Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger

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Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
DAS MAGAZIN DER
BUCHHANDLUNGEN
VON ORELL FÜSSLI

                        Lesen                                                           NR. 4/2018
                                                                                  IHR PERSÖNLICHES
                                                                                        EXEMPLAR –
                                                                                  MIT WETTBEWERB!

                    Georges Simenon
                       Superstar
                              DER MAIGRET-SCHÖPFER FRISCH WIE NIE

     Gefahren, Helden,               Slammen für Ruhm                   Kulinarischer
        Irrfahrten                      und Whisky                       Kurzurlaub
      DAS BUCH SCHLECHTHIN:          20 JAHRE POETRY SLAM IN        DIE SCHÖNSTEN KOCHBÜCHER
      DER ABENTEUERROMAN!                  DER SCHWEIZ                      DER SAISON
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
2                                                                                                                                                                                                                                                                                                         3
                                                                                                                                                                          FILIALEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      EDITOR IAL & INHALT

AARAU ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––             E M M E NB RÜ CK E ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                              VI S P ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                                                                                                               Orell Füssli Emmen Center
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Liebe Leserin                   Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als die alte                    die uns als verwegene Helden und Heldinnen
 Orell Füssli Meissner                                                                                                                                                                                                                                                  ZAP
      Bahnhofstrasse 41, 5000 Aarau                                                                                               Stauffacherstrasse 1, 6020 Emmenbrücke                                                                                                    Bahnhofstrasse 21, 3930 Visp                                                                                                        Lieber Leser                    Wolldecke mit ein paar Handgriffen zum In-                          in unbekannte Gegenden schicken, gibt es
      Mo – Mi, Fr: 9.00 –18.30 Uhr                                                                                                Mo, Di, Do: 9–18.30 Uhr                                                                                                                   Mo – Fr: 9–12 und 13.30–18.30 Uhr                                                                                                                                   dianerzelt wurde? Als der Plastik-Dinosaurier                       schliesslich genug. Überzeugen Sie sich selbst:
      Do: 9–20 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                 Mi, Fr: 9–21 Uhr | Sa: 8–16 Uhr                                                                                                           Sa: 9–17 Uhr                                                                                                                                                        ein laut röhrendes Monster aus dem tiefsten                         Im Dossier dieser Ausgabe beschäftigen wir uns
      Orell Füssli Wirz                                                                                                      F RAU E NF E LD                                    ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––    W I N T E RT H U R ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Dschungel war? Und als die Guetzlidose zur                          eingehend mit neuen Abenteuerbüchern.
      Hintere Vorstadt 18, 5000 Aarau                                                                                          Orell Füssli                                                                                                                            Orell Füssli Einkaufszentrum Rosenberg                                                                                                                                   Schatztruhe mutierte, die es um jeden Preis zu
      Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr                                                                                                    Bahnhofplatz 76, 8500 Frauenfeld                                                                                                          Schaffhauserstrasse 152, 8400 Winterthur                                                                                                                            bergen galt? Unsere kindliche Phantasie reichte                     Wenn Sie das Abenteuer der Neuentdeckungen
      Do: 9–20 Uhr | Sa: 8–17 Uhr                                                                                                 Mo – Fr: 8–20 Uhr | Sa: 8–18 Uhr                                                                                                          Mo – Fr: 8.30–20 Uhr | Sa: 8–18 Uhr                                                                                                                                 aus, um uns Abenteuer in dieser und in vielen                       lieber mit der Geborgenheit der eigenen Küche
BA DEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––           O LTE N –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                          Orell Füssli Marktgasse                                                                                                                                             anderen Welten erleben zu lassen, angeregt                          kombinieren, lege ich Ihnen gern auch die Koch-
 Orell Füssli                                                                                                                  Orell Füssli OUTLET                                                                                                                          Marktgasse 41, 8400 Winterthur                                                                                                                                      durch die Bücher von Jules Verne oder Michael                       bücher ans Herz, die wir Ihnen im Heft ebenfalls
      Langhaus beim Bahnhof, 5401 Baden                                                                                           Sälipark Olten, Louis-Giroud-Strasse 26, 4600 Olten                                                                                       Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr                                                                                                                                            Ende – oder die griechischen und römischen                          vorstellen.
      Mo – Fr: 9–19 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                            Mo, Di, Mi, Fr: 8.30–18.30 Uhr                                                                                                            Do: 9–21 Uhr | Sa: 9–17 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Sagen. Schade, dass einem beim Erwachsenwer-
                                                                                                                                  Do: 8.30–20 Uhr | Sa: 8.30–18 Uhr
BA SEL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                                                                                                                                Z E R M ATT                           –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                den diese abenteuerlichen Superkräfte abhan-                        Herzlichst
 Orell Füssli Bahnhof SBB                                                                                                    S C HA F F H AU S E N                                           –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––      ZAP                                                                                                                                                                     den kommen!
      Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel                                                                                 Orell Füssli                                                                                                                                 Hofmattstrasse 3, 3920 Zermatt
      Mo – Fr: 7–21 Uhr | Sa: 8–21 Uhr                                                                                            Vordergasse 77, 8200 Schaffhausen                                                                                                         Mo – Fr: 9–12 Uhr und 14–18.30 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Aber wer sagt denn, dass wir unsere kindliche                       Christine Roth
      So: 9–20 Uhr                                                                                                                Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr                                                                                                                  Während der Saison:
                                                                                                                                  Do: 9–20 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                               Mo – Fr: 9–12.30 Uhr und 14–19 Uhr                                                                                                                                  Abenteuerlust nicht auch als Erwachsene wie-                        Leiterin Marketing & Kommunikation
      Orell Füssli                                                                                                                                                                                                                                                          So: 16–19 Uhr                                                                                                                                                       der entdecken und befeuern können? Bücher,                          Orell Füssli Thalia AG
      Freie Strasse 17, 4001 Basel                                                                                           S C HÖ NBÜ H L ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
      Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr                                                                                                 Orell Füssli Shoppyland                                                                                                                Z Ü R I CH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
      Do: 9–20 Uhr | Sa: 9–18 Uhr                                                                                                 Industriestrasse 10, 3321 Schönbühl                                                                                                   Orell Füssli Kramhof
                                                                                                                                  Mo – Do: 9–20 Uhr | Fr: 9–21.30 Uhr                                                                                                   Orell Füssli The Bookshop
B ERN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––          Sa: 8–17 Uhr                                                                                                                              Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
  Stauffacher                                                                                                                                                                                                                                                               Mo – Fr: 9–20 Uhr | Sa: 9–18 Uhr                                                                                                                                                                                                        4    Notizen                                38 In English, please!
      Neuengasse 25 – 37, 3001 Bern                                                                                          S IE RRE                  ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                                                                                                                                 27                                                                   36                         10 Georges Simenon                                Englischsprachige
      Mo – Mi, Fr: 9–19 Uhr                                                                                                     ZAP                                                                                                                                         Orell Füssli am Bellevue                                                                                                                                                                                                                   Superstar                                      Büche
      Do: 9–20 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                 Place de la Gare 2, 3960 Sierre                                                                                                           Theaterstrasse 8, 8001 Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Der Maigret-                           45 Lo & Leduc
                                                                                                                                  Mo – Fr: 9–12 und 13.30–18.30 Uhr                                                                                                         Mo – Fr: 9–20 Uhr | Sa: 9–18 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Schöpfer frisch                           exklusiv in Basel
      Orell Füssli im Loeb                                                                                                        Sa: 9–17 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                            Orell Füssli Flughafen                                                                                                                                                                                                                       wie nie                                      Ein Angebot für alle
      Spitalgasse 47/51, 3001 Bern
      Mo – Mi: 9–19 Uhr | Do: 9–21 Uhr                                                                                       S PRE ITE N BACH                                             ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––          Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen                                                                                                                                                                                                   14 Slammen für                                    Mitglieder des
      Fr: 9–20 Uhr | Sa: 8–17 Uhr                                                                                              Orell Füssli Tivoli                                                                                                                          Mo – Fr: 7–21 Uhr | Sa, So: 8–21 Uhr                                                                                                                                                                                                       Ruhm und Whisky                                Young Circle
                                                                                                                                  8957 Spreitenbach                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Seit 20 Jahren gibt                    46 Kulinarischer
      Orell Füssli Bahnhof SBB                                                                                                    Mo – Sa: 9–20 Uhr                                                                                                                         Orell Füssli Zürich Hauptbahnhof                                                                                                                                                                                                                                                       Kurzurlaub
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         es Poetry Slams –
      Bahnhofplatz 10, 3001 Bern                                                                                                                                                                                                                                            Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         wie hat sich das                             Was für ein Menü:
      Mo – Sa: 7–22 Uhr | So: 9–22 Uhr                                                                                       S T. GA L L E N –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                      Mo – Fr: 7–21 Uhr | Sa: 8–21 Uhr                                                                                                                                                                          Das Buch zum                       Genre entwickelt?                            Die schönsten
                                                                                                                               Rösslitor Orell Füssli                                                                                                                       So: 9–20 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Film
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    18 Das letzte                                     Kochbücher der
B RIG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––        Marktgasse/Spitalgasse 4, 9004 St. Gallen                                                                                                                                                                                                                                                                                                           LITERATUR JETZT IM KINO
  ZAP                                                                                                                             Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr                                                                                                                  Orell Füssli Bahnhof Stadelhofen                                                                                                                                                                                                           Abenteuer                                      Saison
      Furkastrasse 3, 3900 Brig                                                                                                   Do: 9–21 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                               Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich                                                                                                                                                                                                            Bücher zu den                          50 Das macht Freude!
      Mo – Fr: 9–18.30 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                                                                                                                                                   Mo – Fr: 8–20 Uhr | Sa: 9–19 Uhr                                                                                                                                                                                                             letzten Dingen                               Die besten Geschen-
                                                                                                                                  Orell Füssli Shopping Arena                                                                                                               So: 10–18 Uhr                                                                                                                                                                                                40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    20 Zwei Bücher zum                                ke von Orell Füssli
      ZAP Bürostore                                                                                                               Zürcher Strasse 464, 9015 St. Gallen
      Englischgrussstrasse 6, 3900 Brig                                                                                           Mo – Mi, Fr: 9–19 Uhr,                                                                                                                    Orell Füssli Bahnhof Oerlikon                                                                                                                                                                                                              Kaffee                                   55 Kreuzworträtsel
      Mo – Fr: 8.30–12 und 13.30–17 Uhr                                                                                           Do: 9–21 Uhr | Sa: 9–17 Uhr                                                                                                               Ladenpassage Mitte, Hofwiesenstrasse 369,                                                                                                                                                                                                    Die Debatte                            56 Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                                                                                                            8050 Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    25 Alles für den                            58 Der Lesen-
B RUGG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––           S T. M A RG R E T H E N ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                                         Mo – Fr: 7–21 Uhr | Sa: 9–19 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Spieltrieb
                                                                                                                               Orell Füssli Einkaufszentrum Rheinpark                                                                                                       So: 10–19 Uhr                                                                                                                                                                                                                                                                          Fragebogen
  Orell Füssli
      Neumarktplatz 12, 5200 Brugg
      Mo – Do: 9–18.30 Uhr | Fr: 9–19 Uhr
                                                                                                                                  9430 St. Margrethen
                                                                                                                                  Mo – Do: 9–19 Uhr | Fr: 9–21 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Dossier                                                               Zauberhaft real
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      NEUES AUS DER KINDER-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Neue Herausforde-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         rungen für alle, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ausgefüllt von
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      Sa: 9–17 Uhr                                                                                                                Sa: 8–17 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                «Abenteuerromane»                                                     WELT                               Brettspiele lieben

C H UR –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––     THU N –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––                                                                                                                                                              WOHER KOMMT EIGENTLICH UNSERE LUST AM
  Orell Füssli Einkaufscenter City West                                                                                       Orell Füssli                                                                                                                                                                                                                                                                      ABENTEUER? UND WELCHE NEUEN BÜCHER KÖNNEN
      Raschärenstrasse 35, 7000 Chur                                                                                              Bälliz 60, 3600 Thun                                                                                                                      www.orellfüssli.ch                                                     0848 849 848                                                 SIE BEFRIEDIGEN?
      Mo – Fr: 9–20 Uhr | Sa: 8–18 Uhr                                                                                            Mo – Mi, Fr: 9–18.30 Uhr
                                                                                                                                  Do: 9–21 Uhr | Sa: 9–17 Uhr

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Die nächste Ausgabe von Lesen, dem Magazin der Orell Füssli Thalia AG, erscheint                    IMPRESSUM

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                am 28. Februar 2019. Sie erhalten Lesen kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen                    HERAUSGEBER: Orell Füssli Thalia AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nehmen wir gern entgegen unter www.orellfüssli.ch, orders@orellfuessli.ch und                       GESAMTHERSTELLUNG UND REDAKTION: Textbüro Marius Leutenegger, Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    GESTALTUNG: Strichpunkt GmbH, Winterthur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Telefon 0848 849 848.                                                                               COVERFOTO: © Bettmann / Corbis / Specter

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   FOLGEN SIE UNS AUF          Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und                    Titel mit diesen Zeichen sind auch als eBook bzw. Hörbuch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                FACEBOOK UND INSTAGRAM.         eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie                   erhältlich.
                                                                                                                                                         LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH                                                                                                                                                                                                                          www.facebook.com/OrellFuessli   auf www.orellfüssli.ch.
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
4                                                                                                                                                           5
                                                                                                                                                                      NOTIZEN                                                                                                                                                         N OT I ZEN

                                                                                                                                                            TEXT: MARIUS LEUTENEGGER

                                                                   Sie suchen Bücher, die man garantiert nicht auf dem eReader lesen will – weil sie so schön sind und                                                                                                            Sollen wir uns gendermässig in die Nesseln
                                                                     man in ihnen richtig schwelgen kann? Bücher, die als Geschenke etwas hermachen? Die zeitlos                                                                                                                  setzen? Gern: Wir empfehlen ein Buch aus-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  drücklich für Herren. Denn da diese bekannt-
                                                                        Vergnügen bereiten? Dann haben wir für Sie gleich ein ganzes Regal voller Empfehlungen:
                                                                                                                                                                                                                                                                                  lich gern schrauben und ganz in Technik ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  narrt sind, dürfte «50 Maschinen, die unse-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  re Welt veränderten» von Eric Chaline exakt
                                                                                                                                                                                                                                                                                  das Richtige für sie sein. Die Neuerscheinung
                                                                                                                                                                                                                                        «BÜCHER SIND
                                                                                                                                                                                                                                                                                  aus dem Haupt-Verlag präsentiert Kapitel
                                                                                                                                                                                                                                       SCHIFFE, WELCHE        für Kapitel genau das, was der Titel verspricht – vom Jacquard-
                                                                                                                                                                                                                                         DIE WEITEN           Webstuhl bis zum Motorola-Mobiltelefon. Die einzelnen, 2 bis 6
                                                                                                                                                                                                                                        MEERE DER ZEIT
                                                                                                               © Bibliotheque Nationale de France
                                                                                                                                                                                                                                                              Seiten langen und mit vielen Bildchen versehenen Kapitel liefern
                                                                                                                                                                                                                                        DURCHEILEN.»          kurz und knapp alles, was man über die Entwicklung der Wasch-
                                                                                                                                                                                                                                                              maschine, des Automobils, der Glühlampe oder des Kernreaktors
                                                                                                                                                                                                                                         FRANCIS BACON,
                                                                                                                                                                                                                                      ENGLISCHER PHILOSOPH,
                                                                                                                                                                                                                                                              wissen muss. Und man sollte das alles wirklich wissen, denn
                                                                                                                                                                                                                                             1561–1626        diese Erfindungen haben uns wesenlich zu dem gemacht, was
© RMN – Grand Palais (Museé du Louvre) / Gérard Blot

                                                                                                                                                                                                                                                              wir heute sind.
                                                                                                                                                    Nie umgesetzt: Plan für ein gar pompöses Scheingrab zu Ehren von
                                                                                                                                                    Sir Isaac Newton.

                                                                                                                                                    Bei der Architektur ging es schon immer um viel mehr als um das blosse Bereitstellen von
                                                                                                                                                    Räumlichkeiten – sie sollte repräsentieren, Aufbruch manifestieren, Ideale in Stein umset-
                                                                                                                                                    zen. Natürlich schossen manche Architekten angesichts dieser Absichten weit übers Ziel
                                                                                                                                                    hinaus, und sie entwickelten hochtrabende Visionen, die nie umgesetzt werden konnten.
                                                                                                                                                    Im gerade bei dtv erschienenen «Atlas der nie gebauten Bauwerke» stellt der britische
                                                                                                                                                    Architekturpublizist Philip Wilkinson 50 solcher Visionen vor. Wie so oft ist das Träumen
                                                                                                                                                    schöner als die Wirklichkeit, und man kann sich an den Plänen und visuellen Darstellungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Der Illustrator Andrew DeGraff
                                                                                                                                                    der gescheiterten Vorhaben kaum sattsehen: an den exzentrischen Entwürfen für ideale
                                                       Um 1500 explodierte das Interesse der Menschen                                                                                                                                                                                                                                                                  hat zwei Leidenschaften: Blockbuster-
                                                                                                                                                    Städte (für die man kurzerhand das bestehende Mailand oder Urbino zer-
                                                       an der Welt. Sie fuhren mit Schiffen los, um den                                                                                                                                                                                                                                                                Filme – und Landkarten. Aus Gründen,
                                                                                                                                                    stört hätte), an den Zeichnungen eines gigantischen Triumphbogens in
                                                       Horizont auszudehnen. Und sie begannen, die Na-                                                                                                                                                                                                                                                                 die er wohl nur selber kennt, beschloss
                                                                                                                                                    Elefantenform oder an den Modellen für grössenwahnsinnige Denkmä-
                                                       tur, die sie bislang vor allem als feindlich empfan-
                                                                                                                                                    ler in der Sowjetunion. Viele der nie realisierten Projekte stammen von                                                                                                                                            er irgendwann, die beiden so grundver-
                                                       den, genauer anzuschauen. Bald entstanden überall
                                                       sogenannte Kuriositätenkabinette: Sammlungen                                                 renommierten Architekten, so etwa die «Ville radieuse» von Le Corbusier                                                                                                                                            schiedenen Passionen zusammenzu-
                                                       von Exotica, die Liebhaber nach eigenem Gusto                                                oder der 1600 Meter hohe Wolkenkratzer «The Illinois» von Frank Lloyd                                                                                                                                              bringen. Seither malt er Cinemaps,
                                                       und meist ohne jede wissenschaftliche Absicht                                                Wright. Und manche Pläne bieten derart interessante Lösungen für re-                                                                                                                                               Landkarten zu bestimmten Filmen.
                                                       zusammentrugen. Als Motto der hamstermässigen                                                ale Herausforderungen, dass man nur bedauern kann, ihnen heute nur                                                                                                                                                 Allein an jener zu «Der Herr der
                                                       Sammler jener Zeit könnte ein Ausspruch des                                                  auf diesem buchgewordenen Friedhof der Ideen zu begegnen.                                                                                                                                                          Ringe» arbeitete er über 1000 Stun-
                                                       1550 geborenen Mineralogen Anselmus Boëtius de                                                                                                                                                                                                                                                                  den. Darauf sind alle Schauplätze und
                                                       Boodt über seine geliebten Kristalle gelten: «Der                                                                                                                                                                                                                                                               die Wege aller wichtigen Figuren zu
                                                                                                                                                    Wo wir schon bei Architektur sind: Es gehört zu den kaum fassbaren
                                                       Natur ist es ein Anliegen, dass wir derartige Dinge
                                                                                                                                                    Phänomenen des Hier und Jetzt, wie selten Farbe als Gestaltungselement                                                                                                                                             sehen. Eine handwerkliche Meisterleis-
                                                       bewundern, aber verstehen sollen wir sie nicht.»                                             in der Innenarchitektur eingesetzt wird. Weiss, weiss, weiss müssen Wände                                                                                                                                          tung – wie das hier gezeigte Beispiel
                                                       Der belgische Journalist Thijs Demeulemees-                                                  anscheinend sein, und kaum einer oder eine traut sich, das eigene Zimmer
                                                       ter hat de Boodt und seinen allesamt männlichen                                                                                                                                                                                                                                                                 von «Jurassic Park» belegt! Die besten
                                                                                                                                                    anders zu streichen. Dabei verleiht Farbe Räumen ein Höchstmass an Indi-
                                                       Kollegen (Frauen wurde damals ja kaum Exzentrik                                              vidualität und Wohnlichkeit, mit ihr lässt sich auf architektonische Stärken                              Eine der eindrücklichsten Maschinen der Geschichte war die Apollo-Rakete. Das Apollo-Pro-                Karten hat er nun im bei Heyne
                                                       zugestanden) ein wunderschönes Buch gewidmet,                                                hinweisen und von weniger geglückten Stellen ablenken, Farben steuern                                     gramm, das von 1961 bis 1972 lief, dürfte eines der besten Beispiele für menschliche Willenskraft        erschienenen Buch «Cinemaps»
                                                       das sich selber als Sammelstück eignet: «Wun-                                                die Aufmerksamkeit, betonen, ordnen – und kosten noch nicht einmal viel.                                  sein. Die ganzen Computer, die damals zur Verfügung standen, brachten vermutlich weniger                 veröffentlicht. Beeindruckend ist vor
                                                       derkammer – Eine Reise zu exotischen                                                         Früher war wahrlich nicht alles besser, man denke nur an die Pest und den                                 Rechenleistung auf als ein hundskommunes iPhone. Digitalisierung war noch esoterisch in dem              allem, wie es DeGraff gelingt, auch die
                                                                                                                                                    Faschismus, aber der Umgang mit Farbe im Interieur, der war definitiv und
                                                       Kuriositäten-Sammlungen», erschienen                                                                                                                                                                   Sinn, dass den Begriff höchstens Eingeweihte verstanden. Trotzdem konnte Neil Armstrong am               komplexesten Filme so auf Papier zu
                                                                                                                                                    unbestreitbar viel gescheiter. Davon zeugt das superbe Werk «Die Natur
                                                       bei Prestel. Eigentlich lässt sich diese reichhaltige                                                                                                                                                  21. Juli 1969 den Mond betreten – als einer von bis heute nur 12 Menschen. Das ist, man glaubt           bringen, dass sie einen irgendwie an
                                                                                                                                                    der Farben». Sein Schöpfer ist der Brite Patrick Baty, der den doch
                                                       Zusammenstellung, dieser herrlich illustrierte                                               recht absonderlichen Titel eines «Historikers für Architekturfarben» trägt.                               es kaum, demnächst genau 50 Jahre her. Anlässlich dieses Jubiläums ist bei Droemer der tolle             den simplifizierenden Linienplan der
                                                       Rundumschlag zum abseitigen Thema kaum be-                                                   In seinem bei Dumont erschienen Prachtband versammelt Baty buch-                                                                 Bildband «Apollo» erschienen. Autor Zack Scott – klingt der Name
                                                                                  schreiben. Man kommt aus                                                                                                                                                                                                                                                             Pariser Metro erinnern. Da hat sich
                                                                                                                                                    stäblich alles, was man über die Farbanstriche der letzten 300 Jahre weiss:                                                      nicht ganz nach einem Astronauten? – ist Flugzeugtechniker und Graphic
                                                                                  dem Staunen aber kaum                                             woraus sie bestanden, wer sie produzierte, wie man mit ihnen arbeitete,                                                                                                                                            einer wirklich viel Gedanken gemacht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Designer, und die beiden Kompetenzen bringt er in diesem Buch bestens zur
                                                                                  mehr heraus. Wer ein                                                                    welche Theorien über sie entwickelt wurde, wie sich                                                                                                                                          Kongenial sind die Essays zu den einzel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Geltung. Die detaillierten Darstellungen der unglaublichen Maschinen, die
                                                                                  Buch für einen kulturell                                                                die Geschmäcker wandelten. Seine gut fragmentierten                                                                                                                                          nen Kinohits, die der Filmwissenschaft-
                                                                                                                                                                          Texte, Listen, Aufzeichnungen usw. garniert Baty mit                                                       den Mond erreichten, sind eine Augenweide, die grafischen Umsetzungen
                                                                                  interessierten Menschen
                                                                                                                                                                                                                                                                                     der verschiedenen Missionen sind raffiniert, die Infografiken sind – und das      ler A. D. Jameson beisteuerte. Filmfans
                                                                                                                                                                          einer Fülle von Bildern, Farbtafeln, Fotos – es ist die
                                                                                  sucht, macht mit «Wun-                                                                                                                                                                                                                                                               werden tagelang nicht mehr auftau-
                                                                                                                                                                          reinste Lust, ein Fest der Sinne und der Freude. Das                                                       ist nicht selbstverständlich – richtig informativ. Mit einfachen Strichen lässt
                                                                                  derkammer» gar nichts                                                                                                                                                                                                                                                                chen, wenn sie dieses Buch erhalten.
                                                                                                                                                                          Buch eignet sich für alle, die sich auch nur ein bisschen                                                  Zack Scott die Faszination des Apollo-Programms, die damals fast die ganze
                                                                                  falsch!                                                                                 für Kulturgeschichte, die Innenarchitektur und die                                                         Weltgemeinschaft ergriff, aufleben. Das blättert sich fast von allein durch,
                                                                                                                                                                          Gestaltung des eigenen Heims interessieren.
                                                                                                                                                                                                                                                                                     dieses Buch!

                                                                                                                                                                LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH                                                                                                                                 LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
6                                                                                                                                            7
                                                                                N OT I ZEN                                                                                                                                 N OT I ZEN

                                        WAS LESEN SIE GERADE?                                                                                                                                Wie kreativ mancher menschliche Geist unter Hochdruck sein kann, zeigt das bei Ullstein
                                                                                                                                                                                             erschienene und sehr unterhaltsame Buch «Ich habe nicht geschossen, nur ein
                                                                                                                                                                                             bisschen – Absurde Ausreden vor Gericht». In aufwändigen Recherchen hat
                                                                                                        DAS SIND DIE                                                                         Autor Patrick Burow einige der dümmsten Ausreden, die in den letzten Jahren an deut-
                                                                                                        GEWINNER                                                                             schen Gerichten zu hören waren, zusammengetragen. So unglaublich es zuweilen klingen
                                                                                                                                                                                             mag: Alle Fälle sind echt. Da gibt es etwa den Mörder André H., der geltend macht, seine
                                                                                                        In jeder Ausgabe von Lesen fin-
                                                                                                                                                                                             Freundin habe versucht, ihn mit einem Stromschlag zu töten, als er in der Badewanne lag –
                                                                                                        den Sie einen Kreuzworträtsel-
                                                                                                                                                                                             indem sie einen laufenden Föhn ins Wasser schmiss. Beim Herausspringen aus der Wanne
                                                                                                        Wettbewerb; in dieser Ausgabe
                                                                                                        auf Seite 55. Zu gewinnen gibt’s                                                     sei er ausgerutscht und auf die Freundin gefallen. Dann habe er einen Stromschlag erlitten,
                                                                                                        jeweils zehn Büchergutscheine                                                        und seine Hände hätten sich dummerweise um ihre Kehle verkrampft. Bis sie tot gewesen
                                                                                                        im Wert von 20 bis 200 Franken.                                                      sei. Klingt doch glaubhaft! Wie auch die Aussage des Diebs, der mit der Beute in der Hand erwischt wurde. Diese
                                                                                                        Beim letzten Wettbewerb – das      Den Weltmeistertitel im Schokoladenessen          sei ihm vom wahren Täter zugeworfen worden, fabulierte der Beschuldigte, als er – zufällig mit einer durchgela-
                                                                                                        Lösungswort lautete «Flieder-      haben wir Schweizerinnen und Schweizer            denen Pistole bewaffnet – am Strassenrand urinierte. Auch einige bekannte Fälle köchelt Burow wieder hoch.
                                                                                                        theater» – wurden folgende drei    zwar an die Deutschen verloren, mit einem         Wer erinnert sich nicht gern an den Fussballer Stefan Effenberg, der einen Polizisten als «Arschloch» bezeichne-
                                                                                                        Teilnehmende als Gewinner          Pro-Kopf-Konsum von 11 Kilogramm reicht           te – und nachher steif und fest behauptete, er habe doch nur freundlich «Schön’n Abend noch» gemurmelt.
                                                                             STAN
                                                                             John Connolly              ausgelost:                         es uns aber immer noch zur Silbermedaille.        Effenberg ging es wie allen anderen Pinocchios, die im Buch vorkommen: Sie wurden verurteilt. Ihre Originalität
                                                                             528 Seiten, CHF 36.90                                         Diogenes liegt mit einer neuen Anthologie         wirkte sich dabei nicht einmal strafmindernd aus.
                                                                             Rowohlt
                                                                                                        1. PREIS                           daher genau richtig: «Schokolade»
                                                                                                        (200 FRANKEN):                     präsentiert 13 literarische Pralinen zum                                                                    Vor einiger Zeit empfahlen wir hier wärmstens den Erzählband
                                                                                                        Gabriela Brauchli, Winterthur      Thema. Sie stammen von so unterschiedli-                                                                    «Nighthawks», zu dem 17 hochkarätige US-amerikanische
                                        NICCEL STEINBERGER, AUTORIN                                     2. PREIS                           chen Autorinnen und Autoren wie Agatha                                                                      Autorinnen und Autoren je eine Kurzgeschichte beisteuerten –
                                        UND LACHTRAINERIN:                                              (100 FRANKEN):                     Christie, Nino Haratischwili und Martin                                                                     jede davon war von einem Gemälde von Edward Hopper
                                                                                                        Ulrich Stöwer, Bern                Walker. Mit dabei ist natürlich auch der                                                                    inspiriert. Nun hat der Droemer-Verlag, der uns schon mit
                                        «Ich las gerade ‹Stan› von John Connolly, ein Buch
                                                                                                        3. PREIS                           Schokoladenkönig unter den Literaten, der                                                                   «Nighthawks» beglückte, nachgelegt: «Das Mädchen mit
                                        über Stan Laurel vom berühmten Komikerduo Laurel
                                                                                                        (50 FRANKEN):                      Willy-Wonka-Schöpfer Roald Dahl.                                                                            dem Fächer» präsentiert wiederum 17 Stories aus promi-
                                        und Hardy. Man könnte meinen, dass ich dieses Buch
                                                                                                        Isabel Fuchs, Basel                Auch das Schoggiland Schweiz ist gut ver-                                                                   nenten Federn. Diesmal wurde das Feld aber geöffnet: Die Be-
                                        las, weil ich mit einem Komiker verheiratet bin. Dem
                                                                                                                                           treten: Von Friedrich Dürrenmatt gibt’s                                                                     teiligten konnten ein beliebiges Werk der Kunstgeschichte als
                                        ist aber nicht so. Stan Laurel und Oliver Hardy beglei-
                                                                                                        Herzliche Gratulation!             einen zartbitteren Ausschnitt aus dem                                                                       Ausgangslage wählen. Lee Child verfasste zum Beispiel eine
                                        ten mich – ähnlich wie Emil – schon von Kindesbei-
                                                                                                        Die Gewinnerinnen und Ge-          Kriminalroman «Das Versprechen» zu lesen,                                                                   Betrügerstory zu einem Bild von Auguste Renoir, Joe R. Lansdale
                                        nen an. Und noch heute kann ich über die Komik der
                                                                                                        winner der Preise 4 bis 10 wer-    Thomas Meyer hat eine exklusive Geschich-                                                                   liess sich zu einem Werk von Norman
                                        beiden schallend lachen.
                                                                                                        den schriftlich benachrichtigt.    te beigesteuert, und Alex Capus zeichnet                                                                    Rockwell das eindrückliche Psychogramm
                                                                                                                                           die Leidensgeschichte von Rudolf Lindt                                                                      eines Veteranen einfallen, Michael Connelly
                                        Lachen, Humor und Komik sind Themen, die mich
  448 Seiten SFR 21,50 Auch als eBook                                                                                                      nach.Wer das alles lesen kann, ohne dabei                                                                   präsentiert einen Krimi zu Hieronymus
                                        brennend interessieren. Spannend ist es für mich bei
                                                                                                                                           die eine oder andere Maracaibo von Felch-                                                                   Boschs «Garten der Lüste» – wenig er-
                                        dieser Lektüre mitzuerleben, wie viel Ausdauer, Leid
                                                                                                                                           lin zu verzehren – unseres Erachtens die                                                                    staunlich, denn Connellys bekannteste
                                        und immer wiederkehrende Misserfolge es brauchte,
                                                                                                                                           beste Schokolade der Welt –, darf sich fortan                                                               Schöpfung ist der kalifornische Detective
                                        bis sich für den Komiker Stan endlich der Erfolg ein-
  Vier Freundinnen, die                 stellte. Man kennt ihn nur aus seiner erfolgreichen                                                Spartaner nennen.                                 Haben sich ebenfalls von darstellender zu literarischer
                                                                                                                                                                                                                                                       Hieronymus «Harry» Bosch. Beim Lesen
                                                                                                              «DAS UNHEIL,                                                                   Kunst inspirieren lassen: Jeffery Deaver und Joyce        stellt sich ein ähnlicher Jubeleffekt wie bei
(fast) nichts trennen kann.             Zeit, aber wie hart und steinig der Weg dorthin war
                                                                                                              WELCHES DIE                                                                    Carol Oates.                                              «Nighthawks» ein.
                                        und wie oft er wieder von vorn anfangen musste, da-
    Eine Nacht, die ihr                 von hat man keine Vorstellung.                                        SCHLECHTEN
                                                                                                            BÜCHER ANRICH-
 ganzes Leben verändert.                Connolly beschreibt aber nicht nur den Menschen                      TEN, KANN NUR
    Ein Geheimnis, das                  und Komiker Stan Laurel und seinen Werdegang, er                    DURCH DIE GUTEN
                                        gibt nebenbei noch Einblicke in das Filmgeschäft
  ihre Zukunft bedroht.                                                                                      WIEDER AUSGE-

                                                                                                                                                                      Die Goldenen Zwanziger,
                                        dieser Zeit. Man erfährt auch einiges über Stans Kol-
                                        legen Harold Lloyd, Buster Keaton, Charlie Chaplin                      GLICHEN

                                                                                                                                                                          wie wir sie lieben:
                                        und viele andere. Manches davon hätte ich lieber                       WERDEN.»
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Der Auftakt
                                        nicht gewusst. Und vor allem ist da Oliver Hardy, der
     Die Meisterin der                  für Stan der wohl wichtigste Mensch in seinem Leben                   GERMAINE DE STAËL,                                                                                                                                                                      zur großen
                                                                                                                FRANZÖSISCHE                                                                                                                                                                         Mitford-Saga!
psychologischen Spannung                war und für den er weit über dessen Tod hinaus eine

                                                                                                                                                                                           GLAMOURÖS,
                                                                                                              SCHRIFTSTELLERIN,
                                        grosse Liebe empfand.
entwickelt »ein Verwirrspiel                                                                                      1766–1817

                                                                                                                                                                                           SKANDALÖS,
                                        Der Schreibstil dieses interessanterweise in Roman-                                                                                                                           GRAZIE A VOI. RICORDI E STIMA.
   vom Feinsten« (ayda).                form geschriebenen Werks war anfangs etwas gewöh-                                                                                                                             FOTOGRAFIEN ZUR ITALIENISCHEN
                                                                                                                                                                                                                      MIGRATION IN DER SCHWEIZ
                                        nungsbedürftig für mich. Gute 100 Jahre liegt die Ent-

                                                                                                                                                                                            MYSTERIÖS
                                                                                                                                                                                                                      Marina Widmer (Hrsg.)
                                        stehung dieser Komikerkarriere nun zurück, aber                                                                                                                               180 Seiten, CHF 58.90
                                        beim Lesen erschien es mir immer wieder, als wäre                                                    Hörbuch bei Random House Audio                                           Limmat

             _
                                        alles gerade gestern gewesen.»                                                                           ISBN 978-3-83714-319-5
                                                                                                                                                 Auch als E-Book erhältlich.
                                                                                                                                                  ISBN 978-3-49299-124-7

                                                                        LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH
                                                                                                                                                                                                    piper.de
                                                                                                                                                                                LESEN 3/2018 – ORELLFÜSSLI.CH                                                        ISBN 978-3-86612-452-3
            www.dtv.de
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
8                                                                                                                                                                      9
                                                                         N OT I ZEN                                                                                                                                                              N OT I ZEN

                                        Jahrestage                                                                                                                                                          Hans Magnus Enzensberger ist ein Phänomen:                                 Das Letzte
                                                                                                                                                                                                            Der Mensch ist mittlerweile 89 Jahre alt – und publiziert
                                                                                                                                                                                                            so frisch und munter wie ... naja, etwa so frisch und mun-   1995 kollidierte eine Stockente mit der Fassade des
                                                                                                                                                                                                            ter wie der bereits 93-jährige italienische Vielschreiber    Naturhistorischen Museums in Rotterdam. Als
                                                                                                                                                                                                            Andrea Camilleri. Und wie dieser kümmert sich auch           der Erpel auf dem Boden lag, flog ein anderer daher
                                                                                                                                                                                                            Enzensberger nicht um Genres und Schubladen, er              – und verging sich am toten Artgenossen. Der
                                                                                                                                                                                                            schreibt, was ihm gefällt. Zwei Neuerscheinungen legen       Direktor des Museums, der Biologe Kees Moeliker,
                                                                                                                                                                                                            Zeugnis ab von dieser Vielfältigkeit. Suhrkamp hat «Eine     beobachtete dieses doch etwas verstörende Beispiel
                                                                                                                                                                                                            Handvoll Anekdoten» herausgegeben. Darin be-
                                                                                                                                                                                                                                                                         homosexueller Nekrophilie – und er begann, sich
                                                                                                                                                                                                            schreibt Enzensberger die ersten 20 Jahre eines gewissen
                                                                                                                                                                                                            M., der zufälligerweise denselben Jahrgang hat wie der       intensiv mit seltsamem Verhalten im Tierreich zu
                                                                                                                                                                                                            Autor selbst und ihm auch sonst ziemlich ähnelt. Die im      beschäftigen. Mittlerweile hat er sich als «Der En-
                                                                                                                                                                                                            typischen Enzensberger-Humor gehaltenen Episoden             tenmann» einen Namen gemacht, und heute er-
                                                                                                                                                                                                            sind gespickt mit Familienfotos und Illustrationen; das      statten ihm Menschen aus aller Welt Meldung über
Am 2.                                                                                                                                                                                                       alles liest sich federleicht, und mancher Jungspund könnte   absonderliches Tiergebaren. Die interessantesten
Dezember                                                                                                                                                                                                    sich vom Könner bezüglich zeitgemässer Sprache eine          und abstrusesten Episoden hat Moeliker nun in
                                                                                                                                                                                                            Scheibe abschneiden. Noch besser ist, der Jungspund
feiert Tom                                                                                                                                                                                                                                                               seinem bei Edel erschienenen
                                                                                                                                                                                                            greift gleich zu einer anderen Neuerscheinung von
Coraghe-                                                                                                                            Am 20. De-                                                              Enzensberger: Unter seinem bewährten Pseudonym               Buch «Der Entenmann» veröf-
ssan Boyle – bekannt                                                                                                                zember jährt                                                            Andreas Thalmayr hat der Altmeister bei Hanser               fentlicht. Wer endlich einmal
als T. C. Boyle – seinen                                                                                                            sich der To-                                                            «Schreiben für ewige Anfänger» veröffentlicht.               schwarz auf weiss belegt haben
Siebzigsten. Er ist so                                                                                                              destag von
                                                                                                                                                                                                            In 26 Briefen erklärt er einem künftigen Autor, wie man      will, dass auch Strandläufer pä-
etwas wie die intellektu-                                                                                                                                                                                   das macht, ein Buch zu schreiben, welch trüben Ge-           dophil sein können und Schim-
                                                                                                                                    John Steinbeck zum 50.                                                  stalten man auf dem Weg vom Manuskript zur Publi-
elle Verkörperung des                                                                                                               Mal. Berühmt wurde der
                                                                                                                                                                                                                                                                         pansen manchmal Schildkröten
                                                                                                                                                                                                            kation begegnet, wo Gefahren lauern und was es tun-
American Dream, denn                                                                                                                1902 geborene Kalifornier                                               lichst zu vermeiden gilt. Und wie geht man mit Kritikern
                                                                                                                                                                                                                                                                         zum Oralsex zwingen, liegt hier
er wuchs in einer New                                                                                                               vor allem wegen seiner                                                  um? Man lernt von ihnen! Denn lernen und besser              genau richtig!
Yorker Kleinstadt in                                                                                                                Werke, die während der                                                  werden, das beweist Enzensberger, kann man immer.
schwierigsten Verhältnis-                                                                                                           Wirtschaftskrise in den
sen auf. Beide Eltern –                                                                                                             1930er-Jahren spielen. Da-
der Vater Busfahrer, die                                                                                                            zu zählen etwa die Novelle
Mutter Sekretärin – waren    Am 11. Dezember wird Cornelia Funke 60 Jahre alt. Mit einer Ge-
                                                                                                                                    «Von Mäusen und Men-
Alkoholiker, T. C. galt      samtauflage von etwa 20 Millionen Büchern und Übersetzungen in 37
                             Sprachen dürfte sie die international erfolgreichste deutschsprachige                                  schen» und der Roman
als Schulversager und                                                                                                               «Früchte des Zorns» – das
                             Kinder- und Jugendbuchautorin sein. Ursprünglich war Cornelia Funke
hoffnungsloser Fall. Doch                                                                                                           ist Pflichtstoff, nicht nur
                             Lehrerin, dann wurde sie Illustratorin von Bilderbüchern – und über diesen Umweg fand sie
dann entdeckte er als                                                                                                               in US-amerikanischen
                             zum Schreiben. In Deutschland wurde sie erst mit der Serie «Die Wilden Hühner» berühmt, den
junger Mann die Literatur,   internationalen Durchbruch erlebte sie dann mit «Herr der Diebe». Ihr berühmtestes Werk ist            Schulen und Haushalten.
er studierte Englisch und    aber die sagenhafte Tintenwelt-Trilogie, in die man eintauchen kann wie in die Harry-Potter-           Allerdings werden die
Geschichte und begann        Welt. Die Abenteuergeschichte um Bücher ist zwar grosses Kino, der erste Teil wurde aber so            beiden genannten Bücher
zu schreiben. Berühmt        schauderhaft schlecht verfilmt, dass es keine Fortsetzungen gab. Das Schöne daran: Man kann die
                                                                                                                                    auch besonders heftig
wurde er als eine Art ame-   Tintenwelt nur lesend geniessen. Zum Glück hat Oetinger die Trilogie gerade neu herausgegeben.
                                                                                                                                    angefeindet; weil sie das
rikanischer Alex Capus,                                                                                                             desolate Leben der Opfer
denn wie der Schweizer       Auch der bei uns wohl bekannteste japanische                                                           der Wirtschaftskrise scho-
verwendet er oft histori-    Autor feiert einen runden Geburtstag: Am                                                               nungslos aufzeigen und
sche Begebenheiten für       12. Januar wird Haruki Murakami 70                                                                     als nicht genug gottes-
seine Romane. Sein erster,   Jahre alt. Anders als dem gleichaltrigen T. C.
                                                                                                                                    fürchtig gelten, haben sie
1982 erschienener Best-      Boyle wurde ihm das Schreiben in die Wiege
                                                                                                                                    manche Staaten der USA        Val McDermid                                                                                                                   Joseph Knox

                                                                                                                                                                  Rachgier                                                                                                                       Dreckiger
seller «Wassermusik»         gelegt, denn beide Eltern unterrichteten Lite-
                             ratur. Murakamis vielschichtige Werke bewe-                                                            noch heute als Schullek-
handelt zum Beispiel von                                                                                                            türe verbannt. Das ist eine
                             gen sich oft zwischen Wirklichkeit und Mystik;
einer Expedition ins Herz
Afrikas im 19. Jahrhun-
                             häufig thematisiert der Autor die Selbstfin-
                             dung oder den Verlust geliebter Menschen.
                                                                                                                                    Auszeichnung, die dem
                                                                                                                                    linken Autor wohl ebenso
                                                                                                                                                                  Eine verkohlte Leiche in einem
                                                                                                                                                                  ausgebrannten Auto – das ist alles,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Schnee
dert. Wichtige Themen in     Auch sein jüngstes Werk, der zweibändige, bei         Und gleich noch einen 70. haben wir zu ver-      gefallen hätte wie der        was von der unauffälligen Büroange-                                                                                            Isabelle Rossiter, die Tochter eines
seinem Werk sind zudem       Dumont erschienene Roman «Die Ermor-                  melden – jenen von Elizabeth George              Pulitzerpreis und der No-     stellten Kathryn McCormick übrig                                                                                               einflussreichen Politikers, ist von zu
der Kampf gegen die Um-      dung des Commendatore», schwebt                       am 26. Februar. Die US-amerikanische             belpreis für Literatur, die   ist. Erst vor Kurzem hatte sie auf                                                                                             Hause ausgerissen. Detective Aidan
weltverschmutzung und        irgendwo zwischen Realität und Halluzination.                                                                                                                                 S. K. Tremayne
                                                                                   Krimiautorin hat bereits 20 dicke, psycholo-                                   einer Hochzeit einen attraktiven                                                                                               Waits, bei seinen Vorgesetzten in
                                                                                                                                                                                                           Mädchen aus
                                                                                                                                    er beide erhielt. Mit dem
der Umgang mit Drogen.       Ein lesenswertes Beispiel für die erzählerische       gisch hochinteressante Romane um Inspector                                     Mann kennengelernt und auf neues                                                                                               Ungnade gefallen, soll sie wiederfin-
                             Kraft des Japaners!                                                                                    Kapitalismus US-amerika-
Sein nächster Roman, der                                                           Lynley verfasst. Wie viele skandinavische Kri-                                 Glück nach einer herben Enttäu-                                                                                                den. Seine Suche auf den nächtlichen
im Frühjahr erscheint
und im Original «Outside
                                                                                   miautoren rückt auch Elizabeth George – die
                                                                                   selber einen Abschluss in Psychologie hat –
                                                                                                                                    nischer Prägung rechnet
                                                                                                                                    Steinbeck auch im Roman
                                                                                                                                                                  schung gehofft. DCI Carol Jordan und
                                                                                                                                                                  Profiler Tony Hill versuchen, den
                                                                                                                                                                                                           dem Moor                                                                              Straßen Manchesters führt ihn in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 einen Sumpf von Drogen und Gewalt:
                                                                                   die Persönlichkeit ihrer Protagonisten in den    «Der Winter unseres           Mann ausfindig zu machen, müssen         Seit man ihr gesagt hat, sie habe im Dartmoor Selbstmord begehen wollen,
Looking in» heissen wird,                                                                                                                                                                                                                                                                        Offenbar setzt ein mächtiger Dealer
                                                                                   Fokus. Weil es eine durchgehende faszinieren-    Missvergnügens» ab, der       aber feststellen, dass keiner der        scheint Kath Redways Leben langsam, aber sicher in einen finsteren Abgrund zu         minderjährige Mädchen als Kuriere
ist daher inhaltlich keine                                                         de Rahmenhandlung gibt, ist es nicht verkehrt,   soeben von Manesse neu        anderen Hochzeitsgäste ihn kannte.       versinken: An den Vorfall selbst kann sie sich nicht erinnern, auch die Woche         ein, und nicht nur eine von ihnen ist
Überraschung: Er handelt                                                           mit dem ersten Buch der Serie zu beginnen:       herausgegeben wurde –         Eine weitere Frauenleiche bestätigt      davor scheint aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Kath glaubt, sie sei glücklich           verschwunden. Aidan dämmert, dass
von der Begeisterung für                                                           «Mein ist die Rache», erschienen bei             fast könnte man sagen:        Carols furchtbaren Verdacht: Ein         gewesen, doch verhält ihr Ehemann sich nicht seltsam abweisend? Welches               Isabelle mit voller Absicht unterge-
LSD in den 1960er-Jahren.                                                          Goldmann.
                                                                                                                                    aus aktuellem Anlass.                                                  Geheimnis verbirgt ihr Bruder vor ihr? Und was treibt ihre kleine Tochter Lyla
                                                                                                                                                                  ebenso raffinierter wie perfider                                                                                               taucht ist, um ihr Leben zu retten.
                                                                                                                                                                  Serienkiller macht sich die Einsam-      nachts draußen im Moor? Verliert Kath den Verstand – oder ist sie einer               Und auch sein eigenes hängt am
                                                                                                                                                                  keit seiner Opfer zunutze.               furchtbaren Wahrheit auf der Spur?                                                    seidenen Faden ...
                                                                LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH                                                                                                            LESEN 3/2018 – ORELLFÜSSLI.CH
                                                                                                                                                                  ISBN 978-3-426-52181-6                   ISBN 978-3-426-52248-6                                                                ISBN 978-3-426-52210-3
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
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                                                                          R EPORTAG E                                                                                                                                                                                                    R EP O RTAG E

              Der Rastlose ist
                                                                                                                                                                                                                        das Wetter, die Haarsträhne, der Husten.          Dem früh verstorbenen Vater fühlte er sich
                                                                                                                                                                                                                        Eine gute Flasche Wein jedem, der einen           eng verbunden, das Verhältnis zur stets
                                                                                                                                                                                                                        Text von Simenon kürzen kann! Der Autor           jammernden und dominanten Mutter blieb
                                                                                                                                                                                                                        holt uns mit wenigen Silben in die regennas-      zeitlebens schwierig; nach ihrem Tod rech-
                                                                                                                                                                                                                        se Normandie oder in ein rauchgeschwän-           nete er mit ihr in seinem «Lettre à ma mère»

             wieder umgezogen
                                                                                                                                                                                                                        gertes Pariser Bistro. Ob Kommissar Mai-          ab. Frauenfiguren waren mit wenigen Aus-
                                                                                                                                                                                                                        gret, seine berühmteste Schöpfung, gerade         nahmen – etwa Betty im gleichnamigen Ro-
                                                                                                                                                                                                                        gut drauf oder brummig ist, braucht der Au-       man – ohnehin nie eine Stärke von Sime-
                                                                                                                                                                                                                        tor kaum zu erwähnen – wir spüren die             non; er schrieb hauptsächlich über Männer,
                                                                                                                                                                                                                        Stimmung sofort und zwischen den Zeilen.          über ängstliche, schwermütige und melan-
                                                                                                                                                                                                                        Auch wenn der Inhalt einmal zentnerschwer         cholische, stille Männer, verkrachte Exis-
                                                                                                                                                                                                                        ist, liest sich alles federleicht. Und jede Ge-   tenzen und Neurotiker. Vielleicht ist er des-
            Georges Simenon, der Schöpfer von Kommissar Maigret, zählt zu den erfolgreichsten Autoren                                                                                                                   schichte nimmt stets die Luftlinie von A          halb auch eher ein Autor für Männer als für
                                                                                                                                                                                                                        nach B, es gibt keine Umwege, keine Neben-        Frauen geblieben.
                  des 20. Jahrhunderts, ja der Literaturgeschichte. Die Neuauflage seiner Romane –                                                                                                                      handlungen – ob es sich um einen Krimi
            in gedruckter und gesprochener Form – motiviert dazu, sich mit seinem vielfältigen Werk neu                                                                                                                 oder um einen «roman dur» handelt, wie Si-        ... und Frauenliebhaber
                                                                                                                                                                                                                        menon seine Werke ohne Maigret nannte,            Man kann allerdings nicht behaupten, Si-         Hauptstadt, um sich dort einen Namen aus-
                auseinanderzusetzen. Und auch mit seinem Leben, das sich selber wie ein Roman liest.                                                                                                                    stets liegt der Fokus auf einer einzigen          menon sei kein Ladies Man gewesen. Au            serhalb der Heimat zu machen. Weil er als
                                                                                                                                                                                                                        Hauptfigur, die wir durch eine bestimmte          contraire! In einem Interview behauptete         Literat vorerst keinen Erfolg hatte – Colette
                                                                                                                                                                                                                        Episode oder Phase ihres Lebens begleiten.        der Schriftsteller einmal, er habe in seinem     hatte ihm noch nicht ihren berühmten Rat
                                                                  TEXT: MARIUS LEUTENEGGER                                                                                                                              Was sie erlebt, spielt letztlich aber gar keine   Leben mit 10'000 Frauen geschlafen. Seine        gegeben –, verfasste Simenon zuerst haupt-
                                                                                                                                                                                                                        grosse Rolle. Action gibt es bei Simenon          zweite Frau Denise, die ihn zum Sex mit an-      sächlich erotische Erzählungen für Magazi-
                                                                                                                                                                                                                        kaum, und nicht einmal die Maigret-Roma-          deren antrieb, fand diese Zahl indessen          ne mit zweifelhaftem Ruf, triviale Kurzge-
                                                                                                                                                                                                                        ne kann man als spannend im eigentlichen          heillos übertrieben, es seien bloss etwa         schichten, Abenteuerromane und so weiter.
                                                                                                                                                                                                                        Sinn bezeichnen. Im Zentrum aller Ge-             1200 Partnerinnern gewesen. Der grosse           Bereits damals beeindruckte sein rasendes
                                                                                                                                                                                                                        schichten steht stets die condition humaine:      Unterschied rührt daher, ob man die Huren        Arbeitstempo, und Paris-Soir veröffentlich-
                                                                                                                                                                                                                        Warum sind und handeln wir so, wie wir sind       mitzählt, die Simenon zeit seines Lebens         te gar eine Reportage über den jungen Tau-
                                                                                                                                                                                                                        und handeln? Wie werden wir mit dem Le-           aufsuchte. Die sexuelle Masslosigkeit er-        sendsassa. Als Vielschreiber verdiente Si-
                                                                                                                                                                                                                        ben und unseren Unzulänglichkeiten fertig?        klärte der Autor einmal so: Ihn treibe nicht     menon auch viel Geld, das er liebend gern
                                                                                                                                                                                                                                                                          das Verlangen nach Lust oder Liebe an, son-      mit seiner Frau verprasste. Die Wohnung
                                                                                                                                                                                                                        Ein Riesenoeuvre!                                 dern der Wunsch, sich mit den Körpern und        des jungen Paars an der Place des Vosges
                                                                                                                                                                                                                        Dass Einfachheit eine grosse Kunst ist, wis-      Seelen aller Frauen aufs Intimste vertraut       wurde zu einem Hotspot der Literaten- und
                                                                                                                                                                                                                        sen alle, die sich einmal an Kunst versucht       zu machen. Erotik war für ihn also in gewis-     Künstlerszene, und bald war Simenon der
                                                                                                                                                                                                                        haben. Und auch, dass sie oft das Resultat        sem Sinn Erkenntnisgewinn. Das klingt na-        Liebhaber der Sängerin Josephine Baker,
                                                                                                                                                                                                                        von sehr viel Übung ist. Und wenn einer viel      türlich besser als «ich war einfach spitz».      der damals vielleicht berühmtesten Frau
                                                                                                                                                                                                                        Übung hatte, dann Simenon. Er schrieb                                                              von Paris.
                                                                                                                                                                                                                        Tausende von Seiten voll, bis er der be-          Journalist statt Priester

                                                                                                                                                                           Louis Monier © Keystone / Rue des Archives
                                                                                                                                                                                                                        rühmte Simenon wurde, und er blieb jahr-          Dabei wollte Simenon zunächst eigentlich         Weltstar dank Maigret
                                                                                                                                                                                                                        zehntelang ein Schwerarbeiter der Litera-         Priester werden. Als junger Mann fühlte er       Das wilde Leben in Paris ermüdete den Au-
                                                                                                                                                                                                                        tur; es gibt von ihm rund 400 Romane, 25          sich vor allem zur Literatur und zur Kirche      tor allerdings auch. Das führte dazu, dass er
                                                                                                                                                                                                                        autobiografische Werke, Hunderte von Gro-         hingezogen. Die Krankheit des Vaters ver-        in einer anderen Hinsicht ebenfalls masslos
                                                                                                                                                                                                                        schenromanen, unzählige Reportagen und            hinderte aber eine akademische Ausbil-           wurde: als Nomade. Dutzende Male zog er
                                                                                                                                                                                                                        Tausende von Erzählungen. Die Zahlen sind         dung; mit 15 Jahren musste Simenon die           fortan um, er soll 33 Wohnsitze gehabt ha-
                                                                                                                                                                                                                        legendär, und niemand kennt sie ganz ge-          Schule verlassen, um arbeitend zum Famili-       ben. Zwischendurch lebte er in den USA
                                                                                                                                                                                                                        nau – auch deshalb, weil Simenon so viele         eneinkommen beizutragen. Zufällig lande-         und Kanada, wo er seine zweite Frau Denise
                                                                                                                                                                                                                        Pseudonyme benutzte. Nicht alle seine Wer-        te er mit 16 Jahren in der Redaktion einer       kennenlernte, und er verbrachte viele Jahre
                           Pfeife, kritischer Blick – Georges Simenon war ganz anders als sein Kommissar Maigret, Parallelen sind aber unübersehbar.
                                                                                                                                                                                                                        ke sind sehr gut, manches ist aus menschli-       Lütticher Zeitung. Und dort begann, was zu       auf Wohnbooten irgendwo auf Kanälen
                                                                                                                                                                                                                        cher Warte diskutabel, etwa die Abrechnun-        einer Weltkarriere wurde: Der Chefredak-         oder an Küsten. Dort schrieb er auch den
Wie viel verdanken wir der berühmten fran-               dem jungen Autor. «Sie ist fast schon gut.                         spräch mit Colette nach Hause gegangen                                                      gen mit Ungeliebten, die er während seiner        tor erkannte das Talent des jungen Manns         ersten grossen Maigret-Roman, den 1930
zösischen Autorin Colette, der ersten Frau,              Aber sie ist noch nichts. Sie sind zu litera-                      und habe versucht, die nächste Geschichte                                                   letzten, autobiografisch geprägten Schaf-         und gab ihm eine eigene Kolumne, in der          erschienenen «Maigret und Pietr der Lette».
die in Frankreich ein Staatsbegräbnis er-                risch! Sie sollen keine Literatur schreiben.                       noch einfacher zu schreiben. Und die                                                        fensphase verfasste. Aber nichts ist un-          dieser sich austoben konnte. Deren Erfolg        Dieser machte Simenon quasi über Nacht
hielt! In den frühen 1920-Jahren ist sie                 Keine Literatur! Lassen Sie alles Literari-                        nächste noch einfacher. Und so fand Sime-                                                   brauchbar, nichts. Der Mann konnte ein-           motivierte den Nachwuchs-Journalisten,           zum internationalen Star, die Reihe wurde
Feuilletonchefin des Pariser Matin. Ein ehr-             sche weg, dann wird es richtig.»                                   non den Stil, der ihn auszeichnete und für                                                  fach nicht schlecht schreiben.                    sich auch literarisch zu betätigen. Er konnte    sofort in acht Sprachen übersetzt und be-
geiziger junger Belgier namens Georges Si-                                                                                  den ihn buchstäblich Millionen lieben: ei-                                                                                                    ein paar Kurzgeschichten publizieren, und        reits 1932 fürs Kino adaptiert. Mittlerweile
menon liefert der Tageszeitung immer wie-                Einfach, einfacher, Simenon                                        nen Stil, der von einer eleganten Schnörkel-                                                Ein Männerautor ...                               1921 erschien sein erster Roman «Pont des        gibt es Dutzende von Kino- und Fernseh-
der Erzählungen ab; damals, in jenen                     In einer Fernsehdokumentation von 1963                             losigkeit geprägt ist. Die Forschung hat ge-                                                Dabei wurde ihm die Schriftstellerei keines-      Arches».                                         Maigrets, gespielt etwa von Jean Gabin,
goldenen Jahren des geschriebenen Worts,                 erzählte Simenon, wie verdutzt er damals                           zeigt, dass Simenons Wortschatz gerade                                                      wegs in die Wiege gelegt. Georges Simenon                                                          Charles Laughton, Heinz Rühmann und
publizieren Zeitungen regelmässig literari-              Colettes Büro verlassen habe. Wie kann                             einmal 2300 Wörter umfasst.                                                                 kam am 12. Februar 1903 im belgischen Lüt-        Schreiben und Feiern                             Rupert Davies. Jüngster Film-Maigret ist
sche Texte. Eines Tags ruft Colette den ihr              man Literatur schreiben, indem man alles                                                                                                                       tich als Sohn eines Buchhalters und einer         In jener Zeit lernte Simenon auch seine ers-     «Mr. Bean» Rowan Atkinson, der den Kom-
bis anhin nicht persönlich bekannten Sime-               Literarische weglässt? Doch mittlerweile                           Von A direkt nach B                                                                         Verkäuferin zur Welt; er wurde also in jene       te Frau kennen, Tigy, mit der er von einem       missar 2016 und 2017 in vier Folgen einer
non in ihr Büro. «Wissen Sie, ich habe Ihre              sei klar: «Das war der beste Ratschlag mei-                        Abschweifungen oder Ausschmückungen                                                         Welt der «kleinen Leute» hineingeboren, in        Leben in Paris träumte. Zunächst zog der         britischen Mini-Serie spielte – und das über-
letzte Erzählung gelesen», bescheidet sie                nes Lebens.» Denn er sei nach dem Ge-                              gibt es bei ihm nicht. Alles hat einen Sinn,                                                der auch fast alle seine Romane spielen.          Schriftsteller aber allein in die französische   raschend gut.

                                                                      LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH                                                                                                                                                                                LESEN 4/2018 – ORELLFÜSSLI.CH
Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger Lesen NR. 4/2018 - Textbüro Marius Leutenegger
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