Wirtschaftsreport April 2019 - Die Ehrenamtlichen in der IHK - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport April 19 1 Editorial Ehrenamt bleibt unentbehrlich Familiengeführte Unternehmen prägen seit jeher unsere regionale Wirt- schaftsstruktur. Achenbach Buschhütten ist ein solcher Familienbetrieb. Wir sind das älteste Industrieunternehmen in der Region. In 565 Jahren musste sich das Unternehmen immer wieder neu erfinden – heutzutage in jeder Generation mehrfach, was uns derzeit zu Pionieren der Digitalen Transformation gemacht hat. Hierbei helfen ein feines Gespür für die be- dienten Märkte, unternehmerischer Mut und eine ausgeprägte Innovati- onskraft durch hervorragende Mitarbeiter. Wichtige Rahmenbedingungen sind zudem geeignete Industrieflächen, nutzbare Verkehrswege sowie eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur. Schließlich tragen auch gute kulturelle Angebote und eine lebenswerte Umgebung dazu bei, dass sich motivierte und qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen wohl- fühlen. Es liegt daher in unserem ureigenen Firmeninteresse, uns persönlich für ein wirtschaftsfreundliches Umfeld einzusetzen. Gehört wird man dabei am besten im Verbund mit Gleichgesinnten. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahmen Kammern und Ver- bände Gestalt an, die die Interessen der Firmen bündelten, um ihnen poli- tisches Gewicht zu verschaffen. Die Verbände übernahmen Aufgaben mit besonderem Schwerpunkt in der Industrie- und Tarifpolitik für die einzel- nen Branchen, die Kammern dienten als Sprachrohr der gesamten Wirt- schaft und als Träger hoheitlicher Aufgaben. Kammern und Verbände verschaffen sich in der öffentlichen Debatte umso mehr Gehör, je mehr Unternehmer sich ehrenamtlich in ihnen zu Wort melden und ihr Wissen diesen zur Verfügung stellen. Schon mein Großvater war in der IHK und „Industrie 4.0“. Menschen, die da nicht mitkommen, geraten schnell auf im Arbeitgeberverband aktiv. Ein solches Engagement gehörte in unserer die Verliererstraße. Zugleich wird es angesichts der steigenden Informa- Familie also immer „dazu“. Deshalb ist es für mich schon seit Langem tionsüberflutung immer schwerer, die Standpunkte der Wirtschaft nach- selbstverständlich, selbst in diesen Institutionen auf lokaler und Landes- haltig überzubringen und die Politiker zu sinnvollen Handlungen zu be- ebene mitzuwirken. wegen. Mich freut, dass wir als IHK so aktiv wahrgenommen werden. Der Blick auf die Struktur unserer Vollversammlung und vieler weiterer In der IHK Siegen gehöre ich zu den rund 1650 Personen, die für die Gremien stimmt mich außerordentlich zuversichtlich. Wir verfügen als IHK Kammer unentgeltlich im Einsatz sind. Vier von ihnen werden in dieser über eine sehr gute Mischung aus arrivierten und jungen Unternehmern. Ausgabe des „Wirtschaftsreports“ vorgestellt. Das, was alle diese Men- Sie alle setzen Akzente und sorgen dafür, dass unsere Region wirtschaft- schen leisten, lässt sich nicht allein in Zahlen abbilden. Unser ehrenamt- lich am Puls der Zeit bleibt. Dabei gilt auch in Zeiten der Digitalen Trans- licher Beitrag ist unentbehrlich für die Effizienz, die politische Wirkung formation, dass man den Standpunkt der Wirtschaft im politischen Prozess und damit für die Gestaltungskraft „unserer“ IHK. Dabei ist das ehrenamt- am besten durch das Sachargument im persönlichen Austausch platziert. liche Engagement des Einzelnen unabhängig von der Größe seines Unter- „Digitale“ Hilfsmittel werden zwar immer wichtiger, dennoch bleibt „ana- nehmens. Vom Geschäftsführer eines großen Betriebes, der in der Vollver- loge“ Kommunikation über das Ehrenamt unentbehrlich. Dafür braucht es sammlung abstimmt, bis zum Facharbeiter in einer kleinen Firma, der in Menschen, die sich ehrenamtlich für unsere Sache einsetzen. Je mehr, Prüfungsgremien mitwirkt: Jeder soll seine persönliche Expertise einbringen. desto besser! ! Mir persönlich liegen drei Themen ganz besonders am Herzen: die Infra- struktur in unserer Region, das Studium und die Berufsausbildung junger In diesem Sinne grüßt Sie herzlich Menschen sowie der Technologietransfer zwischen unserer Universität und den Unternehmen. Hier bringe ich meinen Sachverstand sehr gerne ein. Die drei Themen finde ich aus zwei Gründen wichtig: Die Wirtschaft bewegt sich heute sehr viel schneller als in früheren Dekaden; Stichwort: Axel E. Barten, Vizepräsident
2 April 19 Wirtschaftsreport Inhaltsverzeichnis Titelthema 4 Unbezahlt – und unbezahlbar Die Ehrenamtlichen in der IHK Das Ehrenamt gilt als „Kitt“ der Gesellschaft. In der Industrie- und Handelskammer geht seine Bedeutung sogar noch darüber hinaus: Ohne Ehrenamtliche könnte die IHK ihre Arbeit gar nicht leisten ... Titelseite: Foto Carsten Schmale 26 Sport Falkenberg Running und Outdoor 30 Verbindung Kreuztal – Verona Bahnbrechend 42 Gewerbeflächenentwicklung Mehr Raum in Attendorn und zukunftsweisend für Wirtschaft Impressum Layout Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen Herausgeber Manfred Jung, Sophie Schneider und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen Industrie- und Handelskammer Siegen, Druck, Anzeigen und Verlag ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be- Hauptgeschäftsstelle, Vorländer GmbH & Co. KG zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20 Postfach 10 04 51, 57069 Siegen, Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur + Porto und MwSt. Einzelheft EURO 2,10 + Porto und MwSt. Koblenzer Straße 121, 57072 Siegen Obergraben 39, 57072 Siegen, Telefon 0271 5940-0 Bestellung nur durch den Verlag. Telefon 0271 3302-0, Telefax 0271 3302-400 Anzeigenannahme: Günter Chojetzki E-Mail: si@siegen.ihk.de, Internet: http://www.ihk-siegen.de Telefon 0271 5940-338, Telefax 0271 5940-373 Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats. Druckauflage: 22 400 Exemplare Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe, E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de Quartal 4/2018 In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50, Zustellung A 4791 Telefax 02761 9445-40, E-Mail: oe@siegen.ihk.de Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302-273. Redaktion: Marco Butz: 0271 3302-222, Patrick Kohl- des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen berger: 0271 3302-317, Ann-Kristin Spies: 0271 3302-318 Beilagenhinweis wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und E-Mail: presse@siegen.ihk.de Dieser Ausgabe liegen Prospekte der Firmen REWE Zentral AG, Quellenangabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für 50668 Köln und Wortmann AG, 32609 Hüllhorst, bei. innerbetrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesand- Mitarbeiter dieser Ausgabe Einem Teil dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Parfümerie te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Dr. Jeanne Boerkey, Elisabeth Konstantinidis, Franziska Menn, Münker GmbH & Co. KG, 57223 Kreuztal, bei. Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete Andrea Schumacher-Vogel, Christina Spill, Katja Sponholz, Veröffentlichung. Frank Steinseifer, Brigitte Wambsganß Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 58
Wirtschaftsreport April 19 3 IHK online » Die Titelgeschichte, alle Berichte sowie gekürzte Pressemeldungen finden Sie zusätzlich zur Printausgabe nun auch online unter www.ihk-siegen.de. Dazu geben Sie bitte die dem Text beigefügte ID in das Suchfeld unserer Website ein. « » 4 Titelthema 10 | Nachrichten » 58 Jubiläen/Bücher 22 | Berichte » 10 „Bündnis für Mobilität“ 58 | Börsen » 22 Auf in Richtung Natur » 12 Online-Portal Ausbildung » 58 Recyclingbörse » 26 Running und Outdoor in » 16 Sprechstunde Digitalisierung » 59 Unternehmensnachfolgebörse Attendorn » 53 Gründerwettbewerb „Ju DO!“ » 60 Handels- und » 30 Bahnbrechend und » 55 Gap Year startet wieder Genossenschaftsregister zukunftsweisend » 56 Innovationsbudget 70 | Kultur » 34 Compliance-Lösungen » 70 Meditations- und Lichterkirche im Fuhrpark » 72 Veranstaltungskalender » 38 Eine echte Erfolgsgeschichte » 42 Gemeinsam mehr Raum für Wirtschaft sichern » 46 Hüttenzauber in der Wildnis
4 April 19 Wirtschaftsreport Unbezahlt – und unbezahlbar Die Ehrenamtlichen in der IHK Das Ehrenamt gilt als „Kitt“ der Gesellschaft. In der Industrie- und Handelskammer geht seine Bedeutung sogar noch darüber hinaus: Ohne Ehrenamtliche, sagt Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener, könne die IHK ihre Arbeit gar nicht leisten. Allein im Bezirk Siegen engagieren sich rund 1650 Menschen aus der Wirtschaft für die Wirtschaft: in der beruflichen Bildung, in Prüfungsausschüssen, als Sachverständige oder als Mitglieder der Vollversammlung und der Schlichtungsgremien. Vielen von ihnen ist die Leidenschaft fürs Ehrenamt quasi in die Wiege gelegt. Sie sind mit Herzblut bei der Sache, um Interessen zu bündeln und die Anliegen der Unternehmen in Politik und Öffentlichkeit einzubringen. Vier von ihnen berichten, was sie antreibt. Text: Katja Sponholz | Fotos: Carsten Schmale (7), aquatherm GmbH (1)
Wirtschaftsreport April 19 5 Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jörg Müller aus Siegen ist ständig unterwegs. Mal fliegt er nach Indien, Sibirien und in die USA, dann geht es im Monat darauf nach Afrika, Singapur und Kanada. Das alte Sprichwort „Wenn du willst, dass etwas erle- digt wird, dann beauftrage jemanden, der schon sehr viel zu tun hat“ trifft wohl auch auf den 56-jährigen Diplom-Kaufmann zu. Denn statt seine wenige freie Zeit mit persönlichen Hobbys zu füllen, engagiert er sich ehrenamtlich für die IHK Siegen. Seit 2014 gehört er der Vollversammlung an, seit 2018 ist er zusätz- lich Mitglied des Finanzprüfungsausschusses. Auf die Frage, ob er in seinem beruflichen Leben zu wenig zu tun habe und nicht ausgelastet sei, muss er lachen. „Die Frage ist berechtigt“, gibt er zu, „aber ich habe mich schon immer außerhalb des eigenen Unternehmens engagiert.“ Ob wie jetzt bei der IHK oder zuvor bei der Wirtschaftsprüferkammer. Und der Grund dafür sei „re- lativ einfach: Ich bin der Meinung, dass man nicht über alles nur schimpfen darf, sondern selbst etwas tun muss.“ Anders formu- liert: „Man kann sich über vieles beschweren, aber solange man nicht selbst aktiv wird, hat man eigentlich kein Recht dazu!“ Es lohne sich in jedem Fall, sich aktiv für die Belange der IHK zu engagieren. Dass auch die Zahl der Bewerber bei der letzten Wahl sehr hoch gewesen sei, zeige sehr deutlich, dass die Kam- mer einen exzellenten Ruf genieße. Das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen bezeichnet er als sehr gut, kolle- Für Wirtschafts- gial und offen. Und das sei seiner Meinung nach auch wichtig, aktiv vertreten seien. Um das gesamte Spektrum der IHK ab- prüfer Jörg Müller ist weil die Ehrenamtlichen der Multiplikator vieler Dinge seien. Er zubilden, seien beispielsweise auch Eigentümer von Einzelhan- Ehrenamt ist überzeugt: „Wir sind hauptsächlich Unternehmer, die auch delsgeschäften wichtig. „Ich fände es außerdem gut, wenn sich eine Herzens- selbst ein Netzwerk haben. Die IHK ist die Selbstverwaltung. mehr Frauen engagieren würden!“ angelegenheit. Ohne Ehrenamt geht da gar nichts.“ Carmen Kikillus erfüllt all diese Kriterien. Seit 35 Jahren ist sie Ein Wirtschaftsverein betreibe zwar auch Lobbyarbeit für sei- Einzelhandelskauffrau im Bereich Mode. Im Mai 2000 machte ne Mitglieder, die IHK sei jedoch breiter aufgestellt. Und es sie sich mit ihrem Geschäft „Fashion NOW!“ in Freudenberg gebe viele erfolgreiche Beispiele, bei denen sie ihren Einfluss selbstständig, und seit 2018 ist sie Mitglied im Einzelhandels- geltend gemacht habe: vom Kampf um den Siegerland Flug- ausschuss der IHK. Kikillus schätzt die Arbeit der Kammer – hafen über das Engagement bei der Verkehrsinfrastruktur mit gerade auch im Bereich Handel. Dort passiere sehr viel Positives. Carmen Kikillus der A45 oder der Route 57 bis zu Ausbildungsfragen oder In- „Das war für mich ein Anreiz, mich ebenfalls einzubringen“, ist seit 2018 Mitglied tegrationsprojekten für Flüchtlinge. „Das sind alles Themen, bei verdeutlicht die Unternehmerin. Ohnehin sei sie ein Typ, der sich im Einzelhandels- denen sich die IHK wirklich aktiv nach außen positioniert und ausschuss der IHK. viel geleistet hat.“ Gerne sei er deshalb bereit, Zeit für die Gremien der IHK aufzubringen. Der zeitliche Aufwand werde zum Jahresende naturgemäß mehr, halte sich jedoch im Rah- men. Zu den zwei Vollversammlungs- und etwa sechs Aus- schusssitzungen im Jahr komme noch die Bearbeitung von Vorlagen und Unterlagen. „Aber es liegt an jedem selbst, wie tief man einsteigt“, meint der Diplom-Kaufmann. Wie viele Arbeitsstunden es bei ihm seien, könne er nicht sagen: „Keine Ahnung – das schreibe ich ja nicht auf!“ Bekannte, die die IHK kennen, reagieren positiv auf sein Enga- gement. „Sie finden es alle gut, dass jemand so etwas tut“, berichtet er. „Und diejenigen, die nicht mitmachen, schieben es auf die Zeit.“ Das jedoch bedauert er. „Ich würde mir wün- schen, dass sich noch mehr Menschen einbringen“, unter- streicht Jörg Müller. „Ich hätte nichts dagegen, wenn sich die guten Köpfe die Zeit freischaufeln würden. Und es wäre auch nicht verkehrt, wenn sich Leute aus verschiedenen Branchen und Größenordnungen der Betriebe engagieren würden.“ Bis- lang seien es eher die größeren Unternehmen, die bei der IHK
6 April 19 Wirtschaftsreport nach gemeinsamen Lösungen zur Stärkung des Einzelhandels suchen.“ Etwa dahingehend, wie man sich in der Konkurrenz zum Internethandel aufstellt oder eine Nachfolgeregelung ge- staltet. „Wir können alle voneinander lernen und uns gegenseitig stärken“, erklärt Carmen Kikillus. Berührungspunkte mit den Verantwortlichen der IHK habe sie bislang nicht gehabt, doch dass das Ehrenamt für die Kammer sehr wichtig sei, stehe für sie außer Frage: „Die Leute, die da hauptberuflich arbeiten, machen alle einen tollen Job, aber sie brauchen auch die Men- schen, die in den Orten vertreten sind, wenn sie dorthin Kon- takt und Einblicke in das Geschäftsleben haben wollen. Und deshalb ist es sehr wichtig, dass es Unternehmer gibt, die sich dort auch engagieren.“ Deshalb will sie künftig auch verstärkt bei Treffen mit anderen Geschäftsleuten von ihrer Arbeit für die IHK berichten und die Notwendigkeit der ehrenamtlichen Teil- nahme betonen. Trotz ihrer recht kurzen Mitgliedschaft im Ein- zelhandelsausschuss der IHK kann sie sich vorstellen, erneut für die Wahl in die Vollversammlung zu kandidieren. Auch wenn sie als Vertreterin mit einem nur 100 m² großen Einzelhandelsladen zu den „Kleinen“ gehöre. „Ich habe keine Angst vor den Großen und davor, dass ich mich dann auch mit Leuten austausche, hinter denen ein weltweites Industrieunternehmen steht“, sagt Kikillus. „Das ist der Vorteil, wenn man mehr als 30 Jahre lang Maik Rosenberg im Verkauf arbeitet: Dann hat man nicht die Scheu, auf Leute gehört der für die Region einsetze und deshalb gerne „netzwerke“ und Kon- zuzugehen – ganz gleich, ob sie Anzug oder Jogginghose tra- Vollversammlung takte pflege. So fungiert sie als Vorsitzende des Gewerbevereins gen. Und schließlich haben wir alle ein Ziel.“ seit 2014 an. „Freudenberg WIRKT“, der sich vor zwei Jahren mit dem Ver- kehrsverein zusammengeschlossen hat – auch um gemeinsam Einer der von ihr angesprochenen Vertreter der „Großen“ ist nach Wegen zu suchen, Geschäftsschließungen zu verhindern sicherlich Maik Rosenberg: Der Wirtschaftsingenieur ist einer und die historische Altstadt zu beleben. „Gemeinsam ist man von drei Geschäftsführern der aquatherm GmbH in Attendorn, stärker“, sagt die Einzelhandelskauffrau, „das gilt ja genauso eines weltweit führenden Herstellers von Kunststoff-Rohrlei- für die IHK.“ tungssystemen mit 600 Mitarbeitern. Der 44-Jährige ist bereits in seiner zweiten Periode Mitglied der IHK-Vollversammlung Tanja Dabei interessierten sie auch der Blick über den Tellerrand und und wirkt nun auch im Industrie- und Verkehrsausschuss mit. Kölschbach-Frank der fachliche Austausch mit Einzelhändlern in anderen Orten. Die Leitung einer großen Firma und das Engagement für die ist vielfältig „Die regionalen und überregionalen Kontakte sind für alle be- IHK verbindet er nach eigener Aussage „mit viel Leidenschaft engagiert in der sonders wichtig, denn wir können voneinander profitieren und und großer Freude“. Schließlich betrachtet er es als Pflicht IHK Siegen. eines Unternehmens, sich über das eigene Geschäftsfeld hin- aus zu engagieren, damit sich die Region entsprechend weiter- entwickeln kann. Ein Unternehmen sei immer auch auf die Rahmenbedingungen in der Region angewiesen. „Und die IHK ist da der Hebel“, sagt Rosenberg – unabhängig davon, ob es sich um infrastrukturelle, verkehrstechnische, digitale oder auch politische Rahmenbedin- gungen handle. Natürlich könne man sich als Unternehmer auch in der Politik engagieren, räumt er ein, „aber was mich bei der IHK Siegen überzeugt, ist der direkte Handlungsmodus. Die Voll- versammlung arbeitet an ganz vielen Stellen aktiv mit.“ Das gelte unter anderem auch für das Projekt der Internationalen Schule in Olpe. Das Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen der IHK imponiert dem 44-Jährigen: „Beim Präsidium, bei der Geschäftsführung und den Mitarbeitern sind die Ärmel hoch- gekrempelt. Da ist Aktionsmodus, da verpufft nichts“, sagt er. Deshalb habe er sich für eine weitere Periode in der Vollver- sammlung entschieden. „Ich war schon immer IHK-nah an vielen Stellen. Ich wusste, dass sie vieles bewirkt und ihre Daseinsbe- rechtigung hat.“ Aber den richtigen Eindruck, was sie tatsächlich
Wirtschaftsreport April 19 7 schaffe, an welchen Stellschrauben sie drehe und wie groß ihr „Ich habe so viel davon mitgenommen und empfangen in meinem Einfluss sei, habe er erst durch seine aktive Mitarbeit gewonnen. eigenen Umfeld. Da wollte ich auch etwas zurückgeben.“ Und der politische Einfluss reiche nicht nur in die Region, son- dern bis nach Düsseldorf und Berlin. Gerade in der heutigen Zeit, Und das tut sie gleich in mehrfacher Hinsicht: Nebenberuflich in der die Rahmenbedingungen immer komplexer würden, sehe arbeitet Kölschbach-Frank als Dozentin im Bereich Rech- er es als Aufgabe eines Unternehmens an, dafür zu sorgen, dass nungswesen beim bbz Siegen, dem Berufsbildungszentrum der diese auch weiterhin stimmen. Dabei wünsche er sich, dass der IHK. Ehrenamtlich ist sie seit 2015 Mitglied im Prüfungsaus- Pool der Beteiligten, die sich engagieren, noch breiter werde. schuss Technische Fachwirte. Seit 2017 hat sie den Vorsitz des „Das würde nicht nur die Akzeptanz vergrößern, sondern auch Prüfungsausschusses Technische Betriebswirte inne. Und das die Erkenntnis darüber, wofür die IHK eigentlich steht.“ mit voller Überzeugung. Denn sie glaubt fest daran, dass das duale Bildungssystem das beste Konzept sei – und man sich Intern funktioniere das Netzwerk jedenfalls schon sehr eng dafür auch engagieren müsse, es zu erhalten. „Jeder schreit und gut. „Es ist einfach wunderbar, den Hörer in die Hand zu nach Fachkräftesicherung und Weiterbildung. Aber dafür etwas nehmen und sich zu verschiedenen Themen informieren und zu tun, ist dem einen oder anderen offenbar zu viel. Dabei ist austauschen zu können“, berichtet der Wirtschaftsingenieur. doch klar, dass das nicht von selbst läuft!“ Vielen Betrieben sei „Und da macht es auch keinen Unterschied, ob man ehren- nicht bewusst, dass sie selbst den größten Nutzen davon hätten, oder hauptamtlich für die IHK arbeitet. Das läuft eins zu eins, wenn sie wieder mehr in Ausbildung investierten. ob mit Geschäftsführung oder Präsidium: Alle sind definitiv auf Augenhöhe.“ Den Vorwurf, aus der Tätigkeit bei der IHK unterm Von ihrer Tätigkeit für die IHK, die sie in ihrem Lebenslauf Strich einen eigenen Nutzen ziehen zu wollen, habe er noch selbst unter der Rubrik „Hobbys“ einordnet, profitiert Tanja nie gehört. „Natürlich entsteht durch die Tätigkeit ein Netz- Kölschbach-Frank nach eigener Aussage auch ganz persönlich: werk, das sehr wertvoll ist“, räumt Rosenberg ein. Aber auf die „Die Arbeit dort macht mir einfach Spaß. Und mit Menschen, Vertriebstätigkeit in seinem eigenen Unternehmen habe dies von denen die meisten deutlich jünger sind als ich, nochmal überhaupt keinen Einfluss. „Wir sind extrem exportorientiert, auf eine solche Weise ins Gespräch zu kommen, ist sehr inte- wir machen unser Hauptgeschäft nicht vor der Haustür“, be- ressant.“ Doch auch die Zusammenarbeit mit den „alten Ha- tont er. Für ihn sei es einfach wertvoll, sich mit anderen Unter- sen“ bringe ihr viel: „Es gibt Menschen im Ausschuss, die das nehmern auszutauschen. schon 30 Jahre machen und demnächst leider nicht mehr zur Verfügung stehen. Die waren immer sehr freigiebig und hat- Wie Maik Rosenberg fühlt sich auch Tanja Kölschbach-Frank der ten gar kein Problem damit, mir etwas zu zeigen und zu er- IHK seit langer Zeit verbunden. Sie sei quasi ein „Eigengewächs“, klären, wenn ich gefragt habe. Das war immer ein gutes sagt die 47-Jährige mit Blick auf ihre Weiterbildungen. Denn gleich Geben und Nehmen.“ vier Abschlüsse hat sie – außerhalb ihres BWL-Studiums – bei der IHK gemacht: Berufskraftfahrerin im Güterfernverkehr, Umschu- Um auch künftig genügend Prüfer zur Verfügung zu haben lung zur Industriekaufrau, Bilanzbuchhalterin und Ausbilderschein. und damit auch die Aus- und Weiterbildung zu sichern, habe Beim Projekt „Internationale Schule“ in Olpe wurde das große Engagement der heimischen Unter- nehmer besonders deutlich.
8 April 19 Wirtschaftsreport „Ohne Ehrenamt könnten Sie einpacken“ Interview mit IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener Wie wichtig ist das Ehrenamt natürlich auch zahlreiche Unter- für die IHK? Was wäre sie ohne nehmer, die sich einfach nur der die Ehrenamtlichen? Region verpflichtet fühlen, die über Hätten wir die Ehrenamtlichen den Tellerrand der betriebswirt- nicht, könnten wir unsere Arbeit schaftlichen Notwendigkeiten hin- nicht machen. So einfach ist das! ausblicken. Das Ehrenamt ist konstitutiv für die IHK-Idee überhaupt. Wir sind dann Was fehlt Ihnen denn noch gut als IHK, wenn wir sehr viel beim Ehrenamt in der IHK? Ehrenamt einbinden und immer Uns fehlt nichts! Wir sind bezogen wieder das, was – möglichst viele auf unser Ehrenamt bestens aufge- – Firmen denken, in unsere Mei- stellt. Aber es ist eben nicht eine nungsbildung integrieren. Dabei Aufgabe, die an einem bestimmten gibt es sehr viele unterschiedliche Tag erledigt ist. Es ist ein Prozess – Möglichkeiten: ob in Prüfungsgre- so wie sich in der Wirtschaft auch mien, in Ausschüssen oder indem jeden Tag etwas ändert. Wenn Sie in wir permanent Umfragen zu volks- der IHK arbeiten, müssen Sie perma- wirtschaftlich relevanten Themen nent Interesse und Begeisterung durchführen, von Konjunktur über spüren, sich immer wieder auf neue Personalentwicklung bis zum Bre- Themen in der Wirtschaft und neue xit. All das ist ein permanenter Pro- Köpfe einstellen. Wir müssen Tag für zess, mit den Firmen in Kontakt zu Tag daran arbeiten, dass wir nah an treten und deren Meinungen zu den Leuten sind – sonst haben wir bündeln. Wir können nur für die ein Problem. Firmen sprechen, wenn wir mit ih- nen sprechen – das ist die Grund- Und was nehmen die idee. Ehrenamtlichen aus Ihrem Einsatz für die Kammer mit? Und wie groß ist das Engagement der man beurteilen will, was betrieblich etwa in der Es ist auf der einen Seite das Gefühl, aktiv Ehrenamtlichen im Bezirk Siegen? Ausbildung passiert. Wenn wir die nicht bekom- an besseren Rahmenbedingungen für die Es sind rund 1650 Menschen, die in unse- men, ist unsere Aussagekraft ganz deutlich ein- Wirtschaft mitzuwirken und unter den drei ren Gremien ehrenamtlich unterwegs sind: geschränkt. Buchstaben „IHK“ auch politisch etwas vom IHK-Präsidenten bis zum Prüfungs- deutlich machen zu können. Aber der ausschussmitglied bei den Köchen. Allein Und was motiviert Unternehmer dazu, Hauptnutzen, den ich sehe, ist natürlich der, in der beruflichen Bildung wendet unser sich für die IHK zu engagieren? dass Sie Teil eines Riesen-Netzwerkes von Ehrenamt ungefähr 30.000 Stunden im Das kommt darauf an, in welchem Bereich sie unterschiedlichen Interessenlagen werden, Jahr auf. Überträgt man das auf eine unterwegs sind. Bei den Vertretern in den in dem Sie viele neue Anregungen erhalten 40-Stunden-Woche, bedeutet das gut 16 Prüfungsgremien gibt es sehr viele, für die es im – sowohl für sich persönlich als auch für Ihr Vollzeit-Äquivalente. Das ist das, was wir wahrsten Sinne des Wortes eine Ehre ist, Unternehmen oder aber die Region. ehrenamtlich schultern! Im Prinzip ist das das, was sie an Know-how haben, an junge wirklich eine ganz große Hausnummer. In Menschen weiterzugeben, indem sie ihnen Was wünschen Sie sich denn für der Berufsbildung wird das besonders objektive und faire Prüfungsbedingungen ver- Ihre IHK und das Ehrenamt in Zukunft? deutlich. Wir könnten unsere Aufgabe schaffen. Da schwingt ein gewisser Stolz mit – Bei der letzten Vollversammlungswahl hat- nicht wahrnehmen, wenn wir das Ehren- und da passt die Formulierung „Ehrenamt“ ten wir eine Beteiligung von über 17 Pro- amt nicht hätten. ziemlich genau. Und es gibt natürlich ein großes zent – das war bundesweit ein Spitzenwert. Interesse daran, die Stimme der Wirtschaft in Unsere Vollversammlung denkt sehr stark … weil Sie die festen Stellen, die Köpfe der Politik zu transportieren. Das strukturpolitisch und vertraut uns erhebli- die alternativ dafür notwendig wären, können nicht nur diejenigen sein, die eine che Mittel für regionalwirtschaftlich rele- gar nicht bezahlen könnten? Funktion im Hauptamt haben, sondern es müs- vante Vorhaben an. Ohne uns auf die Schul- Das Finanzielle ist dabei nur der zweite As- sen vor allem Köpfe aus den Unternehmen ter klopfen zu wollen, glaube ich, dass wir pekt. Der Hauptpunkt ist der, dass man die selbst sein, weil das noch authentischer deut- schon ganz gut unterwegs sind. Bleibt es so Fachleute aus den Firmen benötigt, wenn lich macht, wie die Wirtschaft tickt. Und es gibt wie es jetzt ist, bin ich hochzufrieden.
Wirtschaftsreport April 19 9 Die IHK-Vollver- sie mit einigen Kollegen im Oktober 2018 im Rahmen einer auf. Das hänge nicht nur damit zusammen, dass sie in zwei sammlung – Info-Veranstaltung der IHK Siegen über ihre Tätigkeiten in Ausschüssen vertreten sei, in denen es oftmals um zeitauf- das „Parlament der den Prüfungsausschüssen berichtet. „Wir hatten den Ein- wendiges Lesen der Projektarbeiten gehe, sondern auch da- Wirtschaft“ – setzt druck, dass viele gar nicht wussten, dass sie selbst als Prüfer mit, dass sie als Vorsitzende Prüfungsaufgaben für die situ- sich für die arbeiten können“, bilanziert sie. „Da waren wir schon er- ationsbezogenen Fachgespräche selbst entwickeln müsse. Interessen der staunt.“ Nach der positiven Premiere mit 59 Anmeldungen Bereut habe sie ihre Arbeit bislang nicht. „Die meisten Prüf- heimischen waren sich alle Beteiligten einig, nun alle zwei bis drei Jahre linge geben sich unendlich viel Mühe“, sagt Tanja Kölsch- Unternehmen ein. eine derartige Aktion durchzuführen. „So hoffen wir, dass es bach-Frank. Zudem bestärkten sie die vielen positiven Rück- uns gelingt, künftig die Stellen von Prüfern, die uns verlassen meldungen, die sie von den Teilnehmern erhalte. „Viele werden, ersetzen zu können.“ bedanken sich für die Unterstützung und sind einfach froh, dass sie die Chance zu solch einer Prüfung hatten, die ihnen Doch neben einer entsprechenden Ausbildung und einem ge- ein berufliches Fortkommen erst ermöglicht.“ Ein Fortkom- wissen Maß an Berufserfahrung gehöre vor allem eines zur men, das ohne die Ehrenamtlichen in der IHK nicht möglich Prüfer-Aufgabe: Idealismus. Bis zu 50 Stunden wendet wäre. ! Tanja Kölschbach-Frank monatlich in den Spitzenzeiten der Frühjahrs- und Herbstprüfungen ehrenamtlich für die IHK Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2874.
10 April 19 Wirtschaftsreport Route 57 Offiziell im „Bündnis für Mobilität“ Josef Droege, stv. Hauptgeschäftsführer der In- dustrie- und Handelskammer Siegen (IHK). Die Planungen in den einzelnen Abschnitten gingen bei Straßen.NRW voran, die Südumgehung in Kreuztal werde als erste Ortsumgehung in Bau gehen. Ziel müsse jetzt und in den kommenden Jahren eine transparente und verlässliche Infor- mation zu Planungs- und Baufortschritten sein, damit auch frühzeitig Beteiligungsmöglichkei- ten angeboten werden könnten. Zu diesem Zweck komme regelmäßig der projektbegleiten- de Beirat aus Vertretern unterschiedlichster ge- sellschaftlicher Bereiche zusammen, um sich aus erster Hand durch die Planer informieren zu Carsten Schmale lassen. „Die Zugehörigkeit zum Bündnis für Mo- bilität bedeutet, dass bei der Information der Öffentlichkeit noch stärker Klarheit und Trans- Entlastung für die Ortslagen im Ferndorftal. parenz im Vordergrund stehen müssen. Deshalb Die Ortsumgehungskette B508/B62 („Route 57“) Wüst. „Dass dieses Vorhaben als einziges Projekt wurde das Informationsangebot zur Route 57 im ist nun offizielles Projekt im „Bündnis für Mobili- dieser Art im Land im Nachgang in den vordring- Internet (www.route57.info) vollständig über- tät NRW“. Das vom Ministerium für Verkehr des lichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes arbeitet. Neben aktuellen Nachrichten finden Landes Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufene gehoben werden konnte, ist auch auf das erfolg- sich dort eine Infothek mit einem Archiv und ein Bündnis bringt Akteure aus Politik, öffentlicher reiche Zusammenwirken der regionalen Akteure Newsletter-Angebot“, ergänzt IHK-Geschäfts- Hand, Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft, zurückzuführen“, erklärte der Minister weiter. führer Hans-Peter Langer. Verbänden und Verkehrsbranche zusammen. Ziel Das regionale Bündnis für die Route 57 ist ist, die Bedeutung einer funktionierenden, zu- nunmehr Teil eines landesweiten Netzwerkes, in Erst kürzlich hatte eine Erhebung der IHK Siegen kunftsorientierten Mobilität stärker im Bewusst- dem unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure zur Standortqualität gezeigt, dass gerade Betriebe sein der Gesellschaft zu verankern und mit einer gemeinsam die Stimme für leistungsfähige Infra- in Wittgenstein der Verkehrsanbindung sehr frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung für eine struktur und Mobilität zugunsten der Gesell- schlechte Noten geben. Der verkehrliche Leidens- größere Akzeptanz zu sorgen. schaft und Wirtschaft erheben. druck für Betriebe in Wittgenstein ist hoch, eben- so wie für die Anwohner der betroffenen Orts- „Die Route 57 wird für die dringend notwendige Mit der Anerkennung als Projekt im Bündnis für durchfahrten, durch die sich der Verkehr zurzeit verbesserte Verkehrsverbindung zwischen den Mobilität beginnt für die Ortsumgehungskette quält. Ingo Degenhardt, Regionsgeschäftsführer beiden Teilregionen Siegerland und Wittgenstein ein neues Kapitel. „Es geht nicht mehr um das der DGB-Region Südwestfalen, sieht auch Vor- sorgen“, sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik ‚Ob’, sondern um das ‚Wie’“, betont Hermann- teile für die vielen Beschäftigten, vor allem in den Wittgensteiner Betrieben: „Übermäßig lange Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz und zurück beein- trächtigen die Lebensqualität und machen den Arbeitsplatz auch für neue Fachkräfte alles andere als attraktiv.“ Der Vorsitzende des Vereins Route 57, Christian F. Kocherscheidt, sieht in der Auf- nahme in das Bündnis für Mobilität auch eine Anerkennung der zurückliegenden Vereinsaktivi- täten. In den vergangenen Jahren hatte der Ver- ein mit verschiedenen Kampagnen für das Stra- ßenprojekt geworben, unter anderem auch im Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Arbeit- nehmervertretern: „Wenn jetzt zielgerichtet und durchgängig an diesem Projekt gearbeitet wer- den kann, ist dies auch dem Einsatz der vielen Engagierten im Verein und darüber hinaus zu verdanken!“ Die Route 57 ist nach der A45 das zweite regionale Bündnis für Mobilität in der Region. Weitere Informationen: www.buendnis- fuer-mobilitaet.nrw.de; www.route57.info !
Wirtschaftsreport April 19 11 Arbeitsschutz Neue Regel für Aufzüge Im November 2018 hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) auf ihrer Homepage eine Neufassung der Techni- schen Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 3121 „Betrieb von Aufzugsanlagen“ veröffentlicht. Die neugefasste Regel ersetzt die alte TRBS 3121 aus dem Jahr 2009. Sie wurde an die Vor- gaben der 2015 novellierten Betriebssicher- heitsverordnung angepasst sowie grundlegend überarbeitet und ergänzt. Die Möglichkeit zum Download der TRBS 3121 gibt es auf der Home- page der BAUA. Ansprechpartner in der IHK Siegen zum Thema ist Roger Schmidt, Tel.: 0271 3302- 263, E-Mail: roger.schmidt@siegen.ihk.de. ! Zoll-Café Digitalisierung im Fokus Zollverantwortliche und -sachbearbeiter heimi- scher Unternehmen kamen zum nunmehr siebten Zoll-Café der Industrie- und Handelskammer Sie- gen (IHK) zusammen und arbeiteten sich zunächst durch ein stattliches Programm: JEFTA, das kürz- lich in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwi- schen der EU und Japan, der aktuelle Stand der EU-Mehrwertsteuerreform, eine Entscheidung des EuGH zu zollrechtlichen Bewilligungen, der na- hende Brexit und Softwarelösungen im grenz- überschreitenden Handel. „Angesichts der Heraus- forderungen im internationalen Geschäft gibt es für uns keinen Mangel an Themen“, stellte Jens Brill, Außenwirtschafts-Leiter der IHK, hierzu fest. Im zweiten Teil des „Cafés“ unterzog sodann Cars- ten Bente, Außenwirtschaftsexperte der AEB SE, Stuttgart, in einem Vortrag die derzeitigen zoll- rechtlichen Grundlagen und die noch immer vorherrschenden Mentalitäten der Wirtschafts- treibenden einer durchaus kritischen Bestandsauf- nahme. „Auch wenn Digitalisierung und Industrie 4.0 vielgehörte Schlagworte sind, so ist doch der Alltag oftmals eher zwischen Industrie 2.0 und 3.0 angesiedelt. Aber ich bin sicher: alles, was sich wirtschaftlich digitalisieren lässt, wird künftig di- gitalisiert werden. Ein Zurück gibt es nicht“, unter- strich Bente. Internet of things, Robotics, Künst- liche Intelligenz seien eher Realität als bloße Zukunftsmusik. In Zeiten additiver Fertigung müs- &2!"./03" se hinterfragt werden, ob das bisherige Verständ- $3 *%,)(.-'0!(3 (# )3$%./16% &! 4#0%&.-'*6 50*&. " )3$%./16% +&*(*0$16, " )3$%./16% 410&*6'*&,* nis von Warenströmen, die körperlich Grenzen überschreiten, die Wirklichkeit noch abbilde. Die Denkanstöße des Referenten sorgten bei den Teil- nehmern für viel Zuspruch. Informationen über das Zoll-Café gibt: Jens Brill (Tel.: 0271 3302-160, E-Mail: jens.brill@siegen.ihk.de). !
12 April 19 Wirtschaftsreport Online-Portal Ausbildung Positive Halbjahresbilanz Das Online-Portal der Industrie- und Handels- nen ebenfalls über das System genehmigt wer- Portal eine sehr gute Rundum-Lösung“, unter- kammer Siegen (IHK) bietet seit September des den. Auch für zahlreiche der rund 1100 ehren- streicht Sandra Eßer, kaufmännische Ausbilde- vergangenen Jahres Ausbildungsbetrieben, amtlich für die IHK tätigen Prüfer bedeutet das rin bei der Bombardier Transportation GmbH in Ausbildern, Auszubildenden und Prüfern eine neue System eine erhebliche Arbeitserleichte- Netphen. Das Unternehmen beginne in diesem Plattform, über die sie zahlreiche Ausbildungs- rung, ist sich IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster Jahr damit, die Ausbildungsnachweise digital und Prüfungsangelegenheiten bequem digital sicher: „Mit dem Online-Portal bieten wir unse- zu führen. Für die digitale Vertragserfassung regeln können. „Über 50 % der Ausbildungs- ren Ausbildungsunternehmen die größtmögli- hat die IHK Siegen eine übersichtliche Anlei- betriebe nahmen das Angebot bereits an. Auf che Transparenz ihrer bei uns gespeicherten tung vorbereitet. Diese steht unter www. diese Firmen entfallen knapp 80 % der regional Daten in der Berufsbildung. Zudem wird das ihk-siegen.de/onlineportal zum Download be- geschlossenen Lehrverträge. Dies zeigt, welch Portal fortlaufend weiterentwickelt und an die reit. Anja de Koster, Mitarbeiterin der Perso- hohe Durchdringung bereits nach einem hal- Bedürfnisse unserer Zielgruppen angepasst.“ nalabteilung bei der SMS Group in Hilchen- ben Jahr gegeben ist. Offenbar haben wir einen bach, hebt neben der Zeitersparnis auch den Nerv getroffen“, betont IHK-Hauptgeschäfts- Die IHK möchte natürlich noch mehr Unterneh- Umweltaspekt hervor. Die papierlose Übermitt- führer Klaus Gräbener. „Die erfreulich hohe men für das kostenlose Online-Portal gewinnen. lung des Ausbildungsvertrages an die IHK sei Akzeptanz schon nach so kurzer Zeit verdeut- „Wir planen zurzeit ein neues Veranstaltungs- fortschrittlich und effizient. Ausbilderin Chris- licht, dass wir als IHK auf dem Weg der Digita- format, um weitere interessierte Ausbildungs- tina Köhler arbeitet intensiv mit dem Modul lisierung unserer Verwaltungsprozesse ein gu- unternehmen über die Möglichkeiten des On- „Projektanträge Online“ und ist mehr als zu- tes Stück vorangekommen sind. Das war das line-Portals zu informieren. Je mehr mitmachen, frieden mit dem Ablauf. Ein positives Resümee Ziel der Investition.“ desto größer fällt der Nutzen durch eine noch aus der Perspektive der Auszubildenden in den reibungslosere Planung und Durchführung der Reihen der SMS Group eröffnet Sonja Rudel. 653 Ausbildungsbetriebe nutzen aktuell das On- betrieblichen Ausbildung wie auch der damit Den Ausbildungsnachweis online zu führen, line-Portal. 5330 Ausbildungsverträge werden verbundenen Prüfungen aus. Natürlich sind wir empfindet sie als sehr komfortabel und ein- dadurch bereits verwaltet. Die Nutzer können auch gerne bereit, die Thematik den Betrieben fach. gespeicherte Daten einsehen und Änderungen vor Ort zu erläutern“, spricht Sven Weber, Refe- vornehmen, Prüfungsergebnisse begutachten, ratsleiter Berufliche Ausbildung, die weitere Den Einstieg in das Online-Portal findet man Ausbildungs- und Umschulungsverträge ausfül- Vorgehensweise an. unter www.ihk-siegen.de/onlineportal oder über len und digital versenden sowie Ausbildungs- die Seiten-ID 2536. Für Rückfragen steht Dennis nachweise digital erstellen und genehmigen. Die Resonanz bei den bereits involvierten Be- Durt (Tel.: 0271 3302-220, E-Mail: dennis.durt@ Projektanträge für die Abschlussprüfungen kön- trieben ist positiv: „Aus meiner Sicht ist das siegen.ihk.de) gerne zur Verfügung. ! Unternehmensjuristen Energieaudit Austausch in der IHK Neue Informationen Erstmalig trafen sich Unternehmensjuristen aus auf diese Themen. Eine ähnliche Perspektive Anfang Dezember 2019 endet nach vier Jahren die den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe zum nahm Anna-Lena Seufert vom Mittelstand zweite Frist zur Durchführung verpflichtender En- fachlichen Austausch in der IHK Siegen. Schwer- 4.0-Kompetenzzentrum Siegen ein. Die IHK Sie- ergieaudits nach dem EDL-G. Das BAFA hat hierzu punktthema war die Datenschutzgrundverord- gen hatte zu diesem Arbeitskreis Unterneh- das bisher bestehende Merkblatt aktualisiert und nung (DSGVO), die seit Mai 2018 verbindlich für mensjuristen geladen, um ihnen eine Plattform einen neuen Leitfaden zur Erstellung der Audit- alle gilt. Darüber hinaus berieten die Rechtsex- zu bieten, auf der sie branchenübergreifend ju- berichte herausgegeben. Der 60-seitige Leitfaden perten auch über das bald anstehende Geheim- ristisch relevante Themen heimischer Unterneh- soll als Hilfestellung zur korrekten Durchführung nisschutzgesetz. Anwalt Per Kristian Stöcker men besprechen konnten. Den Rechtsexperten und Dokumentation von Energieauditberichten von der Kanzlei Kremer Rechtsanwälte aus Köln aus den Betrieben soll dies die Möglichkeit er- nach den Vorgaben der DIN EN 16247-1 dienen. Er ermöglichte einen Blick aus der Beraterpraxis öffnen, vom jeweiligen Wissen und von den Er- beruht auf Erfahrungen aus der Auswertung von fahrungen der Kollegen zu profitieren. „Wir Auditberichten der ersten Verpflichtungsrunde. werden künftig regelmäßig – geplant ist viermal Zeitgleich wurde das offizielle Merkblatt für Energie- im Jahr – zu diesen Treffen einladen und dabei audits nach § 8 EDL-G überarbeitet. Unabhängig auch Spezialisten zu bestimmten Rechtsgebie- vom nun laufenden Vorhaben zur Novelle des ten einbeziehen“, kündigt Nina Münker (Tel.: EDL-G ist insbesondere das Merkblatt bei der aktu- 0271 3302-150, E-Mail: nina.muenker@siegen. ellen Arbeit zu berücksichtigen (der Leitfaden dient ihk.de) an. Die Leiterin des Referats Rechtsfra- als Arbeitshilfe). Mit Abschluss des Gesetzgebungs- gen bei der IHK nimmt gerne weitere interes- verfahrens sind aber noch einmal Anpassungen zu sierte Unternehmen für den Arbeitskreis auf. Für erwarten. Ansprechpartner in der IHK Siegen zum die Teilnahme ist ein Status als Volljurist nicht Thema ist Roger Schmidt, Tel.: 0271 3302-263, erforderlich. ! E-Mail: roger.schmidt@siegen.ihk.de. !
Wirtschaftsreport April 19 13 HAMBL Group Konzept in Hilchenbach vorgestellt Die HAMBL Group, ein Start-up aus Olpe, stellte im Gebrüder-Busch-Theater der Stadt Hilchenbach ihre Arbeit und ihr Konzept vor. Passender Titel der Veranstaltung: Ausbil- dungs- und Führungsmodelle der Zukunft. HAMBL begleitet Auszubildende durch regel- mäßige, thematisch aufeinander aufbauende Workshops. Knapp 50 große Unternehmen aus dem Siegener Raum waren geladen und wurden von der Firmenpräsentation der etwas anderen Art überrascht. Den Anfang machte Sebastian Weber, Geschäftsführer der DATASEC informa- tion factory GmbH, die bereits seit zwölf Mo- naten Kunde der Firma HAMBL ist. Er lobte das „zum einen so simple und auf der anderen Sei- Sinan Muslu te doch so geniale Konzept“ der Firmengründer. Zudem berichtete er, ergänzt von einem der DATASEC-Auszubildenden, von den positiven Das Team der HAMBL Group bereitet Azubis auf das Arbeitsleben vor. Auswirkungen, die die Zusammenarbeit mit HAMBL innerhalb kürzester Zeit bewirkt habe. tivation und das innovative G.E.D.A.N.K.E.- denden auf ein langes, gesundes und glückli- Die Produktivität der Mitarbeiter habe zuge- Konzept vor. Dabei schilderten sie viele Erfah- ches Arbeitsleben vorbereiten“, unterstrich nommen, und das innerbetriebliche Klima sei rungen aus ihrem eigenen Ausbildungs- und Steffen Heimel. Mit großem Applaus und vielen positiver geworden. Im Anschluss stellten die Berufsleben. Die Motivation der Gründer wurde neuen Denkansätzen ging die Veranstaltung zu vier HAMBL-Gründer sich, ihre Gründungsmo- schnell deutlich: „Wir möchten Ihre Auszubil- Ende. !
14 April 19 Wirtschaftsreport Marketplace Große Abmahnungsgefahr für Händler Einem Kunden müssen unmittelbar, bevor er Im konkreten Fall hatte der Online-Händler auf auch auf der Checkoutliste. Wenn die Bestellung seine Bestellung in einem Online-Shop aufgibt, seiner Angebots- und zugleich Produktdetail- über eine Schaltfläche erfolgt, müssen sich die auf der Übersicht zur Überprüfung der Bestel- seite einen Schirm zum Verkauf angeboten. Der Informationen über das Produkt in deren Nähe lung (sog. Bestellabschlussliste oder „Checkout- Nutzer des Online-Shops erhielt hier umfang- befinden. Demnach genügt es nicht, wenn die liste“) alle wesentlichen Eigenschaften der Wa- reiche Informationen über die Eigenschaften des Information erst über einen gesonderten Link ren aufgelistet werden (§ 312 j BGB). Eine Produktes. Nachdem er den Schirm jedoch zu erreichbar wird. Verlinkung auf die entsprechende Produktde- seinem virtuellen Warenkorb hinzugefügt hatte, tailseite, auf der diese Eigenschaften aufgeführt erschienen nur noch ein Foto des Schirms, der Offen ist, ob der Bundesgerichtshof eine Revision sind, genügt hierfür nicht. Das hat das Ober- Produktname sowie der Preis. Außerdem war der zulässt. Dennoch sollten sich Online-Händler der landesgericht (OLG) München (Urt. v. 31. Januar virtuelle Warenkorb mit der Produktdetailseite Problematik bewusst sein. Während Händler mit 2019, 29 U 1582/18) kürzlich entschieden. Bei verlinkt. Auf der Checkoutliste fanden sich dann eigenem Online-Shop die entsprechende Seite mit den meisten Online-Marktplätzen hat der Händ- nur noch ein Foto des Produktes sowie Angaben einer neuen Programmierung rechtssicher anpas- ler leider keine Möglichkeit, zu beeinflussen, zu Modell und Farbe. Ein Link zur Produktdetail- sen können, haben Händler, die digitale Marktplät- welche Daten auf der Checkoutliste stehen. Üb- seite war nicht vorhanden. Diese Gestaltung der ze wie Amazon, eBay usw. nutzen, keine unmittel- licherweise finden sich hier derzeit nur wenige Checkoutliste hält das OLG für rechtswidrig. bare Einflussmöglichkeit. Sie sind daher in Informationen zum Produkt und ein Link zur Nach dem OLG kann eine unmittelbarere Zur- besonderem Maße dem Risiko einer Abmahnung Produktseite. Hier besteht eine erhebliche Ge- verfügungstellung der nach dem Gesetz erfor- ausgesetzt. Geholfen werden kann diesen Händ- fahr von Abmahnungen für die Händler, die bei derlichen Informationen nur dann gegeben sein, lern nur, wenn die Betreiber der Marktplätze den der Nutzung des Marktplatzes nicht die Vorga- wenn sich diese auch auf der Seite befinden, auf Checkout-Prozess ändern oder es in diesem Punkt ben des § 312j BGB einhalten können. der der Bestellvorgang abgeschlossen wird, also zu einer Gesetzesänderung kommt. ! Universität Siegen Gleichberechtigung geht nur gemeinsam Die Frauenanteile bei Professuren und im Be- grammen zurück, allen voran die Verabschie- reich des hauptberuflich wissenschaftlichen dung der Gleichstellungsquote im Jahr 2016. Personals an der Universität Siegen sind in den Seitdem gelten bei Berufungsverfahren an der vergangenen Jahren deutlich gestiegen – ein Er- Uni Siegen fachspezifische Frauenquoten, die gebnis konsequenter Arbeit. „Gleichstellung die Kommissionen jeweils berücksichtigen braucht Beharrlichkeit, Geduld und einen langen müssen. Die Gleichstellungsarbeit setzt jedoch Atem“, unterstreicht Dr. Elisabeth Heinrich. Die schon weit vor der Berufung an. „Je weiter eine Philosophin kümmert sich seit mehr als zwölf Wissenschaftlerin in ihrer Karriere nach oben Jahren um die Gleichberechtigung von Frauen kommt, desto mehr muss sie sich im gegen- und Männern an der Uni. Ihr Job erfordert in der seitigen Konkurrenzkampf behaupten.“ Viele Praxis jede Menge Akribie. Frau Dr. Heinrich Frauen würden sich dabei nach wie vor schwer- muss Konzepte und Anträge formulieren, Zahlen tun: „Sie treten weniger selbstbewusst auf, ermitteln und Berichte verfassen. In erster Linie weshalb ihnen dann auch weniger Entwick- gehe es aber um Überzeugungsarbeit – und das lungspotenzial zugetraut wird.“ Programme wie Werkfoto auf breiter Front: „Gleichstellung ist eine Quer- der Women Career Service sollen Frauen gezielt schnittsaufgabe. Nur wenn alle, vom Rektorat stärken. Für ihre sehr erfolgreiche Gleichstel- Dr. Elisabeth Heinrich kümmert sich an der Uni Siegen bis in die einzelnen Fächer hinein, aktiv daran lungsarbeit hat die Universität Siegen in den um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. mitwirken, können wir wirklich etwas verän- vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnun- dern.“ sogenannten „Mittelbau“: Hier stieg der Frauen- gen und Zertifikate erhalten: Sie darf sich unter anteil im genannten Zeitraum von 32 auf 39 %. anderem „familiengerechte Hochschule“ nen- Ein Blick auf die Zahlen belegt den Erfolg der Dieser Wert sei, gemessen am Frauenanteil un- nen. Für ihre nachhaltige und an Chancen- vergangenen Jahre. So ist der Frauenanteil bei ter den Studierenden, nach wie vor viel zu ge- gleichheit orientierte Personalpolitik erhielt sie den Professuren an der Universität von 20 % im ring, aber: „Ein starker weiblicher Mittelbau ist bereits drei Mal in Folge das Zertifikat „Total Jahr 2009 auf 25 % zum Jahresende 2017 ge- die Voraussetzung dafür, dass wir in den kom- E-Quality“. Strukturell sei die Uni inzwischen wachsen. Die Uni Siegen liege damit leicht über menden Jahren den Professorinnen-Anteil noch sehr gut aufgestellt, freut sich Elisabeth Hein- dem bundesweiten Schnitt, sagt Elisabeth Hein- weiter steigern können.“ rich. Am Ziel sieht sie sich aber noch lange rich nicht ohne Stolz. Sie sei zuversichtlich, dass nicht. Sie möchte die Frauenanteile in den kom- es in den kommenden Jahren noch weiter nach Die positive Gesamtentwicklung führt Heinrich menden Jahren weiter steigern – in allen Be- oben gehe. Positiv ist auch die Entwicklung im auf eine ganze Reihe von Maßnahmen und Pro- reichen. !
Wirtschaftsreport April 19 15 GEDIA Automotive Group Joint Venture mit chinesischem Unternehmen Die GEDIA Automotive Group und die HyUnion Holding Co., Ltd. gründen ein Joint Venture mit Hauptsitz in Shanghai. Ziel ist die Realisierung von Synergieeffekten bei der Technologieentwicklung und der Erschließung des chinesischen Automobil- marktes. Nach erfolgreichem Abschluss der Ver- handlungen unterzeichneten die Vertreter beider Partner den Vertrag in feierlicher Runde. Die Un- ternehmen halten je 50 % der Anteile. Der chine- sische Automobilmarkt hat sich in den vergange- Werkfoto nen Jahren zum größten der Welt entwickelt. Wesentliche Treiber für diese Entwicklung sind In feierlicher Runde trafen sich die Vertreter beider Seiten zur Unterzeichnung des Kontraktes. unter anderem das große Wachstum der gesamten Volkswirtschaft, die steigende Kaufkraft und der ture Unterstützung bieten. Als weltweit tätiges schen Automobilherstellern sowie der ver- Konsumentenwunsch nach individueller Mobilität. Familienunternehmen mit rund 4200 Mitarbei- stärkten Position im Beschaffungsmarkt wer- Dieses Potenzial erkannte die GEDIA Automotive tern entwickelt und produziert GEDIA Struk- den wir in China zu einem bedeutenden Group mit Hauptsitz in Attendorn bereits früh. Sie turteile und Zusammenbauten für den auto- Anbieter“, stellen Helmut Hinkel, Geschäfts- gründete 2008 ein eigenes Engineering-Zentrum mobilen Karosserieleichtbau. Die HyUnion führer der GEDIA Gruppe, und Liu Guoping, in China. Die GEDIA Automotive Systems Nanjing Holding Co., Ltd. mit Hauptsitz in Qingdao ist Chairman des HyUnion Boards, gemeinsam Co. Ltd. beschäftigt sich unter anderem mit Me- ebenso als Spezialist in der Entwicklung und fest. Durch intensive Marktanalysen stehen thodenentwicklung, Werkzeugkonstruktion und Herstellung von komplexen Karosseriekompo- GEDIA und HyUnion bereits seit Jahren im re- Werkzeugbau. Dieses Ingenieurunternehmen nenten und Antrieben tätig. „Mit der vereinten gen Austausch. Die Unternehmen arbeiten der GEDIA Gruppe wird weiterhin bestehen technischen Kompetenz, dem verbesserten seither an einer gemeinsamen Wachstumsstra- bleiben und der Gruppe sowie dem Joint Ven- Marktzugang zu internationalen und chinesi- tegie im lokalen Markt. ! Hochbau Tiefbau Leitungsbau Schlüsselfertigbau Projektentwicklung Immobilien Wir stellen Weichen für gute Qualität. Berge-Bau GmbH & Co. KG Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0 Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
16 April 19 Wirtschaftsreport Branchenstandard TISAX Anforderungen an Informationssicherheit im Fokus Eine gut besuchte Informationsveranstaltung welche Relevanz das Thema in der betriebli- Schwachstelle, immer größer werde. „Stetig in der Geschäftsstelle Olpe der IHK Siegen the- chen Praxis hat. steigt auch die Anzahl der Unternehmen und matisierte die Anforderungen an die Informa- Standorte, die an TISAX teilnehmen“, berichtete tionssicherheit in der Automobilbranche. Im „Der Kundendruck wird in Sachen TISAX immer Immo Wehrenberg, ENX Association. So zeich- Blickpunkt standen der Branchenstandard TI- größer“, betonte Guido Solbach, VIA Consult. So net sich eine Etablierung von TISAX in der Auto- SAX (Trusted Information Security Assessment sei das Thema Informationssicherheit, das IT-Si- mobilindustrie ab. Mehr Info zu TISAX gibt es Exchange) und andere Standards, wie zum Bei- cherheit und Datenschutz beinhaltet, gerade in unter: http://www.enx.com/. Ansprechpartner spiel ISO/IEC 27001. Dabei zeigten die Refe- der heutigen Zeit immer wichtiger für die Unter- in der IHK Siegen zum Thema Informationssi- renten von VIA Consult und ENX Association, nehmen. Dies liege natürlich auch daran, dass cherheit ist Roger Schmidt, Tel.: 0271 3302- welche Trends sich derzeit abzeichnen und die Gefährdung, definiert als Bedrohung plus 263, E-Mail: roger.schmidt@siegen.ihk.de.! Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen Sprechstunde rund um die Digitalisierung steinmaschinen her. Thorsten Flick hat sich in der Unternehmenssprechstunde mit Martin Stein getroffen und ihm geschildert, was das Unternehmen genau macht und welche Maß- nahmen es bereits zum Thema Digitalisierung umgesetzt hat: „Wir beschäftigen uns schon seit fünf Jahren mit dem Thema Industrie 4.0. Die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen Standard-Anforderungen daran können wir mittlerweile bedienen.“ Die Betonsteinmaschi- nen erfassen schon die Produktionsparameter. Also zum Beispiel, wie viele Steine von welcher Sorte produziert wurden und wie die Qualität war. Je nachdem, wie feucht das Material ist, aus dem Steine hergestellt werden sollen, müs- sen die einzustellenden Verdichtungsparameter Thorsten Flick von der Hess Group vor einer Betonsteinmaschine. geändert werden. Darf ich trotz der neuen Datenschutzgrundver- nach Absprache festgelegt. Das Kompetenzzent- Martin Stein hat mit Thorsten Flick besprochen, ordnung noch einen Newsletter an meine Kun- rum gibt es seit Oktober 2017 an der Universität wofür man solche Parameter noch einsetzen den verschicken? Welche Herausforderungen Siegen. Die Mitarbeiter unterstützen kleine und kann. Bislang war es so, dass erfahrene Mitarbei- kommen auf mich zu, wenn ich Abläufe in mei- mittlere Unternehmen in Südwestfalen und ter während der Produktion gemerkt haben, wenn nem Unternehmen digitalisieren will? Kleine darüber hinaus bei Fragen und Problemen zur etwas nicht richtig eingestellt war. Sie konnten und mittlere Unternehmen, die sich solche oder Digitalisierung. Zu den Schwerpunkten gehören es dann ändern. Für unerfahrene Mitarbeiter war ähnliche Fragen zum Thema Digitalisierung nutzerzentrierte Technologie und Mensch- das schwierig, da sie teilweise erst zu spät ge- stellen, können sich jeden Mittwoch für die Maschine-Interaktion. Dabei stehen immer die merkt haben, dass die Qualität nicht stimmt. kostenfreie Unternehmenssprechstunde des Mitarbeiter der Firmen im Mittelpunkt. Künftig soll sich die Maschine merken, in welcher Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Siegen Situation ein Mitarbeiter eingegriffen hat, um anmelden. Für die neue Unternehmenssprechstunde hat es dieses Wissen auch an neue oder unerfahrene bereits zahlreiche Anfragen gegeben. „Mit einer Mitarbeiter weitergeben zu können. Die Experten „Wir wollten ein niedrigschwelliges Angebot so großen Nachfrage hatten wir gar nicht ge- des Kompetenzzentrums werden das Unterneh- schaffen, damit sich die Firmen praktisch auf kur- rechnet“, freut sich Martin Stein. „Das zeigt, wie men jetzt dabei unterstützen, die neue Technik zem Dienstweg an uns wenden können“, erklärt wichtig Digitalisierungsthemen für die Unter- umzusetzen. Für Flick hat es sich gelohnt, an der Dr. Martin Stein, Geschäftsstellenleiter des Kom- nehmen in der Region sind.“ Eine der Anfragen Unternehmenssprechstunde teilzunehmen: „Es petenzzentrums. Mögliche Themen sind zum Bei- kam von Thorsten Flick, Mitarbeiter der Hess hat mich natürlich gefreut, zu hören, dass wir spiel Datenschutz und IT-Sicherheit, aber auch Group in Burbach. Er ist dort für Softwareent- schon recht weit sind mit der Digitalisierung. technische Möglichkeiten und Geschäftsfeldent- wicklung zuständig. Außerdem ist der Ansatz mit der selbstlernenden wicklung. Auf der Internetseite des Kompetenz- Maschine eine gute Idee.“ Anmeldungen zur zentrums können Unternehmen einen Termin Das Unternehmen gibt es schon seit 1948. Am Unternehmenssprechstunde sind hier möglich: vereinbaren und auch das Thema mit angeben. Burbacher Standort sind etwa 270 Beschäftigte https://kompetenzzentrum-siegen.digital/unter- Die Uhrzeit für den Sprechstunden-Termin wird tätig. Die Hess Group stellt zum Beispiel Beton- nehmenssprechstunde/ !
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