergbau im Aachener Revier mit und
bildungsstätte, Euregio-Kolleg
und Regionales Verbundsystem
                                                                              mit an Bedeutung verlor, darauf hatte
Übergang Schule-Beruf.              Was der Verein Deutscher Ingenieure       die Region zaghaft begonnen, sich
Aachener Volkszeitung:
                                    (VDI) am 24. Februar 1984 in seinen       einzurichten. Seit 1962 waren acht
Die Auftragslage der VABW-          VDI-Nachrichten veröffentlichte,          Schachtanlagen geschlossen worden.
Berufsbildungsstätte wird als
sehr gut bezeichnet, denn
                                    konnte also die Ausbildungssituation      In 20 Jahren waren 15.000 Arbeits-
bereits jetzt ist ein Auftrags-     im Wurmrevier nicht mehr entspan-         plätze im heimischen Aachener Berg-
volumen von 775000 Mark
vereinbart.
                                    nen. Mit einer beeindruckenden            bau verloren gegangen. Mit der jetzt
Gegen eine starke Konkurrenz        Grafik zum Thema „Nachwuchs-               verkündeten Entscheidung des EBV,
erhielt der VABW den Zu-
schlag für einen 18monatigen
                                    Berge“ berichtete der VDI:                seine Ausbildungskapazitäten zu re-
Umschulungslehrgang zum                                                       duzieren, waren die Menschen ins
Datenverarbeitungskaufmann.
                                    „Der Babyberg der 60er Jahre – da-        Mark getroffen: „Was wird aus unse-
14. September 1990                  mals gab es Jahr für Jahr beträchtliche   ren Kindern, was wird aus unseren
Aachener Nachrichten:
Wie schnell sich der VABW
                                    Geburtenüberschüsse – gleicht einer       Enkeln, wenn sie keinen Ausbildungs-
auf innovative Entwicklungen        Wanderdüne. Er durchwandert nach          platz finden?“
einstellt, zeigt der Umstand,
dass unter den 92 angebote-
                                    und nach alle unsere Bildungsein-
nen Lehrgängen allein 18,5          richtungen. In der Grundschule ist er     Die Arbeitslosenquote in der Region
Prozent neue sind. Dazu
gehören EDV-Grundlagen- und
                                    schon durch, und jetzt verlässt er auch   Aachen hatte sich von 5,5 Prozent im
Betriebssysteme wie „Software-      allmählich die Haupt- und Realschu-       Jahr 1980 (Nordrhein-Westfalen: 4,7
Engineering“, „Datenkonver-
tierung“, „DOS V DOS-Intern“,
                                    len. Die stärksten Jahrgänge haben        Prozent) bis 1982 auf zehn Prozent
im Bereich der Textverarbeitung     diese Schulen schon in den Jahren         (Nordrhein-Westfalen: 8,7) fast ver-
„Wordstar 2000“, im Grafik-
bereich „Desk-Top-Publishing“-
                                    1978 bis 1983 verlassen, und ab 1984      doppelt. Und PROGNOS schrieb in
Aufbaukurs, darüber hinaus          werden die Abgängerzahlen schnell         seinem Gutachten: „In steigendem
Kalkulation, Netzwerke und
Utilities etc.
                                    geringer. Da Haupt- und Realschüler       Maße leiden Jugendliche unter 20
                                    den weitaus größten Teil der Lehr-        Jahren (Schulabgänger), Personen
                                    stellenbewerber stellen, ist also Ent-    zwischen 20 und 25 Altersjahren
                                    lastung für den Lehrstellenmarkt in
                                    Sicht.“

  12
(keine Stelle nach Abschluss der Aus-    der ersten Hälfte der 80er Jahre im      Aachener Volkszeitung:
                                                                                  1773 Lehrgangsteilnehmer,
bildung) und Personen über 45 Jahre      Handwerk nicht so stark durchge-         von denen 51 Prozent Frauen
(Opfer von Rationalisierungsmaß-         schlagen war. Barkey erklärt das da-     waren, haben bisher diese Wei-
                                                                                  terbildungsangebote genutzt.
nahmen) unter Arbeitslosigkeit.“         mit, dass kleine, flexible Handwerks-     In diesem Jahr verzeichnete der
                                         betriebe generell in der Lage sind,      Verein schon 566 Anmeldun-
                                                                                  gen. Neben dem „Kunden“
„Nehmt Arbeitskräfte auf. Nehmt          Veränderungen deutlich besser auf-       Arbeitsamt konnten seit Be-
Auszubildende auf.“                      zufangen: „Das ist wie mit dem           stehen des VABW auch schon
                                                                                  50 Firmen aus der Region mit
                                         Schnellboot und dem Tanker. Wenn         Weiterbildungsmaßnahmen für
Die Politik machte sich Gedanken         ein großer Öltanker auf offener See      ihre Mitarbeiter bedient werden.
– und blickte auf die 2.300 Hand-        die Bremse drückt, dann bleibt der       2. März 1991
werksbetriebe in der Region mit ih-      18 Kilometer später stehen. Und er       Aachener Nachrichten:
                                                                                  Zum regionalen Verbundsystem
ren damals 21.000 Beschäftigten.         braucht noch mal zweieinhalb Kilo-       Übergang Schule-Beruf war zu
Man wusste, dass im Ruhrgebiet viele     meter, bis er gewendet hat. Das          hören, dass das Modellprojekt
                                                                                  auch 1991 und 1992 weiterge-
ehemalige Bergleute in Handwerks-        schafft so ein kleines Schnellboot na-   führt wird. Schwerpunkte der
betrieben eine neue berufliche Pers-      türlicher wesentlich schneller.“ Hinzu   Arbeit waren 1990 die Ausar-
                                                                                  beitung eines Angebotes für
pektive gefunden hatten. So wurde        komme, ergänzt der Hauptgeschäfts-       Hilfen beim Aufbau von Struk-
auch im Aachener Revier die Forde-       führer, dass in Handwerksbetrieben mit   turen der Jugendhilfe im Kreis
                                                                                  Belzig in Kooperation mit dem
rung an die Handwerksbetriebe ge-        stark familiär geprägten Strukturen      Kreis Aachen, die Entwicklung
stellt: „Nehmt Arbeitskräfte auf.        die Neigung vorherrsche, Beschäftig-     pädagogischer Handlungsmög-
                                                                                  lichkeiten zur Auseinanderset-
Nehmt Auszubildende auf.“ Ralf W.        tenzahlen konstant zu halten. Es ge-     zung mit rechtsextremistischen
Barkey, Hauptgeschäftsführer der         be immer mal konjunkturbedingte          Tendenzen in der Jugendarbeit,
                                                                                  die Erstellung von Bildungs-
Handwerkskammer Aachen, bestätigt,       Anpassungen, aber nicht die großen       einheiten für Mädchenarbeit
dass die Bergleute „in fachlicher Hin-   Ausschläge wie in der Industrie.         sowie die Durchführung einer
                                                                                  Bundesjugendplantagung mit
sicht teilweise hervorragende Quali-                                              integrierter Fachtagung in
fikationen“ mitbrachten. Die beruf-       Die Handwerksbetriebe hätten sich        Herzogenrath zum Thema
                                                                                  „Gesamtdeutsche Entwicklung
liche Qualifikation im Bergbau habe       auf die neue Situation eingestellt       – Auswirkungen auf Ausbildung
schon immer auf sehr hohem Niveau        und bewusst neue Märkte gesucht.         und Beschäftigung von Mädchen
                                                                                  und Frauen“.
stattgefunden.                           „Unsere Betriebe haben nicht mehr
Der politische Hilferuf wurde auch       nur zur Kenntnis genommen, dass
dadurch genährt, dass der dramati-       aus dem benachbarten Ausland
sche Anstieg der Arbeitslosigkeit in     Fachkräfte zu uns kommen und hier
                                         arbeiten, sie fingen an, sich dort

                                                                                                             13
Aachener Volkszeitung:            ganz gezielt neue Märkte zu erschlie-   Arbeiten und Lernen in
Nachdem das Euregio-Kolleg
mit 75 Studierenden und fünf
                                  ßen“, beschreibt Ralf W. Barkey ei-     außerbetrieblicher Qualifizierung
Lehrkräften im Februar 1986       nen Teil des Wandels. Darüber hin-
den Studienbetrieb aufnahm,
blickt es heute als dreizügig
                                  aus habe das Ausbleiben von Aufträ-     Der Landesgesetzgeber hatte im
vollausgebautes Institut zur      gen aus dem Bergbaubereich den          Zuge des an Fahrt aufnehmenden
Erlangung der Hochschulreife
auf fünf Jahre erfolgreicher
                                  Druck auf die Betriebe erhöht, stär-    Strukturwandels an der Ruhr und
Weiterbildungsarbeit zurück.      ker auf private Kunden zuzugehen:       der damit verbundenen Rationalisie-
Insgesamt wurden bisher rund
900 Studierende aufgenommen,
                                  „Wer überwiegend Kunden im ge-          rungsmaßnahmen 1975 mit dem 1.
von denen 193 mit Abitur und      werblichen Bereich bediente, hatte      Weiterbildungsgesetz auf die Not-
60 mit Fachhochschulreife das
Kolleg verließen.
                                  das ja bislang gar nicht nötig.“        wendigkeit von Qualifizierungsmaß-
                                                                          nahmen reagiert. Auf dieser gesetz-
27. Juli 1991
Aachener Nachrichten:
                                  So habe der weg brechende Bergbau       lichen Basis war die Volkshochschule
In der Berufsbildungsstätte des   auch das Handwerk generell vor gro-     Alsdorf-Baesweiler schon 1976 als
Vereins für allgemeine und
berufliche Weiterbildung (VABW)
                                  ße Probleme gestellt. Mit Blick auf     außerbetriebliche Bildungsstätte in
gab es zum Schuljahresende        den Zuliefererbereich für den Berg-     die berufliche Bildung eingestiegen.
erneut Anlass zum Feiern. Elf
Industriekaufleute und zehn
                                  bau und einen verunsicherten priva-     „Wir hatten in dieser Zeit wegen
Teilezurichter konnten ihre       ten Kundenbereich zeigt die Hand-       der geburtenstarken Jahrgänge
Prüfung vor der Industrie- und
Handelskammer zu Aachen
                                  werkskammer das doppelte Dilemma        eine enorme Nachfrage nach Ausbil-
erfolgreich abschließen und       auf: „Mit wegfallenden Arbeitsplät-     dungsplätzen und ein Defizit an Aus-
erhielten freudestrahlend ihren
Kaufmannsgehilfenbrief bzw.
                                  zen fallen Konsumenten weg, die         bildungsangeboten außerhalb des
ihren Gesellenbrief.              handwerkliche Dienstleistungen in       Bergbaus“, begründet der ehema-
7. September 1991
                                  Anspruch genommen haben.“ Der           lige VHS-Leiter Klaus Spille die Ent-
Aachener Volkszeitung:            politische Hilferuf, das Handwerk       scheidung.
„Wir können einen entschei-
denden Innovationsschub für
                                  möge einen Teil der Probleme auf-
kleine und mittelständische       fangen, traf somit auf eine bereits     Von Anfang an waren die Berufsbil-
Betriebe vermitteln“, so
Geschäftsführer Dr. Rüdiger
                                  vorhandene doppelte Belastung. Die      dungsmaßnahmen der VHS mit dem
Lösekrug. Denn die elek-          Möglichkeiten der Handwerksbetrie-      Angebot an Jugendliche und junge
tronische Datenverarbeitung ist
schon lange nicht mehr Com-
                                  be, für zusätzliche Arbeits- und Aus-   Erwachsene verknüpft, einen quali-
puter-„Freaks“ und hochtechni-    bildungsplätze zu sorgen, stießen       fizierten Schulabschluss zu erlangen.
sierten Großfirmen vorbehalten.
                                  trotz offener Ohren an natürliche,      Die Chance, ohne Schulabschluss einen
                                  wirtschaftliche Grenzen.                Ausbildungsplatz, ohne Ausbildung
                                                                          einen Arbeitsplatz zu bekommen,

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tendierte gegen Null. So entstand,       oder Energieanlagenelektroniker          Gerade für kleine Betriebe lohne
                                                                                  es sich, mit EDV rationeller und
ebenfalls erstmalig in der Region, für   bis hin zur Herren- und Damen-           weniger zeitaufwendig arbeiten
arbeitslose Jugendliche das VHS-Pro-     schneiderausbildung reichte die Pa-      und kalkulieren zu können.
jekt „Arbeiten und Lernen“, das den      lette. „Das hatte ein Volumen ange-      10. September 1991
Erwerb des Schulabschlusses und ei-      nommen, das größer war als das           Aachener Nachrichten:
                                                                                  Über 170 Kurse, die ab Mitte
ne erste berufliche Qualifizierung         gesamte Angebot der allgemeinen          September beginnen, können
zusammenfasste. „Hinzu kamen“, so        Volkshochschule“, beschreibt Klaus       belegt werden. Die Kurse
                                                                                  reichen von der Vermittlung
der ehemalige VHS-Leiter, „Maßnah-       Spille, wie auch die VHS zunehmend       allgemeiner EDV-Kenntnisse,
men zur sozialen und beruflichen          an ihre Grenzen stieß.                   über kaufmännische Anwender-
                                                                                  software bis hin zum Kursus für
Eingliederung von ausländischen                                                   Systemverwalter. Die Lehrgänge
Jugendlichen.“                           Da halfen noch so viel Engagement        werden als Tageskurse
                                                                                  – interessant für Unternehmen,
                                         und guter Wille nicht mehr weiter.       die ihre Mitarbeiter qualifizieren
Laut Spille erzeugten die Projekte in    Und nicht alle wollten oder konnten      wollen – und als Abend- und
                                                                                  Wochenendkurse angeboten.
der Folge einen enormen Druck auf        das Tempo mitgehen, dass Klaus
die VHS, weil „die Absolventen er-       Spille vorgab. Seine Mitarbeiterin       18. September 1991
                                                                                  Brücke:
folgreich waren, aber keine beruf-       Rosemarie Elfrath erinnert sich an       Eine Eintragung ins Goldene
lichen Perspektiven hatten“. Junge       ihre Anfangszeit als Schreibkraft        Buch der Stadt schloss den
                                                                                  Besuch ab. Gast im Revier war
Menschen seien auf den Hauptschul-       beim VHS-Zweckverband und an             Karl-Heinz Lambertz, Minister
abschluss vorbereitet worden, mit         den Ratschlag einer Kollegin: „Also,    der Exekutive der deutschspra-
                                                                                  chigen Gemeinschaft in Belgien.
dem sie dann eine Ausbildung be-         damit das klar ist, wir sind hier öf-    Zustande gekommen war der
ginnen sollten – aber es habe keine      fentlicher Dienst. Was heute nicht       Besuch durch den Verein für
                                                                                  allgemeine und berufliche Wei-
Ausbildungsplätze gegeben. Daraus        gemacht wird, das machen wir mor-        terbildung.
sei dann die Idee entstanden, selbst     gen oder übermorgen.“ Als sie dann
                                                                                  20. November 1991
auszubilden. Auf der Basis des Pro-      angefangen habe, vorgegebene Texte       Aachener Volkszeitung:
gramms „Außerbetriebliche Berufs-        zu hinterfragen und Änderungsvor-        In Bogensee bei Wandlitz (Bran-
                                                                                  denburg) fand unter Beteiligung
ausbildung“ von Bund und Land            schläge zu machen, sei ihr gesagt        vieler Projekte aus den neuen
habe die VHS weitere Projekte ge-        worden: „Keinen Kopf machen, wir         Bundesländern eine bundes-
                                                                                  weite Tagung zu dem Thema
startet. Klaus Spille: „Es gab Ausbil-   schreiben nur, denken tun hier ande-     „Auswertung der Förderphase
dungsverträge mit der VHS und im         re.“ Rosemarie Elfrath ärgerte sich      – Verbundprojekt – und weitere
                                                                                  Perspektiven“ statt. Das „Regio-
Rahmen der Ausbildung Praktika in        darüber, aber sie sollte bald Gelegen-   nale Verbundsystem Übergang
Betrieben.“ Vom Betriebsschlosser        heit bekommen, ihre Bereitschaft         Schule-Beruf“ im Nordkreis
                                         zum Mitdenken und ihr Engagement
                                         an anderer Stelle auszuprägen.

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Die Geburtsstunde des Vereins

Aachen, in Trägerschaft des         Die Region nutzte ihre Kontakte          und zur städtebaulichen Gestaltung
Vereins für allgemeine und
berufliche Weiterbildung in
                                    in die politischen Schaltzentralen       der für den Bergbau nicht mehr be-
Alsdorf, war daran beteiligt.                                                nötigten Flächen ausgewiesen wür-
30. November 1991
                                    „Quasi um fünf vor Zwölf fanden          den. Zudem sagte der Minister Un-
Aachener Nachrichten:               sich die Städte des Wurmreviers zu       terstützung zur Rekultivierung von
Die „Zukunftswerkstätten“
unter Federführung des VABW
                                    einer Aktionsgemeinschaft zusam-         Bergehalden zu. Der Vorsitzende der
haben ihre Arbeiten aufge-          men, um nach koordinierten Wegen         SPD-Mehrheitsfraktion im Landtag,
nommen. An dieser „Exper-
tenrunde“, deren Anliegen es
                                    aus der Krise zu suchen.“ So kom-        Karl Josef Denzer, signalisierte Zu-
ist, die Aufgabengebiete der        mentierte der Redakteur Willi            stimmung. Die Wurmrevierstädte
verschiedenen in der Jugend-
arbeit tätigen Institutionen zu
                                    Spichartz am Tag der Wurmrevier-         hatten gespürt, dass mit Gemeinsam-
koordinieren, beteiligt sich auch   konferenz, dem 11. Januar 1984, in       keit vieles zu erreichen ist. Jetzt
Dr. Birgit Gappa, Vertreterin des
Partnerprojektes „Jugendwerk
                                    den „Aachener Nachrichten“. Nach         wollten sie mehr und nahmen sich
Aufbau Ost“, Berlin (Branden-       der Konferenz hatten sich die Kom-       vor, ihre Interessen und Aktivitäten
burg).
                                    munen vorgenommen, ihre Aktivitä-        künftig zu bündeln.
21. Dezember 1991                   ten zumindest in zwei zentralen
Aachener Volkszeitung:
Das saß! Regelrecht aufge-
                                    Bereichen zu koordinieren. Landes-       Dabei agierten die Revierkommunen
schreckt und schockiert hat die     wirtschaftsminister Prof. Dr. Reimut     keineswegs blauäugig, wie der Orga-
Verantwortlichen des Vereins
für allgemeine und berufliche
                                    Jochimsen hatte auf eine engere struk-   nisator der Konferenz, Klaus Pohl-
Weiterbildung der einstimmige       turelle Zusammenarbeit gedrängt. Aus     mann, deutlich macht: „Die Wurmre-
Beschluss der Stadt Herzogen-
rath, diese Einrichtung Ende
                                    der Aktionsgemeinschaft Wurmrevier       vierkonferenz war wichtig, aber ich
1993 zu verlassen.                  wurde so später die „Zukunftsinitiati-   bin nicht davon ausgegangen, dass
24. Dezember 1991
                                    ve im Aachener Raum“ ZAR e.V.            sofort nach der Konferenz alles schö-
Aachener Volkszeitung:                                                       ner und besser wird.“ Als Stadtdirek-
„Ich streite nicht ab, dass große
Fehler gemacht worden sind.“
                                    Ein spezielles Regionalprogramm,         tor habe er erkannt, so Pohlmann,
Dennoch hält Landrat Walter         wie es die Landesregierung mit der       dass Entwicklungen ihre Zeit brau-
Meyer den Herzogenrather
Beschluss, den Verein für allge-
                                    Ruhrkonferenz aufgelegt hatte, gab       chen, manchmal viel Zeit. Er sei auch
meine und berufliche Weiterbil-      es für die Aachener Region nicht.        immer skeptisch gegenüber Papieren
dung Ende 1993 zu verlassen,
für übereilt.
                                    Allerdings hatte der Wirtschaftsmi-      gewesen, auf die Forderungen ge-
                                    nister den Wurmrevierstädten ver-        schrieben seien. Es bringe mehr, Kon-
                                    bindlich zugesagt, dass für sie im       takte zu knüpfen zu den Stellen, wo
                                    Landeshaushalt Mittel zum Erwerb

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entschieden werde, von denen das      Pohlmanns Sicht deckt sich mit dem     Aachener Nachrichten:
                                                                             Im Kulturzentrum Altes Rathaus
Geld für Projekte komme oder von      Kommentar des IHK-Hauptgeschäfts-      in Würselen fand die Abiturfeier
denen konkrete Programme aufge-       führers Jürgen Drewes. Auf der Basis   des Entlassungsjahrganges
                                                                             1991/92 des Euregio-Kollegs
legt würden. „Da hatten wir doch      des PROGNOS-Gutachtens habe es         statt. Der Saal war bis auf den
beste Voraussetzungen“, erinnert      einen großen regionalen Schulter-      letzten Platz besetzt. Der Leiter
                                                                             des Kollegs, Dr. Arno Gießbrecht,
Klaus Pohlmann an die ehemaligen      schluss gegeben. Und zwar in dem       begrüßte die Studierenden, den
Landtagsabgeordneten Hans Ferner      Sinne, dass alle verantwortlichen      stellvertretenden Vorsitzenden
                                                                             des Trägervereins, Karl-Heinz
und dessen Nachfolger Hans Vorpeil.   Kräfte verabredet hätten, jetzt eine   Dreessen, und Geschäftsführer
                                      gemeinsame Strukturpolitik zu ge-      Dr. Rüdiger Lösekrug.
„Hans Ferner hat sich mächtig ins     stalten. In dem Zusammenhang habe      28. Dezember 1991
Zeug gelegt. Das sollte die Region    Hans Vorpeil „sehr, sehr energisch     Aachener Nachrichten:
                                                                             Eine Menge öffentlichen Wirbels
nicht vergessen. Der wusste sehr      Impulse gesetzt und sich das Thema     gibt es zurzeit um den Verein
genau, was man tun musste, um         zu eigen gemacht“. Er habe das         für allgemeine und berufliche
                                                                             Weiterbildung mit Sitz in Als-
bestimmte Ziele zu erreichen. Der     nicht allein getan, sondern viele      dorf. Da kursieren zum einen
machte alles auf der persönlichen     hätten sich engagiert. „Aber er war    Gerüchte um die Person des
                                                                             Geschäftsführers Dr. Rüdiger
Ebene.“ Mit diesen Worten würdigt     ein Protagonist aller Überlegungen     Lösekrug, der angeblich den
Klaus Pohlmann das regionale Enga-    des Strukturwandels“, bestätigt        Weiterbildungs-Verein nicht
                                                                             freiwillig verlassen soll.
gement des im Oktober 1982 verstor-   Jürgen Drewes.                         Als glatte „Falschmeldung“
benen Landtagsabgeordneten und                                               bezeichnet Eschweilers
                                                                             Stadtdirektor Claus-Dieter
belegt damit zugleich seine These,    Es habe Mitte der 80er Jahre sehr      Härchen Spekulationen, nach
wonach vieles nur über persönliche    viele Überlegungen gegeben, teil-      denen die Indestadt, wie schon
                                                                             Herzogenrath, einen Austritt
Kontakte erreicht werden kann. Ge-    weise von PROGNOS vorgeschlagen,       aus dem VABW plant.
nauso habe Ferners Nachfolger Hans    teilweise von der IHK entwickelt.      Als „überlebt“ bezeichnet indes
                                                                             Herzogenraths SPD-Fraktion-
Vorpeil gearbeitet, der im Mai 1985   „Kernstück war, und dabei hat das      schef Gerd Neitzke den VABW,
erstmals in den Landtag gewählt       Land sehr geholfen, die Gründung       der 1984 zur Aus- und
                                                                             Weiterbildung junger Menschen
wurde. Als Stadtdirektor sei er mit   von Technologiezentren“, greift der    gegründet worden sei, „weil die
dem damaligen Stadtratsmitglied       IHK-Hauptgeschäftsführer einen As-     freie Wirtschaft seinerzeit nichts
                                                                             anbot“.
Vorpeil nicht immer einer Meinung     pekt der Erneuerung der alten Berg-
gewesen. Aber der Landtagsabge-       bauregion auf. Hans Vorpeil habe
ordnete Vorpeil habe sich mit „gro-   sehr engagiert dazu beigetragen,
ßem Einsatz für die Region seine      dass die notwendigen finanziellen
Meriten verdient“.

                                                                                                          17
Bei weitem nicht für „überlebt“      Mittel dafür in die Region geflossen      verlangt, die wachsenden Probleme
hält Landrat Walter Meyer den
VABW, auch wenn der Vorsit-
                                     seien. Jürgen Drewes: „ Ich habe         junger Menschen, qualifizierte Aus-
zende des Aachener Kreistages        manche strategische Frage mit ihm        bildungsplätze zu finden, der Wille,
einräumt, dass sich bei gleichem
Ziel die Inhalte ändern müssten.
                                     diskutiert. Zum Beispiel über das Pro-   aus der Wurmrevierkonferenz Kon-
„Fehlentwicklungen“ und              fil des Industrie- und Gewerbeparks       sequenzen zu ziehen und mehr zu
„bürokratische Hemmnisse“,
so Meyer weiter, beeinflussten
                                     Alsdorf, IGA. Zeitgleich lief das Pro-   machen, ein politisches Zeichen zu
nicht die Zielsetzungen des          jekt Technologiepark Herzogenrath.       setzen, die Erfahrungen des Volks-
VABW und sollten durch ein
neues Konzept ausgemerzt
                                     Es ging vor dem Hintergrund dessen,      hochschulzweckverbandes mit Quali-
werden.                              was in Alsdorf, was in Herzogenrath      fizierungsmaßnahmen und die Er-
7. Januar 1992
                                     geschah darum, die unterschied-          kenntnis, dass jetzt die VHS alleine
Aachener Volkszeitung:               lichen Profile abzugrenzen. Hans          damit überfordert war – alles das
Das Band ist endgültig
zerschnitten: Die Herzogen-
                                     Vorpeil war ein, manchmal auch im-       bestimmte die Diskussion in einer
rather lassen in Sachen Verein       pulsiv, nach vorne gehender, agiler      Sitzung der Sozialdemokratischen
für allgemeine und berufliche
Weiterbildung nicht mit sich
                                     Denker, der für die Region sehr viel     Gemeinschaft für Kommunalpolitik
reden. An dem einstimmig vom         getan und seinen Einfluss in der          (SGK) im Kreis Aachen am 3. Februar
Rat gefassten Austrittsbeschluss
der Stadt Herzogenrath werde
                                     Landeshauptstadt Düsseldorf gel-         1984, drei Wochen nach der Wurm-
nicht gerüttelt, bekräftigte         tend gemacht hat.“                       revierkonferenz.
gestern SPD-Fraktionschef Gerd
Neitzke auf Anfrage. Damit
ist der vom Unterbezirksvor-         20. Februar 1984, 19 Uhr: Der VABW       Die Versammlung wollte der Struk-
sitzenden Achim Großmann
angekündigte VABW-Schlich-
                                     wird aus der Taufe gehoben               turkrise und dem laut PROGNOS zu
tungsversuch gescheitert.                                                     befürchtenden Anstieg der Arbeits-
8. Januar 1992
                                     Der zweite Auftrag, den die Kommu-       losenzahlen mit einer Qualifizier-
Aachener Volkszeitung:               nen aus der Wurmrevierkonferenz          ungsoffensive begegnen. Achim
Der Verein für allgemeine und
berufliche Weiterbildung ist ins
                                     mitnahmen, lautete:                      Großmann, parlamentarischer Staats-
Gerede gekommen. Einer, der          Wir müssen unsere kommunale Ver-         sekretär im Bundesverkehrsministeri-
alles daran setzen will, die teils
hitzige Diskussion wieder zu
                                     antwortung gegen die steigende           um, war damals Unterbezirksvorsit-
versachlichen, ist Friedrich-Carl    Jugendarbeitslosigkeit koordinieren.     zender der SPD im Kreis Aachen.
Coch: Der Präsident von Warner
Music Manufacturing, vormals
                                     Die Arbeitsplatzverluste im heimi-       Er erinnert sich, dass „wir Qualifi-
Record Service, ist persön-          schen Bergbau, die Erkenntnis, dass      zierungsperspektiven für Bergleute
lich überaus stark im VABW
engagiert, seine Firma wird
                                     ein Strukturwandel hin zu mehr           schaffen wollten, deren Arbeitsplätze
im Mitgliedsregister geführt.        Technologie orientierten Arbeitsplät-    in der Region verloren gingen.
                                     zen entsprechende Qualifizierung

  18
Wir wollten jungen Menschen helfen,     Um 19 Uhr am Montag, 20. Februar         Diesen Einsatz leiste er, wie
                                                                                 Coch gestern im AVZ-Gespräch
die einen Ausbildungsplatz suchten      1984 eröffnete VHS-Leiter Klaus Spille   versicherte, allein aus betriebs-
und ebenso jungen Menschen attrak-      in der Alsdorfer Burg die Gründungs-     wirtschaftlichen Überlegungen.
                                                                                 „In politische Kämpfe lasse ich
tive Angebote für schulische Weiter-    versammlung des VABW. Aus Herzo-         mich nicht einbinden.“
bildung bei uns im Kreis Aachen         genrath wurde Maria Dünwald in
                                                                                 9. Januar 1992
machen“. Großmann trug in der da-       Vertretung für Karl-Heinz Kastelle       Aachener Nachrichten:
maligen Zeit entscheidend dazu bei,     von Spille als Gründungsmitglied         In die öffentliche Diskussion
                                                                                 über den Verein für allgemeine
„kommunales Tellerranddenken“ zu        begrüßt; aus Monschau Edgar              und berufliche Weiterbildung
überwinden.                             Odenthal, aus Alsdorf Josef Kohnen,      mit Sitz in Alsdorf greifen ihr
                                                                                 Vorsitzender Hans Vorpeil (SPD)
                                        aus Baesweiler Arno Wolf, aus            und dessen Stellvertreter Adolf
„Wir haben den Mut gehabt, etwas        Eschweiler Wilhelm Metzen, aus           Lengersdorf (CDU) mit folgen-
                                                                                 der Stellungnahme ein:
interkommunal zu bewegen und da-        Würselen Achim Großmann, aus             Der Austritt der Stadt Herzogen-
mit zunächst auf kleiner Basis zu be-   Stolberg Eckhard Creutz. Zehn            rath aus dem VABW ist zwar
                                                                                 bedauerlich, liegt aber allein in
ginnen“, berichtet Achim Großmann       Beitrittserklärungen lagen auf dem       der Verantwortung des Rates
von der SGK-Sitzung an jenem 3. Fe-     Tisch, außer von den Genannten           dieser Stadt und dessen Ein-
                                                                                 schätzung zum regionalen Kon-
bruar 1984. Es sollte ein „Verein für   noch von Hans Vorpeil, Alsdorf, Mar-     sens. Durch die Entscheidung
polytechnische Weiterbildung“ ge-       tin Schulz und Wolfgang Peltzer,         Herzogenraths entsteht jedoch
                                                                                 beim VABW keine dramatische
gründet werden. VHS-Leiter Spille       beide Würselen.                          neue Situation, denn, wie sich
wurde beauftragt, zur Gründungs-                                                 gerade in den letzten Tagen
                                                                                 zeigt, stehen die Mitglieds-
versammlung einzuladen. Auch die        Einstimmig wählte die aus Kommu-         städte Alsdorf, Eschweiler und
einzuladenden Gründungsmitglieder       nalpolitikern besetzte Gründungs-        Würselen, der Kreis Aachen, die
                                                                                 Mitgliedsunternehmen und die
hatte die Versammlung schon be-         versammlung einen vierköpfigen            verschiedenen Mitgliedsinstitu-
nannt. Großmann trieb derweil die       kommissarischen Vorstand: Josef          tionen unbeirrt über die Partei-
                                                                                 grenzen hinweg zu den Zielen
Gespräche mit den Nordkreisstädten      Kohnen als Vorsitzender, Achim           und Aufgaben des VABW.
und dem Kreis Aachen voran, um sie      Großmann als dessen Stellvertreter,
                                                                                 Aachener Volkszeitung:
zum Beitritt in den Verein zu bewe-     Karl-Heinz Kastelle und Klaus Spille,    Der Vorsitzende des Vereins
gen. So schlug gut sechs Wochen         der zugleich zum ersten VABW-Ge-         für allgemeine und berufliche
                                                                                 Weiterbildung, Hans Vorpeil,
nach der Wurmrevierkonferenz die        schäftsführer bestimmt wurde. Der        sowie sein Stellvertreter Adolf
Geburtsstunde – nicht des Vereins       Vorstand sollte auch schon die Grün-     Lengersdorf nehmen zur
„für polytechnische Weiterbildung“      dung eines „Kolleg - Institut zur Er-
– sondern des Vereins „für allgemei-    langung der Hochschulreife“, das
ne und berufliche Weiterbildung“         spätere Euregio-Kolleg in Würselen,
e.V., VABW.                             vorbereiten und dazu Gespräche mit

                                                                                                              19
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