Ermessung - LGB Landesvermessung und ...
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Ministerium des Innern ermessung Brandenburg Die AdV – das unbekannte Wesen Aufbau einer Berliner Geodaten- infrastruktur (GDI-Berlin) SAPOS ® – GPS-Technologie für höchste Ansprüche Der Normalhöhenpunkt von 1912 – Datumspunkt des DHNN 2012 ? Das Sumatra-Andaman-Erdbeben vom 26.12.2004 im Nachweis der SAPOS ® -Stationen „Das Land atmet !” 2 2005
Inhaltsverzeichnis Die AdV – das unbekannte Wesen 3 Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin) 14 SAPOS ® – GPS-Technologie für höchste Ansprüche 24 Der Normalhöhenpunkt von 1912 – Datumspunkt des DHNN 2012 ? 31 Das Sumatra-Andaman-Erdbeben vom 26.12.2004 im Nachweis der SAPOS ®-Stationen 40 „Das Land atmet !” 45 Mitteilungen 48 Land Brandenburg vertieft Zusammenarbeit mit der Bundeswehr DVW-Veranstaltungen 2005 12. Gemeinsame Dienstbesprechung der ÖbVI und der Vermessungs- und Katasterverwaltung Neue Weltanschauung: Google Earth gegen LGB Umfangreicher Einführungserlass zum EAG Bau Dr. h.c. Karl August Heinrich Oskar Schreiber Australien will kein Atomkraftwerk in Google Maps sehen Buchbesprechungen 58 Witte/Schmidt Vermessungskunde und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen Ute Schneider Die Macht der Karten – Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute Coors/Zipf 3D-Geoinformationssysteme – Grundlagen und Anwendungen click ins web 63 aufgespießt 64
Der unheimliche Googleator Nicht herbeigeredete filigrane Nutzeranforderungen und sensible Bedenkenträ- ger werden uns knechten, sondern ungleich unscheinbare Wesen, deren Herzen in unverständlichen Algorithmen schlagen: Suchmaschinen, allen voran die Mutter aller Netzordnung: Google. Harmlos angetan mit dem Kleidchen Unschuld hat sie Einzug in unser Aller- heiligstes gehalten, in die Vermessungsverwaltung als Gralshüterin amtlicher Luftbildaufnahmen und Karten. Seit wenigen Wochen begeistert Google-Earth den Internetnutzer weltweit. Vom Schreibtisch aus gewährt eine kleine Software atemberaubende Blicke in die entlegensten Orte der Welt. Die ganze Erde liegt in den Maushänden des Betrachters. Zwar existiert die Photo- und Kartenwelt außerhalb der Vereinigten Staaten für Google noch nicht wirklich, aber das ist nur eine Frage der (kurzen) Zeit. Die Geo-Voyeure werden sich fragen, wo denn eigentlich die Geobasisinfor- mationen der Vermessungsverwaltungen sind und brauchen wir sie überhaupt noch. Google und andere Suchmaschinen nutzen die Daten von großen inter- national tätigen Anbietern, die wiederum unsere Bestände als Basisgrundlage erwerben und somit das Ausgangsmaterial für Wertschöpfungsketten bilden. So weit, so gut, aber noch kein Grund, beruhigt weiter zu machen wie bisher. Der anonymen Kraft solcher Suchmaschinen können wir nicht aus dem Weg gehen, wir müssen die damit verbundenen Chancen nutzen. So können kos- tenlose Viewer-Komponenten das Kundenverhalten ändern, weil unsere Daten „kommunikativer“ werden. Zu Recht sagt Reinhard Klöppel, Vorsitzender der AdV, in seinem nachfolgend abgedruckten Vortrag, dass einige unserer besten Kunden allmählich an der „Verbeamtung der Geodaten“ verzweifeln, weil es innerhalb von 16 Länderverwaltungen immer irgendwo einen Bedenkenträger gibt, der für jede Lösung die passende Schwierigkeit findet. Das unheimlich heimelige Google könnte durch seine Macht des Faktischen helfen, unsere Defizite bei der Erschließung des Wertschöpfungspotentials abzubauen. Der spaßige Zeitvertreib mit der digitalen Weltanschauung ist auch bei den Internetanbietern dann zu Ende, wenn es um ein kostenpflichtiges Bilddownload geht. Hier lässt die Qualität zu wünschen übrig, aber was interessiert das den Anbieter, wenn er nach Friedrich Schiller in der Einfachheit ein Resultat der Reife (und des Erfolgs) sieht. Heinrich Tilly ermessung Brandenburg -1-
Reinhard Klöppel Die AdV – das unbekannte Wesen Anlässlich der 12. gemeinsamen Dienstbesprechung der Öffentlich bestell- ten Vermessungsingenieure und der Vermessungs- und Katasterverwaltung des Landes Brandenburg am 2. und 3. September 2005 im Kulturzentrum Rathenow hielt Herr Ministerialrat Reinhard Klöppel vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung – Geoinforma- tion, Vermessung – und derzeitiger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) den nachfolgend abgedruckten Vortrag über dieses länderübergrei- fende Gremium. (Die Schriftleitung) Einleitung sammenwirken dieser Organe regelt. Das Der amtierende AdV-Vorsitzende kommt alles findet sich auf der Homepage der AdV, nicht zu Ihnen, um sich als Hofberichter- sagt aber noch nichts über das hintergründi- statter zu exponieren und weihevolle Ein- ge Geschehen - oder wenn Sie so wollen - schätzungen zur staatstragenden Rolle der das tiefere Wesen der AdV. Daher erlaube AdV zum Besten zu geben. Dafür ist Ihr ich mir, in diesem Kreis den Fokus etwas Gast in den einschlägigen Kreisen zu sehr unkonventioneller zu wählen. als Advocatus diaboli bekannt, um dieser Es hätte nicht viel gefehlt und die Minis- Gefahr zu erliegen. Sie müssen schon im terpräsidentenkonferenz (MPK) hätte mit Folgenden mit der einen oder anderen Un- ihrem Entbürokratisierungs-Beschluss vom botmäßigkeit rechnen. Auf der anderen Sei- Juni 2004 auch die Arbeitsgemeinschaft te kann ein AdV-Vorsitzender mit seinen der Vermessungsverwaltungen der Länder Vortragsreisen auch keinen allzu großen aufgelöst und damit eine traditionsreiche Schaden anrichten, denn nach zwei Jahren Veranstaltung des Föderalismus von der tritt er wieder aus dem Rampenlicht und hat Bildfläche genommen. dann seine Bühne verloren. Inzwischen ist durchatmen angesagt. Die Ein Weiteres möchte ich vorausschicken. AdV hat den von den Ministerpräsidenten Ich verzichte darauf, Ihnen heute chrono- initiierten Abbau von länderübergreifenden logisch die Informationen nachzuerzählen, Gremien ohne Blessuren überstanden. Es ist die Sie auch ohne mein Zutun im Internet gelungen, die Politiker davon zu überzeu- recherchieren können. Ebenso erspare ich gen, dass ein solches länderübergreifendes Ihnen, das Organisationsschema der AdV Fach-Forum im öffentlichen Vermessungs- und Ähnliches anzuschauen. Das Wesent- wesen notwendiger denn je ist. liche wissen Sie. Ähnlich wie in jedem gut Gleichwohl spüren alle in den Reihen geführten Kollektiv gibt es Organe und eine der AdV, dass die Bestandsgarantie der Satzung, die Ziele, Aufgaben und das Zu- Ministerpräsidenten Anlass sein muss, das ermessung Brandenburg -3-
Selbstverständnis, die Handlungsfähigkeit AdV in ihrer aktuellen Verfassung noch und die Effektivität der AdV auf den Prüf- den kommenden Anforderungen gewach- stand zu stellen, um eine Vorstellung von sen sein kann. Bei einem Lebewesen würde der Zukunftsfähigkeit der AdV und even- man letzteres als den Gesundheitszustand tuell überfälligen Reformmaßnahmen zu bezeichnen wollen. Indem man diese As- gewinnen. Um sogleich im Fachjargon der pekte ergründet und an den aktuellen Her- Vermesser zu bleiben: Die Ministerpräsi- ausforderungen misst, erhellen sich ganz denten haben im Zuge ihrer „Gremien-Flur- von selbst die verschiedenen Facetten im bereinigung“ die AdV keineswegs im alten Wesen der AdV. Also lade ich Sie ein, mir Bestand ausgewie- in diese Gedanken- sen. Zwischen den werkstatt zu folgen. Zeilen springt ins Allerdings bitte ich Auge, dass von Sie, Diskretion wal- den „überlebenden“ ten zu lassen, denn Gremien deutliche niemand möge hin- Schritte der Bin- terher durch die nenrevision erwar- Erkenntnis beun- tet werden. ruhigt sein, dass in In diesem Pro- der AdV in erster zess befindet sich Linie Menschen, die AdV aktuell. mit besten Vorsät- Als ihr augenblicklicher Vorsitzender habe zen, mit unerschütterlichen Vorurteilen, mit ich die spannende Aufgabe, diesen Quali- Emotionen und nicht nur blutleere Krieger fizierungsprozess zu moderieren. Insofern des Verwaltungsakts versammelt sind. Mit musste ich mich schon von Amts wegen etwas Selbstironie und nicht ganz ernst gleichsam auf eine Nachbarwolke stellen gemeint können Sie diese AdV-Menschen und versuchen, aus dieser etwas distanzier- wie in jedem anderen Verein auch grob in teren Warte einen Eindruck vom Zustand drei Kategorien einteilen: Die wenigen, der Gemeinschaft zu gewinnen. Es ist wie die dafür sorgen, dass was geschieht, die bei einem großen Tanker. Über der Wasser- vielen, die zuschauen, wie was geschieht, linie mag alles glänzen. Die eigentlichen und die Seltenen, die keine Ahnung haben, Problemstellen liegen tiefer. Eine durch- was überhaupt geschieht. Der Vorsitzende greifende Diagnose setzt voraus, dass der sollte nicht so häufig der letzteren Gruppe Kahn im Dock liegt und das Wasser abge- angehören. lassen ist. Was gilt es zu diagnostizieren? Es geht Lebenslauf der AdV um das Selbstverständnis, die Ziele und die Es gehört zu den unausrottbaren und immer Zielerreichungsfähigkeit der AdV. Es geht wieder vererbten Lebensweisheiten, dass ferner um eine Rückschau auf das, was in man die aktuelle Welt nur dann versteht, der Vergangenheit für das deutsche Vermes- wenn man seine Analysefähigkeiten auf ge- sungswesen geschaffen werden konnte, um schichtliches Wissen stützt. Daher bleibt Mut für die Zukunft zu gewinnen. Und es auch Ihnen ein knapper Exkurs in den Le- geht schließlich auch um die Frage, ob die benslauf der AdV nicht erspart. -4- Nr. 2/2005
Bekanntlich scheiterte mit dem Zusam- der AdV verbunden. Da müssen Sie jetzt menbruch im Mai 1945 auch der Ansatz von durch. 1935, einen zentralen Vermessungsdienst in Anfänglich herrschte unter den Grün- Deutschland zu implementieren. dungsvätern noch eine gewisse subversive Im Mai 1948 - also noch vor der kons- Antipathie gegen die föderale Entwicklung, titutionellen Gründung der Bundesrepu- als man noch recht lange in der AdV ein blik - treffen sich die Protagonisten der bloßes Provisorium erblickte und perspek- Vermessungsverwaltungen der Länder der tivisch eigentlich auf einen wiedererstark- amerikanischen Zone in Stuttgart, um die ten Bundesvermessungsdienst hoffte. Nun überall in den Ländern entstehenden Fach- wissen wir, dass mit dem GG und seiner verwaltungen durch Selbstorganisation zu Kompetenzverteilung diese zentralistischen koordinieren. Träumereien ein Ende hatten. Dass sich das Wenige Tage vorausgegangen war die öffentliche Vermessungswesen seit damals denkwürdige Begegnung der Herren Ku- in der Zuständigkeit der Länder wieder randt, Kneissl und Reist im Nachtzug von findet, war weniger das Resultat einfluss- Hannover nach Süden, bei der die Idee zur reicher Lobbyarbeit, sondern ist schlicht AdV geboren wurde. darauf zurückzuführen, dass die Materie 1949 wird die Runde durch die Länder politisch eher unspektakulär war und des- der britischen und französischen Länder halb ganz schlicht bei dem „großen Haufen und kurz später durch die Hauptverwaltun- der Länderaufgaben“ landete. gen der Bahn und der Binnenschifffahrt, Es gab zwar noch einen Vorstoß aus dem durch MilGeo und durch das damalige IfAG damaligen Bundesinnenministerium, we- komplettiert. 1949 entsteht auch der Name nigstens die kleinmaßstäbige Geotopogra- AdV. Sie ist damit eine der ältesten Länder- phie einem noch zu bildenden Bundesver- arbeitsgemeinschaften. messungsamt zu übertragen. Gleichwohl Die Herren haben damals erkannt, dass blieb auch dieser Ansatz der Teilzentrali- es Sinn macht, sich im freiwilligen Kol- sierung im Stadium der Idee stecken. Zu lektiv den technischen, organisatorischen virulent war die von den Alliierten gelenkte und verwaltungsmäßigen Fragen des Ver- Abneigung gegen jegliche Form des wie- messungswesens von allgemeiner und über- dererstarkenden Zentralstaats. gebietlicher Bedeutung zu widmen. Jetzt Politischer Heimathafen der AdV ist seit könnte ich anfügen, dass diese Ziele der 1981 die Konferenz der Innenminister und AdV noch heute gelten, wir fleißig dabei -senatoren (IMK). Diese Anbindung hat sind, diese weiterhin brav zu verfolgen, sich bewährt. Die AdV steht zwar nicht im dann flugs meine Spesenrechnung auf den Zentrum der IMK-Befassung. Gleichwohl Tisch legen und geschwind diesen Saal in fühlen wir uns dort gut repräsentiert. Das Richtung Flieger verlassen. So leicht kom- beweist sich insbesondere daran, dass die men Sie nicht davon. Immerhin hat unser IMK voll hinter den Programmen steht, Diskurs viel mit dem öffentlichen Vermes- die das öffentliche Vermessungswesen zur sungswesen zu tun und Sie im Auditorium Entwicklung der Geodateninfrastruktur und sind davon ein integraler Teil, also durchaus zum eGovernment beisteuert. in einer gewissen Schicksalsgemeinschaft Die politischen Umstände, seinerzeit im mit der Tradition, dem Wohl und dem Wehe öffentlichen Vermessungswesen einen koo- ermessung Brandenburg -5-
perativen Föderalismus zu implementieren, Es kursierte damals der Spruch von Pfitzer waren damals alles andere als günstig. Man „Meinungen trennen, Arbeit eint“. war im Begriff, eine doppelte Loyalität zu Deshalb sucht man auch noch bis 1972 schultern. Auf der einen Seite stand der An- vergeblich nach einer Satzung oder Ge- spruch der Länder auf unbedingten Respekt schäftsordnung. Heute hat die AdV zwar vor ihrer staatlichen Autonomie. Auf der eine Geschäftsordnung, doch auch die anderen Seite stand der Vorsatz, über die zeichnet sich weniger durch die Vielfalt Ländergrenzen hinweg die Einheitlichkeit ihrer prozessualen Regeln als durch ihre des deutschen Vermessungswesens zu stär- Komprimiertheit aus. Das System steht ken. Dieser staatsorganisatorische Spagat allerdings immer in der latenten Gefahr begegnet uns heute noch in der AdV wie des situativen Scheiterns, denn sobald die- in vielen anderen politischen Sektoren und ses gewachsene Grundverständnis Risse ist aktueller denn je. Nehmen Sie nur die bekommt, sind keine Paragraphen da, die Debatte um den Bildungsföderalismus oder uns aus der Verlegenheit helfen könnten. um die kaum noch vermittelbare Kleinstaa- Für den gemeinen „Deutschen Michel“ terei in Sachen Rechtschreibreform. ist das eher ein unverantwortbares Defizit. Die Altvorderen der AdV haben rasch Eigentlich müsste das nach seiner Befürch- erkannt, welches minenreiche Spannungs- tung direkt in den Bananenstaat führen. Als feld sich da auftut. Nicht ungeschickt haben Vorsitzender hat man es ab und zu schon Sie sich damals in ihr Regelwerk hinein- mit Kritikern zu tun, die die AdV genau geschrieben, dass der kooperative Födera- auf diesem Trip sehen. lismus in der Praxis nur dann funktioniert, wenn das Prinzip des situativ Möglichen Heutige Wirkungsziele der AdV dominant bleibt. Diese Weisheit ist bis dato Lassen Sie uns den Blick auf die aktuel- von ungebrochener Gültigkeit. Kooperativer len Zielsetzungen der AdV richten. Einige Föderalismus setzt voraus, dass das gemein- Skeptiker in unseren Reihen meinen zwar, same Grundverständnis der Gemeinschaft es handele sich eher um Träume mit Ter- und alle ihre wesentlichen Ziele und Ver- minen. haltensregeln, hauptsächlich in den Köpfen $ Fachliche Weichenstellungen von grund- der maßgebenden Personen verinnerlicht sätzlicher und überregionaler Bedeutung sind und situativ und ohne großes kodifi- für das öffentliche Vermessungswesen ziertes Regelwerk in konzertiertes Handeln einheitlich regeln. münden. $ Eine in den Grundzügen einheitliche und Einer der Gründungsväter der AdV kom- nach den Anforderungen der Info-Ge- mentierte die Beweggründe so: Wir bekom- sellschaft optimierte „Geobasisdatenin- men keine bessere Institution als die, welche frastruktur“ schaffen. wir uns über den Anteil unserer eigenen Be- $ Geobasisdateninfrastruktur in die über- wusstheit verdienen. Ein anderer der Altvor- geordnete Geodateninfrastruktur und deren räumt seinerzeit freimütig ein, dass in eGovernment-Architekturen einbrin- man die AdV als eine ordnende Einrichtung gen. eher für den schlichten Hausgebrauch ge- $ Europatauglichkeit des Geoinformati- dacht habe, deren Integrationskraft sich aus onswesens stärken. der Praxis und weniger aus Statuten ergebe. Die Aufzählung signalisiert, dass die -6- Nr. 2/2005
AdV in den letzten Jahren eine starke Rol- sowie mit dem einheitlichen Raumbezugs- lenveränderung erfährt. Heute sind es we- system die für alle weiteren Ausbaustufen niger die Katastervermessungsmethoden, einer nationalen Geodateninfrastruktur not- die Fehlergrenzen, der Nachweis der Bo- wendigen Basiskomponenten bereit. Davon denschätzung, die tarifliche Eingruppierung profitiert z.B. das Geoinformationswesen in von Messgehilfen, die Dimensionen von den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, Grenzmarken u.ä., was die AdV beschäf- Landwirtschaft, Raumplanung, Zivil- und tigt. Die heutige AdV definiert sich über Katastrophenschutz sowie das Verteidi- weitergehende Ambitionen. gungswesen, wobei Letztere besonders Die AdV koordiniert heute mit den In- hohe Anforderungen an die bundesweite formationen und Dienstleistungen des Gleichartigkeit der Geobasisdaten stellen. öffentlichen Vermessungswesens eine Hinzu kommen die Wertschöpfungspoten- ganzheitliche Schlüsselressource für die ziale für die private Wirtschaft (Mobilfunk, wirtschaftliche Entwicklung der Bundes- Verkehrsnavigation, Energieversorgung, republik Deutschland. Die ÖbVI sind Teil Geomarketing usw.). dieses Wertschöpfungspools und sind des- Die Geobasisdaten haben einen bedeu- halb im Aktionsprofil der AdV ein wich- tenden politischen Rang, weil sie eine we- tiges Element. Soeben haben wir mit den sentliche Komponente der modernen Infor- Kollegen des Bundesvorstands eine Art mations- und Kommunikationsgesellschaft "Letter of Understanding" erarbeitet, das sind. Sie sind u.a. notwendige Grundlage die Kommunikation und die Solidarisierung aller raum- und grundstücksbezogenen beider Seiten in Zukunft unterstützen soll. Maßnahmen, Analysen und Einsatzpla- Ich weiß, es gab schon Zeiten in der AdV, nungen, insbesondere zur Bewältigung da wurden die Anliegen Ihres Berufsstands der infrastrukturellen oder der sicherheits- - schon mit Rücksicht auf die ÖbVI-freie und ordnungspolitischen Aufgaben des Zone in Bayern - nur in der allergrößten Staats. Geobasisdaten liefern somit auch Verlegenheit auf die Agenda der AdV ge- das Fundament für die überall bei Bund, setzt. Inzwischen greift wohl auf beiden Ländern und Kommunen im Entstehen Seiten die Erkenntnis, dass AdV und BDVI begriffenen eGovernment-Architekturen. in einem Boot sitzen. Zum einen ist hierzu auf den Beschluss der Darüber hinaus profiliert sich die AdV mit Chefs der Staats- und Senatskanzleien vom großem Engagement und mit viel Know- 27. November 2003 zu verweisen, wonach how in der Europäischen Geodatenszene der Bund und die Länder sich auf eine ge- und im internationalen Normungsgesche- meinschaftlich zu errichtende Geodaten- hen für die Geoinformationen. Der Benefit infrastruktur Deutschlands verständigen geht weit über das hinaus, was wir unter den sollen. Zum anderen ist seit längerem der traditionellen Segmenten des Vermessungs- von der EU-Kommission verabschiedete wesens verstehen. Es profitieren die Geoin- Richtlinien-Entwurf für ein einheitliches formationswirtschaft, die Wissenschaft und Geoinformationswesen in der Europäischen der Technologiestandort Deutschland. Union (INSPIRE) ein wichtiges Indiz für Die Vermessungsverwaltungen der Län- den politischen Stellenwert der den Ver- der stellen mit den Geobasisdaten aus Lie- messungsverwaltungen in diesem Kontext genschaftskataster und Geotopographie obliegenden Aufgaben. ermessung Brandenburg -7-
Auch das 3A-Referenzmodell ist ein an den innerstaatlichen Grenzen nicht de- Projekt, auf das die AdV zu Recht stolz ckungsfähig sind, dass keine einheitlichen sein kann. Es genießt hohe Akzeptanz in Planungsunterlagen für länderübergreifende der Geoinformationswirtschaft, basiert Verkehrsprojekte verfügbar wären und dass auf internationalen Normen und Standards vor allem das militärische Verteidigungswe- und beeinflusst diese. Es entwickelt sich sen und auch das zivile Katastrophenschutz- mit seinen Basisschemata allmählich zum management keine geeigneten Einsatzunter- Referenzmodell für die gesamte Geoinfor- lagen zur Verfügung hätten. mationsszene. Diese Entwicklung gemeinsamer techni- Heutige Rahmenbedingungen für scher und administrativer Standards für die die AdV-Arbeit Produkte des öffentlichen Vermessungswe- Auf den ersten Blick könnte man sich auf sens ist ein permanenter Prozess, der mit dieser Bilanz ganz zufrieden ausruhen Blick auf die strukturierten Anforderungen – doch weit gefehlt! Damit die Vermes- auf nationaler und europäischer Ebene (z.B. sungsverwaltungen ihren Aufgaben auch GALILEO und INSPIRE) noch weitere Dy- in Zukunft gerecht werden können, bedarf namik entfalten wird. Dieser Prozess wird es unbeschadet der grundgesetzlichen Län- auch in Zukunft nur dann erfolgreich bewäl- derkompetenz einer steten bundesweiten tigt werden können, wenn er durch institu- Vereinheitlichung aller wesentlichen Ak- tionalisierte Strukturen sinnvoll gesteuert tionslinien. Die Vereinheitlichungsanfor- und begleitet wird. Das wird in Zukunft eine derungen an die Daten und Methoden des zentrale Moderationsaufgabe der AdV sein. öffentlichen Vermessungswesens wachsen Die AdV hat inzwischen auch in der inter- in dem Maße, wie die Datenbanken und die nationalen Geodaten- und Normungsszene darauf aufsetzenden Dienste des öffentli- einen hervorragenden Ruf und das Image chen Vermessungswesens immer mehr als eines Innovationsmotors. Basiskomponenten in die bei Bund, Län- Die AdV erfüllt ihre aktuelle Rolle in dern und Kommunen im Aufbau befind- diesem Kontext mit nachweisbarem Erfolg. lichen Geodateninfrastrukturen integriert Ohne die AdV wäre es schließlich niemals werden. Das wird an den weitreichenden gelungen, nach der so genannten Wende Standardisierungsanforderungen aus den technisch und organisatorisch das Kataster- Kreisen der Geoinformationswirtschaft und und Vermessungswesen in den fünf neuen durch die Ansprüche der öffentlichen Ver- Bundesländern in so kurzer Zeit und nach ei- waltungen an die Produkte und Services der ner abgestimmten Systematik erfolgreich zu einzelnen Vermessungsverwaltungen deut- modernisieren. Ohne die AdV gäbe es heute lich. Es bedarf deshalb dringender denn je kein einheitliches amtliches Verzeichnis der eines institutionalisierten Koordinierungs- Grundstücke i.S. der Grundbuchordnung forums, so wie es die AdV von ihren Grund- und damit innerhalb Deutschlands keinen anlagen her darstellt. Wir alle müssen bloß gleichwertigen Nachweis des Eigentums am noch offensiver als bisher willens sein, die Grund und Boden. Ohne die AdV hätte man Integrationspotenziale voll auszuschöpfen. heute im ungünstigsten Fall 16 verschiede- Es lohnt sich stets daran zu denken, dass ne amtliche Raumbezugssysteme mit der einige unserer besten Kunden allmählich Folge, dass die amtlichen Kartenwerke an der „Verbeamtung der Geodaten“ ver- -8- Nr. 2/2005
zweifeln, weil es innerhalb von 16 Länder- nem Bundesland darf sich das öffentliche verwaltungen immer irgendwo einen Be- Vermessungswesen - so wie die Polizei, die denkenträger gibt, der für jede Lösung die Justiz oder der Strafvollzug - zu den gegen passende Schwierigkeit sucht. Da nimmt Staatsabbau geschützten Bereichen zählen. es nicht Wunder, als AdV-Funktionär mit Man gehört im Gegenteil zu den großen den Büchern in einer Bibliothek verglichen Steinbrüchen, in denen sich die Verwal- zu werden: Die am wenigsten brauchbaren tungsreform austobt. Die einen Länder su- sind am höchsten platziert. chen ihr Heil in der Kommunalisierung, die Das Fahrwasser, in dem die AdV Kurs Anderen dünnen ihre Vermessungsgesetze, zu halten hat, ist heute wesentlich rauer, ihr Leistungsspektrum oder ihre Repräsen- die Fahrrinne wesentlich schmaler als in tanz in der Fläche aus. Und wiederum an- der Gründungsära. Eine auf den Hausge- dere machen sich das Institut des ÖbVI zu brauch reduzierte AdV bekommt heute kein nutze, in dem sie die Grundversorgung mit Bein mehr auf die Erde. In der Blüte des ortsgebundenen Dienstleistungen auf den Wirtschaftswunders waren die öffentlichen freien Beruf delegieren. Weniger das fach- Kassen voll, die Wirtschaft boomte. Gewer- lich Notwendige, sondern die in jedem Land be- und Siedlungsflächenerschließung und anders definierten und priorisierten Krisen- der Boom im Hoch- und Tiefbau ernähr- bewältigungsmechanismen bestimmen die ten die Vermesser und erlaubten ihnen die Ausrichtung der Vermessungsverwaltungen. nötigen Investitionen zur Modernisierung. Die Innovations- und Projektrealisierungs- Gradmesser der Leistungsfähigkeit waren zyklen werden deshalb zwangsläufig unter- der schnelle Veränderungsnachweis, der schiedlich. Die AdV muss mit allen diesen Lageplan über Nacht und die Absteckung Phänomenen, speziell einem Auseinander- von zwölf bis Mittag. driften der finanziellen und personellen Bundesweite Geodateninfrastrukturen Ressourcen in den Ländern klarkommen. einheitlicher Funktionalität, Qualität und Es muss nicht weiter dargestellt werden, Aktualität waren seinerzeit noch nicht auf dass ihre Mission unter diesen Rahmenbe- der Agenda. Heute haben wir es zudem mit dingungen nicht leichter wird. Da heißt es einer anhaltenden Krise in der Binnenkon- für die AdV tapfer, in der Argumentation junktur und allen dadurch ausgelösten nega- offensiv und geschickt sowie im Gegenwind tiven Folgewirkungen für den Handlungs- widerstandsfähig zu bleiben. rahmen der Vermessungsverwaltungen zu Darüber hinaus wird die Arbeitsatmos- tun. Wem erkläre ich das? Die Auftrags- phäre in der AdV sehr stark durch die aktu- bücher der ÖbVI und der Katasterbehör- elle Diskussion im politischen Raum rund den sind der zuverlässigste Seismograph um die Föderalismusreform beeinflusst. für diesen unerfreulichen Trend. Gerade die Ministerpräsidenten (MP) nut- Der für die Zielerreichung der AdV nach- zen die offene Diskussion, um die staatliche teiligste Effekt besteht wohl darin, dass die Eigenständigkeit der Länder noch ausge- einzelnen Vermessungsverwaltungen gradu- prägter zu fordern. Dabei haben sie in erster ell sehr unterschiedlich von dieser Verknap- Linie den Kompetenzzuwachs zu Lasten pung beeinträchtigt werden und insofern das des Bundes und den gesteigerten Wettbe- Ressourcengefälle zwischen den einzelnen werb der Länder untereinander im Kalkül. Bundesländern stetig größer wird. In kei- Erst in zweiter Linie wird die Agenda der ermessung Brandenburg -9-
Ministerpräsidenten von der Einsicht be- legungen zusteuern muss. Das betrifft die stimmt, dass es sehr wohl Politikbereiche Produktvereinheitlichung, die Zentralisie- gibt, in denen eine effiziente Länderzusam- rung des Vertriebswesens für bundesweit menarbeit im Wege der Selbstorganisation engagierte Nutzer, die Vereinheitlichung zu gewährleisten ist. Es dominiert die Mei- der Lizenzkonditionen, die Beschleuni- nung unter den MP, dass länderübergreifen- gung in der flächendeckenden Realisierung de Koordinierungsgremien in der Art der neuer Angebote und die Implementierung AdV dafür eher ungeeignet und deshalb marktüblicher Geschäftsmodelle sowie die abzubauen sind, weil sie angeblich einer konsequente Lösung der Preismargen von effektiveren Nutzung verfassungsrechtli- den Gestehungskosten. Denken wir auch cher und einfachgesetzlicher Spielräume daran, dass die Geoinformationsszene in entgegenwirken. Diesen Schuh müsste sich Deutschland gegenüber den Vereinheitli- auch die AdV anziehen. Von ihr werden ge- chungs- und Aktualitätsforderungen aus nau die Effekte der Bund-Länder-Zusam- Brüssel noch nicht optimal aufgestellt ist. menarbeit angestrebt, von denen sich die Es ist einzuräumen, dass das föderal domi- Politiker so deutlich distanzieren. Da macht nierte Geoinformationswesen in Deutsch- es mich schon ein wenig stolz, dass wir den land in seinem augenblicklichen Zustand Nachweis erbringen konnten, als AdV nicht gegenüber der EU noch nicht den Einfluss in diese Ecke zu gehören. Zu evident sind gewonnen hat, der bei zielführenderen na- die Synergie- und Einspareffekte, welche tionalen Entscheidungsstrukturen möglich wäre. Insofern ist auch hier eine Baustelle, durch die AdV gerade zugunsten der einzel- auf der sich die AdV zurzeit nach besten nen Länder entstehen. Sie sorgt dafür, dass Kräften nützlich macht. Die AdV muss ins- nicht jedes Land für die jetzt innerhalb von gesamt darauf achten, dass ihr Anspruch eGovernment anstehenden gleichartigen und ihr wirkliches Integrationsvermögen Infrastrukturprojekte jedes Mal die vollen ungefähr kongruent bleiben. Sonst steigt Entwicklungs- und Implementierungskos- der Unmut, mehren sich die Forderungen, ten zu tragen hat, sondern umgekehrt sehr die in Rede stehenden Aufgaben endlich in weitgehend von gemeinschaftlich getrage- die Zuständigkeit des Bundes zu verlagern, nen Maßnahmen profitieren kann. Gerade weil die Länder offenbar immer weniger deshalb steht die AdV ganz im Dienste der zur Selbstkoordination in den überregional Länder und ihrer verfassungsrechtlichen bedeutsamen Aktionslinien im Stande sind. Gestaltungsspielräume. In dieser Hinsicht Man weiß doch, dass die Mäuse nicht in den hat die AdV als Ländergremium und als Mund einer gähnenden Katze laufen. Ausnahme von der Regel im politischen So hat die AdV noch jede Menge Haus- Umfeld ein gutes Standing. aufgaben zu schultern. Sie hat es auf diesem Weg mit schwierigen Rahmenbedingungen Konsequenzen für das Selbst- und zugleich mit hohem Erfolgsdruck zu verständnis und das Geschehen tun. Der ist u.a. der eigenen Imagekampa- in der AdV gne geschuldet, durch die sich die AdV in Die eingangs rezitierten Ziele heißen im bester PR-Manier der Öffentlichkeit als Hü- Klartext, dass die AdV in den für den terin und Motor des einheitlichen deutschen heutigen Geodatenmarkt essentiellen Pa- Vermessungswesens präsentiert. Jetzt muss rametern auf bundesweit einheitliche Fest- „Butter bei die Fische“. - 10 - Nr. 2/2005
Dringlich ist deshalb eine noch durch- sich immer einer, der nie dazu gehört“. Der greifendere und nachhaltige Stärkung der jeweilige Vorsitzende verbraucht sich nun Effizienz der Zusammenarbeit der Vermes- hoffentlich weniger als Antreiber, weil ge- sungsverwaltungen der Länder und der be- nügend Vorausläufer an seiner Seite für Be- treffenden Bundesorganisationen. Es sind schleunigung sorgen. Die AdV befindet sich zwei Ebenen, auf denen dieser Qualifizie- damit in guter Gesellschaft mit der MPK rungsprozess stattfindet: und allen Fachministerkonferenzen, die im $ Revirement der kodifizierten Statuten Grundsatz im gleichen Selbstfindungspro- mit dem Ziel, in der AdV innovations- zess wie die AdV stehen und Wege aus dem und entscheidungsfähiger zu werden Blockadeföderalismus suchen. $ Stärkung der Corporate idendity, d.h., Kommen wir zur zweiten Ebene. Noch Stärkung der nicht kodifizierten Integra- bringt uns in der AdV die Einsicht der Mi- tions- und Kooperationspotenziale nisterpräsidenten, dass eine Verstärkung der Was das kodifizierte Regelwerk angeht, Länderkompetenz zu Lasten des Bundes sind die fachlichen Ziele, die Aufgaben und und die gleichzeitige Effizienzsteigerung das Zusammenwirken der Organe auf die in der Länderzusammenarbeit zwei Sei- Herausforderungen der Zukunft inzwischen ten derselben Münze sind, nicht wirklich neu ausgerichtet. Normalerweise ist Reor- weiter. Das Kompetenzprimat der Länder ganisation in einem Unternehmen dann nach Art. 30 GG in allen Angelegenheiten angesagt, wenn sich herausstellt, dass es des Vermessungswesens ist zwar ein we- mehr Vorstandsmitglieder als Kunden hat. sentliches Element der bundesstaatlichen Soweit wollte es die AdV im übertragenen Ordnung, aber noch keine Werte schaffen- Sinne nicht kommen lassen. Die Binnen- de Formel an sich. Während vor 30 Jahren kommunikation ist kollegial. Die Steuerung jede Vermessungsverwaltung ihre daraus im Plenum läuft sehr demokratisch ab. Wir abgeleiteten normativen und administra- können völlig frei entscheiden, wer an allem tiven Maßnahmen ohne jegliches Risiko Schuld sein soll. Und was die Vorschläge nur innerhalb des eigenen Bundeslands zu der Arbeitskreise angeht, ist alles das mach- verantworten hatte, haben heute zumindest bar, was die Chefs im Plenum intellektuell die strategischen Weichenstellungen in den verstehen. Ländern immer auch Auswirkungen auf Spaß beiseite, ich denke, in dem Zusammen- die im bundesweiten Kontext entstehende spiel von Plenum, Facharbeitskreisen und Geodateninfrastruktur und folglich deren Expertengruppen sind wir gut aufgestellt. gesamtstaatliche Belange mit zu berück- Am wichtigsten ist die Ablösung des Ein- sichtigen. Selbst den MP ist inzwischen stimmigkeits- durch das Mehrheitsprinzip. bewusst, dass eine vermehrte Zuständig- Es sorgt hoffentlich dafür, dass sich die AdV keit der Länder die Frage nach der Effizi- in Zukunft die Kompromisse nicht länger enz der Länderkoordination besonders in auf dem Level des kleinsten gemeinsamen den Bereichen aufwirft, in denen Entschei- Nenners suchen muss, sondern sich ohne dungen des einzelnen Landes überregional die Gefahr der inneren Entsolidarisierung bedeutsame Sachverhalte tangieren. Und nach außen durch deutlichere innovative das Vermessungswesen gehört genau zu Schritte profilieren kann. Es bestätigte sich diesen Bereichen. Ein funktionierendes regelmäßig das geflügelte Wort „es findet Vermessungswesen ist für hochverdichtete ermessung Brandenburg - 11 -
Lebensräume essentiell und diese hören in Worten, wir müssen auch in der AdV zu der Regel nicht an den Landesgrenzen auf. einer anderen Bewertung des so genannten Jüngstes Beispiel sind die Forderungen des kooperativen Föderalismus, zu mehr pro- Bundes nach gleichartigen Geodaten aller duktiver Ungeduld und Unzufriedenheit mit WM-Standorte, um eine Krisenpräventi- uns selbst kommen, ohne dass wir dazu eine on aufbauen zu können. Diese Stadien normative Änderung am Koordinatensys- liegen in ganz verschiedenen Bundeslän- tem der staatlichen Verantwortlichkeiten dern. Man darf gespannt sein, welche he- brauchen. Wer im Einklang mit den MP terogene Vielfalt an geotopographischen eine normativ verankerte Ausdehnung der Produkten von den Ländern angeboten zentralstaatlichen Kompetenzen ablehnt, wird. Es kommt hinzu, dass das Verteidi- muss gleichzeitig aktiv seine Fähigkei- gungswesen, die betreffenden zivilen Bun- ten zur horizontalen Selbstkoordinierung desbehörden und die Wirtschaft unisono stärken. Es reizt mich, in diesem Kontext eine länderübergreifende Konzertierung an die Erkenntnis eines eher unbekannten einfordern. deutschen Philosophen zu erinnern, „dass Ich will mich gar nicht zu der Feststel- jede zweite Wand, durch die der Kopf hin- lung versteigen, dass hier die Bundestreue durch will, selbst gemauert ist“. Wir in der der Länder eine reale Bewährungsprobe zu AdV lernen gerade, dass unsere tradierte bestehen hat. Ich bin auch nicht so naiv da- Strategie, die ganz schwierigen Kompro- von zu träumen, die AdV wäre im Stande, missgeburten konsequent am Biertisch ein- eine virtuelle Bundeszuständigkeit in allen zuleiten, immer weniger tragfähig ist. Man vereinheitlichungswürdigen Aktionslinien will es kaum glauben, das liegt schon dar- zu inszenieren und dadurch die herbeige- an, dass immer mehr gestandene Geodäten sehnte Territorialreform für unsere Belange überhaupt keinen Alkohol zu sich nehmen zu substituieren. Ich meine allerdings, es und schon deshalb dieser Strategie nicht wäre jetzt wegen des zurzeit sehr stark pro- zugänglich sind. Das alles geht mir durch pagierten Funktionalföderalismus eine gute den Kopf, wenn ich an corporate idendity Gelegenheit, um mehr politische Resonanz denke. zu kämpfen, anhand griffiger Beispiele vor- Neuorientierung in der AdV ist noch unter stellig zu werden und deutlich zu machen, weiteren Aspekten angesagt. Geodatenin- dass die Intensivierung der horizontalen und frastrukturen lassen sich heute immer weni- interregionalen Länderzusammenarbeit im ger mit dem traditionellen Instrumentarium öffentlichen Vermessungswesen durch das des Verwaltungsrechts managen. Deshalb Forum der AdV sehr im gesamtstaatlichen müssen die Vermessungsverwaltungen un- Interesse liegt und überhaupt keine Aushöh- ter der Moderation der AdV im Segment des lung der Ländersouveränität bedeutet. Es Vertriebs und der Lizenzierung vorsichtig geht schlicht um mehr solidarische Mitver- aber immer konzertiert auch zivilrechtliche antwortung für das Ganze, ohne gleich von Geschäfts- und Lizenzierungsmodelle für einer Ausnahme vom Subsidiaritätsprinzip sich entdecken. reden zu müssen. Auf der anderen Seite muss die AdV stell- Das setzt voraus, dass auch wir Fachver- vertretend für alle 16 Länderverwaltungen treter in den AdV-Organen noch mehr po- dafür eintreten, dass die Kernaufgaben des litischen Instinkt entwickeln. Mit anderen Katasters, der Landesvermessung und der - 12 - Nr. 2/2005
staatlichen Geotopographie im öffentlichen Teil gegenläufige Initiative einbringt. Darin Recht verankert bleiben und nicht im Zuge werden die Grenzen zwischen öffentlichem des allgemeinen Entstaatlichungstrends und nicht-öffentlichem Vermessungswesen der gewerblichen Szene überlassen wer- so verwischt, dass aus europäischer Warte den. Letztlich hängt daran dann auch die alle guten Gründe in den Hintergrund ver- Zukunftsfähigkeit und das Alleinstellungs- schwinden, aus denen wir in Deutschland merkmal der ÖbVI gegenüber den nicht be- überhaupt noch den besonders reglementier- liehenen Ingenieuren. Eintreten heißt, nicht ten Bereich des öffentlichen Vermessungs- bloß im inneren Zirkel die traditionell ge- wesens und insbesondere den zugehörigen wachsenen Werte zu beschwören. Eintreten ÖbVI-Beruf brauchen. Ich will das nicht heißt, sich im politischen Raum als AdV vertiefen, sondern anhand dieses Themas nicht länger in vornehmer Zurückhaltung lediglich kommunizieren, dass es auch zum zu üben, nicht länger die Nichteinmischung Wesen der AdV gehört, die Bestandsinter- zu pflegen, wenn in einem der Länder im essen des öffentlichen Vermessungswesens Zuge von Gesetzesnovellierungen das öf- im europäischen Raum so geschickt wie fentliche Vermessungswesen wieder ein möglich zu vertreten. Stück erodiert. Eintreten heißt, so schnell wie möglich im bundesweiten Konzert Ei- Schlussbemerkung nigkeit über die zu stabilisierenden Kern- Ein AdV-Vorsitzender muss in diesem gan- aufgaben und Methoden des öffentlichen zen komplexen Geschehen versuchen, den Vermessungswesens zu erzielen. Es muss Überblick und auch die Fassung zu wahren. noch mehr verinnerlicht werden, dass mehr Himmel und Hölle bekommt er meistens Mut zur politischen Kontroverse und zum im gleichen Sack, das gilt insbesondere Lobbyismus in eigener Sache lohnt. bei den Plenumstagungen. Er möchte zwar Dass der Integrationsauftrag der AdV manchmal aus der Haut fahren, doch sobald inzwischen auch in diese Region reicht, er brüllt, sind seine Worte nicht wichtig. wird an dem Konformitätsprüfungsverfah- Er muss schon mit subtileren Methoden ren deutlich, dass die EG-Kommission ge- verhindern, dass sich die AdV auf eine gen die Berufsordnungen in NRW und RP Gemeinschaft von Personen reduziert, die eingeleitet hat und dem Vernehmen nach entweder bloß gemeinsam Krach machen demnächst mangels Wichtigkeit des Pro- oder miteinander Krach haben. Das ist seine blems auf Eis legen wird. In diesem Kontext tägliche Herausforderung. Er darf durchaus sieht die AdV auch die berufsständischen ein Minichef mit Verfallsdatum sein, er darf Organisationen des freien Berufs in der bloß keine lange Leitung haben oder mit der Verantwortung und in der Pflicht, mit der großen Bedenkensammlung unterm Arm AdV nicht nur am selben Strang, sondern gänzlich auf dem Schlauch stehen. auch am selben Ende zu ziehen. Es soll- Ich muss zugeben, nur einen Ausschnitt te nicht sein, dass die AdV in Brüssel mit der Facetten beleuchtet zu haben, welche einem klar umrissenen Profil des öffent- das Wesen der AdV ausmachen. Nun haben lichen Vermessungswesens auf den Plan Sie es überstanden, ich danke, dass Sie mir tritt, während gleichzeitig die europäische zugehört haben. Organisation der lizenzierten Ingenieure unter deutscher Federführung eine zum ermessung Brandenburg - 13 -
Thomas Luckhardt, Frauke Bergmann Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin) Anstrengungen zum Aufbau und zum Betrieb von Geodateninfrastrukturen (GDI) werden von der öffentlichen Verwaltung zur Zeit auf Bundes-, Län- der- und kommunaler Ebene unternommen. Seit 2004 behandelt das Land Berlin das Thema GDI aus einer verwaltungsübergreifenden Sicht. Ansätze für eine Geodateninfrastruktur sind in den einzelnen Fachverwaltungen schon seit Jahren vorhanden. Bisher fehlt jedoch ein verwaltungsübergrei- fendes Konzept, das die vorhandenen Ressourcen effektiv bündelt und gezielt weiter entwickelt. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde das Projekt „Aufbau einer Berliner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin) – Konzeptpha- se“ eingerichtet. Inzwischen sind erste Projektabschnitte abgeschlossen. Eine Analyse und Bewertung des Ist-Zustands und eine Definition des anzustrebenden Soll-Zustands für eine Berliner Geodateninfrastruktur liegen vor. Dieser Beitrag gibt den aktuellen Zwischenstand des Projekts wieder (siehe auch www.stadtentwicklung.berlin.de/geoinformation/). Einführung Raumbezug miteinander zu verknüpfen und unmittelbar zu präsentieren. Eine ausrei- In den letzten Jahren hat sich der Charakter chende Dokumentation der Datenbestände von Erzeugnissen, in denen raumbezogene durch Metadaten sichert die Akzeptanz so- Inhalte dargestellt werden, wie z.B. im Ver- wohl der Datenbestände als auch der mo- messungswesen, im Liegenschaftswesen, dernen Methoden und Techniken durch die in der Raumordnung und im Umweltbe- Nutzer. reich, durch die neuen Möglichkeiten der Die zur Gewinnung und Anwendung von Informations- und Kommunikationstech- Geoinformationen zur Verfügung stehen- nologien verändert – von „statischen“ Kar- den Daten, Methoden, Technologien und tenerzeugnissen hin zu Produkten, die mit Standards werden als Geodateninfrastruk- Geoinformationssystemen „dynamisch“ ge- tur (GDI) bezeichnet. Eine funktionieren- neriert werden. Geoinformationssysteme de GDI versorgt Anbieter und Nutzer glei- erweitern bzw. lösen die bisher klassischen chermaßen optimal über ein Geoportal mit Kartenwerke und Methoden der Kartenher- Geodaten und den dazugehörigen Informa- stellung und -nutzung ab. Moderne Infor- tionen. Damit dies gelingt, sind organisato- mationssysteme und Datenbanktechniken rische und rechtliche Regelungen zu treffen, machen es heute möglich, Daten verschie- die ebenfalls notwendige Komponenten ei- dener Fachbereiche über einen einheitlichen ner funktionierenden GDI sind. - 14 - Nr. 2/2005
Das Ziel der leichteren Geoinformations- erstellten Papier „e-Government-Strategie verwendung durch den Aufbau einer GDI SenStadt“ ein Versuch unternommen, für wird derzeit sowohl auf internationaler als die verschiedenen e-Government-Projekte auch auf nationaler und regionaler Ebene bei SenStadt, die wesentliche Bestandteile verfolgt. Unter Verwendung standardisier- des e-Government-Masterplans sind, eine ter Geoinformationsdienste werden GDI eigene Strategie zu entwickeln. Das nahe- aufgebaut, die über System- und Verwal- zu alle e-Government-Projekte berührende tungsgrenzen hinweg die Nutzung von de- Thema der Bereitstellung und Nutzung von zentral vorgehaltenen Geoinformationen Geoinformationen wurde als ein zentrales ermöglichen. Ziel ist sowohl eine Effizienz- Thema erkannt und eine behördenübergrei- steigerung für den Umgang mit Geoinfor- fende Erarbeitung einer Entwicklungsstra- mationen als auch eine Qualitätssteigerung, tegie gefordert. indem der Zugriff auf aktuelle Informatio- Auf Initiative von SenStadt wurde darauf- nen erleichtert wird. Nutznießer einer GDI hin in der ersten Jahreshälfte 2004 von einer sind Anbieter und Nutzer gleichzeitig, da verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe sich z.B. die Kosten durch Vermeidung von ein „Grundlagenpapier zum Aufbau einer Mehrfacherhebungen reduzieren oder der Berliner Geodateninfrastruktur“ erarbeitet. Datenzugriff erleichtert wird. Neben der Definition von Begriffen, die im Zusammenhang mit einer GDI stehen, und Ausgangssituation in Berlin einer Beschreibung der internationalen und Bedingt durch die veränderten Möglichkei- nationalen GDI-Aktivitäten wurde die ge- ten, die moderne Informationssysteme und genwärtige Berliner Situation analysiert. Datenbanktechniken bieten, wurden auch in Dieses Papier bildete die Grundlage für die Berlin in den vergangenen Jahren verschie- Initiierung des Projekts „Aufbau einer Ber- dene Initiativen, z.B. im Rahmen des Berli- liner Geodateninfrastruktur (GDI-Berlin) ner e-Government-Masterplans gestartet, die – Konzeptphase“. den Zugriff auf und den Umgang mit Geo- informationen erleichtern. Hierbei handelte Projekt GDI-Berlin es sich zwar um innovative aber i.d.R. auch Am 21. Juni 2004 wurde mit der konstituie- isolierte Projekte, die einzelne Fachbereiche renden Sitzung des Lenkungsgremiums das innerhalb der Verwaltung vorangetrieben ha- Projekt „Aufbau einer Berliner Geodatenin- ben, ohne dass eine verwaltungsübergreifen- frastruktur (GDI-Berlin) – Konzeptphase“ de Strategie und Umsetzungskonzepte ent- gestartet. In der Präambel des Grundsatzbe- wickelt worden sind, mit denen insgesamt schlusses „Aufbau einer Berliner Geodaten- eine verbesserte und landesweit koordinierte infrastruktur“, der von den Staatssekretären Bereitstellung und Nutzung von Geoinfor- der beteiligten Verwaltungen in der konsti- mationen ermöglicht wird. tuierenden Sitzung gefasst wurde, heißt es: In der Senatsverwaltung für Stadtent- „In Kenntnis der Stärken und Schwächen wicklung (SenStadt), die für den überwie- bzgl. Geoinformationen haben die Senats- genden Teil der Geoinformationen, die von verwaltungen für Stadtentwicklung, für der Berliner Verwaltung zu erfassen, zu füh- Wirtschaft, Arbeit und Frauen, für Inneres ren und bereitzustellen sind, verantwort- und die Senatskanzlei die Initiative für die lich ist, wurde mit dem im Oktober 2003 Einsetzung eines verwaltungsinternen Pro- ermessung Brandenburg - 15 -
jekts zur Vorbereitung des Aufbaus einer $ Geoinformationen besser als bisher er- zeitgemäßen GDI in Berlin ergriffen und schlossen und präsentiert werden sowie das Projekt GDI-Berlin in ihrer Träger- $ die Verwertung und Veredelung von Geo- schaft am 21. Juni 2004 konstituiert.“ Der informationen mit einem optimierten Senat von Berlin nahm am 14. September Geschäftsmodell ausgebaut werden. 2004 durch Senatsbeschluss zustimmend Die Erfassung und Führung der Geoinfor- von dem Projekt Kenntnis. mationen wird unverändert in den zustän- Die Trägerschaft des Projekts ist damit digen Fachbereichen erfolgen. Die Fachbe- begründet, dass die Senatsverwaltung für reiche bleiben „Herr ihrer Daten“. Stadtentwicklung für die Fachbereiche Ver- Der Aufbau der GDI-Berlin ist im nati- messungswesen, Umwelt, Stadtplanung onalen und auch internationalen Kontext und Verkehr verantwortlich ist, die Senats- zu sehen. Die von anderen Bundesländern, verwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frau- dem Bund und internationalen Initiativen en die Belange der Wirtschaft vertritt, die gesetzten Rahmenentwicklungen und Rand- Senatsverwaltung für Inneres für die IT-In- bedingungen für den Aufbau einer GDI sind frastruktur des Landes zuständig ist und die zu berücksichtigen. Eine Kooperation mit Senatskanzlei das Stadtinformationssystem dem Bund und den anderen Bundesländern, „Berlin.de“ verantwortet. insbesondere mit dem Land Brandenburg Ziel des Projekts ist es, ein Konzept für ist anzustreben. Ziel ist eine zeitnahe stra- die notwendigen Voraussetzungen zu er- tegische Abstimmung der beiden Initiativen arbeiten, durch die Anbieter und Nutzer von Geodaten optimal versorgt und über zum Aufbau einer GDI, die Durchführung geplante und zusätzlich benötigte Geoda- gemeinsamer Projekte und letztendlich die ten sowie Zugriffsmöglichkeiten informiert Schaffung einer GDI für die Region Berlin- werden (Geodateninfrastruktur). Zentraler Brandenburg zu ereichen. Bestandteil ist die Erarbeitung von Grund- Das Projekt bedient sich externer Unter- sätzen für eine gemeinsame Kommunika- stützung, die insbesondere der Qualitäts- tionsplattform (Geoportal), durch die auf sicherung des Projekts dient. Im Februar Geo informationen zugegriffen werden 2005 wurde die Firma lat/ lon als externer kann. Es soll eine umfassende und nach- Berater ausgewählt. Seitdem begleitet lat/ haltige Verbesserung der Nutzung von lon die Projektsitzungen und unterstützt die Geoinformationen erreicht werden. Ziel Projektarbeit. des Projekts ist es noch nicht, eine GDI in Berlin zu realisieren. Das Konzept soll die Projektorganisation folgenden Teile umfassen: Das Projekt hat folgende Organisations- $ Analyse und Bewertung des Ist-Zu- struktur: stands, Das Lenkungsgremium, das mit Staats- $ Definition des anzustrebenden Soll-Zu- sekretären der beteiligten Senatsverwaltun- stands und gen für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Ar- $ Umsetzungsplan. beit und Frauen sowie Inneres, dem Chef Mit dem Konzept sollen der Senatskanzlei, einem Bezirksbürger- $ der Geschäftsprozess und die Organi- meister und einem Vertreter des Landes sationsstruktur der Bereitstellung von Brandenburg besetzt ist, vertritt das Projekt Geoinformationen optimiert werden, im politischen Raum. Den Vorsitz des Len- - 16 - Nr. 2/2005
kungsgremiums nimmt die Senatsverwal- des Projekts sowie über ausgewählte Pro- tung für Stadtentwicklung war. jekte der Berliner Verwaltung mit Geoinfor- Der Projektausschuss, dem neben Ver- mationsbezug informiert. Darüber hinaus tretern der beteiligten Senatsverwaltungen führte der externe Berater vertiefende In- und der Senatskanzlei außerdem jeweils terviews mit 10 ausgewählten Nutzern und ein Vertreter des Statistischen Landesamts, Herstellern von Geoinformationen durch. des Landes Brandenburgs und 2 Vertreter Die Analyse und Bewertung des Ist-Zu- der Berliner Bezirke angehören, leistet stands ergab, dass in Berlin bereits wesent- die fachliche Arbeit und dient als Abstim- liche Elemente einer GDI existieren: mungsgremium der beteiligten Verwaltun- $ Das Geodatenmanagement gehört in den gen. Fachbereichen der Berliner Verwaltung, Die Projektleitung liegt bei der Senats- die sich überwiegend mit Geoinforma- verwaltung für Stadtentwicklung und der tionen beschäftigen, zum täglichen Ge- Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit schäft. und Frauen. Neben der eigentlichen Pro- $ Ansatzweise wurden Wertschöpfungs- jektleitung bereitet sie die Sitzungen der ketten durch Kooperation verschiedener Projektgremien vor und informiert das Len- GDI-Akteure (Anbieter, Veredler, Nach- kungsgremium. frager) aufgebaut. $ Es gibt ein fachübergreifendes Informa- Analyse und Bewertung des tionssystem (FIS-BROKER), das Infra- Ist-Zustands strukturelemente enthält (ein Portal, das Im Rahmen der Analyse und Bewertung das Auffinden, Verknüpfen, Visualisieren des Ist-Zustands wurden die Anbieter und und interaktive Explorieren von raumbe- Nutzer von Geoinformationen in der Ber- zogenen Datenbeständen erlaubt; einen liner Verwaltung im Frühjahr 2005 mit Katalog, der alle verfügbaren raumbe- Hilfe einer Fragebogenaktion zu ihren Er- zogenen Datenbestände verzeichnet und fahrungen mit Geoinformationen befragt. über das Portal erschließbar ist; Diens- Der Fragebogen wurde an 260 Stellen der te, die zum Teil bereits die technischen Berliner Verwaltung versandt. Mit dem Fra- Anforderungen der GDI-Berlin erfüllen, gebogen wurden die Stellen zur Nutzung zum Teil noch diesbezüglich ausgebaut und Herstellung von Geoinformationen werden müssen). befragt sowie um Vorschläge zu Geoinfor- $ Es sind Web-gestützte Anwendungen im mationsprodukten und um Äußerung ihrer Einsatz, die jeweils eine nutzungs- oder Erwartungen an eine GDI gebeten. Über angebotsorientierte Spezialisierung auf- 60% der versandten Fragebögen wurden weisen. So können z.B. auf die aktuellen beantwortet. und amtlichen Daten des Liegenschafts- In Ergänzung zur Fragebogenaktion katasters sowie die Landeskartenwerke wurden die Teilnehmer an der Aktion am in den Maßstäben 1:10 000 und 1:50 000 9. März 2005 zu einer Auftaktveranstaltung gesichert zugegriffen werden (LIKA- zum Projekt eingeladen. Über 100 Teilneh- Auskunft) und es werden über den Inter- mer nahmen die Einladung an. In der Auf- netauftritt des Gutachterausschusses für taktveranstaltung wurden die Teilnehmer Grundstückswerte in Berlin Informatio- über den bisherigen Verlauf und die Ziele nen über den Berliner Immobilienmarkt ermessung Brandenburg - 17 -
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