Für Architektur und - TH OWL
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Nummer 1 ausgabe 2010 EUR 1,50 a g a z in der Das M S chule ld e r Detmo k t ur und hi t e für Arc tektur a r c h i Innen DETMOLDER RÄUME _Gipfeltreffen der Design-Stars iMM köln _ Auszeichnung Best Communication Concept 2010 Kreative chaoten _Wie wohnen Innenarchitektur-Studenten
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Sie halten die erste Ausgabe der neuen Zeitschrift der Detmolder Schule für Architektur und Innen- architektur der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Händen. Kein Prototyp, sondern eine echte Nummer eins. Wie bei vielen anderen Projekten, die an unserem Fachbereich entstehen, haben wir auch hier den geschützten Bereich fiktiver Aufgabenstellungen verlassen und sind mit einer studentischen Redaktion ins kalte Wasser der konkreten Realisierung gesprungen. Warum 52 Grad? Was auf den ersten Blick als eigenartiger Titel für die Zeitschrift einer Ausbildungsstätte für Gestalter erscheinen mag, macht auf den zweiten Blick Sinn: 52 Grad ist eine Chiffre für das kreative Wechselspiel mit Bedeutungsebenen, das den Alltag an der Detmolder Schule prägt. Zum Einen leitet sich der Titel von der geogra- fischen Lage unserer Schule ab. Detmold liegt auf dem 52. Grad nördlicher Breite. Zum Anderen steht 52 Grad sinnbildlich für „unglaublich heiß“. So empfinden die Studierenden die kreative Atmosphäre an unserem Fachbereich. Deshalb gaben sie dieser Zeitschrift diesen Namen. Machen Sie sich selbst ein Bild, ob es uns gelungen ist, diese Atmosphäre und die Vielfalt der angebotenen Aktivitäten an unserem Fach- bereich einzufangen. Ich danke herzlich Prof. Dr. Martin Ludwig Hofmann für die konzeptionelle Leitung der Magazinentwicklung, Dipl.-Ing. Markus Tiggemann für die grafische Betreuung und der studentischen Redaktion für ihr Engagement – und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Prof.’in Dipl.-Ing. Claudia Fries Dekanin der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur
INHALT TITELGESCHICHTE FORSCHUNG AWARDS S 08 – 13 S 54 – 55 S 72 – 73 „Detmolder Räume“: Gipfeltreffen der Design-Stars – Soziologie meets Architektur: Architektur- und Design-Awards: hochkarätige Gestalter trafen sich in der Detmolder Humanwissenschaftliche Forschung Auszeichnungen für Detmolder Studierende Schule für Architektur und Innenarchitektur, um zentrale Gestaltungsfragen der Zukunft zu diskutieren. S 56 – 57 Forschungsschwerpunkte: PROJEKTE PerceptionLab und ConstructionLab ALUMNI Space in motion – Raum in Bewegung S 16 – 17 S 58 – 59 S 74 – 75 Sehnsuchtsorte: Graue Energie in der Fassade Eine besondere Alumna im Gespräch: Neue Interieurs in üppig-fürstlichem Kontext Bewegte High-Tech-Hülle Interview mit Trendbüro-Chefin Birgit Gebhardt S 18 – 19 S 36 – 37 Keramische Experimente /Pflegeoase Visionäre Entwürfe werden Realität: Künstlerische Raumstrategien Energiedorf Wendlinghausen STUDIUM GLOBAL BÜCHER S 20 – 21 S 38 – 39 S 60 – 61 S 76 – 77 Lernräume als Lebensräume: Virtuelle Raumlabor-Studien International Summer School: Neuer Lesestoff für Gestalter Neue Raumkonzepte für Förderschulen Digital Product Design Interview mit Prof.’in Dr.-Ing. Uta Pottgiesser von Dozenten der Detmolder Schule S 22 – 23 S 40 – 41 S 62 – 63 Detmold Designs Elektromobilität à la Hermann International Façade Design and Construction Produkt „Gemse“ / Darwin-Ausstellung Berufsstart-Projekte / GIS-Projekte Save these Dates! NEU IN DETMOLD S 24 – 25 S 42 – 43 S 64 – 65 S 78 – 79 Isola Bella: Die Realität der Baustellen: Raus aus Detmold: Fünf neue Köpfe Sizilianisch inspiriertes Design Praxis-Erfahrung durch Werkstatt-Tage Exkursionen quer über den Globus ... und ein Abschied S 26 – 27 Wie wohnen wir in Zukunft? Forschungsprojekt „Wohn-Visionen 2020“ ZOOM STUDENTISCHES LEBEN K R E AT I V E R P R O Z E S S S 28 – 29 S 44 – 47 S 66 – 67 S 80 – 81 Modernes Wohndesign in Europa Nacht der offenen Kirche in Hillentrup Remmi Demmi Zwischen Pixelsturm und Regenbogen: Räume aus Pappe / Raum Recycling Zwielicht in Hameln in Detmold Wie die Zeitschrift „52 Grad“ entstand S 30 – 31 S 68 – 69 Kunstprojekt „Masken“ Umfrage: Warum studierst Du (Innen-)Architektur? Möbel aus Ziegelsteinen KO M M U N I K AT I O N Wie wohnen Innenarchitektur-Studierende? DIE LETZTE SEITE S 32 – 33 S 48 – 49 S 70 – 71 S 82 Blickobjekte aus Beton Markenpflege im eigenen Haus: Dankbarkeit: ein Kommentar Impressum Kunsthimmel und Zelt Kampagnenideen für die Detmolder Schule Fördermöglichkeiten: Stipendien Rätsel S 34 – 35 S 50 – 53 Arbeit im Farbraum Ausgezeichneter Messe-Auftritt der Detmolder Schule für Entwurfsprojekt S-Bahnbogen Architektur und Innenarchitektur auf der IMM 2009 und 2010 I N H A LT S 06 – 07
TITELGESCHICHTE ZZw wischen isch e n S Sppeed eed uund nd S G ipfeltreffen Soou und nd der D esign-Stars Schneller, höher, weiter. Alles scheint im Fluss: Space in motion – Raum in Bewegung lautete deshalb das Thema der ersten Designkonferenz „Detmolder Räume“ an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Interdisziplinarität prägt die Detmolder Schule für Architektur und Im Mai 2009 stand diese Aktionswoche ganz im Zeichen der Innenarchitektur – und sie prägt auch die „Detmolder Räume“, Bewegung: „Space in motion“ lautete das Thema. Hochkarätige das neue Forum für Architekten, Innenarchitekten, Designer, So- Vertreter aus den Bereichen Architektur, Design-Theorie, Innen- zialwissenschaftler, Kunsthistoriker und Künstler. Einmal im Jahr, architektur und Szenografie diskutierten Fragen und Trends der jeweils im Mai, treffen sich Gestalter der unterschiedlichsten Dis- Raumgestaltung und Raumwahrnehmung. Unter den Gästen be- ziplinen in der größten Ausbildungsstätte für Innenarchitekten in fanden sich der Hamburger Star-Architekt Jan Störmer, der Brüs- Deutschland und diskutieren über die zentralen Gestaltungsfragen seler Design-Theoretiker Max Borka, der Stuttgarter Szenograph der Zukunft. In Workshops setzen sich Studierende anschließend Eberhard Schlag (Geschäftsleiter des Atelier Brückner) sowie gestalterisch und wissenschaftlich mit den praktischen Folgen die- der Berliner Medien-Architekt Jan Edler (Geschäftsleiter von ser theoretisch diskutierten Verschiebungen auseinander. „Eine realities:united). Im Mai 2010 wird sich das Diskussionsforum Woche lang ruht der normale Ausbildungsbetrieb, statt dessen dem Thema „Sound:Space“ widmen.„Wir werden über Architek- entwickeln sich die Räume der Detmolder Schule zu einem Expe- tur aus Klängen sprechen. Über das akustische Durchdringen von rimentierfeld, einem Zukunftslabor für Gestalterinnen und Gestal- Raum. Über Klangräume, die den Zuhörer umspielen, ihn umge- ter“, erläutert Prof. Dr. Martin Ludwig Hofmann, der Koordinator ben, seine Wahrnehmung des Raums mit formen“, so Hofmann. der Detmolder Räume. Die Konferenz am 3. Mai 2010 (siehe Info-Kasten) ist öffentlich, und Gäste sind auf dem Detmolder Campus herzlich willkommen. Weitere Infos im Internet unter: www.detmolder-raeume.de. TITELGESCHICHTE S 08 – 09
W W W. G A N T E R - I N T E R I O R . C O M Filme Kampf um im kopf qualität aufstand der medienzeichen Wie viel Bauchgefühl steckt in Was hat Architektur mit Ein ehemaliger Hardcore-Architekt wird innovativer Architektur? neuen Medien zu tun? emotional: Eberhard Schlag vom Atelier THE Der vielfach preisgekrönte Architekt Jan Jan Edler von realities:united Brückner erklärt, was gute Szenografen GANTERIOR Störmer gibt überraschende Einblicke. bezieht Stellung. beherrschen müssen. EXPERIENCE Herr Störmer, Ihre Firmenphilosophie ist es, Gebäude ihrem Um- Herr Edler, laut Ihrer Internetseite finden Sie mit Ihrem Büro ar- Herr Schlag, welche Bilder kamen Ihnen in den Kopf, als Sie von Faszinierende Raumkon- feld und ihrer Umwelt anzupassen. Wie muss man sich die entspre- chitektonische Lösungen für neue Medien. Wieso haben Sie sich dem Thema „Space in Motion“ gehört haben? zepte perfekt realisiert. chende Recherche vorstellen? auf diesen Bereich spezialisiert? Spontan dachte ich, das passt ja, das ist genau das Thema, mit Dafür steht GANTER. Ich glaube, da steckt sehr viel Bauchgefühl drin. Es zählt das Emp- Grundsätzlich glauben wir, dass Architektur durch wesentlich dem wir uns seit Jahren beschäftigen. Seit über zehn Jahren ver- finden für das soziale Verhalten der Umwelt, für Proportionen, für mehr Dinge geprägt werden sollte – und geprägt wird – als es im suchen wir, auf den Raum zu übertragen, was sich im Film auf Begeistern Sie uns als Materialität. Persönliche und emotionale Entscheidungen bestim- traditionellen Verständnis verankert ist. Erst damit kann sie erfolg- der Leinwand bewegt. Dahinter steckt die Idee, Architektur und Praktikant, Diplomand men die Aufgabe. reich sein. Das Leben verändert sich ja ziemlich schnell, es gibt Innenraumgestaltung zu erweitern und zu ergänzen mit dem, was oder Absolvent! viel Bewegung. Besonders im Bereich der neuen Medien, aber Film und Theater uns gezeigt haben. Würden Sie sagen, dass Architekten es heutzutage leichter haben, auch in den anderen Bereichen, wie beispielsweise im Sozialen. ADIDAS. ihre Projekte zu verwirklichen? Wir halten es für spannend, diese Veränderungen in den Entwurfs- Sie haben Architektur studiert. Wann sind Sie das erste Mal mit AUDI. Der Markt ist nicht leichter geworden. Im Gegenteil, ich denke, prozess mit einfließen zu lassen. Dass wir uns viel mit neuen Me- Szenografie in Berührung gekommen? Grafik: Inken Zierenberg dass es früher sogar leichter war. Das Problem heute ist, dass es dien beschäftigt haben, war tatsächlich der Ausgangspunkt für die Ich habe in Chicago studiert, an der IIT, der Schule, an der Mies BASLER. kein epochales Denken mehr gibt. Diese extreme Freiheit macht Gründung dieses Büros. van der Rohe gelehrt hat, das hat mich sehr geprägt. Als ich 1997 B U R B E R R Y. es manchmal sehr schwer, eine sensible und dem Ort angemessene begonnen habe, für das Atelier Brückner zu arbeiten, war das mei- DE BEERS. Entscheidung zu treffen. Deswegen heißt Ihr Büro „realities:united“? ne erste Berührung mit Szenografie. Davor war ich ein Hardcore- DELMOD. Ja, der Name bezieht sich auf die Verbindung von Architektur und Architekt gewesen. Doch dann hat mich fasziniert, dass es mehr ENGELHORN. Sie haben in Ihrem Berufsleben zahlreiche Auszeichnungen entge- Medien. Wir haben aber auch immer wieder Projekte gemacht, die gibt, als die Möglichkeiten, die ich bisher kannte. Mit Szenografie ESCADA. gengenommen. Haben solche Würdigungen überhaupt noch eine mit Medien nichts zu tun haben. Medien-Architektur ist eher eine kann man sehr emotionale Räume schaffen, die mit starken Bildern FENDI. Seitengestaltung: Elena Koch Bedeutung für Sie? Schublade, in die wir gesteckt werden. prägen und bleibende Eindrücke hinterlassen. HARRY WINSTON. Jeder Wettbewerb ist ein irrsinniger Kampf mit sich selber, mit HUGO BOSS. dem Team, mit dem Büro, mit dem Geld, mit allem. Und kein Er- Wie beschreiben Sie Ihren Stil? Sind Szenografen gute Geschichtenerzähler? KITON. folg ist in irgendeiner Weise gemindert gegenüber früheren. Es Ich glaube, unser Stil ist eher methodisch, also bezogen darauf, (lacht) Das weiß ich nicht. Es ist sicher ein Vorteil, wenn man das NIKE. ist immer noch eine ganz große innere Befriedigung, wenn man- wie Projekte bei uns entstehen. Statt nach Problemen suchen wir kann, aber Szenografen müssen vor allem gut zuhören und gut se- PORSCHE. merkt, dass man verstanden wird. nach Potenzial, das irgendwo verborgen liegt. Wir arbeiten be- hen können, um auf Dinge aufmerksam zu werden, die nicht an wusst eher asymmetrisch. Wir konzentrieren uns auf einen Bereich der Oberfläche, sondern dahinter liegen. Es geht uns ja darum, das SALAMANDER. Rückblickend auf Ihr Leben, worauf sind Sie besonders stolz? und packen diesen richtig an, weil wir daran glauben, dass das darzustellen, was man eigentlich nicht sieht. Wir wollen das ZARA. Auf meine Kinder. schlussendlich ein besseres Resultat hervorbringt. Verborgene hinter den Dingen herausholen. Interview: Christos Bisa Interview: Christos Bisa Interview: Elena Koch
Detmolder Räume 2009 verpasst? I mm o bilen Kein Problem, Sie können die zentralen theoretischen Statements nachlesen: Unter dem Titel n der „Design im Zeitalter der Geschwindigkeit“ hat Martin Ludwig Hofmann das Buch zum The- ebelli o menkomplex herausgegeben. Darin greift er Impulse der Detmolder Designkonferenz auf, R ergänzt um weitere Beiträge und zusätzliche Autoren. International tätige Architekten, Innenarchitekten, De- signer, Kunsthistoriker, Soziologen, Medienwissenschaft- ler und Philosophen melden sich zu Wort. Sie beschreiben, wie sie in Singapur die Architektur dynamisieren, wie sie Museen in Bewegung versetzen, wie auf dem Pazifik die Produktion medialer Bilder beschleunigt wurde und wes- Was hat Coca-Cola mit der heutigen Design- und Architekturwelt gemein? halb die Welt der Dinge im Verschwinden begriffen ist. Das Buch ist im Wilhelm-Fink-Verlag erschienen, um- Antworten gibt der Belgier Max Borka, eine wichtige Stimme zu Kunst, fasst ca. 250 Seiten und enthält zahlreiche Abbildungen. Architektur und Design Martin Ludwig Hofmann (Hg.): Leben wir in einer Zeit, die zu schnell für uns geworden ist? Kön- einer teilweise sehr starren, permanenten, für die Ewigkeit gebau- Design im Zeitalter der Geschwindigkeit, nen wir noch mithalten? Max Borka beschreibt das Phänomen an- ten Architektur mündet in der Aufforderung: „Start to question!“ München 2010, 24,90 Euro, hand eines Stuhles von Thonet aus dem Jahr 1840. Er hat die Form Anhand der Aborigines in Australien beschreibt er, wie einfach ein ISBN: 978-3-7705-4990-0. eines Wanderstocks, auf dem man auch sitzen kann. „Dieser Stuhl Ort, an dem man sich zu Hause fühlt, definiert sein kann: war kein Einzelstück, er wurde oft gekauft. Im 19. Jahrhundert be- wegte man sich in einer immobilen Welt. Heute ist es umgekehrt, „A place can be a song, and when you man hat den Eindruck, dass man sich selbst nicht mehr schnell genug bewegt, dass man immobil ist in einer mobilen Welt.“ sing the song you are at home.“ Detmolder Räume 2010 Sound:Space Max Borka selbst scheint ständig in Bewegung. Vor der Aus- Save the Date! Auf der interdisziplinären Design-Konferenz am Montag, 3. Mai 2010, stellung „Nullpunkt“ im Museum MARTa in Herford kuratierte er Würde man die heutige Design- und Architekturwelt mit einem werden unter anderem in Detmold zu Gast sein: Ausstellungen in Köln, Paris und Mailand, arbeitete beim Radio, Film vergleichen, erschiene sie ihm wie ein langweiliger Coca- studierte Literatur- und Politikwissenschaften. Und das sind nur Cola-Werbespot, geprägt von einer Corporate Industry. „Design“, Jan-Christoph Stockebrand einige Stationen seines Lebens. Auf die Frage, ob er auch manch- so Max Borka, „hat immer viel mit Industrie zu tun, so dass es Architekt und Projektleiter bei Jürgen Mayer H. Architects in Berlin, unter anderem mal Angst habe, an einer neuen Aufgabe zu scheitern, antwortet immer die Sache der Mehrheit sein wird.“ In der Zukunft sieht er verantwortlich für „Metropol Parasol“ in Sevilla und „Level Green“ in Wolfsburg. er: „Wenn man das nicht glaubt, dann ist man arrogant. Und wenn katastrophale Folgen des Designs, das „einerseits so wichtig ge- man wirklich glaubt, dass man alles perfekt macht, ist das sehr worden ist, andererseits so auf dem falschen Weg.“ Dieser Auf- Prof. Thomas Hundt gefährlich.“ fassung von Design, geprägt von Bauhaus und Werkbund, gibt er Geschäftsführer von Jangled Nerves, einem Kreativbüro an der Schnittstelle von Raum und Als er im Mai 2009 nach Detmold eingeladen wurde, kamen kontra mit dem provokanten Satz: „Das einzig gute Design wird Kommunikation, Professor für Medien und Raum an der Hochschule für Technik in Stutgart. ihm zu dem Thema „space in motion“als erstes Bilder von Archi- schlechtes Design sein.“ Das „schlechte“ Design, von dem Max gram, Superstudio und anderen in den Kopf: typische, modernisti- Borka spricht, widersetzt sich den bekannten Regeln von Norm Prof. Malte Kob sche, auf die Spitze getriebene und ironisierte Visionen. Betrachtet und Funktionalität, es fängt bei Null an. „Ich glaube, dass die Professor für Raumakustik und Digitaltechnik an der Hochschule für Musik Detmold – man die Bilder der „walking city“ von Archigram und vergleicht meisten Designer und Studenten, die ich kenne, nicht wissen, was einer der international führenden Experten der „Wellenfeldsynthese“. sie mit den Eindrücken unserer heutigen Gesellschaft, so stellt man Design ist. Die kommen dann, um gutes Design zu lernen, um gute doch einen Unterschied fest. Bewegten sich bei Archigram ganze Designer zu werden, so wie die Industrie und die Schule mit ihren Dimitri Hegemann Gebäude, fast wie Insekten auf lange Beine gestellt, so bewegen Regeln das wollen.“ Insbesondere Studenten fehle die Rebellion Raumforscher und Kulturarbeiter, Mitgründer des legendären Tresor Clubs Berlin sich heute hauptsächlich Daten. und die Vision. Selbst wenn es sich dabei um eine Utopie han- Max Borka sieht heute einen großen Wandel von einer delt. Wenn die heutige Design- und Architekturwelt für Max Borka Anschließend arbeiten vom 4. bis 8. Mai 2010 Studierende in zahlreichen Workshops Dienstleistungsgesellschaft hin zu einer Informationsgesellschaft. wie ein Coca-Cola-Werbespot ist, so sähe für ihn das Ideal wie ein zum Themenfeld „Klang:Raum“ – die Themen reichen von Choreographie über szenische Dadurch hat die Stadt als solche eine völlig neue Bedeutung be- Peter-Sellers-Film aus, mit sehr viel Ironie, sehr viel Unglück und Gestaltung bis zu experimenteller Forschung. kommen. Sie ist nicht mehr wichtig, wird nicht mehr gebraucht. So sehr viel Chaos. Die Musik dazu würde ebenso ironisch und sehr werden Möbel und Architektur immer flexibler, müssen sich uns französisch sein – wie die Musik von Michel Legrand. Weitere Infos unter: www.detmolder-raeume.de. und unserem schnellen Leben anpassen können. Seine Kritik an Text: Elena Koch
Anzeige Eine Designgeschichte aus Ostwestfalen Die Aufgabe Das Farbkonzept Entwicklung eines eleganten, flexiblen Mit einer ungewöhnlichen Farbenvielfalt Tischsystems am oberen Ende der exis- Die Entwicklungsphasen für Tischplatte, Gestell und die austausch- tierenden Produktpalette. Zielgruppe baren „Socken“ geht Febrü neue Wege hierbei sind junge, zunehmend Nach der Entscheidung für SOX wurden in der Bürogestaltung. In den meisten designbewusste Unternehmen. alle Details mittels CAD und Hartschaum- Büros werden die Möbel neutral gehal- modellen und Prototypen in original Werk- ten. Sie fügen sich so gut im Raum ein, stoffen immer wieder unter die Lupe ge- bleiben aber farblos. SOX ist da anders: nommen. Durch spezielle Faltung des SOX kann komplett weiß sein oder total Der Designer Materials der Socken entsteht ein Spiel bunt, kann zwei schwarze Tischbeine be- von negativem und positivem Volumen. sitzen oder ein rotes– fast alles ist mög- Tobis Berneth, gebürtiger Deutscher, Dieses verleiht SOX eine hohe Stabilität, lich. Die „socks“ sind einzeln erhältlich denkt und arbeitet in Stockholm und trotz visueller Leichtigkeit. Die Verstell- und jederzeit neu variierbar. Shanghai. Das Febrü Team lernte ihn mechanismen sind als Gestaltungsele- auf einer Messe in Skandinavien mente bewusst integriert und erfüllen die kennen. aktuellen europäischen Normen – sogar die zur Höhenverstellung. Der clevere Entwurf von SOX und die gro- ße Erfahrung von Febrü in der Metall- und Holzverarbeitung schafften die Vorausset- zung für eine Produktion in Ostwestfalen zu marktgerechten Preisen. Das fertige Produkt Die Idee Pünktlich zur Hausmesse im Herbst 2008 SOX wurde mit dem red dot design award stellte Febrü SOX dem Fachpublikum und ausgezeichnet und wurde von der AD Man kann den Tisch doch neu erfinden. der Presse vor. Das Echo in führenden zum „Best of Germany“gewählt. Arbeitsböcke sind ein wichtiges Hilfsmit- Designzeitschriften und Internetblogs tel der Handwerker: Ihre Trapezgeome- war sehr positiv. trie erlaubt stabile Konstruktionen bei sparsamem Materialeinsatz. Verwendet man sie zur Konstruktion von Tischen, führt das jedoch zu einem Tischbeinwald. Daher wurde für den neuen Tisch das Prinzip eines einzelnen Arbeitsbocks auf den gesamten Tisch angewandt. Das Das Team Ergebnis: Eine klare, nachvollziehbare Linienführung und ein Name der dazu Man kann den Tisch neu erfinden. passt: SOX von Febrü Febrü setzt auf Impulse von außen, auf Das Zubehör Kreativität und auf die eigene Erfahrung im Team. Frische Ideen und junge Talente sind stets Die Projekte willkommen. Kontakt und Infos unter: www.febrü.de Seit Frühjar 2009 ist SOX im Büro- fachhandel erhältlich. In zahlreichen Projekten sorgt SOX mit individuellen Kombinaionsmöglichkeiten und modu- larem Zubehör für das ganz besondere Bürogefühl.
PROJEKTE Sehnsuchtsorte Die Landpartie auf Schloss Bückeburg 2009 – ein Grund für Studierende der Detmolder Schule über neue Interieurs im üppig fürstlichen Kontext des Schlosses nachzudenken. Entwürfe v. l. o.: „bewegte Bilder“ von Persis Klassen, „Gestalt- wandler und Wesensgewänder“ von Katrin Reeker, „Mottenstüb- chen“ von Janika Kupfer und das „Luftschloss“ von Maren Rüter Im Rahmen der Landpartie auf Schloss Bückeburg haben sich Stu- dierende der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitek- tur zusammen mit ihrer Prof.’in Eva Filter den Trends von heute in atmosphärischen Raumbildern genähert. Im üppig fürstlichen Kontext des Schlosses wurde viel über Interieurs nachgedacht. Sie haben die Renaissance anklingen lassen und erlesene Materialien in Ensembles verwandelt, die die Qualität von Sehnsuchtsorten haben. In die Gärten und Räume des Schlosses konnten „Innere Architekturen“ komponiert werden: im Gartensaal, in Remise, Ge- mäldegalerie und Geschirrkammern entstanden assoziative Traum- Seitengestaltung: Annika Ebbers bilder – blumige Federwolken, euklidische Staubfänger, fürstliche Boudoirs, Porzellanpullover und Secondhandblüten, surreale Na- turräume mit fragiler Bodenhaftung, Häkelnest mit Stricktassen, Alltagsdialektik auf Samtpfoten und historisch Intimes im Dialog der Epochen. Stadtnomaden und Landpomeranzen durchschritten herrschaftliche Inszenierungen im Gartensaal. Malerische Interi- eurs aus dem Schloss und seiner Zeit verzauberten den Garten und gaben im Außenraum Kundschaft vom Inneren. PROJEKTE S 16 – 17
Künstlerische Raumstrategien FRAGILE! Keramische Experimente Eine Ausstellung von Masterstudierenden der Detmolder Schule zeigt unter Anleitung von Prof.’in Eva Filter, keramische Expe- rimente und Prototypen, wie beispielsweise einen Stuhl mit ein- Kreative Entwurfskulturen gehäkelten Stuhlbeinen, Obstschalen, filigrane Vasen auf lasierten Keramiktabletts oder einen beweglichen Stapel von Schüsseln. und individuelle Entwicklung Entwürfe v.o.l.: „3beiner“ von Tatjana Kossorz, „Wassergefäß“ von Lukas Gonska, „Teemonie“ von Sarah Utner. Die Bildende Kunst bietet mit ihrer ungeheueren Vielfalt an Kon- zepten und Formen einen gleichsam unendlichen Speicher von An- Oase regungen. Ein Innenarchitekt oder Designer kann sich hieran nicht nur erfreuen, sondern diesen Fundus auch nutzen, wenn es um die Generierung neuer Konzeptideen oder um die Lösung konkreter Gestaltungsaufgaben geht. Mit einer richtigen Kombination aus Ein Pilotprojekt: Studenten formanalytischem und ‚wissendem’ Einfühlungsvermögen lässt sich solcherart nicht selten ein kreativer Prozess einleiten, der im entwerfen Oase für die Pflege Bereich des anwendungsbezogenen Gestaltens zu vital Neuem und Innovation führt. Das Seminar unternahm unter der Anleitung von Studierende im Lehrgebiet Wohnen von Prof.’in Eva Filter haben Prof.’in Eva Filter und Prof. Dr. Andreas K. Vetter den Versuch, eine Oase zur Pflege von Demenzkranken im letzten Stadium er- diesen Prozeß exemplarisch nachzuspielen. arbeitet: Die Realisierung eines Bereichs, der bis zu 6 bettlägrige In der ersten Phase der Annäherung ging es um die Kontakt- Kranke aufnehmen kann und gleichzeitig Raum für die Intimsphä- nahme mit spezifisch reflektierenden, poetischen oder diskursiven re gewährleistet, und der sowohl mehr Gelegenheiten zur Anspra- Methoden der Raumgestaltung in bewusster Absetzung zur ange- che bietet, als auch das kollektive Gefühl stärkt, dass man Leid wandten Innenarchitektur. Es folgte die Erarbeitung von Analyse- miteinander teilen kann, das waren die wichtigen Kriterien des kriterien und Argumentationsstrukturen. Den Abschluss setzte die Anforderungsprofils. Der Mensch ist in jeder Lebens- und auch Aneignung künstlerischer Strategien mit dem Ziel der Entwicklung in der Sterbephase ein Gemeinschaftswesen. Die außerordentliche einer individuellen und kreativen Entwurfskultur (theoretisches Motivation der dortigen Mitarbeiter, ihr liebevoller Umgang mit Erfassen und Ordnen, gestaltendes Entwickeln und Darstellen). den Bewohnern im Alltag war inspirierend und aufschlussreich für Seitengestaltung: Annika Ebbers die Arbeit der Studierenden. Es entstanden Entwürfe in sensibels- ter Auseinandersetzung mit dem Sterben. Der Tod soll als selbst- verständliche erlösende Tatsache akzeptiert werden, dazu begann eine akribische Suche nach Materialien, Farben und Formen, die auf diesen Weg abgestimmt sind. Die Wahrnehmungs- und Emp- findungswelten von Patienten, Angehörigen und Pflegern wurden zu Planungsleitfäden formuliert und halfen beim Entwurf. Gestalterische, emotionale Auseinandersetzung von Persis Klassen. Entwurfsidee v. Christina Machill in Anlehnung an Daniel Spoerri. PROJEKTE S 18 – 19
HOW TO BECOME A DESIGNER OF YOUR OWN ENVIRONMENT Projekte an Förderschulen, die Kindern ermöglichen, Räume zu gestalten, die ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. About how to become a designer of your own environment Kiste 1/2/3, Konzeptioneller Entwurf: Lena Frohne/Leif Linhoff, sinnbildlich für die Entwicklung von Instrumenten, um die eigentlichen Bedürfnisse zu filtern und in Worte zu fassen. Die LVR-Förderschule für hör- und kommunikationsgeschädigte Die Schule am Möllerstift in Bielefeld ist eine ganztägige Ein weiters Konzept, entwickelt von Lena Frohne und Leif Lin- herausstellt, wertschätzt, aber auch bereichert. Eine nutzerorien- Kinder in Essen bat um ein Konzept für ihre Schule der Primar- Förderschule mit dem Schwerpunkt geistiger Entwicklung. Die hoff, begründet sich auf dem Model der Partizipation. Human- tierte Innenarchitektur, die alle menschlichen Sinne anspricht und stufenkinder. Studierende des Studiengangs Innenarchitektur Klassen werden von 10 - 12 Schüler besucht, die hinsichtlich ih- wissenschaftlich inspiriert, mit Einblicken in den tatsächlichen körperlich erfahrbar macht. haben unter Anleitung von Prof.’in Eva Filter und Prof. Dr. Martin res Förderbedarfs zusammengestellt werden. Innerhalb der Stufen schulischen Alltag, in das zwischenmenschliche Miteinander von In der zweiten Projektphase werden die drei Strategien in Ludwig Hofmann, die Förderschule und deren Anforderungen für gibt es verschiedene aufeinander aufbauende Lerninhalte, die sich Schülern und Lehrern der Schule am Möllerstift, wurden in der Bildern, Texten und Plänen konkretisiert. Herzstück dieser Phase ein optimales Lernen recherchiert und neue sinnstiftende Orte vor an den individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler orientie- ersten Projektphase drei theoretische Strategien zur Verbesserung ist ein künstlerischer Workshop mit zwölf Schülern. Gemeinsam allem in den öffentlichen Zonen geplant. ren. Im Vordergrund der Ganztagesbetreuung steht das Erlernen der Verhältnisse entwickelt. Diese – sinnbildlich gefasst in drei wurde versucht, die eigenen, eigentlichen Bedürfnisse zu filtern, Die wichtigste Voraussetzung für die Kinder zum Lernen der Selbstversorgung und sozialer Kompetenzen. Damit sich jede Kisten – beziehen sich auf die Schwerpunkte: Struktur (Raum), zu zeichnen, in Worte zu fassen. Die Ergebnisse und Erfahrungen, ist die Identifikation mit ihrer Umgebung. Es braucht besondere Klasse als Team versteht, gibt es gemeinsame Tätigkeiten wie Sport Humanfaktor und Atmosphäre. gefasst in einem Buch, sollen der Schule als Leitfaden dienen, kon- Konzepte der Differenzierung, in denen eine Vielfalt von unter- und tägliche Rituale, die den Schülern Rücksicht auf die Schwäche- Das übergeordnete Ziel: ein Konzept schaffen, das Abläufe krete innenarchitektonische Vorschläge bringen, aber auch weiter- schiedlichen Lernvoraussetzungen, Lernerfahrungen und Lern- ren lehrt und den Zusammenhalt stärkt und so einen gemeinsamen im Großen und Kleinen optimiert, die bereits positive Atmosphäre hin zur eigenen Kreativität, zum eigenen Raum ermutigen. möglichkeiten denkbar ist. Schulen sind die Orte, an denen Kinder Alltag möglich macht. die meiste Zeit verbringen. Eine Schule muss neben dem Lern- und Um der Schule am Möllerstift eine Möglichkeit zu geben, ei- Erfahrungsort auch ein guter Lebensort sein. Die Sinne müssen an- nen Lebensraum für Schüler und Lehrer zu schaffen, entwickelten gesprochen werden. Hand, Herz und Kopf müssen gleichzeitig ent- Studierende des Fachbereichs Innenarchitektur im Rahmen eines wickelt werden. In der Schule herrschten gute Vorraussetzungen: Projektes unter der Anleitung von Prof. Ulrich Nether und Prof. Dr. kleine Klassen mit 6-8 Schülern, engagierte Lehrer, aufmerksame Martin Ludwig Hofmann Konzepte, die durch unterschiedliche Her- Menschen, die sich in Gebärdensprache unterhielten. Eine „leise“ angehensweisen geprägt sind. Die insgesamt 13 Entwürfe fanden Schule. Viele Gehörlose schaffen sich eigene Welten, in denen sie hohen Anklang. Drei von ihnen wurden von der Schule ausgewählt sich zu Hause fühlen und darin eigene Beziehungsintensitäten le- und prämiert. ben. Sie reagieren akustisch empfindsam auf Geräusche, nehmen So zeichnet sich ein Entwurf für die Neugestaltung der Schu- die Vibrationen unangenehm wahr. Um dieser Thematik zu ent- le am Möllerstift, gestaltet durch die Studenten Jan Bienek und sprechen, wurden sinnliche, orientierungsfreudige Erlebniszonen Jörg Linden, durch die formalen Unterschiede von geradlinigem, erfunden, die Identifikation und das Miteinander fördern. strukturiertem Lernen und der geschwungenen Gelassenheit von Einige Konzeptideen seien hier erwähnt: wie die der Schirm- Ausgleichs- und Pausenaktivitäten aus. Bereits im Eingangsbe- flieger einer Pusteblume beispielsweise – einer Metapher für die reich wird man mit einer organischen, einfühlsamen Formsprache Seitengestaltung Anne Frohne pädagogische Zielrichtung „autark“ – in denen man sich schwe- empfangen, die sich in allen drei Geschossen wiederfindet. Sie bend, leise schaukelnd niederlassen kann oder die Idee der kleinen, definiert die Aufenthaltsbereiche und verbindet die Klassen- und mit Schreibutensilien gefüllten Filztaschen, die jeder Schüler zum Kursräume miteinander. Blickfang ist der besonders großzügig Start seiner Schullaufbahn in Eigenarbeit erstellt und die er an ver- gestaltete Pausenaufenthaltsbereich mit einer skulpturalen Sitz- schiedenen Orten im Klassenraum oder an Lernnischen im Flur treppe im 2. Obergeschoss. Als formaler Kontrast zu den eher ge- andocken kann, um dort einen Platz zum individuellen Lernen zu radlinigen Räumen des konzentrierten Arbeitens bietet er die Mög- finden.Viele sinnstiftende Ideen sind entstanden, die Schule zum lichkeit der Begegnung und Kommunikation, sowie der Erholung „Lebensraum“ machen. und des Rückzugs. Hängesitz „Schirmflieger“ und Filztaschen für die Kinder der LVR-Förderschule PROJEKTE S 20 – 21
Detmold designS Der Weg einer Erfolgsgeschichte. Produkt GEMSE, Jan Erik Gerdt Am Anfang war die Vision … Der Wanderstab „Gemse“ von Jan Erik Gerdt ist aus der Vision Verträgen, Werkplänen, Produktionsprozessen und Vertriebswegen eines ganz neuen High-Tech-Produkts entstanden. Die Holzmate- wurde besiegelt, und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Aus rialität, die Eleganz einer Gemse und die durchdachte Ergonomie ein paar Stäben fürs Varusjahr sind weltweite Anfragen geworden. verleihen dem handmade-Produkt den gewissen Charme. Das Pro- Neben Ausstellungen in Detmold, im Zumtobel Lichtforum Lem- jekt „Detmold Merchandising“, ebenfalls betreut durch Professor go, im MARTa Herford und im Museum für Kunst und Gewerbe Ulrich Nether, beinhaltet Projekte, die zum Anlass des Varusjahres Hamburg, steht der Messeerfolg in Nürnberg mit der Ausszeich- 2009, für Detmold, OWL und für das „Land des Hermanns“ stehen nung des „exzellent Produkt“-Preises. Dazu kommt der Sonder- und dabei nicht nur Qualität und Nachhaltigkeit, sondern auch Re- preis der Stadt Detmold 2009, zahlreiche Presseveröffentlichun- alisierungscharakter versprechen. Auf den Rat hin, sich die Rechte gen und eine Produktvorstellung in der Architectural Digest, die an dem Produkt sichern zu lassen, gemischt mit einer Menge Eu- den Wanderstab GEMSE in die Liste der 100 deutschen Glanzlich- phorie, wurde der Wanderstab der Lebenshilfe Detmold präsen- ter des Stils einordnete. tiert. Der erste Schritt in die Realisierung mit den dazugehörigen 150 Jahre Evolutionstheorie In dem Masterprojekt – betreut von Prof. i.V. Frank Nickerl – mit Seit 2006 ist Produktdesign wieder ein Bestandteil der Lehre Schule mit ihrer Wurzel in der Möbel- und Holzindustrie, öff- dem Schwerpunkt Coporate Design/Ausstellungsdesign entwi- der Innenarchitektur und der Architektur an der Hochschule Ost- net unter anderem mit dem Produktdesign ihre Tore für derzei- ckelten die Studenten einen Entwurf für das Lippische Landes- Seitengestaltung: Anne Frohne und Verena Schröder westfalen-Lippe. Seitdem sind im Lehrgebiet bei Prof. Ulrich tige und künftige Themen. Architektur und Design folgen den museum zum Thema 200 Jahre Darwin/150 Jahre Evolutionsthe- Nether eine Vielzahl von Entwürfen entstanden – frei oder in gleichen Grundprinzipien und Prozessen, die viele Parallelen orie. Die hier gezeigten Arbeiten zeigen räumliche Installationen Kooperation mit Unternehmen. Eine Auswahl dieser „Detmold aufweisen, aber auch einige Unterschiede. In eben diesen liegt unterschiedlicher Lebensabschnitte Darwins. Designs“ wurde in einer, ebenfalls von Studierenden geplanten, begründet, dass sich Design und Architektur gegenseitig sehr Sonderausstellung im Zumtobel Lichtforum in Lemgo gezeigt. beeinflussen können. In der Arbeit des InnenArchitekten können An den einzelnen Projekten waren Unternehmen wie Zumtobel, eine Vielzahl von Erfindungen und Objekten entstehen, die es BSS-Metallbau, Elmar Flötotto, Kuhfuss-Sanitär, Poggenpohl, wert sind, in Serie übertragen zu werden. Und umgekehrt liegt Starke-Objekte, Wilkhahn und eine Vielzahl von Interessier- in den Material- und Fertigungskenntnissen des Designs eine ten beteiligt. Die Projektgruppe „ZoOoM“ präsentierte in einer unerschöpfliche Quelle der Inspiration auch für die Planung im Show ihre Entwürfe aus von den Sinnen inspirierten Objekten Einzelnen. Die in der Austellung gezeigten Projekte „Detmold und Kleidern und machte sie zu einem Ereignis. Die Detmolder Designs 2006-2008“ stehen in diesem Kontext. „Darwins Jugend“ von David Kotz „Die Reise“ von Anika Buschieweke PROJEKTE S 22 – 23
„Isola bella“ Meine Insel fühlt sich anders an als deine Insel Die größte, vielleicht auch die schönste Insel im Mittelmeer liegt ist nur manchmal schneller. Gleich nach dem Übersetzen begrüßt 2300 Kilometer weit entfernt von unserer Hochschule. Mit dem uns der majestätische Ätna, lädt uns ein, die Natur, die prallen ba- Kleinbus fahren ein Dutzend Studenten gemeinsam mit Prof. rocken Städte mit üppigstem Essen und mundgerechtem Wein ken- Herbert Jakob Weinand auf der Asphaltplatte wie ferngesteuert bis nenzulernen. All dies und der Strand und das andere Leben öffnet kurz vor unser Reiseziel Sirakus/Avola auf der Insel Sizilien. Der alle Wahrnehmungsstationen, wir fliegen im Geist des Schönen. Es Unterwegshalt auf den Raststätten zeigt uns die geografische Lage, ist Platz für jeden und um unterschiedlichste Eindrücke zu sam- lässt uns andere Sprachen hören, anderes Essen schmecken und den meln, die sich in den entstandenen Projekten und Diplomarbeiten Espresso rund um die Uhr genießen. Es ist fast wie eine Traumrei- widerspiegeln. se; München-Innsbruck – der unglaublich schöne Brenner, vorbei an Florenz-Rom-Neapel, dem immer brodelnden Vesuv. Ein Flug Grazie per l’impressione! „ad_ministro“ Entwurf: René Schulze Wienker. „Chaos Theorie“ Entwurf: Manuel Welsky. „testa a testa“ Entwurf: Ricarda Jacobi. Seitengestaltung: Moritz Pitrowski-Rönitz Die Natur Siziliens als Inspirationsquelle, „Rigoglio“ von Leif Linhoff. PROJEKTE S 24 – 25
Denn das Projekt ist eingebettet in ein mehrjähriges Forschungs- Wohn Infos -Visi Seitengestaltung: Kira Kawohl vorhaben, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) on en 20 gefördert wird und an dem neben der Detmolder Schule weitere Instit Initia t 20 u t f ü or: rU Projektpartner teilnehmen: vom Institut für Umweltforschung TU D mweltfo ortm rs (INFU) der TU Dortmund bis zur Kunsthochschule Kassel. Fö und chung IN Wohn-Visionen 2020 läuft insgesamt von Mai 2009 bis D e u t rderer: FU, sche April 2012 und umfasst fünf Semesterprojekte. Projektpart- Bund esstif tung nerin an der Detmolder Schule ist Prof.’in Verena Wriedt. Proje Umw ktpar elt D Gegenstand und Ziel des Forschungsvorhabens sind die Ent- tner: BU Detm wicklung ressourcenschonender Einrichtungs-Visionen aus older Prof. S gebrauchten Materialien zur Stärkung von klein- und mittel- ’in V chule, erena ständischen Unternehmen der Möbelindustrie und zur Qualifi- Wrie dt zierung benachteiligter Jugendlicher und Langzeitarbeitsloser. Dabei sollen insbesondere die kreativen Potenziale der Stu- - dierenden für Lösungen genutzt werden. Um diesem breit angeleg- ten Forschungsvorhaben gerecht zu werden, sind die Projekte so Die Wohn-Vision der Entschleunigung: Entwurf von Celia Günther. angelegt, dass sie inhaltlich aufeinander aufbauen. Dabei werden die Schwerpunkte eines jeden Projekts gemäß dem Bearbeitungs- prozess unterschiedlich ausgerichtet. Das Forschungsvorhaben profitiert an dieser Stelle von den Projektdauer: pril 2012, breitgefächerten Lehrgebieten an der Detmolder Schule. Je nach Mai 2009 bis A e Semesterprojekt inhaltlicher Ausrichtung wechseln die betreuenden Kollegen. insgesamt fünf Beim ersten Semesterprojekt begleitet der Soziologe Prof. Dr. Martin Ludwig Hofmann die theoretische Grundsteinlegung. Zu- projekts: ersten Semester Betreuung des sätzlichen Input liefert das Trendbüro, dessen Geschäftsführerin a Wriedt Prof.’in Veren Wie werden wir leben? Birgit Gebhardt, Absolventin der Detmolder Schule, einen Work- (Möbel- und Pr odukten twicklung) shop und einen Vortrag hält. Das Trendbüro ist das wichtigste deut- Welche gesellschaftlichen Trends lassen sich ermitteln? of mann sche Beratungsunternehmen für Zukunftsszenarien in Design, Ar- artin Ludwig H Prof. Dr. Mss ensc ha fte n) chitektur und Wirtschaft. Es berät zahlreiche große Unternehmen (Humanwi Und wie können Gestalter darauf reagieren? der Konsumgüter-, Möbel- und Designbranche und ist insofern ein idealer Partner für dieses Forschungsprojekt. In Science-Fiction-Filmen, wie Steven Spielbergs Minority Re- port, wird die Antwort bereits vorweggenommen: Wohnungen Prof. Dr. Martin werden durch interaktive High-Tech-Ausstattung individuell auf Ludwig Hofmann den Bewohner ausgerichtet. Doch sieht so tatsächlich die Zukunft des Wohnens aus? Unter der Leitung von Prof.’in Verena Wriedt Prof.’in Verena Wriedt Birgit Gebhardt (Möbel- und Produktentwicklung) und Prof. Dr. Martin Ludwig Hofmann (Humanwissenschaften) entwickeln Studierende der Detmolder Schule wissenschaftlich fundiert gesellschaftliche Zu- kunftsszenarien. Die erarbeiteten Wohn-Visionen sollen unter besonderer Be- rücksichtigung der Aspekte Ressourcenschonung und kreativer Einsatz von gebrauchten Materialien in Designentwürfe überführt werden. Dabei sollen die theoretischen Grundlagen so beschaffen sein, dass die Studierenden folgender Semester darauf aufbauen können. Birgit Gebhardt ist Geschäftsführerin des Hamburger Trendbüros. Birgit Gebhardt leitet den Workshop Wohn-Visionen 2020. PROJEKTE S 26 – 27
Pappe la Papp Fabian Achterberg findet mit der Unterstützung von Prof.’in Carmen Muñoz de Frank in seiner Thesis ein exklusives Material für ein exklusives Unternehmen. „ic! berlin“ designt, produziert und vermarktet Blechbrillen. Die Brillen bestechen durch ihre Oberfläche, Formstabilität und Fle- xibilität. Mit der neusten Kollektion „plast.ic!“ setzt ic! berlin ein Statement: „plast.ic!“ ist organic! Die Brillen sind aus Baumwolle. Welches Material kann diese unbeschwerte Herangehenswei- se ausdrücken oder gar wiederholen? Edel gebeiztes Tropenholz? Hochglanz-Lackoberflächen? Nein! Pappe? Alles aus Pappe??? Ja! Warum nicht?! Pappe ist voll recyclebar, da sie zu 100% aus Papier Modernes bzw. Leim besteht - also „organic“ wie ic! berlin Pappe – schön und gut, doch wie? Herausstechendes Merk- mal der Brillen ist das schraubenlose Federscharnier-STECK- system!!! Stecken... genauso ökologisch wie Pappe und genauso Europa einfach wie ic! berlin brillen. Leben in Finnland: Pappe als exklusives Material zeigt das Rendering Der Entwurf von Dorothee Dworack. von Fabian Achterberg. Raum Gegebenheiten für das bürgerliche Interieur vom Klassizismus Am Bahnhofsvorplatz in Osnabrück liegt das ehemalige Signal- bis in die Moderne des 20. Jhd. mit sich brachten. Die Ergebnisse Iduna-Haus, ein städtebaulich dominierender Gebäudekubus aus schafften eine Basis, auf der Ähnlichkeiten und Gegensätze der den 60er Jahren. Zu dem Gebäudekomplex gehört neben dem jeweiligen Länder diskutiert werden konnten. Hauptgebäude ein zweigeschossiger Ladenanbau. Ursprünglich in Recycling Eine Exkursion nach Weimar rundete den Informationsge- drei zweigeschossige Ladeneinheiten geteilt, ist heute das Oberge- halt im Bezug auf das Thema Wohnen generell ab. Eindrücke aus schoss als separate Einheit abgekoppelt. Goethes Wohnhaus, dem Arbeitszimmer von Walter Gropius, dem Die Planungsaufgabe, betreut durch die Professoren Bettina von Georg Muche entworfenen Haus am Horn oder van der Veldes Zalenga und Christoph Winkler, bestand darin, eine der drei ur- Ein Projekt für mehr Wohnhäuser thematisierten grundlegende Fragen zu Raumfolgen, sprünglichen Einheiten als Verkaufsraum umzugestalten. Die Art Farb- und Lichtstimmungen oder Möbeldesigns, welche sich jeder der Verkaufsnutzung war frei wählbar. Der Verkaufsraum konnte Wohnstil europaweit Student im Bezug auf sein ausgewähltes Land stellen musste. Die „Alter Raum – über beide Geschosse angeordnet werden oder nur im Erdgeschoss Ergebnisse der Arbeiten sollten zur gestalterischen Grundlage für liegen, um im Obergeschoss Nebenräume unterzubringen. Die In- das Projekt „Modernes Wohnen in Europa“ dienen. Neuer Laden“ nenraumgestaltung sollte aus den Handlungsabläufen entwickelt Hier galt es, ein Wohnkonzept für ein Paar mit einem Kind im werden. Ziel der Aufgabe war es, von der Idee bis zur Material- Sinne der vorangegangenen Erkenntnisse zu entwickeln. Die nati- wahl ein räumliches Gesamtkonzept zu entwickeln. onalen Charakteristika der jeweiligen Länder sollten in zeitgemäß Das Master-Projekt „Modernes Wohnen in Europa“ wurde im interpretierter Form auf ein von Prof. Tobey geplantes, in Detmold Sommersemster 09 von Prof.’in Carmen Muñoz de Frank ange- gebautes Wohnhaus übertragen werden. boten. Parallel dazu wurden die Studenten dazu aufgerufen, das Das von den Studenten geplante Interieur bezog sich hierbei gleichnamige Wahlpflichtfach zur vertiefenden Auseinanderset- auf den mittleren Teil des Gebäudes, welcher sich in seiner sehr zung wahrzunehmen. klaren Gebäudekubatur, über insgesamt 4 Ebenen erstreckt. Die Ziel des Wahlpflichtfaches war eine intensive Analyse, wie Architektur ließ durch ihre zurückhaltende Formsprache Raum Seitengestaltung: Imke Bruns sich das Wohnen des Bürgertums in den jeweiligen Ländern Eu- für die unterschiedlichen nationalen Entwürfe, brachte durch ihre ropas im Laufe der Zeit dargestellt, entwickelt und verändert hat. schmale und dabei lange Maßlichkeit als größte Schwierigkeit die Dabei hat sich jeder Student und jede Studentin mit einem Land be- Frage nach der Erschließung der einzelnen Stockwerke mit sich, schäftigt. Grundlegend untersucht wurde, wie sich kulturelle, poli- welche den konstruktiven Anspruch neben dem kreativen enorm tische, geografische und soziale Strukturen auf den Menschen aus- steigerte und es den Studenten möglich machte, das Projekt als wirken, bzw. welche Veränderungen und Einflüsse diese nationalen Vorbereitung der Bauvorlage zu bearbeiten. Konditorei: Farb- und Materialkonzept thematisieren die Produktcharakteristik. PROJEKTE S 28 – 29
„Möbel aus Ziegelsteinen“ ist ein Projekt der Lehrge- biete Baukonstruktion/Baustoffe und Plastisches Gestalten der gemacht und im alten Ringofen einmal Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Aus den jährlich gebrannt wird. „Möbel aus Ziegelsteinen“ ist ein unge- unterschiedlichen Schwerpunkten der beiden Fächer ergibt sich wöhnliches Thema. Der Ziegel ist für die Möbel bauenden Innen- ein jeweils anderer Blick auf den Ziegel. In der zeitgenössischen architekten zwar ein außen tauglicher Stoff, aber mit seinen sehr Architektur ist Ziegelbau aus dem Fokus der aktuellen Entwick- eigenen Gesetzen und ungewohnt grob. Für Architekten ist ein lungen geraten, in der Innenarchitektur wird Ziegelstein kaum Möbel grundsätzlich etwas klein, taugt aber modellhaft zur Erstel- gezeigt, im Möbelbau spielte das Material noch nie eine Rolle. lung kleiner plastischer Architekturen. Freie Skizzen und struktu- Dennoch, oder gerade um dieser ungerechten „Vernachlässigung“ relle Untersuchungen mit selbstgeformten kleinen Modellziegeln des natürlichen Werkstoffs entgegen zu wirken, nahmen Prof. gelangen spielerisch. Die Realisation der Entwürfe erforderte aber Reinhold Tobey und Prof. Karl Manfred Rennertz die An- handwerkliches Können. Kniffe und Fertigkeiten des Mauerns regung des LWL Ziegeleimuseums auf, sich mit dem mussten erst erlernt werden, ein „steiniger“ Weg. Die natürlichen Ziegel zu beschäftigen. Und zwar gerade und be- Jahresrhythmen der Lagenser Produktion passte nicht gut zur Eile Die von dem Ba- sonders mit dem Stein und seiner groben eines Studiensemesters. Deshalb benutzten wir für einige Objekte den-Badener Bild- unregelmäßigen Struktur, der in unseren Keramikofen in der Hochschule, was neue Färbungen bei Seitengestaltung: Moritz Pitrowski-Rönitz hauer und Professor Lage seinen Ursprung hatte den Klinkern zur Folge hatte und zudem erlaubte, farbig glasierte für Plastisches Ge- und immer noch auf Steine herzustellen. Aus „Grünlingen“, diesen ungebrannten noch stalten an der Detmol- Museumsma- formbaren Tonziegeln, konnten wir Sonderformate und Anschluss- der Schule für Architek- schinen elemente schneiden. Es entstanden 20 Stühle, Hocker, Bänke, tur und Innenarchitektur Konstruktionen. Alles sind Unikate, denen der Reiz des Experi- Karl Manfred Rennertz be- mentellen innewohnt. Der Ziegel ist ein wunderbarer „strenger“ gründete Sommerakademie Werkstoff. Wir danken dem Museum in Lage für die schö- am Florentinerberg arbeitete ne Gelegenheit, mit ihrem Stein zu arbeiten und der im Freien unter den Augen der Firma Schomburg aus Detmold für die Bereit- interessierten Öffentlichkeit. stellung des nötigen Klebemörtels. Der Sommer 2009 war dem Werk- stoff Holz vorbehalten, und die Studierenden konnten ihr Können an Pappelstämmen erproben. Ausgehend „Rolli ng Sto von Beobachtungen des menschlichen nes“ E ntwur f: Mor Gesichts nahmen die Studierenden die itz Pit rowsk „Maske“ als Grund zu neuen formalen i -Rönit z. Findungen. Abstraktion war gefragt und eine Nähe zur Kunst Afrikas ergab sich aus der Natur des Werkstoffs und seiner expres- „F siven Bearbeitung. Getragen wird die Aktion rei s chw vom Kulturamt der Stadt Baden-Baden, dem ing er“ städtischen Gartenamt und der Gesellschaft der En twu Freunde junger Kunst. rf: Ke zer „Bogen Arz “ Entw u. urf: Ine s von G ehlen. Tobias Jonk bearbeitet seine Maske. PROJEKTE S 30 – 31
Einmal firmament und zurück Kunsthimmel & Zelt Blickobjekte Architekturen für das Auge Unvermittelt stehen sie in der Natur: Betonskulpturen, die im 84 Quadratmeter Grundfläche, Durchmesser ca. 9,6 Meter, Sommersemester 2009 von Studenten im Wahlpflichtfach „Ver- ebenso die Firsthöhe, schlanke zugleich kraftvolle Laubholz- tiefung Gestaltung“ gemeinsam mit Prof. Ernst Thevis entworfen stäbe und sternförmige Knotenverbindungen aus Aluminium. wurden. „Raumverdrängende sowie raumbildende Formen sollten Diese Eigenschaften bestimmen Ausdruck sowie Anmutung der gleichermaßen zu einem ganzheitlichen Seherlebnis verschmel- neuartigen Zeltkonstruktion. zen“, erklärt Ernst Thevis die Aufgabenstellung. Die Raumobjekte Angedacht ist eine montagefreundliche Pavillonnutzung zu sollen dazu auffordern, mit dem Auge entdeckt sowie durchblickt unterschiedlichsten Anlässen, welche sich weiterführend durch zu werden und zwar bezogen auf den umgebenden Landschafts- zeitloses Design und Umweltfreundlichkeit auszeichnet. raum. Im besonderen Maße war zur räumlichen Wahrnehmung Basierend auf dem Studienprojekt unter der Leitung von die notwendige Veränderung des Gesichtspunktes Bestandteil der Prof. Reinhold Tobey und Prof. Karl Manfred Rennertz Formfindung. Gerade auf die Bewegung des Betrachters hin soll- „Kunsthimmel & Zelt“ folgt der Entwurf der Geometrie ei- ten die Seherlebnisse inszeniert werden. nes regelmäßigen Zwanzigflächners. Unter dem Arbeitstitel Die Skulpturen der 14 Seminarteilnehmer definieren sich entstand ein Stabwerk aus 25 gleichmäßigen spindelförmi- Seitengestaltung: Inken Zierenberg nicht durch eine plastische Außenform, sondern charakterisieren gen Holzstäben unterschiedlicher Holzarten. Neuartig steht Seitengestaltung: Jonas Schultz sich vielmehr über den Innenraum. Durch die Maße des Schalkas- vor allem die Verbindungstechnik im Vordergrund. Ein ei- tens ergibt sich das uniforme Äußere. gens entwickelter Knoten, bestehend aus zwei Metallschalen, Dieses Projekt wurde als Studentenwettbewerb von der Fir- vereinigt bauchtechnische und formale Anforderungen. In dem ma Müller Bau Lügde ausgelobt, und mit deren Unterstützung verschleißfesten Produkt verschmolzen anspruchsvolles De- konnten neun Objekte in Beton realisiert werden. Im Arboretum sign mit den typischen Charaktereigenschaften für fliegende Hummersen, einem kleinen Landschaftspark in der Nähe des „Bauten“ zu einem Zelt. Die Zelthaut ist zunächst farbneutral ge- Köterbergs, sind die Objekte entlang eines Wanderweges zu einer plant, damit sind außen und im Innenraum Projektionen auf den Gesamtkomposition dauerhaft ausgestellt. regelmäßigen gleichseitige Dreieckflächen (je 20 qm) möglich. Va- Der Blick durch die Skulpturen wird zum Seherlebnis. Das Zeltmodel im Maßstab 1:20 riationen des Materials sowie Farbigkeit sind ebenso denkbar. PROJEKTE S 32 – 33
Seitengestaltung: Alexander Siegfried Bahnbogen In Zusammenarbeit mit den beiden Profes- soren Thomas Kesseler und Jörg Breuer und den Lehrbeauftragten Sandra Bruns Arbeit im (Berlin) und Ulrike Kerber (Osnabrück) farbraum entstand die Aufgabe eines Ladenprojekts, Egal ob Aquarelle, Bildkopien oder einfach nur das an dem über 115 Studenten beteiligt waren. Arbeiten mit Pigmenten und unterschiedlichen Bin- Im Vordergrund stand nicht nur die Ent- demitteln, die Arbeit im Farbraum bleibt immer ein wicklung eines Entwurfskonzepts, sondern experimenteller Prozess. Professor Thomas Kesse- auch die Visualisierung der Raumwirkung. ler stellt den Studenten über 40 verschiedene farbige Pigmente zur Die besten Arbeiten wurden der Deutschen Verfügung; da sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Parallel Bundesbahn vorgestellt. wird die Arbeit mit dem Aquarellkasten intensiviert, die als Ab- wechslung zu modernen computerbearbeiteten Renderings dient. PROJEKTE S 34 – 35
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