Wirtschaftsreport Juni 2020 - Titelthema: Regionale Direktvermarktung - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport Juni 20 1 Editorial Der Kompass fehlt! Peter Altmaier ist seit 2017 Bundeswirtschaftsminister. Gerne beruft er sich in seinen Festreden auf Alfred Müller-Armack, Walter Eucken und die Freiburger Schule. Wie viele seiner Vorgänger, die dieses aus Sicht der Unternehmen wichtige Ressort leiteten, preist auch Peter Altmaier den Wettbewerb, lobt regelmäßig den Mittelstand als Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft und fordert einen schlanken Staat. Konzeptionell fiel er im Frühjahr 2019 zunächst durch ein Strategiepapier zur Industriepolitik auf. Hier erklärte er Dax-Großkonzerne zu „systemrelevanten“ Akteuren in der heimischen Volkswirtschaft. Kluge Politik hebe darauf ab, diese Firmen in jedem Fall zu schützen, sie gewissermaßen unter Quarantäne zu stellen. Der Aufschrei aus dem Mittelstand ließ damals nicht lange auf sich warten. Nur wenige Wochen später entwarf der Minister daraufhin seine „Mittel- standsstrategie“, die er auf einer Deutschlandreise der staunenden Öffent- lichkeit vorstellte. Diese Reise, von einem ordentlichen Pressetross beglei- tet, führte ihn auch nach Drolshagen zu „Krah“ und Freudenberg, wo er „Albrecht Bäumer“ einen Besuch abstattete. Seine Botschaft damals: Eine umfassende Steuerreform müsse herbei, die eine maximale Unternehmens- steuerbelastung von 25 Prozent für einbehaltene Gewinne und die voll- ständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags mit sich bringe. Das alles hörte sich sehr gut an, seither wartet man auf die Umsetzung. Doch findet sich vom hohen Lied des Mittelstandes, das der Minister da- mals sang, in seiner aktuellen Partitur leider nicht mehr allzu viel. Sie von ihnen lehnen die Prämie ab. Ein klares Signal in Richtung Berlin! enthält stattdessen fast ausnahmslos „fortissimo“ bei Stücken, die schon Vielleicht leiden einfach zu viele Firmen eher unter den rüden Preisdikta- einen strategischen Gestaltungsanspruch formulieren: Zunächst kämpfte ten der Konzerne, als dass sie sich von Kaufprämien auf Kosten der Steu- er mit Macht um ein Großprojekt zur Batteriezellfertigung, in das viel erzahler noch einen großen Nutzen versprächen. öffentliches Geld fließen sollte. Schließlich sei die Batteriezellfertigung fest in asiatischer Hand. Kurze Zeit später argumentierte er exakt entge- In der heimischen Wirtschaft herrscht eine andere Mentalität als in den gengesetzt, als er dem chinesischen Staatsmonopolisten Huawei den Weg Konzernen. Die mittelständischen Firmen konsumieren ihre Gewinne eben ins deutsche 5G-Netz bereiten wollte. Zwischendurch stritt er für „Gaia-X“, nicht, sondern investieren sie in neue Produkte, Prozesse und Verfahren, um eine europäische „Cloud-Infrastruktur“, um dadurch die Abhängigkeiten die von ihnen bedienten Märkte zu weiten. Und sie erwarten mehrheitlich von US-amerikanischen Großanbietern zu reduzieren. Und derzeit erleben von einem Bundeswirtschaftsminister, für eine Steuerreform zu streiten, für wir seinen fulminanten Einsatz für die „Abwrackprämie“. Sie müsse her, degressive Abschreibungsmöglichkeiten und niedrigere Strompreise zu um die Absatzchancen der notleidenden Automobilkonzerne zu steigern. kämpfen, den Bürokratieabbau nach vorne zu treiben, die Infrastruktur kräf- Dass dieses Instrument den Absatz von Kleinwagen aus Fernost stimulie- tig zu unterstützen, allgemeine Nachfrageimpulse zu setzen und für Unter- ren dürfte, nahezu keiner der führenden deutschen Ökonomen eine solche nehmen wie auch die Beschäftigten die Sozialabgaben zu senken. Kühe, die Prämie befürwortet und es den derzeit im Regen stehenden Automobil- man melken will, sollte man vorher eben mästen. Früher verfügte Deutsch- konzernen gut zu Gesicht stünde, wenn sie einen größeren Teil ihrer Mil- land noch über „Ordnungspolitiker“. Es waren nicht nur Wissenschaftler wie liardengewinne aus den letzten Jahren in der Krise einsetzten, um wieder die eingangs erwähnten Walter Eucken und Alfred Müller-Armack, sondern Wasser unter den Kiel zu bekommen, all das scheint ihn offenbar nicht auch abwägend argumentierende und stringent handelnde Politiker wie nachdenklich zu machen. Ludwig Erhard, Karl Schiller, Helmut Schmidt oder Otto Graf Lambsdorff, deren Beiträge eine gedankliche Ordnung in die wirtschaftspolitische De- Stattdessen soll abermals der Staat gemolken werden. Begründet wird das batte brachten. Schade, dass es von solchen Köpfen nicht mehr viele gibt. auch noch damit, dass dies vor allem dem Mittelstand zugutekäme. Natür- Gerade in Corona-Zeiten wären sie nötiger denn je! ! lich ist nicht zu bestreiten, dass das Automobil wichtig für die deutsche Wirtschaft ist. Seine Bedeutung geht weit über die in den Konzernen beschäftigten Menschen hinaus. Dennoch verfängt das Argument selbst In diesem Sinne grüßt Sie herzlich in Südwestfalen mit seinen hunderten von Automobilzulieferern kaum. Dies jedenfalls brachte Mitte Mai eine breit angelegte Befragung unserer IHK bei mehr als 600 heimischen Unternehmen ans Tageslicht: Über 60 % Klaus Gräbener
2 Juni 20 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Hofläden: Vom Trend zum nachhaltigen Lebensgefühl Das Bewusstsein für artgerechte Haltung und das Interesse daran, woher unser Es- sen kommt, wachsen stetig. Auch das Ein- kaufen regionaler Erzeugnisse liegt voll im Trend. Profiteure dieser Entwicklung sind die Direktvermarkter… Titelseite: Foto: Carsten Schmale 24 Rayonex Biomedical GmbH Wer heilt, hat Recht 30 Healco Kleine Geste 42 Industriebrache in Rothemühle Neue Perspektiven mit großer Wirkung Impressum Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Layout und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Manfred Jung, Christian Reeh, Jasmin Benfer ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Druck, Anzeigen und Verlag + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Vorländer GmbH & Co. KG Bestellung nur durch den Verlag. Telefon 0271 3302-0, Telefax 0271 3302-400 Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur Obergraben 39, 57072 Siegen, Telefon 0271 5940-0 E-Mail: si@siegen.ihk.de, Internet: http://www.ihk-siegen.de Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Druckauflage: 22 117 Exemplare Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, Anzeigenannahme: Günter Chojetzki Quartal 1/2020 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373 A 4791 Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung Redaktion: Zustellung des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen Patrick Kohlberger: 0271 3302-317 Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Meike Menn: 0271 3302-319 bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für E-Mail: presse@siegen.ihk.de innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Julia Montanus, Christian Schwermer, Katja Sponholz, Veröffentlichung. Brigitte Wambsganß, Monika Werthebach Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 59
Wirtschaftsreport Juni 20 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 10 | Nachrichten » 60 Jubiläen/Bücher 24 | Berichte » 12 Südwestfälische Wirtschaft 60 | Börsen » 24 Wer heilt, hat Recht » 13 REGIONALE 2025 » 60 Recyclingbörse » 27 Posaunen für Liebhaber » 19 Personalabbau » 61 Unternehmensnachfolgebörse und Individualisten » 49 Berufskolleg » 62 Handels- und » 30 Kleine Geste mit großer Wirkung » 54 Photovoltaik Genossenschaftsregister » 34 Eine süße und exquisite Nische » 56 Breitband 70 | Kultur » 38 Mitarbeiter auf Zeit – » 70 Dr. Uwe Wintersohl oder auf die Dauer » 72 Veranstaltungskalender » 42 Neue Perspektiven für besonderen Standort » 46 Kroatisches Flair in Burbach >JHB@E45? 2@&"J&4JHE F99F A61
Wirtschaftsreport Juni 20 5 Skandale rund um Lebensmittel oder Tierhaltung rückten in den letzten Jahren immer wieder einmal in den Blickpunkt des medialen Interesses. Groß war das öffentliche Entsetzen, wenn Bilder von verwahrlosten Rindern, riesigen Anlagen zur Geflügelaufzucht oder Hühnern in Legebatterien über die Bildschirme flimmerten. Wirklich nachhaltig schienen so manche Verbraucher ihr Verhalten allerdings lange Zeit nicht ändern zu wollen. Dies scheint sich in der jüngeren Vergangenheit geändert zu haben. Das Bewusstsein für artgerechte Haltung und das Interesse daran, woher das Essen kommt, wachsen stetig. Auch das Einkaufen regionaler Erzeugnisse liegt voll im Trend. Text: Christian Schwermer | Fotos: Carsten Schmale (5), Birkenhof Siegerland (1) » Wohl auch im Zuge der zunehmend heftiger geführten Klima- Diskussion möchten immer mehr Menschen einen kleinen Teil zu Umweltschutz und Tierwohl beitragen. Sie setzen auf qua- litativ hochwertige Produkte vom Bauern nebenan – wohl- genstein und Olpe erfahren jedenfalls einen lange nicht für möglich gehaltenen Ansturm auf ihre Produkte. Die derzeitige Entwicklung hätte man sich sicher kaum vor- wissend, dass man im Zweifel ein paar Euro mehr auf den stellen können, als zu Beginn der 1960er-Jahre der Eichenhof Tresen legen muss. Die Hofläden in den Kreisen Siegen-Witt- in Kreuztal-Stendenbach am Fuße des Kindelsbergs als klassi- scher Aussiedlerhof aus der Taufe gehoben wurde. Die schlim- men Wirren des Zweiten Weltkriegs lagen erst rund 15 Jahre zurück, und die Landwirtschaft als solche hatte seinerzeit kei- nen leichten Stand. Viele Männer suchten ihr berufliches Glück im boomenden Zweig der Metallverarbeitung. Das Wirken auf dem Acker und im Stall war allein nicht mehr wirklich lukrativ. Dennoch: Als Förderprogramme speziell für Aussiedlerhöfe zur Verfügung standen, ergriff der Vater der heutigen Betriebs- leiterin, Gerhard Zimmermann, die Gelegenheit beim Schopfe. Er errichtete gemeinsam mit seinen Eltern abseits des Dorfes einen modernen Milchviehbetrieb und setzte ab diesem Zeit- punkt voll auf den Betriebszweig Landwirtschaft. Das zweite Standbein – ein kleines Familienunternehmen – gab man auf. Zunächst acht Kühe sorgten ab 1964 für die Milcherzeugung im kleinen Stil. Der Betrieb entwickelte sich prächtig. Die Ver- antwortlichen bauten Hafer und Gerste an. Sie versorgten die Kühe mit hofeigenem Grünfutter und Getreide. „Schnell waren es dann 50 Milchkühe, mit eigenem Zucht- bullen und Jungtieren“, blickt Andrea Zimmermann, die den Hof heute gemeinsam mit ihrem Ehemann Thorsten Junge be- wirtschaftet, auf den Beginn vor knapp sechs Jahrzehnten zurück. Profitiert habe man besonders in den 80er Jahren von guten Milchpreisen und stabilen Absatzmärkten. Zudem legte Gerhard Zimmermann immer großen Wert darauf, den Betrieb durch Zukauf landwirtschaftlicher Flächen zu vergrößern und zukunftssicher zu machen. Heute bewirtschaftet der Eichenhof 85 ha Grünland – bestehend aus Pacht- und Eigentumsflächen – sowie 11 ha Wald. Diplom-Agraringenieurin Andrea Zimmer- mann arbeitete nach dem Studium in Bonn als Marketinglei- terin des Produktbereiches Fleisch und Geflügel der CMA Cen- trale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft, ehe sie den Hof übernahm. 2004 entschied sie sich nach zwölf Jahren im Rheinland, den elterlichen Betrieb im Siegerland mit ihrem Vater neu aufzustellen. Als dieser plötzlich verstarb, stand sie gemeinsam mit Thorsten Junge vor einer wegweisen- den Entscheidung: In welche Richtung sollte sich der Eichen- hof entwickeln? „Für die weitere Milchproduktion wären hohe Investitionen nötig geworden“, erklärt Junge. Er verweist auf
6 Juni 20 Wirtschaftsreport die enormen Anschaffungskosten, die etwa für eine neue Das Jahr 2008 war in vielerlei Hinsicht bedeutend. Das erste Melkanlage angefallen wären – und das bei immer weiter fal- der drei Kinder des Ehepaares kam zur Welt. Der Betrieb erfuhr lenden Preisen für die Milch. „Wirtschaftlich wäre dies sinnlos eine komplette Biozertifizierung (seit 2010 als Mitglied im gewesen. Eine einseitige Ausrichtung auf die Milchproduktion BIOLAND-Anbauverband) und die Direktvermarktung des An- wollten wir in diesen Zeiten extrem niedriger Milchpreise nicht gus-Rindfleischs lief an. Die Herde der Angus-Rinder wuchs verantworten.“ von anfangs sechs auf heute 90 Tiere an. Von der klassischen Portionierung eines Achtelrindes, also eines Fleischpaketes von Dennoch sollten die Grünlandaufwüchse durch die Aufzucht ungefähr 25 bis 30 Kilogramm, machten rund 100 treue Kun- und Haltung von Rindern weiterhin bestens verwertet werden. den jährlich Gebrauch. Obwohl das Geschäft gut anlief, reifte Daher dachten die Inhaber über die Haltung hochwertiger am Eichenhof der Gedanke, den nächsten Schritt zu gehen und Fleischrinder nach. Da fiel das erste Mal das Zauberwort der einen Verkaufsraum anzulegen. Direktvermarktung in den Überlegungen. Ideen in Richtung Milch, Käse und Quark verwarf man, da auch hier mit eigener Praktisch: Durch die inzwischen aufgegebene Milcherzeugung Käserei und viel Personaleinsatz die Investitionen zu hoch er- standen entsprechende Räumlichkeiten leer und damit für Ein echter Familien- schienen. 2006 schließlich schafften Andrea Zimmermann und einen zügigen Umbau zur Verfügung. Gesagt, getan. Jetzt betrieb: Thorsten Thorsten Junge (heute beide 47 Jahre alt) die ersten Fleisch- stellte sich die Frage, wie man die Kunden regelmäßig auf den Junge, Andrea rinder der Rasse Angus an. „Da sind wir hängengeblieben“, Hof, der außerhalb der Wohnbebauung liegt, führen kann. Kla- Zimmermann und lächelt Junge zufrieden. Kein Wunder: Diese Tiere sind bekannt re Devise: Nicht nur von den Achtelpaketen wegkommen und ihre Kinder genießen für ihre außergewöhnlich gute Fleischqualität. vermehrt Einzelteile anbieten, die sich die Konsumenten indi- das Leben auf dem viduell zusammenstellen können, „sondern auch mehr und Eichenhof. mehr Produkte drumherum packen, die Sinn ergeben“, umreißt Thorsten Junge die Philosophie. So werden die hofeigenen und selbst hergestellten Produkte Angus-Rindfleisch und Angus- Wurstwaren, „echtes“ Brot, Siegerländer Honig und Apfel-Bir- nen-Saft flankiert von einem Vollsortiment mit mehr als 1000 Bio-Artikeln. Gemüse, Reis, Zucker, Müsli, Nudeln: Auf dem Eichenhof bekommen die Kunden alles, was sie für das Kochen daheim benötigen – und dies in zuverlässiger Bio-Qualität. Damit nicht genug: Als Andrea Zimmermann die Idee hatte, Brot für den Hofladen zu backen, wuchs die Zahl der Interes- sierten nochmals deutlich an. Aus anfangs 30 Broten in der Woche sind mittlerweile mehr als 200 geworden. Um die hand- werkliche Brotherstellung auf sichere Beine zu stellen, legte Andrea Zimmermann eine Prüfung bei der Handwerkskammer Südwestfalen ab. Das frische Brotangebot ist ein wichtiger Faktor für den gegenwärtigen Erfolg des Familienunterneh- mens. „Das bekommen wir in Gesprächen mit den Kunden auch so gespiegelt“, unterstreicht Thorsten Junge, der lange Zeit selbstständig in der Marketing-Branche unterwegs war, dieses Standbein aber für Familie und Hof aufgegeben hat. Keine Frage: Neben dem äußerst bekömmlichen Brot stellt der Ver- kauf von Fleisch und Käse die wichtigste Stütze für die wirt- schaftliche Stärke des Betriebes im nördlichen Siegerland dar. Insgesamt sei man mit dem Werdegang sehr zufrieden. Auch im Zuge der Corona-Pandemie verzeichnete der Hof noch einmal ein deutliches Plus. Fernab des Trubels der Kleinstadt fühlen sich die Menschen „dort oben“ offenbar sicherer vor dem Virus, und mit einem Hofladen an sich verbinden die Kun- den wohl gerade in Krisenzeiten das gute und beruhigende Gefühl von Lebensmitteln, bei denen man weiß, woher sie kommen. Rein auf Vertrauen läuft natürlich auch der Betrieb am Eichenhof nicht. Jährlich finden strenge Kontrollen statt, die der Einhaltung der Prozesse unter dem Siegel „Bio“ penibel auf den Zahn fühlen. Kaum verwunderlich, dass die Verant- wortlichen gewillt sind, nun die nächsten Schritte zu gehen. An dem Vakuumieren des Fleisches führt bislang kein Weg
Wirtschaftsreport Juni 20 7 Der Eichenhof ist idyllisch inmitten der vorbei. Die Überlegungen in Richtung einer Frischetheke laufen Milchkühe mit Nachzucht, 900 Legehennen und 120 Mast- Siegerländer Natur – ganz bewusst, um den anfallenden Plastikmüll zu reduzieren. hähnchen – das sind die nackten Zahlen, hinter denen sich gelegen. Auch dieses Thema liegt voll im Trend. Eine alleinige Erklärung natürlich viel mehr verbirgt. Seit 2003 bewirtschaften Katha- für den Erfolg der Hofläden gibt es indes nicht. Davon ist An- rina und Christoph Gerlach den Hof, ohne dabei auf die Karte drea Zimmermann überzeugt. Natürlich spiele der Klimawan- „Bio-Betrieb“ zu setzen. „Bei uns sehen die Leute, wo es her- del eine Rolle. Die industrielle Viehhaltung erscheine in der kommt“, unterstreicht Christoph Gerlach. Öffentlichkeit gerne als „Klimakiller“. Auch in Kundengesprä- chen stelle sich heraus, dass sich die Menschen mittlerweile Der 39-Jährige, der einst die Berufsausbildung zum Landwirt gut auskennen und dezidierte Nachfragen stellen. meisterte und sich seit einer Weiterbildung an der Fachschule in Meschede „Staatlich geprüfter Landwirt“ nennen darf, weiß, Thorsten Junge räumt zudem mit einem weiterhin stark ver- wovon er spricht. Auf dem Hof arbeitet seine Familie Hand in breiteten Vorurteil auf: „Bio ist immer viel teurer. Das können Hand. Seine Eltern kümmern sich um die Hühner, und Mutter wir uns nicht leisten“, formuliert der Siegerländer die gerne Elisabeth steht mittwochs auf dem Kurkölner Platz in Olpe, um zitierte Floskel. „Man muss aber schlicht sein grundsätzliches die frischen Produkte direkt an den Mann bzw. die Frau zu Verhalten ändern, um sich die gute Qualität leisten zu können.“ bringen. Während die dortigen Zeiten beschränkt sind, können Mit einer einfachen Formel: Wer seine bisherigen Essgewohn- sich die Kunden auf dem Hof praktisch 24 Stunden nach dem heiten gänzlich beibehalten und sämtliche Produkte auf Bio Selbstbedienungsprinzip versorgen, zumindest mit Eiern aus umstellen wolle, müsse insgesamt tiefer in den Geldbeutel einem Schrank sowie Milch, die man aus einem Automaten greifen. Daher müsse man seine Ernährung verändern, vor al- ziehen kann. Die Konsumenten zahlen auf Vertrauensbasis. Das lem den Fleischkonsum zurückfahren – und dann eben auf funktioniert bis auf wenige Ausnahmefälle sehr gut. hochwertige, regionale Produkte setzen. Klassisches Beispiel: das Suppenhuhn. Das sei in Bio-Qualität deutlich teurer als Zu festen Zeiten steht der liebevoll hergerichtete Hofladen seine Pendants aus dem Discounter. Wenn man sich aber ge- offen. Kunden schätzen schließlich den direkten Kontakt und nau überlege, was man damit vorhat – erst eine Suppe daraus die persönliche Beratung, auch zu den vielen saisonalen Er- kochen, dann ein Frikassee –, rentiere sich die „Investition“ zeugnissen. Das Angebot kann sich sehen lassen: Zu bekom- schnell. men sind etwa Eier aus tierfreundlicher Bodenhaltung. „Das Konzept kommt vor allem bei jungen Familien gut an“, betont Dass es praktisch von jeder Ecke der Region möglich ist, in der Katharina Gerlach. Die 37-jährige gebürtige Drolshagenerin, näheren Umgebung einen Hofladen zu erreichen, verdeutlicht die als gelernte Zahnarzthelferin den Quereinstieg wagte, be- der Hof Siele, der zwischen Olpe und Griesemert in herrlicher obachtet immer wieder Eltern, die mit ihren Kindern den Weg Lage angesiedelt ist. 79 ha Grünland, 28 ha Ackerland, 80 auf den idyllischen Hof finden. „So können die Kinder viel bes-
8 Juni 20 Wirtschaftsreport Christoph und Katharina Gerlach blicken optimistisch ser nachvollziehen, wo das Ei eigentlich herkommt“, ist sich nen – Naturkäse oder Stücke mit diversen Kräutern – können in die Zukunft ihres Katharina Gerlach sicher. Nach Vorbestellung kann sich der sich sehen lassen. „Unser Ziel ist, dass wir künftig noch ein Hofes. verantwortungsbewusste Konsument zudem mit Weidegän- bisschen mehr aus unserer Milch machen“, stellt Christoph sen, Enten und Freilandputen eindecken. Kartoffeln aus regio- Gerlach klar, dass sich der Hof stets weiterentwickeln und mit nalem Anbau sowie Gelee und frische Marmelade, deren der Zeit gehen möchte. Denkbar seien zusätzlich etwa Quark Grundlage natürlich Früchte aus direkter Umgebung darstel- oder Joghurt – Produkte, die man eines Tages vielleicht eben- len, liegen ebenfalls im prall gefüllten Regal. falls über einen Automaten veräußern könne. Bereits heute ist echter Sauerländer Honig im Angebot. Um den unweit des Die Milch lässt sich Mit Unterstützung einer mobilen Käserei sind auf dem Hof Hofes platzierten Bienenstock kümmert sich Freund und Nach- auf dem Hof Siele Siele darüber hinaus Käseprodukte im Angebot. Die Variatio- bar Martin Lackner. Jetzt zur Sommerzeit ist naturgemäß das direkt aus dem Auto- Grillfleisch besonders nachgefragt. Es stammt von Schweinen, maten ziehen. die vor der Schlachtung auf dem Hof gehalten werden. Im Jahr 2020 klingt das alles sehr gut. Bis dahin war es jedoch auch für den Hof Siele ein langer Weg voller Arbeit. Erste his- torische Erwähnungen gehen bereits auf das 15. Jahrhundert zurück. Seit 1844 befindet sich der Betrieb im Familienbesitz. Gottfried Gerlach, der damals den Grundstein für den heutigen Erfolg legte, muss ein ziemlich cleverer Mann gewesen sein. Er erkannte die günstige Lage an der Hauptpoststrecke und bau- te auf dem Hof vor allem den Hafer für die Rösser an. Durch den Zukauf von Ländereien erweiterte sich der Betrieb stetig. Ab dem Jahr 1982 schwang dann Rolf Gerlach das Zepter im südlichen Sauerland. Zehn Jahre später stand der Bau eines modernen Boxenlaufstalls an, der 2003 eine Erweiterung er- fuhr. 2014 folgte der weitere Ausbau. Eine Futter- und eine Maschi- nenhalle schossen aus dem Boden. Dass man sich auch von einem schlimmen Brand vor rund einer Dekade – damals ent-
Wirtschaftsreport Juni 20 9 zündeten sich Strohballen; das Feuer tötete zahlreiche Kälber sellschaft im Allgemeinen und der hiesigen Region im Speziel- und zerstörte die Stallung – rasch erholte, zeigt, wie sehr die len ein Wandel statt. Die Menschen möchten sich bewusster Räder ineinandergreifen. Das schlimme Ereignis ist nicht in ernähren, hinterfragen viel mehr, woher das Essen auf dem Vergessenheit geraten. Katharina und Christoph Gerlach bli- Teller kommt und unter welchen Bedingungen die Produkte es cken aber längst wieder nach vorn in eine gute Zukunft. Als dorthin „geschafft“ haben. Aus dem Trend wird mehr und mehr die beiden mit dem Hofladen starteten, „gab es einen richtigen ein nachhaltig anderes Konsumverhalten – und solange es Be- Hype. Da sind wir fast überrannt worden“, blicken sie zurück. triebe wie den Bio-Eichenhof oder den Hof Siele gibt, sind die Die Nachfrage habe sich natürlich eingependelt, aber auf ei- Voraussetzungen für einen bewussteren Lebensstil hierzulande nem hohen Niveau. Und zu Zeiten des Corona-Virus fand auch in beeindruckender Art und Weise gegeben. ! der Hof Siele noch einmal eine gesteigerte Nachfrage, vor al- lem rund um die Ostertage. Offenbar findet innerhalb der Ge- Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3384. Gute Perspektiven für Direktvermarktung Eckard Jungclaussen, Betriebsleiter des Birkenhofs in Wilns- dorf-Wilgersdorf, spricht im Interview über die Vorzüge der Direktvermarktung – und darüber, welche Perspektiven er für die Zukunft sieht. Sein Hofladen ist immer dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Zusätzlich beliefern die Verantwortlichen Kunden im ganzen Siegerland, die über den Onlineshop bestellen. Warum lohnt es sich für den Konsumenten, bei einem Hofladen wie Ihrem einzukaufen? Was sind Ihre Stärken? Unser Hof wird biologisch-dynamisch bewirtschaftet und ist sehr vielseitig. Unsere Kunden sind jederzeit zu den Laden- öffnungszeiten eingeladen, die Ställe und Felder zu besu- chen, um sich von unserer Arbeit ein Bild zu machen. Zu unseren Stärken gehören die Vielfalt und die kurzen Ver- marktungswege. Das bedeutet Nachhaltigkeit in Bezug auf Anbau und Vermarktung – von Transportstrecken bis hin zum Thema Verpackungen. Welche Produkte gibt es bei Ihnen zu kaufen? Wir bieten eine Vielzahl eigener Produkte an: Milch und Milchprodukte, Eier, Fleisch und Wurst von Rind und Schwein, Gemüse, Kartoffeln und nicht zuletzt Brot aus Ge- treide vom eigenen Acker. Ergänzt wird das Angebot mit essen (mussten) und mehr selbst gekocht haben. Wir treffen Produkten von Kollegen und vom Biogroßhandel. Damit im Hofladen neue Kunden, weil sich einige Gedanken über führen wir im Laden ein Naturkostvollsortiment. die Zukunft der Landwirtschaft machen und ihnen bewusst wird, dass eine gesunde Ernährung die Vitalkräfte fördert. Hat sich das Gesundheitsbewusstsein der Menschen in den vergangenen Jahren verändert? Wie sehen Sie die Zukunft der Direktvermarktung? Wird Das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel hat deutlich zu- der Trend zu Gesundheitsbewusstsein und dem Einkaufen genommen. Viele Menschen möchten sich gesünder ernäh- regionaler Erzeugnisse anhalten? ren. Viele betonen auch den besseren Geschmack der Pro- Ich gehe davon aus, dass die Direktvermarktung eine gute dukte. Andere legen besonderen Wert auf die Herkunft, weil Zukunft hat, weil immer mehr Menschen wissen möchten, ihnen die nachhaltige Landwirtschaft sowie faire Bedingun- woher ihre Lebensmittel kommen. Mit Newsletter, Facebook gen in Verarbeitung und Handel ein Anliegen sind. und Instagram, aber insbesondere mit der Einladung, uns auf dem Hof zu besuchen, lassen wir interessierte Menschen an Hat sich die Corona-Krise auf Ihr Geschäft ausgewirkt? unserer Arbeit teilhaben. Wir sorgen so für transparente Setzen in dieser Zeit noch mehr Menschen als sonst auf Wege vom Ursprung bis zum „Verbraucher“. Ihre Bio-Produkte? Wenn ja, woran liegt das? Unser Umsatz hat in der Corona-Krise zugenommen, ins- Mehr Informationen unter: www.birkenhof-siegerland.de besondere im Lieferdienst, aber auch im Hofladen. Die Ein- käufe wurden größer, weil die Menschen mehr zuhause Interview: Patrick Kohlberger
10 Juni 20 Wirtschaftsreport IHK-Blitzumfrage Heimische Wirtschaft rechnet mit langer Durststrecke „Die meisten heimischen Unternehmen gehen senmanagement nach wie vor gute Noten be- nicht ganz. Ihr bescheinigen etwa 32 % eine davon aus, dass die Corona-Krise die regionale kommt.“ Jedenfalls habe sich das rasche und gute bzw. sehr gute Krisenarbeit, jedoch auch Wirtschaft noch lange begleiten wird. 42 % zupackende Handeln der Regierungen in Bund 16 % eine mangelhafte bzw. ungenügende. Die rechnen erst im Verlauf des Jahres 2021 mit und Land in der Corona-Krise sehr positiv auf das von der NRW-Landesregierung erreichte Durch- einer Rückkehr zur Normalität. Nur 26 % der Vertrauen der Wirtschaft in die politischen Ent- schnittsnote beläuft sich auf 3,1. Die Corona- Firmen erwarten bessere Geschäfte bereits im scheidungsträger ausgewirkt. Klaus Gräbener: Krise wird sich nach Auffassung der regionalen zweiten Halbjahr 2020.“ Mit diesen Worten „Sicherlich sind den Regierungen in Düsseldorf Wirtschaft auch auf mittlere Sicht nachhaltig fasst IHK-Präsident Felix G. Hensel ein wesent- und Berlin auch Fehler unterlaufen. Wo es keine auf die Arbeitswelt auswirken. Etwa 82 % der liches Ergebnis einer neuerlichen IHK-Blitzum- Blaupausen gibt, ist das nicht zu ändern. Den- Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgen- frage zusammen, an der sich 703 Unternehmen noch geben 39 % der befragten Firmen an, die stein und Olpe rechnen mit einer Zunahme des beteiligten. COVID-19 habe „ganze Arbeit“ ver- Politik habe in der Krise bei ihnen gepunktet. Das Home-Office in den kommenden fünf Jahren. richtet. Die Auswirkungen blieben noch lange zeigt, dass die heimische Wirtschaft die schnelle Zeit ein alltäglicher Begleiter der hiesigen Be- Reaktion und die aufgespannten Corona-Ret- Kritisch werden jedoch Bestrebungen von Bun- triebe. Felix G. Hensel: „Auch wenn 21 % der tungsschirme sehr positiv aufnahm.“ Die Befra- desarbeitsminister Hubertus Heil gesehen, das heimischen Unternehmen bereits die Vorkrisen- gung verdeutliche allerdings auch, dass die Recht auf Arbeit im Home-Office gesetzlich zu auslastung erreicht haben: Für die allermeisten Maßnahmen längst nicht alle Unternehmen verankern. Nur 15 % befürworten dies. Eine er- Firmen gilt, dass man in einer solchen Ausnah- gleichermaßen erreichten und zugleich der Un- drückende Mehrheit von 74 % lehnt das An- mesituation nicht über eine ,Reset-Taste‘ ver- mut in der Wirtschaft wachse. Bei etwa 25 % sei sinnen ab. Mehr als die Hälfte der Unternehmen fügt. Etliche kämpfen ums Überleben. Für 7 % das Vertrauen gesunken und für 36 % hätten die (51 %) steht einer gesetzlichen Verankerung sind die Auswirkungen so gravierend, dass über- politischen Entscheidungen keine Auswirkungen wegen des Eingriffes in die unternehmerische haupt nicht mit einer Rückkehr zur Normalität auf ihr Vertrauen in die Politik gehabt. In diesen Freiheit ablehnend gegenüber. 25 % sind der gerechnet wird.“ Lediglich jedes 28. Unterneh- Ergebnissen trete sicherlich ebenfalls zutage, Meinung, dass das Personal besser im Unter- men erwarte „normale Verhältnisse“ bereits im dass vielen Unternehmen der mittlerweile ge- nehmen arbeitet. Klaus Gräbener: „Digitale An- ersten Halbjahr 2020. gebene Flickenteppich unterschiedlichster Rege- wendungen haben durch die Corona-Krise er- lungen nur noch schwer vermittelbar sei. heblich an Fahrt aufgenommen. Dasselbe gilt Mit welcher Wucht das Corona-Virus die Wirt- für unorthodoxe Formen der betrieblichen Zu- schaft im Kammerbezirk traf, verdeutlicht ein Interessant erscheint auch, dass das Corona- sammenarbeit. Das alles läuft in die richtige weiteres Umfrageergebnis: 54 % der befragten Krisenmanagement von Bund und Land durch Richtung und zeigt, wie vertrauensvoll in weiten Unternehmen gaben an, staatliche Unterstüt- die Unternehmen leicht unterschiedlich bewer- Teilen der Wirtschaft zusammengearbeitet wird. zungsmaßnahmen bereits in Anspruch genom- tet wird. Mehr als die Hälfte (56 %) der heimi- Einige in der Politik meinen nun offenbar, dass men zu haben. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus schen Unternehmen attestiert der Bundesregie- man dann schnell gesetzlich regeln müsse, was Gräbener: „Die Krise trifft die meisten Firmen. rungeinsehrgutesbzw.gutesKrisenmanagement, ungeregelt doch bestens funktioniert. Das ver- Und das in nahezu allen Branchen fast gleich- nur 12 % geben ihr ein „mangelhaft“ bzw. ein stehe, wer will.“ ! zeitig. Es gibt nur ganz wenige Unternehmen, die „ungenügend“. Die Durchschnittsnote für die bislang ohne Blessuren davonkamen. Da ist es Bundesregierung beträgt 2,7. Die Landesregie- Die vollständige Pressemitteilung finden Sie auf immerhin beruhigend, dass das staatliche Kri- rung erreicht dieses insgesamt gute Zeugnis www.ihk-siegen.de (Seiten-ID: 3376).
Wirtschaftsreport Juni 20 11 Personalie Dr. Henning Schleifenbaum vollendet 85. Lebensjahr Der Ehrenpräsident der IHK Siegen Dr. Henning Schleifenbaum immer eine gute Beziehung zur Schleifenbaum feierte in diesen Tagen seinen Universität Siegen. Von 1976 bis 2009 war er 85. Geburtstag. Nach dem Abitur am Weiden- Vorsitzender des Vorstands der Gesellschaft der auer Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium und ei- Freunde und Förderer der Universität. Der Preis nem ingenieurwissenschaftlichen Studium an der Industrie- und Handelskammer Siegen, 1985 der Technischen Universität Berlin wurde er im für besonders praxisorientierte wissenschaftli- Jahr 1962 durch die Universität Freiburg zum Dr. che Arbeiten gestiftet, ging auf seine Initiative rer. pol. promoviert. Danach folgte eine knapp zurück. Ebenfalls war er maßgeblich an der Ent- dreijährige Tätigkeit in einem wissenschaftli- wicklung des Maschinenbau-Studiengangs chen Institut, ehe er als persönlich haftender „Internationale Projektierung“ beteiligt. 1997 Gesellschafter und Geschäftsführer der Ham- wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Univer- merwerke Carl Vorlaender GmbH (Hilchen- sität verliehen, im Jahr 2008 wurde der Jubilar Carsten Schmale bach) tätig wurde. Ehrenamtliches Engagement für seine Verdienste mit dem Diesterweg-Ring zeichnete Dr. Schleifenbaum von Beginn an aus. der Universität Siegen ausgezeichnet. Er gehörte 25 Jahre der IHK-Vollversammlung an. Von 1973 bis 1986 war er zudem Präsident Dr. Henning Schleifenbaum gehört zu den prägenden Ge- Darüber hinaus setzte der IHK-Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Siegen und sichtern der heimischen Wirtschaft. sich über fast ein Vierteljahrhundert in den Bei- wurde danach zum Ehrenpräsidenten ernannt. räten der Unternehmerschaft Siegen-Wittgen- Von 1982 bis 1996 leitete er darüber hinaus den und als Vorstandsmitglied der Vereinigung der stein sowie des Verbandes der Siegerländer IHK-Außenwirtschaftsausschuss. Auch über den Industrie- und Handelskammern des Landes Metallindustriellen für die Belange der Unter- IHK-Bezirk hinaus engagierte sich Dr. Schleifen- Nordrhein-Westfalen. Ebenso war der IHK-Eh- nehmen ein. Sein Engagement wurde durch ver- baum für die Wirtschaft, so im Vorstand des renpräsident von 1974 bis 1986 Vorsitzender schiedene Auszeichnungen gewürdigt, darunter Deutschen Industrie- und Handelskammertages des Vorstandes des Bergisch-Märkischen Ver- auch das Verdienstkreuz erster Klasse des Ver- (DIHK), im DIHK-Außenwirtschaftsausschuss kehrsverbandes e. V. Wichtig war Dr. Henning dienstordens der Bundesrepublik Deutschland. !
12 Juni 20 Wirtschaftsreport Südwestfälische Wirtschaft Wege in und aus der Krise gekündigten Grenzöffnungen – bei aller not- wendigen Rücksicht auf den Pandemieschutz – europaweit möglichst einheitlich und trans- parent sind. Europa müsse zudem weiterhin Taktgeber gegen den weltweit aufkeimenden Protektionismus und Vorbild für den weltweiten Freihandel sein. Stoffels fordert zudem: „Der europäische Green-Deal darf die Wirtschaft in der Krise nicht überfordern. Die Unternehmen stehen zum Klimaschutz, aber zusätzliche fi- nanzielle Belastungen könnten viele Unterneh- men an den Rand der Belastungsfähigkeit brin- gen. Dies gilt auch für die diskutierte Ver- schärfung des CO2-Reduktionsziels für das Jahr SIHK Tauschten sich über die heimische Wirtschaft aus: (v.l.) Dr. Ralf Geruschkat (Hauptgeschäftsführer der SIHK zu 2030.“ Die Übergangsphase des Brexit, die Ende Hagen), Ralf Stoffels (Präsident der SIHK zu Hagen), Dr. Ilona Lange (Hauptgeschäftsführerin der IHK Arnsberg), des Jahres endet, solle zudem um zwei Jahre Andreas Rother (Präsident der IHK Arnsberg), Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen) und Felix G. verlängert werden, um die wichtigen Handels- Hensel (Präsident der IHK Siegen). beziehungen zum Vereinigten Königreich rei- bungslos abwickeln zu können. Felix G. Hensel, In einem gemeinsamen Pressegespräch infor- Andreas Rother, Digitalunternehmer und Präsi- Unternehmer aus der Elektroindustrie und Prä- mierten die Präsidenten und Hauptgeschäfts- dent der IHK Arnsberg, sah insbesondere die sident der IHK Siegen, erklärte, das Einmalige führer der Industrie- und Handelskammern berufliche Ausbildung vor großen Herausforde- der derzeitigen Krise bestehe darin, dass sie zeit- Arnsberg, Hagen und Siegen über die Auswir- rungen, ist aber auch zuversichtlich gestimmt: gleich nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche kungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft in „Trotz Corona gibt es auch 2020 sehr gute sowie die gesamte Gesellschaft trifft. „Dadurch Nordrhein-Westfalens stärkster Industrieregion Chancen für einen Karrierestart über eine beruf- gibt es Baustellen ohne Ende“, betonte er. „Bei und Wege aus der Krise. Dabei reichte das The- liche Ausbildung.“ Noch immer stellten die Un- jeder einzelnen dieser Baustellen wird der Staat menspektrum von der Ausbildung und der euro- ternehmen deutlich mehr Ausbildungsplätze zur um Hilfe gebeten. Bund und Land häufen derzeit päischen Dimension der Krise bis hin zur Zukunft Verfügung, als es Bewerberinnen und Bewerber Schuldenberge auf, die jedes bisherige Maß der sozialen Marktwirtschaft in Zeiten staatli- gebe. Die Herausforderung bestehe momentan sprengen. Die damit vielfach verbundene Vor- cher Unterstützung von Unternehmen. darin, Angebot und Nachfrage zusammenzu- stellung, man könnte mit geliehenem Geld in bringen. „Schülerinnen und Schüler sind für die Hülle und Fülle jedes Problem lösen, ist auch Unternehmen über die Schulen derzeit schwer eine Hypothek, die uns das Virus hinterlässt.“ Die Bahnhofstr. 15, 57072 Siegen zu erreichen und Ausbildungsmessen können in Krise sei nur zu überwinden, wenn es schnell Telefon 0271 3134-130, Fax -128 der klassischen Form aktuell nicht stattfinden“, gelinge, die Wirtschaft wieder in Fahrt zu brin- info@ibf-siegen.de betonte Rother. Die IHKs unterstützen beide gen. Hierfür benötige man eine grundlegende www.ibf-siegen.de Seiten bei der Suche, zum Beispiel mit Azubi- Steuerreform, verbesserte Möglichkeiten de- Findern, Berufliche-Bildungs-Lotsen und Pro- gressiv ausgestalteter Abschreibungen, deutlich grammen der passgenauen Besetzung. Auch weniger Bürokratie und flexiblere Arbeitszeit- virtuelle Ausbildungsmessen sind in verschie- vorschriften, die besser zu modernen Produkti- denen Bereichen Südwestfalens bereits in Pla- onsbedingungen passten. nung. Powered by STULZ Felix G. Hensel: „Neiddebatten um Reichen- Für Ralf Stoffels, Industrieunternehmer und Prä- steuern helfen da nicht wirklich weiter. Es muss sident der SIHK zu Hagen, darf vor allem auch vielmehr darum gehen, möglichst viele Unter- die europäische Dimension der Corona-Krise nehmen zu behalten, die überhaupt noch Steu- nicht aus dem Fokus geraten: „Nationale und ern zahlen können.“ Zudem müsse wegen der bleiben Sie internationale Wertschöpfungsketten sind Teil starken außenwirtschaftlichen Orientierung der der DNA unserer südwestfälischen Industriere- südwestfälischen Industrie aus seiner Sicht ins- gion. Die industrielle Produktion fußt vom An- besondere auf europäischer Ebene alles dafür Luft-Luft-Wärmepumpen – die clevere und kostengünstige fang bis zum Ende auf internationalen Liefer- getan werden, unterbrochene Lieferketten wie- Lösung. Bei Ihrem Kälte-Klima-Fachbetrieb: beziehungen, die in der Krise komplett auf den der in Gang zu bringen sowie bestehende Liefer- Prüfstand gekommen sind.“ Diese Grundlagen und Reisebeschränkungen schnellstmöglich zu müssten auf europäischer Ebene gesichert wer- beseitigen. Schließlich gingen mehr als 60 % der Kreuztaler Straße 25 · 57250 Netphen den. Deshalb solle sich die deutsche EU-Rats- südwestfälischen Exporte in den europäischen Tel. 0271-76031 · www.mammut-kaelte.de präsidentschaft dafür einsetzen, dass die an- Raum. !
Wirtschaftsreport Juni 20 13 REGIONALE 2025 Neues Gesicht für Olper Innenstadt Die Olper Innenstadt soll eine nachhaltige Wei- terentwicklung erfahren. Dafür möchte die Stadt unter anderem den Bereich zwischen dem alten Rathaus, dem Bahnhof und der Bigge umgestal- ten. Verschiedenste Bausteine könnten dem westlichen Bereich der Innenstadt so ein neues Gesicht verleihen. Das Vorhaben wurde nun mit dem ersten Stern im Rahmen der REGIONALE 2025 in Südwestfalen ausgezeichnet. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Gerade die aktuelle Situ- ation zeigt uns, wie wichtig es ist, die digitalen Bildungsmöglichkeiten und die digitale Verwal- tung in den Fokus zu nehmen. Mit dem REGIO- Hans Blossey NALE-Projekt wird die Stadt Olpe die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen“, unterstreicht Bürgermeister Peter Weber. Kon- Verschiedenste Bausteine sollen der westlichen Olper Innenstadt ein neues Gesicht geben. kret will die Stadt drei Bausteine aus ihrem Ent- wicklungskonzept innerhalb der REGIONALE reich, den alle Menschen in Olpe nutzen können. quartier, Biggesee und das „Bigge Valley“, wo 2025 anpacken. Das neue Bürgerrathaus bildet Zweiter Baustein ist der Bau eines „House of sich bereits mehrere Digitalunternehmen ange- den ersten Teil. Für die Mitarbeiter geht es hier Learning“ auf dem Gelände des Städtischen Gym- siedelt haben, sollen dabei besser miteinander um modernes Arbeiten („New Work“), für die Bür- nasiums. Dahinter verbirgt sich ein Ort für digi- verbunden werden. Ziel der Stadt Olpe ist es, die ger um eine persönlich erreichbare, aber auch tales Lernen und Lehren mit internationaler Aus- öffentlichen Räume ansprechend zu gestalten, digital bestens aufgestellte Verwaltung. Gleich- richtung. Die öffentlichen Räume aufzuwerten, die Aufenthaltsqualität zu steigern und neue Or- zeitig entsteht im neuen Rathaus ein großer Be- bildet den dritten Baustein. Altstadt, Rathaus- te für Begegnung und Austausch zu schaffen. ! Hier entstehen Zukunftsprojekte. Berge-Bau GmbH & Co. KG Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0 Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
14 Juni 20 Wirtschaftsreport Krombacher Brauerei Straße nach Dr. Friedrich Schadeberg benannt Eine ganz besondere Ehre wird Dr. h. c. Friedrich Schaffensperiode zu einem deutschlandweit füh- zu zahlreichen Ehrungen, etwa zur Verleihung des Schadeberg posthum zuteil: Die ehemalige Brau- renden Anbieter. Darüber hinaus maß er dem Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens ereistraße, die entlang der Krombacher Brauerei gesellschaftlichen Wirken auf allen Ebenen, ins- der Bundesrepublik. Seine Heimatstadt Kreuztal führt, ist nun nach deren 2018 verstorbenem besondere in seiner Heimatregion, eine große Be- würdigte Schadeberg im Jahr 2002 mit den Ehren- Seniorchef benannt. Dieser entwickelte das Un- deutung bei. Seine unternehmerische Leistung bürgerrechten. Sieben Jahre später folgte die Eh- ternehmen im Laufe seiner mehr als 60-jährigen und sein gesellschaftliches Engagement führten rendoktorwürde der Universität Siegen. ! Kommentar: Zeitlich begrenzter Kündigungsausschluss Stephan Häger von Miet- und Pachtverhältnissen Es ist ein historisch einmaliger Geschäftsein- lungsrückstände, die vom 1. April bis nachgezahlt werden müssten. Ein bruch, den Unternehmer aus nahezu allen zum 30. Juni eingetreten sind, sind bis großer Teil der Vermieter ist jedoch Wirtschaftsbereichen derzeit erleben. Ob auf zum 30. Juni 2022 zu begleichen. Zudem auf die monatlichen Mieteinnahmen an- dem Land oder in der Stadt: Händler, Dienst- können Verzugszinsen fällig werden. Es besteht gewiesen. Beispielsweise sind von den leister, Kulturtreibende, Produzenten und das somit die Gefahr, dass sich am Ende die Miet- 3,9 Millionen privaten Kleinvermietern in Gastgewerbe sind von der Corona-Krise stark schulden türmen. Dies gilt es im Auge zu be- Deutschland knapp 40 % Rentner. 14 % sind betroffen. Über Nacht sinken Umsätze auf halten. Freiberufler, die bereits jetzt möglicherweise null, aber die monatlichen Ausgaben für Ge- durch die Corona-Krise in finanzielle Schwie- werbemieten laufen kaum gebremst weiter. Die Frage, ob der Mieter von Gewerberaum pan- rigkeiten geraten sind. Der Unmut des Immo- Die Unternehmen leiden unter den angeord- demiebedingt die Miete mindern darf, ist recht- bilienverbandes ist somit nachvollziehbar. Er neten Schließungen und unter Stornierungen. lich umstritten. Die Neuregelung, die sowohl für hält die Kündigungsschutzmaßnahmen in Daher hat die Bundesregierung Ende März das Wohn- als auch für Gewerberäume gilt, greift dieser Ausnahmesituation zwar für wichtig Gesetz zur Abmilderung der Folgen der CO- diesen „Tatbestand“ nicht explizit auf. Somit und richtig, appelliert aber, dass die Rettung VID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und lässt sich ein Mietminderungsrecht nur auf- der Mieter nicht auf dem Rücken der Vermieter Strafverfahrensrecht beschlossen. Das neue grund eines Mangels der Mietsache begründen. ausgetragen werden darf. Denn somit können Gesetz greift unter anderem den Aspekt der Aber ob die pandemiebedingte Schließung bzw. diese ebenfalls unverschuldet in eine exis- Mietzahlungen – egal, ob privat oder gewerb- Nutzungseinschränkung als Mangel der Miet- tenzbedrohende Krise geraten. lich – auf und soll Abhilfe schaffen. Entspre- sache anzusehen ist, ist strittig. Nach bisheriger chend den neuen Gesetzesvorgaben darf Rechtsprechung sind öffentlich-rechtliche Ge- Um das finanzielle Risiko sowohl der Mieter Mietern nicht gekündigt werden, wenn sie brauchsbeschränkungen oder Verbote als Man- als auch der Vermieter zu reduzieren, wäre es ihre Miete zwischen dem 1. April und dem 30. gel der Mietsache anzusehen, wenn die Ge- zielführender, wenn der Staat für den Miet- Juni wegen der Corona-Pandemie nicht zah- brauchsbeschränkung ihre Ursache in der ausfall einspringen würde. Eine Möglichkeit len können. Bisher durfte ein Vermieter kün- konkreten Beschaffenheit, Benutzbarkeit oder wäre die Einrichtung eines Sonderfonds, der digen, wenn der Mieter mit zwei Monatsraten Lage hat und nicht auf den persönlichen oder insbesondere die kleinen Privatvermieter ab- in Verzug war. Der Gesetzgeber erhofft sich betrieblichen Umständen des Mieters beruht. sichern würde. Mieter mit pandemiebeding- einen Dämpfungseffekt angesichts der Ein- Grundsätzlich ist daher zunächst davon auszu- ten erheblichen Einkommens- und Umsatz- kommensverluste und Liquiditätsengpässe gehen, dass trotz pandemiebedingter Ge- verlusten könnten auf diesen Sonderfonds bei Mietern. schäftseinbußen bzw. -beschränkungen die zugreifen, über den dann vor allem die Privat- Mietzahlungspflicht fortbesteht, soweit der vermieter die dringend benötigten Gelder er- Die Kündigungsschutzmaßnahmen sind oh- Mietvertrag keine umsatzabhängige Regelung halten. Das würde die finanzielle Belastung ne Frage ein wichtiger Schritt, um mögliche vorsieht oder das Risiko der Eignung zum Ge- nicht einseitig auf die Vermieter verlagern finanzielle Engpässe zu überbrücken. Der schäftszweck auf den Vermieter verlagert. Die und die Mieter von Gewerberäumen auch tat- zeitlich begrenzte Kündigungsausschluss finanzielle Belastung sollte auch nicht sächlich entlasten. verschafft den Mietern eine wichtige Ver- ausschließlich in Richtung Immobilienwirt- schnaufpause und die Möglichkeit, die lau- schaft geschoben werden. Insbesondere die Mit Blick auf den gesamten Corona-Schutz- fenden Kosten übergangsweise zu senken. zahlreichen privaten Vermieter müssen eben- schild von Bund und Ländern in Höhe von Hier gilt es aber zu beachten: Aufgescho- falls bedacht werden. Schließlich fehlen diese über einer Billion Euro wäre ein solcher Son- ben ist nicht aufgehoben. Trotz des Kün- Einnahmen am Ende genau diesen. Die Politik derfonds nur ein kleiner Baustein, für die digungsausschlusses müssen die Mieten argumentiert zwar, dass den Vermietern keine Mieter und Vermieter aber in vielen Fällen vollständig nachgezahlt werden. Die Zah- Verluste entstünden, weil die Mieten später eine existenzielle Hilfe.
Wirtschaftsreport Juni 20 15 Metten Fleischwaren Große DLG-Ehrung erhalten Das Testzentrum der Deutschen Landwirt- schafts-Gesellschaft (DLG) zeichnete die Metten Fleischwaren GmbH & Co. KG aus Finnentrop bereits zum 33. Mal mit dem „Preis für lang- jährige Produktqualität“ aus. Wie viele andere Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft lassen die Sauerländer jedes Jahr zahlreiche Produkte freiwillig durch geprüfte Sachverständige der DLG testen. Der nun an Metten verliehene Preis steht für konsequentes Qualitätsstreben und wird nur vergeben, wenn Lebensmittel mindes- tens fünf Jahre regelmäßig und erfolgreich von der DLG getestet wurden. Tobias Metten, ge- schäftsführender Gesellschafter in der vierten Generation, freut sich über die erneute Aus- zeichnung: „Es macht mich sehr stolz, dass die hohe Leistung und der unermüdliche Einsatz unserer Belegschaft – gerade auch in Krisen- zeiten – honoriert werden.“ ! Berufsausbildung Prüfungsbetrieb läuft wieder Seit Anfang Mai läuft das Prüfungsgeschäft bei den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern und den Handwerksinnun- gen wieder. Zunächst starteten die mündlichen bzw. praktischen Prüfungen. Die schriftlichen IHK-Prüfungen in der Ausbildung finden bun- deseinheitlich Mitte Juni statt. Damit sollen alle Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungs- jahres am 31. Juli abgeschlossen sein. „Wir wollen mit dieser Kraftanstrengung unserer Ver- antwortung gerecht werden“, unterstreicht DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Die Gesundheit aller Beteiligten hat bei der Umsetzung höchste Priorität. Das gilt für die praktischen Prüfungen in Betrieben und Lehrwerkstätten genauso wie für die mündlichen und schriftlichen Prüfungen, bei denen vor allem die Abstandsregelungen eine wichtige Rolle spielen. „Unser zentrales Ziel ist es, dem Abgangsjahrgang des Sommers einen regulären Berufsabschluss zu ermögli- chen“, hebt der DIHK-Präsident hervor. Er ver- weist darauf, dass in diesem Sommer allein im IHK-Bereich bundesweit rund 200.000 ange- hende Fachkräfte geprüft werden. Auch in der beruflichen Weiterbildung läuft der Betrieb wie- der an: Im Mai begannen die mündlichen Prü- fungen. Die schriftlichen Weiterbildungsprüfun- gen starten in diesem Monat. !
16 Juni 20 Wirtschaftsreport IHK Siegen Förderung für sechs Kitas und zwölf Schulen im Kammerbezirk tiativen versuche die IHK seit geraumer Zeit, gerade gewerblich-technische und ingenieur- wissenschaftliche Bildungsgänge bei der Be- rufswahl junger Menschen wieder stärker in das Blickfeld zu rücken. In den vergangenen Mona- ten waren Anträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 121.000 € in der IHK eingegangen. Sie seien intensiv geprüft worden. Ausdrücklich dankt Klaus Gräbener der Jury, die aus den ein- gereichten Anträgen die förderfähigen Projekte ausgewählt hatte. Vorhaben wie „Wir bauen ein Haus“ der DRK Kita Zwergenland in Neunkir- chen, „Einrichten einer Metallwerkstatt“ der Gesamtschule Eiserfeld oder „Optik – Licht und Schatten“ der Grundschule Aue-Wingeshausen zeigten anschaulich die Vielfalt der geförderten Pixabay Projekte. Pro Projekt seien in diesem Jahr För- Die IHK hat in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 116 Kitas und Schulen ein Budget von mehr als 300.000 € derbeträge von 420 € bis 4.000 € ausgeschüttet zur Verfügung gestellt. worden, verdeutlicht IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster. Die IHK habe in den vergangenen sechs Mit weiteren 42.000 € fördert die Industrie- und ,Technik‘ und ,Wirtschaft‘ heranführen“, appel- Jahren insgesamt 116 Kindertagesstätten und Handelskammer Siegen in den kommenden Mo- liert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener Schulen ein Budget von über 300.000 € zur Ver- naten Projektvorhaben von sechs Kindertages- an die Kitas und Schulen. fügung gestellt. Man sei auch im laufenden Jahr stätten, neun Grundschulen und drei weiterfüh- bestrebt, eine unbürokratische Umsetzung des renden Schulen in Siegen-Wittgenstein und Die heimische Wirtschaft sei vor allem durch Programms zu gewährleisten, damit die Schulen Olpe. „Machen Sie was daraus. Wir verbinden eine starke und vielfältig aufgestellte Industrie und Kindertagesstätten mit den ausgewählten mit diesen Geldern die Hoffnung, dass Sie mit geprägt. Daher sei es wichtig, frühzeitig das In- Projektvorhaben möglichst schnell beginnen den Vorhaben die Ihnen anvertrauten Kinder teresse für technische und wirtschaftliche Zu- könnten. Der Erfolg zeige, dass dieses Geld gut und Jugendlichen noch besser an die Themen sammenhänge zu wecken. Mit vielfältigen Ini- angelegt sei. ! Kommentar: Sabine Bechheim Gut gemeint Das neuartige Corona-Virus hat etwas ge- gung bei den allermeisten dieser Mai, verkündet Minister Andreas schafft, das in der neueren Geschichte Anträge sowie der Auszahlung der Pinkwart stolz, dass Solo-Selbst- Deutschlands beispiellos ist: Zum ersten Mal Mittel. Nicht ganz so schnell war es um die ständige für die Monate März und April wurde ein Wirtschaftssystem von heute auf Rechtssicherheit für die beantragenden Unter- zusammen 2000 € für den Lebensunterhalt morgen zu großen Teilen stillgelegt. Dies mag nehmen bemüht. Die Soforthilfe wurde aus Mit- einsetzen dürfen, sofern sie keinen Antrag auf unter Infektionsschutzgesichtspunkten sinn- teln des Bundes für die betrieblichen Kosten Grundsicherung gestellt haben. Was bedeutet voll gewesen sein; die geringen Ansteckungs- freigegeben und durch das Land durchgeleitet. dies für diejenigen, die sich am 30. März auf zahlen bisher sprechen dafür. Und ebenso Umso erstaunlicher war es, dass noch am 30. die Aussage der IHK-Mitarbeiter verlassen beispiellos ist der Einsatz von nahezu unend- März von NRW kommuniziert wurde, dass das haben – und damit des Wirtschaftsministe- lichen Finanzmitteln zum Abfedern der wirt- Geld auch für den Lebensunterhalt der Solo- riums, von dem die Information kam? Im schaftlichen Krise in einem sehr kurzen Zeit- Selbstständigen und Unternehmer genutzt wer- schlimmsten Fall haben sie bereits die ge- raum. So wurde in NRW bereits am 27. März den könne. Ein paar Tage später war dieser Hin- samte Summe für Nichtbetriebliches genutzt. ermöglicht, die mit dem Bund und den Län- weis nicht mehr auf den Seiten des Landes zu Was heißt das jetzt für sie? Schnell ist eben dern vereinbarte Soforthilfe elektronisch zu finden. Wochenlang blieben Nachfragen der manchmal nicht gut und gut gemeint das beantragen, was Tausende kleine Unterneh- Kammern, die im Vorfeld der Antragstellung den Gegenteil von gut gemacht. Schade, gerne men und Selbstständige genutzt haben. Ge- Unternehmen beratend zur Seite standen, mehr hätte ich an dieser Stelle uneingeschränkt ge- nauso schnell war das Land mit der Bewilli- oder weniger unbeantwortet. Und jetzt, am 14. lobt.
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