TRANSFORMATION DER BRANCHE - MULTRA GMBH
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FOTO: GETTYIMAGES / PAPER BOAT CREATIVE Die Digitalisierung macht auch vor der Beraterbranche keinen Halt. CONSULTING 4.0 TRANSFORMATION DER BRANCHE Auch vor Beratungsunternehmen macht die Digitalisierung keinen Halt. Intelligent genutzt, kann sie ein Baustein sein, um wirkungsvolles Wachstum zu generieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. I n Zeiten von Big Data stehen viele Berater vor einer Heraus- am Ende des Beratungsprojekts abgeschlossen. Mitunter fehlte forderung: Einerseits erwarten ihre Kunden die perfekte Lösung den Beratungsergebnissen jedoch die praktische Relevanz. Dieses für ihr spezifisches Problem. Andererseits sind sie nicht bereit, Defizit führte zu Consulting 2.0, dem Changemanagement: Die für die nötige Grundlagenarbeit Geld zu zahlen. Die Branche muss Branche ging dazu über, die entwickelten Konzepte im Rahmen eines deshalb neue Geschäftsmodelle entwickeln. Wie andere Industrien Changemanagement-Prozesses durch Projektteams aus Beratern auch, passt sich die Beraterbranche permanent an wechselnde und Mitarbeitern des Kunden implementieren zu lassen. Rahmenbedingungen an. Derzeit treibt die fortschreitende Digita- Doch häufig ging das aufwendig erarbeitete Wissen nach der lisierung die Transformation der Branche zu Consulting 4.0 voran. Projektumsetzung wieder verloren. Dies brachte Consulting 3.0 – Beim Consulting 1.0 – der strategischen Unternehmensbera- das Inhouse-Consulting – hervor. Hierbei wurde das für die Ver- tung – stand die Ausarbeitung von Konzepten auf Basis umfang- änderung nötige Fachwissen in unternehmensinternen Workshops reicher Analysen und Studien im Vordergrund. Das Fullfillment mit den Fachabteilungen erarbeitet. So sollte sich die Bereitschaft war mit der Übergabe von Foliensammlungen und Empfehlungen der Mitarbeiter des Kunden erhöhen, die Ergebnisse konsequent 20 IHK WirtschaftsForum 10.16
Digitale Wirtschaft umzusetzen. Consulting 4.0 ist die Digitalisierung der Beratung Kostenintensive Analysearbeiten des Beraters zu Kundenpro- mit dem Zweck, kostenintensive Analysearbeiten zu eliminieren. zessen, denen kein unmittelbar nutzbares Ergebnis gegenübersteht, Der Trend zu einer hohen Spezialisierung von Wissen ist in vol- werden überflüssig. Denn die präzise Analyse der individuellen lem Gange, während die Halbwertzeit von Know-how sich immer Situation erfolgt gemeinsam on the road und stellt sicher, dass die weiter verringert. Wissen wird immer mehr zum Massengut, die grundlegenden Fakten kundenspezifisch weiterverarbeitet werden. Beratungswirtschaft zu einer Wissensaustauschwirtschaft. Umfang- Der Berater kann also auf einer Productized-Consulting-Plattform reiche Analysen und Studien – früher selbstverständlicher Teil der ein individuelles Beratungsmodul für das kundenspezifische Problem Beratung – werden durch Big-Data-Anbieter überflüssig. Denn diese generieren und dem Kunden eine maßgeschneiderte Gesamtlösung verfügen über exzellente Daten und können auf Mausklick präzise liefern. Prognosen bereitstellen. Vom Berater wird deshalb erwartet, dass Kunden profitieren dabei insbesondere durch die Reduktion von er nur einzelne Teilleistungen einer Beratung erbringt – natürlich Opportunitätskosten. Sie können zunächst mit einem Beratungs- ohne Abstriche in der Qualität. produkt starten und sich seniores Expertenwissen für ihr Problem Das Dilemma dabei ist, dass der Berater sich in der Regel erst abrufen – und zwar genau dann, wenn sie es brauchen. Sobald ein Wissen zur Arbeitsweise und den individuellen unternehmensin- spezifisches Problem Beratungsleistungen erfordert, die nicht über ternen Gegebenheiten und Prozessen des Kunden aneignen muss, die Plattform erbracht werden können, erscheint der Berater vor um gut beraten zu können. Andernfalls ist mit Reklamationen und Ort. Nach der Problemlösung steht er wieder virtuell zur Verfügung. Leistungsnachforderungen zu rechnen. Denn er geht das Risiko ein, Gleichzeitig gehen die Ergebnisse aus Beratungsprojekten nicht dass seine Beratungsleistung nicht zu 100 Prozent den Bedürfnissen mehr verloren, sondern stehen in einem Wissenspool validiert zur und Wünschen des Kunden entspricht. Seine Kunden haben mit Verfügung. Kundeninterne Fachabteilungen sind so immer auf dem einem anderen Dilemma zu kämpfen: Wenn spezialisierte Experten aktuellsten Wissensstand, werden durch den Kompetenztransfer zur in einem Beratungsprojekt interdisziplinär zusammenarbeiten, ist selbstständigen Umsetzung von speziellen Lösungen befähigt und es ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, dass alle Beteiligten können eine signifikant bessere Implementierung von kosteneffi- immer wieder auf denselben Wissensstand gebracht werden müssen. zienten Lösungen gewährleisten. Doch die digitale Revolution bringt nicht nur Probleme, sondern Die eingangs geschilderten Schwierigkeiten, mit denen die auch ihre Lösungen – sofern es gelingt, ihre Stärken zu nutzen. In meisten Berater heute zu kämpfen haben, werden durch die Trans- anderen Branchen hat sich gezeigt, dass neue Geschäftsmodelle formation des Beratungsgeschäftsmodells auf Consulting 4.0 gelöst. quasi über Nacht lange etablierte Strukturen außer Kraft setzen Der Einsatz von Productized-Consulting-Plattformen lässt sich in können. Die neuen Modelle beruhen auf neuartigen Technologien, jedes beliebige Beratungsgeschäftsmodell integrieren und wird dazu die disruptive Innovationen genannt werden, weil sie auf einen führen, dass virtuelle Beratungsunternehmen heranwachsen. Auf Schlag alles Bisherige über den Haufen werfen. diese Weise können Berater monetarisierte Kundennetzwerke auf- Es gibt nun eine disruptive Technologie, die es Beratern ermög- bauen, bei denen jeder Kunde jeweils nur für die von ihm gewünschte licht, ihre wissensintensiven Beratungsleistungen gewinnbringend Leistung zahlt. Das Kernproblem von Beratungsunternehmen – die online zu verkaufen. Die Rede ist von Productized-Consulting- Zeit von Beratern nur einmal verkaufen zu können – wird ausgehe- Plattformen, worunter Onlineplattformen zu verstehen sind, auf belt. Sicher ist der Einsatz einer Productized-Consulting-Plattform denen sich Beratungsleistungen ganz einfach mit nur wenigen Klicks nicht die einzige Option hierfür. Jedoch ist es eine einfache und digitalisieren lassen, um modulare Beratungsprodukte für einzelne wirkungsvolle Möglichkeit, um in der Wissenswirtschaft hochwer- Glieder der Beratungswertschöpfungskette digital zu liefern. So kön- tige Beratungsleistungen zu allgemein akzeptierten Konditionen nen Berater ihr Know-how und ihre Expertise mehreren relevanten anzubieten. Kunden gleichzeitig anbieten. Es ist nicht mehr notwendig, für jeden Viele Berater werden besonders schätzen, dass sie sich mit einer einzelnen Kunden ganz grundsätzlich zu recherchieren. Vielmehr eigenen Plattform unabhängig vom Lärm der sozialen Netzwerke kann der Berater verschieden zugeschnittene Beratungspakete machen, in denen auch viele unqualifizierte Stimmen um Aufmerk- anbieten: sowohl Standardwerke auf der Basis von allgemeinen samkeit konkurrieren. In der digitalen Ära können Productized- Grundlageninformationen als auch individuelle Beratungsleistungen Consulting-Plattformen den Beratungsunternehmen helfen, die nach Bedarf und auf Abruf. Geschäfte der Zukunft zu sichern und etablierte Kunden genauso Auf einer Productized-Consulting-Plattform können Berater wie neue, kleine Märkte gewinnbringend zu bedienen. ❙ und Kunden hochkomplexes Wissen im Beratungsdialog online austauschen, um individuelle Kundenprobleme zu lösen. Der Infor- AUTOREN mationsaustausch erfolgt über interaktive Medienformate, die ein ONIK MIA VERONIKA TINNIS Gesprächspartner erstellt und auf die alle anderen ebenfalls Zugriff Geschäftsführer, Wissensmanagerin, Multra, Frankfurt Multra, Frankfurt haben. Auch der Kunde kann den ersten Lösungsentwurf, den der onik.mia@multra- veronika.tinnis@ Berater zur Verfügung stellt, mit wenigen Klicks verändern und gmbh.com multra-gmbh.com anpassen. Dabei kann der Kundeninput als Briefing für den Berater dienen. So wird aus einem Standardmodul eine individuelle Lösung für das spezifische Kundenproblem. IHK WirtschaftsForum 10.16 21
139. Jahrgang 10.16 www.frankfurt-main.ihk.de A 4836 DIGITALE WIRTSCHAFT 8 – 29 KUNDENDATEN, DIE NEUE WÄHRUNG – LEAN PRODUCTION – CYBERSICHERHEIT – CONSULTING 4.0 – DAS ENDE DER ISDN-ÄRA STANDORTPOLITIK AUSBILDUNG INNOVATION INTERNATIONAL Interview: Nachhal IHK-Fosa: Integration Newsletter: Keine Argentinien: Neue tigkeit in der Com in den deutschen zweite Chance für Zeitrechnung hat merzbank-Arena42 Arbeitsmarkt48 ersten Eindruck54 begonnen58
Speisen: aus den besten Zutaten. Lohn: in den besten Händen. Mit meinem Steuerberater. In der Gastronomie ist funktionierende Teamarbeit alles. Genau wie bei der Lohnabrechnung. Mit Ihrem Steuerberater und DATEV-Software werden alle Lohn- und Gehaltsabrechnungen sicher und zuverlässig erledigt, auch bei gesetzlichen Änderungen. Lassen Sie Löhne und Gehälter vom Steuer- berater abrechnen! Informieren Sie sich bei der DATEV Niederlassung Frankfurt, auf www.datev.de/lohn oder unter 0800 3283826.
Vorwort Den eigenen Weg finden Liebe Leserinnen, liebe Leser! D ie schlanke Produktion hat in Deutschland einen langen Weg hin- ter sich. In den Neunzigerjahren machten vor allem Automobil- OEM (Erstausrüster) und ihre Zulieferer die ersten Gehversuche mit Themen wie 5S, Schnellrüsten, Kanban und Gruppenarbeit. In einer zweiten Lean-Welle, die Anfang des vergangenen Jahrzehnts unter dem Begriff Wertstrommanagement nach Deutschland schwappte, machte man das Streben nach Fluss in der Produktion zur Richtschnur. Mit dem Ziel, Prozesse zu stabilisieren und Durchlaufzeiten zu reduzieren, wurden Lean-Projekte eingeführt. Deutliche Verbesserungen von Qua- lität, Produktivität und Beständen waren die Folge. „Zwischen Lean und Industrie 4.0 Um die nächste Stufe der Exzellenz zu erreichen, muss der Lean- gibt es keinen Widerspruch.“ Gedanke alle Unternehmensbereiche – von der Entwicklung bis zum Vertrieb – erfassen. Damit wird in vielen Unternehmen Lean Production schrittweise zum Lean Management. Einige Verwirrung stiftet das aktuelle Thema Industrie 4.0 in der Lean-Gemeinde. Es verspricht Optimierung statt kontinuierlicher Ver- besserung. Es erlaubt Komplexität und Selbststeuerung, wo Stabilität das Credo über viele Jahre war. Jenseits einer ideologischen Diskussion gibt es jedoch keinen Widerspruch zwischen Lean und Industrie 4.0. Damit vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen digitale Chancen nicht verpassen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren ins Leben gerufen. Im Kompetenz- zentrum Darmstadt machen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung durch praxisorientierte Anwendungsbeispiele in unseren Lernfabriken erlebbar. Doch es geht um mehr: Unternehmen sollen methodisch befähigt werden, ihren eigenen Weg in die Digitalisierung zu finden. Prof. Joachim Metternich Wissenschaftlicher Leiter, Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt IHK WirtschaftsForum 10.16 3
08–29 INHALT 10.16 VORWORT 3 03 Den eigenen Weg finden Prof. Joachim Metternich, Wissenschaft licher Leiter, Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt SPECIAL DIGITALE WIRTSCHAFT 3 08 Industrie 4.0 Die Zukunft beginnt jetzt 10 Geschäftsmodelle Digitale Zerstörung 12 E-Commerce Kundendaten, die neue Währung 14 Cybersicherheit „Auf Mithilfe angewiesen“ 16 Tailoring Digitalisierte Kommunikation 18 Lean Management Schlank verwalten 20 Consulting 4.0 Transformation der Branche 22 Fintech-Start-ups Herausragendes Ökosystem 24 Digitalisierung Den Mittelstand fit machen 26 Voice-over-IP Das Ende der ISDN-Ära naht 28 Neue EU-Grundverordnung Den Datenschutz harmonisieren 4 IHK WirtschaftsForum 10.16
48 32 52 42 UNTERNEHMENSREPORT 3 INNOVATION UND UMWELT 3 30 Serie Existenzgründung Wasser des Lebens 52 The Mindfactory Ticket nach Neu-Delhi gelöst 53 E-Mail-Marketing Keine zweite Chance STANDORTPOLITIK 3 56 Elektromobilität Am Stecker tanken 32 IHK-Sommerempfang Dialog als Erfolgsgarant 34 IHK-Mittelstandsbericht Mittelstand weiter auf Kurs INTERNATIONAL 3 36 Elektromobilität „Ein mutiges Ziel“ 58 Argentinien Neue Zeitrechnung 38 Corporate Social Responsibility Der Bericht wird Pflicht 60 Brasilien Krise als Chance 40 Blaue Plakette Versorgungssicherheit gefährdet 42 Commerzbank-Arena „Wir sehen uns als Vorreiter“ RECHT UND STEUERN 3 44 Nachhaltigkeit in Stadien Von Ankermietern abhängig 62 Firmennamen Nomen est Omen 64 Arbeitsvertragsrecht Vertragliches Risiko minimieren AUS- UND WEITERBILDUNG 3 48 Ausländische Berufsabschlüsse Wichtiger Schritt zur Integration 67 VORSCHAU | IMPRESSUM | 50 Gebrüder Heinemann Den Bildungsnerv getroffen UNTERNEHMENSREPORT 3 Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Engelbert Strauss GmbH & Co. KG, Biebergemünd, und der Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt, sowie eine Teilbeilage der IHK Frankfurt bei. IHK WirtschaftsForum 10.16 5
KURZMELDUNGEN UMWELT STANDORTPOLITIK DIHK befürchtet Wettbewerbsnachteile Landesstraßenbauetat 2017: „Eine ständig wechselnde Be- Erneut unterfinanziert FOTO: GETTYIMAGES / ULTRA.F steuerung von Energieträgern im „Der von Hessens Verkehrsmi- infrastruktur gehen. Der gute nationalen Alleingang würde zu nister Tarek Al-Wazir angekün- Ansatz, die Sanierungsplanung schwerwiegenden Wettbewerbs- digte Etat für die Planung und strategisch anzugehen und für nachteilen deutscher Unterneh- den Erhalt der Landesstraßen fünf Jahre festzulegen, droht men gegenüber Wettbewerbern ist noch immer deutlich zu nun an den fehlenden Finanz- aus dem Ausland führen“, sagt niedrig“, so Matthias Gräßle, mitteln zu scheitern. Die IHK- Achim Dercks, stellvertretender Geschäftsführer, IHK-Arbeits- Arbeitsgemeinschaft bezweifelt, Das Bundeswirtschaftsministerium DIHK-Hauptgeschäftsführer. Denn gemeinschaft Hessen. Werde dass sich mit der Erhöhung denkt über einen Anpassungsme- die Konkurrenten würden weiter- diese Politik so fortgesetzt, wür- des Planungsetats um sieben chanismus nach, der bei sinkenden hin von Preissenkungen an den den sich der Substanzabbau Millionen Euro die Planungszei- Sprit-, Strom- oder Gaspreisen Rohstoffmärkten profitieren. Nicht des hessischen Straßennet- ten beschleunigen lassen. Wich- automatisch zu einer Anhebung zu vernachlässigen seien auch zes weiter beschleunigen und tig ist, dass Hessen Mobil mit der Energiesteuern führt. Der DIHK die indirekten Kosten, die sich die Sanierungskosten immer genügend hoch qualifizierten hat diese Überlegungen wegen aus dem enormen Nachweis- und schneller steigen. Trotz des gu- Mitarbeitern ausgestattet wird, drohender Wettbewerbsnachteile Prüfaufwand bei Unternehmen und ten Willens der Landesregie- die die komplexen Planungspro- und Bürokratiekosten abgelehnt. Verwaltung ergeben würden. ❙ rung, mehr Geld im Haushalt zesse beherrschen. Der Verweis 2017 bereitzustellen, klafft noch auf zu geringe Erstattungen des immer eine Lücke von min- Bundes für die Planungsleis- KULTUR destens 60 Millionen Euro pro Jahr, um den verkehrssicheren tungen von Hessen ist richtig. Hier muss der Betrag, im Rah- Kommen und Gehen – Erhalt der Landesstraßen zu men der Erhöhung des Bun- von Courbet bis Kirkeby garantieren. Die notwendige desetats für die Fernstraßen, Haushaltssanierung dürfe nicht entsprechend den Aufgaben Die Region FrankfurtRheinMain erscheinen ließen. Jedoch erfolgte zulasten wichtiger Verkehrs- erhöht werden. ❙ ist von ständiger Zu- und Ab- die Zu- und Abwanderung nicht wanderung geprägt. Auch vie- immer frei von Zwängen. In den le Künstler kamen und gingen, Jahren 1933 bis 1945 mündete verbrachten hier eine zeitlich staatlicher Terror in Vertreibung RECHT begrenzte Lebens- und Schaf- und Vernichtung. Nach Kriegs- Weniger Bürokratie: Entlastungen fensphase. An ausgewählten Persönlichkeiten thematisiert ende ermöglichte der erneute Zuzug auswärtiger Künstler den helfen besonders KMU die Ausstellung „Kommen und Anschluss an das internationale Gehen – von Courbet bis Kirkeby“ Kunstgeschehen. Bis 21. Janu- Im August hat das zweite Büro- vierteljährlich anzumelden und im Museum Giersch der Goethe- ar, weitere Infos online unter kratieentlastungsgesetz (BEG II) Rechnungen bis 200 Euro müs- Universität die Wechselbezie- www.museum-giersch.de. ❙ die Zustimmung des Bundeska- sen nicht alle steuerrechtlichen hungen zwischen Künstlern und binetts erhalten, ab 2017 soll es Pflichtangaben enthalten. Wich- ihrer temporären Wahlheimat. Vor FOTO: MUSEUM GIERSCH / UWE DETTMAR seine Entlastungswirkung ent- tig ist auch die Vereinfachung allem die Aussicht auf Verkaufs- falten. Dann werden vor allem für die vorfällig zu zahlenden und Verdienstmöglichkeiten be- kleine Betriebe etwas aufatmen Sozialversicherungsbeiträge: wog die Kunstschaffenden zum können: Lieferscheine müssen Die Unternehmen können die Ortswechsel. Familie, Freunde, in der Regel nicht mehr aufbe- Meldung künftig anhand des Lehrer, aber auch Sammler und wahrt werden, die Lohnsteuer letzten Monats vornehmen und Händler vermittelten Kontakte, ist bis zu einer jährlichen Grenze brauchen erst im Folgemonat die den Aufenthalt in der Region von nun 5 000 Euro nur noch exakt nachzumelden. ❙ FrankfurtRheinMain als förderlich 6 IHK WirtschaftsForum 10.16
AUSBILDUNG UNTERNEHMENSFÖRDERUNG Assistierte Ausbildung kommt gut an Immer mehr Home Offices Für die assistierte Ausbildung wegen individueller Schwierigkei- Deutsche Unternehmen bieten ih- FOTO: GETTYIMAGES / MORSA IMAGES schwächerer Azubis interessieren ten ihre Ausbildung allein kaum ren Beschäftigten immer häufiger sich immer mehr Betriebe und durchstehen würden, erhalten die Möglichkeit, gelegentlich zu Jugendliche. Das Modell hat die professionelle Unterstützung Hause zu arbeiten. Dieser Anteil Allianz für Aus- und Weiterbil- durch Bildungsdienstleister. Dabei stieg von 30 Prozent (2012) auf dung mit Unterstützung des DIHK werden zum Beispiel Sprach- und 39 Prozent in diesem Jahr. Das im vergangenen Jahr eingeführt, Bildungsdefizite beseitigt oder ergibt sich aus der ifo-Randstad- um Leistungsschwächeren und fachtheoretische Kenntnisse ge- Personalleiter-Befragung. Das Betrieben beim Einstieg in die fördert. Die Betreuer helfen aber Büro zu Hause bieten vor al- Ausbildung unter die Arme zu auch den Betrieben – etwa bei lem größere Unternehmen über greifen. Dazu hat die Bundes- Verwaltung, Organisation und 500 Beschäftigte an (65 Prozent), (Mehrfachnennungen möglich) agentur für Arbeit im Ausbil- Durchführung der Ausbildung. bei Firmen unter 50 Mitarbei- sind längere Präsenzphasen er- dungsjahr 2015 / 2016 insgesamt Damit will die Allianz für Aus- tern sind es nur 29 Prozent. In forderlich. Nur in 26 Prozent der 5 400 Plätze bereitgestellt. Knapp und Weiterbildung die berufliche allen Größenklassen wurde das Fälle gibt es keinerlei Anwesenheit 5 000 Jugendliche haben vom Bildung insgesamt stärken. DIHK Angebot aber in den vergange- in der Firma. In den Unternehmen, Projekt profitiert. In diesem Aus- und IHKs werden weiter für eine nen Jahren ausgebaut. Und 23 die kein Home Office anbieten, bildungsjahr sollen bis zu 7 350 intensive Nutzung der assistierten Prozent der Unternehmen wollen antworteten 63 Prozent der Per- Azubis mit assistierter Ausbildung Ausbildung bei Betrieben und Home Office in den kommenden sonaler, die Anwesenheit der Mit- gefördert werden. Azubis, die Jugendlichen werben. ❙ Jahren verstärkt nutzen, nur drei arbeiter in der Firma sei zwingend Prozent wollen diese Arbeitsform erforderlich. Dort, wo das nicht zurückfahren. Die Heimarbeit be- der Fall war, begründeten die deutet aber keine völlige zeitliche Personalleiter ihre Ablehnung FOTO: PICTURE-ALLIANCE / DPA Freiheit, sie ist in 72 Prozent der mit erschwerter Kommunikation Unternehmen mit häufiger An- bei Home Office (41 Prozent), wesenheit im Büro verbunden. IT-Sicherheit (31 Prozent) und In 43 Prozent der Unternehmen Datenschutz (25 Prozent). ❙ RECHT Nicht jede Reise ist eine Pauschalreise STANDORTPOLITIK Der Vorschlag des DIHK, eine mit Pauschalreisen gleichstellen. DIHK-Forderung umgesetzt: Neuregelung für Reisebüros im Referentenentwurf zur Pauschal- Dies hätte jedoch zur Folge, dass zukünftig fast alle Reiseleistun- 3+2-Regelung ohne Altersgrenze reiserichtlinie zu streichen, stieß gen als Pauschalreise angesehen bei der Anhörung am 23. August würden. Anbieter oder Vermittler Mit dem Integrationsgesetz ist kenntnisse und geringer Qualifi- im Bundesjustizministerium auf solcher Einzelleistungen wären Anfang August die vom DIHK ge- kation können Flüchtlinge in den Interesse. Hintergrund ist die dann Reiseveranstalter mit erheb- forderte 3+2-Regelung in Kraft meisten Fällen nicht schon kurz neue EU-Pauschalreiserichtlinie. lichen Pflichten im Hinblick auf getreten. Asylbewerber und Gedul- nach ihrer Ankunft in Deutschland Sie muss bis 2017 in nationales Information, Fürsorge und Insol- dete erhalten nun einen gesicherten eine Ausbildung aufnehmen. Auch Recht umgesetzt werden. Sie soll venzabsicherung. Damit wäre die Aufenthalt für die gesamte Dauer die dreijährige Aussetzung der Vor- den Verbraucher vor den Auswir- Zukunft von vielen kleinen und einer Ausbildung und einer anschlie- rangprüfung für Asylbewerber und kungen einer Insolvenz von Reise- mittelständischen Reisebüros, ßenden zweijährigen Beschäftigung. Geduldete in 133 der 156 Arbeits- anbietern schützen. Mit dem neu Hotels und Pensionen gefährdet. Der Wegfall der Altersgrenze von 21 agenturbezirke ist eine wichtige eingeführten Paragrafen 651 u Der DIHK plädiert dafür, dass Jahren für den Beginn einer Aus- Erleichterung. In diesen Regionen im Bürgerlichen Gesetzbuch will sich der Gesetzgeber auf den ur- bildung ist dabei ebenfalls richtig. ist nun auch eine Tätigkeit in der das Bundesjustizministerium nun sprünglichen Zweck der Regelung Denn aufgrund fehlender Sprach- Zeitarbeit möglich. ❙ auch einzelne Reiseleistungen besinnt. ❙ IHK WirtschaftsForum 10.16 7
FOTO: GETTYIMAGES / FELIX MACKEL INDUSTRIE 4.0 DIE ZUKUNFT BEGINNT JETZT Nach anfänglicher Euphorie sind in jüngster Zeit auch kritischere Stimmen zu hören, wenn es um die vierte industrielle Revolution – kurz Industrie 4.0 – geht. Dabei gibt es eine Reihe erfolgreicher digitaler Geschäftsmodelle. I ndustrie 4.0 schreibt Erfolgsgeschichten, eine von vielen ist Cewe Standard, weil sie die extrem begrenzten Öffnungszeiten der Banken Color. Der Foto-Dienstleister hat den Wandel von der analogen umgehen helfen. Auch der Online-Flohmarkt Ebay, der zahlungsbereite zur digitalen Fotowelt geschafft. Cewe hat ein neues Geschäfts- Kunden für fast alles findet, ist eine der frühen Erfolgsgeschichten modell eingeführt, welches das Internet nutzt, um dem Kunden der digitalen Revolution. Bestellungen von genormten Produkten wie eine Dienstleistung anzubieten, die er gerne kauft: selbst gestaltete Büchern oder CDs werden auch sehr gut angenommen, weil es bequem Fotoalben. Mit dem Angebot konnte sich das in Oldenburg ansässige ist, im Internet nach der neuesten Musik des Lieblingskünstlers zu Unternehmen vor der drohenden Pleite retten – ganz im Gegensatz suchen, diese vom Sessel aus zu kaufen und dabei unter Umständen zu Kodak, die die Digitalisierung nicht überstanden haben. sogar noch Geld zu sparen. Erinnert sei daran, dass der Begriff Industrie 4.0 von einigen Internetaffine Kunden Politikberatern aus Bitcom und Acatech vor zwei Jahren eingeführt Cewe hat lange vor der Einführung des Begriffs Industrie 4.0 ein wurde, um den weltweiten Techniktrend der Digitalisierung für die Produkt entwickelt, das der internetaffine und moderne Kunde deutsche Industrie unter einem griffigen Namen zu etablieren. Der gerne nutzt, weil es ihm Zeit- und Kostenersparnis und Spaß bringt. Hintergrund war ehrenwert: Nach Halbleitern, Hardware und Software, Auch Bankgeschäfte von zu Hause sind für viele Kunden seit Jahren die schwerpunktmäßig in den USA erfunden, entwickelt und produziert 8 IHK WirtschaftsForum 10.16
Digitale Wirtschaft wurden, sollte nicht erneut eine große technische Entwicklung an der der heutigen Sensorik viel mehr Informationen digital erfasst werden deutschen Wirtschaft vorbeigehen. als noch vor einigen Jahren. Hier kommt man in einen Bereich, der mit Die Politik hat deshalb fünf Kompetenzzentren Industrie 4.0 ein- Big-Data-Auswertung umschrieben wird. Dieser kann teilweise nur mit geführt, die für das Thema sensibilisieren und schulen sollen. Denn Methoden der künstlichen Intelligenz – also selbstlernenden Maschi- die Akteure in der Wirtschaft halten sich noch vielfach zurück bei nen – angemessen ausgewertet werden. In einer sinnvollen Reihenfolge der Digitalisierung. Die Klagen in der Presse, wie in der VDE-Umfrage bei der Einführung von Industrie 4.0 käme laut Fraunhofer-Institut für „Wird Deutschland beim IoT (Internet der Dinge) abgehängt?“, sind Arbeitswirtschaft und Organisation zunächst die Informationsverarbei- vielfältig. Vielleicht sind die Unternehmen aber noch nicht so weit tung, dann die Vernetzung beziehungsweise Interaktion der Maschinen oder deren Leidensdruck ist noch nicht groß genug. und Menschen und in einem dritten, heute noch sehr visionären Schritt die Intelligenz, womit die eigenständige Entscheidung von Maschinen In anderen Zeiträumen denken (Robotern) gemeint ist. Die Unternehmen, die sich jetzt auf den Weg In der Rückschau zu den früheren industriellen Revolutionen müssen aber in Richtung Industrie 4.0 machen, müssen nicht zwangsläufig sofort sicher auch andere Zeiträume eingeplant werden. Wie bei Einführung alle Stufen der digitalen Evolution und die Digitalisierung auch nicht in der Automatisierung (Roboter), die nach über 30 Jahren längst noch allen Unternehmensbereichen in derselben Geschwindigkeit einführen. nicht abgeschlossen ist, wird auch die Vision der sich selbst steuernden, intelligenten Fabrik mit Sensoren, Aktoren, RFID-Markierung an den Werk- Vorsprung vor der Konkurrenz stücken, mit selbstlernenden Maschinen und Robotern, welche direkt die Wenn die Produkte den Kontakt zum Hersteller halten und als cyber- Produktionsmaschinen nach Wünschen der Kunden steuern, noch auf sich physische Systeme ihren Zustand über das Internet an den Hersteller warten lassen. Es gibt diese Beispiele in der Holzbearbeitung, beispiels- melden, ist die höchste Stufe im Rahmen einer Industrie-4.0-Entwick- weise bei Fertigküchen und -häusern, wo bereits flexible Zentimetermaße lung erreicht. Dann kann ein Hersteller nicht nur sein Produkt, sondern hergestellt werden können. Normbreite von Möbeln war gestern, heute eine Servicelösung im Rahmen eines ganz neuen Geschäftsmodells kann sich die Fertigungsstraße an Kundenwünsche anpassen. Und bei anbieten. Ein solchermaßen intelligent weiterentwickeltes Produkt der Automobilproduktion wird bereits seit Längerem mit derartig vielen kann beispielsweise ein Baustellenfahrzeug sein. Abgerechnet wird Varianten gearbeitet, dass schon jetzt von Losgröße 1 gesprochen kann. Leistung (zum Beispiel Kubikmeter Erdbewegung). Da der Hersteller von der Maschine informiert wird, wenn ein Teil Verschleiß zeigt, oder ein Digitale Evolution Füllstand (Öl) zu niedrig ist, kann er frühzeitig und maschinenschonend Was hier seit Jahren evolutionär wirkt, ist vielleicht gar nicht vollständig erforderliche Wartungsarbeiten veranlassen. neu. Es sind die Ideen von Lean Production, kombiniert mit den Möglich- Der Satz der HP-Chefin Carly Fiorina, „alles, was digitalisiert werden keiten der Digitalisierung. Die Nähe von Lean und Industrie 4.0 wird sehr kann, wird digitalisiert“, sollte Unternehmen ein Ansporn sein, jetzt deutlich beim Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt (siehe mit dem Prozess der Digitalisierung zu beginnen, um einen Vorsprung S. 24 f.). Das ist am Fachgebiet Produktionsmanagement, Technologie vor der Konkurrenz zu behalten. ❙ und Werkzeugmaschinen im Fachbereich Maschinenbau angesiedelt, wo seit Jahrzehnten die Prinzipien von Lean in der Produktion gelehrt AUTOR werden. Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft der Universität DR. KAI BLANCK Düsseldorf (ifaa) geht davon aus, dass Industrie 4.0 nichts anderes ist Referent, IHK-In- novationsberatung als die digitalisierte, internetbasierte Lean Production. Hessen, Frankfurt Nur wenn Prozesse in der Produktion klar definiert und diese ohne k.blanck@frankfurt- main.ihk.de Medienbrüche organisiert sind, können sie digitalisiert werden. Das ist fast trivial, denn nur immer gleich ablaufende Prozesse können mit einer Software automatisiert werden. Selbstverständlich können mit Lean-Konferenz 2017 Freitag, 24. Februar, 9 bis 19 Uhr, IHK Frankfurt Lean Production und Industrie sich intensiver mit dem Zusam- Industrie 4.0 vorstellen. Leit- sich in der begleitenden Fachaus- 4.0 spielen für die Industrie eine mentreffen von Lean und Indus- thema ist die Einführung und stellung über die neuesten Trends bedeutende Rolle. So hat Lean trie 4.0 zu beschäftigen. Auf der Verankerung von Lean Production zu informieren. Die Teilnahme wesentlich dazu beigetragen, Lean-Konferenz werden Experten und Industrie 4.0 im Mittelstand. kostet 249 Euro. Weitere Infos dass die Industrie ihre Produktion aus Industrie, Forschung und Die Teilnehmer haben zudem die und Anmeldung online unter und Prozesse stetig verbessert Beratung ihre Erfahrungen zu Möglichkeit, an verschiedenen www.ihk-hessen-innovativ.de hat. Daher ist es entscheidend, Lean Production im Kontext von Fachforen teilzunehmen oder (Veranstaltungen). ❙ IHK WirtschaftsForum 10.16 9
FOTO: GETTYIMAGES / BEN MINERS Mit dem digitalen Wandel ändern sich die Geschäftsmodelle. Mo- bile Komponenten sind mittlerweile für viele Branchen ein Muss. GESCHÄF TSMODELLE DIGITALE ZERSTÖRUNG WhatsApp zerstört das klassische SMS-Geschäft, Spotify revolutioniert die Musikbranche und Airbnb bringt das Hotel- und Gastgewerbe in Bedrängnis. Derweil greifen Google und Apple mit selbstfahrenden Autos unsere – als sicher geglaubte – Kernindustrie Automotive an. N atürlich bleibt abzuwarten, ob Google und Apple mit ihren Invest- Unternehmen werden sich in Gewinner und Verlierer spalten. Erfolgreich ments in selbstfahrende Autos erfolgreich sein werden. Schließlich werden nach wie vor jene Unternehmen sein, die sich am Kundennutzen sind Autos deutlich sicherheitskritischere Systeme als etwa die ausrichten. Diesen unter Berücksichtigung der rechtlichen, technologischen Musikplattform iTunes oder die Suchmaschine Google. Internet- versus und anderen Rahmenbedingungen zu maximieren, ist seit eh und je Ziel Industrieunternehmen: Ein bisschen erinnert das an die Geschichte von kundenorientierter Unternehmungen. Microsoft Windows: Das Betriebssystem stellte jahrelang die Hardware Mit dem digitalen Wandel oder genauer mit dem mobilen Internet in den Schatten. Wie diesmal die Sache auch immer ausgehen wird – das haben sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen grundlegend Internet macht vor nichts und niemandem halt. Seit es mobil geworden verändert. Smartphones, Tablets und das Internet der Dinge – also die ist und sich in immer mehr Alltagsgegenständen einnistet, verändert Vernetzung von Alltagsgegenständen wie Thermostaten, Zahnbürsten es unaufhaltsam Geschäftsprozesse und -modelle. Zugleich entstehen und Kühlschränken – erlauben neue Dienste und Nutzungsszenarien. Der sogenannte disruptive Geschäftsmodelle (vergleiche „schöpferische Druck von Plattformen, Vernetzung und Mobile ist so groß, dass selbst Zerstörung“, Schumpeter), die Branche für Branche auf den Kopf stellen. einigen digitalen Geschäftsmodellen des stationären Webs – also ohne „Ein nicht unerheblicher Teil der Unternehmen wird in den nächsten eine mobile Komponente – der Bedeutungsverlust droht. Jahren untergehen und aus ihrer Asche wird Neues entstehen“, prophe- Noch mal zurück zum Kundennutzen: Den digitalen Kunden zu ver- zeit Alain Veuve, Experte für digitale Transformation, AOE Switzerland. stehen, ist für Prof. Klemens Skibicki, Cologne Business School, zentrale Voraussetzung, um überhaupt neue und bessere Services entwickeln zu können. Vielen Unternehmen fehle die strategische Denkweise, die den BIEG HESSEN Kunden und seinen Nutzen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, wie Neutral und kostenfrei unterstützt das BIEG Hessen seit mehr als es beispielsweise im Business-Modell Canvas der Fall ist. Canvas hat den 15 Jahren kleine und mittelständische Unternehmen in ihrer Online Anspruch, eine „gemeinsame Sprache zur Beschreibung, Visualisierung, strategie. Das Angebot erstreckt sich vom Website-Check über Fachver- Bewertung und Veränderung von Geschäftsmodellen zu sein“, erklärt anstaltungen bis hin zu Leitfäden. Das BIEG Hessen ist eine Einrichtung der IHKs Frankfurt, Offenbach, Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und Alexander Osterwalder, der die Methode 2004 konzipierte. Fulda. Weitere Infos online unter www.bieg-hessen.de. Die Methode gilt mittlerweile weltweit als Mittel der Wahl, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Laut Zukunftsforscher 10 IHK WirtschaftsForum 10.16
Digitale Wirtschaft Joachim Graf, Hightext-Verlag, benötigen Unternehmen für ihre digi- Digitalisierung beginnt in den Köpfen. Deshalb: Sorgen Sie für tale Transformation zum einen eine Vision, in der sie die Welt sehen entsprechend (junge) Mitarbeiter, auch, um konkretes Fachwissen aus können, wie sie sein wird: „Auf den Hasen wird auch nur mit Vorhalt der Onlinewelt aufzubauen und die Anforderungen der Digitalbranche geschossen.“ Und schließlich ein Ziel: „Wo soll mein Unternehmen in besser zu kennen. Onlinemarketing-Vordenker Dr. Torsten Schwarz, fünf Jahren stehen.“ Auch wenn mit so einem Zukunftsplan die digi- Absolit, spricht davon, „digitale Rampensau“ zu sein, und meint damit tale Zukunft nicht vorhergesagt werden kann, sollten Unternehmen besonders internetaffine Menschen ab Generation Y (geboren zwischen wenigstens versuchen, sie zu prognostizieren. 1980 und 1999). Damit einhergehen muss auch ein Kulturwandel: Für ein Unternehmen mit Tausenden Mitarbeitern und komplexer abteilungsübergreifende Teams, individuelle Freiräume, agile Arbeits- Organisationsstruktur ist es natürlich deutlich schwerer, agil zu sein weisen. Als Vermittler zwischen beiden Welten (on- / offline) könnte und schnell auf Veränderungen am Markt zu reagieren. Für Thomas ein sogenannter Digital Change Officer die Brücke schlagen, empfiehlt Ramge, Brand eins, handelt das Management gar rational, wenn es Gründel. Am besten sei dieser in einer Stabsstelle angesiedelt. Zu guter sich auf kontinuierliche Verbesserungen konzentriert. Auf schöpfe- Letzt: Ist die Digitalisierung die Lösung aller Probleme? Sicherlich nicht. rische Zerstörung können nur Gründer setzen, die viel zu gewinnen Denn wie schon Thorsten Dirks, Telefónica Deutschland, sagte: „Wenn und nichts zu verlieren haben. Zudem spielt die Unternehmenskultur Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß eine entscheidende Rolle. Digitalisierung sei vor allem eine mentale digitalen Prozess.“ ❙ Transformation und beginne in den Köpfen, meint Prof. Wolfgang Henseler, Sensory-Minds. AUTOR Die aktuelle Gründergeneration denke fast immer in Plattformen DANIEL WEICHERT und begreife Digitalisierung als Chance, Marktstrukturen grundlegend Fachlicher Leiter, BIEG Hessen, zu verändern. Beispielsweise besitzt der weltweit größte Anbieter von Frankfurt Übernachtungen, Airbnb, keinerlei Immobilien, der umsatzstärkste daniel.weichert@ bieg-hessen.de Großhändler der Welt, Alibaba, keinerlei Warenbestand und die welt- größten Anbieter von Telefondienstleistungen, WhatsApp und WeChat, keine eigenen Telekommunikations-Infrastrukturen. Bei den etablierten Unternehmen herrsche hingegen die Wahrnehmung, es digitalisieren sich nur Verkaufskanäle und Produkte. Wie wichtig Plattformen und Ökosysteme in der digitalen Welt von HCS heute sind, beschreibt Blogger Sascha Lobo mit seinem Begriff Plattform- Kapitalismus. Er verweist dabei auf die Prognose von Star-Investor und Entwickler einer der ersten Webbrowser „Mosaic“ Marc Andreessen: „Software will eat the world.“ Für Lobo sind Plattformen „Meta-Händler“, EDV-Service vergleichbar mit klassischen Mittelsmännern. Sie bestimmen die Regeln im Spiel und verdienen Geld, indem sie Dritten ermöglichen, Geld zu verdienen. Klar, ohne Hardware geht gar nichts. Aber wenn die Her- steller durch eine Plattform abgeschnitten sind von der Kundenschicht Wir sind der richtige Partner, Beratung, Verkauf, und somit auch von der neuen Währung „Kundendaten“ (vergleiche Big wenn es um Drucker, Multifunktionsgeräte sowie Vor-Ort-Service – Data), verschiebt sich die Macht in Richtung Plattform. Reparatur- und Wartungs- alles aus einer Hand! Laut Verena Gründel, HighText-Verlag, prallen bei vielen Traditi- service von Brother geht. onsunternehmen auch in den Arbeitswelten digitale und analoge Welt Von einem einzelnen Gerät bis zum Geräte-Pool beste- hart aufeinander. Als Beispiel nennt sie interne Facebook-Sperren, hend aus unterschiedlichen Homeoffice-Verbote oder ein zehnstufiges Controlling, bevor die Modellen, wir bieten Ihnen Social-Media-Abteilung einen Tweet absetzen darf. Solche Verbote sind bedarfsgerechte Komplett- natürlich für junge digitale Fachkräfte No-Gos. Wer Digitalexperten lösungen mit garantiertem Next-Business-Day Service, rekrutieren will, um die digitale Transformation voranzutreiben, muss darauf können Sie sich die offene Firmenkultur schon heute leben. verlassen. Nun stellt sich die Frage, was Unternehmen tun können, um sich auf die digitale Transformation einzustellen. Zuerst einmal geht es darum, HCS EDV-Service GmbH den digitalen Kunden zu verstehen. Analysieren Sie sein Nutzungsverhal- Eschborner Landstr. 42-50 60489 Frankfurt ten: Was treibt er mit dem Smartphone? Wie kommuniziert er? Welche tel. 069-7530033 Dienste nutzt er wann und wo? So lassen sich leichter Wünsche und info@hcs-edv-service.de Bedürfnisse ableiten. Denken und entwickeln Sie für maximale Nutzen- und Lösungsorientierung mit der Kundenbrille: Was ist das elementare www.hcs-edv-service.de Bedürfnis meines Kunden? Braucht es dazu ein und insbesondere mein Produkt? Oder geht es eher in Richtung Services und Dienste? IHK WirtschaftsForum 10.16 11
E-COMMERCE KUNDENDATEN, DIE NEUE WÄHRUNG Die effiziente Auswertung von Kundendaten bietet Unternehmen enorme Chancen: mehr Umsatz durch passendere Produkte und bessere Kundenbindung. Bei aller Euphorie darf der Datenschutz darüber aber nicht vergessen werden. Durch Big-Data-Analysen gewinnt FOTO: GETTYIMAGES / TONGRO IMAGES ein Unternehmen nicht nur wichtige Erkenntnisse über das vergangene Kundenverhalten, sondern kann mit- hilfe sogenannter Forecasts oder Nowcasts Vorhersagen über zukünf- tige Ereignisse oder Nutzerverhalten treffen. Es werden – wie einst im Tante-Emma-Laden – persönliche Kundenvorlieben erkannt und ins digitale Zeitalter übersetzt. So sind individuelle Angebote durch Segmentierung und Perso- nalisierung innerhalb der Zielgruppe möglich. Unternehmen lernen ihre Mithilfe von Big-Data-Analysen werden persönliche Kun- denvorlieben identifiziert und ins digitale Zeitalter übersetzt. Kunden nun Schritt für Schritt besser kennen und verringern durch spe- zifische Angebote Streuverlust und B ig Data – ein Buzzword im Marketing. Doch ist das Thema auch Werbekosten. Unternehmen sollten sich dabei unter anderem folgende relevant für E-Commerce-Betreiber im Mittelstand? Ja. Denn im Fragen stellen: Welche Marketingmaßnahmen hatten bisher den meisten E-Commerce und Onlinemarketing haben Unternehmen heute die Erfolg? Wie stelle ich meinen Kunden zufrieden (Thema Kundenbindung)? Chance, anhand des Klickverhaltens oder der Verweildauer auf einer Website Und mit welchen Maßnahmen steigere ich meinen Umsatz? oder in einem Onlineshop genau zu analysieren, welche Bereiche für den Einen Bestandskunden zu binden, ist im Schnitt etwa fünfmal weniger Besucher interessant sind, und dadurch im nächsten Schritt passgenaue kostenintensiv, als einen neuen Kunden zu gewinnen. Big Data bietet vor Angebote zu erstellen. Früher war das nicht so einfach. Es fehlten die allem für KMU im E-Commerce die Möglichkeit, sich durch passgenaue Möglichkeiten, spezifische Kundendaten zu erfassen und auszuwerten. Angebote von der Konkurrenz abzuheben und ihre Produkte noch ge- Unternehmen kommunizierten ihre Produkte einfach mit dem Gießkan- zielter als bisher zu entwickeln und zu vermarkten. Aktuell sind deshalb nenprinzip an alle Kunden. Botschaft und Kommunikation waren für alle schon zwei Drittel des deutschen Mittelstands der Auffassung, dass die Zielgruppen gleich und anhand des Umsatzes ließ sich der Erfolg ablesen. Analyse und Nutzung von Big Data Wettbewerbsvorteile schaffe (2014 Das hat sich im digitalen Zeitalter grundlegend geändert. waren rund ein Drittel der Unternehmen dieser Meinung). Die immer größer werdenden, oft unterschiedlich strukturierten Doch wie geht ein KMU mit Big Data am besten um? Wichtig ist Datenmengen, die ein Unternehmen täglich produziert, vereinen sich eine Kombination aus flexiblem Kundenmanagementsystem (CRM) unter dem Begriff Big Data. Im E-Commerce kommen diese beispielsweise und modernen Analysetools, um den Datenwust in brauchbare Daten durch Website-, Social-Media- oder E-Mail-Marketing-Tracking (teils zu verwandeln. Noch wichtiger ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in Echtzeit) zustande und basieren unter anderem auf demografischen anschließend in operative Entscheidungs- und Geschäftsprozesse zu Daten, Klicks oder Käufen. Bisher waren die Kosten dafür enorm – was integrieren. Ein Beispiel: Ein unbekannter User besucht einen Onlineshop, insbesondere an dem teuren Speicher für die gewonnenen Daten und um Wein zu kaufen. Er sieht sich verschiedene Rotweine aus Italien an, seiner Verwaltung lag. Big Data wurde daher nur von größeren Unter- wird fündig und schließt seinen Kauf ab. Anschließend gibt er seine nehmen genutzt. Doch digitale Entwicklungen wie beispielsweise Cloud personenbezogenen Daten (zum Beispiel E-Mail-Adresse) im Kaufpro- Computing machen Big Data, auch aufgrund der gesunkenen Kosten für zess ein und wird dadurch identifizierbar. Auch das nächste Mal kauft Speicherplatz, für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit der Kunde im Onlineshop italienischen Rotwein der gleichen Marke. kleinerem IT-Budget erschwinglich. Durch die Auswertung seines Kaufverhaltens ist ein gezieltes Bespielen Die Nutzung von Big Data birgt einige Herausforderungen für mit Werbemaßnahmen möglich, beispielsweise im E-Mail-Marketing. Das Mittelständler, zum Beispiel die sinnvolle Auswertung von riesigen Da- Unternehmen weiß nun, welche Art Wein (Rotwein) aus welchem Land tenmengen, die einen wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellen können. (Italien) und sogar in welcher Preisklasse (sechs bis acht Euro) der Kunde 12 IHK WirtschaftsForum 10.16
Digitale Wirtschaft Daten aus Google oder Facebook mit einer Datawarehouse-Lösung zu UMGANG MIT BIG DATA verknüpfen. So lassen sich die gewonnenen Daten in Relation zueinander ❙❙ Bestandsaufnahme: Welche Daten liegen dem Unternehmen schon stellen und es ist möglich, den Kunden mit passgenauen Inhalten anzuspre- vor? Diese beinhalten wertvolle Informationen über die Kunden. chen. Unternehmen sollten darauf achten, diese personalisierte Behandlung ❙❙ Festlegung einer Datenstrategie: Welchem Zweck dienen die gesam- über alle Kanäle und alle verfügbaren Geräte hinweg zu gewährleisten. melten Daten? ❙❙ Erhebung neuer Daten, zum Beispiel von Google Analytics oder Face- Der Kunde von heute erwartet von Unternehmen individuelle In- book. Diese werden mit den vorhandenen Daten zusammengeführt. halte und personalisierte Ansprachen. Gleichzeitig jedoch hinterfragt ❙❙ Unternehmen sollten ein verantwortliches Team aus allen beteiligten und fordert er immer kritischer die Einhaltung des Datenschutzes. Dies Abteilungen (IT, Vertrieb und Marketing) bilden, das die entstehenden stellt Unternehmen mit Sicherheit vor eine Herausforderung, ist jedoch Daten untersuchen und einordnen kann. ❙❙ Aus den gewonnenen Daten sollten Unternehmen anschließend Maß- kein Ding der Unmöglichkeit. Die Verknüpfung von verschiedensten nahmen für ihre strategischen und operativen Entscheidungs- und Daten, die an sich anonym und unproblematisch sind, ergeben durch Geschäftsprozesse ableiten. Big Data für Unternehmen plötzlich ein persönliches Kundenprofil. ❙❙ Datenschutz nicht vergessen: Um personalisierte Daten zu erheben, Oft liegt aber genau dafür keine Einverständniserklärung des Kunden benötigen Unternehmen eine ausdrückliche Einwilligung ihrer Kun- den. Eine Opt-out-Möglichkeit reicht in diesem Fall nicht aus. vor. Wie können Unternehmen also datenschutzkonform agieren und trotzdem Kundendaten effektiv einsetzen? Generell brauchen Unternehmen bei einer personenbezogenen bevorzugt. Diese Informationen können zukünftig genutzt werden, um ihn Datenverarbeitung entweder eine Erlaubnis durch den Betroffenen beispielsweise mit einem Rabatt-Gutschein seines Lieblingsweins oder mit (durch eine Einwilligung, vergleiche §§ 4a Bundesdatenschutzgesetz einem Kennenlern-Angebot anderer italienischer Rotweine anzusprechen. (BDSG), 13 Abs. 2 Telemediengesetz (TMG)) oder es muss eine gesetz- Das Unternehmen geht auf die Wünsche und Vorlieben seines Kunden liche Regelung gegeben sein (§ 4 Abs. 1 BDSG, § 12 Abs. 1 TMG, Art. 7 ein. So wird durch personalisierte Inhalte aus einem vormals anonymen EU-Datenschutzrichtlinie (DSRL)). Eine Einwilligung besteht dann, wenn Kunden im besten Fall ein loyaler Bestandskunde. der Betroffene über die verarbeitende Stelle, die Art der Verarbeitung, Aufgrund dieser veränderten Möglichkeiten steht nicht mehr der rei- den Zweck und den Datenumfang informiert ist und hierzu ausdrücklich ne Kaufabschluss im Fokus, sondern die gesamte Kundenreise (Customer und freiwillig seine Zustimmung erteilt hat (§ 4a BDSG, Art. 2 lit. h EU- Journey). Zudem betrifft diese Entwicklung aber auch alle beteiligten DSRL). Konkret bedeutet dies, dass Big Data und Datenschutz nicht im Abteilungen – von der IT / Business Analytics über den Vertrieb bis hin Widerspruch stehen. Basis ist allerdings eine offene und transparente zum Marketing. Eine enge Zusammenarbeit der Abteilungen sowie ein Kommunikation, in der dem Kunden erklärt wird, was mit seinen Daten ganzheitliches Kundendenken und der Austausch von Daten sind die passiert, wozu diese verwendet werden und welchen Mehrwert er durch Grundvoraussetzung. Einzelkämpfer- und klar getrenntes Abteilungs- die Nutzung seiner Daten erfährt. Dann steht der Freude durch passende denken stehen dem Erfolg im Weg. Angebote nichts mehr im Wege. ❙ Bevor Unternehmen den Schritt in Richtung Big Data gehen, ist es sinnvoll, zuerst Schritt für Schritt zu analysieren, welche Daten innerhalb AUTORIN des Unternehmens schon vorliegen, sozusagen Small Data. Unternehmen CORINA HEINZ nutzen aktuell noch nicht einmal alle vorhandenen Daten, um Marketing- Referentin, BIEG Hessen, ziele zu erreichen. Oft bringt die Auswertung der Daten, die über Business- c/o IHK Frankfurt Analytics-, Website- und Social-Media-Analyse-Tools gewonnen wurden, corina.heinz@ bieg-hessen.de schon wichtige Erkenntnisse über bestehende Kunden, wie beispielsweise Einkaufsverhalten oder Besuchsfrequenz. Ziel sollte es sein, die vorhandenen Kundendaten (zum Beispiel aus dem Onlineshop) mit den gewonnenen SAV Anzeige IHK Wirtschafts Forum 210 X 72 mm plus 3 RZ.pdf 05.09.2016 14:02:11 Uhr Wir optimieren Ihre Konditionen! richtige Gestaltung der Kautionsverträge „Durch die Einschaltung der SAV konnten aktives wir Kredit- und Avalprovisionen Kredit- und Avalverfahrung Avalmanagement seit über 18 Jahren im sechsstelligen Bereich einsparen“ CEO Projektentwicklungsgesellschaft, Berlin nachhaltige Reduzierung Serviceleistungen Avalkosten / Kreditkosten aus einer Hand Ansprechpartner: Torsten Steinwachs Rechtsanwalt / Wirtschaftsmediator / geschäftsführender Partner der SAV / seit 18 Jahren im Avalbereich tätig www.avalvermittlung.com Wiesenhüttenplatz 26, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: +49 69 8740309-0, Fax: +49 69 8740309-10, Mail: steinwachs@avalvermittlung.com
CYBERSICHERHEIT „AUF MITHILFE ANGEWIESEN“ Ein Gespräch mit Peter Beuth, hessischer Innenminister, über die besondere Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Hessen für Cyberkriminelle, geeignete Präventionsmaßnahmen und die hessische Agenda für Cybersicherheit. FOTO: GETTYIMAGES / PETER DAZELEY Peter Beuth, hessischer Innenminister: „Ein vollständiger Schutz gegen Cyberkriminali- tät ist nur schwer umzusetzen. Doch es gibt Standardvorkehrungen, die das Sicherheits- niveau mit vergleichsweise kleinem Aufwand deutlich anheben. Es gilt, bildlich gespro- chen, offene Eingangstüren zu schließen.“ sonders durch Aktivitäten der Wirtschaftsspionage durch fremde Nachrichtendienste sowie durch Konkurrenzausspähung gefährdet. Hessen beherbergt viele Weltmarktführer und Hidden Champions. Diese Spitzenpositionen stehen bei Wirtschaftskriminellen besonders im Fokus. Das gilt insbesondere auch für kleine und mittelständische Unternehmen mit hoher Innovationskraft. Können Unternehmen die staatlichen Stellen in ihrer Arbeit unter- stützen? BEUTH: Cybersicherheit kann nur als Gemeinschaftsleistung erfolgreich Herr Beuth, mit der Digitalisierung der Geschäftsprozesse steigt für sein, von daher sind die Sicherheitsbehörden auf die Mithilfe der Wirtschaft Unternehmen auch die Bedrohung durch Cyberkriminalität. Was angewiesen. Für uns ist besonders wichtig, dass wir erfahren, wie die Täter genau ist unter diesem Begriff aus polizeilicher Sicht zu verstehen? vorgehen. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen beschäftigt BEUTH: Bei Cyberkriminellen handelt es sich um Straftäter, die übli- sich mit dieser Problematik. Fremde Nachrichtendienste versuchen, die cherweise den Computer als Tatmittel benutzen. Wir beobachten dieses eigene Wirtschaft bei der Erschließung moderner Technologien illegal zu Kriminalitätsphänomen mit großer Aufmerksamkeit. Das beginnt bei fördern. Werden Betriebsgeheimnisse ausgespäht, ist das eine Gefahr für der Wirtschaftsspionage, geht über mögliche Angriffe auf kritische die hessischen Unternehmen. Dies müssen wir entschieden verhindern. Infrastrukturen bis hin zu den klassischen Betrugsdelikten, die sich dann nun mal nicht in der realen, sondern der virtuellen Welt abspielen. Gibt es überhaupt Möglichkeiten für Unternehmen, um sich vor Die Intensität der verschiedenen Bedrohungen ist sehr unterschiedlich, cyberkriminellen Angriffen zu schützen? aber wir nehmen sie alle sehr ernst. BEUTH: Ein vollständiger Schutz gegen Cyberkriminalität ist nur schwer umzusetzen. Nicht nur rein technisch, sondern auch, was die Welche Konsequenzen hat das Land Hessen daraus gezogen? sehr hohen Kosten angeht. Doch es gibt Standardvorkehrungen, die BEUTH: Wir haben die hessischen Sicherheitsbehörden in diesem das Sicherheitsniveau mit vergleichsweise kleinem Aufwand deutlich Bereich personell und technisch verstärkt. Gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck an der Umsetzung des IT-Sicherheitsgesetzes und der hessischen Agenda für Cybersicherheit. Denn Cybersicherheit ist ein KONTAKTE Grundpfeiler der öffentlichen Sicherheit in Deutschland, deshalb muss ❙❙ Zentrale Ansprechstelle im Hessischen Landeskriminalamt: unsere Botschaft sein: Virtuelle Straftaten haben reale Konsequenzen. www.polizei.hessen.de (Suchbegriff „Landeskriminalamt“) ❙❙ Wirtschaftsschutz des Landesamts für Verfassungsschutz Hessen: www.lfv.hessen.de Ganz konkret: Wie gefährdet ist die hessische Wirtschaft? ❙❙ Computer-Emergency-Response-Team im hessischen Ministerium BEUTH: Hessen ist als zentraler Wirtschaftsstandort in Deutschland des Innern: www.hessen@hmdis.hessen.de und Europa neben allgemeinen Formen von Cyberkriminalität be- 14 IHK WirtschaftsForum 10.16
Digitale Wirtschaft Wichtig ist auch: Nur wenn Straftaten zur Anzeige gebracht werden, Cyberkriminalität in Deutschland können die hessischen Sicherheitsbehörden handeln. Entwicklung im Im Jahr 2015 wurden 45 793 Straftaten im Bereich Cybercrime erfasst. Vergleich zu Davon: 2014 in Prozent: Computerbetrug Wie unterstützt das Land Hessen die Unternehmen? Missbrauch von gestohlenen Daten 23 562 + 5,6 % BEUTH: Wir haben für den Haushalt 2017 beschlossen, den Bereich Cyber- (z. B. beim Onlinebanking) crime und organisierte Kriminalität mit zusätzlichen Stellen bei der Polizei zu Ausspähen/Abfangen von Daten stärken. Das ist eine bewusste Schwerpunktsetzung und wichtige Investition Diebstahl digitaler Zugangsdaten 9 629 - 19,0 und Identitäten (z. B. durch Phishing) in die Sicherheit von Unternehmen und Bürgern. Es gilt, mit dieser Expertise Fälschung urkundlicher Daten, der Sicherheitsbehörden auch kritische Infrastrukturen besser zu schützen. Täuschung im Rechtsverkehr 7 187 - 10,3 Wir haben auch zahlreiche Informationsangebote initiiert, die Unternehmen Vortäuschen einer Person bzw. Firma, um an Daten oder Geld zu gelangen helfen können, sich gegen Cyberkriminalität zu schützen. Außerdem bringt Datenveränderung, das Land gemeinsam mit dem hessischen Forschungshotspot Cybersicherheit Computersabotage Verbreitung von Schadsoftware 3 537 - 37,6 am Standort Darmstadt über den runden Tisch „Cybersicherheit Hessen“ (Trojaner, Viren und Würmer) praxisnahe und handhabbare Lösungen auf den Weg, die den Unternehmen, Betrug mit Zugangsberechtigungen Manipulation v. Telekommunikationsanlagen der Verwaltung und den Bürgern mehr Sicherheit bieten. ❙ 1 878 - 8,6 (z. B. teure Auslandstelefonverbindungen durch Zugriff auf Router) Quelle: Bundeskriminalamt (2016) © Globus 11172 INTERVIEW MATTHIAS WERNER Pressesprecher, anheben. Es gilt, bildlich gesprochen, offene Eingangstüren zu schließen. IHK Limburg Jedes Unternehmen sollte individuell eine Risikoabwägung durchführen m.werner@ limburg.ihk.de und sich für pragmatische und effiziente Maßnahmen entscheiden. Die hessischen Sicherheitsbehörden helfen Unternehmen, dieses Verbes- serungspotenzial festzustellen und geeignete Maßnahmen zu treffen. IHR PLUS: PARTNERSCHAFT FÜR DEN ERFOLG. Die Firmenversicherungen von R+V. Für Sie, Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden. R+V bietet Ihnen als verlässlicher Partner die Erfahrung und Finanzstärke eines soliden Firmenversicherers, der Sie ganzheitlich und bedarfsgerecht berät. Erfahren Sie mehr in den Volksbanken Raiffeisenbanken, R+V-Agenturen oder auf www.ruv.de/firmenkunden IHK WirtschaftsForum 10.16 15
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