Faire Bankenregulierung - Das richtige Maß anlegen - Das bayerische Genossenschaftsblatt 1 2017 - profil.bayern
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Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:43 Seite 1 Das bayerische Genossenschaftsblatt 1 • 2017 Faire Bankenregulierung. Das richtige Maß anlegen. 1 2 3 4 5 6 7 1 2
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:43 Seite 2 Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis Hermann-Schulze-Delitzsch-Preis Förderpreis für junge Journalisten 2017 e l d er r e isg mt P e s a ro ! sg in 0 Eu 0 20.0 Wofür werden Preise vergeben ? Wer entscheidet über die Preisträger ? Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken Eine Fachjury bewertet die eingegangenen vergeben im Jahr 2017 drei Journalistenpreise: Bewerbungen und entscheidet über die Preisträger. Den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis zum Thema wirtschaftliche Bildung (8.000 Euro), den Hermann- Wem schicke ich meine Bewerbung ? Schulze-Delitzsch-Preis zum Thema Verbraucherschutz Bewerbungen schicken Sie bitte an den (8.000 Euro) sowie den Förderpreis für junge Journalisten zum Thema Digitalisierung (4.000 Euro). Genossenschaftsverband Bayern e. V. Ausgezeichnet werden herausragende publizistische Florian Ernst Arbeiten aus Print, TV, Hörfunk oder Online-Medien, Türkenstraße 22 – 24 die im Jahr 2016 erschienen sind. 80333 München presse@gv-bayern.de Wer kann sich bewerben ? Für die Preise bewerben können sich Vertreter von Oder Sie reichen Ihre Unterlagen über Medienhäusern mit Sitz in Bayern, Korrespondenten www.gv-bayern.de/journalistenpreise ein. von Medienhäusern mit Redaktionsbüros im Freistaat Dort finden sich auch weitere Informationen und freie Journalisten mit Wohnsitz oder Arbeitsplatz zu den Preisen und den Bewerbungs- in Bayern. Darüber hinaus können Verleger, Chef- modalitäten. redakteure sowie Ressortleiter Vorschläge einreichen. Der Förderpreis wird ausschließlich an Nachwuchs- Wann werden die Preise verliehen? journalisten vergeben. Voraussetzung dafür ist, dass Die Preisträger werden am 13. Oktober 2017 im Sie sich zum Erscheinungszeitpunkt der eingereichten Literaturhaus in München bekannt gegeben und Arbeit in einer journalistischen Ausbildung (Volon- ausgezeichnet. tariat, Journalistenschule, Universität) befunden haben. Auch Redakteure, deren journalistischer Aus- 2017 n l bildungsabschluss noch nicht länger als zwei Jahre e rbe . Apri zurückliegt, können sich bewerben. Bew bis 30
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:43 Seite 3 ...notiert IHR PLUS AN AUSGEZEICHNET. Florian Ernst Eine Herkulesaufgabe Der Finanzwissenschaftler Hermann Schulte-Mattler wollte es genau wissen: Wie lange braucht man, um das auf 34.000 Seiten niedergeschriebene Basel III-Re- gelwerk durchzulesen? Die Rechnung war simpel, das Ergebnis umso beeindru- ckender: Bei einer Geschwindigkeit von 50 Wörtern pro Minute und einer Lesezeit von einer Stunde pro Arbeitstag müssen 23 Jahre veranschlagt werden. „Profil“-Redakteure dürfen sich den Luxus erlauben, auf eine solche Lektüre zu verzichten. Für Kreditinstitute gibt es hingegen keine Wahlfreiheit. Sie müssen wissen, was Basel vorschreibt. Und nicht nur das: Sie sollten über alle gut 400 eu- ropäischen Gesetze und Durchführungs- bestimmungen Bescheid wissen, die seit der Finanzkrise erlassen oder novelliert worden sind. Eine Herkulesaufgabe. Manche Bank setzt heute dreimal so viele Ressourcen ein wie vor ein paar Jah- ren, um die Regulatorik zu bewältigen. Das kostet: 138 Millionen Euro zahlen etwa die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken jährlich, um die Anfor- derungen zu erfüllen. Geld, das nicht mehr zur Verfügung steht, um Eigenkapitalpuf- fer aufzubauen. Damit wird auch die Kre- ditvergabe an die Realwirtschaft limitiert. Muss das sein? Klar, ohne Leitplanken geht es nicht. Doch die Bankenregulie- rung ist über das Ziel hinausgeschossen. Das trifft Regionalbanken unverhältnis- mäßig stark. Denn viele Vorschriften sind Großbanken auf den Leib geschneidert worden. Die Geschäftsmodelle kleiner und mittlerer Institute wurden nicht aus- reichend berücksichtigt. Die Folge sind beispielsweise Berichtspflichten, die ei- nen immensen Aufwand verursachen, aber keinen Zuwachs bei der Finanzsta- bilität bringen. www.ruv.de Es wird Zeit für ein Umdenken. Dafür setzt sich der GVB schon lange ein. Mit Erfolg: Mittlerweile werden auch in der Politik immer mehr Stimmen laut, die ein Innehalten fordern, mehr Verhältnismä- ßigkeit und Entlastungen für Regional- | banken. Mehr dazu lesen sie in dieser „Profil“-Ausgabe.
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 13:21 Seite 4 Inhalt Nachrichten Faire Verhältnisse in 8 Politik-Ticker/Meldungen: Neue Kredithürden für Immobilienkäufer/Umfrage: 81 Prozent für der Bankenregulierung Bürokratieentlastung/Gros neues Mitglied im BHT-Landesvorstand/Kempf ist BDI-Präsi- dent/ Spruch des Monats 9 Politik-Ticker/Meldungen: Genossenschafts- idee zum Kulturerbe erklärt/DZ Bank: Mittel- Foto: picture alliance/Shotshop stand will weiter investieren/Anleihen spielen für KMU keine Rolle/Ausstieg aus der Milch- umlage beschlossen Titelthema 10 Bankenregulierung: Die Zeit ist reif für Ver- hältnismäßigkeit 12 Umfrage: Vier Finanzpolitiker erklären, wie eine kluge Regulierung aussehen sollte 14 Doppelinterview: Franz Mirbeth und Jürgen In der Finanzkrise waren es unter anderem die bayerischen Volks- Gros über die Auswirkungen der regulatori- schen Dauerflut auf Regionalbanken banken und Raiffeisenbanken, die den Mittelstand vor einer Kre- 16 Mittelstandsfinanzierung: Bürokratische Las- ditklemme bewahrt haben. Dennoch werden sie von Regulatoren ten dürfen das Zusammenspiel zwischen Ban- ähnlich hart angefasst wie Großbanken. Inzwischen wächst in ken und Unternehmen nicht beeinträchtigen, warnt Hans Michelbach Europa die Einsicht, dass die Regelsetzung bei Regionalbanken 18 Reformen: Finanzwissenschaftler Christoph über das Ziel hinausgeschossen ist. Viele Politiker sprechen sich Kaserer plädiert für eine zweistufige Banken- mittlerweile für mehr Verhältnismäßigkeit aus. Aber wie genau soll aufsicht das gehen? „Profil“ hat bei Wissenschaftlern und Finanzpolitikern 20 Förderbank: Die LfA Bayern wird genauso reguliert wie internationale Großbanken – nachgefragt und sie um eine Einschätzung gebeten. Ihr Fazit lässt zu Unrecht, schreibt Otto Beierl sich auf drei Worte verkürzen: Weniger ist mehr. ab Seite 10 21 Nebenwirkungen: Warum überzogene Regu- lierung der Realwirtschaft schadet, zeigt eine Studie der Ruhr-Universität Bochum Ansprechbar auf allen Kanälen Kreditgenossenschaften Aus anderen Lebensbereichen sind es Verbraucher längst ge- 22 Eigenkapitalvorschriften: Welche Pläne wohnt, Geschäfte komplett digital abzuwickeln. Das erwarten Brüssel und der Baseler Ausschuss verfolgen sie zunehmend auch von ihrer Hausbank. Der BVR hat deshalb 24 MiFID II: Was mit der Umsetzung der Richt- die Initiative „Omnikanal-Modell“ ins Leben gerufen. Ziel ist linie auf Banken und ihre Kunden zukommt es, alle Zugangswege zur Bank zu einem ganzheitlichen Angebot 26 Kundenfokus: Der GVB unterstützt seine Mitgliedsbanken bei der Vertriebsplanung zu vernetzen. Der GVB unterstützt seine Mitgliedsbanken bei und -steuerung der Verankerung des Omnikanal-Modells in der Geschäftsstra- 27 Omnikanal: Immer mehr Bankkunden verlan- tegie und bietet dazu einen Management-Dialog an. Seite 27 gen nach digitalen Zugangswegen 28 Qualitätsmanagement: Was sich die Haller- tauer Volksbank von der Zertifizierung nach ISO 9001 verspricht „Wir brauchen Partner, die 29 Fondsabsatz: Die VR-Bank Mittelfranken West hat zusammen mit Union Investment ihr Wert- mit uns Barrieren abbauen“ papiergeschäft neu aufgestellt Bis 2023 soll es im Freistaat keine Barrieren 30 Wegbegleiter: Der Vorstand der Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß über die Bedeutung des mehr geben. Die Staatsregierung hat deshalb Fördermittelgeschäfts für seine Bank das Programm „Bayern barrierefrei – Wir sind 32 Biometrie: Welche Einsatzmöglichkeiten gibt dabei!“ aufgelegt. Auch bayerische Genossen- es im Finanzsektor? schaften können sich daran beteiligen. Im In- 33 Kontaktlos: Die Bezahlfunktionen der neuen Girocard terview mit „Profil“ erklärt Sozialministerin Emilia Müller (Foto), was sie dafür tun müs- Warengenossenschaften und sen und warum der Staatsregierung das Thema Dienstleistungsgenossenschaften so wichtig ist. „Auch wenn der Staat sich ins Zeug legt für die 34 Mission: „Profil“ besucht einen Pionier der Barrierefreiheit – allein schaffen wir das nicht. Wir brauchen Energiewende Partner, die mit uns Barrieren abbauen“, sagt sie. Seite 50 4 Profil • 1. 2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:43 Seite 5 Inhalt 36 Marktforschung: Die Naturkäserei Tegernseer- Mit Förderkrediten Land hat sich von Schülern beraten lassen zinsgünstig finanzieren 37 Filmgenuss: Wie die Programmkino Würzburg eG in einer alten Brauerei eine neue Heimat gefunden hat Verbund 38 Watson: Eine intelligente Software macht bei Foto: picture alliance/Shotshop der Versicherungskammer Bayern Furore 40 Einfallsreich: Wie BVR und VR-Networld mit Kreativitätstechniken auf neue Ideen kommen 41 Solvency II: R+V Vorstand Marc Michallet über erste Erfahrungen mit dem Regelwerk Meldungen: Erlösströme Thema bei DZ Bank- Herbsttagung/Versicherungskammer Bayern: Mit einem Klick zur passenden Kfz-Police Fördermittel sind ein fester Bestandteil der Kreditberatung bei Ratgeber vielen bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Von 42 Entlastung: Was sich zum Jahreswechsel bei Januar bis September 2016 erteilten die genossenschaftlichen der Steuer ändert Institute im Freistaat beispielsweise rund die Hälfte der 4.700 43 Rechtsprechung: Die wichtigsten Urteile der vergangenen Monate Zusagen für Programmdarlehen der LfA Förderbank Bayern. 44 Botschaft: Anforderungen an eine wirksame „Profil“ sprach mit Werner Bäumler (2. v. re.), Vorstand der Pressemitteilung Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß, über die Relevanz des Angebots für die Kunden und die Zusammenarbeit mit der Karriere DZ Bank. „Förderkredite sind ein ständiges Thema unserer 45 Bildung: Die Raiffeisen-Lehrer der Raiffeisen- hochwertigen Kreditberatung“, sagt Bäumler. Seite 30 bank Roth-Schwabach Interview/Zeitgeschehen Programmkino Würzburg eG: 48 Vertrauen: Die Partnerschaft des Handwerks mit den Regionalbanken hat sich bewährt, sagt Ein Neustart mit Popcorn Elmar Forster von der Handwerkskammer für Mittelfranken 50 Inklusion: Wie Sozialministerin Emilia Müller Bayern bis 2023 barrierefrei machen will Genogramm 51 Genossenschaften: Veranstaltungen und Meldungen 55 Personalien: Geburtstage, Dienstjubiläen, Abschiede, Ehrennadeln Rubriken 3 …notiert: Eine Herkulesaufgabe 7 Zustimmung: Eine verhältnismäßige europäi- sche Bankenregulierung sichert eine solide Film ab in Unterfranken: Anfang November bezog das genos- Mittelstandsfinanzierung senschaftliche Programmkino in Würzburg neue Räume in 46 Eigenheim: Ein neues Gesetz droht die Immo- einer ehemaligen Brauerei. Dort präsentiert die Genossenschaft bilienkreditvergabe einzuschränken in drei umgebauten Bierkellern anspruchsvolles Programmkino 47 Auf dem Radar: Wo der GVB für seine Mit- und alternative Veranstaltungsreihen. Der Umbau dauerte rund glieder politisch Akzente setzt Umfrage des Monats: Wie werden Sie Ihr Geld ein Jahr und kostete 850.000 Euro. Ob die Würzburger das An- im Jahr 2017 anlegen? gebot annehmen? Die Vorstandsvorsitzende Heidrun Podszus 56 Stellenanzeigen/Bekanntmachungen ist fest davon überzeugt. Sie möchte neues Publikum anlocken. 58 …eine von uns: Bio-regionale Genossenschaft Deshalb gibt es ab sofort Popcorn im Kino – für viele Jugend- Oberpfalz eG liche ist das heutzutage ein Muss. Seite 37 Impressum Profil • 1. 2017 5
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:43 Seite 6 VR-Banken und Allianz Die Poleposition im Versicherungsgeschäft ist 2017 wieder unser Ziel! Wir unterstützen die VR- Banken und Ihre Kunden mit neuen Konzepten und individuellem Service. Genossenschaftsbanken und Allianz – ein starkes Team. Bayerische Allianz Dieselstraße 8 85774 Unterföhring 01/2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 7 u s t i m m u n g Z n ts ch li e ß u n g des EU-Parlam ents: Jü rg e n G ro s zur Basel III-E u li e ru n g s ich ert eine solide t ankenreg GVB-Präsiden ige europäische B lt n is m ä ß Eine verhä nanzierung Mittelstandsfi Fundstelle: Dazu meine ich: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 23. November 2016 zur Fertigstellung von Basel III ellten Zugang zu „Unternehmen brauchen einen unverst . Das ist eine Finanzierungsmitteln, um zu investieren ung en für Wachstum und Das Europäische Parlament fordert die Kommis- der wesentlichen Voraussetz sion auf, gründlich und umfassend die qualitati- tän disc h geprägte Wirt- Beschäftigung. Für die mittels ven und quantitativen Folgen der vor Kurzem : die Kreditversor- durchgeführten und der neuen Reformen u. a. schaft in Deutschland bedeutet das n Bankkre- . Den auf die Finanzierung der Realwirtschaft in gung darf nicht eingeschränkt werden n Finanzie- gte Europa und auf die geplanten europäischen Ge- dite sind nach wie vor eines der bevorzu riebe. Der Bet setzgebungsprojekte, wie etwa die Kapitalmarkt- rungsinstrumente kleiner und mittlerer für diese Unt ern ehm en auf abseh- union, abzuschätzen; […]; fordert die Kommis- Kapitalmarkt spielt ng der neuen sion auf, dafür zu sorgen, dass die neuen Vor- bare Zeit kaum eine Rolle. Die Umsetzu gabe von Firmen- schläge des BCBS [Basel Committee on Banking Baseler Regeln in Europa darf die Ver e sorgfältige Supervision/Baseler Ausschuss] oder die Umset- krediten deshalb nicht erschweren. Ein e der Wir tschaft zung derselben diesen Initiativen nicht zuwider- Folgeabschätzung ist im Interess laufen; […] (Punkt 13). zwingend erforderlich.” Das Europäische Parlament erinnert daran, dass den Besonderheiten der europäischen Banken- „Die Baseler Regeln wurd en modelle, der Märkte, in denen sie tätig sind, den banken geschrieben – ange für internationale Groß- verschiedenen Größen von Instituten und den wendet werden sie aber auf Regionalbanken. Das auch verschiedenen Risikoprofilen sowohl bei den verletzt den Grundsatz de Verhältnismäßigkeit und r Folgenabschätzungen als auch bei der Kalibrie- belastet Institute wie die rischen Volksbanken und baye- Raiff rung der [Baseler] Standards gebührend Rech- rem mit völlig überzogenen eisenbanken unter ande- nung zu tragen ist, um die notwendige Vielfalt Melde- und Offenlegungs forderungen. Die EU muss an- des europäischen Bankensektors zu wahren und da die Verhältnismäßigkeit zu achten; fordert die spielräumen Gebrauch ma her von ihren Gestaltungs- chen Kommission auf, alle diese Grundsätze zu be- ler Regelwerk umsetzt. Sie , wenn sie das neue Base- sollte die Begebenheiten rücksichtigen, wenn sie den Umfang der Umset- Europa und Deutschland in mit seiner mittelständisch zung festlegt und die Vorschläge des BCBS in Wirtschaftsstruktur und en dem Drei-Säulen-Modell EU-Recht überführt; (Punkt 15). rücksichtigen. Und Brüss be- el muss viel stärker als bis zwischen den Geschäftsm her odellen und Risikoprofilen Banken unterscheiden.” von Das Europäische Parlament fordert die Kommis- sion auf, der Arbeit an einer sogenannten „Small Banking Box“ für die Bankenmodelle mit dem geringsten Risiko Vorrang einzuräumen und diese Arbeit auf die Einschätzung der Durch- ner und mittlerer führbarkeit eines künftigen Regelungsrahmens „Absolut richtig: Den Bedürfnissen klei en werden. Sie auszuweiten, der aus weniger komplexen und ge- Banken muss stärker Rechnung getrag enen Anf orderungen im eigneteren und verhältnismäßigeren Aufsichtsre- müssen insbesondere von überzog Ver pflichtungen tra- gelungen besteht, die speziell an die verschiede- Meldewesen befreit werden. Diese chen aber ver ursa nen Arten von Bankenmodellen angepasst sind; gen nicht zu mehr Finanzstabilität bei, r sie ab- d. We (Punkt 19). einen immensen bürokratischen Aufwan n.” n Gefalle schafft, tut der Realwirtschaft eine Quelle: http://www.europarl.europa.eu Jürgen Gros twittert als @JGros_GVB Profil • 1. 2017 7
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 8 Nachrichten Politik-Ticker ++ München++ Berlin++ Brüssel ++ ++ ++ ++ Basel IV: Die Verhandlungen über neue Kapitalvorschriften für Banken („Basel IV“) im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht befinden sich auf der Zielgeraden. Der überarbeitete Kre- ditrisiko-Standardansatz wird wohl Foto: imago/Westend61 erst 2021 eingeführt. Außerdem soll das Realkredit-Splitting beibehalten und damit die Immobilienfinanzie- rung unterstützt werden. Eine Eini- gung ist auf der Sitzung der Noten- bank- und Aufsichtschefs am 8. Ja- nuar zu erwarten (siehe Artikel Seite 22). Der GVB fordert, die Finan- Neue Kredithürden für Immobilienkäufer zierung der Realwirtschaft nicht durch Immobilienkäufer in Deutschland müs- Kreditvergabe einzuschränken. So sollen überzogene Kapitalanforderungen sen sich auf neue Hürden bei der Kredit- die Aufseher beispielsweise festsetzen einzuschränken. aufnahme gefasst machen. Das geht aus dürfen, welchen Anteil ihres Einkommens einem Gesetzesentwurf hervor, den das Bürger höchstens für den Immobilienkauf ++ ++ ++ Bundeskabinett auf den Weg gebracht aufwenden dürfen. Der GVB lehnt solche hat. Zwar sieht er vor, die umstrittenen Markteingriffe ab: „Der deutsche Immo- EU-Bankenpaket: Die EU-Kommission Kreditvergaberegeln im Zusammenhang bilienmarkt ist nach wie vor von Stabilität will kleine Banken von unnötiger Re- mit der EU-Wohnimmobilienkreditricht- und konservativer Kreditvergabe geprägt. gulierung befreien. Dies schlägt die linie zu entschärfen. Zugleich sollen aber Die möglichen Bremsmanöver der BaFin Brüsseler Behörde im Rahmen eines der BaFin für den Fall einer möglichen drohen die niedrige Wohneigentumsquote Gesetzespakets vor, welches auf die Überhitzung des Immobilienmarkts Ein- in Deutschland zu zementieren“, kom- Weiterentwicklung der Eigenkapital- griffsrechte eingeräumt werden, um die mentierte GVB-Präsident Jürgen Gros.| vorschriften sowie der Regelungen zur Bankenabwicklung abzielt. Eine Umfrage: 81 Prozent für Bürokratieentlastung Konsultation der Finanzbranche hatte Müssen deutsche Unternehmen stärker behindern und fordern deshalb einen zuvor zu mehr Verhältnismäßigkeit von Bürokratie entlastet werden? Das verstärkten Bürokratieabbau. Lediglich und weniger Bürokratie in der Ban- fragte „Profil“ in der Dezember-Umfrage. 1 Prozent meint, dass der Staat kenregulierung gemahnt. Der GVB Ja, sagten 81 Prozent der Teilnehmer. Sie möglichst viele Daten braucht. befürwortet die Stoßrichtung der EU- denken, dass unverhältnismäßige und 18 Prozent zeigten sich unent- Kommission – allerdings sind die Vor- inkonsistente Auflagen Unternehmen schlossen. | schläge zu zaghaft. Der Verband for- dert, in den anstehenden Verhand- Gros neues Mitglied im BHT-Landesvorstand lungen weitreichendere Entlastungen Die Mitgliederversammlung des Bayeri- dert die Gesamtinteressen des Hand- zu beschließen. schen Handwerkstags (BHT) hat GVB- werks im Freistaat in allen Grundsatzfra- ++ ++ ++ Präsident Jürgen Gros in den Landesvor- gen. Der BHT repräsentiert knapp stand gewählt. Der BHT vertritt als Spit- 110.000 Unternehmen mit mehr als Einlagensicherung: Die Verhandlun- zenorganisation die bayerischen Hand- 900.000 Beschäftigten und einem Jahres- gen über die EU-Einlagensicherung werkskammern sowie -verbände. Er för- umsatz von gut 100 Milliarden Euro. | („EDIS“) sind festgefahren. Das wurde beim halbjährlichen Stab- Kempf ist BDI-Präsident wechsel der EU-Ratspräsidentschaft Dieter Kempf (63) ist neuer Präsident Spruch des Monats deutlich. In den politisch entschei- des Bundesverbands der Deutschen In- „Die Genossenschaftsidee und -pra- denden Fragen ist keine Einigung in xis ist durch ihre weite Verbreitung dustrie (BDI). Er übernahm das Amt am Sicht. So herrscht Uneinigkeit darü- 1. Januar von Ulrich Grillo. Kempf war für uns in Deutschland eine gesell- ber, inwieweit eine EU-Einlagensiche- von 1996 bis 2016 Vorstandsvorsitzender schaftsprägende Kulturform.“ rung von Maßnahmen zum Abbau von der Datev eG, für die er seit 1991 tätig Kulturstaatsministerin Risiken im Bankensektor begleitet war. Zudem war er langjähriges Mitglied | Monika Grütters werden soll. Der GVB lehnt eine Ver- im GVB-Verbandsrat. 8 Profil • 1. 2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 13:48 Seite 9 Nachrichten Genossenschaftsidee zum Kulturerbe erklärt Politik-Ticker Der GVB begrüßt die Entscheidung der 1.300 Genossenschaften mit 2,9 Millionen Unesco, die Genossenschaftsidee zum Mitgliedern, die nach den genossen- ++ ++ ++ immateriellen Kulturerbe der Mensch- schaftlichen Ur-Prinzipien der Selbst- gemeinschaftung der Einlagensiche- heit zu erklären. „Die hilfe, Selbstverwaltung rung kategorisch ab. Unesco würdigt mit ih- und Selbstverantwor- rer Entscheidung Fried- tung gemeinsam wirt- ++ ++ ++ rich Wilhelm Raiffeisen schaften. Der Zwischen- Immobilienkredite: Die Bundesregie- und Hermann Schulze- staatliche Ausschuss der rung will die missglückte Umsetzung Delitzsch, die Pioniere Unesco hatte Ende No- der EU-Wohnimmobilienkreditrichtli- des deutschen Genossenschaftswesens. vember entschieden, die Genossen- nie korrigieren. Zugleich soll die BaFin Ihre Idee ist von ungebrochener Über- schaftsidee in die Liste des immateriellen neue Eingriffsrechte in die Immobi- zeugungskraft“, sagte GVB-Präsident Jür- Kulturerbes der Menschheit aufzuneh- | gen Gros. Allein in Bayern gibt es knapp men (siehe Seite 51). lienfinanzierung erhalten. Zur Siche- rung der Finanzstabilität könnte die g / Behörde die Immobilienkreditvergabe DZ Bank: Mittelstand will weiter investieren künftig massiv einschränken. Ein ent- Die Investitionsbereitschaft des deut- mittleren Unternehmen (KMU) nimmt sprechendes Gesetzespaket hat die schen Mittelstands befindet sich nahezu wieder zu. Rund 54 Prozent der befragten Bundesregierung im Dezember be- auf einem Allzeithoch. Laut einer Studie Firmen sind im Ausland aktiv. Das deutet schlossen. Der GVB sieht keine Not- der DZ Bank planen mehr als 80 Prozent auf eine leicht anziehende Nachfrage der wendigkeit für neue Aufsichtsinstru- der befragten Unternehmen, in den kom- europäischen Nachbarn hin. Allerdings menden sechs Monaten in ihren Betrieb wird das hohe Niveau der vergangenen mente und lehnt weitere Eingriffe in zu investieren. Auch das zuletzt rückläu- Jahre laut DZ Bank immer noch deutlich die Immobilienfinanzierung strikt ab. fige Auslandsengagement der kleinen und verfehlt. | ++ ++ ++ Vergütungsregeln: Die neuen Vergü- Anleihen spielen für KMU keine Rolle tungsvorgaben für Banken („Insti- Kleine und mittlere Unternehmen gab eine kleine Anfrage der Fraktion tutsvergütungsverordnung“) treten (KMU) in Deutschland finanzieren sich Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. voraussichtlich erst im März 2017 in kaum über den Kapitalmarkt. Nach Wesentliches Finanzierungsinstrument Kraft. Entgegen anderslautender Pla- Zahlen der Bundesanstalt für Finanz- der Unternehmen bleibt der Bankkredit. nungen werden kleine Banken nun dienstleistungsaufsicht (BaFin) gab es im Der GVB setzt sich dafür ein, dass diese doch nicht zur Identifikation all jener ersten Halbjahr 2016 lediglich acht Ver- Tatsache beim Aufbau der EU-Kapital- Mitarbeiter verpflichtet, die das Risi- fahren zur Billigung von Wertpapierpro- marktunion angemessen berücksichtigt | spekten. 2011 waren es noch 55. Das er- wird. koprofil des Instituts maßgeblich be- einflussen. Die BaFin rudert zurück, weil sie Änderungen der Eigenkapi- talrichtlinie (CRD) vorweggenommen hatte, die allerdings ausblieben. Der GVB begrüßt die Entscheidung der Behörde. ++ ++ ++ Foto: imago/fossiphoto EU-Energiepaket: Die EU-Kommission will die Energiepolitik in Europa stär- ker koordinieren. Für das im Dezem- ber 2016 vorgelegte Gesetzespaket war die Novelle des Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) in Deutsch- Ausstieg aus der Milchumlage beschlossen land richtungsweisend. So will die Kommission Fördersysteme inner- Die Mitglieder der Landesvereinigung unter anderem Maßnahmen zur Image- der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM) und Absatzförderung finanziert. An die halb der EU grenzüberschreitend öff- haben den Ausstieg aus der Umlage- Stelle des staatlichen Umlagesystems soll nen. Inwieweit das EEG an neue EU- finanzierung zum 1. Juli 2017 beschlos- eine privatwirtschaftliche Organisation Vorgaben angepasst werden muss, sen. Sie empfehlen dem Bayerischen treten. GVB-Präsident Jürgen Gros be- hängt vom Gang der Verhandlungen Landwirtschaftsministerium, die Umlage grüßte das Votum: „Jetzt kommte es da- in Brüssel ab. dann auf 0 Cent pro Kilogramm zu set- rauf an, das neue System auf Basis des ++ ++ ++ zen. Bisher werden über die im Milch- Konzepts der Molkereien schnell und und Fettgesetz festgeschriebene Umlage konsequent aufzubauen.“ | ++München++Berlin++Brüssel++ Profil • 1. 2017 9
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 10 Titelthema Pressestimmen Es wird Zeit für mehr » Neue Planwirtschaft (von Jürgen Gros) Verhältnismäßigkeit Der Staat greift zu stark in das Verhältnis von Ban- ken zu Kunden ein. Deutlich wird das an der derzei- Die massive Regulierung der Finanzbranche hat manche Großbank sicherer tigen Regulierungswut rund um die Immobilienfi- nanzierung. (...) Der dirigistische Ansatz des Auf- gemacht. Doch weil alle Institute über einen Kamm geschert werden, droht sichtsrechtergänzungsgesetzes schießt (...) über die Realwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Teile der Politik das Ziel hinaus. Es droht eine weitere Einschrän- haben das erkannt, reagieren bisher aber nur langsam. kung der Kreditvergabe, die wesentliche Politikziele wie die Schaffung von Wohneigentum konterkariert. Der Gesetzgeber sollte die Vorschläge daher grund- sätzlich hinterfragen. « Euro am Sonntag • 19.11. 2016 M ehr als 400 europäische Gesetze und Durchführungsbestimmungen wurden seit der Finanzkrise erlassen oder chen für diese Schieflage identifizierten die Wissenschaftler die fehlende Propor- tionalität in der Regulierung (siehe „Pro- grundlegend überarbeitet. Gerade inter- fil“ 11/2015, Seite 24). » (...) Banken nehmen Maas beim Wort national tätige Großbanken haben hier- Eine jüngst veröffentlichte Studie der Banken und Politiker machen Druck, um die in deut- durch an Transparenz und Stabilität ge- Ruhr-Universität Bochum weist zudem sches Recht umgesetzten Kreditregeln für Wohnim- wonnen. Doch das ist nur die eine Seite nach, dass die Regulierung Einfluss auf mobilien schnell zu ändern. (...) Auch der Genossen- schaftsverband Bayern (GVB) verlangt von Maas, der Medaille. Denn wie so oft, wenn Poli- die Geschäftsmodelle der Volksbanken Hürden bei der Kreditvergabe zügig abzubauen. „Eine tik unter Handlungsdruck steht, fehlt die und Raiffeisenbanken hat – und damit schnelle Anpassung des Umsetzungsgesetzes ist dringend erforderlich“, lässt sich (...) Jürgen Gros (...) Zeit für eine Überprüfung der neuen Re- direkte Auswirkungen auf die Realwirt- zitieren. Gros fügt hinzu, der Minister sende „endlich geln auf Unzulänglichkeiten und Inkon- schaft. Die Institute sehen sich veran- Signale, die auf Besserung hoffen lassen“. « sistenzen. Das rächt sich. lasst, ihr Produkt- und Leistungsange- Immobilien Zeitung • 24.11. 2016 Die Flut neuer Vorgaben, die seit 2008 bot der Regulatorik anzupassen (siehe über die Banken hinweggerollt ist, ist Seite 21). Das kann bedeuten, dass die auf Großbanken zugeschnitten. Sie trifft Banken regulatorische Kosten an die aber Regionalbanken gleichermaßen – Kunden weitergeben oder Dienstleistun- » (...) Signal zum Abbau unnötiger Kredithürden Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken obwohl sich gerade die Kreditgenossen- gen gar nicht mehr anbieten, wenn zum begrüßten die Ankündigung von Bundesjustizminis- schaften sowie die Sparkassen in der Fi- Beispiel in der Immobilien- oder Vermö- ter Heiko Maas, unnötige Hürden bei der Vergabe nanzkrise als Stabilitätsanker der regio- gensberatung der bürokratische Auf- von Immobilienkrediten wieder abzubauen. (...) Jür- gen Gros: „(...) Die Verbraucher benötigen Rechts- nalen Wirtschaft erwiesen haben. wand den Ertrag übersteigt. sicherheit. Überzogene Kredithürden, die ihnen die Franz Mirbeth, Vorstandsmitglied der Vermögensbildung mit Immobilien oder den alters- Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, Erkenntnisprozess kommt in Gang gerechten Umbau ihres Hauses erschweren, müs- sen beseitigt werden. (...)“ « spricht im Doppelinterview mit GVB- Mittlerweile setzt sich auch bei Vertre- Bayerische Gemeindezeitung • 24.11. 2016 Präsident Jürgen Gros von einer „noch tern aus Politik und Aufsicht die Er- nie dagewesenen regulatorischen Dauer- kenntnis durch, dass es nicht mehr so flut, die bereits alle Ecken und Enden weitergehen kann. Nicht zuletzt, weil ne- der Bank erreicht hat und kontinuierlich gative Auswirkungen für die Realwirt- » (...) Korrekturen am Umsetzungsgesetz zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie gefordert weiter ansteigt“. Gegenüber den vergan- schaft drohen. Der frühere EU-Finanz- (...) Bayern, Hessen und Baden-Württemberg for- genen Jahren hat sich der durch die Re- marktkommissar Jonathan Hill schrieb dern Bundesjustizminister Heiko Maas dazu auf, die gulatorik bedingte Aufwand in seinem seinem Nachfolger Valdis Dombrovskis rechtlichen Hürden bei der Vergabe von Immobi- lienkrediten marktgerechter zu gestalten. (...) Jür- Institut verdreifacht (siehe Seite 14). Alle ins Stammbuch, bei Melde- und Offen- gen Gros (...): „Bei der Umsetzung der Wohnimmo- bayerischen Volksbanken und Raiffei- legungspflichten sowie bei den Kapital- bilienkreditrichtlinie ist in Deutschland einiges schiefgelaufen. Darauf weisen die bayerischen senbanken zusammen müssen jedes Jahr Volksbanken und Raiffeisenbanken seit Monaten Regulierungskosten von 138 Millionen hin. (...) Der Einsatz der Länder für eine rasche Ent- schärfung der Regeln ist deshalb richtig. (...) Maas Euro schultern. Das sind mehr als 5 Pro- Ihre Erfahrungen zent der gesamten Betriebskosten. sollte den Weckruf ernst nehmen und die unnötige Übererfüllung der Richtlinie korrigieren (...).“ « in der Praxis Bank intern Online • 5.12. 2016 Kosten um ein Vielfaches höher Welchen Einfluss haben bürokratische Vor- Inzwischen liegen wissenschaftliche Stu- schriften auf Ihre Arbeit und Ihren Alltag im dien zu den Folgen dieser Belastung vor. Job? An welchen Stellen trifft Regulierung Bereits 2015 stellten die beiden Frank- Sie und Ihren Arbeitgeber besonders hart? » Ein Hoch auf die Genossenschaft Was muss sich ändern? Wo gibt es Ansatz- furter Professoren Andreas Hackethal Die Argentinier haben den Tango, die Kanarier eine punkte, Vorgaben und Regeln zu vereinfa- Pfeifsprache. Und die Deutschen? Die Genossen- und Roman Inderst fest: Die direkten schaft. (...) die Idee (...) bekam jetzt das allerhöchste Kosten für die Umsetzung und Einhal- chen? Wenn Sie uns Ihre Erfahrungen mit- Gütesiegel: Sie wurde als erster deutscher Beitrag teilen möchten, schicken Sie eine E-Mail an ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenom- tung der Regulierungsvorgaben, insbe- profil@gv-bayern.de. Ihre Informationen hel- men. (...) Ein Hoch auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen sondere im Bereich Meldewesen und und Hermann Schulze-Delitzsch, die (...) unabhängig fen dem GVB, Fehlentwicklungen und In- Anlegerschutz, sind im Durchschnitt bei | voneinander dieselbe großartige Idee hatten (...). « konsistenzen in der Interessenvertretung Süddeutsche Zeitung • 3.12. 2016 kleinen Banken um ein Vielfaches höher gezielt anzusprechen. als bei großen. Als eine der Hauptursa- 10 Profil • 1. 2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 11 Titelthema Pressestimmen » „Weitere Banken werden fusionieren“ (...) (Jürgen Gros:) Die Volksbanken und Raiffeisen- banken haben zu Jahresbeginn rund 2.780 Filialen in Bayern unterhalten. Wir gehen davon aus, dass sich die Anzahl seitdem in einer Größenordnung wie im Vorjahr verringert hat. (...) Geschlossen werden in der Regel Kleinstfilialen, die mit ein oder zwei Mit- arbeitern besetzt sind. Mit rückläufigen Kunden- zahlen hat das übrigens nichts zu tun. Wir sind sta- bil bei mehr als sechs Millionen Kunden. « Münchner Merkur • 20.12. 2016 » EZB soll Trendwende einläuten (...) Wirtschaftsministerin Ilse Aigner kritisierte (...) auf der jüngsten Sitzung der Finanzplatz München Initiative (FPMI) sowohl die umstrittenen Anleihen- Kaufprogramme als auch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). (...) Jürgen Gros Ein Schreiner bei der Arbeit: Regulierung schadet auch der Realwirtschaft, weil die Banken gezwun- (...) bestätigte, dass viele Finanzmarktgesetze nicht gen sein werden, aufgrund regulatorischer Vorgaben ihr Dienstleistungsangebot einzuschränken. ausreichend nach Größe und Geschäftsmodell der Banken unterscheiden. (...) Der GVB plädiere dafür, dass der Gesetzgeber kleinere Institute von Teilen anforderungen unterschiedlichen Insti- spiel darin, überzogene Melde- und Of- des Basel III-Regelwerks ausnehme. « tutsgrößen und Geschäftsmodellen bes- fenlegungspflichten zu beseitigen. Diese Süddeutsche Zeitung • 3.12. 2016 ser Rechnung zu tragen. Vorschriften verursachen einen erhebli- Auch Bundesfinanzminister Wolfgang chen bürokratischen Aufwand für die Schäuble hat sich unter dem Stichwort Institute, tragen aber kaum zur Finanz- „Small Banking Box“ für eine Entlastung stabilität bei. » Schwellenwert zu niedrig kleiner Banken ausgesprochen. Die Uni- Die EU-Kommission hat Ende No- Der von der EU-Kommission geplante Abbau büro- onsfraktion im Bundestag hat Schäubles vember einige dieser Vorschläge bei der kratischer Anforderungen an Regionalbanken geht Idee in einem im November verabschie- Revision von Basel III berücksichtigt. nach Ansicht der bayerischen Volks- und Raiffeisen- banken (...) nicht weit genug. (...) Jürgen Gros (...): deten Positionspapier aufgegriffen. Und Dem GVB gehen die Pläne aber nicht „Brüssel hat erkannt, dass kleine und mittlere Ban- auch der für die Bankenaufsicht zustän- weit genug, da sie nur für Banken mit ken von aufsichtlichen Anforderungen befreit werden sollten (...). Allerdings ist der geplante Schwellenwert dige Bundesbank-Vorstand Andreas einer Bilanzsumme von weniger als für die Bilanzsumme, bis zu dem die Entlastungen Dombret zeigt sich offen für eine verhält- 1,5 Milliarden Euro gelten sollen (siehe greifen sollen, viel zu niedrig angesetzt.“ « nismäßigere Regulierung. „Ich bin der Seite 22). Auch Christoph Kaserer, Fi- Deutsche Handwerks Zeitung• 9.12. 2016 festen Ansicht, dass es für kleinere Insti- nanzwissenschaftler an der Technischen tute mit geringeren Risiken Erleichterun- Universität München, sieht einen Schritt gen geben sollte“, sagt er. in die richtige Richtung. „Dennoch muss » Kritischer Prüfbericht Der Bundestagsabgeordnete und Mit- man sehen, dass die faktischen Auswir- Der Europäische Rechnungshof warnt in einem (...) telstandspolitiker Hans Michelbach for- kungen dieser neuen Regelungen sehr Bericht vor einer ungenügenden Trennung von geld- dert sogar ein Regulierungsmoratorium: begrenzt sein werden. Vieles ist Kosme- politischen Aufgaben und Aufsichtspflichten (...). Dazu Jürgen Gros (...): „Der Rechnungshof legt den „Ich sehe die akute Gefahr, dass wir bei tik“, kritisiert er (siehe Seite 18). Finger in die Wunde. Sein Bericht ist ein weiterer den Eingriffen übertreiben. Die Grenze Verhallen die Rufe nach Verhältnismä- Beleg dafür, dass die Ansiedlung der europäischen Bankenaufsicht bei der EZB eine Notlösung war, die dessen, was gerade die kleinen und mitt- ßigkeit in der Bankenregulierung also korrigiert werden sollte. (...) “ « leren Banken wie etwa die Genossen- am Ende doch ungehört? Bislang habe Bayerische Gemeindezeitung • 24.11. 2016 schaftsbanken vertragen können, ist er- noch niemand konkrete Maßnahmen auf reicht.“ Acht Jahre nach der Finanzkrise den Weg gebracht, kritisiert GVB-Präsi- sei es nun an der Zeit, die zahlreichen dent Jürgen Gros. „Solange das nicht Reformen hinsichtlich ihrer Wirkungen passiert, wird der GVB nicht stillhalten » (...) Positionen zur Bundestagswahl 2017 auf den Finanzplatz Deutschland zu ana- und sich weiter für eine Regelsetzung (von Jürgen Gros) lysieren (siehe Seite 16). stark machen, die Stabilitätsziele ebenso (...) Was kann die Politik tun, um die (...) Rahmen- berücksichtigt wie die Belange von Mit- bedingungen (...) zu verbessern? (...) Inhalt und Wildwuchs bei Meldevorschriften | Form jeder Regulierung müssen im Verhältnis zum telstand und Regionalbanken.“ fc jeweiligen Regulierungsziel angemessen sein. Des- Doch wie lässt sich Verhältnismäßigkeit halb setzen wir uns für eine zielgenaue Bankenre- gulierung ein, die nach Geschäftsmodellen diffe- herstellen? Der Genossenschaftsverband renziert. Institute mit überschaubaren und risikoar- Das Positionspapier des GVB mit Vorschlägen Bayern (GVB) hat mehrere Handlungs- für eine verhältnismäßige Regulierung men Geschäftsmodellen dürfen nicht den gleichen Anforderungen unterworfen werden wie internatio- Foto: dpa empfehlungen in einem Positionspapier lässt sich hier herunterladen: nal tätige Investmentbanken. « zusammengefasst. Erhebliches Vereinfa- www.gv-bayern.de/ Südseiten • 28.11. 2016 chungspotenzial sieht der GVB zum Bei- verhaeltnismaessige-regulierung Profil • 1. 2017 11
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 12 Titelthema „Gleiche Regeln für alle bedeutet Bankenregulierung berücksichtigt die unterschiedlichen Geschäftsmodelle von Banken nicht ausreichend. „Profil“ hat vier Markus Ferber, Alexander Radwan, Mitglied im Ausschuss für Mitglied im Finanzausschuss Wirtschaft und Währung des des Deutschen Bundestags Europäischen Parlaments Herr Ferber, warum ist verhältnismäßige Bankenregu- Herr Radwan, wie können Bundestag und Bundes- lierung für die Realwirtschaft wichtig? Und welche regierung auf eine verhältnismäßigere Bankenregulie- Möglichkeiten hat das EU-Parlament, eine verhält- rung in Europa hinwirken? nismäßige Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen Alexander Radwan: Schauen Sie sich den Vorschlag sicherzustellen? für eine „Small Banking Box“ von Bundesfinanzminis- Markus Ferber: Der Mittelstand ist das Rückgrat der ter Wolfgang Schäuble an. Dieser Rahmen für Insti- europäischen Wirtschaft. Die zentrale Finanzierungs- tute mit einfachen Geschäftsmodellen und niedrigem quelle des Mittelstands ist der Kredit bei der Haus- Risikoprofil würde eine differenzierte Regulierung so- bank. Gerade für kleinere Banken mit wenigen perso- wie die duale Berücksichtigung des Proportionalitäts- nellen Ressourcen stellt komplexe Regulierung jedoch prinzips ermöglichen. eine enorme Herausforderung dar. Gleiche Regeln für Die in Europa vielfältige Kreditwirtschaft benötigt dif- alle bedeuten deshalb eben nicht gleichen Aufwand ferenziertere Ansätze und andere als die, die in den für alle. Deswegen ist es wichtig, beim Thema Banken- USA gelten. Eine Differenzierung nach systemischem regulierung zu differenzieren. Das bedeutet, dass eine Risiko eines Instituts und nach Vorgaben der Europäi- kleine Genossenschaftsbank, die vor allem Privatkun- schen Bankenaufsichtsbehörde könnte die Grundlage den und Mittelständler finanziert, nicht denselben für die Schaffung der Small Banking Box sein. Damit strengen Regeln unterliegen sollte wie eine internatio- wären systemische Risiken für das Finanzsystem als nal tätige Investmentbank, die ein ganz anderes Ge- Ganzes ausgeschlossen, und kleinere und mittlere In- schäftsmodell und ein anderes Risikoprofil hat. Dieser stitute müssten sich nicht weiter mit unnötigen und Unterschied sollte sich sowohl in der Intensität der übertriebenen administrativen Anforderungen befas- Aufsicht wie auch in den Kapitalunterlegungspflichten sen. Dazu gehören aus meiner Sicht auch das aufsicht- widerspiegeln. liche Meldewesen sowie Offenlegungsanforderungen Das Europäische Parlament ist Co-Gesetzgeber bei und das externe Berichtswesen. Die Small Banking der europäischen Bankenregulierung und mir ist es als Box stellt aus meiner Sicht einen nahezu goldenen erster stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Mittel- und Ausweg dar. Weiterhin wäre zu überlegen, für Wirtschaft und Währung ein Anliegen, diese Posi- kleinere und mittlere Banken auch bei der Umsetzung tion in die Diskussion zu tragen. Ein greifbarer Erfolg der Basel IV-Standards außen vor zu lassen. dieser Bemühungen ist der sogenannte KMU-Korrek- Grundsätzlich schafft die EU den Rahmen für die Re- turfaktor in der Eigenkapitalrichtlinie CRD IV. Dieser gulierung, bei der Implementierung muss der natio- stellt Mittelstandskredite gegenüber anderen Forde- nale Gesetzgeber Spielräume auch nutzen. Ebenso rungsklassen besser. Davon profitieren insbesondere muss die BaFin sich ihrer nationalen Rolle bewusst kleine Banken mit einem starken Mittelstandsge- sein und dafür sorgen, dass die europäischen Auf- schäft. Gerade erst ist es gelungen, der Europäischen sichtsbehörden ihre Kompetenzen nicht ausdehnen. Kommission eine Verlängerung dieser wichtigen Re- Dazu gehört auch, dass die BaFin bei der Implemen- gelung sowie eine Anhebung der Schwellenwerte ab- tierung Grenzen im Rahmen der engen Vorgaben ein- zuringen. Das zeigt, dass sich das Engagement für eine hält. Gerade im Zusammenhang diverser orchestrier- verhältnismäßige und risikoorientierte Bankenregu- ter Maßnahmen und Vorgaben – AnaCredit, Basel IV, lierung lohnt. | Veröffentlichung in EU-Amtssprachen – müssen die kleineren und mittleren Institute hier mehr Gewicht in der Diskussion erhalten. | 12 Profil • 1. 2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 13 Titelthema nicht gleicher Aufwand für alle“ Finanzpolitiker gefragt, warum mehr Verhältnismäßigkeit bei der Regelsetzung auch für die Realwirtschaft wichtig ist. Sven Giegold, Michael Theurer, Mitglied im Ausschuss für Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments Europäischen Parlaments Herr Giegold, Sie haben kürzlich zur Konsultation Herr Theurer, in einem Gastbeitrag in der Börsen-Zei- „Proportionalität in der Bankenregulierung“ aufge- tung hatten Sie kürzlich gefordert, die „Regulierungs- rufen. Welche Rückmeldungen haben Sie bekommen schraube“ nicht zu überdrehen. Welche Auswirkungen und welchen Handlungsbedarf leiten Sie daraus ab? hat eine unverhältnismäßige Bankenregulierung für die mittelständische Wirtschaft? Sven Giegold: Wir sind regelrecht geflutet worden mit Hinweisen und Vorschlägen. Sehr genaue Rückmel- Michael Theurer: Im Baseler Ausschuss werden der- dungen bekamen wir nicht nur aus den unterschiedli- zeit verschärfte regulatorische Vorgaben beraten, die chen Bankenverbänden, sondern auch von Verant- für Kreditinstitute zu einem zusätzlichen Kapitalbe- wortlichen aus kleinen Banken. Etliche Vorstandsmit- darf von 30 Prozent und mehr führen könnten. Im glieder kleiner Genossenschaftsbanken und Sparkas- Hinblick auf eine Vielzahl bereits in Kraft getretener sen haben sich Zeit genommen, darunter auch meh- Maßnahmen zur Verbesserung der Bankenaufsicht rere Banken aus dem Genossenschaftsverband Bay- sehe ich weitere Verschärfungen als hochproblema- ern. Dafür bedanke ich mich! Viele haben sich regel- tisch an und plädiere für ein Regulierungs-Morato- recht den Frust von der Seele geschrieben. Etliche Ge- rium. Denn die Belastung durch Regulierung wird so schichten sind völlig absurd. Es ließe sich ein Film über groß, dass sie selbst zum Systemrisiko werden kann. manche der beschriebenen bürokratischen Pirouetten Es ist erforderlich, nun zunächst die kumulativen drehen. Fast 300 konkrete Probleme im EU-Recht und Wirkungen des Regulierungssystems einer Evaluie- vor allem der Umsetzung in Deutschland wurden an- rung zu unterziehen. Erste Erkenntnisse wie die Studie gezeigt. Es geht hier nicht um eine Schwächung der Fi- der Professoren Roman Inderst und Andreas Hacke- nanzmarktstabilität, sondern schlicht um vermeidbare thal zum deutschen Genossenschaftssektor zeigen, Bürokratie. Schwerpunkte sind das aufwendige Mel- dass insbesondere kleine und mittlere Banken über- dewesen, inklusive unnötiger Mehrfachmeldungen proportional von regulatorischem Aufwand belastet ähnlicher oder identischer Daten bei verschiedenen sind. Hier sind Erleichterungen wie eine „Small and Behörden. Simple Banking Box“ ein richtiger Ansatz. Im Euro- Beklagt wurden auch die raschen und schlecht vor- päischen Parlament haben wir wiederholt gefordert, bereiteten Änderungen bei unterschiedlichen Anfor- dass die Risiko-Proportionalität in den technischen derungen. Die Berechnungen zur Erhebung der Ban- Standards und in der Aufsicht umgesetzt wird. kenabgabe sind zu aufwendig, ebenso Zinsänderungs- Verschärfungen hingegen könnten katastrophale berechnungen. Die deutsche Umsetzung der Wohnim- Auswirkungen haben: Ausgerechnet die stabilen Ge- mobilienrichtlinie führt zu absurden Verweigerungen nossenschaftsbanken erleiden Wettbewerbsnachteile. von Krediten. Bei AnaCredit und bei der Pflicht zu Dies gilt es abzuwenden, denn insbesondere der deut- Sanierungsplänen auch für kleine Institute hat die sche Mittelstand ist erheblich auf die Finanzierung EZB kleinen Instituten unnötig großen Mehraufwand durch diese Banken angewiesen. Er ist überwiegend beschert. Wir haben die Probleme systematisiert und kreditfinanziert, schätzt die kompetente und zuverläs- werden sie nun mit EZB, EBA, Bundesbank und Ba- sige Betreuung vor Ort und kann im Gegensatz zu Fin besprechen. Auch das Bundesfinanzministerium Großkonzernen in der Regel nicht auf den Kapital- haben wir um Amtshilfe gebeten. Im nun laufenden markt zurückgreifen, um zum Beispiel mit Anleihen Gesetzgebungsverfahren zur Revision der CRD Finanzierungsengpässe auszugleichen. Kurzum: Wir IV/CRR werden wir aus den Rückmeldungen Ände- brauchen faire Wettbewerbsbedingungen gerade auch rungsanträge ableiten und hoffen dazu auf Unterstüt- für kleine und mittlere Institute. | zung der betroffenen Institute und ihrer Verbände. | Profil • 1. 2017 13
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 14 Titelthema D er regulatorische Aufwand bei Re- gionalbanken steigt und steigt. Bei der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte (Bilanzsumme: 2,4 Milliarden Euro) hat er sich in den vergangenen Jahren auf 3.000 Manntage verdreifacht. Damit ließen sich drei mittelgroße Filialen be- treiben, sagt Vorstandsmitglied Franz Mirbeth im Doppelinterview mit GVB- Präsident Jürgen Gros. Profil: Herr Mirbeth, seit dem Höhepunkt der Finanzkrise vor einigen Jahren sind in Europa rund 400 neue und novellierte Fi- nanzmarktregeln in Kraft getreten. Was für Auswirkungen hat diese Regulierungswelle für den Arbeitsalltag eines Bankvorstands? Jürgen Gros Franz Mirbeth Franz Mirbeth: Der Begriff „Welle“ ist schon eher untertrieben. Es ist eine noch nie dagewesene Dauerflut, die bereits alle Ecken und Enden der Bank erreicht hat und kontinuierlich weiter ansteigt. „Es ist eine noch nie Ein Bankvorstand ist grundsätzlich dafür verantwortlich, dass gesetzliche Vorga- ben sowie aufsichtsrechtliche Verordnun- dagewesene Dauerflut“ gen und Meldungen eingehalten werden. Treten diese in Kraft, ist die Frage nach Welche Folgen hat es, wenn Regionalbanken binnen weniger Jahre rund 400 Sinn und Zweck sekundär. Primär geht neue Finanzmarktregeln umsetzen müssen? Ein Doppelinterview mit Franz es in der Praxis dann nur noch darum, Mirbeth, Vorstand bei der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte und dem Termine einzuhalten, neue Regularien in Präsidenten des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), Jürgen Gros. unsere Organisation und Prozesse einzu- betten, und zu prüfen, welche Auswir- kungen diese auf unsere Geschäfte und aufbau, weil jeder für Regulierungsmaß- gen die Arbeit der vergangenen Jahre Kosten haben. Danach setzt die Steue- nahmen aufgewendete Euro nicht mehr auf der Kostenseite zunichte. rung ein. Und spätestens hier kommt thesauriert werden kann. Das Potenzial man zu der Erkenntnis, dass unterneh- der Regionalbanken, Unternehmen und Profil: Herr Mirbeth, was bedeutet das in merische Entscheidungen durch regula- Verbraucher mit Krediten zu versor- der Praxis? Wie kompensieren Sie in Ihrem torische Gleichmacherei eingeengt be- gen, wird dadurch perspektivisch einge- Haus den zunehmenden Regulierungsauf- ziehungsweise kanalisiert werden und in schränkt. Wer politisch immer wieder wand – bei anhaltender Niedrigzinsphase? puncto Kosten ein Kampf gegen Wind- fordert, Beschäftigung zu sichern und mühlen stattfindet. Wachstum zu fördern, der muss auch da- Mirbeth: Bei gleichbleibendem Niedrig- für Sorge tragen, dass Banken die Finan- zinsniveau wird sich der Zinsüberschuss Profil: Herr Dr. Gros, ähnliche Erfahrungen zierung des Wirtschaftsmotors Mittel- in den nächsten Jahren nahezu halbieren. wie Herr Mirbeth machen auch die anderen stand möglich bleibt. Der Druck, unsere Kosten und Erträge Genossenschaftsbanken in Bayern. In einer weiter zu optimieren, ist deshalb enorm Umfrage hat der GVB ermittelt, dass die Profil: Welchen Anteil an den Gesamt- hoch. Es ist das alte Lied der Betriebs- regulierungsbedingten Kosten aller Volks- kosten macht der Regulierungsaufwand wirtschaft, nur mit dem Unterschied, banken und Raiffeisenbanken im Freistaat bei den GVB-Mitgliedsinstituten aus? dass die Lautstärke aufgrund der Situa- auf mittlerweile 138 Millionen Euro pro Jahr tion deutlich zugenommen hat. Wir müs- gestiegen sind. Welche Konsequenzen hat Gros: Die 138 Millionen Euro entspre- sen jeden Stein umdrehen und den ei- das für die Banken? chen mittlerweile mehr als 5 Prozent der nen oder anderen auch weglassen. Im gesamten jährlichen Betriebskosten der Kostenmanagement gibt es die Begriffe Jürgen Gros: Keine guten. Die Bürokra- bayerischen Volksbanken und Raiffei- der „unnötigen Verschwendung“ und tiekosten sprengen mittlerweile jeden senbanken. Diese regulierungsbedingten der „nötigen Verschwendung“. Unnötige Rahmen. Dabei möchte ich auf eine Ausgaben haben das Betriebsergebnis Kosten kann man eliminieren. Nötige Wechselwirkung hinweisen, die mitunter aller Institute zusammen im Jahr 2015 Kosten können nur durch zusätzliche ausgeblendet wird: Überzogene Banken- um nahezu 10 Prozent geschmälert. Erträge oder durch Reduzierung von regulierung belastet nicht nur die Ban- Während also die extreme Zinspolitik Leistungen kompensiert werden. Das ken, sie hat auch negative Effekte für die von Mario Draghi die Erträge unter bedeutet letztendlich, dass der Kunde Realwirtschaft. Denn die hohen Regulie- Druck setzt, machen die Regulatoren die Kosten der Regulierung bezahlt, egal rungskosten bremsen den Eigenkapital- mit unverhältnismäßigen Anforderun- in welcher Form. 14 Profil • 1. 2017
Profil_01-2017.qxp_0 Standardseite-3spaltig,qxd 23.12.16 11:44 Seite 15 Titelthema Profil: Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern aber keinen wesentlichen Beitrag zur die Auslöser zur Einführung der MaRisk Mitte beschäftigt rund 580 Mitarbeiterinnen Finanzstabilität leisten. Compliance und der Institutsvergütungs- und Mitarbeiter. Können Sie beziffern, wie verordnung. Der dafür erforderliche Do- viele davon sich mit regulierungsbedingten Profil: Kürzlich hat der GVB ein Positions- kumentationsaufwand ist gewaltig. Eine Tätigkeiten beschäftigen? papier vorgelegt, in dem der Verband Vor- Genossenschaftsbank, wie wir es sind, schläge unterbreitet hat, wie sich die büro- kann Märkte nicht manipulieren und ist Mirbeth: Alle Mitarbeiterinnen und Mit- kratischen Anforderungen an Regionalban- im Sinne der CRR auch kein Handels- arbeiter sind mehr oder weniger mit ken vereinfachen lassen. Welche Maßnah- buchinstitut. Trotzdem unterliegen wir regulierungsbedingten Tätigkeiten be- men halten Sie für besonders wichtig? grundsätzlich den gleichen Anwendungs- schäftigt. Ich denke da zum Beispiel pflichten wie die Finanzindustrie. Dieses an unsere Pflichtschulungen in Sachen Gros: Erhebliches Vereinfachungspoten- System ist völlig überzogen und gleicht Geldwäsche, IT-Sicherheit oder Compli- zial besteht zum Beispiel im Beseitigen dem einer einfachen Heizung, die behan- ance, die wir quer durch die Bank durch- von Berichtspflichten. Insbesondere die delt wird wie eine industrielle Großfeue- führen. Der Vertrieb ist speziell bei der Anforderungen zur Veröffentlichung von rungsanlage. Umsetzung der Verbraucherschutzrege- Dutzenden von Einzelpositionen zu den lungen, Dokumentationspflichten und Eigenmitteln in einem Offenlegungsbe- Profil: Herr Gros, zuletzt haben unter der Beschaffung von Daten gefordert. richt sind für Regionalbanken völlig anderem Bundesfinanzminister Wolfgang In den Marktunterstützungs- und Steue- überzogen und bringen keinen Mehr- Schäuble und die Unionsfraktion im Bun- rungsbereichen geht es hauptsächlich um wert. Handlungsbedarf besteht auch bei destag mehr Verhältnismäßigkeit in der das Meldewesen, um die Steuerung von den Meldevorschriften, die kleinere In- Regulierung eingefordert. Auch im Euro- Kennzahlen und die Erfüllung von Be- stitute zunehmend belasten und auf ein päischen Parlament sind kritische Stimmen richtspflichten. Daneben gibt es Projekt- vertretbares Maß gestutzt werden soll- laut geworden. Wie gut stehen die Chancen, teams für die Einführung neuer Regula- ten. Es ist absurd, dass mancher Firmen- dass Regionalbanken tatsächlich an der rien und unsere Beauftragten, die sich kredit demnächst einer vierfachen Mel- richtigen Stelle entlastet werden? quasi hauptberuflich mit Regulatorik be- depflicht unterliegt: im Rahmen des schäftigen. Der Aufwand lässt sich in Großkreditmeldewesens, des Millionen- Gros: Mein Eindruck ist, dass sich das Personen nur schwer ausdrücken. Wir kreditmeldewesens, der Kreditnehmer- Bewusstsein gerade wandelt. Immer messen diese Tätigkeiten in Personalka- statistik und der umstrittenen EZB-Da- mehr Vertreter aus Politik und auch aus pazitäten, die zusammengerechnet der- tenbank AnaCredit. Für Regionalban- der Aufsicht stehen mittlerweile hinter zeit circa 3.000 Manntage betragen. Das ken wie die Volksbank Raiffeisenbank der Forderung nach mehr Verhältnismä- ist eine Größenordnung mit der wir drei Bayern Mitte sind diese Anforderungen ßigkeit in der Bankenregulierung. Das ist mittelgroße Filialen betreiben. Gegen- ein Ärgernis, weil sie erhebliche Kapazi- auch dringend notwendig. Andererseits über den vergangenen Jahren hat sich täten binden, die nicht für das Kunden- hat noch niemand konkrete Maßnahmen dieser Aufwand ungefähr verdreifacht. geschäft zur Verfügung stehen. auf den Weg gebracht. Solange das nicht passiert, wird der GVB nicht stillhalten Profil: Herr Gros, der GVB macht sich für Profil: Herr Mirbeth, welche Erleichterun- und sich weiter für eine Regelsetzung eine verhältnismäßigere Regulierung des gen würden Ihnen darüber hinaus in der stark machen, die Stabilitätsziele ebenso Bankensektors stark. Dadurch soll der täglichen Arbeit helfen? berücksichtigt wie die Belange von Mit- bürokratische Aufwand für Regionalbanken telstand und Regionalbanken. wie die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mirbeth: Marktmanipulationen und Bo- nuszahlungen für hochspekulative Wert- | Mitte auf ein verträgliches Maß gestutzt Profil: Herr Dr. Gros, Herr Mirbeth, vielen werden. Was fordern Sie im Detail? papiergeschäfte waren unter anderem Dank für das Gespräch! fe Gros: Die vielfältige deutsche Banken- landschaft braucht eine angemessene, faire und verhältnismäßige Regelset- zung. Eine, die Größe, Geschäftsmodell und Risikoprofil von Kreditinstituten ausreichend berücksichtigt. Das ist bis- lang nicht der Fall. Denn in den vergan- genen Jahren haben die Gesetzgeber Re- geln, die sie auf international tätige Ban- ken zugeschnitten hatten, teilweise eins zu eins auch auf Regionalbanken über- tragen. Aber dieser neudeutsch „One size fits all“ genannte Ansatz scheitert in der Praxis, weil er den Geschäftsmodel- len regional tätiger Institute nicht ge- recht wird. Das politische Ziel ist für den GVB deshalb klar: Regionalbanken müssen von Vorschriften befreit werden, Hier wirken sich die Regulierungsmaßnahmen konkret aus: Die Hauptstelle der Volksbank Raiffeisen- die einen hohen Aufwand verursachen, bank Bayern Mitte in Ingolstadt. Profil • 1. 2017 15
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