Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
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                   August 2020

            Titelthema:
            Unternehmensnachfolge
Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport        Aug 20            1

                                                    Editorial
                                           Über die Integrität in der Wirtschaft
Die regionale Wirtschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Der In-
dustrieumsatz sank seit Jahresbeginn um über 15 %. Hält dieser Trend an,
setzen die heimischen Unternehmen 2020 satte 2,5 Mrd. € weniger um
als 2019. Der Auftragseingang ist nach wie vor vielerorts rückläufig.
Auch die Beschäftigung sinkt erstmals seit rund zehn Jahren. Zugleich sind
3.600 Menschen mehr in der Region ohne Beschäftigung als noch vor einem
Jahr. Nicht auszuschließen, dass für etliche Unternehmen die Luft so dünn
wird, dass sie ihre Geschäftstätigkeit einstellen müssen. Und das beileibe
nicht nur im Reisegewerbe und in der Gastronomie. Vor wenigen Tagen
warnte der Internationale Währungsfonds, dass sich die Insolvenzquote
kleiner und mittlerer Unternehmen verdreifachen könnte. Klar ist also: Wirt-
schaftlich geht es in diesem Jahr abwärts. 2020 wird die Rezession real. Die
Krise trifft zwar nicht jedes Unternehmen, jedoch nahezu alle Branchen der
heimischen Wirtschaft; und dies gleichzeitig. Dies alles ist sicherlich kein
Anlass, Weltuntergangsfantasien zu erliegen. Angst ist eben immer ein
schlechter Ratgeber und in jeder Krise stecken Chancen. Sicherlich sind die
derzeit gegebenen Herausforderungen vielfältig: COVID-19, abgeschottete
Märkte, Klimawandel, überbordende Staatsverschuldung, klamme Kommu-
nen, Dekarbonisierung der industriellen Produktion, Energiewende, Trans-
formation der Automobilwirtschaft – um nur einige zu nennen. Klar ist aber
auch: Soll in dieser komplexen Gemengelage unser Wohlstand beibehalten
werden, braucht es hierfür in erster Linie Menschen, die Mut aufbringen,
ins Risiko gehen, dafür eigenes Kapital einsetzen und andere mitreißen;
Unternehmer eben, aber keine Lamentierer. Bedenkenträger haben wir oh-
nehin genug. Gerade in Krisenzeiten ist die politische Führung daher gut
beraten, die Fesseln unternehmerischen Handelns zu lockern, statt sie noch
fester anzuziehen.                                                               sche Automobilkonzerne sichtbar wurde. Und schon gar niemand in der
                                                                                 Wirtschaft, für den der „ehrbare Kaufmann“ keine leere Worthülse dar-
Da erstaunt schon, welch widersprüchliches Theaterstück die Berliner             stellt, tritt mit leuchtenden Augen für Kinderarbeit, Hungerlöhne oder
Politik in diesen Tagen liefert. Einerseits schnürt sie in tiefer Sorge um den   Rohstoffraubbau in den Entwicklungsländern ein. Klar ist: Wer mit krimi-
Fortbestand der Unternehmen ein Hilfspaket nach dem anderen, um die              neller Energie Verbrechen begeht, dem muss spürbare Strafe zuteilwerden.
Liquidität von Unternehmen zu sichern. Gleichzeitig arbeiten Teile der-          Dass der Staat hier gefordert ist, einen klaren und berechenbaren Ord-
selben Regierung eifrig daran, unternehmerisches Handeln beinahe schon           nungsrahmen zu definieren, versteht sich von selbst. Dabei sollte er jedoch
zu kriminalisieren. Da wird in Windeseile ein Gesetzentwurf zur Verschär-        verhältnismäßig vorgehen. Wer entsprechende Gesetze mit der „Stärkung
fung des Unternehmensstrafrechts vorgelegt, bezeichnenderweise mit               der Integrität in der Wirtschaft“ überschreibt, hält diese Integrität offen-
dem Titel „Gesetz zur Stärkung der Integrität in der Wirtschaft“. Ein Ge-        kundig für zu gering ausgeprägt. Es ist entlarvend, dass der hinter dem
setz, das dazu führen wird, dass kein Unternehmer mehr wissen kann, wie          Gesetz stehende Generalverdacht schon allein sprachlich derart stark zum
er sich richtig zu verhalten hat. Und dann ist da noch das sogenannte            Ausdruck gebracht wird. Der heimische Mittelstand wird sich sicher dafür
„Lieferkettengesetz“, das Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten             bedanken, dass man ihm einmal mehr steigende Kosten und zusätzliche
zur Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten verpflichten         Bürokratie aufs Auge drückt, damit einige wenige schwarze Schafe besser
und sie für mögliche Verstöße in Mithaftung nehmen will, die irgendwo            zu identifizieren sind. Bemerkenswert, dass der Gesetzgeber das Beil aus-
auf der Welt geschehen. Wie das von Unternehmen mit mehreren tausend             gräbt, wo doch ein Stilett genügen würde. Eine Wirtschaftspolitik mit
Produkten, in die jeweils dutzende oder sogar hunderte von Lieferanten           Augenmaß sollte gerade in Corona-Zeiten die Unternehmen fördern, deren
und Unterlieferanten weltweit eingebunden sind, rechtssicher zu bewerk-          Leumund jedoch nicht in derart zweifelhaftes Licht tünchen. !
stelligen sein soll, blieb in den vergangenen Wochen ein gut gehütetes
Geheimnis der Minister Heil und Müller.
                                                                                             In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Um nicht missverstanden zu werden: Niemand in der Wirtschaft befürwor-
tet strafrechtlich relevantes Handeln, wie es etwa im derzeitigen Wire-
card-Drama oder bei der Manipulation von Abgassystemen durch deut-                                             Klaus Gräbener
Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
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                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                            Titelthema

                                                                                                                                                   4
                                                                                                                                Unternehmensnachfolge:
                                                                                                                          Viele Wege führen zum Erfolg
                                                                                                                           Die Suche nach einem geeigneten
                                                                                                                          Nachfolger für die Führungsposition
                                                                                                                            eines Unternehmens ist oftmals
                                                                                                                           kompliziert. Drei Beispiele aus dem
                                                                                                                        heimischen Kammerbezirk verdeutlichen,
                                                                                                                              wie es gelingen kann, diese
                                                                                                                            Herausforderung zu meistern …

                                                                                                                                           Titelseite:
                                                                                                                                     Foto: Carsten Schmale

24          MENSHEN
            Kompetenz, Erfahrung                                 28          bevandert
                                                                             Die Mittelgebirge                         39          WALZEN IRLE GmbH
                                                                                                                                   Stetiger Fortschritt
            und Pioniergeist                                                 „entstauben“                                          treibt an

Impressum
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                           Layout
                                                                                                                                                                                   %
                                                                                                                                                                                   )
und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen             Industrie- und Handelskammer Siegen,                  Jasmin Valery Benfer, Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be-     Hauptgeschäftsstelle,
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Quartal 2/2020                                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,     Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373
A 4791                                                           In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50,   E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
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wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und           Patrick Kohlberger: 0271 3302-317                     bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273.
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Veröffentlichung.                                                Jan Micha Solms, Christina Spill                      Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 59
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» 4 Titelthema                                 10 | Nachrichten                                  » 60 Jubiläen/Bücher
24 | Berichte                                  » 10 Wirtschaftsgespräch                          61 | Börsen
» 24 Kompetenz, Erfahrung                      » 12 Einzelhandelsausschuss                       » 61 Recyclingbörse
     und Pioniergeist                          » 16 Tourismusreferenten                          » 61 Unternehmensnachfolgebörse
» 28 Die Mittelgebirge „entstauben“            » 50 Datenschutz                                  » 63 Handels- und
» 32 Ein neues Zuhause für                     » 51 Überbrückungshilfe                                Genossenschaftsregister
     IT-Spezialisten                           » 52 Vetter Holding AG                            » 72 Veranstaltungskalender
» 36 Unterstützung für heimische
     Athleten
» 39 Stetiger Fortschritt treibt an
» 42 Moderner Campus in Deuz
» 46 Tradition und Moderne

                                                                                           -"

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Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
4      Aug 20   Wirtschaftsreport

                                              Unternehmensnachfolge

Viele Wege führen
    zum Erfolg
 Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel stellen heimische Betriebe
immer wieder vor Herausforderungen. Auch die Corona-Pandemie wirkt sich in gravierender Weise aus.
Viele Unternehmer sind indes nicht nur mit der Bewältigung der COVID-19-Krise und den Schwierigkeiten
     bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter, sondern auch mit einem ganz anderen Problem
  konfrontiert: der komplizierten Suche nach einem geeigneten Nachfolger für die Führungsposition.
      Drei Beispiele aus dem heimischen Kammerbezirk verdeutlichen, wie es gelingen kann, diese
                                            Situation zu lösen.

                   Text: Patrick Kohlberger   |   Fotos: Carsten Schmale (4), TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG. (1)
Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
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    Eine starke intrinsische Motivation, Mut, Entschlossenheit und    Arbeitgebers und der Übernahme durch einen Investor wurden
    zugleich ein hohes Maß an Bodenständigkeit – diese Attribute      die Arbeitsbedingungen zunehmend schwieriger. „Als sich der
    schreibt Daniel Schubert dem Idealtypus eines erfolgreichen       neue Eigentümer vorstellte und er um ehrliche Meinungen bat,
    Unternehmers zu. Er fungiert als geschäftsführender Gesell-       war ich der einzige Mitarbeiter, der den Mund aufmachte.“
    schafter der Deutsche Metallveredlung GmbH (DMV) in Len-          Eigentlich hatte er zum damaligen Zeitpunkt bereits seine
    nestadt. Die Firma hat sich auf der Basis von mehr als fünf       Kündigungspapiere unterschrieben. Doch der neue Investor
    Dekaden Erfahrung zu einem der führenden südwestfälischen         habe sich derart beeindruckt von seiner Courage gezeigt, dass
    Spezialisten in der Oberflächenveredelung von Metallen ent-       er ihm umgehend einen Posten als Assistent der Geschäfts-
    wickelt und beschäftigt inzwischen rund 100 Mitarbeiter. Der      leitung anbot. Schubert nahm die Aufgabe an und übernahm
    Weg, den der heutige Chef zurückgelegt hat, vermag andere         später sogar die Betriebsleitung, bevor er das Unternehmen
    angehende Unternehmer zu ermutigen, denn er ist durch kon-        mit einem Team sanierte. Über die Jahre hinweg hat sich der
    sequente Arbeit gekennzeichnet.                                   Unternehmer stetig weitergebildet – von einer Ausbildung als
                                                                      Qualitätsbeauftragter/ interner und externer Auditor bis hin zu
    „Man hat mir den Erfolg nicht in die Wiege gelegt. Ich komme      einem Studium im Bereich Gießereitechnik. Daraufhin unter-
    nicht aus einer Unternehmerfamilie“, erklärt der 40-Jährige. Er   stützte er mehrere Firmen bei der Optimierung ihrer Produk-
    entschied sich nach dem Abitur zu einer klassischen Ausbil-       tion und knüpfte in diesem Kontext auch den Kontakt zur DMV.
    dung im Handwerk. Es folgte ein Meisterlehrgang. Doch schnell     Seinerzeit stand die Firma zum Verkauf. Schubert führte als
    merkte Daniel Schubert, dass er sich die ihm zugeteilten Auf-     freiberuflicher Berater eine unabhängige Analyse der techni-
    gaben nicht für sein komplettes Berufsleben vorstellen kann.      schen Prozesse durch, ehe er 2018 die Position des Geschäfts-
    Als sein damaliger Arbeitgeber schließen musste, wechselte        führers übernahm. Wenige Monate später erklärte der alte
    der technikbegeisterte junge Mann in einen Metallverarbei-        Eigentümer, ein auf das kaufmännische Segment spezialisier-
    tungsbetrieb. Er stieg dort aus der Produktion über die Quali-    ter Unternehmer, dass er den Betrieb zusammen mit Schubert
    tätssicherung bis zur Produktionsleitung auf. Aufgrund einer      weiter nach vorne treiben möchte.
    familiären Veränderung verschlug es Schubert dann nach Süd-
    deutschland. Er betreute in einer Gießerei das Projektmanage-     Das Projekt „DMV 2.0“ entstand. Fortan bildeten beide ein
    ment und die Qualitätssicherung. Nach einer Insolvenz des         erfolgreiches Duo, wie der heutige geschäftsführende Ge-
                                                                      sellschafter unterstreicht: „Das war direkt eine sehr gute Kom-
                                                                      bination, da wir aufgrund unserer unterschiedlichen Qualifi-
                                                                      kationen von Beginn sowohl das Thema Zahlen als auch den
                                                                      technischen Bereich abdecken konnten.“ Nach einer grundle-
                                                                      genden Neustrukturierung vieler Abläufe entschlossen sich die
                                                                      beiden Verantwortungsträger zu einem bedeutsamen und
                                                                      richtungsweisenden Schritt: Da der aktuelle Firmenstandort
                                                                      logistisch und topografisch einige Nachteile hat, entschieden
                                                                      sie, in einen neuen Standort zu investieren. Das persönliche
                                                                      Engagement Schuberts ging weit über das eines angestellten
                                                                      Geschäftsführers hinaus, wie er selbst zurückblickt. „Ich habe
                                                                      einfach das riesige Entwicklungspotenzial gesehen. Wir hatten
                                                                      schon damals tolle Mitarbeiter, eine hohe Kompetenz in unse-
                                                                      ren Reihen und die Chance, etwas Großes zu erreichen.“ Mit
                                                                      seiner mutigen Entscheidung wollte der Unternehmer ein Zei-
                                                                      chen setzen. „Der Eigentümer hat sich auf mich verlassen –
                                                                      und ich habe durch mein Handeln dokumentiert, dass ich zur
                                                                      Stelle bin.“ Da die frühere Gesellschaft des neuen Standortes,
                                                                      den die DMV kaufte, zum damaligen Zeitpunkt noch nicht aus-
                                                                      ziehen konnte, vermietete man zwei Drittel der Fläche für zwei
                                                                      Jahre zurück. „Unser Ziel war, dadurch so lange zuverlässige
                                                                      Einnahmen zu generieren, bis wir endlich richtig mit unserem
                                                                      Geschäft vor Ort loslegen können. Das eingenommene Geld
                                                                      wollten wir investieren, um unsere Technologie voranzu-
                                                                      bringen.

                                                                      Dieser Plan hatte allerdings gerade einmal drei Monate Be-
                                                                      stand.“ Das eingemietete Unternehmen musste Insolvenz an-
                                                                      melden. Die DMV hatte also eine riesige Halle gekauft, die sie
                                                                      fortan nur zu einem Drittel nutzen konnte, denn das Geld zur
                                                                      Investition in die teuren Anlagen, die man hier installieren
                                                                      wollte, war schlicht noch nicht auf der hohen Kante. Doch
Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
6             Aug 20     Wirtschaftsreport

                                                                                           für meine Überzeugungen einzustehen. Das hat mich dahin
                                                                                           gebracht, wo ich heute bin.“ Derzeit sieht die DMV vor, neben
                                                                                           den beiden Werken in Lennestadt noch einen weiteren Stand-
                                                                                           ort zu eröffnen. Die Planung einer neuen Logistikhalle ist be-
                                                                                           reits vollendet. Die Herausforderungen rund um die Corona-
                                                                                           Krise hat das Team ebenfalls bisher gut gemeistert. Dies gilt
                                                                                           – nach anfänglichen Schwierigkeiten – auch für die EMC Test-
                                                                                           haus GmbH & Co. KG aus Siegen-Eiserfeld. Die Konstellation
                                                                                           der Nachfolgeregelung war hier hingegen eine grundlegend
                                                                                           andere. Das Vorgehen verlangte den betroffenen Akteuren
                                                                                           ebenfalls viel Mut ab. Es hat sich aber längst absolut ausgezahlt.

                                                                                           Christoph Haubrich und René Panthel leiten das Unternehmen
                                                                                           gemeinsam. Zuvor gehörten die beiden Elektroingenieure der
                                                                                           Belegschaft bereits über viele Jahre an. Die geschäftlichen Ur-
                                                                                           sprünge reichen bis in Jahr 1991 zurück. Dr. Ing. Dieter Schrei-
                                                                                           ber und seine Ehefrau Christiane Schreiber gründeten seiner-
                                                                                           zeit die EMC TestHaus Dr. Schreiber GmbH. Als unabhängiges
                                                                                           und akkreditiertes Prüflabor für elektromagnetische Verträg-
                                                                                           lichkeit (EMV) unterstützte das Team seine Kunden bei der
                                                                                           Zulassung und Prüfung ihrer elektrischen und elektronischen
                                                                                           Produkte für den europäischen und den interkontinentalen
                                                                                           Markt. Als die Gesellschafter schließlich vor einigen Jahren aus
                                                                                           Altersgründen intensiv über ihren Rückzug nachdachten, war
                                                                                           erst einmal nicht klar, wer ihre Funktion einnehmen würde.
      Daniel Schubert
                                                                                           Christoph Haubrich, 1998 ins Unternehmen eingestiegen, war
       hat sich seinen
                         Daniel Schubert hat über die Jahre gelernt, mit Unwägbar-         schon seit 2009 Teil der Geschäftsführung und zeichnete zu-
    beruflichen Erfolg
                         keiten umzugehen und Lösungen zu finden. „Nach vielen Ge-         dem für die Laborleitung verantwortlich – zusammen mit sei-
über viele Jahre hart
                         sprächen mit unseren Partnern und durch großes eigenes En-        nem Stellvertreter René Panthel, der ebenfalls bereits zu den
           erarbeitet.
                         gagement konnten wir ein tragfähiges Konzept auf die Beine        arrivierten Kräften zählte. Der heute 42-Jährige war zunächst
                         stellen, das die Investition in eine der modernsten und größten   als Praktikant und während seiner Zeit an der Universität als
                         Beschichtungsanlagen bei Lohnbearbeitern möglich gemacht          studentische Hilfskraft für den Betrieb tätig. Auch seine Dip-
                         hat.“ Im Zuge der erheblichen Investitionen hat sich Schubert     lomarbeit verfasste er hier. 2010 erhielt der gebürtige Wester-
                         entschlossen, als Gesellschafter in das Unternehmen einzu-        wälder eine Festanstellung. Sechs Jahre darauf stieg auch er
                         steigen. Die Mühen sollten sich lohnen: Am Ende sprang sogar      in die Geschäftsführung auf.
                         eine erhebliche staatliche Förderung dabei heraus. Im Septem-
                         ber 2019 folgte der Bau der ersten neuen Anlage, im Februar       Die beiden erfahrenen Mitarbeiter erhielten wenig später
                         2020 begann schließlich der Neubau der zweiten Anlage. Vor        schließlich das Angebot, die Rolle der Gesellschafter zu über-
                         wenigen Tagen fanden die quasi in Rekordzeit durchgeführten       nehmen. „Für uns war dies natürlich eine Auszeichnung, aber
                         Arbeiten nun bereits ihren erfolgreichen Abschluss. Für Daniel    wir wussten auch, dass wir uns erst einmal Zeit für die Ent-
                         Schubert als geschäftsführenden Gesellschafter ist dies ein       scheidung nehmen wollten“, blickt Panthel zurück. Zwar hät-
                         weiterer Schritt – aber noch lange nicht das Ende: „Mein An-      ten beide schon zuvor Verantwortung übernommen. Ein Unter-
                         trieb ist, immer weiterzumachen, mir neue Ziele zu setzen und     nehmen zu leiten, sei jedoch noch mal eine ganz andere
                                                                                           Dimension. „Unser Anspruch war von Beginn an, dass wir die-
                                                                                           sen Schritt nur gehen, wenn wir auch dafür Sorge tragen kön-
    Angebote für Unternehmen                                                               nen, dass die Qualität der Arbeit bestehen bleibt und wir unse-
                                                                                           re Kunden weiterhin in bewährter Weise zufriedenstellen.“
    Die IHK Siegen bietet angehenden und bereits etablierten Unternehmern ver-
                                                                                           Neben der dienstlichen Komponente seien auch andere Fakto-
    schiedene Angebote, um Kontakte zu knüpfen, eigenes Wissen weiterzugeben
                                                                                           ren von Bedeutung gewesen – vor allem mögliche Auswirkun-
    und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. In einem wiederkehrenden
                                                                                           gen der Selbstständigkeit auf das Privatleben. Schließlich
    Veranstaltungsformat („Nachfolge zielgerichtet planen – Wie Unternehmen
                                                                                           bürde man sich durch die Übernahme der Gesellschafterfunk-
    den Übergang meistern“) berichten zum Beispiel heimische Führungskräfte
                                                                                           tion nicht nur viel Arbeit, sondern auch eine finanzielle Last
    über ihre Erlebnisse – und darüber, wie sie mit Herausforderungen und Schwie-
                                                                                           auf. Entsprechend wichtig sei es, innerhalb der eigenen Fami-
    rigkeiten umgegangen sind. Die Online-Nachfolgebörse www.nexxt-change.org
                                                                                           lie alle Punkte zu diskutieren: „Wir haben uns beide diese Ent-
    bietet einen zielführenden Vermittlungsservice für beide Seiten. Für alle weiteren
                                                                                           scheidung nur zugetraut, weil wir von unseren Angehörigen
    Informationen rund um das Thema Nachfolge steht IHK-Referatsleiterin Sabine
                                                                                           jeweils die volle Rückendeckung bekommen“, erklärt Panthel.
    Bechheim (Tel.: 0271 3302-305, E-Mail: sabine.bechheim@siegen.ihk.de) zur
                                                                                           Seit Januar 2020 führen die beiden langjährigen Laborleiter
    Verfügung.
                                                                                           das Unternehmen am gewohnten Standort weiter – unter der
Wirtschaftsreport August 2020 - Titelthema: Unternehmensnachfolge - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport       Aug 20             7

neuen Rechtsform als EMC Testhaus GmbH & Co. KG. Der Weg           danken darüber machen, ob man sich den Schritt auch wirklich
bis zur Vollendung der Geschäftsübergabe war für sie mit vie-      zutraut – unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen.
len bürokratischen Aufgaben und dem Einarbeiten in verschie-       Gerade in der Anfangszeit sei mit einem sehr hohen Pensum
dene Prozesse verbunden – aber auch mit einem nennens-             und viel Stress zu rechnen.
werten Vorteil, wie Panthel verdeutlicht: „Wenn man aus dem
Unternehmen kommt, kennt man alle relevanten Zahlen, In-           „Ein geregeltes Arbeitsverhältnis sieht natürlich anders aus“,
halte und natürlich die Mitarbeiter. Man weiß, wie die Men-        scherzt er. Aber wer mit Herzblut, Überzeugung und Leiden-
schen im Betrieb denken und was sie ausmacht.“                     schaft bei der Sache sei, komme damit gut zurecht. Panthel
                                                                   selbst hat gemeinsam mit Christoph Haubrich rund ein halbes
Die Belegschaft der Eiserfelder besteht aus acht festangestell-    Jahr investiert, ehe beide den Vertrag unterzeichneten. Auf
ten Kräften und zwei Aushilfen. Sie alle seien beruhigt über die   eine deutlich längere mentale Vorbereitungszeit für seine
Realisierung der internen Nachfolgelösung gewesen. In den          Selbstständigkeit kann indes Christoph Buhl zurückblicken. Der
nun zurückliegenden Monaten habe sich das gute, über Jahre         Siegerländer fungiert als Geschäftsführer der buhl-paperform
aufgebaute Verhältnis zu den Beschäftigten als wichtiger Er-       GmbH in Burbach, seit sein Vater Ernst Buhl diese 1996 als
folgsfaktor herausgestellt. Einen großen Pluspunkt markiert        Geschäftsbereich in dem Familienunternehmen gründete. Das
aber auch die Tatsache, dass die beiden Gesellschafter selbst      Team erarbeitet innovative Verpackungslösungen aus Altpa-
schon seit sehr langer Zeit effektiv und konstruktiv zusammen-     pier. Ein Blick in die Geschichte klärt über die Anfänge des
arbeiten. Im Geschäftsalltag ergänzen sie sich hervorragend.       Betriebes auf – und über die Hintergründe des an seiner Spitze
„Jeder von uns hat seine Spezialgebiete“, erklärt René Panthel.    stehenden Unternehmers. Dessen Großvater rief im Jahr 1961
Während er selbst seine Stärken vor allem in der Praxis sieht,     in seinem privaten Wohnhaus die Heinrich Buhl GmbH ins Le-
verfüge sein Mitstreiter zudem über langjährige Erfahrung im       ben, seinerzeit im Nebenerwerb. „Das Ganze entwickelte sich
administrativen Bereich. Er kenne die Abläufe im Hintergrund       schnell zu einer Angelegenheit, an der die ganze Familie mit-
bestens. Wichtig jedoch: Beide seien zu jeder Zeit darauf be-      wirkte“, berichtet der Enkel des Gründers. Christoph Buhls
dacht, nicht nur den eigenen Schwerpunkt zu verfolgen, son-        Vater Ernst und sein Onkel Martin stiegen später hauptberuf-
dern das große Ganze in den Fokus zu nehmen. Alle bedeut-          lich ein. Sie verkörperten kaufmännische und technische Ex-
samen Entscheidungen treffe das Duo in enger Abstimmung.           pertise und hoben das Unternehmen auf eine andere Ebene. Es
Dieses Vorgehen schaffe gegenüber der Belegschaft Transpa-         folgte eine sukzessive Weiterentwicklung, die über die Deka-
renz und vor allem Klarheit darüber, dass alle wegweisenden        den hinweg viele Meilensteine bereithalten sollte.
Schritte für die zukünftige Ausrichtung des Betriebs gut
durchdacht sind. Anderen (angehenden) Unternehmern rät             Die Fertigstellung des ersten Betriebsgebäudes am Hellerberg
Panthel, die Planungen für eine Übernahme möglichst früh-          in Altenseelbach legte 1970 den Grundstein für eine stetige
zeitig einzuleiten: „Ein solcher Prozess kann sehr langwierig      Expansion. 16 Jahre später gründeten Ernst und Martin Buhl
                                                                                                                                    René Panthel ist
sein – vor allem, weil die bürokratischen Mühlen mitunter sehr     die Buhl Data Service GmbH, die seither Software zur Steuer-
                                                                                                                                    einer von zwei
langsam mahlen.“ Eine lange Vorlaufzeit sei daher zwingend         erklärung, Finanzverwaltung und Steuerung von Geschäftsab-
                                                                                                                                    Geschäftsführern
zu empfehlen. Überdies solle man sich zunächst intensive Ge-       läufen kleinerer Unternehmen entwickelt und vertreibt. Als der
                                                                                                                                    der EMC Testhaus
                                                                                                                                    GmbH & Co. KG.
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8   Aug 20   Wirtschaftsreport

             Betrieb eine gewisse Größe erreicht hatte, fiel die Entschei-     Bruder die buhl-paperform GmbH. Die Vorteile der geschäft-
             dung, ihn auf Gesellschafterebene aufzuspalten – ein Konzept,     lichen Trennung lägen deutlich auf der Hand, konstatiert der
             das sich auch Christoph Buhl und sein Bruder Henning Buhl         46-Jährige. Gerade bei strategischen Entscheidungen, die über
             zum Vorbild nahmen. Beide standen seinerzeit noch am An-          die langfristige Entwicklung eines Betriebes bestimmten, kom-
             fang ihrer Karriere und entschlossen sich, dienstlich getrennte   me es oftmals auf das Bauchgefühl an. Wer sich auf einem
             Wege zu beschreiten. Sie sahen darin die Möglichkeit, ihr eige-   spezifischen Markt durchsetzen wolle, müsse auf seine Intui-
             nes unternehmerisches Potenzial optimal auszuschöpfen und         tion vertrauen – und nicht nur auf rein rationale Kriterien. Als
             damit zum Wohle ihrer jeweiligen Mitarbeiter zu handeln.          vollständig haftender Gesellschafter sei man zu erheblich mehr
             Während Henning Buhl inzwischen die Geschicke der Heinrich        Risiko bereit als in der Funktion des Mitentscheiders, der nicht
             Buhl GmbH als alleiniger Gesellschafter leitet, gründete sein     alle Marktsegmente in Gänze zu überblicken vermag. Sich spe-

               „Die Zukunft im Blick haben“
                                             Timotheus Hofmeister hat als      Können Sie diesen Ansatz präzisieren?
                                             Steuerberater und Wirt-           Ich bin ein zahlenaffiner Mensch. Aber die Werte sind nicht
                                             schaftsprüfer bei Pricewater-     allein entscheidend dafür, wie erfolgreich eine Firma agiert.
                                             houseCoopers (PWC) Verant-        Wichtiger ist die Gemeinschaft. Wenn die Chemie im Unter-
                                             wortung übernommen und            nehmen stimmt und alle Beschäftigten die Ansprüche mit-
                                             viel von der Welt gesehen –       tragen, sind die Aussichten positiv. Am wichtigsten ist, dass
                                             eine Zeit, die ihm jede Menge     man eine strategische Ausrichtung konsequent verfolgt.
                                             Freude bereitet hat. Trotz-       Man muss die Zukunft im Blick haben, aber in der Gegen-
                                             dem veränderte er schließ-        wart handeln. Das hat sich auch für mich bei der TRACTO-
                                             lich bewusst und aus voller       TECHNIK GmbH & Co. KG bestätigt.
                                             Überzeugung seine berufli-
               Timotheus Hofmeister, CEO
                                             che Ausrichtung. Heute ist        Zu diesem Unternehmen sind Sie damals zunächst noch
               der TRACTO-TECHNIK GmbH
                                             der 47-Jährige CEO der            in Diensten von PWC gekommen – um als Wirtschafts-
               TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG mit Sitz in Lennestadt             prüfer die Prozesse zu analysieren und der Firma zu einer
               und verantwortlicher Stratege der weltweit agierenden           erfolgreichen Zukunft zu verhelfen. Diese Aufgabe haben
               TRACTO-TECHNIK Group. Seine Mitarbeiter schätzen ihn für        Sie so gut gelöst, dass Sie dann in der Folge eine Fest-
               seine offene, herzliche Art und seinen unternehmerischen        anstellung bei TRACTO-TECHNIK übernommen haben,
               Weitblick.                                                      zunächst als kaufmännischer Geschäftsführer. War es ein
                                                                               schwieriger Schritt, dieses Angebot anzunehmen und
               „Er ist ein Menschenfreund, der die Kollegen begeistern         Ihre über viele Jahre ausgeübte Tätigkeit aufzugeben?
               kann. In Veränderungsprozesse bindet er uns immer ganz          Klar, das war eine harte Entscheidung, die mir auch wirklich
               konkret und direkt ein“, unterstreicht Michaela Bickel-Frie-    schwergefallen ist. Ich hatte eine tolle Zeit und spannende
               derix, die für den Bereich Corporate Communications ver-        Aufgaben, die ich durch den Wechsel hinter mir gelassen
               antwortlich zeichnet. Im Gespräch erläutert Hofmeister,         habe. Aber ich habe den Entschluss zu keiner Sekunde be-
               welcher Weg ihn zu seiner heutigen Arbeitsstätte führte –       reut. Ich identifiziere mich mit den Werten des Unterneh-
               und welche Faktoren aus seiner Sicht über den Erfolg eines      mens und bin seit dem ersten Tag mit Leidenschaft dabei.
               Unternehmens entscheiden.                                       Nachhaltiges und erfolgreiches wirtschaftliches Handeln
                                                                               lebt davon, dass man sich Ziele setzt und bereit für Verän-
               Herr Hofmeister, Sie haben bei PWC eine große Band-             derungen ist. So etwas fängt immer bei den handelnden
               breite an Firmen betreut – vom kleinen mittelständischen        Personen selbst an.
               Betrieb bis zum Milliardenunternehmen. Wie hat Sie
               diese Aufgabe geprägt?                                          Haben Sie bei TRACTO-TECHNIK von Beginn an Vertrauen
               Ich hatte das große Glück, ganz unterschiedliche Branchen       in Ihre Arbeit gespürt?
               kennenzulernen. Unter anderem habe ich Automotive-Zu-           Ja, auf jeden Fall. Es gab sofort eine sehr konstruktive und
               lieferer, Energiebetriebe und Händler betreut. Egal, wo ich     harmonische Zusammenarbeit. Über die vergangenen Jahre
               mich eingebracht habe: Es bereitete mir immer großen Spaß.      haben wir uns noch immer weiter angenähert. So sind wah-
               Durch eine Tätigkeit, wie ich sie seinerzeit ausgeübt habe,     re Freundschaften entstanden. Inhaber Wolfgang Schmidt
               lernt man unheimlich viel über die Struktur eines Unter-        hat erst neulich zu mir gesagt: „Am liebsten würde ich dich
               nehmens. Man erfährt alle relevanten Geschäftszahlen und        adoptieren.“ So etwas geht einem natürlich nahe und freut
               kann sich so ein sehr genaues Bild machen. Aber letztlich       einen ganz persönlich. Ich fühle mich hier einfach rundum
               sind Statistiken und Daten auch immer nur eine Art „Über-       wohl und kann mir auch nicht vorstellen, hier wegzugehen.
               setzer“ für den Zustand eines Unternehmens. Man muss
               tiefer ins Detail gehen, um alles zu verstehen.                                                Interview: Patrick Kohlberger
Wirtschaftsreport          Aug 20            9

zialisiert zu haben und somit die Verantwortung für das eigene     abgibt. Wer jahrzehntelang für den Erfolg seines Betriebes ge-
Handeln konsequent zu tragen, wertet er als einen ganz wich-       arbeitet und viele Entbehrungen auf sich genommen habe,
tigen Schritt auf dem Weg in seine erfolgreiche Selbstständig-     dürfe „nicht an seinem Stuhl kleben“, unterstreicht Buhl.
keit. Seine Argumentation untermauert er mit einem Beispiel
aus der Anfangsphase. Die heutige buhl-paperform GmbH              Dies stelle sich zweifelsfrei nicht immer als einfach dar, weil
habe damals ihren heutigen Standort in der Carl-Benz-Straße        man in vielen Bereichen über ein hohes Maß an Erfahrung
in Burbach angeboten bekommen – „eine große Investition, die       verfüge und Entscheidungen zwangsläufig mitunter anders
mein Bruder aus seiner Sicht nicht voll unterstützen konnte,       treffen würde als die jüngere Generation. Dennoch sei es emi-
weil er andere Schwerpunkte verfolgte. Ich habe aber auf mein      nent wichtig, als Unternehmer frühzeitig die Notwendigkeit
Gefühl gehört, weil ich fest an den Erfolg glaubte.“ Es sei völ-   der späteren Übergabe im Blick zu haben – ganz gleich, ob der
lig normal, in bestimmten Punkten unterschiedliche Wahrneh-        Nachfolger dann aus der eigenen Familie stammt oder als Ex-
mungen zu haben. Gerade deshalb sei es goldrichtig gewesen,        terner hinzustößt. Für die Phase des Übergangs hat der Sieger-
geschäftlich eigenständig zu agieren – übrigens nicht nur aus      länder einen klaren Ratschlag: „Man muss ein festes Aus-
beruflichen Gründen: „Man kann auf diese Weise auch im pri-        stiegsdatum ins Auge fassen und sich dann auch wirklich
vaten Bereich Verwerfungen und Probleme von vornherein             daran halten.“ Den zeitlichen Korridor solle man jedoch groß-
ausschließen.“                                                     zügig bemessen, damit der Nachfolger die Chance habe, sich
                                                                   umfassend in alle Verantwortungsbereiche einzuarbeiten, be-
Eine wichtige Stütze für beide war gerade zu Beginn Vater          vor er die alleinige Entscheidungsbefugnis im Unternehmen
Ernst Buhl, der als erfahrener Unternehmer moderierend zur         innehat. Der Senior verabschiede sich im Optimalfall recht-
Seite stand, zu keiner Zeit Partei ergriff und stets beiden Söh-   zeitig aus dem operativen Geschäft – deutlich vor dem letzt-
nen wertvolle Tipps mit an die Hand gab. Seine Firma führt         lichen Gesamtaustritt aus dem Betrieb. „So entsteht kein Va-
Christoph Buhl aus Überzeugung und mit großer Passion. Be-         kuum, und der Übergang erfolgt unkompliziert.“ Für die
reut hat er den Entschluss, in die Fußstapfen seiner Vorfahren     betriebsinterne Akzeptanz sei es von Vorteil, wenn die Füh-
zu treten, nie. Seine 14 und 16 Jahre alten Söhne wiederum         rungskraft über umfangreiches Know-how verfüge und die
sollen – wie auch er selbst damals – aus freien Stücken darü-      gesamten Prozesse in Gänze verstehe. Buhl selbst hatte bei
ber entscheiden, ob sie die unternehmerische Tradition der         seiner Firma den Vorteil, ab dem Zeitpunkt der Gründung mit
Familie fortsetzen oder ihre Karriere in einem ganz anderen        von der Partie gewesen zu sein. „Dadurch bin ich sehr gut mit
Bereich sehen. „Gespräche darüber, ob sie später vielleicht ein-   den technologischen Hintergründen vertraut. Und ich kenne
steigen wollen, führen wir zuhause nicht. Das finde ich aber       unsere Kunden“, erklärt er. Das Thema „Unternehmensleitung“
auch richtig so. Man sollte immer eigenständig schauen, wel-       betrachte er als zeitlich befristetes berufliches Projekt – und
che Talente man hat und wie man diese im Berufsleben ein-          nicht als alleinigen Lebensinhalt. Wer diesen Grundsatz ver-
setzen möchte.“ Wer sich selbstständig mache, solle dies aus       innerliche, habe gute Chancen, erfolgreich zu sein und am
voller Überzeugung tun. Entscheidend sei immer die innere          Ende rechtzeitig den Staffelstab weiterzureichen.
Einstellung – für die nachkommende Führungskraft, aber ganz                                                                                  Christoph Buhl
besonders auch für denjenigen, der die Geschäftsführung            Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 3523.   setzt die Unterneh-
                                                                                                                                             mertradition seiner
                                                                                                                                             Familie fort.
10           Aug 20      Wirtschaftsreport

IHK-Wirtschaftsgespräch in Attendorn
„Projekt Wall-Center im Konsens weiterentwickeln“
                                                                                                                          bereich erlaube es den Besuchern zudem, den
                                                                                                                          Weg in die Innenstadt anzutreten. Walter Vie-
                                                                                                                          gener widersprach: „Die Besucher des Wall-
                                                                                                                          Centers werden ihren Kofferraum vollladen und
                                                                                                                          wieder wegfahren, ganz sicher aber nicht in die
                                                                                                                          Innenstadt gehen, um weiter einzukaufen. Das
                                                                                                                          zarte Pflänzchen der Hoffnung des vielfältigen
                                                                                                                          Einzelhandels in der Innenstadt wird gefährdet.“
                                                                                                                          Christian Springob (Nicolai-Apo-theke) sah dies
                                                                                                                          ähnlich: „Der Kunde möchte mit den im Wall-

                                                                                                        Carsten Schmale
                                                                                                                          Center vorgesehenen Sortimenten schnell fertig
                                                                                                                          werden und sich nicht noch Zeit zum Bummeln
                                                                                                                          in der Innenstadt nehmen. Wir brauchen Sorti-
Tauschten sich über die Zukunft des Standorts Attendorn aus: Walter Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG),
                                                                                                                          mente, die im näheren Umkreis niemand hat.“
Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen), Bürgermeister Christian Pospischil und Hermann-Josef
                                                                                                                          Bürgermeister Pospischil verwies dagegen auf
Droege (stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen).
                                                                                                                          die bisherigen Erfahrungen mit der Ansiedlung
„Wir werden bei der Neukonzeption des Wall-              jetzige Investor bei einem wettbewerbsähnli-                     des Allee-Centers, des Hanse-Hotels und des
Centers auf eine breite Beteiligung aller Bürge-         chen Verfahren durchgesetzt habe und nicht                       Kinos, die allesamt mehr Frequenz auch für den
rinnen und Bürger setzen und hierfür das rich-           ohne Weiteres Investoren, die sich gar nicht an                  Bereich innerhalb der Wälle gebracht hätten.
tige Format finden. Dies wird voraussichtlich in         diesem Verfahren beteiligt hätten, vorgezogen                    Das Wall-Center liege noch näher an der Innen-
der zweiten Jahreshälfte der Fall sein“, erklärte        werden könnten.                                                  stadt. Bezüglich der Sortimente seien zwar
Bürgermeister Christian Pospischil beim IHK-                                                                              viele ergänzende Angebote wünschenswert. In
Wirtschaftsgespräch in Attendorn. Mehr als 80            Für Maik Rosenberg (aquatherm GmbH) sind die                     der Realität könne man aber nur die Sortimente
Vertreter aus Wirtschaft und Politik waren in die        zahlreichen Einwendungen im Zuge des Beteili-                    bedienen, für die es auch interessierte Anbieter
Stadthalle gekommen, um sich mit der Stadt-              gungsverfahrens ein Beleg dafür, dass ganz vie-                  gebe.
spitze zu aktuellen wirtschaftspolitischen The-          le Menschen offensichtlich bereit sind, sich in
men auszutauschen. Erwartungsgemäß standen               die Überlegungen einzubringen. „Das ist unge-                    Der Attendorner Wirtschaftsprüfer, Steuerbe-
Handelsfragen und hier besonders die weitere             mein wertvoll und ein echtes Pfund!“ Die Stadt-                  rater, Rechtsanwalt und Notar Sascha Koch
Entwicklung des Wall-Centers im Mittelpunkt              verwaltung hätte bei der Entwicklung der In-                     (HTR) bezweifelte, dass die vorgesehenen Sorti-
der Diskussion. Deutlich wurde der Wunsch ei-            nenstadt bislang stets großen Wert auf                           mente im prognostizierten Maß Kaufkraft bin-
niger Anwesender, bei den weiteren Schritten             Beteiligung der Menschen gelegt. Hier sei vieles                 den. Die größten Abflüsse gebe es in den Rand-
auch Alternativen zu der derzeit verfolgten An-          gut und richtig gemacht worden, lobte Rosen-                     gebieten der Stadt. Von dort werde aber niemand
siedlung eines großflächigen Vollsortimenters,           berg. „Mein großer Wunsch ist, dass diese Tra-                   für Produkte des täglichen Bedarfs, die er auch
eines weiteren Drogeriemarktes sowie einer               dition hier fortgesetzt wird und bei solch weit-                 an seinem bisher gewohnten Einkaufsort außer-
Apotheke und eines Textil-Discounters in den             reichenden Ansiedlungen wie dem Wall-Center                      halb des Stadtgebietes vorfinde, das Wall-Cen-
Blick zu nehmen und dabei auch das Gespräch              die Interessen der Betroffenen aktiv aufgegrif-                  ter besuchen. „Die Verwaltung will mehr Aus-
mit möglichen weiteren Investoren zu suchen.             fen werden!“ Christian Pospischil zeigte Ver-                    wahl bei bereits vorhandenen Sortimenten, um
Dies umso mehr, als der Bürgermeister die Frage          ständnis für das Anliegen, verwies aber auch auf                 den Kaufkraftabfluss zu vermindern. Der Kunde
von Walter Viegener (Viega Holding GmbH &                den bestehenden politischen Auftrag für die                      nimmt aber den bequemsten Weg, um seinen
Co. KG), ob verbindliche Absichtserklärungen             vorliegende Planung, hinter die man dann zu-                     täglichen Lebensbedarf zu decken!“ Bürger-
gegenüber dem Investor getroffen wurden, mit             rückgehen müsse. In einer sachlichen Diskussion                  meister Pospischil und Beigeordneter Graumann
einem klaren „Nein“ beantwortete. Die nachtei-           hatte der Bürgermeister zuvor noch einmal die                    verwiesen demgegenüber auf die hohe Attrakti-
ligen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf               positive Entwicklung der Innenstadt in den ver-                  vität der Attendorner Innenstadt, welche Besu-
das bisherige Beteiligungsverfahren und ein              gangenen fünf Jahren aufgezeigt. Die Stadt in-                   cher von weit her anlocke. Das Angebot mit nur
Grundstückskauf im Plangebiet machen derzeit             vestiere weiter große Beträge in die Innenstadt,                 je einem Anbieter im Bereich Vollsortimenter
eine Neuplanung erforderlich.                            um die Rahmenbedingungen für den Einzelhan-                      und Drogerieartikel sei jedoch so gering, dass
                                                         del zu verbessern. Dabei machte er deutlich, wie                 viele Attendorner selbst zum Einkauf von Dro-
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener:                 sich die Planungen für den Bereich Wasserstra-                   gerieartikeln nach Olpe und Bamenohl auswi-
„Wenn die Planungen ohnehin auf ‚Null‘ gesetzt           ße und das Wall-Center aus Sicht der Stadtver-                   chen. Attendorn müsse auch beim Angebot von
werden und es keine Zusagen an den Investor              waltung in die Innenstadtentwicklung einfügen.                   kurzfristigen Bedarfen nachlegen, um Frequenz
gibt, wäre es doch zu kurz gesprungen, nur mar-          Mit der Ansiedlung großflächigen Einzelhandels                   in der Stadt zu erzeugen und nicht von den
ginale Änderungen vorzunehmen. Ziel sollte               am Bahnhofsvorplatz wolle man Kaufkraftab-                       Nachbarkommunen abgehängt zu werden.
sein, bestehende gesunde Strukturen nicht zu             flüsse von rd. 15 Mio. € im Jahr allein in den
ersetzen, sondern zu ergänzen.“ Bürgermeister            Sortimenten Lebensmittel und Drogerieartikel                     Die vollständige Pressemitteilung ist unter www.
Pospischil gab dazu zu bedenken, dass sich der           verhindern. Die Lage im Zentralen Versorgungs-                   ihk-siegen.de (Seiten-ID: 3430) zu finden. !
Wirtschaftsreport                   Aug 20              11

       „Rechtssichere Unternehmensführung“
       Sicher in die Zukunft
       Die Zahlen sind erschreckend: 70 % der deut-
       schen Wirtschaftsunternehmen sind im Zeitraum
       2018/2019 Opfer digitaler Angriffe geworden.
       Nach ihren Angaben betrug der Schaden rund
       100 Mrd. € pro Jahr – eine Verdopplung gegen-
       über 2016/2017. In 42 % der Angriffe wurden
       Passwörter geknackt oder die Rechner mit
       Schadsoftware respektive Malware infiziert. In
       vielen Fällen gingen die Angriffe von ehemaligen
       Mitarbeitern aus (61 %). Diese besorgniserregen-
       de Entwicklung und die gerade in Corona-Zeiten
       an Bedeutung zunehmende Digitalisierung wa-
       ren Anlass für die IHK Siegen, das Thema aufzu-

                                                                                                                                                                                                            IHK Siegen
       greifen: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe
       „Rechtssichere Unternehmensführung“ drehte
                                                                                 IHK-Referatsleiterin Tanja Wagener und Referent Sven Berger standen den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite.
       sich alles um sicheren Datenaustausch und den
       Schutz von Unternehmensdaten. Als Referent                                Unternehmensdaten am besten schützt, welche                  besten ihren IT-Dienstleister aussuchen sollten
       stand Sven Berger, Wirtschaftsjurist und externer                         Datenschutzprobleme es bei der Privatnutzung                 und wie man mit einer Cyber-Attacke umgeht.
       Datenschutzbeauftragter der dokuworks GmbH,                               von Smartphones und Laptops gibt und wie sich                Berger wies auf die Bedeutung der Daten als
       zur Verfügung. Im Fokus stand die Frage, wie                              entsprechende Lösungen finden lassen. Überdies               Unternehmenswert hin: „Wie viele Tage hält Ihr
       Unternehmen Sicherheitsrisiken erkennen und                               ging er intensiv darauf ein, welche Vorzüge und              Unternehmen bei einem Totalausfall ohne IT und
       diesen begegnen können. Berger nahm die Teil-                             Schwächen Rechenzentren, Clouds oder Netz-                   damit ohne Umsätze aus? Analysieren Sie Ihre
       nehmer mit in die Praxis und beantwortete viele                           werkordner aufweisen. Seinen Zuhörern gab der                Risiken und ergreifen Sie entsprechende Schutz-
       Fragen. Er thematisierte zum Beispiel, wie man                            Referent Tipps, nach welchen Kriterien sie am                maßnahmen. Gehen Sie sicher in die Zukunft!“ !

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                                                                                                  besten Händen. Ganz gleich, in welcher Branche Sie tätig sind und wie groß oder klein IhrUnternehmen ist,
                                                                                                 als MediaMarkt Geschäftskunde genießen das gute Gefühl, alles aus einer Hand zu bekommen.
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                                                                                               in Deutschland zur Verfügung, der sich schnell
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12          Aug 20      Wirtschaftsreport

IHK-Einzelhandelsausschuss
Kreativ und online durch die Krise

                                                                                                                                                         Pixabay
Einzelhändler bieten ihre Ware heute immer häufiger auch über Online-Shops an.

„Diejenigen Händler, die in der Vergangenheit          Umsätze zu generieren“, resümierte Thomas Cor-      „‚Gönn dir was!‘ lautet das Motto“, so Wolfgang
an ihrer Online-Sichtbarkeit gearbeitet haben,         te, Inhaber von Euronics XXL Corte in Attendorn.    Keller. „Mit Klagen verkauft man keine Autos.“
hatten in der Zeit des durch die Corona-Pan-           Selbst wenn die Erträge längst nicht mit denen
demie verursachten Shutdowns einen leichteren          in normalen Zeiten übereinstimmten. „Wir haben      Selbst am Lebensmitteleinzelhandel ist die Pan-
Stand.“ Dieses Fazit zog Handelsreferent Marco         einen eigenen Online-Shop, den wir über Google      demie nicht spurlos vorbei gegangen, auch wenn
Butz vor dem Einzelhandelsausschuss der IHK            regional bewerben.“ Entsprechend nutzten be-        hier weiter Umsätze gemacht worden sind. Ge-
Siegen. Der Onlinehandel sei es, dessen Umsätze        sonders hiesige, aber durchaus auch überregio-      stiegene Kosten für Sicherheitspersonal, Ab-
in den vergangenen drei Monaten nach oben              nale Kunden den virtuellen Laden. Thomas Corte:     standsregelungen, Desinfektionsmittel und ein
geschossen seien. „Fast auf das Niveau des Vor-        „Statt einmal musste der Paketdienst zweimal        völlig geändertes Kaufverhalten der Kunden, wie
weihnachtsgeschäfts. Und daran können, nein,           täglich kommen.“ Seit der Wiedereröffnung kom-      Sascha Estel, Geschäftsführer der Lidl Vertriebs-
sollten alle Einzelhändler vor allem in diesen         men die Kunden lieber wieder selbst vorbei. „Nor-   GmbH & Co. KG in Burbach, auflistete, sind gro-
Tagen partizipieren.“                                  malerweise trägt der Online-Shop mit 5 bis 8 %      ße Herausforderungen. Das gelte auch für die
                                                       zum Gesamtumsatz bei. Während der angeord-          Bestimmungen, ergänzte Jorg Dornseifer, Ge-
Mit welch kreativen, aber simplen Mitteln das          neten Schließung waren es rund 60 %. Allerdings     schäftsführer von Dornseifers Frischemarkt. „Wir
möglich ist, verdeutlichte Carmen Kikillus. Die        60 % von dezimierten Umsätzen.“                     haben Filialen in sechs Landkreisen, allesamt in
Inhaberin des Damenmodegeschäfts Fashion                                                                   NRW. Aber wir mussten uns mit sechs unter-
NOW! in Freudenberg verschickte und lieferte           Verkauf geschlossen, Werkstätten geöffnet: Das      schiedlichen Regelungen herumschlagen. Kann
selbst Überraschungspakete an ihre Stammkun-           war die Situation in den Autohäusern während        das Land hier nicht für einheitliche Regelungen
dinnen aus. „Die Frühjahrsware war bezahlt,            der Krise. „Deshalb haben wir erstmals in unse-     sorgen?“ „Das hat die Kunden noch mehr ver-
musste raus. Also habe ich im Prinzip das ge-          rer 59-jährigen Firmengeschichte der Autohaus       unsichert, als sie es durch die neue Pandemiesi-
macht, was die großen Versandhäuser noch vor           Keller GmbH & Co. KG Kurzarbeit beantragt“,         tuation ohnehin schon waren“, bestätigte Sascha
20 Jahren gemacht haben: Ich habe meinen Kun-          berichtete Ausschussvorsitzender Wolfgang           Estel. Ein Teil der in den vergangenen Monaten
dinnen Auswahlpakete gepackt.“ Da sie ihre Kun-        Keller. „Wenn auch nur für den Vertrieb. Die wa-    erzielten hohen Umsätze sei nur vorweggenom-
dinnen kennt, wusste sie, welche Größen, wel-          ren quasi ohne Beschäftigung.“ Zwar hätten          men worden, urteilte Dr. Heiko Seitz, Leiter Im-
chen Stil sie bevorzugen. Das sprach sich herum.       Autos theoretisch online bestellt werden kön-       mobilien und Expansion der ALDI Immobilienver-
Auch weil sie ihre Ausliefertouren auf sozialen        nen, davon machten die Kunden aber keinen           waltung GmbH & Co. KG in Bad Laasphe. Zudem
Kanälen dokumentierte. Sodass am Ende nicht            Gebrauch. Erst seit Ende Mai gebe es wieder         seien höhere Kosten für die Umsetzung der Co-
nur Stammkundinnen, sondern auch neue Kun-             Bewegung bei den Verkaufszahlen für Neuwa-          rona-Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und
dinnen und sogar Männer für ihre Frauen Über-          gen. Wolfgang Keller ist gespannt auf die Aus-      Kunden entstanden. „Inzwischen ist es wieder
raschungspakete bei Carmen Kikillus orderten.          wirkung der Mehrwertsteuerreduzierung. „Das         ruhiger, auf Normalniveau.“ Allen Händlern, die
Das Zurücksenden oder -bringen der nicht be-           könnte in der Automobilbranche tatsächlich          ihre Aktivitäten im Social-Media-Bereich inten-
nötigten Auswahl klappte nicht minder problem-         etwas bringen.“ Überhaupt versucht das Auto-        sivieren möchten, steht IHK-Mitarbeiter Boris
und kontaktlos. „Auch uns hat der eigene Online-       haus Keller nach der Wiedereröffnung des Ver-       Edelmann (E-Mail: boris.edelmann@siegen.ihk.
Shop während des Corona-Shutdowns geholfen,            kaufs bewusst positive Stimmung zu verbreiten.      de, Tel.: 0271 3302-514) beratend zur Seite. !
Wirtschaftsreport          Aug 20             13

Sparkasse Burbach-Neunkirchen
Markus Keggenhoff neuer Vorstandsvorsitzender
Der Verwaltungsrat der Sparkasse Burbach-
Neunkirchen hat Markus Keggenhoff zum Vor-
standsvorsitzenden bestellt. Er folgt auf den im
Mai verstorbenen Wolfgang Franz. Keggenhoff ist
seit mehr als 35 Jahren in der Sparkassen-Finanz-
gruppe tätig. Zu den markanten Stationen seiner
beruflichen Laufbahn zählt unter anderem seine
Tätigkeit als Vertriebsvorstand der Kreissparkasse
Altenkirchen, zu deren Erfolgen er mit seinem
Wirken maßgeblich beige-tragen hat. Ebenso en-
gagiert hat er sich als Vertriebsgeschäftsführer
beim Deutschen Sparkassenverlag eingebracht.
Tiefe Einblicke in alle relevanten Projekte der
Sparkassen-Finanzgruppe hat er schließlich durch
seine Arbeit als Geschäftsführer der SSC Manage-
ment Consult gewonnen, deren Kernkompetenz in

                                                                                                                                                                  Sparkasse Burbach-Neunkrichen
der Entwicklung und Umsetzung von Strategie-
konzepten für Sparkassen, Verbundunternehmen,
Landesbanken und Sparkassenverbänden besteht.
Dr. Bernhard Baumann, Vorsitzender des Verwal-
tungsrats, unterstreicht: „Mit Markus Keggenhoff
konnten wir eine äußerst fachkundige und erfah-
rene Führungspersönlichkeit für die Sparkasse        Markus Keggenhoff (2.v.r.), neuer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, mit (v.l.) Dr. Bernhard Baumann
Burbach-Neunkirchen gewinnen.“ !                     (Verwaltungsratsvorsitzender), Frank Podehl (Vorstandsmitglied) und Christoph Ewers (Zweckverbandsvorsitzender).

Hier entstehen Zukunftsprojekte.
                                                                                                   Berge-Bau GmbH & Co. KG
                                                        Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0
                                                        Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
14           Aug 20      Wirtschaftsreport

Stationärer Einzelhandel
Land fördert digitale Projektvorhaben
                                                                                                                  sprechenden Social-Media-Nutzerkontos über
                                                                                                                  Hinweise zum Erstellen von Inhalten bis hin zum
                                                                                                                  Austausch über die strategische Ausrichtung der
                                                                                                                  bereits vorhandenen Accounts“, berichtet Boris
                                                                                                                  Edelmann als verantwortlicher IHK-Mitarbeiter.
                                                                                                                  Wichtig sei zudem, dass die Unternehmer dort
                                                                                                                  abgeholt werden, wo sie sind, und über eine
                                                                                                                  unternehmerisch sinnvolle Nutzung der unzäh-
                                                                                                                  ligen Möglichkeiten gesprochen werde. Digita-
                                                                                                                  lisierung um der Digitalisierung wegen bringe
                                                                                                                  keinen Nutzen. Des Weiteren sind die Betriebe
                                                                                                                  herzlich eingeladen, die breit aufgestellte Work-
                                                                                                                  shop-Reihe zu nutzen, um sich rund um das
                                                                                                                  Thema „Auffindbarkeit im Internet“ weiterzu-
                                                                                                                  bilden. Die Veranstaltungsorte rotieren im ge-

                                                                                                        Pixabay
                                                                                                                  samten Kammerbezirk, damit lange Anfahrts-
Digital sichtbar und präsent zu sein, wird immer wichtiger.                                                       wege eine Teilnahme nicht verhindern. Während
                                                                                                                  der Sommerferien können Interessenten zudem
„Zwar sind die Ladenlokale in den Stadtteil- und          sich der heimische Handel bewegt. Doch Jam-             an Online-Kompaktkursen teilnehmen. Die Ter-
Ortszentren wieder geöffnet und eine vermeint-            mern hilft nicht weiter. Je schneller die Unter-        mine der Workshop-Reihe sind über die Veran-
liche Normalität hält Einzug, jedoch spüren die           nehmen sich den elektronischen Medien zuwen-            staltungsdatenbank der IHK Siegen unter
Inhaber die Corona-Nachwirkungen noch deut-               den, desto besser werden sie durch die Krise            https://events.ihk-siegen.de/termine/ zu finden.
lich. Der heimische Einzelhandel reagierte                hindurchkommen.“ Genau an dieser Stelle ma-             Damit Kleinunternehmen aus dem stationären
schnell auf den Shutdown und sucht derzeit                chen die Befragungsergebnisse auch Mut. Da-             Einzelhandel ihre Digitalisierungsideen weiter
auch nach digitalen Wegen, um für seine Kun-              nach gefragt, wie die Einzelhändler im Kammer-          vorantreiben, fördert das Ministerium für Wirt-
den noch besser erreichbar zu sein. Hierzu gibt           bezirk Siegen seit dem Corona-Shutdown mit              schaft, Innovation, Digitalisierung und Energie
es keine wirkliche Alternative, denn die fehlende         der Situation umgegangen sind, ergaben sich             des Landes Nordrhein-Westfalen solche Vorha-
Frequenz brennt den allermeisten Händlern am              folgende Ergebnisse: Die Umsetzung eines eige-          ben über das Sonderprogramm 2020 des Pro-
schlimmsten unter den Nägeln“, kommentiert                nen Hygienekonzepts liegt bei den getroffenen           jektaufrufs „Digitalen und stationären Einzel-
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die               Maßnahmen auf Platz 1. Unmittelbar darauf               handel zusammendenken“. In den Genuss einer
Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten IHK-             folgen die Nutzung neuer Instrumente zur Kom-           Förderung kommen Betriebe, die sich in Form
Erhebung, an der sich 137 Händler aus Siegen-             munikation mit den Kunden sowie die Erschlie-           von kurzfristigen Projekten erstmalig digital
Wittgenstein und Olpe beteiligten. Gefragt nach           ßung neuer Vertriebskanäle. Hier lag der Fokus          aufstellen bzw. den Auf- oder Ausbau digitaler
den direkt spürbaren Auswirkungen der Corona-             auf der Implementierung eines eigenen Online-           Technologien in ihrem Unternehmen voranbrin-
Pandemie auf den eigenen Betrieb, gaben die               Shops, gefolgt von „anderen Online-Marktplät-           gen wollen. Der Höchstbetrag der Förderung
Befragten am häufigsten eine „rückläufige Kun-            zen“ sowie „Ebay“. In puncto Kundenkommuni-             liegt bei 12.000 Euro bei einem Fördersatz von
dennachfrage“ an. Es folgten die Themen „Feh-             kation rangiert Facebook vor Instagram und der          bis zu 90 %. Noch bis zum 30. August 2020
lende Waren und Dienstleistungen“ sowie „Lo-              eigenen Internetseite. Diese Ergebnisse unter-          können die Kleinunternehmen beim Projektträ-
gistische Engpässe“. Die rückläufige Nachfrage            streichen, dass viele Einzelhändler weiterhin mit       ger Jülich ihre Ideen einreichen. „Diese Initiative
wirkt sich direkt auf den Umsatz der Betriebe             den Auswirkungen von COVID-19 zu kämpfen                des Ministeriums ist mehr als zu begrüßen. Al-
aus. Jedes fünfte der antwortenden Unterneh-              haben. Sie verdeutlichen aber auch, dass der            lerdings sind die Antragsunterlagen aus unserer
men kalkuliert mittlerweile mit einem Umsatz-             Handel die erzwungene räumliche Distanz mitt-           Sicht noch immer recht umfangreich für einen
rückgang im laufenden Jahr von bis zu 10 %,               lerweile als Chance begreift. Ganz offenbar hat         Förderaufruf, der sich gezielt an einzelne Klein-
weitere 30 % rechnen mit einem Rückgang um                das Abstandsgebot dazu geführt, die Nutzung             unternehmer richtet. Beispielsweise muss der
bis zu 25 % und 19 % halten sogar eine Reduk-             digitaler Techniken im Geschäftsalltag voranzu-         individuelle Digitalisierungsgrad des Einzel-
tion um bis zu 50 % für wahrscheinlich. Dass der          treiben. Die IHK Siegen unterstützt seit Anfang         händlers beschrieben werden – oder auch, wie
gesamte Jahresumsatz 2020 um über die Hälfte              des Jahres Unternehmen ganz gezielt dabei, die          die Durchführung der Digitalisierungsmaßnah-
einbricht, vermutet jedes achte Unternehmen.              digitalen Kommunikationswege zu nutzen. „In-            me die Folgen der Corona-Pandemie für das
Jedoch verneinten 58 % der antwortenden Be-               teressierten Einzelhändlern, Dienstleistern und         eigene Unternehmen abmildert“, erläutert Ann
triebe die Frage, ob sie befürchten, ihr Geschäft         Gastronomen bieten wir an, gemeinsam mit                Katrin Hentschel, Mitarbeiterin im Referat Ein-
aufgrund der Umsatzrückgänge schließen zu                 ihnen die ersten Schritte in den sozialen Medien        zelhandel. Händler, die weitere Informationen
müssen. Derweil konnten dies 31 % zum Um-                 zu gehen. Um die Auffindbarkeit zu verbessern           zum Sonderprogramm benötigen oder einen
fragezeitpunkt noch nicht abschätzen. Klaus               und neue Kundengruppen anzusprechen, benö-              ersten Gedankenaustausch forcieren, können
Gräbener: „Die Ergebnisse verdeutlichen ein-              tigt man nicht zwangsläufig einen Online-Shop.          sich an Ann Katrin Hentschel (Tel.: 02761 944-
drucksvoll, in welch schwierigem Fahrwasser               Unser Angebot reicht vom Einrichten eines ent-          512) wenden. !
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