TUMcampus - Zehn Jahre GIST - TUM Asia Spezial
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Magazin der Technischen Universität München 1/2013 TUMcampus Spezial: Zehn Jahre GIST – TUM Asia Forschen: Leibniz-Preis für Vasilis Ntziachristos
Impressum Das Magazin der Technischen Universität München 1/2013 TUMcampus Impressum TUMcampus Das Magazin der TU München für Studierende, Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermal pro Jahr. Auflage 9 000 Spezial: Zehn Jahre Herausgeber: Der Präsident der TU München GIST – TUM Asia © Andreas Heddergott Redaktion: Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich) Forschen: Leibniz-Preis für Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle Kettembeil Vasilis Ntziachristos Gabriele Sterflinger, M.A. TU München, Corporate Communications Center 80290 München Telefon (089) 289-22766 Der erste Aufbau für Multi-Spektrale Optoakustische redaktion@zv.tum.de Tomografie (MSOT) am Institut für biologische und medi- www.tum.de/tumcampus zinische Bildgebung. Damit lassen sich zweidimensio- nale Querschnittsbilder von lebenden Organismen wie Layout: Karla Hey Zebrafischen oder Mäusen erzeugen. Die gepulste mono- chromatische Beleuchtung im Nahinfrarot-Bereich setzt Herstellung/Druck: optischen Kontrast in Ultraschallwellen um, die ein Ultra- Joh. Walch GmbH & Co, 86179 Augsburg schallwandler detektiert. Durch Rotation um die Längs- Gedruckt auf chlorfreiem Papier achse wird daraus ein tomografischer Datensatz erzeugt. Das rekonstruierte Bild vereint die Vorteile von © Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten. optischer Anregung (hoher Kontrast) und Ultraschallde- Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mit tektion (hohe Auflösung) tief in lebendem Gewebe. Die der Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinung mehrfache Abbildung derselben Querschnittsebene mit der Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manu- jeweils anderer Wellenlänge – »multispektral« – erlaubt skripte und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen. es, Gewebeeigenschaften oder Kontrastmittel zu detek- tieren, die charakteristisch spektral abhängig, aber zu ge- Zum Sprachgebrauch: Nach Artikel 3 Abs. 2 des ring konzentriert sind, um in einem monochromatischen Grundgesetzes sind Frauen und Männer gleichberech- Bild sichtbaren Kontrast entstegen zu lassen. Aus diesem tigt. Alle Personen- und Funktionsbezeichnungen im Aufbau weiterentwickelte Systeme dienen derzeit dazu, Magazin TUMcampus beziehen sich in gleicher Weise das Wachstum von Tumoren, die Entwicklung spezifi- auf Frauen und Männer. Dies dient allein der Verbesse- scher Molekularkontrastmittel oder biologische Prozesse rung der Lesbarkeit des Textes. mittels fluoreszierender Proteine zu untersuchen. Lesen Sie dazu den Bericht auf S. 10. Redaktionsschluss für Heft 2/13: 25. Februar 2 TUMcampus 1/13
Die TUM-Familie wird internationaler Im fortgeschrittenen Prozess der Internationalisierung der TUM erleben wir einen zunehmend interkulturellen Campusalltag mit einheimischen und ausländischen Studierenden und Mitarbeitern. Das vervielfacht die Sichtweisen auf die gleichen Aufgaben und regt den Wissensdurst an. Während unser interdisziplinäres Fächerportfolio durch eine stetig steigende Zahl englischsprachiger Studiengänge und Weiterbildungskurse geprägt wird, wächst auch die TUM-Familie mit bereits rund 80 000 Mitgliedern; die Hälfte davon sind Ehemalige und ein Fünftel Ausländer. »TUM Asia« in Singapur, die erste Auslands-Niederlassung einer deut- schen Universität, ist seit ihrer Gründung 2002 zu einem weltweit aner- kannten Flaggschiff herangewachsen. Das Verbindungsbüro in Beijing hat sich zu einem regionalen Zentrum zur Talentrekrutierung und Alumni-Ver- netzung entwickelt. Weitere Büros öffneten in Mumbai, São Paulo und Kai- ro. Gleichzeitig entstand aus unserer strategischen Partnerschaft mit der Danmarks Tekniske Universitet, der TU Eindhoven und der École Polytech- nique Fédérale de Lausanne die Allianz der »EuroTech Universities« mit permanenter Präsenz in Brüssel. Um den Mehrwert der TUM-Familie nach innen und außen bestmöglich auszuschöpfen, müssen wir zunächst den Wert jedes ihrer Mitglieder schätzen lernen und nach dem Motto »yes, we care« handeln. Wir möch- ten nicht nur exzellente Lehre und Forschung bieten, sondern auch eine flächendeckende Servicekultur aufbauen. So sind unsere Ehemaligen oft mehrfach ehrenamtlich aktiv – als Mentoren für Studierende, als Berater bei der Gestaltung unseres Zukunftsplans, als Botschafter zur Stärkung des TUM-Images. Als Gründungsmitglieder der TUM-Universitätsstiftung stärken sie maßgeblich die Autonomie und Handlungsfähigkeit unserer unternehmerischen Universität. Nicht zuletzt verhelfen sie von Wohnungs- not geplagten Studierenden zu einer Bleibe. In einer globalisierten Gesellschaft sind verbindende Elemente wichtiger als trennende. Der Zusammenhalt der gesamten TUM-Familie macht uns stark. In Zeiten begrenzter staatlicher Budgets und noch härteren Wettbe- werbs brauchen wir Kooperationen und Benchmarking mit regionalen und globalen Partnern. Wir können nur dann konkurrenzfähig bleiben, wenn wir es schaffen, aus jeder erreichten Decke einen Fußboden für das nächst- höhere Stockwerk zu machen. Liqiu Meng Vizepräsidentin Internationale Allianzen und Alumni TUMcampus 1/13 3
Inhalt 9 11 Editorial Politik Die TUM-Familie wird internationaler . . . . . . . . . . . . . . . 3 Dies academicus »Exzellenzinitiative 2012: Was ist und was bringt das Zukunftskonzept?« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Spezial Rede des TUM-Präsidenten Prof. Wolfgang A. Herrmann Hochschulpolitik für das Innovationsland Bayern. . . . 26 Eine deutsche Erfolgsgeschichte in Asien . . . . . . . . . . . 6 Rede des Staatsministers Dr. Wolfgang Heubisch 10 Jahre GIST – TUM Asia Akademische Ehrungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Die »Hohe Schule der Forschung« an der TUM . . . . . 30 Rede des Graduate Dean Prof. Ernst Rank Forschen Studieren darf keine Frage des Geldes sein . . . . . . . . 31 Rede der Studentin Franziska Traube Leibniz-Preis für Vasilis Ntziachristos . . . . . . . . . . . . . . 10 Humboldt-Professur für Nanosystemtechnologie. . . . 11 Klaus Diepold neuer Vizepräsident . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Der Druck steigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 THE-Ranking: TUM ganz vorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Hochdruckpresse am FRM 2 Stiftungslehrstuhl für Akustik mobiler Systeme. . . . . . . 33 Millionenförderung für Forschungsprojekte . . . . . . . . . 13 Schwerpunkt Internationale Kommunikation . . . . . . . . 34 Ameisenstaat als Vorbild für die Produktions- Neues Zentrum für das Risikomanagement organisation? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 im Finanzsektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Forschungssplitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Zwischen Zahnrädern und Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Kooperation Medizin – Maschinenwesen Wissenschaft und Wirtschaft Der Ingenieur im Unternehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Lernen und Lehren 10 Jahre Fakultät für Wirtschaftswissenschaften BMBF fördert Start-up AVIRU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Bewegung in den Bergen – Berge in Bewegung . . . . 17 Gemeinsame Strategie unter einem Dach . . . . . . . . . . 39 »Prävention alpiner Naturgefahren« FoodDACH e.V. Für schnelle Spiele am Computer . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 flissade – Erfolg aus der TUM-Architektur . . . . . . . . . . 40 Details aus dem Darm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Made by TUM, Folge 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Graduiertenkolleg am WZW Abwärme nutzen – Strom gewinnen Maßanfertigung statt Massenware . . . . . . . . . . . . . . . . 20 10 Jahre AuTUM Zu Besuch auf dem Campus Graduiertenschule Bio-Nanotechnologie . . . . . . . . . . . 21 Reinhard Kardinal Marx, Rupert Stadler. . . . . . . . . . . . 42 Doctoral Candidates’ Day . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Medienecho Lehrerbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4 TUMcampus 1/13
Inhalt 25 46 Global Auszeichnungen EuroTech-Universitäten arbeiten gemeinsam Preise und Ehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 in Brüssel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 TUM eröffnet Büro in Kairo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Die »Eisernen Ladies« aus München. . . . . . . . . . . . . . . 72 Großer Erfolg der International Week 2012 . . . . . . . . . 46 Zwei Sportwissenschaftlerinnen beim »Ironman« Fotowettbewerb »Campus Life Abroad« . . . . . . . . . . . 47 Kurz und knapp. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Campus Ruhestand John Hess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Bier aus dem Reagenzglas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Albert Wilhelm Schömig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Literatursuche per Videoauskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Heinz Ulbrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Welcher Master soll es sein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Wolfram Weise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Technik fürs Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Für Sie notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 in memoriam Neu auf dem Büchermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Konrad Bühlmeyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Dr. Holunder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Eberhard Geiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Rundum gelungen: TUM-Adventsmatinee . . . . . . . . . . 53 Erwin Georg Hipp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Personalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Menschen Spiel mit Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Neu berufen Renzo Akkerman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Florian Eyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Service Björn Garbrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Uta Graff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Jörg Königstorfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Termine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Michael Krautblatter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Ausblicke auf TUMcampus 2/13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Christina Raasch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Roland Rad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Daniel Razansky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Sabine Reuker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Heribert Schunkert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Eric Sonnendrücker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 TUMcampus 1/13 5
Spezial © TUM CREATE Der singapurische CREATE-Forschungscampus mit Vertretungen internationaler Spitzenuniversitäten – die TUM hat zwei Etagen bezogen. 6 TUMcampus 1/13
Spezial TUM Asia feiert zehn Jahre Lehre und Forschung in Singapur mit neuem Campus Eine deutsche Erfolgsgeschichte in Asien TUMcampus 1/13 7
Spezial Meilensteine der 2002 2005 20 Gründung des GIST als privatwirtschaftliche Tochter der TUM Master erster Masterstudiengang »Integrated Circuit Ma »Industrial Chemistry« Design« »Microele Deutsches Ingenieur-Know-how, das »German Enginee- ring«, gepaart mit Erfahrung in einer der innovativsten Wissensmetropolen Asiens – von Mastern mit diesem Profil profitieren nicht zuletzt deutsche Firmen: Jeder zweite der bislang rund 320 Absolventen hat dort einen Job gefunden. Unternehmen unterstützen deshalb TUM Asia mit Dozenten, Stipendien oder Praktikumsplätzen. Nun erweitert TUM Asia sein Programm für Arbeitnehmer, die sich akademisch weiterbilden wollen, ohne dabei ihren Job aufzugeben: Das Masterprogramm Transport and Logistics gibt es künftig auch als Teilzeitstudiengang – eine weitere Premiere der TUM im Ausland. »Vor zehn Jahren haben wir einen Schritt gewagt, den keine andere deutsche Universität je zuvor gegangen war«, sagte TUM-Präsident Herrmann. »Die Erfolgsge- Bei der Eröffnung des CREATE-Campus wurden auch Master-Urkunden vergeben – schichte mit hunderten interkulturell ausgebildeten Absol- die Absolventen von TUM Asia haben beste Jobaussichten. venten und der immer tiefer gehenderen Zusammenar- beit mit unseren singapurischen Partnern hat uns bestä- tigt. Heute nutzen wir die Vertrauensbasis, die wir in Sin- J ubiläum in Singapur: Vor zehn Jahren gründete dort die TUM die erste Auslandsdependance einer deutschen Universität – das »Ger- man Institute of Science and Technology (GIST) – TUM Asia«. Unter- gapur als der ostasiatischen Bildungsmetropole aufge- baut haben.« stützung kam von der singapurischen Regierung, vom DAAD und dem Elektrotaxi mit höchstens 20 Minuten Ladezeit BMBF. Bis heute haben bereits mehr als 300 Absolventen aus aller Welt dort studiert. Mit dem ersten Teilzeitstudiengang der TUM wird TUM Aufgrund der gegenseitigen Wertschätzung beteiligte Asia künftig erneut Vorreiter sein. Außerdem forschen seit zwei Jahren Singapur die TUM vor zwei Jahren als einzige deutsche Wissenschaftler aus München am »TUM CREATE Center of Electromo- Universität am neuen »Campus for Research Excellence bility in Mega Cities«. Singapurs Premierminister, Lee Hsien Loong, und and Technological Enterprise (CREATE)«. Dort vernetzt TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann eröffneten zum Jubiläum der Stadtstaat Vertretungen der weltweit führenden den Neubau des Forschungszentrums. Herrmann startete außerdem Hochschulen, darunter das MIT, Berkeley und die ETH das »Graduate Centre TUM CREATE«. Singapur war der Auftakt zur Zürich. Gemeinsam mit der singapurischen Nanyang Globalisierung der TUM, die derzeit weitere Vertretungen auf mehreren Technological University erforscht die TUM neue Tech- Kontinenten gründet. nologien und Transportkonzepte für die Elektromobilität in Megastädten. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung Studiengänge, die auf die Praxis in der Industrie zugeschnitten sind. Exzel- eines Elektrotaxis – ein Projekt mit enormen Herausfor- lente Wissenschaftler der TUM und der besten singapurischen Universitäten derungen. So soll beispielsweise die Ladezeit der Batte- als Dozenten. Absolventen, die sowohl die europäische als auch die asiati- rie auf unter 20 Minuten reduziert werden, da die meis- sche Wissenschaftskultur verstehen. Rund 380 Studierende sind derzeit im ten Taxis in Singapur rund um die Uhr im Einsatz sind. einzigartigen Programm des »GIST – TUM Asia« eingeschrieben. Aus ganz Damit ergänzt die TUM ihre Forschung zur Elektromobi- Asien, aber auch aus Europa, Amerika und Afrika werden ausgewählte Talen- lität in einem andersartigen Kulturkreis mit seinen spezi- te in fünf ingenieur- und naturwissenschaftlichen Master- sowie zwei Bache- fischen klimatischen, logistischen und soziokulturellen lorstudiengängen ausgebildet. Gegebenheiten. 8 TUMcampus 1/13
TUM in Singapur Spezial 07 2009 2010 2011 2012 Gründung der Forschungstochter Neubau des CREATE- »TUM CREATE« Campus Master erster Bachelor- Gründung des »Graduate © iStockphoto.com »Aerospace studiengang Centre TUM CREATE« Engineering«, »Electrical Bachelor »Transport and ster »Transport and Engineering and »Chemical Logistics« auch als ctronics« Logistics« Information Technology« Engineering« Teilzeitstudiengang Am 16. November 2012 übergaben Premierminister Lee Hsien Loong und TUM-Chef Herrmann die Räume des »TUM CREATE Center of Electromobility Medienecho: in Mega Cities« für mehr als 100 Wissenschaftler im neuen Campus-Gebäude ihrer Bestimmung. Zugleich verkündete Herrmann die Gründung des »Gradu- »›München‹ und ›Garching‹ heißen die Seminarräume ate Centre TUM CREATE«. Die derzeit rund 70 Doktoranden bekommen hier an der TUM Asia-Universität in Singapur. ›Grüß Gott‹ überfachliche Qualifikationen vermittelt, von Führungskompetenz bis zu Mana- hört man auf dem Flur. Studenten aus aller Welt be- gementkenntnissen. Wie alle Graduiertenzentren der TUM wurde das neue kommen in der schwülen Hitze am Äquator bayeri- Zentrum in das zentrale TUM Graduate School-System eingebunden. So sches Know-how: TUM steht für Technische Univer- erhalten die Doktoranden aus Singapur die Möglichkeit, sich mit Promovieren- sität München. Die Elite-Uni feiert zehnjähriges Beste- den anderer Fächer auszutauschen. »Die Wettbewerbsfähigkeit der Wissen- hen ihres Campus in Singapur.« schaftsgesellschaften entscheidet sich heute an ihrer Allianzfähigkeit und an ihrer internationalen Vernetzung«, sagt Herrmann. »Der CREATE-Campus ist »Die Münchner bieten unter anderem Master-Kurse in ein Paradebeispiel für intensiven Wissensaustausch, der den technologischen Mikroelektronik, industrieller Chemie und Transport Fortschritt in allen beteiligten Ländern vorantreibt.« Den Weg, die besten Köp- und Mobilität an. ›Unser Ziel ist es, gut ausgebildete fe der Welt zusammenzuführen, hat die TUM in den vergangenen Jahren kon- Mitarbeiter für die deutsche Industrie in der Region sequent verfolgt: Nach Büros in Peking und Mumbai gründete sie jüngst Ver- auszubilden‹, sagt TUM Asia-Direktor Markus Wäch- tretungen in São Paulo und Brüssel. Ende 2012 eröffnete sie ihre Dependance ter... ›20 Prozent unserer Absolventen machen einen in Kairo. Eine Niederlassung an der Ostküste der USA ist in Vorbereitung. Doktor, 90 Prozent davon in Deutschland.‹« Zum Jubiläum in Asien will die TUM der singapurischen Gesellschaft für FOCUS online, 6.11.2012 ihre Gastfreundschaft danken und schon die Nachwuchstalente fördern. Sie finanziert deshalb das Projekt »Building The Future«, das weniger privile- gierte Kinder für Technik und Naturwissenschaften begeistern soll. Die TUM lädt jedes Jahr zwei Schüler aus Singapur nach Deutschland ein. Sie wer- den Labors der TUM besichtigen und die Nobelpreisträgertagung in Lindau besuchen. Am Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land gewinnen sie erste Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten. Klaus Becker © TUM (3) TUM-Vizepräsidentin Prof. Liqiu Meng interessiert sich für die Das TUM CREATE-Elektrotaxi ist ein echter Hingucker. Posterausstellung auf dem CREATE-Campus. TUMcampus 1/13 9
Forschen © Andreas Heddergott (2) Vasilis Ntziachristos Optischer Pfad für die Beleuchtung einer In-vivo-Messung der fluoreszierenden Proteine eines genmodifi- zierten Zebrafischs mit sichtbarem Licht Leibniz-Preis für Diese Arbeiten legen auch den Grundstein für eine scho- nendere Behandlung von Krebspatienten. Basis sind Vasilis Ntziachristos Ntziachristos’ Erfolge in der Fluoreszenz-Bildgebung, mit der sich Verteilung und Wirkung von Medikamenten im Gewebe verfolgen lassen. Auf diese Weise können in Erneut hat ein TUM-Wissenschaftler den Gottfried Wilhelm Leibniz- Echtzeit auch molekulare Prozesse in Tumoren und dem Preis an die TUM geholt: Die DFG zeichnete Prof. Vasilis Ntziachristos umgebenden Gewebe beschrieben werden. Mit der Flu- vom Lehrstuhl für Biologische Bildgebung mit dem höchst renommier- oreszenz-Bildgebung ist es möglich, die Grenzen zwi- ten deutschen Forschungspreis aus. 2,5 Millionen Euro erhält der schen Tumor und gesundem Gewebe schon während ei- Biomedizin-Ingenieur für seine Forschung. nes chirurgischen Eingriffs detailliert darzustellen, was die vollständige und exakte Entfernung bösartiger Ge- schwulste erleichtert. D ie Auszeichnung würdigt Ntziachristos’ internatio- nal stark beachtete Beiträge zur optischen Bild- gebung. Die Verfahren, die der gebürtige Grieche entwi- Vasilis Ntziachristos studierte in Thessaloniki und pro- movierte an der University of Pennsylvania in Philadel- ckelt hat, geben sowohl der Grundlagenforschung neue phia, USA. Danach war er als Assistant Professor in Impulse als auch der Behandlung von Patienten. Harvard tätig. Seit 2007 hat er den TUM-Lehrstuhl inne und ist gleichzeitig Direktor des Instituts für Biologische In der Grundlagenforschung interessiert sich Ntziachris- und Medizinische Bildgebung am Helmholtz Zentrum tos besonders für die nicht-invasive Anwendung opti- München. Für seine Arbeiten wurde er bereits mehrfach scher Methoden wie der molekularen Fluoreszenz-To- ausgezeichnet. So verlieh ihm die DFG unter anderem mografie, um in größeren Strukturen oder im gesamten ein Reinhart Koselleck-Projekt; diese Projekte stehen für Körper von Säugetieren physiologische Vorgänge zu mehr Freiraum für besonders innovative und im positi- verfolgen. Ntziachristos hat die Verfahren zudem für die ven Sinn risikobehaftete Forschung. Für das Verfahren dreidimensionale Darstellung ganzer Körper weiterent- der multispektralen opto-akustischen Tomografie erhielt wickelt: Neue Arten der Tomografie und die Anwendung er kürzlich einen ERC Proof of Concept Grant (s. S. 14). von Wissen über die Ausbreitung von Licht in Gewebe erlauben genauere und quantifizierbare Ergebnisse. www.cbi.ei.tum.de Barbara Wankerl 10 TUMcampus 1/13
Forschen Humboldt-Professur für Nanosystemtechnologie Erneut hat die TUM im Wettbewerb um die Alexander von Humboldt-Professuren einen Erfolg erzielt: Die international hoch angesehene Halbleiter-Physi- kerin Dr. Heike Riel von IBM Research in Rüschlikon, Schweiz, erhält eine Humboldt-Professur in München. Mit jetzt fünf Humboldt-Professuren ist die TUM die erfolgreichste Universität im Wettbewerb um den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands. Heike Riel soll die neu geschaffene Professur für Nanosys- temtechnologie an der Fakultät für Elektrotechnik und In- formationstechnik übernehmen. Die Nanosystemtechnolo- © IBM Research gie spielt eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung der Nano- und Optoelektronik, die an der TUM und in der Wis- senschaftsregion München stark vertreten ist. Neben dem TUM-Lehrstuhl soll Riel künftig auch eine Forschungs- gruppe am Institute for Advanced Study (TUM-IAS) leiten. Die Zukunft fest im Blick: Halbleiter-Physikerin und Humboldt-Preisträgerin Heike Riel Bereits zu Beginn ihrer Forscherkarriere legte Heike Riel den Grundstein für die Entwicklung kontrastreicher AMO- sität Bayreuth über organische Leuchtdioden. Seit 1998 ist LED-Bildschirme (Active-Matrix Organic Light-Emitting sie als Forscherin an dem Schweizer IBM-Forschungsla- Display), die sich heute in vielen Smartphones und Tablet- bor tätig, an dem sie auch ihre Doktorarbeit durchführte. PCs finden. Bei IBM arbeitet sie an energieeffizienten Seit 2008 leitet sie die Gruppe Nanoscale Electronics. Sie Transistoren für künftige Computerprozessoren. Damit will ist Co-Autorin zahlreicher Publikationen, betreute mehrere sie die physikalischen Grenzen überwinden, die die fort- Diplom- und Doktorarbeiten, hält 27 Patente und erwarb schreitende Miniaturisierung der herkömmlichen Halblei- einen Master of Business Administration. Ihre wissen- tertechnik setzt. Aktuell beschäftigt sie sich mit neuartigen schaftlichen Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen aus- Nanodrähten, die eines Tages siliziumbasierte Chiptech- gezeichnet, etwa dem Preis für Angewandte Physik der nologien ablösen könnten. Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft und dem Preis für Technische oder Wissenschaftliche Innovation Riel hat sich zum Ziel gesetzt, einen völlig neuen Typ von der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen; 2003 Transistor zu entwickeln, der noch kleiner, noch schneller wurde Riel in die Liste der TR100 Top Young Innovators und auch energiesparender ist als die heutigen Technolo- gewählt. gien. Nanodrähte bieten mit ihrer zylindrischen Symmetrie und ihrem nur nanometer-großen Durchmesser die beste Mit ihren Preisen will die Alexander von Humboldt-Stiftung Elektrostatik, um den Stromfluss im Transistor optimal zu führende Wissenschaftler aus der ganzen Welt nach regeln. Die Leckströme können so stark reduziert werden, Deutschland holen. Die TUM konnte bereits 2008 den dass der Stromverbrauch im Standby-Modus nahezu ge- Bioinformatiker Prof. Burkhard Rost von der New Yorker gen null sinkt. Nicht nur die Geometrie soll sich funda- Columbia University als Humboldt-Professor gewinnen, mental ändern, sondern auch der dem Transistor zugrun- 2010 den Nachrichtentechniker Prof. Gerhard Kramer von de liegende physikalische Mechanismus. In Zukunft will der University of Southern California. 2011 folgten der Riel quantenmechanisches Tunneln in »Tunnel-Feldeffekt- Wirtschaftsinformatiker Prof. Hans-Arno Jacobsen von der Transistoren« ausnutzen, die höchstens ein Zehntel der Universität Toronto und ein Experte für Stoffwechsel- Energie der heutigen Transistoren verbrauchen. krankheiten, Prof. Matthias Tschöp von der University of Cincinnati. Heike Riel studierte Physik an der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen und promovierte 2001 an der Univer- ■ TUMcampus 1/13 11
Forschen Die neue Hochdruck- presse gewährt Ein- blicke in die Struktur des Erdinneren. © Walte/BGI/FRM II Der Druck steigt winziger Teil des in der Erde vorhandenen Kohlenstoffs liegt in der Atmosphäre als CO2 vor und beeinflusst das Klima. Der größte Kohlenstoffspeicher ist der Erdmantel Eine Weltneuheit hat der FRM II in Garching zu bie- – und der langsame Austausch von Kohlenstoff zwi- ten: eine Hochdruckpresse, die Geologen und Geo- schen dem Erdinneren und der Atmosphäre, zum Bei- physikern ganz neue Einblicke in die Struktur des spiel bei Vulkanausbrüchen, hat über geologisch lange tiefen Erdinneren erlaubt und die Entwicklung inno- Zeiträume das Klima auf der Erde bestimmt. Viele De- vativer Materialien ermöglicht. Eingerichtet wurde tails dieses Kohlenstoff-Zyklus und der Speicherung das vom BMBF finanzierte Instrument vom Bayeri- von Kohlenstoff im Erdinneren sind bisher noch wenig schen Geoinstitut der Universität Bayreuth. verstanden. Die Hochdruckpresse des Bayerischen Geoinstituts ist W issenschaftler können nun an der Forschungs- Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz mit Neu- tronen Feststoffe und Schmelzen unter den extremen das erste von sechs neuen Instrumenten, die in der neu- en Halle Ost des FRM II aufgestellt werden. Die lastwa- gengroße und rund 50 Tonnen schwere Messapparatur Druck- und Temperaturbedingungen erforschen, wie lässt sich mit einer Genauigkeit von wenigen hundertstel sie tief im Inneren der Erde herrschen. Vorteil der Neu- Millimetern horizontal und vertikal im Neutronenstrahl tronenstrahlen im Vergleich zur Röntgenstrahlung: Sie ausrichten und zusätzlich um die Probe rotieren. Auf die sind besonders empfindlich für leichte Elemente wie wenige Millimeter großen Proben können mittels sechs Wasserstoff, Bor und Kohlenstoff, die eine entschei- Druckstempel Drücke bis hin zum 250 000-Fachen des dende Rolle in der Dynamik der Erde, aber auch für die Atmosphärendrucks ausgeübt werden, außerdem kön- Entwicklung neuer superharter Materialien spielen. nen die Proben auf mehr als 2 000 Grad Celsius erhitzt Und: Mit der Hochdruckpresse kann man Probenmate- werden. Starten werden die Messungen aber nicht vor rialien während der Messungen deformieren und die dem Jahr 2014. Erst dann ist die neue Halle Ost auch auftretenden Spannungen registrieren. mit Neutronen versorgt. Außerdem hoffen die Wissenschaftler, mit Hilfe der neu- Nicolas Walte en Apparatur grundlegende neue Erkenntnisse zum Petra Riedel Kohlenstoff-Zyklus der Erde zu gewinnen. Denn nur ein 12 TUMcampus 1/13
Forschen European Research Council zeichnet TUM-Wissenschaftler aus Millionenförderung für Forschungsprojekte Spitzenforschung zahlt sich aus: Erneut hat der European Research Council (ERC) hoch dotierte Förder- mittel an Wissenschaftler der TUM vergeben. Sechs Forscher wurden für zukunftsweisende Projekte in der Medizin, Mathematik, Informatik und Physik ausgezeichnet. Seit dem Start dieser Förderung im Jahr 2007 hat die TUM 26 ERC-Grants erhalten und gehört damit zu den drei erfolgreichsten Universitäten Deutschlands. 1 Prof. Jürgen Ruland vom Lehrstuhl für Klinische Chemie und Pathobiochemie erforscht Entzündun- gen und ihre Signalwege im Immunsystem. Chronische Projekt »NanoREAL« untersucht er in Echtzeit die Dy- namik der Elektronenbewegung in optoelektronischen Bauteilen. Entzündungen können das Risiko für Krebs und andere © Nanosystems Initiative Munich (NIM) Erkrankungen deutlich steigern. Mit seinem Advanced Grant von 2,5 Millionen Euro wird der Wissenschaftler diese Zusammenhänge weiter untersuchen. Im Projekt NanoREAL werden Nanomaterialien wie solche Kohlenstoff-Nanoröhrchen untersucht. Mikroskopische Aufnahme von Immunzellen; links: unbehan- delt; Mitte: mit Zymosan, einem Bestandteil der Pilzzellwand, stimuliert; rechts: mit einem bakteriellen Lipopolysaccharid 4 stimuliert. Die Stimulation führt über mehrere Schritte zu einer Prof. Massimo Fornasier vom Lehrstuhl für Ange- Entzündungsreaktion. Blau: Zellkerne; Rot: ein pro-inflamma- torischer Transkriptionsfaktor. wandte Numerische Analysis beschäftigt sich mit der Frage, wie sich komplexe mathematische Berechnun- gen und Simulationen vereinfachen lassen. Mit einem 2 Prof. Arthur Konnerth vom Friedrich-Schiedel- Stiftungslehrstuhl für Neurowissenschaften unter- sucht mittels eines neuen Verfahrens der Multiphoto- Starting-Grant von 1,1 Millionen Euro für sein Projekt »HDSPCONTR« wird er Werkzeuge entwickeln, mit de- nen Mathematiker die teilweise riesigen Datenmengen in nen-Mikroskopie einzelne Synapsen im intakten Gehirn. numerischen Systemen reduzieren können. Dafür erhielt er 2,4 Millionen Euro. Die geplanten Unter- suchungen konzentrieren sich auf Lernvorgänge im Hörsystem, in dem akustische Informationen abgespei- chert werden, zum Beispiel Melodien. Ein weiterer 5 Ein weiterer Starting-Grant von 1,5 Millionen Euro geht an Prof. Andrey Rybalchenko vom Fach- gebiet Informatik mit Schwerpunkt Theoretische Infor- Schwerpunkt ist die Analyse von Gedächtnis- und Lern- matik. Er schreibt Programme, die andere Programme störungen bei Alzheimer. systematisch auf Fehler untersuchen. Denn selbst ein- fache Programme für Textverarbeitung sind inzwischen 3 Prof. Alexander Holleitner vom Zentrum für Na- notechnologie und Nanomaterialien erhielt einen ERC-Starting-Grant in Höhe von 1,27 Millionen Euro. so umfangreich, dass Programmierer nicht alle Fehler- möglichkeiten testen können. In seinem Projekt »Veri- Synth« will der Forscher neue Verifikationswerkzeuge Ihn interessieren nanoskalige Stromkreise: In seinem für zukünftige Software entwickeln. ➔ TUMcampus 1/13 13
Forschen 6 Prof. Vasilis Ntziachristos vom Lehrstuhl für Biolo- gische Bildgebung wird bereits zum zweiten Mal vom ERC gefördert. Für ein medizinisches Bildgebungsver- fahren erhält er einen »Proof of Concept Grant«: knapp 150 000 Euro. Die multispektrale opto-akustische Tomo- grafie (MSOT) nutzt gepulste, unschädliche Laserstrah- lung im Nah-Infrarotbereich. Das bestrahlte Gewebe erwärmt sich, es kommt zu geringfügigen Vibrationen, die sich über Ultraschalldetektoren erfassen lassen. Auf diese Weise lassen sich Tumoren oder andere krank- hafte Veränderungen auch in tieferen Gewebeschichten kontrastreich und mit sehr hoher Auflösung darstellen. Barbara Wankerl Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert seit seiner Gründung 2007 exzellente Grundlagen- Heterarchie und Arbeitsteilung bei Blattschneiderameisen forschung sowohl von vielversprechenden Nach- wuchstalenten wie erfahrenen Spitzenforschern. Seine beiden Förderformate haben in kurzer Zeit hohes Ansehen erreicht. Die ERC-Grants gelten Ameisenstaat als Vorbild sogar als europäische Benchmark für Spitzenfor- schung. Starting Grants unterstützen fünf Jahre für die lang herausragende Nachwuchswissenschaftler in Aufbau bzw. Konsolidierung der eigenen For- Produktionsorganisation? schungsgruppe mit maximal 1,5 Millionen Euro. Advanced Grants richten sich an herausragende Die Bionik bildet eine Brücke zwischen Biologie etablierte Forscher, die für denselben Zeitrahmen und Technik. Dabei übertragen Forscher intelligen- eine Förderung von bis zu 2,5 Millionen Euro erhal- te Lösungen aus der Natur in die Technik. So wur- ten. Jedes Jahr werden die themenoffenen Aus- den etwa grundlegende Entwicklungen im U-Boot- schreibungen veröffentlicht. Externe Bewerber mit oder Flugzeugbau von Pinguinen abgeschaut, wie ERC-Grants haben Vorteile bei der Bewerbung um überhaupt ein Großteil der bekannten bionischen eine TUM Tenure Track-Professur. Lösungskonzepte die Entwicklung technischer Pro- dukte betrifft. TUM-Wissenschaftler, die sich bewerben möchten, werden intensiv vom EU-Büro in TUM ForTe bei Vorbilder in der Natur gibt es aber auch für die Optimie- allen Aspekten der Antragstellung unterstützt. Sie rung der Betriebs- und Produktionsorganisation, bei- können sich bei den Informationsveranstaltungen spielsweise in einem Ameisenstaat. 2012 gründeten des EU-Büros über die Ausschreibung sowie die deshalb Wissenschaftler am Institut für Werkzeugma- formalen Kriterien eines Antrags im Vorfeld infor- schinen und Betriebswissenschaften (iwb) der TUM das mieren. Dabei berichten Gutachter von ihrer Arbeit Forschungsfeld »Bionik in der Produktionsorganisation« und erfolgreiche Antragsteller von ihren Erfahrun- mit dem Ziel, Methoden zur Übernahme von Lösungen gen. Erfolgreiche ERC-Anträge werden künftig in aus der Natur für die Produktionsorganisation zu entwi- der leistungsbezogenen Mittelzuweisung an die ckeln. Hierbei liegt der Fokus auf der Gestaltung und Fakultäten berücksichtigt, ebenso wie Leibniz-Prei- Weiterentwicklung der Organisation und der Prozesse. se und Humboldt-Professuren. Das TUM Leonardo da Vinci-Zentrum für Bionik fördert www.tum.de/forte von Januar 2013 an hierzu ein erstes Forschungsvorha- ben am iwb. Dabei untersucht eine Vorstudie die Über- 14 TUMcampus 1/13
Forschen Forschungssplitter Diagnosemethode erweitert Behandlungsmöglich- keiten bei Brustkrebs: Mit einer Immuntherapie lässt sich Brustkrebs erfolgreich behandeln. Dafür verwendet man Antikörper, die sich an Oberflächenmoleküle des Tumors heften und das Tumorwachstum blockieren. Ei- nes dieser Immun-Medikamente richtet sich gegen das Protein HER2, das allerdings nicht bei allen Varianten des Tumors vorkommt. Unter Beteiligung der TUM ha- ben Wissenschaftler ein neues, sensibles Diagnosever- fahren entwickelt, mit dem mehr Patientinnen von der Therapie profitieren könnten: Der Test spürt auch © eltfoto/fotolia Krebszellen auf, die nur scheinbar HER2-frei sind. www.tum.de/uploads/media/Brustkrebs-Test.pdf Bessere Diagnose von Erkrankungen des Energie- stoffwechsels: Defekte im Erbgut von Mitochondrien führen zu einer Reihe von Erkrankungen, weil die »Zell- kraftwerke« dann nicht mehr genug Energie bereitstellen tragbarkeit bionischer Lösungen auf die Gestaltung von können. Davon betroffen sind häufig Muskeln und Ge- Kooperationen in einem Produktionsnetzwerk. Produ- hirnzellen, die besonders viel Energie brauchen. Ein For- zierende Unternehmen arbeiten zunehmend in komple- scher-Team des Deutschen Netzwerks für mitochondri- xen Wertschöpfungsnetzen zusammen und erbringen ale Erkrankungen, an dem die TUM beteiligt ist, hat eine nur noch einen Teil der Wertschöpfung selbst. Insbe- Genmutation entdeckt, die bei der Vervielfältigung des sondere der Aspekt der Integrationstiefe zwischen den Mitochondrien-Erbguts eine Schlüsselrolle spielt. Damit beteiligten Unternehmen ist eine Herausforderung bei sind Erkrankungen des Energiestoffwechsels künftig der Gestaltung und Umsetzung von Kooperationen. besser zu diagnostizieren. www.tum.de/die-tum/aktuelles/ Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Unterneh- pressemitteilungen/kurz/article/30286 menskulturen und ein mangelnder Austausch notwendi- ger Informationen aufgrund der Wettbewerbssituation Zuchtprogramm nach Genprofil: Brauner Rücken, lässt Kooperationen scheitern. In der Natur dagegen weißer Kopf und weiße Schwanzspitze – das Fleckvieh existieren zahlreiche Formen stabiler und erfolgreicher ist ein bayerisches Wahrzeichen. Die gescheckten Kühe Kooperationen, etwa die Zusammenarbeit verschiede- werden für ihre Milchleistung und Fleischqualität auch in ner Zellsysteme im menschlichen Körper bei der Im- Afrika und Südamerika geschätzt. Die starke Sonne in munabwehr oder das symbiotische Zusammenleben diesen Breiten kann den Tieren allerdings gefährlich von Ameisen und Pilzen. Ziel der Vorstudie ist es, die werden; denn ihr typisches weißes Kopffell bietet kaum Übertragbarkeit dieser Potenziale zu ermitteln und ein Schutz vor UV-Strahlen. Bösartige Augentumoren sind Verbundforschungsprojekt zu initiieren, das auf Basis beim Fleckvieh deshalb häufig: Bis zu 50 Prozent der bionischer Lösungen eine optimale Struktur zur Koope- Tiere erkranken in sonnenreichen Ländern daran. Wis- ration im Produktionsnetzwerk ableitet. Zoologen und senschaftler – darunter TUM-Forscher – können dieses Biologen sollen die Naturbeobachtung und die Übertra- Krankheitsrisiko jetzt deutlich reduzieren – dazu setzen gung der biologischen Konzepte unterstützen. sie auf DNA-Analysen im großen Stil. www.tum.de/die-tum/aktuelles/ Jan-Fabian Meis, Kirsten Reisen, Sebastian Schindler pressemitteilungen/lang/article/30276 www.iwb.tum.de/bionik TUMcampus 1/13 15
Forschen Wie ihre selbst gezüchteten Osteoklasten unter ver- schiedenen Umwelteinflüssen am Knochen knabbern, untersucht die Doktorandin an Dentinplättchen. Um die resorptive Funktion zu quantifizieren, suchte sie nach ei- nem Gerät, das die mikroskopisch kleinen Oberflächen- strukturen (Lakunen) digital und dreidimensional erfas- sen kann. Ein Zufall führte sie an den Lehrstuhl für Maschinen- elemente (auch Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau, FZG, genannt), wo Fabienne Kleinmichel mit einem Infinite-Fokus-Gerät die Topografie von Zahnradflanken und Maschinenelementen vermisst. Gemeinsam entwickelten die FZG und die Plastische Chirurgie ein interdisziplinäres Projekt, in dem sich das Wissen über Infinite-Fokus-Mikroskopie mit medizin- biologischer Expertise verbindet. Fabienne Kleinmichel bearbeitete das Projekt als Bachelorarbeit, fachlich unterstützt von Nadja Wojtas. So sollte es möglich sein, die Spuren der Knochenresorption dreidimensio- nal zu quantifizieren und gleichzeitig die Möglichkeiten der Infinite-Fokus-Mikroskopie weiter zu erforschen. Fabienne Kleinmichel (l.) und Nadja Wojtas im Zellkulturlabor Mit dieser Art der Mikroskopie lassen sich Oberflächen von Objekten wie Zahnrädern oder Kupplungsbelägen dreidimensional darstellen. Sowohl Topografie als auch Form und Rauheit der Proben werden berüh- Zwischen Zahnrädern rungslos und in hoher Auflösung bestimmt – mit bis zu 100 Millionen Punkten pro Messung. und Zellen Dass sich das Verfahren nicht nur zur Vermessung von Maschinenelementen eignet, zeigt das Projekt der bei- Fächerübergreifend zu arbeiten, wird in der kom- den jungen Wissenschaftlerinnen: Fabienne Kleinmichel plexen Welt der Wissenschaft immer wichtiger. konnte mit dem Verfahren die Resorptionslakunen der Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation liefern Osteoklasten, deren Volumina und Flächenanteile auf zwei junge Frauen aus der TUM: Nadja Wojtas, den Dentinplättchen nachweisen. Im Rahmen der Mes- Medizindoktorandin in der experimentellen plasti- sungen führte sie Nadja Wojtas in das Gebiet der Ober- schen Chirurgie, Klinik für Plastische Chirurgie und flächen- und Werkstoffanalyse ein, im Gegenzug erlern- Handchirurgie der TUM, und Fabienne Kleinmichel, te sie selbst grundlegende Fähigkeiten auf dem Gebiet Maschinenbaustudentin am Lehrstuhl für Maschi- der Zellkultur und sammelte wertvolle Erfahrungen mit nenelemente. Gemeinsam machen sie Methoden zellbiologischen Methoden. aus dem Maschinenwesen für die Anwendung in der Medizin tauglich. Das gemeinsame Herangehen, die gegenseitige Anlei- tung und Hilfe waren ein großer fachlicher und auch Nadja Wojtas erforscht die Entstehung von Osteoporo- persönlicher Gewinn, darin sind sich die beiden Nach- se. An dieser krankhaften Verschiebung im Knochen- wuchswissenschaftlerinnen einig: »Es war spannend, stoffwechsel leidet rund ein Viertel der deutschen Be- das eigene Fachgebiet auch aus einer anderen Per- völkerung über 50 Jahre. Bei Osteoporose ist das spektive zu betrachten. Wir haben sehr viel dazuge- Gleichgewicht zwischen den knochenabbauenden lernt.« Osteoklasten und ihren Gegenspielern, den knochen- aufbauenden Osteoblasten, gestört. Faktoren wie Hor- mone oder auch Krankheiten und Medikamente können Alexander Weigl Gründe dafür sein. 16 TUMcampus 1/13
Lernen und Lehren Bewegung in den Bergen – Berge in Bewegung TUM-Masterstudenten der Geodäsie, des Umwelt- ingenieurwesens und der Geologie setzten ihr Wissen mit dem Modellprojekt »Prävention alpiner Naturgefahren« in einem »Open Air Laboratory« am Hornbergle in Reutte/Tirol in die Praxis um. Der Alpenraum ist durch seine extreme Topografie ge- prägt: In den Tälern bündeln sich Verkehrsachsen und Infrastruktur neben begrenzten Siedlungsflächen, bis in die Höhenlagen finden sich überlappende und kon- kurrierende Nutzungen, ob nun Tourismus, Wasserge- winnung, Elektrizitätserzeugung oder Landwirtschaft. Gleichzeitig wachsen die Gefahren durch Naturereig- nisse, die Schäden werden größer. Hochgebirgsregio- nen sind somit geradezu prädestiniert für interdiszipli- näre Ansätze in Forschung und Lehre. Im Jahr 2012 erforschten Studenten die Wechselwir- Ski- und Wandergebiet am Hornbergle (1755 m), Gemeinde Höfen, Tirol kungen zwischen Naturgefahren und Tourismus. Der Hausberg der Gemeinde Höfen, das Hornbergle, ist intensiv genutztes Ski- und Wandergebiet und latenter Gefahrenherd für Mensch und Siedlung zugleich. Das Projekt »Prävention alpiner Naturgefahren« wurde von den drei TUM-Lehrstühlen für Geodä- sie, für Geoinformatik und für Bodenordnung und Landentwicklung zusammen mit vielen universitä- ren Partnern wie der FAU Erlangen, der UniBW München und der TU Graz getragen. Die Wild- bach- und Lawinenverbauung Österreich, das Land Tirol, die Gemeinde Höfen und andere unter- stützten die Veranstaltung. Wegen seines besonderen geologischen Aufbaus »lei- det« der Berg unter »Zerreißungen«, die es wahrschein- lich machen, dass Felstürme oder Bergflanken auf ab- sehbare Zeit abbrechen. Bergstürze und Murenabgänge können die Menschen im Siedlungsgebiet, aber auch Wanderer und Skifahrer gefährden. TU München Modellprojektgruppe Hornbergl 2012, Land Tirol - tirisMaps 2012 3D-Visualisierung des Hornbergle mit Sichtbarkeitsanalyse für einen Themenwanderweg Unter Anleitung des TUM-Lehrstuhls für Geodäsie be- obachten Studierende seit vielen Jahren in Messkam- TUMcampus 1/13 17
Lernen und Lehren pagnen die kontinuierlichen Felsbewegungen. Die aus So detektierten die Studenten verschiedene Risiko- und tachymetrischen und satellitengestützten Messungen Sensibilitätsgebiete wie Hangrutschungsbereiche oder gewonnenen Ergebnisse werden mittels hybrider Netz- Lawinenanrisszonen und zogen aus Simulationsbe- ausgleichungen kombiniert, analysiert und nach einer trachtungen Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklun- Deformationsanalyse in Zeitreihen dargestellt. Im aktuel- gen. Für viele Beteiligte zunächst überraschend war die len Projekt wurden die gewonnenen Daten um die Geo- Schlussfolgerung der Studenten in ihrer Abschlussprä- metriedaten von allgemeiner Topografie, Nutzungs- sentation: Naturgefahren und Tourismus schließen sich strukturen und Infrastruktur ergänzt. Der Lehrstuhl für gegenseitig nicht aus. Dazu konzipierten die Studieren- Geoinformatik der TUM bereitete die aufgenommenen den während der Projektwoche einen Themenwander- Daten auf, verknüpfte sie mit Sachdaten und analysierte weg – auf sicherem Gelände –, der die Naturgefahren sie mittels geografischer Informationssysteme. Aufbau- »erlebbar« und die Verantwortlichkeit des Menschen im end auf diesen Erkenntnissen entwickelte der Lehrstuhl Umgang mit der Natur begreifbar macht. für Bodenordnung und Landentwicklung der TUM das Landmanagementkonzept für die Tourismusnutzung. Christoph Reith, Holm Seifert, Klaus Spreng Modernste Hardwareausstattung durch großzügige Spende Für schnelle Spiele am Computer Computerspiele brauchen häufig viel Rechenleis- nahtlos fortsetzen können, ist derzeit ein Masterpro- tung. Deshalb muss bei ihrer Entwicklung auch die gramm in Planung. Der zum Wintersemester 2011/2012 Hardware effizient genutzt werden. Studierende des erstmals angebotene Bachelorstudiengang startete jungen Bachelorstudiengangs »Informatik: Games gleich mit großem Erfolg. Der Vorteil für die mittlerweile Engineering« der TUM sollen diese Techniken früh- 296 Games-Studiererenden: Sie müssen sich nicht zeitig lernen. Dafür wurde mit großzügiger Unterstüt- innerhalb eines Informatikstudiengangs auf Spiele-The- zung durch die Firmen ARM, Texas Instruments und men spezialisieren. Vielmehr konzentrieren sie sich STMicroelectronics im November 2012 ein Prakti- gleich von Anfang an auf die Grundlagen der Spieleent- kumslabor mit modernster Hardware ausgestattet. wicklung wie 3D-Simulation, Interaktion sowie Social Games und bekommen gleichzeitig fundierte Informa- Dank der gespendeten Entwicklungsplatinen von Texas tikkenntnisse vermittelt. Instruments und STMicroelectronics, basierend auf der ARM-Prozessor-Architektur, sowie der entsprechenden Auch die Spieleindustrie bestätigt die Attraktivität des ARM-Entwicklungswerkzeuge können die Studierenden Konzepts. So haben die Absolventen beste Berufs- an der weltweit am häufigsten verwendeten Prozessor- chancen. Neben dem prosperierenden Spielemarkt Architektur üben. Da die hohe Rechenleistung der Com- wächst die Nachfrage auch in anderen Geschäfts- puterspiele bei mobilen Endgeräten den Akku stark be- feldern – auch Serious Games genannt. Dabei setzen lastet, muss man den Prozessor effizient nutzen, um Experten Spielekonzepte in Planspielen oder Trainings- dennoch schnelle Spielanwendungen zu gewährleisten. systemen um. Mediziner üben beispielsweise an virtu- Die Studenten erarbeiten in Praktika nicht nur den allge- ellen Operationen, Piloten trainieren an Flugsimulatoren, meinen Aufbau und die Funktionsweise von Rechnern und Manager nutzen Spieltheorien, um Großaufträge zu und Prozessoren, sie trainieren auch, wie sie die Hard- gewinnen. ware so programmieren, dass sie die größtmögliche Leistung herausholen. Andreas Battenberg Damit die ersten Absolventen des Bachelorstudien- gangs »Informatik: Games Engineering« ihr Studium www.in.tum.de/Informatik_Games_Engineering 18 TUMcampus 1/13
Lernen und Lehren Das GRK 1482 ist das einzige koordinierte Programm zum Thema Ernährungswissen- schaften in Deutschland. Sein Forschungs- konzept basiert auf einer breiten interdiszipli- nären Expertise, die in dieser Form an kei- nem anderen universitären Standort in Deutschland vorhanden ist. Die Sprecher- funktion hatte in der ersten Förderperiode © Uli Benz Prof. Hannelore Daniel vom Lehrstuhl für Er- nährungsphysiologie inne; für die zweite Pe- Mit diesem Messgerät, einem Bombenkalorimeter, kann man den Energie- riode übernahm dieses Amt Prof. Dirk Haller gehalt einer Substanz bestimmen. Hier führt die Doktorandin Sarah-Made- vom Lehrstuhl für Biofunktionalität der Le- leine Gabler den Bombentiegel mit einem Pellet aus Mäusekot in das Gerät bensmittel. ein, um festzustellen, wieviel Energie mit dem Kot ausgeschieden wird. Zweite Förderperiode für Graduiertenkolleg am WZW GRK. Dank der positiven Begutachtung konnte die Arbeit aber nahtlos weitergeführt werden: Die DFG fördert mit Details aus dem Darm 2,7 Millionen Euro eine zweite Förderperiode von vierein- halb Jahren. Auch in dieser Zeit wird der Gastro-Intesti- nal-Trakt mit seinen Eigenschaften als Kommunikations- Belastete Lebensmittel, Fast Food und eine unge- organ zwischen Darmlumen und Signalen aus der Umge- sunde Lebensweise bedeuten Stress für unseren bung im Zentrum stehen. Darm. Immer mehr Menschen leiden unter Darm- entzündungen. Mit der Funktion des Verdauungs- Im Wesentlichen beschäftigen sich die Themen des Kol- organs befasst sich ein Graduiertenkolleg an der legs mit drei Wissenschaftsfeldern rund um den Darm: Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenstephan. mit luminalen Faktoren, mit Phänomenen auf der epithe- Im Oktober 2012 begann die zweite Förderphase. lialen Ebene und mit subepithelialen/peripheren Signalen. Bei den luminalen Faktoren geht es vor allem um kom- Eines der größten Organe des menschlichen Körpers ist mensale Mikroorganismen und ihre Interaktion mit der der Darm; unzählige Darmzotten vergrößern seine innere epithelialen Grenzfläche. Außerdem soll weiter spezifiziert Oberfläche auf bis zu 500 Quadratmeter. Kein anderes werden, welche Bedeutung das in der Nahrung enthalte- Organ hat mehr Grenzfläche mit der Außenwelt. An die- ne Eisen für die Enstehung von CED hat. Auf der Ebene ser interaktiven Schnittstelle laufen vielfältige, fein regu- des Epithels – diese Zellschicht kleidet das Darmlumen lierte Prozesse ab, in die einerseits Faktoren des Lumens aus – wird die Bedeutung der Eisenspeicherung für Ent- – Nährstoffe und Mikroorganismen – eingreifen, anderer- zündungsprozesse und die Rolle epithelialer Entzün- seits immunologische, metabolische, hormonelle und dungsfaktoren bei der peripheren Fettspeicherung unter- neuronale Signale aus dem Organismus. Zudem beein- sucht. Fragen zum Thema subepitheliale/periphere Sig- flussen Umwelt und Lebensstil das Geschehen. Kommt nale betreffen beispielsweise Gallensäuren und die Bil- zu negativen Einflüssen auch noch eine genetische Anfäl- dung brauner Fettzellen oder den Einfluss körpereigener ligkeit für Entzündungsprozesse und metabolische Fehl- Signalstoffe auf die Hormonsekretion des Darms. funktionen, können typische Zivilisationskrankheiten wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Wie jedes Graduiertenkolleg hat auch das GRK 1482 Adipositas-assoziierte Stoffwechselstörungen entstehen. nicht nur eine wissenschaftliche Seite. Neben fachspe- zifischen Seminaren, einem neuen Projekt-orientierten Vor diesem Hintergrund richtete die Fakultät Wissen- Methodenworkshop und Klausurtagungen mit internatio- schaftszentrum Weihenstephan 2008 das Graduierten- nalen Experten gehören auch Veranstaltungen dazu, die kolleg (GRK) 1482 ein: »Mittlerfunktion des Darms zwi- die soziale Kompetenz der Nachwuchswissenschaftler schen luminalen Faktoren und Signalen des Wirtes«. 15 fördern und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Doktorandinnen und Doktoranden nehmen heute daran Karriere stärken sollen. Diese Seite deckt die TUM Gra- teil. Sie promovieren an acht Lehrstühlen des WZW und duate School ab. einem Lehrstuhl des TUM-Klinikums rechts der Isar. Im ■ September 2012 endete die erste Förderperiode des www.grk1482.de TUMcampus 1/13 19
Lernen und Lehren Auszubildende präsentieren ihre Abschluss- und Prüfungsarbeiten: Prof. Klaus Bengler, Dekan der Fakultät für Maschinen- wesen, Christian Gastinger, Auszu- bildender, Uli Ebner, Ausbilder, Lorena Kihnert- Hilz, Florian Huber und Peter Pichler, Auszubildende, und Prof. Manfred Prenzel, Dekan der TUM School of Education (v.l.). © Uli Benz Zehn Jahre Ausbildungszentrum für die nichtakademische Berufsausbildung Maßanfertigung statt Massenware Das Ausbildungszentrum für die nichtakademische unterstützt und gefördert werden«, sagt Manfred Pren- Berufsausbildung (AuTUM) ist an der TUM die zel, Dekan der TUM School of Education. »Wir von der Drehscheibe für alle Belange der beruflichen Aus- TUM-Fakultät für Lehrerbildung sind dankbar für das bildung. Als das Zentrum vor zehn Jahren gegrün- Engagement für berufliche Bildung, studiert doch bei det wurde, war es das erste seiner Art in Bayern. uns ein Großteil das berufliche Lehramt.« Seither hat es 650 junge Leute ausgebildet. Monika Partsch, die Leiterin des AuTUM, lobt den Vor- Bekannt ist sie vor allem für exzellente Forschung und teil einer Ausbildung an diesem universitären Zentrum: Lehre im akademischen Bereich, doch bietet die TUM »Routiniert hohe Stückzahlen abzuarbeiten, kann auch eine Vielzahl nichtakademischer Ausbildungen an. schnell langweilig werden. Unsere Auszubildenden ar- Im Jahr 2002 richtete sie eine zentrale Anlaufstelle für beiten im Auftrag der Forschung oft an anspruchsvollen alle Belange der beruflichen Bildung ein, um auch in die- Sonderanfertigungen und haben ständig neue Probleme sem Bereich eine gute Betreuung und ein hohes Ausbil- zu lösen.« Sechs Innungssieger und 25 Förderpreise für dungsniveau sicherzustellen. besonders gute IHK-Abschlüsse bestätigen das hohe Niveau der Ausbildung an der TUM. Mittlerweile hat das AuTUM rund 650 Auszubildende bis zum Abschluss geführt. Derzeit betreut es 150 Aus- Andreas Battenberg zubildende in 16 Berufen. »Das AuTUM ist für die Aus- zubildenden eine wichtige Heimat geworden, wo sie www.tum.de/autum 20 TUMcampus 1/13
Sie können auch lesen