ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH

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ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
ZAHNÄRZTEBL AT T
der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und   der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein

06
 2021

             SIC H ER E KOM M U N IK ATION
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ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
Z A H N Ä R Z T E B L AT T

                                                  INHALT
                                                  EDITORIAL                                                                                           3
                                                   VV-DELEGIERTE TAGTEN ZUM ZWEITEN MAL ONLINE                                                        4
                                                   KO M M U N I K AT I O N I M M E D I Z I N W E S E N                                                8
                                                   KIM: SICHERER E-MAIL- UND DATENAUSTAUSCH
                                                   ELEKTRONISCHES REZEPT                                                                             10
                                                   VORBEREITUNGEN IM PLAN?
                                                   CYBERCRIME IN CORONAZEITEN                                                                        11
                                                   ALTE METHODEN IN NEUEM GEWAND
                                                   TÄT I G K E I T S B E R I C H T D E S B U N D E S D AT E N S C H U T Z B E A U F T R A G T E N    14
    Herausgeber:                                   PANDEMIEBEKÄMPFUNG UND DATENSCHUTZ
    Kassenzahnärztliche Vereinigung und            – EIN WIDERSPRUCH?
    Zahnärztekammer Schleswig-Holstein
    Redaktion:                                     N AT I O N A L E S G E S U N D H E I T S P O R TA L                                               17
    Zahnärztekammer:                               MIT DVPMG VERSCHAFFT SPAHN
    Dr. Claudia Stange (verantw.)                  SICH NEUEN WETTBEWERBSVORTEIL
    Michael Fischer
    www.zaek-sh.de                                 BSG: ZAHLUNG DER KRANKENKASSEN
    Kassenzahnärztliche Vereinigung:               AN BZGA VERFASSUNGSWIDRIG                                                                         17
    Peter Oleownik (verantw.)
    Kirsten Behrendt                               KURZNACHRICHTEN                                                                                   18
    www.kzv-sh.de                                  FORTBILDUNGEN WIEDER IN PRÄSENZ
    verantwortlich für diese Ausgabe:
                                                   – ZUSAMMENARBEIT MIT UNI KIEL
    Peter Oleownik
    Verlag:                                        S Y LT E R W O C H E , T E I L 1                                                                  19
    Zahnärztekammer Schleswig-Holstein             „DIE SICHERHEIT DER PATIENTEN
    Westring 496 · 24106 Kiel                      DARF NICHT GEFÄHRDET WERDEN“
    Tel. 0431 260926-13
    Fax 0431 260926-15                             IDH-MEDIENPREIS GESUNDHEIT                                                                        24
    E-Mail: central@zaek-sh.de
                                                   EIN AUSGEZEICHNETES PORTRÄT
    www.zaek-sh.de
    Design / Layout:
                                                   EINER TRANSPLANTATIONSBEAUFTRAGTEN
    Stamp Media GmbH · Kiel                        PRÄVENTIONS-PREISGELD
    Agentur für Kommunikation & Design
                                                   FÜR TEDDYBÄRKRANKENHAUS GESPENDET                                                                 24
    Druck:
    Schmidt & Klaunig · Kiel                       FORTBILDUNG                                                                                       25
    Druckerei & Verlag seit 1869
                                                   IST NACH DER VIRALEN VOR
    Bildnachweise:
                                                   DER BAKTERIELLEN PANDEMIE?
    Titel: natali_mis/stock.adobe.com
    Seite 8: Markus Mainka/stock.adobe.com         AUFSTIEGSFORTBILDUNG ZUR ZAHNMEDIZINISCHEN
    Seite 10: stokkete/stock.adobe.com             VERWALTUNGSASSISTENTIN ZMV                                                                        25
    Seite 11: Jaiz Anuar/stock.adobe.com
    Seite 15 oben: AA+W/stock.adobe.com            A U S Z U B I L D E N D E Z A H N M E D I Z I N I S C H E F A C H A N G E S T E L LT E            26
    Seite 15 unten: HNFOTO/stcok.adobe.com         EINSCHULUNGSTERMINE UND SCHULTAGE
    Seite 17: Robert Kneschke/stock.adobe.com      DER BERUFSSCHULEN 2021 / 2022
    Seite 30: BillionPhotos/stock.adobe.com
                                                   VERSORGUNGSWERK DER ZAHNÄRZTEKAMMER S-H                                                           27
    Namentlich gezeichnete Beiträge geben          38. ÄNDERUNG DER SATZUNG
    nicht unbedingt die Meinung der Heraus-        FÜR DAS VERSORGUNGSWERK
    geber oder der Redaktion wieder.
    Das Zahnärzteblatt Schleswig-Holstein          NUTZUNG DIGITALER GESUNDHEITSANGEBOTE IM FOKUS                                                    30
    erscheint 11-mal jährlich; darunter eine
    Doppelausgabe;                                 RUNDSCHREIBEN                                                                                     31
    Auflage 3.750; Preis d. Einzelhefts: 4 EUR;    EINREICHUNG VON ANTRÄGEN
    der Bezugspreis ist in den Körperschafts-      AN DEN ZULASSUNGSAUSSCHUSS
    beiträgen enthalten.
    Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.     TELEFONVERZEICHNIS DER KZV SCHLESWIG-HOLSTEIN                                                     32

2   Z A H N Ä R Z T E B L AT T 0 6 | 2021
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
SCHLESWIG-HOLSTEIN

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IS DENN SCHON
WIEDER WEIHNACHTEN?
275 Millionen Euro Pandemiezuschlag       vernehmlichen Abschluss im Bewer-
für die Vertragszahnärzte! Eine neue      tungsausschuss für die neuen BEMA-
PAR-Richtlinie ab 1. Juli 2021! Gibt es   Gebührenpositionen der PAR-Be-
jetzt schon Geschenke? Wohl kaum.         handlungsstrecke. Neue Kassenleis-
                                          tungen für Therapiegespräche, eine
Monatelang wurden die Leistungen          individuelle Mundhygieneunterwei-
der Zahnarztpraxen und ihre Mehr-         sung und eine mindestens zweijährige
ausgaben in der Zeit der Coronapan-       Parodontitisnachsorge mit regelmä-
demie von der Öffentlichkeit ignoriert    ßiger Reinigung aller Zähne wurden
und von der Politik „vergessen“. Jetzt    beschlossen. Alles auf dem aktuellen
erhalten die Zahnärztinnen und Zahn-      Stand der Wissenschaft, um die chro-
ärzte das, was ihnen zusteht. Mona-       nische Erkrankung dauerhaft und er-
telang hatte die Zahnärzteschaft eine     folgreich zu behandeln. Der GKV SV
pandemiebedingte Zuschlagsposition        schätzt die Mehrausgaben auf min-
im BEMA für die erheblichen finanzi-      destens 800 Millionen Euro.
ellen Belastungen durch die Corona-
krise gefordert. Der Gesetzgeber war      Aber auch hier handelt es sich nicht
                                                                                    Foto: Thomas Eisenkrätzer
zu einer entsprechenden gesetzlichen      um ein Geschenk. Die Patienten er-
Regelung nicht bereit. Nun hat die        halten ab Juli die PAR-Behandlung,
Kassenzahnärztliche Bundesvereini-        auf die sie Anspruch haben, und die-
gung (KZBV) mit dem GKV Spitzenver-       se Leistungen müssen erst noch er-
band (GKV SV) eine Vereinbarung zur       bracht werden.
Abgeltung der besonderen Aufwände
während der Pandemie getroffen.           Der neue PAR-Status verlangt eine
                                          aufwändige Befundung und eine
Übrigens: Die schleswig-holsteinischen    Klassifikation der Parodontalerkran-                                  Also, meine lieben Kolleginnen und
Zahnärzte haben einen deutlichen          kungen entsprechend der neuen Leit-                                   Kollegen, genießen Sie Ihren Sommer-
Beitrag zum Verhandlungserfolg ge-        linie der Deutschen Gesellschaft für                                  urlaub und kommen Sie erholt zurück,
leistet. Im März hatten wir eine Um-      Parodontologie. Die unterstützende                                    um erfolgreich die zweite Jahreshälfte
frage zu den pandemiebedingten            Parodontitistherapie (UPT) muss in                                    zu bestreiten.
Praxiskosten gestartet und innerhalb      den Praxisalltag integriert werden.
weniger Tage über 200 Antworten er-       Dies erfordert Informations- und Fort-
halten. Durch die detaillierten Angaben   bildungsanstrengungen des gesam-
zu Einmalinvestitionen und fallbeding-    ten Teams. Viele Fragen sind zu klären.
ten Hygieneaufwendungen konnte der
KZBV-Vorstand mit konkreten Zahlen        Dennoch, diese neue Behandlungs-
in die Verhandlungen mit dem GKV-         richtlinie bietet große Chancen und                                                  // Dr. Michael Diercks
Spitzenverband gehen. Nochmals vie-       wird allen Patienten, auch den Men-                                         Vorstandsvorsitzender der KZV
len Dank an unsere Praxen!                schen mit Beeinträchtigungen und                                                        Schleswig-Holstein
                                          Pflegebedarf, zugutekommen.
Nun soll das Geld nach einem bun-
deseinheitlichen Schlüssel gerecht        Die Auswirkungen der Pandemie auf
verteilt werden. Grundlage soll die       die Zahnarztpraxen scheinen sich vor-
Praxisgröße, ausgerichtet an der Be-      erst abzuschwächen. Nach der Som-
handlerzahl, sein. Details müssen         merpause werden unsere Patienten
noch festgelegt werden.                   in die Praxen zurückkehren und ein
                                          gewisser Nachholbedarf wird zu ver-
Anfang Mai vermeldeten KZBV und           zeichnen sein, auch bei Parodontalbe-
GKV SV den erfolgreichen und ein-         handlungen.

                                                                                                                       0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   3
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

                                 V V- D EL EG I ER T E               TAG T EN     Z U M    Z W EI T EN        M A L    O N L I N E

                                 „ AN DER
                                 VIRUSFRONT“
                                 Am 27. Januar 2020 wurde in Deutschland erstmals eine Infektion mit dem                 schen Lage können die Delegierten
                                 damals noch namenlosen, „neuartigen“ Coronavirus nachgewiesen; einen                    aus wichtigen Gründen ohne Sitzung
                                 Monat später, am 27. Februar 2020, trat der erste COVID-19-Fall in Schles-              schriftlich abstimmen, wenn, wie für
                                 wig-Holstein auf. Am 11. März 2020 stufte die Weltgesundheitsorganisation               den aktuellen Termin, der Vorstand
                                 WHO COVID-19 als Pandemie ein; ab 16. März wurde das öffentliche Leben                  bzw. der Hauptausschuss oder ein
                                 heruntergefahren.                                                                       Drittel der VV-Mitglieder dies ver-
                                                                                                                         langen. Zugleich kann der VV-Vorsit-
                                                                                                                         zende die Delegierten in Abstimmung
                                                                                                                         mit dem Vorstand zu einer beratenden
                                                                                                                         Videokonferenz einladen.

                                                                                                                         ZUSAMMENARBEIT „ ZUM
                                                                                                                         WOHLE DER MITGLIEDER “

                                                                                                                         Der Vorsitzende der Vertreterver-
                                                                                                                         sammlung Dr. Nils Borchers nutzte
                                                                                                                         seinen Bericht vor allem, um auf die im
    Fotos: Thomas Eisenkrätzer

                                                                                                                         zahnärztlichen Bereich gut funktionie-
                                                                                                                         rende Selbstverwaltung hinzuweisen.
                                                                                                                         So hätten die Vorstände von KZV und
                                                                                                                         Zahnärztekammer Schleswig-Holstein
                                                                                                                         „in engster Zusammenarbeit“ erreicht,
                                                                                                                         dass Zahnärztinnen und Zahnärzte in-
                                                                                                                         klusive ihrer Mitarbeiter/innen Ende
                                 Bereits zum zweiten Mal tagten die Delegierten der KZV-Vertreterversammlung online.
                                                                                                                         Februar gemäß Corona-Impfverord-
                                                                                                                         nung in die Gruppe mit höchster
                                 Experten hatten bereits im Januar            konferenz ersetzt. Damit tagte die         Impfpriorität eingestuft wurden und
                                 2020 gewarnt, es könne schwierig             VV nach ihrer Videokonferenz am 9.         auch sofort Impftermine vereinbaren
                                 werden, das Virus langfristig in den         Januar 2021 bereits zum zweiten Mal        konnten – ein „Musterbeispiel“ dafür,
                                 Griff zu bekommen. Leider haben sie          online, um über schriftlich gestellte      wie in Schleswig-Holstein die Zusam-
                                 recht behalten: Die negativen Folgen         Anträge zu beraten. Nach einem noch        menarbeit der beiden Schwesterkör-
                                 der Corona-Krise sind seit über einem        während der Sitzung eingeholten Mei-       perschaften „zum Wohle der Mitglie-
                                 Jahr in allen Lebensbereichen deut-          nungsbild musste die eigentliche Be-
                                 lich zu spüren – auch in den Zahnarzt-       schlussfassung über die entsprechen-
                                 praxen und in den Selbstverwaltungs-         den Anträge im Nachhinein in einer
                                 organen des Gesundheitswesens. So            schriftlichen Abstimmung erfolgen.
                                 hatte die KZV Schleswig-Holstein im          Die Auszählung der Abstimmungs-
                                 letzten Jahr die für April und Novem-        unterlagen erfolgte am 7. Mai 2021 im
                                 ber geplanten Vertreterversammlun-           Hause der KZV durch die Leiterin des
                                 gen absagen müssen. Lediglich eine           Büros der Selbstverwaltung Dr. Chris-
                                 außerordentliche Vertreterversamm-           tiane Hennig, Assessor Ralf Bohnsack
                                 lung hatte im August als Präsenzver-         und Dr. Gerrit Schüßeler als Vertreter
                                 anstaltung stattfinden können.               der VV.

                                 Die für den 28. April 2021 anberaum-         Durch eine Satzungsänderung, die
                                 te ordentliche Vertreterversammlung          die VV im Januar vorgenommen hatte,
                                 wurde aufgrund des aktuellen Infek-          ist dieses Verfahren inzwischen unab-      Dr. Nils Borchers: „Die zahnärztliche Selbst-
                                 tionsgeschehens wiederum abgesagt,           hängig von gesetzlichen Bestimmun-         verwaltung arbeitet auch in schwierigen
                                 jedoch durch eine beratende Video-           gen möglich. Im Falle einer epidemi-       Zeiten hervorragend.“

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ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
SCHLESWIG-HOLSTEIN

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der“ funktioniere. Noch am selben Tag    nung und Respekt von Seiten der
seien auf der Homepage der KZV S-H       Politik verdient, forderte der VV-Vor-
überdies die dafür notwendigen Impf-     sitzende. Zugleich verwahrte er sich
berechtigungsscheine bereitgestellt      gegen staatliche Einmischung in die
worden. Ausdrücklich dankte Bor-         Selbstverwaltung: Gerade in Pande-
chers zugleich dem schleswig-hol-        miezeiten zeige sich: Wo der Staat zu
steinischen Gesundheitsministerium,      viele Aufgaben an sich ziehe, „funk-
das ein „offenes Ohr für die guten       tioniert es schlecht oder gar nicht“,
Argumente von KZV und Zahnärzte-         kritisierte er.
kammer“ gehabt und dem Anliegen
der Zahnärzteschaft letztendlich kurz-   Im Gegensatz dazu arbeite die zahn-
fristig entsprochen habe.                ärztliche Selbstverwaltung gerade
                                         auch in „schwierigen Zeiten“ hervor-
Nur wenige Wochen später wurde           ragend. Als Beispiel auf Bundesebene      Dr. Michael Diercks: „Die Umsetzung der
bekannt, dass es im Zusammenhang         führte er den Erfolg des Vorstands der    neuen PAR-Richtlinie wird die Behand-
                                                                                   lungsstrecke erheblich ändern.“
mit dem Impfstoff von AstraZeneca        Kassenzahnärztlichen Bundesvereini-
in seltenen Fällen zu schwerwiegen-      gung an, dem es im März gelungen
den Nebenwirkungen kommen kann.          war, mit dem Spitzenverband Bund          Diercks. Erwartungsgemäß dominier-
Bei Zahnärzten unter 60 Jahren, die      der Krankenkassen für die Zahnärzte       te auch hier in vielen Bereichen die
bei der ersten Impfung AstraZeneca       einen „Pandemiezuschlag“ in Höhe          Corona-Pandemie.
erhalten haben, wird daher nun im        von insgesamt 275 Millionen Euro als
Regelfall als Zweitdosis ein mRNA-       einmalige Pauschale für „besondere        Im Corona-Jahr 2020 war die Zahl
Impfstoff verwendet. Für Borchers        Aufwände im Rahmen der Behand-            der Zahnarztbesuche insgesamt zu-
wirft das durchaus Fragen auf: „Von      lung von GKV-Versicherten während         rückgegangen: Die inzwischen vorlie-
uns Ärzten und Zahnärzten wird in al-    der Corona-Pandemie“ zu vereinba-         genden Abrechnungsdaten belegten,
len Bereichen eine wissenschaftliche     ren. – Die Einzelheiten zur Verteilung    dass die abgerechnete Punktmenge
Grundlage und Evidenz verlangt“          werden noch gesondert festgelegt.         je Versicherten um 3,5 Prozent ge-
– beides fehle aber in Bezug auf die                                               ringer war als im Jahr 2019, zeigte
Impfung mit zwei verschiedenen Impf-     DIERCKS: HOHE                             Diercks auf. Dabei seien die Unter-
stoffen, gab er zu bedenken.             RICHT WERTE FÜR DEN                       schiede zwischen den verschiede-
                                         KO NSER V I ER EN D -                     nen BEMA-Teilen erheblich. So seien
Wichtig war dem VV-Vorsitzenden          CHIRURGISCHEN BEREICH                     etwa in den Bereichen Kieferbruch/
zudem die Feststellung, dass Zahn-                                                 Schienen und Kieferorthopädie so-
arztpraxen in Deutschland auch nach      Über die Arbeit des Vorstandes in         gar geringfügige Zuwachsraten zu
mehr als einem Jahr Pandemie nicht       den gut vier Monaten seit der letzten     verzeichnen. Unterschiede gebe es
zu einem „Corona-Hotspot“ gewor-         beratenden Videokonferenz infor-          außerdem bei den Kassengruppen
den sind – trotz des naturgemäß sehr     mierte der Vorstandsvorsitzende der       untereinander.
engen Patientenkontakts, der unver-      KZV Schleswig-Holstein Dr. Michael
meidlichen Produktion von „beacht-
lichen“ Aerosolwolken bei der zahn-
ärztlichen Behandlung und jährlich
vielen Tausenden beruflich beding-
ten Kontakten. „Wir stehen in unseren
Praxen an der Virusfront“, veranschau-
lichte er und verwies zugleich auf be-
sonders hohe Hygienestandards, die
bewirkten, dass das Infektionsrisiko
in Zahnarztpraxen äußerst gering ist.

Die Zahnärzte stellten auch in Coro-
                                                                                                                                  Screenshot: KZV S-H

nazeiten die Versorgung sicher und
sorgten für einen störungsfreien Ab-
lauf in den Praxen, unterstrich Bor-
chers. Dafür habe der Berufsstand
– auch nach der Pandemie – Anerken-

                                                                                          0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T                         5
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

    V V- D EL EG I ER T E               TAG EN    Z U M     Z W EI T EN         M A L     O N L I N E

    Überdies seien auch die einzelnen            tails beteiligt war. – Eine erste Online-
    Praxen unterschiedlich stark betrof-         Fortbildungsveranstaltung zur neuen
    fen gewesen. Einen „sehr positiven           PAR-Richtlinie mit 554 Teilnehmern
    Effekt“ hätten die im Sommer 2020            hat die KZV Schleswig-Holstein in-
    von der VV beschlossenen Sonder-             zwischen bereits durchgeführt, eine
    zahlungen im Rahmen des Honorar-             weitere folgt am 16. Juni.
    verteilungsmaßstabs (HVM) gehabt,
    stellte Diercks fest. Für 2021 ist er        O N L I N E - F O R M AT
    vorsichtig optimistisch: Die Ergeb-          ERSCHWERT POLITISCHE
    nisse des I. Quartals 2021 wiesen auf        DISKUSSION
    eine weitere Normalisierung des Ab-
    rechnungsgeschehens hin. Schon seit          Der stellvertretende Vorstandsvor-           „Online“ erschwert die politische Diskus-
    dem IV. Quartal 2020 sei festzustellen,      sitzende Peter Oleownik ergänzte             sion: Delegierte wünschen sich möglichst
                                                                                              bald eine Präsenz-VV
    dass Patienten ihre Zahnärzte wieder         den Bericht des Vorstandes um zwei
    regelmäßiger aufsuchten.                     Details aus seinen Ressorts. Er ver-
                                                 wies auf die erfolgreiche Premiere           reisen, kann an den Fortbildungen
    Bezüglich des HVMs seien für das II.         des ersten Online-Zahnärztetags, der         von zu Hause oder der Praxis aus teil-
    Quartal 2021 erneut keine Sockel-            kurz vor der beratenden Videokonfe-          nehmen, kann bundesweite Angebote
    beträge für die BEMA-Teile KBR und           renz mit 849 Teilnehmern stattgefun-         wahrnehmen, ist zeitlich flexibel.“
    PAR veröffentlicht worden, berichtete        den hatte (s. Zahnärzteblätter 4 und
    Diercks weiter. Die Richtwerte für den       5/2021). Ebenfalls Online hatte die          In „normalen“ Zeiten folgen dem
    konservierend-chirurgischen Bereich          KZV Schleswig-Holstein am 3. März            Bericht des Vorstandes Diskussions-
    seien die höchsten jemals für ein II.        eine dreistündige Fortbildungsver-           beiträge und Anträge der Delegier-
    Quartal veröffentlichten; und auch der       anstaltung zur IT-Sicherheitsrichtlinie      ten, die sich mit den gesundheits-
    Punktwert sei bisher „unerreicht“.           angeboten, an der sich gut 600 Teil-         politischen Rahmenbedingungen der
                                                 nehmer aus Schleswig-Holstein und –          Berufsausübung auseinandersetzen.
    Nachdem die KZV S-H mit dem Ver-             im Rahmen der Zusammenarbeit der             Nun jedoch stellten die VV-Mitglieder
    band der Ersatzkassen (vdek), dem            AG KZVen – aus Niedersachsen über            einmal mehr fest, dass das Online-For-
    BKK Landesverband Nordwest und               die neuen Vorgaben informierten              mat einer politischen Diskussion ent-
    der Sozialversicherung für Landwirt-         (s. Zahnärzteblatt 4/2021).                  gegenstehe. Folgerichtig verzichteten
    schaft, Forsten und Garten (SVLFG)                                                        sie daher auch dieses Mal – wie bereits
    bereits 2020 einen Zweijahresvertrag         Oleownik hob hervor, dass „Online-           im Januar – darauf, politische Anträ-
    abgeschlossen hatte, stünden nun             Fortbildung in der breiten Zahnärz-          ge zu stellen. Um dies baldmöglichst
    auch die Verhandlungen mit der AOK           teschaft angekommen“ sei. Fachliche          nachholen zu können, beauftragten
    Nordwest für 2021 vor einem erfolg-          Fortbildung sei für Zahnärzte auch un-       sie zugleich einstimmig den Haupt-
    reichen Abschluss, fuhr Diercks fort.        ter Pandemiebedingungen kein Prob-           ausschuss, gegenüber dem VV-Vorsit-
                                                 lem. „Viele schätzen mittlerweile sogar      zenden „das Verlangen einer außeror-
    Zum 1. Juli 2020 werde eine neue             die Vorteile, die diese neuen Formate        dentlichen Vertreterversammlung als
    PAR-Richtlinie mit zahlreichen Ände-         mit sich bringen: Man muss nicht weit        Präsenzveranstaltung“ auszusprechen,
    rungen in Kraft treten, kündigte er des                                                   sobald dies unter Berücksichtigung
    Weiteren an. – Die Entscheidung über                                                      der Pandemielage vertretbar sei.
    die Bewertung der neuen PAR-Leis-
    tungen und die Verabschiedung der                                                         NEUAUSRICHTUNG IM
    Behandlungsrichtlinie im Gemeinsa-                                                        V O R S TA N D D E R K Z V S - H
    men Bundesausschuss stand zum Zeit-
    punkt der beratenden Videokonferenz                                                       Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
    kurz bevor und ist inzwischen erfolgt.                                                    berieten die Delegierten über eine
                                                                                              Personalangelegenheit: Einstimmig
    Durch die Umsetzung der Richtlinie                                                        gaben sie dem Antrag von Vorstands-
    werde sich die PAR-Behandlungs-                                                           mitglied Helmut Steinmetz statt, ihn
    strecke erheblich ändern und auf                                                          von seinem Amt als Mitglied des Vor-
    über zwei Jahre verlängern, erklärte                                                      standes der KZV Schleswig-Holstein
    Diercks, der als Mitglied der AG PAR                                                      zu entbinden. Nach gut 16 Jahren Vor-
    der KZBV im Bewertungsausschuss an           Peter Oleownik: „Online-Fortbildung ist in   standstätigkeit ist Steinmetz damit in
    der Festlegung der Abrechnungsde-            der breiten Zahnärzteschaft angekommen.“     seine frühere Funktion als Geschäfts-

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ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
SCHLESWIG-HOLSTEIN

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führer der KZV S-H zurückgekehrt.
Diese Konstellation rund anderthalb
Jahre vor dem Ende der Amtszeit des
jetzigen Vorstands biete die Chance,
einen Übergang vorzubereiten und
bereits jetzt einen Nachfolger einzu-
arbeiten, erläuterte Diercks. Dadurch,
dass Steinmetz bis zu seinem für 2023
geplanten Eintritt in den Ruhestand
weiterhin als Geschäftsführer zur Ver-
fügung stehe, gingen „sein Wissen
und seine Erfahrung nicht verloren“,
betonte er. Steinmetz war im Vorstand       Dank für über 16 Jahre Vorstandstätigkeit: Helmut Steinmetz (Mitte) kehrt in seine frühere
der KZV Schleswig-Holstein unter            Funktion als KZV-Geschäftsführer zurück.
anderem für das Personalwesen und
die innere Organisation, die Finanz-        der Nachwahl von Stellvertretern für           der zahnärztlichen Mitglieder des Dis-
und Haushaltsplanung sowie Haus-            den Disziplinarausschuss. Die VV hat-          ziplinarausschusses:
und Grundstücksangelegenheiten              te die bisherige Regelung, nach der
zuständig.                                  jedem Ausschussmitglied ein persön-            Dr. Nicola Kühne
                                            licher Stellvertreter zugeordnet war,          Dr. Hans-Hartwig Cleve
Auch wenn es sich ausdrücklich nicht        zugunsten einer „Pool-Lösung“ auf-             Prof. Dr. Dr. Ingo Springer
um einen Abschied handelte, bedank-         gehoben.                                       Dr. Yasmin Mokhtari
ten sich die beiden verbliebenen Vor-
standsmitglieder Dr. Michael Diercks        In diesen Pool von Stellvertretern, die                             // Kirsten Behrendt
und Peter Oleownik bei Steinmetz mit        flexibel eingesetzt werden können,
einem Präsentkorb für seine langjähri-      wählten die Delegierten zusätzlich zu
ge Vorstandstätigkeit. Mit den Modali-      den bereits benannten Stellvertretern
täten für die Neubesetzung des laut
Satzung der KZV S-H vorgeschriebe-
nen dritten Vorstandsposten wird sich
nun zunächst der Hauptausschuss aus-          BESCHLUSS DER VERTRETERVERSAMMLUNG DER
einandersetzen.                               KZV S-H IM SCHRIFTLICHEN ABSTIMMUNGSVER-
                                              FAHREN GEMÄSS § 8 ABS. 13A DER SATZUNG
NACHWAHL VON
S T E L LV E R T R E T E R N I M              DER KZV S-H
DISZIPLINAR AUSSCHUSS
                                              Die Vertreterversammlung der KZV S-H fordert den Hauptausschuss auf,
Eine anlässlich der beratenden Video-         sobald er es unter Berücksichtigung des Pandemiegeschehens für vertret-
konferenz im Januar 2021 vorgenom-            bar hält, gegenüber dem VV-Vorsitzenden das Verlangen nach Einberufung
mene Änderung der Disziplinarord-             einer außerordentlichen Vertreterversammlung als Präsenzveranstaltung
nung begründete die Notwendigkeit             auszusprechen.

Vorstand, VV-Vorsitzende und die beiden KZV-Juristen waren im Hörsaal der KZV „präsent“, die Delegierten schalteten sich über ein
Konferenzprogramm dazu.

                                                                                                   0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   7
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

    KO M M U N I K AT I O N                 I M   M ED I Z I N W E S EN

    KIM: SICHERER E-MAIL-
    UND DATENAUSTAUSCH
    Medizinische Unterlagen versenden Zahnarztpraxen derzeit per Briefpost,
    Telefax oder E-Mail. Nicht immer sind die Übertragungswege vom Sender
    bis zum Empfänger dabei sicher und komfortabel. Das wird sich in Zukunft
    ändern: Mit KIM (= Kommunikation im Medizinwesen) steht innerhalb der
    Telematikinfrastruktur inzwischen ein Fachdienst zur Verfügung, der einen
    ebenso einfachen wie auch vertraulichen, datenschutzkonformen Austausch
    von Nachrichten und Dokumenten zwischen den Akteuren im Gesundheits-
    wesen gewährleisten soll. Gesetzliche Grundlage dafür ist § 291b Abs. 1e
    SGB V. Mit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbeschei-
    nigung ab 1. Oktober 2021 wird die Nutzung eines KIM-Dienstes für Zahn-
    arztpraxen Pflicht.

    WA S UNTERSCHEIDE T K IM                        Die Konzeption wurde mit dem Bun-       nisationen wie Kassenzahnärztliche
    VON EINER „NORMALEN“                            desamt für Sicherheit in der Informa-   Vereinigungen und Krankenkassen
    E- M A I L?                                     tionstechnik (BSI) abgestimmt.          einzubinden. Künftig wird KIM damit
                                                                                            einrichtungs- und sektorübergreifend
    Herkömmliche E-Mails sind für den               Ursprünglich war das Verfahren –        alle Beteiligten im Gesundheitswesen
    Versand personenbezogener medizini-             noch unter dem Namen KOM-LE – für       durch ein einheitliches Verfahren ver-
    scher Daten aus Datenschutzgründen              eine sichere Kommunikation zwi-         binden. Durch die Möglichkeit, sicher
    nur bedingt geeignet. Werden sen-               schen den „Leistungserbringern“ im      und verschlüsselt zu kommunizieren,
    sible personenbezogene Daten oder               Gesundheitswesen, also zwischen         bietet KIM zugleich erstmals auch
    Röntgenbilder per E-Mail verschickt,            Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeu-     Zahnarztpraxen einen „Mehrwert“ der
    ist eine umständliche Verschlüsselung           ten, Apothekern und Krankenhäusern,     gesetzlich verpflichtenden Anbindung
    nötig. KIM ist zwar auch ein E-Mail-ba-         konzipiert worden. Inzwischen ist       an die TI.
    sierter Dienst, greift jedoch auf die           jedoch geplant, auch weitere Orga-
    zertifizierten Komponenten der Tele-
    matikinfrastruktur (TI) zurück und rich-
    tet sich damit an einen geschlossenen
    Nutzerkreis. Das heißt: Nur registrierte
                                                      FOLGENDE KOMPONENTEN BENÖTIGEN
                                                                                                                                 i
    und verifizierte Nutzer können unter-
    einander kommunizieren. Berechtigte               ZAHNARZTPRAXEN FÜR DEN EINSATZ VON KIM:
    KIM-Teilnehmer sind in einem Ver-
    zeichnisdienst der TI – einer Art zen-            • E-Health-Konnektor (PTV4)           • Einen Vertrag mit einem zugelas-
    tralem „Adressbuch“ – eingetragen.                                                        senen KIM-Anbieter. Von diesem
    Das gewährleistet, dass Absender                  • Stationäres E-Health-Kartenter-       erhalten Praxen die KIM-Adresse,
    und Empfänger einer KIM-Nachricht                   minal                                 die einer E-Mail-Adresse ähnelt
    eindeutig zugeordnet werden können.
    Innerhalb der Telematikinfrastruktur ist          • Praxis-/Institutsausweis (SMC-B)    • „KIM-Client“-Modul (PC-Software)
    eine Kommunikation mit öffentlichen                                                       des KIM-Anbieters
    Mail-Adressen nicht möglich.                      • Elektronischen Heilberufsausweis
                                                        (eHBA)                              • Ein aktuelles Virenschutzpro-
    Die übermittelten Daten werden                                                            gramm. Da KIM-Nachrichten auf-
    bei KIM durch eine „Ende-zu-Ende“-                • Aktualisiertes Praxisverwaltungs-     grund ihrer Sicherheitsstandards
    Verschlüsselung geschützt: Nur der                  system, mit dem KIM-Nachrichten       „ Ende-zu-Ende“-verschlüsselt
    ausgewählte Empfänger kann die                      versendet und empfangen wer-          sind, ist eine Prüfung der Nach-
    versandte Nachricht öffnen. Auf dem                 den können; alternativ ein Stan-      richt und ggf. ihrer Anhänge auf
    Weg zwischen Sender und Empfänger                   dard-E-Mailprogramm                   Viren durch den Dienstbetreiber
    kann die Nachricht nicht „abgehört“                                                       nicht möglich.
    oder unbemerkt verändert werden.

8   Z A H N Ä R Z T E B L AT T 0 6 | 2021
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
SCHLESWIG-HOLSTEIN

                                                                KO M M U N I K AT I O N I M M ED IZI N W E SEN

FAC H D I EN S T K I M A B
1. O K TO B E R F Ü R E AU                  WEITERE INFORMATIONEN:
                                                                                                                              i
BENÖTIGT
                                            KIM bei der gematik:                     REFINANZIERUNG
KIM kann direkt in das Praxisverwal-        https://www.gematik.de/
tungssystem (PVS) integriert werden.        anwendungen/kim                          Die Pauschalenvereinbarung ge-
Aber auch die Nutzung eines externen                                                 mäß Anlage 11a zum BMV-Z sieht
E-Mail-Programms zur Vorbereitung           Die Kassenzahnärztliche Bundes-          für die Bereitstellung des KIM-Cli-
und zum Empfang der Nachrichten ist         vereinigung hat einen Leitfaden          ents und die Anbindung an den KIM
möglich. Bereits jetzt kann der Dienst      zu KIM herausgegeben, der auf            Fachdienst eine einmalige Pauscha-
beispielsweise für den Austausch von        der Homepage der KZV S-H unter           le in Höhe von 100,- Euro vor. Die
Arztbriefen, Befunden, Labordaten,          ht tps://www.k zv-sh.de/fuer-die-        Betriebskostenpauschale KIM für
Gutachten und Röntgenbildern ver-           praxis/telematik/ heruntergeladen        zwei E-Mailadressen beträgt mo-
wendet werden. Zudem können die             werden kann.                             natlich 16,- Euro. Die Beantragung
per KIM bereitgestellten Daten ohne                                                  erfolgt über das Serviceportal der
Medienbrüche in das PVS übernom-            Die aktuelle Liste der KIM-Anbieter      KZV Schleswig-Holstein.
men werden.                                 stellt die gematik in ihrem Fachportal
                                            bereit: https://fachportal.gematik.      Die aktuellen TI-Pauschalen kön-
Für Thomas Jenzen, Produktmanager           de/anwendungen/kommunikation-            nen auf der Homepage der KZV
bei der gematik, liegen die Vorteile        im-medizinwesen                          Schleswig-Holstein unter www.kzv-
von KIM auf der Hand. „Das Einspa-                                                   sh.de/fuer-die-praxis/telematik /
rungspotential ist enorm“, glaubt er.                                                refinanzierung eingesehen werden.
„Pro Jahr werden knapp 80 Millionen
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen,
140 Millionen Arztbriefe und 15 Millio-
nen Heil- und Kostenpläne per Post
verschickt oder gefaxt. Mit KIM kann      Grundsätzlich dient die QES der            Auch den Bundeskörperschaften
das alles per E-Mail erledigt werden,     Rechtssicherheit bei der Übersendung       hat der Gesetzgeber die Möglichkeit
wodurch alleine schon eine riesige        von elektronischen Dokumenten. Sie         eingeräumt, ihren Mitgliedern einen
Summe an Briefporto und Papieraus-        ist der handschriftlichen Unterschrift     eigenen KIM-Dienst anzubieten. Die
drucken gespart wird.“                    auf Papier gleichgestellt. Für die QES     Kassenärztliche Bundesvereinigung
                                          nutzt der Zahnarzt seinen elektroni-       (KBV) macht von dieser Möglichkeit
Neben der reinen E-Mail-ähnlichen         schen Heilberufsausweis (eHBA) in          Gebrauch, die Kassenzahnärztliche
Funktion sind weitere Anwendungen in      Verbindung mit der in den E-Health-        Bundesvereinigung hat jedoch nach
Planung, die auf KIM basieren. Dazu ge-   Konnektor integrierten QES-Funktion.       sorgfältiger Abwägung der Vor- und
hören das elektronische Antrags- und      Die digitale Unterschrift ist so eindeu-   Nachteile darauf verzichtet.
Genehmigungsverfahren, zum Beispiel       tig dem Zahnarzt zugeordnet (s. Zahn-
für Heil- und Kostenpläne, sowie die      ärzteblatt 2/2021, S. 12 ff.).             Auf Wunsch können Zahnärzte neben
Übermittlung der Abrechnungsdateien                                                  der Praxis-Adresse eine persönliche
an die KZV. Auch die Kommunikation        VOR AUSSE T ZUNGEN FÜR                     KIM-Adresse nutzen, die an ihren
zwischen Zahnarztpraxis und KZV wird      DIE NUT ZUNG VON KIM                       elektronischen Heilberufsausweis ge-
in Zukunft über KIM möglich sein.                                                    knüpft ist. Das ermöglicht den Aus-
                                          Damit ein E-Mail-Austausch über KIM        tausch mit Kollegen oder in Zukunft
Bereits ab 1. Oktober 2021 müssen         möglich ist, benötigen Zahnarztpra-        auch der KZV (z.B. für Honorarbe-
Arzt- und Zahnarztpraxen nach der-        xen zusätzlich zu ihrem TI-Anschluss       scheide), ohne dass das Praxisteam
zeitigem Stand Arbeitsunfähigkeits-       eine spezielle KIM-Adresse, die von        Einsicht nehmen kann.
bescheinigungen elektronisch an die       einem KIM-Anbieter zur Verfügung
Krankenkassen übermitteln. Auch da-       gestellt wird. Mittlerweile sind bereits                      // Kirsten Behrendt
für ist KIM die Voraussetzung. Bis da-    mehrere KIM-Anbieter zugelassen,
hin muss also in jeder Praxis ein KIM-    zwischen denen der Nutzer wählen
Dienst installiert sein! Elektronische    kann. Eine aktuelle Liste stellt die
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen        gematik auf ihrer Homepage bereit
müssen überdies mit einer Qualifizier-    (s. oben). Unterstützung bei der Aus-
ten Elektronischen Signatur (QES) ver-    wahl leisten die PVS-Anbieter und die
sehen werden.                             Dienstleister vor Ort (DVO).

                                                                                           0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   9
ZAHNÄRZTEBLATT 06 - SICHERE KOMMUNIK ATION - KZV SH
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

     ELEKTRONISCHES REZEPT

     VORBEREITUNGEN
     IM PL AN?
     Das elektronische Rezept soll am
     1. Juli 2021 an den Start gehen; ab
                                               stellenden Leistungserbringern“ ste-
                                               he die entsprechende Software zum          IT-VERBAND:
                                                                                                                                i
     1. Januar 2022 soll die Anwendung         1. Juli voraussichtlich noch nicht zur
                                                                                          SYSTEM UNTER DRUCK
     dann bei der Verschreibung von Medi-      Verfügung; Softwarehersteller hät-
     kamenten für gesetzlich krankenver-       ten sich offensichtlich den 1. Januar
     sicherte Patienten Pflicht werden. Die    2022 zum Ziel gesetzt, vermutet er.        Auf dem 124. Deutschen Ärztetag
     Vorbereitungen für das elektronische      Dennoch setzt der gematik-Gechäfts-        machte Bundesgesundheitsminis-
     Rezept lägen „im Plan“, teilte die ge-    führer darauf, dass es im Verlauf der      ter Jens Spahn die Hersteller von
     matik Ende April mit.                     Quartale III und IV eine „zügige Ver-      Praxisverwaltungs-Software für
                                               breitung“ der notwendigen Praxissoft-      drohende Verzögerungen beim
                                               ware geben werde.                          Start der elektronischen Patien-
                                                                                          tenakte verantwortlich. Nach
                                               TESTPHASE IN                               einem Bericht des Ärzteblatts si-
                                               „FOKUSREGION“                              cherte er den Ärzten zugleich zu,
                                                                                          sanktionsbewehrte Fristen für die
                                               Ab 1. Juli beginnt zunächst eine           Einführung von TI-Anwendungen
                                               Testphase mit ausgewählten Ärzten,         auszusetzen, wenn diese von der
                                               Apothekern und Patienten in der „Fo-       Ärzteschaft unverschuldet nicht
                                               kusregion“ Berlin-Brandenburg – der-       zu halten seien. Gegenüber den
                                               selben Region also, in der seit Anfang     Software-Herstellern    deutete
                                               des Jahres auch der Feldtest für die       er an, notfalls mit gesetzlichen
                                               elektronische Patientenakte läuft.         Schritten für mehr Geschwindig-
                                               Die dort gewonnenen Erkenntnisse           keit sorgen zu wollen.
     Die E-Rezept-App, die die gematik         sollen nach Angaben der gematik für
     selbst entwickelt, werde „ohne Ver-       die anschließende bundesweite Ein-         Der Bundesverband-Gesundheits-
     zögerung“ zum 1. Juli verfügbar sein,     führungsphase des E-Rezepts im IV.         IT (bvitg) wies die Vorwürfe zu-
     versicherte gematik-Geschäftsführer       Quartal genutzt werden.                    rück. Bei der Umsetzung von
     Dr. Markus Leyck Dieken in einem In-                                                 Vorgaben in der Software sei
     terview mit dem Branchendienst apo-       Bisher waren Ärzte, Zahnärzte und Apo-     nicht allein die Geschwindigkeit
     theke adhoc. Die Apotheken würden         theker allerdings von einer bundeswei-     bei der Programmierung rele-
     „zu großen Teilen schon im Juli“ ihre     ten Einführungsphase ausgegangen.          vant. Vielmehr gehe es auch um
     Vorbereitungen auf das E-Rezept ab-       Davon, dass die Erprobung zunächst         die Softwarespezifikationen, die
     geschlossen haben. Die entsprechen-       auf eine Modellregion beschränkt           den Herstellern „regelhaft“ mit
     den Konnektoren seien zu diesem           würde, war bisher nicht die Rede gewe-     großer Verzögerung angeboten
     Zeitpunkt – oder „kurz darauf“ – eben-    sen. Ein Missverständnis? Leyck Dieken     würden oder die sich „kurz vor
     falls „zu großen Teilen“ verfügbar. Und   schilderte bei apotheke adhoc, der Test    Schluss“ änderten. Viele der poli-
     auch die Krankenkassen würden bis         in einer Fokusregion sei „schon immer“     tisch gewollten Fristen ließen sich
     dahin „überwiegend“ in der Lage sein,     geplant gewesen – andere „Interpretati-    nicht ohne weiteres in die Ver-
     elektronische Rezepte zu verarbeiten.     onen“ habe die gematik zunächst auch       sorgungsrealität übersetzen.
     All das heißt aber eben auch: Eine flä-   nicht „wahrgenommen“. Wie ein sol-
     chendeckende Ausstattung mit allen        cher „Kommunikationsfehler“ zustande
     notwendigen Komponenten bei allen         gekommen sein könnte, beantwortete        geäußerte Kritik an „unrealistischen
     Beteiligten wird es zum 1. Juli nicht     Leyk Dieken selbst auf wiederholtes       Fristen“ bei der Digitalisierung des
     geben.                                    Nachfragen nicht.                         Gesundheitswesens – unter anderem
                                                                                         für die verpflichtende Nutzung des
     Als Problem beschrieb Leyk Dieken         Die Kassenärztliche Bundesvereini-        elektronischen Rezepts ab 1. Januar
     die Verwaltungssysteme bei nieder-        gung hat anlässlich ihrer online durch-   2022 – erneuert.
     gelassenen Ärzten und Zahnärzten,         geführten Vertreterversammlung am
     aber auch in Krankenhäusern: „Aus-        3. Mai unterdessen ihre wiederholt                          // Kirsten Behrendt

10   Z A H N Ä R Z T E B L AT T 0 6 | 2021
SCHLESWIG-HOLSTEIN

                                                                       CYBERCRIME IN CORONAZEITEN

ALTE METHODEN
IN NEUEM GEWAND
Ransomware, Identitätsdiebstahl, Phishing: Wie das Bundesamt für Sicherheit        AUCH MEDIZINISCHE
in der Informationstechnik (BSI) in seinem Bericht für das Jahr 2020 feststellt,   EINRICHTUNGEN VON
bleibt die IT-Sicherheitslage in Deutschland „angespannt“. Weitere „Befunde“:      R ANSOMWARE- ANGRIFFEN
Nach wie vor zählte Ransomware zu den größten Bedrohungen für Nutzer von           BETROFFEN
IT-Systemen. Zudem bedienten sich Angreifer im Internet auch der Corona-Pan-
demie für ihre kriminellen Machenschaften.                                         Bereits seit einigen Jahren stellten
                                                                                   Ransomware-Angriffe die größte Be-
Cyber-Kriminelle, die sich auf Betrug     geleitet, die von den Originalseiten     drohung für Nutzer von IT-Systemen
spezialisiert haben, reagierten in der    kaum zu unterscheiden waren“, be-        dar, schreibt das BSI in seinem La-
Regel schnell auf gesellschaftlich        schreibt das BSI.                        gebericht. Als Ransomware werden
relevante Themen und Trends, um
diese für „Kampagnen“ zu verwer-          Eine Rolle habe in diesem Zusammen-
ten, berichtet das BSI. Entsprechend      hang auch die Vorspiegelung falscher      DIGITALBAROMETER:
beobachtet das Amt auch im Zusam-         Identitäten gespielt, um Geldüberwei-     SCHUTZMASSNAHMEN
menhang mit der Corona-Pandemie           sungen zu erreichen. Die von „Ängs-
Angriffe, die sich die „komplexe Ge-      ten, Sorgen und Unsicherheit“ ge-         „AUSBAUFÄHIG“
samtsituation rund um COVID-19“           prägte Stimmung in weiten Teilen der
zunutze machen. Die verwendeten           Bevölkerung könnte die Erfolgsaus-        Eine gemeinsame repräsentative
Methoden seien dabei nicht neu, wür-      sichten solcher Angriffe zwar begüns-     Online-Befragung des Bundes-
den jedoch mit einem aktuellen Be-        tigen – „unerwartet große Häufungen“      amts für Sicherheit in der Informa-
zug versehen. Dazu zählten Phishing-      seien jedoch nicht aufgetreten, fasst     tionstechnik (BSI) sowie der Poli-
E-Mails, die „gezielt mit Emotionen       das BSI zusammen. Dennoch habe            zeilichen Kriminalprävention der
spielen und das bestimmende Thema         allein die „umfassende, plötzliche        Länder und des Bundes bildet die
COVID-19 adressieren“: So dienten         Mehrnutzung von Digitalisierungs-         Basis für das sogenannte Digitalba-
beispielsweise die Beantragung von        produkten“ im Zuge der Coronakrise        rometer. Nach den Umfrageergeb-
Soforthilfe und Kurzarbeitergeld als      Kriminellen eine „stark vergrößerte       nissen aus dem Jahr 2020 war in
Vehikel für derartige Angriffe. „Unter    Angriffsfläche“ für ihre Aktivitäten      Deutschland bereits jeder Vierte
Ausnutzung menschlicher Eigenschaf-       geboten. Dazu gehören etwa auch           schon einmal Opfer von Krimina-
ten, wie Hilfsbereitschaft, Vertrauen,    betrügerische Online-Shops, die auf       lität im Internet. Am häufigsten
Angst, Dringlichkeitsempfinden oder       die erhöhte Nachfrage nach Schutzbe-      kamen Betrug beim Online-Shop-
Respekt vor Autorität, wurden Opfer       kleidung und Atemmasken abzielen.         ping (44 Prozent) und der Fremd-
immer wieder auf Phishing-Seiten                                                    zugriff auf einen Online-Account
                                                                                    vor (30 Prozent).

                                                                                    Die Schutzmaßnahmen „bleiben
                                                                                    weiterhin ausbaufähig“, stellt das
                                                                                    BSI fest. Zwar seien Antivirenpro-
                                                                                    gramme (57 Prozent) und sichere
                                                                                    Passwörter (48 Prozent) verbrei-
                                                                                    tet, würden aber längst nicht um-
                                                                                    fassend eingesetzt. Zudem nutze
                                                                                    nur ein Viertel der Befragten auto-
                                                                                    matische Updates. 37 Prozent in-
                                                                                    formierten sich immerhin „hin und
                                                                                    wieder“ über Internetsicherheit,
                                                                                    jeder Vierte nie.

                                                                                                 // Kirsten Behrendt

                                                                                         0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   11
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

     CYBERCRIME IN CORONAZEITEN

                                                                                        Ob das allerdings grundsätzlich etwas
        MEHR CYBERANGRIFFE AUF KLINIKEN:                                                an der Bedrohung durch Malware än-
                                                                                        dert, ist fraglich.
        43 erfolgreiche Hackerangriffe auf     Finanz- und Versicherungswesen,
        Krankenhäuser registrierte die Bun-    der Ernährungssektor, Telekom-           Die Gesamtkosten für einen Angriff
        desregierung zwischen Januar und       munikations- und IT-Unternehmen          mit Schadsoftware gehen laut BSI weit
        November 2020. Im gesamten Jahr        sowie Staat und Verwaltung. Insge-       über das gegebenenfalls gezahlte Lö-
        2019 waren es „nur“ 16 gewesen.        samt 171 erfolgreiche Angriffe auf       segeld hinaus: Die Bereinigung und
        Das geht aus der Antwort der Bun-      Einrichtungen, die zur sogenann-         Wiederherstellung von Systemen, Um-
        desregierung auf eine Kleine An-       ten Kritischen Infrastruktur zählen,     satzeinbußen, unter Umständen aber
        frage der FDP-Bundestagsfraktion       verzeichnete die Bundesregierung         auch ein Reputationsverlust schla-
        hervor.                                von Januar bis Anfang November           gen ebenfalls zu Buche. Die Schä-
                                               2020. Im Jahr 2019 waren es dem-         den durch Lösegeldzahlungen und
        Betroffen von Hackerangriffen          nach 121 Angriffe. Die Bundesre-         Wiederherstellungskosten stiegen
        sind demnach nicht nur Kranken-        gierung schätzt allerdings, dass die     stetig, da ganze Netzwerke sabotiert
        häuser, sondern auch Energie-          Dunkelziffer hoch ist.                   würden und unter Umständen hun-
        und Wasserversorger, Transport-                                                 derttausende Menschen geschädigt
        und Verkehrsunternehmen, das                       // Kirsten Behrendt          seien – zum Beispiel bei der Verschlüs-
                                                                                        selung von Patientendaten, warnt das
                                                                                        BSI. Die wichtigste Maßnahme gegen
                                                                                        die Folgen von Ransomware bestehe
     Schadprogramme bezeichnet, die            Bericht zwischen dem 1. Juni 2019 und    in funktionierenden Backups.
     durch Verschlüsselung den Zugang          dem 31. Mai 2020 um rund 117,4 Mil-
     zu Daten oder Systemen einschrän-         lionen zu. Auch medizinische Einrich-    Die Bedrohung durch Daten-Leaks
     ken, um Lösegeld zu erpressen. Häu-       tungen, insbesondere Krankenhäuser,      habe durch die Offenlegung von Mil-
     fig verschlüsselten die Angreifer die     waren von Ransomware-Angriffen           lionen von Patientendatensätzen im
     Daten inzwischen allerdings nicht nur,    betroffen. – Zumindest im Fall der als   Internet „eine neue Qualität erreicht“,
     sondern drohten zugleich mit einer        besonders gefährlich eingestuften        so das BSI weiter. Dabei bezog es sich
     Ausleitung aus dem System und einer       Malware Emotet gelang es Strafver-       auf einen Vorfall im September 2019,
     Veröffentlichung, um der Lösegeld-        folgungsbehörden aus acht Ländern        bei dem in Deutschland 15.000, welt-
     forderung Nachdruck zu verleihen,         im Januar 2021, die Infrastruktur der    weit Schätzungen zufolge 24,3 Mil-
     so das BSI.                               Schadprograme unter ihre Kontrolle       lionen Patientendatensätze inklusive
                                               zu bringen. Ende April wurde Emotet      hochauflösender Röntgenaufnahmen
     Insgesamt nahm die Anzahl neuer           auf noch infizierten Systemen durch      betroffen waren. Bei diesem Ereignis
     Schadprogramm-Varianten laut BSI-         ein Update der Ermittler deaktiviert.    habe es sich jedoch nicht um Daten-

        BITKOM: ÜBER 60 PROZENT VON CYBERCRIME BETROFFEN

        Laut einer repräsentativen Umfrage     betrogen; zehn Prozent berichten         im Berichtszeitraum verbal massiv
        des Digitalverbands Bitkom wurden      von Betrug beim Online-Banking;          angegriffen oder beleidigt. Über
        im Jahr 2020 61 Prozent der Inter-     bei ebenfalls zehn Prozent wurden        sexuelle Belästigung im digitalen
        netnutzer ab 16 Jahre Opfer von Cy-    Zugangsdaten zu Online-Diensten          Raum klagen 12 Prozent; sechs
        berkriminalität. Fast die Hälfte (48   ausspioniert.                            Prozent waren in den letzten zwölf
        Prozent) der „Onliner“ war 2020 von                                             Monaten mit verfassungswidrigen
        Schadprogrammen auf dem Smart-         Anders als bei Unternehmen spielt        Symbolen oder extremistischen Äu-
        phone oder dem Computer betrof-        Ransomware bei den meisten Privat-       ßerungen im Internet konfrontiert.
        fen. 33 Prozent gaben an, dass ihre    nutzern keine Rolle: Nur bei zwei        Weitere sechs Prozent waren von
        persönlichen Daten ungefragt an        Prozent der Umfrageteilnehmer            Identitätsdiebstahl betroffen, bei
        Dritte weitergegeben wurden. 15        waren Geräte damit infiziert. Dafür      fünf Prozent wurden unerwünschte
        Prozent wurden in den vergangenen      kam es jedoch zu Straftaten im di-       Mails im eigenen Namen versendet.
        12 Monaten beim privaten Einkaufen     rekten Kontakt mit anderen Inter-
        oder Verkaufsgeschäften im Internet    netnutzern. So wurden 13 Prozent                     // Kirsten Behrendt

12   Z A H N Ä R Z T E B L AT T 0 6 | 2021
SCHLESWIG-HOLSTEIN

                                                                         CYBERCRIME IN CORONAZEITEN

diebstahl gehandelt – Ursache für         Datendiebstahl und die Verbreitung         für habe jedoch die Effektivität von
den Datenabfluss waren vielmehr           von Schadprogrammen könnten zu-            Spam-Mails, die Schadsoftware ver-
unzureichend gesicherte oder falsch       dem auch durch kritische Schwachstel-      teilen, zugenommen, heißt es im Lage-
konfigurierte Datenbanken. „Die Viel-     len in Softwareprodukten begünstigt        bericht außerdem. Ein weiterer Trend:
falt und Häufigkeit von Vorfällen, bei    werden, listet das Amt auf. Angrei-        Angreifer richten ihre Aufmerksamkeit
denen immer wieder sensible Daten         fer rechneten überdies verstärkt mit       immer stärker auf mobile Endgeräte
unfreiwillig veröffentlicht werden,       dem „Faktor Mensch“ als Einfallstor.       wie Smartphones und Tablets.
sind besorgniserregend“, resümiert        Der Versand unerwünschter Werbe-
das BSI.                                  E-Mails (Spam) gehe zwar zurück – da-                          // Kirsten Behrendt

„DR ASTISCHE FOLGEN“
FÜR DIE ZIVILBEVÖLKERUNG
Ransomware besitze im Bereich Cy-         „skrupellos in Kauf genommen“. Die         unbedingt gegen das eigentliche Ziel
bercrime das höchste Schadpotenzial,      Corona-Pandemie zeige zugleich auch        erfolgen müsse. Durch die Verflech-
konstatiert – ähnlich wie das Bundes-     den „opportunistischen Charakter“          tung von Wirtschaftskreisläufen, IT-
amt für Sicherheit in der Informations-   von Cyber-Kriminellen: Seit dem III.       Systemen und Lieferketten reiche es
technik – auch das Bundeskriminalamt      Quartal 2020 beobachtet das BKA ver-       häufig, jenes Element in diesem Be-
(BKA) in seinem im Mai veröffentlich-     mehrt Angriffe auf Unternehmen und         ziehungsgeflecht zu attackieren, das
ten Bundeslagebild Cybercrime 2020.       öffentliche Einrichtungen, die für die     über die meisten Verbindungen in
Attacken auf Kritische Infrastrukturen    Bekämpfung der Corona-Pandemie             andere Systeme verfügt.
(KRITIS) – zum Beispiel Krankenhäuser     relevant sind.
– belegten, dass erfolgreiche Ransom-                                                Das Gefährdungspotenzial, das von
ware-Angriffe „drastische Folgen“ für     „STEIGENDE BEDROHUNGS-                     Cyberangriffen ausgeht, sei „weiter-
die Zivilbevölkerung nach sich ziehen     L AGE“ FÜR 2021                            hin auf einem hohen Niveau“, fasst das
und elementare Services des öffentli-                                                BKA zusammen. Die zunehmende Pro-
chen Geschehens sabotieren könnten.       Für 2021 geht das BKA von einer            fessionalisierung auf Täterseite habe
                                          „steigenden Bedrohungslage“ aus.           die Cybercrime-Bedrohungslage in
Ein Beispiel aus dem medizinischen        Als besonders „lohnendes“ Ziel iden-       Deutschland dabei zusätzlich ver-
Bereich: Mitte September 2020 wurde       tifiziert es die Impfstoffherstellung      schärft: „Die Modi Operandi werden
ein Universitätsklinikum in Nordrhein-    und -distribution: Immerhin stelle der     komplexer und ihr jeweiliges Zusam-
Westfalen Opfer eines Ransomware-         erfolgreiche Abschluss der Impfkam-        menspiel sowie die Art der verwen-
Angriffs. Dabei wurden nach Angaben       pagne einen wichtigen Meilenstein          deten Angriffsvektoren ausgefeilter
des BKA 30 Server verschlüsselt und       bei der Überwindung der Pandemie           und vielfältiger.“ Cybercrime sei in-
die Klinik-IT lahmgelegt. Selbst akute    dar. Demzufolge besitze der Impf-          zwischen ein hochkomplexer „Wirt-
Fälle konnten nicht mehr aufgenom-        stoff neben seiner primären Funktion       schaftszweig“ mit eigenen Wert-
men werden.                               als Vakzin auch einen hohen „sym-          schöpfungsketten.
                                          bolhaften, sozialen, politischen und
Cyberkriminelle griffen zielgerich-       ökonomischen Wert“. Mit der Erfor-         Das Phänomen „Cybercrime-as-a-Ser-
tet dort an, wo es sich aus ihrer Sicht   schung, Herstellung und Distribution       vice“ (Cyberstraftat als Dienstleitung)
finanziell lohnt, resümiert das BKA.      des Corona-Impfstoffs steige die ge-       nehme einen „enormen Stellenwert“
Besonders wirtschaftlich starke Unter-    sellschaftliche, politische, aber auch     ein und gewinne stetig an Relevanz.
nehmen, KRITIS und öffentliche Ein-       wirtschaftliche Bedeutung ganzer In-       Zugleich sänken durch dieses Modell
richtungen seien „hoch gefährdet“.        dustriezweige – die folglich auch für      die Eintrittsschranken für die Bege-
Ein Angriff auf derartige Einrichtun-     Cyber-Kriminelle im Jahr 2021 immer        hung von Straftaten im Cyber-Bereich,
gen ziele auf deren Relevanz ab, da       interessanter würden, warnt die Be-        da kaum eigene technische Kenntnisse
diese für die Gesellschaft „kritische“    hörde.                                     benötigt würden.
Dienstleistungen anbieten. Notlagen,
die durch den Ausfall dieser Einrich-     Bereits für 2020 hatte das BKA festge-                         // Kirsten Behrendt
tungen entstehen können, würden           stellt, dass ein Cyberangriff nicht mehr

                                                                                            0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   13
K ASSENZ AHNÄRZTLICHE VEREINIGUNG

                                    TÄT I G K EI T S B ER I C H T              D E S   B U N D E S DAT EN S C H U T Z B E AU F T R AG T EN

                                    PANDEMIEBEKÄMPFUNG UND DATENSCHUTZ
                                    – EIN WIDERSPRUCH?
                                    „Wie lässt sich verhindern, dass der          STELLUNGNAHME                             gerade einmal vier Stunden Zeit ge-
                                    Datenschutz zum prominenten Opfer             INNERHALB VON VIER                        habt, beschrieb der Bundesdaten-
                                    der Corona-Pandemie wird?“ Vor die-           STUNDEN                                   schutzbeauftrage. Beim zweiten und
                                    ses Problem sah – und sieht – sich der                                                  dritten Bevölkerungsschutzgesetz
                                    Bundesbeauftragte für den Daten-              In drei Etappen wurde im Jahr 2020        wurden ihm immerhin zwei Tage ein-
                                    schutz und die Informationsfreiheit           das Infektionsschutzgesetz aufgrund       geräumt, für eine veränderte und teil-
                                    Prof. Ulrich Kelber gestellt. Dabei hät-      der Pandemielage geändert. Die            weise ergänzte Fassung des dritten
                                    te er – wie sein Tätigkeitsbericht für        fachlichen Abstimmungen und die           Bevölkerungsschutzgesetzes dann
                                    das Jahr 2020 belegt – auch ohne die          politischen Beschlüsse wurden dabei       allerdings wiederum nur wenige Stun-
                                    Pandemie genug zu tun. Erschwert              innerhalb „kürzester Zeitspannen“         den. Nach mehreren Monaten Coro-
                                    wurde seine Arbeit erneut dadurch,            getroffen, „die zum Teil kaum Zeit für    na-Pandemie (Oktober 2020) war eine
                                    dass die Bundesregierung seiner               Prüfung und Beratung ließen“, führt       solche Eile aus Kelbers Sicht „nicht an-
                                    Behörde für Stellungnahmen zu Ge-             Kelber als Beispiel an. Dabei sei durch   gemessen“.
                                    setzesvorhaben häufig zu wenig Zeit           die Ausweitung sowohl der Gründe als
                                    einräumte.                                    auch des Umfangs von Meldepflichten       Ein weiteres Beispiel für die eher
                                                                                  für Erkrankungen und Krankheitserre-      kurzfristige Einbindung des Bundes-
                                                                                  ger „erheblich“ in das Grundrecht der     datenschutzbeauftragten: Die Coro-
                                                                                  informationellen Selbstbestimmung         na-Datenspende-App, mit der das
                                                                                  eingegriffen worden. Transparente         Robert-Koch-Institut freiwillig bereit-
                                                                                  Begründungen und eine Auseinan-           gestellte (Gesundheits-)Daten aus
                                                                                  dersetzung mit den datenschutzrecht-      Fitnesstrackern analysiert, um die
                                                                                  lichen Anforderungen, insbesondere        Ausbreitung von COVID-19 besser
                                                                                  auch die Darlegung der „Geeignet-         vorhersagen zu können. Auch in die-
                                                                                  heit“ und „Erforderlichkeit“ der Maß-     sem Fall hatte Kelber nur wenige Tage
                                                                                  nahmen, vermisste Kelber dabei aller-     Zeit für eine Einschätzung. Eine ferti-
                                                                                  dings „immer wieder“. Auch während        ge Version der Corona-Datenspende-
                                                                                  einer Pandemie seien Grundrechte          App lag ihm bis zur Veröffentlichung
                                                                                  nicht außer Kraft gesetzt, betont er.     im April 2020 nach eigenen Angaben
     Foto: Bundesregierung/Kugler

                                                                                                                            nicht vor.
                                                                                  Exemplarisch kommentiert Kelber
                                                                                  das parlamentarische Verfahren zum        Dazu passt, dass das BMG die dem
                                                                                  „Zweiten Gesetz zum Schutz der Be-        Bundesdatenschutzbeauftragten in
                                                                                  völkerung bei einer epidemischen          der Gemeinsamen Geschäftsordnung
                                                                                  Lage von nationaler Tragweite“, das       der Bundesministerien zugestan-
                                                                                  am 23. Mai 2020 in Kraft trat: Der Ab-    denen Beteiligungsfristen auch bei
                                                                                  lauf habe gezeigt, dass die Pandemie      vielen anderen, nicht durch Corona
                                                                                  „auch bei der Regierung“ große Un-        begründeten Gesetzen und Verord-
                                                                                  sicherheit ausgelöst habe: „Dieser        nungen häufig unterschritt – ohne
                                                                                  Unsicherheit sollte offenbar mit um-      erkennbaren Grund. Dieselbe Vorge-
                                                                                  fassender, gesetzlich verpflichtender     hensweise hatte Kelber auch bereits in
                                                                                  bundesweiter staatlicher Erhebung         seinem Tätigkeitsbericht für das Jahr
                                                                                  von personenbezogenen Gesund-             2019 kritisiert.
                                                                                  heitsdaten“ begegnet werden. Ob
                                                                                  auch Alternativen zu „hinreichenden       An dieser Problematik – die auch an-
                                                                                  Erkenntnissen“ geführt hätten, sei        dere Ressorts betrifft – hat sich 2020
                                                                                  nicht diskutiert worden, so Kelber.       offensichtlich nichts geändert. Immer
                                                                                                                            einmal wieder werde die in der Ge-
                                                                                  Beim ersten Bevölkerungsschutzge-         schäftsordnung festgeschriebene
                                                                                  setz habe er für eine Stellungnahme       Beteiligung des Bundesdatenschutz-

14                                  Z A H N Ä R Z T E B L AT T 0 6 | 2021
SCHLESWIG-HOLSTEIN

       TÄT I G K EI T S B ER I C H T          D E S    B U N D E S DAT EN S C H U T Z B E AU F T R AG T EN

beauftragten sogar „vergessen“, rügt
Kelber. Süffisant führt er dieses Vorge-
hen auf „unglückliche Zufälle“ zurück,
„die grundsätzlich nichts damit zu tun
haben, dass Gesetzentwürfe daten-
schutzrechtlich etwas problemati-
scher sind. Honi soit qui mal y pense.“

Zugleich zeigt Kelber die Grenzen
seiner Arbeit auf: Anders als die Mi-
nisterien habe er im Rahmen von Res-
sortabstimmungen kein Vetorecht:
„Sowohl die Bundesregierung als
auch erst recht der Gesetzgeber ha-
ben die Freiheit, meine Empfehlungen
zu ignorieren“, erläutert er.

CORONA -WARN - APP:
D AT E N S C H U T Z R E C H T L I C H
EINWANDFREI
                                           sondern müssten auf alternative Pro-        ger“ – also beispielsweise direkt in der
Als positives Beispiel dafür, wie durch    zesse unter Verwendung von „Tele-           Arztpraxis – auf Kategorien von Do-
die „konsequente Einbindung einer          TANs“ zurückgreifen – nach Kelbers          kumenten beschränkte Zugriffsrechte
Datenschutzbehörde“ im gesamten            Dafürhalten ein datenschutzrechtli-         erteilen. Alternativ könnten sie einen
Entwicklungsprozess ein aus daten-         ches Risiko.                                Vertreter, der mit einem entsprechen-
schutzrechtlicher Sicht „hervorragen-                                                  den Gerät ausgestattet ist, beauftra-
des Produkt“ auf den Markt gebracht        PAT I E N T E N D AT E N -                  gen – müssten diesem dafür jedoch
werden konnte, führt Kelber die Co-        SCHU T ZGE SE T Z: NICH T                   alle auf der ePA vorhandenen Gesund-
rona-Warn-App an. Die „von vielen          DSGVO - KO N FO R M                         heitsdaten offenbaren.
Stellen“ vorgebrachte Behauptung,
strenge Datenschutzvorgaben ver-           Bereits mehrfach hat der Bundes-            Gesetzlich Krankenversicherte ohne
hinderten eine Weiterentwicklung           datenschutzbeauftragte deutlich ge-         eigenes Endgerät hätten „auf Dauer“
der App, lässt er nicht gelten: Oft ba-    macht, dass das eingeschränkte Zu-          auch keinen Einblick in die von ihnen
sierten sie auf Unwissenheit über die      griffsmanagement für die elektro-           selbst zu führende ePA, beanstandet
„bewusst gewählte Zielsetzung und          nische Patientenakte (ePA) seiner           Kelber außerdem. Sie würden also von
die Grenzen der technischen Möglich-       Ansicht nach gegen die Datenschutz-         einer entsprechenden Nutzung aus-
keiten des gewählten Ansatzes“. So sei     grundverordnung (DSGVO) und die             geschlossen und könnten nicht von
etwa ein „Contact-Tracking“ nicht ge-      Grundrechte der Versicherten ver-           den Vorteilen der ePA in der Gesund-
plant gewesen und technisch in der         stößt. Aber auch weitere Regelun-           heitsversorgung profitieren. „Durch
Corona-Warn-App auch nicht um-             gen im Patientendatenschutz-Gesetz          die Benachteiligung und Ungleich-
setzbar. Eine Clustererkennung – die       (PDSG), das am 20. Oktober 2020 in          behandlung dieser großen Gruppe
inzwischen umgesetzt wurde - hält er       Kraft trat, kritisiert er in seinem aktu-   von Versicherten schafft das PDSG
dagegen für sinnvoll. Dabei bedauert       ellen Tätigkeitsbericht.                    eine Zweiklassengesellschaft bei der
er allerdings, dass er von vielen Über-                                                ePA“, fasst Kelber zusammen.
legungen erst aus der Presse erfahren      Erst ab 2022 werden Versicherte
hat; eine zeitnahe Einbindung in die       den Zugriff ihres Arztes auf einzelne
Planungen hätte er da für „geeigne-        in der ePA gespeicherte Dokumente
ter“ gehalten.                             beschränken können – allerdings nur
                                           dann, wenn sie dazu ein Smartphone
Abstriche in der Bewertung gibt es         oder Tablet verwenden. Menschen,
vom Bundesdatenschutzbeauftragten          die kein mobiles Gerät besitzen oder
für das „Betriebsumfeld“ der Corona-       benutzen wollen, blieben auch wei-
Warn-App. So könnten längst nicht          terhin in ihrer Patientensouveränität
alle Labore den App-Nutzern ihre           beschränkt, moniert Kelber: Sie könn-
Testergebnisse direkt bereitstellen,       ten lediglich beim „Leistungserbrin-

                                                                                              0 6 | 2021 Z A H N Ä R Z T E B L AT T   15
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