4 14 SPITAL BUSINESS M it Jobv ideos Punkt das Magazin
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4 14 S P I TA L B US I N ESS M it Jobv ide os i n d ie Polep os it ion 6 PE R S PEK T I V E N Autologe St a m m z el l- t ra n s pl a nt at ion 10 SE RV I C E Gr u s s au s der Küc he: Wei h n ac ht s re z ept 23
E D I TO R I A L Als Hannoveraner in Bern NEWS 03 Innovative Pflege 04 Streifzüge 05 Grippe – Grand Prix S P I TA L B U S I N E SS 06 Jobvideos 08 Sarkomzentrum 10 Stammzellentransplantation 12 Philippe Pellaton: 200 Tage im Amt Was vor 660 Jahren von einer mutigen Frau testamentarisch nieder- 14 Pflegezentrum Elfenau verkauft gelegt wurde, ist für mich Kult: «In Gottes Namen, Amen! Ich, Anna Seilerin, Burgerin und wohnhaft zu Bern, tue kund allen, die diese Urkunde sehen oder lesen hören (...)» Die Gründerin der Stiftung hat PERSPEK TIVEN dem Betrieb den ersten Namen gegeben. 16 Tag der Klinischen Forschung Und was sage ich? Als Hannoveraner in Bern, nach knapp einem 18 Seitenwechsel: Oliver Wahler Jahr als neuer Chef von Inselspital und Spital Netz Bern? «Ich, ein 20 Advanced Nursing Practice Hannoveraner, wohnhaft zu Bern, arbeite als Insulaner, Spital Netz- 22 Ich lerne, also bin ich ler und Berner an der Verstärkung des Medizinalstandortes Bern?» 23 Leitung Gastronomie/Rezept Keine ganz einfache Sache, diese Bekundung. Zumal wir auch noch keinen Namen kreiert haben für das neue Spitalgebilde, auf das wir SERVICE alle warten, für das wir alle arbeiten und mit den politischen Gre- mien sowie den zuständigen Behörden um die bestmögliche, um- 24 Kolumne setzbare Form ringen. Noch liegt ein langer Weg vor uns, der nur 25 Forschungsaufenthalt, Jonas langsam bezwungen werden kann. Unverändert bin ich vom Nutzen Marschall des neuen Gebildes überzeugt. Ich glaube daran, dass sich in zehn 26 Mitarbeiteranlass Jahren die Bevölkerung auf dem Land an seinem Spital erfreut, weil 27 Bumerang sie weiss, dass optimale Behandlung vor Ort möglich ist und den- 28 Personelles noch starke Partner mit universitärem Fachwissen und neusten For- 30 Auszeichnungen schungsergebnissen Rückhalt bieten. 31 Quiz/Impressum 32 Cartoon Bis dahin werden wir noch ein paar Ausrufe hören. Nicht alle wer- den positiv sein. Um das zu ändern, müssen wir ein paar Mauern niederreissen, anstatt neue zu bauen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben schöne Feier tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit und Ihr persönliches Engagement. Holger Baumann Vorsitzender Geschäftsleitung 2 PUNKT • AUSGABE 4 /14
Corinne Heimgartner, heute eine junge gesunde Frau aus Herzogen- buchsee, erkrankte an Sarkomkrebs als sie 15 Jahre alt war. Ein Rück- blick vor der Kinderklinik, am Ort der Therapie. Bericht ab Seite 10 I N N OVAT I O N I N D E R P F L EG E Innovative Pflege in der Herz- und Gefässchirurgie Die Medizintechnik macht im Bereich Diagnose und Assessment grosse Fort- schritte. Mit dem Mobility Monitor (compliant concept AG) ist ein Assessment- Tool verfügbar, welches von den Pflegenden zur Unterstützung von Dekubitus- Sarkomzentrum Seite 8 und Sturzprävention sowie zur Analyse von Unruhe- und Schlafverhalten der 16 Kliniken arbeiten interdisziplinär Patienten genutzt werden kann. Das Gerät ist auch im Inselspital im Einsatz. Der Mobility Monitor erfasst – über die Sensoreinheit unter der Matratze – die Eigenmobilität und die Mikroaktivität der Patienten im Bett und zeichnet diese elektronisch auf. Letztere kann durch schlechte Schlafqualität, Schmerzen oder Unruhezustände erhöht sein. Bei unzureichender Eigenbewegung der Patien- ten weist das Gerät über den Lichtruf auf die Dekubitusgefahr hin oder meldet bei sturzgefährdeten Patienten, wenn sie das Bett verlassen. Interventionen zur Risikoverminderung können entsprechend individuell und situationsgerecht durchgeführt, die Lebensqualität der Patienten dadurch gefördert werden. Die Optimierung des pflegerischen Risikomanagements ist an der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie (HGEK) ein Dauerziel. Vor eineinhalb Jahren hat die Pflegeleitung deshalb sechs Mobility Monitore angeschafft. Aufgrund erster Standortleiter Spital Münsingen Seite 12 Erfahrungen wurde in diesem Jahr ein Handlungsschema für einen systema- Philippe Pellaton 200 Tage im Amt tischen Einsatz erarbeitet und in einem einmonatigen Pilot auf einer Betten- station getestet. Von 75 Patienten der Pilotabteilung erfüllten 16 ein Indikationskriterium. Die häufigsten Indikationen waren «Verminderte Bettmobilität», die Pflegediagno- sen «Sturzgefahr», «Akute Verwirrtheit» und «Gefahr einer akuten Verwirrtheit». Die Resultate zeigen, dass das Handlungsschema auf der HGEK umgesetzt wer- den kann. Die Erfahrungen mit dem Mobility Monitor sind positiv, die Unter- stützung im pflegerischen Alltag wird als effektiv und nützlich erlebt. Da die Dateninterpretation aber einige Erfahrung benötigt, ist ein mehrmonatiger Support der Teams durch speziell geschulte Key User der Stationen und die Pflegeexperten sinnvoll. Aktuell wird das Schema auf den restlichen vier Sta- tionen gestaffelt eingeführt. Alle zwei Monate wird ein Team geschult, die Sup- portphase dauert – in abnehmender Intensität – jeweils sechs Monate. Vinzenz Meiers Weihnachtsrezept Seite 23 3
N E W S | S T R EI F ZÜ G E Streifzüge durchs Inselareal TEXT: Strategische Planung, Direktion Infrastruktur FOTO: Pascal Gugler Die bis zu 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begaben sich auf historische Spurensuche, entdeckten Flora und Fauna rund ums Inselspital, lernten die medizinischen Entwicklungen des Inselspitals kennen, befassten sich am Beispiel des Inselareals mit der Stadtentwicklung, erfuhren Wissenswertes über geschützte Gebäude des Spitals und tauchten ab in die unterirdische Welt des Inselspitals. Das Bild des Inselspitals mit dem Eingang ins Bettenhochhaus konnte mit diesen Streifzügen erweitert werden. 12. August 2014: Christoph Schläppi, Architekturhistoriker; Historische Spurensuche. 19. August 2014: Sabine Tschäppeler, Biologin; Flora und Fauna rund ums Inselspital. 26. August 2014: Prof. Dr. med Andreas Tobler, Ärztlicher Direktor Inselspital; Die medizinische Entwicklung des Inselspitals. 2. September 2014: Mark Werren, Dipl. Arch. ETH, Stadtplaner Stadt Bern; Stadtentwicklung am Beispiel des Inselareals. 9. September 2014: Prof. Dieter Schnell, PD Dr. phil. I, Architekturhistoriker; Frühe Bauten des Spitalausbaus. 16. September 2014: Bernhard Leu, Dipl. Arch. FH, NDS BWL, Direktor Infrastruktur; Die unterirdische Welt des Inselspitals. 4 PUNKT • AUSGABE 4 /14
S P I TA L B U S I N ESS | N E W S Grippeimpfung Grand-Prix 2015 Spital Netz Bern Gemäss BAG konnte wäh- den Lohnabrechnungen rend der Grippesaison 2013/ vom September bzw. Okto- 2014 die leichteste Grippe- ber an die Mitarbeitenden epidemie der letzten zehn verschickt, zum anderen Das Inselspital – Medical Partner des Grand-Prix von Bern Jahre verzeichnet werden. wurden die Informationen «Das Inselspital über- zu den Grippeimpfungen an nimmt die Anmeldege- Die Impfquote im SNBe ist vereinzelten Standorten bühr bei Anmeldungen, im Vergleich zur Grippe ausgehängt und auf den Ab- die zwischen dem 15.12.14 impfung 2012/2013 kons- teilungen verteilt. Geimpft tant geblieben. Der verwen- wurde im Zeitraum von und dem 15.3.15 einge- dete Grippeimpfstoff deckte Mitte Oktober bis Mitte No- hen.» die zirkulierenden Influen- vember. zaviren sehr gut ab, sodass dieses Jahr die Zusammen- Bei Fragen zur Grippeimp- setzung des Impfstoffes un- fung wenden Sie sich bitte verändert bleibt. Da der an den personalärztlichen Impfschutz mit der Zeit Dienst an Ihrem Standort. sinkt, wird eine jährliche Emotionen und www.insel.ch Auffrischung der Impfung pures Laufvergnügen – empfohlen. Die Einladun- Betriebliches Gesundheits- Wir freuen uns. gen zu den Grippeimpfun- management Spital Netz gen wurden zum einen mit Bern InselSpital-Inserat2015-RZ.indd 1 03.10.14 17:30 Auch 2015 «Medical Partner» Inselspital Anmeldung für den Lauf vom 9. Mai 2015 sind ab Dezember über das Intranet möglich. Das Inselspital übernimmt für alle Mitarbeitenden des Inselspitals und des Spital Netz Bern das Startgeld bei Anmeldungen, die zwischen dem 15. Dezember 2014 und dem 15. März 2015 eingehen. (Spä- tere Anmeldungen bitte direkt über die offizielle GP-Seite. Diese Kosten werden NICHT vom Unternehmen übernom- men.) Im Vorfeld finden wieder drei GP-Symposien im Hörsaal Ettore Rossi der Kinderkliniken statt. Mittwoch, 18. Februar 2015, ab 18.30 Uhr • Körperliches Training und Wettkampfteilnahme bei Herz- Kreislauf-Erkrankungen. PD Dr. med. Matthias Wilhelm • Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung – was für wen? Dr. med. Lukas Trachsel • «Was kann der Amateur vom Profi lernen?» Lubos Bilek, Trainer von Sebastian Kienle (Sieger Ironman Hawaii 2014) Mittwoch, 18. März 2015, ab 18.30 Uhr • Pollenallergie am Grand-Prix Bern – Prävention und Behandlung. Prof. Dr. med. Arthur Helbling • Wirbelsäule und Sport. PD Dr. med. Lorin Benneker Mittwoch, 22. April 2015, ab 18.30 Uhr • Lunge, Luft und Sport. Dr. med. Carmen Casaulta Bei Fragen zur Grippeimpfung wenden Sie sich bitte an den • Sport, Spiel & Spass – Verletzungen im Kindesalter. personalärztlichen Dienst (PAD). Dr. med. Andreas Bartenstein 5
S P I TA L B U S I N ESS | R EK RU T I ERU N G Mit Jobvideos in die Poleposition Zur Rekrutierung von Personal setzt das Inselspital immer öfters auch auf Jobvideos, die den Kandidaten einen konkreten Eindruck der künftigen Stelle ver- mitteln. – Erste Erfolge zeichnen sich ab. TEXT: Marianne Kaiser FOTO: livejobs.ch Was einst der Anzeiger, ist heute das gutem Auftritt. Das ist unter anderem Stelleninserate zeigen limitierte Mög- Internet: Wohl die meisten Stellensu- im Gesundheitswesen von Nöten, wo lichkeiten und kommen im heutigen chenden, allen voran die jüngeren, su- der Personalmangel und der Konkur- Zeitalter unter Druck. Ein Jobvideo chen in erster Linie im Internet nach renzdruck besonders gross sind. Hier bietet hingegen die Möglichkeit, den einem neuen Job. Viele nutzen zudem reichen Stelleninserate alleine erst Interessierten das Umfeld, die künfti- berufliche Job-Netzwerke wie XING, recht nicht mehr aus. gen Kolleginnen und Kollegen, die Vor- informieren sich über Social Media- gesetzten und das Arbeitsumfeld kon- Kanäle wie Facebook oder schauen Positiver Eindruck ist nötig kret aufzuzeigen. Ein positiver Ein- sich entsprechende Videos auf dem Neben dem physischen Werben und druck kann einen entscheidenden Google-Video-Portal YouTube an. Dass Netzwerken an Berufs- und Fachmes- Ausschlag für die Bewerbung geben. dabei Arbeitgeber nachziehen und sich sen, an Kongressen und Symposien der Dazu Therese Leibinn, Leiterin Perso- auch online als attraktiven Arbeitge- Verbände, verlangt das heutige Rekru- nalmarketing: «Die Erfahrungen mit ber am Markt präsentieren müssen, tieren von geeignetem Personal eine den ersten Jobvideos sind durchaus liegt auf der Hand. Und je ausgetrock- starke Marktpräsentation mit allen zur positiv und bewirken eine sukzessive neter der Stellenmarkt, desto wichtiger Verfügung stehenden Mitteln. Denn Zunahme an eingehenden Bewerbun- wird eine gute Präsenz am Markt dank herkömmliche, auf Text beschränkte gen. Bereits heute können wir sagen, Trotz Aufwand eine Low-Cost-Produktion: Ein Job-Video kostet etwa gleichviel wie ein 4-farbiges Inserat (A4) in einer Fachzeitschrift (1x geschaltet). 6 PUNKT • AUSGABE 4 /14
dass der frankenmässige Nutzen die tungen für das Video waren sehr zeit nenden Arbeit auf höchstem Niveau.» Kosten der Produktion um ein Vielfa- intensiv, aber spannend und haben Ins gleiche Horn stösst auch Herold Bu- ches übersteigt.» uns allen Spass gemacht», so die Leite- mann, Leiter Pflegedienst, Urologische rin Pflegedienst, die die Jobvideos be- Klinik, der jüngst ein Video erstellen Im Einsatz für die Intensiv-, Anästhe- fürwortet und jederzeit wieder ma- liess, aber weitere Massnahmen sie- und Notfallpflege chen würde. Heute müsse man alle wünscht: «Ein Jobvideo ist ein wichti- Im Frühling 2014 wurden die ersten Kanäle nutzen, um auf sich aufmerk- ger Anfang. Aber es braucht auch kon- drei Videos produziert, und seither zie- sam zu machen. kurrenzfähige Anstellungsbedingun- hen immer mehr Kliniken nach. Nach gen, faire Löhne und attraktive der Viszeralen Chirurgie, die das erste Viele Jahre war das Werben noch Rahmenbedingungen.» Zwar sei die Video in Auftrag gegeben hatte, lan- nicht nötig. Situation im Pflegedienst derzeit nicht cierte als Gemeinschaftsproduktion In guten Zeiten konnte sich das Insel- prekär – momentan bestehe gar eine auch die Intensiv-, Anästhesie- und spital bequem zurücklehnen, wenn es Warteliste – im OP aber schon: «Auf Notfallpflege ein Jobvideo. Protagonis- sich um die Neubesetzung von Stellen unser aktuelles Inserat hatten wir ge- tinnen des Anästhesie-Teams simu- handelte. Heute kämpfen fast alle Spi- rade mal eine Anfrage. Gegenüber an- lierten einen Notfall, anhand dessen täler und Heime um Personal. Dabei deren Kantonen, vor allem Aargau und nicht «nur» die Patientenprozesse, son- sind die Karten ungleich verteilt: Die Zürich, sind wir lohntechnisch nicht dern auch die dafür notwendigen Wei- Privaten locken mit mehr Lohn, mit konkurrenzfähig. Nicht selten werden terbildungen illustriert werden kön- äusserst attraktiven Stellenangeboten Bewerbungen deswegen zurückgezo- nen. Denn neben «normalen» Stellen und Zusatzleistungen. So bleibt dem gen. – Der Stellenmarkt ist sehr ‹tro- müssen auch Weiterbildungsplätze be- Universitätsspital das fachlich sehr cken›.» setzt werden können, damit Nachfolge- breite Arbeitsspektrum, die exzellente lösungen greifen. Auch hier ist der Stellung, der gute Ruf und die Anbin- Ein Jobvideo, im Stelleninserat einge- Markt ausgetrocknet. Das Buhlen um dung an Universität und Forschung, bunden und auf Online-Kanälen ein- die besten Kandidaten für Weiterbil- was aber auch ausserhalb besser ver- sehbar, sei deshalb nicht nur Kür, son- dungen und somit späteren Mitarbei- kauft werden soll. «In der Anästhesie- dern Pflicht. tern und Mitarbeiterinnen ist zwi- pflege engagieren wir uns stark, um die schen Kantonen und Spitälern extrem Vorzüge unserer Abteilung bekannt zu (allen voran zwischen Privatspitälern machen. Neu führen wir jährlich auch und öffentlichen Häusern). Der Mangel ein eigenes Anästhesiepflegesympo- an Lernenden in der Grundpflege sium durch. Zurzeit benötigen wir wei- schlägt sich heute im derzeit knapp ge- terhin temporäre Kräfte, damit alle nügend besetzten Weiterbildungsbe- OP-Programme in allen OP-Sälen pro- reich nieder. Dazu Irène Klöti-Aegler, blemlos durchgeführt werden kön- Im ersten Halbjahr 2014 erstellte Leiterin Pflegedienst Anästhesiologie: nen», so Irène Klöti-Aegler. Videos: «In der Grundpflege werden in der Schweiz pro Jahr nur etwa 3000 Be- Personalmangel entgegenwirken • Jobvideo Viszerale Chirurgie rufsfachleute ausgebildet; rund 4700 Das weiss auch Brigitte Dubach, Leite- • Jobvideo Intensiv-, Anästhesie- Personen werden benötigt. Dass sich rin Pflegedienst OP-Zentrum INO: «Wir und Notfallpflege dieses Manko später auf Weiterbil- arbeiten im Moment mit sechs tempo- • Jobvideo Dipl. Pflegefachpersonal dungsangebote wie Notfall-, Intensiv- rären Mitarbeitenden, was immer noch • Jobvideo Medizinsteuerung / Medizin- und Anästhesiepflege ausdehnt, ist besser ist, als infolge Personalmangels controlling nachvollziehbar.» Früher habe für einen OP-Saal zu schliessen, was auch Weiterbildungen eine Warteliste be- schon der Fall war. Die meisten von uns • Gesamtzahl Views «Dipl. standen. Heute sei man froh, wenn von leisten viele Überstunden …» Ihr drin- Pflegefachpersonal»: bisher den Interessierten genügend qualifi- gendster Personalbedarf: Dipl. OP-Pfle- über 50 000 Views zierte Personen eruiert werden kön- gepersonal oder dipl. Operationsfach- • Tagesdurchschnitt: rund 200 nen. personal. Deshalb setzt auch sie auf ein Views/ Tag Jobvideo, das für den Spätherbst ge- Aus diesen Gründen haben sich Inten- plant ist, denn sie ist überzeugt, dass siv-, Anästhesie- und Notfallpflege für zeitgerecht aufbereitete Inserate ein XING – Seit August Unternehmensprofil ein Jobvideo entschieden, das zwar «must» sind. Aber nicht nur. «Der Lohn aktiv. Zielgruppen: Ärzte, Akademisches nicht zu einem Run auf die ausge- sollte auch stimmen. Wir sind bemüht, Personal, Verwaltung (HR / Marketing, schriebenen Stellen (in der Anästhesie- den üblichen Lohnforderungen ge- Finanzen /Controlling, Informatik, pflege stehen freie Stellen immer zur recht zu werden. Zudem bräuchte es Projektmanager). Verfügung, da ca. 50 Personen pro 24 weitere interne Massnahmen wie ge- www.xing.com Stunden benötigt werden) geführt hat, nügend Parkplätze, Vergünstigung für aber breit wahrgenommen wurde, zu- den ÖV und Insel-nahe Pikettzimmer. Kununu – Arbeitgeberbeurteilungs- weilen auch über die Landesgrenzen – Für uns ist es oft zermürbend zu se- plattform: seit August Unternehmens hinaus. Zum Beispiel im Südtirol, in hen, wie andere mit Lockangeboten profil aktiv. Bozen, womit eine neue Person ange- punkten. Zum Glück können wir vieles www.kununu.com stellt werden konnte. «Die Vorberei- wettmachen mit einer überaus span- 7
S P I TA L B U S I N ESS | N EU E S Z EN T RU M Bildung eines Sarkomzentrums 16 Abteilungen bilden gemeinsam das inter- disziplinäre Sarkomzentrum. Dafür spricht einiges. Die Koordinatoren des Zentrums geben Auskunft. TEXT: PD Dr. med. Frank Klenke und Dr. med. Attila Kollàr FOTO: Tanja Läser PUNKT: Wieso braucht es ein Sarkom- tersuchungen und Therapien koordi- zentrum? niert. Hierdurch wird eine optimale Attila Kollàr: Das übergeordnete Betreuung ohne Zeitverzögerungen ge- Hauptziel der Bildung eines Sarkom- währleistet. Die Patienten sind mit der zentrums liegt in der Gewährleistung Vielzahl an Ärzten, die an der Behand- der optimalen Behandlung von Sar- lung beteiligt sind, oft überfordert. Da- kompatienten. Aufgrund der Selten- her wird bereits von Beginn an ein be- heit dieser Tumorerkrankung ist es von handelnder Arzt ausgewählt, der für zentraler Bedeutung, das Wissen und den Patienten als persönlicher An- die Erfahrung zu bündeln. Nur so ist sprechpartner zur Verfügung steht. In eine kompetente Strukturierung und Zukunft wird jeder Sarkompatient aus Beurteilung der Untersuchungsergeb- serdem von einer speziell ausgebilde- nisse sowie die Erstellung eines Thera- ten Pflegekraft betreut. Diese soge- pieplans bei diesen komplexen Erkran- nannte «Advanced Practice Nurse» kungen möglich. wird den Patienten kontinuierlich während der Diagnostik, Therapie und Frank Klenke: Am Inselspital sind 16 Nachsorge begleiten. medizinische Fachrichtungen direkt Das interdisziplinäre Sarkom- an der Behandlung von Sarkompatien- Attila Kollàr: Die ärztliche Betreuung zentrum setzt sich aus ten beteiligt. Die örtliche Nähe und die erfolgt durch erfahrene Sarkomspezi- 16 Abteilungen zusammen: enge Zusammenarbeit als Team von alisten. Die Betreuung endet jedoch Sarkom-Spezialisten ermöglichen eine nicht mit der Therapie der Sarkomer- Universitätskliniken für: qualitativ hochstehende Betreuung krankung. Nach Abschluss der eigent- Medizinische Onkologie; Radio- der betroffenen Patienten. Ausserdem lichen Behandlung wird ein individu- Onkologie; Diagnostische, Inter- können wir durch die zentrale und eller Nachsorgeplan erstellt, um einen ventionelle und Pädiatrische Radio- strukturierte Dokumentation aller eventuellen Krankheitsrückfall früh logie; Orthopädische Chirurgie; Sarkome unsere Expertise erweitern zu entdecken und behandeln zu kön- Viszerale Chirurgie und Medizin; und neue Erkenntnisse zur Diagnostik nen. Auf diese Weise wird eine regel- Thoraxchirurgie; Plastische- und und Therapie von Sarkomen gewin- mässige Betreuung der Patienten si- Wiederherstellungschirurgie; Hand- nen. chergestellt und ein langfristiges chirurgie; Urologie; Frauenheil- Vertrauensverhältnis aufgebaut. kunde; Hals-, Nasen- und Ohren- Welche Vorteile bringt mir das Zent- krankheiten (HNO), Kopf- und rum als Patient? Um eine ganzheitliche Betreuung si- Halschirurgie; Herz- und Frank Klenke: Die Diagnose eines cherzustellen, werden unsere Patienten Gefässchirurgie; Kinderheilkunde bösartigen Tumors stellt für jeden Pa- in physiologischer, psychologischer (Abteilung Kinderonkologie); tienten ein einschneidendes, lebens- und sozialer Hinsicht professionell un- Kinderchirurgie (Abteilung veränderndes Ereignis dar. Wenn der terstützt. Zu diesem Zweck arbeitet das Kinderorthopädie); Nuklearmedizin. Verdacht auf ein Sarkom geäussert Sarkomzentrum eng mit der Physio- Institut für Pathologie, Universität wird, sind viele Untersuchungen not- therapie, Ergotherapie, Ernährungsbe- Bern wendig, um die Diagnose zu sichern ratung, Schmerztherapie, Psychoonko- und um die Ausbreitung des Sarkoms logie, Seelsorge, Palliativmedizin und Kooperationspartner des festzustellen (Röntgenuntersuchun- dem Sozialdienst des Inselspitals zu- Sarkomzentrums: gen, Gewebeprobe des Tumors usw). sammen. Mit unserem interdisziplinä- Physiotherapie, Ergotherapie, Durch die Bildung eines Sarkomzent- ren Team möchten wir unsere Patien- Ernährungsberatung, Schmerzthe- rums profitieren die Patienten von ei- ten auf ihrem Weg bestmöglich rapie, Psychoonkologie, Seelsorge, ner zentralen Anlaufstelle, welche Un- begleiten. Palliativmedizin und Sozialdienst 8 PUNKT • AUSGABE 4 /14
«Die örtliche Nähe und die enge Zusammenarbeit als Team von Sarkom-Spezialisten ermöglichen eine qualitativ hochstehende Betreuung.» PD DR. FRANK KLENKE, O R T H O PÄ D I S C H E C H I R U R G I E Wissen und Erfahrungen bündeln. Dr. med. Attila Kollàr und PD Dr. med. Frank Klenke INFOBOX • Was ist ein Sarkom? Altersgipfel findet sich um das zu der alle an der Sarkomdiagnostik Sarkome (aus dem Griechischen 60. Lebensjahr. und -therapie beteiligten Ärzte zu- «Fleisch», «Weichteile», «Geschwulst») • Wie werden Sarkome behandelt? sammenkommen. In diesem Rahmen sind bösartige Tumore, die vom Binde- Die Behandlung von Weichteil- und werden die Vorgeschichte und Be- gewebe ausgehen. Zum Bindegewebe Knochensarkomen ist komplex und schwerden des Patienten, die radiolo- gehören zum Beispiel Knochen, Knor- erfordert eine interdisziplinäre Zusam- gischen Befunde sowie Resultate von pel, Muskeln und das Fettgewebe. menarbeit einer Vielzahl medizini- Gewebeentnahmen präsentiert und scher Fachrichtungen (verschiedene diskutiert. Anhand dieser Informatio- Übergeordnet werden Weichteil- und chirurgische Disziplinen, Onkologie, nen wird ein individuelles Betreu- Knochensarkome unterschieden. In Strahlentherapie, Radiologie, Patholo- ungs- und Therapiekonzept für den Abhängigkeit des Ursprungsorganes gie). Um eine Sarkomerkrankung hei- Patienten erstellt. Dem Sarkomboard bzw. -gewebes werden Sarkome in len zu können, kommen chirurgische, kommt somit eine zentrale Rolle über 100 Unterarten eingeteilt. Sar- chemotherapeutische und strahlen- bei der Behandlung von Knochen- kome sind sehr seltene Tumore (
P E R S P E K T I V E N | K R EBS T H ER A P I E Autologe Stammzelltransplantation Vor elf Jahren erkrankte die heute 26-jährige Corinne Heimgartner an PNET, einer Form von Weichteilkrebs: ein Haupttumor in der Schulter, Ableger in den Knochen und dem Gehirn. Heute ist sie gesund. Ein Rückblick vor der Kinderklinik, am Ort der Therapie. TEXT: Marianne Kaiser FOTO: Tanja Kocher Unter PNET kann sich der Laie nicht «Bei der Metastase unter Corinnes Schä- Gesundheit wegen der lange dauern- sonderlich viel vorstellen und denkt deldecke hat sich der wuchernde Tumor den Chemo verschieben: wohl kaum in erster Linie an Weich- durch Platzmangel durch die Schädel teil- also an Sarkomkrebs (Sarkom decke ‹gefressen› und am Schädel ein «Meistens machte ich nach der Chemo von griechisch «sárka» – Fleisch). Loch gebildet. Der Tumor hat die ganze einen Infekt, bekam Fieber und musste Dabei steht PNET für «Primitiv neu- linke Schädelseite beansprucht. ( …) Der nach ein paar Tagen daheim wieder ins roektodermaler Tumor». hohe Hirndruck hat ihr Doppelbilder Spital. Zuweilen musste mich meine Fa- Corinne Heimgartner, heute eine junge beim Sehen und auch noch zusätzliche milie richtiggehend dazu zwingen. Ich gesunde Frau aus Herzogenbuchsee, Schmerzen bereitet. Ein Arzt hat uns mochte schier nicht mehr.» erkrankte daran als sie 15 Jahre alt erklärt, dass, wenn man einen Menschen war. Das erste Symptom hatte sie im diesem Hirndruck künstlich aussetzen Ab der dritten Chemotherapie wurde Januar 2003 mit plötzlichem Schmerz würde, würde er es nicht überleben. die Dosis erhöht; Corinne verlor nicht in der Schulter. Die Schulter schwoll Corinne hat das nur überlebt, weil dieser nur die Haare, sondern auch die Nägel. an, und die Schmerzen wurden uner- Druck ganz langsam entstand.» Sie litt unter Verstopfung und unter ei- träglich. Die ersten Diagnosen: Mus- nem Pilzbefall. Nach der achten kelzerrung, Fehlhaltung und nach Er- Und Corinne: Chemo, also vor der letzten, wurde sie brechen der starken Schmerzmittel eingehend auf Krebszellen untersucht, eine Magen-Darm-Entzündung. Zwei «Heute hatte ich noch einen Ultraschall denn nur ohne Krebszellen im Körper Wochen vor der effektiven Diagnose vom Bauch, Röntgen von der Schulter konnte eine Hochdosis-Therapie in Be- kamen Doppelbilder dazu, die Schulter und eine Skelett-Szintigrafie. Dabei sah tracht gezogen werden. «Hätten sie da- war unterdessen bis hin zum Ohr ge- man alle Knochenmetastasen. Am Nach- mals noch Krebszellen gefunden, hätte schwollen. mittag wurde ich auf die Onkologie ver- man, so hatte man es mir mitgeteilt, legt. (…) Wir haben selten von der Onko- nichts mehr machen können.» Nach erfolgter Blutentnahme beim logie gesprochen, sondern meistens nur Hausarzt und Röntgenbildern im Spital vom G7Süd. Dort war man wie eine Stammzellen sammeln Langenthal hörte Corinne zum ersten grosse Familie. Manchmal am Abend, «(…) Heute war der Tag der Stammzell- Mal den Begriff «Tumor». Bereits am wenn die Kinder schliefen, trafen sich die sammlung. Stammzellen sind sozusagen nächsten Tag wurde sie ins Kinderspi- Eltern in der Küche und tauschten ihre Mutterzellen, die in der Lage sind neue tal Bern eingeliefert. Es folgten diverse Erfahrungen aus.» Blutzellen zu bilden. (…) Dafür habe ich Untersuchungen, eine Biopsie, das Ab- gestern den Dialysekatheter bekommen. ziehen des Gehirnwassers Liquor in- Fünf Tage Chemo, drei Tage Fieber Beim einen Zugang wird das Blut ent- folge zu hohem Hirndrucks. Eine Wo- «Die erste Chemo war relativ schwach. nommen und geht durch eine Maschine, che später startete die erste Chemo- Meine Lebenserwartungen auch. Der die die Stammzellen sammelt. Beim an- therapie. Corinne blieb vorerst zwei ganze Körper war vom Tumor befallen. deren Zugang wird das Blut wieder in die Wochen im Kinderspital. Dennoch konnte ich auf die Sommer- Gefässe gepumpt. Nach zwei Stunden ferien nach Hause», erinnert sich die (…) waren bereits mehr als genügend Aus Corinnes Tagebuch – 10 Jahre heutige Pflegefachfrau, die im Spital Stammzellen gesammelt.» später verfasst Emmental arbeitet. Corinne Heimgart- Die Hochdosis-Therapie dauerte bei Aus verschiedenen Quellen schreibt ner wiederholte das 9. Schuljahr als Corinne drei «kurze» Wochen: vom Corinne ein Tagebuch. Darin beteiligte Übergangslösung und musste die an 15. Dezember bis zum 5. Januar, davon sich auch ihre Mutter: sich geplante Lehre als Fachangestellte isoliert war sie sechs Tage, die sie mehr- 10 PUNKT • AUSGABE 4 /14
Stammzelltransplantation Blutbildende Stammzellen kommen nicht nur im Knochenmark, sondern zusammen mit vielen ausgereiften Blut- körperchen auch im Blut vor; man spricht von peripheren Blutstammzel- len. Deren Zahl ist sehr klein. Mit einem speziellen blutbildenden Wachstumfak- tor, täglich unter die Haut gespritzt, nimmt die Zahl der zirkulierenden Stammzellen rasant zu. Etwa fünf bis sieben Tage nach der ersten Gabe des Medikaments steigt die Zahl der Stammzellen im Blut auf ein Maximum an. Zu diesem Zeitpunkt können sie mit Hilfe einer sog. Leukapherese im Blut gesammelt werden. Dabei kommt ein Apheresgerät zum Einsatz. Die Sammlung dauert zwei bis vier Stunden und muss bei ungenügenden Zahlen am nächsten Tag wiederholt werden. Die gesammelten Stammzellen werden danach in einem spez. Verfahren tief- gefroren und aufbewahrt. Die Stamm- zellsammlung aus dem peripheren Blut wird heute nicht nur für autologe, sondern immer häufiger auch für allo- gene Transplantationen eingesetzt. Pionierrolle der Berner Kinderklinik • Als eines der ersten Kinderspitäler weltweit und als erste Klinik in der Schweiz hat die Abteilung der Berner Kinderhämatologie und Onkologie 1991 die periphere Stammzellsamm- lung bei den Kindern eingeführt. • Damit in der Schweiz Stammzelltrans- plantationen (SZT) durchgeführt und verrechnet werden können, muss eine Abteilung JACIE akkreditiert sein. Die Berner Universitätsklinik für Kinderheilkunde erlangte die Akkre- Corinne Heimgartner, ditierung 2004 als eines der ersten heute eine junge gesunde Frau Spitäler in Europa. Diese erfolgte zusammen mit den drei Bereichen der Universitätsklinik Bern: der Einheit heitlich verschlafen hatte. Fieber und Spätsommer Start ins Welschlandjahr für die SZT bei Erwachsenen, der Wasser auf der Lunge schwächten sie und nach ein paar Wochen der Wechsel Einheit für die Stammzellsammlung zusätzlich. Auf Besuch hatte Corinne an die Feusi in Bern. 2005 konnte sie und dem Labor für die Verarbeitung keine Lust, und die kleinsten Aufgaben endlich ihr Lehre als FaGe beginnen und Konservierung der Stammzellen. wie Körperpflege verlangten alles von und hängte von 2008 bis 2011 gleich Letztes Jahr wurde das SZT-Pro- ihr ab. noch die Ausbildung HF zur Pflegefach- gramm zum 2. Mal reakkreditiert frau an. «Ich mache mir Gedanken da- und der 1000. Patient transplantiert. Doch Corinne kämpfte sich zurück ins rüber, später auf der Onkologie zu ar- Die Zahl der durchzuführenden Leben und nach Hause, wo es ihr Tag beiten», sagt sie, die sie schon heute als Transplantationen nimmt stetig zu. für Tag besser ging: Im Frühling dann angehende Mentorin, als «Survivor» im die ersten Nachuntersuchungen, im Einsatz ist. 11
S P I TA L B U S I N ESS | SP I TA L M Ü N SI N G EN Philippe Pellaton: «Wir sind nur ein Stein im Mosaik. Aber ein wichtiger.» Nach gut 200 Tagen im Amt als Standortleiter Münsingen ist Philippe Pellaton froh, im Gesamt- unternehmen dereinst einen starken Partner zu haben. Ein Resümee. Interview: Marianne Kaiser FOTOS: Pascal Gugler, SNBe PUNKT: Herr Pellaton, als Standortlei- werden nur diese Teile erhalten bleiben können, die auch ter sind Sie in eine grosse Gesamtorga- das nötige Rendement im Markt bringen. nisation eingebunden. Wie viel Auto- nomie haben Sie? PUNKT: Geschäftsvolumen vergrössern bedeudet in der Philippe Pellaton: Wenn wir den Blick Regel mehr Patienten. Oder haben Sie andere Pläne? fürs Ganze nicht verlieren innerhalb der Philippe Pellaton: Zum einen wollen wir mehr Universi- abgestuften Versorgung, sind wir tätsleistungen aufs Land bringen und mit Spezialsprech- relativ frei und autonom. Aber mir stunden wie zum Beispiel 14-täglichen Senologie-, also ist bewusst, und ich befürworte Brustsprechstunden unseren Patientinnen einen weiteren das auch, dass wir ein Teil eines Service bieten (zweiseitige Akquise). Zum anderen bespre- Gesamten sind. Ein Stein in chen wir bereits Möglichkeiten mit weiteren Belegärzten. einem Mosaik. Wenn dieser Weiter gilt es die nötigen Ressourcen (z.B. Betten, OPS- rausbricht, ist das Bild Kapazitäten, Räume) besser zu nutzen und auf das effek- nicht mehr komplett. Das tive Geschäftsvolumen zu dimensionieren. Kurzfristig neue Unternehmen, das heisst das zwar Reduktion, ohne sich aber künftige Aus- mit der Betriebs AG entsteht, weitungen zu verbauen. Ansonsten laufen uns die Kosten muss sich wie jedes neue Unter- aus dem Ruder. Es gibt interessante Überlegungen, bei nehmen zuerst strukturieren. Bettenreduktion den frei gewordenen Raum sinnvoll zu Wenn auch wir als Standort im nutzen … Rahmen dieser Neu-Ausrich- tung unsere Prozesse überden- PUNKT: …der letztlich zu mehr Patienten führt? ken und optimieren, ist das für Philippe Pellaton: Ja. Wir haben zum Beispiel gewisse Nach- uns eine Riesenchance. folgeplanungen, die uns helfen werden, das Geschäftsvolu- men zu verändern. Ich denke da unter anderem an die Nach- PUNKT: Also einer für alle? folgemöglichkeiten im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Philippe Pellaton: In erster Li- Unser Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Roger nie muss das Gesamtinteresse Rauch, wird sich Ende nächstes Jahr zurückziehen. Die Fin- vor das Partikularinteresse ge- dungskommission für eine neue Chefärztin − wir bevorzu- setzt werden. Und das gilt über- gen bei gleicher Qualifikation aufgrund heutiger Patienten- all. Wir sind zu klein, als dass bedürfnisse eine Frau − hat ihre Arbeit aufgenommen. Roger wir nur für uns autonom han- Rauch hat in den letzten 30 Jahren die Fachabteilung von deln könnten. Als eine der ers- Null auf aufgebaut. Heute haben wir 550 Geburten pro Jahr. ten Aufgaben sehe ich das Aus- Diese Zahl möchten wir mit dem Modell der Gruppenpraxis weiten des Geschäftsvolumens hier im Spital bis in zwei Jahren auf 650 Geburten pro Jahr im stationären und ambulan- erhöhen. ten Bereich. Wenn wir die wirt- schaftliche Leistung nicht PUNKT: So werden nach Möglichkeit Gynäkologinnen meistern, haben wir auch unter der Leitung einer Chefärztin in einer Gruppen- keine Daseinsberechtigung. praxis, die örtlich im Spital angesiedelt sind, das Manko Im Gesamtunternehmen an gynäkologischen Dienstleistungen auffangen? 12 PUNKT • AUSGABE 4 /14
Neue Modelle weisen den Weg. Gruppenpraxis Gynäkologie Philippe Pellaton: Genau. Derzeit hat mehr schwer ohne Partner überleben. die ortsansässige Gynäkologin Warte- Eine ähnliche Situation, wenn auch in fristen von bis zu sechs Monaten! Mit anderer Disziplin, haben wir im Be- unserem Modell der gynäkologischen reich Chirurgie: Dr. Marc Mettler wird Gruppenpraxis im Spital Münsingen als Chefarzt Chirurgie per Ende Jahr CHANCEN FÜR MÜNSINGEN helfen wir einerseits Engpässe zu über- das Spital Münsingen verlassen, um winden, nehmen neue Kundenbedürf- gemeinsam mit anderen sieben Ärzten Das Landspital Münsingen mit nisse wie auch neue Arbeitsmodelle die Gemeinschaftspraxis «Praxis 1» am einem Einzugsgebiet von rund auf und sichern gleichzeitig unsere Bahnhofplatz Münsingen aufzubauen. 50 000 Einwohnern liegt nicht Fallzahlen. Dabei arbeiten wir eng mit Er bleibt mit dem Spital Münsingen nur geografisch zwischen Thun den in der Gyn /GebH beteiligten Be- verbunden und wird auch weiterhin und Bern, sondern auch ge- legärzten und insbesondere mit der Patienten behandeln. schäftlich: Die STS AG in Thun Münsinger Fachärztin zusammen, die sowie die Privatspitäler in Thun, uns als Partner willkommen heisst. Solche Modelle wie diese neue Ge- Gümligen und Bern verlangen meinschaftspraxis inmitten von Mün- auch Münsingen einiges ab und PUNKT: Arbeitsmodelle im Sinn von singen sichern das Überleben der treiben das Unternehmen zur Job-Sharing und gemeinsam getra- Hausärzte im Dorf und tragen dazu bei, Optimierung von Prozessen, zu gener Verantwortung? dass die Bevölkerung in der Region Anpassungen von Ressourcen Philippe Pellaton: Die heutige Gene- rundum gut versorgt ist. Inwieweit und zur Ausweitung des Ge- ration der Ärzteschaft, allen voran die auch Gynäkologinnen in der «Praxis 1» schäftsvolumens. Frauen, sorgt für ihre work-life-ba- einst mittun könnten, ist noch offen. lance und strebt Teilzeitmodelle und Auch für Marc Mettler laufen die Vor- Als starker Partner im Gesamt- gemeinschaftliches Arbeiten an. Das bereitungen für eine passende Neube- unternehmen Inselspital Spital Modell der Ärztehäuser wird sich setzung und Nachfolgeregelung. Dabei Netz Bern sichert sich Münsin- durchsetzen, davon bin ich überzeugt. ist uns wichtig, dass die Person nach gen auch im Bereich integrierter Denn auch hier gilt, ähnlich wie beim Münsigen und in unser Landspital Versorgung (Vor- und Nach- Zusammenschluss Inselspital und Spi- passt. − Aber ich bin ganz zuversicht- sorge mit externen Partnern) tal Netz Bern: Einer alleine kann nur lich. seinen Standort. 13
S P I TA L B U S I N ESS | EL FEN AU Wachsen mit Qualität, Respekt und Bedürfnisorientierung Per 1. Januar 2015 übernimmt die tilia Stiftung für Langzeitpflege das Pflegezentrum Elfenau von der Spital Netz Bern AG. Die Bewohnerinnen und Bewoh- ner erhalten die Leistungen in bisheriger Qualität; das Personal arbeitet zu gleichen Bedingungen weiter. TEXT: Mediendienst, Marianne Kaiser FOTOS: SNBe Das über 80-jährige ehemalige Säug- für Säuglingsschwestern gebaut. 1948 sicht für das Pflegezentrum Elfenau lingsheim ist sanierungsbedürftig: Die und 1967 wurde das Gebäude erweitert bekannt. Aus mehreren Kaufinteres- Vorgaben des Kantons an die techni- und 1983 bis 1987 provisorisch als senten hat der Verwaltungsrat der Spi- sche Infrastruktur und die Wohnflä- Krankenheim genutzt. Seit 1989 dient tal Netz Bern AG nun die tilia Stiftung che für die Bewohnenden sind nicht es nach entsprechenden Umbauten als für Langzeitpflege ausgewählt. mehr erfüllt, eine umfassende Sanie- Pflegezentrum für betagte Menschen rung und Modernisierung des denk- mit 80 Pflegeplätzen. Das Grundstück Durch die Einbettung in die tilia Stif- malgeschützten Pflegezentrums ist nö- gehört der Bernischen Stiftung El tung für Langzeitpflege erhält das Pfle- tig. Ein Sanierungskonzept liegt vor. fenau. Das Gebäude wurde im Bau- gezentrum Elfenau eine nachhaltige Das denkmalgeschützte Gebäude der recht erstellt. Perspektive, denn die Langzeitpflege Berner Stararchitekten Otto Rudolf wird immer wichtiger. Salvisberg und Otto Brechbühl wurde tilia Stiftung ausgewählt 1928–30 als Heim für Säuglinge und le- Im März 2014 gab der Verwaltungsrat dige Mütter und als Ausbildungsstätte der Spital Netz Bern AG die Verkaufsab- 14 PUNKT • AUSGABE 4 /14
Inselspital und Spital Netz Bern AG können dem Pflegezentrum Elfenau weiterhin Bewohnerinnen und Bewohner überweisen, sei es für einen permanenten Pflegeplatz oder für die Übergangspflege. Während der Umbauphase werden gute Lösungen in den anderen Tiliaheimen gefunden, die bewährt hohe Pflegequalität bleibt uneingeschränkt erhalten. Der neue Elfenau-Chef, voll noch mit Erfahrungswerten und Ideen auf den Werten Qualität, Respekt und Be- Dieter Hannich, im Gespräch von tilia angepasst. Tilia hat grosse Erfah- dürfnisorientierung gründet. Im wechsel- rung in Sanierung von Pflegeheimen. haften Gesundheitssystem bietet eine ge- PUNKT: Herr Hannich, per 1.1.2015 wisse Betriebsgrösse auch organisatorische übernimmt die tilia Stiftung das Pfle- Wann wird mit den Bauarbeiten ge- und finanzielle Sicherheit. In diesem Sinn gezentrum Elfenau, was wird das startet? ist ein erneutes Wachstum sicher nicht Personal davon spüren? Planen Sie Voraussichtlich im 2. Quartal 2017. Dauer ausgeschlossen, richtet sich aber immer einen Übernahme-Akt? bis ca. Ende 2018. Bis zum Beginn der nach obgenannten Werten. Dieter Hannich: Wir werden die Mitarbeiten- Bauarbeiten im 2017 werden kurzfristige, den natürlich in der tilia Gruppe willkommen raumaufwertende Massnahmen (Malerar- heissen, was nicht zuletzt auch bedeutet, beiten, Beleuchtung, Einrichtung, Umnut- dass sie auch in den Genuss der grosszügi- zung einiger Räume usw.) geprüft und wo gen Fringe Benefits von tilia kommen wer- sinnvoll umgesetzt. den. Ein spezieller Übernahme-Akt ist nicht geplant. Die Geschäftsleitung hat sich je- Alles bei laufendem Betrieb? doch bereits an verschiedenen Infoveran- Mit dem 2014 neu eröffneten Zentrum staltungen persönlich vorstellen können. Schönberg und dem ab 2017 neu sanier- ten Pflegezentrum in Köniz stehen tilia Das gesamte Personal bleibt mindes- zwei äusserst hochwertige und komfor- tens zwei Jahre lang – und das unter table Übergangslösungen zur Verfügung, dem GAV – weiter beschäftigt. um die Bewohnerinnen und Bewohner TILIA STIFTUNG Ebenso können alle Lernenden ihre während der Sanierungsphase unterzu- Ausbildung beenden? Und danach? bringen und zu betreuen. tilia Stiftung für Langzeitpflege Voraussichtlich werden die Mitarbeiten- betreut an den vier Standorten den dann einen neuen Vertrag gemäss Für die tilia Stiftung ist die Elfenau in Ittigen, Köniz und Ostermun- tilia Personalreglement erhalten, das in al- neben Ittigen, Ostermundigen, Kö- digen und Bern-Wittigkofen 417 len wesentlichen Punkten mit dem GAV niz und Wittigkofen der fünfte Be- Betten und 92 Wohnungen mit gleichgestellt oder sogar noch besser ist. trieb. Zudem ist die tilia Stiftung Dienstleistungen. gemeinsam mit der SPITEX BERN Das über 80-jährige ehemalige Säug- Trägerin des Zentrums Schönberg Die Institution beschäftigt rund lingsheim ist sanierungsbedürftig. Bern, dem Kompetenzzentrum für 600 Mitarbeitende (rund 465 Werden die bereits erarbeiteten Bau- Demenz und Palliative Care, das im Vollzeitstellen) und bildet 70 pläne nun so umgesetzt? April dieses Jahres eröffnet wurde. Lernende und 10 Praktikanten Ja, tilia hat bereits Kontakt aufgenommen Sind weitere Übernahmen und Trä- aus. In Form einer Co-Träger- mit dem Architekturbüro Vincent & Aebi, gerschaften in Aussicht? schaft betreibt tilia zusammen welches die Pläne für die Umbau- und Sa- Die tilia Stiftung für Langzeitpflege ver- mit der SPITEX BERN seit April nierungsarbeiten erstellt hat. Die Pläne folgt eine nachhaltige, gewissenhafte und 2014 das Kompetenzzentrum werden gesichtet und wo nötig und sinn- qualitative Wachstumsstrategie, welche «Zentrum Schönberg AG». 15
R E P O R TAG E | TAG D ER K L I N I SCH EN F O R SCH U N G www.dkf.unibe.ch Eine komplexe Molekularfabrik Der diesjährige Johanna Dürmüller-Bol DKF Forschungspreis des Departements Klinische Forschung DKF der Universität Bern ging an Dr. Allam Ramanjaneyulu. Der mit CHF 30 000.– dotierte Forschungspreis wurde am Tag der Klinischen Forschung verliehen. TEXT: Dr. Allam Ramanjaneyulu / Mediendienst FOTO: Tanja Läser Die Rolle des Ribonukleasehemmers (RNH1) in der Häma- Dr. Allam Ramanjaneyulu forscht in der Forschungsgruppe topoese und den Ribosomopathien: Hämatologie (Erwachsene) in der Gruppe von Prof. Dr. Anne «Das Ribosom ist eine grosse, komplex aufgebaute Moleku- Angelillo-Scherrer im Departement Klinische Forschung larfabrik, die in allen lebenden Zellen vorkommt und als der Universität Bern und an der Universitätsklinik für Hä- Hauptort der Proteinbiosynthese dient. Es besteht aus ribo- matologie und Hämatologisches Zentrallabor des Inselspi- somaler RNA, ribosomalen Proteinen und mehreren asso- tals. Vorher während vier Jahren am CHUV in Lausanne ziierten Proteinen. Mutationen an ribosomalen Proteinen tätig, ist der Gewinner seiner Chefin nach Bern gefolgt. «Für führen beim Menschen zu Translationsdefekten und damit die Reputation unser Abteilung ist es sehr toll, einen so zu unterschiedlichen kongenitalen und erworbenen Stö- selbstständigen Forscher im Team zu haben», so Prof. Anne rungen, die zusammenfassend als Ribosomopathien be- Angelillo-Scherrer. Dazu Allam Ramanjaneyulu: «Meine zeichnet werden. Die Diamond-Blackfan-Anämie (DBA), ein Chefin hat mich sehr unterstützt.» kongenitales Knochenmarkinsuffizienz-Syndrom, und das 5q-Syndrom, eine Unterform des myelodysplastischen Syn- Der Johanna Dürmüller-Bol DKF Forschungspreis 2014 droms (MDS), stellen die typischen Störungen im Zusam- dient der Nachwuchsförderung in der Klinischen Forschung menhang mit Ribosomopathien dar. der Medizinischen Fakultät der Universität Bern. Zu den derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten für diese Störungen gehören die Verabreichung von Steroiden und chronische Transfusionen; die einzige kurative Option bildet die Knochenmarktransplantation. Warum Defekte an ribosomalen Proteinen, bei denen man unterschiedliche Auswirkungen im gesamten Organismus erwarten würde, Am Tag der Klinischen Forschung wurden neben dem DKF-For- lediglich zu ganz spezifischen Störungen führen, ist noch schungspreis weitere Preise verliehen: nicht vollständig geklärt. Vor Kurzem haben wir mit dem Der diesjährige Förderpreis für die beste präklinische Arbeit Ribonuklease-Inhibitor (RNH1) ein neues ribosomassozi- ging an Giulio Loforese, Departement Klinische Forschung, iertes Protein ermittelt, das an der erythroidspezifischen Universität Bern, Forschungsgruppe Viszerale- und Transplanta Translation beteiligt ist. Die RNH1-Deprivation führt bei tionschirurgie. Mäusen aufgrund einer schweren Reifungsstörung der ery- Förderpreis für beste klinische Arbeit an: Sophie Braga-Lagache, throiden Zellen zum Tod in der frühen Embryonalphase. Departement Klinische Forschung, Universität Bern, For- Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass ein RNH1-Mangel zu schungsgruppe Protein- und Zellbiologie. einer ähnlichen Störung der Translation in erythroiden Zel- Förderpreis für beste Arbeit einer Medizinstudentin oder eines len mit entsprechendem Rückgang der Erythropoese führt Medizinstudenten an: Sebastian Sahli, Universitätsklinik für wie bei DBA-Patienten. Neurochirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Departe- ment Klinische Forschung, Universität Bern, Cluster for Regene- Ausserdem soll an Patientenproben untersucht werden, ob rative Neuroscience. RNH1 bei diesen Störungen eine Rolle spielt und welche mo- Diesjähriger Alumni MedBern Preis an: Dr. Tim Vanbellingen, lekularen Mechanismen daran beteiligt sind. Die geplanten Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital, Universitätsspital Versuche könnten neue therapeutische Strategien bei die- Bern und Departement Klinische Forschung, Universität Bern, sen Erkrankungen aufzeigen.» Cluster for Regenerative Neuroscience. 16 PUNKT • AUSGABE 4 /14
«Die geplanten Versuche könnten neue therapeutische Strategien bei diesen Erkran- kungen aufzeigen.» DR . ALL AM R AMANJANEYULU, U N I V E R S I TÄT S K L I N I K F Ü R H Ä M AT O L O G I E Dr. Allam Ramanjaneyulu und Prof. Dr. Anne Angelillo-Scherrer Departement Klinische Forschung der Universität Bern / Universitätsklinik für Hämatologie und Hämatologisches Zent- rallabor des Inselspitals. 17
P E R S P E K T I V E N | SEI T EN W ECHSEL «Dieses Arbeitsmodell ist noch exotisch.» Oliver Wahler trägt verschiedene Hüte in verschiede- nen Häusern zu verschiedenen Zeiten: Alle drei Monate wird er vom Oberarzt Anästhesie Inselspital zum Leitenden Arzt Anästhesie und Facharzt Inten- sivmedizin in den Häusern Tiefenau und Ziegler. TEXT: Oliver Wahler (Protokoll: Marianne Kaiser) FOTO: Pascal Gugler «Am Inselspital das Exotische und die grossen Eingriffe, wo Rhythmus und der geschätzten Arbeit der Dienstplanenden, eine Operation schon mal einen Tag dauern kann. Im Spital funktioniert alles reibungslos. So wechseln wir uns als gut Tiefenau und Ziegler meist standardisierte Routineeingriffe eingespieltes Team ab und tauschen uns, wenn es unsere in schmalen und schnelleren Abläufen. − Ich liebe beides. Zeit erlaubt, auch immer wieder persönlich aus. Je nach Dienstplan liegt auch mal ein Feierabendbier drin. Denn per In den 12 Jahren, die ich als nun 39-Jähriger auf der Anäs- Zufall begegnen wir uns ja nicht: er hier, ich dort und um- thesiologie im Inselspital arbeite, habe ich alle Abteilungen gekehrt. kennengelernt. Seit einem Jahr bin ich zum zweiten Mal schwerpunktmässig auf der HNO, wo zum Teil sehr aufwän- Gesamthaft fordert dieses Arbeitsmodell ein grosses Mass dige Operationen durchgeführt werden, die uns alle heraus- an Flexibilität aller Beteiligten. Gleichzeitig erhält man da- fordern. So zum Beispiel, wenn nach Unfällen aufwändige für einen stets abwechslungsreichen Arbeitsmodus mit tol- Rekonstruktionen oder infolge Tumoren z.B. Lappenplasti- len Erfahrungen und sehr netten Kontakten. Meine Frau, ken eingesetzt werden müssen. Diese Eingriffe verlangen die als Study nurse ebenfalls auf der Anästhesie im Insel- eine hohe Präsenzzeit, sind aber auch sehr spannend. spital arbeitet, unterstützt mich bei meinen verschiedenen Ebenso das teils sehr anspruchsvolle Atemwegsmanage- Arbeitseinsätzen liebe- und verständnisvoll. Trotz allem ment, die häufigen Notfälle, die das OP-Programm durch- gibt es genügend Zeit abzuschalten. Wenn ich die Stadt- einanderwürfeln und nicht zu vergessen natürlich die Aus- grenze Bern Richtung Zimmerwald, unserem neuen Wohn- bildung und das Training vieler junger MitarbeiterInnen ort, verlasse, freue ich mich bereits auf meine Frau und un- sind hier Kernaufgaben. sere drei Kinder. Ob beim Joggen, Wandern oder Velofahren, an sportlichen Möglichkeiten mangelt es hier oben nicht. Nachdem ich seit 2008 als Oberarzt auf der Anästhesie ar- beitete, entschloss ich mich, zusätzlich den Facharzttitel Als «Seitenwechsler» sind wir noch Exoten im Unterneh- Intensivmedizin zu machen und konnte diesen 2012 ab- men. Doch das Wechseln von Arbeitsorten und Arbeitsar- schliessen. Etwa 1 Jahr später ergab sich dann die interes- ten, denke ich, wird auch in anderen Disziplinen Schule sante Möglichkeit, zu 50% als leitender Arzt im Spitalnetz machen und sich bewähren. So sind mir bereits Kollegen Bern zu beginnen. Dies war nur dank der wohlwollenden der Kardiologie und der Pneumologie bekannt, die ähnliche Zusammenarbeit von Prof. Stüber (und PD Dr. Lehmann, Arbeitsmodelle anwenden und gute Erfahrungen machen. seinem Stellvertreter), sowie PD Dr. Luginbühl als Chefärzte Ich hoffe sehr, dass in naher Zukunft mit dem Zusammen- der beiden Kliniken möglich. Eine Vorreiterrolle übernahm schluss einerseits die Patienten von einer massgenaueren diesbezüglich Dr. S. Lötscher, der mit den identischen Vor- Behandlung profitieren. Denn für einen elektiven Eingriff aussetzungen dieses Modell bereits seit zwei bis drei Jahren oder bei einem einfachen Notfall wird ein Patient je nach praktiziert. Fall im Stadt- oder Landspital deutlich schneller (und viel- leicht auch komfortabler?) bedient als im Zentrum, dafür Ich wechsle alle drei Monate vom Inselspital in die Stadtspi- ist er im Universitätsspital in komplexeren Situationen in täler Tiefenau und Ziegler, wo ich tageweise entweder in der besten Händen. Andererseits hoffe ich, dass all jenen Mitar- Anästhesie oder auf der Intensivstation tätig bin. Hier bin beitern die Chance gegeben wird, ein ähnliches Arbeitsmo- ich sehr offen und herzlich empfangen worden, die neuen dell zu praktizieren, die sich hierfür interessieren. Die Pla- Kontakte sind definitiv auch eine Bereicherung für mich. nung dahin ist ja bereits auf bestem Wege. Ich finde es Die anderen drei Monate werden von meinem Jobsharing- wunderbar, an diesem grossen Projekt mithelfen zu kön- Partner Dr. Stefan Lötscher übernommen. Dank diesem nen.» 18 PUNKT • AUSGABE 4 /14
«Noch sind wir in der Unter- zahl. Doch auch in anderen Disziplinen wird das Modell Schule machen.» O L I V E R WA H L E R O B E R A R Z T/ L E I T E N D E R A R Z T I N S E L S P I TA L / S P I TÄ L E R T I E F E N AU Z I E G L E R 19
P E R S P E K T I V E | ER F O LGSG E SCH I CH T E P F L EG E «Advanced Nursing Practice» – Innova- tion in der Fachentwicklung Pflege Die Anforderungen an das Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten und ihrer Angehörigen nehmen zu. Advanced Nursing Practice-Angebote fördern eine integrierte Versorgung und die Unter- stützung der Betroffenen. TEXT: Elisabeth Spichiger, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bereich Fachentwicklung, Direktion Pflege / MTT Luzia Herrmann, Bereichsleiterin Fachentwicklung, Direktion Pflege / MTT FOTO: Direktion Pflege MTT Durch demografische Veränderungen, Advanced Nursing Practice (ANP) len Team eigenverantwortlich eine er- neue medizinische Möglichkeiten, ANP bezeichnet eine erweiterte ver- weiterte Rolle in einem spezialisierten Kostenzunahme und kürzere Spital- tiefte Pflegepraxis und ist vor allem in Bereich der Pflege zu übernehmen. Ihr aufenthalte steigen die Anforderungen den angelsächsischen Ländern etab- Kernauftrag liegt in der klinischen an das Selbstmanagement der Patien- liert; weltweit wird ANP in rund 40 Praxis, in der Betreuung von Patientin- tinnen und Patienten und ihrer Ange- Ländern praktiziert und seit ca. 15 Jah- nen und Patienten und ihren Angehö- hörigen. Mit Advanced Nursing ren auch in der Schweiz gelehrt und rigen. Sie gewährleistet damit eine evi- Practice-Angeboten wird eine integ- umgesetzt. denzbasierte Praxis, führt Beratungen rierte Versorgung gefördert. Betroffene durch und bringt ihre Kompetenzen in können im Alltag beim Umgang mit Mit Advanced Practice Nurse (APN) ethische Entscheidungsfindungen so- Krankheiten und Therapien wirksam wird die Berufsrolle bezeichnet, wel- wie die interprofessionelle Zusammen- unterstützt werden. Seit September che ANP umsetzt. Die APN ist eine di- arbeit, insbesondere mit Ärztinnen 2013 ist der Bereich Fachentwicklung plomierte Pflegefachperson mit akade- und Ärzten, ein. Coaching anderer der Direktion Pflege/MTT verantwort- mischer Ausbildung (MScN oder Fachpersonen und fachspezifisches lich für die Entwicklung von Pflege, Doktorat). Sie verfügt über Experten- Leadership gehören ebenfalls zu ihren Hebammenwesen und Therapien im wissen und klinische Kompetenzen, Aufgaben (Quellen: 1) Hamric et al. Inselspital und im Spital Netz Bern. Im die sie befähigen, im interprofessionel- (2014), Advanced practice nursing: An Rahmen des SMSB-Projekts Pflege hat der Bereich ein Konzept für eine stra- tegisch ausgerichtete, koordinierte Etablierte ANP-Angebote und systematische Fachentwicklung erstellt. Weitere Angebote sind im Aufbau. Das Konzept Fachentwicklung sieht • Breast und cancer care nurse: Beratung für Patientinnen mit Brust- und gynä- den Aufbau von Advanced Nursing kologischen Krebsarten. Practice-Angeboten vor. Diese bieten APN: Dinah Gafner eine Möglichkeit, Herausforderungen • Transitionssprechstunde für Jugendliche und junge Erwachsene mit angebore- in der Patientenversorgung erfolgreich nem Herzfehler und ihre Eltern. zu begegnen und – dem Aufruf des APN: Corina Thomet Bundesrates in «Gesundheit 2020 fol- • Systemsklerose: Beratung von Patientinnen und Patienten mit Systemsklerose gend – innovative Versorgungsmodelle und ihren Angehörigen. zu etablieren, die eine integrierte und APN: Agnes Kocher langfristige Betreuung von definierten • Palliative Care Patientengruppen und ihren Angehö- APN: Monica Fliedner rigen unterstützen. 20 PUNKT • AUSGABE 4 /14
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