GESUNDE PFLANZEN Prinzipien des Ökolandbaus - Biodiversität im Grünland Wohlfühlen im Stall - Bioland
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DAS FACHMAGAZIN FÜR DEN ÖKOLOGISCHEN LANDBAU März 2021 | 5,90 Euro Biodiversität im Grünland Wohlfühlen im Stall Bio-Markt im Höhenflug GESUNDE PFLANZEN Prinzipien des Ökolandbaus
E-Transporter aus Deutschland BIS 31.3.2021: AUFBAU 1 GRATIS ! Abb. zeigen Sonderausstattung. Bis zum 31.3.2021 erhalten Sie beim Kauf eines Tropos ABLE Elektrotransporter die Pritsche oder den Koffer L gratis1. 1 Anspruch auf einen Gratis-Aufbau (Pritsche oder Koffer L) haben juristische Personen, Kommunen und selbständig Tätige, die im Aktionszeitraum vom 8. Februar 2021 bis zum 31. März 2021 einen Kaufvertrag über ein Neufahrzeug der Modelle Tropos ABLE ST, Tropos ABLE XT1, Tropos ABLE XT2 bei TROPOS MOTORS EUROPE GmbH oder einem teilnehmenden Tropos Vertrags- händler abschließen. Wird ein anderer als der in der Aktion angebotene Gratis-Aufbau gewünscht, wird der Listenpreis des Aktionsaufbaus mit dem Listenpreis des Wunschaufbaus verrechnet. Die Pritsche wird entsprechend mit Pritschenaufbauten (Pritsche mit Plane, Pritsche mit Laubgitter) und der Koffer L mit Kofferaufbauten (Koffer XL, Koffer mit Rollo) aus dem Tropos Motors Sortiment verrechnet. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Sollte der Kaufvertrag nachträglich wegfallen entfällt auch der Anspruch auf den Gratis-Aufbau. Details zur Aktion auf www.tropos-motors.de/aktionen. TROPOS MOTORS EUROPE GmbH, Dettinger Straße 157-159, 73230 Kirchheim/Teck tropos-motors.de
März 2021 EDITORIAL „Das Naturkapital ist um 40 Prozent gesunken“ wie mächtig Daten und deren Interpretation sind, führt uns die Pandemie vor Augen. Daten beschreiben das Infektionsgeschehen, die Interpretation löst politische Entscheidungen aus. Viele Zahlen bescherte die Biofach: Umsätze mit Bio-Produkten wachsen um 22 Prozent, die Bio-Fläche in Deutschland aber nur um 5,3 Prozent. Die Interpretation ist einfach: Wenn nicht die Kantinen entscheiden, was auf den Teller kommt, essen Kunden und Kundinnen gerne Bio-Produkte. Ausgerechnet jetzt ist der Wille in der Landwirtschaft erlahmt, umzustellen. Die politischen Weichen sind falsch gestellt, Nachjustieren wäre erforderlich. Dies gilt auch für Naturschutzziele, die Deutschland international unterschrieben hat. Unter anderem wird die FFH-Richtlinie ungenügend umgesetzt. Für reine Wildnis sollen zwei Prozent der Landesfläche reserviert werden. Erreicht sind gerade einmal 0,6 Prozent – wenn man auch umstrittene, kleine Areale mitzählt. Für den größeren Rest der FFH-Gebiete sind keine ausrei- chenden Schutzziele definiert. Die EU-Kommission verklagt Deutschland jetzt. Die Zahlen liegen auf dem Tisch, lösen aber keine angemessene Politik aus. Schuld daran könnte sein, dass unsere Wirtschaftstheorie veraltet ist und nur die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital PORTRÄT: SEBASTIAN SCHOEN und Boden kennt. Die Natur als Vermögen der Menschheit will der britische Ökonom Sir Partha Dasgupta in die Kalkulation einbeziehen. Er rechnet vor, dass sich das Sachkapital weltweit seit 1992 verdoppelt hat, das Humankapital ist um 13 Prozent gestiegen, das Naturkapital jedoch ist um 40 Prozent gesunken. Langwierige Interpretationen verbieten sich da von selbst. MÄRZ 2021 bioland 3
März 2021 INHALT Der Bio-Markt profitiert von der Krise 46 und wächst um 22 Prozent. FOTOS: CARMEN JANZEN, SARAH WIEDEMANN-HÖSS, IMAGO 10 Titelthema: Gesunde Pflanzen 40 Wie ein neuer Milchviehstall fürs Wohl von Tier und Mensch sorgt. POLITIK PFLANZENBAU MARKT & MANAGEMENT 5 kurz & knapp 24 Jedes Gerät zu seiner Zeit 44 „Weniger, aber bessere Wurst“ Insektenschutz & FFH-Richtlinie Unkrautmanagement im Sojaanbau Interview mit Martin Teisinger 6 Fläche mal drei bis 2030 28 Im Grünland punkten 46 Fast ein Viertel mehr Umsatz Die Politik muss Gas geben Bioland-Biodiversitätsrichtlinie Bio-Produkte stark am Markt 8 Meldungen 31 Beratung 48 Blick auf den Markt Ökolandbau weltweit & Landwirt- Maschinenkooperation Soja und Co. & Schweine schaftliche Einkommenssituation 32 Besser im Tunnel Meldungen 49 Bester Hofladen, NABU- 9 Aus dem BÖLW Aprikosen brauchen viel Licht Förderpreis, Lämmervermarktung & Bio-Markt und Bio-Fläche, und Wärme Frauen in der Landwirtschaft 50 Zusatz- Insektenschutz & Umbau der Tier- 34 Wandel und Wanzen stoffe,Verpackungsfragen & Betriebsmit- haltung Nützlinge bringen mehr als Netze telliste 51 Spendenaktion für Biodiversität Meldungen 27 Hafer richtig ausgesät, & Workshops zu Bio in Kantinen TITELTHEMA Zuckerrüben striegeln & Frühjahrs- veranstaltung 35 Spitzendürre, Monilia BIOLAND & GÄA AKTIV 10 Mit Technik und Züchtung und Pflaumenwickler Maßnahmen für gesunde Pflanzen 52 Gewinnspiel 14 Die Menge macht den Unterschied TIERHALTUNG Biohotel Panorama Kupferreduktion ist möglich 53 Aktuelles aus den 16 Mit Mulcher und Messerwalze 36 Soja braucht genug Hitze Bioland-Landesverbänden Maiszünsler gezielt bekämpfen Falsches Toasten kostet Mastleistung Von Grünen Hofgesprächen, Milch- 39 Beratung kuhbrüdern, Heutrocknung bis EZG 18 „Viel mehr als ein Mitteleinsatz“ Interview mit Ralf Bloch und Beweiskette beim Tierzukauf 60 Aktuelles aus dem Gäa-Verband Stefan Kühne 40 Wohlfühlstall für alle Naturschutz & Wintertagung Meldungen 22 EU-Projekt Pflanzen- Ein Neubau für Mensch und Tier 43 Wachstum mit Maß SERVICE schutz & Laser gegen Schädlinge Bioland-Schweinetagung 61 Termine Meldungen 39 Tipps für das Zwei- 62 Vorschau & Impressum nutzungshuhn 63 Anzeigen & Angebote TITELFOTO: Carmen Janzen. Christoph Ehrhardt und Martin Huber bauen in Geltendorf Kartoffeln nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus an. 4 bioland MÄRZ 2021
März 2021 POLITIK Meldungen: Kleines Insektenschutzpaket kurz & knapp Kompromiss mit geringer Reichweite N ach langen Auseinandersetzungen haben sich Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium nun auf ein Insektenschutzpaket verständigt. Es besteht aus zwei Teilen, dem Insektenschutzgesetz zur Ände- Neonicotinoide stoppen rung des Naturschutzgesetzes und einer Veränderung der Pflanzenschutz- Drei seit 2018 verbotene Neonicotinoide Anwendungsverordnung. Während das Insektenschutzpaket aus Sicht des dürfen in diesem Jahr in sieben Bundeslän- Artenschutzes viel zu kurz springt, kündigte der Deutsche Bauerverband dern per Notfallzulassung in Zuckerrüben entschiedenen Widerstand dagegen an. zum Einsatz kommen. Neonicotinoide sind Gemäß den Entwürfen zählen nun auch artenreiches Grünland und für Bienen, Wildbienen und andere Bestäuber Streuobstwiesen zu den geschützten Biotopen. Hier ist der Einsatz von Herbiziden und bienengefährlichen Insektiziden künftig verboten, genauso hochgiftig. Der Europaabgeordnete Martin wie in Naturschutzgebieten und Nationalparks. In FFH-Gebieten gelten die Häusling richtete einen dringenden Appell an Verbote nur für Grünland. Gartenbau, Obstbau, Weinbau und sonstige die Länder und die Landwirte, die Notfallzu- Sonderkulturen sind ausgenommen. Ebenso Ackerflächen, dort sollen bis lassungen nicht anzuwenden. Neonicotinoide 2024 zunächst freiwillige Maßnahmen zum Tragen kommen. Entlang von würden jede Bemühung, den Artenschwund Gewässern dürfen im Abstand von zehn Metern keine Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden, bei ganzjährig begrünten Gewässerstreifen gilt ein aufzuhalten, zunichtemachen. Abstand von fünf Metern. Durch die vielen Ausnahmen werden nur wenige Ackerflächen von einem Pestizidverbot betroffen sein. In vielen der Schutz- gebiete war der Pflanzenschutzmitteleinsatz schon vorher eingeschränkt. Lieferkettengesetz „light“ Weitere Ausnahmen können die Länder regeln. Der Einsatz von Glyphosat Die Bundesminister für Wirtschaft, Arbeit ist bis Ende 2023 erlaubt, parallel zum Auslaufen der EU-Zulassung. Bun- und Entwicklung haben ihre Einigung zu desrat und Bundestag müssen die Änderungen noch bestätigen. einem Lieferkettengesetz angekündigt. Es soll Unternehmen verpflichten, bei ihren Zuliefe- Nachzügler im Naturschutz rern auf menschenwürdige Arbeitsbedingun- gen und Umweltschutz zu achten. Das Ge- EU-Kommission verklagt Deutschland wegen FFH-Richtlinie setz soll allerdings erst ab 2023 greifen und nur für Unternehmen mit mehr aus 3.000 D ie EU-Kommission verklagt Deutschland vor dem Europäischen Ge- richtshof, weil das Land seine Verpflichtungen im Rahmen Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie (FFH) nicht einhält. Die Richtlinie verpflichtet die Mit- Mitarbeitern gelten. Entwicklungsorganisati- onen stufen den Vorschlag deshalb als unge- gliedstaaten Schutzgebiete auszuweisen, um den guten Zustand natürlicher nügend ein. Lebensräume und wildlebender Tier- und Pflanzenarten zu erhalten oder wiederherzustellen. Deutschland habe eine bedeutende Anzahl von Gebieten immer noch nicht als besondere Schutzgebiete ausgewiesen, so die Kommis- Neuer Vorsitz im FiBL sion. Auch fehlten für viele Gebiete detaillierte und messbare Erhaltungsziele. Prof. Jürgen Heß ist neuer Vorsitzender des Die Frist für die Durchführung der notwendigen Maßnahmen ist in Forschungsinstituts für biologischen Land- Deutschland in einigen Fällen bereits vor mehr als zehn Jahren abgelaufen. bau Deutschland (FiBL). Das FiBL ist eine Schon 2015 hat die EU-Kommission daher ein Vertragsverletzungsverfahren international tätige Forschungseinrichtung eingeleitet. Mit der Klage drohen Deutschland nun hohe Strafzahlungen ähnlich wie wegen der Nichteinhaltung der Nitratrichtlinie. mit Standorten in der Schweiz, in Deutsch- Laut BMU sind von der Klage alle 16 Bundesländer mit rund 4.600 FFH- land, Österreich und Frankreich. Heß folgt Gebieten betroffen, der Bund selbst mit acht Gebieten. Die Forderungen auf Prof. Urs Niggli, der den Vorsitz des der Kommission seien rechtlich zu weitgehend, heißt es in einer Stellung- FiBL Deutschland nach 20 Jahren abgegeben nahme des BMU. Die Umsetzung würde einen immensen finanziellen und hat. Prof. Jürgen Heß ist Leiter des Fachge- verwaltungstechnischen Aufwand bedeuten und sich über viele Jahre hinzie- biets Ökologischer Land- und Pflanzenbau hen. Gegen Deutschland sind zahlreiche weitere Vertragsverletzungsverfah- ren im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes anhängig. der Universität Kassel. MÄRZ 2021 bioland 5
März 2021 POLITIK Fläche mal drei bis 2030 Die Politik muss Gas geben, um die Öko-Ziele zu erreichen AUTORIN: Ökolandbau bis 2030 sollen es in der EU Annegret Grafen werden, 20 Prozent gelten für Deutschland, einige Bundesländer haben noch ehrgeizi- G enau 35.413 Höfe arbeiten in Deutschland nach den Regeln des ökologischen Landbaus. Rund 1.300 Be- gere Ziele. „Die Betriebs- und Flächenzu- wächse der vergangenen Jahre reichen bei weitem nicht aus, um die Zielsetzungen der triebe sind im Jahr 2020 neu hinzugekom- Bundesregierung und der Bundesländer men. Mehr als jeder zehnte Hektar wird zu erreichen“, meinte Jan Plagge, Präsident ökologisch bewirtschaftet, ein Flächenplus von Bioland, angesichts der Zahlen. Lö- von 5,3 Prozent gegenüber 2019. Die Zah- wenstein forderte mehr Kohärenz in der len stellte der Bund Ökologische Lebens- Politik, um den Ökolandbau schneller vo- mittelwirtschaft (BÖLW) in seinem Bran- ranzubringen. Beispiel: das geplante Tier- chenreport vor, den er, wie in jedem Jahr, wohllabel, das die biologische Tierhaltung auf der Biofach präsentierte. ausgrenzt; oder das derzeit in Bearbeitung Viele der neu umgestellten Betriebe befindliche Ökolandbaugesetz, das wichti- sind einem Verband beigetreten. 64 Pro- ge Bereiche wie die Außerhausverpflegung zent der Öko-Fläche in Deutschland wird nicht ausreichend berücksichtigt. nach den Regeln eines Bio-Verbandes Zudem müssen Bund und Länder die bewirtschaftet. Bioland wuchs nach den nötige Finanzierung sicherstellen, um die BÖLW-Zahlen im vorigen Jahr um 350 Umweltleistungen der Bio-Betriebe zu ho- Betriebe und 24.000 ha. norieren. „Immer noch fehlt die Ernsthaf- Verglichen mit dem Vorjahr ist der Öko- tigkeit, dass aus Zielen auch Maßnahmen landbau im vergangenen Jahr allerdings werden, die dem Ökolandbau den notwen- langsamer gewachsen. 3,8 Prozent neue digen Schwung für die nächsten zehn Jahre Höfe kamen hinzu, 2019 waren es noch und den Bio-Bauern Planungssicherheit plus 6,3 Prozent. Eine Entwicklung, die der geben“, kommentierte Plagge. BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein mit mangelndem Vertrauen der Der Markt wächst Landwirte in die Politik für die nächsten schneller als die Fläche Jahre erklärte. An mangelnder Nachfrage Auch in Europa ist der ökologische Land- der Konsumenten nach Bio-Lebensmitteln bau weiter auf Wachstumskurs. Zahlen kann das gedämpfte Wachstum dagegen dazu stellen in jedem Jahr das Forschungs- nicht liegen: Der Umsatz mit Bio-Produk- institut für biologischen Landbau (FiBL) ten wuchs im Corona-Jahr 2020 um sagen- und die Agrarmarkt Informations-Gesell- hafte 22 Prozent auf knapp 15 Milliarden schaft (AMI) zur Biofach zusammen. Euro, doppelt so stark wie der gesamte In der EU nahm die Ökolandbau-Flä- Lebensmittelmarkt in Deutschland. che 2019 um 0,8 Millionen Hektar zu, das ist ein Zuwachs von knapp sechs Prozent. Die Signale müssen Spitzenreiter bei der Öko-Ffläche ist nach deutlicher sein wie vor Spanien mit fast 2,4 Millionen So ist es offensichtlich, dass die Politik den Hektar, Frankreich hat mit 2,2 Millionen Marktpotenzialen nicht hinterherkommt. Hektar fast aufgeschlossen, danach folgt Die Signale müssen deutlicher in Richtung Italien mit zwei Millionen Hektar. Gut acht Bio weisen: „Die Politik muss den Öko- Prozent der Landwirtschaftsfläche in der FOTO: LANDPIXEL landbau für die Lösung der großen Aufga- EU werden ökologisch bewirtschaftet, ben beim Klima- und Umweltschutz nut- auch hier ist also noch ein Stück Weg bis Jeder zehnte Hektar in Deutschland wird ökologisch zen“, mahnte Löwenstein. Zudem stehen zur Zielmarke von 25 Prozent zu gehen bewirtschaftet. 2030 sollen es deutlich mehr sein. ja die bekannten Ziele im Raum: 25 Prozent – eine Verdreifachung der heutigen Fläche. 6 bioland MÄRZ 2021
Wachstum weltweit Berichte zur Entwicklung des Ökolandbaus Wie in Deutschland hat sich das Flä- Bioland-Präsident Jan Plagge und weiteren Die Zahlen zur Entwicklung des Ökolandbaus chenwachstum in der EU gegenüber dem Vertretern und Vertreterinnen des ökolo- und des Bio-Marktes in Deutschland finden sich Vorjahr verlangsamt. Der Markt für Bio- gischen Landbaus in Europa diskutierte. im Branchenreport des BÖLW, man kann ihn hier Produkte ist 2019 auch in der EU stärker Er ist optimistisch, dass die gesetzten Flä- herunterladen: gewachsen als die Fläche, nämlich um acht chenziele mit dem Rahmen der neuen GAP www.kurzelinks.de / bio-branche-21 Prozent. Die starken Zuwächse des Bio- erreichbar sind. Auch die Finanzierung sei Die Zahlen aus Europa und weltweit kann man Konsums infolge von Corona und den gesichert. Der Ökolandbau kann künftig im Report „The World of Organic Agriculture“, Lockdowns, die 2020 in vielen Ländern sowohl aus der Zweiten Säule als auch herausgegeben vom FiBL und der IFOAM, nach- zu beobachten waren, sind hier noch nicht durch die Eco Schemes in der Ersten Säule lesen. Ihn gibt es hier: abgebildet. Dass eine konsequente Politik gefördert werden. Eine Garantie für einen www.kurzelinks.de / organic-world-21 auf der Abnehmerseite den ökologischen gelingenden Umbau sei das noch nicht. Landbau voranbringt, zeigt Dänemark mit Auf die Umsetzung kommt es an. Der seinen Programmen für Bio in der Ge- Schlüssel sind die Strategischen Pläne, die meinschaftsverpflegung: Das Land war die Mitgliedstaaten zurzeit erarbeiten. on“, meinte Plagge, „sie muss überprüfen, 2019 weltweit Spitzenreiter mit 12,1 Pro- ob die Maßnahmen in den Strategischen zent Bio am gesamten Lebensmittelmarkt. Am Ökolandbau misst Plänen den Bio-Betrieben und den Um- „Die Daten zeigen das Potenzial des eu- sich der Erfolg stellungswilligen einen echten Vorteil ver- ropäischen Öko-Marktes, die Ziele der Für Jan Plagge ist es ein Durchbruch, dass schaffen.“ So müssten die Mitgliedstaaten beiden EU-Strategien Biodiversität und die Kommission den ökologischen Land- im Rahmen der neuen GAP verpflichtet Farm-to-Fork zu erreichen“, sagte Eduardo bau im Green Deal zum ersten Mal dezi- werden, verbindliche Ziele, Finanzierungs- Cuoco, Direktor von IFOAM Organics diert als zentrales Instrument benennt, um pläne und Maßnahmen zum Ausbau des Europe. Um die Ziele zu erreichen, brau- den nötigen Umbau der Land- und Er- Ökolandbaus zu formulieren. che der Bio-Sektor politische Unterstüt- nährungswirtschaft hinzukriegen. Doch „Wir werden uns die nationalen Ziele zung auf allen Ebenen. Dazu gehören ein auch ihm macht die Umsetzung Sorgen. genau anschauen“, versprach Burtscher. guter gesetzlicher Rahmen und eine ange- Der Rahmen der GAP-Reform ist gesetzt, Ende März will die Kommission ihren messene Förderung im Rahmen der Ge- der Bio-Markt wächst, die Landwirte sind Öko-Aktionsplan für 2021 bis 2027 vor- meinsamen Agrarpolitik – mit klarem Vor- zur Umstellung bereit. „Das größte Risiko stellen, danach erwartet sie Aktionspläne zug für den ökologischen Landbau in den liegt im Raum dazwischen“, sagte der auf nationaler Ebene. „Ich denke, das nationalen Maßnahmenplänen. Bioland-Präsident, der gleichzeitig Präsi- Signal der Kommission ist bei der Bio- Das 25-Prozent-Ziel bis 2030 braucht ent- dent von IFOAM Organics Europe ist. Branche klar angekommen“, heißt es in schiedene Anstrengungen von allen Seiten. Denn das, was aus den Strategischen Plä- einer Note des Agrarkommissars Janusz So sieht es Wolfgang Burtscher, General- nen einiger Mitgliedstaaten schon bekannt Wojciechowski, die Burtscher mitgebracht direktor der Generaldirektion Landwirt- geworden sei, setze die Zeichen eher auf hatte. „Das Wachstum des ökologischen schaft und ländliche Räume der EU-Kom- Bio-Verhinderung als auf mehr Bio. „Die Landbaus wird die Messlatte für den Er- mission, der während der Biofach mit Kommission ist an entscheidender Positi- folg der Farm-to-Fork-Strategie sein!“ Land der Bio-Verbände 64 Prozent der Öko-Fläche in Deutschland werden nach den Regeln eines Verbandes bewirtschaftet 2.000.000 1.500.000 Fläche (ha) EU-BIO-BETRIEBE 1.000.000 500.000 VERBANDSBETRIEBE 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 QUELLE: BÖLW, BLE (2020) UND STATISTISCHES BUNDESAMT (2020); EU-BIO FÜR 2020 GESCHÄTZT bioland-Fachmagazin MÄRZ 2021 bioland 7
März 2021 POLITIK Bio wächst global Drei Millionen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern weltweit D er positive Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort. Die Nachfrage nach Bio-Produkten nimmt weiterhin zu und die Bio-Fläche wächst, wie Zahlen aus inzwischen 187 Ländern Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche wurden Ende 2019 bio- logisch bewirtschaftet. Das sind 1,6 Prozent mehr als 2018. Australien ist das Land mit der größten Biolandbau-Fläche (35,7 belegen. Zusammengefasst sind sie in der jüngsten Ausgabe der Mio. Hektar), gefolgt von Argentinien (3,7 Mio. Hektar) und Studie „The World of Organic Agriculture“, die das FiBL und Spanien (2,4 Mio. Hektar). der Weltdachverband des Biolandbaus IFOAM Organics Inter- national gemeinsam herausgeben. Länder mit hohem Anteil Der globale Markt für Bio-Produkte belief sich 2019 auf über Weltweit werden 1,5 Prozent der Landwirtschaftsfläche biologisch 106 Milliarden Euro. Die größten Märkte sind die Vereinigten bewirtschaftet. Zahlreiche Länder haben jedoch einen viel höhe- Staaten (44,7 Mrd. Euro), gefolgt von Deutschland (12 Mrd. ren Anteil. Die Länder mit dem höchsten Bio-Anteil an der ge- Euro) und Frankreich (11,3 Mrd. Euro). 2019 verzeichneten samten Landwirtschaftsfläche sind Liechtenstein (41 %), Öster- wichtige Märkte ein zweistelliges Wachstum; so wuchs der fran- reich (26,1 %) sowie São Tomé und Príncipe (24,9 %). In 16 zösische Bio-Markt um 13 Prozent. Am meisten gaben die Dänen Ländern werden mindestens zehn Prozent der Landwirtschafts- und Schweizer 2019 für Bio-Lebensmittel aus (344 bzw. 338 fläche biologisch bewirtschaftet. Euro pro Kopf). Den höchsten Bio-Marktanteil wies Dänemark Corona hat in vielen Ländern zu einem deutlichen Anstieg der mit 12,1 Prozent auf. Nachfrage nach Bio-Produkten geführt: „Wir erwarten, dass wir Weltweit gab es 3,1 Millionen Bio-Produzentinnen und Bio- die Auswirkungen der Pandemie auf den Bio-Sektor mit den Produzenten 2019: Die führenden Länder waren Indien Daten für 2020 sehen werden“, sagte Helga Willer vom FiBL (1.366.000), Uganda (210.000) und Äthiopien (204.000). 72,3 während der Präsentation der Daten auf der Biofach. Öko-Betriebe mit stabilen Einkommen Trockenheit 2019 setzte Öko-Testbetrieben weniger zu D ie Einkommenssituation der Bio-Betriebe ver- änderte sich im Wirtschaftsjahr 2019/20 gegen- über dem Vorjahr im Schnitt kaum. Das Unterneh- Hektar Fläche. Abgebildet wird also nicht der Durch- schnitt der Bio- oder konventionellen Betriebe. Im Wirtschaftsjahr 2019/20 erzielten die Bio-Test- mensergebnis und der Gewinn plus Personalaufwand betriebe ein Betriebsergebnis von durchschnittlich blieben ebenso stabil wie die relative Vorzüglichkeit 58.555 Euro. Der Gewinn plus Personalaufwand pro der Öko-Bewirtschaftung. Für die Auswertung wurden Arbeitskraft (AK) betrug im Durchschnitt 37.444 vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft die Daten Euro. Ein Grund für die stabilen Einkommen: Von der von 485 Öko-Betrieben und 2.071 konventionellen Trockenheit im Sommer 2019 waren die Öko-Test- Bio-Höfe erzielten 2019/20 Betrieben herangezogen. Die Betriebe sind hinsichtlich betriebe vergleichsweise wenig betroffen und konnten höhere Einkommen als Standortbedingungen und Produktionsfaktoren ver- etwas höhere Ernten als im Vorjahr einfahren. vergleichbare konventionelle gleichbar. Es handelt sich um Betriebe mit rund 120 Vergleichbare konventionelle Betriebe erzielten im Betriebe. Wirtschaftsjahr 2019/20 einen Gewinn plus Personal- aufwand je AK von 28.139 Euro (+2 %). Das Durch- schnittseinkommen der Öko-Betriebe übertraf damit das Einkommen der konventionellen Kolleginnen und FOTOS: OEKOLANDBAU.DE, BÖLW Kollegen um rund 33 Prozent, trotz der Einkommens- zuwächse der konventionellen Vergleichsbetriebe. Eine nach Betriebsformen differenzierte Analyse zeigt, dass neben Bio-Ackerbau- und -Milchbetrieben auch die sonstigen Bio-Futterbaubetriebe und -Gemischtbe- triebe höhere Einkommen als die jeweiligen konven- tionellen Vergleichsbetrieben erzielten. Weitere Infos: www.kurzelinks.de/einkommen-bio 8 bioland MÄRZ 2021
März 2021 AUS DEM BÖLW Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft „Politik verspielt große Chancen“ Der Markt für Bio wächst schneller als die Fläche KOMMENTAR: Handel ist zum Teil darauf zurückzuführen, Chancen für heimische Betriebe und eine Peter Röhrig, dass die Menschen mehr zuhause gekocht gesunde Umwelt. Geschäftsführer und gegessen haben. Ein gestiegenes Ge- Die Politik kann Bio voranbringen, wenn des BÖLW sundheits- und Umweltbewusstsein im bei der GAP, beim Umbau der Tierhaltung Zusammenhang mit der Pandemie ließ sie oder einer Nährwertkennzeichnung der D ie Bio-Bran- che meldet beeindruckende vermehrt zu Bio-Produkten greifen und schließlich hatten viele Menschen mehr Geld im Portemonnaie, das sie für Reisen Ökolandbau und eine vollwertige Ernäh- rung einbezogen und gestärkt werden – die Bundesrepublik erreicht damit auch ihre Marktzahlen im und Restaurantbesuche nicht ausgeben Ziele beim Klima- und Umweltschutz und Corona-Jahr: 22 Pro- konnten. gibt vielen Höfen eine Perspektive. Es bleibt zent legte der Öko-Um- In der Landwirtschaft fiel das Wachstum spannend im Superwahljahr, wie die Re- satz 2020 zu – die Kunden kauften für geringer aus: 1.303 Betriebe stellten neu gierenden und die, die es demnächst wer- insgesamt 14,99 Milliarden Euro Bio- um, die Fläche wuchs um 5,3 Prozent. Die den wollen, die Bio-Lebensmittelwirtschaft Lebensmittel. Im Handel wuchs der Bio- unklare und zögerliche Haltung der Bun- nutzen. Umsatz damit doppelt stark wie der kon- desregierung zum Ökolandbau wird zum Alle Infos zur Branchenbilanz 2020 lesen ventionelle Bereich. Das Wachstum im Bumerang. Die Politik verspielt wichtige Sie auf www.kurzelinks.de/bio-branche-21 Eher ein Päckchen Wie steht es eigentlich … Entwürfe zum Insektenschutz … um den Umbau der Tierhaltung? S eit zehn Jahren ist der integrierte Pflanzenschutz gesetzlich vorgeschrieben. Bevor Chemie auf den Acker kommt, muss der Landwirt alle anderen Maßnahmen umsetzen, von der H at die Borchert-Kommission der Bundesregierung nicht empfohlen, die Tierhaltung grundsätzlich umzubauen? Und was ist mit der Umlage auf Fleisch, mit der Höfe unterstützt Fruchtfolge bis zur Sortenwahl. In der Praxis ist davon wenig werden sollen, die ihre Tiere besser halten? Zurzeit scheint es zu spüren, das Insektensterben zeugt davon. damit nicht sehr zügig voranzugehen. Gewartet wird auf eine Nun haben Bundeslandwirtschafts- und Bundesumwelt- Machbarkeitsstudie, die das Bundeslandwirtschaftsministerium ministerium Entwürfe vorgelegt, mit denen sie das Aktions- dem Vernehmen nach zurückhält. Unter Ministerin Klöckner wird programm Insektenschutz aus dem Jahr 2019 in Vorschriften von den Empfehlungen der Borchert-Kommission wohl nichts gießen wollen. Es handelt sich zum einen um Änderungen mehr umgesetzt werden. des Bundesnaturschutzgesetzes, zum anderen um eine Ver- Mit der Borchert-Kommission ist eine Debatte um das Tier- änderung der Pflanzenschutzmittel-Anwendungsverordnung. wohllabel verbunden, an dem das BMEL seit fünf Jahren werkelt Große Auswirkungen sind von diesen Vorschlägen nicht und das die Bundeslandwirtschaftsministerin unbedingt noch auf zu erwarten. Der kleinste gemeinsame Nenner des Aktions- den Weg bringen will. Doch das zäumt das Pferd von hinten auf. programms Insektenschutz wird nicht einmal zu einer bedeu- Denn zuerst müsste für die Finanzierung und eine bessere Tier- tenden Reduktion von chemisch-synthetischen Pestiziden in haltung in der Breite gesorgt werden. Schutzgebieten führen, da viele Ausnahmemöglichkeiten an- Das Tierschutzlabel sollte verpflichtend sein und sich an der gelegt wurden. Absurd ist, dass die Regelungen auch ökolo- Eierkennzeichnung orientieren. Dann wäre es wirksam und für gische Strategien der Pflanzengesundheit einschränken könn- die Kunden verständlich. Die ökologische Tierhaltung muss Teil ten, zum Beispiel die Anwendung von Kaliseife gegen des Labels werden. Jeder andere Ansatz schadet Bio und würde Schadinsekten. Nach dem jetzigen Stand der Entwürfe wird darauf hindeuten, dass es der Bundesregierung mit ihrem eigenen aus dem Insektenschutzprogramm eher ein Päckchen. Ziel, 20 Prozent Ökolandbau, nicht ernst ist. MÄRZ 2021 bioland 9
TITELTHEMA: Gesunde Pflanzen Christoph Ehrhardt und Martin Huber (rechts) suchen nach Alternativen, bevor sie auf ein Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. FOTOS: MARTIN HUBER (1), CARMEN JANZEN (3) MITMaßnahmen TECHNIKfürUND ZÜCHTUNG gesunde Pflanzen 10 bioland MÄRZ 2021
Die Hofstelle des Betriebs von Martin Huber Bioland-Betrieb Martin Huber Kartoffeln sind die wichtigste Pflanze Standort: Geltendorf, zwischen Augsburg und München Höhenlage: 500–600 m ü. NN Niederschlag: circa 800 mm AUTORIN: Mit den Vor- und Nachtei- Fläche: circa 100 ha Ackerbau, davon circa 40 ha Kartoffeln, Eileen Nicolai len des Kupfereinsatzes be- auch auf Flächen von Partnerbetrieben schäftigt sich Martin Huber Bodentypen: Lösslehm, Jungmoränen, Auenböden, Anmoore DARUM GEHT’S: bereits seit Jahrzehnten. Er ist Fruchtarten: Kartoffeln, Getreide, Hülsenfrüchte, Kleegras Martin Huber und Christoph seit 1981 Mitglied bei Bioland Mitarbeiter: 5 Ehrhardt bauen resistente Kartof- und war in der Vergangenheit Sonstiges: Direktvermarktung, Hofladen, eigene Abpackung felsorten an, damit sie möglichst mehrmals in den bayerischen der Kartoffeln wenig Kupfer einsetzen müssen. Mo- Landesvorständen des Ver- derne Technik unterstützt sie dabei. bandes aktiv. Derzeit ist er noch als Sprecher im Bioland- M enschen eine lebenswerte Zu- Bundesfachausschuss für den Kartoffelbau Fraktion der Teilnehmer möchte es verbie- kunft zu bieten, ist das siebte der und im Arbeitskreis der AG Nährstoffe ten, da es giftig sein kann, während die an- Bioland-Prinzipien. Eine intakte tätig. dere Fraktion es als ein bewährtes Präparat heimische Landwirtschaft ist das Rückgrat gegen Pilzkrankheiten ansieht“, sagt Martin jeder Gesellschaft. Bauernfamilien müssen Geteilte Meinungen auf Huber, der häufig an der Tagung teilnimmt. ausreichend Geld verdienen, um unabhän- der Kupfertagung Seiner Meinung nach ist Kupfer nur dann gig zu sein und um dadurch Arbeitsplätze Auf der einen Seite ist Kupfer ein Spuren- giftig, wenn man zu viel davon einsetzt. im ländlichen Raum zu bieten. element, das Pflanzen, Tiere und Menschen Auf seinem Betrieb wendet er durch- Bioland-Landwirt Martin Huber be- in geringem Maß sogar benötigen, aber auf schnittlich nicht mehr als 1,5 kg/ha Kupfer sinnt sich oft zurück auf dieses Prinzip. der anderen Seite ist es ein Schwermetall. jährlich für die Kartoffeln an. Martin Hu- Auf seinem Betrieb in Geltendorf, zwi- Auf der jährlichen Kupfertagung des Julius ber war einer der Initiatoren der Kupfer- schen Augsburg und München, dreht sich Kühn-Instituts und des BÖLW steht das minimierungsstrategie. „Um Kupfer ein- alles um die Kartoffel. Er setzt dabei auch Mittel deshalb auf dem Prüfstand. „Eine zusparen, muss man resistente Sorten, eine Kupfer ein, um die Kartoffeln vor Pilz- krankheiten wie der Kraut- und Knollen- fäule zu schützen. „Es gab schon Jahre, in denen ich bis zu 50 Prozent Ertrag verlo- ren habe“, sagt Martin Huber. Kupfer verfügt über fungizide Eigenschaften. Doch passen die Bioland-Prinzipien mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Öko-Landbau zusammen? In diesem Zwie- spalt stecken viele Bio-Landwirte. Martin Huber hat darauf eine Antwort: „Das Ziel unserer Landwirtschaft ist, nachhaltig zu wirtschaften und für uns und unsere Mit- arbeiter ein Einkommen zu garantieren. Wir setzen Kupfer ein, um den Ertrag im Kartoffelanbau zu sichern. Kupfer ist ein noch vertretbares Mittel. Wenn ich es nicht verwende und dadurch Ertragspotenzial verschenke, verschwende ich gleichzeitig auch die Ressource Boden und alle ande- ren bereits erbrachten Inputs wie Wasser, Nährstoffe oder Diesel.“ Christoph Ehrhardt und Martin Huber begutachten die Düsen ihrer Pflanzenschutzspritze. MÄRZ 2021 bioland 11
TITELTHEMA: Gesunde Pflanzen Die Spritze hat eine Gestängebreite von 24 m. Eine gute Bodenstruktur mit vielen Regenwürmern fördert einen gesunden Boden und damit auch gesunde Pflanz en. geeignete Fruchtfolge und eine gute Bo- der Kraut- und Knollen- denstruktur miteinander kombinieren“, fäule.“ auf die Resistenzzüchtung weiß der erfahrene Landwirt. Die auf dem konzentriert“, sagt Huber. Der Fachaus- Betrieb angebauten Sorten Carolus und Züchtung auf Resistenz in schuss Kartoffel hat dazu eine Richtlinie Tentation sind resistent gegen Phytophto- Zukunft entscheidend initiiert. Ab nächstem Jahr schreibt sie den ra. Die meisten anderen wie Otolia und Auch nach zahlreichen Forschungsprojek- Landwirten vor, auf mindestens zehn Pro- Allians haben eine überdurchschnittliche ten gibt es bisher keine wirkungsvolle Al- zent ihrer Fläche resistente oder gut wi- Widerstandskraft. „Resistente Sorten bau- ternative zum Kupfer. Seiner Meinung derstandsfähige Sorten anzubauen. „Das en wir gerne auf weiter entfernten Flächen nach ist es deshalb der sinnvollste Ansatz, soll die Züchter dazu animieren, mehr in an. Das spart Arbeitszeit, Stress und Die- sich auf resistente Sorten zu fokussieren. die Resistenzzüchtung zu investieren. Vor sel. Außerdem lassen wir nasse Flächen auf Solche Sorten auf dem Markt zu bekom- allem bei den festkochenden Kartoffeln dem Feld bei der Pflanzung aus“, so Huber, men, ist manchmal eine Herausforderung. sind nur wenige im Angebot“, so Huber. „denn Staunässe fördert eine Infektion mit „Bisher haben sich die Züchter zu wenig Resistente und widerstandsfähige Sorten sind bisher geschmacklich nicht immer die besten. „Für uns steht die Zufriedenheit FOTOS: CHRISTOPH EHRHARDT (1), MARTIN HUBER (2), CARMEN JANZEN (2) unserer Kunden an erster Stelle. Es nützt nichts, wenn die Kartoffelsorten zwar re- sistent sind, aber nicht schmecken. Die Züchter müssen ebenfalls am Geschmack der resistenten Sorten arbeiten“, sagt Mar- tin Huber. Durch die Änderung der Richt- linien will er gemeinsam mit Bioland er- reichen, dass die Phytophthora-Resistenz ein primäres Zuchtziel wird. Technik als Alternative und Hilfsmittel zugleich Nicht nur Pflanzenschutzmittel helfen, sondern auch technische Lösungen. Chris- toph Ehrhardt leitet den Betrieb von Mar- tin Huber. Er wird zukünftig auch die Geschäftsführung des Betriebes von ihm übernehmen. Kartoffelkäfer bekämpft er In einem großen Gewächshaus keimen die Kartoffeln vor. mit einem Absammelgerät. „Das Absam- 12 bioland MÄRZ 2021
Gemeinsam mit unterschiedlichen Forschungspartnern führt Martin Huber häufig Versuche auf seinem Betrieb durch. melgerät bläst die Käfer und die Larven Gedanken, bevor ich es ausbringe. Ich me direkt neben der schmalen Fahrspur von den Pflanzen und fängt sie in Schalen beachte vorher die Schadschwellen. Der entstehen. auf“, erklärt er. So kann der Bioland-Kar- Käfer kommt vom Feldrand aus. Ich füh- Es gibt viele Wege, um den Einsatz von toffelerzeuger circa 80 Prozent der Schäd- re dann erstmal nur eine Randbehandlung biologischen Pflanzenschutzmitteln mög- linge aus dem Bestand entfernen. durch und spritze nicht gleich die ganze lichst gering zu halten. Landwirte sollten Das Absammelgerät hat sich Martin Fläche“, sagt Ehrhardt. Wenn er und Mar- sich zunächst um Alternativen Gedanken Huber vor einigen Jahren gemeinsam mit tin Huber Mittel wie Kupfer oder Neem- machen, bevor sie zu Hilfsmitteln greifen. anderen Bio-Landwirten gekauft. „In den Azal einsetzen müssen, ist ihnen auch die Martin Huber und Christoph Ehrhardt gehen dabei mit gutem Beispiel voran und setzen zunächst auf resistente Sorten, einen „Bevor ich mit der Spritze aufs Feld fahre, gesunden Boden und technische Lösungen, bevor sie mit der Spritze losfahren. Das schaue ich mir die Schadschwellen genau an“ lässt sich für sie am besten mit den Prin- Christoph Ehrhardt, Bioland-Landwirt zipien des Ökolandbaus vereinen. nächsten 30 Jahren wird sich die Landwirt- richtige Spritztechnik wichtig. Sie nutzen schaft wahrscheinlich stärker verändern als eine Spritze des dänischen Herstellers in den vergangenen 30 Jahren“, sagt Mar- Danfoil, die mit Luftunterstützung arbei- tin Huber über den vermehrten Einsatz tet und dadurch nur wenig Wasser benötigt. technischer und digitaler Hilfsmittel. Sie ist sensorgesteuert und reguliert auto- „Drohnen könnten in Zukunft dabei hel- matisch den Abstand zwischen Bestand fen, Befallsherde auf dem Feld früher zu und Spritzdüse. So wird möglichst wenig erkennen“, nennt er als ein Beispiel. „Den Wirkstoff verschwendet. „Ich halte mich Einsatz von Technik oder digitalen Lösun- außerdem konsequent daran, nur zu sprit- gen zur Gesunderhaltung der Pflanzen zen, wenn es windstill ist“, so Ehrhardt. muss man jedoch abwägen. Wir probieren gerne Neues aus, aber nur, wenn es uns Fahrgassen auf dem sinnvoll erscheint. Man darf sich nicht zu Kartoffelfeld weit von der praktischen Landwirtschaft In diesem Jahr werden die beiden Kartof- entfernen und sich zu stark auf die Technik felanbauer zum ersten Mal Fahrgassen auf verlassen“, gibt Huber zu bedenken. dem Kartoffelfeld anlegen. „Wenn ich nach Technische Lösungen helfen nicht im- einem Regen den Spritzbelag an Kupfer mer weiter, das Absammelgerät stößt an wieder auffüllen muss, dann muss das Grenzen: „Der Kartoffelbestand darf noch schnell gehen. Bisher ging das nur mit nicht geschlossen sein. Ich muss noch dünnen Reifen, mit denen ich zwischen durchfahren können. In Jahren, in denen den Dämmen fahren kann. Ist der Boden die Käfer später kommen, kann ich das sehr nass, sinke ich dabei aber oft ein. Die Absammelgerät nicht mehr einsetzen. Die Dämme neben der Fahrspur sind außer- Pflanzen sind dann bereits zu groß“, weiß dem anfälliger für Kraut- und Knollenfäu- Christoph Ehrhardt aus Erfahrung. Er le“, sagt Ehrhardt. So bieten die angelegten greift dann alternativ auf den Naturstoff Fahrgassen einen weiteren Vorteil: Er kann NeemAzal zurück. Dieser wirkt gegen Kar- nicht nur schneller und mit breiteren Rei- toffelkäfer, aber schont Nützlinge. „Das fen aufs Feld fahren, sondern benötigt auch Mittel ist teuer und ich mache mir viele weniger Kupfer, weil keine anfälligen Däm-
TITELTHEMA: Gesunde Pflanzen DIE MENGE MACHT DEN UNTERSCHIED Kupferreduktion ist möglich AUTOR: Kevin Smith-Weißmann, BÖLW, E-Mail: smith@boelw.de DARUM GEHT’S: Die Minimierungsstrategie für Kupfer gelingt. Die Aufwandmengen sinken und Resistenzen sind nach wie vor unbekannt. Bei alternativen Mitteln könnte das anders sein. Dem Schorfbefall bei Äpfeln kann K man mit resistenten Sorten entgegenwirken. upfer ist ein Spurenelement und in geringen Um eine Kupferbehandlung kommt man meist nicht herum. Mengen lebenswichtig für viele Lebewesen. Bio-Landwirte, die Wein, Obst, Hopfen und Kartoffeln anbauen, nutzen die fungiziden Eigenschaf- ten von Kupfer und setzen es als Pflanzenschutzmit- tel ein. Damals noch im konventionellen Anbau brachten Landwirte bis in die 1960er Jahre Kupfermengen von 20 bis 30 kg/ha auf den Flächen aus. Mittlerweile ist die Aufwandmenge bei den meisten Kulturen auf 3 kg beschränkt. Bei Hopfen sind 4 kg zulässig. Kupfer ist nicht nur ein Spurenelement, sondern auch ein Schwermetall und reichert sich im Boden an. Besonders hohe Kupfergehalte fand das Julius-Kühn- Institut in Böden, auf denen Landwirte seit Jahrzehnten Kupfer einsetzen. Zu hohe Gehalte im Boden haben unter anderem negative Effekte auf Bodenlebewesen. Die EU Copper Task Force untersuchte die Wirkung von Kupfer auf Regenwürmer in einem 17-jährigen Versuch. Die in der EU maximal zugelassene Menge Sie sind gefragt! BÖLW sucht Landwirte und Landwirtinnen für ein Projekt zur Pflanzengesundheit Anbausysteme im Ökolandbau entwickeln sich kontinuierlich weiter. Der BÖLW sucht Praktiker und Praktikerinnen, die Konzepte mitge- Die Kupferminimierungsstrategie ist dafür ein gutes Beispiel. Doch stalten wollen und ihre Betriebsdaten anonym für die Auswertung welche theoretischen Maßnahmen sind auch praxistauglich? Daten zur Verfügung stellen. Als Vorbild für das Vorgehen dient die jährli- und Erfahrungen von Bio-Betrieben sind wichtig, um Maßnahmen che Erhebung der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau (FÖKO) weiterzuentwickeln und zu gestalten. Das Bundesprogramm Ökologi- im Apfelanbau (siehe www.kurzelinks.de/apfelanbau). Darin werden scher Landbau (BÖLN) hat dazu das Projekt „Weiterentwicklung kul- alle relevanten Bausteine der Strategie zur Gesunderhaltung von turspezifischer Strategien für die Gesunderhaltung von Pflanzen im Pflanzen erfasst und ausgewertet: von der Sortenwahl über die Bei- Ökolandbau“ ins Leben gerufen. Im Laufe der nächsten zwei Jahre krautregulierung, vorbeugende Maßnahmen und die Düngung bis werden entsprechende Konzepte für den ökologischen Acker-, Hop- zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die gesammelten Daten fen-, Gemüse-, Kartoffel-, Obst- und Weinbau entwickelt und umge- helfen Ihnen, Vergleiche mit anderen Betrieben zu ziehen und kön- setzt. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) koordi- nen auch der Beratung nutzen. FOTO: LANDPIXEL niert das Projekt und arbeitet dabei unter anderem mit Bioland Weitere Informationen: www.boelw.de / pflanzengesundheit zusammen. Sie sind gefragt, sich an diesem Projekt zu beteiligen: 14 bioland MÄRZ 2021
Die Aufwandmenge sinkt Kupfermonitoring im Ökolandbau, Kupferdaten der Verbände 2010–2018 4 Tafelapfel Weinbau Hopfen Kartoffel 3 Reinkupfer (kg/ha/Jahr) von 4 kg/ha Kupfer im Jahr zeigte keine negativen Ef- fekte auf die Regenwürmer. 2 Fortschrittliche Strategien Dennoch bleibt es wichtig, Kupfer weiter zu reduzieren. 1 Im Jahr 2010 haben sich Anbauverbände, der BÖLW und weitere Vertreter aus Praxis und Wissenschaft auf eine gezielte Minimierungsstrategie verständigt. Darin 0 sind Maßnahmen wie eine bessere Anbau- und Appli- 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 kationstechnik, die Entwicklung alternativer Mittel und QUELLE: AUS DEM JÄHRLICHEN KUPFERMONITORING AUF DER KUPFERTAGUNG bioland-Fachmagazin die Züchtung von pilzwiderstandsfähigen Sorten ent- halten. Jährlich tauschen sich Praktiker und Wissen- schaftler zu den Fortschritten der Kupferminimierung weiterhin eine Kupferbehandlung nötig, um die Wi- auf der internationalen Kupfertagung in Berlin aus. derstandsfähigkeit möglichst lange zu sichern. Das Mit den Maßnahmen der Strategie gelingt es Land- künftige Ziel der Züchter ist es, eine möglichst breite wirten immer besser, ihre Aufwandmenge unter den genetische Resistenz zu erreichen, damit die Kupfer- gesetzlichen Höchstmengen zu halten. Im Jahr 2018 minimierung noch nachhaltiger funktioniert. Zusätz- lag die ausgebrachte Kupfermenge im Kartoffelanbau lich zeigte sich in den Forschungen der FÖKO, dass bei circa 1 kg/ha, während es im Weinbau ungefähr die schorfwiderstandsfähigen Sorten anfälliger für die 2 kg/ha waren. Die benötigte Kupfermenge hängt Regenfleckenkrankheit sind. Das erfordert eine ange- allerdings auch stark mit der Witterung zusammen. In passte Anbaustrategie. Die Forschung sucht zudem nassen Jahren mit einem hohen Pilzdruck müssen nach Alternativen zu Kupfer. Der Durchbruch gelang Landwirte mehr Kupfer als üblich verwenden. bisher noch nicht. Die Forscher des EU-Horizon- 2020-Projekts „RELACS“ wollen im Laufe dieses Einzelmaßnahmen reichen nicht Jahres erste Ergebnisse von neuen Alternativen vor- In nahezu allen Kulturen ist die Züchtung von pilz- stellen. Neue Mittel bergen aber die Gefahr, dass widerstandsfähigen Sorten ein Kernelement der Kup- Erreger Resistenzen bilden. ferminimierungsstrategie. Am Beispiel von schorfwi- Neue Alternativen zu Kupfer könnten vielleicht derstandsfähigen Äpfeln wird dies deutlich. Die auch nicht gegen alle Krankheiten wirken, gegen die Züchtungserfolge beruhen allerdings auf einer sehr Kupfer hilft. Nach mehr als 100 Jahren im Einsatz engen genetischen Resistenz. Angepasste Krankheits- sind nach wie vor keine Resistenzen bei Erregern erreger und Pilzstämme können diese schnell durch- bekannt. Dies verdeutlicht, dass einzelne Maßnahmen brechen. Die Fördergemeinschaft ökologischer Obst- und Alternativprodukte keine alleinige Lösung sein bau (FÖKO) fand heraus, dass die Anzahl der komplett können. Sie sind Teil einer Gesamtstrategie, zu der auf schorffreien Apfelanlagen bei schorfwiderstandsfähi- absehbare Zeit vor allem zählt, die Kupfermengen zu gen Sorten abnahm. Daher ist auch bei diesen Sorten minimieren. » WER NICHTS VERÄNDERN WILL, WIRD AUCH DAS VERLIEREN, WAS ER BEWAHREN MÖCHTE « Gustav Heinemann FRASS ERNTEAUSFÄLLE UNWETTER SCHÄDEN (ENGERLINGE, MÄUSE) MILLIONENSCHÄDEN RÜBEN RÜSSELKÄFER SCHWARZBEINIGKEIT BODENVERSCHLÄMMUNG SCHÄDLINGE GELBMOSAIK WETTEREXTREME DÜRRE VIRUS KLIMAWANDEL NITRATE IM GRUNDWASSER PILZERKRANKUNGEN RÜBENMOTTE Zugelassen nach VO (EG) 834/2007 www.duenger-akra.de | Tel. 0711 / 945 931 95
TITELTHEMA: Gesunde Pflanzen Folgen eines Zünslerbefalls: abgeknickte Pflanzen MIT MULCHER UND MESSERWALZE Maiszünsler gezielt bekämpfen AUTORIN: Fraßspuren des Zünslers siedeln sich außerdem Pilz- Anja Bonzheim, Landesbetrieb Landwirt- sporen von beispielsweise Fusarien leicht an und min- schaft Hessen (LLH) dern die Futterqualität. Der Maiszünsler ist in der Lage, den Ertrag zu halbieren. Deshalb sollten Land- DARUM GEHT’S: wirte den Befallsdruck so gering wie möglich halten. Wer die Larven des Maiszünslers direkt nach der Ernte stört und verschüttet, hat beim Rasch die Stoppel bearbeiten nächsten Mal mehr Ertrag. Schlegelmulcher Die Larven des Maiszünslers überwintern in den und Pflug helfen, Messerwalzen weniger gut. Maisstoppeln. Deshalb ist es wichtig, die Stoppel konsequent zu bearbeiten – vor allem die von Körner- D er Maiszünsler ist der bedeutendste Schädling mais. Ziel ist es, die Erntereste schnell verrotten zu im Maisanbau. Er breitet sich kontinuierlich lassen. Direkt nach der Ernte sollte man deshalb die nach Norden aus. Bio-Landwirten macht er Stoppel bodennah zerquetschen und spalten. Das zunehmend Probleme, dezimiert Ertrag und Bilanz. gelingt zum Beispiel mit einem Schlegelmulcher, da- FOTOS: LANDPIXEL Die Zünslerlarven fressen sich in den Maisstängel und nach gilt es, die organische Masse 15 bis 25 cm tief bis in den Wurzelkopf und verhindern so, dass die einzupflügen. So werden die Larven verschüttet und Pflanze genügend Wasser und Nährstoffe aufnehmen sterben ab. Außerdem rottet das Stroh dann schneller, und transportieren kann. Weht der Wind dann stark, was das Risiko von Fusarien im folgenden Winterge- können Pflanzenteile abknicken oder brechen. In den treide reduziert. 16 bioland MÄRZ 2021
Das Nacherntemanagement ist besonders wichtig, wenn man die Böden minimal bearbeitet. Dann müs- sen die Stoppeln nah am Boden abgeschnitten und mit dem Mulcher möglichst fein zerkleinert werden, um auch die tiefsitzenden Larven zu erfassen. Dafür empfiehlt sich ein Schlegelmulcher mit Hammerschle- geln. Eine Alternative ist ein Sichelmulcher. Allerdings- schneidet der die Stängel zwar ab, spleißt sie aber nur wenig auf. Eine Larve des Maiszünslers in einem aufgebrochenen Kolben. Der Schädling mindert Boden intensiv durchmischen den Ertrag und fördert das Risiko einer Pilzinfektion. Auch Messerwalzen stören den Maiszünsler. Sie spal- ten die Maisstoppel zwar auf und sind billiger als ein Mulcher, töten die Larven aber nicht ausreichend ab. Räuberische Insekten wie Marienkäfer, Raubwan- Zudem kommen Messerwalzen auf schweren Böden zen und Florfliegen, parasitische Schlupfwespen und an ihre Grenzen. Dort kann zusätzlich eine flach ein- Bakterien sowie ein aktives Bodenleben helfen bei der gestellte Scheibenegge sinnvoll sein, um die Stoppel biologischen Regulierung des Maiszünslers. Ist die längs und quer zu bearbeiten. Mit Kettenscheiben- Maispflanze ausgewogen mit Nährstoffen versorgt, eggen oder Striegel kann man das Stroh auseinander- hat sie zudem eine gute Widerstandskraft. ziehen. Wichtig ist dann aber, den Boden anschließend Weitere Informationen: bei Reinhard Schmidt, Öko-Team intensiv zu durchmischen. LLH, E-Mail: reinhard.schmidt@llh.hessen.de MIT TREFFLER DAS UNKRAUT IM GRIFF. MECHANISCH. Die patentierten Vorteile des Treffler-Systems mit untenliegender Feder: Voreingestellter Zinkendruck bleibt gleich − bei allen Zinkenstellungen Präzise Arbeitstiefe des Zinkens − durch großen Federweg Strichstabile Zinken − unterstützt durch Vorspannung in Fahrtrichtung Leichte Rahmenkonstruktion − weltweit tausendfach bewährt Hartmetall-Zinken seit 2015 Zurückziehen der Zinken seit 2014 TREFFLER Maschinenbau GmbH & Co. KG Reichersteiner Str. 24 | 86554 Pöttmes-Echsheim www.treffler.net | info@treffler.net
TITELTHEMA: Gesunde Pflanzen „VIEL MEHR ALS EIN MITTELEINSATZ“ Die Kunst, Pflanzen gesund zu halten Fraßschäden durch den Rapserdfloh an einer jungen Rapspflanze. Passende Pflanzenschutzkonzepte für den Rapsanbau zu finden, ist für viele Bio-Landwirte eine Herausforderung. INTERVIEW: mit vorbeugenden Maßnahmen erhält, anstatt bei Pflanzenkrank- Mit Prof. Ralf Bloch und Prof. Stefan Kühne sprach heiten und Schädlingsbefall direkt einzugreifen. Eileen Nicolai bioland-Fachmagazin: Für welche Krankheiten oder R alf Bloch ist seit Beginn dieses Jahres an Schädlinge gibt es bisher keine Bekämpfungsme- der Hochschule für nachhaltige Ent- thoden im biologischen Landbau? wicklung in Eberswalde als Professor Stefan Kühne: Im ökologischen Rapsanbau gibt für Agrarökologie und nachhaltige Anbau- es einige ungelöste Probleme mit Schad- systeme tätig. Stefan Kühne arbeitet seit erregern. In allen Entwicklungsstadien zieht FOTOS: LANDPIXEL, HNEE, ZALF 1992 am Julius Kühn-Institut und forscht die Pflanzen unterschiedliche Schädlinge zu Pflanzenschutzkonzepten für den Öko- an. Das beginnt im Herbst zur Aussaat mit landbau. Er ist außerdem einer der Initia- der Kohlfliege oder dem Rapserdfloh. Im toren der Kupferminimierungsstrategie. Frühjahr befallen dann die Stängelrüssler Beide sind Experten für den Pflanzenschutz Ralf den Raps und zur Knospenbildung sind es in der biologischen Landwirtschaft. Sie sind Bloch die Rapsglanzkäfer. Es endet mit Kohlschoten- sich darin einig, den Ökolandbau als System zu rüssler und der Kohlschotenmücke. Bisher gibt betrachten, das die Pflanzengesundheit bevorzugt es dazu noch kein sicheres Pflanzenschutzkonzept. 18 bioland MÄRZ 2021
Den Kartoffelkäfer werden wir in Deutschland auch nicht mehr hinterfragen und neue Entwicklungen anzuregen. Zum Beispiel los. Bei jedem neuen Mittel bildet er nach circa zehn Jahren Re- können neue technische Maßnahmen bei der Weiterentwick- sistenzen aus. Ich würde es gerne sehen, dass Schulklassen über lung helfen. die Kartoffelfelder laufen und ihn einsammeln. Kinder lernen dabei etwas über die Landwirtschaft, bewe- Wie wichtig ist moderne Technik für den biologischen gen sich und lernen die Lebensmittel wieder Pflanzenschutz? mehr zu schätzen. Kühne: Traditionelle Methoden lassen sich gut Ralf Bloch: Spätverunkrautung ist ein weiteres mit moderner Technik kombinieren. Droh- ungelöstes Problem bei Körnerleguminosen, nen unterstützen Landwirte dabei, Tricho- so wie auch die Anthraknose. Mittlerweile gramma-Schlupfwespen gegen den Mais- gibt es zu letzterer zwar tolerante Sorten auf zünsler auszubringen. Zukünftig wird man dem Markt, aber die Wissenschaft forscht sie auch einsetzen, um Krankheiten zu er- weiter. Mit der richtigen Saatgutvorberei- kennen oder gezielt Pflanzenschutzmittel tung können Bio-Landwirte samenbürtige einzusetzen. Der Einsatz moderner Tech- Pilzkrankheiten gut in den Griff bekommen. Stefan nik hilft, biologische oder andere naturstoff- Der Forschungsbedarf im biologischen Land- Kühne liche Pflanzenschutzmittel zu unterstützen bau ist jedoch auch hier noch sehr hoch. oder sogar zu ersetzen. Was können Landwirte außer der Sortenwahl noch als In welchen Kulturen werden Pflanzenschutzmittel beson- vorbeugende Maßnahmen tun? ders oft im Ökolandbau angewendet? Kühne: Fruchtfolge, Bodenbearbeitung oder auch die Unkraut- Kühne: In allen intensiv bewirtschafteten Kulturen wie zum Bei- regulierung müssen in einem gezielten Maß ineinandergreifen, spiel Gemüse oder Dauerkulturen wenden Landwirte stoffliche um die Pflanzen gesund zu erhalten. Der Begriff „Pflanzen- Pflanzenschutzmittel an. Kupfer ist dabei der einzige Stoff, bei schutz“ ist viel mehr als nur der Einsatz eines Mittels. Er be- dem wir relevante Absatzzahlen und Anwendungsmengen ha- schreibt ein gesamtes Konzept, das viele Strategien und Maß- nahmen beinhaltet. Bloch: Biologischer Pflanzenschutz ist ein systemischer Ansatz, bei dem die Applikation eines Mittels die letzte Maßnahme darstellt. Beispielsweise ist dazu die Fruchtfolge entscheidend, mit einem Wechsel zwischen Sommerungen und Winterungen, damit sich Unkrautgesellschaften nicht aufbauen können. „Biologischer Pflanzenschutz ist ein systemischer Ansatz, bei dem ig Langjähr die Applikation eines Mittels die bewährt letzte Maßnahme ist“ Ralf Bloch RhizoVital® 42 Wurzelbakterien für gesunde Wurzeln und vitale Pflanzen Fördert und sichert Erträge und Qualität. Kreuzblütler wie Raps oder Senf brauchen wir als Zwischen- früchte, um Nematoden zu regulieren. Diese sind in erster Li- nie im biologischen Gemüsebau, vor allem im Anbau von Möhren, ein Problem. Zwischenfrüchte wie auch die Tagetes fungieren dabei als Fangpflanzen und bieten eine gute Mög- Weitere Infos unter: www.biofa-profi.de lichkeit, Nematoden zu bekämpfen. Biologische Landwirt- schaft ist wahrscheinlich der wissensintensivste Pflanzenbau, den wir betreiben. Er beruht zum Teil auf alten Regeln und tra- Biofa AG ditionellem Wissen. Das ist die Basis, von der aus wir das ge- Rudolf-Diesel-Str. 2 | 72525 Münsingen samte Pflanzenbausystem innovativ weiterentwickeln müssen. Tel. 07381 9354-0 | contact@biofa-profi.de Dennoch gilt es auch im Ökolandbau, sich immer wieder zu
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