Wirtscha ft - Kostbarer Raum Wohn- und Gewerbefläche: Konzepte gegen den Mangel
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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern www.ihk-muenchen.de Celonis wirtschaft 09/2018 Münchner Start-up wächst rasant Nachfolge Wie wird die Firma übergabereif? IHK Talk Die Zukunft der Mobilität Kostbarer Raum Wohn- und Gewerbefläche: Konzepte gegen den Mangel
Informationslogistik… ja, aber sicher! Ob Trojaner, Wurm oder Virus – gegen die E-Mail-Sicher- heitslösungen von Retarus haben sie keine Chance. Auch sonst sorgt Retarus dafür, dass Informationen zuverlässig fließen. Das IT-Unternehmen steht weltweit für höchste Sicherheit und Effizienz in der Informationslogistik. Bei der Finanzierung des seit Jahrzehnten anhaltenden erfolg- reichen Wachstumskurses setzt Retarus auf Beteiligungskapital der BayBG. Auch Sie wollen: Ihr Unternehmen vergrößern? Ein Unternehmen gründen? Ein bestehendes übernehmen? Nutzen Sie Ihre Chancen. Mit Beteiligungskapital. Mit der BayBG. 500 Unternehmen sichern ihre Finanzierung Weitere Informationen: mit der BayBG Gabriele.Rinderle@BayBG.de Tel. 089 12 22 80 112 Eine Studie des Nürnberger Forschungsinstituts GfK weiterempfehlungsbereite Kunden 75% www.baybg.de weist beim Thema „Kundenzufriedenheit“ höchste neutrale Kunden Werte für die BayBG aus. Die GfK selbst spricht kritische Kunden von Rekordwerten. Die Kunden der BayBG loben keine Angaben in besonderer Weise Verlässlichkeit, Kundennähe, (Quelle GfK) Langfristorientierung und das hohe Mitarbeiter- 2% 2% 21% engagement.
EDITORIAL Foto: Faces by Frank Gegen Wohnungsnot hilft Bauen Die Klage über mangelnden oder zu teuren „Bezahlbarer Wohnraum ist eine der wich- Wohnraum ist nicht neu. Bereits Ende des tigsten Voraussetzungen für eine vernünfti- 19. Jahrhunderts schimpften die Bürger in ge Wirtschaftsentwicklung in Oberbayern“, München über zu wenig, vor allem aber so fasst es Andreas Eisele, der Vorsitzende über zu teuren Wohnraum. Ein Grund: Mit des IHK-Immobilienausschusses, zusam- der Entwicklung zur Großstadt wuchs die men. Die Kaufpreise sind in den letzten acht Bevölkerung enorm. Jahren in München um mehr als 50 Prozent Wie sieht es heute aus? Seit 1970 erhöh- gestiegen, ein Ende ist nicht in Sicht. Dabei Peter Driessen te sich die Einwohnerzahl in Oberbayern spielt die Niedrigzinspolitik der Europäi- IHK-Hauptgeschäftsführer von 3,4 Millionen auf aktuell 4,6 Millionen. schen Zentralbank eine unrühmliche Rolle, Und die Entwicklung geht weiter. Nach der weil sie Geldanlagen ins Betongold treibt. Prognose des Statistischen Landesamts Die Politik reagiert, doch nicht immer wird der IHK-Bezirk bis 2036 um weitere richtig. Die Aufstockung von Finanzie- zehn Prozent wachsen, die Landeshaupt- rungshilfen für Familien ist gut gemeint, stadt sogar um zwölf Prozent. Die seit Jah- steigert aber die Nachfrage – vor allem im ren steigenden Mieten wird man nicht mit ländlichen Raum – und führt dort, wo Woh- einer wie auch immer gearteten Mietpreis- nungen gebraucht werden, nicht zu einem bremse in den Griff bekommen, sondern größeren Immobilienangebot. nur mit dem Bau neuer Wohnungen. Preistreiber sind besonders steigende Wohnungsbau und Verkehrsinfrastruktur Grundstückskosten. Hier hilft vor allem, sind zu wichtigen Wahlkampfthemen ge- mehr Bauland auszuweisen, selbst gegen worden. Prinzipiell gut, wenn endlich über Widerstand vor Ort. Da, wo es geht, muss Lösungen gestritten und nicht der Mangel nachverdichtet werden, auch in der Höhe, verwaltet wird. Doch während in der Lan- wenn wir sparsam mit der Fläche umgehen deshauptstadt 2017 ein Rekord bei fertig- wollen. Die Kommunen brauchen dazu An- gestellten Wohnungen erreicht wurde, tun reize, beispielsweise durch einen höheren sich viele Kommunen schwer, Wohnungen Anteil an der lokalen Einkommensteuer. zu bauen. Neue Baugebiete stoßen oft auf Man könnte auch über einen horizontalen lokalen Widerstand. Finanzausgleich nachdenken, der Kommu- Eine angebliche „Betonflut“ sollte ein Volks- nen belohnt, die Wohnraum schaffen. Nur begehren verhindern, das vom Bayerischen dann werden die Kommunen in der Lage Verfassungsgerichtshof zum Glück nicht sein, auch die Folgekosten wie den Ausbau zugelassen wurde. Denn Bayern ist ein des öffentlichen Personennahverkehrs, grünes Land. 88 Prozent aller Flächen sind der Verkehrsinfrastruktur, der Kitas und Wald, Äcker oder Wiesen. Für Gewerbe, Schulen zu finanzieren. Handel und Industrie wird nur ein Prozent Bei alledem darf nicht vergessen werden: genutzt, für Wohnen drei Prozent. Spitzen- Auch Gewerbeflächen sind nötig, damit reiter ist mit 4,7 Prozent der Verkehr. bestehende Unternehmen sich weiter ent- Auch ein anderer Gesichtspunkt geht un- wickeln können und es auch Chancen für ter: Die durchschnittliche Wohnfläche pro neue gibt. Kopf stieg seit 1965 von 22 Quadratmetern auf 45 Quadratmeter in 2010. Beachtlich dabei: Familien mit mehreren Kindern kommen auf rund 30 Quadratmeter, ältere Singles auf fast 80 Quadratmeter. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 3
I NHALT NAMEN + NACHRICHTEN Foto: cycologe_fotolia.com 6 E-Mobilität Wie Unternehmen günstig Ladepunkte einrichten PERSONEN + PERSPEKTIVEN 10 „Wir repräsentieren die Stadt“ Günter Malescha – vom Banker zum Wiesn-Unternehmer TITELTHEMA 12 Kostbarer Raum Wie sich bezahlbarer Wohnraum schaffen lässt, damit der Standort für Fachkräfte attraktiv bleibt 18 Fläche auf Zeit 12 IMMOBILIEN Firmen nutzen vorübergehend freie Gewerberäume In vielen oberbayerischen Regionen sind bezahlbarer Wohnraum und 20 Stadtentwicklung Gewerbeflächen knapp. Welche Konzepte gibt es gegen den Mangel? Das Projekt Schwabinger Tor will urbanes Bauen von morgen umsetzen STANDORTPOLITIK Foto: Eder GmbH 22 Ausbildung Der neue Kaufmann im E-Commerce ist gestartet – eine Ausbildung nicht nur für den Handel 26 Starthilfe Ehemalige Fach- und Führungskräfte unterstützen Azubis 28 175 Jahre IHK IHK Talk diskutiert die Zukunft der Mobilität 32 Landtagswahl Sechs bayerische Spitzenkandidaten über ihre wirtschaftspolitischen Ziele 22 AUSBILDUNG 36 Sachverständige Geprüftes Expertenwissen Der neue Beruf E-Commerce-Kaufmann/-frau ist für Händler interessant, aber 38 Digitalsteuer auch für andere Branchen wie Tourismus, Banken oder Verlage. Die Steuerpläne der EU und ihre Wirkung auf Unternehmen in Deutschland 40 Die Wiesn in Zahlen Foto: lassedesignen_fotolia.com Das Oktoberfest als Wirtschaftsfaktor UNTERNEHMEN + MÄRKTE 42 Celonis Einhorn aus München: Das Big-Data-Start-up erreicht eine Bewertung von einer Milliarde US-Dollar 44 Filmtechnik Aktuelle Trends auf der cinec 46 Zukunft der Industrie In Garching erfahren Unternehmer, wie der 3-D-Druck die Produktion revolutioniert 48 REALISTISCH BLEIBEN BETRIEB + PRAXIS Viele Unternehmer, die ihre Firma übergeben wollen, überschätzen den Wert 48 Nachfolge ihres Lebenswerks – das erschwert den Generationswechsel. Wie Seniorchefs ihre Firma übergabereif gestalten 4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
52 Über Grenzen hinweg Das EU-Projekt C-TEMAlp will Firmenübergaben im Alpenraum erleichtern 54 CSR-Tag Pragmatische Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung 57 Kooperation SIE SUCHEN Wenn Start-ups und Mittelständler ihre Stärken kombinieren, können beide Seiten profitieren BÜROFLÄCHEN, 60 Internationale Studie DIE AUCH MORGEN München ist Top-Standort für Start-ups MIT IHREM 62 Technologietransfer So finden Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft UNTERNEHMEN den Weg in die Wirtschaft SCHRITT HALTEN? DA SCHAU HER 64 Spatenbrauerei Der Traditionsbetrieb pflegt die Erinnerung an große Zeiten ALLES EINE FRAGE RUBRIKEN DES STANDORTS. 3 Editorial 8 IHK Digital 66 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen – Terminpläne für Zwischen- und Abschlussprüfungen – Nachwahlen in der IHK-Vollversammlung – Neue Sachverständige – Hinweis zur Rahmengebühr Ziffer 1k des Gebührentarifs 68 IHK-Aktuell/Termine 69 Ehrungen/Firmenindex 70 Veranstaltungen 71 Marktteil Wenn Sie für Ihr Unternehmen heute 74 Vorschau/Impressum schon an morgen denken, sollte Ihr LITERATUR + KULTUR + FREIZEIT Standort mehr als nur gut angebunden sein . Als Entscheider mit Weitblick brauchen Sie einen 72 Kulturtipps und -termine erfahrenen, zuverlässigen Vermieter. Einen, der immer für Sie da ist und Ihnen zahlreiche Mehrwerte bietet. Einen, der mit flexiblen Strukturen offen ist für Ihre sich wandelnden Bedürfnisse. Der auf Fairness und Transparenz ebenso Wert legt, wie auf die stetige Verbesserung der Infrastruktur – auch unter ökologischen Aspekten. Weitere Infos und provisionsfreie Vermietung unter +49 89 30909990 oder info@businesscampus.de Folgen Sie uns fb.com/ihk.muenchen.oberbayern @IHK_MUC Das IHK-Magazin gibt es auch online: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin Verlagsbeilagenhinweis: Aigner Immobilien (Teilbeilage), MM Brown Deutschland (Teilbeilage) businesscampus.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
NAM EN & NACHRIC HTEN Spitzengespräch PERSONALIA Ein Ratgeber der Politik Webasto SE Berufliche Bildung, Bürokratieabbau, Digi- Foto: IHK Franz-Josef Kortüm Aufsichtsratschef talisierung, Fachkräfte sowie Umwelt und Franz-Josef Kortüm Mobilität – das Treffen des Bayerischen In- Foto: Webasto Group (67, im Bild), ist zum dustrie- und Handelskammertags (BIHK) neuen Vorsitzenden mit dem CSU-Präsidium ließ kein Thema des Aufsichtsrats der aus, das für die Unternehmen im Freistaat Webasto SE, Stock- von Bedeutung ist. „Bayerns Wirtschaft dorf, gewählt worden. geht es gut“, stellte Bundesinnenminister Er folgt auf Werner und CSU-Parteichef Horst Seehofer gleich Baier (74). Der Urenkel des Unterneh- zu Beginn fest. Probleme wie der Brexit mensgründers Wilhelm Baier hatte den oder der Handelsstreit mit den USA wür- „Bayerns Wirtschaft geht es gut“ – Vorsitz rund 23 Jahre inne und vertritt den auf Dauer aber nicht ohne Wirkung auf Bundesinnenminister Horst Seehofer (l.) und als stellvertretender Vorsitzender auch die Prosperität bleiben. IHK-Präsident Eberhard Sasse weiterhin die Interessen der Eigentümer Dem stimmte BIHK-Präsident Eberhard von Webasto im Aufsichtsrat. Sasse zu und betonte gleichzeitig: „Bayerns lichten – wie im Freistaat. „Wir haben eine www.webasto-group.com Betriebe nehmen die Herausforderungen Politik, die das Gespräch mit uns führt und an, sie werden lösungsorientiert vorange- auf die Interessen der Wirtschaft eingeht“, Allianz Deutschland AG hen.“ Wichtig dabei seien politische Rah- so Sasse. „Das ist ein Erfolgsfaktor für den Neuer Firmenvorstand für die menbedingungen, die dies auch ermög- Standort Bayern.“ Sachversicherung Dirk Vogler (42, Bild) Foto: Allianz Deutschland tritt als neuer Ladeinfrastruktur Firmenvorstand der Mehr Schwung für die Elektromobilität im Landkreis München Allianz Versiche- rungs-AG, München, Foto: IHK die Nachfolge von Jens Lison (53) an, der auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausscheidet. Der Aufsichtsrat berief Dirk Ladepunkt-Einweihung – Vogler – vorbehaltlich der Zustimmung IHK-Referent Joseph Seybold, durch die Bundesanstalt für Finanz- Daniel Hendrichs (Landratsamt dienstleistungsaufsicht – mit Wirkung München), Landrat Christoph Göbel, zum 1. Juli 2018 in den Vorstand. Unternehmer Christoph Leicher, www.allianzdeutschland.de Kirchheims Bürgermeister Max Böltl und genua-Gründer Magnus Genossenschaftsverband Harlander (v.l.) Bayern (GVB) Vorstand bleibt Foto: GVB Der Start in die Elektromobilität ist mit ei- mit der IHK ein Merkblatt, wie Betriebe La- Der Verbandsrat des nem geringen finanziellen und technischen deinfrastruktur aufbauen können. Leicher Genossenschaftsver- Aufwand möglich. Das ist die Botschaft des Engineering setzte eine der Optionen um bands Bayern, IHK-Regionalausschusses München (Land- und ließ sechs Industriesteckdosen instal- München, hat die kreis) anlässlich der Inbetriebnahme von lieren. Mit der Firma genua hat bereits ein Verträge des amtie- Ladepunkten bei der Firma Leicher Engi- zweites Kirchheimer Unternehmen solche Foto: GVB renden Vorstands neering in Kirchheim. Ladepunkte eingerichtet. verlängert. Der Prä- „Über Elektromobilität wird viel gespro- „Wir wollen andere Betriebe aus dem sident und Vorstands- chen, tatsächlich umgesetzt jedoch wird lei- Landkreis zum Nachmachen einladen“, so vorsitzende Jürgen der noch sehr wenig. Das wollen wir ändern Leicher. „Pro Ladepunkt hat die Installation Gros (49, o.) sowie und als Unternehmer die Mobilitätswende weniger als 700 Euro gekostet – eine über- Vorstand Alexander Büchel (48, u.) vor Ort mitgestalten“, erklärt der IHK-Aus- schaubare Investition.“ Den IHK-Leitfaden erhalten das Mandat bis zum Jahr 2024. schussvorsitzende und Unternehmer Chris- „Kostengünstige Ladeinfrastruktur für Un- www.gv-bayern.de toph Leicher. Mitglieder des Regionalaus- ternehmen“ gibt es online unter: schusses erarbeiteten daher gemeinsam www.ihk-muenchen.de/e-mobilitaet 6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
N A ME N & N A C H RI C H T E N Exporttag Bayern 2018 Informationen zu Auslandsmärkten KURZ & KNAPP Wer internationale Geschäftschancen nut- anderem Ulrich Hoppe von der Deutsch-Bri- Energiewende zen will, findet kaum eine bessere Gelegen- tischen Industrie- und Handelskammer zum Bayern macht Fortschritte heit, um sich zu informieren: Beim Export- Thema Brexit. Bayern kommt bei der Umsetzung der tag Bayern beraten Experten der Deutschen Energiewende voran. Das zeigt der neue Auslandshandelskammern (AHKs) aus über Termin: 22. November 2018 „Fortschrittsbericht 2016/17 zum Umbau 60 Ländern in vorab terminierten Einzelge- Ort: IHK Akademie München, der Energieversorgung“ des Bayeri- sprächen. Unternehmen können beispiels- Orleansstraße 10–12, 81699 München schen Wirtschaftsministeriums. Der weise nach Marktchancen für ihre Produkte Teilnahmekosten: 150 Euro p.P. inkl. MwSt. Anteil der erneuerbaren Energien am und Leistungen, Geschäfts- und Investiti- Weitere Informationen unter: Endenergieverbrauch lag 2016 danach onsmöglichkeiten sowie Marktstrukturen www.exporttag-bayern.de bereits bei 19,8 Prozent. und Branchenentwicklungen fragen. www.stmwi.bayern.de – Außerdem referieren Experten der AHKs, IHK-ANSPRECHPARTNER Suchbegriff: „Fortschrittsbericht“ von Germany Trade and Invest (gtai) und Ulrike Tsougenis, Tel. 089 5116-1449 der IHK in Fachvorträgen. So spricht unter ulrike.tsougenis@muenchen.ihk.de Ausbildungsbetriebe IT-Sicherheit am Arbeitsplatz Betriebe können nach den Sommerferien Industrie 4.0 ihre Azubis mit den Grundregeln des si- Förderung von Assistenzrobotik in Bayern cherheitsbewussten Verhaltens am digi- talen Arbeitsplatz vertraut machen. Der technologische Fortschritt ermöglicht Die IHK für München und Oberbayern in- Das Bundesamt für Sicherheit in der es, dass Roboter zunehmend enger mit formiert dazu in ihrer Fördersprechstunde. Informationstechnik (BSI) und die menschlichen Kollegen zusammenarbei- Allianz für Cyber-Sicherheit helfen ten und ihnen assistieren. Das Bayerische Termine: 12. u. 26.9.2018, jeweils 9–10.30 Uhr dabei: Staatsministerium für Wirtschaft, Energie Ort: IHK, Balanstr. 55, 81541 München www.bsi-fuer-buerger.de – und Technologie fördert im Rahmen des Angebot ist kostenfrei, Anmeldung unter: Suchbegriff „Sicherheit am Arbeitsplatz“ Masterplans Bayern Digital II innovative Ver- www.ihk-muenchen.de/ www.sicher-im-netz.de bundprojekte im Bereich Assistenzrobotik. foerdersprechstunde – Suchbegriff: „Schulungstour“ Unternehmen können Projektvorschläge bis www.allianz-fuer-cybersicherheit.de 15. September 2018 über das Internetpor- IHK-ANSPRECHPARTNER – Suchbegriff „Erste Schritte“ tal des Projektträgers (www.vdivde-it.de – Birgit Petzold, Tel.089 5116-2057 Suchbegriff „assistenzrobotik“) einreichen. birgit.petzold@muenchen.ihk.de Export Plus im Auslandsgeschäft Die bayerische Industrie hat ihren Auszeichnung Exportanteil 2017 gesteigert. Nach Wirtschaftspreis LaMonachia erstmals vergeben Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik lag die Exportquote bei 53,2 Münchens Zweiter Bürgermeister Josef sowie Christine Halbig, Inhaberin von Hüte Prozent, fast einen Prozentpunkt höher Schmid überreichte im Deutschen Theater Christine Halbig. als 2016. Die rund 7 400 Industriebetrie- erstmals den neuen Münchner Wirtschafts- Der Preis geht jährlich an zwei Unterneh- be lieferten Waren im Wert von 197 preis für Frauen, LaMonachia. Die Preisträ- merinnen oder Managerinnen und will die Milliarden Euro ins Ausland – ein Plus gerinnen sind Delia Fischer, Gründerin und Leistungen von Frauen am Standort Mün- von 7,4 Prozent gegenüber 2016. Geschäftsführerin der Westwing GmbH, chen sichtbar machen. Kriterien für die Jury sind wirtschaftlicher Erfolg, Innova- Foto: Marion Vogel tion und Engagement. www.muenchen.de/lamonachia 5 592 900 sozialversicherungspflichtige Be- schäftigte arbeiteten im Mai Premiere – Jurymitglied Stefanie Czerny (DLD 2018 in Bayern – so viele wie Media), die Preisträgerinnen Delia Fischer und noch nie. Christine Halbig, Jurymitglied Nicole Stocker Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, (Hofpfisterei) und Münchens Zweiter Bürgermeister Energie und Technologie; Bundesagentur für Arbeit Josef Schmid (v.l.) Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 7
www.ihk-muenchen.de Neue Regeln IDEEN HABEN KRAFT München und Oberbayern PhotoMIX-Company/pixabay.com für 175Wohnimmobilienverwalter Jahre IHK Zum Jubiläum Wer eine richtet die gewerbliche IHK den Tätigkeit als Blick in die Zukunft. Wohnimmobilien- Insgesamt sechs Vortragsevents in besonderen verwalter aufnehmen möchte, benötigt seit August Locations – das sind Den 2018 eine Erlaubnis. die IHK Talks. Antrag Jede Veranstaltung können Unterneh- greift mer online einreichen. Sie finden alleBedeutung ein Thema auf, das von großer für Informationen Foto:für die Zukunft unserer Welt ist. Lassen Sie sich Foto: IHK und Formulare dafür auf der IHK-Website. inspirieren und feiern Sie mit. www.ihk-muenchen.de/wohnimmobilienverwalter www.ihk-muenchen.de/175 AKTUELL ONLINE #wirtschaftwählt IHK Weiterbringer Landtagswahl Weiterbringer in Bayern sind wie ein Kompass: Sie geben eine Datenschutz-Grundverordnung DSGVO EU-Pauschalreiserichtlinie Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten- Richtung vor, an der sich andere orientieren können. Am 14. Oktober 2018 wird der neue bayerische Sie prägen andere Menschen und beeinflussen de- Neue Pflichten im Reiserecht. schutzgrundverordnung Was in (DSGVO) sich ändert, Kraft. Worauf Landtag gewählt. Was erwartet die Wirtschaft von ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam- erfahren Unternehmer müssen Firmen hier: jetzt achten? der zukünftigen Staatsregierung? meln wir Geschichten von Weiterbringern und jenen, die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind. www.ihk-muenchen.de/reiserecht www.ihk-muenchen.de/dsgvo www.ihk-muenchen.de/landtagswahl ihkweiterbringer.de Datenschutz Fußball-WM:bei WieWebseiten darf ich werben? Webseitenbetreiber Wenn Unternehmenmüssen seit dem ihre Produkte und25. Mai 2018 Dienstleis- LINKS DES MONATS besonders auf den der tungen im Kontext Datenschutz achten: Grund Weltmeisterschaft dafür vermarkten ist die DSGVO, möchten, die gilt es, den Schutz einige personenbezogener Spielregeln zu beachten. Bürokratieabbau – der IHK – Anträge und Infos Gewerbeerlaubnisse Daten regelt. Sonst kann DieWM-Werbekampagne eine wichtigsten Informationen richtigdazu: teuer wowww.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse wünschen Sie sich Entlastung? werden. www.ihk-muenchen.de/buerokratie www.ihk-muenchen.de/dsgvo-datenschutz- Ausfuhr von Waren mit Carnet A.T.A. webseite www.ihk-muenchen.de/fussball-wm Abmahnung – was tun? www.ihk-muenchen.de/carnet www.ihk-muenchen.de/abmahnung Welche Auswirkungen hat die Public Viewing Alles über außergerichtliche Streitbeilegung Globalisierung? Sie wollen in Ihrem Unternehmen die Spiele der Gewerbeerlaubnisse der IHK – Anträge und Infos www.ihk-muenchen.de/mediation Fußball-WM Alle im TV zum Informationen oder nächsten auf Großbildleinwand IHK-Talk über- www.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse tragen? Beim Public „Globalisierung“ amViewing gibt es viele 18. September 2018 Auflagen in Auszubildende einstellen – so geht's! der FIFA. Kolbermoor: Ausfuhr von Waren mit Carnet A.T.A. www.ihk-muenchen.de/ausbildungsvertrag www.ihk-muenchen.de/carnet www.ihk-muenchen.de/publicviewing www.ihk-muenchen.de/175 Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen www.ihk-muenchen.de/businessplan www.ihk-muenchen.de/businessplan Folgen Sie uns Überblick zur Innovationsförderung fb.com/ihk.muenchen.oberbayern Exporttag Bayern – erfolgreich ins Auslandsgeschäft www.ihk-muenchen.de/innovationsfoerderung www.ihk-muenchen.de/exporttag-bayern Foto: Flavio Takemoto/freeimages.com @IHK_MUC IHK-Newsletter und IHK-Magazin Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin 8
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P E R SONEN & PERS P EKTIVEN | UN TER N E H ME R P R O FI L Foto: Marion Vogel Auf dem Münchner Marienplatz fing alles an – mit dem Zeitschriften- und Souvenirkiosk startete Günter Malescha in die Selbstständigkeit 10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N „Wir repräsentieren die Stadt“ Seit 1987 ist der Unternehmer Günter Malescha Mitglied der großen Oktoberfestfamilie: Er wurde mit viel Engagement und Herzblut Besitzer des „offiziellen Wiesn-Shops“. HARRIET AUSTEN I n wenigen Tagen ist es so weit. Dann fand er es einen „tollen Gedanken“, selbst für die Stadt. Jeden neuen Schritt, den er steht Günter Malescha, Chef der bestimmen zu können. Zu wissen, für wen wagte, kommentiert der Unternehmer be- Malescha GmbH, wieder täglich in er schuftet. Mit Geschick und Weitsicht er- scheiden mit: „Das hat sich so ergeben.“ Al- fescher Tracht in seinem Kiosk auf der weiterte Malescha das Angebot an Souve- lerdings will eine Chance auch erkannt und Wiesn: ein schmucker Bau, dessen male- nirs, die bessere Erträge versprachen, bau- ergriffen werden, wenn sie sich bietet. rische Rückseite „wohl das meistfotogra- te den Kiosk in einen attraktiven Glasbau „Wir sind zeitlich ziemlich ausgelastet“, fierte Motiv auf dem Oktoberfest ist“, sagt um und holte sich von der Stadt die Lizenz, sagt der Familienunternehmer, den Bruder der Inhaber stolz. Der Kiosk nahe dem T-Shirts und andere Artikel mit dem offi- Dieter, Frau Christine und Tochter Patricia Riesenrad ist schon von weitem zu sehen ziellen Wiesn-Logo herzustellen. unterstützen. Dennoch ließ sich Malescha mit seinen markanten, weiß-blauen Rau- Damit war der Grundstein für das Ok- von einem Freund überzeugen, Münchens tenecksäulen, mit seinen Trachtenpuppen toberfest-Geschäft gelegt. Wieder hatte traditionsreichster Faschingsgesellschaft auf dem Dach und den Tannen- und Hop- Malescha Glück: Jemand hörte auf, und er Narrhalla beizutreten, als die vor einigen fengirlanden ringsherum. bekam 1987 einen Wiesn-Stand. Drei Jahre Jahren frischen Schwung brauchte. „Tipps Der „offizielle Wiesn-Shop“ ist vollge- später gründete er die Malescha GmbH, ja, Handeln nein“, lautete Maleschas Be- stopft bis unters Dach mit unzähligen mit der er in die Produktion und den Groß- dingung. Dabei ist es nicht geblieben: In- Mitbringseln. „Hier gibt es die meis- handel von Andenken einstieg und bis heu- zwischen ist er erster Vizepräsident und ten Souvenirs mit dem Wiesn-Logo, te andere Händler beliefert. maßgeblich an der positiven Entwicklung vom Bierkrug bis zum T-Shirt“, sagt des Vereins sowie an der Gründung des Malescha. Entsprechend lebhaft geht es an Malescha setzte alles Sozialprojekts „Fasching mit Herz“ betei- der Verkaufstheke zu – und in dem winzi- daran, den Standplatz zu ligt. Er möge es eben, sagt Malescha, „et- gen Lagerraum hinten. Dort holen andere übernehmen was zum Funktionieren zu bringen“. Andenkenhändler ihre bestellte Ware ab Das ging viele Jahre gut, bis ihm die EM.TV und tauschen Neuigkeiten aus, ab und zu AG in die Quere kam. Der Börsenstar des mit einem Schnapserl, versteht sich. Neuen Marktes sicherte sich die weltwei- Eigentlich hatte Malescha, ein drahtiger, ten Vermarktungsrechte für sämtliche Ar- Zur Person sportlicher Mann, der gern Motorrad tikel mit dem Oktoberfest-Logo und einen Günter Malescha, Jahrgang 1954, fährt, „beruflich keine klare Vision“. Des- attraktiven Standplatz auf der Wiesn. Doch absolvierte nach der Handelsschule halb folgte er dem Rat seines Onkels und 2004 musste EM.TV nach vielen Verlusten eine Banklehre und war einige Jahre machte eine Banklehre, „das wird ein Le- umstrukturieren. Malescha setzte alles da- Wertpapierberater bei der damaligen ben lang gebraucht“. Als Wertpapierbe- ran, den Standplatz zu übernehmen – und Bayerischen Vereinsbank. 1979 machte rater in einer Bankfiliale am Rindermarkt dank seines neuen Konzepts bekam er ihn er sich mit der Übernahme des Pres- lernte er die Ladenbesitzer der Umgebung auch. Seitdem bietet er die größte Auswahl se- und Souvenirshops am Marienplatz kennen und erfuhr, wenn sich einer zur von Lizenzartikeln der Stadt an und trägt selbstständig und weitete sein Geschäft Ruhe setzte. „Den Drang zur Selbstständig- den Namen „offizieller Wiesn-Shop“. Ein kontinuierlich aus: Seit 1987 ist er auf keit, den hatte ich schon“, sagt Malescha. Alleinstellungsmerkmal, auf das er stolz ist. dem Oktoberfest vertreten, seit 2004 mit 1979 war es dann so weit. Er übernahm Er empfindet es als Privileg, an so zentra- dem „offiziellen Wiesn-Shop“. 1990 den Zeitschriften- und Souvenirkiosk am len Orten wie dem Marienplatz und dem gründete er die Malescha GmbH, die Marienplatz und tauschte Nadelstreifen- Oktoberfest zu stehen: „Wir repräsentieren acht Mitarbeiter und 50 Aushilfen be- anzug gegen Jeans und T-Shirt. Sein Le- die Stadt.“ Deshalb achtet er auf ein anspre- schäftigt. 2005 kamen noch zwei Gastro- ben änderte sich grundlegend: um fünf chendes Erscheinungsbild und freundliche nomiekioske in der Allianz Arena dazu. Uhr früh aufstehen, fünf Jahre lang keinen Mitarbeiter, die den Gästen Respekt entge- Malescha ist verheiratet und hat drei Urlaub, viel mehr Arbeit als früher, müh- genbringen. „Die Besucher sollen von Mün- Kinder. sames Einfühlen in Markt, Trends, Kun- chen schwärmen, wenn sie wieder zu Hause www.malescha.de denwünsche und Sortiment. Trotzdem sind.“ Das ist seine Art der Imagewerbung Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 11
T I T E LTHEM A | IMMOBILIEN Kostbarer Raum Wenn Firmen dringend benötigte Fachkräfte für sich gewinnen wollen, spielt ein Standortfaktor in Oberbayern eine zentrale Rolle: bezahlbarer Wohnraum. Es gibt einige intelligente Konzepte, wie er geschaffen werden kann. ULRICH PFAFFENBERGER 12 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
I MMO B I LI E N | T I T E LT H E M A D ie dringend benötigte Chemikerin, Foto: cycologe_fotolia.com In München sind Wohnungen der mühsam rekrutierte Maschi- besonders knapp – nenschlosser – oberbayerische Neubaugebiet in Obersendling Unternehmen betreiben einen hohen Aufwand, um Fachkräfte zu gewinnen. Schließlich sind gut ausgebildete Mitarbei- ter entscheidend für die Wettbewerbsfähig- keit. Immer häufiger schiebt sich jedoch vor den Beginn der gemeinsamen Arbeit am Firmenerfolg ein kritisches Hindernis: Wenn die Neuen im Team keinen bezahl- baren Wohnraum finden, verliert der neue Job für sie drastisch an Attraktivität. Diese Situation beeinträchtigt die bay- erischen Unternehmen stark. Laut der jüngsten BIHK-Konjunkturumfrage aus dem Frühjahr 2018 sehen bereits 64 Pro- zent der Firmeninhaber im Fachkräfte- mangel ein Geschäftsrisiko. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Zuzug von Fachkräften aus anderen Regionen. Es gilt ebenso, bereits gewonnene Fachkräfte mit ihren Familien zu halten. So sind Ideen ge- fragt, die diesen Engpass konstruktiv auf- lösen können. Wohn- und Gewerberaum über dem Supermarkt Beispiel Lidl: Die Einzelhandelskette sie- delt sich bevorzugt dort an, wo sie sehr viele potenzielle Kunden erreichen kann. Das gelingt dem Unternehmen am ehes- ten im städtischen Umfeld. Aber dort sind Flächen kostbar, und eine großzügige Nutzung allein mit einem Supermarkt und dem dazugehörigen Parkplatz widerstrebt dem Ziel der Kommunen, den knappen Raum optimal zu nutzen. Lidl macht daraus eine Strategie und nutzt die Fläche über dem Markt und den Stellplätzen, um dort Wohn- und Gewerberaum zu errichten. Wie sich neue Wohnungen klug schaffen lassen, kann man in Landsberg am Lech be- obachten. Über viele Jahre hinweg blockier- te dort eine Industrieruine eine attraktive Lage direkt gegenüber dem Park am Mut- terturm, einem Wahrzeichen und beliebten Ausflugsziel der Kreisstadt. Jetzt entsteht unter dem Namen „Am Papierbach“ auf dem Gelände ein neues Quartier, das dem Bedarf der aufstrebenden Kommune im Westen Oberbayerns gerecht wird. Michael Ehret, Geschäftsführer der verant- wortlichen Entwicklungsgesellschaft Eh- ret + Klein Real Estate, hat eine genaue Vor- Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 13
T I T E LTHEM A | IMMOBILIEN aber dringend – nicht zuletzt wegen der Foto: Ehret + Klein Real Estate Fachkräftethematik in unseren Unter- nehmen.“ So wird verständlich, dass es nicht allein um das bloße Schaffen von Wohnraum geht. Es geht auch um die damit verbun- dene Infrastruktur, die erhalten, ange- passt und vor allem betrieben sein will. „Dabei fassen wir nicht nur die Verkehrs- infrastruktur in den Blick“, merkt Susanne Kneißl-Heinevetter an, IHK-Referentin für Immobilienwirtschaft. „Insbesondere die Anpassung und der Betrieb der Sozialinfra- struktur – dazu zählen zum Beispiel Kitas, Kindergarten, Schulen, Vereine oder Pfle- geeinrichtungen – sind wichtig für das soziale Miteinander und für die Akzeptanz des Wachstums in der Kommune.“ Attraktives Wohnen statt Industrieruine – Projekt Am Papierbach in Landsberg am Lech Nachverdichtung als einzige Option stellung davon, was geschehen muss, damit mobilienexperten der Begriff „sozial“ Für Gemeinden, die sich auf ihrer eigenen echter Mehrwert für den Standort entsteht: durchaus weit gefasst werden. Er darf Gemarkung nicht mehr ausdehnen kön- „Es genügt nicht, verfallende Ruinen oder sich nicht nur auf die sozial schwachen nen, ist das Ausweisen neuer Flächen für Brachen zu planieren und mit neuen Wohn- Schichten beziehen. den Wohnungsbau unmöglich. Als einzige objekten zu bebauen“, sagt er. Wenn ein sol- Andreas Eisele, Vorsitzender des Aus- Option bleibt die Nachverdichtung be- ches Projekt nachhaltig sein soll, brauche es schusses für Immobilienwirtschaft bei stehender Wohnbebauung – und die stößt einen ganzheitlichen Blick darauf, was alles der IHK München und Oberbayern, sieht bei den dort schon lebenden Einwohnern bezahlbar sein soll: die Energie? Die Mobili- in Ballungsgebieten wie dem Großraum nicht immer auf Gegenliebe. Sie beklagen tät? Das Beschaffen des täglichen Bedarfs? München zunehmend auch die Mittel- häufig den Verlust an Wohn- und Lebens- die Gesundheit? Der Weg zur Arbeit und in schicht unter Druck, wenn es darum qualität und stellen sich entsprechenden die Freizeit? geht, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Vorhaben ihrer Kommunen entgegen. Das Projekt in Landsberg am Lech berück- „Diese Herausforderung wird vielfach „Hier sind wir alle gefordert, bei der Sen- sichtigt all diese Faktoren. „Sie zeigen von übersehen“, so Eisele. „Ihre Lösung ist sibilisierung nicht lockerzulassen“, sagt Anfang an, wie sich die eingesetzten Mittel für den Kauf einer Wohnung dort bezahlt Foto: form3D machen“, sagt Ehret. „Die gleiche Rendite- idee gilt übrigens auch für die Kommu- ne und die örtlichen Arbeitgeber, die den Menschen ein verlässliches Angebot am Standort machen können.“ Begriff „sozial“ weiter fassen Dass die Bezahlbarkeit direkt erkennbar sein muss, steht für Ehret außer Zweifel. Der Wunsch nach bezahlbarem Wohn- raum und die sogenannte SoBoN, also die sozialgerechte Bodennutzung, seien un- trennbar miteinander verbunden, findet er. „Was aus dieser Münchner Idee entstan- den ist, ist für uns Projektentwickler heute der Maßstab, an dem wir uns messen las- sen müssen, wenn wir solche Filetstücke wie Am Papierbach in die Hand nehmen“, so Ehret. Dabei muss aus Sicht vieler Im- In der Modellansicht von oben wird die Größe des Areals Am Papierbach deutlich 14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
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T I T E LTHEM A | IMMOBILIEN Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst (CSU). „Da ist nicht nur die einzelne Kom- Neue Vorgaben für Wohnimmobilienverwalter und Immobilienmakler mune gefragt, da müssen auch übergeord- Wohnimmobilienverwalter (Verwalter Zudem besteht seit 1. August 2018 eine nete Behörden mitziehen.“ von Wohnungseigentum sowie Mietwoh- Weiterbildungspflicht für Wohnimmobi- Die Kommunalpolitikerin setzt zudem nungsverwalter) benötigen seit 1. August lienverwalter sowie für Immobilienmakler große Stücke auf die unmittelbare Zusam- 2018 eine gewerberechtliche Erlaubnis und ihre unmittelbar bei der erlaubnis- menarbeit über Gemeindegrenzen hinweg nach Paragraf 34c Absatz 1 Satz 1 Num- pflichtigen Tätigkeit mitwirkenden Ange- und verweist auf das eigene Erfolgsmo- mer 4 der Gewerbeordnung (GewO). Vor- stellten. Die IHK für München und Ober- dell: Die Würmtalgemeinden begannen im aussetzungen dafür sind der Nachweis bayern ist die zuständige Erlaubnisbehör- raumordnerischen Entwicklungskonzept der Zuverlässigkeit, der geordneten Ver- de in Bayern (mit Ausnahme des Kammer- München Südwest (ROEK) mit der ge- mögensverhältnisse und einer Berufs- bezirks der IHK Aschaffenburg) für Wohn- meinsamen Entwicklung für die Bereiche haftpflichtversicherung. Nur für Gewer- immobilienverwalter. Für Immobilienmak- Siedlung, Freiraum und Verkehr, um die betreibende, die vor dem 1. August 2018 ler, Darlehensvermittler, Bauträger und Lebensqualität der zukünftigen Generatio- bereits Wohnimmobilien verwaltet haben Baubetreuer im Sinne von Paragraf 34c nen zu sichern. „Heute sind wir mit dem und diese Tätigkeit weiter ausüben wollen, Absatz 1 Satz 1 Nummern 1 bis 3 GewO Regionalmanagement Südwest nicht nur besteht eine Übergangsfrist bis zum 1. März sind bis 31. Dezember 2019 nach wie vor einen Schritt weiter, sondern arbeiten auch 2019, innerhalb derer sie die Erlaubnis be- die Kreisverwaltungsbehörden zuständig. über das Würmtal hinaus an Lösungen“, antragen müssen. Gewerbetreibende, die sagt Borst. die Tätigkeit als Wohnimmobilienverwalter Merkblätter und Antragsformulare gibt es Derzeit kooperieren die Gemeinden Gau- neu aufnehmen möchten, müssen die Er- unter: www.ihk-muenchen.de/ ting, Krailling, Planegg, Gräfelfing und laubnis vorab eingeholt haben. wohnimmobilienverwalter Neuried mit den Städten Starnberg und Germering sowie mit der Landeshaupt- stadt München. Unter den Projekten sind von 500 Metern um S-Bahn-Stationen zu gnostizierte Wachstum und den Zuzug be- vor allem solche, die eine Kommune allein konzentrieren.“ Der direkte Zugang zum friedigen zu können“, analysiert Andreas nicht stemmen kann und die nur im Ver- öffentlichen Nahverkehr reduziere den Be- Fritzsche, Teamleiter Standortberatung, bund zu einem sinnvollen Ergebnis führen. darf an Stellplätzen und den Individualver- Statistik, Raum- und Bauleitplanung und So hat sich die zuständige Arbeitsgruppe kehr. Gerade an Orten mit vielen Pendlern Immobilienwirtschaft bei der IHK. Er ver- mit Teilnehmern aus allen Orten die Quali- bedeute das zusätzliche Wohnqualität und weist auf gesetzliche Vorgaben wie das Im- fizierung der S- und Regionalbahnhöfe und weniger Kosten für die Menschen. missionsschutzgesetz und die Technische der Umfelder vorgenommen. Das gemein- Wie sehr der Wohnungsbau mit der stra- Anleitung zum Schutz gegen Lärm, die zu same Vorgehen schafft Synergien bei der tegischen Planung von Gewerbeflächen hohem Konfliktpotenzial zwischen Gewer- konzeptionellen Arbeit und bei der Umset- zusammenhängt, zeigt sich vor dem Hin- be und Wohnen führen. zung des Projekts. tergrund der Bestrebungen, den Flächen- Dass sich solche Spannungen vermeiden Die Verkehrsproblematik wurde als Aus- verbrauch im Freistaat zu begrenzen. lassen, ist im Berchtesgadener Land gut gangspunkt gewählt, um Veränderungen „Alle Potenziale einer Kommune müssen erkennbar. „Wir haben zum einen das Ziel, anzustoßen. Borst: „Wir haben uns in Krail- ausgeschöpft werden. Denn die reine Fo- vorrangig bestehenden Unternehmen eine ling bewusst dafür entschieden, Nachver- kussierung auf die Innenentwicklung wird Entwicklungsperspektive aufzuzeigen“, er- dichtung im Wohnbau auf einen Umkreis bei Weitem nicht ausreichen, um das pro- klärt Thomas Birner, Geschäftsführer der Anzeige Der komplette Der Immobilienausschuss der IHK Betrieb. Der Ausschuss beschäftigt sich seit seiner „Die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohn- Gründung mit dem Ausbau des Angebots raum zu schaffen, ist endlich in der Politik an bezahlbarem Wohnraum. Wesentlicher angekommen“, sagt Andreas Eisele, Faktor ist dabei die Attraktivität des Stand- Vorsitzender des IHK-Ausschusses für orts für die Unternehmen und ihre Mit- Immobilienwirtschaft. „Besonders freut arbeiter. So entstand zum Beispiel in enger es mich, dass sich viele Forderungen aus Zusammenarbeit mit den Ausschussmit- unserem Arbeitspapier sowohl im Werk- gliedern das Arbeitspapier „Wachstum in zeugkasten für mehr bezahlbaren Wohn- Bürogebäude plus Halle aus einer Hand. Oberbayern langfristig sichern“, das mit raum der Bayerischen Staatsregierung Vertretern aus Kommunal-, Landes- und als auch im Koalitionsvertrag von CDU/ Bundespolitik diskutiert wurde. CSU und SPD wiederfinden.“ www.renz-container.com 16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
Foto: Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice Ganzheitlich planen und kostensicher bauen mit HP3 „ Bei neuen Unternehmen zählt das Prinzip hohe Wertschöpfung pro verbrauchter Fläche. Thomas Birner, Geschäftsführer “ Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH. „Bei neuen Unternehmen zählt das Prinzip hohe Wertschöpfung pro ver- brauchter Fläche.“ Hier werden Kennzah- len wie Zahl der Mitarbeiter pro Fläche, zu erwartende Gewerbesteuerzahlungen, ho- hes Lohnniveau, Ausbildungsniveau sowie Vernetzung in den Wertschöpfungsketten innerhalb der Region geprüft. „Das bedeu- tet zum Beispiel eine Entscheidung gegen weiteren großflächigen Einzelhandel“, so Mit unserem HP3 Stufenmodell unter- Birner. stützen wir Sie sowohl bei der Realisierung Auf dieser Basis soll die Akzeptanz in der neuer Büro- und Fertigungsstandorte als Wohnbevölkerung für Wirtschaftsbetriebe auch bei der Erweiterung und Optimierung gewachsener Werkstrukturen. gefördert werden. Ergänzend dazu werden alte Gewerbeflächen nachverdichtet oder Das HP3 Stufenmodell basiert auf unserer aufgewertet.Wirtschaftskraft und Lebens- über 60-jährigen Erfahrung im Industrie- und Gewerbebau, dem konsequenten qualität gelten in diesem Szenario nicht als Einsatz von BIM und einem kompletten Kontrahenten – im Gegenteil. Birner: „Der Leistungsspektrum unter einem Dach: Wirtschaftsraum Berchtesgadener Land, zugleich Biosphärenregion, will erfolg- n Fabrik- und Standortplanung reich wirtschaften und gleichzeitig unsere n Generalplanung und Architektur einmalige Natur bewahren.“ n HLSE-Planung n Projektmanagement und Bauausführung IHK-ANSPRECHPARTNER Andreas Fritzsche, Tel. 089 5116-1785 andreas.fritzsche@muenchen.ihk.de Susanne Kneißl-Heinevetter Hinterschwepfinger Projekt GmbH Tel. 089 5116-1354 84561 Mehring bei Burghausen KneisslHeinevetter@muenchen.ihk.de Tel. 0 86 77-98 08 0 www.hinterschwepfinger.de
T I T E LTHEM A | LA DEN FL ÄCHEN Lösungen für zwischendurch In teuren Ballungsräumen wie München bietet eine Zwischennutzung nicht nur Immobilienbesitzern handfeste Vorteile. Sie hilft auch jungen Unternehmen und fördert die Vielfalt in den Einkaufsstraßen. EVA ELISABETH ERNST I n München sind Ladenflächen in guten oder Kreative die Lücke kurzfristig füllen. können damit die mitunter sehr langen Lagen rar und teuer. Dennoch gelang es Susanne Kneißl-Heinevetter, Referentin Genehmigungszeiträume sinnvoll nutzen, Sebastian Thies (36), Geschäftsführer Immobilienwirtschaft bei der IHK, findet Mieteinnahmen generieren und damit Be- der K&T GmbH, seine Schuhkreationen Zwischennutzungen auch deshalb sinnvoll, triebs- und Gebäudesicherungskosten spa- an sehr begehrten Orten zu verkaufen: in weil sie in einer teuren Stadt wie München ren“, so die IHK-Expertin. der noblen Münchner Maximilianstraße, wertvollen Raum für Kreativität und zum Das Ladengeschäft COCO monaco, in in den hochfrequentierten Stachus-Passa- relativ risikoarmen Ausprobieren neuer das sich der Schuhunternehmer Thies gen und sogar direkt am Marienplatz. „Als Ideen bieten. „Und die Immobilienbesitzer eingemietet hat, gehört der Landeshaupt- junges und relativ kleines Label können wir uns diese 1-a-Lagen eigentlich nicht leisten“, sagt Thies, der seine Kollektionen Foto: nat-2 seit 2007 unter dem Label nat-2 anbietet. Doch verschiedene Zwischennutzungs- konzepte machten es möglich. Bis vor kurzem hatte Thies ein eigenes Ladengeschäft in der Münchner Maxvor- stadt. „Wir waren und sind immer offen für weitere Gelegenheiten, uns zu präsen- tieren – und bei Projekten zur Zwischen- nutzung können wir ein ganz anderes Publikum erreichen, was sowohl unsere Bekanntheit als auch die Umsätze erhöht hat.“ Raum für Kreativität In der Maximilianstraße standen 2014 die nachhaltigen Sneakers und Gummistiefel von nat-2 im Pop-up-Store Haeppi Piecis, der sechs Monate lang geöffnet war. Im selben Jahr mietete Thies für sechs Wo- chen einen kompletten Laden in den Sta- chus-Passagen zu sehr guten Konditionen, weil sich der Einzug eines Mieters dort verzögerte. Seit Sommer 2017 ist er im COCO monaco, dem Kaufhaus der Münch- ner Feinheiten, am Marienplatz 1 vertreten – zusammen mit weiteren Mode- und De- signlabels. Eine Zwischennutzung lohnt sich vor allem dort, wo Fläche knapp ist. Wenn ein Dauer- mieter später als geplant einzieht, die Ge- nehmigung zum Umbau auf sich warten lässt oder Räume aus anderen Gründen vorübergehend leer stehen, können fle- xible Nutzer wie junge Unternehmen 18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
LA D E N FLÄ C H E N | T I T ELT H E M A Derzeit vermarkten die fünf Mitarbeiter Foto: Markus Burke der Location-Broker GmbH unter anderem 5 000 Quadratmeter Fläche in der Alten Akademie mitten in der Münchner Fuß- gängerzone für Pop-up-Stores, Workshops und Veranstaltungen. Hinzu kommen 3 000 Quadratmeter Büroflächen, die für min- Temporäres destens ein Jahr zur Verfügung stehen. Kaufhaus – das Auch in der Schrannenhalle, im Haus 9 Ladengeschäft des Klinikums Schwabing und dem ehe- COCO monaco maligen Mahag-Gelände organisierten sie bereits Zwischennutzungen. Rund die Hälf- te des Umsatzes erwirtschaftet das Unter- nehmen mit der Vermittlung von Locations für Filmaufnahmen, der Rest entfällt auf Immobilien für Ladengeschäfte, Events und kurzfristige Büronutzungen. Seine Rolle bezeichnet Wolfrum als die eines Hüttenwarts, der sich einerseits um Genehmigungen, Versicherungen und Lärmschutz kümmere. Andererseits sorge er dafür, dass sich die Vorstellungen der Mieter realisieren lassen und alle ihren stadt München. Als der Vormieter seinen tiven genutzt wurde“, freut sich Enninger. Spaß haben. Vertrag kündigte, fragten die Verantwort- Auch mit dem Kontorhaus im Schlacht- lichen des Kommunalreferats bei ihren hof und anderen städtischen und privaten Der Aufwand lohnt sich Kollegen des Kompetenzteams Kultur- und Immobilien konnte das Kompetenzteam Dass Wolfrum acht Jahre Jura studiert Kreativwirtschaft an, ob Interesse an einer Künstlern und Manufakturen ein temporä- hat, findet er bei dieser Tätigkeit äußerst Zwischennutzung besteht. Das Kompe- res Dach über dem Kopf vermitteln. hilfreich: „Sobald bei einem Gebäude eine tenzteam ist zentrale Anlaufstelle für Kul- „Wir schaffen die Voraussetzungen, dass Nutzungsänderung vorliegt, muss meist tur- und Kreativschaffende in München. leer stehende Gebäude schnell und agil be- ein Bauantrag gestellt werden – selbst „Wir unterstützen bei unternehmerischen spielt werden können“, sagt Enninger. Dazu wenn keinerlei bauliche Veränderungen Herausforderungen, vernetzen mit ande- gehört es, passende Akteure zu bündeln. erfolgen.“ Genehmigungen für temporä- ren Kreativunternehmen und helfen bei Denn Räume zwischen 20 und 50 Quadrat- re Gastronomiebetriebe seien besonders der Raumsuche, die in München ja eine be- metern sind besonders begehrt. Größere schwierig zu bekommen, aber auch die er- sonders große Herausforderung darstellt“, Objekte können daher gemeinschaftlich forderlichen Stellplätze bildeten mitunter erklärt Teamleiter Jürgen Enninger (49). besser genutzt werden. Das Kompetenz- eine gewisse Herausforderung. Neben Ladengeschäften suchen er und sei- team begleitet sowohl beim Matchmaking München bietet inzwischen zahlreiche ne Mitarbeiter Immobilien, die sich als Ate- als auch bei den Verhandlungen mit den Zwischennutzungsprojekte mit Breitenwir- liers, Büros oder Proberäume eignen. „Ein Immobilienbesitzern. „Besonders wich- kung, darunter das Container Collective im Coup gelang uns mit dem Ruffinihaus am tig ist uns, dass die Zwischennutzung rei- Werksviertel am Ostbahnhof, die Alte Bay- Rindermarkt, das bis zum Beginn der Um- bungslos verläuft – und die Mieter zum erische Staatsbank, die derzeit eine Bar baumaßnahmen im Februar dieses Jahres vereinbarten Termin dann auch tatsächlich beherbergt, oder das Isarforum im Deut- drei Monate lang von insgesamt 150 Krea- ausziehen“, betont Enninger. schen Museum. Alexander Wolfrum (52) ist Gründer und „München ist eine teure Stadt mit wenig „ Prokurist der Location-Broker GmbH, die freiem Immobilienbestand“, sagt Wolfrum. sich auf die Vermittlung und Organisation „Daher lohnt sich der Aufwand trotz aller Bei Projekten zur von Zwischennutzungen spezialisiert hat. Schwierigkeiten mit Genehmigungen und Zwischennutzung können Er weist darauf hin, dass Interimsmieter kritischen Nachbarn – und zwar für alle auch für die Sicherheit der Immobilien Beteiligten.“ wir ein ganz anderes sorgen. „Dadurch werden Gebäude und “ Grundstück belebt, und man merkt, ob IHK-ANSPRECHPARTNER Publikum erreichen. etwa ein Fenster offen steht oder eine Susanne Kneißl-Heinevetter Sebastian Thies, Geschäftsführer Leitung geplatzt ist.“ Auch die Gefahr von Tel. 089 5116-1354 der K&T GmbH Vandalismus werde reduziert. KneißlHeinevetter@muenchen.ihk.de Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 19
T I T E LTHEM A | STADTEN TWICKL UN G Foto: Wolf Heider-Sawall Wohnen der Zukunft Das Projekt Schwabinger Tor der Jost Hurler Gruppe umfasst ein ganzes Stadtviertel. Der Anspruch ist hoch: Das neue Quartier will das urbane Bauen von morgen umsetzen. STEFAN BOTTLER D rei Hochhäuser in minimalistischer 12. Stock eröffnen. Außerdem stehen Bü- gesellschaft GmbH & Co. KG. Sie ist Pro- Architektur mit bis zu 14 Geschos- roflächen für bis zu 50 Unternehmen, drei jektträger und Grundstückseigentümer sen, sechs weitere Gebäude im Gastronomiebetriebe und über ein halbes und hat den Anspruch, mit dem Schwabin- gleichen Stil mit jeweils sechs Etagen, da- Dutzend Shops zur Verfügung. Mehr als ger Tor mehr als nur ein neues Stadtviertel zwischen öffentliche Plätze, Kinderspiel- 3 000 Menschen sollen hier wohnen und ar- realisiert zu haben. plätze und zahlreiche Grünflächen: So prä- beiten, Lebensmittel einkaufen, Sport trei- Als Müller 2010 bei der Jost Hurler Grup- sentiert sich das Stadtviertel Schwabinger ben oder mit Freunden essen gehen – all pe einstieg, hatte das Familienunterneh- Tor nördlich der Münchner Freiheit. In 210 das lässt sich auf dem rund 4,2 Hektar gro- men den Auftrag für die Neubebauung Appartements unterschiedlicher Größen ßen und völlig autofreien Areal erledigen. des ehemaligen Schwabylon-Geländes, auf wohnen Mieter aller Einkommensklassen. „Dieses Quartier soll Antworten auf Fra- dem später der Metro-Großmarkt und das Rund 90 Prozent der Wohnungen sind ver- gen geben, wie wir in 20, 30 oder gar 50 erste Holiday-Inn-Hotel in München stan- mietet. Im Dezember wird ein Lifestyle-Ho- Jahren leben und arbeiten werden“, sagt den, vom Stadtrat bereits erhalten. Jetzt tel mit 275 Zimmern, Tagungssälen, Well- Wolfgang Müller (57), Geschäftsführer der sollte ein erfahrener Manager das größte ness- und Fitnessräumen sowie Skybar im Jost Hurler Beteiligungs- und Verwaltungs- Bauprojekt in der mittlerweile 73-jährigen 20 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018
S TA D T E N T W I C K LU N G | T I T E LT H E M A einen völlig neuen Stadtteil mit Wohnun- Jost Hurler Gruppe gen, Büros, Geschäften und Hotel aus „ dem Boden zu stampfen. „Als Erstes habe 1945 gegründet, war die Firma erst im ich ein interdisziplinäres Team aus unter- Groß- und Einzelhandel tätig. Heute kon- Dieses Quartier soll zentriert sich die Gruppe auf Immobilien schiedlichen Professionen zusammen- Antworten auf Fragen gestellt“, sagt Müller. Das Unternehmen – von der Projektidee und -entwicklung stellte rund 25 Fachkräfte, darunter Archi- über alle Planungsstufen bis zum Ge- geben, wie wir in 20, 30 tekten, Bauingenieure, Projektentwickler, bäudebetrieb. www.jost-hurler.de Haustechniker und Spezialisten für Ver- oder gar 50 Jahren leben gabeprozesse, ein. Außerdem arbeitete in und arbeiten werden. Wolfgang Müller, Geschäftsführer “ den vergangenen Jahren jeder dritte Mit- arbeiter des Unternehmens ausschließlich für das Schwabinger Projekt, das auch die und Studien wiesen die Berater nach, dass die künftigen Nutzer sehr individuelle Le- der Jost Hurler Gruppe Vermietungs- und Quartiersmanagement- bensstile pflegen, den regelmäßigen Aus- spezialisten der Gruppe stark in Anspruch tausch mit ihren Nachbarn wünschen und nahm. an einer Sharing-Ökonomie teilnehmen Unternehmensgeschichte stemmen. Mül- Trotz ihres umfangreichen Know-hows wollen. Gefragt waren also Lösungen, wel- ler hatte als Leiter der Münchner Nieder- stießen die Mitarbeiter dennoch an Gren- che die gemeinschaftliche Nutzung von lassung von Hochtief und als Vorstand zen. Schließlich soll das Schwabinger Tor Produkten wie Werkzeugen oder Autos er- des Münchner Immobilienunternehmens anders als die Vorgängerbauten bis weit möglichen und so ein soziales Miteinander Hammer reichlich Erfahrungen in der in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts sicherstellen. Branche gesammelt. hinein Bestand haben. „Ich habe deshalb „Aus einem Strauß von Ideen mussten wir Außerdem verfügte er über beste Kontak- die Zusammenarbeit mit Zukunftsfor- ein Konzept entwickeln, das zum Münch- te in der Bankenwelt. Schließlich hatte er schern angeregt“, erklärt Müller. Über ner Markt passt und die nachhaltige Un- seine berufliche Karriere in der Finanz- eine persönliche Empfehlung kam er mit ternehmensphilosophie von Jost Hurler branche gestartet. „Ich konnte bei den dem Hamburger Beratungsunternehmen widerspiegelt“, erklärt der Geschäftsfüh- Finanzierungsverhandlungen auf Netz- Thomsen Group in Kontakt. In zahlreichen rer. So entwickelte das Münchner Soft- werke zurückgreifen, die ich bereits wäh- Gesprächen zeichneten die Innovationsex- warehaus Casavi eine App, auf der sich die rend meiner Traineezeit bei der damaligen perten die Vision einer digital vernetzten Mieter untereinander austauschen, Repa- Hypobank aufgebaut habe“, sagt der pro- Mietergemeinschaft, der Teilnehmer aus ratur- und andere Dienstleistungen ordern movierte Betriebswirt. Die Herausforde- unterschiedlichen sozialen Schichten an- und sich über die aktuellen Angebote der rung beim Schwabinger Tor bestand darin, gehören. Anhand von Marktbefragungen Restaurants und Geschäfte informieren. Zudem steht ihnen ein hauseigenes Car- sharing-Angebot zur Verfügung. Rund ein Dutzend Fahrzeuge kann auf der App geor- Foto: Sebastian Arlt dert werden, weitere werden folgen. Und bei den Büroräumen in den unteren drei Geschossen entstanden rund 1 500 Quad- ratmeter Coworking Space, die offene und flexible Arbeitsräume etwa für Gründer, Kreative und Freiberufler bieten. Auch Start-ups und Existenzgründer, die nur kurzfristige Verträge abschließen wol- len, sind willkommen. „Das Schwabinger Tor soll die ganze Vielfalt eines Metropo- lenviertels widerspiegeln“, betont Müller. Rund 30 Appartements sind deshalb So- zialwohnungen. Ansonsten kann Müller im Schwabinger Tor auch eine persön- liche Vorliebe ausleben: „Ich bin selbst begeisterter Nutzer der App und buche gerne Carsharing-Autos.“ Weil die Münch- ner Niederlassung von Jost Hurler nach Eingang zum neuen Quartier – das Schwabinger Tor mit Büro- und Wohngebäuden, Handel und Schwabing umgezogen ist, hat Müller dazu Gastronomie sowie einem Hotel jeden Tag Gelegenheit. Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2018 21
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