Einfach Franchising - Gründerservice
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10. Auflage Einfach Franchising. Leitfaden zum Franchising Das System Die Gründung Der Aufbau Die Rechts Das Netzwerk So funktioniert Tipps für Franchise-Systeme grundlagen Gemeinsam mehr Franchising Franchise-Nehmer selbst entwickeln Was vertraglich erreichen alles zu regeln ist Die Erfolgsgeschichte Wie sich Franchise entwickelt hat 1
ERASMUS FÜR JUNGUNTERNEHMER - WAS KANN ES? WAS BRINGT ES? Sie haben eine Geschäftsidee und sind noch nicht länger als und haben so die Möglichkeit, Geschäftsbeziehungen zu knüpfen 3 Jahre selbständig? Oder sind Sie schon lange im Business und neue Märkte kennenzulernen. Für Jung- und Gastunter- und auf der Suche nach neuen Impulsen? nehmerinnen ergeben sich viele Vorteile: l internationale Kontakte & Kooperationen Das Programm „Erasmus für Jungunternehmer“ bietet Jung- l neue Impulse für den Businessplan & Wissensaustausch unternehmerinnen (maximal 3 Jahre selbstständig) die Möglich- l Umsetzung von Projekten und neue Impulse keit, bei Gastunternehmerinnen im Ausland einen Business Aus- l monatliche Förderung der EU tausch zu absolvieren. Beide arbeiten an gemeinsamen Projekte Covid-19 Info: Die Bewerbung ist laufend möglich. Austausche finden statt, Informationen zu Teilnahmekriterien und Bewerbung sofern die Reisebeschränkungen des jeweiligen Landes es erhalten Sie hier: möglich machen. Bei Fragen melden Sie sich bitte, wir geben erasmus@wko.at gerne Auskunft zu den Details. jungewirtschaft/erasmus Erasmus für Jungunternehmer ist eine Initiative der Europäischen Union. erasmus_inserat_157x100.indd 1 21.12.20 13:52
Impressum Autoren: Mag. Siegfried Ehrenmüller, Dr. Friedrich Filzmoser, Mag. Maria Klimitsch, alle Wirtschaftskammer Oberösterreich E-Mail: service@wkooe.at, Internet: wko.at/ooe; Dr. Erika Bernardi-Glatz, Unternehmensberatung.Franchising Landstraßer Hauptstr. 82, 1030 Wien, E-Mail: office@dbg.at, Internet: www.dbg.at; Überarbeitung der 10. Auflage: Dr. Erika Bernardi-Glatz, Unternehmensberatung.Franchising; Mag. Josef Hader, Wirtschaftskammer Oberösterreich; RA Dr. Hubertus Thum, LL.M., Rechtsanwaltskanzlei Thum Law, E-Mail: office@thum-law.at, Geusaugasse 17/2.1, 1030 Wien, www.thum-law.at; Projektleitung: Gerlinde Seidler, Gründerservice/Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer Österreich; Medieninhaber/Verleger: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe und gegen Übersendung von zwei Belegexemplaren und vorheriger Rücksprache gestattet. Jede Verwertung außerhalb des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Es ist ohne schriftliche Genehmigung nicht gestattet, Abbildungen dieses Buches zu scannen, in PCs bzw. auf CDs zu speichern oder in PCs/Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren. Herausgeber: Gründerservice/Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstr. 63, 1045 Wien Diese und weitere Broschüren sind beim Gründerservice der Wirtschaftskammern und dem Mitgliederservice der WKÖ erhältlich. Die Online-Version der Broschüre finden Sie auf www.gruenderservice.at/publikationen. Im Interesse der besseren Lesbarkeit wurde auf die Schreibweise der weiblichen Form (z. B. Gründerin) verzichtet. Wir legen jedoch Wert auf die Feststellung, dass die Broschüre weiblichen und männlichen Benutzern gleichermaßen gerecht wird. Trotz sorgfältiger Prüfung sämtlicher Beiträge in dieser Broschüre sind Fehler nicht auszuschließen, und die Richtigkeit des Inhalts ist daher ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren oder der Medieninhaber ist ausgeschlossen. Coverfotos: Le Burger ©Georg Krewenka | Piyoma ©Michael Groessinger | Storebox ©Storebox Holding GmbH 10. überarbeitete Auflage, Wien 2021. Der Inhalt entspricht der Rechtslage per 01.11.2021. Grafik: www.designag.at | Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn
Inhalt EINFÜHRUNG 8 1.1 Wie alles begann … 10 1.2 Was ist Franchising? 10 DAS FRANCHISE-SYSTEM 12 2.1 Franchising in Zahlen 14 2.2 Franchise-Formen 16 2.3 Franchise-ähnliche Vertriebssysteme 16 2.4 Wer leistet was? 18 2.5 Franchise-Gebühren 18 UNTERNEHMENSGRÜNDUNG DURCH FRANCHISING20 3.1 Die acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb 22 3.2 Finanzierung und Förderungen 25 3.3 Die Sonnen- und Schattenseiten für den Franchise-Nehmer 26 3.4 Erfolgsmotive aus Sicht der Franchise-Nehmer 27 3.5 Checkliste für Franchise-Nehmer 28 AUFBAU EINES FRANCHISE-SYSTEMS 32 4.1 Voraussetzungen für den Franchise-System-Erfolg 34 4.2 Phasen des Systemaufbaus 37 4.3 Nachhaltiges Systemmanagement 38 4.4 Mediation in Franchise-Systemen 40 4.5 Das Franchise-Handbuch 41 4.6 Kosten des Systemaufbaus 42 4.7 Kommerzielles Franchising und Social Franchising im Vergleich 43 4.8 Checklisten für Franchise-Geber 45 RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN 48 5.1 Grundlegendes über Franchise-Verträge 50 5.2 Vorvertragliche Aufklärungspflichten und Konsumentenschutz 50 5.3 Arbeits- und sozialrechtliche Aspekte 51 5.4 Wichtige Inhalte des Franchise-Vertrages 52 5.5 Begleitende Verträge und verwandte Rechtsgebiete 57 5.6. Internationalisierung von Franchise-Systemen 62 NETZWERKEN 66 6.1 Nützliche Kontakte 68 6.2 Kontakte der Wirtschaftskammern in ganz Österreich 70 Stichwortverzeichnis 71
Vorwort © Trend Sebastian Reich liche Beratung rund um Franchising gehört ebenso zu unserem Leistungsprofil wie unser aktualisierter Franchising-Leitfaden, der be- reits in zehnter Auflage erscheint. In diesem Sinn darf ich Sie sehr herzlich als Franchise-Nehmer wie als Franchise-Geber in der Vorwort großen Unternehmer- familie Österreichs begrüßen. Mit Ihrer Selbst- ständigkeit machen Sie Zur beeindruckenden Vielfalt des Unterneh- den Unterschied – nicht mertums in Österreich gehört auch Fran- nur für Ihre persönliche chising. Mit rund 500 Franchise-Systemen, 12.000 Standorten und einem Nettoumsatz Zukunft, sondern für ein von ca. elf Milliarden Euro ist Franchising in Österreich, in dem mehr Österreich klar auf Wachstumskurs – Tendenz unternehmerisches weiter steigend. Denken und Handeln Besonders erfreulich ist, dass sich Franchi- mehr Wachstum, Wohlstand sing weiterhin als attraktives Sprungbrett von der Unselbstständigkeit in die Selbst- und Zukunft schafft. ständigkeit entwickelt hat: Drei Viertel aller Franchise-Unternehmer waren zuvor ange- Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre stellt – und bringen langjährige Branchen- und viel Erfolg! erfahrung in ihre neue Unternehmerkarriere mit ein. Das sichert kräftige und nachhaltige Impulse für Wirtschaft und Arbeitsplätze im Land. Als WKO ist uns die Unterstützung dieser unternehmerischen Dynamik ein wichtiges Anliegen. Mit unserer Franchisebörse bieten wir einen attraktiven digitalen Marktplatz für alle, die für sich das passende Franchise- Dr. Harald Mahrer System finden und umsetzen wollen. Persön- Präsident der Wirtschaftskammer Österreich 7
Wie sich Franchise entwickelt hat Neue Produkte und Technologien sowie in- tensiver Wettbewerb erfordern von jedem Selbstständigen erfolgversprechende Ideen und Konzepte, um wirtschaftlich punkten zu können. Dabei muss man nicht immer selbst eine neue Geschäftsidee erfinden. Man kann auch bereits bewährte Geschäftskonzepte, Waren und Dienstleistungen nützen. Franchising ist eines der erfolgreichsten Konzepte für den Vertrieb von Waren und Dienstleistungen. Es ist für viele Branchen und unterschiedliche Unternehmensgrößen interessant. Die Zahl der Systeme wächst laufend. Franchise-Systeme verbinden die Vorteile großer Unternehmen mit den Qualitäten klei- ner Einheiten. Das sorgt von Anfang an für eine verbesserte Markt- und Wettbewerbspo- sition. Wer sich für Franchising interessiert, sollte über die betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie über die Vertragsgestaltung gut informiert sein. Seit rund 50 Jahren ist Franchising auch in Europa etabliert. Branchen- schwerpunkte waren früher Einzelhandel und Gastronomie. Heute ist Franchising in vielen Branchen erfolgreich. 8
1. Die Erfolgsgeschichte 1.1. Wie alles begann Auf einen Blick: So entwickelte sich Franchising … S.10 1.2. Was ist Franchising? Das Konzept und seine Definitionen … S.10 9
EINFÜHRUNG Wie alles begann/Was ist Franchising? EINFÜHRUNG den USA darunter die Erlaubnis, Rechte an- derer kommerziell zu nutzen. Dabei standen Dynamische Märkte, neue Produkte und die Rechte zur Vermarktung und zum Ver- Technologien sowie intensiver Wettbewerb trieb von Produkten im Vordergrund. Fran- erfordern von jedem Selbstständigen neue chising als Vertriebsform war geboren. Die Ideen und Konzepte, um seinen Erfolg in der Nähmaschinenfirma Singer erlaubte bereits Zukunft zu sichern. Eines der erfolgreichsten 1860 fahrenden Händlern, ihre Maschinen zu Konzepte für den Vertrieb von Waren und verkaufen. Die Firma lieferte die Maschinen, Dienstleistungen, mit dem sich heute Vertre- um alles andere mussten sich die Händler ter aller Branchen und Unternehmensgrößen selbst kümmern. beschäftigen, ist Franchising. Ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr, und das große Interesse am Um die Jahrhundertwende führten mehrere Thema ist nach wie vor ungebrochen. Automobilproduzenten Vertriebsnetze mit vertraglich gebundenen Händlern ein. Auch Dieser Leitfaden informiert Sie über das We- die Mineralölproduzenten begannen schon sen von Franchising und wie Sie die Partner- bald, flächendeckende Vertriebsnetze mit schaft zwischen selbstständigen Unterneh- eigenständigen Tankstelleninhabern auf men aus der Sicht des Franchise-Gebers und zubauen. Ebenso praktizierten Getränke aus der Sicht des Franchise-Nehmers regeln hersteller wie Coca-Cola diese Form des und absichern. Er beantwortet Ihre Fragen Franchising, auch „Product Distribution rund um das Franchise-System inklusive der Franchising“ genannt. betriebswirtschaftlichen und der rechtlichen Belange sowie der Vertragsgestaltung. Aus dieser traditionellen Form entwickelte sich eine neue Generation des Franchising, Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Fran- das „Business Format Franchising“. Die Idee chising haben, wenden Sie sich an die An- dabei war, das reine Vertriebskonzept der Wa- sprechpartner in Ihrer Wirtschaftskammer. ren auf ein umfassendes Betriebskonzept zu erweitern. Diese Form setzt viel stärker auf eine umfassende organisatorische und kauf- UNSER TIPP männische Zusammenarbeit der Partner. Unsere Informationen finden Sie auch im Als Vater dieser neuen Franchise-Form gilt Internet unter www.gruenderservice.at/ der Amerikaner Ray Croc, der 1955 im Rah- franchise. Nutzen Sie auch den Leitfaden für men der Entwicklung seines Franchise- Direktlink Gründerinnen und Gründer für sämtliche Konzeptes (McDonald’s) diese Elemente in- Informationen zum Thema Rechtsformen, tegrierte. Aus diesem Grund ist Franchising Sozialversicherung, etc. heute nicht mehr nur für Handelsbetriebe, www.gruenderservice.at/publikationen sondern auch für Dienstleistungen geeignet. In den siebziger Jahren des vergangenen Direktlink Jahrhunderts gelang dem modernen Fran- 1.1 WIE ALLES BEGANN … chising auch in Europa der Durchbruch. Branchenschwerpunkte waren damals der Der Franchise-Begriff stammt aus dem Fran- Einzelhandel und die Gastronomie. Inzwi- zösischen und wurde dort bereits im Mittelal- schen ist Franchising weltweit verbreitet. ter verwendet. Er stand für die Überlassung von bestimmten Privilegien (z.B. Recht der Kaufleute zum Abhalten von Messen auf 1.2 WAS IST FRANCHISING? bestimmten Gebieten) gegen finanzielle Ent- schädigung oder gegen Leistung von Diensten. Franchising ist als Begriff gesetzlich nicht geregelt, allerdings gibt es einige Wesens- Die Bedeutung des Begriffes wurde im Laufe merkmale, die das Thema näher charakteri- der Zeit erweitert. Im 19. Jh. verstand man in sieren. 10
Was ist Franchising? EINFÜHRUNG Franchising ist eine Möglichkeit, eine erfolg- reiche Geschäftsidee mehreren Partnern zur Definition von Franchising Verfügung zu stellen und so den Geschäfts- (nach Erich Kaub) typ zu multiplizieren. Franchising ist ein vertikal-kooperativ Der Franchise-Geber entwickelt und erprobt organisiertes Absatzsystem rechtlich dieses Geschäftskonzept (für Waren und selbstständiger Unternehmen auf der Dienstleistungen). Die Franchise-Nehmer Basis eines vertraglich geregelten Dau- setzen dieses erprobte Konzept als selbst- erschuldverhältnisses. ständige Unternehmer in ihrem Gebiet um und nutzen die Marke, das Know-how, die Dieses System tritt am Markt einheitlich Erfahrungen des Franchise-Gebers und die auf und wird geprägt durch das arbeits- Vorteile des Systems. teilige Leistungsprogramm der System- partner sowie durch ein Weisungs- und Der Franchise-Geber verpflichtet sich darü- Kontrollsystem zur Sicherung eines ber hinaus, den Franchise-Nehmern regel- systemkonformen Verhaltens. Das Leis- mäßige Unterstützung zu geben und das tungsprogramm des Franchise-Gebers Franchise-System sowie die notwendigen ist das Franchise-Paket. Dienstleistungen weiterzuentwickeln. Für all diese Leistungen bezahlen die Franchise- Es besteht aus: Nehmer Gebühren an den Franchise-Geber. einem Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept, Die Franchise-Nehmer verpflichten sich, das dem Nutzungsrecht an Schutzrechten, Konzept systemkonform umzusetzen. Zwi- der Ausbildung des Franchise-Nehmers, schen den beiden Partnern (Franchise-Ge- der Verpflichtung des Franchise-Gebers, ber und Franchise-Nehmer) besteht eine den Franchise-Nehmer aktiv zu un- enge, auf Dauer ausgerichtete Zusammen- terstützen und das Konzept ständig arbeit, die in einem Franchise-Vertrag gere- weiterzuentwickeln. gelt ist. Der Franchise-Nehmer ist im eigenen Franchising ist also eine Partnerschaft Namen und auf eigene Rechnung tätig; selbstständiger Unternehmer mit einem ge- er hat das Recht und die Pflicht, das meinsamen Ziel, nämlich langfristigen wirt- Franchise-Paket gegen Entgelt zu nut- schaftlichen Erfolg. zen. Als Leistungsbeitrag liefert er Ar- beit, Kapital und Information. Einziger Maßstab für den Franchise-Geber ist also der Erfolg seiner Franchise-Nehmer. Nur wenn diese erfolgreich sind, wird es Eine noch ausführlichere Definition des auch der Franchise-Geber sein. Der Fran- Franchising enthält der Ethikkodex für chise-Geber ist Dienstleister für seine Fran- Mitglieder des Österreichischen Franchise- chise-Nehmer und übernimmt Mitverant- Verbandes. Dieser Verhaltenskodex ist eine wortung für deren Erfolg. Zusammenstellung von wesentlichen Vor- schriften fairer Verhaltensweisen für die Franchise-Systeme verbinden daher die Vor- Franchise-Praxis und wurde von den europä- teile der Großunternehmungen (z.B. Markt- ischen Franchise-Verbänden in Zusammen- macht, Rationalisierungseffekte) mit den arbeit mit der Europäischen Kommission in Vorteilen kleiner Einheiten (Kundennähe, Brüssel erarbeitet (www.franchise.at). Direktlink Flexibilität, ...) und verschaffen so dem Ge- samtsystem eine verbesserte Markt- und Wettbewerbsposition. 11
So funktioniert Franchising Franchising ist für kleine und mittlere Unternehmen ein attraktiver Weg, klein zu bleiben, aber groß aufzu- Franchise-Systeme ermöglichen die Kom- treten. Das unterstützt den bination der Erfolgsfaktoren großer Unter- nehmen – wie Marktmacht, Servicestruktur, raschen wirtschaftlichen Marketing, Organisation oder Controlling Erfolg von Franchise- – mit jenen kleiner Unternehmen, wie Kun- dennähe, Flexibilität oder Motivation. Das Nehmern – und sichert den koordinierte Zusammenwirken der Partner Erfolg des ganzen Systems. erhöht die Erfolgschancen am Markt. Franchising hat vielfältige Erscheinungs- formen, wie Produktions-Franchising, Vertriebs-Franchising oder Dienstleistungs- Franchising. Franchise-Systeme sind heute in so gut wie allen Branchen vertreten – vom Textilhandel über Gastronomie und Hotelle- rie bis zu IT und Weiterbildung. Die Idee des Franchising liegt mittlerweile auch Konzep- ten von Sozialunternehmen zugrunde. Es gibt zahlreiche Vertriebssysteme, die dem Franchising ähnlich sind. Sie unterscheiden sich hinsichtlich des Ausmaßes und der In- tensität der Kooperation sowie in rechtlichen und organisatorischen Belangen. Nicht alles, was auf den ersten Blick nach Franchising aussieht, ist auch Franchising. 12
2. Das System 2.1. Franchising in Zahlen Zahlen, Daten, Fakten - was man über den Markt in Österreich wissen muss S.14 2.2. Franchise-Formen In welchen Bereichen es Franchising gibt S.16 2.3. Franchise-ähnliche Vertriebssysteme Welche Systeme und Konzepte am Markt etabliert sind S.16 2.4. Wer leistet was? Leistungen von Franchise-Nehmern und -Gebern auf einen Blick S.18 2.5. Franchise-Gebühren Gebühren: Wer was zahlen muss S.18 13
DAS SYSTEM Franchising in Zahlen Voraussetzung für die Überlebensfähigkeit 2.1 FRANCHISING IN ZAHLEN jedes Unternehmens ist wirtschaftlicher Er- folg! Dies gilt auch für Franchise-Betriebe, In Österreich hält die erfreuliche Entwick- Gewinnorientierung zeichnet die klassische lung der Franchise-Wirtschaft seit Jahren * Franchise in Öster- reich 2021, mm.insights bzw. kommerzielle Form des Franchising an. Eine aktuelle Studie* des österreichi- in Kooperation mit bestHeads im Auftrag seit Jahrzehnten aus. Die Idee des Franchi- schen Franchise-Verbandes zeigt, dass Fran- des Österreichischen sing wurde zwischenzeitlich auch in Sozial- chising weiterhin sehr gefragt ist und eine Franchise-Verbandes unternehmen getragen. Kooperationsmo- gute Option für den Weg in die Selbstständig- delle für Projekte im Sozialbereich bzw. im keit darstellt. Social-Business-Segment, die auf der Idee des Franchising beruhen, werden dement- 2017 gab es noch 440 Franchise-Systeme, sprechend als Social-Franchise-Modelle be- 2021 sind es bereits 495 aktive Systeme am zeichnet. Ausgewählte Studienergebnisse zu Markt. Ebenso wie die Zahl der Franchise- Unterschieden und Gemeinsamkeiten finden Systeme ist auch die Zahl der Franchise- sich in Kapitel 4. Kleine Unternehmen sind Standorte in den letzten Jahren von 10.400 durch die Vielfalt der Aufgaben im täglichen auf 12.000 angestiegen. Alltag häufig stark gefordert. Franchising wird für kleine und mittlere Unternehmen Dynamische Entwicklung und Wachstum als ein geeigneter Weg gesehen, „klein zu Die Befragung zeigt, dass sich 24% der bleiben und groß zu wirken”. Franchise-Sys- Franchise-Systeme in der Start- bzw. Auf- teme ermöglichen die Kombination der Vor- bauphase befinden und weitere 50% in der teile großer Unternehmen (u.a. Marktmacht, Expansionsphase. 74% sind somit im Wachs- Servicestruktur, Marketing, Organisation, tum, und 17% der Systeme haben bereits die Controlling) mit jenen kleiner Unternehmen Reifephase erreicht. Die Konsolidierungs- (u.a. Kundennähe, Flexibilität, Motivation). bzw. Schließungsphase spielt mit jeweils 2% Ein systematisiertes und koordiniertes Zu- keine Rolle. Der Nettoumsatz soll bei 79% sammenspiel der Partner erhöht die Er- der Franchise-Systeme gesteigert werden. folgschancen am Markt. Franchise schafft Arbeitsplätze Franchising ist für kleine und mittlere Unter- 79% der Systeme haben in den letzten zwölf nehmen ein Weg, klein zu bleiben, aber groß Monaten neue Mitarbeiter eingestellt und zu wirken. 73% planen dies auch in den kommenden 12 Monaten. Das bedeutet pro System 15 Für beide Vertragspartner müssen System- Mitarbeiter und ergibt in Summe 7.500 Neu- vorteile erzielbar sein. Ein ausgewogenes einstellungen. Verhältnis von Leistung und Gegenleistung sowie eine vertrauensvolle Basis der Zusam- Franchise vereint global und lokal menarbeit sind für ein langfristiges Beste- Die Franchise-Landschaft ist sowohl global hen der Partnerschaft von wesentlicher Be- als auch lokal von großer Bedeutung. Drei deutung. Viertel der Systeme kommen aus Österreich, und beinahe zwei Drittel agieren internatio- nal. Bei der Internationalisierung wird für das nächste Jahr eine Steigerung von 17% angestrebt, und von derzeit 62% internatio- nal tätigen Systemen soll künftig auf 79% gesteigert werden. Herausforderungen der Branche Neue bzw. geeignete Franchise-Nehmer zu finden stellt nach wie vor eine große Heraus- forderung in der Szene dar sowie die Steige- rung von Absatz und Umsatz als auch die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. 14
Franchising in Zahlen DAS SYSTEM 495 Systeme mit 12.000 Standorten 10,8 Milliarden geschätzter Netto-Umsatz 2021 91 % planen die Aufnahme neuer Franchise- Nehmer 74 % 79 % aller Franchise- Systeme befinden der Systeme rechnen sich gegenwärtig in mit steigendem der Wachstumsphase Eine österreichische Umsatz Spezialität: 74 % der aktiven Systeme wurden in Österreich gegründet 15
DAS SYSTEM Franchise-Formen/Franchise-ähnliche Vertriebssysteme 2.2 FRANCHISE-FORMEN Filialsystem Filialsysteme sind Franchise-Systemen funk- Franchise-Systeme haben vielfältige Er- tional sehr ähnlich, der Filialleiter ist im Ge- scheinungsformen. Die häufigste Unter- gensatz zum Franchise-Nehmer kein selbst- scheidung erfolgt nach Wirtschaftssektoren. ständiger Unternehmer und trägt damit auch Dabei wird Franchising unterschieden in: kaum ein Risiko. Bei einem Filialsystem ver- treibt der Hersteller oder Großhändler seine Waren bzw. Dienstleistungen über eigene Au- Produktions-Franchising ßenstellen. Im Filialsystem hat die Zentrale Vertriebs-Franchising viel umfangreichere Rechte und zugleich eine Dienstleistungs-Franchising bessere Durchsetzungsmöglichkeit in den Bereichen Strategie, Controlling, Marketing, Preisgestaltung, Erscheinungsbild etc. Cha- Beim Produktions-Franchising überlässt der rakteristisch sind auch ein zentrales Waren- Franchise-Geber dem Franchise-Nehmer lager sowie eine zentrale Betriebsabrech- das Know-how zur Erzeugung, Verarbeitung, nung. Ein Filialsystem erfordert vielfach hohe Veredelung und parallel zum Vertrieb von Eigeninvestitionen (Kapitalaufbringung durch Produkten. die Zentrale). Von außen betrachtet sind Franchise-Standorte von unternehmenseige- Beim Vertriebs-Franchising steht der Ver- nen Filialen kaum zu unterscheiden. In der trieb, der Absatz der bereits produzierten Praxis findet sich innerhalb eines Franchise- Güter (des Herstellers oder Großhändlers) Systems häufig eine Mischung aus selbst im Vordergrund. geführten Filialen des Franchise-Gebers einerseits und selbstständigen Franchise- Beim Dienstleistungs-Franchising werden Nehmer-Betrieben andererseits. Dienstleistungen auf der Basis des Know- how des Franchise-Gebers vom Franchise- Lizenzsystem Nehmer erbracht. Bei dieser Form ist die Beim Lizenzsystem überlässt der Lizenzge- Bedeutung der Know-how-Übertragung am ber dem Lizenznehmer im Rahmen eines besten sichtbar. Lizenzvertrages die Rechte zur Nutzung von gewerblichen Schutzrechten (Marke, Patent In der Praxis finden sich zahlreiche Misch- usw.). Häufig handelt es sich um patentge- formen. Franchise-Systeme sind in so gut schützte Erfindungen. Die Lizenzen beziehen wie allen Branchen vertreten, beispielhaft zu sich v.a. auf Einzelleistungen und unterstüt- nennen sind Textilhandel, Kosmetik, Son- zen den Lizenznehmer bei seinem sonst nenstudios, Sprachschulen, Gastronomie, selbstständig durchgeführten Geschäftsbe- Hotellerie, Reisebüros, Baumärkte, Informa- trieb. Der Einfluss des Lizenzgebers auf den tionstechnologie, Lernhilfe und Weiterbil- Lizenznehmer ist geringer im Vergleich zu dung, Versicherung u.v.m. einem Franchise-System. Lizenzsysteme haben weder ein eigenes Be- 2.3 FRANCHISE-ÄHNLICHE triebs- noch ein eigenes Marketingkonzept. VERTRIEBSSYSTEME Es fehlen auch Regeln zur Aufrechterhaltung eines Systemimages, wie auch die Notwen- Eine Abgrenzung des Franchising von ähnli- digkeit zur ständigen Anpassung an geän- chen Vertriebssystemen kann hinsichtlich derte Marktverhältnisse nicht gegeben ist. Ausmaß und Intensität der Kooperation so- Im Unterschied zum Lizenzvertrag schließt wie auch in rechtlichen und organisatori- der Franchise-Vertrag das gesamte Be- schen Belangen erfolgen. Nachfolgend fin- triebskonzept mit ein. Das Marketingkonzept den sich einige mit Franchise-Systemen (und dessen Umsetzung) dient nicht zuletzt vergleichbare Vertriebsformen sowie ausge- dem einheitlichen Marktauftritt aller Sys- wählte Kriterien zur Abgrenzung von Fran- tempartner und damit auch einer rascheren chise-Systemen. Bekanntmachung der Marke. 16
Franchise-ähnliche Vertriebssysteme DAS SYSTEM Handelsagentensystem des Vertragshändlers vereinbart. Dem Ver- Der Handelsagent/Handelsvertreter ist im tragshändlersystem fehlt aber zumeist das fremden Namen und auf fremde Rechnung straffe Organisations- und Marketingkonzept mit der Vermittlung oder dem Abschluss von von Franchise-Systemen. Geschäften für einen oder mehrere Herstel- ler betraut. Er unterliegt dem Handelsver- Genossenschaften tretergesetz. Der Handelsagent trägt nor- Diese haben horizontalen Charakter, d.h., es malerweise kein Warenrisiko und hat auch kooperieren Partner derselben Wirtschafts- nur beschränkten Kapitaleinsatz. Er ist zwar stufe miteinander. Die Verbindung zwischen wie der Franchise-Nehmer selbstständiger den einzelnen Genossenschaftern, die Kaufmann, doch handelt er nicht wie der gleichzeitig Mitglieder und Kunden der Ge- Franchise-Nehmer im eigenen Namen und nossenschaft sind, ist lose. Die Genossen- auf eigene Rechnung. Bei einem Handels- schaft hat kein Überwachungs- und Wei- agentensystem kann daher das Unterneh- sungsrecht. Ebenso fehlt das vergleichsweise men – der Geschäftspartner des Handels- „straffe“ Vertriebskonzept, wie es im Fran- agenten – alle Details, z.B. hinsichtlich der chising üblich ist, Kundenbeziehung, Preisgestaltung etc., noch detaillierter als bei einem Franchise-System Direktvertrieb (insbesondere beim Verkaufspreis) vor- Als eine Alternative zum stationären Handel schreiben, da der Kunde mit dem Unterneh- gilt der Direktvertrieb. Selbstständige im Di- men und nicht mit dem Handelsagenten rektvertrieb vermitteln auf Rechnung und im Verträge abschließt. Dafür trägt dieses Un- Namen eines Direktvertriebsunternehmens ternehmen auch das Investitions- und Ab- (Hersteller oder Händler) Waren oder Dienst- satzrisiko. Die Handelsagenten haben auch leistungen an Konsumenten im direkten eine eigene Vertretung in der Wirtschafts- Kontakt oder über digitale Medien. Werden kammer-Organisation. Weitere Informatio- Waren vermittelt, wird der Selbstständige nen sowie Musterverträge finden Sie unter auch als Warenpräsentator bezeichnet, für www.handelsagenten.at. ihn gilt das Handelsvertretergesetz. Beson- Direktlink dere Formen des Direktvertriebes sind der Kommissionssystem „klassische“ Vertreter-Vertrieb, der Party- Der Kommissionär ist selbstständiger Kauf- Verkauf, der Strukturvertrieb (auch als mann. Er kauft und verkauft Waren im eige- Multi-Level-Marketing/Network-Marketing nen Namen, aber auf fremde Rechnung. bezeichnet). Dadurch ist auch er schon in rechtlicher Hin- sicht deutlich von einem Franchise-Nehmer Im Direktvertrieb haben Selbstständige zu- unterscheidbar. Der Kommissionsvertrag ist meist nur wenig eigene Gestaltungsmöglich- einem Handelsvertretervertrag ähnlicher als keiten. Die Grenze zum freien Dienstnehmer einem Franchise-Vertrag. Ein Kommissionär oder Angestellten ist oftmals fließend. veräußert bestimmte Waren üblicherweise nicht unter einer speziellen Marke, sondern Selbstständige im Direktvertrieb haben in für verschiedene Hersteller oder Groß der Wirtschaftskammer-Organisation eine händler. eigene Vertretung, weitere Informationen wie auch rechtliche Hinweise finden Sie un- Vertragshändlersystem ter www.derdirektvertrieb.at. Direktlink Das Vertragshändlersystem ist das „Gegen- stück“ zum Handelsagentensystem. Ein Ver- tragshändler hat das Recht, die vom Ver- tragspartner hergestellten und vertriebenen Produkte im eigenen Namen und auf eigene Rechnung zu verkaufen. Er ist in die Ver- kaufsorganisation des Lieferanten eingeglie- dert und muss dessen Interessen wahrneh- men. Oft wird auch ein Alleinvertriebsrecht 17
DAS SYSTEM Wer leistet was?/Franchise-Gebühren 2.4 WER LEISTET WAS? Neben der Entwicklung die laufende Optimierung/ Weiterentwicklung Leistungen des Franchise-Gebers des Systems Zurverfügungstellung eines erprobten Unternehmenskonzeptes mit hohem Leistungen des Franchise-Nehmers Bekanntheitsgrad (Marke) Unternehmerisches Engagement Aufbau des Franchise-Systems Persönliche Arbeitsleistung (Vertragsgestaltung, Franchise-Doku- Kapitaleinsatz mentationen wie vor allem Erstellung des Risikobereitschaft Franchise-(Nehmer)Handbuches, Einstellung und Führung des System-Management) Personals Beschaffungs-, Organisations- und Verkauf des Produktes bzw. der Marketingkonzepte Dienstleistung und Kundenbetreuung Gründungshilfe Weitergabe von Markt- und Schutzrechte (z.B. Marken, Patente, Erfolgsinformationen an den Lizenzen, Design) Franchise-Geber Etwaige Weitergabe von Preisvorteilen Systemkonformes Verhalten durch gemeinsamen Einkauf Aktive Mitarbeit an der Weiterent Laufendes System-Management wicklung des Systems (quantitatives und qualitatives Control- Loyalität gegenüber dem ling, Information und Kommunikation, Franchise-Geber Motivation) Geheimhaltungspflicht Aus- und Weiterbildung der Franchise- Wettbewerbsverbot Nehmer und eventuell auch von deren Zahlung der Franchise-Gebühren Mitarbeitern an den Franchise-Geber 2.5 FRANCHISE-GEBÜHREN Die Franchise-Gebühren zählen zu den Erlösquellen eines Franchise-Gebers. Sie können im Wesentlichen nach drei Gebührengruppen unterteilt werden: Einstiegs- laufende sonstige gebühr Gebühr Gebühr 18
Franchise-Gebühren DAS SYSTEM Einstiegsgebühr satz gekoppelt. Als die wesentlichste Gebüh- Die Einstiegsgebühr ist eine einmalig zu ent- renart ist in diesem Zusammenhang die richtende Gebühr bei Systembeitritt des Marketinggebühr für die insbesondere über- Franchise-Nehmers, sie ist sein Beitrag für regionalen Marketingmaßnahmen des Fran- die bisherige Systementwicklung des Fran- chise-Gebers zu nennen. Erfahrungsgemäß chise-Gebers, den Know-how-Transfer und liegen Marketinggebühren, so solche über- den Marktwert des Systems. Sie ist in der haupt zusätzlich verrechnet werden, in Ös- Regel zu Beginn des Vertrages fällig. Ein- terreich vielfach in der Bandbreite von 1% bis stiegsgebühren sind in den meisten erprobten 3%, zumeist auf der Basis des Nettoumsat- Systemen zwar zu entrichten, werden aber zes des Franchise-Nehmers. nicht zwingend von allen Franchise-Gebern verlangt. Es kann davon ausgegangen wer- Als weitere sonstige Gebühren sind u.a. et- den, dass die Einstiegsgebühr mit dem Reife- waige Beiträge für IT, Weiterbildung und grad des Systems (Markenbekanntheit, Um- sonstige Leistungen des Franchise-Gebers fang des Franchise-Paketes) steigt. zu nennen. Laut den aktuellsten Erhebungen im Jahr 2021 liegt die durchschnittliche Höhe der Einstiegsgebühr in Österreich bei 19.000,– Euro (Quelle: Franchise in Österreich 2021, mm.insights in Kooperation mit bestHeads im Auftrag des Österreichischen Franchise- Verbandes). WICHTIG! Laufende Franchise-Gebühr Einstiegsgebühren Die laufende Franchise-Gebühr wird regel- sind je nach mäßig (meist monatlich) während der ge- System unter samten Dauer des Vertrages vom Franchise- schiedlich hoch. Bei Nehmer an den Franchise-Geber entrichtet. einer Vertragsauf Sie wird vielfach prozentual, aber auch als lösung (Ausstieg Fixbetrag verrechnet und stellt eine Gegen- aus dem System) leistung dar für die laufenden Dienstleistun- werden diese gen des Franchise-Gebers (wie laufende üblicherweise nicht Betreuung, Produkt- und Dienstleistungsin- zurückbezahlt! novationen, Systemweiterentwicklung, Cont- rolling). Auch im Fall der laufenden Franchise-Ge- bühr sind systembezogen unterschiedliche Höhen üblich. Seit Jahren im Wesentlichen unverändert liegen sie in Österreich vielfach in der Bandbreite von 5% bis 15%, zumeist verrechnet auf der Basis des Franchise- Nehmer-Nettoumsatzes. Erfahrungsgemäß verlangen Franchise-Geber in der Dienst- leistungsbranche im Schnitt höhere Gebüh- ren verglichen mit Franchise-Gebern im Handelssektor. Sonstige Gebühren Auch sonstige Gebühren sind nicht notwen- digerweise an den Franchise-Nehmer-Um- 19
Tipps für Franchise-Nehmer Bereits etablierte Business- Idee, klares Geschäfts modell, berechenbare Rahmenbedingungen: Immer mehr Gründerin- Dass sich Franchising als interessante Alter- native zur Gründung mit einer eigenen Ge- nen und Gründer nützen schäftsidee etabliert hat, hat klare Gründe: Franchise-Systeme, um mit Das Nutzen am Markt erprobter Geschäfts- Netzwerk unternehmerisch modelle sichert einen raschen erfolgreichen Start – und damit auch rasches Wachstum. erfolgreich zu sein. Als Franchise-Nehmer hat man dank Fran- chise-Gesamtpaket die Möglichkeit, seine Unternehmensgründung mit Sicherheitsnetz umzusetzen. Franchising ist in der Praxis besonders at- traktiv für Gründerinnen und Gründer mit längerer Berufserfahrung: Über drei Viertel der Franchise-Nehmer starten aus einer un- selbstständigen Beschäftigung in die Selbst- ständigkeit. Rund ein Viertel war bereits selbstständig. Wer ein Franchise-System nutzt, weiß, was in Berufsleben und Branche Sache ist: Vor der Gründung verfügt der durchschnittliche Franchise-Nehmer über knapp 20 Jahre Be- rufs- und 14 Jahre Branchenerfahrung. Das Durchschnittsalter der Franchise-Nehmer liegt bei 47,3 Jahre. Es ist im Durchschnitt höher als bei Selbstständigen in Österreich. 20
3. Die Gründung 3.1. Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb Checkliste: So starten Sie richtig durch! S.22 3.2. Finanzierung und Förderungen Welche Unterstützungen Franchise- Nehmer nutzen können S.25 3.3. Sonnen- und Schattenseiten für Franchise-Nehmer Vorteile- und Nachteile am Prüfstand S.26 3.4. Erfolgsmotive aus Sicht der Franchise-Nehmer Umfrage: Was Franchise-Nehmer bewegt S.27 3.5. Checkliste für Franchise-Nehmer Auf diese Fragen sollten Sie vor der Gründung klare Antworten haben S.28 21
Die Gründung Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb Immer mehr Gründerinnen und Gründer Über drei Viertel der Franchise-Nehmer nützen Franchise-Systeme, um im Netzwerk starten aus einer unselbstständigen Be- unternehmerisch erfolgreich zu sein. Das schäftigung in die Selbstständigkeit im Fran- Nutzen am Markt erprobter Geschäftsmo- chising, ein knappes Viertel war hingegen delle sichert einen raschen erfolgreichen bereits außerhalb des Franchisings selbst- Start und damit auch rasches Wachstum. ständig. Vor Gründung verfügt der durch- Der Franchise-Geber bietet dem Franchise- schnittliche Franchise-Nehmer über knapp Nehmer mit dem Franchise-Paket die Mög- 20 Jahre Berufs- und 14 Jahre Branchener- lichkeit, eine Unternehmensgründung mit fahrung. Sicherheitsnetz zu starten. Das Durchschnittsalter der Franchise-Neh- Die Umfrage „Franchising in Österreich 2017, mer liegt bei 47,3 Jahre und ist damit im der Privatuniversität Schloss Seeburg im Auf- Durchschnitt etwas höher als bei Selbststän- trag des Österreichischen Franchise-Verban- digen in Österreich insgesamt. des und der Wirtschaftskammer Österreich“, charakterisiert die Franchise-Nehmer von heute nach folgenden Merkmalen: 3.1 ACHT SCHRITTE ZUM EIGENEN FRANCHISE-BETRIEB 1 Informieren und Überblick verschaffen! In Österreich gibt es mehrere hundert Franchise-Systeme, die großteils nach wie vor Franchise-Nehmer suchen. Einen guten Überblick gibt die Franchisebörse des Gründerservice der Wirtschaftskammer im Internet unter www.franchiseboerse.at. Hier tragen sich Systeme (Franchise- und Lizenzsysteme) kostenlos ein, die aktuell in Österreich Partner suchen. Weitere Internet-Portale bzw. Websites, die auch der Franchise-Partnersuche dienen, Direktlink sind beispielsweise www.franchiseportal.at. Ebenso bieten in- und ausländische Franchise-Messen Gelegenheit zur Kontaktauf- nahme mit Franchise-Gebern. Den Kontakt zu den Franchise-Verbänden der Nach barländer bzw. dem internationalen Franchise-Verband finden Sie im Kapitel 6.1. Die Ansprechpartner Ihrer Wirtschaftskammer im jeweiligen Bundesland finden Sie unter 6.2. 22
Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb Die Gründung 2 Franchise-Systeme auswählen! Erstellen Sie eine Liste jener Franchise-Systeme, die für Sie infrage kommen, und fordern Sie die entsprechenden Unterlagen an. Überprüfen Sie Ihre persönlichen und fachlichen Voraussetzungen für Ihre Selbstständigkeit wie Persönlichkeitsmerkmale (Online-Unternehmertest unter: www.gruenderservice.at/unternehmertest), Motive zur Unternehmensgründung, kaufmännisches Know-how, Führungserfahrung, Fachwis- Direktlink sen, Branchenerfahrung, Gewerbeberechtigung, Kapitalerfordernisse. 3 Franchise-Systeme selber prüfen! Bewerben Sie sich bei den für Sie interessanten Systemen, fordern Sie detaillierte Unterlagen an und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. Überprüfen Sie die Fran- chise-Unterlagen/das Angebot. Darüber hinaus vereinbaren Sie Gesprächstermine mit Franchise-Nehmern des ausgewählten Systems, um weitere Einblicke in das je- weilige System auch aus der Sicht bestehender Partner zu erhalten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Informationsbeschaffung und Überprüfung. WICHTIG! Hinterfragen Sie v.a. auch, ob den laufenden Gebühren entsprechende laufende Leis- Nicht überall, tungen gegenüberstehen. Überprüfen Sie Vollständigkeit und Übertragbarkeit des wo Franchise Konzeptes auf Ihren lokalen Markt bzw. Standort. Überall dort, wo keine Details vorlie- draufsteht, ist gen, liegt es am Franchise-Nehmer, sich um die nötigen Ergänzungen zu kümmern. Franchise Unterstützung dabei bieten die Checklisten der Wirtschaftskammern (siehe Kapitel drinnen! 3.5). Lassen Sie sich also nicht von Hochglanzbroschüren täuschen. Nehmen Sie sich Zeit für die Informationssammlung und Entscheidungsfindung. Lassen Sie sich nicht von angeblich einmaligen Gelegenheiten beeindrucken, und beziehen Sie auch Ihre Fami- lie in den Entscheidungsprozess ein. Eine Ihrer ersten Aufgaben ist es, Informationen zum Franchise-System, zu den Franchise-Betreibern und zur wirtschaftlichen Lage des Franchise-Gebers einzuholen. Vorsicht ist u.a. bei jungen Systemen geboten. Trotz seriöser Absichten des Franchise- Gebers könnte die Erfahrung noch fehlen, vor allem wenn das entwickelte Franchise- Paket noch nicht ausreichend erprobt wurde. Lassen Sie sich Unterlagen wie z.B. das Franchise-Handbuch vorlegen und erläutern. Auch wenn Franchise-Geber das Hand- buch vor Vertragsabschluss nicht aus der Hand geben, ist es üblich, Einsicht zu erhal- ten bzw. mit dem Franchise-Geber gemeinsam die Inhalte durchzugehen. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich die Namen verschiedener bereits aktiver Franchise- Nehmer geben zu lassen und diese in Ihre Befragung einzubeziehen. Schließlich kann Ihnen eventuell auch die Hausbank des Franchise-Gebers Informati- onen geben. Nicht zuletzt ist an dieser Stelle auf die vorvertragliche Aufklärungspflicht hinzuweisen, die sowohl seitens des Franchise-Gebers wie auch seitens des Fran- chise-Nehmers zu beachten ist. Siehe dazu auch Kapitel 5.2. 23
Die Gründung Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb 4 Franchise-Systeme mit Beratern besprechen! Besprechen Sie das ausgewählte System mit Ihren Partnern in der Wirtschaftskam- mer. Diese helfen Ihnen auch, noch offene Fragen zur Unternehmensgründung aus betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht (Gesellschaftsrecht, Gewerberecht etc.) zu klären. Unterstützung in Detailfragen bieten, abgesehen vom Franchise-Geber selbst, auch Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Steuerberater. 5 Finanzierung sichern! Überprüfen Sie Ihren Kapitalbedarf, Ihre Eigenmittel und die nötigen Fremdmittel. Kontaktieren Sie Ihre Bank, und holen Sie Finanzierungsangebote ein. Erkundigen Sie sich auch nach öffentlichen Fördermitteln. Mehr dazu im Kapitel 3.2. 6 Vertrag unterzeichnen! Üblicherweise wird das Franchise-Paket in mehreren Treffen besprochen. Dabei wird auch örtlich darauf geachtet, dass jeder das Umfeld des anderen kennenlernen kann. Zum Abschluss vereinbaren Sie noch eine ausreichende Bedenkzeit (ca. 2–3 Wochen), bis Sie den Vertrag unterzeichnen. Erst wenn Sie (meist nach mehreren Gesprächsrunden) alle Fragen positiv geklärt haben, unterzeichnen Sie den Franchise-Vertrag. Sie erhalten dann auch das Fran- chise-Handbuch bzw. gegebenenfalls mehrere zugehörige Bände mit den Konzeptde- tails sowie den Maßnahmen zur arbeitsteiligen Zusammenarbeit. Jetzt beginnen Sie gemeinsam mit dem Franchise-Geber die Umsetzung des Konzeptes. 7 Systemeinschulung Spätestens jetzt beginnen Sie auch mit der Systemeinschulung durch den Franchise- Geber, zumeist in der Franchise-Zentrale oder auch bei ausgewählten Franchise- Nehmern des Systems. Die Dauer dieser Ausbildungsphase variiert je nach System und richtet sich u.a. nach der Erklärungsbedürftigkeit von Produkt/Dienstleistung und System, ebenso an Ihre spezifischen Anforderungen. WICHTIG! Das vorliegende Franchise-Konzept 8 Konzept umsetzen, Betrieb eröffnen muss häufig an den jeweiligen In Abstimmung mit und mit Unterstützung vom Franchise-Geber erfolgt die Vorberei- Standort ange tung für Ihre Betriebseröffnung. Ob einzelne Konzeptteile für Ihr Gebiet angepasst passt und manche werden müssen, muss spätestens zu diesem Zeitpunkt geklärt sein. Der anschließen- Themen müssen den Konzeptumsetzung sollte nun nichts mehr im Wege stehen. Anpassungserforder- im Sinne eines nisse und auch Optimierungsmöglichkeiten, die sich im weiteren Verlauf Ihrer Be- vollständigen triebstätigkeit ergeben, sollen auch in weiterer Folge Inhalt der Kommunikation mit Unternehmens dem Franchise-Geber sein. konzeptes ergänzt werden! 24
Finanzierung und Förderungen Die Gründung 3.2 FINANZIERUNG UND Eine für aktivierbare Investitionen gern FÖRDERUNGEN genützte Finanzierungsmöglichkeit stellen die zinsgünstigen erp-Kredite der Austria Bevor Sie den Franchise-Vertrag unterzeich- Wirtschaftsservice GmbH (aws) dar. Die nen, sollten Sie unbedingt die Finanzierung jeweils aktuellen Richtlinien finden Sie unter Ihres Vorhabens sichern (schriftliche Finan- www.aws.at. Direktlink zierungszusage einer Bank). Dazu ist es not- wendig, das Konzept auf seine Rentabilität Neben den allgemeinen Bestimmungen für zu prüfen und den Kapital- bzw. den Finan- Gründer (Informationen erhalten Sie bei zierungsbedarf festzulegen. Sie erhalten Ihrer Wirtschaftskammer oder Ihrer Haus- vom Franchise-Geber im Rahmen seiner bank) gilt für Franchise-Nehmer im Beson- vorvertraglichen Aufklärungspflichten auf deren, dass Sie so weit wie möglich wirt- Erfahrungswerten beruhende und nach bes- schaftlich selbstständig sein müssen. tem Wissen und Gewissen erstellte Rentabi- litätsrechnungen, die Sie am besten gemein- Eine Förderung bei Franchising (lt. aws- sam mit einem Berater überprüfen. Auch im Richtlinien) ist nur möglich, wenn dem Fran- Rahmen der Gespräche mit anderen Fran- chise-Nehmer kein nachvertragliches Wett- chise-Nehmern des Systems können Sie die bewerbsverbot auferlegt wird (vgl. Kapitel 5). Vorschaurechnung beurteilen. Geschäftseinrichtungen, die vom Franchise- Achten Sie darauf, dass sämtliche Kostenpo- Geber bezogen werden, sind nur dann über sitionen vorhanden sind (Sozialversiche- erp-Kredite finanzierbar, wenn sie vom rungsbeiträge des Unternehmers, Fremdka- Franchise-Nehmer aktiviert oder als Gering- pitalzinsen, ...), und berechnen Sie die Höhe wertige Wirtschaftsgüter verbucht werden. Ihres verfügbaren Einkommens (u.a. nach Ebenso förderbar sind aktivierte Franchise- Abzug der Kredittilgungen und Steuern). Gebühren der Franchise-Nehmer an die Vergleichen Sie auch die Ergebnisse der ers- Franchise-Geber. ten drei Jahre miteinander. Je nach Verfüg- WICHTIG! barkeit von Eigenkapital (ca. 30% der An- Gebührenbefreiung für Neugründer Förderanträge fangsinvestitionen sollten vorhanden sein) (Neufög) müssen vor dem ermitteln Sie den Bedarf an Fremdmitteln. Unternehmensgründer sind von verschiede- Ankauf von Gütern nen Gebühren und Abgaben, die bei einer gestellt werden! Vergessen Sie nicht, dass neben der sofort Gründung anfallen (wie z.B. für Firmenbuch), fälligen Einstiegsgebühr auch die Anlagenin- sowie Lohnabgaben für Dienstnehmer gemäß vestitionen (wie Maschinen-, Büro- und Ge- Neugründungs-Förderungsgesetz (Neufög) schäftsausstattung, Kfz, ...), das Startwaren- befreit. lager, die Gründungskosten, evt. Anlaufzeiten (Anlaufverluste) sowie Kosten für die private Wer lt. Neufög unter diese Befreiung fällt Lebensführung finanziert werden müssen. und welche Gebühren dabei entfallen, darü- Überlegen Sie sich vor dem Bankgespräch ber berät Sie Ihr Gründerservice in Ihrer auch mögliche Sicherheiten für den Kredit Wirtschaftskammer. Dort erhalten Sie auch (Eigentumsvorbehalt, Bürgschaft, ...). die für die Gebührenbefreiung erforderlichen Bestätigungen. WICHTIG! Öffentliche Fördermittel Stellen Sie die Bei Betriebsneugründungen ist es unter be- Informieren Sie sich rechtzeitig (vor den Be- Finanzierung stimmten Voraussetzungen auch möglich, hördenwegen)! sicher, bevor Sie öffentliche Fördermittel zu beantragen. Er- den Vertrag kundigen Sie sich rechtzeitig im Zuge Ihrer unterzeichnen! Finanzierungsgespräche bei Ihrer Hausbank (vor Vertragsunterzeichnung und vor der In- vestition). Einen guten Überblick bietet dazu auch die Förderdatenbank der Wirtschafts- kammern (http://wko.at/foerderungen). Direktlink 25
Die Gründung Sonnen- und Schattenseiten für Franchise-Nehmer 3.3 SONNEN- UND Mitgenuss an Werbung und Öffentlich- SCHATTENSEITEN FÜR DEN keitsarbeit des Franchise-Gebers (z.B. FRANCHISE-NEHMER nationale und internationale Werbung, TV-Werbung, Pressearbeit etc.). Franchising bietet viele Facetten. Je nach Motivation durch Zugehörigkeit zu einer Betrachtungswinkel haben Franchise-Geber „Franchise-Familie“. Der Systemverbund und Franchise-Nehmer hier naturgemäß schafft ein Zugehörigkeitsgefühl und unterschiedliche Sichtweisen. Prinzipiell ermöglicht einen fruchtbaren Informati- sollen sowohl für Franchise-Nehmer als onsaustausch. auch für Franchise-Geber die Sonnenseiten Zusätzliche Unterstützungsleistungen dieses Vertriebskonzeptes überwiegen. vor allem in der Gründungsphase (siehe Kapitel 2.4). Voraussetzung dafür ist, dass keiner der Partner während der gesamten Dauer des Diese Vorteile sollen dazu beitragen, dass Vertragsverhältnisses den Kooperationsge- der neue Unternehmer einen gesicherten danken und das Bewusstsein um den Erfolg bzw. risikoloseren Einstieg in die Selbststän- durch Zusammenarbeit aus den Augen ver- digkeit hat und sich möglichst rasch zu ei- liert. nem starken Partner entwickeln kann. Sonnenseiten Schattenseiten Der Traum von der eigenen Selbststän- Die Schwierigkeit der Beurteilung der digkeit geht in Erfüllung (Erfolg durch Leistungen und der Zuverlässigkeit des Eigeninitiative: Eigener Chef sein, eigene Franchise-Gebers. Trotz aller Vorsicht Ideen einbringen, „in die eigene Tasche und Recherchen kann die Qualität des arbeiten“). Systems und des Managements nicht im- Ein praxiserprobtes Unternehmens mer richtig bewertet werden. Außerdem konzept wird übernommen. kann es vorkommen, dass die vereinbar- Zusätzliches Know-how wird erworben ten Leistungen nicht den tatsächlichen (Weitergabe von Erfahrungswissen, Leistungen entsprechen. Vorsicht des Übergabe eines Betriebshandbuches, Einsteigers ist angebracht. rechtzeitige Ausbildung in technischer Imageschäden, die außerhalb des Ein- und kaufmännischer Hinsicht). flussbereiches des Franchise-Nehmers Einschulung und Weiterbildung für Fran- entstanden sind, können voll auf die chise-Nehmer und dessen Mitarbeiter einzelnen Franchise-Partner durch durch die Systemzentrale, Meetings zum schlagen. gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Häufig gibt es beim Verkauf eines Aus der Arbeitsteilung zwischen Franchise-Betriebes (meist durch Vor- Franchise-Geber und Franchise-Nehmer kaufsrecht der Systemzentrale) resultieren Spezialisierung und damit Einschränkungen. erhöhte Produktivität der Partner. Mitar- Die Geschäftspolitik des Franchise- beiterInnen der Systemzentrale beraten Gebers kann sich auch nachteilig auf den Franchise-Nehmer und erbringen die Gewinnsituation der Systempartner eine Reihe von Dienstleistungen. auswirken (z.B. bei Fehlinvestitionen, Partizipation an der Marke und am Fehlentwicklungen etc.). Markenimage, dies fördert vor allem Der Franchise-Nehmer ist in seinen in der Anfangsphase das schnellere unternehmerischen Entscheidungen Bekanntwerden der Firma des Fran- eingeschränkt. chise-Nehmers. Betriebswirtschaftliche Vorteile durch die Zugehörigkeit zu einem „Großunterneh- men“ (günstige Einkaufsmöglichkeiten, kostengünstigere Werbung, interessante- re Versicherungstarife usw.). 26
Erfolgsmotive aus Sicht der Franchise-Nehmer Die Gründung 3.4 ERFOLGSMOTIVE Für die Wahl einer Selbstständigkeit als Fran- AUS SICHT DER chise-Nehmer motiviert insbesondere die FRANCHISE-NEHMER Möglichkeit, von der Partnerschaft mit dem Franchise-Geber zu profitieren sowie ein er- Die Motive von Franchise-Nehmern werden probtes Konzept und eine bekannte Marke laut der 2017 durchgeführten Umfrage der nutzen zu können. Diese Motive für eine Privatuniversität Schloss Seeburg im Auftrag Selbstständigkeit im Franchising erfüllen sich des Österreichischen Franchise-Verbandes durchwegs, was in einer hohen Zufriedenheit und der Wirtschaftskammer Österreich wie mit der Tätigkeit als Franchise-Nehmer re- folgt erlebt: sultiert. Durchwegs zufrieden sind die Fran- chise-Nehmer auch mit der Unterstützung Die wichtigsten Motive für eine Selbststän- durch den Franchise-Geber (Gebietsschutz, digkeit sind Unabhängigkeit bzw. der eigene Marketing, Trainings, Vertriebsunterstützung Chef zu sein, mehr Freude an der Arbeit so- etc.). Entsprechend würden sich 93% der wie neue Herausforderungen zu finden und Franchise-Nehmer wieder für eine Tätigkeit eigene Ideen zu verwirklichen. im selben System entscheiden. Mar Assoziationen mit Franchising Fa m lg ke Erfo ili Leitfaden e Austausch Fran Ko ch Risiko mf ise- ort Beit rag Zentrale Eigenverantwortung Zusammenarbeit n Idee Fairness Betreuung Produktentwicklung Corporate Ne e Wa Marketing ral n chstu ent tio m tzw e-Z Infrastruktur Erfahrungsaustausch Organisa Kundennähe is Konzern Erfahrung nch Fr Kommunikation Fra eu Konzept er Struktur de k it ogenhe Know-How Flexibilität Qualität Ausgew Ko it Unabhängigkeit opeTeam Flexibilität he Zukunft ei rat ng r hu Umsatzsteigerung io irklic F n w stver Verwirklichung Selb Bekann Synergien Geschäftsidee theitsgr Gemeinschaft ad Werbung Vertrauen Nutzungsrecht Quelle: Privatuniversität Schloss Seeburg 27
Die Gründung Checkliste für Franchise-Nehmer 3.5 CHECKLISTE FÜR FRANCHISE-NEHMER Folgende Checkliste soll Ihnen helfen, alle Bereiche eines von einem Franchise-Geber entwickelten Konzeptes zu überprüfen. Fragen zur eigenen Person Warum will ich selbstständig werden? Bin ich ein Unternehmertyp? Welche Gewerbeberechtigung ist nötig, und verfüge ich ggf. über die gewerberechtlichen Voraussetzungen? Wird mich meine Familie unterstützen? Habe ich ausreichende Branchenerfahrung und kaufmännische Kenntnisse? Kann ich die Regelungen und Einschränkungen eines Franchise-Verhältnisses akzeptieren? Lässt mir das System genügend Freiraum? Fragen zum Franchise-Geber Ist der Franchise-Geber bei der zuständigen Wirtschaftskammer bekannt? Hat er die erforderlichen Gewerbeberechtigungen? Ist der Franchise-Geber dem Österreichischen Franchise-Verband (ÖFV) bekannt? Ist er Mitglied des ÖFV? Ist der Franchise-Geber oder sind seine Produkte/Dienstleistungen Ihnen/Ihren Freunden, Nachbarn, Bekannten, Verwandten bekannt? Wie beurteilen diese Personen und Institutionen das Image des Franchise-Gebers? Ist die Bonitätsauskunft über den Franchise-Geber seitens der Bank zufriedenstellend? Welche kaufmännische und fachliche Ausbildung und Erfahrung hat der Franchise- Geber (der Franchise-Betreuer), und was war seine frühere geschäftliche Tätigkeit? Warum hat er sich zum Aufbau eines Franchise-Systems entschlossen? Welche finanziellen Mittel hat der Franchise-Geber in den Aufbau des Franchise- Systems investiert? Welche Erfolge kann der Franchise-Geber bisher aufweisen? Kann ich mit dem Franchise-Geber und seinem Management langfristig zusammen- arbeiten? Wie geht der Franchise-Geber mit anderen Franchise-Nehmern um? Sind ausreichend persönliche Gespräche über das Franchise-Angebot geführt worden? Fragen zum System Wie lange ist das System schon am Markt tätig? Wo wurde ein Pilotbetrieb installiert? Mit welchem Erfolg? Wie viele Partner hat das Franchise-System? Ist eine Franchise-Zentrale in Österreich vorhanden? Mit welchen Zuwachsraten wird für die nächsten fünf Jahre gerechnet? Erhalte ich bereitwillig Namen und Adressen von bestehenden und ausgeschiedenen Franchise-Nehmern? Gibt es ein Franchise-Handbuch? Wie konkret und ausführlich ist es? 28
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