4 14 SPITAL BUSINESS M it Jobv ideos Punkt das Magazin

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4 14 SPITAL BUSINESS M it Jobv ideos Punkt das Magazin
4        14

S P I TA L B US I N ESS
M it Jobv ide os i n d ie
Polep os it ion 6

PE R S PEK T I V E N
Autologe St a m m z el l-
t ra n s pl a nt at ion 10

SE RV I C E
Gr u s s au s der Küc he:
Wei h n ac ht s re z ept 23
4 14 SPITAL BUSINESS M it Jobv ideos Punkt das Magazin
E D I TO R I A L

Als Hannoveraner
in Bern

                                                                            NEWS

                                                                       03 Innovative Pflege
                                                                       04 Streifzüge
                                                                       05 Grippe – Grand Prix

                                                                            S P I TA L B U S I N E SS

                                                                       06 Jobvideos
                                                                       08 Sarkomzentrum
                                                                       10 Stammzellentransplantation
                                                                       12 Philippe Pellaton:
                                                                          200 Tage im Amt
Was vor 660 Jahren von einer mutigen Frau testamentarisch nieder-      14 Pflegezentrum Elfenau verkauft
gelegt wurde, ist für mich Kult: «In Gottes Namen, Amen! Ich, Anna
Seilerin, Burgerin und wohnhaft zu Bern, tue kund allen, die diese
Urkunde sehen oder lesen hören (...)» Die Gründerin der Stiftung hat        PERSPEK TIVEN
dem Betrieb den ersten Namen gegeben.
                                                                       16   Tag der Klinischen Forschung
Und was sage ich? Als Hannoveraner in Bern, nach knapp einem           18   Seitenwechsel: Oliver Wahler
Jahr als neuer Chef von Inselspital und Spital Netz Bern? «Ich, ein    20   Advanced Nursing Practice
Hannoveraner, wohnhaft zu Bern, arbeite als Insulaner, Spital Netz-    22   Ich lerne, also bin ich
ler und Berner an der Verstärkung des Medizinalstandortes Bern?»       23   Leitung Gastronomie/Rezept

Keine ganz einfache Sache, diese Bekundung. Zumal wir auch noch
keinen Namen kreiert haben für das neue Spitalgebilde, auf das wir          SERVICE
alle warten, für das wir alle arbeiten und mit den politischen Gre-
mien sowie den zuständigen Behörden um die bestmögliche, um-           24 Kolumne
setzbare Form ringen. Noch liegt ein langer Weg vor uns, der nur       25 Forschungsaufenthalt, Jonas
langsam bezwungen werden kann. Unverändert bin ich vom Nutzen             Marschall
des neuen Gebildes überzeugt. Ich glaube daran, dass sich in zehn      26 Mitarbeiteranlass
Jahren die Bevölkerung auf dem Land an seinem Spital erfreut, weil     27 Bumerang
sie weiss, dass optimale Behandlung vor Ort möglich ist und den-       28 Personelles
noch starke Partner mit universitärem Fachwissen und neusten For-      30 Auszeichnungen
schungsergebnissen Rückhalt bieten.                                    31 Quiz/Impressum
                                                                       32 Cartoon
Bis dahin werden wir noch ein paar Ausrufe hören. Nicht alle wer-
den positiv sein. Um das zu ändern, müssen wir ein paar Mauern
niederreissen, anstatt neue zu bauen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben schöne Feier­
tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ich danke Ihnen für Ihre
Mitarbeit und Ihr persönliches Engagement.

Holger Baumann
Vorsitzender Geschäftsleitung

2           PUNKT • AUSGABE 4 /14
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Corinne Heimgartner, heute eine

                                                                                  junge gesunde Frau aus Herzogen-

                                                                                  buchsee, erkrankte an Sarkomkrebs

                                                                                  als sie 15 Jahre alt war. Ein Rück-

                                                                                  blick vor der Kinderklinik, am Ort

                                                                                  der Therapie.

                                                                                  Bericht ab Seite 10

I N N OVAT I O N I N D E R P F L EG E

Innovative Pflege in der
Herz- und Gefässchirurgie
Die Medizintechnik macht im Bereich Diagnose und Assessment grosse Fort-
schritte. Mit dem Mobility Monitor (compliant concept AG) ist ein Assessment-
Tool verfügbar, welches von den Pflegenden zur Unterstützung von Dekubitus-                                Sarkomzentrum Seite 8
und Sturzprävention sowie zur Analyse von Unruhe- und Schlafverhalten der                  16 Kliniken arbeiten interdisziplinär
Patienten genutzt werden kann. Das Gerät ist auch im Inselspital im Einsatz.

Der Mobility Monitor erfasst – über die Sensoreinheit unter der Matratze – die
Eigenmobilität und die Mikroaktivität der Patienten im Bett und zeichnet diese
elektronisch auf. Letztere kann durch schlechte Schlafqualität, Schmerzen oder
Unruhezustände erhöht sein. Bei unzureichender Eigenbewegung der Patien-
ten weist das Gerät über den Lichtruf auf die Dekubitusgefahr hin oder meldet
bei sturzgefährdeten Patienten, wenn sie das Bett verlassen. Interventionen zur
Risikoverminderung können entsprechend individuell und situationsgerecht
durchgeführt, die Lebensqualität der Patienten dadurch gefördert werden.

Die Optimierung des pflegerischen Risikomanagements ist an der Klinik für
Herz- und Gefässchirurgie (HGEK) ein Dauerziel. Vor eineinhalb Jahren hat die
Pflegeleitung deshalb sechs Mobility Monitore angeschafft. Aufgrund erster
                                                                                           Standortleiter Spital Münsingen Seite 12
Erfahrungen wurde in diesem Jahr ein Handlungsschema für einen systema-
                                                                                             Philippe Pellaton 200 Tage im Amt
tischen Einsatz erarbeitet und in einem einmonatigen Pilot auf einer Betten-
station getestet.

Von 75 Patienten der Pilotabteilung erfüllten 16 ein Indikationskriterium. Die
häufigsten Indikationen waren «Verminderte Bettmobilität», die Pflegediagno-
sen «Sturzgefahr», «Akute Verwirrtheit» und «Gefahr einer akuten Verwirrtheit».

Die Resultate zeigen, dass das Handlungsschema auf der HGEK umgesetzt wer-
den kann. Die Erfahrungen mit dem Mobility Monitor sind positiv, die Unter-
stützung im pflegerischen Alltag wird als effektiv und nützlich erlebt. Da die
Dateninterpretation aber einige Erfahrung benötigt, ist ein mehrmonatiger
Support der Teams durch speziell geschulte Key User der Stationen und die
Pflegeexperten sinnvoll. Aktuell wird das Schema auf den restlichen vier Sta-
tionen gestaffelt eingeführt. Alle zwei Monate wird ein Team geschult, die Sup-
portphase dauert – in abnehmender Intensität – jeweils sechs Monate.                    Vinzenz Meiers Weihnachtsrezept Seite 23

                                                                                                                                 3
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N E W S | S T R EI F ZÜ G E

Streifzüge durchs Inselareal
TEXT: Strategische Planung, Direktion Infrastruktur FOTO: Pascal Gugler

Die bis zu 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begaben sich auf historische Spurensuche, entdeckten Flora und Fauna
rund ums Inselspital, lernten die medizinischen Entwicklungen des Inselspitals kennen, befassten sich am Beispiel des
Inselareals mit der Stadtentwicklung, erfuhren Wissenswertes über geschützte Gebäude des Spitals und tauchten ab in
die unterirdische Welt des Inselspitals. Das Bild des Inselspitals mit dem Eingang ins Bettenhochhaus konnte mit diesen
Streifzügen erweitert werden.

12. August 2014: Christoph Schläppi, Architekturhistoriker; Historische Spurensuche.
19. August 2014: Sabine Tschäppeler, Biologin; Flora und Fauna rund ums Inselspital.
26. August 2014: Prof. Dr. med Andreas Tobler, Ärztlicher Direktor Inselspital; Die medizinische Entwicklung des Inselspitals.
2. September 2014: Mark Werren, Dipl. Arch. ETH, Stadtplaner Stadt Bern; Stadtentwicklung am Beispiel des Inselareals.
9. September 2014: Prof. Dieter Schnell, PD Dr. phil. I, Architekturhistoriker; Frühe Bauten des Spitalausbaus.
16. September 2014: Bernhard Leu, Dipl. Arch. FH, NDS BWL, Direktor Infrastruktur; Die unterirdische Welt des Inselspitals.

4           PUNKT • AUSGABE 4 /14
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S P I TA L B U S I N ESS | N E W S

Grippeimpfung                                                        Grand-Prix 2015
Spital Netz Bern
Gemäss BAG konnte wäh-            den Lohnabrechnungen
rend der Grippesaison 2013/       vom September bzw. Okto-
2014 die leichteste Grippe-       ber an die Mitarbeitenden
epidemie der letzten zehn         verschickt, zum anderen                                Das Inselspital – Medical Partner des Grand-Prix von Bern

Jahre verzeichnet werden.         wurden die Informationen
                                                                                                                                          «Das Inselspital über-
                                  zu den Grippeimpfungen an                                                                             nimmt die Anmeldege-
Die Impfquote im SNBe ist         vereinzelten Standorten                                                                               bühr bei Anmeldungen,
im Vergleich zur Grippe­          ausgehängt und auf den Ab-                                                                           die zwischen dem 15.12.14
impfung 2012/2013 kons-           teilungen verteilt. Geimpft
tant geblieben. Der verwen-       wurde im Zeitraum von
                                                                                                                                         und dem 15.3.15 einge-
dete Grippeimpfstoff deckte       Mitte Oktober bis Mitte No-                                                                                     hen.»
die zirkulierenden Influen-       vember.
zaviren sehr gut ab, sodass
dieses Jahr die Zusammen-         Bei Fragen zur Grippeimp-
setzung des Impfstoffes un-       fung wenden Sie sich bitte
verändert bleibt. Da der          an den personalärztlichen
Impfschutz mit der Zeit           Dienst an Ihrem Standort.
sinkt, wird eine jährliche                                                               Emotionen und    www.insel.ch

Auffrischung der Impfung                                                                 pures Laufvergnügen –
empfohlen. Die Einladun-          Betriebliches Gesundheits-
                                                                                         Wir freuen uns.
gen zu den Grippeimpfun-          management Spital Netz
gen wurden zum einen mit          Bern                          InselSpital-Inserat2015-RZ.indd 1                                                    03.10.14 17:30

                                                                     Auch 2015 «Medical Partner»
Inselspital
                                                                     Anmeldung für den Lauf vom 9. Mai 2015 sind ab Dezember
                                                                     über das Intranet möglich. Das Inselspital übernimmt für alle
                                                                     Mitarbeitenden des Inselspitals und des Spital Netz Bern
                                                                     das Startgeld bei Anmeldungen, die zwischen dem
                                                                     15. Dezember 2014 und dem 15. März 2015 eingehen. (Spä-
                                                                     tere Anmeldungen bitte direkt über die offizielle GP-Seite.
                                                                     Diese Kosten werden NICHT vom Unternehmen übernom-
                                                                     men.)

                                                                     Im Vorfeld finden wieder drei GP-Symposien im
                                                                     Hörsaal Ettore Rossi der Kinderkliniken statt.

                                                                     Mittwoch, 18. Februar 2015, ab 18.30 Uhr
                                                                     • Körperliches Training und Wettkampfteilnahme bei Herz-
                                                                       Kreislauf-Erkrankungen.
                                                                       PD Dr. med. Matthias Wilhelm
                                                                     • Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung – was für wen?
                                                                       Dr. med. Lukas Trachsel
                                                                     • «Was kann der Amateur vom Profi lernen?» Lubos Bilek,
                                                                       Trainer von Sebastian Kienle (Sieger Ironman Hawaii 2014)

                                                                     Mittwoch, 18. März 2015, ab 18.30 Uhr
                                                                     • Pollenallergie am Grand-Prix Bern – Prävention und
                                                                       Behandlung. Prof. Dr. med. Arthur Helbling
                                                                     • Wirbelsäule und Sport. PD Dr. med. Lorin Benneker

                                                                     Mittwoch, 22. April 2015, ab 18.30 Uhr
                                                                     • Lunge, Luft und Sport. Dr. med. Carmen Casaulta
Bei Fragen zur Grippeimpfung wenden Sie sich bitte an den            • Sport, Spiel & Spass – Verletzungen im Kindesalter.
personalärztlichen Dienst (PAD).                                       Dr. med. Andreas Bartenstein

                                                                                                                                                                      5
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S P I TA L B U S I N ESS | R EK RU T I ERU N G

Mit Jobvideos in die Poleposition

Zur Rekrutierung von Personal setzt das Inselspital
immer öfters auch auf Jobvideos, die den Kandidaten
einen konkreten Eindruck der künftigen Stelle ver-
mitteln. – Erste Erfolge zeichnen sich ab.

TEXT: Marianne Kaiser FOTO: livejobs.ch

Was einst der Anzeiger, ist heute das           gutem Auftritt. Das ist unter anderem            Stelleninserate zeigen limitierte Mög-
Internet: Wohl die meisten Stellensu-           im Gesundheitswesen von Nöten, wo                lichkeiten und kommen im heutigen
chenden, allen voran die jüngeren, su-          der Personalmangel und der Konkur-               Zeitalter unter Druck. Ein Jobvideo
chen in erster Linie im Internet nach           renzdruck besonders gross sind. Hier             bietet hingegen die Möglichkeit, den
einem neuen Job. Viele nutzen zudem             reichen Stelleninserate alleine erst             Interessierten das Umfeld, die künfti-
berufliche Job-Netzwerke wie XING,              recht nicht mehr aus.                            gen Kolleginnen und Kollegen, die Vor-
informieren sich über Social Media-                                                              gesetzten und das Arbeitsumfeld kon-
Kanäle wie Facebook oder schauen                Positiver Eindruck ist nötig                     kret aufzuzeigen. Ein positiver Ein-
sich entsprechende Videos auf dem               Neben dem physischen Werben und                  druck kann einen entscheidenden
Google-Video-Portal YouTube an. Dass            Netzwerken an Berufs- und Fachmes-               Ausschlag für die Bewerbung geben.
dabei Arbeitgeber nachziehen und sich           sen, an Kongressen und Symposien der             Dazu Therese Leibinn, Leiterin Perso-
auch online als attraktiven Arbeitge-           Verbände, verlangt das heutige Rekru-            nalmarketing: «Die Erfahrungen mit
ber am Markt präsentieren müssen,               tieren von geeignetem Personal eine              den ersten Jobvideos sind durchaus
liegt auf der Hand. Und je ausgetrock-          starke Marktpräsentation mit allen zur           positiv und bewirken eine sukzessive
neter der Stellenmarkt, desto wichtiger         Verfügung stehenden Mitteln. Denn                Zunahme an eingehenden Bewerbun-
wird eine gute Präsenz am Markt dank            herkömmliche, auf Text beschränkte               gen. Bereits heute können wir sagen,

                                                                                                       Trotz Aufwand eine Low-Cost-Produktion:
                                 Ein Job-Video kostet etwa gleichviel wie ein 4-farbiges Inserat (A4) in einer Fachzeitschrift (1x geschaltet).

6           PUNKT • AUSGABE 4 /14
4 14 SPITAL BUSINESS M it Jobv ideos Punkt das Magazin
dass der frankenmässige Nutzen die         tungen für das Video waren sehr zeit­      nenden Arbeit auf höchstem Niveau.»
Kosten der Produktion um ein Vielfa-       intensiv, aber spannend und haben          Ins gleiche Horn stösst auch Herold Bu-
ches übersteigt.»                          uns allen Spass gemacht», so die Leite-    mann, Leiter Pflegedienst, Urologische
                                           rin Pflegedienst, die die Jobvideos be-    Klinik, der jüngst ein Video erstellen
Im Einsatz für die Intensiv-, Anästhe-     fürwortet und jederzeit wieder ma-         liess, aber weitere Massnahmen
sie- und Notfallpflege                     chen würde. Heute müsse man alle           wünscht: «Ein Jobvideo ist ein wichti-
Im Frühling 2014 wurden die ersten         Kanäle nutzen, um auf sich aufmerk-        ger Anfang. Aber es braucht auch kon-
drei Videos produziert, und seither zie-   sam zu machen.                             kurrenzfähige Anstellungsbedingun-
hen immer mehr Kliniken nach. Nach                                                    gen, faire Löhne und attraktive
der Viszeralen Chirurgie, die das erste    Viele Jahre war das Werben noch            Rahmenbedingungen.» Zwar sei die
Video in Auftrag gegeben hatte, lan-       nicht nötig.                               Situation im Pflegedienst derzeit nicht
cierte als Gemeinschaftsproduktion         In guten Zeiten konnte sich das Insel-     prekär – momentan bestehe gar eine
auch die Intensiv-, Anästhesie- und        spital bequem zurücklehnen, wenn es        Warteliste – im OP aber schon: «Auf
Notfallpflege ein Jobvideo. Protagonis-    sich um die Neubesetzung von Stellen       unser aktuelles Inserat hatten wir ge-
tinnen des Anästhesie-Teams simu-          handelte. Heute kämpfen fast alle Spi-     rade mal eine Anfrage. Gegenüber an-
lierten einen Notfall, anhand dessen       täler und Heime um Personal. Dabei         deren Kantonen, vor allem Aargau und
nicht «nur» die Patientenprozesse, son-    sind die Karten ungleich verteilt: Die     Zürich, sind wir lohntechnisch nicht
dern auch die dafür notwendigen Wei-       Privaten locken mit mehr Lohn, mit         konkurrenzfähig. Nicht selten werden
terbildungen illustriert werden kön-       äusserst attraktiven Stellenangeboten      Bewerbungen deswegen zurückgezo-
nen. Denn neben «normalen» Stellen         und Zusatzleistungen. So bleibt dem        gen. – Der Stellenmarkt ist sehr ‹tro-
müssen auch Weiterbildungsplätze be-       Universitätsspital das fachlich sehr       cken›.»
setzt werden können, damit Nachfolge-      breite Arbeitsspektrum, die exzellente
lösungen greifen. Auch hier ist der        Stellung, der gute Ruf und die Anbin-      Ein Jobvideo, im Stelleninserat einge-
Markt ausgetrocknet. Das Buhlen um         dung an Universität und Forschung,         bunden und auf Online-Kanälen ein-
die besten Kandidaten für Weiterbil-       was aber auch ausserhalb besser ver-       sehbar, sei deshalb nicht nur Kür, son-
dungen und somit späteren Mitarbei-        kauft werden soll. «In der Anästhesie-     dern Pflicht.
tern und Mitarbeiterinnen ist zwi-         pflege engagieren wir uns stark, um die
schen Kantonen und Spitälern extrem        Vorzüge unserer Abteilung bekannt zu
(allen voran zwischen Privatspitälern      machen. Neu führen wir jährlich auch
und öffentlichen Häusern). Der Mangel      ein eigenes Anästhesiepflegesympo-
an Lernenden in der Grundpflege            sium durch. Zurzeit benötigen wir wei-
schlägt sich heute im derzeit knapp ge-    terhin temporäre Kräfte, damit alle
nügend besetzten Weiterbildungsbe-         OP-Programme in allen OP-Sälen pro-
reich nieder. Dazu Irène Klöti-Aegler,     blemlos durchgeführt werden kön-           Im ersten Halbjahr 2014 erstellte
Leiterin Pflegedienst Anästhesiologie:     nen», so Irène Klöti-Aegler.               Videos:
«In der Grundpflege werden in der
Schweiz pro Jahr nur etwa 3000 Be-         Personalmangel entgegenwirken              • Jobvideo Viszerale Chirurgie
rufsfachleute ausgebildet; rund 4700       Das weiss auch Brigitte Dubach, Leite-     • Jobvideo Intensiv-, Anästhesie-
Personen werden benötigt. Dass sich        rin Pflegedienst OP-Zentrum INO: «Wir        und Notfallpflege
dieses Manko später auf Weiterbil-         arbeiten im Moment mit sechs tempo-        • Jobvideo Dipl. Pflegefachpersonal
dungsangebote wie Notfall-, Intensiv-      rären Mitarbeitenden, was immer noch       • Jobvideo Medizinsteuerung / Medizin-
und Anästhesiepflege ausdehnt, ist         besser ist, als infolge Personalmangels      controlling
nachvollziehbar.» Früher habe für          einen OP-Saal zu schliessen, was auch
Weiterbildungen eine Warteliste be-        schon der Fall war. Die meisten von uns    • Gesamtzahl Views «Dipl.
standen. Heute sei man froh, wenn von      leisten viele Überstunden …» Ihr drin-       Pflegefachpersonal»: bisher
den Interessierten genügend qualifi-       gendster Personalbedarf: Dipl. OP-Pfle-      über 50 000 Views
zierte Personen eruiert werden kön-        gepersonal oder dipl. Operationsfach-      • Tagesdurchschnitt: rund 200
nen.                                       personal. Deshalb setzt auch sie auf ein     Views/ Tag
                                           Jobvideo, das für den Spätherbst ge-
Aus diesen Gründen haben sich Inten-       plant ist, denn sie ist überzeugt, dass
siv-, Anästhesie- und Notfallpflege für    zeitgerecht aufbereitete Inserate ein      XING – Seit August Unternehmensprofil
ein Jobvideo entschieden, das zwar         «must» sind. Aber nicht nur. «Der Lohn     aktiv. Zielgruppen: Ärzte, Akademisches
nicht zu einem Run auf die ausge-          sollte auch stimmen. Wir sind bemüht,      Personal, Verwaltung (HR / Marketing,
schriebenen Stellen (in der Anästhesie-    den üblichen Lohnforderungen ge-           Finanzen /Controlling, Informatik,
pflege stehen freie Stellen immer zur      recht zu werden. Zudem bräuchte es         Projektmanager).
Verfügung, da ca. 50 Personen pro 24       weitere interne Massnahmen wie ge-         www.xing.com
Stunden benötigt werden) geführt hat,      nügend Parkplätze, Vergünstigung für
aber breit wahrgenommen wurde, zu-         den ÖV und Insel-nahe Pikettzimmer.        Kununu – Arbeitgeberbeurteilungs-
weilen auch über die Landesgrenzen         – Für uns ist es oft zermürbend zu se-     plattform: seit August Unternehmens­
hinaus. Zum Beispiel im Südtirol, in       hen, wie andere mit Lockangeboten          profil aktiv.
Bozen, womit eine neue Person ange-        punkten. Zum Glück können wir vieles       www.kununu.com
stellt werden konnte. «Die Vorberei-       wettmachen mit einer überaus span-

                                                                                                                               7
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S P I TA L B U S I N ESS | N EU E S Z EN T RU M

Bildung eines Sarkomzentrums
16 Abteilungen bilden gemeinsam das inter-
disziplinäre Sarkomzentrum. Dafür spricht einiges.
Die Koordinatoren des Zentrums geben Auskunft.

TEXT: PD Dr. med. Frank Klenke und Dr. med. Attila Kollàr FOTO: Tanja Läser

PUNKT: Wieso braucht es ein Sarkom-             tersuchungen und Therapien koordi-
zentrum?                                        niert. Hierdurch wird eine optimale
Attila Kollàr: Das übergeordnete                Betreuung ohne Zeitverzögerungen ge-
Hauptziel der Bildung eines Sarkom-             währleistet. Die Patienten sind mit der
zentrums liegt in der Gewährleistung            Vielzahl an Ärzten, die an der Behand-
der optimalen Behandlung von Sar-               lung beteiligt sind, oft überfordert. Da-
kompatienten. Aufgrund der Selten-              her wird bereits von Beginn an ein be-
heit dieser Tumorerkrankung ist es von          handelnder Arzt ausgewählt, der für
zentraler Bedeutung, das Wissen und             den Patienten als persönlicher An-
die Erfahrung zu bündeln. Nur so ist            sprechpartner zur Verfügung steht. In
eine kompetente Strukturierung und              Zukunft wird jeder Sarkompatient aus­
Beurteilung der Untersuchungsergeb-             serdem von einer speziell ausgebilde-
nisse sowie die Erstellung eines Thera-         ten Pflegekraft betreut. Diese soge-
pieplans bei diesen komplexen Erkran-           nannte «Advanced Practice Nurse»
kungen möglich.                                 wird den Patienten kontinuierlich
                                                während der Diagnostik, Therapie und
Frank Klenke: Am Inselspital sind 16            Nachsorge begleiten.
medizinische Fachrichtungen direkt                                                          Das interdisziplinäre Sarkom-
an der Behandlung von Sarkompatien-             Attila Kollàr: Die ärztliche Betreuung      zentrum setzt sich aus
ten beteiligt. Die örtliche Nähe und die        erfolgt durch erfahrene Sarkomspezi-        16 Abteilungen zusammen:
enge Zusammenarbeit als Team von                alisten. Die Betreuung endet jedoch
Sarkom-Spezialisten ermöglichen eine            nicht mit der Therapie der Sarkomer-        Universitätskliniken für:
qualitativ hochstehende Betreuung               krankung. Nach Abschluss der eigent-        Medizinische Onkologie; Radio-
der betroffenen Patienten. Ausserdem            lichen Behandlung wird ein individu-        Onkologie; Diagnostische, Inter-
können wir durch die zentrale und               eller Nachsorgeplan erstellt, um einen      ventionelle und Pädiatrische Radio-
strukturierte Dokumentation aller               eventuellen Krankheitsrückfall früh         logie; Orthopädische Chirurgie;
Sarkome unsere Expertise erweitern              zu entdecken und behandeln zu kön-          Viszerale Chirurgie und Medizin;
und neue Erkenntnisse zur Diagnostik            nen. Auf diese Weise wird eine regel-       Thoraxchirurgie; Plastische- und
und Therapie von Sarkomen gewin-                mässige Betreuung der Patienten si-         Wiederherstellungschirurgie; Hand-
nen.                                            chergestellt und ein langfristiges          chirurgie; Urologie; Frauenheil-
                                                Vertrauensverhältnis aufgebaut.             kunde; Hals-, Nasen- und Ohren-
Welche Vorteile bringt mir das Zent-                                                        krankheiten (HNO), Kopf- und
rum als Patient?                                Um eine ganzheitliche Betreuung si-         Halschirurgie; Herz- und
Frank Klenke: Die Diagnose eines                cherzustellen, werden unsere Patienten      Gefässchirurgie; Kinderheilkunde
bösartigen Tumors stellt für jeden Pa-          in physiologischer, psychologischer         (Abteilung Kinderonkologie);
tienten ein einschneidendes, lebens-            und sozialer Hinsicht professionell un-     Kinderchirurgie (Abteilung
veränderndes Ereignis dar. Wenn der             terstützt. Zu diesem Zweck arbeitet das     Kinderorthopädie); Nuklearmedizin.
Verdacht auf ein Sarkom geäussert               Sarkomzentrum eng mit der Physio-           Institut für Pathologie, Universität
wird, sind viele Untersuchungen not-            therapie, Ergotherapie, Ernährungsbe-       Bern
wendig, um die Diagnose zu sichern              ratung, Schmerztherapie, Psychoonko-
und um die Ausbreitung des Sarkoms              logie, Seelsorge, Palliativmedizin und      Kooperationspartner des
festzustellen (Röntgenuntersuchun-              dem Sozialdienst des Inselspitals zu-       Sarkomzentrums:
gen, Gewebeprobe des Tumors usw).               sammen. Mit unserem interdisziplinä-        Physiotherapie, Ergotherapie,
Durch die Bildung eines Sarkomzent-             ren Team möchten wir unsere Patien-         Ernährungsberatung, Schmerzthe-
rums profitieren die Patienten von ei-          ten auf ihrem Weg bestmöglich               rapie, Psychoonkologie, Seelsorge,
ner zentralen Anlaufstelle, welche Un-          begleiten.                                  Palliativmedizin und Sozialdienst

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«Die örtliche Nähe und die
  enge Zusammenarbeit als
Team von Sarkom-Spezialisten
 ermöglichen eine qualitativ
  hochstehende Betreuung.»
           PD DR. FRANK KLENKE,
        O R T H O PÄ D I S C H E C H I R U R G I E

                                                                                                                Wissen und Erfahrungen bündeln.
                                                                                            Dr. med. Attila Kollàr und PD Dr. med. Frank Klenke

   INFOBOX

   • Was ist ein Sarkom?                               Altersgipfel findet sich um das               zu der alle an der Sarkomdiagnostik
     Sarkome (aus dem Griechischen                     60. Lebensjahr.                               und -therapie beteiligten Ärzte zu-
     «Fleisch», «Weichteile», «Geschwulst»)          • Wie werden Sarkome behandelt?                 sammenkommen. In diesem Rahmen
     sind bösartige Tumore, die vom Binde-             Die Behandlung von Weichteil- und             werden die Vorgeschichte und Be-
     gewebe ausgehen. Zum Bindegewebe                  Knochensarkomen ist komplex und               schwerden des Patienten, die radiolo-
     gehören zum Beispiel Knochen, Knor-               erfordert eine interdisziplinäre Zusam-       gischen Befunde sowie Resultate von
     pel, Muskeln und das Fettgewebe.                  menarbeit einer Vielzahl medizini-            Gewebeentnahmen präsentiert und
                                                       scher Fachrichtungen (verschiedene            diskutiert. Anhand dieser Informatio-
    Übergeordnet werden Weichteil- und                 chirurgische Disziplinen, Onkologie,          nen wird ein individuelles Betreu-
    Knochensarkome unterschieden. In                   Strahlentherapie, Radiologie, Patholo-        ungs- und Therapiekonzept für den
    Abhängigkeit des Ursprungsorganes                  gie). Um eine Sarkomerkrankung hei-           Patienten erstellt. Dem Sarkomboard
    bzw. -gewebes werden Sarkome in                    len zu können, kommen chirurgische,           kommt somit eine zentrale Rolle
    über 100 Unterarten eingeteilt. Sar-               chemotherapeutische und strahlen-             bei der Behandlung von Knochen-
    kome sind sehr seltene Tumore (
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P E R S P E K T I V E N | K R EBS T H ER A P I E

Autologe Stammzelltransplantation

Vor elf Jahren erkrankte die heute 26-jährige Corinne
Heimgartner an PNET, einer Form von Weichteilkrebs:
ein Haupttumor in der Schulter, Ableger in den
Knochen und dem Gehirn. Heute ist sie gesund. Ein
Rückblick vor der Kinderklinik, am Ort der Therapie.

TEXT: Marianne Kaiser FOTO: Tanja Kocher

Unter PNET kann sich der Laie nicht             «Bei der Metastase unter Corinnes Schä-      Gesundheit wegen der lange dauern-
sonderlich viel vorstellen und denkt            deldecke hat sich der wuchernde Tumor        den Chemo verschieben:
wohl kaum in erster Linie an Weich-             durch Platzmangel durch die Schädel
teil- also an Sarkomkrebs (Sarkom               decke ‹gefressen› und am Schädel ein         «Meistens machte ich nach der Chemo
von griechisch «sárka» – Fleisch).              Loch gebildet. Der Tumor hat die ganze       einen Infekt, bekam Fieber und musste
Dabei steht PNET für «Primitiv neu-             linke Schädelseite beansprucht. ( …) Der     nach ein paar Tagen daheim wieder ins
roektodermaler Tumor».                          hohe Hirndruck hat ihr Doppelbilder          Spital. Zuweilen musste mich meine Fa-
Corinne Heimgartner, heute eine junge           beim Sehen und auch noch zusätzliche         milie richtiggehend dazu zwingen. Ich
gesunde Frau aus Herzogenbuchsee,               Schmerzen bereitet. Ein Arzt hat uns         mochte schier nicht mehr.»
erkrankte daran als sie 15 Jahre alt            erklärt, dass, wenn man einen Menschen
war. Das erste Symptom hatte sie im             diesem Hirndruck künstlich aussetzen         Ab der dritten Chemotherapie wurde
Januar 2003 mit plötzlichem Schmerz             würde, würde er es nicht überleben.          die Dosis erhöht; Corinne verlor nicht
in der Schulter. Die Schulter schwoll           Corinne hat das nur überlebt, weil dieser    nur die Haare, sondern auch die Nägel.
an, und die Schmerzen wurden uner-              Druck ganz langsam entstand.»                Sie litt unter Verstopfung und unter ei-
träglich. Die ersten Diagnosen: Mus-                                                         nem Pilzbefall. Nach der achten
kelzerrung, Fehlhaltung und nach Er-            Und Corinne:                                 Chemo, also vor der letzten, wurde sie
brechen der starken Schmerzmittel                                                            eingehend auf Krebszellen untersucht,
eine Magen-Darm-Entzündung. Zwei                «Heute hatte ich noch einen Ultraschall      denn nur ohne Krebszellen im Körper
Wochen vor der effektiven Diagnose              vom Bauch, Röntgen von der Schulter          konnte eine Hochdosis-Therapie in Be-
kamen Doppelbilder dazu, die Schulter           und eine Skelett-Szintigrafie. Dabei sah     tracht gezogen werden. «Hätten sie da-
war unterdessen bis hin zum Ohr ge-             man alle Knochenmetastasen. Am Nach-         mals noch Krebszellen gefunden, hätte
schwollen.                                      mittag wurde ich auf die Onkologie ver-      man, so hatte man es mir mitgeteilt,
                                                legt. (…) Wir haben selten von der Onko-     nichts mehr machen können.»
Nach erfolgter Blutentnahme beim                logie gesprochen, sondern meistens nur
Hausarzt und Röntgenbildern im Spital           vom G7Süd. Dort war man wie eine             Stammzellen sammeln
Langenthal hörte Corinne zum ersten             gros­se Familie. Manchmal am Abend,          «(…) Heute war der Tag der Stammzell-
Mal den Begriff «Tumor». Bereits am             wenn die Kinder schliefen, trafen sich die   sammlung. Stammzellen sind sozusagen
nächsten Tag wurde sie ins Kinderspi-           Eltern in der Küche und tauschten ihre       Mutterzellen, die in der Lage sind neue
tal Bern eingeliefert. Es folgten diverse       Erfahrungen aus.»                            Blutzellen zu bilden. (…) Dafür habe ich
Untersuchungen, eine Biopsie, das Ab-                                                        gestern den Dialysekatheter bekommen.
ziehen des Gehirnwassers Liquor in-             Fünf Tage Chemo, drei Tage Fieber            Beim einen Zugang wird das Blut ent-
folge zu hohem Hirndrucks. Eine Wo-             «Die erste Chemo war relativ schwach.        nommen und geht durch eine Maschine,
che später startete die erste Chemo-            Meine Lebenserwartungen auch. Der            die die Stammzellen sammelt. Beim an-
therapie. Corinne blieb vorerst zwei            ganze Körper war vom Tumor befallen.         deren Zugang wird das Blut wieder in die
Wochen im Kinderspital.                         Dennoch konnte ich auf die Sommer-           Gefässe gepumpt. Nach zwei Stunden
                                                ferien nach Hause», erinnert sich die        (…) waren bereits mehr als genügend
Aus Corinnes Tagebuch – 10 Jahre                heutige Pflegefachfrau, die im Spital        Stammzellen gesammelt.»
später verfasst                                 Emmental arbeitet. Corinne Heimgart-         Die Hochdosis-Therapie dauerte bei
Aus verschiedenen Quellen schreibt              ner wiederholte das 9. Schuljahr als         Corinne drei «kurze» Wochen: vom
Corinne ein Tagebuch. Darin beteiligte          Übergangslösung und musste die an            15. Dezember bis zum 5. Januar, davon
sich auch ihre Mutter:                          sich geplante Lehre als Fachangestellte      isoliert war sie sechs Tage, die sie mehr-

10         PUNKT • AUSGABE 4 /14
Stammzelltransplantation

Blutbildende Stammzellen kommen
nicht nur im Knochenmark, sondern
zusammen mit vielen ausgereiften Blut-
körperchen auch im Blut vor; man
spricht von peripheren Blutstammzel-
len. Deren Zahl ist sehr klein. Mit einem
speziellen blutbildenden Wachstumfak-
tor, täglich unter die Haut gespritzt,
nimmt die Zahl der zirkulierenden
Stammzellen rasant zu. Etwa fünf bis
sieben Tage nach der ersten Gabe des
Medikaments steigt die Zahl der
Stammzellen im Blut auf ein Maximum
an. Zu diesem Zeitpunkt können sie
mit Hilfe einer sog. Leukapherese im
Blut gesammelt werden. Dabei kommt
ein Apheresgerät zum Einsatz. Die
Sammlung dauert zwei bis vier Stunden
und muss bei ungenügenden Zahlen
am nächsten Tag wiederholt werden.
Die gesammelten Stammzellen werden
danach in einem spez. Verfahren tief-
gefroren und aufbewahrt. Die Stamm-
zellsammlung aus dem peripheren Blut
wird heute nicht nur für autologe,
sondern immer häufiger auch für allo-
gene Transplantationen eingesetzt.

Pionierrolle der Berner Kinderklinik

• Als eines der ersten Kinderspitäler
  weltweit und als erste Klinik in der
  Schweiz hat die Abteilung der Berner
  Kinderhämatologie und Onkologie
  1991 die periphere Stammzellsamm-
  lung bei den Kindern eingeführt.
• Damit in der Schweiz Stammzelltrans-
  plantationen (SZT) durchgeführt und
  verrechnet werden können, muss
  eine Abteilung JACIE akkreditiert
  sein. Die Berner Universitätsklinik für
  Kinderheilkunde erlangte die Akkre-                                                                        Corinne Heimgartner,
  ditierung 2004 als eines der ersten                                                             heute eine junge gesunde Frau
  Spitäler in Europa. Diese erfolgte
  zusammen mit den drei Bereichen
  der Universitätsklinik Bern: der Einheit   heitlich verschlafen hatte. Fieber und   Spätsommer Start ins Welschlandjahr
  für die SZT bei Erwachsenen, der           Wasser auf der Lunge schwächten sie      und nach ein paar Wochen der Wechsel
  Einheit für die Stammzellsammlung          zusätzlich. Auf Besuch hatte Corinne     an die Feusi in Bern. 2005 konnte sie
  und dem Labor für die Verarbeitung         keine Lust, und die kleinsten Aufgaben   endlich ihr Lehre als FaGe beginnen
  und Konservierung der Stammzellen.         wie Körperpflege verlangten alles von    und hängte von 2008 bis 2011 gleich
  Letztes Jahr wurde das SZT-Pro-            ihr ab.                                  noch die Ausbildung HF zur Pflegefach-
  gramm zum 2. Mal reakkreditiert                                                     frau an. «Ich mache mir Gedanken da-
  und der 1000. Patient transplantiert.      Doch Corinne kämpfte sich zurück ins     rüber, später auf der Onkologie zu ar-
  Die Zahl der durchzuführenden              Leben und nach Hause, wo es ihr Tag      beiten», sagt sie, die sie schon heute als
  Transplantationen nimmt stetig zu.         für Tag besser ging: Im Frühling dann    angehende Mentorin, als «Survivor» im
                                             die ersten Nachuntersuchungen, im        Einsatz ist.

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S P I TA L B U S I N ESS  | SP I TA L M Ü N SI N G EN

Philippe Pellaton: «Wir sind nur
ein Stein im Mosaik. Aber ein wichtiger.»

Nach gut 200 Tagen im Amt als Standortleiter
Münsingen ist Philippe Pellaton froh, im Gesamt-
unternehmen dereinst einen starken Partner zu
haben. Ein Resümee.

Interview: Marianne Kaiser FOTOS: Pascal Gugler, SNBe

                   PUNKT: Herr Pellaton, als Standortlei-         werden nur diese Teile erhalten bleiben können, die auch
                    ter sind Sie in eine grosse Gesamtorga-       das nötige Rendement im Markt bringen.
                    nisation eingebunden. Wie viel Auto-
                    nomie haben Sie?                              PUNKT: Geschäftsvolumen vergrössern bedeudet in der
                   Philippe Pellaton: Wenn wir den Blick          Regel mehr Patienten. Oder haben Sie andere Pläne?
                    fürs Ganze nicht verlieren innerhalb der      Philippe Pellaton: Zum einen wollen wir mehr Universi-
                        abgestuften Versorgung, sind wir          tätsleistungen aufs Land bringen und mit Spezialsprech-
                          relativ frei und autonom. Aber mir      stunden wie zum Beispiel 14-täglichen Senologie-, also
                            ist bewusst, und ich befürworte       Brustsprechstunden unseren Patientinnen einen weiteren
                              das auch, dass wir ein Teil eines   Service bieten (zweiseitige Akquise). Zum anderen bespre-
                                Gesamten sind. Ein Stein in       chen wir bereits Möglichkeiten mit weiteren Belegärzten.
                                  einem Mosaik. Wenn dieser       Weiter gilt es die nötigen Ressourcen (z.B. Betten, OPS-
                                   rausbricht, ist das Bild       Kapazitäten, Räume) besser zu nutzen und auf das effek-
                                   nicht mehr komplett. Das       tive Geschäftsvolumen zu dimensionieren. Kurzfristig
                                   neue Unternehmen, das          heisst das zwar Reduktion, ohne sich aber künftige Aus-
                                 mit der Betriebs AG entsteht,    weitungen zu verbauen. Ansonsten laufen uns die Kosten
                             muss sich wie jedes neue Unter-      aus dem Ruder. Es gibt interessante Überlegungen, bei
                             nehmen zuerst strukturieren.         Bettenreduktion den frei gewordenen Raum sinnvoll zu
                              Wenn auch wir als Standort im       nutzen …
                              Rahmen dieser Neu-Ausrich-
                               tung unsere Prozesse überden-      PUNKT: …der letztlich zu mehr Patienten führt?
                               ken und optimieren, ist das für    Philippe Pellaton: Ja. Wir haben zum Beispiel gewisse Nach-
                               uns eine Riesenchance.             folgeplanungen, die uns helfen werden, das Geschäftsvolu-
                                                                  men zu verändern. Ich denke da unter anderem an die Nach-
                              PUNKT: Also einer für alle?         folgemöglichkeiten im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe.
                              Philippe Pellaton: In erster Li-    Unser Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Roger
                              nie muss das Gesamtinteresse        Rauch, wird sich Ende nächstes Jahr zurückziehen. Die Fin-
                              vor das Partikularinteresse ge-     dungskommission für eine neue Chefärztin − wir bevorzu-
                               setzt werden. Und das gilt über-   gen bei gleicher Qualifikation aufgrund heutiger Patienten-
                               all. Wir sind zu klein, als dass   bedürfnisse eine Frau − hat ihre Arbeit aufgenommen. Roger
                               wir nur für uns autonom han-       Rauch hat in den letzten 30 Jahren die Fachabteilung von
                                deln könnten. Als eine der ers-   Null auf aufgebaut. Heute haben wir 550 Geburten pro Jahr.
                                ten Aufgaben sehe ich das Aus-    Diese Zahl möchten wir mit dem Modell der Gruppenpraxis
                                weiten des Geschäftsvolumens      hier im Spital bis in zwei Jahren auf 650 Geburten pro Jahr
                                 im stationären und ambulan-      erhöhen.
                                 ten Bereich. Wenn wir die wirt-
                                  schaftliche Leistung nicht PUNKT: So werden nach Möglichkeit Gynäkologinnen
                                  meistern, haben wir auch unter der Leitung einer Chefärztin in einer Gruppen-
                                   keine Daseinsberechtigung. praxis, die örtlich im Spital angesiedelt sind, das Manko
                                     Im Gesamtunternehmen an gynäkologischen Dienstleistungen auffangen?

12         PUNKT • AUSGABE 4 /14
Neue Modelle weisen den Weg.
                                                                                         Gruppenpraxis Gynäkologie

Philippe Pellaton: Genau. Derzeit hat     mehr schwer ohne Partner überleben.
die ortsansässige Gynäkologin Warte-      Eine ähnliche Situation, wenn auch in
fristen von bis zu sechs Monaten! Mit     anderer Disziplin, haben wir im Be-
unserem Modell der gynäkologischen        reich Chirurgie: Dr. Marc Mettler wird
Gruppenpraxis im Spital Münsingen         als Chefarzt Chirurgie per Ende Jahr     CHANCEN FÜR MÜNSINGEN
helfen wir einerseits Engpässe zu über-   das Spital Münsingen verlassen, um
winden, nehmen neue Kundenbedürf-         gemeinsam mit anderen sieben Ärzten      Das Landspital Münsingen mit
nisse wie auch neue Arbeitsmodelle        die Gemeinschaftspraxis «Praxis 1» am    einem Einzugsgebiet von rund
auf und sichern gleichzeitig unsere       Bahnhofplatz Münsingen aufzubauen.       50 000 Einwohnern liegt nicht
Fallzahlen. Dabei arbeiten wir eng mit    Er bleibt mit dem Spital Münsingen       nur geografisch zwischen Thun
den in der Gyn /GebH beteiligten Be-      verbunden und wird auch weiterhin        und Bern, sondern auch ge-
legärzten und insbesondere mit der        Patienten behandeln.                     schäftlich: Die STS AG in Thun
Münsinger Fachärztin zusammen, die                                                 sowie die Privatspitäler in Thun,
uns als Partner willkommen heisst.        Solche Modelle wie diese neue Ge-        Gümligen und Bern verlangen
                                          meinschaftspraxis inmitten von Mün-      auch Münsingen einiges ab und
PUNKT: Arbeitsmodelle im Sinn von         singen sichern das Überleben der         treiben das Unternehmen zur
Job-Sharing und gemeinsam getra-          Hausärzte im Dorf und tragen dazu bei,   Optimierung von Prozessen, zu
gener Verantwortung?		                    dass die Bevölkerung in der Region       Anpassungen von Ressourcen
Philippe Pellaton: Die heutige Gene-      rundum gut versorgt ist. Inwieweit       und zur Ausweitung des Ge-
ration der Ärzteschaft, allen voran die   auch Gynäkologinnen in der «Praxis 1»    schäftsvolumens.
Frauen, sorgt für ihre work-life-ba-      einst mittun könnten, ist noch offen.
lance und strebt Teilzeitmodelle und      Auch für Marc Mettler laufen die Vor-    Als starker Partner im Gesamt-
gemeinschaftliches Arbeiten an. Das       bereitungen für eine passende Neube-     unternehmen Inselspital Spital
Modell der Ärztehäuser wird sich          setzung und Nachfolgeregelung. Dabei     Netz Bern sichert sich Münsin-
durchsetzen, davon bin ich überzeugt.     ist uns wichtig, dass die Person nach    gen auch im Bereich integrierter
Denn auch hier gilt, ähnlich wie beim     Münsigen und in unser Landspital         Versorgung (Vor- und Nach-
Zusammenschluss Inselspital und Spi-      passt. − Aber ich bin ganz zuversicht-   sorge mit externen Partnern)
tal Netz Bern: Einer alleine kann nur     lich.                                    seinen Standort.

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S P I TA L B U S I N ESS  | EL FEN AU

Wachsen mit Qualität, Respekt
und Bedürfnisorientierung

Per 1. Januar 2015 übernimmt die tilia Stiftung für
Langzeitpflege das Pflegezentrum Elfenau von der
Spital Netz Bern AG. Die Bewohnerinnen und Bewoh-
ner erhalten die Leistungen in bisheriger Qualität;
das Personal arbeitet zu gleichen Bedingungen weiter.

TEXT: Mediendienst, Marianne Kaiser FOTOS: SNBe

Das über 80-jährige ehemalige Säug-          für Säuglingsschwestern gebaut. 1948 sicht für das Pflegezentrum Elfenau
lingsheim ist sanierungsbedürftig: Die       und 1967 wurde das Gebäude erweitert bekannt. Aus mehreren Kaufinteres-
Vorgaben des Kantons an die techni-          und 1983 bis 1987 provisorisch als senten hat der Verwaltungsrat der Spi-
sche Infrastruktur und die Wohnflä-          Krankenheim genutzt. Seit 1989 dient tal Netz Bern AG nun die tilia Stiftung
che für die Bewohnenden sind nicht           es nach entsprechenden Umbauten als für Langzeitpflege ausgewählt.
mehr erfüllt, eine umfassende Sanie-         Pflegezentrum für betagte Menschen
rung und Modernisierung des denk-            mit 80 Pflegeplätzen. Das Grundstück Durch die Einbettung in die tilia Stif-
malgeschützten Pflegezentrums ist nö-        gehört der Bernischen Stiftung El­ tung für Langzeitpflege erhält das Pfle-
tig. Ein Sanierungskonzept liegt vor.        fenau. Das Gebäude wurde im Bau- gezentrum Elfenau eine nachhaltige
Das denkmalgeschützte Gebäude der            recht erstellt.                         Perspektive, denn die Langzeitpflege
Berner Stararchitekten Otto Rudolf                                                   wird immer wichtiger.
Salvisberg und Otto Brechbühl wurde          tilia Stiftung ausgewählt
1928–30 als Heim für Säuglinge und le-       Im März 2014 gab der Verwaltungsrat
dige Mütter und als Ausbildungsstätte        der Spital Netz Bern AG die Verkaufsab-

14         PUNKT • AUSGABE 4 /14
Inselspital und Spital Netz Bern AG können dem Pflegezentrum Elfenau weiterhin Bewohnerinnen und Bewohner
                                                            überweisen, sei es für einen permanenten Pflegeplatz oder für die Übergangspflege.
                                              Während der Umbauphase werden gute Lösungen in den anderen Tiliaheimen gefunden,
                                                                      die bewährt hohe Pflegequalität bleibt uneingeschränkt erhalten.

Der neue Elfenau-Chef,                      voll noch mit Erfahrungswerten und Ideen          auf den Werten Qualität, Respekt und Be-
Dieter Hannich, im Gespräch                 von tilia angepasst. Tilia hat grosse Erfah-      dürfnisorientierung gründet. Im wechsel-
                                            rung in Sanierung von Pflegeheimen.               haften Gesundheitssystem bietet eine ge-
PUNKT: Herr Hannich, per 1.1.2015                                                             wisse Betriebsgrösse auch organisatorische
übernimmt die tilia Stiftung das Pfle- Wann wird mit den Bauarbeiten ge-                      und finanzielle Sicherheit. In diesem Sinn
gezentrum Elfenau, was wird das              startet?                                         ist ein erneutes Wachstum sicher nicht
Personal davon spüren? Planen Sie            Voraussichtlich im 2. Quartal 2017. Dauer        ausgeschlossen, richtet sich aber immer
einen Übernahme-Akt?                         bis ca. Ende 2018. Bis zum Beginn der            nach obgenannten Werten.
Dieter Hannich: Wir werden die Mitarbeiten- Bauarbeiten im 2017 werden kurzfristige,
den natürlich in der tilia Gruppe willkommen raumaufwertende Massnahmen (Malerar-
heissen, was nicht zuletzt auch bedeutet, beiten, Beleuchtung, Einrichtung, Umnut-
dass sie auch in den Genuss der grosszügi- zung einiger Räume usw.) geprüft und wo
gen Fringe Benefits von tilia kommen wer- sinnvoll umgesetzt.
den. Ein spezieller Übernahme-Akt ist nicht
geplant. Die Geschäftsleitung hat sich je- Alles bei laufendem Betrieb?
doch bereits an verschiedenen Infoveran- Mit dem 2014 neu eröffneten Zentrum
staltungen persönlich vorstellen können.     Schönberg und dem ab 2017 neu sanier-
                                             ten Pflegezentrum in Köniz stehen tilia
Das gesamte Personal bleibt mindes- zwei äusserst hochwertige und komfor-
tens zwei Jahre lang – und das unter         table Übergangslösungen zur Verfügung,
dem GAV – weiter beschäftigt.                um die Bewohnerinnen und Bewohner                          TILIA STIFTUNG
Ebenso können alle Lernenden ihre            während der Sanierungsphase unterzu-
Ausbildung beenden? Und danach?              bringen und zu betreuen.                                   tilia Stiftung für Langzeitpflege
Voraussichtlich werden die Mitarbeiten-                                                                 betreut an den vier Standorten
den dann einen neuen Vertrag gemäss Für die tilia Stiftung ist die Elfenau                              in Ittigen, Köniz und Ostermun-
tilia Personalreglement erhalten, das in al- neben Ittigen, Ostermundigen, Kö-                          digen und Bern-Wittigkofen 417
len wesentlichen Punkten mit dem GAV niz und Wittigkofen der fünfte Be-                                 Betten und 92 Wohnungen mit
gleichgestellt oder sogar noch besser ist.   trieb. Zudem ist die tilia Stiftung                        Dienstleistungen.
                                             gemeinsam mit der SPITEX BERN
Das über 80-jährige ehemalige Säug- Trägerin des Zentrums Schönberg                                    Die Institution beschäftigt rund
lingsheim ist sanierungsbedürftig.           Bern, dem Kompetenzzentrum für                            600 Mitarbeitende (rund 465
Werden die bereits erarbeiteten Bau- Demenz und Palliative Care, das im                                Vollzeitstellen) und bildet 70
pläne nun so umgesetzt?                      April dieses Jahres eröffnet wurde.                       Lernende und 10 Praktikanten
Ja, tilia hat bereits Kontakt aufgenommen Sind weitere Übernahmen und Trä-                             aus. In Form einer Co-Träger-
mit dem Architekturbüro Vincent & Aebi, gerschaften in Aussicht?                                       schaft betreibt tilia zusammen
welches die Pläne für die Umbau- und Sa- Die tilia Stiftung für Langzeitpflege ver-                    mit der SPITEX BERN seit April
nierungsarbeiten erstellt hat. Die Pläne folgt eine nachhaltige, gewissenhafte und                     2014 das Kompetenzzentrum
werden gesichtet und wo nötig und sinn- qualitative Wachstumsstrategie, welche                         «Zentrum Schönberg AG».

                                                                                                                                           15
R E P O R TAG E | TAG D ER K L I N I SCH EN F O R SCH U N G                                                    www.dkf.unibe.ch

Eine komplexe Molekularfabrik

Der diesjährige Johanna Dürmüller-Bol DKF
Forschungspreis des Departements Klinische
Forschung DKF der Universität Bern ging an
Dr. Allam Ramanjaneyulu. Der mit CHF 30 000.–
dotierte Forschungspreis wurde am Tag der
Klinischen Forschung verliehen.

TEXT: Dr. Allam Ramanjaneyulu / Mediendienst FOTO: Tanja Läser

Die Rolle des Ribonukleasehemmers (RNH1) in der Häma-            Dr. Allam Ramanjaneyulu forscht in der Forschungsgruppe
topoese und den Ribosomopathien:                                 Hämatologie (Erwachsene) in der Gruppe von Prof. Dr. Anne
«Das Ribosom ist eine grosse, komplex aufgebaute Moleku-         Angelillo-Scherrer im Departement Klinische Forschung
larfabrik, die in allen lebenden Zellen vorkommt und als         der Universität Bern und an der Universitätsklinik für Hä-
Hauptort der Proteinbiosynthese dient. Es besteht aus ribo-      matologie und Hämatologisches Zentrallabor des Inselspi-
somaler RNA, ribosomalen Proteinen und mehreren asso-            tals. Vorher während vier Jahren am CHUV in Lausanne
ziierten Proteinen. Mutationen an ribosomalen Proteinen          tätig, ist der Gewinner seiner Chefin nach Bern gefolgt. «Für
führen beim Menschen zu Translationsdefekten und damit           die Reputation unser Abteilung ist es sehr toll, einen so
zu unterschiedlichen kongenitalen und erworbenen Stö-            selbst­ständigen Forscher im Team zu haben», so Prof. Anne
rungen, die zusammenfassend als Ribosomopathien be-              Angelillo-Scherrer. Dazu Allam Ramanjaneyulu: «Meine
zeichnet werden. Die Diamond-Blackfan-Anämie (DBA), ein          Chefin hat mich sehr unterstützt.»
kongenitales Knochenmarkinsuffizienz-Syndrom, und das
5q-Syndrom, eine Unterform des myelodysplastischen Syn-          Der Johanna Dürmüller-Bol DKF Forschungspreis 2014
droms (MDS), stellen die typischen Störungen im Zusam-           dient der Nachwuchsförderung in der Klinischen Forschung
menhang mit Ribosomopathien dar.                                 der Medizinischen Fakultät der Universität Bern.

Zu den derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten für
diese Störungen gehören die Verabreichung von Steroiden
und chronische Transfusionen; die einzige kurative Option
bildet die Knochenmarktransplantation. Warum Defekte an
ribosomalen Proteinen, bei denen man unterschiedliche
Auswirkungen im gesamten Organismus erwarten würde,              Am Tag der Klinischen Forschung wurden neben dem DKF-For-
lediglich zu ganz spezifischen Störungen führen, ist noch        schungspreis weitere Preise verliehen:
nicht vollständig geklärt. Vor Kurzem haben wir mit dem          Der diesjährige Förderpreis für die beste präklinische Arbeit
Ribonuklease-Inhibitor (RNH1) ein neues ribosomassozi-           ging an Giulio Loforese, Departement Klinische Forschung,
iertes Protein ermittelt, das an der erythroidspezifischen       Universität Bern, Forschungsgruppe Viszerale- und Transplanta­
Translation beteiligt ist. Die RNH1-Deprivation führt bei        tionschirurgie.
Mäusen aufgrund einer schweren Reifungsstörung der ery-          Förderpreis für beste klinische Arbeit an: Sophie Braga-Lagache,
throiden Zellen zum Tod in der frühen Embryonalphase.            Departement Klinische Forschung, Universität Bern, For-
Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass ein RNH1-Mangel zu         schungsgruppe Protein- und Zellbiologie.
einer ähnlichen Störung der Translation in erythroiden Zel-      Förderpreis für beste Arbeit einer Medizinstudentin oder eines
len mit entsprechendem Rückgang der Erythropoese führt           Medizinstudenten an: Sebastian Sahli, Universitätsklinik für
wie bei DBA-Patienten.                                           Neurochirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Departe-
                                                                 ment Klinische Forschung, Universität Bern, Cluster for Regene-
Ausserdem soll an Patientenproben untersucht werden, ob          rative Neuroscience.
RNH1 bei diesen Störungen eine Rolle spielt und welche mo-       Diesjähriger Alumni MedBern Preis an: Dr. Tim Vanbellingen,
lekularen Mechanismen daran beteiligt sind. Die geplanten        Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital, Universitätsspital
Versuche könnten neue therapeutische Strategien bei die-         Bern und Departement Klinische Forschung, Universität Bern,
sen Erkrankungen aufzeigen.»                                     Cluster for Regenerative Neuroscience.

16         PUNKT • AUSGABE 4 /14
«Die geplanten Versuche
könnten neue therapeutische
Strategien bei diesen Erkran-
     kungen aufzeigen.»
          DR . ALL AM R AMANJANEYULU,
  U N I V E R S I TÄT S K L I N I K F Ü R H Ä M AT O L O G I E

                                          Dr. Allam Ramanjaneyulu und
                                       Prof. Dr. Anne Angelillo-Scherrer
                            Departement Klinische Forschung der
                         Universität Bern / Universitätsklinik für
                       Hämatologie und Hämatologisches Zent-
                                             rallabor des Inselspitals.

                                                                    17
P E R S P E K T I V E N | SEI T EN W ECHSEL

«Dieses Arbeitsmodell ist noch exotisch.»

Oliver Wahler trägt verschiedene Hüte in verschiede-
nen Häusern zu verschiedenen Zeiten: Alle drei
Monate wird er vom Oberarzt Anästhesie Inselspital
zum Leitenden Arzt Anästhesie und Facharzt Inten-
sivmedizin in den Häusern Tiefenau und Ziegler.

TEXT: Oliver Wahler (Protokoll: Marianne Kaiser) FOTO: Pascal Gugler

«Am Inselspital das Exotische und die grossen Eingriffe, wo            Rhythmus und der geschätzten Arbeit der Dienstplanenden,
eine Operation schon mal einen Tag dauern kann. Im Spital              funktioniert alles reibungslos. So wechseln wir uns als gut
Tiefenau und Ziegler meist standardisierte Routineeingriffe            eingespieltes Team ab und tauschen uns, wenn es unsere
in schmalen und schnelleren Abläufen. − Ich liebe beides.              Zeit erlaubt, auch immer wieder persönlich aus. Je nach
                                                                       Dienstplan liegt auch mal ein Feierabendbier drin. Denn per
In den 12 Jahren, die ich als nun 39-Jähriger auf der Anäs-            Zufall begegnen wir uns ja nicht: er hier, ich dort und um-
thesiologie im Inselspital arbeite, habe ich alle Abteilungen          gekehrt.
kennengelernt. Seit einem Jahr bin ich zum zweiten Mal
schwerpunktmässig auf der HNO, wo zum Teil sehr aufwän-                Gesamthaft fordert dieses Arbeitsmodell ein grosses Mass
dige Operationen durchgeführt werden, die uns alle heraus-             an Flexibilität aller Beteiligten. Gleichzeitig erhält man da-
fordern. So zum Beispiel, wenn nach Unfällen aufwändige                für einen stets abwechslungsreichen Arbeitsmodus mit tol-
Rekonstruktionen oder infolge Tumoren z.B. Lappenplasti-               len Erfahrungen und sehr netten Kontakten. Meine Frau,
ken eingesetzt werden müssen. Diese Eingriffe verlangen                die als Study nurse ebenfalls auf der Anästhesie im Insel-
eine hohe Präsenzzeit, sind aber auch sehr spannend.                   spital arbeitet, unterstützt mich bei meinen verschiedenen
Ebenso das teils sehr anspruchsvolle Atemwegsmanage-                   Arbeitseinsätzen liebe- und verständnisvoll. Trotz allem
ment, die häufigen Notfälle, die das OP-Programm durch-                gibt es genügend Zeit abzuschalten. Wenn ich die Stadt-
einanderwürfeln und nicht zu vergessen natürlich die Aus-              grenze Bern Richtung Zimmerwald, unserem neuen Wohn-
bildung und das Training vieler junger MitarbeiterInnen                ort, verlasse, freue ich mich bereits auf meine Frau und un-
sind hier Kernaufgaben.                                                sere drei Kinder. Ob beim Joggen, Wandern oder Velofahren,
                                                                       an sportlichen Möglichkeiten mangelt es hier oben nicht.
Nachdem ich seit 2008 als Oberarzt auf der Anästhesie ar-
beitete, entschloss ich mich, zusätzlich den Facharzttitel             Als «Seitenwechsler» sind wir noch Exoten im Unterneh-
Intensivmedizin zu machen und konnte diesen 2012 ab-                   men. Doch das Wechseln von Arbeitsorten und Arbeitsar-
schliessen. Etwa 1 Jahr später ergab sich dann die interes-            ten, denke ich, wird auch in anderen Disziplinen Schule
sante Möglichkeit, zu 50% als leitender Arzt im Spitalnetz             machen und sich bewähren. So sind mir bereits Kollegen
Bern zu beginnen. Dies war nur dank der wohlwollenden                  der Kardiologie und der Pneumologie bekannt, die ähnliche
Zusammenarbeit von Prof. Stüber (und PD Dr. Lehmann,                   Arbeitsmodelle anwenden und gute Erfahrungen machen.
seinem Stellvertreter), sowie PD Dr. Luginbühl als Chefärzte           Ich hoffe sehr, dass in naher Zukunft mit dem Zusammen-
der beiden Kliniken möglich. Eine Vorreiterrolle übernahm              schluss einerseits die Patienten von einer massgenaueren
diesbezüglich Dr. S. Lötscher, der mit den identischen Vor-            Behandlung profitieren. Denn für einen elektiven Eingriff
aussetzungen dieses Modell bereits seit zwei bis drei Jahren           oder bei einem einfachen Notfall wird ein Patient je nach
praktiziert.                                                           Fall im Stadt- oder Landspital deutlich schneller (und viel-
                                                                       leicht auch komfortabler?) bedient als im Zentrum, dafür
Ich wechsle alle drei Monate vom Inselspital in die Stadtspi-          ist er im Universitätsspital in komplexeren Situationen in
täler Tiefenau und Ziegler, wo ich tageweise entweder in der           besten Händen. Andererseits hoffe ich, dass all jenen Mitar-
Anästhesie oder auf der Intensivstation tätig bin. Hier bin            beitern die Chance gegeben wird, ein ähnliches Arbeitsmo-
ich sehr offen und herzlich empfangen worden, die neuen                dell zu praktizieren, die sich hierfür interessieren. Die Pla-
Kontakte sind definitiv auch eine Bereicherung für mich.               nung dahin ist ja bereits auf bestem Wege. Ich finde es
Die anderen drei Monate werden von meinem Jobsharing-                  wunderbar, an diesem grossen Projekt mithelfen zu kön-
Partner Dr. Stefan Lötscher übernommen. Dank diesem                    nen.»

18          PUNKT • AUSGABE 4 /14
«Noch sind wir in der Unter-
 zahl. Doch auch in anderen
Disziplinen wird das Modell
       Schule machen.»
                      O L I V E R WA H L E R
             O B E R A R Z T/ L E I T E N D E R A R Z T
 I N S E L S P I TA L / S P I TÄ L E R T I E F E N AU Z I E G L E R

                                                                      19
P E R S P E K T I V E | ER F O LGSG E SCH I CH T E P F L EG E

«Advanced Nursing Practice» – Innova-
tion in der Fachentwicklung Pflege

Die Anforderungen an das Selbstmanagement der
Patientinnen und Patienten und ihrer Angehörigen
nehmen zu. Advanced Nursing Practice-Angebote
fördern eine integrierte Versorgung und die Unter-
stützung der Betroffenen.

TEXT: Elisabeth Spichiger, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bereich Fachentwicklung, Direktion Pflege / MTT
Luzia Herrmann, Bereichsleiterin Fachentwicklung, Direktion Pflege / MTT FOTO: Direktion Pflege MTT

Durch demografische Veränderungen,                Advanced Nursing Practice (ANP)                  len Team eigenverantwortlich eine er-
neue medizinische Möglichkeiten,                  ANP bezeichnet eine erweiterte ver-              weiterte Rolle in einem spezialisierten
Kostenzunahme und kürzere Spital-                 tiefte Pflegepraxis und ist vor allem in         Bereich der Pflege zu übernehmen. Ihr
aufenthalte steigen die Anforderungen             den angelsächsischen Ländern etab-               Kernauftrag liegt in der klinischen
an das Selbstmanagement der Patien-               liert; weltweit wird ANP in rund 40              Praxis, in der Betreuung von Patientin-
tinnen und Patienten und ihrer Ange-              Ländern praktiziert und seit ca. 15 Jah-         nen und Patienten und ihren Angehö-
hörigen. Mit Advanced Nursing                     ren auch in der Schweiz gelehrt und              rigen. Sie gewährleistet damit eine evi-
Practice-Angeboten wird eine integ-               umgesetzt.                                       denzbasierte Praxis, führt Beratungen
rierte Versorgung gefördert. Betroffene                                                            durch und bringt ihre Kompetenzen in
können im Alltag beim Umgang mit                  Mit Advanced Practice Nurse (APN)                ethische Entscheidungsfindungen so-
Krankheiten und Therapien wirksam                 wird die Berufsrolle bezeichnet, wel-            wie die interprofessionelle Zusammen-
unterstützt werden. Seit September                che ANP umsetzt. Die APN ist eine di-            arbeit, insbesondere mit Ärztinnen
2013 ist der Bereich Fachentwicklung              plomierte Pflegefachperson mit akade-            und Ärzten, ein. Coaching anderer
der Direktion Pflege/MTT verantwort-              mischer Ausbildung (MScN oder                    Fachpersonen und fachspezifisches
lich für die Entwicklung von Pflege,              Doktorat). Sie verfügt über Experten-            Leadership gehören ebenfalls zu ihren
Hebammenwesen und Therapien im                    wissen und klinische Kompetenzen,                Aufgaben (Quellen: 1) Hamric et al.
Inselspital und im Spital Netz Bern. Im           die sie befähigen, im interprofessionel-         (2014), Advanced practice nursing: An
Rahmen des SMSB-Projekts Pflege hat
der Bereich ein Konzept für eine stra-
tegisch ausgerichtete, koordinierte
                                                    Etablierte ANP-Angebote
und systematische Fachentwicklung
erstellt.                                           Weitere Angebote sind im Aufbau.

Das Konzept Fachentwicklung sieht                   • Breast und cancer care nurse: Beratung für Patientinnen mit Brust- und gynä-
den Aufbau von Advanced Nursing                       kologischen Krebsarten.
Practice-Angeboten vor. Diese bieten                  APN: Dinah Gafner
eine Möglichkeit, Herausforderungen                 • Transitionssprechstunde für Jugendliche und junge Erwachsene mit angebore-
in der Patientenversorgung erfolgreich                nem Herzfehler und ihre Eltern.
zu begegnen und – dem Aufruf des                      APN: Corina Thomet
Bundesrates in «Gesundheit 2020 fol-                • Systemsklerose: Beratung von Patientinnen und Patienten mit Systemsklerose
gend – innovative Versorgungsmodelle                  und ihren Angehörigen.
zu etablieren, die eine integrierte und               APN: Agnes Kocher
langfristige Betreuung von definierten              • Palliative Care
Patientengruppen und ihren Angehö-                    APN: Monica Fliedner
rigen unterstützen.

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