Ermessung - LGB Landesvermessung und ...

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Ermessung - LGB Landesvermessung und ...

                                         Ministerium des Innern

       ermessung
         Brandenburg

       Die AdV – das unbekannte Wesen

       Aufbau einer Berliner Geodaten-
       infrastruktur (GDI-Berlin)

       SAPOS ® – GPS-Technologie für
       höchste Ansprüche

       Der Normalhöhenpunkt von 1912
       – Datumspunkt des DHNN 2012 ?

       Das Sumatra-Andaman-Erdbeben
       vom 26.12.2004 im Nachweis der
       SAPOS ® -Stationen

       „Das Land atmet !”

2
2005
Ermessung - LGB Landesvermessung und ...
Inhaltsverzeichnis
Die AdV – das unbekannte Wesen                                 3
Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin)       14
SAPOS ® – GPS-Technologie für höchste Ansprüche                24
Der Normalhöhenpunkt von 1912 – Datumspunkt des DHNN 2012 ?    31
Das Sumatra-Andaman-Erdbeben vom 26.12.2004
im Nachweis der SAPOS ®-Stationen                              40
„Das Land atmet !”                                             45

     Mitteilungen                                              48
     Land Brandenburg vertieft Zusammenarbeit
     mit der Bundeswehr
     DVW-Veranstaltungen 2005
     12. Gemeinsame Dienstbesprechung der ÖbVI und
     der Vermessungs- und Katasterverwaltung
     Neue Weltanschauung: Google Earth gegen LGB
     Umfangreicher Einführungserlass zum EAG Bau
     Dr. h.c. Karl August Heinrich Oskar Schreiber
     Australien will kein Atomkraftwerk in Google Maps sehen

    Buchbesprechungen                                         58
     Witte/Schmidt
     Vermessungskunde und Grundlagen der Statistik
     für das Bauwesen
     Ute Schneider
     Die Macht der Karten – Eine Geschichte der Kartographie
     vom Mittelalter bis heute
     Coors/Zipf
     3D-Geoinformationssysteme – Grundlagen und Anwendungen

    click ins web                                             63

     aufgespießt                                               64
Ermessung - LGB Landesvermessung und ...
Der unheimliche Googleator

         Nicht herbeigeredete filigrane Nutzeranforderungen und sensible Bedenkenträ-
         ger werden uns knechten, sondern ungleich unscheinbare Wesen, deren Herzen
         in unverständlichen Algorithmen schlagen: Suchmaschinen, allen voran die
         Mutter aller Netzordnung: Google.
           Harmlos angetan mit dem Kleidchen Unschuld hat sie Einzug in unser Aller-
         heiligstes gehalten, in die Vermessungsverwaltung als Gralshüterin amtlicher
         Luftbildaufnahmen und Karten. Seit wenigen Wochen begeistert Google-Earth
         den Internetnutzer weltweit. Vom Schreibtisch aus gewährt eine kleine Software
         atemberaubende Blicke in die entlegensten Orte der Welt. Die ganze Erde liegt
         in den Maushänden des Betrachters. Zwar existiert die Photo- und Kartenwelt
         außerhalb der Vereinigten Staaten für Google noch nicht wirklich, aber das ist
         nur eine Frage der (kurzen) Zeit.
           Die Geo-Voyeure werden sich fragen, wo denn eigentlich die Geobasisinfor-
         mationen der Vermessungsverwaltungen sind und brauchen wir sie überhaupt
         noch. Google und andere Suchmaschinen nutzen die Daten von großen inter-
         national tätigen Anbietern, die wiederum unsere Bestände als Basisgrundlage
         erwerben und somit das Ausgangsmaterial für Wertschöpfungsketten bilden. So
         weit, so gut, aber noch kein Grund, beruhigt weiter zu machen wie bisher.
           Der anonymen Kraft solcher Suchmaschinen können wir nicht aus dem Weg
         gehen, wir müssen die damit verbundenen Chancen nutzen. So können kos-
         tenlose Viewer-Komponenten das Kundenverhalten ändern, weil unsere Daten
         „kommunikativer“ werden. Zu Recht sagt Reinhard Klöppel, Vorsitzender der
         AdV, in seinem nachfolgend abgedruckten Vortrag, dass einige unserer besten
         Kunden allmählich an der „Verbeamtung der Geodaten“ verzweifeln, weil es
         innerhalb von 16 Länderverwaltungen immer irgendwo einen Bedenkenträger
         gibt, der für jede Lösung die passende Schwierigkeit findet. Das unheimlich
         heimelige Google könnte durch seine Macht des Faktischen helfen, unsere
         Defizite bei der Erschließung des Wertschöpfungspotentials abzubauen.
           Der spaßige Zeitvertreib mit der digitalen Weltanschauung ist auch bei den
         Internetanbietern dann zu Ende, wenn es um ein kostenpflichtiges Bilddownload
         geht. Hier lässt die Qualität zu wünschen übrig, aber was interessiert das den
         Anbieter, wenn er nach Friedrich Schiller in der Einfachheit ein Resultat der
         Reife (und des Erfolgs) sieht.

                                                                        Heinrich Tilly

ermessung Brandenburg                                                            -1-
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-2-   Nr. 2/2005
Ermessung - LGB Landesvermessung und ...
Reinhard Klöppel
Die AdV – das unbekannte Wesen
Anlässlich der 12. gemeinsamen Dienstbesprechung der Öffentlich bestell-
ten Vermessungsingenieure und der Vermessungs- und Katasterverwaltung
des Landes Brandenburg am 2. und 3. September 2005 im Kulturzentrum
Rathenow hielt Herr Ministerialrat Reinhard Klöppel vom Hessischen
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung – Geoinforma-
tion, Vermessung – und derzeitiger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland
(AdV) den nachfolgend abgedruckten Vortrag über dieses länderübergrei-
fende Gremium.
                                                     (Die Schriftleitung)

Einleitung                                    sammenwirken dieser Organe regelt. Das
Der amtierende AdV-Vorsitzende kommt          alles findet sich auf der Homepage der AdV,
nicht zu Ihnen, um sich als Hofberichter-     sagt aber noch nichts über das hintergründi-
statter zu exponieren und weihevolle Ein-     ge Geschehen - oder wenn Sie so wollen -
schätzungen zur staatstragenden Rolle der     das tiefere Wesen der AdV. Daher erlaube
AdV zum Besten zu geben. Dafür ist Ihr        ich mir, in diesem Kreis den Fokus etwas
Gast in den einschlägigen Kreisen zu sehr     unkonventioneller zu wählen.
als Advocatus diaboli bekannt, um dieser         Es hätte nicht viel gefehlt und die Minis-
Gefahr zu erliegen. Sie müssen schon im       terpräsidentenkonferenz (MPK) hätte mit
Folgenden mit der einen oder anderen Un-      ihrem Entbürokratisierungs-Beschluss vom
botmäßigkeit rechnen. Auf der anderen Sei-    Juni 2004 auch die Arbeitsgemeinschaft
te kann ein AdV-Vorsitzender mit seinen       der Vermessungsverwaltungen der Länder
Vortragsreisen auch keinen allzu großen       aufgelöst und damit eine traditionsreiche
Schaden anrichten, denn nach zwei Jahren      Veranstaltung des Föderalismus von der
tritt er wieder aus dem Rampenlicht und hat   Bildfläche genommen.
dann seine Bühne verloren.                       Inzwischen ist durchatmen angesagt. Die
   Ein Weiteres möchte ich vorausschicken.    AdV hat den von den Ministerpräsidenten
Ich verzichte darauf, Ihnen heute chrono-     initiierten Abbau von länderübergreifenden
logisch die Informationen nachzuerzählen,     Gremien ohne Blessuren überstanden. Es ist
die Sie auch ohne mein Zutun im Internet      gelungen, die Politiker davon zu überzeu-
recherchieren können. Ebenso erspare ich      gen, dass ein solches länderübergreifendes
Ihnen, das Organisationsschema der AdV        Fach-Forum im öffentlichen Vermessungs-
und Ähnliches anzuschauen. Das Wesent-        wesen notwendiger denn je ist.
liche wissen Sie. Ähnlich wie in jedem gut       Gleichwohl spüren alle in den Reihen
geführten Kollektiv gibt es Organe und eine   der AdV, dass die Bestandsgarantie der
Satzung, die Ziele, Aufgaben und das Zu-      Ministerpräsidenten Anlass sein muss, das

ermessung Brandenburg                                                                -3-
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Selbstverständnis, die Handlungsfähigkeit     AdV in ihrer aktuellen Verfassung noch
und die Effektivität der AdV auf den Prüf-    den kommenden Anforderungen gewach-
stand zu stellen, um eine Vorstellung von     sen sein kann. Bei einem Lebewesen würde
der Zukunftsfähigkeit der AdV und even-       man letzteres als den Gesundheitszustand
tuell überfälligen Reformmaßnahmen zu         bezeichnen wollen. Indem man diese As-
gewinnen. Um sogleich im Fachjargon der       pekte ergründet und an den aktuellen Her-
Vermesser zu bleiben: Die Ministerpräsi-      ausforderungen misst, erhellen sich ganz
denten haben im Zuge ihrer „Gremien-Flur-     von selbst die verschiedenen Facetten im
bereinigung“ die AdV keineswegs im alten      Wesen der AdV. Also lade ich Sie ein, mir
Bestand ausgewie-                                                     in diese Gedanken-
sen. Zwischen den                                                     werkstatt zu folgen.
Zeilen springt ins                                                    Allerdings bitte ich
Auge, dass von                                                        Sie, Diskretion wal-
den „überlebenden“                                                    ten zu lassen, denn
Gremien deutliche                                                     niemand möge hin-
Schritte der Bin-                                                     terher durch die
nenrevision erwar-                                                    Erkenntnis beun-
tet werden.                                                           ruhigt sein, dass in
   In diesem Pro-                                                     der AdV in erster
zess befindet sich                                                    Linie Menschen,
die AdV aktuell.                                                      mit besten Vorsät-
Als ihr augenblicklicher Vorsitzender habe    zen, mit unerschütterlichen Vorurteilen, mit
ich die spannende Aufgabe, diesen Quali-      Emotionen und nicht nur blutleere Krieger
fizierungsprozess zu moderieren. Insofern      des Verwaltungsakts versammelt sind. Mit
musste ich mich schon von Amts wegen          etwas Selbstironie und nicht ganz ernst
gleichsam auf eine Nachbarwolke stellen       gemeint können Sie diese AdV-Menschen
und versuchen, aus dieser etwas distanzier-   wie in jedem anderen Verein auch grob in
teren Warte einen Eindruck vom Zustand        drei Kategorien einteilen: Die wenigen,
der Gemeinschaft zu gewinnen. Es ist wie      die dafür sorgen, dass was geschieht, die
bei einem großen Tanker. Über der Wasser-     vielen, die zuschauen, wie was geschieht,
linie mag alles glänzen. Die eigentlichen     und die Seltenen, die keine Ahnung haben,
Problemstellen liegen tiefer. Eine durch-     was überhaupt geschieht. Der Vorsitzende
greifende Diagnose setzt voraus, dass der     sollte nicht so häufig der letzteren Gruppe
Kahn im Dock liegt und das Wasser abge-       angehören.
lassen ist.
   Was gilt es zu diagnostizieren? Es geht    Lebenslauf der AdV
um das Selbstverständnis, die Ziele und die   Es gehört zu den unausrottbaren und immer
Zielerreichungsfähigkeit der AdV. Es geht     wieder vererbten Lebensweisheiten, dass
ferner um eine Rückschau auf das, was in      man die aktuelle Welt nur dann versteht,
der Vergangenheit für das deutsche Vermes-    wenn man seine Analysefähigkeiten auf ge-
sungswesen geschaffen werden konnte, um       schichtliches Wissen stützt. Daher bleibt
Mut für die Zukunft zu gewinnen. Und es       auch Ihnen ein knapper Exkurs in den Le-
geht schließlich auch um die Frage, ob die    benslauf der AdV nicht erspart.

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Bekanntlich scheiterte mit dem Zusam-        der AdV verbunden. Da müssen Sie jetzt
menbruch im Mai 1945 auch der Ansatz von        durch.
1935, einen zentralen Vermessungsdienst in         Anfänglich herrschte unter den Grün-
Deutschland zu implementieren.                  dungsvätern noch eine gewisse subversive
   Im Mai 1948 - also noch vor der kons-        Antipathie gegen die föderale Entwicklung,
titutionellen Gründung der Bundesrepu-          als man noch recht lange in der AdV ein
blik - treffen sich die Protagonisten der       bloßes Provisorium erblickte und perspek-
Vermessungsverwaltungen der Länder der          tivisch eigentlich auf einen wiedererstark-
amerikanischen Zone in Stuttgart, um die        ten Bundesvermessungsdienst hoffte. Nun
überall in den Ländern entstehenden Fach-       wissen wir, dass mit dem GG und seiner
verwaltungen durch Selbstorganisation zu        Kompetenzverteilung diese zentralistischen
koordinieren.                                   Träumereien ein Ende hatten. Dass sich das
   Wenige Tage vorausgegangen war die           öffentliche Vermessungswesen seit damals
denkwürdige Begegnung der Herren Ku-            in der Zuständigkeit der Länder wieder
randt, Kneissl und Reist im Nachtzug von        findet, war weniger das Resultat einfluss-
Hannover nach Süden, bei der die Idee zur       reicher Lobbyarbeit, sondern ist schlicht
AdV geboren wurde.                              darauf zurückzuführen, dass die Materie
   1949 wird die Runde durch die Länder         politisch eher unspektakulär war und des-
der britischen und französischen Länder         halb ganz schlicht bei dem „großen Haufen
und kurz später durch die Hauptverwaltun-       der Länderaufgaben“ landete.
gen der Bahn und der Binnenschifffahrt,            Es gab zwar noch einen Vorstoß aus dem
durch MilGeo und durch das damalige IfAG        damaligen Bundesinnenministerium, we-
komplettiert. 1949 entsteht auch der Name       nigstens die kleinmaßstäbige Geotopogra-
AdV. Sie ist damit eine der ältesten Länder-    phie einem noch zu bildenden Bundesver-
arbeitsgemeinschaften.                          messungsamt zu übertragen. Gleichwohl
   Die Herren haben damals erkannt, dass        blieb auch dieser Ansatz der Teilzentrali-
es Sinn macht, sich im freiwilligen Kol-        sierung im Stadium der Idee stecken. Zu
lektiv den technischen, organisatorischen       virulent war die von den Alliierten gelenkte
und verwaltungsmäßigen Fragen des Ver-          Abneigung gegen jegliche Form des wie-
messungswesens von allgemeiner und über-        dererstarkenden Zentralstaats.
gebietlicher Bedeutung zu widmen. Jetzt            Politischer Heimathafen der AdV ist seit
könnte ich anfügen, dass diese Ziele der        1981 die Konferenz der Innenminister und
AdV noch heute gelten, wir fleißig dabei         -senatoren (IMK). Diese Anbindung hat
sind, diese weiterhin brav zu verfolgen,        sich bewährt. Die AdV steht zwar nicht im
dann flugs meine Spesenrechnung auf den          Zentrum der IMK-Befassung. Gleichwohl
Tisch legen und geschwind diesen Saal in        fühlen wir uns dort gut repräsentiert. Das
Richtung Flieger verlassen. So leicht kom-      beweist sich insbesondere daran, dass die
men Sie nicht davon. Immerhin hat unser         IMK voll hinter den Programmen steht,
Diskurs viel mit dem öffentlichen Vermes-       die das öffentliche Vermessungswesen zur
sungswesen zu tun und Sie im Auditorium         Entwicklung der Geodateninfrastruktur und
sind davon ein integraler Teil, also durchaus   zum eGovernment beisteuert.
in einer gewissen Schicksalsgemeinschaft           Die politischen Umstände, seinerzeit im
mit der Tradition, dem Wohl und dem Wehe        öffentlichen Vermessungswesen einen koo-

ermessung Brandenburg                                                                 -5-
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perativen Föderalismus zu implementieren,       Es kursierte damals der Spruch von Pfitzer
waren damals alles andere als günstig. Man      „Meinungen trennen, Arbeit eint“.
war im Begriff, eine doppelte Loyalität zu         Deshalb sucht man auch noch bis 1972
schultern. Auf der einen Seite stand der An-    vergeblich nach einer Satzung oder Ge-
spruch der Länder auf unbedingten Respekt       schäftsordnung. Heute hat die AdV zwar
vor ihrer staatlichen Autonomie. Auf der        eine Geschäftsordnung, doch auch die
anderen Seite stand der Vorsatz, über die       zeichnet sich weniger durch die Vielfalt
Ländergrenzen hinweg die Einheitlichkeit        ihrer prozessualen Regeln als durch ihre
des deutschen Vermessungswesens zu stär-        Komprimiertheit aus. Das System steht
ken. Dieser staatsorganisatorische Spagat       allerdings immer in der latenten Gefahr
begegnet uns heute noch in der AdV wie          des situativen Scheiterns, denn sobald die-
in vielen anderen politischen Sektoren und      ses gewachsene Grundverständnis Risse
ist aktueller denn je. Nehmen Sie nur die       bekommt, sind keine Paragraphen da, die
Debatte um den Bildungsföderalismus oder        uns aus der Verlegenheit helfen könnten.
um die kaum noch vermittelbare Kleinstaa-       Für den gemeinen „Deutschen Michel“
terei in Sachen Rechtschreibreform.             ist das eher ein unverantwortbares Defizit.
   Die Altvorderen der AdV haben rasch          Eigentlich müsste das nach seiner Befürch-
erkannt, welches minenreiche Spannungs-         tung direkt in den Bananenstaat führen. Als
feld sich da auftut. Nicht ungeschickt haben    Vorsitzender hat man es ab und zu schon
Sie sich damals in ihr Regelwerk hinein-        mit Kritikern zu tun, die die AdV genau
geschrieben, dass der kooperative Födera-       auf diesem Trip sehen.
lismus in der Praxis nur dann funktioniert,
wenn das Prinzip des situativ Möglichen         Heutige Wirkungsziele der AdV
dominant bleibt. Diese Weisheit ist bis dato    Lassen Sie uns den Blick auf die aktuel-
von ungebrochener Gültigkeit. Kooperativer      len Zielsetzungen der AdV richten. Einige
Föderalismus setzt voraus, dass das gemein-     Skeptiker in unseren Reihen meinen zwar,
same Grundverständnis der Gemeinschaft          es handele sich eher um Träume mit Ter-
und alle ihre wesentlichen Ziele und Ver-       minen.
haltensregeln, hauptsächlich in den Köpfen      $ Fachliche Weichenstellungen von grund-
der maßgebenden Personen verinnerlicht             sätzlicher und überregionaler Bedeutung
sind und situativ und ohne großes kodifi-           für das öffentliche Vermessungswesen
ziertes Regelwerk in konzertiertes Handeln         einheitlich regeln.
münden.                                         $ Eine in den Grundzügen einheitliche und
   Einer der Gründungsväter der AdV kom-           nach den Anforderungen der Info-Ge-
mentierte die Beweggründe so: Wir bekom-           sellschaft optimierte „Geobasisdatenin-
men keine bessere Institution als die, welche      frastruktur“ schaffen.
wir uns über den Anteil unserer eigenen Be-     $ Geobasisdateninfrastruktur in die über-
wusstheit verdienen. Ein anderer der Altvor-       geordnete Geodateninfrastruktur und
deren räumt seinerzeit freimütig ein, dass         in eGovernment-Architekturen einbrin-
man die AdV als eine ordnende Einrichtung          gen.
eher für den schlichten Hausgebrauch ge-        $ Europatauglichkeit des Geoinformati-
dacht habe, deren Integrationskraft sich aus       onswesens stärken.
der Praxis und weniger aus Statuten ergebe.       Die Aufzählung signalisiert, dass die

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AdV in den letzten Jahren eine starke Rol-     sowie mit dem einheitlichen Raumbezugs-
lenveränderung erfährt. Heute sind es we-      system die für alle weiteren Ausbaustufen
niger die Katastervermessungsmethoden,         einer nationalen Geodateninfrastruktur not-
die Fehlergrenzen, der Nachweis der Bo-        wendigen Basiskomponenten bereit. Davon
denschätzung, die tarifliche Eingruppierung     profitiert z.B. das Geoinformationswesen in
von Messgehilfen, die Dimensionen von          den Bereichen Umwelt- und Naturschutz,
Grenzmarken u.ä., was die AdV beschäf-         Landwirtschaft, Raumplanung, Zivil- und
tigt. Die heutige AdV definiert sich über       Katastrophenschutz sowie das Verteidi-
weitergehende Ambitionen.                      gungswesen, wobei Letztere besonders
   Die AdV koordiniert heute mit den In-       hohe Anforderungen an die bundesweite
formationen und Dienstleistungen des           Gleichartigkeit der Geobasisdaten stellen.
öffentlichen Vermessungswesens eine            Hinzu kommen die Wertschöpfungspoten-
ganzheitliche Schlüsselressource für die       ziale für die private Wirtschaft (Mobilfunk,
wirtschaftliche Entwicklung der Bundes-        Verkehrsnavigation, Energieversorgung,
republik Deutschland. Die ÖbVI sind Teil       Geomarketing usw.).
dieses Wertschöpfungspools und sind des-         Die Geobasisdaten haben einen bedeu-
halb im Aktionsprofil der AdV ein wich-         tenden politischen Rang, weil sie eine we-
tiges Element. Soeben haben wir mit den        sentliche Komponente der modernen Infor-
Kollegen des Bundesvorstands eine Art          mations- und Kommunikationsgesellschaft
"Letter of Understanding" erarbeitet, das      sind. Sie sind u.a. notwendige Grundlage
die Kommunikation und die Solidarisierung      aller raum- und grundstücksbezogenen
beider Seiten in Zukunft unterstützen soll.    Maßnahmen, Analysen und Einsatzpla-
Ich weiß, es gab schon Zeiten in der AdV,      nungen, insbesondere zur Bewältigung
da wurden die Anliegen Ihres Berufsstands      der infrastrukturellen oder der sicherheits-
- schon mit Rücksicht auf die ÖbVI-freie       und ordnungspolitischen Aufgaben des
Zone in Bayern - nur in der allergrößten       Staats. Geobasisdaten liefern somit auch
Verlegenheit auf die Agenda der AdV ge-        das Fundament für die überall bei Bund,
setzt. Inzwischen greift wohl auf beiden       Ländern und Kommunen im Entstehen
Seiten die Erkenntnis, dass AdV und BDVI       begriffenen eGovernment-Architekturen.
in einem Boot sitzen.                          Zum einen ist hierzu auf den Beschluss der
   Darüber hinaus profiliert sich die AdV mit   Chefs der Staats- und Senatskanzleien vom
großem Engagement und mit viel Know-           27. November 2003 zu verweisen, wonach
how in der Europäischen Geodatenszene          der Bund und die Länder sich auf eine ge-
und im internationalen Normungsgesche-         meinschaftlich zu errichtende Geodaten-
hen für die Geoinformationen. Der Benefit       infrastruktur Deutschlands verständigen
geht weit über das hinaus, was wir unter den   sollen. Zum anderen ist seit längerem der
traditionellen Segmenten des Vermessungs-      von der EU-Kommission verabschiedete
wesens verstehen. Es profitieren die Geoin-     Richtlinien-Entwurf für ein einheitliches
formationswirtschaft, die Wissenschaft und     Geoinformationswesen in der Europäischen
der Technologiestandort Deutschland.           Union (INSPIRE) ein wichtiges Indiz für
   Die Vermessungsverwaltungen der Län-        den politischen Stellenwert der den Ver-
der stellen mit den Geobasisdaten aus Lie-     messungsverwaltungen in diesem Kontext
genschaftskataster und Geotopographie          obliegenden Aufgaben.

ermessung Brandenburg                                                                -7-
Ermessung - LGB Landesvermessung und ...
Auch das 3A-Referenzmodell ist ein          an den innerstaatlichen Grenzen nicht de-
Projekt, auf das die AdV zu Recht stolz        ckungsfähig sind, dass keine einheitlichen
sein kann. Es genießt hohe Akzeptanz in        Planungsunterlagen für länderübergreifende
der Geoinformationswirtschaft, basiert         Verkehrsprojekte verfügbar wären und dass
auf internationalen Normen und Standards       vor allem das militärische Verteidigungswe-
und beeinflusst diese. Es entwickelt sich       sen und auch das zivile Katastrophenschutz-
mit seinen Basisschemata allmählich zum        management keine geeigneten Einsatzunter-
Referenzmodell für die gesamte Geoinfor-       lagen zur Verfügung hätten.
mationsszene.
   Diese Entwicklung gemeinsamer techni-       Heutige Rahmenbedingungen für
scher und administrativer Standards für die    die AdV-Arbeit
Produkte des öffentlichen Vermessungswe-       Auf den ersten Blick könnte man sich auf
sens ist ein permanenter Prozess, der mit      dieser Bilanz ganz zufrieden ausruhen
Blick auf die strukturierten Anforderungen     – doch weit gefehlt! Damit die Vermes-
auf nationaler und europäischer Ebene (z.B.    sungsverwaltungen ihren Aufgaben auch
GALILEO und INSPIRE) noch weitere Dy-          in Zukunft gerecht werden können, bedarf
namik entfalten wird. Dieser Prozess wird      es unbeschadet der grundgesetzlichen Län-
auch in Zukunft nur dann erfolgreich bewäl-    derkompetenz einer steten bundesweiten
tigt werden können, wenn er durch institu-     Vereinheitlichung aller wesentlichen Ak-
tionalisierte Strukturen sinnvoll gesteuert    tionslinien. Die Vereinheitlichungsanfor-
und begleitet wird. Das wird in Zukunft eine   derungen an die Daten und Methoden des
zentrale Moderationsaufgabe der AdV sein.      öffentlichen Vermessungswesens wachsen
Die AdV hat inzwischen auch in der inter-      in dem Maße, wie die Datenbanken und die
nationalen Geodaten- und Normungsszene         darauf aufsetzenden Dienste des öffentli-
einen hervorragenden Ruf und das Image         chen Vermessungswesens immer mehr als
eines Innovationsmotors.                       Basiskomponenten in die bei Bund, Län-
   Die AdV erfüllt ihre aktuelle Rolle in      dern und Kommunen im Aufbau befind-
diesem Kontext mit nachweisbarem Erfolg.       lichen Geodateninfrastrukturen integriert
Ohne die AdV wäre es schließlich niemals       werden. Das wird an den weitreichenden
gelungen, nach der so genannten Wende          Standardisierungsanforderungen aus den
technisch und organisatorisch das Kataster-    Kreisen der Geoinformationswirtschaft und
und Vermessungswesen in den fünf neuen         durch die Ansprüche der öffentlichen Ver-
Bundesländern in so kurzer Zeit und nach ei-   waltungen an die Produkte und Services der
ner abgestimmten Systematik erfolgreich zu     einzelnen Vermessungsverwaltungen deut-
modernisieren. Ohne die AdV gäbe es heute      lich. Es bedarf deshalb dringender denn je
kein einheitliches amtliches Verzeichnis der   eines institutionalisierten Koordinierungs-
Grundstücke i.S. der Grundbuchordnung          forums, so wie es die AdV von ihren Grund-
und damit innerhalb Deutschlands keinen        anlagen her darstellt. Wir alle müssen bloß
gleichwertigen Nachweis des Eigentums am       noch offensiver als bisher willens sein, die
Grund und Boden. Ohne die AdV hätte man        Integrationspotenziale voll auszuschöpfen.
heute im ungünstigsten Fall 16 verschiede-     Es lohnt sich stets daran zu denken, dass
ne amtliche Raumbezugssysteme mit der          einige unserer besten Kunden allmählich
Folge, dass die amtlichen Kartenwerke          an der „Verbeamtung der Geodaten“ ver-

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zweifeln, weil es innerhalb von 16 Länder-      nem Bundesland darf sich das öffentliche
verwaltungen immer irgendwo einen Be-           Vermessungswesen - so wie die Polizei, die
denkenträger gibt, der für jede Lösung die      Justiz oder der Strafvollzug - zu den gegen
passende Schwierigkeit sucht. Da nimmt          Staatsabbau geschützten Bereichen zählen.
es nicht Wunder, als AdV-Funktionär mit         Man gehört im Gegenteil zu den großen
den Büchern in einer Bibliothek verglichen      Steinbrüchen, in denen sich die Verwal-
zu werden: Die am wenigsten brauchbaren         tungsreform austobt. Die einen Länder su-
sind am höchsten platziert.                     chen ihr Heil in der Kommunalisierung, die
   Das Fahrwasser, in dem die AdV Kurs          Anderen dünnen ihre Vermessungsgesetze,
zu halten hat, ist heute wesentlich rauer,      ihr Leistungsspektrum oder ihre Repräsen-
die Fahrrinne wesentlich schmaler als in        tanz in der Fläche aus. Und wiederum an-
der Gründungsära. Eine auf den Hausge-          dere machen sich das Institut des ÖbVI zu
brauch reduzierte AdV bekommt heute kein        nutze, in dem sie die Grundversorgung mit
Bein mehr auf die Erde. In der Blüte des        ortsgebundenen Dienstleistungen auf den
Wirtschaftswunders waren die öffentlichen       freien Beruf delegieren. Weniger das fach-
Kassen voll, die Wirtschaft boomte. Gewer-      lich Notwendige, sondern die in jedem Land
be- und Siedlungsflächenerschließung und         anders definierten und priorisierten Krisen-
der Boom im Hoch- und Tiefbau ernähr-           bewältigungsmechanismen bestimmen die
ten die Vermesser und erlaubten ihnen die       Ausrichtung der Vermessungsverwaltungen.
nötigen Investitionen zur Modernisierung.       Die Innovations- und Projektrealisierungs-
Gradmesser der Leistungsfähigkeit waren         zyklen werden deshalb zwangsläufig unter-
der schnelle Veränderungsnachweis, der          schiedlich. Die AdV muss mit allen diesen
Lageplan über Nacht und die Absteckung          Phänomenen, speziell einem Auseinander-
von zwölf bis Mittag.                           driften der finanziellen und personellen
   Bundesweite Geodateninfrastrukturen          Ressourcen in den Ländern klarkommen.
einheitlicher Funktionalität, Qualität und      Es muss nicht weiter dargestellt werden,
Aktualität waren seinerzeit noch nicht auf      dass ihre Mission unter diesen Rahmenbe-
der Agenda. Heute haben wir es zudem mit        dingungen nicht leichter wird. Da heißt es
einer anhaltenden Krise in der Binnenkon-       für die AdV tapfer, in der Argumentation
junktur und allen dadurch ausgelösten nega-     offensiv und geschickt sowie im Gegenwind
tiven Folgewirkungen für den Handlungs-         widerstandsfähig zu bleiben.
rahmen der Vermessungsverwaltungen zu              Darüber hinaus wird die Arbeitsatmos-
tun. Wem erkläre ich das? Die Auftrags-         phäre in der AdV sehr stark durch die aktu-
bücher der ÖbVI und der Katasterbehör-          elle Diskussion im politischen Raum rund
den sind der zuverlässigste Seismograph         um die Föderalismusreform beeinflusst.
für diesen unerfreulichen Trend.                Gerade die Ministerpräsidenten (MP) nut-
   Der für die Zielerreichung der AdV nach-     zen die offene Diskussion, um die staatliche
teiligste Effekt besteht wohl darin, dass die   Eigenständigkeit der Länder noch ausge-
einzelnen Vermessungsverwaltungen gradu-        prägter zu fordern. Dabei haben sie in erster
ell sehr unterschiedlich von dieser Verknap-    Linie den Kompetenzzuwachs zu Lasten
pung beeinträchtigt werden und insofern das     des Bundes und den gesteigerten Wettbe-
Ressourcengefälle zwischen den einzelnen        werb der Länder untereinander im Kalkül.
Bundesländern stetig größer wird. In kei-       Erst in zweiter Linie wird die Agenda der

ermessung Brandenburg                                                                  -9-
Ministerpräsidenten von der Einsicht be-       legungen zusteuern muss. Das betrifft die
stimmt, dass es sehr wohl Politikbereiche      Produktvereinheitlichung, die Zentralisie-
gibt, in denen eine effiziente Länderzusam-     rung des Vertriebswesens für bundesweit
menarbeit im Wege der Selbstorganisation       engagierte Nutzer, die Vereinheitlichung
zu gewährleisten ist. Es dominiert die Mei-    der Lizenzkonditionen, die Beschleuni-
nung unter den MP, dass länderübergreifen-     gung in der flächendeckenden Realisierung
de Koordinierungsgremien in der Art der        neuer Angebote und die Implementierung
AdV dafür eher ungeeignet und deshalb          marktüblicher Geschäftsmodelle sowie die
abzubauen sind, weil sie angeblich einer       konsequente Lösung der Preismargen von
effektiveren Nutzung verfassungsrechtli-       den Gestehungskosten. Denken wir auch
cher und einfachgesetzlicher Spielräume        daran, dass die Geoinformationsszene in
entgegenwirken. Diesen Schuh müsste sich       Deutschland gegenüber den Vereinheitli-
auch die AdV anziehen. Von ihr werden ge-      chungs- und Aktualitätsforderungen aus
nau die Effekte der Bund-Länder-Zusam-         Brüssel noch nicht optimal aufgestellt ist.
menarbeit angestrebt, von denen sich die       Es ist einzuräumen, dass das föderal domi-
Politiker so deutlich distanzieren. Da macht   nierte Geoinformationswesen in Deutsch-
es mich schon ein wenig stolz, dass wir den    land in seinem augenblicklichen Zustand
Nachweis erbringen konnten, als AdV nicht      gegenüber der EU noch nicht den Einfluss
in diese Ecke zu gehören. Zu evident sind      gewonnen hat, der bei zielführenderen na-
die Synergie- und Einspareffekte, welche       tionalen Entscheidungsstrukturen möglich
                                               wäre. Insofern ist auch hier eine Baustelle,
durch die AdV gerade zugunsten der einzel-
                                               auf der sich die AdV zurzeit nach besten
nen Länder entstehen. Sie sorgt dafür, dass
                                               Kräften nützlich macht. Die AdV muss ins-
nicht jedes Land für die jetzt innerhalb von
                                               gesamt darauf achten, dass ihr Anspruch
eGovernment anstehenden gleichartigen
                                               und ihr wirkliches Integrationsvermögen
Infrastrukturprojekte jedes Mal die vollen
                                               ungefähr kongruent bleiben. Sonst steigt
Entwicklungs- und Implementierungskos-
                                               der Unmut, mehren sich die Forderungen,
ten zu tragen hat, sondern umgekehrt sehr
                                               die in Rede stehenden Aufgaben endlich in
weitgehend von gemeinschaftlich getrage-       die Zuständigkeit des Bundes zu verlagern,
nen Maßnahmen profitieren kann. Gerade          weil die Länder offenbar immer weniger
deshalb steht die AdV ganz im Dienste der      zur Selbstkoordination in den überregional
Länder und ihrer verfassungsrechtlichen        bedeutsamen Aktionslinien im Stande sind.
Gestaltungsspielräume. In dieser Hinsicht      Man weiß doch, dass die Mäuse nicht in den
hat die AdV als Ländergremium und als          Mund einer gähnenden Katze laufen.
Ausnahme von der Regel im politischen             So hat die AdV noch jede Menge Haus-
Umfeld ein gutes Standing.                     aufgaben zu schultern. Sie hat es auf diesem
                                               Weg mit schwierigen Rahmenbedingungen
Konsequenzen für das Selbst-                   und zugleich mit hohem Erfolgsdruck zu
verständnis und das Geschehen                  tun. Der ist u.a. der eigenen Imagekampa-
in der AdV                                     gne geschuldet, durch die sich die AdV in
Die eingangs rezitierten Ziele heißen im       bester PR-Manier der Öffentlichkeit als Hü-
Klartext, dass die AdV in den für den          terin und Motor des einheitlichen deutschen
heutigen Geodatenmarkt essentiellen Pa-        Vermessungswesens präsentiert. Jetzt muss
rametern auf bundesweit einheitliche Fest-     „Butter bei die Fische“.

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Dringlich ist deshalb eine noch durch-       sich immer einer, der nie dazu gehört“. Der
greifendere und nachhaltige Stärkung der        jeweilige Vorsitzende verbraucht sich nun
Effizienz der Zusammenarbeit der Vermes-         hoffentlich weniger als Antreiber, weil ge-
sungsverwaltungen der Länder und der be-        nügend Vorausläufer an seiner Seite für Be-
treffenden Bundesorganisationen. Es sind        schleunigung sorgen. Die AdV befindet sich
zwei Ebenen, auf denen dieser Qualifizie-        damit in guter Gesellschaft mit der MPK
rungsprozess stattfindet:                        und allen Fachministerkonferenzen, die im
$ Revirement der kodifizierten Statuten          Grundsatz im gleichen Selbstfindungspro-
   mit dem Ziel, in der AdV innovations-        zess wie die AdV stehen und Wege aus dem
   und entscheidungsfähiger zu werden           Blockadeföderalismus suchen.
$ Stärkung der Corporate idendity, d.h.,           Kommen wir zur zweiten Ebene. Noch
   Stärkung der nicht kodifizierten Integra-     bringt uns in der AdV die Einsicht der Mi-
   tions- und Kooperationspotenziale            nisterpräsidenten, dass eine Verstärkung der
   Was das kodifizierte Regelwerk angeht,        Länderkompetenz zu Lasten des Bundes
sind die fachlichen Ziele, die Aufgaben und     und die gleichzeitige Effizienzsteigerung
das Zusammenwirken der Organe auf die           in der Länderzusammenarbeit zwei Sei-
Herausforderungen der Zukunft inzwischen        ten derselben Münze sind, nicht wirklich
neu ausgerichtet. Normalerweise ist Reor-       weiter. Das Kompetenzprimat der Länder
ganisation in einem Unternehmen dann            nach Art. 30 GG in allen Angelegenheiten
angesagt, wenn sich herausstellt, dass es       des Vermessungswesens ist zwar ein we-
mehr Vorstandsmitglieder als Kunden hat.        sentliches Element der bundesstaatlichen
Soweit wollte es die AdV im übertragenen        Ordnung, aber noch keine Werte schaffen-
Sinne nicht kommen lassen. Die Binnen-          de Formel an sich. Während vor 30 Jahren
kommunikation ist kollegial. Die Steuerung      jede Vermessungsverwaltung ihre daraus
im Plenum läuft sehr demokratisch ab. Wir       abgeleiteten normativen und administra-
können völlig frei entscheiden, wer an allem    tiven Maßnahmen ohne jegliches Risiko
Schuld sein soll. Und was die Vorschläge        nur innerhalb des eigenen Bundeslands zu
der Arbeitskreise angeht, ist alles das mach-   verantworten hatte, haben heute zumindest
bar, was die Chefs im Plenum intellektuell      die strategischen Weichenstellungen in den
verstehen.                                      Ländern immer auch Auswirkungen auf
Spaß beiseite, ich denke, in dem Zusammen-      die im bundesweiten Kontext entstehende
spiel von Plenum, Facharbeitskreisen und        Geodateninfrastruktur und folglich deren
Expertengruppen sind wir gut aufgestellt.       gesamtstaatliche Belange mit zu berück-
Am wichtigsten ist die Ablösung des Ein-        sichtigen. Selbst den MP ist inzwischen
stimmigkeits- durch das Mehrheitsprinzip.       bewusst, dass eine vermehrte Zuständig-
Es sorgt hoffentlich dafür, dass sich die AdV   keit der Länder die Frage nach der Effizi-
in Zukunft die Kompromisse nicht länger         enz der Länderkoordination besonders in
auf dem Level des kleinsten gemeinsamen         den Bereichen aufwirft, in denen Entschei-
Nenners suchen muss, sondern sich ohne          dungen des einzelnen Landes überregional
die Gefahr der inneren Entsolidarisierung       bedeutsame Sachverhalte tangieren. Und
nach außen durch deutlichere innovative         das Vermessungswesen gehört genau zu
Schritte profilieren kann. Es bestätigte sich    diesen Bereichen. Ein funktionierendes
regelmäßig das geflügelte Wort „es findet         Vermessungswesen ist für hochverdichtete

ermessung Brandenburg                                                                - 11 -
Lebensräume essentiell und diese hören in      Worten, wir müssen auch in der AdV zu
der Regel nicht an den Landesgrenzen auf.      einer anderen Bewertung des so genannten
Jüngstes Beispiel sind die Forderungen des     kooperativen Föderalismus, zu mehr pro-
Bundes nach gleichartigen Geodaten aller       duktiver Ungeduld und Unzufriedenheit mit
WM-Standorte, um eine Krisenpräventi-          uns selbst kommen, ohne dass wir dazu eine
on aufbauen zu können. Diese Stadien           normative Änderung am Koordinatensys-
liegen in ganz verschiedenen Bundeslän-        tem der staatlichen Verantwortlichkeiten
dern. Man darf gespannt sein, welche he-       brauchen. Wer im Einklang mit den MP
terogene Vielfalt an geotopographischen        eine normativ verankerte Ausdehnung der
Produkten von den Ländern angeboten            zentralstaatlichen Kompetenzen ablehnt,
wird. Es kommt hinzu, dass das Verteidi-       muss gleichzeitig aktiv seine Fähigkei-
gungswesen, die betreffenden zivilen Bun-      ten zur horizontalen Selbstkoordinierung
desbehörden und die Wirtschaft unisono         stärken. Es reizt mich, in diesem Kontext
eine länderübergreifende Konzertierung         an die Erkenntnis eines eher unbekannten
einfordern.                                    deutschen Philosophen zu erinnern, „dass
   Ich will mich gar nicht zu der Feststel-    jede zweite Wand, durch die der Kopf hin-
lung versteigen, dass hier die Bundestreue     durch will, selbst gemauert ist“. Wir in der
der Länder eine reale Bewährungsprobe zu       AdV lernen gerade, dass unsere tradierte
bestehen hat. Ich bin auch nicht so naiv da-   Strategie, die ganz schwierigen Kompro-
von zu träumen, die AdV wäre im Stande,        missgeburten konsequent am Biertisch ein-
eine virtuelle Bundeszuständigkeit in allen    zuleiten, immer weniger tragfähig ist. Man
vereinheitlichungswürdigen Aktionslinien       will es kaum glauben, das liegt schon dar-
zu inszenieren und dadurch die herbeige-       an, dass immer mehr gestandene Geodäten
sehnte Territorialreform für unsere Belange    überhaupt keinen Alkohol zu sich nehmen
zu substituieren. Ich meine allerdings, es     und schon deshalb dieser Strategie nicht
wäre jetzt wegen des zurzeit sehr stark pro-   zugänglich sind. Das alles geht mir durch
pagierten Funktionalföderalismus eine gute     den Kopf, wenn ich an corporate idendity
Gelegenheit, um mehr politische Resonanz       denke.
zu kämpfen, anhand griffiger Beispiele vor-       Neuorientierung in der AdV ist noch unter
stellig zu werden und deutlich zu machen,      weiteren Aspekten angesagt. Geodatenin-
dass die Intensivierung der horizontalen und   frastrukturen lassen sich heute immer weni-
interregionalen Länderzusammenarbeit im        ger mit dem traditionellen Instrumentarium
öffentlichen Vermessungswesen durch das        des Verwaltungsrechts managen. Deshalb
Forum der AdV sehr im gesamtstaatlichen        müssen die Vermessungsverwaltungen un-
Interesse liegt und überhaupt keine Aushöh-    ter der Moderation der AdV im Segment des
lung der Ländersouveränität bedeutet. Es       Vertriebs und der Lizenzierung vorsichtig
geht schlicht um mehr solidarische Mitver-     aber immer konzertiert auch zivilrechtliche
antwortung für das Ganze, ohne gleich von      Geschäfts- und Lizenzierungsmodelle für
einer Ausnahme vom Subsidiaritätsprinzip       sich entdecken.
reden zu müssen.                                 Auf der anderen Seite muss die AdV stell-
   Das setzt voraus, dass auch wir Fachver-    vertretend für alle 16 Länderverwaltungen
treter in den AdV-Organen noch mehr po-        dafür eintreten, dass die Kernaufgaben des
litischen Instinkt entwickeln. Mit anderen     Katasters, der Landesvermessung und der

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staatlichen Geotopographie im öffentlichen     Teil gegenläufige Initiative einbringt. Darin
Recht verankert bleiben und nicht im Zuge      werden die Grenzen zwischen öffentlichem
des allgemeinen Entstaatlichungstrends         und nicht-öffentlichem Vermessungswesen
der gewerblichen Szene überlassen wer-         so verwischt, dass aus europäischer Warte
den. Letztlich hängt daran dann auch die       alle guten Gründe in den Hintergrund ver-
Zukunftsfähigkeit und das Alleinstellungs-     schwinden, aus denen wir in Deutschland
merkmal der ÖbVI gegenüber den nicht be-       überhaupt noch den besonders reglementier-
liehenen Ingenieuren. Eintreten heißt, nicht   ten Bereich des öffentlichen Vermessungs-
bloß im inneren Zirkel die traditionell ge-    wesens und insbesondere den zugehörigen
wachsenen Werte zu beschwören. Eintreten       ÖbVI-Beruf brauchen. Ich will das nicht
heißt, sich im politischen Raum als AdV        vertiefen, sondern anhand dieses Themas
nicht länger in vornehmer Zurückhaltung        lediglich kommunizieren, dass es auch zum
zu üben, nicht länger die Nichteinmischung     Wesen der AdV gehört, die Bestandsinter-
zu pflegen, wenn in einem der Länder im         essen des öffentlichen Vermessungswesens
Zuge von Gesetzesnovellierungen das öf-        im europäischen Raum so geschickt wie
fentliche Vermessungswesen wieder ein          möglich zu vertreten.
Stück erodiert. Eintreten heißt, so schnell
wie möglich im bundesweiten Konzert Ei-        Schlussbemerkung
nigkeit über die zu stabilisierenden Kern-     Ein AdV-Vorsitzender muss in diesem gan-
aufgaben und Methoden des öffentlichen         zen komplexen Geschehen versuchen, den
Vermessungswesens zu erzielen. Es muss         Überblick und auch die Fassung zu wahren.
noch mehr verinnerlicht werden, dass mehr      Himmel und Hölle bekommt er meistens
Mut zur politischen Kontroverse und zum        im gleichen Sack, das gilt insbesondere
Lobbyismus in eigener Sache lohnt.             bei den Plenumstagungen. Er möchte zwar
   Dass der Integrationsauftrag der AdV        manchmal aus der Haut fahren, doch sobald
inzwischen auch in diese Region reicht,        er brüllt, sind seine Worte nicht wichtig.
wird an dem Konformitätsprüfungsverfah-        Er muss schon mit subtileren Methoden
ren deutlich, dass die EG-Kommission ge-       verhindern, dass sich die AdV auf eine
gen die Berufsordnungen in NRW und RP          Gemeinschaft von Personen reduziert, die
eingeleitet hat und dem Vernehmen nach         entweder bloß gemeinsam Krach machen
demnächst mangels Wichtigkeit des Pro-         oder miteinander Krach haben. Das ist seine
blems auf Eis legen wird. In diesem Kontext    tägliche Herausforderung. Er darf durchaus
sieht die AdV auch die berufsständischen       ein Minichef mit Verfallsdatum sein, er darf
Organisationen des freien Berufs in der        bloß keine lange Leitung haben oder mit der
Verantwortung und in der Pflicht, mit der       großen Bedenkensammlung unterm Arm
AdV nicht nur am selben Strang, sondern        gänzlich auf dem Schlauch stehen.
auch am selben Ende zu ziehen. Es soll-          Ich muss zugeben, nur einen Ausschnitt
te nicht sein, dass die AdV in Brüssel mit     der Facetten beleuchtet zu haben, welche
einem klar umrissenen Profil des öffent-        das Wesen der AdV ausmachen. Nun haben
lichen Vermessungswesens auf den Plan          Sie es überstanden, ich danke, dass Sie mir
tritt, während gleichzeitig die europäische    zugehört haben.
Organisation der lizenzierten Ingenieure
unter deutscher Federführung eine zum                                                   
ermessung Brandenburg                                                               - 13 -
Thomas Luckhardt, Frauke Bergmann
Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur
(GDI-Berlin)
Anstrengungen zum Aufbau und zum Betrieb von Geodateninfrastrukturen
(GDI) werden von der öffentlichen Verwaltung zur Zeit auf Bundes-, Län-
der- und kommunaler Ebene unternommen. Seit 2004 behandelt das Land
Berlin das Thema GDI aus einer verwaltungsübergreifenden Sicht. Ansätze
für eine Geodateninfrastruktur sind in den einzelnen Fachverwaltungen
schon seit Jahren vorhanden. Bisher fehlt jedoch ein verwaltungsübergrei-
fendes Konzept, das die vorhandenen Ressourcen effektiv bündelt und
gezielt weiter entwickelt. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde das Projekt
„Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin) – Konzeptpha-
se“ eingerichtet. Inzwischen sind erste Projektabschnitte abgeschlossen.
Eine Analyse und Bewertung des Ist-Zustands und eine Definition des
anzustrebenden Soll-Zustands für eine Berliner Geodateninfrastruktur
liegen vor. Dieser Beitrag gibt den aktuellen Zwischenstand des Projekts
wieder (siehe auch www.stadtentwicklung.berlin.de/geoinformation/).

Einführung                                     Raumbezug miteinander zu verknüpfen und
                                               unmittelbar zu präsentieren. Eine ausrei-
In den letzten Jahren hat sich der Charakter   chende Dokumentation der Datenbestände
von Erzeugnissen, in denen raumbezogene        durch Metadaten sichert die Akzeptanz so-
Inhalte dargestellt werden, wie z.B. im Ver-   wohl der Datenbestände als auch der mo-
messungswesen, im Liegenschaftswesen,          dernen Methoden und Techniken durch die
in der Raumordnung und im Umweltbe-            Nutzer.
reich, durch die neuen Möglichkeiten der          Die zur Gewinnung und Anwendung von
Informations- und Kommunikationstech-          Geoinformationen zur Verfügung stehen-
nologien verändert – von „statischen“ Kar-     den Daten, Methoden, Technologien und
tenerzeugnissen hin zu Produkten, die mit      Standards werden als Geodateninfrastruk-
Geoinformationssystemen „dynamisch“ ge-        tur (GDI) bezeichnet. Eine funktionieren-
neriert werden. Geoinformationssysteme         de GDI versorgt Anbieter und Nutzer glei-
erweitern bzw. lösen die bisher klassischen    chermaßen optimal über ein Geoportal mit
Kartenwerke und Methoden der Kartenher-        Geodaten und den dazugehörigen Informa-
stellung und -nutzung ab. Moderne Infor-       tionen. Damit dies gelingt, sind organisato-
mationssysteme und Datenbanktechniken          rische und rechtliche Regelungen zu treffen,
machen es heute möglich, Daten verschie-       die ebenfalls notwendige Komponenten ei-
dener Fachbereiche über einen einheitlichen    ner funktionierenden GDI sind.

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Das Ziel der leichteren Geoinformations-      erstellten Papier „e-Government-Strategie
verwendung durch den Aufbau einer GDI           SenStadt“ ein Versuch unternommen, für
wird derzeit sowohl auf internationaler als     die verschiedenen e-Government-Projekte
auch auf nationaler und regionaler Ebene        bei SenStadt, die wesentliche Bestandteile
verfolgt. Unter Verwendung standardisier-       des e-Government-Masterplans sind, eine
ter Geoinformationsdienste werden GDI           eigene Strategie zu entwickeln. Das nahe-
aufgebaut, die über System- und Verwal-         zu alle e-Government-Projekte berührende
tungsgrenzen hinweg die Nutzung von de-         Thema der Bereitstellung und Nutzung von
zentral vorgehaltenen Geoinformationen          Geoinformationen wurde als ein zentrales
ermöglichen. Ziel ist sowohl eine Effizienz-     Thema erkannt und eine behördenübergrei-
steigerung für den Umgang mit Geoinfor-         fende Erarbeitung einer Entwicklungsstra-
mationen als auch eine Qualitätssteigerung,     tegie gefordert.
indem der Zugriff auf aktuelle Informatio-         Auf Initiative von SenStadt wurde darauf-
nen erleichtert wird. Nutznießer einer GDI      hin in der ersten Jahreshälfte 2004 von einer
sind Anbieter und Nutzer gleichzeitig, da       verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe
sich z.B. die Kosten durch Vermeidung von       ein „Grundlagenpapier zum Aufbau einer
Mehrfacherhebungen reduzieren oder der          Berliner Geodateninfrastruktur“ erarbeitet.
Datenzugriff erleichtert wird.                  Neben der Definition von Begriffen, die im
                                                Zusammenhang mit einer GDI stehen, und
Ausgangssituation in Berlin                     einer Beschreibung der internationalen und
Bedingt durch die veränderten Möglichkei-       nationalen GDI-Aktivitäten wurde die ge-
ten, die moderne Informationssysteme und        genwärtige Berliner Situation analysiert.
Datenbanktechniken bieten, wurden auch in       Dieses Papier bildete die Grundlage für die
Berlin in den vergangenen Jahren verschie-      Initiierung des Projekts „Aufbau einer Ber-
dene Initiativen, z.B. im Rahmen des Berli-     liner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin)
ner e-Government-Masterplans gestartet, die     – Konzeptphase“.
den Zugriff auf und den Umgang mit Geo-
informationen erleichtern. Hierbei handelte     Projekt GDI-Berlin
es sich zwar um innovative aber i.d.R. auch     Am 21. Juni 2004 wurde mit der konstituie-
isolierte Projekte, die einzelne Fachbereiche   renden Sitzung des Lenkungsgremiums das
innerhalb der Verwaltung vorangetrieben ha-     Projekt „Aufbau einer Berliner Geodatenin-
ben, ohne dass eine verwaltungsübergreifen-     frastruktur (GDI-Berlin) – Konzeptphase“
de Strategie und Umsetzungskonzepte ent-        gestartet. In der Präambel des Grundsatzbe-
wickelt worden sind, mit denen insgesamt        schlusses „Aufbau einer Berliner Geodaten-
eine verbesserte und landesweit koordinierte    infrastruktur“, der von den Staatssekretären
Bereitstellung und Nutzung von Geoinfor-        der beteiligten Verwaltungen in der konsti-
mationen ermöglicht wird.                       tuierenden Sitzung gefasst wurde, heißt es:
   In der Senatsverwaltung für Stadtent-        „In Kenntnis der Stärken und Schwächen
wicklung (SenStadt), die für den überwie-       bzgl. Geoinformationen haben die Senats-
genden Teil der Geoinformationen, die von       verwaltungen für Stadtentwicklung, für
der Berliner Verwaltung zu erfassen, zu füh-    Wirtschaft, Arbeit und Frauen, für Inneres
ren und bereitzustellen sind, verantwort-       und die Senatskanzlei die Initiative für die
lich ist, wurde mit dem im Oktober 2003         Einsetzung eines verwaltungsinternen Pro-

ermessung Brandenburg                                                                 - 15 -
jekts zur Vorbereitung des Aufbaus einer       $ Geoinformationen besser als bisher er-
zeitgemäßen GDI in Berlin ergriffen und            schlossen und präsentiert werden sowie
das Projekt GDI-Berlin in ihrer Träger-        $ die Verwertung und Veredelung von Geo-
schaft am 21. Juni 2004 konstituiert.“ Der         informationen mit einem optimierten
Senat von Berlin nahm am 14. September             Geschäftsmodell ausgebaut werden.
2004 durch Senatsbeschluss zustimmend             Die Erfassung und Führung der Geoinfor-
von dem Projekt Kenntnis.                      mationen wird unverändert in den zustän-
   Die Trägerschaft des Projekts ist damit     digen Fachbereichen erfolgen. Die Fachbe-
begründet, dass die Senatsverwaltung für       reiche bleiben „Herr ihrer Daten“.
Stadtentwicklung für die Fachbereiche Ver-        Der Aufbau der GDI-Berlin ist im nati-
messungswesen, Umwelt, Stadtplanung            onalen und auch internationalen Kontext
und Verkehr verantwortlich ist, die Senats-    zu sehen. Die von anderen Bundesländern,
verwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frau-    dem Bund und internationalen Initiativen
en die Belange der Wirtschaft vertritt, die    gesetzten Rahmenentwicklungen und Rand-
Senatsverwaltung für Inneres für die IT-In-
                                               bedingungen für den Aufbau einer GDI sind
frastruktur des Landes zuständig ist und die
                                               zu berücksichtigen. Eine Kooperation mit
Senatskanzlei das Stadtinformationssystem
                                               dem Bund und den anderen Bundesländern,
„Berlin.de“ verantwortet.
                                               insbesondere mit dem Land Brandenburg
   Ziel des Projekts ist es, ein Konzept für
                                               ist anzustreben. Ziel ist eine zeitnahe stra-
die notwendigen Voraussetzungen zu er-
                                               tegische Abstimmung der beiden Initiativen
arbeiten, durch die Anbieter und Nutzer
von Geodaten optimal versorgt und über         zum Aufbau einer GDI, die Durchführung
geplante und zusätzlich benötigte Geoda-       gemeinsamer Projekte und letztendlich die
ten sowie Zugriffsmöglichkeiten informiert     Schaffung einer GDI für die Region Berlin-
werden (Geodateninfrastruktur). Zentraler      Brandenburg zu ereichen.
Bestandteil ist die Erarbeitung von Grund-        Das Projekt bedient sich externer Unter-
sätzen für eine gemeinsame Kommunika-          stützung, die insbesondere der Qualitäts-
tionsplattform (Geoportal), durch die auf      sicherung des Projekts dient. Im Februar
Geo informationen zugegriffen werden           2005 wurde die Firma lat/ lon als externer
kann. Es soll eine umfassende und nach-        Berater ausgewählt. Seitdem begleitet lat/
haltige Verbesserung der Nutzung von           lon die Projektsitzungen und unterstützt die
Geoinformationen erreicht werden. Ziel         Projektarbeit.
des Projekts ist es noch nicht, eine GDI in
Berlin zu realisieren. Das Konzept soll die    Projektorganisation
folgenden Teile umfassen:                      Das Projekt hat folgende Organisations-
$ Analyse und Bewertung des Ist-Zu-            struktur:
   stands,                                        Das Lenkungsgremium, das mit Staats-
$ Definition des anzustrebenden Soll-Zu-        sekretären der beteiligten Senatsverwaltun-
   stands und                                  gen für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Ar-
$ Umsetzungsplan.                              beit und Frauen sowie Inneres, dem Chef
Mit dem Konzept sollen                         der Senatskanzlei, einem Bezirksbürger-
$ der Geschäftsprozess und die Organi-         meister und einem Vertreter des Landes
   sationsstruktur der Bereitstellung von      Brandenburg besetzt ist, vertritt das Projekt
   Geoinformationen optimiert werden,          im politischen Raum. Den Vorsitz des Len-

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kungsgremiums nimmt die Senatsverwal-         des Projekts sowie über ausgewählte Pro-
tung für Stadtentwicklung war.                jekte der Berliner Verwaltung mit Geoinfor-
   Der Projektausschuss, dem neben Ver-       mationsbezug informiert. Darüber hinaus
tretern der beteiligten Senatsverwaltungen    führte der externe Berater vertiefende In-
und der Senatskanzlei außerdem jeweils        terviews mit 10 ausgewählten Nutzern und
ein Vertreter des Statistischen Landesamts,   Herstellern von Geoinformationen durch.
des Landes Brandenburgs und 2 Vertreter       Die Analyse und Bewertung des Ist-Zu-
der Berliner Bezirke angehören, leistet       stands ergab, dass in Berlin bereits wesent-
die fachliche Arbeit und dient als Abstim-    liche Elemente einer GDI existieren:
mungsgremium der beteiligten Verwaltun-       $ Das Geodatenmanagement gehört in den
gen.                                             Fachbereichen der Berliner Verwaltung,
   Die Projektleitung liegt bei der Senats-      die sich überwiegend mit Geoinforma-
verwaltung für Stadtentwicklung und der          tionen beschäftigen, zum täglichen Ge-
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit          schäft.
und Frauen. Neben der eigentlichen Pro-       $ Ansatzweise wurden Wertschöpfungs-
jektleitung bereitet sie die Sitzungen der       ketten durch Kooperation verschiedener
Projektgremien vor und informiert das Len-       GDI-Akteure (Anbieter, Veredler, Nach-
kungsgremium.                                    frager) aufgebaut.
                                              $ Es gibt ein fachübergreifendes Informa-
Analyse und Bewertung des                        tionssystem (FIS-BROKER), das Infra-
Ist-Zustands                                     strukturelemente enthält (ein Portal, das
Im Rahmen der Analyse und Bewertung              das Auffinden, Verknüpfen, Visualisieren
des Ist-Zustands wurden die Anbieter und         und interaktive Explorieren von raumbe-
Nutzer von Geoinformationen in der Ber-          zogenen Datenbeständen erlaubt; einen
liner Verwaltung im Frühjahr 2005 mit            Katalog, der alle verfügbaren raumbe-
Hilfe einer Fragebogenaktion zu ihren Er-        zogenen Datenbestände verzeichnet und
fahrungen mit Geoinformationen befragt.          über das Portal erschließbar ist; Diens-
Der Fragebogen wurde an 260 Stellen der          te, die zum Teil bereits die technischen
Berliner Verwaltung versandt. Mit dem Fra-       Anforderungen der GDI-Berlin erfüllen,
gebogen wurden die Stellen zur Nutzung           zum Teil noch diesbezüglich ausgebaut
und Herstellung von Geoinformationen             werden müssen).
befragt sowie um Vorschläge zu Geoinfor-      $ Es sind Web-gestützte Anwendungen im
mationsprodukten und um Äußerung ihrer           Einsatz, die jeweils eine nutzungs- oder
Erwartungen an eine GDI gebeten. Über            angebotsorientierte Spezialisierung auf-
60% der versandten Fragebögen wurden             weisen. So können z.B. auf die aktuellen
beantwortet.                                     und amtlichen Daten des Liegenschafts-
   In Ergänzung zur Fragebogenaktion             katasters sowie die Landeskartenwerke
wurden die Teilnehmer an der Aktion am           in den Maßstäben 1:10 000 und 1:50 000
9. März 2005 zu einer Auftaktveranstaltung       gesichert zugegriffen werden (LIKA-
zum Projekt eingeladen. Über 100 Teilneh-        Auskunft) und es werden über den Inter-
mer nahmen die Einladung an. In der Auf-         netauftritt des Gutachterausschusses für
taktveranstaltung wurden die Teilnehmer          Grundstückswerte in Berlin Informatio-
über den bisherigen Verlauf und die Ziele        nen über den Berliner Immobilienmarkt

ermessung Brandenburg                                                              - 17 -
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