Einfach Franchising - Gründerservice

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Einfach Franchising - Gründerservice
10. Auflage

Einfach
Franchising.
Leitfaden zum Franchising

Das System        Die Gründung       Der Aufbau          Die Rechts­             Das Netzwerk
So funktioniert   Tipps für          Franchise-Systeme   grundlagen              Gemeinsam mehr
Franchising       Franchise-Nehmer   selbst entwickeln   Was vertraglich         erreichen
                                                         alles zu regeln ist

                                                                      Die Erfolgs­geschichte
                                                                      Wie sich Franchise entwickelt hat

                                                                                                     1
Einfach Franchising - Gründerservice
ERASMUS FÜR
    JUNGUNTERNEHMER -
    WAS KANN ES? WAS BRINGT ES?
    Sie haben eine Geschäftsidee und sind noch nicht länger als                und haben so die Möglichkeit, Geschäftsbeziehungen zu knüpfen
    3 Jahre selbständig? Oder sind Sie schon lange im Business                 und neue Märkte kennenzulernen. Für Jung- und Gastunter-
    und auf der Suche nach neuen Impulsen?                                     nehmerinnen ergeben sich viele Vorteile:
                                                                               l internationale Kontakte & Kooperationen
    Das Programm „Erasmus für Jungunternehmer“ bietet Jung-                    l neue Impulse für den Businessplan & Wissensaustausch
    unternehmerinnen (maximal 3 Jahre selbstständig) die Möglich-              l Umsetzung von Projekten und neue Impulse
    keit, bei Gastunternehmerinnen im Ausland einen Business Aus-              l monatliche Förderung der EU
    tausch zu absolvieren. Beide arbeiten an gemeinsamen Projekte

       Covid-19 Info:
       Die Bewerbung ist laufend möglich. Austausche finden statt,              Informationen zu Teilnahmekriterien und Bewerbung
       sofern die Reisebeschränkungen des jeweiligen Landes es                  erhalten Sie hier:
       möglich machen. Bei Fragen melden Sie sich bitte, wir geben              erasmus@wko.at
       gerne Auskunft zu den Details.                                           jungewirtschaft/erasmus

             Erasmus für Jungunternehmer ist eine Initiative der Europäischen Union.

erasmus_inserat_157x100.indd 1                                                                                                      21.12.20 13:52
Einfach Franchising - Gründerservice
10. Auflage/2021

Einfach
Franchising.
Leitfaden zum Franchising
Einfach Franchising - Gründerservice
Impressum

Autoren: Mag. Siegfried Ehrenmüller, Dr. Friedrich Filzmoser, Mag. Maria Klimitsch, alle Wirtschaftskammer Oberösterreich
E-Mail: service@wkooe.at, Internet: wko.at/ooe; Dr. Erika Bernardi-Glatz, Unternehmensberatung.Franchising
Landstraßer Hauptstr. 82, 1030 Wien, E-Mail: office@dbg.at, Internet: www.dbg.at;

Überarbeitung der 10. Auflage: Dr. Erika Bernardi-Glatz, Unternehmensberatung.Franchising; Mag. Josef Hader, Wirtschaftskammer
Oberösterreich; RA Dr. Hubertus Thum, LL.M., Rechtsanwaltskanzlei Thum Law, E-Mail: office@thum-law.at, Geusaugasse 17/2.1, 1030
Wien, www.thum-law.at;

Projektleitung: Gerlinde Seidler, Gründerservice/Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer Österreich;

Medieninhaber/Verleger: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe und gegen Übersendung von zwei Belegexemplaren und vorheriger Rücksprache
gestattet. Jede Verwertung außerhalb des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Es ist ohne
schriftliche Genehmigung nicht gestattet, Abbildungen dieses Buches zu scannen, in PCs bzw. auf CDs zu speichern oder in PCs/Computern
zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren.

Herausgeber: Gründerservice/Zielgruppenmanagement der Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstr. 63, 1045 Wien
Diese und weitere Broschüren sind beim Gründerservice der Wirtschaftskammern und dem Mitgliederservice der WKÖ erhältlich.
Die Online-Version der Broschüre finden Sie auf www.gruenderservice.at/publikationen.

Im Interesse der besseren Lesbarkeit wurde auf die Schreibweise der weiblichen Form (z. B. Gründerin) verzichtet.
Wir legen jedoch Wert auf die Feststellung, dass die Broschüre weiblichen und männlichen Benutzern gleichermaßen gerecht wird.
Trotz sorgfältiger Prüfung sämtlicher Beiträge in dieser Broschüre sind Fehler nicht auszuschließen, und die Richtigkeit des
Inhalts ist daher ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren oder der Medieninhaber ist ausgeschlossen.

Coverfotos: Le Burger ©Georg Krewenka | Piyoma ©Michael Groessinger | Storebox ©Storebox Holding GmbH

10. überarbeitete Auflage, Wien 2021. Der Inhalt entspricht der Rechtslage per 01.11.2021.

Grafik: www.designag.at | Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn
Einfach Franchising - Gründerservice
Inhalt
   EINFÜHRUNG	                                                              8
   1.1    Wie alles begann …	                                              10
   1.2    Was ist Franchising?	                                            10

   DAS FRANCHISE-SYSTEM	                                                   12
   2.1    Franchising in Zahlen	                                           14
   2.2    Franchise-Formen	                                                16
   2.3    Franchise-ähnliche Vertriebssysteme	                             16
   2.4    Wer leistet was?	                                                18
   2.5    Franchise-Gebühren	                                              18

   UNTERNEHMENSGRÜNDUNG DURCH FRANCHISING20
   3.1    Die acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb	                 22
   3.2    Finanzierung und Förderungen	                                    25
   3.3    Die Sonnen- und Schattenseiten für den Franchise-Nehmer	         26
   3.4    Erfolgsmotive aus Sicht der Franchise-Nehmer	                    27
   3.5    Checkliste für Franchise-Nehmer	                                 28

   AUFBAU EINES FRANCHISE-SYSTEMS	                                         32
   4.1    Voraussetzungen für den Franchise-System-Erfolg                  34
   4.2    Phasen des Systemaufbaus	                                        37
   4.3    Nachhaltiges Systemmanagement	                                   38
   4.4    Mediation in Franchise-Systemen	                                 40
   4.5    Das Franchise-Handbuch	                                          41
   4.6    Kosten des Systemaufbaus	                                        42
   4.7    Kommerzielles Franchising und Social Franchising im Vergleich	   43
   4.8    Checklisten für Franchise-Geber	                                 45

   RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN                                 48
   5.1    Grundlegendes über Franchise-Verträge	                           50
   5.2    Vorvertragliche Aufklärungspflichten und Konsumentenschutz	      50
   5.3    Arbeits- und sozialrechtliche Aspekte	                           51
   5.4    Wichtige Inhalte des Franchise-Vertrages	                        52
   5.5    Begleitende Verträge und verwandte Rechtsgebiete	                57
   5.6.   Internationalisierung von Franchise-Systemen		                   62

   NETZWERKEN	                                                             66
   6.1    Nützliche Kontakte	                                              68
   6.2    Kontakte der Wirtschaftskammern in ganz Österreich	              70

 Stichwortverzeichnis	                                                     71
Einfach Franchising - Gründerservice
Einfach Franchising - Gründerservice
Vorwort

© Trend Sebastian Reich

                                                                               liche Beratung rund um Franchising gehört
                                                                               ebenso zu unserem Leistungsprofil wie unser
                                                                               aktualisierter Franchising-Leitfaden, der be-
                                                                               reits in zehnter Auflage erscheint.

                                                                               In diesem Sinn darf ich
                                                                               Sie sehr herzlich als
                                                                               Franchise-Nehmer wie als
                                                                               Franchise-Geber in der
                          Vorwort                                              großen Unternehmer-
                                                                               familie Österreichs
                                                                               begrüßen. Mit Ihrer Selbst-
                                                                               ständigkeit machen Sie
                              Zur beeindruckenden Vielfalt des Unterneh-       den Unterschied – nicht
                              mertums in Österreich gehört auch Fran-          nur für Ihre persönliche
                              chising. Mit rund 500 Franchise-Systemen,
                              12.000 Standorten und einem Nettoumsatz
                                                                               Zukunft, sondern für ein
                              von ca. elf Milliarden Euro ist Franchising in   Österreich, in dem mehr
                              Österreich klar auf Wachstumskurs – Tendenz      unternehmerisches
                              weiter steigend.
                                                                               Denken und Handeln
                              Besonders erfreulich ist, dass sich Franchi-     mehr Wachstum, Wohlstand
                              sing weiterhin als attraktives Sprungbrett
                              von der Unselbstständigkeit in die Selbst-
                                                                               und Zukunft schafft.
                              ständigkeit entwickelt hat: Drei Viertel aller
                              Franchise-Unternehmer waren zuvor ange-          Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre
                              stellt – und bringen langjährige Branchen-       und viel Erfolg!
                              erfahrung in ihre neue Unternehmerkarriere
                              mit ein. Das sichert kräftige und nachhaltige
                              Impulse für Wirtschaft und Arbeitsplätze im
                              Land.

                              Als WKO ist uns die Unterstützung dieser
                              unternehmerischen Dynamik ein wichtiges
                              Anliegen. Mit unserer Franchisebörse bieten
                              wir einen attraktiven digitalen Marktplatz für
                              alle, die für sich das passende Franchise-       Dr. Harald Mahrer
                              System finden und umsetzen wollen. Persön-       Präsident der Wirtschaftskammer Österreich

                                                                                                                                7
Wie sich Franchise
entwickelt hat

                                  Neue Produkte und Technologien sowie in-
                                  tensiver Wettbewerb erfordern von jedem
                                  Selbstständigen erfolgversprechende Ideen
                                  und Konzepte, um wirtschaftlich punkten zu
                                  können. Dabei muss man nicht immer selbst
                                  eine neue Geschäftsidee erfinden. Man kann
                                  auch bereits bewährte Geschäftskonzepte,
                                  Waren und Dienstleistungen nützen.

                                  Franchising ist eines der erfolgreichsten
                                  Konzepte für den Vertrieb von Waren und
                                  Dienstleistungen. Es ist für viele Branchen
                                  und unterschiedliche Unternehmensgrößen
                                  interessant. Die Zahl der Systeme wächst
                                  laufend.

                                  Franchise-Systeme verbinden die Vorteile
                                  großer Unternehmen mit den Qualitäten klei-
                                  ner Einheiten. Das sorgt von Anfang an für
                                  eine verbesserte Markt- und Wettbewerbspo-
                                  sition. Wer sich für Franchising interessiert,
                                  sollte über die betriebswirtschaftlichen und
                                  rechtlichen Rahmenbedingungen sowie über
                                  die Vertragsgestaltung gut informiert sein.

    Seit rund 50 Jahren ist
    Franchising auch in
    Europa etabliert. Branchen-
    schwerpunkte waren
    früher Einzelhandel und
    Gastronomie. Heute ist
    Franchising in vielen
    Branchen erfolgreich.
8
1. Die Erfolgsgeschichte

1.1. Wie alles begann
Auf einen Blick:
So entwickelte sich Franchising …
 S.10

1.2. Was ist Franchising?
Das Konzept und seine Definitionen …
 S.10
                                       9
EINFÜHRUNG                                                              Wie alles begann/Was ist Franchising?

                   EINFÜHRUNG                                        den USA darunter die Erlaubnis, Rechte an-
                                                                     derer kommerziell zu nutzen. Dabei standen
                   Dynamische Märkte, neue Produkte und              die Rechte zur Vermarktung und zum Ver-
                   Technologien sowie intensiver Wettbewerb          trieb von Produkten im Vordergrund. Fran-
                   erfordern von jedem Selbstständigen neue          chising als Vertriebsform war geboren. Die
                   Ideen und Konzepte, um seinen Erfolg in der       Nähmaschinenfirma Singer erlaubte bereits
                   Zukunft zu sichern. Eines der erfolgreichsten     1860 fahrenden Händlern, ihre Maschinen zu
                   Konzepte für den Vertrieb von Waren und           verkaufen. Die Firma lieferte die Maschinen,
                   Dienstleistungen, mit dem sich heute Vertre-      um alles andere mussten sich die Händler
                   ter aller Branchen und Unternehmens­größen        selbst kümmern.
                   beschäftigen, ist Franchising. Ihre Zahl steigt
                   von Jahr zu Jahr, und das große Interesse am      Um die Jahrhundertwende führten mehrere
                   Thema ist nach wie vor ungebrochen.               Automobilproduzenten Vertriebsnetze mit
                                                                     vertraglich gebundenen Händlern ein. Auch
                   Dieser Leitfaden informiert Sie über das We-      die Mineralölproduzenten begannen schon
                   sen von Franchising und wie Sie die Partner-      bald, flächendeckende Vertriebsnetze mit
                   schaft zwischen selbstständigen Unterneh-         eigenständigen Tankstelleninhabern auf­
                   men aus der Sicht des Franchise-Gebers und        zubauen. Ebenso praktizierten Getränke­
                   aus der Sicht des Franchise-Nehmers regeln        hersteller wie Coca-Cola diese Form des
                   und absichern. Er beantwortet Ihre Fragen         Franchising, auch „Product Distribution
                   rund um das Franchise-System inklusive der        Franchising“ genannt.
                   betriebswirtschaftlichen und der rechtlichen
                   Belange sowie der Vertragsgestaltung.             Aus dieser traditionellen Form entwickelte
                                                                     sich eine neue Generation des Franchising,
                   Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Fran-        das „Business Format Franchising“. Die Idee
                   chising haben, wenden Sie sich an die An-         dabei war, das reine Vertriebskonzept der Wa-
                   sprechpartner in Ihrer Wirtschaftskammer.         ren auf ein umfassendes Betriebskonzept zu
                                                                     erweitern. Diese Form setzt viel stärker auf
                                                                     eine umfassende organisatorische und kauf-
                      UNSER TIPP                                     männische Zusammenarbeit der Partner.

                   Unsere Informationen finden Sie auch im           Als Vater dieser neuen Franchise-Form gilt
                   Internet unter www.gruenderservice.at/            der Amerikaner Ray Croc, der 1955 im Rah-
                   franchise. Nutzen Sie auch den Leitfaden für      men der Entwicklung seines Franchise-
 Direktlink        Gründerinnen und Gründer für sämtliche            Konzeptes (McDonald’s) diese Elemente in-
                   Informationen zum Thema Rechtsformen,             tegrierte. Aus diesem Grund ist Franchising
                   Sozialversicherung, etc.                          heute nicht mehr nur für Handelsbetriebe,
                   www.gruenderservice.at/publikationen              sondern auch für Dienstleistungen geeignet.

                                                                     In den siebziger Jahren des vergangenen
 Direktlink                                                          Jahrhunderts gelang dem modernen Fran-
                   1.1 WIE ALLES BEGANN …                            chising auch in Europa der Durchbruch.
                                                                     Branchenschwerpunkte waren damals der
                   Der Franchise-Begriff stammt aus dem Fran-        Einzelhandel und die Gastronomie. Inzwi-
                   zösischen und wurde dort bereits im Mittelal-     schen ist Franchising weltweit verbreitet.
                   ter verwendet. Er stand für die Überlassung
                   von bestimmten Privilegien (z.B. Recht der
                   Kaufleute zum Abhalten von Messen auf             1.2 WAS IST FRANCHISING?
                   bestimmten Gebieten) gegen finanzielle Ent-
                   schädigung oder gegen Leistung von Diensten.      Franchising ist als Begriff gesetzlich nicht
                                                                     geregelt, allerdings gibt es einige Wesens-
                   Die Bedeutung des Begriffes wurde im Laufe        merkmale, die das Thema näher charakteri-
                   der Zeit erweitert. Im 19. Jh. verstand man in    sieren.

10
Was ist Franchising?                                                                          EINFÜHRUNG

Franchising ist eine Möglichkeit, eine erfolg-
reiche Geschäftsidee mehreren Partnern zur         Definition von Franchising
Verfügung zu stellen und so den Geschäfts-         (nach Erich Kaub)
typ zu multiplizieren.
                                                   Franchising ist ein vertikal-kooperativ
Der Franchise-Geber entwickelt und erprobt         organisiertes Absatzsystem rechtlich
dieses Geschäftskonzept (für Waren und             selbstständiger Unternehmen auf der
Dienstleistungen). Die Franchise-Nehmer            Basis eines vertraglich geregelten Dau-
setzen dieses erprobte Konzept als selbst-         erschuldverhältnisses.
ständige Unternehmer in ihrem Gebiet um
und nutzen die Marke, das Know-how, die            Dieses System tritt am Markt einheitlich
Erfahrungen des Franchise-Gebers und die           auf und wird geprägt durch das arbeits-
Vorteile des Systems.                              teilige Leistungsprogramm der System-
                                                   partner sowie durch ein Weisungs- und
Der Franchise-Geber verpflichtet sich darü-        Kontrollsystem zur Sicherung eines
ber hinaus, den Franchise-Nehmern regel-           systemkonformen Verhaltens. Das Leis-
mäßige Unterstützung zu geben und das              tungsprogramm des Franchise-Gebers
Franchise-System sowie die notwendigen             ist das Franchise-Paket.
Dienstleistungen weiterzuentwickeln. Für all
diese Leistungen bezahlen die Franchise-           Es besteht aus:
Nehmer Gebühren an den Franchise-Geber.             einem Beschaffungs-, Absatz- und
                                                   ƒƒ
                                                     Organisationskonzept,
Die Franchise-Nehmer verpflichten sich, das         dem Nutzungsrecht an Schutzrechten,
                                                   ƒƒ
Konzept systemkonform umzusetzen. Zwi-              der Ausbildung des Franchise-Nehmers,
                                                   ƒƒ
schen den beiden Partnern (Franchise-Ge-            der Verpflichtung des Franchise-Gebers,
                                                   ƒƒ
ber und Franchise-Nehmer) besteht eine               den Franchise-Nehmer aktiv zu un-
enge, auf Dauer ausgerichtete Zusammen-              terstützen und das Konzept ständig
arbeit, die in einem Franchise-Vertrag gere-         weiterzuentwickeln.
gelt ist.
                                                   Der Franchise-Nehmer ist im eigenen
Franchising ist also eine Partnerschaft            Namen und auf eigene Rechnung tätig;
selbstständiger Unternehmer mit einem ge-          er hat das Recht und die Pflicht, das
meinsamen Ziel, nämlich langfristigen wirt-        Franchise-Paket gegen Entgelt zu nut-
schaftlichen Erfolg.                               zen. Als Leistungsbeitrag liefert er Ar-
                                                   beit, Kapital und Information.
Einziger Maßstab für den Franchise-Geber
ist also der Erfolg seiner Franchise-Nehmer.
Nur wenn diese erfolgreich sind, wird es         Eine noch ausführlichere Definition des
auch der Franchise-Geber sein. Der Fran-         Franchising enthält der Ethikkodex für
chise-Geber ist Dienstleister für seine Fran-    Mitglieder des Österreichischen Franchise-
chise-Nehmer und übernimmt Mitverant-            Verbandes. Dieser Verhaltenskodex ist eine
wortung für deren Erfolg.                        Zusammenstellung von wesentlichen Vor-
                                                 schriften fairer Verhaltensweisen für die
Franchise-Systeme verbinden daher die Vor-       Franchise-Praxis und wurde von den europä-
teile der Großunternehmungen (z.B. Markt-        ischen Franchise-Verbänden in Zusammen-
macht, Rationalisierungseffekte) mit den         arbeit mit der Europäischen Kommission in
Vorteilen kleiner Einheiten (Kundennähe,         Brüssel erarbeitet (www.franchise.at).              Direktlink
Flexibilität, ...) und verschaffen so dem Ge-
samtsystem eine verbesserte Markt- und
Wettbewerbsposition.

                                                                                                             11
So funktioniert
Franchising
     Franchising ist für kleine
     und mittlere Unternehmen
     ein attraktiver Weg, klein zu
     bleiben, aber groß aufzu-       Franchise-Systeme ermöglichen die Kom-
     treten. Das unterstützt den     bination der Erfolgsfaktoren großer Unter-
                                     nehmen – wie Marktmacht, Servicestruktur,
     raschen wirtschaftlichen        Marketing, Organisation oder Controlling
     Erfolg von Franchise-           – mit jenen kleiner Unternehmen, wie Kun-
                                     dennähe, Flexibilität oder Motivation. Das
     Nehmern – und sichert den       koordinierte Zusammenwirken der Partner
     Erfolg des ganzen Systems.      erhöht die Erfolgschancen am Markt.

                                     Franchising hat vielfältige Erscheinungs-
                                     formen, wie Produktions-Franchising,
                                     Vertriebs-Franchising oder Dienstleistungs-
                                     Franchising. Franchise-Systeme sind heute
                                     in so gut wie allen Branchen vertreten – vom
                                     Textilhandel über Gastronomie und Hotelle-
                                     rie bis zu IT und Weiterbildung. Die Idee des
                                     Franchising liegt mittlerweile auch Konzep-
                                     ten von Sozialunternehmen zugrunde.

                                     Es gibt zahlreiche Vertriebssysteme, die dem
                                     Franchising ähnlich sind. Sie unterscheiden
                                     sich hinsichtlich des Ausmaßes und der In-
                                     tensität der Kooperation sowie in rechtlichen
                                     und organisatorischen Belangen. Nicht alles,
                                     was auf den ersten Blick nach Franchising
                                     aussieht, ist auch Franchising.

12
2. Das System

2.1. Franchising in Zahlen
Zahlen, Daten, Fakten - was man über
den Markt in Österreich wissen muss
 S.14

2.2. Franchise-Formen
In welchen Bereichen
es Franchising gibt
 S.16

2.3. Franchise-ähnliche
Vertriebssysteme
Welche Systeme und Konzepte
am Markt etabliert sind
 S.16

2.4. Wer leistet was?
Leistungen von Franchise-Nehmern
und -Gebern auf einen Blick
 S.18

2.5. Franchise-Gebühren
Gebühren: Wer was zahlen muss
 S.18
                                       13
DAS SYSTEM                                                                                  Franchising in Zahlen

                          Voraussetzung für die Überlebensfähigkeit        2.1 FRANCHISING IN ZAHLEN
                          jedes Unternehmens ist wirtschaftlicher Er-
                          folg! Dies gilt auch für Franchise-Betriebe,     In Österreich hält die erfreuliche Entwick-
                          Gewinnorientierung zeichnet die klassische       lung der Franchise-Wirtschaft seit Jahren
* Franchise in Öster-
reich 2021, mm.insights   bzw. kommerzielle Form des Franchising           an. Eine aktuelle Studie* des österreichi-
in Kooperation mit
bestHeads im Auftrag      seit Jahrzehnten aus. Die Idee des Franchi-      schen Franchise-Verbandes zeigt, dass Fran-
des Österreichischen      sing wurde zwischenzeitlich auch in Sozial-      chising weiterhin sehr gefragt ist und eine
Franchise-Verbandes
                          unternehmen getragen. Kooperationsmo-            gute Option für den Weg in die Selbstständig-
                          delle für Projekte im Sozialbereich bzw. im      keit darstellt.
                          Social-Business-Segment, die auf der Idee
                          des Franchising beruhen, werden dement-          2017 gab es noch 440 Franchise-Systeme,
                          sprechend als Social-Franchise-Modelle be-       2021 sind es bereits 495 aktive Systeme am
                          zeichnet. Ausgewählte Studienergebnisse zu       Markt. Ebenso wie die Zahl der Franchise-
                          Unterschieden und Gemeinsamkeiten finden         Systeme ist auch die Zahl der Franchise-
                          sich in Kapitel 4. Kleine Unternehmen sind       Standorte in den letzten Jahren von 10.400
                          durch die Vielfalt der Aufgaben im täglichen     auf 12.000 angestiegen.
                          Alltag häufig stark gefordert. Franchising
                          wird für kleine und mittlere Unternehmen         Dynamische Entwicklung und Wachstum
                          als ein geeigneter Weg gesehen, „klein zu        Die Befragung zeigt, dass sich 24% der
                          bleiben und groß zu wirken”. Franchise-Sys-      Franchise-Systeme in der Start- bzw. Auf-
                          teme ermöglichen die Kombination der Vor-        bauphase befinden und weitere 50% in der
                          teile großer Unternehmen (u.a. Marktmacht,       Expansionsphase. 74% sind somit im Wachs-
                          Servicestruktur, Marketing, Organisation,        tum, und 17% der Systeme haben bereits die
                          Controlling) mit jenen kleiner Unternehmen       Reifephase erreicht. Die Konsolidierungs-
                          (u.a. Kundennähe, Flexibilität, Motivation).     bzw. Schließungsphase spielt mit jeweils 2%
                          Ein systematisiertes und koordiniertes Zu-       keine Rolle. Der Nettoumsatz soll bei 79%
                          sammenspiel der Partner erhöht die Er-           der Franchise-Systeme gesteigert werden.
                          folgschancen am Markt.
                                                                           Franchise schafft Arbeitsplätze
                          Franchising ist für kleine und mittlere Unter-   79% der Systeme haben in den letzten zwölf
                          nehmen ein Weg, klein zu bleiben, aber groß      Monaten neue Mitarbeiter eingestellt und
                          zu wirken.                                       73% planen dies auch in den kommenden
                                                                           12 Monaten. Das bedeutet pro System 15
                          Für beide Vertragspartner müssen System-         Mitarbeiter und ergibt in Summe 7.500 Neu-
                          vorteile erzielbar sein. Ein ausgewogenes        einstellungen.
                          Verhältnis von Leistung und Gegenleistung
                          sowie eine vertrauensvolle Basis der Zusam-      Franchise vereint global und lokal
                          menarbeit sind für ein langfristiges Beste-      Die Franchise-Landschaft ist sowohl global
                          hen der Partnerschaft von wesentlicher Be-       als auch lokal von großer Bedeutung. Drei
                          deutung.                                         Viertel der Systeme kommen aus Österreich,
                                                                           und beinahe zwei Drittel agieren internatio-
                                                                           nal. Bei der Internationalisierung wird für
                                                                           das nächste Jahr eine Steigerung von 17%
                                                                           angestrebt, und von derzeit 62% internatio-
                                                                           nal tätigen Systemen soll künftig auf 79%
                                                                           gesteigert werden.

                                                                           Herausforderungen der Branche
                                                                           Neue bzw. geeignete Franchise-Nehmer zu
                                                                           finden stellt nach wie vor eine große Heraus-
                                                                           forderung in der Szene dar sowie die Steige-
                                                                           rung von Absatz und Umsatz als auch die
                                                                           Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen.

14
Franchising in Zahlen                                            DAS SYSTEM

         495
        Systeme mit

12.000   Standorten
                                     10,8
                                  Milliarden
                                     geschätzter
                                  Netto-Umsatz 2021
                                                            91 %
                                                        planen die Aufnahme
                                                          neuer Franchise-
                                                              Nehmer

                                                           74 %
                                    79 %
                                                           aller Franchise-
                                                          Systeme befinden
                                  der Systeme rechnen    sich gegenwärtig in
                                    mit steigendem      der Wachstumsphase
 Eine österreichische                   Umsatz
     Spezialität:

     74 %
  der aktiven Systeme wurden in
       Österreich gegründet

                                                                              15
DAS SYSTEM                                           Franchise-Formen/Franchise-ähnliche Vertriebssysteme

                  2.2 FRANCHISE-FORMEN                            Filialsystem
                                                                  Filialsysteme sind Franchise-Systemen funk-
                  Franchise-Systeme haben vielfältige Er-         tional sehr ähnlich, der Filialleiter ist im Ge-
                  scheinungsformen. Die häufigste Unter-          gensatz zum Franchise-Nehmer kein selbst-
                  scheidung erfolgt nach Wirtschaftssektoren.     ständiger Unternehmer und trägt damit auch
                  Dabei wird Franchising unterschieden in:        kaum ein Risiko. Bei einem Filialsystem ver-
                                                                  treibt der Hersteller oder Großhändler seine
                                                                  Waren bzw. Dienstleistungen über eigene Au-
                  ƒƒProduktions-Franchising                       ßenstellen. Im Filialsystem hat die Zentrale
                  ƒƒVertriebs-Franchising                         viel umfangreichere Rechte und zugleich eine
                  ƒƒDienstleistungs-Franchising                   bessere Durchsetzungsmöglichkeit in den
                                                                  Bereichen Strategie, Controlling, Marketing,
                                                                  Preisgestaltung, Erscheinungsbild etc. Cha-
                  Beim Produktions-Franchising überlässt der      rakteristisch sind auch ein zentrales Waren-
                  Franchise-Geber dem Franchise-Nehmer            lager sowie eine zentrale Betriebsabrech-
                  das Know-how zur Erzeugung, Verarbeitung,       nung. Ein Filialsystem erfordert vielfach hohe
                  Veredelung und parallel zum Vertrieb von        Eigeninvestitionen (Kapitalaufbringung durch
                  Produkten.                                      die Zentrale). Von außen betrachtet sind
                                                                  Franchise-Standorte von unternehmenseige-
                  Beim Vertriebs-Franchising steht der Ver-       nen Filialen kaum zu unterscheiden. In der
                  trieb, der Absatz der bereits produzierten      Praxis findet sich innerhalb eines Franchise-
                  Güter (des Herstellers oder Großhändlers)       Systems häufig eine Mischung aus selbst
                  im Vordergrund.                                 geführten Filialen des Franchise-Gebers
                                                                  einerseits und selbstständigen Franchise-
                  Beim Dienstleistungs-Franchising werden         Nehmer-Betrieben andererseits.
                  Dienstleistungen auf der Basis des Know-
                  how des Franchise-Gebers vom Franchise-         Lizenzsystem
                  Nehmer erbracht. Bei dieser Form ist die        Beim Lizenzsystem überlässt der Lizenzge-
                  Bedeutung der Know-how-Übertragung am           ber dem Lizenznehmer im Rahmen eines
                  besten sichtbar.                                Lizenzvertrages die Rechte zur Nutzung von
                                                                  gewerblichen Schutzrechten (Marke, Patent
                  In der Praxis finden sich zahlreiche Misch-     usw.). Häufig handelt es sich um patentge-
                  formen. Franchise-Systeme sind in so gut        schützte Erfindungen. Die Lizenzen beziehen
                  wie allen Branchen vertreten, beispielhaft zu   sich v.a. auf Einzelleistungen und unterstüt-
                  nennen sind Textilhandel, Kosmetik, Son-        zen den Lizenznehmer bei seinem sonst
                  nenstudios, Sprachschulen, Gastronomie,         selbstständig durchgeführten Geschäftsbe-
                  Hotellerie, Reisebüros, Baumärkte, Informa-     trieb. Der Einfluss des Lizenzgebers auf den
                  tionstechnologie, Lernhilfe und Weiterbil-      Lizenznehmer ist geringer im Vergleich zu
                  dung, Versicherung u.v.m.                       einem Franchise-System.

                                                                  Lizenzsysteme haben weder ein eigenes Be-
                  2.3 FRANCHISE-ÄHNLICHE                          triebs- noch ein eigenes Marketingkonzept.
                  VERTRIEBSSYSTEME                                Es fehlen auch Regeln zur Aufrechterhaltung
                                                                  eines Systemimages, wie auch die Notwen-
                  Eine Abgrenzung des Franchising von ähnli-      digkeit zur ständigen Anpassung an geän-
                  chen Vertriebssystemen kann hinsichtlich        derte Marktverhältnisse nicht gegeben ist.
                  Ausmaß und Intensität der Kooperation so-       Im Unterschied zum Lizenzvertrag schließt
                  wie auch in rechtlichen und organisatori-       der Franchise-Vertrag das gesamte Be-
                  schen Belangen erfolgen. Nachfolgend fin-       triebskonzept mit ein. Das Marketingkonzept
                  den sich einige mit Franchise-Systemen          (und dessen Umsetzung) dient nicht zuletzt
                  vergleichbare Vertriebsformen sowie ausge-      dem einheitlichen Marktauftritt aller Sys-
                  wählte Kriterien zur Abgrenzung von Fran-       tempartner und damit auch einer rascheren
                  chise-Systemen.                                 Bekanntmachung der Marke.

16
Franchise-ähnliche Vertriebssysteme                                                              DAS SYSTEM

Handelsagentensystem                            des Vertragshändlers vereinbart. Dem Ver-
Der Handelsagent/Handelsvertreter ist im        tragshändlersystem fehlt aber zumeist das
fremden Namen und auf fremde Rechnung           straffe Organisations- und Marketingkonzept
mit der Vermittlung oder dem Abschluss von      von Franchise-Systemen.
Geschäften für einen oder mehrere Herstel-
ler betraut. Er unterliegt dem Handelsver-      Genossenschaften
tretergesetz. Der Handelsagent trägt nor-       Diese haben horizontalen Charakter, d.h., es
malerweise kein Warenrisiko und hat auch        kooperieren Partner derselben Wirtschafts-
nur beschränkten Kapitaleinsatz. Er ist zwar    stufe miteinander. Die Verbindung zwischen
wie der Franchise-Nehmer selbstständiger        den einzelnen Genossenschaftern, die
Kaufmann, doch handelt er nicht wie der         gleichzeitig Mitglieder und Kunden der Ge-
Franchise-Nehmer im eigenen Namen und           nossenschaft sind, ist lose. Die Genossen-
auf eigene Rechnung. Bei einem Handels-         schaft hat kein Überwachungs- und Wei-
agentensystem kann daher das Unterneh-          sungsrecht. Ebenso fehlt das vergleichsweise
men – der Geschäftspartner des Handels-         „straffe“ Vertriebskonzept, wie es im Fran-
agenten – alle Details, z.B. hinsichtlich der   chising üblich ist,
Kundenbeziehung, Preisgestaltung etc., noch
detaillierter als bei einem Franchise-System    Direktvertrieb
(insbesondere beim Verkaufspreis) vor-          Als eine Alternative zum stationären Handel
schreiben, da der Kunde mit dem Unterneh-       gilt der Direktvertrieb. Selbstständige im Di-
men und nicht mit dem Handelsagenten            rektvertrieb vermitteln auf Rechnung und im
Verträge abschließt. Dafür trägt dieses Un-     Namen eines Direktvertriebsunternehmens
ternehmen auch das Investitions- und Ab-        (Hersteller oder Händler) Waren oder Dienst-
satzrisiko. Die Handelsagenten haben auch       leistungen an Konsumenten im direkten
eine eigene Vertretung in der Wirtschafts-      Kontakt oder über digitale Medien. Werden
kammer-Organisation. Weitere Informatio-        Waren vermittelt, wird der Selbstständige
nen sowie Musterverträge finden Sie unter       auch als Warenpräsentator bezeichnet, für
www.handelsagenten.at.                          ihn gilt das Handelsvertretergesetz. Beson-            Direktlink
                                                dere Formen des Direktvertriebes sind der
Kommissionssystem                               „klassische“ Vertreter-Vertrieb, der Party-
Der Kommissionär ist selbstständiger Kauf-      Verkauf, der Strukturvertrieb (auch als
mann. Er kauft und verkauft Waren im eige-      Multi-Level-Marketing/Network-Marketing
nen Namen, aber auf fremde Rechnung.            bezeichnet).
Dadurch ist auch er schon in rechtlicher Hin-
sicht deutlich von einem Franchise-Nehmer       Im Direktvertrieb haben Selbstständige zu-
unterscheidbar. Der Kommissionsvertrag ist      meist nur wenig eigene Gestaltungsmöglich-
einem Handelsvertretervertrag ähnlicher als     keiten. Die Grenze zum freien Dienstnehmer
einem Franchise-Vertrag. Ein Kommissionär       oder Angestellten ist oftmals fließend.
veräußert bestimmte Waren üblicherweise
nicht unter einer speziellen Marke, sondern     Selbstständige im Direktvertrieb haben in
für verschiedene Hersteller oder Groß­          der Wirtschaftskammer-Organisation eine
händler.                                        eigene Vertretung, weitere Informationen
                                                wie auch rechtliche Hinweise finden Sie un-
Vertragshändlersystem                           ter www.derdirektvertrieb.at.                          Direktlink
Das Vertragshändlersystem ist das „Gegen-
stück“ zum Handelsagentensystem. Ein Ver-
tragshändler hat das Recht, die vom Ver-
tragspartner hergestellten und vertriebenen
Produkte im eigenen Namen und auf eigene
Rechnung zu verkaufen. Er ist in die Ver-
kaufsorganisation des Lieferanten eingeglie-
dert und muss dessen Interessen wahrneh-
men. Oft wird auch ein Alleinvertriebsrecht

                                                                                                               17
DAS SYSTEM                                                         Wer leistet was?/Franchise-Gebühren

                  2.4 WER LEISTET WAS?                         ƒƒNeben der Entwicklung die laufende
                                                                 Optimierung/ Weiterentwicklung
                  Leistungen des Franchise-Gebers                des Systems
                  ƒƒZurverfügungstellung eines erprobten
                    Unternehmenskonzeptes mit hohem            Leistungen des Franchise-Nehmers
                    Bekanntheitsgrad (Marke)                   ƒƒUnternehmerisches Engagement
                  ƒƒAufbau des Franchise-Systems               ƒƒPersönliche Arbeitsleistung
                    (Vertragsgestaltung, Franchise-Doku-       ƒƒKapitaleinsatz
                    mentationen wie vor allem Erstellung des   ƒƒRisikobereitschaft
                    Franchise-(Nehmer)Handbuches,              ƒƒEinstellung und Führung des
                    System-Management)                           Personals
                  ƒƒBeschaffungs-, Organisations- und          ƒƒVerkauf des Produktes bzw. der
                    Marketingkonzepte                            Dienstleistung und Kundenbetreuung
                  ƒƒGründungshilfe                             ƒƒWeitergabe von Markt- und
                  ƒƒSchutzrechte (z.B. Marken, Patente,          Erfolgsinformationen an den
                    Lizenzen, Design)                            Franchise-Geber
                  ƒƒEtwaige Weitergabe von Preisvorteilen      ƒƒSystemkonformes Verhalten
                    durch gemeinsamen Einkauf                  ƒƒAktive Mitarbeit an der Weiterent­
                  ƒƒLaufendes System-Management                  wicklung des Systems
                    (quantitatives und qualitatives Control-   ƒƒLoyalität gegenüber dem
                    ling, Information und Kommunikation,         Franchise-Geber
                    Motivation)                                ƒƒGeheimhaltungspflicht
                  ƒƒAus- und Weiterbildung der Franchise-      ƒƒWettbewerbsverbot
                    Nehmer und eventuell auch von deren        ƒƒZahlung der Franchise-Gebühren
                    Mitarbeitern                                 an den Franchise-Geber

                  2.5 FRANCHISE-GEBÜHREN

                  Die Franchise-Gebühren zählen zu den Erlösquellen eines Franchise-Gebers. Sie können im
                  Wesentlichen nach drei Gebührengruppen unterteilt werden:

                       Einstiegs-                      laufende                        sonstige
                        gebühr                          Gebühr                         Gebühr

18
Franchise-Gebühren                                                                               DAS SYSTEM

Einstiegsgebühr                                 satz gekoppelt. Als die wesentlichste Gebüh-
Die Einstiegsgebühr ist eine einmalig zu ent-   renart ist in diesem Zusammenhang die
richtende Gebühr bei Systembeitritt des         Marketinggebühr für die insbesondere über-
Franchise-Nehmers, sie ist sein Beitrag für     regionalen Marketingmaßnahmen des Fran-
die bisherige Systementwicklung des Fran-       chise-Gebers zu nennen. Erfahrungsgemäß
chise-Gebers, den Know-how-Transfer und         liegen Marketinggebühren, so solche über-
den Marktwert des Systems. Sie ist in der       haupt zusätzlich verrechnet werden, in Ös-
Regel zu Beginn des Vertrages fällig. Ein-      terreich vielfach in der Bandbreite von 1% bis
stiegsgebühren sind in den meisten erprobten    3%, zumeist auf der Basis des Nettoumsat-
Systemen zwar zu entrichten, werden aber        zes des Franchise-Nehmers.
nicht zwingend von allen Franchise-Gebern
verlangt. Es kann davon ausgegangen wer-        Als weitere sonstige Gebühren sind u.a. et-
den, dass die Einstiegsgebühr mit dem Reife-    waige Beiträge für IT, Weiterbildung und
grad des Systems (Markenbekanntheit, Um-        sonstige Leistungen des Franchise-Gebers
fang des Franchise-Paketes) steigt.             zu nennen.

Laut den aktuellsten Erhebungen im Jahr
2021 liegt die durchschnittliche Höhe der
Einstiegsgebühr in Österreich bei 19.000,–
Euro (Quelle: Franchise in Österreich 2021,
mm.insights in Kooperation mit bestHeads
im Auftrag des Österreichischen Franchise-
Verbandes).
                                                WICHTIG!
Laufende Franchise-Gebühr                       Einstiegsgebühren
Die laufende Franchise-Gebühr wird regel-       sind je nach
mäßig (meist monatlich) während der ge-         System unter­
samten Dauer des Vertrages vom Franchise-       schiedlich hoch. Bei
Nehmer an den Franchise-Geber entrichtet.       einer Vertragsauf­
Sie wird vielfach prozentual, aber auch als     lösung (Ausstieg
Fixbetrag verrechnet und stellt eine Gegen-     aus dem System)
leistung dar für die laufenden Dienstleistun-   werden diese
gen des Franchise-Gebers (wie laufende          üblicherweise nicht
Betreuung, Produkt- und Dienstleistungsin-      zurückbezahlt!
novationen, Systemweiterentwicklung, Cont-
rolling).

Auch im Fall der laufenden Franchise-Ge-
bühr sind systembezogen unterschiedliche
Höhen üblich. Seit Jahren im Wesentlichen
unverändert liegen sie in Österreich vielfach
in der Bandbreite von 5% bis 15%, zumeist
verrechnet auf der Basis des Franchise-
Nehmer-Nettoumsatzes. Erfahrungsgemäß
verlangen Franchise-Geber in der Dienst-
leistungsbranche im Schnitt höhere Gebüh-
ren verglichen mit Franchise-Gebern im
Handelssektor.

Sonstige Gebühren
Auch sonstige Gebühren sind nicht notwen-
digerweise an den Franchise-Nehmer-Um-

                                                                                                              19
Tipps für
Franchise-Nehmer
Bereits etablierte Business-
Idee, klares Geschäfts­
modell, berechenbare
Rahmenbedingungen:
Immer mehr Gründerin-          Dass sich Franchising als interessante Alter-
                               native zur Gründung mit einer eigenen Ge-
nen und Gründer nützen         schäftsidee etabliert hat, hat klare Gründe:
Franchise-Systeme, um mit      Das Nutzen am Markt erprobter Geschäfts-
Netzwerk unternehmerisch       modelle sichert einen raschen erfolgreichen
                               Start – und damit auch rasches Wachstum.
erfolgreich zu sein.           Als Franchise-Nehmer hat man dank Fran-
                               chise-Gesamtpaket die Möglichkeit, seine
                               Unternehmensgründung mit Sicherheitsnetz
                               umzusetzen.

                               Franchising ist in der Praxis besonders at-
                               traktiv für Gründerinnen und Gründer mit
                               längerer Berufserfahrung: Über drei Viertel
                               der Franchise-Nehmer starten aus einer un-
                               selbstständigen Beschäftigung in die Selbst-
                               ständigkeit. Rund ein Viertel war bereits
                               selbstständig.

                               Wer ein Franchise-System nutzt, weiß, was
                               in Berufsleben und Branche Sache ist: Vor
                               der Gründung verfügt der durchschnittliche
                               Franchise-Nehmer über knapp 20 Jahre Be-
                               rufs- und 14 Jahre Branchenerfahrung. Das
                               Durchschnittsalter der Franchise-Nehmer
                               liegt bei 47,3 Jahre. Es ist im Durchschnitt
                               höher als bei Selbstständigen in Österreich.

20
3. Die Gründung

3.1. Acht Schritte zum eigenen
Franchise-Betrieb
Checkliste: So starten Sie richtig durch!
 S.22

3.2. Finanzierung und Förderungen
Welche Unterstützungen Franchise-
Nehmer nutzen können
 S.25

3.3. Sonnen- und Schattenseiten für
Franchise-Nehmer
Vorteile- und Nachteile am Prüfstand
 S.26

3.4. Erfolgsmotive aus Sicht der
Franchise-Nehmer
Umfrage: Was Franchise-Nehmer
bewegt
 S.27

3.5. Checkliste für Franchise-Nehmer
Auf diese Fragen sollten Sie vor der
Gründung klare Antworten haben
 S.28
                                            21
Die Gründung                                                 Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb

               Immer mehr Gründerinnen und Gründer             Über drei Viertel der Franchise-Nehmer
               nützen Franchise-Systeme, um im Netzwerk        starten aus einer unselbstständigen Be-
               unternehmerisch erfolgreich zu sein. Das        schäftigung in die Selbstständigkeit im Fran-
               Nutzen am Markt erprobter Geschäftsmo-          chising, ein knappes Viertel war hingegen
               delle sichert einen raschen erfolgreichen       bereits außerhalb des Franchisings selbst-
               Start und damit auch rasches Wachstum.          ständig. Vor Gründung verfügt der durch-
               Der Franchise-Geber bietet dem Franchise-       schnittliche Franchise-Nehmer über knapp
               Nehmer mit dem Franchise-Paket die Mög-         20 Jahre Berufs- und 14 Jahre Branchener-
               lichkeit, eine Unternehmensgründung mit         fahrung.
               Sicherheitsnetz zu starten.
                                                               Das Durchschnittsalter der Franchise-Neh-
               Die Umfrage „Franchising in Österreich 2017,    mer liegt bei 47,3 Jahre und ist damit im
               der Privatuniversität Schloss Seeburg im Auf-   Durchschnitt etwas höher als bei Selbststän-
               trag des Österreichischen Franchise-Verban-     digen in Österreich insgesamt.
               des und der Wirtschaftskammer Österreich“,
               charakterisiert die Franchise-Nehmer von
               heute nach folgenden Merk­malen:

3.1  ACHT SCHRITTE
ZUM EIGENEN FRANCHISE-BETRIEB

                      1      Informieren und Überblick verschaffen!
                    In Österreich gibt es mehrere hundert Franchise-Systeme, die großteils nach wie
                    vor Franchise-Nehmer suchen. Einen guten Überblick gibt die Franchisebörse des
                    Gründerservice der Wirtschaftskammer im Internet unter www.franchiseboerse.at.
                    Hier tragen sich Systeme (Franchise- und Lizenzsysteme) kostenlos ein, die aktuell
                    in Österreich Partner suchen.

                    Weitere Internet-Portale bzw. Websites, die auch der Franchise-Partnersuche dienen,
Direktlink          sind beispielsweise www.franchiseportal.at.

                    Ebenso bieten in- und ausländische Franchise-Messen Gelegenheit zur Kontaktauf-
                    nahme mit Franchise-Gebern. Den Kontakt zu den Franchise-Verbänden der Nach­
                    barländer bzw. dem internationalen Franchise-Verband finden Sie im Kapitel 6.1.
                    Die Ansprechpartner Ihrer Wirtschaftskammer im jeweiligen Bundesland finden Sie
                    unter 6.2.

22
Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb                                                   Die Gründung

                          2      Franchise-Systeme auswählen!
                       Erstellen Sie eine Liste jener Franchise-Systeme, die für Sie infrage kommen, und
                       fordern Sie die entsprechenden Unterlagen an. Überprüfen Sie Ihre persönlichen und
                       fachlichen Voraussetzungen für Ihre Selbstständigkeit wie Persönlichkeitsmerkmale
                       (Online-Unternehmertest unter: www.gruenderservice.at/unternehmertest), Motive zur
                       Unternehmensgründung, kaufmännisches Know-how, Führungserfahrung, Fachwis-
 Direktlink            sen, Branchenerfahrung, Gewerbeberechtigung, Kapitalerfordernisse.

                          3      Franchise-Systeme selber prüfen!
                       Bewerben Sie sich bei den für Sie interessanten Systemen, fordern Sie detaillierte
                       Unterlagen an und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin. Überprüfen Sie die Fran-
                       chise-Unterlagen/das Angebot. Darüber hinaus vereinbaren Sie Gesprächstermine
                       mit Franchise-Nehmern des ausgewählten Systems, um weitere Einblicke in das je-
                       weilige System auch aus der Sicht bestehender Partner zu erhalten.

                       Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Informationsbeschaffung und Überprüfung.
WICHTIG!               Hinterfragen Sie v.a. auch, ob den laufenden Gebühren entsprechende laufende Leis-
Nicht überall,         tungen gegenüberstehen. Überprüfen Sie Vollständigkeit und Übertragbarkeit des
wo Franchise           Konzeptes auf Ihren lokalen Markt bzw. Standort. Überall dort, wo keine Details vorlie-
draufsteht, ist        gen, liegt es am Franchise-Nehmer, sich um die nötigen Ergänzungen zu kümmern.
Franchise              Unterstützung dabei bieten die Checklisten der Wirtschaftskammern (siehe Kapitel
drinnen!               3.5).

                       Lassen Sie sich also nicht von Hochglanzbroschüren täuschen. Nehmen Sie sich Zeit
                       für die Informationssammlung und Entscheidungsfindung. Lassen Sie sich nicht von
                       angeblich einmaligen Gelegenheiten beeindrucken, und beziehen Sie auch Ihre Fami-
                       lie in den Entscheidungsprozess ein. Eine Ihrer ersten Aufgaben ist es, Informationen
                       zum Franchise-System, zu den Franchise-Betreibern und zur wirtschaftlichen Lage
                       des Franchise-Gebers einzuholen.

                       Vorsicht ist u.a. bei jungen Systemen geboten. Trotz seriöser Absichten des Franchise-
                       Gebers könnte die Erfahrung noch fehlen, vor allem wenn das entwickelte Franchise-
                       Paket noch nicht ausreichend erprobt wurde. Lassen Sie sich Unterlagen wie z.B. das
                       Franchise-Handbuch vorlegen und erläutern. Auch wenn Franchise-Geber das Hand-
                       buch vor Vertragsabschluss nicht aus der Hand geben, ist es üblich, Einsicht zu erhal-
                       ten bzw. mit dem Franchise-Geber gemeinsam die Inhalte durchzugehen.

                       Auf jeden Fall ist es ratsam, sich die Namen verschiedener bereits aktiver Franchise-
                       Nehmer geben zu lassen und diese in Ihre Befragung einzubeziehen.

                       Schließlich kann Ihnen eventuell auch die Hausbank des Franchise-Gebers Informati-
                       onen geben. Nicht zuletzt ist an dieser Stelle auf die vorvertragliche Aufklärungspflicht
                       hinzuweisen, die sowohl seitens des Franchise-Gebers wie auch seitens des Fran-
                       chise-Nehmers zu beachten ist. Siehe dazu auch Kapitel 5.2.

                                                                                                                   23
Die Gründung                                                   Acht Schritte zum eigenen Franchise-Betrieb

                      4      Franchise-Systeme mit Beratern besprechen!
                    Besprechen Sie das ausgewählte System mit Ihren Partnern in der Wirtschaftskam-
                    mer. Diese helfen Ihnen auch, noch offene Fragen zur Unternehmensgründung aus
                    betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht (Gesellschaftsrecht, Gewerberecht etc.)
                    zu klären. Unterstützung in Detailfragen bieten, abgesehen vom Franchise-Geber
                    selbst, auch Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Steuerberater.

                      5      Finanzierung sichern!
                    Überprüfen Sie Ihren Kapitalbedarf, Ihre Eigenmittel und die nötigen Fremdmittel.
                    Kontaktieren Sie Ihre Bank, und holen Sie Finanzierungsangebote ein. Erkundigen Sie
                    sich auch nach öffentlichen Fördermitteln. Mehr dazu im Kapitel 3.2.

                      6      Vertrag unterzeichnen!
                    Üblicherweise wird das Franchise-Paket in mehreren Treffen besprochen. Dabei wird
                    auch örtlich darauf geachtet, dass jeder das Umfeld des anderen kennenlernen kann.
                    Zum Abschluss vereinbaren Sie noch eine ausreichende Bedenkzeit (ca. 2–3 Wochen),
                    bis Sie den Vertrag unterzeichnen.

                    Erst wenn Sie (meist nach mehreren Gesprächsrunden) alle Fragen positiv geklärt
                    haben, unterzeichnen Sie den Franchise-Vertrag. Sie erhalten dann auch das Fran-
                    chise-Handbuch bzw. gegebenenfalls mehrere zugehörige Bände mit den Konzeptde-
                    tails sowie den Maßnahmen zur arbeitsteiligen Zusammenarbeit. Jetzt beginnen Sie
                    gemeinsam mit dem Franchise-Geber die Umsetzung des Konzeptes.

                      7      Systemeinschulung
                    Spätestens jetzt beginnen Sie auch mit der Systemeinschulung durch den Franchise-
                    Geber, zumeist in der Franchise-Zentrale oder auch bei ausgewählten Franchise-
                    Nehmern des Systems. Die Dauer dieser Ausbildungsphase variiert je nach System
                    und richtet sich u.a. nach der Erklärungsbedürftigkeit von Produkt/Dienstleistung und
                    System, ebenso an Ihre spezifischen Anforderungen.
WICHTIG!
Das vorliegende
Franchise-Konzept     8      Konzept umsetzen, Betrieb eröffnen
muss häufig an
den jeweiligen      In Abstimmung mit und mit Unterstützung vom Franchise-Geber erfolgt die Vorberei-
Standort ange­      tung für Ihre Betriebseröffnung. Ob einzelne Konzeptteile für Ihr Gebiet angepasst
passt und manche    werden müssen, muss spätestens zu diesem Zeitpunkt geklärt sein. Der anschließen-
Themen müssen       den Konzeptumsetzung sollte nun nichts mehr im Wege stehen. Anpassungserforder-
im Sinne eines      nisse und auch Optimierungsmöglichkeiten, die sich im weiteren Verlauf Ihrer Be-
vollständigen       triebstätigkeit ergeben, sollen auch in weiterer Folge Inhalt der Kommunikation mit
Unternehmens­       dem Franchise-Geber sein.
konzeptes ergänzt
werden!

24
Finanzierung und Förderungen                                                                 Die Gründung

3.2 FINANZIERUNG UND                             Eine für aktivierbare Investitionen gern
FÖRDERUNGEN                                      genützte Finanzierungsmöglichkeit stellen
                                                 die zinsgünstigen erp-Kredite der Austria
Bevor Sie den Franchise-Vertrag unterzeich-      Wirtschaftsservice GmbH (aws) dar. Die
nen, sollten Sie unbedingt die Finanzierung      jeweils aktuellen Richtlinien finden Sie unter
Ihres Vorhabens sichern (schriftliche Finan-     www.aws.at.                                            Direktlink
zierungszusage einer Bank). Dazu ist es not-
wendig, das Konzept auf seine Rentabilität       Neben den allgemeinen Bestimmungen für
zu prüfen und den Kapital- bzw. den Finan-       Gründer (Informationen erhalten Sie bei
zierungsbedarf festzulegen. Sie erhalten         Ihrer Wirtschaftskammer oder Ihrer Haus-
vom Franchise-Geber im Rahmen seiner             bank) gilt für Franchise-Nehmer im Beson-
vorvertraglichen Aufklärungspflichten auf        deren, dass Sie so weit wie möglich wirt-
Erfahrungswerten beruhende und nach bes-         schaftlich selbstständig sein müssen.
tem Wissen und Gewissen erstellte Rentabi-
litätsrechnungen, die Sie am besten gemein-      Eine Förderung bei Franchising (lt. aws-
sam mit einem Berater überprüfen. Auch im        Richtlinien) ist nur möglich, wenn dem Fran-
Rahmen der Gespräche mit anderen Fran-           chise-Nehmer kein nachvertragliches Wett-
chise-Nehmern des Systems können Sie die         bewerbsverbot auferlegt wird (vgl. Kapitel 5).
Vorschaurechnung beurteilen.
                                                 Geschäftseinrichtungen, die vom Franchise-
Achten Sie darauf, dass sämtliche Kostenpo-      Geber bezogen werden, sind nur dann über
sitionen vorhanden sind (Sozialversiche-         erp-Kredite finanzierbar, wenn sie vom
rungsbeiträge des Unternehmers, Fremdka-         Franchise-Nehmer aktiviert oder als Gering-
pitalzinsen, ...), und berechnen Sie die Höhe    wertige Wirtschaftsgüter verbucht werden.
Ihres verfügbaren Einkommens (u.a. nach          Ebenso förderbar sind aktivierte Franchise-
Abzug der Kredittilgungen und Steuern).          Gebühren der Franchise-Nehmer an die
Vergleichen Sie auch die Ergebnisse der ers-     Franchise-Geber.
ten drei Jahre miteinander. Je nach Verfüg-                                                       WICHTIG!
barkeit von Eigenkapital (ca. 30% der An-        Gebührenbefreiung für Neugründer                 Förderanträge
fangsinvestitionen sollten vorhanden sein)       (Neufög)                                         müssen vor dem
ermitteln Sie den Bedarf an Fremdmitteln.        Unternehmensgründer sind von verschiede-         Ankauf von Gütern
                                                 nen Gebühren und Abgaben, die bei einer          gestellt werden!
Vergessen Sie nicht, dass neben der sofort       Gründung anfallen (wie z.B. für Firmenbuch),
fälligen Einstiegsgebühr auch die Anlagenin-     sowie Lohnabgaben für Dienstnehmer gemäß
vestitionen (wie Maschinen-, Büro- und Ge-       Neugründungs-Förderungsgesetz (Neufög)
schäftsausstattung, Kfz, ...), das Startwaren-   befreit.
lager, die Gründungskosten, evt. Anlaufzeiten
(Anlaufverluste) sowie Kosten für die private    Wer lt. Neufög unter diese Befreiung fällt
Lebensführung finanziert werden müssen.          und welche Gebühren dabei entfallen, darü-
Überlegen Sie sich vor dem Bankgespräch          ber berät Sie Ihr Gründerservice in Ihrer
auch mögliche Sicherheiten für den Kredit        Wirtschaftskammer. Dort erhalten Sie auch
(Eigentumsvorbehalt, Bürgschaft, ...).           die für die Gebührenbefreiung erforderlichen
                                                 Bestätigungen.                                   WICHTIG!
Öffentliche Fördermittel                                                                          Stellen Sie die
Bei Betriebsneugründungen ist es unter be-       Informieren Sie sich rechtzeitig (vor den Be-    Finanzierung
stimmten Voraussetzungen auch möglich,           hördenwegen)!                                    sicher, bevor Sie
öffentliche Fördermittel zu beantragen. Er-                                                       den Vertrag
kundigen Sie sich rechtzeitig im Zuge Ihrer                                                       unterzeichnen!
Finanzierungsgespräche bei Ihrer Hausbank
(vor Vertragsunterzeichnung und vor der In-
vestition). Einen guten Überblick bietet dazu
auch die Förderdatenbank der Wirtschafts-
kammern (http://wko.at/foerderungen).            Direktlink

                                                                                                                 25
Die Gründung                                             Sonnen- und Schattenseiten für Franchise-Nehmer

               3.3 SONNEN- UND                                  ƒƒMitgenuss an Werbung und Öffentlich-
               SCHATTENSEITEN FÜR DEN                             keitsarbeit des Franchise-Gebers (z.B.
               FRANCHISE-NEHMER                                   nationale und internationale Werbung,
                                                                  TV-Werbung, Pressearbeit etc.).
               Franchising bietet viele Facetten. Je nach       ƒƒMotivation durch Zugehörigkeit zu einer
               Betrachtungswinkel haben Franchise-Geber           „Franchise-Familie“. Der Systemverbund
               und Franchise-Nehmer hier naturgemäß               schafft ein Zugehörigkeitsgefühl und
               unterschiedliche Sichtweisen. Prinzipiell          ermöglicht einen fruchtbaren Informati-
               sollen sowohl für Franchise-Nehmer als             onsaustausch.
               auch für Franchise-Geber die Sonnenseiten        ƒƒZusätzliche Unterstützungsleistungen
               dieses Vertriebskonzeptes überwiegen.              vor allem in der Gründungsphase (siehe
                                                                  Kapitel 2.4).
               Voraussetzung dafür ist, dass keiner der
               Partner während der gesamten Dauer des           Diese Vorteile sollen dazu beitragen, dass
               Vertragsverhältnisses den Kooperationsge-        der neue Unternehmer einen gesicherten
               danken und das Bewusstsein um den Erfolg         bzw. risikoloseren Einstieg in die Selbststän-
               durch Zusammenarbeit aus den Augen ver-          digkeit hat und sich möglichst rasch zu ei-
               liert.                                           nem starken Partner entwickeln kann.

               Sonnenseiten                                     Schattenseiten
               ƒƒDer Traum von der eigenen Selbststän-          ƒƒDie Schwierigkeit der Beurteilung der
                 digkeit geht in Erfüllung (Erfolg durch          Leistungen und der Zuverlässigkeit des
                 Eigeninitiative: Eigener Chef sein, eigene       Franchise-Gebers. Trotz aller Vorsicht
                 Ideen einbringen, „in die eigene Tasche          und Recherchen kann die Qualität des
                 arbeiten“).                                      Systems und des Managements nicht im-
               ƒƒEin praxiserprobtes Unternehmens­                mer richtig bewertet werden. Außerdem
                 konzept wird übernommen.                         kann es vorkommen, dass die vereinbar-
               ƒƒZusätzliches Know-how wird erworben              ten Leistungen nicht den tatsächlichen
                 (Weitergabe von Erfahrungswissen,                Leistungen entsprechen. Vorsicht des
                 Übergabe eines Betriebshandbuches,               Einsteigers ist angebracht.
                 rechtzeitige Ausbildung in technischer         ƒƒImageschäden, die außerhalb des Ein-
                 und kaufmännischer Hinsicht).                    flussbereiches des Franchise-Nehmers
               ƒƒEinschulung und Weiterbildung für Fran-          entstanden sind, können voll auf die
                 chise-Nehmer und dessen Mitarbeiter              einzelnen Franchise-Partner durch­
                 durch die Systemzentrale, Meetings zum           schlagen.
                 gemeinsamen Erfahrungsaustausch.               ƒƒHäufig gibt es beim Verkauf eines
               ƒƒAus der Arbeitsteilung zwischen                  Franchise-Betriebes (meist durch Vor-
                 Franchise-Geber und Franchise-Nehmer             kaufsrecht der Systemzentrale)
                 resultieren Spezialisierung und damit            Einschränkungen.
                 erhöhte Produktivität der Partner. Mitar-      ƒƒDie Geschäftspolitik des Franchise-
                 beiterInnen der Systemzentrale beraten           Gebers kann sich auch nachteilig auf
                 den Franchise-Nehmer und erbringen               die Gewinnsituation der Systempartner
                 eine Reihe von Dienstleistungen.                 auswirken (z.B. bei Fehlinvestitionen,
               ƒƒPartizipation an der Marke und am                Fehlentwicklungen etc.).
                 Markenimage, dies fördert vor allem            ƒƒDer Franchise-Nehmer ist in seinen
                 in der Anfangsphase das schnellere               unternehmerischen Entscheidungen
                 Bekanntwerden der Firma des Fran-                eingeschränkt.
                 chise-Nehmers.
               ƒƒBetriebswirtschaftliche Vorteile durch die
                 Zugehörigkeit zu einem „Großunterneh-
                 men“ (günstige Einkaufsmöglichkeiten,
                 kostengünstigere Werbung, interessante-
                 re Versicherungstarife usw.).

26
Erfolgsmotive aus Sicht der Franchise-Nehmer                                                                                       Die Gründung

3.4 ERFOLGSMOTIVE                                                     Für die Wahl einer Selbstständigkeit als Fran-
AUS SICHT DER                                                         chise-Nehmer motiviert insbesondere die
FRANCHISE-NEHMER                                                      Möglichkeit, von der Partnerschaft mit dem
                                                                      Franchise-Geber zu profitieren sowie ein er-
Die Motive von Franchise-Nehmern werden                               probtes Konzept und eine bekannte Marke
laut der 2017 durchgeführten Umfrage der                              nutzen zu können. Diese Motive für eine
Privatuniversität Schloss Seeburg im Auftrag                          Selbstständigkeit im Franchising erfüllen sich
des Österreichischen Franchise-Verbandes                              durchwegs, was in einer hohen Zufriedenheit
und der Wirtschaftskammer Österreich wie                              mit der Tätigkeit als Franchise-Nehmer re-
folgt erlebt:                                                         sultiert. Durchwegs zufrieden sind die Fran-
                                                                      chise-Nehmer auch mit der Unterstützung
Die wichtigsten Motive für eine Selbststän-                           durch den Franchise-Geber (Gebietsschutz,
digkeit sind Unabhängigkeit bzw. der eigene                           Marketing, Trainings, Vertriebsunterstützung
Chef zu sein, mehr Freude an der Arbeit so-                           etc.). Entsprechend würden sich 93% der
wie neue Herausforderungen zu finden und                              Franchise-Nehmer wieder für eine Tätigkeit
eigene Ideen zu verwirklichen.                                        im selben System entscheiden.

                       Mar
Assoziationen
mit Franchising
                                                                        Fa
                                                                           m
                                                       lg

                          ke
                                                  Erfo

                                                                                  ili
                                                                 Leitfaden
                                                                                      e
                                                                                          Austausch
            Fran
                                                                                                                    Ko
                 ch                                          Risiko
                                                                                                              mf
                       ise-                                                                                     ort
                           Beit
                        rag
      Zentrale Eigenverantwortung

Zusammenarbeit
                                                                                               n
                                                                                           Idee

                                                             Fairness

                                                                                                                                       Betreuung
      Produktentwicklung
       Corporate

                                                                                                       Ne
                                              e

                                                                                               Wa
            Marketing
                                           ral
       n

                                                                                                  chstu
                                      ent
                 tio

                                                                                                        m

                                                                                                                   tzw
                                    e-Z

                                                                Infrastruktur
                                                            Erfahrungsaustausch
        Organisa

                                                                                                                                Kundennähe
                                      is

                                                            Konzern Erfahrung
                                  nch

                                                                                                       Fr

                                                      Kommunikation
                              Fra

                                                                                                         eu

                                                  Konzept                                                                             er
                                                                                                            Struktur
                                                                                                            de

                                                                                                                                                   k
                                                                                                                      it
                                                                                                                       ogenhe

                                                  Know-How
                                                             Flexibilität
       Qualität
                                                                                                                 Ausgew

                                                                                        Ko
                                                      it
                                              Unabhängigkeit        opeTeam
                                                Flexibilität
                                                                 he                                          Zukunft
                                                              ei
                                                                        rat
                                                                                            ng
                                                             r                            hu            Umsatzsteigerung
                                                                            io
                                                                                   irklic
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                                                                      Selb
  Bekann                 Synergien                                                                  Geschäftsidee
                   theitsgr                                                                      Gemeinschaft
                           ad

              Werbung
                                                                                                Vertrauen
                                                                                               Nutzungsrecht

                                                                                                                 Quelle: Privatuniversität Schloss Seeburg

                                                                                                                                                       27
Die Gründung                                                             Checkliste für Franchise-Nehmer

                    3.5 CHECKLISTE FÜR FRANCHISE-NEHMER
                    Folgende Checkliste soll Ihnen helfen, alle Bereiche eines von einem Franchise-Geber
                    entwickelten Konzeptes zu überprüfen.

                    Fragen zur eigenen Person
                    ƒƒWarum will ich selbstständig werden? Bin ich ein Unternehmertyp?
                    ƒƒWelche Gewerbeberechtigung ist nötig, und verfüge ich ggf. über die
                      gewerberechtlichen Voraussetzungen?
                    ƒƒWird mich meine Familie unterstützen?
                    ƒƒHabe ich ausreichende Branchenerfahrung und kaufmännische Kenntnisse?
                    ƒƒKann ich die Regelungen und Einschränkungen eines Franchise-Verhältnisses
                      akzeptieren?
                    ƒƒLässt mir das System genügend Freiraum?

                    Fragen zum Franchise-Geber
                    ƒƒIst der Franchise-Geber bei der zuständigen Wirtschaftskammer bekannt?
                    ƒƒHat er die erforderlichen Gewerbeberechtigungen?
                    ƒƒIst der Franchise-Geber dem Österreichischen Franchise-Verband (ÖFV) bekannt?
                    ƒƒIst er Mitglied des ÖFV?
                    ƒƒIst der Franchise-Geber oder sind seine Produkte/Dienstleistungen Ihnen/Ihren
                      Freunden, Nachbarn, Bekannten, Verwandten bekannt?
                    ƒƒWie beurteilen diese Personen und Institutionen das Image des Franchise-Gebers?
                    ƒƒIst die Bonitätsauskunft über den Franchise-Geber seitens der Bank zufriedenstellend?
                    ƒƒWelche kaufmännische und fachliche Ausbildung und Erfahrung hat der Franchise-
                      Geber (der Franchise-Betreuer), und was war seine frühere geschäftliche Tätigkeit?
                    ƒƒWarum hat er sich zum Aufbau eines Franchise-Systems entschlossen?
                    ƒƒWelche finanziellen Mittel hat der Franchise-Geber in den Aufbau des Franchise-
                      Systems investiert?
                    ƒƒWelche Erfolge kann der Franchise-Geber bisher aufweisen?
                    ƒƒKann ich mit dem Franchise-Geber und seinem Management langfristig zusammen-
                      arbeiten?
                    ƒƒWie geht der Franchise-Geber mit anderen Franchise-Nehmern um?
                    ƒƒSind ausreichend persönliche Gespräche über das Franchise-Angebot geführt worden?

                    Fragen zum System
                    ƒƒWie lange ist das System schon am Markt tätig?
                    ƒƒWo wurde ein Pilotbetrieb installiert? Mit welchem Erfolg?
                    ƒƒWie viele Partner hat das Franchise-System?
                    ƒƒIst eine Franchise-Zentrale in Österreich vorhanden?
                    ƒƒMit welchen Zuwachsraten wird für die nächsten fünf Jahre gerechnet?
                    ƒƒErhalte ich bereitwillig Namen und Adressen von bestehenden und ausgeschiedenen
                      Franchise-Nehmern?
                    ƒƒGibt es ein Franchise-Handbuch? Wie konkret und ausführlich ist es?

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