Berufliche Bildung stärken - BVMW
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05 / 2017 | Oktober / November 2017 | 4,90 Euro Berufliche Bildung stärken e für Preisvorteil glieder: BVMW-Mit bis zu 41,5% Nachfalharzseusgen bei Firmen Seite 68/69 Versäumnisse der GroKo – Aufgaben Berufliche Rekrutieren für die neue Bundesregierung Bildung stärken Sie mobil! Seite 8 Seite 32 Seite 38
DER Mittelstand. | 5 | 2017 EDITORIAL 3 Für einen Mario Ohoven Präsident Bundesverband bildungspolitischen mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Kurswechsel Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“ B ildung gehörte gerade im Wahlkampf zu dritte Betrieb seine Lehrstellen nicht mehr den Lieblingsthemen der Politiker. Der besetzen, jeder zehnte Firmenchef bekommt edle Wettstreit, welche Partei am meis- nicht einmal mehr eine Bewerbung. ten für die Schulen und Hochschulen tut, reduziert sich in der Regel auf die simple Frage: Vielen Azubis mangelt es zudem an Flexibi- Wer bietet mehr? Verlangten beispielsweise die lität. Ihr Interesse konzentriert sich auf eine Grünen zehn Milliarden Euro zusätzlich für die Handvoll Berufe. Ein Viertel aller in diesem Sanierung der Schulen, legten die Liberalen noch Jahr neu abgeschlossenen Verträge entfällt auf eine Milliarde drauf. Da konnte sich SPD-Kanz- fünf Ausbildungsgänge: Bei den männlichen lerkandidat Martin Schulz natürlich nicht lum- Jugendlichen steht der Kraftfahrzeugmecha- penlassen und versprach zwölf Milliarden Euro troniker in der Gunst ganz oben, bei den weibli- extra – nach dem Wahlsieg, versteht sich. chen Azubis die Kauffrau für Büromanagement. Sicher, solange mancherorts Schulgebäude ver- Auch die Mobilität der Lehrlinge lässt zu wün- rotten und viele Klassenzimmer noch immer in der schen übrig. Während es in Süddeutschland deut- „Kreidezeit“ verharren, muss in die Ausstattung lich mehr Plätze als Kandidaten gibt, ist es etwa in investiert werden. Mit Geld allein ist es jedoch im Berlin umgekehrt. Auf den naheliegenden Gedan- Bildungsbereich nicht getan. Entscheidend sind ken, die Ausbildung in einem anderen Bundesland die richtigen Ziel- und Weichenstellungen im Sys- zu absolvieren, kommen die unversorgten Bewer- tem. Nach dem Pisa-Schock im Jahr 2001 kannte ber offenbar nicht. die Bildungspolitik nur ein Ziel – mehr Abiturien- ten und mehr Hochschulabsolventen. Dass dies Deutschland braucht heute dringender denn je nur um den Preis einer Nivellierung des Niveaus einen radikalen Kurswechsel in der Bildungs- zu erreichen war, ist evident. Gott hat nun einmal politik. An die Stelle einer falsch verstandenen nicht nur Hochbegabte erschaffen. Akademisierung muss die Rückbesinnung auf den Wert der praxisnahen dualen Ausbildung treten. Das eigentliche Problem liegt woanders. Die Fixie- Zudem gehört die föderale Zuständigkeit in der rung auf Abitur und Diplom ging und geht einher Bildung auf den Prüfstand. Mit der Schule von mit einer Geringschätzung der beruflichen Bildung. gestern werden wir in der (digitalen) Welt von Oder anders gesagt: der Abiturient ist alles, der morgen scheitern. Azubi gilt nichts. Allerdings nur im eigenen Land, denn das deutsche Modell der dualen Ausbildung ist längst zu einem weltweiten Exportschlager gewor- den. Kein Wunder, dass immer mehr Schulabgänger ein Studium der Ausbildung vorziehen. Zudem bekommen unsere Unternehmen die Mario Ohoven Folgen der demografischen Entwicklung zuneh- mend zu spüren. Derzeit gibt es über alle Lehr- Foto: Thomas Imo jahre hinweg 1,32 Millionen Azubis in Deutsch- land, ein Rekordtief. Zum Beginn des neuen Lehrjahrs am 1. September blieben 179.000 Lehrstellen unbesetzt. Inzwischen kann jeder
4 INHALT DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 6 Deutschland-News 28 Australien und Deutschland – Partner in Politik und Wirtschaft „Wir sind nicht die Melkkuh der Politik“ SCHWERPUNKT 31 Mittelstand setzt auf Bildung 10 32 Berufliche Bildung stärken 34 „Wenn alle Abitur haben, dann hat niemand Abitur“ 36 Schulfach Wirtschaft und das föderalistische Chaos 37 Schule auf dem Prüfstand 8 Versäumnisse der GroKo – 38 Unternehmen suchen Aufgaben für die neue dringend Mitarbeiter Bundesregierung 40 Ohne digitale Bildung keine 10 „Wir sind nicht digitale Transformation die Melkkuh der Politik“ 41 Aus- und Weiterbildung 12 Der Diesel – ein Auslaufmodell? in der digitalen Arbeitswelt 14 “Wertschöpfung „Wenn alle Abitur haben, im Land halten“ dann hat niemand Abitur“ 16 Ordnungspolitische Wende in NRW 34 18 Chancengeber Mittelstand – Erfolgreiche BVMW- Bundestagung 20 Mittelstandspräsident im Dialog 22 Europa-News 42 Best practice Aus- 24 Welcome to the USA und Weiterbildung 26 Business in Amerika 44 Alleinerziehende im Mittelstand – ein Erfolgsmodell Best practice Aus- und Weiterbildung 46 Der Weg zum guten Azubi 42 47 Bildung in Not – alle in Not 48 Bildung hoch, Steuern sparen 49 Jobmesse mal ganz anders
DER Mittelstand. | 5 | 2017 INHALT 5 Der Diesel – ein Auslaufmodell? 12 52 Weiterkommen 80 BVMW-Veranstaltungskalender mit Weiterbildung 54 Impulsgeber BVMW: Mobile Menschen. Mobiles Europa. BVMW 82 News 56 Alternative: 84 Weltneuheit aus Bremen internationale Fachkräfte 57 Bildung in Zahlen Punkten mit Tradition und Qualität 88 SERVICE 58 News 60 Willkommen an Bord 62 Zum Unternehmer geboren? 64 Der Wechsel kommt 86 Der Wald, das beste Fitnessstudio 66 Muss die Inkasso 88 Punkten mit Tradition Branche zittern? und Qualität 67 Wie tickt der Kunde? 90 Maritime Mode 70 Neue Mitarbeiter gesucht? 92 Intelligent und dynamisch – der neue BVMW-Internetauftritt 72 Energieoptimierung leicht gemacht 92 Impressum 73 Globale Produktstrategie KULTUR 74 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ 96 „Ängstlichkeit ist Enteignung der Sparer ein schlechter Berater“ 75 Richtiges Mahnen beim Zahlungsverzug 98 Unordnung kommt von alleine 76 Mitarbeiterbeteiligung in KMU: warum nicht? Diese Ausgabe erhalten Sie zusammen mit 77 Kleine Helfer DMM Der Mobilitätsmanager, dem führenden Fachmagazin für Unternehmensmobilität. 78 Buchtipps Lesen Sie hier das Interview mit Mittelstands- präsident Mario Ohoven (Seite 14).
6 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Deutschland-News Solidaritätszuschlag und Erbschaftsteuer jetzt abschaffen! Die Bundesregierung verzeichnet einen Finanzierungsüberschuss in ungeahnter Höhe. Dies geht aus der Meldung des Statistischen Bundes- amtes, nach der der Staat im ersten Halbjahr 2017 einen Rekordüber- schuss von 18,3 Milliarden Euro erzielt hat, klar hervor. Damit kann die neue Bundesregierung den Solidaritätszuschlag sofort und ersatzlos streichen. Der Soli belastet die Steuerzahler allein in diesem Jahr mit 17,6 Milliarden Euro. Eine um diesen Betrag gesenkte Abgabenlast wäre zu Beginn der neuen Legislaturperiode ein starkes Signal der Politik an die Leistungsträger und den Mittelstand für mehr Innovationen, Inves- titionen und Wachstum in Deutschland. Ein nicht minder starkes Signal wäre die Abschaffung der Erbschaftsteuer. Mit einem laut Statistischem Bundesamt 5,7 Milliarden Euro niedrigen Aufkommen im Jahr 2016 er- bringt die Erbschaftsteuer weniger als ein Prozent des Gesamtsteuer- aufkommens – bei einem unverhältnismäßig hohen Erhebungsaufwand von geschätzt bis zu 50 Prozent. Durch die Streichung der Steuer wür- den nicht nur mittelständische Unternehmen profitieren, sondern auch Steuerbehörden von unnötiger Bürokratie befreit. Die Abschaffung ist die einzige verfassungsrechtlich saubere Lösung, um kleine und mittel- ständische Unternehmen beim schwierigen Generationenübergang zu entlasten, ohne Arbeitsplätze zu gefährden. In dieser für viele Mittel- ständler überlebenswichtigen Frage darf eine neue Bundesregierung Foto oben: © Finanzfoto - fotolia.com;, Foto mitte: © cybrain - istock.com; Foto unten: © kieferpix - istock.com nicht auf stur schalten und weitere vier Jahre blockieren. Deutscher Handel Arbeitskosten ziehen an mit Rekord-Überschuss In Deutschland sind die Arbeitskosten je geleistete Stunde im Zeitraum vom 2. Quartal 2016 bis zum 2. Quartal 2017 kalenderbereinigt um 2,3 Prozent gestiegen. Für das erste Quartal 2017 liegen für alle EU-Mitgliedstaaten Er- gebnisse vor. Danach verteuerte sich in Deutschland eine Stunde Arbeit im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,2 Prozent. In der gesamten EU betrug der durchschnittliche Anstieg der Arbeitskosten in diesem Zeitraum 1,7 Prozent. Gegenüber unserem Hauptkonkurrenten Frankreich, das mit 1,2 Pro- zent unterdurchschnittlich zulegte, verlor Deutschland damit weiter an preis- Das zweite Jahr in Folge wird Deutschland 2017 licher Wettbewerbsfähigkeit. Noch stärker verschlechterte sich Deutschlands das Land mit dem weltweit größten Überschuss in Position gegenüber Finnland (- 2,7 Prozent), den Niederlanden (- 0,1 Prozent) der Leistungsbilanz. Laut ifo-Institut wird die deut- und Luxemburg (- 0,1 Prozent), Länder in denen die Arbeitskosten sogar sanken. sche Volkswirtschaft mit erwarteten 285 Milliarden US-Dollar vor China mit 190 Milliarden US-Dollar und Japan mit rund 170 Milliarden US-Dollar welt- Insolvenzen leicht rückläufig weit die Nummer 1. Der Überschuss Deutschlands Im ersten Halbjahr 2017 gingen die Unterneh- ist vor allem auf den Warenhandel zurückführen. mensinsolvenzen um 6,7 Prozent gegenüber Haupttreiber war die Nachfrage aus dem Euroraum, dem Vorjahreszeitraum zurück. Von den von den restlichen EU-Ländern sowie den USA. Trans- den Amtsgerichten verzeichneten 10.246 fer-Zahlungen an das Ausland, beispielsweise an Fällen traten die meisten mit 1.793 Fällen im internationale Organisationen, dämpften den Über- Handel auf. 1.712 Insolvenzanträge stellten schuss um 27 Milliarden Euro. Dämpfende Wirkung Unternehmen des Baugewerbes. Im Bereich entfalten auch die Energiepreise. So sind die Preise Erbringung von freiberuflichen, wissenschaft- für importiertes Erdöl und Erdgas trotz der Aufwer- lichen und technischen Dienstleistungen wur- tung des Euro höher als noch im Vorjahr. den 1.144 Insolvenzanträge gemeldet.
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 7 Ausländische Investitionen Unternehmen durch Ausländer zu prüfen und gegebenenfalls zu untersagen oder mit Auflagen zu versehen. Dennoch soll auf dem Prüfstand mit einer Verordnung nationales Investitionsprüfungsrecht mit Blick auf die Entwicklung ausländischer Direktinvesti- tionen in Deutschland konkretisiert werden. Dabei stehen vor allem Bereiche mit sicherheitsrelevanten Technologien im Blickpunkt: Unternehmen, die branchenspezifische Soft- ware zum Betrieb kritischer Infrastrukturen entwickeln, die mit Überwachungsmaßnahmen nach dem Telekommunikati- onsgesetz betraut sind, Cloud-Computing-Dienste erbringen oder Schlüsselunternehmen für Produkte der Telematikinfra- struktur anbieten. Der Schutz kritischer Infrastrukturen ist von strategischer Bedeutung. Beeinträchtigungen kritischer Die Bundesregierung plant, Investitionen aus dem Ausland in Prozesse oder ihr Ausfall können unerwünschte soziale und deutsche Unternehmen zukünftig strenger zu prüfen. Zwar ökonomische Folgen haben, so die Bundesregierung. Folge- stehen mit der Außenwirtschaftsverordnung bereits jetzt richtig dürften Wohlfahrtseffekte durch die Abschaffung von Instrumente zur Verfügung, um den Erwerb inländischer Zöllen und Zollformalitäten geringer ausfallen. Erneuerbare Energien: Globalisierung Windenergie löst Stein- 40 66 kohle ab senkt Armut 32 64 und Ungleichheit 24 62 Die Auswirkungen der Globalisierung 16 60 sind positiv. Das ist das Fazit im Jah- resbericht der Bank für Internationa- 8 58 len Zahlungsausgleich. Entgegen der Vorwürfe, die Globalisierung diene 1985 1995 2005 2015 nur einigen Wenigen zu Lasten Vieler, weltweite Armutsrate Gini-Koeffizient überrascht die Deutlichkeit dieses Er- gebnisses nur Wirklichkeitsverweige- Quelle: BIZ rer. Denn in den letzten drei Jahrzehn- ten hat die Globalisierung nachweisbar aus aller Welt zu kaufen, steigt der maßgeblich zur Reduzierung von Ar- Lebensstandard im Durchschnitt mut und Ungleichheiten beigetragen. für alle. Die zunehmende Interakti- Der Anteil der Erneuerbaren Energien an on auf den Weltmärkten führt bei der Bruttostromerzeugung ist laut den Be- Der prozentuale Anteil der Armen (Ta- den Unternehmen hingegen zu mehr rechnungen des Fraunhofer-Instituts für geseinkommen unter 1,90 US-Dollar) Konkurrenz und erhöhtem Standort- Solare Energiesysteme ISE im 1. Halbjahr und der Wert des Gini-Koeffizienten wettbewerb. Die Attraktivität des Foto oben: © v.poth - fotolia.com; Foto mitte: © sdecoret - fotolia.com auf rund 34 Prozent gestiegen. Die Wind- (Ungleichheitsmaß) nehmen deutlich Standortes ist entscheidend für eine energie hat die Steinkohle als zweitwich- ab.Die ungelernten Arbeiter in den Ansiedelung und somit ausschlagge- tigste Stromquelle abgelöst. Solar- und Schwellen- und Entwicklungsländern bend für Investitionen, Wachstum Windenergieanlagen produzierten zusam- profitieren einerseits von der größe- und Arbeitsplätze in einer Region. mengenommen mit 69,6 Terrawattstunden ren Nachfrage auf dem globalen Ar- Industrieländer, die die Herausfor- (TWh) sogar erstmals mehr Strom als die beitsmarkt nach seiner Arbeitskraft derungen in Wirtschaft und Gesell- Braunkohle mit 68 TWh, die aber weiterhin und andererseits als Konsument von schaft im Zuge der Globalisierung die wichtigste einzelne Stromquelle bleibt. den fallenden Preisen aufgrund des offensiv annehmen, verzeichnen hö- Das Ziel der Bundesregierung – einen An- höheren Wettbewerbs. Betrachtet here Wohlstandsgewinne als Länder, teil der Erneuerbaren Energien von 35 man die Einkommenszuwächse, ist die die Globalisierung zu regulieren Prozent im Stromsektor bis 2020 – wurde für die globale Mittelschicht nur ein versuchen. Die positiven Effekte der damit bereits fast erreicht. Trotzdem wird kleiner Zuwachs zu verzeichnen. Globalisierung müssen weiter in den Deutschland das EU-Ziel für 2020 auf- Die Mittelschicht der florierenden Vordergrund rücken, um die Chancen grund von geringen Fortschritten im Ver- Schwellenländer verzeichnet hinge- voll ausschöpfen zu können. kehrs- und Wärmesektor voraussichtlich gen die größten Zuwächse. Durch verfehlen. Dieses sieht einen Sektor über- die Möglichkeit, bessere und günsti- Dr. Hans-Jürgen Völz greifenden Anteil der Erneuerbaren Ener- gere Produkte und Dienstleistungen BVMW Chefvolkswirt gien von 18 Prozent vor.
8 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Versäumnisse der GroKo – Aufgaben für die neue Bundesregierung Deutschland steht im Herbst 2017 gut da: Während andere Teile der Welt nach Wegen zu wirtschaftlicher Prosperität suchen, ist die Erwerbstätigkeit mit über 44 Millionen Menschen bei uns auf Rekordniveau, und immer mehr Wirtschafts- forscher sagen für 2018 ein Wachstum oberhalb der zwei-Prozent-Marke voraus. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die Realität holt uns alle immer deutlicher ein: 1. Arbeitsmarkt Deutschland fährt in vielen Bereichen bereits Die Integration der Langzeitarbeitslosen gelingt auf Verschleiß. Monatelang gesperrte Brücken, nicht. Überbordende Bürokratie durch Aufzeich- marode Straßen und Schienenwege, sanierungs- nungs- und Dokumentationspflichten beim Min- bedürftige Schulen, in vielen Regionen langsa- destlohn belastet gerade Mittelständler noch zu- mes oder gar kein Internet. Trotz des jahrelangen sätzlich. Die Regulierung von Werkverträgen und Aufschwungs, der dem Staat Rekordeinnahmen Zeitarbeit behindert die Flexibilität und Dynamik bescherte, wird viel zu wenig Geld in die Infra- am Arbeitsmarkt. Schlimmer noch, denn mit der struktur gesteckt. Stattdessen wächst der Sozi- „Rente mit 63“ werden dringend benötigte Fach- alsektor immer weiter. Mit 918 Milliarden Euro kräfte dem Arbeitsmarkt systematisch entzogen. kratzt der Anteil der Sozialausgaben an der Wirt- Statt sich den Digitalisierungserfordernissen der schaftsleistung schon an der 30-Prozentmarke. Arbeitswelt – Stichwort „Arbeit 4.0“ – zuzuwen- Darunter leidet vor die öffentliche Infrastruktur. den, wurde ein völlig überflüssiges Entgelttrans- parenzgesetz beschlossen. Schon längst zehrt Deutschland hier von der Substanz. Allein die Kommunen schieben einen 2. Steuern und Finanzierung Investitionsstau von 156 Milliarden Euro vor sich Die Reform der Erbschaftsteuer ist misslungen. her. Aber nicht nur der Staat, auch die Privat- Sie ist bürokratisch, teuer und verfassungswid- wirtschaft investiert zu wenig, weil die Rahmen- rig. Der Generationenübergang im Mittelstand bedingungen es nicht zulassen. Gut 90 Prozent wird erschwert, wodurch Millionen Arbeitsplätze der Investitionen in Deutschland finden in der gefährdet werden. Mit einem Aufkommen von Privatwirtschaft statt. 2016 betrug die Nettoin- 5,7 Milliarden Euro im Jahr 2016 trägt die Erb- vestitionsquote nur noch 1,5 Prozent. Damit ist schaftsteuer weniger als ein Prozent zum gesam- Deutschland alles andere als gut für die Heraus- ten Steueraufkommen bei. In Zeiten von Rekord- forderungen der Zukunft gewappnet. steuereinnahmen wäre ihre Abschaffung leicht verkraftbar. Davon würde dann nicht nur der Mit- Die neue Bundesregierung muss daher endlich telstand profitieren, sondern auch die Steuerbe- mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen hörden wären von unnötiger Bürokratie befreit. herstellen. Die Vorrausetzungen dafür sind ange- Das zugesagte Wagniskapitalgesetz zur leichte- sichts des prall gefüllten Staatsäckels in der nun ren Finanzierung von Start-ups steht weiter aus. Foto: © franckreporter - istock.com begonnenen 19. Legislaturperiode gegeben, allein der politische Wille fehlt. Was nicht passieren 3. Energie darf ist das „weiter so“ der letzten Bundesregie- Die Stromsteuer frisst durch steigende Ab- rung. Hier hat Schwarz-Rot zu wenig getan. Mehr gaben und Umlagen die Gewinne der Mittel- noch: Anstatt zu entlasten, bürdete die scheiden- ständler mehr und mehr auf. Inzwischen be- de Bundesregierung dem Mittelstand zusätzliche trägt der Anteil von Steuern und Umlagen 50 Belastungen auf. In unserer Mittelstandsbilanz Prozent des Strompreises. Versprochen wurde benennen wir diese konkret in den politischen uns im Koalitionsvertrag die Begrenzung des Kernfeldern: Kostenanstiegs, eingetreten ist das Gegenteil.
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 9 Daher fordern wir von der nächsten Bundesre- Unternehmen haben die Grenze von 45 Milliar- gierung die Senkung der Stromsteuer auf das den Euro im Jahr 2016 überschritten – und sie europäische Mindestniveau und die Abschaf- steigen weiter. fung der EEG-Umlage, die uns mit 40 Milliar- den Euro im Jahr belastet. Ebenso ist aus dem Durch die One-in-One-out-Klausel sollte aber versprochenen schnelleren Netzausbau nichts eigentlich sichergestellt werden, dass bei Ein- geworden. führung einer neuen staatlichen Bürokratie- pflicht eine andere entfällt, um die Wirtschaft 4. Forschung und Innovation nicht noch weiter zu belasten. Als Sündenbock Laut Koalitionsvertrag sollten die Rahmenbe- muss die Brüsseler Bürokratie herhalten, die den dingungen für Innovationen und Investitionen deutschen Bürokratieabbau aushebelt. im Mittelstand verbessert werden. Tatsächlich wurden Initiativen wie die High-Tech-Strate- Angesichts dieser Auswahl von Politikberei- gie oder High-Tech-Gründerfonds ins Leben chen ohne nennenswerte Fortschritte in Rich- gerufen. Aber das zentrale Element, die steu- tung Vorfahrt für kleine und mittlere Unter- erliche Forschungs- und Entwicklungsförde- nehmen, ist es kaum verwunderlich, dass der rung, bleibt uns die Politik weiter schuldig. Mittelstand die Arbeit der Großen Koalition in den Das Ergebnis ist ein stetiger Rückgang der letzten vier Jahren alles in allem nicht gerade Gründungen. positiv bewertet. In der Unternehmerumfrage des BVMW vergab nur ein Drittel die Schulnote 5. Bürokratie „befriedigend“, 21 Prozent ein „ausreichend“ Ein besonders krasses Beispiel für Politik- und fast ein weiteres Drittel ein „mangelhaft“ für versagen ist das Auseinanderklaffen von die Leistungen der Großen Koalition. Die Hoff- Anspruch und Wirklichkeit beim Bürokra- nungen richten sich also ganz klar auf die neue Dr. Hans-Jürgen Völz tieabbau. Die Bürokratiekosten bei den Bundesregierung. BVMW Chefvolkswirt Jamaika nur im Bündnis mit dem Mittelstand Das Ergebnis der Bundestagswahl: ein Erdbeben in Deutschland! Die SPD hat sich schon am Wahlabend aus der Verantwortung für eine kommende Bundesregierung gestohlen. Nach dem Wahlergebnis bleibt nur eine einzige Regierungskonstellation übrig: Jamaika – oder Neuwah- len. Neuwahlen wären in der jetzigen Zeit unverantwortlich. Das Verhalten der SPD ist in keiner Weise nachvollziehbar und auch enttäuschend. In der Umfrage bei unseren Mittelständlern war Schwarz-Gelb der klare Favorit, an zweiter Stel- le stand Jamaika. Ein Jamaika-Bündnis wäre sicher keine Liebeshochzeit, aber bietet bei allen Schwierigkeiten auch erhebliche Chancen, wenn solch eine Regierung solide vorbereitet wird. Im Bündnis mit dem Mittelstand könnten in der Wirtschafts-, Bildungs-, Digital- und Energiepolitik sogar neue Perspektiven eröffnet werden. Der BVMW erwartet dieses Mal bei der Regierungsbildung keine Hinterzimmerabspra- chen, sondern einen vollkommen neuen Weg einer Bürgerregierung, die die Menschen dieses Landes bei der Erarbeitung eines Koalitionsvertrages in vollem Umfang mitbeteiligt. Von der Bundeskanzlerin erwarten wir nach dieser tiefroten Karte durch die Wähler mehr Demut und ein offeneres Ohr für die Interessen der Mitte der Gesellschaft und des Mittelstandes als Rückgrat unserer Wirtschaft. Wenn am Schluss FDP und Grüne dazu beitragen, dass der Mittelstand wieder ins Zentrum der Wirtschaftspolitik gerückt wird, dann würde das unserem Land gut tun. Dies muss sich dann aber auch in einer mittelstandsfreundlichen Ausrichtung der Regierungspolitik zeigen: für eine Bildungsoffensive, für die Abschaffung des Soli, für eine steuerliche Forschungs- förderung, für einen digitalen Aufbruch, für eine echte Wagniskapitalfinanzierung, für den Erhalt des Bargeldes und für ein Einwanderungsgesetz. Deswegen darf es jetzt keine taktischen Spiele geben, und eine ernsthafte Sondierung für eine Jamaika-Koalition muss so schnell wie möglich starten. Mario Ohoven BVMW Präsident
10 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 „Wir sind nicht die Melkkuh der Politik“ Großplakate auf Lastern, rote Schilder und Trillerpfeifen – unüberseh- und unüberhörbar machten Mittelständler im Herzen der Haupstadt ihrem Unmut über die Politik Luft. An der Spitze des Protests: Mittelstandspräsident Mario Ohoven. Dr. Christina Lissimann, BVMW So etwas hatte das politische Berlin noch nie ge- mern immer neue Steuern und Abgaben aufbür- sehen: Dicht gedrängt lauschten Unternehmerin- det, anstatt sie zu entlasten. Fotos: Christian Kruppa, nen und Unternehmer aus ganz Deutschland der Ansprache von Mittelstandspräsident Mario „Wir wollen nicht die Melkkuh der Politik sein“, Ohoven direkt vor dem Brandenburger Tor. Seine gab Ohoven die Losung vor. Er erinnerte an die mitreißende Rede wurde immer wieder von Beifall Leistung der Millionen mittelständischen Un- unterbrochen. Buhrufe und schrille Pfiffe der Mit- ternehmer in und für Deutschland. Sie sichern telständler gab es für die Politik, die den Unterneh- verlässlich 60 Prozent der Arbeitsplätze, bilden
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 11 acht von zehn Azubis aus und entwickeln 70 Pro- zent der Patente. Dafür habe der Mittelstand eigentlich die Anerkennung der Politik verdient, er bekomme sie nur nicht, betonte der Mittel- standspräsident. Im Gegenteil, das Engagement der Unternehmer werde als etwas Selbstverständli- ches betrachtet. Voraussetzung dafür, so Ohoven, dass der Mit- Mit ihrem Protest gegen die unfaire Behand- telstand auch in Zukunft seine Rolle als Job- und lung durch die Politik verbanden die Unterneh- Wachstumsmotor erfüllen könne, sei beispiels- mer ein klares Bekenntnis zur wirtschaftlichen weise die Abschaffung von Erbschaftsteuer und Zukunft Deutschlands: Ja zur Digitalisierung, Solidaritätszuschlag. Bleiben müsse dagegen Ja zur Mobilität, Ja zur Unternehmensnachfol- das Bargeld. „Bargeld ist geprägte Freiheit“, rief ge, und eine Reihe weiterer positiver Aussagen Ohoven seinen Mitstreitern aus dem Mittelstand waren auf ihren Schildern zu lesen, die sie in die zu. „Bargeld bleibt!“ schallte ihre Antwort über den Kameras der Fernsehteams hielten. Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor.
12 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Der Diesel – ein Auslaufmodell? Viele Mobilitäts- und Flottenmanager zögern, wenn es darum geht auf den Diesel zu verzichten. Denn dieser Antrieb stellt für Unternehmen und deren automobile Dienstreisen die effizienteste Wahl dar: Große Reichweite, niedrige Kosten, mächtig Power. Die deutschen Autobauer und ihr Verband glau- wendung von Defeat Devices und des Verdachts ben, dass die von der EU gesetzten Umweltziele der Markenmanipulation zuvorderst beim Volks- ohne den Diesel nicht erreichbar sind. Letzteres wagen-Konzern (VW, Audi, Porsche, Seat und war ja die Hauptursache für die betrügerischen Skoda) und bei Daimler. Aktivitäten, unter denen heute der Privat- wie der gewerbliche Markt leiden. Was bringt das Software-Update? Manipulierte Pkw müssen zurück in die Werkstät- Grundsätzlich bedeutet das Umschwenken von ten und Verbesserungen am Abgassystem über VW und anderen Herstellern für Automobile sich ergehen lassen, die möglicherweise viel zu mit Benzin- bzw. Dieselmotoren wenig Gutes. wenig oder gar nichts bringen, außer noch mehr Indes werden Verbrenner nicht schon morgen Verdruss. Denn Ende Juli hatte das Verwaltungs- aussterben; es wird beide als Brückentechnolo- gericht Stuttgart erklärt, dass Software-Updates gie zur E-Mobilität mit Sicherheit noch bis in die allein kein hinreichendes Mittel zur Verbesse- 2030er Jahre geben. rung der Luft seien. Das heißt, es kann durchaus Der Traum vom sauberen Diesel Umweltschonend fahren mit Gasantrieb. ist zu Ende. Das konventionelle Antriebsportfolio soll als Fahrverbote als Gegenmaßnahme zu den in zahl- Brücke in das E-Zeitalter hineinführen: Mit der reichen Ballungszentren deutlich überhöhten beschleunigten Elektrifizierungsoffensive spricht Stickstoffdioxidwerten geben. sich der VW-Konzern für einen geordneten Sys- temwechsel aus – mit dem modernen Verbren- Vielen Flottenbetreibern, Handwerks- und nungsmotor als unverzichtbarer Brücke in das Dienstleistungsbetrieben geht es dabei nicht emissionsfreie Zeitalter. allein um die Frage der Verbannung aus In- nenstädten, sondern sie hätten auch gerne Wir erinnern uns: Mit Vernunft so ganz und gar Antworten zum wahrscheinlichen Wertverlust nichts zu tun hatte, was erst Volkswagen, dann ihrer Autos. Ihnen geht es ferner auch darum, Daimler, dann FCA und andere Autobauer Millio- ob ihre Wagen weiter die einst versprochene nen von Kunden in Europa und Nordamerika mit Leistung bringen, ob sie fortan durstiger sein Foto: Shell; CMG ihren manipulierten Dieselaggregaten zumuteten. werden, ob es zu Motorschäden kommen Mit Ausnahme von BMW und Ford, denen keine kann, wer die dann bezahlt und wer für den Manipulationen nachgewiesen worden sind, lau- zeitlichen Ausfall während der Nachrüstung fen Ermittlungen wegen der millionenfachen Ver- aufkommt.
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 13 Die zweifelsohne beste Lösung wäre gewesen, telständische Unternehmen sind die Dummen. die Hardware in Ordnung zu bringen. Aber das Letzteren, die überwiegend Selbstzünder-Autos lehnen alle Autobauer aus Kostengründen ab. in ihren Fuhrparks betreiben, drohen entgegen Ausgeschlossen aber ist sie dennoch nicht, sollte den Beschwichtigungen von Berlin und der Au- das Software-Update zu keinem befriedigenden tobosse weiterhin Fahrverbote. Hinzu kommt, Ergebnis kommen. Und so pocht denn auch der dass die Restwerte von Dieselfahrzeugen, selbst ADAC auf eine Verpflichtung der Automobil- wenn sie nur ein oder zwei Jahre alt sind, rasant bauer, bei modernen Dieselfahrzeugen der Eu- fallen. Und sollte es sich um einen Kauffuhr- ro-Klassen 5 und 6 die Hardware nachzurüsten, park handeln, wird es ganz duster. Denn die Ge- wo es technisch machbar und finanziell ange- brauchtwagenpreise für Dieselfahrzeuge, egal messen ist. Damit ließen sich dem Automobilclub in welchem Segment, fallen. zufolge Emissionen nachweislich um bis zu 90 Prozent reduzieren. Hier sei die Politik beim „Die- Zwischenlösung Erdgas? sel-Gipfel“ vor den wirtschaftlichen Interessen Auf der Suche nach Alternativen zu herkömmli- der Industrie eingeknickt, indem sie akzeptierte, chen Kraftstoffen für Automobile fällt der Blick dass betroffene Fahrzeuge „nur“ mit einem kos- immer häufiger auf drei Buchstaben: CNG. Sie tengünstigen Software-Update versehen werden stehen für „compressed natural gas“, die eng- müssen. Mit diesen Updates lassen sich Sticko- lischsprachige Bezeichnung für „verdichtetes xid-Emissionen im Fahrbetrieb zwar um etwa 25 natürliches Gas“. Haupterscheinungsform von Prozent senken, allerdings seien sie längst nicht CNG ist Erdgas, das in Millionen von Haushal- so effektiv wie „echte“ Nachrüstungen. Das weiß ten zum Heizen und zur Warmwasserbereitung, die Auto-Industrie natürlich, spricht es aber nicht aber auch zum Kochen verwendet wird. Eben- offen aus. Sie hat kein Interesse an umfangreiche- so alltagstauglich ist CNG als Energieträger für ren Nachrüstungen, sondern sie will neue Autos Mobilität. Allein auf deutschen Straßen fahren verkaufen. schon heute fast 100.000 Automobile mit CNG. Sie verursachen bei vergleichbaren Fahrleistun- Nachteile jetzt schon spürbar gen deutlich geringere Emissionen als Benzin- An sich sollte es der Dieselgipfel richten. 5,3 Millio- oder Diesel-Fahrzeuge. nen Diesel-Pkw der Schadstoffklassen Euro 5 und 6, darunter die ohnehin bekannten 2,5 Millionen Das Klimaschutz-Potenzial von CNG war auch Pkw der Marke VW, die nachgerüstet werden sol- ausschlaggebend für den jüngsten Beschluss len, Wechselprämien nahezu aller Autobauer und des Deutschen Bundestags über die Verlänge- ein Umweltfonds mit einer halben Milliarde Euro rung der Steuerbegünstigung von Erdgas bis – ob es ein Abschiedsprozess vom Diesel wird, 2026. Damit ist sichergestellt, dass CNG auch in Gernot Zielonka wir werden sehen. Fakt ist: Die Autoindustrie hat Zukunft eine alltagstaugliche, flächendeckend General Manager DMM – Der Mobilitätsmanager nicht geliefert, und die schwarzrot geführte Bun- verfügbare sowie kostengünstige, nachhaltige desregierung hat weggeschaut. Ergebnis: Viele und zukunftsfähige Alternative für die Mobilität www.dmm.travel/news/ private Fahrzeughalter aber auch zahllose mit- auf Deutschlands Straßen darstellt. home/ Mittelstandsverband Angesichts der Pläne ande- tan liegt der Durchschnitts- gegen E-Quote rer europäischer Staaten se- wert deutscher Neuwagen Nach dem Dieselgipfel werden hen sich die Grünen in ihrem bei 127 Gramm. Die Autoher- zunehmend Stimmen laut, die Ziel bestätigt, in Deutschland steller werden den Kohlendi- die Einführung einer verbind- ab 2030 nur noch abgasfreie oxid-Ausstoß nach Meinung lichen Quote für Elektroautos Autos neu zuzulassen. Viele Ohovens allein schon deshalb in Europa fordern. Eine solche deutsche Branchenexperten senken, um Strafzahlungen zu E-Quote setzt China schon fordern ebenfalls rigidere Ab- vermeiden. Der Präsident des 2018 um, übrigens gegen den gasgrenzwerte und die dazu Bundesverbands mittelständi- Widerstand von Bundeskanz- notwendigen politischen Leit- sche Wirtschaft (BVMW) wei- lerin Angela Merkel, die die in planken. ter: „Was wir jetzt brauchen, Sachen E-Mobilität um Licht- ist eine Nachrüstung der al- jahre zurückgefallene deut- Indes wäre eine E-Quote nicht ten Dieselfahrzeuge und eine sche Autoindustrie schützen nur unsinnig, sondern auch Rückkaufpflicht für Hersteller will. Norwegen verbietet ab überflüssig, betont Mittel- bei manipulierten, gewerb- 2025 die Einfuhr von Autos standspräsident Mario Oho- lich genutzten Dieselfahr- mit Verbrennermotoren, Hol- ven. Die EU hat bereits ein Flot- zeugen. Umweltprämien sind land voraussichtlich ab 2028, tenziel von 95 Gramm CO2/ dagegen ein reines Marketin- Großbritannien und Frank- km für neu zugelassene Pkw ginstrument der deutschen reich ab 2040. ab 2020 festgesetzt. Momen- Autoindustrie.“
14 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 „Wertschöpfung im Land halten“ „DER Mittelstand.“ im Gespräch mit Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut über Kompromissfindung, wirtschaftliche Transaktionsprozesse und Frauen in Wirtschaft und Politik. ein Lernprozess. Der politische Diskurs und die nötige Kompromissfindung in einer Demokratie mögen für Unternehmer, die es gewohnt sind, Entscheidungen zu treffen und dafür geradezu- stehen, bisweilen schwer nachzuvollziehen sein, zumal mit Blick auf den Zeitbedarf mancher Ent- scheidungen. Am Ende des Tages müssen aber letztlich auch Politiker Entscheidungen fällen. Das ist – zumal in Koalitionen – nicht immer ein- fach, die nötige Mehrheitsfindung braucht Zeit. Was konnten Sie an Arbeitsmethoden und Strategien mitnehmen und was mussten Sie neu lernen? Ich bin in einer Unternehmerfamilie groß gewor- den und mit den Strukturen, die die baden-würt- tembergische Wirtschaft mit ihren vielen kleinen und mittelständischen Firmen ausmachen, bes- tens vertraut. Ich habe dadurch ein Vorwissen mit ins Amt gebracht, das für mich jetzt, als Wirt- schaftsministerin, hilfreich ist. Gewöhnen musste ich mich daran, in der Öffent- lichkeit zu stehen. Als Ministerin ist man eine öf- fentliche Person, und eigene Äußerungen haben eine andere Wirkung. Man hat mit seinen Ent- scheidungen einen viel größeren Einfluss. Baden-Württemberg strotzt vor Wirtschafts- kraft, welche Wandlungen muss es geben, damit das so bleibt? Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg. Die Wirtschaft, nicht nur in Baden-Württem- berg, steht vor gewaltigen Herausforderungen. DER Mittelstand.: Frau Hoffmeister-Kraut, Sie Eine davon ist die Digitalisierung, die quasi jede kommen aus einem Familienunternehmen und Branche tangiert. Hier müssen wir insbeson- Foto: © alphaspirit - fotolia.com sind jetzt Landeswirtschaftsministerin, quasi auf dere unsere mittelständischen Unternehmen einem politischen Posten im öffentlichen Dienst, mit auf den Weg nehmen und sensibilisieren. welche Unterschiede können Sie feststellen? Dafür habe ich unsere Initiative Wirtschaft 4.0 Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut: Wirtschaftsle- ben und Politikbetrieb sind zwei Welten. Ich bin In diesem Umbruch sind wir zudem auf neue Ideen in der ersten aufgewachsen, mittlerweile aber angewiesen, um unsere Wirtschaftsstärke in Zu- in der zweiten angekommen. Das war durchaus kunft zu sichern. Deshalb liegt es mir besonders am
Verwalten Herzen, Start-ups im Land zu fördern – finanziell Sie Ihre und durch eine bessere Infrastruktur, damit Grün- der mit ihren Ideen schneller am Markt sind. Mitarbeiter Ein großer Brocken, der uns beschäftigt, ist darüber hinaus der Transformationsprozess in der nicht als Einzelteile. Automobilindustrie hin zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren, den wir erfolgreich mit- gestalten wollen. Das soll Beschäftigung und Wert- schöpfung im Land halten und den Standort Baden- Württemberg zukunftssicher machen. Mit Agenda entdecken Schwarz-Grün klingt nach scharfen Gegensätzen Sie ihr volles Potenzial. in der Regierungsarbeit, oder erzeugt Reibung hier auch Wärme und Energie? Im Kabinett und auch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Koalition herrscht ein gutes Klima. Natürlich sind es zwei verschiedene Parteien, nicht eine. Das führt mitunter zu sportlicher Konkurrenz der Ressorts in manchen Bereichen. Aber wir wol- len ja insgesamt erfolgreiche Arbeit machen, das Land voranbringen, gemeinsam die Ziele für die Zukunft Baden-Württembergs erreichen, die wir uns gesetzt haben. Wirtschaftsministerinnen gab und gibt es äußerst selten, spüren Sie negative Vorurteile? Keineswegs. Frauen in Führungspositionen – ob in der Wirtschaft oder in der Politik – sollten ohnehin etwas Selbstverständliches sein. Trotzdem spielen Frauen in Führungspositionen aber noch zu we- nig eine Rolle, obwohl Frauen in der Wirtschaft an sich eine starke Rolle haben. Da kann ich als Wirt- schaftsministerin vielleicht besser mitfühlen und mehr bewirken als ein Mann. Die Rolle von Frauen in der Wirtschaft oder auch in der Wirtschaftspolitik zu stärken, ist auch ein we- sentlicher Aspekt unserer Strategie zur Fachkräf- tesicherung. Das fängt mit Aspekten der Vereinbar- keit von Beruf und Familie an, tangiert aber auch die Unterstützung von Unternehmensgründerinnen. Personalwesen-Software, Das Interview f ührte Dr. Ulrich Köppen. die ganze Arbeit leistet. agenda-personal.de
16 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Kommentar Ordnungspolitische Wende in NRW Nordrhein-Westfalen gilt als wirtschaftliches Sorgenkind der Bundesrepublik. Die bürgerliche Landesregierung aus CDU und FDP setzt auf eine ordnungspolitische Wende. BVMW-Positionen spielen eine ganz wesentliche Rolle bei der avisierten Aufholjagd der früheren Herzkammer der Industrie. bürokratischer Moloch für das Gastrogewerbe, noch vor ihrer Einführung gestrichen werden. Weitere bürokratische Leviathane werden fol- gen. So soll das Tariftreuegesetz, das gerade kleinen Betrieben im Bieterverfahren bei öffent- lichen Ausschreibungen die Tür vor der Nase zuschlug, ebenso gestrichen werden wie das NRW-Klimaschutzgesetz, das ökologische Stan- dards über den EU-Rahmen hinaus verschärfte und der industrienahen mittelständischen Wirt- schaft erhebliche Sorgen bereitete. Eine weitere Stellschraube der ordnungspolitischen Agenda wird die kommunale Investitionspolitik sein, die sich wirtschaftsfreundlich gerieren soll. So soll der Landesentwicklungsplan (LEP), der die po- tenziell ausweisbaren Industrieflächen erheblich beschnitt und Investitionspotenziale der Privat- wirtschaft zerschmetterte, aufgeschnürt wer- den, um Platz für Investitionen und neue Jobs zu schaffen. Alles dies sind ordnungspolitische For- derungen des BVMW, der immer für flexiblere Rahmenbedingungen in NRW warb. Schulfach Wirtschaft Von Entfesselung der NRW-Wirtschaft ist Als am 14. Mai dieses Jahres der Wähler den Par- in diesem Zusammenhang im Umfeld des Düs- teien von CDU und FDP eine hauchdünne parla- seldorfer Wirtschaftsressorts häufig die Rede. mentarische Mehrheit beschert hatte, begann ein Diese Begeisterung für den Mittelstand und geräuschloser Regierungswechsel. Pragmatismus den Wirtschaftsstandardort färbt nun ab auf und Effektivität prägten die Verhandlungen der die Curricula der weiterführenden Schulen. bürgerlichen Koalition, die auch gleich bemüht Die neue Landesschulministerin Yvonne Ge- war, sich mit dem Etikett „NRW-Koalition“ einen bauer (FDP) griff eine BVMW-Forderung auf quasi präsidentiellen, überparteilichen Charakter und wird schrittweise das Schulfach Wirt- zu verleihen. Nun gut, dies ist Parteitaktik und schaft in den Schulbetrieb einflechten. Bei ein probates Mittel zu Wahlkampfzeiten. Für den der kleinen schulpolitischen Revolution geht Foto: © chelovek - istock.com Mittelstand und die Bürger Nordrhein-Westfa- es nicht um betriebswirtschaftliche Trocken- lens zählen nun die harten Fakten, die der Wahl- übungen. Gründergeist und Unternehmertum prosa folgen. sollen ebenso im Unterricht abgebildet werden wie volkswirtschaftliche Grundzusammenhän- Thomas Kolbe BVMW-Forderungen übernommen ge, eingebettet in einen sozialwissenschaftlichen BVMW-Pressesprecher Erste ordnungspolitische Schritte können sich Kontext. Gut so! NRW kann gute Unternehmer Nordrhein-Westfalen sehen lassen: So soll die „Hygieneampel“, ein gebrauchen.
UGANDA © Matthias Steinbach IHR UNTERNEHMEN RETTET LEBEN! MIT DER WEIHNACHTSAKTION VON ÄRZTE OHNE GRENZEN: Verschenken Sie sinnvolle Kundenpräsente und zeigen Sie damit gleichzeitig Ihr soziales Engagement – mit Spenden für Menschen in Not! Mehr Informationen und Aktionsmaterialien erhalten Sie hier: www.aerzte-ohne-grenzen.de/weihnachtsspende oder unter 030 700 130-134. Ihr Ansprechpartner: Mathias Wahler Telefon: 030 700 130-134 weihnachtsspende@berlin.msf.org Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00 BIC: BFSWDE33XXX Stichwort: Firmenweihnachtsspende www.aerzte-ohne-grenzen.de/weihnachtsspende
18 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Chancengeber Mittelstand – Erfolgreiche BVMW- Bundestagung Nutzen für die Mitglieder, Chancen für den Mittelstand: Auf der 2. Bundestagung des BVMW in 2017 kamen über 300 Verbandsrepäsentanten aus dem In- und Ausland in Berlin zusammen. Spitzenpolitiker, Diplomaten und Topmedienvertreter gaben dem Verband und seinen Mitgliedern exklusive Informationen und neue Impulse. In seinem richtungswei- angesichts von bundesweit mehr als 850.000 Re- senden Eröffnungsvortrag alschülern für eine Stärkung der mittleren Bildung. analysierte Mario Oho- ven die Herausforderun- „Unternehmertum. Freiheit. Sicherheit“, unter gen für den Mittelstand diesem Motto diskutierten im Vorfeld der Wahl im Bundestagswahljahr. die Mittelstandsbeauftragte der scheidenden „Deutschland fährt auf Bundesregierung, Staatssekretärin Iris Gleicke Verschleiß“, warnte der (SPD), Grünen-Vorsitzende Dr. Simone Peter, Mittelstandspräsident. Er CDU-Bundesschatzmeister Dr. Philipp Murmann, zog eine kritische Bilanz Matthias Höhn, Bundesgeschäftsführer der Lin- der scheidenden Bundes- ken, und Sachsen-Anhalts FDP-Landeschef Frank regierung: Schwarz-Rot Sitta. Als Moderator brillierte ntv-Geschäfts- habe viel versprochen und führer Hans Demmel, zugleich Vorstandsvorsit- wenig gehalten. „Nur gegen zender des Verbandes Privater Rundfunk und starke Widerstände konnte Telemedien. der BVMW mittelstands- freundliche Verbesserun- Journalistische Glanzlichter setzten Jörg Quoos, gen wie die Anhebung der Chefredakteur der Funke Medien-Gruppe, und Bild Schwellenwerte bei der am Sonntag-Chefredakteurin Marion Horn. Die Be- Abschreibung geringwer- deutung des Mittelstandes spiegele sich zu wenig Galaabend: Mario Ohoven mit Starsopranistin Julia Novikova und Startenor Dmytro Popow. tiger Wirtschaftsgüter von in den Medien wider, räumte Quoos ein. Eine Erklä- 410 auf 800 Euro durchset- rung lieferte seine Kollegin: „Mittelstand klingt nicht zen. Die neue Bundesregierung muss den warmen sexy.“ Marion Horn empfahl den Unternehmern, Worten für den Mittelstand endlich auch Taten fol- selbstbewusster in der Öffentlichkeit aufzutreten. gen lassen“, betonte Ohoven. Der Mittelstand als Wachstumsmotor in den Vi- In eine Kooperationsvereinbarung mit dem BVMW segrad-Ländern stand im Mittelpunkt einer diplo- mündete die Keynote des Vorsitzenden der Landes- matischen Podiumsrunde. Moderiert von BVWM rektorenkonferenz der Fachhochschulen in NRW, Politikgeschäftsleiter Patrick Meinhardt, talkten Prof. Dr. Marcus Baumann. Der Biotechnologe be- Ungarns Botschafter Dr. Peter Györkös, sein slo- klagte die Ungleichbehandlung bei der staatlichen wakischer Amtskollege Dr. Peter Lizak, sowie die Förderung: Milliarden fließen an die Universitäten, Botschaftsräte Dr. Tomas Ehler (Tschechien) und Dr. die Fachhochschulen mit ihrer produktorientierten Jacek Rosa (Polen). Forschung gehen nahezu leer aus. Mit einer fulminanten Rede seines Präsiden- Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) trat ten Reiner Holznagel stellte sich der Bund der auf der Bundestagung der Mittelstandsallianz des Steuerzahler als Mitglied der Mittelstandsal- BVMW bei. Somit spricht diese künftig für 555.000 lianz vor. Holznagel warnte vor der horren- Mitglieder mit über 11 Millionen Beschäftigten. den Staatsverschuldung von knapp 2 Billio- Der VDR-Bundesvorsitzende Jürgen Böhm warb nen Euro und der wachsenden Steuer- und
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 19 Abgabenlast. Von einem Euro nehme sich der Staat In seiner inspirierenden und motivierenden Ab- fast 55 Cent. schlussrede „Nur was gedacht wurde, existiert.“, ging Mario Ohoven den psychologischen Ursa- Unternehmern exklusive Informationen und unmit- chen des Erfolgs auf den Grund: „Nur wer die telbaren Nutzen zu bieten, darum ging es bei den Kunst der Suggestion beherrscht, kann erfolg- Workshops und Impulsvorträgen für die Verbands- reich sein“. Am Ende der überaus erfolgreichen repräsentanten. So machte sie Wohlfühl-Managerin Bundestagung in Berlin dankten die Verbands- Masha Amoudadashi fit für Gespräche mit Mittel- repräsentanten ihrem Präsidenten mit Standing ständlern vor Ort. Ovations. Prof. Dr. Marcus Baumann, Vor- sitzender der Landesrektoren- konferenz der Fachhochschulen NRW, sprach über die notwendi- ge Kooperation von Hochschulen und Wirtschaft. Impulsgeber: Mario Ohoven bei der Eröffnung der Bundestagung. Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Medien Gruppe. Gegen Steuerverschwendung: Reiner Holznagel, Präsident Bund der Steuerzahler. ntv Chef Hans Demmel (re.) moderierte die Politik-Talkrunde mit Matthias Höhn (Linke), Dr. Philipp Murmann (CDU), Iris Gleicke (SPD ), Dr. Simone Peter (Grüne) und Frank Sitta (FDP) (v. li.). Neue Mitglieder der Mittelstandsallianz stellten sich Standing Ovations erhielt Marion Diplomatisches Quintett (v. li.): Dr. Thomas Ehler (Bot- vor (v. li.): Christoph Backes (Projektleiter Kompetenz- Horn, Chefredakteurin der BILD schaftsrat der Tschechischen Republik), Dr. Peter Lizak zentrum Kreativwirtschaft des Bundes), Dr. Oliver am Sonntag, für ihren Vortrag. (Botschafter der Republik Slowakei), Dr. Jacek Rosa Grün (Präsident Bundesverband IT- Mittelstand e. V.) (Botschaftsrat und Leiter der Wirtschaftsabteilung Reiner Holznagel (Präsident Bund der Steuerzahler) Polen), Moderator Patrick Meinhardt (BVMW) und mit Alexandra Horn (BVMW Leiterin Verbandskoope- Dr. Peter Györkös (Botschafter der Republik Ungarn). rationen und Projekte). Fotos: Christian Kruppa und BVMW Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Feel Good Managerin Masha Deutscher Realschullehrer (re.), wurde von Mario Ohoven In Workshops konnten sich die Teilnehmer gezielt Amoudadashi begeisterte die als neues Mitglied in der Mittelstandsallianz begrüßt. informieren und austauschen. Anwesenden.
20 POLITIK DER Mittelstand. | 5 | 2017 Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen, hochkarätigen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen: Spitzentreffen mit Frankreichs Premierminister Im Rahmen seines Staatsbesuchs in Berlin traf der französische Premierminister Édouard Phi- lippe den deutschen und europäischen Mittel- standspräsidenten Mario Ohoven. Philippe stellte Frankreich als attraktiven Investitionsstandort für deutsche Mittelständler dar. Mit einem Handels- volumen von über 167 Milliarden Euro ist Nachbar Frankreich unser wichtigster Handelspartner in der EU. Mario Ohoven mit Frankreichs Premierminister Édouard Philippe … In Indien investieren Mario Ohoven traf Indiens Bot- standspräsident waren übereinstim- schafterin I.E. Mukta D. Tomar, mend der Auffassung, dass in den um Möglichkeiten der konkre- bilateralen Handelsbeziehungen ten Kooperation zu besprechen. von aktuell knapp acht Milliarden Dabei wurde vereinbart, die Euro und angesichts deutscher In- Mitglieder des Bundeswirt- vestitionen in Indien von etwas über schaftssenates zu einem Emp- sieben Milliarden Euro noch großes fang in der indischen Botschaft Wachstumspotenzial besteht. Oho- einzuladen sowie im Rahmen ven sicherte der Botschafterin zu, eines Botschafter-Roundtables ihr Land bei den Verhandlungen über mit ausgesuchten Mitgliedsun- ein Freihandelsabkommen zwischen ternehmen des BVMW Chancen der EU und Indien zu unterstützen, und Herausforderungen in den während die Botschafterin ihrerseits deutsch-indischen Wirtschafts- die Kommunikation und die Infor- beziehungen zu diskutieren. Die mation über Indien in Deutschland … mit der Botschafterin I. E. Mukta D. Tomar in der Botschafterin und der Mittel- verstärken will. indischen Botschaft … Wachstumsmacht Ukraine Auf einem offiziellen Empfang im Berliner Roten Rat- haus gratulierte Mario Ohoven dem ukrainischen Botschafter S. E. Andrij Melnyk zum 26. Unabhängig- keitstag. Sie vereinbarten eine gemeinsame Veranstal- tung in der ukrainischen Residenz mit ausgewählten Mitgliedsunternehmen des BVMW, um über konkrete Geschäftsmöglichkeiten zwischen beiden Ländern zu sprechen. Mit über 40 Millionen Einwohnern bietet die Ukraine großes Marktpotenzial für den deutschen Mittelstand. … mit dem ukrainischen Botschafter S. E. Andrij Melnyk …
DER Mittelstand. | 5 | 2017 POLITIK 21 Mehr Engagement in Südosteuropa Der deutsche Mittelstand möchte die wirtschaftliche Entwicklung des Kosovo aktiv unterstützen. Dazu traf der europäische und deutsche Mittelstandspräsident Mario Ohoven den kosovarischen Botschafter, S. E. Skender Xhakaliu in der BVMW Bundeszentra- le. Im Mittelpunkt des Gesprächs: der Ausbau der Beziehungen zwischen mittelständischen Unternehmen beider Länder. … mit dem Botschafter des Kosovo, S. E. Skender Xhakaliu … Ohoven trifft Leiter der Dr. Ptassek, dass die britische Wirtschaft inzwischen deutlichen deutschen Brexit-Taskforce Druck auf die Downing Street ausübt, den harten Kurs zugunsten Mittelstandspräsident Mario Ohoven und der Leiter der deut- eines weichen Brexit aufzu- schen Brexit-Taskforce Dr. Peter Ptassek haben die Auswir- geben. Das setzt allerdings kungen des Ausscheidens Großbritanniens aus der EU auf den voraus, dass auch zukünftig Mittelstand erörtert. Beide waren sich in dem im Auswärtigen alle Binnenmarktregeln an- Amt geführten Gespräch darin einig, dass einem weichen Bre- erkannt werden. Abschlie- xit eindeutig der Vorzug einzuräumen sei. Problematisch sind ßend erläuterte Dr. Jutta derzeit noch die völlig unbekannten Rahmenbedingungen. Am Christine Marx, Mitglied des gravierendsten wäre ein ungeregelter Brexit, wenn die Briten Bundeswirtschaftssenats, sowohl den Binnenmarkt als auch die Zollunion ohne eine Nach- die in ihrem Unternehmen folgeregelung verlassen. Alle bislang von den Briten vorgelegten schon jetzt absehbaren Papiere seien als Verhandlungsgrundlage unbrauchbar, so Ptas- Konsequenzen des Brexit. sek. So ist die in Rede stehende Austrittszahlung von 20 Milliar- Neben Preisanpassungen den Euro völlig unzureichend, um die Besicherung von Krediten wegen der Pfund-Schwäche ... mit Dr. Peter Ptassek, dem im Außenverhältnis und die Pensionsverpflichtungen abzude- und absehbaren Zollformali- Beauftragten für Grundsatzfragen, cken. Das Hauptproblem liegt bislang darin, dass die Briten kei- täten bieten Fachkräfte ihre Gemeinschaftspolitiken und strategi- sche Koordinierung, stellv. Leiter der ne Vorstellung von dem zukünftigen Verhältnis ihres Landes zur Arbeit verstärkt auf dem Europaabteilung und Leiter der Brexit EU-27 haben. Ein Hoffnungsschimmer ist nach Aussagen von Kontinent an. Task Force im Auswärtigen Amt ... Werner & Mertz: Vorbild für Nachhaltigkeit Mario Ohoven überbrachte persönlich in Mainz die Glück- wünsche des BVMW an Werner & Mertz. Im Rahmen der 150-Jahr-Feier des Traditionsunternehmens („Erdal“, „Frosch“) überreichte der Mittelstandspräsident eine Ehrenurkunde an Reinhard Schneider, Geschäftsführer von Werner & Mertz und Vorsitzender der BVMW-Kom- mission für Energie. Schneider wurde für sein vorbildliches nachhaltiges Wirtschaften und sein Engagement für den Mittelstand ausgezeichnet. … und mit Werner & Mertz-Firmenchef Reinhard Schneider. Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 06.09. Sommerfest von Sachsen-Anhalt in der Landesvertretung 11.09. Preisverleihung Walter-Scheel-Preis in der Villa Hammerschmidt in Bonn 14.09. Botschaftertreffen Costa Rica, El Salvador, Honduras, Guatemela, Nicaragua 14.09. Westerwelle Foundation: Young Founders 24.09. Wahlpartys von Union, SPD, Grünen und FDP 27.09. Gespräch in der Botschaft Süd-Koreas in Berlin 28.09. Keynote-Speaker auf dem großen Frankreich-Kongress in Köln 29.09. CEA-PME-Jahresversammlung in Brüssel; Gespräch mit EU-Kommissar Günther Oettinger; Wahl des Präsidenten (s. S. 22) … und viele weitere Termine
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