Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK

Die Seite wird erstellt Devid Schweizer
 
WEITER LESEN
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
Ausgabe 02-03 / 2023
        13. Februar 2023

          in Ostwürttemberg

                          Was mit 5G alles geht
                          Neuer Mobilfunkstandard bietet
                          Chancen für Unternehmen

Interview IHK-Päsident                Außenwirtschaft                         Jugend forscht
Blick auf das Jahr 2023        06     Beziehungen USA - China im Blick   40   Neue Runde im März   58
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
G R U P P E                               PIONIERE DER ENERGIEEFFIZIENZ

                      r über u
                               ns -                                                           Sei
                                                                                             199 t
           ie  m  e h
        nS                nnen!
Erfahre          ode sca
   JETZ T Q R - C
                                                                                                4

                                   Senken Sie JETZT mit uns Ihre Energiekosten
                                                                        www.win-energie.de

      Ihr Aufzugsdienstleister
        mit Herstellerkompetenz

      Brobeil Aufzüge GmbH & Co. KG
      Zentrale: Bussenstraße 35 · 88525 Dürmentingen
      Stuttgart: Hornbergstraße 35 · 70794 Filderstadt

      www.brobeil.de · www.brobeil-als-arbeitgeber.de
                                                                                               Foto: IHK

                                  Ihr perfekter Start
                                  in die Gebäudenutzung.

      plus5                       Zufriedenheit inklusive.

      KUNDENSERVICE               goldbeck.de/plus5

                                         Design - Bau - Service

Immobilien
             mit
                          System

  GOLDBECK Niederlassung Ulm
  Eiselauer Weg 6/1, 89081 Ulm                               building excellence
  Tel. +49 731 93407-0, ulm@goldbeck.de                      goldbeck.de
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
TITELTHEMA:
                                          5G-Campusnetze revolutionie-                            Inhalt
                                          ren Digitalisierung in Firmen                            IHK im Blick
                                                                                                   Sitzung Vollversammlung	                     04
                                                                                                   Interview mit IHK-Präsident
                                          Das Digitalisierungszentrum digiZ hat eine Stu-          Markus Maier	                                06
                                          die zur Nutzung des 5G-Mobilfunkstandards
                                          vorgestellt, worin der Status Quo und mög-               Titelthema 5G-Nutzung
                                          liche Nutzungen und Potenziale abgefragt                 digiZ stellt 5G-Studie vor	                  08
                                          wurden. In Best Practice-Beispielen werden               Yard-Logistik bei BSH	                       12
                                          Anwendungen beschrieben, die die digitalen               5G: EXTRA Computer und Franke GmbH	          14
                                          Abläufe in Unternehmen verändern. Gemein-                Das Team Innovation | Digitalisierung 	      16
                                          sam mit den Landkreisen sollen von der IHK
                                          Pilotprojekte gefördert werden. Das digiZ fun-           Zahlen und Fakten	                           18
                                          giert dabei als zentraler Service Point für die
                                          Unternehmen aus der Region – mit Pionier-                Bildung und Qualifizierung

08
                                          charakter für ganz Süddeutschland.                       Neues Angebot Graduate Campus	               20
                                                                                                   Prüfungsplan	                                21

                                                                                                   Recht
                                                                                                   Zeiterfassung /
                                                                                                   Veranstaltung Arbeitsrecht	                  23

                                                                                                   Persönliches	                                24
Zeiterfassung in Firmen
ist Pflicht                                                                                        Tipps und Trends	                            27

Das Bundesarbeitsgericht hat Ende 2022                                                             Wirtschaft und Region	                       28
Leitlinien zu seinem bemerkenswerten Urteil
zur Zeiterfassung veröffentlicht. Demnach                                                          IT und Digitales
müssen alle Beschäftigten ihre Arbeitszeit                                                         Projekt in Aalen /
systematisch erfassen. Was dies für die                                                            Cybersecurity-Kongress	                      38
Betriebe bedeutet, erläutern wir in unserem

                                                                               23
Artikel. Was sich sonst noch im Arbeitsrecht                                                       Märkte
getan hat, wird Unternehmen aus der Region                                                         US-Wirtschaft vs. China: Analyse	            40
am 2. März 2023 bei einer Infoveranstaltung
mit Rechtsanwalt Dr. Gerhard Janasik nahe-                                                         Standort
gebracht.                                                                                          Zeiss-Werksbus	                              42
                                                                                                   Forum Firmenkunden
                                                                                                   Volksbank Brenztal	                          43
                                                                                                   Infos Sonntagsfahrverbot / Innenstädte	      44
                                               Cybersecurity-Kongress                              Leistungsbilanz
                                               im März                                             Rückblick in Bildern und Zahlen	             45
                                               Die Anzahl der Hackerangriffe nimmt                 Jahresabschluss 2021 / Finanzen 2023	        52
                                               zu, die Schäden bei Unternehmen                     Gebührentarif	                               56

                             22
                                               wachsen. Die IHK organisiert am 9.
                                               März gemeinsam mit der Handwerks-                   Start-up und Innovation
                                               kammer Ulm einen Kongress, bei dem                  Start-up Elani / Batterieforschung	          58
Bilanz der                                     über das Thema aufgeklärt wird.                     Neue Runde „Jugend forscht“	                 60
Praktikumswoche                                                                                    IHK im Blick
Ein neues Angebot zur Berufsorientie-                                                              Austausch mit Abgeordneten	                  62
rung wurde für Schüler der Klassenstufe                                                            IHK-Ausschüsse	                              63
7 angeboten. 159 Firmen und 115 Schü-                                                              Börse/Veranstaltungen	                       65
ler haben daran teilgenommen. Sie                                                                  Handelsregister	                             66

                                                                               38
konnten in einer Praktikumswoche ver-
schiedene Berufsbilder kennenlernen.                                                               Letzte Seite
                                                                                                   IHK Schwaben vergibt Preis in Region	        71

   Titelfoto:
                                                        Die nächste Ausgabe von „Wirtschaft in Ostwürttemberg“ erscheint am 17. April 2023 als
   IHK/Canva
                                                        Doppelausgabe April/Mai 2023. Wir bitten dies zu berücksichtigen.
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
ihk im blick

                                                                                                                                     die Nutzung von Wasserstoff als Energieträ-
                                                                                                                                     ger gerade für die energieintensiven Unter-
                                                                                                                                     nehmen der Region zu ermöglichen.“ Er rief
                                                                                                                                     das Gremium auf, auch auf politischer Ebene
                                                                                                                                     mitzuhelfen, um die Zukunftsinitiative Ost-
                                                                                                                                     württemberg weiter voran zu bringen.

                                                                                                                                     Personelle Veränderungen

                                                                                                                                     Für den ausgeschiedenen Dr. Matthias Metz
                                                                                                                                     rückte Axel Lang, Geschäftsführer der WKS
                                                                                                                                     GmbH in Aalen, in die Vollversammlung nach.

                                                                                                                                     Um den Gewerbezweig der optischen Indus-
               v.l. IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler mit dem Präsidium der IHK: Dr. Christian Müller, Dr. Jörg S. Rieger,
               Gabriele Seitz, IHK-Präsident Markus Maier, Britta Fünfstück, Ulrich Betzold und Bernd Richter.                       trie entsprechend seiner wirtschaftlichen
               Der Vollversammlung im Bildungszentrum war Dr. Sebastian Bolay zugeschaltet. Er erläuterte die Energiesituation       Bedeutung angemessen in der Vollversamm-
               in Deutschland. Fotos: IHK                                                                                            lung zu repräsentieren, beschloss die Vollver-
                                                                                                                                     sammlung zudem die Zuwahl von Dr. Chri-

               IHK Ostwürttemberg senkt                                                                                              stian Müller, Mitglied des Konzernvorstands
                                                                                                                                     der Carl Zeiss AG, Oberkochen in das Gremi-

               2023 ihren Mitgliedsbeitrag
                                                                                                                                     um. Dr. Müller wurde zudem in das Präsidium
                                                                                                                                     der IHK Ostwürttemberg gewählt.

                                                                                                                                     IHK-Finanzen im Blick
               Vollversammlung tagte im Dezember 2022 im IHK-
               Bildungszentrum: Dr. Christian Müller neues Mitglied                                                                  Nach dem Bericht der ehrenamtlichen Rech-
               des IHK-Präsidiums                                                                                                    nungsprüferin Charlotte Helzle, Geschäftsfüh-
                                                                                                                                     rerin hema GmbH, Aalen, entlastete das Gre-
                                                                                                                                     mium Präsidium und Hauptgeschäftsführung
               Die IHK-Vollversammlung traf sich zu ihrer                  Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfra-                 für die Wirtschaftsführung 2021. Das aktuelle
               letzten Sitzung des Jahres 2022 im IHK-Bil-                 ge. Die Aussichten der regionalen Unterneh-               Wirtschaftsjahr 2022 werde sich voraussicht-
               dungszentrum in Aalen. Dabei wurden der                     men haben sich demnach deutlich einge-                    lich besser als erwartet entwickeln.
               Wirtschaftsplan und die Wirtschaftssatzung                  trübt. Sowohl die wirtschaftliche Lage wie
               für 2023 beschlossen. Erfreulich für die Mit-               die Geschäftserwartungen haben sich seit                  Zur Planung des Wirtschaftsjahres 2023 infor-
               gliedsunternehmen: Der Umlagehebesatz                       Mitte des Jahres 2022 merklich verschlech-                mierte Präsident Markus Maier, dass trotz
               wird für die Beiträge auf 0,24 Prozent gesenkt.             tert. „Vor allem der Handel schlägt Alarm:                der aktuellen Situation, insbesondere an den
               Dr. Christian Müller, Mitglied des Konzernvor-              Über 70 Prozent der Handelsbetriebe gehen                 Energiemärkten, eine Senkung des Beitrags
               stands der Carl Zeiss AG, wurde in die Voll-                von einer Verschlechterung der Lage aus“,                 möglich sei. Eine Senkung des Umlagehebe-
               versammlung zugewählt und als Mitglied des                  sagte Präsident Maier. Hohe Energie- und                  satzes auf 0,24 Prozentpunkte wurde nach
               Präsidiums gewählt. Axel Lang, Geschäftsfüh-                Rohstoffpreise, der Fachkräftemangel sowie                Erläuterung der konkreten Planungen durch
               rer der WKS GmbH in Aalen, rückt als Mitglied               eine sinkende Inlandsnachfrage stellen die                den Hauptgeschäftsführer von der Vollver-
               in die Vollversammlung nach.                                größten wirtschaftlichen Risiken für die                  sammlung beschlossen.
                                                                           Unternehmen dar. Ein Lichtblick für Maier:
               Anlässlich der Einweihung des IHK-Bildungs-                 „Lediglich 5 Prozent der Unternehmen haben                Verkehrspolitische Positionen
               zentrums vor fünf Jahren tagte die Vollver-                 bislang mit einer Reduzierung der Produkti-
               sammlung der IHK Ostwürttemberg zu die-                     on reagiert“.                                             Die IHK-Vollversammlung hat zudem ihre ver-
               sem kleinen Jubiläum in Aalen. Neben den                                                                              kehrspolitischen Positionen aktualisiert. Diese
               personellen Veränderungen im Präsidium                      IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler                 bilden die Grundlage für die politische Arbeit,
               und der Vollversammlung beschäftigte das                    berichtete zum Fachkräfteaktionsplan, der                 insbesondere auf Landesebene. Neben den
               Gremium die aktuelle konjunkturelle Lage                    innerhalb der neubelebten Fachkräftealli-                 allgemeinen Zielen, die Verkehrsinfrastruk-
               sowie die veränderten Bedingungen der                       anz im November 2022 von den regionalen                   tur zu erhalten, auszubauen, zu optimieren
               Energieversorgung seit Beginn des Ukraine-                  Akteuren beschlossen worden war. „Das                     und effizient zu nutzen, sind auch konkrete
               Kriegs. Dr. Sebastian Bolay, DIHK-Bereichslei-              Thema Fachkräftesicherung wird uns unab-                  Ziele benannt: Der mehrgleisige Ausbau der
               ter Energie, Umwelt und Industrie, erläuterte               hängig von den aktuellen Krisen als struktu-              Schienenstrecke Aalen – Heidenheim und der
               den Mitgliedern der Vollversammlung die                     relles Problem in Zukunft noch weit stärker               Ausbau der Bundesstraßen 19 und 29 sowie
               aktuelle Situation bei der Energiesicherheit.               beschäftigen. Dabei müssen viele Register                 der Bundesautobahn A7.
               Er gab Einblicke in die Arbeit und Ergebnisse               gezogen und das Problem breitgefächert
               der Gaspreiskommission, in die der DIHK                     angegangen werden“, sagte er. Zudem infor-                Bericht der Wirtschaftsjunioren
               umfassend eingebunden war. „Sie als Region                  mierte Rentschler das Gremium über die
               tun gut daran, dass Sie schon alles dafür                   Ergebnisse des Wasserstoff-Gipfels: Möglichst             David Grüner, Geschäftsführer der Grüner
               tun, um ans Wasserstoffnetz angeschlossen                   rasch sollen die Bedarfe der Industrieunter-              GmbH, Gerstetten und Vorsitzender der Wirt-
               werden.“, so Dr. Bolay.                                     nehmen ermittelt werden, um die Anbindung                 schaftsjunioren Ostwürttemberg im Jahr 2023
                                                                           der Region an die bereits planfestgestellte               berichtete über deren Aktivitäten unter dem
               IHK-Präsident Markus Maier blickte in die                   Wasserstoffpipeline voranzutreiben. „Ziel ist,            Motto „Gemeinsam – Gestalten – Genießen“.

               Seite 4 ·         Wirtschaft in Ostwürttemberg · 02-03 / 2023
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
IHK im Blick

Interessenvertretung auf Bundesebene
als zentrale Aufgabe
Umwandlung der Rechtsform: Der DIHK e.V. wird die
DIHK als Körperschaft des öffentlichen Rechts

Peter Adrian, DIHK-Präsident                                          Dr. Martin Wansleben, DIHK-Hauptgeschäftsführer. Fotos: DIHK

Mit Wirkung zum 1. Januar 2023 wurde aus       die Wahlen von DIHK-Präsident und DIHK-              der gewerblichen Wirtschaft einschließlich
dem DIHK e.V. die Deutsche Industrie- und      Hauptgeschäftsführer auf der Agenda. Die             der Gesamtverantwortung, die auch Ziele
Handelskammer (DIHK) als Körperschaft des      bisherigen Amtsinhaber Peter Adrian und              einer nachhaltigen Entwicklung umfassen
öffentlichen Rechts. Die DIHK ist damit die    Martin Wansleben standen weiterhin zur Ver-          kann, auf nationaler, europäischer und inter-
„IHK der IHKs“.                                fügung.                                              nationaler Ebene wahrzunehmen. Darüber
                                                                                                    hinaus koordiniert und fördert die DIHK
Der gesetzliche Rechtsformwechsel beendet      Neu: Rat für Integrität und Schlichtung              das Netz der Auslandshandelskammern,
die Übergangsphase der Umwandlung des          Im Zuge der Novellierung hat der Dachver-            Delegiertenbüros und Repräsentanzen als
DIHK e.V. zur DIHK, die am 12. August 2021     band der IHKs wegweisende organisationsin-           Instrument der Außenwirtschaftsförderung.
mit Inkrafttreten des Zweiten IHKG-Ände-       terne Reformen angestoßen: So wird ein Rat           Die DIHK unterstützt die Zusammenarbeit
rungsgesetzes begann. Mit der Novellierung     für Integrität und Schlichtung eingerichtet,         der Industrie- und Handelskammern bei der
des IHKG wurde zudem der Aufgabenbereich       dessen Hauptthemen Transparenz und Min-              Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Aufgaben.
der DIHK auf dem Feld der wirtschaftlichen     derheitenschutz in der Interessenvertretung
Selbstverwaltung konkretisiert.                der DIHK sind. Ein besonderer Schwerpunkt            Die Rechtsaufsicht hat das Bundesministeri-
                                               liegt auf der umfassenden Beteiligung der            um für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK),
Am 24. Januar 2023 fand zudem in Berlin die    IHKs und ihrer Mitgliedsunternehmen.                 der Bundesrechnungshof (BRH) kann ihre
konstituierende Sitzung der Vollversamm-                                                            Wirtschafts- und Haushaltsführung prüfen.
lung der Deutschen Industrie- und Handels-     Als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat
kammer statt. Insbesondere standen dabei       die DIHK die Aufgabe, das Gesamtinteresse

  Beschluss: Integration in die DIHK
  Die Vollversammlung der IHK Ostwürttemberg hat in ihrer Sitzung
  am 1. Dezember 2022 folgenden Beschluss gefasst:
  Die Vollversammlung der IHK Ostwürttemberg stimmt der von der
  Verbandsversammlung am 23. Juni 2022 beschlossenen Auflö-
  sung des IHK-Verbands zur Förderung der Außenwirtschaft durch
  das AHK-Netz mit Wirkung zum Ablauf des 31. Dezember 2023 zu.        Nächste Sitzung der
  Dieser Beschluss wurde durch das Ministerium für Wirtschaft,
  Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg mit Aktenzeichen              IHK-Vollversammlung
  WM42-42-363/61 vom 22. Dezember 2022 genehmigt und wird mit          7. März 2023, 17 Uhr             Die Tagesordnung wird auf der Homepage
  dieser Bekanntmachung veröffentlicht.                                IHK Ostwürttemberg               der IHK unter www.ihk.de/ostwuerttemberg
                                                                       Ludwig-Erhard-Straße 1           eine Woche vor der Sitzung hinterlegt.
  Heidenheim, den 27. Dezember 2022                                    89520 Heidenheim                 Mitglieder, die eine Teilnahme erwägen,
  Präsident Markus Maier		                                                                              melden sich bitte drei Tage vor der Sitzung
  Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler                                                                 unter drescher@ostwuerttemberg.ihk.de

                                                                                   02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg            · Seite 5
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
Ostwürttemberg besitzt eine große
Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und hohe
Leistungsbereitschaft der Menschen

                                                               Interview mit IHK-Präsident Markus Maier

                                                               Herr IHK-Präsident Maier, wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situa-
                                                               tion der Unternehmen in der Region zu Beginn des Jahres 2023 ein?

                                                               Markus Maier: Die Konjunkturumfrage im Herbst 2022 hat gezeigt,
                                                               dass die wirtschaftliche Lage und die Geschäftserwartungen sich deut-
                                                               lich verschlechtert haben. Die mit „gut“ bewerteten Einschätzungen
                                                               unserer Firmen sind stark zurückgegangen. Vor allem der Handel hat
                                                               Alarm geschlagen. Über 70 Prozent der Handelsbetriebe gehen von
                                                               einer Verschlechterung der Lage im Jahr 2023 aus. Das ist die eine
                                                               Seite der Medaille, die Momentaufnahme. Andererseits sind da die
                                                               fundamentalen Daten vom Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der
                                                               Region. Der Arbeitsmarkt gibt sich sehr robust, die Arbeitslosenquote
                                                               ist stabil. In den IHK-Berufen wurden 2022 rund 12 Prozent mehr Aus-
                                                               bildungsverhältnisse neu geschlossen.

                                                               Wie wird sich die Situation weiterentwickeln?

                                                               Die Anpassungs- und Leistungsfähigkeit unserer Betriebe ist hoch. Das
                                                               ist die Basis für eine weiterhin gute Entwicklung in allen Teilen unserer
                                                               Region. Wir als IHK arbeiten in der Zukunftsoffensive mit allen unseren
                                                               Partnern an den Standortbedingungen. Wichtig ist, dass wir als Regi-
                                                               on fokussiert zusammenarbeiten und versuchen, gemeinsam unsere
                                                               Zukunft zu gestalten. Ein paar positive Aspekte möchte ich konkret
                                                               benennen. Fast täglich berichten die regionalen und überregionalen
                                                               Medien über Erfolgsgeschichten aus unserer Region: Von jungen
                                                               Unternehmen, die mit innovativen Ideen neue Geschäftsmodelle
                                                               kreieren und von gestandenen Konzernen wie der Carl Zeiss AG, die
IHK-Präsident Markus Maier Fotos: IHK
                                                               bereits zum zweiten Mal den Zukunftspreis Deutschland gewonnen
                                                               hat. Oder wie das Magazin „Wirtschaftswoche“, das 16 Weltmarkt-
                                                               führer identifiziert hat, die in Ostwürttemberg ansässig sind bzw. hier

I
   HK-Präsident Markus Maier, seit Okto-                       produzieren und entwickeln. Oder nehmen Sie Personalien wie die
   ber 2017 im Amt und Anfang 2022 wie-                        Vorstandsvorsitzende der Paul Hartmann AG, IHK-Vizepräsidentin Brit-
   dergewählt, steht in herausfordernden                       ta Fünfstück. Sie wurde vom „Manager Magazin“ zu einer der Top 100
Zeiten an der Spitze der selbstverwalteten                     Managerinnen in Deutschland gekürt. Sie sehen: Unsere Wirtschaftsre-
Wirtschaft. Nach der Pandemie sind die Ver-                    gion ist quicklebendig und äußerst erfolgreich.
werfungen innerhalb der Weltwirtschaft auf-
grund gestörter Rohstoff- und Lieferketten                     Sie sehen die Region in ihrer Entwicklung auf gutem Weg?
sowie der Energieunsicherheiten nach dem
Angriff Russlands auf die Ukraine groß. Die                    Wir gehen gut vorbereitet und mit viel Rückenwind ins neue Jahr.
Region Ostwürttemberg stemmt sich dage-                        Unsere Anstrengungen der vergangenen Monate werden weitere
gen und gestaltet ihre Zukunft aktiv mit. Die                  Früchte tragen. Denn wir haben uns als Region rechtzeitig eine gute
Zukunftsoffensive sowie das dabei etablierte                   Ausgangsposition geschaffen. Bereits Mitte 2021, noch inmitten der
Transformationsnetzwerk nehmen an Fahrt                        Pandemie, hat sich die Region Ostwürttemberg aufgemacht, mit dem
auf. Im Interview erläutert der IHK-Präsident                  selbst gesetzten Ziel, Zukunft aktiv mitzugestalten und den Umbau der
seine Sicht auf die wirtschaftliche Situation.                 Wirtschaft kooperativ in Angriff zu nehmen. Mit dem Start der Offensive

Seite 6 ·        Wirtschaft in Ostwürttemberg · 02-03 / 2023
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
„Zukunft Ostwürttemberg“ im November 2021, den sieben Workshops            Was wünschen Sie sich 2023 für die Wirtschaftsregion Ostwürttem-
im Frühjahr 2022 sowie dem Entwickeln des Masterplans Ostwürtt-            berg?
emberg 2030 als Zielvorgabe sowie der finanziellen Unterstützung
des Transformationsnetzwerks durch das Bundeswirtschaftsministe-           Ich wünsche mir, dass unsere Infrastruktur in den Fokus gerückt wird.
rium wurde im Herbst 2022 das Fundament für eine gezielte Strategie        Dazu zählt neben der Verkehrsinfrastruktur auch die Digitalinfrastruk-
gelegt. Eine Region, die die nachhaltige und ökologische Transfor-         tur in Form von Breitband und 5G wie auch der Ausbau von Energie-
mation als Chance begreift und handelt, bleibt wirtschaftlich auch in      trassen – Stichworte sind hier Stromleitungen und Pipelines. Aber
Zukunft wettbewerbsfähig und resilient!                                    auch die Bildungsinfrastrukturen – angefangen von den KiTas, über
                                                                           die Schulen bis hin zu Berufs- und den vier Hochschulen der Region
Wie gehen die Aktivitäten innerhalb der Zukunftsoffensive weiter?          müssen auf den neuesten Stand gebracht werden. Wir müssen als
                                                                           Gesellschaft mehr in unsere Daseinsvorsorge investieren.
Im Masterplan sind rund 30 konkrete Projekte hinterlegt. Das Trans-        Sascha Kurz
formationsnetzwerk nimmt mit allen Verantwortlichen die Arbeit auf.
Zum Beispiel bleiben wir beim Thema Wasserstoff am Ball. Gemein-
sam mit der EurA AG werden die künftigen Bedarfe für den Energie-
träger der Zukunft in diesem Jahr ermittelt. Ziel ist, Ostwürttemberg
zur Modellregion für die Nutzung von Wasserstoff zu machen. Und die
Region soll durch eine bereits planfestgestellte Pipeline an die Wasser-
stoffinfrastruktur angeschlossen werden.

Der sich verschärfende Fachkräftemangel stellt zunehmend ein Risi-
ko für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Was macht die Region
dagegen?                                                                                           IHK-Präsident Markus Maier

Das Fundament innerhalb des Masterplans bildet die Beschäftigungs-                                 Markus Maier ist geschäftsführender
und Qualifizierungsoffensive. Dazu hat die Region die Fachkräfteal-                                Gesellschafter der C.F. Maier GmbH &
lianz neu belebt. Im November 2022 wurde ein umfangreicher Maß-                                    Co. KG in Königsbronn. Seit 1996 leitet
nahmenplan unterzeichnet, den es nun sukzessive umzusetzen gilt. Er                                der 64-jährige Diplom-Ingenieur das
enthält viele Ansatzpunkte, um den Fachkräftemangel einzudämmen.                                   Familienunternehmen. Der dreifache
Erste Projekte werden 2023 umgesetzt. Auch hier Beispiele: Die Euro-                               Familienvater hat zum 1. Oktober 2017
päische Ausbildungs- und Transferakademie EATA wird gestärkt, eine                                 das Amt des IHK-Präsidenten von Carl
International School soll ins Gespräch gebracht werden. Wir wollen                                 Trinkl übernommen. Seit 2001 ist er
viele Mosaiksteine zusammenfügen.                                                                  bereits Mitglied der IHK-Vollversamm-
                                                                                                   lung und seit April 2015 im IHK-Prä-
Die IHK ist wichtiger Partner bei der beruflichen Ausbildung. Wie                                  sidium. Markus Maier war zuvor 1998
sieht es hier nach der Pandemie aus?                                                               Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren
                                                                                                   Ostwürttemberg. Bei der Heidenheimer
Die Basis für gut qualifizierte Fachkräfte bilden die duale Ausbildung                             Volksbank ist er seit 2004 Mitglied des
und eine gute hochschulische Qualifizierung. Als IHK sind wir für die                              Aufsichtsrats, seit 2011 stellvertretender
duale Ausbildung in vielen Berufen gemeinsam mit rund 900 Ausbil-                                  Vorsitzender des Gremiums.
dungsbetrieben zuständig. Wir wollen 2023 erneut ein Plus bei den
neueingetragenen Ausbildungsverhältnissen erreichen. Das ist unser
Anspruch. Trotz des demografisch bedingten Rückgangs bei den Aus-
bildungszahlen in den vergangenen Jahren ist es wichtig, dass die Aus-
bildung auf soliden Beinen steht. Und: Die Ausbildungsberufe müssen
attraktiv gehalten und alle Anstrengungen unternommen werden,
damit möglichst viele Ausbildungsstellen auch 2023 besetzt werden
können. In unserem IHK-Bildungszentrum besteht neben der beruf-
lichen Weiterbildung für Unternehmen aus der Region die Möglichkeit,
überbetrieblich eine duale Ausbildung zu organisieren. Die Schlagzahl
am IHK-Bildungszentrum soll 2023 nochmals erhöht werden.

Wie sehen Sie die IHK Ostwürttemberg insgesamt aufgestellt?

Die rund 100 hauptamtlichen Mitarbeitenden in Heidenheim und Aalen
bilden gemeinsam mit den fast 2.000 ehrenamtlich Tätigen in der IHK-
Vollversammlung sowie den IHK-Ausschüssen , Arbeitskreisen und
Foren bis hin zu den Wirtschaftsjunioren und dem Wirtschaftsclub eine
schlagkräftige und kompakte Einheit. Unsere IHK wird als Interessen-
vertretung unserer Mitgliedsunternehmen sowie als Dienstleister für die
Belange der Betriebe wahrgenommen. Die IHK orientiert sich an den
Bedürfnissen unserer Mitgliedsfirmen. Deshalb haben wir uns 2022 einer
repräsentativen Umfrage unter den Unternehmen gestellt, um noch
besser auf die Wünsche und Anliegen der Betriebe eingehen zu können.

                                                                                     02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg          · Seite 7
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
Titelthema

             Studie zur 5G-Nutzung
             in der Region vorgestellt
             Das Digitalisierungszentrum präsentiert Lagebild und Potenziale der 5G-Nutzung
             in den Unternehmen. Mit dem Ausbau des regionalen „Service Point 5G-Campusnetz“
             werden Firmen kompetent und vielseitig unterstützt.

             Präsentieren die Broschüre zur 5G-Studie und zur Zukunftsoffensive (v.l.): Leiter desdigiZ | Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg Peter Schmidt, Breitbandbeauftragter des
             Ostalbkreises, Werner Riek, IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler und der Wirtschaftsförderer des Landkreises Heidenheim, Michael Setzen. Fotos: IHK

             Der neue Mobilfunkstandard 5G generiert Unternehmen ganz neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, gilt als Treiber für Wachstum, Inno-
             vation und für Wettbewerbsfähigkeit. Der Aufbau von 5G-Kompetenzen ermöglicht Betrieben die Entwicklung völlig neuer Geschäfts-
             modelle, Services und Anwendungen. Kurzum: 5G ist die neue Schlüsseltechnologie im Bereich der digitalen Infrastruktur und damit
             für viele Unternehmen zukünftig unerlässlich. Vor diesem Hintergrund wurde vom digiZ I Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg
             2022 eine umfassende Studie zum Thema 5G Campusnetz durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen.

             Die Studie zeichnet ein aktuelles, präzises                 und das digiZ. Mit unserer Zukunftsoffensive                tur (BNetzA) können deutsche Unternehmen
             Lagebild und zeigt die Potentiale für die Region            Ostwürttemberg haben wir durch den Master-                  bereits heute 5G-fähig werden und dies voll-
             Ostwürttemberg auf. Das Resultat hieraus ist,               plan eine Strategie, mit der wir vorne dabei                kommen unabhängig vom Ausbau der öffent-
             dass das digiZ künftig seinen „5G-Servicepoint“             sein können und nicht hinterher hinken“, so                 lichen Mobilfunknetze. Bei einem sogenannten
             weiter ausbauen möchte und den Unterneh-                    IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.                  „5G-Campusnetz“ handelt es sich um ein unter-
             men der Region dadurch noch umfassender                                                                                 nehmenseigenes, lokal auf das eigene Betriebs-
             Unterstützung rund um das elementar wich-                   5G-Campusnetze sind möglich                                 gelände ausgerichtetes 5G-Mobilfunknetz. Mit
             tige Zukunftsthema leisten wird. Dieses digiZ-                                                                          der Integration einer solchen Lösung in eine
             Angebot in der dargebotenen Form hat Pionier-               Ein zentrales, strategisches Thema ist der Auf-             bestehende Unternehmensinfrastruktur begin-
             charakter im gesamten süddeutschen Raum.                    bau einer eigenen 5G-Kompetenz bei vielen                   nt bei den Betrieben meist ein infrastrukturel-
                                                                         Unternehmen. Mittels Erwerb einer lokalen                   ler Entwicklungs- und Transformationsprozess.
             „Engagierte Unternehmen unterstützen uns                    5G-Campuslizenz bei der Bundesnetzagen-                     Michael Setzen, Wirtschaftsförderer des Land-

             Seite 8 ·         Wirtschaft in Ostwürttemberg · 02-03 / 2023
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
Titelthema

kreises Heidenheim, stellte das Leuchtturm-        Erkenntnisse aus der Studie                               und Dienstleistungen hohe Übertragungssi-
projekt „YardManagementHDH“ vor. Dieses                                                                      cherheit, hohe Bandbreite bzw. Datenüber-
Projekt am Logistikstandort Heidenheim erar-       Das digiZ I Digitalisierungszentrum Ostwürtt-             tragungsraten sowie sehr schnelle Übertra-
beite eine Blaupause, wie die Yard-Logistik        emberg hat in der vorliegenden Studie eruiert,            gungsgeschwindigkeiten (de facto in Echtzeit)
mithilfe 5G automatisiert werden kann. Mit         weshalb lokale 5G-Campusnetze für die Unter-              benötigen und/oder eine hohe Endgeräte-
Fokus auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, Effizienz   nehmen bedeutsam sind. Weiter wurde unter-                Dichte aufweisen. Der Hauptfokus liegt hier
und Nachhaltigkeit werden in naher Zukunft         sucht, für welche Branchen und auch für welche            im Wirtschaftszweig Verarbeitendes Gewer-
in Giengen fahrerlose Förderfahrzeuge (AVGs)       Anwendungsbereiche lokale 5G-Campusnetze                  be, speziell in der Fertigung und Produktion.
unter 5G das Handling von Transportmitteln         maßgebend sind – generell, aber natürlich
übernehmen. Zuerst teleoperiert und später         besonders in Bezug auf Ostwürttemberg. Auch               Aber auch für andere Unternehmen kommt der
vollautonom. „Digitalisierung bringt Chancen       wurde zum Status quo und hinsichtlich zukünf-             Einsatz eines 5G-Campusnetzes in Betracht.
für den Wirtschaftsstandort und dafür benö-        tiger Bedarfe im Bereich der Digitalisierung              So kommt 5G im Verarbeitenden Gewerbe
tigen wir die 5G-Technologie“, so Setzen.          unserer regionalen Unternehmen recherchiert.              beispielsweise bei der Vernetzung und Kom-
                                                   Neben einer globalen wie regionalen Analyse               munikation von Maschinen, Fahrzeugen und
Werner Riek, Breitbandbeauftragter für den         der involvierten Branchen und Stakeholder                 industriellen Computern zum Einsatz und in
Ostalbkreis, gab unter anderem Einblick in         umfasst die Studie auch eine Online-Erhebung,             der Logistikbranche beim Einsatz autonomer
das Innovationsprojekt 5G zur Rettungsket-         an der insgesamt 73 Unternehmen aus Ost-                  Roboter und Fahrzeuge usw. Aus bestehen-
te. Perspektivisch sollen dort auch Defibril-      württemberg teilgenommen haben. Befragt                   den Studien geht hervor, dass bis einschließ-
latoren per Drohne zum Notfallort kommen.          wurden Führungskräfte und/oder Personen                   lich Januar 2022 genau 186 Unternehmen
„Dafür ist aber eine stabile 5G-Mobilfunk-         mit Entscheidungsbefugnis im IT-Bereich.                  in ganz Deutschland eine 5G-Campuslizenz
anbindung nötig. Bei dieser Infrastruktur          Entstanden ist daraus ein präzises, aktuelles             zugeteilt worden war. Dabei lassen sich die
müssen wir dringend aufholen“, so Riek.            und breites Lagebild für Ostwürttemberg.                  Zielgruppen dieser Technologie in vier Grup-
                                                                                                             pen aufteilen: 36 % der Lizenzen betraf den
Servicepoint 5G-Campusnetze und                    Im ersten Schritt wurde eine Branchen- und                Bereich Information und Kommunikati-
die Angebote dahinter                              Stakeholder-Analyse durchgeführt. Besonders               on, 26 % Hochschulen und Forschungsein-
                                                   essenziell ist eine eigene 5G-Campusnetz-                 richtungen, weitere 21 % das Verarbeitende
Das digiZ steht mit seinem „Servicepoint           lösung für all jene, die bei ihren Produkten              Gewerbe sowie 3 % Messen und Stadien.
5G-Campusnetze“ den regionalen Unterneh-
men bei dieser herausfordernden Aufgabe
rund um das Thema 5G mit einer breiten
Support-Palette zur Verfügung, die künftig
noch weiter ausgebaut werden soll. „Unser
Ziel ist, mit dem Service Point 5G die Unter-
nehmen in Ostwürttemberg umfassend in              Die 5G-Studie ist erhältlich bei digiZ-Ansprechpartner Peter Schmidt, schmidt@ostwuerttemberg.ihk.de
dieser komplexen Thematik zu begleiten.
Den Aufbau einer regionalen 5G-Kompetenz
sehen wir als wichtige Aufgabe gerade im Hin-
blick auf die regionale Wohlstandssicherung,
die Sicherung von Arbeitsplätzen und zum
Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit
unserer regionalen Betriebe“, erklärt der Lei-
ter des digiZ Ostwürttemberg Peter Schmidt.

Unternehmen finden neben Basisinformati-
onen und der Sensibilisierung für 5G auch
eine Abschätzung des betriebseigenen Sta-
tus Quo. Weiter umfasst das Beratungsan-
gebot eine Kostenabschätzung und Förder-
möglichkeiten sowie diverse Aktionen zur
Vernetzung von Akteuren und Chancen zum
gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Idealer-
weise stellt die Kontaktaufnahme mit dieser
5G-Expertenstelle den Startpunkt dar, um
dann sukzessive individuelle 5G-Maßnahmen
umzusetzen und somit langfristig die unter-
nehmenseigene Wettbewerbs- und Innova-
tionskraft auszubauen. „Uns ist es wichtig,
mit unserem 5G-Angebot den Unternehmen
in Ostwürttemberg die Relevanz und Viel-
falt potenzieller Anwendungsfelder, als auch
den Mehrwert dieser Technologie aufzeigen
zu können“, sind sich die beiden Landrä-
te Peter Polta und Dr. Joachim Bläse einig.

                                                                                             02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg                  · Seite 9
Was mit 5G alles geht - Neuer Mobilfunkstandard bietet Chancen für Unternehmen - IHK
Auswertung Teilnehmer der Studie

                                                  Allerdings ist nur knapp die Hälfte aller          tragt werden können. Die Gründe für diese bis-
Blick auf Ostwürttemberg                          Betriebe mit der Leistungsfähigkeit der lei-       her oft geringe 5G-Kompetenz sind vielfältig –
                                                  tungsgebundenen Netze auch zufrieden,              beispielsweise werden hier unklare Potentiale
Bei der Betrachtung des aktuellen Lage-           was den anstehenden strukturellen Trans-           und generell Unwissen in Bezug auf die Rele-
bilds in Ostwürttemberg und der Frage-            formationsprozess hin zu 5G verdeutlicht.          vanz der 5G-Technologie genannt. Aber auch
stellung, wie digital hiesige Unternehmen         Die unternehmensseitige Erwartungshaltung          mangelnde quantitative wie qualitative perso-
bereits sind, wird deutlich, dass die digi-       hinsichtlich der digitalen Infrastruktur in fünf   nelle Ressourcen sind weitere Aspekte hierbei.
tale Transformation voll in Ostwürttem-           Jahren scheint klar – sie wird mit rund 60%
berg angekommen ist: Mehr als 95 % der            aus Glasfaser in Kombination mit 5G-Mobil-         Wie sieht eine 5G-Perspektive für
Betriebe befassen sich mit diesem Thema.          funk zu 63% und WLAN mit 59% bestehen.             Ostwürttemberg aus?
Allerdings ist der Digitalisierungs-Prozess
von der Strategie über die Pilotierung            Das durch die Studie gewonnene Lagebild            41 % der Unternehmen geben an, sich kurz-
bis hin zur Umsetzung in den Betrieben            von Ostwürttemberg zeigt auf, dass die Hälf-       bis mittelfristig, also in den nächsten ein
unterschiedlich weit vorangeschritten.            te der befragten Unternehmen sich noch             bis fünf Jahren, mit 5G zu befassen. Wei-
Oft gehen dabei die Entwicklungspha-              überhaupt nicht mit dem Thema 5G-Mobil-            tere 22 % wollen sich erst mittel- bis langfri-
sen im digitalen Transformationsprozess           funk und dessen möglichen Anwendungs-              stig im Zeitraum der kommenden sechs bis
fließend ineinander über. Die Umfra-              bereichen auseinandergesetzt hat. Ein Drit-        zehn Jahre um die Anschaffung und Nut-
ge ergab, dass mit rund 56 % bereits              tel startet generell erst jetzt, sich mit der      zung eines eigenen 5G-Campusnetzes küm-
mehr als die Hälfte der Betriebe dabei            Thematik zu beschäftigen. Nur wenige               mern. Sicher ist jedoch, dass für große und
schon weit fortgeschritten sind und sich          Pionierunternehmen sind diesbezüglich              mittlere Unternehmen das Thema deutlich
inmitten der Umsetzung von diversen               schon strategisch unterwegs und haben              schneller relevant wird als für kleine Betriebe.
Digitalisierungsprojekten        befinden.        ein Konzept für die Implementierung von
                                                  5G-Mobilfunk und mögliche Anwendungsop-            Trotz wenig Auseinandersetzung mit der eige-
Doch wie steht es aktuell um die digitale         tionen für den eigenen Betrieb entwickelt.         nen 5G-Technologie gehen 60 % der Befragten
Infrastruktur? Heutzutage nutzen Unter-                                                              davon aus, dass sie ohne Investitionen in
nehmen sowohl kabelgebundene Netze                Bedingt dadurch, dass die Thematik 5G gerade       diesem Bereich für die Zukunft negative Aus-
als auch Funknetze. Rund jedes zweite             erst bei den Unternehmen ankommt, hat sich         wirkungen spüren werden. Hier benennen
befragte Unternehmen in Ostwürttem-               weit mehr als die Hälfte der Betriebe – exakt      sie konkret mögliche Wettbewerbsnachteile
berg setzt auf Glasfaser als wichtigste,          64% – noch nicht mit einer unternehmensei-         oder auch einen Mangel an Bandbreite und
kabelgebundene Infrastruktur. Ergänzt             genen 5G-Campuslösung auseinandergesetzt.          zu geringe Datenübertragungsgeschwin-
wird diese Technologie durch die funk-            Folglich wissen sie meist auch nicht Bescheid,     digkeiten für bestimmte Anwendungen.
basierten Netze – vorneweg WLAN mit               dass bei der Bundesnetzagentur (BNetzA)            Vereinzelt werden auch die Gefahr von Still-
84% sowie dem 4G-Mobilfunk mit 62%.               Lizenzen für private 5G-Campusnetze bean-          stand, Innovationslücken oder auch eine

Seite 10 ·        Wirtschaft in Ostwürttemberg · 02-03 / 2023
Titelthema

zu langsame Datenverarbeitung aufgeführt.       emberg mit sehr unterschiedlichen Anwen-         Bereich „Kunst, Unterhaltung und Erholung“
                                                dungen auf 5G-Basis. Im Fokus stehen dabei       mit Stadien und Museen sowie das regio-
Pioniere in der Region vorhanden                die Inhalte Vernetzung, Kommunikation und        nale Bildungswesen mit Hochschulen und
                                                Datenhandling. Vernetzung bezieht sich           großen Schulzentren sind dabei im Fokus.
Dennoch gibt es 7 Pionierunternehmen in         sowohl auf die Chance zur Einbindung vieler
Ostwürttemberg, die sich mit der gesamt-        Endgeräte als auch Vernetzung in Logistik        Den anfänglichen Aufbau eines privaten
en 5G-Thematik schon intensiver beschäf-        und Produktion; im Bereich Logistik sind wei-    5G-Campusnetzes wollen die meisten Unter-
tigt und die damit einhergehenden Potenti-      tere Anwendungsfelder wie z.B. Automatisie-      nehmen über einen externen Dienstleister
ale erkannt haben. Ihre Aktivität in diesem     rungsprozesse interessant. Mittels der Vernet-   abbilden, während der anschließende Betrieb
Bereich begründen sie besonders mit der         zung und der damit verbundenen schnellen,        des Netzes für rund die Hälfte der Betriebe in
Erwartung, hier einen Innovationsvorsprung      zuverlässigen Kommunikation werden wie-          Eigenregie vorstellbar ist. Fast alle Pionie-
erlangen zu können und dem Aufbau eigener,      derum vielfältige Daten generiert. Dies zieht    runternehmen haben sich mit dem finanzi-
wertvoller 5G-Expertise. Zudem ist ein bunter   die Notwendigkeit einer schnellen Datenü-        ellen Aspekt zur Beantragung einer 5G-Cam-
Strauß an verschiedenen technologischen         bertragung nach sich, die 5G erreichen kann.     puslizenz bereits befasst, als auch mit den
Vorteilen von 5G Grund genug, sich dieser       Die Pionierunternehmen interessieren sich        Kosten für Aufbau und Betrieb des 5G-Netzes.
Materie intensiv zu widmen. Genannt wer-        aber auch neben vorgenannten Bereichen für
den hier seitens der Pionierunternehmen die     die Entwicklung neuer 5G-basierter Produkte      Die gesamte 5G-Thematik bringt jedoch
Vorsorge für den Industriestandard 4.0. Auch    und die Ergänzung bestehender Angebote.          auch potenzielle Schwierigkeiten mit sich:
die Netzeinbindung vieler Endgeräte und                                                          Die Unternehmen sorgen sich, ob der hohe
der Bedarf an hohen Datenübertragungsra-        Grundsätzlich gibt es in sämtlichen Bran-        finanzielle Aufwand im Verhältnis zum
ten macht 5G so attraktiv. Weiter sprechen      chen unserer Region Potentiale, die für die      erwartenden Nutzen steht. Auch die feh-
auch die Flexibilisierung der Produktion, die   Implementierung eines eigenen 5G-Cam-            lende unternehmenseigene Expertise und
Steigerung von Produktivität und Effizienz      pusnetzes sprechen. Neben den Wirt-              der Mangel an personellen Ressourcen sind
sowie die Möglichkeit zur Datenkommunika-       schaftszweigen Verarbeitendes Gewerbe            Hemmnisse, ebenso wie die aktuell noch
tion in Echtzeit uvm. für die 5G-Technologie.   und Logistik ist auch der Handel sowie der       fehlende Verfügbarkeit von 5G-fähigen Gerä-
                                                Informations- und Kommunikationssek-             ten. Selbst in den hiesigen Pionierunterneh-
Abhängig von ihrer jeweiligen Branche befas-    tor mit Verlagswesen, Rundfunk, Telekom-         men kann das abschließende 5G-Potential
sen sich die Pionierunternehmen in Ostwürtt-    munikation usw. zu nennen. Aber auch der         derzeit noch nicht final benannt werden.

   Teammanager Network Services
     im IT-Infrastrukturbereich
            der Voith Group                                            Voith sieht in 5G neue
       Johannes Oechsele
                                                                                Möglichkeiten

                                                „Voith hat vor Kurzem die Zuteilung der nöti-    eine 5G-Infrastruktur beinhalten“, erklärt
                                                gen Funkfrequenzen von der Bundesnetza-          Johannes Oechsle. Voith ermöglicht Kun-
                                                gentur erhalten – nun können wir loslegen!“,     den die Daten- und Kommunikationsinfra-
                                                meint Johannes Oechsle, Teammanager              struktur der Anlagen mit zukunftsweisender
                                                Network Services im IT-Infrastrukturbereich      Technologie – wie 5G – zu implementieren.
                                                der Voith Group. Für Voith stellt 5G als Ver-
                                                bindungstechnologie nicht nur die Weiter-        Ein weiterer wichtiger Punkt ist die fortschrei-
                                                entwicklung einer Mobilfunktechnologie           tende Digitalisierung im eigenen Unterneh-
                                                dar, sondern erstmals werden Mobilfunk           men, der eigenen Prozesse, insbesondere
                                                und Campus Netz in ein Design integriert,        in den Fertigungsbereichen. „Wir benötigen
                                                so dass mit den Vorteilen von 5G neue Mög-       diese neue Technologie, um die gestie-
                                                lichkeiten der drahtlosen Datenübertragung       genen Anforderungen an Konnektivität zu
                                                und Kommunikation erschlossen werden.            bedienen – insbesondere in Bereichen, in
   „Voith beschäftigt sich mit
                                                                                                 denen wir große Herausforderungen mit
   5G, da diese neue drahtlose                  Voith sieht bereits jetzt zwei Berührungs-       kabelgebundenen Verbindungen sehen“, so
                                                punkte mit der neuen Technologie: „Unsere        Johannes Oechsle. Voith lotet momentan die
   Verbindungstechnologie                       Kunden erwarten eine sichere und moder-          Koexistenz von neuem 5G Netz und beste-
                                                ne Dateninfrastruktur in unseren Anlagen.        hendem Wireless LAN an seinen Standorten
   Innovationen in unseren Pro-                 Immer häufiger fragen unsere Kunden nach         aus und erprobt im Rahmen einer Testin-
   dukten und auch in unserem                   einer Integration der Anlage in bestehen-        stallation am Stammsitz in Heidenheim
                                                de Netze, die teilweise bereits ebenfalls        Use-Cases mit der neuen Funktechnologie.
   Unternehmen möglich
   macht.“

                                                                                   02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg          · Seite 11
Das Firmenareal von BSH aus der Vogelperspektive. Fotos: BSH

Mit 5G in die Zukunft
der Yard-Logistik
Von der Theorie in die Praxis: BSH Hausgeräte setzt am Logistikstandort in Giengen auf die neue Mobilfunktechnik. Im Rahmen eines
Pilotprojekts arbeitet ein Team dort am Einsatz automatisierter Fahrzeuge unter 5G.

Um die großen Potenziale der 5G-Technologie
nicht nur zu erkennen, sondern auch zu nutzen,
hat BSH Hausgeräte Nägel mit Köpfen gemacht.
Und so entsteht eines der ersten Geschäftsmo-
delle auf Basis eines 5G-Campusnetzes in der
Region Ostwürttemberg in Giengen. „YardMa-
nagementHDH“ nennt sich das vom Bundes-
ministerium für Digitales und Verkehr im Rah-
men der Bundesförderung „5G-Innovations-
wettbewerb“ bis 2024 mit 3,9 Millionen Euro
unterstützte Projekt. Das Team erarbeitet hier
eine konkrete Lösung für Herausforderungen
im Logistikbetrieb bei BSH und gleichzeitig
eine Blaupause dafür, wie die Yard-Logistik
mithilfe von 5G automatisiert werden kann.

Die Daten des Giengener Logistik-Yard sind
beeindruckend: Täglich ist hier das Handling
von bis zu 40.000 Hausgeräten sicherzustellen            So soll das Yard Management bei BSH funktionieren.
– präzise, pünktlich und vor allem sicher. Einer
der Köpfe hinter „YardManagementHDH“ ist                 in den kommenden Jahren noch drastisch               Areal von fahrerlosen, vollelektrischen Fahr-
Frank Ratter. Ratter ist nicht nur Vorsitzender          verschlimmern. Wenn wir also unsere Logi-            zeugen (AGVs) durchgeführt. Diese sind über
des Verkehrsausschusses der IHK Ostwürtt-                stik zukunftsfähig aufstellen möchten, dann          ein 5G-Campusnetz angebunden und wer-
emberg, sondern auch Leiter des Bereichs                 müssen wir die Chancen der Automatisierung           den zuerst teleoperiert, perspektivisch auch
Administration und Controlling bei BSH in                nutzen. Mit 5G haben wir erstmals die Möglich-       vollautonom unterwegs sein. So können wir
Giengen. „Für uns war schon früh klar, dass              keit, die für das automatisierte Fahren nötigen      mit weniger Personal effizienter arbeiten und
5G ein echter Problemlöser sein kann“, so                Echtzeitverbindungen mit hohen Datenraten            sind außerdem noch nachhaltiger.“ Schon
Ratter. „Der Fahrermangel im Logistikbereich             und maximaler Sicherheit abzurufen. Schon            im Lauf des Jahres 2023 sollen die Test-
ist schon heute immens, und das wird sich                bald wird ein Teil der Transporte auf unserem        fahrten des Prototyps in Giengen beginnen.

Seite 12 ·        Wirtschaft in Ostwürttemberg · 02-03 / 2023
Titelthema

Wurden bisher die Komponenten „Fahr-                     Engineering konzipiert als Innovationspart-
zeuge“, „Infrastruktur“ und „Prozesse“ in der            ner das digitale Ökosystem, welches für
Logistik weitgehend separat betrachtet, zielt            das Projekt benötigt wird. Die Technologie
„YardManagementHDH“ auf den großen, alles                zur Teleoperation von Fahrzeugen stammt
verbindenden Bogen ab. Alle Bestandteile                 von dem Münchener Startup Fernride.
müssen perfekt zusammenspielen, damit das
Gesamtsystem funktioniert. „Dieser Prozess               „Unsere Aufgabe ist auch deshalb so span-
ist 50 Prozent Technik und 50 Prozent Kopf-              nend, weil wir zweierlei tun: Wir revolutio-
sache“, meint Ratter. Der Pilotcharakter des             nieren unsere eigene Yard-Logistik, sind aber
Projekts zeigt sich schon bei den grundle-               gleichzeitig eine Speerspitze, die die Grund-
genden Rahmenbedingungen: Zwar sind die                  sätze dieses Prozesses auch für andere erkun-
technischen Möglichkeiten und gesetzlichen               det und dokumentiert. Das ist eine große Ver-
Grundlagen für den Betrieb von 5G-Campus-                antwortung“, sagt Frank Ratter. „In der Theo-
netzen etabliert, für die konkrete Anwendung             rie und unter Laborbedingungen funktioniert
in der Werkslogistik gibt es jedoch noch keine           die Technik für unsere Anwendungen schon.
einheitlichen Standards oder Blaupausen.                 Aber ein solches System in den Realbetrieb      Frank Ratter ist Leiter des Bereichs Administration und
                                                                                                         Controlling bei BSH in Giengen.
Und genau diese soll das Vorhaben nun liefern.           zu überführen und automatisierte Fahrzeuge
                                                         auf einem Gelände im Mischbetrieb mit Per-
Die Umsetzung eines derartigen Projekts                  sonen und anderen Fahrzeugen fahren zu
benötigt eine Vielzahl unterschiedlicher                 lassen, das ist eine ganz andere Geschichte.“   Das Team ebnet hier den Weg für künftige
Kompetenzen. Im Konsortium hinter „Yard-                 Konkret sehen kann man diese Herausfor-         Projekte, indem es relevante Normen sichtet
ManagementHDH“ sind diese versammelt.                    derung anhand der vielen Arbeit, die aktu-      und darauf aufbauend eine Blaupause für
Die Gesamtkoordination und die Planung                   ell in die Sicherheitskonzepte für „YardMa-     Sicherheitskonzepte in der automatisierten
des 5G-Campusnetzes übernimmt mit dem                    nagementHDH“ einfließt. Safety und Security     Logistik liefert. Eine Gefahren- und Risikena-
Zentrum für Digitale Entwicklung aus West-               spielen überall dort eine besonders wichtige    nalyse nach ISO 12100 wurde durchgeführt,
hausen ein weiterer Player aus Ostwürtt-                 Rolle, wo Prozesse automatisiert werden         die Systemarchitektur steht mittlerweile, erste
emberg. Die Bosch-Tochtergesellschaft ITK                und Maschinen mit Menschen interagieren.        Sicherheitsfunktionen wie Not-Halt oder eine
                                                                                                         zuverlässige teleoperierte Steuerung sind in
                                                                                                         Arbeit. Außerdem haben schon Messungen
                                                                                                         auf dem Yard stattgefunden, bei denen das
                                                                                                         mobile Test- und Integrationsmodul (TIM) des
                                                                                                         Zentrum für Digitale Entwicklung zum Einsatz
                                                                                                         kam. Diese Anlage erlaubt es, in Ergänzung zu
                                                                                                         den üblichen Simulationen ein temporäres
                                                                                                         5G-Campusnetz am tatsächlichen Standort
                                                                                                         aufzubauen und so noch vor Bestellung und
                                                                                                         Installation der endgültigen Komponenten
                                                                                                         mit Hilfe von Realdaten Antennenstandorte
                                                                                                         und sonstige Daten des zukünftigen Netzes
                                                                                                         zu validieren. Das erste Fahrzeug ist auch
                                                                                                         schon fast fertig, derzeit läuft die Integrati-
                                                                                                         on der Sensorik. Im Lauf des Jahres 2023
                                                                                                         werden die Systemkomponenten „verhei-
                                                                                                         ratet“ und die Testphase kann beginnen.

                                                                                                         „Wir als BSH freuen uns sehr, dass dieses
                                                                                                         wegweisende Projekt bei uns in Giengen über
                                                                                                         die Bühne geht“, sagt Frank Ratter abschlie-
                                                                                                         ßend. Und er hat noch einen Rat für all die-
                                                                                                         jenigen, die zwar das Potenzial von 5G für
                                                                                                         ihr Unternehmen erkannt, aber den Schritt
                                                                                                         zur Realisierung noch nicht gewagt haben:
                                                                                                         „Ich kann alle zögernden Entscheiderinnen
                                                                                                         und Entscheider nur motivieren, das Thema
                                                                                                         5G anzupacken. Wir lernen als Unternehmen
                                                                                                         ständig in diesem Prozess. Bei so einem For-
                                                                                                         schungsprojekt geht der Mehrwert weit über
                                                                                                         die eine Lösung hinaus, die wir am Ende
                                                                                                         bei uns auf dem Yard haben. Da geht es
                                                                                                         um viel mehr. Wir haben in Ostwürttemberg
                                                                                                         das Glück, dass wir echte 5G-Kompetenz in
                                                                                                         der Region haben und der Service-Point der
                                                                                                         IHK steht allen Interessierten offen. Viel bes-
Auf dem BSH Gelände werden Anlagen für 5G installiert.                                                   ser könnten die Bedingungen nicht sein.“

                                                                                           02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg                · Seite 13
titelthema

Die Zukunft der Hardware mit 5G
Extra Computer GmbH denkt bereits heute 5G und möchte Campusnetzwerk zum
Einbinden und Testen von mobilen Produkten implementieren

Natürlich treibt das Thema „Konnektivität“        weitem langsamer als drahtlose Netzwerke.“
nicht nur die Verbraucher und die Endnut-         So ist die lokale Anbindung zwischen PCs
zer im Mittelstand um, sondern auch IT-Her-       im Büro und bei Endverbrauchern seit Jah-
steller, Distributoren und Lösungsanbieter,       ren standardmäßig bei 1000Mbit/s über Kup-
zu denen auch die EXTRA Computer GmbH             ferkabel, auch wenn die DSL-Anbindung ins
bei Giengen zählt. Neben Office-Compu-            Internet gerade im ländlichen Bereich oft nur
tern, Servern und Notebooks hat die EXTRA         20 oder 50Mbit/s hergibt. Server-Infrastruktur
Computer GmbH ein umfassendes Port-               und professionelle Verteiler in Unternehmen
folio an Tablets und industriell tauglichen       sind bei Glasfaser mit 10 bis 100Gbit/s ange-
Gateways, die allesamt drahtlos angebun-          kommen und nach und nach schließt sich das
den werden können. Hier setzt man aktu-           Glasfasernetz vieler Anbieter in Deutschland
ell meist auf ausgereifte Technologien wie        bis zur letzten Meile. FTTH und FTTB (Fiber-
WLAN und 4G, ist aber auf dem besten Weg          to-the-home/buliding) wird in vielen Gemein-
in die Implementierung von neuen Anten-           den noch auf sich warten lassen, aber Stan-
nen und Übertragungsmodulen für 5G.               dards bestehen und es wird fleißig investiert.
                                                                                                              Uwe Silberhorn, senior product manager
„Die Anbindung von Hardware in Unterneh-          Die kabellose Verbindungstechnologie hinge-                 calmo & pokini der EXTRA Computer
men hat sich in den letzten Jahren stark verän-   gen hat sich in den letzten Jahren immer wie-               GmbH. Foto: EXTRA
dert“, sagt Uwe Silberhorn, Produktmanager        der stark gewandelt und um ganze Magnitu-
für industrielle PCs und Tablets bei der EXTRA.   den verbessert. Angefangen bei WLAN waren
„Vor zehn Jahren wurden Computer vor allem        vor Jahren mit 2,4GHz nur 54 bis maximal         Die Hardware kommt ins Spiel
aus Gründen der Zuverlässigkeit, Schnellig-       150 Mbit/s möglich (802.11 b/g/n), heute
keit und Sicherheit per LAN angebunden,           sind 1300Mbit/s auf zwei Frequenzen Markt-       Dabei gilt es zu beachten, dass seitens der
Mobilgeräte und Maschinen-Gateways waren          standard (802.11 ac) und „WiFi6E“ begeistert     Hardwarehersteller der gleiche Aufwand
nicht weit verbreitet. Auch die kabelgebun-       die steigende Nutzerzahl mit theoretischen       betrieben werden muss. Ein WLAN-Modul
dene Technologie hat sich verändert, aber bei     9600Mbit/s (802.11 ax) auf drei Frequenzen.      kann auch nachträglich in vielen Compu-
Titelthema

tern verbaut und sogar auf den aktuellen

                                                 Franke setzt auf
Stand aufgerüstet gebracht werden, einzig die
Antennen erfordern ggf. Anpassungen. Für die

                                                 5G-Campusnetz
EXTRA ist es somit möglich, die Kunden von
Tablets, Industrie-PCs und Gateways entwe-
der bis zu acht Jahre mit imagestabiler (also
gleichbleibender) Hardware zu versorgen oder
im gleichen Grundgerät immer wieder schnel-
lere Technologie zu implementieren, um den
oft hohen Anforderungen gerecht zu werden.

Ähnlich „Plug-and-Play“-fähig sind teil-
weise auch UMTS, 4G und 5G-Module. Die
Geschwindigkeitsverbesserung in diesem
Bereich haben Verbraucher an Smartphones
der letzten Generationen gespürt. In Zahlen
ausgedrückt waren das bei UMTS in deut-
schen Ballungsräumen zwischen 10 und 20
Mbit/s, bei 4G schon über 50 Mbit/s und 5G
kann auf dem Papier bis zu 10.000 Mbit/s, bei
aktuellem Stand kommen 500 bis 1500 Mbit/s
                                                                                                                                 Fotos: Franke GmbH
an. Nach und nach entwickelt die Halbleiter-
branche mehr und mehr passende Module
und Antennen für bestehende Schnittstellen.      Franke ist Erfinder des Drahtwälzlagers und      en und für künftige Projekte agil und flexi-
Wir werden bis 2024 einen starken Anstieg        steht seit jeher für hochgradig individuali-     bel zu sein. Im zweiten Schritt wird dieses
der 5G-fähigen Gerätevielfalt bemerken.          sierbare Lösungen im Bereich der Wälzlager       Netz für das komplette Unternehmen aus-
                                                 und Linearführungen. Mit unseren Draht-          gerollt. Aktuell laufen verschiedene Pilotpro-
Anforderungen von                                wälzlagern unterstützen wir unsere Kun-          jekte, um unsere Maschinen und Anlagen in
Campus-Netzwerken                                den dabei, bessere Produkte zu entwickeln.       einer IIOT-Plattform zusammenzuführen.
                                                 Damit wir diesem Anspruch auch in Zukunft        Die Anbindung der Maschinen soll künftig
Zusätzlich zu öffentlichen Anbieternetzwer-      unter den Bedingungen einer zunehmend            kabellos erfolgen, da wir die Anlagen immer
ken wird für Unternehmen auch das Thema          vernetzten, digitalen und agilen Produktion      wieder verschieben. Fahrerlose Transportsy-
„Campus-Netzwerk“ immer wichtiger. Genau         gerecht werden können, führt für uns an der      steme, die Teile und Komponenten autonom
zugewiesene Frequenzbereiche sorgen              Schlüsseltechnologie 5G kein Weg vorbei.         von A nach B bringen sollen, ergänzen das
hier für störungsfreie Kommunikation in                                                           Projekt. Dadurch wird die Logistik auf dem
Produktion und Logistik, sollen Assets wie       Franke befindet sich in der Transformation von   kompletten Areal transparent und planbar.
Flurförderzeuge und Maschinen verbinden          einem mittelständigen Komponentenherstel-
und für eine genaue Steuerung und Aus-           ler, der schon immer im globalen Umfeld tätig    Im dritten Schritt werden unsere Produkte
wertung sorgen. Diese Schlüsseltechno-           ist, zu einem agilen Technologieunternehmen.     intelligenter werden und in den Datenstrom
logie macht aber besondere Einstellungen         Hierzu haben wir uns im Zuge unserer Über-       eingebunden. Condition Monitoring heißt hier
auf allen Geräten erforderlich, hier müssen      arbeitung des „Leitbildes - Mission, Vision,     das Zauberwort und beschreibt die Zustands-
die Hersteller der Kommunikationsmodule          Ziele“ im Jahre 2020 eine Agenda erstellt,       überwachung und vorbeugende Instandhal-
mittelfristig für mehr Transparenz sorgen.       anhand der wir das Unternehmen ins Jahr          tung unserer Wälzlager bei unseren Kunden.
                                                 2025 und darüber hinaus aufstellen wollen,
Alles in allem wird die 5G-Technologie für       um für globale marktspezifische Herausfor-       Viele Ansätze sind noch Ideen und Visi-
verschiedene Anwendungsgebiete wie               derungen gerüstet zu sein. Ein Ziel inner-       onen in der Zukunft, dennoch müssen
Lagerverwaltung, Smart Production, ver-          halb dieser Agenda lautet: „Wir sind digital“.   wir jetzt im Zuge des Veränderungspro-
schiedene AI-Anwendungen und Fuhrpark-                                                            zesses die Grundlagen dafür schaffen. Das
management interessant, jedoch haben             2019 war bei Franke das Jahr der Digitali-       ist der Grund, weshalb wir uns heute schon
andere Technologien wie 4G, WiFi, Blue-          sierung. Hier wurden alleine zehn Digitali-      mit dem 5G-Campusnetz beschäftigen.
tooth LE und LoRaWAN (Long Range Wide            sierungsprojekte umgesetzt und auf digitale
Area Network) aktuell noch Vorteile in           Kommunikation umgestellt. Dadurch sind
Sachen Kosten, Effizienz und Verfügbarkeit.      wir gut durch die Pandemie gekommen.

Vor allem das finanzielle Gap bei 5G-fähigen,    Im Jahr 2021 erstellten wir eine Digitalisie-
industriellen Tablets, Handhelds, Notebooks      rungs-Roadmap, die das Unternehmen jetzt
und Datenlogger wird in den nächsten Mona-       ganzheitlich berücksichtigt. Aus dieser Road-
ten und Jahren durch Skaleneffekte in Entwick-   map ergeben sich eine Vielzahl kleinerer
lung und Produktion kleiner werden. Auch bei     und größerer Projekte, die wir aktuell und
EXTRA denkt man über die Implementierung         in den kommenden Jahren nach und nach
eines 5G-Campusnetzwerks für Testzwecke          umsetzen werden. Ein wichtiges Teilprojekt
und die Anbindung eigener Assets nach. Auf       ist das 5G-Campusnetz. Es unterstützt uns        Sascha Eberhard, Geschäftsführer der Franke GmbH,
                                                                                                  Aalen, berichtet über die Digitalisierung in seinem
eine flächendeckende Ausleuchtung der            bei der Planung für das neue Werk 6, um          Unternehmen. 5G in Verbindung mit einem Campus-
öffentlichen Netze wird sicher nicht gewartet.   hier eine moderne Infrastruktur aufzubau-        netzwerk spielt dabei eine gewichtige Rolle

                                                                                   02-03 / 2023 · Wirtschaft in Ostwürttemberg               · Seite 15
Sie können auch lesen