ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland

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ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
DAS FACHMAGAZIN FÜR DEN ÖKOLOGISCHEN LANDBAU   Juni 2022 | 5,90 Euro

Agri-Photovoltaik
im Gemüsebau
Milch aus wenig
Kraftfutter
Öko-Leistungen
bares Geld wert

ÖKO-FELDTAGE
         Für jede Sparte was dabei
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
STEKETEE KAMERASTEUERUNG IC-LIGHT

EIN HIGHLIGHT
AN PRÄZISION.
Die intelligente Steketee Kamerasteuerung IC-Light
ermöglicht es, ermüdungsfrei und exakt zu arbeiten –
egal ob bei Tag oder Nacht. Das System übernimmt die
Lenkung der Hackmaschine EC-Weeder zwischen den
Reihen, minimiert so Kulturschäden und gibt Ihren Pflanzen
dadurch viel Raum zum Wachsen.

Die Integration der Marke Steketee in die LEMKEN Gruppe
ermöglicht perfekt aufeinander abgestimmte Techniken
für die Pflanzenpflege.

UNSER ANTRIEB: IHR ERFOLG!

                 Erfahren Sie mehr unter
                 steketee.com
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
Juni 2022

                                                        EDITORIAL

                                                                  „Zur Nachahmung
                                                                  anregen“

                      die Welt ist aus dem Gleichgewicht geraten und wir leben in hohen Unsicherheiten. Aber in jeder
                      Krise liegen auch viele Chancen.

                      Andere Mitglieder der Menschheitsfamilie erleiden schon seit langem Verfolgung, Not und
                      Hunger. Angesichts des Geschehens in unserer europäischen Nachbarschaft spüren die meisten
                      von uns, dass es ungemütlich werden könnte. Resilienz erfährt in solchen Zeiten zunehmend
                      Beachtung. Vielleicht beginnen viele von uns erst jetzt zu verstehen, wie sehr unsere Zukunft von
                      resilienten Systemen abhängt.

                      Der Begriff Resilienz – abgeleitet vom lateinischen „resilire“, abprallen – wurde in der Psycholo-
                      gie erstmals in den 1950er-Jahren für die Eigenschaft von Menschen verwendet, die trotz
                      schwierigem sozialem Umfeld in der Lage sind, ihr Leben erfolgreich zu führen. Zurecht hat
                      dieser Begriff längst in Gebiete wie Klima- oder Ökosystemforschung Einzug gehalten. Auch
                      wird in Wirtschaftskreisen von resilienten Lieferketten gesprochen.

                      Stressfaktoren und ein schwieriges Umfeld bestimmen global das Geschehen in der Ernäh-
                      rungsbranche. Doch gibt es keinen Grund, in Schockstarre zu verfallen. Als Akteurinnen und
                      Akteure im Bio-Sektor arbeiten wir an robusten Systemen, die externen Schocks und Störungen
                      besser trotzen. Wir wirtschaften in engen Kreisläufen und verzichten auf mineralische Stickstoff-
FOTO: BILDSCHOEN 13

                      dünger, arbeiten an regionalen Wertschöpfungsketten und kürzeren Transportwegen und vielem
                      mehr. Es ist also DIE Gelegenheit, aus der Krise gestärkt hervorzugehen – und zur Nach-
                      ahmung anzuregen.

                                                                                                                   JUNI 2022   bioland   3
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
Juni 2022

                                                                        INHALT
    10      Titelthema:
            Öko-Feldtage

                                                                                                                                                                       FOTOS: JONATHAN KERN, FRAUNHOFER ISE, LANDPIXEL
                                                                                                                       Viel Milch aus

                                                         30       Agri Photovoltaik
                                                                  im Gemüsebau
                                                                                                             34        Grundfutter

    POLITIK                                                PFLANZENBAU                                            MARKT & MANAGEMENT
     5 kurz & knapp                                        24 Neue Strategien mit Weizen                          42 Gelb leuchten die Sonnenblumen
           Bodenmarkt & Patent auf Gerste                         Populationen sind stabiler                             Kuchen und Öl aus Süddeutschland
     6 Mehr Beschwerden eingegangen                        26 Knüpfen Sie neue Kontakte                           44 Der Wert der Nachhaltigkeit
           Bilanz nach einem Jahr Verbot                          Bioland auf den DLG-Feldtagen                          Leistung der Landwirtschaft in Euro
           unlauterer Handelspraktiken                     28 Beratung                                            47 Neues aus der Redaktion
     8 Inflation entfacht Diskussion um                           Saubere Lager vor der Ernte                            Hallo und Abschied
       Mehrwertsteuer                                      30 Mangold unter Modulen                               48 Die Lupine ist zurück
           Bio-Branche hält Senkung für einen                     Doppelte Nutzung, dreifacher Effekt                    Kleiner Markt, große Perspektive
           Schnellschuss                                   32 Wildbienen in Gefahr                                50 Anstieg übertrifft Saisonabzüge
           Teller statt Tank                                      Landwirte können helfen                                Der Bio-Milchpreistrend
           Özdemir und Lemke wollen                        Meldungen 28 Videos für Neu-Einstei-
           Agrokraftstoffe abschaffen
                                                                                                                   51 Blick auf den Markt
                                                           ger, Agri-Photovoltaik 29 Hackroboter                         Rinder, Mischfutter & Fleisch und Öl
     9 Aus dem BÖLW                                        funktioniert, BMEL fördert Agroforst
           20-jähriges Jubiläum & Gentechnik               33 Modellprojekt zu Agri-Photovoltaik                   Meldungen 52 BFA Verarbeitung, Mün-
                                                                                                                   chen is(s)t Bio & Günstige Kredite
    TITELTHEMA                                             TIERHALTUNG
                                                                                                                  BIOLAND & GÄA AKTIV
    10 Öko-Feldtage wachsen                                34 Vorurteile entkräftet
           Klima im Fokus                                         Erfolgreich ohne Kraftfutter                    52 Gewinnspiel
                                                                                                                         Biolandhof Kelly-Warnke
    14 Klimaanpassung mit Agroforst                        37 Reserven auf der Spur
           Entwicklungen zur GAP ab 2023                          Kostenanalyse hilft                             53 Die Bioland-Landesverbände
                                                                  Bio-Schweinehaltern                                    Mit der Politik im Gespräch
    18 Erfindungsreiche Landwirte
           Innovationen auf den Öko-Feldtagen              38 Alles fürs Tierwohl                                 60 Aktuelles aus dem Gäa-Verband
                                                                  Hinschauen im Geflügelstall                            Messestarts & Weidefleisch
    20 Die Landwirtschaft von morgen
           Fit für künftige Ernährungssysteme              40 Beratung                                            SERVICE
    22 Neuer Stall für neue Ansätze                               Wartezeit nach der Wurmkur
           Wie wirkt die Milchkuh aufs Klima?              41 Beratung                                            61 Termine
                                                                  Zukauf von Mineralfutter                        62 Vorschau & Impressum
                                                           Meldungen 41 Ganze Tiere für Kantinen                  63 Anzeigen & Angebote

    TITELFOTO: Landpixel. Die Öko-Feldtage 2023 im hessischen Villmar versprechen mindestens so interessant zu werden wie die vorigen Öko-Feldtage in Frankenhausen.

4   bioland   JUNI 2022
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
Juni 2022

                                                  POLITIK
                                                                                 Meldungen:
                                                                                 kurz & knapp
84.000 ha Bio-Potenzial
BVVG-Flächen sollen an Bio-Betriebe gehen

E    hemals volkseigene Flächen in Ostdeutschland dürfen künftig nur noch
     an ökologisch und nachhaltig wirtschaftende Betriebe verpachtet werden.
                                                                                Bioland-Bauer verklagt VW
Dies steht nun fest, nachdem die Bodenverwertungs- und -verwaltungsge-          Ulf Allhoff-Cramer verklagt den VW-Kon-
sellschaft (BVVG) den Verkauf und die Verpachtung dieser Flächen während        zern auf Unterlassung der „übermäßigen“
der Koalitionsverhandlungen Ende 2021 vorübergehend ausgesetzt hat. Bis         Emission von Kohlendioxid. Diese würden
Ende 2024 wird lediglich den bestehenden Rechtsansprüchen nachgekommen.         seinen Bio-Hof und den umliegenden Wald
    84.000 ha werden zugunsten des Klima- und Artenschutzes an Bio-Be-
                                                                                beschädigen. Der Prozess, den der Bio-Bauer
triebe und vorzugsweise an Junglandwirt:innen und Existenzgründer:innen
verpachtet. Die zuständige Abteilungsleiterin im BMEL, Katharina Böttcher,      zusammen mit Greenpeace führt, hat am
geht von einer positiven agrarstrukturellen Entwicklung aus. Wie „ökologisch“   20. Mai am Detmolder Landgericht begon-
oder „nachhaltig wirtschaftend“ bei der künftigen Vergabe definiert ist,        nen. Allhoff-Cramer will erreichen, dass der
konnte das BMEL noch nicht beantworten. Genaue Kriterien soll die BVVG          Autohersteller ab 2030 keinen Verbrennungs-
ausarbeiten und dem BMEL vorlegen.
                                                                                motor mehr verbaut. VW ist erstmals vor
    Bioland begrüßt, dass die Restpachtflächen künftig insbesondere an Bio-
Betriebe vergeben werden sollen. Der Verband sieht dies als Chance für die      einem deutschen Gericht mit einer Klima-
Stärkung der ökologischen Landwirtschaft. Um das 30-Prozent-Ziel der            Klage konfrontiert.
Bundesregierung bis 2030 zu erreichen, müssten jährlich zwölf Prozent Bio-
Fläche hinzukommen. 2021 waren es laut BÖLW 4,7 Prozent oder 81.762
ha. Die übrigen BVVG-Flächen von 84.000 ha sind dem Ziel also zuträglich,
                                                                                Strategie für Wasser
aber längst nicht genug.                                                        Vor dem Hintergrund länger anhaltender
                                                                                Trockenzeiten forderte der Umweltverband
                                                                                BUND von der Politik eine Strategie zur
Gersten- und Bierpatent bleibt                                                  nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Auch
Zufällige Mutationen gelten als technische Erfindungen                          die landwirtschaftliche Bodennutzung müsse
                                                                                sich dem angepassen. Über einen humusauf-

M       it einer Entscheidung am 10. Mai hat das Europäische Patentamt
        (EPA) seinen künftigen Umgang mit zufälligen genetischen Mutati-
onen durch klassische Kreuzungszüchtung angedeutet. Es wies Einsprüche
                                                                                bauenden Ackerbau können Böden Wasser
                                                                                besser speichern. Dauerhafte Bodenbede-
                                                                                ckung, flache Bodenbearbeitung vielfältige
gegen ein umstrittenes Patent von Carlsberg und Heineken zurück. Das
Patent EP2575433 der beiden Brauereikonzerne steht für ein energiespa-          Fruchtfolgen und Frühsaaten im Herbst sind
rendes Brauverfahren inklusive einer Gerstenpflanze. Die konventionell          konkrete Maßnahmen.
gezüchtete Gerste enthält drei zufällige – also nicht geplante oder technisch
erzeugte – Mutationen, die je ein Enzym ausschalten. Dadurch ist der Brau-
prozess mit niedrigeren Temperaturen möglich, also unter geringerem Ener-
                                                                                Warnruf vor Spekulationen
gieeinsatz. Zum Patent gehören das Mälzen, Einmaischen, Erhitzen und            Den Aufsichtsbehörden in der EU und den
Verarbeiten sowie das Bier selbst (www.kurzelinks.de/EP2575433).                USA fehlen wirksame Instrumente, um die
   Bioland und rund 40 weitere Organisationen haben schon 2017 Einspruch        Spekulation mit Lebensmitteln zu begrenzen.
gegen die Patentierung eingelegt. Das Bündnis fordert von der Politik die
Klarheit darüber, dass zufällige genetische Mutationen nicht als Erfindungen    Deshalb forderte die Verbraucherorganisation
patentierbar sein dürfen. Dies gehe mit einer Gefährdung für die biologische    Foodwatch wirksame Handelsschranken, so-
Vielfalt einher und einer eheblichen Einschränkung der traditionellen Pflan-    genannte Positionslimits. Nötig sei auch
zenzüchtung. Nach der jüngsten Entscheidung des Europäischen Patentamts         Transparenz darüber, wer über welche Ge-
wird die Forderung an die Politik lauter, hier einzuschreiten.                  treidereserven verfügt. Spekulationsexzesse
   Das Europäische Patentamt hat mit seiner Entscheidung nun künftigen
                                                                                und weitere Preiserhöhungen müssten ver-
ähnlichen Patenten die Tür geöffnet, nicht nur in der Brauerei. Zudem leis-
tet sie der Monopolisierung von energiesparendem Brauen Vorschub.               hindert werden.

                                                                                                              JUNI 2022   bioland   5
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                                                           POLITIK

                                                                                                                          Faire Absprachen sind
                                                                                                                          für alle Beteiligten
                                                                                                                          von Vorteil.

    Mehr Beschwerden bei der
    BLE eingegangen
    Bilanz nach einem Jahr Verbot unlauterer Handelspraktiken

                          AUTORIN:                                                    und kleinere Unternehmen eine größere Verhandlungs-
                          Victoria Zara Funke                                         macht gegenüber starken Abnehmern haben müssen.
                                                                                      Sie hat deshalb die Richtlinie gegen unlautere Handels-

                          B   auern und Bäuerinnen kämpfen seit Dekaden für
                              Preise, die ihre Arbeit würdigen, diese vor allem
                          langfristig möglich und wirtschaftlich machen. Die
                                                                                      praktiken (UTP, unfair trading practices in the food
                                                                                      chain) eingeführt, ein EU-weit einheitlicher Mindest-
                                                                                      schutzstandard (siehe Kasten). Er soll „negative Aus-
                          Diskussion darüber – und über die Form der Land-            wirkungen auf den Lebensstandard der landwirtschaft-
                          wirtschaft – führen heute auch viele Nichtlandwirte,        lichen Bevölkerung“ eindämmen.
                          befeuert von den jüngsten Krisen in den Bereichen              Deutschland hat die UTP-Richtlinie in das Agrar-
                                                                                      organisationen-und-Lieferketten-Gesetz (AgarOLkG)
                                                                                      gegossen, das am 9. Juni ein Jahr in Kraft ist. Grund-
                                                                                      sätzlich schützt es alle Agrar- und Lebensmitteler-
    „Wir haben es hier mit einer                                                      zeugnisse, die der Mensch konsumiert, ob unverar-
    Ross-und-Reiter-Problematik zu tun“                                               beitet oder verarbeitet. Nicht geschützt sind Futter- und
                                                                                      Arzneimittel, Tabakwaren und Kosmetika.
                                                             Dr. David Jüntgen, BLE      Das AgrarOLkG soll allen Landwirt:innen dienen,
                                                                                      die ihre Produkte an einen Verarbeiter oder den Groß-
                                                                                      oder Einzelhandel liefern. Allerdings gibt es eine Um-
                                                                                                                                                  FOTO: LANDPIXEL

                          Umwelt, Klima, Gesundheit, Tierhaltung und Geopo-           satzschwelle von 2 Mio. Euro im Jahr. Liegt ein Un-
                          litik. Die Europäische Union hat erkannt, dass es Regeln    ternehmen darunter und will sich beschweren, kann
                          für die wirtschaftlichen Beziehungen in der Land- und       es das nur gegenüber einem Käufer, der mehr als
                          Lebensmittelwirtschaft braucht und Landwirt:innen           2 Mio. Euro umsetzt. Das Unternehmen muss also

6   bioland   JUNI 2022
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
den eigenen sowie den Umsatz des Käufers kennen.          ten nachvollziehen, das Vertrauen in die heimische
Auf die Auskunft hat es einen rechtlichen Anspruch.       Landwirtschaft wachse. Ein echter Zugewinn, um die
Weiterhelfen kann hier die Bundesanstalt für Land-        Vielfalt landwirtschaftlicher Betriebe erhalten zu kön-
wirtschaft und Ernährung (BLE). Sie ist für die Um-       nen.
setzung der UTP-Richtlinie in Deutschland zuständig.
Dort können Betroffene unlautere Handelspraktiken
melden, ihre Beschwerden einreichen oder den Umsatz               Fordern Sie eine Ombudsstelle!
eines Käufers ausfindig machen (siehe Kasten).             Je mehr Hinweise oder Beschwerden bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und
    Dr. David Jüntgen ist BLE-Abteilungsleiter für         Ernährung (BLE) zu unlauteren Handelspraktiken eingehen, desto deutlicher wird der
Agrarmarkt- und Außenhandelsregelungen, Kontroll-          Bedarf für eine Ombuds- und Preisbeobachtungsstelle.
verfahren und Fischerei. Seit Einführung der UTP-
Richtlinie vor einem Jahr habe die Bundesanstalt bis       Wenden Sie sich telefonisch oder per E-Mail direkt an die BLE und Dr. David Jüntgen,
Ende Dezember keine förmlichen Beschwerden er-             Tel.: 0228/6845-3606, Fax: 030/18106845-330, E-Mail: 516@ble.de
halten. Vielmehr seien bis heute mehrere informelle        Online-Beschwerdeformular: www.kurzelinks.de / beschwerde-utp-ble-22
Hinweise und von Amts wegen eingeleitete Verfahren
eingegangen. „Damit haben der Gesetzgeber und wir
gerechnet. Denn wir haben es hier mit einer Ross-
und-Reiter-Problematik zu tun.“ In puncto überlange               So schützt die UTP-Richtlinie Unternehmen und Waren
Zahlungsziele habe sich für die geschützten Lieferan-      Diese Szenarien gelten immer als unlauter:
ten mittlerweile einiges verbessert, berichtet Jüntgen.
Derzeit beschäftigt sich die Bundesbehörde vor allem       ■ Zahlungen des Käufers später als 30 Tage für verderbliche Agrar- und Lebens-
mit Vereinbarungen zum Zurückschicken nicht ver-             mittelerzeugnisse
kaufter Erzeugnisse, Kostenübernahmen durch Lie-           ■ Zahlungen des Käufers später als 60 Tage für andere Agrar- und Lebensmittel-
feranten und Vertragsstrafen. Bislang laufen bei der         erzeugnisse
BLE vier Ermittlungsverfahren.                             ■ Kurzfristige Stornierung der Lieferungen von verderblichen Agrar- und Lebens-
    Um Anonymität der Beschwerdeführer zu gewähr-            mittelerzeugnissen
leisten, fordern verschiedene Seiten eine Ombudsstel-
                                                           ■ einseitige Vertragsänderungen durch den Käufer
le. Die BLE verfüge bereits über gesetzliche Mög-
                                                           ■ Käufer verlangt vom Lieferanten Zahlungen, die nicht im Zusammenhang mit
lichkeiten, „die Identität und die vertraulichen
Informationen von Beschwerdeführern vor Offenle-             dem Verkauf von Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen des Lieferanten stehen
gung zu schützen“, erklärt Jüntgen. Zudem will die         ■ Risiko von Verlust und Verschlechterung der Waren wird auf den Lieferanten
Bundesanstalt voraussichtlich noch in diesem Sommer          übertragen
ein anonymes Online-Hinweisgebersystem einrichten.         ■ Verweigerung einer schriftlichen Bestätigung einer Liefervereinbarung durch
    Ob es darüber hinaus eine Ombudsstelle geben             den Käufer, trotz Aufforderung durch den Lieferanten
wird, ist Sache der Politik. Bioland hat mit weiteren
                                                           ■ Missbrauch von Geschäftsgeheimnissen durch den Käufer
Verbänden in einem Brief Bundeslandwirtschaftsmi-
                                                           ■ kommerzielle Vergeltungsmaßnahmen durch den Käufer
nister Özdemir aufgefordert, schnellstmöglich eine
Ombuds- und Preisbeobachtungsstelle einzurichten.          ■ Übertragung der Kosten für die Prüfung von Kundenbeschwerden an den
Mit Blick auf die momentane Preisentwicklung und             Lieferanten
die Steigerung der Produktionskosten müsse dies
                                                           Folgende Szenarien gelten darüber hinaus als unlauter, wenn vorab keine
Priorität haben. Die Forderung schließt absolute Un-       konkrete vertragliche Regelung getroffen wurde:
abhängigkeit, die Gewährleistung von Anonymität
sowie eine ordentliche finanzielle und personelle Aus-     ■ Rückgabe von nicht verkauften Produkten
stattung dieser Stelle ein.                                ■ Zahlung des Lieferanten dafür, dass seine Produkte gelagert, zum Verkauf
    Gleich danach auf der Prioritätenliste der Verbän-       angeboten, gelistet oder breitgestellt werden
de steht das Verbot des Einkaufs unter Produktions-
                                                           ■ Zahlungen des Lieferanten für Preisnachlässe des Käufers
kosten. Ein solches würde die Wertschätzung für die
                                                           ■ Zahlungen des Lieferanten für Werbung des Käufers
Arbeit der landwirtschaftlichen Betriebe unterstrei-
chen, bäuerliche Existenzen sichern sowie eine ethische    ■ Zahlungen des Lieferanten für die Vermarktung durch den Käufer
Preisgestaltung ermöglichen. Zudem müssten alter-          ■ Zahlungen des Lieferanten für das Personal des Käufers, das die Verkaufs-
native Vermarktungsformen und regionale Wertschöp-           räumlichkeiten einrichtet
fung gefördert werden, fordert Bioland. Höhere, re-        Weitere Informationen: www.kurzelinks.de / ble-utp-22
gional erzeugte Qualitäten müssen transparent bis zur
                                                           Quelle: BLE
Ladenkasse gekennzeichnet werden. So könnten Ver-
braucherinnen und Verbraucher Wertschöpfungsket-

                                                                                                                          JUNI 2022   bioland     7
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
Juni 2022

                                                           POLITIK

    Inflation entfacht erneut Diskussion
    um Mehrwertsteuer
    Bio-Branche hält Nettopreise für Obst und Gemüse für einen Schnellschuss

                          AUTORIN:                                                   gend notwendige Transformation von Landwirtschaft
                          Victoria Zara Funke                                        und Ernährung fehlen.“
                                                                                         Auch Bioland-Präsident Jan Plagge hält von Schnell-

                          D     ie Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung bleibt
                                weiter unklar. Obendrein schnellt die Inflation in
                          die Höhe. Die Mehrwertsteuer ist wieder in den Fokus
                                                                                     schüssen oder befristeten Ansätzen nichts und fordert
                                                                                     ein Gesamtkonzept für eine Reform der Mehrwertsteu-
                                                                                     er. Sie müsse die Transformation Richtung Bio gezielt
                          der öffentlichen Debatte gerückt. Gegen die hohe In-       fördern: „Zur Unterstützung des 30-Prozent-Bio-Ziels
                          flationsrate fordern Verbraucherschützer, Sozialverbän-    bis 2030 sollten Bio-Lebensmittel dauerhaft mit einem
                          de und die Deutsche Diabetesgesellschaft, die Mehr-        niedrigeren Steuersatz belegt werden.“ So könnten
                          wertsteuer für Obst und Gemüse abzuschaffen. Sie           Bio-Produkte für mehr Verbraucher:innen erschwing-
                          bekamen prompt Zuspruch von Bundesagrarminister            lich werden und der Umsatz ankurbelt werden.
                          Cem Özdemir. Der Handel hingegen lehnt den Plan                Auch die zuletzt von Umweltorganisationen und
                          ab und auch die Bio-Branche ist zurückhaltend.             dem Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung gestellte
                              „Eine Mehrwertsteuersenkung für sämtliche pflanz-      Forderung nach einer Erhöhung des Mehrwertsteu-
                          liche Lebensmittel sehen wir skeptisch“, sagte Peter       ersatzes für tierische Produkte auf 19 Prozent würde
                          Röhrig, Vorstand des Bund Ökologische Lebensmit-           den Ausbau der ökologischen Tierhaltung deutlich
                          telwirtschaft (BÖLW), dem Redaktionsnetzwerk               bremsen. Den Umbau der Tierhaltung über die Mehr-
                          Deutschland (RND). „Davon würden auch konven-              wertsteuer zu finanzieren, hält die Bio-Branche für das
                          tionell hergestellte Lebensmittel mit zum Teil erheb-      falsche Instrument. Denn so würden umsatzbezogen
                          lichen Umweltfolgeschäden profitieren“, kritisierte er.    diejenigen Tierhalter mit den höchsten Erzeugerkosten
                          Weil keineswegs nur Geringverdiener profitieren wür-       bestraft, die das höchste Tierwohlniveau sicherstellen.
                          den, sei die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst       Falls sich die Bundesregierung zu einer Mehrbelastung
                          und Gemüse als sozialpolitische Maßnahme zu unge-          für Verbraucher:innen durchringt, wäre eine mengen-
                          nau. Auch koste der Schritt viele Milliarden Euro pro      bezogene Abgabe der richtige Ansatz, der Bio-Produk-
                          Jahr: „Dieses Geld würde schlussendlich für die drin-      te nicht überproportional verteuern würde.

    Teller statt Tank
    Özdemir und Lemke wollen Agrokraftstoffe bis 2030 auf null zurückfahren
    Innerhalb der nächsten sieben Jahre soll die Verwendung von          Özdemir und Lemke dafür aus, Agrarflächen für die Produktion
    Agrokraftstoffen abgeschafft werden. Darauf verständigten sich       von Lebensmitteln zu nutzen und nicht zur Gewinnung von
    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesum-              Agrosprit.
    weltministerin Steffi Lemke. Aktuell liegt die Obergrenze für die    Dieses Ziel soll eine höhere Treibhausgasminderungsquote unter-
    Verwendung von Agrokraftstoffen aus Nahrungs- und Futter-            stützen. Das Klimaschutzinstrument gibt es seit 2015. Mit ihm
    pflanzen bei 4,4 Prozent. Schon im nächsten Jahr soll die Grenze     sind Mineralölkonzerne gesetzlich verpflichtet, den Treibhausgas-
    auf 2,5 Prozent reduziert werden, um dann schrittweise bis 2030      ausstoß um eine festgesetzte Prozentzahl zu verringern. Gleichzei-
    auf null zu kommen.                                                  tig dürfen sie Erneuerbare Energien, darunter Agrokraftstoffe, in
                                                                                                                                               FOTOS: BÖLW

    Schon im kommenden Jahr würden somit 4,2 Mio. Tonnen Nah-            ihre Produkte beimischen. Derzeit liegt die Treibhausgasminde-
    rungs- und Futtermittel nicht mehr im Tank landen. Vor dem           rungsquote bei sechs Prozent, bis 2030 soll sie auf 25 Prozent
    Hintergrund der aktuellen Lebensmittelknappheit sprachen sich        steigen. Dann soll Schluss mit der Beimischung von Agrosprit sein.

8   bioland   JUNI 2022
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
Juni 2022

                                     AUS DEM BÖLW
                                                Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft

Viel erreicht, noch viel vor
Der deutsche Bio-Spitzenverband hat sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert

Ein glanzvoller Abend: BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres mit        Die feierliche Verabschiedung des ehemaligen Vorsitzenden Felix Prinz zu
Bundesagrarminister Cem Özdemir                                         Löwenstein (Mitte)

A    m 27. April hat der Bund Ökologische
     Lebensmittelwirtschaft sein 20-jähri-
ges Bestehen gefeiert. In Berlin kamen
                                                  Gründung des Bio-Dachverbandes viel
                                                  getan. Die Würdigung und Verabschiedung
                                                  von zu Löwenstein stand im Mittelpunkt
                                                                                                 berichtete von den Bio-Plänen seines Hau-
                                                                                                 ses. Angeregte Gespräche, Erinnerungen
                                                                                                 an den Beginn der Bio-Bewegung und viel
zahlreiche Wegbegleiterinnen und -beglei-         des Festes.                                    Lob seitens der Redner:innen für Erreich-
ter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und        Zugleich hat der BÖLW mit seiner neu-       tes und Erfolge prägten den Abend. An
Wissenschaft zusammen. Auch Dank des              en Doppelspitze Tina Andres und Peter          Motivation und Entschlossenheit, Bio auch
ehemaligen Vorsitzenden Felix Prinz zu            Röhrig in die Zukunft geblickt und den         in Zukunft zu gestalten und voranzutrei-
Löwenstein hat sich für Bauern und Bäu-           Bundesminister für Ernährung und Land-         ben, mangelte es beim BÖLW-Jubiläum
erinnen, Hersteller und Händlerinnen seit         wirtschaft Cem Özdemir empfangen. Er           nicht.

Tendenziöse Fragen zu neuen Gentechniken
Verbände kritisieren öffentliche Konsultation der EU-Kommission als extrem einseitig

D      ie EU-Kommission hat mit Blick auf eine künftige Gentech-
       nik-Regulierung zu Methoden wie CRISPR/Cas eine öffent-
liche Konsultation gestartet. Beiträge können online bis zum 22.
                                                                        sondern können nur über Freitextfelder unter „sonstige
                                                                        Anmerkungen“ eingebracht werden. Ein europaweites
                                                                        Verbändebündnis hat daraufhin eine Onlinepetition vor-
Juli eingereicht werden. Der BÖLW, die Bio-Verbände und Orga-           bereitet. Sie fordert die EU-Kommission und die Regie-
nisationen aus dem Umwelt- und Verbraucherschutz kritisieren die        rungen der EU-Mitgliedstaaten auf, auch künftig eine
extrem einseitige Darstellung der Thematik und die tendenziöse          konsequente Regulierung von Gentechnik gemäß dem
Fragenstellung in der Konsultation. Ökologische oder sozioöko-          Vorsorgeprinzip und der Wahlfreiheit zu gewährleisten.
nomische Aspekte wie die Wahlfreiheit für Akteure aus Züchtung,
Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel werden nicht abgefragt,         Die Petition findet sich auf www.boelw.de

                                                                                                                               JUNI 2022   bioland   9
ÖKO-FELDTAGE Für jede Sparte was dabei - Bioland
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

                                       Hier werden sich bald viele
                                Besucher:innen tummeln: die Demoparzellen
                                          auf den Öko-Feldtagen.

      ÖKO-FELDTAGE
        Klima im Fokus
                       WACHSEN
                                                                            FOTOS: FRIEDERIKE KRICK

10    bioland   JUNI 2022
AUTORIN:
Eileen Nicolai

DARUM GEHT’S:
Die Öko-Feldtage sind ein Highlight
für Bio-Landwirt:innen. Sie finden
vom 28. bis zum 30. Juni auf dem
Gladbacherhof im hessischen Vill-
mar statt. Klima ist das zentrale
Thema der Fachausstellung. Projek-
te wie Agroforst oder Mulch im Ge-
müseanbau locken Besucher an.

B
         raucht die Öko-Branche eigene Feld-
         tage? Das war die Frage, die sich
         Carsten Veller, Projektleiter beim
Forschungsinstitut für biologischen Land-
bau (FiBL), vor den ersten Öko-Feldtagen
stellte. Die Frage hat sich mittlerweile er-
übrigt, denn nun stehen die dritten Öko-       Andreas Gattinger (links) und Christian
Feldtage vor der Tür, die vom 28. bis 30.      Lambertz vor einer Bio-Raps-Demo-
Juni auf dem Gladbacherhof in Villmar          parzelle
stattfinden. Und ihr Programm ist zukunfts-
                                               Eine der Demoparzellen zeigt zwei Sorten
gewandt: Klima ist das Leitthema auf dem       Weiße Lupine im Vergleich zur Blauen
Versuchsgut der Justus-Liebig-Universität      Lupine (links).
(JLU) Gießen. Seit Ende der 1980er Jahre
wirtschaftet der Milchviehbetrieb mit 190
ha nach Bioland-Richtlinien.
   Prof. Andreas Gattinger ist wissen-
schaftlicher Leiter des Lehr- und Versuchs-
betriebs Gladbacherhof. Das Schwer-
punktthema Klima machen er und sein
Team anschaulich. „In zwei Feldversuchen       tage aufbereitet. Auf Tierwohl und
zeigen wir zum Beispiel, wie Treibhausgas-     die Wirkung der Nutztierhaltung auf
emissionen im Feld gemessen werden und         das Klima hat er den Fokus gesetzt.
wie der Ökolandbau zur Emissionsminde-         „Im neugebauten Milchviehstall werden die
rung beitragen kann“, so Gattinger, der an     Kühe in zwei voneinander getrennten
der JLU die Professur für Ökologischen         Gruppen gehalten. Das bietet die Möglich-      Führungen mit
Landbau mit dem Schwerpunkt nachhal-           keit, über einen langen Zeitraum die Aus-      geballtem Wissen
tige Bodennutzung innehat.                     wirkungen verschiedener Fütterungsinten-       Passend zum Leitthema haben die
   Neben Andreas Gattinger hat Christian       sitäten miteinander zu vergleichen“, sagt      Veranstalter:innen kreuz und quer über
Lambertz, Koordinator des LOEWE-               Lambertz (siehe Seite 22). Die                 das Gelände der Öko-Feldtage einen Kli-
Forschungsschwerpunktes GreenDairy an          Besucher:innen sind natürlich zur Besich-      marundgang angelegt. In acht Bereichen
der JLU, Klimathemen für die Öko-Feld-         tigung des neuen Milchviehstalls eingeladen.   zeigen circa 20 Stationen die Herausfor-
                                                                                              derungen der Landwirtschaft durch den
                                                                                              Klimawandel und mögliche Lösungsan-
                                                                                              sätze. Die Teilnehmer:innen erhalten in
         Breites Expertenfeld
                                                                                              kürzester Zeit viele Informationen rund
 Öko-Feldtage als Gemeinschaftswerk                                                           um den Klimawandel. Ob Ackerbauer,
 Wie bereits in den vergangenen Jahren ist die FiBL Projekte GmbH Veranstalter der Öko-       Tierhalter, Imker oder Gemüsebauer, für
 Feldtage 2022. Mitveranstaltende sind das Hessische Landwirtschaftsministerium und die       jedermann ist auf dem Klimarundgang das
 Justus-Liebig-Universität Gießen mit der Hessischen Staatsdomäne Gladbacherhof sowie         passende Thema dabei. Die Teilneh-
 der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und die Stiftung Ökologie und Landbau. Der           mer:innen sind dabei nicht nur stille
 BÖLW ist Schirmherr der Veranstaltung.                                                       Zuhörer:innen, sondern haben auch die
                                                                                              Möglichkeit, sich an den Stationen aktiv
 Weitere Infos: www.oeko-feldtage.de
                                                                                              einzubringen. An einer Station des Kli-
 www.kurzelinks.de / gladbacherhof-2022
                                                                                              marundgangs fordert sie zum Beispiel ein
                                                                                              Planspiel heraus. Die Ausgangssituation

                                                                                                                       JUNI 2022   bioland   11
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

                                                                         Die Agroforstfläche auf dem Gladbacherhof hat
                                                               Hanglange und soll den Boden vor Wind- und Wassererosion schützen.

       darin ist ein Betrieb mit einem Milch-             ihrem Betrieb den Klimaschutz umsetzen          Speierling und Walnuss dienen als Wert-
       viehstall, Grünland und Ackerbau. „Durch           können.                                         holzlieferanten. „Ich bin mir sicher, dass die
       Veränderungen am Stall, der Fütterung                  „Auf dem Klimarundgang darf natürlich       Agroforstfläche ein großer Publikumsma-
       oder Fruchtfolge können die Spieler die            die Agroforstfläche nicht fehlen“, führt        gnet sein wird, da solche Anlagen bisher
                                                          Gattinger weiter aus. Agroforstanlagen leis-    noch relativ selten sind“, so Gattinger.
                                                          ten einen großen Beitrag gegen die Klima-           Sogar dem Bio-Gemüseanbau widmet
„Die Agroforstfläche wird                                 krise, weil sie Kohlenstoff speichern und       sich eine Station des Klimarundgangs:
                                                          Böden vor Erosion schützen (siehe Seite         Forscher:innen der Universität Gießen
viele Besucher anziehen“                                  14). Die Agroforstfläche des Gladbacher-        messen die Treibhausgasemissionen in ei-
     Andreas Gattinger, Professor für Ökolandbau an der   hofs besteht aus jeweils 3 m breiten Baum-      nem Versuchsfeld mit Weißkohl in Mulch.
     Justus-Liebig-Universität Gießen                     streifen, rechts und links der Bäume wächst     „Eine Mulchschicht hat den Vorteil, dass
                                                          eine Kleegrasmischung als Pufferstreifen        sie den Boden beschattet, damit er sich
                                                          zur Ackerkultur. Die Ackerstreifen dazwi-       weniger aufheizt und mehr Wasser spei-
                                                          schen sind 18 m breit. Insgesamt sind zehn      chert. Zudem verringert die Mulchschicht
       Treibhausgasemissionen reduzieren und              Prozent der Ackerfläche für die Baumstrei-      die Bodenerosion“, sagt Gattinger. Die am
       den Betrieb an die Folgen des Klimawan-            fen aus Pappeln und Obstbäumen reser-           Projekt beteiligten Wissenschaftler:innen
       dels anpassen“, erklärt Andreas Gattinger.         viert. Die schnellwachsenden Pappeln er-        konnten beobachten, dass dieses Verfahren
       Die Teilnehmer:innen nehmen dadurch                zeugen Biomasse, verschiedene Apfelsorten       Wetterextreme abpuffert und Gemüseer-
       viele Ideen mit nach Hause, wie sie auf            liefern Mostobst und Elsbeere, Kirsche,         träge stabilisiert. „Ziel des Projekts ist es,
                                                                                                          einen klimaresilienten Gemüseanbau zu
                                                                                                          entwickeln“, so Gattinger.
                                                                                                              In den Klimarundgang fügt sich ein
                                                                                                          wichtiges Vorzeigeprojekt des Versuchsgu-
                                                                                                          tes perfekt ein: Der Dauerfeldversuch, der
                                                                                                          seit 24 Jahren ökologische Fruchtfolgen
                                                                                                          und Bodenbearbeitungsstrategien mitein-
                                                                                                          ander vergleicht. Die Wissenschaftler:innen
                                                                                                          untersuchen dabei vor allem Ertrags- und
                                                                                                          Bodenparameter, sie messen die Emission
                                                                                                          von Klimagasen und den Einfluss verschie-
                                                                                                          dener Anbaumethoden auf die Kohlen-
                                                                                                          stoffspeicherung.
                                                                                                              Auf den Öko-Feldtagen kommt aber auch
                                                                                                          die Landtechnik nicht zu kurz. Täglich fin-
                                                                                                          den mehrere Maschinenvorführungen statt.
                                                                                                                                                           FOTOS: FRIEDERIKE KRICK

                                                                                                          Und Landtechnikhersteller und Entwick-
                                                                                                          ler:innen präsentieren 20 Prototypen und
                                                                                                          Neuentwicklungen für den ökologischen
                                                                                                          Landbau. Teils handelt es sich um Geräte,
                                                                                                          die Landwirt:innen selbst entwickelt und
                                                                                                          speziell an die Anforderungen des Bio-
Bis zu den Öko-Feldtagen sollen die Milchkühe in den neuen Forschungsstall eingezogen sein.               Ackerbaus angepasst haben (siehe Seite 18).

12     bioland   JUNI 2022
desbetrieb Landwirtschaft Hessen ein           Jahr 2019 reisten noch mehr am Ökoland-
                                           Forum zur Tierhaltung bespielt.                bau Interessierte nach Frankenhausen.
                                              Am Eröffnungstag, dem 28. Juni, geht           „Die Erwartungen sind groß, an die
                                           es thematisch um die nachhaltige Land-         bisherigen Erfolge anzuknüpfen“, weiß der
                                           wirtschaft. In der JLU-Kartoffelhalle wer-     Projektleiter. Neben dem neuen Veranstal-
                                           den Diskussionen und Fachvorträge zu           tungsort finden die Öko-Feldtage nun
                                           Agroforst das Programm dominieren. So          anstelle von zwei an drei Tagen statt. „Die
                                           wird ein Landwirt aus der Schweiz seine        Vorzeichen stehen gut, dass es auch diesmal
                                           Erfahrungen mit Agroforstsystemen schil-       wieder eine erfolgreiche Veranstaltung wer-
                                           dern. Philipp Weckenbrock, der auf dem         den wird“, so Veller. Ein Indiz dafür ist,
                                           Gladbacherhof für die Agroforstanlage          dass sich mit 320 Ausstellern 40 mehr als
                                           zuständig ist, hält einen Fachvortrag über     im ersten Veranstaltungsjahr angemeldet
                                           Agroforstsysteme und regenerative Land-        haben. Auch die Versuchsfläche ist größer
                                           wirtschaft. In anderen Fachforen geht es       geworden. In den Wochen vor den Öko-
                                           an diesem Tag unter anderem um Frucht-         Feldtagen kann man bislang allerdings nur
                                           folgen, die gezielt auf Betriebstypen abge-    erahnen, welche Aussteller:innen auf den
                                           stimmt wurden, oder um 100 Prozent Bio-        insgesamt 1.500 Demoparzellen ihre Kul-
                                           Fütterung.                                     turen von Ackerbohne bis Zuckerrübe für
                                              Mittwoch, der 29. Juni, steht mit meh-      den ökologischen Landbau präsentieren
Täglich ein anderes                        reren Podiumsdiskussionen ganz im Zei-         werden. Mitte Mai waren die Parzellen
Schwerpunthema                             chen der Politik. Bioland-Präsident Jan        noch unbeschriftet und viele Kulturen
Zum Klimarundgang bietet das Foren-        Plagge diskutiert über Carbon Farming          noch nicht in der Blüte.
programm Vorträge zu Klima und resili-     und die Chancen des Ökolandbaus beim              „Nach den diesjährigen Öko-Feldtagen
enten Anbausystemen. „Die Fachforen        Handel mit Emissionszertifikaten.              haben wir gleich die nächsten vor Augen.
haben mit Pflanze, Markt und Politik,         Auch das stark umstrittene Thema Wolf       2023 wechseln wir auf den Bioland-Betrieb
Tierhaltung und Themen der jungen Ge-      nimmt an diesem Tag seinen Platz ein. Bio-     Biohof Grieshaber & Schmid nach Baden-
neration vier Schwerpunkte. Da ist für     login Lisa Traut von der Justus-Liebig-        Württemberg. Für 2025 hat das Land Sach-
jeden Besucher etwas dabei“, freut sich    Universität wird Beispiele aus der For-        sen sich gerade um die Ausrichtung der
Andreas Gattinger schon heute. Studie-     schung zur Vergrämung des Wolfs                Öko-Feldtage beworben“, verrät Veller.
rende sowie Mitarbeiter:innen der Uni-     präsentieren.
versität Gießen organisieren die Themen       Was können Bio-Höfe von der neuen
der jungen Generation, während der Lan-    Bundesregierung erwarten? So lautet die
                                           Frage einer Podiumsdiskussion in der Ge-
                                           rätehalle, hier diskutieren BÖLW-Ge-
                                           schäftsführer Peter Röhrig und Silvia Ben-
                                           der, Staatssekretärin im BMEL.                     Öko-Feldtage
                                              Am dritten und letzten Tag der Öko-             28. – 30. Juni 2022 E12
                                           Feldtage geben junge Landwirt:innen den
                                           Ton an. Diskussionsfragen lauten zum               Super Maxx® BIO
                                           Beispiel: Wie sieht ein landwirtschaftlicher       Unkrautbekämpfung, wassersparende
                                           Betrieb 2050 aus? Welches Potenzial liegt          Stoppelbearbeitung,
                                                                                              leichtzügig, enorme
                                           in der Fütterung mit Insektenprotein?              Flächenleistung,
                                           Oder: Welche Ernährungssysteme brau-               geringer
                                           chen wir in Zukunft? Zudem bietet Mi-              Spritverbrauch.
                                           chaela Braun von der Bioland Stiftung am
                                           Stand V4 einen Praxis- und Erlebniswork-                                   GreenMaster
                                           shop zur Bodenfruchtbarkeit und Bewer-                                      Grünlandpflege
                                           tung des Bodenzustands an.                                                      mit Erfolg.
                                                                                                                    Kombinierbar mit
                                           Öko-Feldtage 2023 in                                                 Mayor Anhängewalze.
                                                                                                               NEU mit ZINKENSAAT –
                                           Baden-Württemberg
                                           „Wir hatten 2017 keine Ahnung, ob das
                                                                                                   +           sichere Saatgut-Ablage

                                           Format ankommen würde, und waren
                                           überwältigt von dem positiven Feedback,
                                           sowohl von Seiten der Aussteller als auch
   Im Dauerfeldversuch untersuchen die     der Besucher“, resümiert Carsten Veller            Mayor
                                           rückblickend die ersten Öko-Feldtage auf           Ideales Saatbett. Schutz vor Verschläm-
  Wissenschaftler:innen unterschiedliche                                                      mung und Erosion. Grünland und Acker.
         Bearbeitungsmethoden.             der Hessischen Staatsdomäne Franken-
                                           hausen bei Kassel. Die Veranstaltung lock-
                                                                                                 07021 9857 0           guettler.de
                                           te circa 8.000 Besucher:innen an und im
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

                                                                                 Bioland-Betrieb Schlossgut Hohenroden:
                                                                            Baumstreifen aus Pappeln bieten Windschutz am Hang.

      KLIMAANPASSUNG MIT AGROFORST
                    Entwicklungen zur GAP ab 2023
                            AUTOR:                                                 Rechtssicherheit geschaffen
                            Tobias Hoppe, Bioland-Agroforstberater,                Vor einem Jahr hat die deutsche Politik die Förderung
                            E-Mail: tobias.hoppe@bioland.de                        der agroforstlichen Bewirtschaftungsweise beschlossen
                                                                                   (siehe Seite 29). Im Rahmen der GAP-Reform ab 2023
                            DARUM GEHT’S:                                          gelten Agroforstflächen nun offiziell als landwirtschaft-
                            Agroforstsysteme sind in der Landwirtschaft            liche Nutzfläche und sind beihilfefähig. Dies ist ein
                            eine wichtige Maßnahme gegen die Folgen des            großer Erfolg, denn damit gibt es Rechtssicherheit für
                            Klimawandels. In der neuen GAP genießen sie            neue und bereits bestehende Agroforstsysteme. Die
                            Rechtssicherheit und sind in ihrer Anwen-              Gehölze drohen nun nicht mehr zu geschützten Land-
                            dung attraktiv geworden. Für eine wirtschaft-          schaftselementen zu werden, womit nun eine Holznut-
                            liche Optimierung lohnt sich eine umfassende           zung rechtlich eindeutig möglich ist. Die Förderung
                            Beratung und Planung.                                  im Rahmen der Öko-Regelung (Nachfolge der Gree-
                                                                                   ning-Prämie) ist allerdings an Vorgaben geknüpft, die
                                                                                                                                               FOTOS: JOHANNA BÖLL, BURKHARD RIEGELS

                            B
                                   is 2027 sollen laut Entwurf des deutschen       in der Praxis hinderlich sind. So sieht die GAP-Di-
                                   GAP-Strategieplans 200.000 ha neue Agro-        rektzahlungen-Verordnung beispielsweise vor:
                                   forstflächen entstehen. Das Dokument sieht      ■ Mindestabstand von 20 m zwischen Gehölzstrei-
                            Agroforstsysteme als ein Vorzeigekonzept, um Koh-         fen und Flächenrand
                            lenstoff zu binden und zu speichern. Zudem sollen      ■ Mindestabstand zwischen Gehölzstreifen von 20
                            diese Systeme helfen, extreme Wettereignisse zu mil-      m, mindestens zwei Streifen pro Fläche, Mindest-
                            dern. Auf den diesjährigen Öko-Feldtagen steht das        breite pro Streifen 3 m
                            Thema Klima im Mittelpunkt. Was eine Agroforst-        ■ eine Negativliste, die Gehölze aus naturschutz-
                            anlage als Maßnahme gegen den Klimawandel leisten         fachlichen Bedenken ausschließt, trotz vorteilhaf-
                            kann, ist daher Bestandteil der Veranstaltung (siehe      ter Eigenschaften wie Trockenheitsresistenz, Holz-
                            Kasten).                                                  qualität oder Blütentracht.

14    bioland   JUNI 2022
Nach Einschätzung des Deutschen Fachverbands für
Agroforstwirtschaft (DeFAF) und langjährigen
Expert:innen erschweren diese Vorgaben die Umset-
zung. Mit einem Mindestabstand von 20 m können
bestimmte Umweltleistungen nicht gewährleistet wer-
den, zum Beispiel um Einträge von Nährstoffen und
Pflanzenschutzmitteln an Feldrainen abzupuffern.
Auch der Windschutz ist somit für einen breiten Flä-
chenrand nicht gegeben. Außerdem ist die Auswahl
geeigneter Flächen in manchen Gebieten stark einge-
schränkt, wenn eine Mindestanzahl von zwei Gehölz-
streifen, ein Mindestabstand von 20 m zwischen den
Gehölzstreifen und dem Flächenrand sowie die Min-
destbreite von 3 m pro Streifen eingehalten werden
muss. Das würde bedeuten, dass ein Schlag für eine                                                                     Das Bioland Hofgut
agroforstwirtschaftliche Nutzung mindestens 66 m            Ländern wird hier allerdings ein relativ niedriger         Martinsberg setzt im
breit sein müsste. In manchen kleinstrukturierten           Fördersatz von 40 Prozent angestrebt. Manche Län-          Hühnerauslauf auf Weiden-
Gegenden Deutschlands ist das ein Hindernis.                der planen auch, überhaupt keine Agroforst-Förder-         sträucher. Sie schützen vor
                                                            programme anzubieten. Die Förderung der Neuan-             Greifvögeln und führen zu
Förderhöhe bisher unzureichend                              lage ist aber der wichtigste Baustein für eine             einer gleichmäßigeren
Agroforstsysteme, die den Vorgaben entsprechen,             verstärkte Anwendung dieser Nutzungsform. Denn             Nutzung des Auslaufs.
sollen im Rahmen besagter Öko-Regelung in der Ers-          die Anlage von Agroforstsystemen ist kostenintensiv.
ten Säule der GAP mit 60 Euro pro Hektar Gehölz-               Das berechnete Budget für Agroforst in der Ersten
fläche gefördert werden. Bei einem durchschnittlichen       Säule wird voraussichtlich nicht ausgeschöpft werden.
Gehölzflächenanteil von zehn bis 20 Prozent bleiben         Dem liegt die unrealistische Annahme zugrunde, dass
also pro Hektar sechs bis zwölf Euro. Dieser Betrag         200.000 ha Agroforst-Gehölzfläche bis im Jahr 2027
ist aus wirtschaftlicher Sicht viel zu niedrig. Der Fort-
schritt ist eher darin zu sehen, dass Agroforst auf
landwirtschaftlichen Nutzflächen grundsätzlich recht-               Agroforst auf den Öko-Feldtagen
lich möglich wird.
    Zusätzlich können die Bundesländer im Rahmen             Auf dem Gladbacherhof, dem Veranstaltungsort der diesjährigen Öko-Feldtage, gibt
ihrer ELER-Maßnahmen die Neuanlage und Erwei-                es auch eine neu angelegte Agroforstanlage (siehe auch bioland-Fachmagazin
                                                             6/2021). Das Programm enthält mehrere Vorträge zu Agroforst, zum Beispiel „Agro-
terung von Agroforstsystemen aus dem Budget der
                                                             forstsysteme in Deutschland – wohin geht die Reise?“ und „Tiere in Agroforstsyste-
Zweiten Säule fördern. Details zu den Förderprogram-
                                                             men“, sowie mehrere Führungen über die Fläche.
men einzelner Länder sind derzeit noch nicht öffent-
lich zugänglich. Nach Abfragen des DeFAF bei den

VARIOFIELD DER INDIVIDUELLE

                                                                                                   Der Variofield bietet eine universelle
                                                                                                   Lösung für alle Arten und Reihen­
                                                                                                   weiten des Hackeinsatzes.

                                                                                                   •    Zweibalkiges Rahmensystem
                                                                                                   •    Versetzter Klappstoß
                                                                                                   •    Auswahl verschiedener Module
                                                                                                   •    Jede Reihenweite realisierbar
                                                                                                   •    Eigene Scharform

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                                                                                                   dicksonkerner.com
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

           Ein Acker mit einer Baumreihe aus                                             Was ist Agroforst?
        aufgeasteten Nussbäumen. Diese bringen                                    Neue Perspektiven für die Landwirtschaft
                 zusätzliches Wertholz.
                                                                                  Die Agroforstwirtschaft umfasst alle Landbausysteme, in denen
                                                                                  Gehölze zusammen mit Feldfrüchten angebaut oder kombiniert
                                                                                  mit der Tierhaltung bewirtschaftet werden. Da Arten, Alter, und
                                                                                  Anordnung der Gehölze stark variieren können, existieren zahl-
                                                                                  reiche Formen. Wer ein solches System geschickt gestaltet,
                                                                                  kann zahlreiche betriebsrelevante Umweltleistungen erzielen.
                                                                                  Windbremsung, partielle Beschattung und eine Erhöhung des
                                                                                  Wasserhaltevermögens schaffen die Grundlage für Ertragssta-
                                                                                  bilität in Zeiten des Klimawandels. Außerdem fördern Agro-
                                                                                  forstsysteme das Tierwohl und ermöglichen gute Arbeitsbedin-
                                                                                  gungen für den Menschen.
                                                                                  Mit einer durchdachten Kombination aus klassischer Landwirt-
                                                                                  schaft und Gehölzen lässt sich auch die Flächenproduktivität
                                                                                  steigern. Die Förderung von Biodiversität und eine breiter auf-
                                                                                  gestellte Wertschöpfung sind weitere wichtige Faktoren für die
                                                                                  betriebliche Resilienz.
                                                                                  Welche Baum- und Staucharten sich konkret für eine beste-
                                                                                  hende Acker- oder Grünlandnutzung eignen, hängt sowohl von
                                                                                  Standortfaktoren als auch von der allgemeinen Betriebssituati-
                                                                                  on ab. Grundsätzlich eignen sich verschiedenste Nutzungswei-
                                                                                  sen, zum Beispiel Obst, Nüsse, Laubfutter, Energie- und
                                                                                  Stammholz.

                                                                                        träge der Ackerkulturen pro Hektar nicht leiden, obwohl
                                                                                        ein Teil des Ackers für die Agroforststreifen benötigt
                                                                                        wird. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Agro-
                                                                                        forstanlage der Agrargenossenschaft Forst eG in der
                                                                                        Lausitz: Die Ackerfläche mit 19 Prozent Flächenverlust
                                                                                        durch Energieholzstreifen erzielte 87 bis 164 Prozent
                                                                                        der Erträge von Vergleichsäckern in den Kulturen Win-
                                                                                        tergerste, Winterweizen, Zuckerrübe und Sommergers-
                                                                                        te. Die Erlöse des Energieholzes kommen oben drauf.
                                                                                        Weitere Erfahrungsberichte aus der Praxis bestätigen
                                                                                        Ertragsstabilität und keine Verringerung der Flächen-
                             in der Ersten Säule gefördert werden. Diese Annahme        produktivität der Ackerkultur in den sich häufenden
                             reduziert letztlich den viel zu niedrigen Fördersatz auf   Trockenjahren. Obwohl die finanzielle Förderung also
                             nur 60 Euro pro Hektar.                                    momentan noch nicht ausreichend ist, lohnt es sich
                                                                                        schon heute, über Agroforst auf den eigenen Flächen
                             Holzpreise haben großen Einfluss                           nachzudenken. Der Klimawandel und die Folgen und
                             In Zukunft werden die Vorteile von Agroforst wie           Risiken stellen schon heute viele Betriebe vor große
                             Wind- und Bodenschutz, Erhöhung des Wasserhalte-           Herausforderungen.
                             vermögens der Fläche, Ertragsstabilität und Tierwohl           Schlussendlich entscheidet das individuelle
                             immer wichtiger. Dieser Nutzen lässt sich jedoch kaum      Betriebsumfeld, wie rentabel eine Gehölzkultur ist.
                             in Zahlen ausdrücken. Wie rentabel Energie- und            Vorhandene Infrastruktur, Maschinen und Betriebs-
                             Stammholz sein wird, hängt stark von zukünftigen           abläufe, Vermarktungsmöglichkeiten sowie Betriebs-
                             Marktpreisen und der Entwicklung der Holzbranche           entwicklungsziele sind Parameter, die Landwirt:innen
                             ab. Aus diesen Gründen ist die Berechnung eines            sinnvolle Anknüpfungspunkte zeigen. Die Synergie-
                                                                                                                                                    FOTO: CHRISTOPHER MORHART

                             jährlichen Gewinns von Agroforstsystemen komplex           effekte zwischen Gehölzen und der Ackerkultur oder
                             und schwer vorhersehbar. Außerdem streuen die Er-          dem Tierbestand sind ein wichtiger Bestandteil der
                             gebnisse aufgrund der geringen Datenlage teils stark       Wertschöpfung. Eine umfassende Beratung von Fach-
                             und geeignete Berechnungsmethoden sind noch in             leuten lohnt sich bei der Investition in Agroforst. Auch
                             der Entwicklung.                                           die Bioland-Beratung hat sich in diesem Hinblick
                                Bisherige Einzelversuche in der Praxis weisen jedoch    erweitert und wird Bildungsveranstaltungen, Fachar-
                             darauf hin, dass Agroforststreifen die Effizienz der       tikel und einzelbetriebliche Beratung anbieten und
                             Landnutzung verbessern. Das bedeutet, dass die Er-         bereitstellen.

16    bioland   JUNI 2022
Sonderseite

                                                                        ANZEIGEN

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                                                                                                                                          by Einböck

                                                                   UF
                                                            HeN A
                                                     ZU Se
              Premiumhackstriegel              LIVe            L D T AGeN                                                                Einführungsaktion
                                                   e N Ö KÖ-Fe
                                                 D
                                                                                                                T
                                                                                                         ät MI
              AEROSTAR-FUSION                                                                                                                    P-BOX-STI
                                                                                                 Säger              TA N K
                                                                                                      U N S T ST FF
                                                                                                                O
              » Unabhängig gefederte Zinken                                                         K
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               www.einboeck.at                                                              www.einboeck.at

                   WWW.EINBOECK.AT                         +43 7764 6466 0                               INFO@EINBOECK.AT

                                                                       Cerall und Cedomon
                                                                        Ein guter Start für Ihr Getreide
                                                                        Wirkungsvolle Beize gegen Fusarium, Steinbrand,
                                                                        Blatt-und Spelzenbräune

               Besuchen Sie uns auf den DLG- und Öko-Feldtagen 2022!

                                              Naturkalk von der DüKa...
                                              natürlich für gesunde Böden.
                                                                                                                                 Besuchen Sie uns
                                                                                                                                                    in Villmar
                                              aus der Natur - für die Natur                                            auf den Öko-Feldtagen 2022
                                                                                                                            Ausstellungshalle, Stand H24

                                              CINIPUR®                           CINIDOL®                             Kohlensaure Kalke
                                              aus der natürlichen Kraft der      mit der natürlichen Kraft der        die Klassischen Feuchtkalke mit
                                              Pflanzenasche mit Kalium und        Pflanzenasche zusätzlich mit Kalk,    hoher Reaktivität;
                  DüKa                        Phosphat als Feuchtkalk            Magnesium und Kalium als             mit oder ohne Magnesium erhältlich
                  Düngekalkgesellschaft mbH                                      Feuchtkalk
                  Fraunhoferstraße 2
                  93092 Barbing
                                              DOLOKORN®                          DOLOPHOS® 26                         DOLOPHOS® 15
renoarde.de

                  Tel 0 9401 / 9299 0         Kohlensaurer Magnesiumkalk         weicherdiges Rohphosphat als         Kohlensaurer Magnesiumkalk und
                  dueka@dueka.de              als Granulat                       Granulat                             Phosphat in einem ausgewogenen
                  www.dueka.de                                                                                        Verhältnis als Granulat

                                                                                                                                                JUNI 2022   bioland   17
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

                                                                                         Der Solartraktor ist mit einer
                                                                                         integrierten Hacke ausgestattet. Hinten kann man
                                                                                         beispielsweise einen Striegel anbauen.

      ERFINDUNGSREICHE LANDWIRTE
                   Innovationen auf den Öko-Feldtagen
      AUTORIN:                                     Modulen plus Batterien angetrieben. Die          Gerätekombinationen
      Eileen Nicolai                               Module auf dem circa 6,5 m2 großen Dach          lassen sich variieren
                                                   des Gefährts liefern Strom für einen Elek-       Die Vorteile des Solartraktors sind neben
      DARUM GEHT’S:                                tromotor mit 10 kW Leistung. Die maxi-           dem emissionsfreien und leisen Fahren das
      Auf den Öko-Feldtagen wird es                male Geschwindigkeit erreicht der Solar-         nahe Sitzen direkt an der Hacke, erklärt
      20 Innovationen aus dem Bereich              traktor bei 14 km/h.                             Wegmann: „Man sitzt nur circa 1,5 m von
      Landtechnik zu sehen geben. Dar-                Die Söhne von Heinz Wegmann produ-            der Hacke entfernt. Dadurch kann man
      unter sind mit dem Solartraktor              zieren mit ihrer Firma Wetech Jäteflieger,       die Fahrweise gut anpassen und genau an
      und der Variablen Sämaschine auch            die ebenfalls auf einem Solarantrieb basie-      die Unkräuter ranfahren.“ Die oftmals
      zwei, die Landwirte selbst entwi-            ren. Heinz Wegmann hat den Solartraktor          nötige Handarbeit auf ökologischen Ge-
      ckelt und gebaut haben.                      nach einem ähnlichen Prinzip entwickelt.         müsebaubetrieben wird mit dem Solar-
                                                   Dafür hat er drei Jahre gebraucht. Der So-       traktor deutlich reduziert. Das spart Zeit

      H
               einz Wegmann ist gelernter Ma-      lartraktor ist eine komplette Eigenentwick-      und Arbeitskraft.
               schinenbauingenieur und Neben-      lung. „Er ist noch nie liegen geblieben“, sagt      „Neben der integrierten Hacke lassen
                                                                                                                                                 FOTOS: LEA FRANKE, JOCHEN BRAND

               erwerbslandwirt. Beides sind gute   Wegmann über seine Erfindung.                    sich auch breitere Hacken oder Striegel
      Voraussetzungen, um landwirtschaftliche         Der bislang einzige Prototyp des Solar-       einsetzen“, so der Entwickler. Bisher hat
      Maschinen selbst zu entwickeln und zu        traktors war bisher überwiegend auf Ge-          der Solartraktor noch keine Straßenzulas-
      bauen. Das hat der einfallsreiche Entwick-   müse- und Gartenbaubetrieben im Einsatz.         sung und muss zum Einsatzort transpor-
      ler und Landwirt in die Tat umgesetzt: Mit   Dort lief er bis zu vier Wochen am Stück         tiert werden. Das ist aber problemlos auf
      seinem Solartraktor ist eine interessante    mehrere Stunden täglich. Mit seiner integ-       einem Autoanhänger möglich, er wiegt nur
      Innovation für den Ackerbau entstanden.      rierten Hacke wird der Solartraktor bei-         circa 1.100 kg. Die kompakte und leichte
      Die Maschine integriert eine 3 m breite      spielsweise in Möhren, Zwiebeln oder Ge-         Bauweise sorgt außerdem dafür, dass die
      Hacke und wird von vier Photovoltaik-        treide eingesetzt.                               Gefahr vor Bodenverdichtungen auf dem

18    bioland   JUNI 2022
Bisher gibt es die Variable Sämaschine
                      nur in 6 m Arbeitsbreite, weitere Breiten sind aber denkbar.

                                                                                                 mechanisch geklammert, somit können
                                                                                                 Landwirt:innen verschiedene Reihenweiten
                                                                                                 einstellen. „Eine weitere Besonderheit un-
                                                                                                 serer Sämaschine ist, dass die Rückverfes-
                                                                                                 tigung nur in der Saatreihe stattfindet“,
                                                                                                 sagt Entwickler Brand. Das nachfolgende
                                                                                                 Säschar mit Andruckrolle legt dann das
                                                                                                 Saatgut auf den rückverfestigten Bereich
                                                                                                 ab. Zwischen den Saatreihen bleibt der
                                                                                                 Boden locker und schüttfähig. Das sorgt
                                                                                                 für Erosionsschutz und eine bessere Was-
                                                                                                 seraufnahme, auch das Striegeln bezie-
                                                                                                 hungsweise Hacken ist effektiver.
                                                                                                    „Von der Idee über Konstruktion und
                                                                                                 Montage bis zur ersten Aussaat hat es ein
                                                                                                 Jahr gedauert“, berichtet Alexander
                                                                                                 Schmitt. Die beiden Tüftler haben alle
  Feld gering ist. Auf den Öko-Feldtagen ist       Maschinen rückverfestigen meist über die      Schritte ohne weitere Hilfe umgesetzt.
  der Solartraktor am Stand I9 zu finden.          gesamte Arbeitsbreite und sind nicht vari-       In einer Fachzeitschrift haben sie den
                                                   abel genug im Aufbau für unsere Anfor-        Aufruf der Öko-Feldtage gelesen, Innova-
  Praktiker entwickeln                             derungen“, sagt Jochen Brand. Daraufhin       tionsbeispiele einzureichen. „Viele Land-
  Dreipunkt-Sämaschine                             haben beide eine eigene Sämaschine im         wirte aus unserem Umfeld haben uns ge-
  Aus einem ganz anderen Antrieb heraus            Dreipunkt-Anbau mit 6 m Arbeitsbreite         sagt, dass sie sich auch so eine Sämaschine
  haben die beiden Landwirte Alexander             entwickelt und gebaut. Der Dreipunkt-         wünschen“, sagt Brand. Mit ihrem ersten
  Schmitt und Jochen Brand eine variable           Anbau ermöglicht es, am Vorgewende wen-       und bisher einzigen Prototyp der Variablen
  Sämaschine entwickelt. Beide betreiben           dig zu sein und auch in kleinstrukturierten   Sämaschine haben sie sich dann für die
  je einen Ackerbaubetrieb in Unterfranken         Gebieten mühelos zu säen. Somit kann die      Öko-Feldtage beworben, um ein noch brei-
  im Nebenerwerb und haben 2018 auf                Sämaschine auch mit Schleppern der mitt-      teres Publikum zu erreichen.
  biologische Bewirtschaftung umgestellt.          leren Leistungsklasse gefahren werden.           „Wir hoffen, dass ein Hersteller das
  Sie konnten auf dem Markt keine Säma-                                                          Potenzial unserer Entwicklung erkennt und
  schine finden, die ihren Anforderungen           Lockerer Boden zwischen                       wir sie gemeinsam auf den Markt bringen
  entsprach.                                       den Reihen                                    können“, schaut Schmitt hoffnungsvoll in
      „Mit der Umstellung auf biologischen         Ihre selbstentwickelte Sämaschine kombi-      die Zukunft. Jochen Brand und Alexander
  Ackerbau war uns eine exakte Saatgutab-          niert eine exakte Saatgutablage mit einem     Schmitt haben bereits Ideen für weitere
  lage und ein optimaler Feldaufgang wich-         variablen Aufbau. Sie sitzt nah am Schlep-    Maschinenentwicklungen, aber widmen
  tiger als zuvor“, sagt Jochen Brand. Um          per und verfügt über ausreichend Schar-       nun erstmal ihre gesamte Aufmerksamkeit
  das zu gewährleisten, dürfen bei der Abla-       druck. „Wir haben aktuell eine Säscharrei-    der ihrer innovativen Sämaschine und ih-
  ge keine Schmierschichten entstehen und          henweite von 22,5 cm, wobei sämtliche         rem Aufritt bei den Öko-Feldtagen.
  der Boden darf nicht zu stark rückverfestigt     Bauteile aber variabel angeordnet werden
  werden. „Die auf dem Markt angebotenen           können“, so Schmitt. Alle Elemente sind       Weitere Informationen: info.solar-traktor.de

                                                                                            MECHANISCH.
                                                                                            DAS UNRKAUT IM GRIFF.

TREFFLER Maschinenbau GmbH & Co. KG
Reichersteiner Str. 24 | 86554 Pöttmes-Echsheim | www.treffler.net | info@treffler.net
TITELTHEMA: Öko-Feldtage

      DIE LANDWIRTSCHAFT VON MORGEN
                    Fit für künftige Ernährungssysteme
      AUTORIN:                                      schaffen. Dazu ist er zu träge und beharrt      und die Erweiterung des Bereiches Ver-
      Catrin Hahn, freie Agrarjournalistin          – Beispiel deutsche Automobilindustrie –        marktung und Aufbereitung. Zu Letzterem
                                                    zu sehr auf alten Erfolgsmustern.               gehört ein intensivierter Gemüsbau mit
      DARUM GEHT’S:                                                                                 verstärkter Aufbereitung für den Großhan-
      Die DLG hat das Potenzial des Öko-            Was essen wir morgen?                           del und ein Abokistenangebot.
      landbaus erkannt. Das wurde wäh-              Der zentrale Megatrend für die Landwirt-           „Die Zeichen stehen auf Grün.“ Johan-
      rend ihrer Wintertagung im Februar            schaft ist sicherlich die Ernährung. Hier       nes Müller ist sicher, dass der richtige Mo-
      deutlich.                                     sieht Wenzel neue Allianzen zwischen Han-       ment für diese Investitionen gekommen ist.
                                                    delsketten und Erzeugern, vor allem im          Die Nachfrage steige, mehr Bio werde so-

      W
                as macht ein Zukunftsforscher       Bio-Bereich. Das Ende von „Big Food“            wohl von Verbraucher:innen als auch in der
                bei einer Landwirtschaftsta-        – also der Alleinherrschaft der Handels-        Gastronomie nachgefragt. Erzeuger und
                gung? Er benennt die Aufgaben       konzerne – sei eingeläutet. „New Food“          Verarbeiter müssten nun neben Ware in
      der Branche! So geschehen auf der DLG-        wird folgen, angetrieben von den Mega-          hoher Qualität auch weitere Anforderungen
      Wintertagung, die sich der Ausrichtung        trends mittelständisch, regional, nachhaltig    erfüllen: Dazu zählt er Anbau- und Preis-
      unseres künftigen Ernährungssystems und       und technologieintensiv. Produktentwick-        disziplin, regionale Kooperationen, eine
      den Wegen dorthin widmete. In seinem          lungen werden streng nutzerorientiert er-       vertrauensvolle Basis zu Handelspartnern
      Impulsvortrag „Transformation in der          folgen, Wenzel sieht darin enormes Poten-       und Transparenz. Mehr Bildung, Beratung
      Landwirtschaft – wie wir uns in Zukunft       zial für kreative Entwicklungen. Als Beispiel   und Forschung wünscht er sich dafür von
      ernähren werden“ erklärte Dr. Eike Wenzel     nannte er Vertical Farming, ein System,         Verbänden, Politik und Wissenschaft.

                                                                                                    Effizienz ist das A und O
                                                                                                    Über die Optimierung seiner Anbaustruk-
                                                                                                    tur berichtete Landwirt Anton Neudecker
                                                                                                    vom Öko-Hof Neudecker. Auf dem
                                                                                                    450-ha-Betrieb, seit 1994 Naturland-
                                Die Nahrungsmittelindustrie muss                                    Mitglied, erzeugt er Dinkel, Weizen, Zu-
                                von ihrem alten Paradigma abrü-                                     ckermais und Soja als Hauptkulturen. Zur
                                                                                                    Kleegrasverwertung hat er vor gut zehn
                                cken: möglichst viel zu möglichst                                   Jahren eine Biogasanlage errichtet. Um die
                                günstigen Preisen              Eike Wenzel                          800 kW installierte Leistung auszulasten,
                                                                                                    ging Neudecker Kooperationen mit um-
                                                                                                    liegenden Bio-Betrieben ein. So ist die
                                                                                                    Substratbereitstellung – gut 50 Prozent
                                                                                                    Kleegras, 35 Prozent Mist, etwas Mais-
                                                                                                    stroh und CCM – gesichert. Wichtig ist
                                                                                                    ihm die effiziente Ausbringung des Gär-
      vom Heidelberger Institut für Trend- und      das die landwirtschaftliche und gärtneri-       substrates: „Die BGA ist meine Dünger-
      Zukunftsforschung zunächst, wie die Zu-       sche Produktion in die Städte verlagert.        fabrik.“ Da nur optimaler Boden top Er-
      kunft überhaupt vorherzusagen ist. Dafür      Singapur mache es vor: Während der Stadt-       träge bringe, hat er zur bestmöglichen
      werden Megatrends identifiziert, die die      staat heute per Vertical Farming ein Prozent    Verwertung vor allem des Stickstoffs eine
      gesellschaftliche Entwicklung bestimmen.      seiner Lebensmittel erzeugt, sollen es in       Scheibeninjektor-Maschine für die Dün-
      Wenzel zählt dazu: Klimawandel, Rohstof-      zehn Jahren 30 Prozent sein.                    gung von Getreide und Mais selbst ent-
      fe, Urbanisierung, Demografischer Wandel,                                                     worfen. Effizienz ist das A und O für Neu-
      Gesundheit, Digitalisierung, Dezentrali-      Zeichen stehen auf Grün                         decker, wenn er zu Vegetationsbeginn die
      sierung und Ungleichheit. Diese mitein-       Johannes Müller vom Biolandhof Müller-          Winterkulturen so bodenschonend wie
      ander verbundenen Themen werden alle          Oelbke wird sich von Wenzels Vortrag sehr       möglich mit Reifendruckregelanlage und
      gesellschaftlichen Prozesse in den kom-       bestätigt gefühlt haben. Der junge Landwirt     Breitreifen düngt.
      menden Jahrzehnten grundlegend verän-         hat mit der Übernahme des elterlichen Be-          Diese Themen der DLG-Wintertagung
      dern. Wenzels Rat an die Unter neh-           triebs im Göttinger Hügelland einige Ver-       deuten an, wo es hingehen kann mit der
      mer:innen im Publikum lautete also:           änderungen geplant. Für die 360 ha mit          Land- und Lebensmittelwirtschaft. Der
      „Suchen Sie sich für Ihr Unternehmen ein      100 ha Sonderkulturanbau, auf denen drei        Ökolandbau hat viele Lösungsansätze zu
                                                                                                                                                   FOTO: WENZEL

      paar dieser Megatrends heraus und setzen      Betriebsleiter und 30 Mitarbeiter beschäf-      bieten.
      Sie diese als Leitmaßstäbe ihrer Produk-      tigt sind, stehen drei Themen im Vorder-        Weitere Infos: www.zukunftpassiert.de,
      tion.“ Der „alte“ Markt, ist Wenzel über-     grund: Strategien in Bezug auf den Klima-       www.biolandhof-mueller-oelbke.de,
      zeugt, wird die Umstellung nicht von allein   wandel, Optimieren von Betriebsprozessen        www.tagwerkcenter.net

20    bioland   JUNI 2022
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