Platz da! Gewerbeflächen in der Region - Wirtschaft Neckar ...

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Platz da! Gewerbeflächen in der Region - Wirtschaft Neckar ...
Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | 1. September 2017, 9/2017

   Gewerbeflächen in der Region

     Platz da!
                                                                Das Lutherjahr
                                                                Landesbischof zieht Bilanz

                                                                Die Strippenzieher
                                                                Wahlkampf im Lokalen

                                                                Die Bildungsmisere
                                                                Kultusministerin redet Klartext
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               3                 Fragen zum...
                                    Fernbusmarkt
                                                                   ???

                                   Der Fernbusmarkt ist eine Erfolgsgeschichte – zumindest für Millionen Rei-
                                   sende und den Quasi-Monopolisten Flixbus. Kocher Lutz gehörte zu den
                                   ersten Busunternehmen auf dem Markt, inzwischen fahren sie als Subun-
                                   ternehmer unter Flixbus. Wie wichtig ist diese Allianz für Ihren Betrieb?

                                   Unsere Münchenlinie war eine stetig wachsende und zum Schluss eine unerwartet
                                   tolle Erfolgsgeschichte. Wir hatten vor der Übernahme drei neu angeschaffte und
                                   hochwertige Reisebusse im Einsatz und hatten über 40 Fahrten in der Woche zwi-
                                   schen Tübingen und München im Angebot. Unser ganzes Team und speziell un-
                                   sere Fahrer haben diese Münchenlinie gelebt und unsere Fahrgäste genossen den
                                   sympathischen und exzellenten Service. Es ist uns daher nicht leichtgefallen, unser
                                   „Baby“ abzugeben. Im Nachhinein war es aber der richtige Schritt, zum richtigen
                                   Zeitpunkt. Wir hätten, damals Meinfernbus, nicht Paroli bieten können und schät-
Jan Kocher (links) ist gelern-     zen nun das partnerschaftliche Verhältnis, das Flixbus mit seinen mittelständischen
ter Diplombetriebswirt mit
Schwerpunkt Tourismus.             Partnern pflegt.
Seit 1999 führt er gemein-
sam mit seinem Bruder              Es gibt auch einige Kritik an Flixbus: die Abrechnungen nach Auslastung,
Stephan Kocher (rechts)
das inzwischen 80-jährige          Einsparungen und der Kostendruck, der an die Subunternehmer und die
Omnibusunternehmen                 Busfahrer weitergegeben wird. Wie kommen Sie damit klar?
Kocher Lutz. Foto: PR

                                   Prinzipiell steht jedem Unternehmer frei, im Fernbusmarkt tätig zu sein und für
                                   Flixbus zu fahren oder nicht. Flixbus selbst ist daran gelegen, dass Umsatz und Aus-
                                   lastung hoch sind. Aufgrund der Alleinstellung sehe ich aber in der Tat keinen mas-
                                   siven Preisdruck mehr. Der Fernbus ist etabliert und eine adäquate Preissteigerung
                                   ist notwendig und auch vor den Kunden vertretbar. Unternehmen wie wir, die ihre
                                   Fahrer leistungsgerecht nach Tarif bezahlen, tun sich natürlich schwer, ohne diese
                                   Mehreinnahmen eine schwarz Null zu schreiben.

                                   Die Politik hat die junge Branche lange gestützt, nun werden Forderungen
                                   laut: Eine Fernbusmaut, die LKWs schon seit Jahren zahlen müssen. Wäre
                                   dies das Ende der Erfolgsgeschichte?

                                   Der Bus ist das umwelt- und sozialverträglichste Verkehrsmittel. Ebenso erfüllt der
                                   Fernbus auf klimaschonende und preiswerte Weise höchste Ansprüche an Mobilität
                                   und Flexibilität für Menschen jeden Alters. Mit der Einführung einer Maut wür-
                                   den sich die Ticketpreise erheblich verteuern. Und nicht außer Acht zu lassen: Im
                                   Gegensatz zum Reisebus, der keine Subventionen erhält, werden Bahn- und Flug-
                                   verkehr massiv staatlich gefördert. Dieser Nachteil des Busses darf meiner Ansicht
                                   nach nicht weiter verstärkt werden. Eine Busmaut wäre daher kontraproduktiv.

                                                                                 Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
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4 | Inhalt

 20
  Gewerbeflächen in
  der Region

    Platz da!                                        28

                                                     08
  TITELTHEMA                                        INHALT
  Firmen brauchen Platz zum Wachsen. Das klingt     03   Erste Seite
  wie eine Binsenweisheit, ist in der Region aber        Drei Fragen zum Fernbusmarkt
  wichtiger denn je. Nur wenn ausreichend Flä-
                                                    06   Hingucker
  chen vorhanden sind, kann die Wirtschaft weiter        Bundestagswahl
  zulegen.
                                                    08   Aktuelles
  22   Technologie-Zentren: Eigengewächse                08 Kommunalpolitik:
  22   Konversionsflächen: Entmilitarisierte Zone           Strippenzieher im Hintergrund
  26   Engstingen-Haid: 60 Unternehmen und               10 Geschäfte vor Ort:
       450 Beschäftigte                                     Was will der Kunde?
  27   Immobilienexperte Gerhard Fiedler:                13 Regionalstadtbahn:
       „Die Ansprüche steigen“                              Antrag auf dem Weg

                                                    16   Im Gespräch:
                                                         Landesbischof Frank Otfried July
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                                                        42
                                                        16
 19   IHK-Service                                      64   Börsen
      Ratgeber
                                                       68   Stellenanzeigen
 28   IHK-Report
                                                       70   Bekanntmachung
      28 Sommerempfang:
         „Erbärmliche Ergebnisse“                      71   Ihre IHK
      30 Bildungspapier:
         Lesen, Schreiben, Rechnen                     71   Impressum

 42   Info & Praxis                                    72   Leute, Leute
      46 Preisverhandlungen souverän steuern:          74   Letzte Seite
          In fünf Schritten zum besten Preis
      48 Gewerbeabfall und wassergefährdende Stoffe:
          Achtung: Gesetzesnovellierung!

 56   Firmen-Report
      56 100 Jahre Naturana
      58 Plattenladen: Voll in der Rille

                                                                           Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
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6 | Aktuelles

                          DIE QUAL DER WAHL
            Wenn am 24. September der neue Bundestag gewählt wird,
         stehen 63 Parteien zur Wahl – darunter etwa auch die „Interak-
          tiven Demokraten“, die „Magdeburger Gartenpartei“ oder die
           „V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer“.

                                       FLEISSIGE UND FAULE DEMOKRATEN
                                  Sowohl die höchste als auch die niedrigste Wahlbeteiligung in Neckar-
                                 Alb wurde bei der vergangenen Bundestagswahl im Landkreis Reutlingen
                                   registriert: In Pfronstetten gingen 83,6 Prozent der Wahlberechtigten
                                  an die Urne, in Grabenstetten nur 62,2 Prozent. Die durchschnittliche
                                       Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg lag bei 74,3 Prozent.

                      WÄHLEN IM WOHNZIMMER
                 Die Briefwahl wird in Deutschland immer beliebter:
                 Knapp ein Viertel aller Wähler gab seine Stimme bei
                 der Bundestagswahl 2013 auf diesem Weg ab. 1998
                  lag der Anteil der Briefwähler noch bei 16 Prozent.

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Aktuelles | 7

                                                                                             Foto: bizoo_n/iStockphoto.com
      57 MILLIONEN
  Ihren Wahlkampf lassen sich die
Parteien einiges kosten: Insgesamt
 rund 57 Millionen Euro gaben die
fünf großen Parteien im Vorfeld der
Bundestagswahl 2013 für ihre Wahl-
 kampagnen, Wahlveranstaltungen
   und Wahlwerbegeschenke aus.

                                  WER DIE WAHL HAT...
                Die genaue Zahl der Wahlberechtigten steht immer erst nach der Wahl
                  fest. Bei der Bundestagswahl 2013 waren es in Neckar-Alb exakt
                 576.268 Personen – 198.904 im Wahlkreis Reutlingen, 193.188 im
                Wahlkreis Tübingen und 184.176 im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen.

                                                    Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
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8 | Aktuelles

                                                                                                                             Fotos: kamasigns - Fotolia.com, PR
  Kommunalpolitik

   Strippenzieher im Hintergrund
  Wahlkampfberater – das klingt nach Berlin oder zumindest nach Stuttgart, aber erst mal weniger nach
  Grosselfingen oder Kirchentellinsfurt. Doch Politikberater sind auch in der Provinz gefragt: Insgesamt vier
  Bürgermeistercoaches gibt es in Baden-Württemberg, gleich zwei davon haben ihre Büros in Neckar-Alb.

  „Ich will Bürgermeister werden!“ – Mit    Hinderer und Abberger entwerfen Flyer Wer ihre Kunden sind, hängen Bernd
  diesem Satz beginnt die Arbeit von        und Plakate, gestalten Websites, verfas- Richard Hinderer und Klaus Abberger
  Bernd Richard Hinderer und Klaus          sen Reden, planen Wahlkampfauftritte nicht an die große Glocke. Diskreti-
  Abberger. Seit Mitte der Neunzigerjah-    und feilen mit ihren Kun-                             on ist in ihrem Beruf
  re sind sie als Berater für Bürgermeis-   den am perfekten Auftritt.                            Pflicht. „Ich bleibe im
  terkandidaten tätig – beide ehemals       „Es geht in unserem Job                               Hintergrund, verstecke
  Lokaljournalisten, Hinderer bis heute     aber nicht darum, jeman-                              mich aber auch nicht“,
  Rechtsanwalt. Ihr Job: dafür sorgen,      den zu verbiegen“, betont                             beschreibt     Hinderer
  dass ihre Kunden die Wahl gewinnen.       Abberger. „Das Wichtigs-                              sein     Selbstverständ-
  Hinderer und Abberger sind in ganz        te ist, dass die Kandidaten                           nis. „Ich rate meinen
  Baden-Württemberg aktiv, ihre vonei-      authentisch sind.“ Dies                               Kunden auch immer
  nander unabhängigen Büros haben sie       nicht zuletzt, weil Bürger-                           dazu, ganz offen damit
  jedoch in Neckar-Alb: Hinderer in Go-     meisterwahlen in erster                               umzugehen, dass sie je-
  madingen, Abberger in Tübingen.           Linie Persönlichkeitswah-                             manden haben, der sie
                                            len seien. „Über die poli-      „Es geht nicht        berät.“ Dies habe seiner
  Persönlichkeit steht im Fokus             tischen Inhalte kann man darum, jemanden              Erfahrung nach noch
  Auf Wunsch managen die beiden             sich eher selten profilie-     zu verbiegen.“         nie negative Auswir-
  Wahlkampfstrategen den kompletten         ren“, sagt Abberger. „Bei        Klaus Abberger       kungen für den jeweili-
  Wahlkampf ihrer Kunden – angefangen       vielen Bürgermeisterwah-                              gen Kandidaten gehabt.
  bei der Auswahl der Gemeinde, die die     len unterscheiden sich die Kandidaten „Manchmal verschafft es den Kandida-
  höchsten Erfolgschancen verspricht.       in ihren Programmen nur geringfügig.“ ten sogar zusätzlichen Respekt.“

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Etwa 180 Bürgermeister-Wahlkämpfe ihnen allein dieses Wissen schon mehr
hat Klaus Abberger bereits gemanagt, Sicherheit und Selbstvertrauen.“ Allzu
bei Bernd Richard Hinderer sind es große Böcke wiederum dürfe man aber
ähnlich viele. Und auch wenn kein auch nicht schießen. „Eine missglück-
Kandidat dem anderen gleicht und te, langweilig vorgetragene Rede bei
nicht jeder Kandidat automatisch für der Kandidatenvorstellung in der Ge-
jede beliebige Kommune geeignet ist, meindehalle kann einen Kandidaten
so konnten die beiden in den vergange- komplett aus dem Rennen schießen.“
nen Jahren doch bestimmte Charakter-
eigenschaften identifizieren, die ein po- Hohe Erfolgsquote
tenzieller Bürgermeister in jedem Fall Eine Erfolgsgarantie geben Hinderer
mitbringen sollte: Ehrliches Interesse und Abberger für ihre Arbeit ohne-                       Von Unternehmer zu Unternehmer
an Menschen, Freude am                                   hin nicht ab. Dennoch:                 geht vieles einfacher.
Gestalten, Selbstbewusst-                                „Zwei von drei Kandi-
sein und Kompetenz sind                                  daten, die ich betreue,
für Bernd Richard Hin-                                   gewinnen die Wahl“,                    besser BERATEN
derer die vier wichtigsten                               sagt Abberger. Und                     Seit 70 Jahren das Versprechen der RWT.
Punkte. Klaus Abberger                                   auch Hinderer spricht
ergänzt: „Als Bürger-                                    davon, dass der „weit                  1947 als "Reutlinger Wirtschaftstreuhand"
meister schuftet man                                     überwiegende Anteil“                   gegründet gehört die RWT heute mit über
über die Maßen für sei-                                 seiner Kandidaten sieg-                 270 Mitarbeitern zu den 25 größten Prü-
                                                                                                fungs- und Beratungsunternehmen in
ne Kommune, bekommt                                     reich aus der Wahl her-
                                                                                                Deutschland.
das aber nicht immer ge-                                vorgeht. Das hat seinen
dankt. Man wird viel kri-         „Man darf als         Preis: Zwischen 8.000                   Unser Beratungsansatz ist ausgerichtet auf
tisiert, teilweise auch sehr     Kandidat auch          und 12.000 Euro ver-                    die Anforderungen von Familienunterneh-
persönlich. Damit muss          Fehler machen.“ langt Hinderer für einen                        men. Weil wir selbst Unternehmer sind und
man umgehen können.“                                    kompletten Wahlkampf,                   wie Unternehmer denken und handeln, ...
                                    Bernd Richard                                                 konzentrieren wir uns auf das, was wichtig ist,
Halten Hinderer und Ab-                Hinderer         Abbergers      Stunden-
                                                                                                  arbeiten wir lösungsorientiert,
berger einen Kandidaten                                 pauschale liegt bei 80
                                                                                                  denken wir ganzheitlich.
gänzlich ungeeignet für das Bürger- Euro, in Städten mit mehr als 10.000
meisteramt, sagen sie ihm das auch.        Einwohnern fällt sie etwas höher aus.                Ob internationale Firmengruppe oder Hand-
                                           Für die Gestaltung von Drucksachen                   werksbetrieb, jeder Mandant profitiert von
Großer Gestaltungsspielraum                und Internet-Dienste berechnet er                    einem persönlichen Ansprechpartner und
Lange Arbeitstage, ständige Beobach- fixe Honorare.                                             vom umfassenden Kompetenznetzwerk al-
tung, viel Kritik – was macht den Beruf                                                         ler RWT-Bereiche:
des Bürgermeisters dennoch für viele Keine eigenen Ambitionen                                         Wirtschaftsprüfung
Menschen so reizvoll? Für Klaus Ab- Stellt sich abschließend natürlich die                            Steuerberatung
berger liegt die Antwort auf diese Fra- Frage, warum Bernd Richard Hinderer
                                                                                                      Anwaltskanzlei
ge auf der Hand: „Es gibt keinen ande- und Klaus Abberger nicht selbst einmal
ren Beruf, in dem Sie so viel gestalten bei einer Wahl kandidieren, mit ihrer                         Unternehmensberatung
und positiv verändern können“, sagt er. Erfahrung müssten sie es doch spielend                        Personalberatung
„Bürgermeister-Kandidaten sind – so leicht ins Rathaus schaffen. Doch beide                           IT Consulting
pathetisch das vielleicht klingen mag winken ab. „Ich wäre nicht der Typ da-
– meist Menschen, die die Welt bes- für“, sagt Abberger. „Ich wäre wohl zu                      Für internationale Aufgaben haben wir unser
                                                                                                Netzwerk Crowe Horwath International.
ser machen wollen.“ Absolut makellos nachtragend und alsbald mit dem hal-
muss ein Bürgermeisterkandidat dabei ben Ort beleidigt.“ Hinderer meint: „Ich
gar nicht sein. „Man darf als Kandidat bin eher Sprinter denn Langstrecken-
                                                                                                RWT-Gruppe
auch Fehler machen“, sagt Bernd Hin- läufer. Mein Bedürfnis nach Unabhän-                       Charlottenstraße 45-51
derer. „Diesen Satz gebe ich meinen gigkeit und mein Respekt vor diesem                         72764 Reutlingen
                                                                                                Telefon: 07121 489-201
Kunden auch immer mit – und oft gibt Amt passen nicht zueinander.“                              www.rwt-gruppe.de

                                                                                                REUTLINGEN        STUTTGART        ALBSTADT
                                                                                                weltweite Zusammenarbeit mit
Platz da! Gewerbeflächen in der Region - Wirtschaft Neckar ...
10 | Aktuelles

                                                                                                                                              Professor Dr. Jochen Strähle,
                                                                                                                                              Hochschule Reutlingen
Foto: industrieblick-Fotolia.com

                                                                                                                             Positiv denken
                                                                                                                             „Die Klage ist des Kaufmanns Lied“, so
                                                                                                                             das geflügelte Wort. „Der Einzelhan-
                                                                                                                             del hat es nicht einfach“, weiß Sträh-
                                                                                                                             le, umso wichtiger sei es, sich auf die
                                       Geschäfte vor Ort                                                                     Erfolge zu konzentrieren und was gut

                                       Was will der Kunde?                                                                   läuft, weiter auszubauen, anstatt zu
                                                                                                                             versuchen, Ladenhüter zu pushen.
                                       Dass der Einzelhandel unter Druck        ausbaut, könnte darüber nachdenken,
                                       steht, ist hinlänglich bekannt. Jo-      seinen Standort zu verkleinern. Effizi-      Social Media scannen
                                       chen Strähle, Handelsexperte und         enz heißt hier das Schlüsselwort. Dabei      Selbst wenn man bei Instagram & Co.
                                       Professor an der Hochschule Reut-        müsse es nicht immer gleich der große        nicht zu Hause ist, sollten Händler
                                       lingen, hat für den täglichen Kampf      Wurf sein, kleine Maßnahmen können           die Plattformen kennen und nutzen.
                                       um Kunden vor allem ein Rezept:          ein Anfang sein, so Strähle, und sagt        „Azubis oder andere junge Kollegen
                                       Den Kunden genau zu kennen.              aber auch: „Nur wer online ist, bleibt       können diese Kanäle bespielen", so der
                                                                                relevant.“                                   Experte, „Konsumenten informieren
                                       „Die klassische Rolle des Einzelhänd-                                                 sich zunehmend über Social Media."
                                       lers gibt es nicht mehr“, sagt Jochen    Wer kauft bei mir ein?                       Ein Foto von der neuen Ware, mit dem
                                       Strähle. Aus einem Pool von Waren        Gute Verkäufer kennen ihre Kunden            richtigen Hashtag versehen, bringt un-
                                       selektieren, die Kunden informieren      persönlich und erfassen deren Bedürf-        ter Umständen mehr Aufmerksamkeit
                                       – das kann der aufgeklärte Käufer oft-   nisse instinktiv. „Das Kundenwissen          als konservative Werbemöglichkeiten.
                                       mals selbst, so Strähle, die früheren    im Kopf des Händlers allein bringt
                                       Vorteile des stationären Handels sind    nicht viel“, meint Strähle und warnt da-     Druck machen
                                       passé. Was also tun, um als Einzel-      vor, sich auf den Instinkt zu verlassen.     „Die Händler müssen mehr Druck auf
                                       händler gegenüber Online-Riesen Bo-      „Kundenwünsche sind messbar, das             die Stadtverwaltungen machen“, meint
                                       den zu gewinnen?                         Thema muss strukturell angegangen            Strähle. „Warum gehen die Leute in
                                                                                werden.“ Im Retail Labor der Hoch-           große Shoppingcenter? Weil sie dort
                                       Online aktiv sein …                      schule werden Läden und deren Kund-          Parkplätze finden, saubere Toiletten
                                       und bedenken, dass E-Commerce per        schaft genau analysiert. Wer kauft wann      und Plätze zum Verweilen.“ Die Lage
                                       se kein Wachstum generiert. „Egal, was   ein? Welche Sonderaktion brachte wel-        des Innenstadthandels wird sich sei-
                                       man online macht, ob Marketing oder      chen Gewinn? „Für eine vergleichweise        ner Prognose nach weiter zuspitzen.
                                       Vertrieb, der Kuchen wird nicht grö-     geringe Zeit- und Geldinvestition füh-       Punkten können stationäre Händler
                                       ßer“, meint der Einzelhandelsexperte.    ren wir professionelle Konsumenten-          nur noch mit Service und Speziali-
                                       Er rät, dass die Kosten unbedingt neu-   befragungen durch und analysieren für        sierung – und shoppen als Gesamter-
                                       tral bleiben sollten, wenn Einzelhänd-   regionale Händler, was das für ihr Ge-       lebnis. Gegen öde Fußgängerzonen
                                       ler die Tätigkeiten im Netz ausbauen.    schäft heißt“, erklärt der Professor. „Wer   müssen Handel und Kommunen zu-
                                       Wer beispielsweise seinen Online-Shop    seine Kunden genau kennt, hat Erfolg.“       sammenarbeiten.

                                       www.wirtschaft-neckar-alb.de
Aktuelles | 11
Foto: adam121 - Fotolia.com

                                                                                                      Josef Schuler, Vorstandsvorsitzender
                                                                                                      Volksbank Reutlingen

                                                                                                      Negativzinsen ./. Presse
     Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen                                                         Wir hatten nicht die Absicht, und ha-
                                                                                                      ben sie auch heute nicht, in der Breite

                350 Kandidaten                                                                        Negativzinsen einzuführen. Wir berech-
                                                                                                      nen diese – wie viele andere auch – bei
                                                                                                      Großeinlegern mit Sondervereinbarun-
    Unternehmen, die Geflüchteten               Die Betriebe müssen sich dafür auf                    gen. Mit unserem Preisaushang vom
    eine berufliche Einstiegschance             der Plattform anmelden. Firmen kön-                   Dezember 2016 wollten wir vor allem
    geben wollen, können über das               nen über die Plattform mit geeigneten                 Transparenz schaffen für neue Kunden
    Job- und Integrationsprogramm des           Kandidaten in Kontakt treten und er-                  und uns neu zufließende große Sum-
    Landkreises Reutlingen 350 poten-           fahren auch, welche Beschäftigungs-                   men. Der Stein kam im Juni ins Rollen
    zielle Kandidaten kennenlernen.             möglichkeiten für die Geflüchteten                    durch einen Abgleich von Negativzin-
                                                bestehen und ob möglicherweise eine                   sen über ein Online-Vergleichsportal.
    Über die Online-Plattform des Job-          Arbeitserlaubnis notwendig ist. Erfor-                Diesen Vergleich hat ein Journalist auf-
    und Integrationsprogrammes des              derliche Dokumente stehen auf der                     gegriffen und von uns sachgerechte
    Landkreises Reutlingen sind 350 qua-        Webseite zur Verfügung und können                     Antworten bekommen. In seinem Be-
    lifizierte Lebensläufe abrufbar. Sie sind   direkt an die Ausländerbehörde über-                  richt haben wir von unseren Aussagen
    mit Unterstützung der Integrations-         mittelt werden. Die 350 Kandidaten                    leider nicht mehr viel wiedererkannt. In
    zentren des Landkreises und von Eh-         stehen entsprechend ihrer beruflichen                 der Folge wurden wir von Anfragen über-
    renamtlichen entstanden und können          Erfahrungen in insgesamt 14 Berufs-                   rannt – viele wollten an dieser Schlag-
    von Unternehmen eingesehen werden.          feldern zur Verfügung.                                zeile partizipieren.

                                                                                                      Dabei war meist Schnelligkeit und sel-
    Kunsthalle Tübingen                                                                               ten Sorgfalt gefragt. Ich habe leider ei-

    Neue Direktorin ab Januar 2018                                                                    nen Journalismus kennengelernt, den
                                                                                                      ich mir so nicht vorstellen konnte. Wir
   Dr. Nicole Fritz übernimmt ab Januar                                                               wurden öffentlich an den Pranger ge-
   2018 die Leitung der Kunsthalle Tü-                                                                stellt für etwas, was es in der Realität so
   bingen. Der künstlerische Leiter Hol-                                                              nicht gegeben hat. Die Verbraucherzen-
   ger Kube Ventura verkündete überra-                                                                tralen mahnten uns ab und verlangten
   schend im April dieses Jahres seinen                                                               eine Unterlassungserklärung, mit der
                                                                                  Foto: Susi Donner

   Weggang nach nur einem Jahr im Amt.                                                                wir für alle Zeiten auf Negativzinsen
                                                                                                      verzichtet hätten. Als verantwortungs-
   Nicole Fritz, derzeit Direktorin des                                                               bewusste Kaufleute konnten wir dies
   Kunstmuseums in Ravensburg, wird                                                                   nicht tun. Niemand weiß, wie lange die-
   laut einer Mitteilung des Kuratoriums                                                              se Zinsphase anhalten wird. So kommt
   der Stiftung Kunsthalle alleiniger Vor-                                                            es nun zu einer Klage, in der es kaum
   stand der Stiftung und künstlerische         Aufgabe zu übernehmen. Die 48-jäh-                    um unsere Bank gehen wird, sondern
   Leiterin. Der Deutschen Presseagen-          rige hat in Tübingen Empirische Kul-                  um die Klärung der überfälligen Frage:
   tur sagte sie, dass die Kombination          turwissenschaften und Kunstgeschich-                  Ist die Berechnung von Negativzinsen
   der Posten Bedingung gewesen sei, die        te studiert.                                          für Tages- und Termineinlagen möglich?

                                                                                                        Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
12 | Aktuelles

                                               Foto: sp4764 - Fotolia.com
    RANDNOTIZ
    Eine Karte
    Die Tourismus-Akteure der Schwäbi-
    schen Alb prüfen derzeit, ob sie künftig
    ihren Übernachtungsgästen eine Gäs-
    tekarte anbieten sollen. Dazu wird vom
    „Schwäbische Alb Tourismus“ mit Un-
    terstützung der IHKs und des Dehoga                        Pendlerzahlen steigen
    eine Machbarkeitsstudie durchgeführt.
                                                                            Reutlingen liegt vorn
    Zwei Siege
    Studierende der Uni Tübingen haben             Reutlingen ist die neue Einpendler-         Prozent) fahren nach auswärts. Beide
    den ersten und zweiten Platz beim              Hauptstadt Baden-Württembergs.              Städte haben damit einen deutlichen
    DIG-JO, dem digitalen Journalismus-            Zwischen 2013 und 2015 gewann               Einpendlerüberschuss. Dieser ist ein
    Preis der Landesanstalt für Kommu-             die Stadt über 14 Prozent zusätzli-         deutliches Zeichen für die Bedeutung
    nikation, gewonnen. Platz eins ging            che Einpendler hinzu – so viele wie         beider Städte als Arbeitsmarktzent-
    an einen Beitrag zu wissenschaftlichen         keine andere Stadt im Land.                 rum für ihr Umland.
    Erkenntnissen rund um die Farbe Rot.
    Platz zwei gewährt einen Einblick in           Im Ranking der 15 wichtigsten Ar-           Landesweit sind derzeit 3,2 Millionen
    das Leben von drei Künstlern.                  beitsmarktzentren liegen laut Statis-       Menschen in Baden-Württemberg als
                                                   tischem Landesamt Reutlingen und            Berufspendler unterwegs. Das ent-
                                                   Tübingen auf Rang 10 und 13. Jeden          spricht einem Anstieg von 3,2 Prozent.
    Mehr Kultur                                    Tag fahren 38.500 Beschäftigte von          Die Zahl derer, die innerhalb ihrer
    Tübingen bekommt eine neue Heim-               außerhalb nach Reutlingen (+14,2            Wohngemeinde arbeiten, stieg nur um
    statt für Kultur und Veranstaltungen.          Prozent), fast 24.000 (+10,4 Prozent)       gut 1,1 Prozent. Die meisten Ein- und
    Aus der ehemaligen Maschinenhal-               verlassen Reutlingen für die Arbeit.        Auspendler fahren nach wie vor aus
    le am Neckarwerk wird künftig das              In Tübingen pendeln 31.400 Beschäf-         oder nach Stuttgart. Es folgen Mann-
    „Kultur-Werk“ und soll in nächster             tigte (+1,8 Prozent) ein, 14.600 (+2,9      heim und Karlsruhe.
    Zeit zum außergewöhnlichen Ort für
    Kunst und Kultur ausgebaut werden.
                                                   Zentrum für intelligente System
    Das teilten die Stadtwerke mit. Die
    neue Veranstaltungsstätte ist für bis zu
    199 Zuschauer ausgelegt.
                                                   Hier entstehen Avatare
                                                   In Tübingen wurde der Neubau des            von künstlicher Intelligenz bleibt. In
                                                   Max-Planck-Instituts für Intelli-           dem Gebäude soll ein Trainingsgelän-
    Viele Hörer                                    gente Systeme eröffnet. Das Insti-          de für Roboter entstehen. Eine weite-
    Der Regionalsender „Neckaralb Live“            tut intensiviert in dem neuen Zen-          re Spezialität: Ein 4D-Scanner kann
    konnte bei der jüngsten bundeswei-             trum seine Grundlagenforschung              ganze Körper und ihre Bewegungen
    ten Media-Analyse ein deutliches Plus          zur künstlichen Intelligenz.                vollständig in Raum und Zeit hoch-
    bei den Hörerzahlen verbuchen. Nach                                                        auflösend aufnehmen. Aus diesen
    zuletzt 4.000 Hörern in der Durch-             Das Land Baden-Württemberg hat              Aufnahmen können Wissenschaftler
    schnittsstunde kommt der Sender nun            rund 41 Millionen Euro in den Neu-          einen dreidimensionalen Avatar, also
    auf 17.000 Hörer. Der ebenfalls in der         bau investiert. Mit ihm sollen die Tü-      einen virtuellen Stellvertreter einer
    Region präsente Privatradiosender              binger Forscher dazu beitragen, dass        Person, erzeugen. Das Gebäude wur-
    „Antenne 1“ kommt in der Umfrage               Baden-Württemberg einer der füh-            de von September 2014 bis März 2017
    auf 188.000 Hörer je Stunde.                   renden Standorte für die Erforschung        gebaut.

    www.wirtschaft-neckar-alb.de
Aktuelles | 13
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                            Regionalstadtbahn Neckar-Alb

                            Antrag auf dem Weg
                            Es geht voran in Sachen Regional-      sagt – eine Zusage, an die der Land-     Haltepunkten auf der Neckar-Alb-
                            stadtbahn. Vertreter heimischer        rat beim Treffen im Ministerium auch     Bahn in Reutlingen-Storlach, Reut-
                            Kommunen haben in Stuttgart den        noch einmal erinnerte. Das schien        lingen-Bösmannsäcker, Tübingen-Ne-
                            Finanzierungsantrag an Landes-         aber gar nicht nötig zu sein. Minister   ckaraue und Tübingen-Güterbahnhof.
                            verkehrsminister Winfried Her-         Winfried Hermann sagte nicht nur         Die Bau- und Planungskosten für das
                            mann übergeben.                        eine sorgfältige Prüfung der Unter-      Modul 1 liegen bei rund 114 Millionen
                                                                   lagen durch sein Haus zu. Er betonte     Euro. Die aktuelle Nutzen-Kosten Un-
                            Die Rechtsgrundlage hat es wirklich zugleich, dass es sich lohne, die Regi-     tersuchung zu Modul 1 kommt zu dem
                            in sich. Der Antrag für die Regional- onalstadtbahn zum Erfolg zu führen.       Ergebnis, dass werktags von einem
                            stadtbahn Neckar-Alb wird nach dem „Das heißt auch, dass das gesamte            Fahrgastgewinn von 2.700 Menschen
                            Gemeindeverkehrsfinanzierungsge- Projekt Regionalstadtbahn jetzt weiter         auszugehen ist.
                            setz (GVFG) gestellt.                                 vorangetrieben werden
                            Das Bandwurmgesetz          Das Projekt kostet sollte.“                         Strecken im Zollernalbkreis
                            ist aber sehr wichtig:       114 Millionen, 60                                  Die IHK sieht die Regionalstadtbahn
                            Der Antrag ist Voraus-        Prozent soll der        Das Modul 1 der Re-       Neckar-Alb als zentralen Baustein
                            setzung für den Erhalt         Bund tragen.           gionalstadtbahn Ne-       für eine schnelle und umsteigefreie
                            von Fördermitteln des                                 ckar-Alb umfasst die      Bahnverbindung aus der Region nach
                            Bundes und des Landes. Er wird jetzt Elektrifizierung der Strecken auf der      Stuttgart. Daher sollte eine zeitnahe
                            vom Verkehrsministerium des Landes Ammertal- und Ermstalbahn sowie              Elektrifizierung aller Bestandsstrecken
                            geprüft und dann dem Bund zur Ent- die Einrichtung von vier zusätzlichen        im Rahmen der Regionalstadtbahn
                            scheidung vorgelegt. Für die Projekt-                                           angegangen werden. Nach der Reali-
                            partner übergab Reutlingens Landrat                                             sierung des Moduls 1 muss aus Sicht
                            Thomas Reumann symbolisch die
                                                                   Mehr zur                                 der regionalen Wirtschaft dringend
                            bereits vorab eingereichten, umfang- Regionalstadtbahn                          die Elektrifizierung der Strecken im
                            reichen Antragsunterlagen an den                                                Zollernalbkreis folgen. So hat es die
                            Minister. Der Bund soll laut Antrag 60
                                                                        www.ihkrt.de/                       IHK Reutlingen auch in ihren Prüf-
                            Prozent der Bau- und Planungskosten         regionalstadtbahn                   steinen zur kommenden Bundestags-
                            tragen, das Land hat 20 Prozent zuge-                                           wahl noch einmal formuliert.

                                                                                                              Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
14 | Aktuelles

                                                                                     Nagila vs Banana Boat“ legte schon
                                                                                     die Weichen: ein musikalisch skur-
                                                                                     riler Mix, indem der Nahost-Konflikt
                                                                                     ebenso auseinander genommen wird
                                                                                     („They killed us in Europe, we need real
                                                                                     estate“). Auf zwei Albumlängen und
                                                                                     zahlreichen Konzerten zwischen Isra-
                                                                                     el und Deutschland wird fortan theat-
                                                                                     ralisch böse über neurotische Mütter
                                                                                     und promiskuitive Töchter, übergriffi-
                                                                                     ge Ölscheichs und impotente Juden,
                                                                                     Schweinefleisch, religiöse Riten und
                                                                                     Fetische, Sex in allen Varianten und
                                                                                     Vorlieben, die Weltpolitik und die des
                                                                                     kleinen Mannes gekalauert. Was die
    Klezmer radikal                                                                  Jewish Monkeys einzigartig macht ist,
                                                                                     dass es sich eigentlich um eine Band
                                                                                     mit einem Comedy-Trio als Frontmän-

      Affen auf Zucker                                                               ner handelt. Die singen, rappen, hüp-
                                                                                     fen, zappeln, reißen Zoten, während
                                                                                     die Band im Hintergrund muskulös ge-
    Eine jüdische Band, die sich ein ara-   wohl nicht. Schließlich machen die       konnt den musikalischen Teppich aus-
    bisches Schimpfwort für Juden als       genialen Provokateure auch vor Nest-     legt. Punk, Ska und Varieté bürsten die
    Namen zulegt, muss meschugge            beschmutzung nicht Halt. Seit über       Klezmer-Basis radikal an allen Enden
    sein. Oder masochistisch. Oder hat      fünfzehn Jahren basteln sie an einer     ab. Man ergänzt sich auf das erquick-
    grenzenlos Humor. Auf die Jewish        modernen Form der Marx Brothers          lichste. Das Zweitschönste an einem
    Monkeys aus Tel Aviv trifft all das     oder einer Klezmerausgabe Sacha          Live-Auftritt der Truppe ist, dass man
    zu. Und weitaus mehr.                   Baron Cohens. Zwei gebürtige Frank-      sich keiner erkennbaren Dramaturgie
                                            furter (Tierarzt Ronni Boiko und Un-     unterordnet, außer der des Unsinns
    Chuzpe – laut Duden steht das jid-      ternehmer Jossi Stein) und ein Belgier   und des Rhythmus. Daran hat gottlob
    dische Wort für Unerschrockenheit,      (Psychologe Gael Zaidner), die in Tel    auch der Ausstieg von Ronni Boiko,
    Penetranz und Dreistigkeit. In dieser   Aviv mit einem Filmkomponisten und       ein durchaus herber Verlust, nichts
    Hinsicht sind die Jewish Monkeys fast   den Resten einer Surf-Punkband zu-       ändern können. Also: Gib a kick! Am
    schon traditionell einzustufen. Sonst   sammenfanden. Der erste Wurf „Hava       2. Oktober im franz. K Reutlingen.

    KULTUR-STENO
    +++ Lesebühne: Arundhati Roy „Das Ministerium des äußersten Glücks“ (IND) – 12. September – Neue Aula Tü-
    bingen +++ Fest: Umbrisch-Provenzalischer Markt – 13. bis 17. September – Altstadt Tübingen +++ Musik: Dub
    Spencer & Trance Hill (CH) – 14. September – franz. K Reutlingen +++ Musik: Tabea Luisa – 15. September – Kino
    Atelier Tübingen +++ Kleinkunst: Evelin Nolle-Rieder & Roland Single „Vom i-Dipfele der Integration: Schwäbisch
    für Anfänger und Fortgeschrittene“ – 16. September – K3 Winterlingen +++ Comedy: D’r Schorsch & Band „Schwä-
    bisch isch Kult“ – 21. September – Sudhaus Tübingen +++ Talk: Marcel Reif – 21. September – Kreissparkasse
    Reutlingen +++ Lesebühne: Klüpfel & Kobr „Achtung Lesensgefahr!“ – 22. September – Stadthalle Reutlingen +++

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Aktuelles | 15            15

Nein, es geht nicht um die Baukosten      (und der man bei Bedarf unter den
für die neue Spielstätte des Theater      Rock fassen kann). Doch mit selbiger
Tonne Reutlingen, um Etatkürzungen        ist’s freilich schnell vorbei (am 22. und
vom Rechnungshof oder um schmutzi-        23. September). Gutbürgerlicher und
ge Wäsche. Obwohl. Letzteres vielleicht   gutmenschlicher, aber kaum weniger
schon. In zwei bemerkenswerten Stü-       fatal, geht es in Marius von Mayen-
cken der neuen Theatersaison zum Bei-     burgs Beziehungskomödie „Stück
spiel ist die Hilfskraft aus dem Osten    Plastik“ am LTT zu. Michael und Ulri-
das dramatische Zünglein an der Waa-      ke waren immer sozial engagiert. Dass

                                                                                                                                Fotos: PR, polygraphus, angelo sarnacchiaro - Fotolia.com, Den Zorin - Shutterstock.com
ge. Zwei Figuren, die ganze Existenzen    sie die Haushaltshilfe Jessica aus Halle
in der Hand haben wie den Putzlumpen      einstellen, ist für sie zunächst aber kein
und alles kippen können. Da wäre zum      Widerspruch. Der Stress im Job lässt
einen Georg Ringsgwandls Bauernmu-        eben kaum noch Zeit für Haushalt und
sical und Stubenoper „Der verreckte       die Erziehung des Sohnes Vincent. Jes-

Theater blitzsauber

Bisschen Haushalt
Hof “, den das Lindenhofttheater Mel-     sica erweist sich auch als „wahre Per-
chingen schon im Mai in schwäbischer      le“: Sie kocht, putzt, macht die Wäsche,
Fassung uraufführte. Der Hof der Wei-     hilft bei den Hausaufgaben, wird sogar
denbauers geht stetig den Bach runter.    zur Muse für Ulrikes Chef und sowas
Bis auf die vorgeblich demente Mutter     wie ein Teil der Familie. Bis Vincent sie
gehen alle Kinder und Enkel anderen       eines Abends dabei filmt, wie sie seinen
Jobs nach, sind ständig unterwegs, im     Vater in den Arm nimmt. Die Verhält-
Stress oder leiden an Burnout. Keiner     nisse sind plötzlich aufgemischt. Ar-
will den Hof, geschweige denn die Alte    beitgeber, Putzfrau, Vertrauensperson.
pflegen. Den Job überlässt man lieber     Was gilt hier überhaupt? Und wer ist
Svetlana, der halblegalen Hilfskraft,     diese Jessica wirklich? (Premiere ist
die für Ruhe und Ordnung sorgen soll      am 30. September).

KULTUR-STENO
+++ Kleinkunst: Karl-Heinz Helmschrot „Helmschrot macht Schule“ – 22. September – franz. K Reutlingen +++
Fest: Reutlinger Kulturnacht – 23. September +++ Musik: „Gospel Jazz Night“ mit Theresa Burnette (US) – 27.
September – Villa Junghans Schramberg +++ Musik: Barbara Thalheim – 28. September – franz. K Reutlingen +++
Lesebühne: Nicol Ljubic „Ein Mensch brennt“ – 28. September – Osiander Tübingen +++ Kleinkunst: Stenzel &
Kivits „The Impossible Concert“ – 29. September – franz. K Reutlingen +++ Musik: Bobo Stenson Trio (SWE) – 30.
September – Sudhaus Tübingen +++ Ausstellung: Lisa Voss „Kompositionen“ – bis 30. September – Galerie Osi-
ander Reutlingen +++ Musik: Ulla Meinecke – 2. Oktober – Kulturverein Glems +++

                                                                                       Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
16 | Im Gespräch

                                                                                          Fotos: Ev. Medienhaus/Stoppel, Nicole S Glass / Shutterstock.com
   Landesbischof Frank Otfried July

     Glaubenssache
      500 Jahre Reformation: Die große Feier geht langsam zu Ende. Ob das der evan-
      gelischen Kirche künftig mehr Zulauf beschert, bleibt offen. Eine Bilanz mit Lan-
      desbischof Frank Otfried July und was er von Krisenzeiten, Reformationsgeist und
      Kaufhausvergleichen hält.

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Im Gespräch | 17

WNA: Herr July, das Reformationsju-        Vita
biläum klingt aus. Der kirchlich-staat-
liche Aufwand und die Vermarktung          Frank Otfried July wurde 1954 in Darmstadt geboren. Er studierte in
der Figur Martin Luther waren enorm.       Tübingen und Wien Evangelische Theologie und begann seine berufl-
Was bleibt für Sie vom Lutherjahr?         iche Laufbahn als Vikar in Reutlingen-Betzingen. Von 1987 bis 1996
July: Eine sehr große öffentliche Auf-     war er persönlicher Referent von insgesamt drei Landesbischöfen (von
merksamkeit für Einsichten und ge-         Keler, Sorg und Renz). Seit 2005 ist July selbst Landesbischof der evan-
schichtliche Prozesse der Reformation.     gelischen Landeskirche in Württemberg. Bis Mai 2017 war er außerdem
Viele Veranstaltungen – überregio-         Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes. Er ist verheiratet, Vater
nale wie der Kirchentag in Berlin, die     von vier Kindern und engagierter Großvater.
Weltausstellung in Wittenberg mit
vielen internationalen Gästen, aber
auch die intensive Beschäftigung in        jeden Menschen weltweit, eines jeden     Auftrag, das Evangelium allen Men-
den Gemeinden und Kirchenbezir-            Flüchtlings, eines jeden Ausgegrenzten   schen in den verschiedensten Milieus
ken unserer Landeskirche. Dort haben       auch in unserer Gesellschaft. Dieses     zu verkündigen, noch gerecht? Für uns
die Menschen über Reformation und          „Ja“ Gottes gibt den Menschen einen      gilt: ständige Aufbruchstimmung.
Reformationsgeschichte vor Ort und         aufrechten Gang. Luther hat auch ge-
ihre gesellschaftliche Bedeutung für       lehrt, uns als Christenmenschen in der   Der Leipziger Thomaskirchen-Pfarrer
heute nachgedacht, das ist jedenfalls      Gesellschaft in verschiedenen Berufen    Christian Wolff kritisierte kürzlich,
ein bleibender Schatz. Auch der stark      einzubringen und das als „Gottesdienst   durch das Gedenken und die seiner
ökumenische Bezug im Blick auf die rö-     im Alltag der Welt“ bezeichnet. Jeder    Meinung nach mäßige Resonanz sei
misch-katholische Kirche ist sehr Mut      und jede ist durch das Evangelium be-    unfreiwillig sichtbar geworden, dass
machend für die Kirchen in Deutsch-                                                 die evangelische Kirche heute wie ein
land. Der gemeinsame Gottesdienst der                                               Kaufhaus ohne Kunden rüberkomme.
                                               „Christen sind keine
Lutheraner zum Auftakt des Jubiläums-                                               Können Sie dem etwas abgewinnen?
                                             Verkäufer, die spirituelle
jahres letzten Oktober mit dem Papst in                                             Nein, um in diesem schiefen Bild zu
Lund hat mich sehr berührt und wird            Angebote anbieten.“                  bleiben: Es gibt immer noch – etwa in
mir in Erinnerung bleiben.                                                          Württemberg – viele, die dieses „Kauf-
                                           freit und kann das in seinen Lebensbe-   haus“ besuchen. Aber das Bild ist des-
Welche Erwartungen haben sich nicht        zügen weitergeben. Selbst dort, wo die   wegen schief, weil wir nicht Waren
erfüllt?                                   Gesellschaft gar nicht mehr weiß, dass   neben anderen spirituellen Angeboten
Weniger erfüllt hat sich der Versuch,      sie von Auswirkungen der Reformati-      „anbieten“, sondern für Wahrheit und
eine „Lutherzentriertheit“ zu vermei-      on geprägt ist, bleiben die Verdienste   Lebendigkeit des Evangeliums von Je-
den. An der Reformation waren ja viel      Martin Luthers. Auch dann, wenn wir      sus Christus einzutreten haben. Chris-
mehr beteiligt, gerade hier in Württem-    manche seiner zeitgebunden Aussagen      ten sind nicht „Verkäufer“, sondern
berg, wo Reformatoren wie Johannes         nur schwer ertragen können.              authentische Zeugen, die Beziehungen
Brenz oder Matthäus Alber gewirkt                                                   knüpfen. Auch das können wir bei
haben.                                     Reformation bedeutet ja auch Auf-        Luther lernen: Glauben ist keine öko-
                                           bruchstimmung. Ecclesia semper re-       nomische Beziehung. Im Übrigen gibt
Luther ist nun mal ein historisch Gro-     formanda („die Kirche muss immer         es viele Gottesdienste, die gut besucht
ßer, wegen seiner Schriften durchaus       erneuert werden“) lautet eine Urfor-     sind.
aber auch kontrovers. Welche seiner        mel. Wie viel Erneuerung kann die
Botschaften sind für Sie am meisten        evangelische Landeskirche noch ver-      Wenn Events wie Kirchentage und
aktuell?                                   tragen?                                  das Reformationsjubiläum eigentlich
„Ja“ zu Gottes Gnade sagen. Das ist        Nie genug! In großen Organisationen      nicht wirklich aussagekräftig sind, um
doch etwas Großartiges. Wo haben           besteht immer die Gefahr der Selbst-     die gegenwärtige Bedeutung der Kir-
Sie das sonst noch in der Welt, dass je-   gefälligkeit und Selbstgenügsamkeit,     che im Alltag zu bemessen: Was dann?
mand bedingungslos Ja zu Ihnen sagt?       deshalb ist Reformation mit ihrer per-   Bei allem, was man an Kirchentagen
Das ist der Kern der Reformation. Das      manenten „Unruhe“ und Gewissens-         sicher auch kritisieren kann – dieser
hat eine Bedeutung für die Würde eines     erforschung gut. Werden wir unserem      These kann ich nicht zustimmen und

                                                                                      Wirtschaft Neckar-Alb | September 2017
18 | Im Gespräch

   erinnere ich an den Kirchentag in Stutt-
   gart. Dort haben wir viele gesellschaftli-
   che Themen mit Themen des Glaubens
   und christlicher Überzeugung in Be-
   ziehung gebracht. Und viele Politiker,
   Wirtschaftsführer, Wissenschaftler, Ge-
   werkschaftler sind gekommen, weil sie           Neue Thesen?: Vor zwei Jahren entschied die Evangelische Kirche Deutschland, die
                                                   Lutherspielfigur als „Reformationsbotschafter“ einzusetzen. Der Spielwarenhersteller
   spüren: Hier gibt es Freiräume, um Ori-         lieferte mehr als eine Millionen Exemplare aus (Stand Juni).
   entierungsfragen für die Gesellschaft zu
   verhandeln.
                                                 Im Moment sind wir der Überzeugung,          Ohne zynisch klingen zu wollen: Ist
   Dennoch nimmt die Zahl der Kirch-             dies ist der beste Weg. Wenn sich die        die allgemeine Krise auch ein Chance
   gänger ab, das Durchschnittsalter             Rahmendaten und Entwicklungen än-            für die Kirchen an Bedeutung im All-
   steigt. Können die Kirchen sich einer         dern, werden wir neu darüber nach-           tag zu gewinnen?
   zunehmenden Säkularisierung über-             denken.                                      Zum kirchlichen Fundament gehört
   haupt entziehen?                                                                           Kontinuität. Die christliche Botschaft
   Ich erlebe in unserer Landeskirche            Handelt es sich dabei mehr um ein            geht über Höhenwege und durch tiefe
   große Vielfalt: Es gibt Gemeinden, da         Problem des Angebots oder der Nach-          Täler des Lebens immer mit. Selbstver-
   nimmt die Zahl der Kirchgänger ab –           frage oder beides?                           ständlich suchen Menschen in Zeiten
   und es gibt solche, da steigt sie. In man-    Angebot und Nachfrage mag für Kauf-          der Verunsicherung und der Krisen
   chen steigt das Durchschnittsalter, in        häuser gelten, Kirche versteht sich als      stärker nach Orientierung, aber deswe-
   anderen ist es überraschend gering. In        Leib Christi – das heißt: Jede und jeder     gen wünschen wir uns keine Krisenzei-
   einer Stuttgarter Gemeinde zum Bei-           in der Kirche ist Kirche, Teil der Kir-      ten.
   spiel, die JesusTreff heißt, und die gleich   che. Und da müssen wir uns kritisch
   zwei Gottesdienste pro Sonntag feiert,        fragen, ob es uns gelingt, das deutlich      Sie haben Ihre kirchliche Laufbahn in
   um alle Kirchgänger unterzubringen,           zu machen – in unserer Sprache und           der Gemeinde Betzingen begonnen.
   liegt es bei rund 30 Jahren. Wichtig ist:     Verkündigung, aber auch in der Bezie-        Haben Sie noch Bezug zur Region?
   Wir müssen unserer Botschaft vertrau-         hungspflege zu den Menschen in ihrem         An Betzingen habe ich wunderbare
   en, authentisch und verlässlich sein,         Alltag.                                      Erinnerungen. In diesem Stadtteil mit
   Anschlussfähigkeit und Eigensinn be-                                                       einer damals ganz eigenen Kultur habe
   wahren. Und an vielen Stellen nicht nur       Allgemein sind die Zeiten für Chris-         ich gelernt, wie wichtig Beziehungsar-
   sagen: Wir sind da, kommt! Sondern            ten schwierig: Terror, Flüchtlingskrise,     beit ist, bei aller Pflege der Tradition.
   hingehen an Orte, an denen Kirche             Nationalismus. Sie und ihr katholi-          Nah bei den Menschen zu sein ist mir
   nicht erwartet wird.                          scher Kollege Fürst betonen das Ver-         auch heute noch wichtig. Und ich freue
                                                 bindende. Wird Ökumene in Zukunft            mich, wenn ich Betzinger treffe und
   Intern steht die Landeskirche vor ei-         immer wichtiger werden?                      Grüße von dort bekomme.
   nem großen Umbruch: Weil bis 2024             Ja. Ich habe gerade in unserer Würt-
   rund 13 Prozent Pfarrstellen wegfal-          tembergischen Halle bei der Weltaus-         Inwieweit hat sich Glaubenspraxis –
   len, sollen kirchliche Gemeinden teil-        stellung Reformation in Wittenberg           auch für Sie persönlich – seither ver-
   weise fusionieren. Ist diese Entschei-        den Ministerpräsidenten von Sachsen-         ändert?
   dung alternativlos?                           Anhalt, Reiner Haseloff, getroffen, der      Seither habe ich sehr viele Erfahrungen
   Wir strukturieren um, weil wir dem            sagte: Das gemeinsame Zeugnis ist            mit gläubigen und ungläubigen Men-
   demografischen Wandel Rechnung                immer notwendiger. Es geht nicht da-         schen auch anderer Kulturen gemacht,
   tragen müssen und eine möglichst ge-          rum, die eigene Identität zu verleug-        in der weltweiten Ökumene, aber auch
   rechte und gleichmäßige Versorgung            nen, sondern bei der großen Fülle der        in der Begegnung mit anderen Religio-
   der Gemeinden sicherstellen wollen.           Gemeinsamkeiten ist es wichtig, die          nen – da ordnet sich manches neu ein.
   Wir wollen kontinuierlich verlässlich         lebensverändernde, die gesellschafts-        Letztlich aber trägt mich der Glaube an
   sein auch in Gegenden, in denen ohne          verändernde Kraft des Evangeliums            Jesus Christus, der mich schon in Bet-
   „Pfarrplan“ sonst keine Pfarrerinnen          von Jesus Christus miteinander zu be-        zingen getragen hat, heute genauso wie
   oder Pfarrer mehr Dienst tun können.          zeugen.                                      früher.

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IHK-Service |                                       19

  IHKSERVICE
  IHK-Ratgeber im Netz

   Gut gerüstet
  Mit den IHK-Ratgeberseiten sind Unternehmerinnen
  und Unternehmer im Berufsalltag gut beraten.

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  Wie gestalte ich Preisverhandlungen? Was mache ich mit
  Kundenbeschwerden? Und welche Angaben gehören in
  ein Internet-Impressum? Im IHK-Web bekommen Che-
  finnen und Chefs Tipps für den Berufsalltag.

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       www.ihkrt.de/ratgeber

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genen Firmen werden nach Basisdaten ausgewertet. Liefe-         und Kooperationsvermittlung: Angebote und Gesuche fin-
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20 | Titelthema

   Gewerbeflächen in der Region

    Platz da!

                                                                                                                         Industrie-
                                                                                                                      flächen zu-
                                                                                                                   rückgegangen
                                                                                                                  – zwischen 2000
                                                                                                                 und 2015 von
                                                                                                              163 auf 159 Hekt-
                                                                                                           ar. Grund: ehemalige
                                                                    recht ordentli-          Industriebrachen sind in Stadtquar-
                                                              ches Angebot. Tat-             tiere umgewidmet worden. Nun gilt
                                                  sächlich fehlen vor allem größere          es, neue Flächen auszuweisen, sagt
                                               und zusammenhängende Flächen an               Markus Nawroth. „Wohnortnahes
                                               den richtigen Standorten.                     Arbeiten liegt nicht nur bei jungen
   Firmen brauchen Platz                                                                     Fachkräften voll im Trend, sondern
                                               Kein Schnellschuss                            reduziert auch das Pendeln.“ Die
   zum Wachsen. Das klingt
                                               So wird in Reutlingen intensiv über das       gewerbliche Wirtschaft hat in Tübin-
   wie eine Binsenweisheit,                    Willi-Betz-Areal diskutiert. 141.000          gen längst eine hohe Bedeutung. Die
   ist in der Region aber                      Quadratmeter Fläche stehen zur Ver-           Stadt des Geistes ist heute insbeson-
                                               fügung, eine Fläche, die sich schneller
   wichtiger denn je. Nur                      heute als morgen vermarkten ließe.
   wenn ausreichend Flächen                    Doch die IHK warnt vor Schnellschüs-            „Die Nachfrage nimmt zu
   vorhanden sind, kann die                    sen. Weil die Fläche in Lage und Grö-             und die Klagen auch.“
                                               ße ein Filetstück darstellt, sollte sie für
   Wirtschaft weiter zulegen.                  hochmoderne industrielle Produkti-
                                               onsstätten reserviert werden. „Reut-          dere auch ein Wirtschaftsstandort: 36
   Wenn es um Gewerbeflächen geht,             lingen ist eine Industriestadt und muss       Prozent der Steuereinnahmen bezieht
   schauen die, die was davon verstehen,       Flächen für den Produktionskern vor-          Tübingen aus der Gewerbesteuer. Nur
   weit nach vorne. „Vorratspolitik“ lautet    halten“, kommentiert IHK-Vizepräsi-           1,5 Prozent der gesamten Fläche Tü-
   das Schlagwort. Also, heute Flächen         dent Johannes Schwörer.                       bingens ist indes Industrie- und Ge-
   ausweisen und planen, die morgen                                                          werbefläche.
   oder übermorgen von Firmen genutzt          Auch in Tübingen wird über neue Ge-
   werden können. „Wir müssen in die-          werbeflächen gesprochen. Der Bedarf           Flächen als Defizit
   sem Geschäft antizyklisch denken und        ist vorhanden. Die Zahl der Beschäftig-       Über die ganze Region betrachtet sind
   handeln“, sagt Dr. Markus Nawroth,          ten ist in den vergangenen zehn Jahren        die Firmen mit der Gewerbeflächen-
   Flächenexperte bei der IHK. Zwar gibt       um fast 10.000 angestiegen. In fast der       lage nicht wirklich zufrieden. Die
   es aus seiner Sicht aktuell ein insgesamt   gleichen Zeit sind die Gewerbe- und           neue Standortzufriedenheitsuntersu-

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Titelthema | 21

chung der IHK, sie wird im Detail Mit-

                                                                                                                           Grafik: vectortwins/shuttertsock.com
te September vorgestellt, zeigt: Bei
Gewerbeflächen sehen die Betrie-
be Defizite. Mehr noch: Im Ver-
gleich zur Umfrage von 2012 ist
die Einschätzung deut-
lich zurückgegangen.
Nur bei Wohnraum
und der Verfügbarkeit
beruflich qualifizierter
Fachkräfte ist die Ein-
schätzung noch schlech-
ter. „Wir müssen als Regi-                                                           Standortagentur auf der Expo Real
on was tun. Die Nachfrage nimmt in         klären, wo noch Flächen verfügbar sind    Gewerbeflächen verfügbar
der Tendenz zu und die Klagen auch“,       oder noch eine Verdichtung möglich
sagt Markus Nawroth. Dabei sieht er        ist. Das Thema Recycling wird außer-      Vom 4. bis 6. Oktober wir die regionale
durchaus, dass die Nachfrage auch von      dem weiter auf der Agenda bleiben.        Standortagentur wieder auf der welt-
der guten wirtschaftlichen Lage getrie-    Bereits versiegelte und nicht mehr ge-    weiten Immobilienmesse Expo Real
ben ist. Allerdings ist das für den Ex-    nutzte Flächen sollen und müssen zu-      vertreten sein. Mit im Gepäck: Rund
perten nur die halbe Wahrheit: „Viele      rück auf den Markt kommen. Das sagt       120 ha Gewerbeflächen aus 15 Kom-
Betriebe wachsen, weil sie eine gute       auch Gerhard Fiedler, Chef der gleich-    munen.
Marktposition und neue Produkte in         namigen Reutlinger Gewerbeimmo-
der Pipeline haben. Der Bedarf wird        bilienfirma im WNA-Interview (Seite       Die Standortagentur Tübingen – Reut-
nicht mit der Konjunktur enden.“           27). „Alte Brachen wieder zu aktivieren   lingen – Zollernalb GmbH wird am
                                           ist schwer, sie in Bewegung zu bringen    diesjährigen Gemeinschaftsstand von
Mehr Bewegung beim Recycling               ist ein mühsamer Prozess. Das müssen      Baden-Württemberg International prä-
Auf die Kommunen kommt in der              dann nicht selten die Kommunen über-      sent sein. Mehr als ein Dutzend Bür-
nächsten Zeit viel Arbeit zu: Sie müssen   nehmen.“                                  germeister und Wirtschaftsförderer
                                                                                     aus der Region werden im Wechsel am
IHK-SERVICE                                                                          Messestand vor Ort sein, um die Vor-
                                                                                     züge der Region zu präsentieren und
               Fragen zum Thema beantwortet                                          Auskünfte zu freien Flächen zu liefern.
               Dr. Markus Nawroth, Bereichsleiter Standortpolitik,
               Tel.: 07121/201-185,                                                  Die Expo Real ist die wichtigste interna-
               E-Mail: nawroth@reutlingen.ihk.de                                     tionale Fachmesse für Immobilien und
                                                                                     Projektentwicklung. Mehr als 1.700
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22 | Titelthema

    Gewerbefläche: Technologie-Zentren

     Eigengewächse
   Talentschuppen, Kaderschmiede, junge Potenziale sichten und fördern – was man gemeinhin mit Sportvereinen
   verbindet, gilt auch für regionale Technologie-Zentren. Damit die Talente nicht ablösefrei abwandern, muss man
   Perspektiven bieten. Auch in Form von Wachstumsflächen. Zwei Modelle zeigen, wie es gehen kann.

   Der Gegensatz von Geist und Geld ist         de hier auf dem Acker stand, wurden        regionale Wirtschaftskraft einfließt“.
   bei Tübingen und Reutlingen gefühlt          wir belächelt“, erinnert sich Dephoff.     Besonders stolz ist man darauf, dass das
   so alt wie die Städte selbst. Aber eigent-   „Wir haben die Region immer als            Wachstum in Umsatz, Fläche und Mit-
   lich längst relativiert. Hüben wie drü-      Ideen-Pool betrachtet. Dass der auch       arbeiterzahl von Gründern generiert
   ben gibt es einen Pool an Wissenschaft       Raum zum Wachsen braucht, hat sich         wurde. Die Firmen Curevac, Cegat,
   und Wirtschaft, an jungen Innovatoren        mehr als bestätigt.“                       Immatics, Bosch Sensortec und Bosch
   und etablierten Unternehmen. Mit dem                                                    E-Bike Systems stellen allein knapp
   Technologiepark Tübingen-Reutlingen,         Das TTR ist Tochter der L-Bank, die        Dreiviertel der Gesamtzahl an Arbeits-
   kurz TTR, überführte man daher vor           Kommunen stellen die Fläche und das        plätzen.
   sechzehn Jahren die regionale Konkur-        Baurecht zur Verfügung. Aktuell sind
   renz in eine Kooperation.                    das noch jeweils weitere drei Hektar       Der Bedarf an mehr Gewerbefläche
                                                Bebauungsfläche an beiden Standor-         entsteht in der Regel zu einem Drittel
   Seitdem hat man nicht nur einige gro-        ten. Um den Kooperationsgedanken zu        durch Wachstum im Park. Weitere Mie-
   ße Potenziale und neue Marktführer           stützen, wurde für beide Flächengebiete    ter oder Käufer ergeben sich zu einem
   zutage gefördert, sondern selbige auch       ein Steuerverbund vereinbart. Ob sich      guten Teil aus den Geschäftskontakten
   an sich gebunden – nicht zuletzt durch                                                  der Technologiefirmen. Das Vorhaben,
   Wachstumsmöglichkeiten. Auf einer              „Die Region ist für uns ein              so Dephoff, sei immer eine langfristige
   Fläche von 46.000 Quadratmetern be-                                                     Investition. Ob daraus solide Mittel-
                                                  Ideen-Pool. Und der muss
   steht der Technologiepark aus inzwi-                                                    ständler, Welteroberer oder Flops ent-
   schen zehn Gebäuden, davon vier von               wachsen können.“                      stünden, wisse man freilich erst hinter-
   Firmen innerhalb des Zentrums. Bei                    Thomas Dephoff,                   her. Es gebe Firmen, die wegzögen, und
   einem bisherigen Investitionsvolumen                 Geschäftsführer TTR                solche, die insolvent gehen. Curevac
   von 80 Millionen Euro sind hier rund                                                    startete mit einer Handvoll Mitarbeiter
   60 Unternehmen aus den Bereichen             ein Unternehmen am Reutlinger oder         und wird heute mit 1,8 Milliarden auf
   Biotechnologie, IT, Sensorik und Mi-         Tübinger Standort ansiedelt, ist für die   dem Markt bewertet. Auch, dass E-Bike
   kroelektronik und 1.600 Arbeitsplätze        Kommunen somit steuerlich betrachtet       Systems Marktführer wurde, war alles
   entstanden. Die Gebäude sind nahezu          gleich. Wie wertvoll die Technologie-      andere als eine Selbstverständlichkeit,
   komplett vermietet. Und Bedarf ist nach      firmen für die Kommunen schon sind,        die Konkurrenz war enorm. Die Kritik,
   wie vor vorhanden. Vor wenigen Tagen         liest Dephoff an den in sie investierten   dass das Biotop auch zur Komfortzone
   erhielt TTR-Geschäftsführer Thomas           Summen ab. „Im Biotech-Bereich wur-        geraten könne, weist Dephoff deshalb
   Dephoff die Baugenehmigung für einen         den 400 Millionen Euro eingeworben.        entschieden zurück. Von der reinen
   weiteren Neubau. „Als das erste Gebäu-       Das ist Geld, das unmittelbar in die       Gewerbefläche abgesehen, stelle man

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