Wirtschaft braucht Energie - IHK München
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
3/2023 www.magazin.ihk-muenchen.de Wirtschaft braucht Energie Die Lage der Firmen und ihre Forderungen 22 34 42 DIGITALISIERUNG PROBLEMLÖSER INSOLVENZRISIKO Wie kommt in Bayern die socialbee bringt Geflüchtete Wie Geschäftsführer Transformation voran? dauerhaft in Beschäftigung rechtzeitig reagieren
EUROPAS TRANSPORTER NR 1! * AB JETZT BESTELLBAR! DER NEUE FORD TRANSIT CUSTOM Ford Transit Custom Kastenwagen LKW Basis 280 L1 2,0 ZUM l EcoBlue-Motor 81kW (110 PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, FWD-Antrieb, TOP AUSSTATTUNG inklusive! ANGEBOT monatl. Leasingrate netto € 299,-1 Einfach QR-Code mit Ihrer Smartphone- Kamera scannen. Automobilforum Kuttendreier GmbH 1 Hauptbetrieb mit Transit Center • Drosselweg 21 • 81827 München 2 Moosach mit Transit Center • Dachauer Straße 463 • 80993 München 3 FORD STORE | Solln • Meglinger Str. 30-32 • 81477 München *Quelle: IHS (Kraftfahrt-Bundesamt). Beispielfoto eines Fahrzeuges der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale des abgebildeten Fahrzeuges sind nicht Bestandteil des Angebotes. 1) Ein Lea- singangebot der Ford Bank GmbH, Henry-Ford-Str. 1, 50735 Köln, für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden), gültig bis 31.3.2023. Bitte sprechen Sie uns für weitere Details an. Ist der Leasingnehmer Verbraucher, besteht nach Vertragsschluss ein Widerrufsrecht. 2) Gilt für einen Ford Transit Custom Kastenwagen LKW Basis 280 L1 2,0 l EcoBlue-Motor 81kW (110 PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, FWD-Antrieb, Start-Stopp-System, Euro 6d-ISC-FCM, 299,00 netto (€ 355,81 brutto) monatliche Leasingrate, € 0,- netto (€ 0,- brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 48 Monaten Laufzeit und 40.000 km Gesamtlaufleistung. Leasingrate auf Basis eines Fahrzeugpreises von € 35.550,- netto (€ 42.304,50 brutto), zzgl. € 1.168,07 netto (€ 1.390,- brutto) Überführungskosten.
EDITORIAL Ausbildung im Aufschwung Jammern ist einfach, Handeln deutlich dien und Ausbildungscamps. Dazu gehört schwerer. Gerade wenn es um ein solch auch, dass wir uns verstärkt um die wach- anspruchsvolles Thema wie die duale Be- sende Zahl der jungen Menschen bemühen, rufsausbildung geht. Jammern hilft nicht, die sich mit ihrer Entscheidung für ein eher Handeln schon. So halten wir es bei uns in theorielastiges Studium nicht mehr wohl- Oberbayern – unsere engagierten Ausbil- fühlen, die zweifeln, ob sie ihre Karriere nicht dungsbetriebe genauso wie wir als IHK. Ge- besser mit einer praxisnahen Ausbildung in meinsam kommen wir voran! einem Unternehmen zünden wollen. Außerdem startet Anfang März eine neue Und das ist das Ergebnis unserer gemeinsa- bundesweite Ausbildungskampagne, an men Arbeit: der wir gemeinsam mit der Deutschen In- Foto: Wolf Heider-Sawall l In München und Oberbayern haben im dustrie- und Handelskammer und den üb- September 2022 insgesamt 14 618 junge rigen 78 deutschen IHKs mitgewirkt haben. Menschen einen neuen Ausbildungsvertrag Der kraftvolle Slogan »Ausbildung macht mit IHK-Mitgliedsfirmen, also mit Industrie-, mehr aus uns!« trifft es auf den Punkt. Las- Handels- und Dienstleistungsbetrieben, sen Sie sich überraschen! abgeschlossen. Das sind fast drei Prozent Mein ganz besonderer Dank geht an unsere Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer mehr als im Vorjahr (14 197) – ein hervorra- mehr als 9 000 Ausbildungsbetriebe in Ober- der IHK für München und Oberbayern gendes Ergebnis. Vor allem angesichts der bayern und an unsere ebenfalls mehr als historisch niedrigen Zahl an Schulabsolven- 9 000 ehrenamtlichen Prüferinnen und Prü- ten und der exzellenten Wahlmöglichkeiten fer. Gemeinsam machen sie unser System verschiedenster Bildungswege in Bayern. der dualen Ausbildung zu einem herausra- l Schon seit einer Dekade entscheiden sich genden, ja im wahrsten Sinne grenzenlosen rund 40 Prozent eines Jahrgangs für eine Erfolg. Denn nirgendwo auf der Welt ist die Berufsausbildung und davon wiederum fast Jugendarbeitslosigkeit geringer als bei uns. 60 Prozent für Berufe der IHK-Sektoren. Am Darauf können wir alle miteinander stolz begehrtesten war hier im vergangenen Jahr sein – und mit Kraft und Zuversicht in das – passend zum digitalen Wandel – erstmals neue Ausbildungsjahr 2023 starten! das Berufsfeld Fachinformatiker/-in knapp vor dem Klassiker Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel. Ihr l Lediglich 355 Jugendliche in München und Oberbayern fanden keine Ausbildungs- stelle. Gleichzeitig konnten 4 450 Lehrstellen nicht besetzt werden. Die Zahlen zeigen: Je- der Jugendliche, der lernen will und kann, hat in München und Oberbayern hervorra- gende berufliche Ausbildungsperspektiven. Das Erreichte spornt uns an für die Zukunft. Wir werben für die duale Ausbildung noch intensiver in Schulen, Messen, sozialen Me- Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023 3
INHALT TOP-THEMEN NAMEN + NACHRICHTEN TITELTHEMA 6 METAVERSE ENERGIE Studie: Welche Nutzungen sind denkbar? Hohe Gas- und Strompreise, komplizierte Genehmigungsverfahren UNTERNEHMERPROFIL und viel Unsicherheit – für Unternehmen stellt die Energiekrise ein enormes Risiko dar. Ein Lagebericht. 10 YASMIN UND CHRISTIAN HEMMERLE Das Unternehmerpaar verfolgt mit seinem Foto: anmuht.ch fotografie/Adobe Stock Juwelierhaus eine unkonventionelle Strategie TITELTHEMA 12 ENERGIE 12 Eine Tour durchs Land zeigt, wie Firmen mit der Energiekrise kämpfen. Welche Fortschritte es gibt – und wo es weiter hakt 18 STANDPUNKTE Stimmen der Wirtschaft zur Energiekrise 20 STROMNETZE UNTERNEHMEN + MÄRKTE Die Stromnetze in Bayern müssen ausgebaut SOCIALBEE werden – so gehen die Netzbetreiber vor STANDORTPOLITIK Zarah Bruhn (Foto) gründete Deutschlands erste soziale Zeitarbeits- agentur für Geflüchtete und bietet auch Weiterbildungsprojekte und 22 DIGITALISIERUNG Coaching an – die Erfolgsquote ist hoch. Eine IHK-Umfrage zeigt, wie Firmen mit der digitalen Transformation vorankommen 25 IHK AKTUELL Neue EU-Ökodesign-Verordnung 26 FACHKRÄFTE Die Möglichkeiten des neuen Chancen- Aufenthaltsrechts – und die Kritikpunkte 34 28 Foto: Google.org KONJUNKTUR Wie Unternehmen in Bayern die Geschäftsstimmung einschätzen 30 DIVERSITY So profitieren Firmen von mehr Vielfalt im BETRIEB + PRAXIS Betrieb DIGITALISIERUNG 32 MITTELSTANDSFINANZIERUNG Banken müssen mehr Kapital für Risiken zurücklegen – das Polster ist umstritten Manch digitale Lösung lässt technisch keinen Wunsch offen – und enttäuscht trotzdem. Warum es sich lohnt, bei der Digitalisierung die Nutzer stärker ins Blickfeld zu rücken. UNTERNEHMEN + MÄRKTE 34 PROBLEMLÖSER Zarah Bruhn bringt mit ihrem Unternehmen Foto: Gorodenkoff/Adobe Stock socialbee Geflüchtete nachhaltig in Arbeit 38 ROADSHOW INTERNATIONAL Erfolgreich im Auslandsgeschäft – Chancen, 46 Beratungsangebote und Förderprogramme 40 SOZIALUNTERNEHMEN Der Social-Startup-Hub Bayern berät Firmen, die unternehmerische Lösungen für gesellschaftliche Probleme bieten 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023
Hinterschwepfinger.de BETRIEB + PRAXIS 42 INSOLVENZ Wie Geschäftsführer rechtzeitig handeln, wenn das Unternehmen in eine Krise gerät 45 IHK AKTUELL Forum Zentralasien/62. Münchner Steuerfachtagung/ Familienpakt Bayern 46 DIGITALISIERUNG Warum es sich lohnt, bei der Digitalisierung die Nutzer stärker ins Blickfeld zu rücken 48 GEFAHRGUT Die wichtigsten Änderungen für den Gefahrguttransport 50 VERSICHERUNGSVERMITTLER Norman Wirth vom Bundesverband Finanzdienst- leistung erklärt, wie sich die neuen Berufspflichten in der Praxis erfüllen lassen 52 INNOVATIONEN Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand – die neuen Förderbedingungen 81 IHK AKTUELL Erstinformationspflichten: neue DIHK-Adresse RUBRIKEN 3 EDITORIAL 8 FIRMENJUBILÄEN 54 VERÖFFENTLICHUNGEN + BEKANNTMACHUNGEN –P rüfungsordnung für die Durchführung von Abschluss- und Umschulungsprüfungen der IHK –P rüfungsordnung für die Durchführung von Fortbildungsprüfungen der IHK –B esondere Rechtsvorschriften für die Fortbildungs- prüfung Geprüfte/-r Industriemeister/-in – Fach- Ihr Standort richtung Luftfahrttechnik, Bachelor Professional in platzt aus Luftfahrttechnik (IHK) –B esondere Rechtsvorschriften für die Fortbildungs- allen Nähten? prüfung Geprüfte/-r Industriemeister/-in – Fachrichtung Brandschutz IHK –B erichtigung der Ausbildungsregelung für die Ausbildung von Menschen mit Behinderung zur/ Wir zum Fachpraktiker/-in für Büromanagement • analysieren Ihre Bedürfnisse 79 FIRMENINDEX • planen An- oder Neubau 80 EHRUNGEN • setzen schlüsselfertig um 82 KARIKATUR/IMPRESSUM Beilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage) Termintreu. Nachhaltig. fb.com/ihk.muenchen.oberbayern Kostensicher. @IHK_MUC Das IHK-Magazin gibt es auch online: www.magazin.ihk-muenchen.de
NAMEN + NACHRICHTEN INTERVIEW Unterwegs in IHK Girls’Day digitalen Welten »Role Model sein« Unternehmerin Veronika Peters, Prokuristin der Gebrüder Peters Gebäudetechnik GmbH in Ingolstadt, ist auch in diesem Jahr – am Foto: DIgilife/Adobe Stock 27. April – wieder Gastgeberin beim IHK- Girls’Day. Unter dem Motto »Ich werde Chefin« will diese Aktion Schülerinnen die Selbstständigkeit als Berufsoption näher- bringen. Gesucht werden weitere Gast- geberinnen. Frau Peters, warum ist der Metaverse IHK-Girls’Day für Sie als Unternehmerin ein Muss? Vergnügen virtuell Auch wenn noch Luft Ganz neue Möglichkeiten für Handel, Konsum und Interaktivität nach oben ist – es gibt bietet das Metaversum. Damit sind gemeinsam genutzte, virtuelle immer mehr Chefinnen. 3-D-Räume gemeint, die sich zu einem virtuellen Universum verbin- Indem wir am speziellen den. Eine Umfrage zu dessen potenziellen Nutzungsszenarien hat IHK-Girls’Day zum Chefin- das Marktforschungs- und Datenunternehmen Yougov unter rund nen-Gespräch einladen, machen 6 000 Teilnehmern in Deutschland, Großbritannien und den USA er- wir das sichtbar und zeigen, dass es ganz stellt. Demnach hat jeder dritte Verbraucher hierzulande schon vom normal ist und sein sollte, wenn Frauen Un- englischen Begriff »Metaverse« gehört, unter den 25- bis 34-Jähri- ternehmen führen. gen jeder zweite. Nur fünf Prozent der Deutschen haben eine Metaverse-Anwendung Was bieten Sie konkret an? jedoch bereits selbst ausprobiert, in den USA sind es immerhin 15 Im Mittelpunkt steht ein Austausch mit mir Prozent. Diese Gruppe der »Pioniere«, wie die Studie sie nennt, be- und unseren weiblichen Führungskräften. steht hierzulande zu knapp zwei Dritteln aus Männern zwischen 35 Wir erklären, was eine Chefin alles tut, wa- und 44 Jahren. Sie beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit digi- rum es großartig ist, ein Unternehmen zu talen Medien wie Computerspielen. 70 Prozent von ihnen geben an, führen. Die Mädchen sind neugierig, stellen ihre Privatsphäre im Internet sei ihnen egal. Zum Vergleich: In der viele Fragen, lassen sich inspirieren. Gesamtbevölkerung sagen das nur 17 Prozent. 14 Prozent der Befragten hatten das Metaverse zwar noch nicht be- Was ist Ihre wichtigste Botschaft dabei? sucht, finden es aber interessant. Sie sind offen für digitale Neuerun- Die Schülerinnen sollen mitnehmen, dass die gen. Mehr als die Hälfte von ihnen erwartet, dass Augmented Reali- Selbstständigkeit sinnstiftend und erfüllend ty für den Alltag nützlich sein könnte. Alle Befragten in Deutschland ist, dass man eigene Wege gehen, gestalten halten Konzerte oder Filme für die wahrscheinlichste Anwendung kann. So wollen wir ihnen den Impuls geben, im Metaversum. www.yougov.de – Suchbegriff: »Metaverse« selbst über die Selbstständigkeit nachzuden- ken. Wir sind sehr gern Role Models. 66 % Firmenchefinnen, die als Gastgeberin beim IHK-Girls’Day dabei sein wollen, können sich anmelden unter: www.ihk-muenchen.de/girlsday Zudem unterstützt die IHK den klassischen der in Deutschland verwendeten seltenen Girls‘Day und Boys’Day am 27. April 2023 Erden stammen aus China. gemeinsam mit den oberbayerischen Agen- Die Rohstoffe im Wert von 49,3 Millionen Euro turen für Arbeit sowie der EUREGIO-Initi- Foto: Gebrüder Peters ative Salzburg – Berchtesgadener Land – werden zum Beispiel für Elektromotoren, Traunstein: www.boys-day.de Batterien oder Handys benötigt. www.girls-day.de – www.girlsday.info Quelle: Statistisches Bundesamt, Werte Januar bis November 2022 6
KURZ & KNAPP IHK-Zukunftskonferenz 2023 Recruiting von Gen Y und Z Energie Das Suchen und Gewinnen von Fachkräften der Generationen Y Hilfen für Firmen und Z ist Thema der IHK-Zukunftskonferenz am 28. März 2023 am Die Bayerischen Energie-Härtefallhilfen Münchner IHK-Campus. Zum Start gibt Jugendforscher Simon sollen Unternehmen unterstützen, die be- Schnetzer Einblicke, wie diese potenziellen Mitarbeitenden »ticken« sonders von den gestiegenen Energieprei- und wie Unternehmen sie gezielt ansprechen und halten. Außer- sen betroffen sind. Hilfen gibt es für Heizöl, dem diskutiert er mit Auszubildenden über ihre Werte und ihre Vor- Holzpellets, Flüssiggas, Kohle sowie Gas, stellungen zur Arbeitswelt. Strom und Fernwärme. Antragsberechtigt Im Anschluss können Teilnehmer aus parallel stattfindenden Vor- sind kleine und mittelständische Unterneh- trägen (»Deep Dives«) über Themen wie etwa Bewerbungsprozess, men, unabhängig von ihrer Rechtsform und Onboarding, Generationenmanagement oder Feedbackkultur wäh- Branche. Die IHK für München und Ober- len. Des Weiteren gibt es Tipps und Tricks zum Recruiting auf Social bayern ist Bewilligungsstelle. Media sowie Best Practices. Zum Abschluss bietet Collin Croome, Weitere Infos und Beantragung: Metaverse-Experte und Digitalmarketingstratege, eine Vision zur www.ihk-muenchen.de/de/Service/ »Arbeitswelt im Metaverse«. energie-haertefallhilfe www.ihk-muenchen.de/zukunftskonferenz IHK-Standortumfrage Sie sind gefragt! Von 13. bis 17. März 2023 findet die große IHK-Standortumfrage statt. 60 000 Mitglieds- unternehmen verschiedener Größen und Branchen in Oberbayern erhalten dazu von der IHK für München und Oberbayern einen Foto: rh2010/Adobe Stock Brief mit einem Link zur Umfrage. Die an- onymisierten Umfrageergebnisse wird die IHK an die Kommunalpolitik adressieren. Gutes Team – über Bei der letzten Umfrage 2019 erzielte der Generationen hinweg wichtig Standort die Gesamtnote 2,0. Mehr Informationen gibt es unter: www.ihk-muenchen.de/standortumfrage Onlineservices Gewerbeänderungen Auszeichnung online erledigen Für die Heimat Regional verwurzelte Unternehmen leisten Firmen können bei der Landeshauptstadt München nun Gewerbe- einen großen Beitrag zur Lebensqualität vor ummeldungen wie Betriebssitzverlegungen und Gewerbeerweite- Ort. So schaffen sie zum Beispiel wohnort- rungen, aber auch Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen digi- nahe Arbeitsplätze und fördern das gesell- tal einreichen. Dies gilt für Einzelunternehmen (eingetragen oder schaftliche Leben. Das Bayerische Staats- nicht eingetragen), aber auch für GbRs, GmbHs, UGs haftungsbe- ministerium der Finanzen und für Heimat schränkt und AGs. Der Zugang erfolgt über: möchte diesen besonderen Einsatz mit der www17.muenchen.de/gewerbe/webclient/app/m/9162000 Auszeichnung »Heimatverbundenes Unter- Für alle anderen bayerischen Städte und Gemeinden ist der Online- nehmen« für hervorragende Maßnahmen service über das BayernPortal, die zentrale Informationsplattform würdigen. Interessierte Firmen können sich der öffentlichen Verwaltung, möglich: www.freistaat.bayern bis 24. März 2023 bewerben. Weitere Infos und Bewerbungsbogen unter: Für beide Zugangswege ist eine BayernID (Identifikationsnummer) www.heimatverbundenes-unternehmen. erforderlich, die zuvor erstellt werden kann. bayern.de Infos und Registrierung unter: bayernid.freistaat.bayern/de/bayern/freistaat Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023 7
JUBILÄEN Firmenjubiläen Ihr Unternehmen begeht in diesem Jahr ein Jubiläum? Das ist auf jeden Fall ein Grund zum Feiern. 150 JAHRE 100 JAHRE P. Oberhammer GmbH Mayer Brennstoffe GmbH München Neuburg Der Büchsenmacher Peter Oberhammer 1922 startete Josef Mayer mit 29 Jah- gründete seinen Betrieb 1872. Später ren seinen Brennstoffhandel. Zu dieser wurde er »Königlich bayerischer Hof- Zeit wurde Kohle noch säckeweise in büchsenmacher« und »K. Bayer. Hoflie- den Keller gehievt. Erst vor vier Jahren ferant & Gewehrfabrikant«. Er meldete nahm das Unternehmen Kohle aus dem verschiedene Patente an, unter ande- Angebot. Bereits in den 1950er-Jahren Foto: IHK München rem für den sogenannten Drilling, ein verschwand Torf als Brennstoff. Es kam bekanntes Jagdgewehr. Nach dem Tod flüssiger Brennstoff, der erste Tankwagen des Gründers führte die Familie das Un- wurde angeschafft. Heute wird das Fami- ternehmen weiter. 2021 übernahm die lienunternehmen in vierter Generation E-Commerce-Gruppe nimax GmbH aus Patric Leibig (l.), Geschäftsführer von Josef Mayer und Josef Mayer junior Landsberg a. Lech das Geschäft und ver- Oberhammer, und Dominik Schwarz geleitet. bindet nun den stationären Fachhandel (Mitte), CEO nimax, mit IHK-Haupt- mit dem Onlinehandel. geschäftsführer Manfred Gößl 100 JAHRE Foto: Manfred Dittenhofer BayWa AG Foto: Brauer Photos/G. Nitschke München Die Bayerische Warenvermittlung land- wirtschaftlicher Genossenschaften AG wurde 1923 gegründet. Ihren Ursprung hat sie im genossenschaftlichen Land- handel. Ihre Aufgabe: den ländlichen Mitarbeiterin Inge Regnat, Amanda May- Raum mit allem zu versorgen, was die er, IHK-Abteilungsleiterin Elke Christian, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Landwirtschaft braucht. Heute ist die Josef Mayer, Claudia Mayer, Josef Mayer Aiwanger, BayWa-Chef und IHK- BayWa ein weltweit tätiger Konzern mit junior, Mitarbeiter Fabian Samet (v.l.) Präsident Klaus Josef Lutz, Landtags- den Geschäftsfeldern Energie, Agrar, präsidentin Ilse Aigner und IHK-Haupt- Bau sowie der Entwicklungssparte In- geschäftsführer Manfred Gößl (v.l.) novation und Digitalisierung. Die Bay- Wa-Stiftung engagiert sich für gesunde Ernäh- rung und erneuerbare 50 JAHRE IHK-EHRENURKUNDE Energie. Der Konzern Josef Grabmeier GmbH, Ebersberg beschäftigt über 21 000 IHK-Ansprechpartnerin Transporte, Erdbewegungen, Abbruch- Menschen und ist in Monika Parzer, Tel. 089 5116-1357 arbeiten, Baustoffhandel rund 50 Ländern vertre- monika.parzer@muenchen.ihk.de ten. 2021 setzte er fast 20 Thornhill-Golf-Sport-Sonne-Schwarz Milliarden Euro um. Er GmbH, München www.ihk-muenchen.de/firmenjubilaeum wird seit 2008 von Klaus Hotel- und Golfclub-Management, Josef Lutz geführt. Unternehmensberatung 8 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023
Wissen Sie, wo Sie eine Mitarbeiter- Motivations-Spritze finden? Hier: Die Betriebliche Gesundheitsförderung der Krankenkassen in Bayern auf einen Klick. Weil Firmen, die sich um ihre Mitarbeitenden kümmern, attraktiver sind als andere – so einfach ist das. bgf-koordinierungsstelle.de/bayern
UNTERNEHMERPROFIL »Wir nehmen uns Zeit« Ausgefallene Kreationen treffen auf eine unkonventionelle Geschäftsstrategie – Christian und Yasmin Hemmerle wollen die Internationalisierung ihres Juwelierhauses vorantreiben. Von Harriet Austen S chauen Sie doch einmal heraus zusammen«, sinniert Yasmin Hemmerle. In einer Werkstatt im Lehel sind 20 erfah- auf die Maximilianstraße«, fordert »Schmuck kann alles sein.« Man dürfe sich rene Goldschmiede damit beschäftigt, Christian Hemmerle den Gast auf. nur nicht limitieren lassen, weder von den 2-D-Skizzen »Leben einzuhauchen«, wie Früher hätten individuelle Geschäfte das Materialien noch vom Denken. Deshalb Yasmin Hemmerle es nennt. Dabei sitzen Bild der exklusiven Münchner Einkaufs- sei sie froh, dass ihre Schwiegereltern ih- sie oft mehr als 500 Arbeitsstunden an straße geprägt, heute seien es nur noch nen so viel Freiraum gelassen haben, als einem Stück. »Das ist hohe Kunst«, lobt Großkonzerne. »Wir sind die absolute sie 2006 in das Unternehmen eintraten. sie das Team. Jeder Einzelne habe einen Ausnahme«, sagt der Inhaber der traditi- Das junge Paar hatte sich in London beim immens großen Anteil am Erfolg des Fa- onsreichen Hemmerle Juweliere GmbH. BWL-Studium kennengelernt. Christian milienunternehmens. Dass hier echte Er ist sichtlich stolz darauf, dass der 130 Hemmerle wollte mit 14 Jahren »alles Wunderwerke, ja Kunst entstehe, funkti- Jahre alte Familienbetrieb »in diesem andere als Juwelier werden«, erinnert er oniere nur, weil sie frei und unabhängig Konzert mitspielen« kann. sich. Sein Traumberuf war eigentlich Im- seien, keine Auftragsarbeiten annähmen Der Unternehmer sieht dies als wesentli- mobilienentwickler. Doch während eines und pro Jahr nur 200 diffizile Einzelstücke ches Verdienst seiner Eltern: »Sie bauten Praktikums bei einem Diamanthändler er- quasi »für uns selbst« kreierten, versichert aus dem lokalen Geschäft eine über die wachte seine Passion für das Goldschmie- Christian Hemmerle. Grenzen der Stadt hinaus bekannte Marke dehandwerk. Ihm gefällt, dass ein großer Verkauft wird direkt an die Kunden. Für den auf.« Seine Eltern seien die Ersten gewe- Teil des Berufs darin besteht, Freude zu viel reisenden Juwelier sind die Sammler sen, die 1995 Schmuckstücke aus Eisen bringen: »Wir sind für das Schöne, für die »unsere Unterstützer, die uns Mut ma- und Diamant präsentierten. Die Idee, Edel- guten Momente da.« chen, den Weg weiterzugehen«. Dieser steine in unedle Materialien zu fassen, ist Yasmin Hemmerle stammt aus Kairo und ist ähnlich ungewöhnlich wie die Haute »bis heute unsere Signatur«. brachte die Leidenschaft für edle Steine Joaillerie aus dem Hause Hemmerle: »Wir Christian Hemmerle und seine Frau Yas- von ihrer schmuckliebenden Familie mit. nehmen uns Zeit, um ganz besonderen min, beide gleichberechtigte Partner im »Wir ergänzen uns hervorragend«, sagt Schmuck zu entwerfen, zu bauen und zum Unternehmen, knüpfen nahtlos an die die Juwelierin. Während sie die Kollekti- Leben zu erwecken. In unserer hektischen Tradition des Unkonventionellen an. Die onen entwirft und sich um neue Märkte Welt ist das absoluter Luxus.« l beiden überraschten 2011 mit dem Projekt kümmert, liegt die Gesamtverantwortung www.hemmerle.com »Delicious Jewels«, einer von Gemüse in- bei ihrem Mann. »Ich fühle mich als spirierten Schmuckkollektion. »Wir fragten Dirigent, bei mir laufen die Fäden zu- uns damals, wer Blumenkohl oder Karot- sammen«, sagt der 42-Jährige. »Wir ten tragen und kaufen will«, sagt Yasmin wollen unsere Handwerkskunst in ZU DEN PERSONEN Hemmerle lachend. Zu ihrer Verwunde- die Welt hinaustragen und die Inter- Christian Hemmerle, Jahrgang 1980, stu- rung wurde aus der »verrückten Idee«, so nationalisierung vorantreiben.« dierte BWL in London. Er trat in vierter die 39-Jährige, ein großer Erfolg, der das Unlängst expandierte Hemmerle in Generation gemeinsam mit seiner Frau Ehepaar zu weiteren ungewöhnlichen Pro- den asiatischen Markt. Die Schmuck- Yasmin 2006 in den 1893 gegründeten jekten ermutigte. stücke sind bei Sammlern und zu- Goldschmiedebetrieb Hemmerle Juwe- Die beiden experimentierten schon mit nehmend auch bei Museen rund liere GmbH ein, den sie 2021 von seinen Aluminium und ließen sich bei ihren Kol- um den Globus begehrt, stehen sie Eltern ganz übernahmen. lektionen von der Natur, der ägyptischen doch für exklusive Qualität, innova- Yasmin Hemmerle, Jahrgang 1983, Hochkultur oder den Zutaten von Kräu- tive Materialkombinationen und au- stammt aus Kairo und studierte ebenfalls tertees anregen. »Infused Jewels« heißt ßergewöhnliche Kreationen. »Hem- BWL in London. ihre jüngste Kollektion aus dem Sommer merle ist eine unverwechselbare Das Familienunternehmen beschäftigt 45 2022. Die 13 Broschen und Ohrringe sol- Designsprache, die auch erkannt Mitarbeiter in München, New York, Lon- len eine bestimmte Botschaft vermitteln: wird, wenn kein Name unter dem don und Hongkong. »Tee bedeutet Entspannung, Ruhe, Ent- Schmuckstück steht«, so der Unter- schleunigung. Und er bringt Menschen nehmer. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023 11
TITELTHEMA | ENERGIE Lebenswichtig für die Wirtschaft – sichere und bezahlbare Energie Foto: anmuht.ch fotografie/Adobe Stock 12
Das große Beben Die Energiekrise verändert die Wirtschaft massiv. Wie ernst die Lage ist, welche Fortschritte es gibt und wo es hakt – eine Reise durch ein Land im Umbruch. Von Martin Armbruster B urghausen, Hotel Post. Krise? Wut- selbst Niedersachsens Umweltminister winter? Davon ist hier nichts zu Christian Meyer (Grüne) daran gehindert, sehen. Wer durch die Gasse In den sein Ministerium mit einer Solaranlage zu Grüben schlendert, versteht, warum »Der bestücken. Spiegel« von dieser »malerischen Stadt Hotelchefin Christ fragt sich, wie man es unter grandioser Burganlage« schwärmt. mit so kleinkarierter Bürokratie schaffen In der »Street of Fame« sind die Namen will, bis 2030 wie geplant mindestens 80 der Jazzmusiker verewigt, die in Burghau- Prozent des Stroms aus Erneuerbaren zu sen gespielt haben. Der US-Reporter der erzeugen. Und sie fragt sich, was jetzt aus Website »All About Jazz« fragte sich, wie der Industrie in ihrer Heimat wird. Käme es diese 19 000-Einwohner-Stadt schafft, der Chemiestandort ins Wanken, wäre ein Festival von Weltrang auf die Beine zu Schluss mit der Jazzwoche in Burghausen. stellen. Christine Christ kennt die Antwort gut. Burghausen, Wacker Chemie. Peter von Nicht nur ihr Geschäft lebt von der Chemie- Zumbusch, Werkleiter bei der Wacker industrie. Christ betreibt in Burghausen Chemie AG, formuliert mit Bedacht. Der drei Hotels und den legendär schönen Standort Deutschland stünde nicht zur Klostergasthof Raitenhaslach. Ihr Hotel Debatte. »Aber natürlich müssen wir uns Post liegt im Herzen der Altstadt. Hier gibt als Konzern fragen, wo wir künftig inves- es den Krustenbraten vom Strohschwein tieren«, schiebt von Zumbusch nach. Wa- noch für 13,90 Euro. »Das Geschäft läuft cker ist auch in China und in den USA ak- hervorragend. Das hat uns freudig über- tiv. Wer auf GlobalPetrolPrices.com den rascht«, berichtet Christ. Strompreis für die Industrie vergleicht, Nur der steigende Gaspreis tut ihr weh. gerät in Atemnot. 46 US-Cent pro kWh in Auf der österreichischen Seite, in ihrem Deutschland versus neun US-Cent in Chi- Hotel Burgblick, ist es nicht besser: ein na und knapp 14 Cent in den USA. Preissprung von zwei auf 16 Cent pro Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bun- Kilowattstunde (kWh). »Das ist brutal«, deswirtschaftsminister Robert Habeck stöhnt die Hotelchefin. Ihr Blockheizkraft- (Grüne), Bayerns Wirtschaftsminister werk im Hotel Post kann sie nur mit Gas Hubert Aiwanger (FW) – mit allen ist befeuern. In ihrem Keller hat sie keinen Wacker im Gespräch. Die Politik weiß Platz für einen Öltank oder Holzpellets. also gut, was die Wacker-Werke in den Solarmodule auf dem Dach wären ideal. nächsten fünf bis zehn Jahren brauchen: »Ich könnte so viel Strom produzieren, zwei 380-kV-Starkstromleitungen und die ich könnte andere noch mitversorgen«, Anbindung an den Europäischen Was- sagt Christ. serstoff-Backbone (EHB), ein Wasser- Leider scheitert das am Denkmalschutz. stofftransportnetz aus bestehenden und Die Auflagen sind streng, sie haben neuen Leitungen. Aiwanger befürwortet Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023 13
TITELTHEMA | ENERGIE Hotel Post in Burghausen – vom Gas abhängig ausgeht. Dann stünde das Werk still, die Bauern, die ihm zuliefern, müssten ihre Milch in den Gully schütten. Weiter geht es Richtung Tegernsee, wo die Krise ebenfalls deutliche Spuren hin- terlässt. Gmund, Büttenpapierfabrik. Die Bütten- papierfabrik Gmund GmbH & Co. KG leidet schwer unter den hohen Strom- preisen. Geschäftsführer Florian Kohler gibt das offen zu. Die gestiegenen Kosten könne er nur teilweise auf seine Kunden abwälzen. Von den Strompreisbremsen hält er nichts. Die drohten den Staat zu ruinieren und die Inflation anzuheizen. Was Kohler fordert: Atomkraftwerke zwei Jahre lang weiterlaufen lassen. Foto: privat Etwa 60 Kilometer nördlich geht ein Land- wirt das Thema regional an – mit erneuer- barer Energie. das ebenso wie die Spitzen der Kommu- »Alles, was Energie liefern kann, muss nalpolitik. Was die Zusagen wert sind, ans Netz«, fordert der Geschäftsleiter. Und Dorfen, Hof von Georg Brandl. Bayern müsse sich aber erst noch zeigen, meint neue Stromleitungen müssten her. Der braucht mehr grünen Strom. Den will von Zumbusch. Als unverzichtbar nennt Strombedarf des Chemiedreiecks werde Landwirt Georg Brandl liefern. Er plant er den Ausbau der Bahnstrecke ABS 38 bis 2030 um 200 bis 300 Prozent steigen. eine 18 Hektar große Freiflächenanlage München–Mühldorf–Freilassing, auf den Ohne einen »Planungsturbo« im Netzaus- für Photovoltaik. Die könnte 4 000 Haus- die Region seit 30 Jahren wartet. Die bau sei der Standort akut gefährdet. halte, also die halbe Stadt Dorfen, ver- Standortmängel haben erste Folgen: Wa- Mit dem Standort hadert in der Region sorgen. Der Stadtrat sagte schon Ja. Nur cker hat Projekte verschoben oder in sein nicht nur die energieintensive Chemie- gibt es kein Netz, in das Brandl seinen Werk im sächsischen Nünchritz verlagert. industrie, sondern auch der Mittelstand Strom einspeisen könnte. Ohne Netz kei- Die Lage ist ernst, das sieht man auch im – zum Beispiel im gut 50 Kilometer weit ne Genehmigung. Alles steht »on hold«. nahen Gendorf so. entfernten Haag. Inzwischen formieren sich die Kritiker. Die Landschaft würde verschandelt, Tiere ge- Gendorf, Chemiepark. Von der Politik for- Haag in Oberbayern, Milchwerk Jäger. blendet. dert Dominik Gschwendtner vor allem Hermann Jäger ist Chef der ältesten Pri- Was also geht voran im Kampf gegen die eines: Tempo. Gschwendtner ist kauf- vatmolkerei Deutschlands, der Milchwerk Energiekrise? Ein Blick auf die Politik in männischer Geschäftsleiter von InfraServ Jäger GmbH. Eine Inflation von gut acht Bayern und im Bund. Gendorf, dem Betreiber des Chemieparks Prozent wie im Dezember 2022? Darüber Gendorf. Er hält es für alarmierend, wie könne er nur lachen, sagt Jäger. Man sol- München/Berlin. Schlag auf Schlag ging die Unternehmen auf die Krise reagie- le sich mal die Preise bei Aldi oder Lidl an- es kurz vor dem Jahresende 2022. In der ren: Produktion werde zurückgefahren, schauen, da gebe es Sprünge von 50 bis Woche vor dem vierten Advent starte- Investitionen verschoben. »Das könnte 100 Prozent. Auch Jägers Produkte haben ten die deutschen IHKs ihre Kampagne zu einem Dauerzustand werden«, warnt sich verteuert. Allein der Strom kostet ihn #WirtschaftBrauchtEnergie; der Bayeri- Gschwendtner. derzeit 200 000 Euro mehr im Monat als sche Landtag beschloss das neue Klima- Er hält es für richtig, dass die Bundesre- vor der Energiekrise. schutzgesetz; Bundestag und Bundesrat gierung Firmen in Not mit Preisbremsen Nur beim Gas tat sich bisher nichts. Das verabschiedeten die Gas- und Strom- hilft. Er sagt aber auch: Mit den dafür bekommt Jäger zu einem langfristig ga- preisbremse, die Manfred Gößl, Haupt- vorgesehenen 200 Milliarden Euro werde rantierten Fixpreis. Könnte aber sein, sagt geschäftsführer der bayerischen IHKs nicht ein Kilowatt mehr Strom erzeugt. Jäger, dass seinem Versorger das Gas (BIHK), als schlecht umgesetzt kritisiert. 14
Gute Ziele, schöne Ideen und am Ende zum Fixpreis eingekauft. Das Ziel heißt Seit 2016 arbeitet das Unternehmen für ein absurd kompliziertes Regelwerk, bi- Energieautarkie. das Ziel, den Airport von 2030 an klima- lanziert er. Wund klagt hier über ein jahrelanges Ge- neutral zu betreiben. Seit 1. Juni 2021 Was Gößl stört, sind vor allem die plan- nehmigungsverfahren. Erst kurz vor Weih- haben daher die Fluggesellschaften am wirtschaftlichen Elemente der Preisbrem- nachten wurden auf dem Dach des Hotels Münchner Flughafen die Möglichkeit, sen. Wer viel Geld vom Bund bekommt, Victory Solarmodule installiert. Im End- »grünes Kerosin« einzusetzen: Nachhalti- unterliegt einem Dividenden- und Boni- ausbau sollen dann über 10 000 Quadrat- ge Kraftstoffe, Sustainable Aviation Fuels verbot oder muss sich an eine Stand- meter Photovoltaik bis zu 75 Prozent des (SAF), können angeliefert, eingelagert ortgarantie halten. Die Wirkung hält der eigenen Energiebedarfs decken. Was Un- und vertankt werden. IHK-Hauptgeschäftsführer für demotivie- ternehmer Wund von der Politik fordert: Vom Flugverkehr zurück auf die Straße – rend. Das könne dazu führen, dass das Der Ausbau der erneuerbaren Energien in die Autostadt Ingolstadt. Land noch mehr Produktion verliert. müsse viel schneller und einfacher gehen. Manche Firmen reagieren mit Verlage- Während die Therme an ihrer Energieun- Ingolstadt, Rathaus. Der Stadt geht es rungen ins Ausland. Doch wie kommt abhängigkeit arbeitet, wird im Erdinger erfreulich gut. Wirtschaftsreferent Georg ein Betrieb zurecht, der an den Standort Moos, der nächsten Station, gespart. Rosenfeld meldet nur einige Schichtaus- gebunden ist? Ein Abstecher nach Erding. fälle bei Audi wegen Problemen in der München, Flughafen. Pressesprecher Lieferkette. Ein Krisenstab aus Vertretern Erding, Therme. Jörg Wund, Geschäfts- Edgar Engert macht klar, was die Flug- von Stadt, Energieversorgern und Wirt- führer der Therme Erding, rechnet damit, hafen München GmbH von der Politik schaft arbeitet daran, Ingolstadt sicher dass der Spaß für seine jährlich 1 650 000 erwartet: »Für uns hat die Versorgungssi- durch den Winter zu bringen. Auch auf Gäste ungetrübt weitergeht. Er hat trotz cherheit oberste Priorität.« Dies gelte vor politischer Ebene ist die Stadt aktiv. Sie Mehrkosten von 150 000 Euro (Strom) allem für die Versorgung mit Erdgas. Laut fordert vor allem vom Bund eine bessere pro Monat die Preise nicht erhöht. Mit Engert hat die Fluggesellschaft schon im Unterstützung ihrer kleinen und mittleren »intelligenter Zeitregelung« für Saunen, Juli 2022 einen Sonderstab Energie ein- Unternehmen. »Wir begrüßen die Gas- Rutschen und Duschen wird Energie ge- gesetzt. Rund 40 Energiesparmaßnah- und Strompreisbremse. Wir haben nur die spart. Im Thermenkeller wurde ein Öltank men wurden umgesetzt – bei Raumhei- Sorge, dass das zu bürokratisch ausgestal- eingebaut, Gas hat er rechtzeitig bis 2024 zung, Klimatisierung und Beleuchtung. tet wird und die Hilfen für viele Betriebe zu spät kommen«, erklärt Rosenfeld. Künftig setzt Ingolstadt ganz auf Wasser- Ein Konzern muss sich fragen, wo er stoff. Mithilfe von Bundesmitteln hat man künftig investiert – Peter von Zumbusch, ein Wasserstoffnetzwerk aufgebaut. Die Werkleiter Wacker Chemie Raffinerien starteten erste Pilotprojekte. Stadtwerke und die Gemeinde Karlshuld planen großflächige Photovoltaik, um grünen Wasserstoff herzustellen. Erstes Einsatzgebiet: Ingolstadts öffentlicher Nahverkehr und Nutzfahrzeuge. Weiter geht es nach Landshut, wo einmal der Strom aus den Windparks im Nordos- ten Deutschlands ankommen soll. Landshut, SuedOstLink. Nach Ansicht von Ina-Isabelle Haffke hilft Bayerns Wirt- schaft jetzt nur eines: »Der Netzausbau ist das A und O«, betont die Sprecherin des Foto: Wacker Chemie Netzbetreibers TenneT TSO GmbH. Aber genau das hält Ludwig Hartmann, grüner Oppositionsführer im Bayerischen Land- tag, für den wunden Punkt des Systems. Von den bundesweit benötigten 12 000 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023 15
TITELTHEMA | ENERGIE Kilometern an neuen Stromleitungen ern die großen Weichen stellt. Kein ande- sind erst 2 000 gebaut. res Bundesministerium hat so viele neue Laut Hartmann zeigen sich die Folgen in Gesetze und Verordnungen geschrieben den Berichten der Bundesnetzagentur. wie das von Wirtschaftsminister Habeck. »Die letzten Winter waren alle auf Kante Es geht um viel. Nach dem Ausstieg aus genäht«, kritisiert der Grüne. Die Mise- Kernkraft und Kohle muss das Land nun re gehe auf das Konto der Bayerischen auch russisches Gas ersetzen. Staatsregierung. Die habe den Netzaus- Habecks Sprecherin listet Erfolge auf: bau völlig verbockt. Detlef Fischer, Chef Gasspeicher im Advent zu fast 100 Pro- des Verbands der Bayerischen Energie- zent gefüllt; mit dem LNG-Beschleu- und Wasserwirtschaft e.V. (VBEW), sieht nigungsgesetz den schnellen Bau von das ähnlich. Aber letztlich, sagt Fischer, Flüssiggasterminals ermöglicht; die Foto: TenneT hätten alle immer nur »stressfreie Lösun- EEG-Reform (»die größte Reform seit gen« verlangt. Jahrzehnten«) soll dazu beitragen, das Umso größer ist heute der Stress im Ausbautempo der Erneuerbaren zu ver- Netz. Die neuen Gleichstrom-Autobahnen »Netzausbau ist das A und O«, sagt Ina- dreifachen. Der entscheidende Punkt: Die SuedOstLink, SuedOstLink+ und Sued- Isabelle Haffke vom Netzbetreiber TenneT EEG-Umlage wurde gekippt, weil sie da- Link, die Bayern mit Windstrom fluten für sorgte, dass mit neuen Solarmodulen sollen, kommen um Jahre zu spät. »Eng- geschafft, in nur fünf Monaten in Wil- und Windrädern die Stromrechnung der passmanagement« gehört zur Tagesrou- helmshaven ein Flüssiggasterminal zu Deutschen immer höher wurde. tine der Netzbetreiber. TenneT-Sprecherin errichten. Dafür arbeiteten Beamte am Für die Verwaltung gilt der neue Grund- Haffke erklärt, worum es da geht: Windrä- Wochenende, dafür gingen Firmen ins Ri- satz, dass es ein »überragendes öffentli- der abregeln, wenn es im Norden zu viel siko. Das »Yes, we can«, so Lutz, müsse ches Interesse« an den Erneuerbaren gibt. Strom gibt; Kraftwerke aus der Reserve die neue Grundhaltung in unserem Land Der Bau neuer Windräder soll künftig auch hochfahren, wenn im Süden Heizungen werden. Was außerdem noch notwendig ohne Einzelfallprüfung möglich sein. Und und Produktion glühen; Strom beschaf- ist, um die Energiekrise zu bewältigen, es lohnt sich wieder, eine Solaranlage aufs fen, um die »Verlustenergie« auszuglei- untersucht man in Potsdam. Hausdach zu setzen (höhere Vergütung, chen. Jeder dieser Schritte kostet Geld. Steuerbefreiung). Habecks Sprecherin Haffke findet es daher richtig, dass Ber- Potsdam, Potsdam-Institut für Klimafol- sieht ein »Zwischenziel« erreicht: »Fast die lin auch die Netzentgelte mit einem Zu- genforschung. Michael Pahle erklärt am Hälfte der Strommenge kommt schon aus schuss dämpfen will. Telefon, die Ursache der Krise sei eben erneuerbaren Energien.« Die Wende kommt frühestens 2027. Dann nicht nur fehlendes Gas. Pahle leitet am Zum Abschluss geht es zurück nach Bay- wird mit SuedOstLink die erste 2-Giga- Potsdam-Institut für Klimafolgenfor- ern, wo die Pläne der Staatsregierung watt-Leitung bis Landshut stehen. Als schung (PIK) die Arbeitsgruppe Klima- ambitioniert sind. Lichtblick wertet Haffke zudem, dass Bay- und Energiepolitik. Sein Befund ist sehr ern 40 neue Stellen in seinen Genehmi- klar: zu viel Regulierung, zu wenig Markt. München, Staatskanzlei. Klimaneutral bis gungsbehörden schaffen will. Damit wird »Gäbe es den CO2-Preis schon, hätten wir 2040 – in Bayern ist das nun Staatsziel. aber der von Ministerpräsident Markus Sö- die Krise nicht«, betont Pahle. Ihm macht Wirklich überraschend ist, dass Minis- der (CSU) angekündigte »Bayern-Turbo« Hoffnung, was im Vorweihnachtsrummel terpräsident Söder das auch mit einem kaum zünden. Laut einer Studie der unterging: EU-Parlament und Mitglieds- abrupten Kurswechsel bei der Windkraft Umweltministerkonferenz bräuchte es staaten einigten sich mitten in der Krise, erreichen will. Noch 2021 wollte er den für eine schnellere Planung bundesweit den Emissionshandel auszuweiten und Freistaat vor dem »Spargel-Schock« be- 16 200 neue Stellen in Behörden und Ge- zu verteuern. »Das ist das Preissignal, das wahren. Jetzt soll ein Windpark in Ober- richten. Wie rasch es gehen kann, wenn wir für eine europäische Energiewende franken die Glasindustrie retten und ein richtig Druck hinter einem Projekt ist, lässt brauchen«, sagt Pahle. zweiter Windpark den Chemiestandort sich an der Nordsee besichtigen. Und wie kommt Berlin in Sachen Energie- Burghausen sichern. wende voran? Ein typischer Söder-Move, jubelt die Wilhelmshaven, LNG-Terminal. IHK-Prä- »Bild« am Kiosk: »Söder wird Windmeis- sident Klaus Josef Lutz lobt den »New Berlin, Bundeswirtschaftsministerium. ter«. VBEW-Geschäftsführer Fischer äu- German Speed«: Deutschland hat es Telefonat mit dem Haus, das auch für Bay- ßert sich skeptischer: »Unsere Branche 16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023
wirklich umzusetzen. VBEW-Chef Fischer sagt, trotz aller Versäumnisse sei Klima- neutralität bis 2040 möglich. Aber das werde ein harter Ritt. »Dann ist Schluss Foto: chayakorn/Adobe Stock mit SUV-Spazierenfahren, auf die Male- diven fliegen und das Wohnzimmer auf 29 Grad heizen.« Es sei normal, dass sich Photovoltaik auf dem Dach – die Leute nach seinen Vorträgen betrinken Unternehmen ärgern sich über lange wollten, so Fischer. Wir Boomer seien die Genehmigungsverfahren letzte Generation, die das erleben durfte: das energiepolitische Paradies. l kann nicht auf Knopfdruck Ergebnisse CSU im Landtag wischt solche Bedenken liefern. Unser Geschäft ist ein Lang- weg. Man gebe schließlich bis 2040 gut 22 Informationen zur IHK-Kampagne fristgeschäft.« Das Timing für Bayerns Milliarden Euro für den Klimaschutz aus. #WirtschaftBrauchtEnergie gibt es unter: Windwende könnte also besser sein. Die Laut einer Prognos-Studie sind allerdings politikmusshandeln.de Windkraftfirmen klagen derzeit über hohe 167 Milliarden Euro nötig. Harald Kunst- Rohstoffpreise, stockende Lieferketten, mann, Klimaforscher an der Uni Augs- IHK-Ansprechpartner zum Thema Energie Fachkräftemangel, steigende Zinsen und burg, erklärt, Bayerns Gemeinden hätten Dr. Norbert Ammann, Tel. 089 5116-1392 geringes Interesse der Investoren. Die nicht einmal das Personal, um Klimaschutz norbert.ammann@muenchen.ihk.de Damit Ihr Familienunternehmen auch in stürmischen Zeiten nichts so leicht umwirft. Familienunternehmen: Vertrauen Sie auf ein Team, das langjährige Erfahrung mit mittelständischen und Familienunternehmen hat. Ein Team, das genau weiß, wie man diese durch schwierige Zeiten begleitet und noch besser und krisenfester macht. So schaffen wir gemeinsam mit Ihnen nachhaltige Werte und Vertrauen – heute und in Zukunft. www.pwc.de/familienunternehmen
TITELTHEMA | STANDPUNKTE Stimmen der Wirtschaft Knappe Energie, hohe Preise und viel Unsicherheit – die Energiekrise birgt massive Gefahren für die Wirtschaft. Wie bayerische Unternehmer die Lage einschätzen und was sie von der Politik jetzt fordern. » Unsere Wirtschaft kann sich Tabus bei der Energie- versorgung nicht mehr leisten. Deutschland de- industrialisiert sich mit seiner Energiepolitik selbst.« Foto: innFactory » Tobias Jonas, Geschäftsführer innFactory GmbH, Rosenheim Die Hirschvogel Group benötigt für ihre deutschen Produktions- Foto: Hirschvogel Holding standorte umgehend konkurrenzfähige Energiepreise, ansonsten ist der Produktionsstandort Deutschland nicht mehr rentabel.« » Walter Bauer, CFO Hirschvogel Holding GmbH, Denklingen Wir könnten den Stromverbrauch zu einem großen Teil über unsere bereits fertig installierte PV-Anlage auf dem Dach decken. Leider haben wir bis heute keine Genehmigung erhalten. Die Foto: Fuchsbräu Hotel Bearbeitungsdauer beträgt mehr als ein halbes Jahr! Wir fordern von der Politik die Beschleunigung und Vereinfachung der Genehmigungsprozesse und Bearbeitungsverfahren.« » Denise Amrhein, Geschäftsführerin Fuchsbräu Hotel GmbH, Beilngries Mangelhafte Planbarkeit kostet Leistungsfähigkeit und das wiederum Wettbewerbsfähigkeit – und damit schlimmstenfalls Arbeitsplätze im Mittelstand.« Foto: BENSEGGER Andreas Bensegger, Geschäftsführer BENSEGGER GmbH, Rosenheim 18
» Ohne bezahlbare Energie brechen Lieferketten zusammen. Für mehr als 45 Prozent der Unternehmen ist das bereits Foto: THOMA Metallveredlung Realität. Wir brauchen eine neue Energiepolitik, die die Probleme an der Wurzel packt.« » Andrea Thoma-Böck, Geschäftsführerin THOMA Metallveredlung GmbH, Heimertingen Wir brauchen Planungssicherheit. Unausgegorene und kurzfristige politische Entscheidungen gefährden Foto: ORO Obstverwertung unser Unternehmen im Bestand und dadurch die Arbeitsplätze massiv.« » Joachim Wiesböck, Vorstandsvorsitzender ORO Obstverwertung eG, Rohrdorf Warum wir international wettbewerbsfähige Stromkosten als Automobilzulieferer brauchen: weil sonst unsere Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet sind. Wir fordern Foto: psm protech wettbewerbsfähige Strompreise in Deutschland, sofort!« Irene Wagner, Geschäftsführerin » psm protech GmbH & Co. KG, Marktschellenberg Für eine stabile Stromversorgung muss der Ausbau der regionalen Verteilnetze und der überregionalen Foto: DEPRAG SCHULZ Gleichstromnetze dramatisch beschleunigt werden.« Rolf Pfeiffer, Geschäftsführer » DEPRAG SCHULZ GmbH & Co., Amberg Unsere Chemieindustrie Die Energiekrise stellt ein großes Risiko für die Unternehmen dar. Da- braucht mehr Strom: mehr mit der Wirtschaftsstandort erhalten als 50 Prozent bis 2030. bleibt, haben die bayerischen Indus- Foto: Franz Obermeier Davon lebt Südostbayern. Das trie- und Handelskammern die Kam- pagne #WirtschaftBrauchtEnergie ins sichert 40 000 regionale Jobs Leben gerufen, an der sich bereits und 1 000 Ausbildungsplätze.« viele Unternehmen beteiligen. Weitere Infos: politikmusshandeln.de Ingrid Obermeier-Osl, Geschäftsführerin Franz Obermeier GmbH, Schwindegg 19
TITELTHEMA | STROMNETZE Infrastruktur fit für die Zukunft machen – Arbeiten an Umspannwerk – Foto: andrew_shots/Adobe Stock Mehr Schub in den Leitungen Für eine sichere Energieversorgung müssen die bayerischen Stromnetze dringend um- und ausgebaut werden. Die Netzbetreiber forcieren die Modernisierung. Von Josef Stelzer D ie Energiewende stellt einiges auf regionalen Verteilnetze und dann in die werden, damit die Stromversorgung ge- den Kopf, auch die Nutzung der Übertragungsnetze zum Weitertransport. sichert bleibt. »Ein zügiger Ausbau der Stromleitungen: Früher floss die Die dabei eingespeisten Strommengen Stromnetze ist unerlässlich. Bürger und vorwiegend in Großkraftwerken produ- schwanken stark, je nach Wetterlage und Kommunen sollten hier nicht blockieren, zierte elektrische Energie wie in einer Ein- Tageszeit. Für eine sichere Versorgung in- sondern mithelfen, um Lösungen zu fin- bahnstraße gleichsam »von oben nach des ist ein Gleichgewicht von Energieer- den«, betont Norbert Ammann, IHK-Refe- unten« – in die regionalen Netze vor Ort zeugung und -verbrauch erforderlich. ratsleiter Umwelt, Energie, Klima. zu Unternehmen und Privathaushalten. Die zunehmend dezentrale Energieerzeu- Allein im Versorgungsgebiet der zur Re- Zunehmend aber geht Strom aus Aber- gung stellt die Betreiber der deutschen gensburger Bayernwerk AG gehörenden tausenden Photovoltaik- und Windkraft- Stromnetze daher vor enorme Heraus- Bayernwerk Netz GmbH, die mit ihrem anlagen auch in die umgekehrte Richtung forderungen. Die Infrastruktur muss drin- 156 000 Kilometer umfassenden Strom- – von Betrieben und Privathäusern in die gend und mit hohem Tempo angepasst netz große Teile Bayerns versorgt, sind 20 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 03/2023
mittlerweile weit mehr als 350 000 dezen- zentraler Bedeutung für die zuverlässige schen 500 Millionen und 1,5 Milliarden trale Stromerzeugungsanlagen in Betrieb Stromversorgung des Großraums Mün- Euro in seine rund 4 450 Kilometer lan- – Tendenz steigend. »Wir schließen jedes chen. Beide Anlagen sind bereits seit den gen Übertragungsnetze in Bayern. Etwa Jahr eine Vielzahl von regenerativen An- 1970er-Jahren in Betrieb. 40 Prozent des jährlichen TenneT-Investi- lagen an unser Netz an, durch das mitt- Für die Versorgung des Wirtschaftsstand- tionsvolumens im Freistaat kommen der lerweile zu über 70 Prozent erneuerbare orts München und der Region spielt auch Modernisierung oder Neuerrichtung von Energie fließen«, sagt Egon Westphal die rund 50 Kilometer lange Trasse von Umspannwerken zugute. (57), Vorstandschef der Bayernwerk AG. Oberbachern nach Ottenhofen eine wich- Ein Pilotprojekt im Umspannwerk Otten- »Dazu haben wir es bereits an vielen Stel- tige Rolle. Bei diesem Projekt handelt es hofen erprobt einen sogenannten Netz- len erneuert und umgebaut.« Allein bis sich um einen sogenannten Ersatzneu- booster: Der Batteriespeicher hat eine 2025 sind weitere Investitionen in Höhe bau, der in unmittelbarer Nähe zur beste- Leistung von 100 Megawatt, ermöglicht von rund zwei Milliarden Euro vorgese- henden Trasse geplant ist. Die neue Frei- eine höhere Auslastung des Bestands- hen. leitung stellt deutlich höhere Kapazitäten netzes und kann bei Störungen durch Ein zentraler Baustein sind dabei neue für Einspeisung und Transport von grü- automatisches Laden oder Entladen die oder modernisierte Umspannwerke, die nem Strom bereit, der in Oberbayern vor Stromnetze sofort entlasten. Außerdem die unterschiedlichen Spannungsebenen allem aus Photovoltaikanlagen stammt. lässt sich dank Speicher ein zusätzlicher der Stromnetze miteinander verbinden. Nach Inbetriebnahme der neuen Leitung Netzausbau vermeiden. Ein Beispiel dafür ist das neu errichtete wird die bestehende zurückgebaut. »Mit Investitionen wie dem Netzbooster Umspannwerk in Kleinschwabhausen im Das TenneT-Übertragungsnetz, das Strom in Ottenhofen gestalten wir das Strom- Landkreis Dachau. Die Anlage soll über von den norddeutschen Windparks nach netz der Zukunft noch leistungsfähiger ein 19 Kilometer langes Erdkabel mit dem Bayern transportiert, wird an vielen Stel- und flexibler«, verspricht TenneT-Ge- Umspannwerk in Oberbachern verbun- len erweitert. »Damit der Freistaat mit schäftsführer Meyerjürgens. Auf lange den werden. Auch dort sind diverse Mo- einer klimaneutralen Industrie und einer Sicht könnten Netzausbau sowie Netz- dernisierungen geplant. stabilen Energieversorgung weiterhin ein booster dazu beitragen, dass die Zahl der Auf dem Betriebsgelände in Oberbachern wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort kostspieligen Netzeingriffsmaßnahmen wird der Übergangsnetzbetreiber TenneT bleibt, ist der Netzausbau das zentrale deutlich zurückgeht. l TSO GmbH, Bayreuth, seine Umspann- Instrument«, betont TenneT-Geschäfts- werkanlage ebenfalls erneuern. Sie ist führer Tim Meyerjürgens (48). Insgesamt IHK-Ansprechpartner zum Thema Energie – gemeinsam mit dem Umspannwerk investiert das Unternehmen auf Basis der Felix Riedel, Tel. 089 5116-1548 Ottenhofen im Landkreis Erding – von Netzausbauziele bis 2030 jährlich zwi- felix.riedel@muenchen.ihk.de Ihr perfekter Start in die Gebäudenutzung. Design - Bau - Service plus5 Zufriedenheit inklusive. KUNDENSERVICE goldbeck.de/plus5 Immobilien mit System d GOLDBECK Niederlassung München, 82061 Neuried, W ir singen o Anna-Sigmund-Str. 2–4, Tel. +49 89 614547-100, muenchen@goldbeck.de umgez building excellence GOLDBECK Niederlassung Rosenheim, 83026 Rosenheim, goldbeck.de Am Oberfeld 5, Tel. +49 8031 40948-0, rosenheim@goldbeck.de
Sie können auch lesen