Politisch aktiv - magazin - Kolping.de

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Politisch aktiv - magazin - Kolping.de
www.kolping.de I Juli–August 2017

                                         magazin
           ■ f luchtur sachen Seite 8        ■ junge erwachsene Seite 18      ■ x-mag Seite 22
           Weltweit sind sich 65 Millionen   Christopher, Anika und Nicolas   Mit Interrail unterwegs
           Menschen auf der Flucht           engagieren sich politisch        quer durch Europa

Wie und warum sich junge Erwachsene in Parteien engagieren

Politisch aktiv                                                                     U P G R A D E … IN

                                                                                         mit Mitgliederb
                                                                                                         D IE Z U K U N FT

                                                                                                        efragung
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                   Schönes schön verpackt!

                                                                                                 S ati nband -
                                                                                  s e r  n eues chönerung
                                                                               Un         u r Vers s.
                                                                                     l  z
                                                                               idea eschenke
                                                                                Ihres G
                                                                                                                 Foto: shutterstock / upixa

                                                                                         Art-Nr. Preis
         Geschenkband 25 m .................................................................. 3055 9,95 €
         Geschenkschachtel 16 x 16 cm .................................................. 8620 4,90 €
         Messingplakette Adolph Kolping, Ø 14 cm ............................... 8610 37,90 €

         Zur Bestellung besuchen Sie unseren Kolping-Shop im Internet unter www.kolping.shop
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E D I TO R I A L / I N H A LT

                                                                                                                       Fragebogen und Glück                                 86
                                                                                                                                                                                 Nachrichten . . . . . . . . . . . . 4
                                                                                                                        Diesem Heft liegt eine Fragebogen an alle                Jugendwohnen: Große Besorgnis
                                                                                                                        Mitglieder bei. Anlass ist der Zukunftsprozess           über Gesetzesänderung –
                                                                                                                       „Kolping Upgrade … unser Weg in die Zukunft“,             Bundestagswahl: Kolping bereitet
                                                                                                                        beschlossen von der vergangenen Bundesver-               sich vor
                                                                                                                        sammlung. Der Fragebogen ist eine Einladung
                                                                                                                        zur Mitwirkung an alle und ein Weg für diejeni-
                                                                                                                                                                                 Fluchtursachen . . . . . . . . . 8
                                                                                                                        gen, denen eine Online-Teilnahme nicht möglich
                                                                                                                                                                                 Warum Menschen ihre Heimat
                                                                                                                        ist. Zur Mitgliederumfrage gelangst Du über
                                                                                                                                                                                 verlassen
                                                                                                                        www.kolping.de/mitgliederumfrage. Es kommt
                                                                                                                        auch auf Deine Rückmeldung an!
                                                                                                                                                                            22   Ratgeber . . . . . . . . . . . . . . 14
                                                                                                                       Für Familien steht die Urlaubshauptsaison an.             Tipps und kurze Infos
                                                                                                                       Viele tausend Menschen erleben diese Zeit in
                                                                                                                       einer Kolping-Ferienanlage. Fotografische Ein-
                                                                                                                                                                                 Magazin. . . . . . . . . . . . . . 16
                                                                                                                       drücke und Informationen zum Familienurlaub
                                                                                                                       bei Kolping findest Du in dieser Ausgabe.
                                                                                                                                                                                 Junge Erwachsene . . . . . . 18
                                                                                                                        Wie werde ich glücklich? Diese persönliche               Politisches Engagement
                                                                                                                        Frage wird auch von der Wissenschaft erforscht.
                                                                                                                        Neben dem Zufallsglück (den Zug verpasst, der            Junge Nachrichten . . . . . . 20
                                                                                                                        später „verunglückt“) ist das persönliche Erleben
                                                                                                                        entscheidend. Nicht mehr Geld macht glücklich,           X-Mag: Interrail . . . . . . 22
                                                                                                                        sondern – grob gesagt – die Übereinstimmung         34
                                                                                                                        zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zur inneren            X-Mag: Darf man das? . . .26
                                                                                                                        Zufriedenheit trägt entscheidend bei, ob wir in
                                                                                                                        funktionierenden sozialen Beziehungen leben              X-Mag: Mut tut gut . . . . . 28
                                                                                                                        und uns auch für andere nützlich machen. Nie
                                                                                                                        werde ich den Vortrag der Demoskopin Elisabe-
                                                                                                                                                                                 X-Mag: Kalender/IQ . . . .29
                                                                                                                        th Noelle-Neumann vor langer Zeit auf einem
                                                                                                                        Katholikentag vergessen. Sie belegte empirisch,
                                                                                                                        dass Menschen, die vor allem das Leben genie-            Aus den Diözesanverbänden. 30
                                                                                                                        ßen wollen, wesentlich unglücklicher sind als
                                                                                                                        Menschen, die das Leben als Aufgabe begreifen            Glücklich mit Ehrenamt . 34
Titelseite: Barbara Bechtloff. S. 3: Barbara Bechtloff, Boris Roessler dpa, Bethel Fath, kna, Fabian Helmich, privat

                                                                                                                        und für andere da sein wollen. Heißt es nicht
                                                                                                                        auch von Jesus: „Denn wer sein Leben retten              Netzwerk für Geflüchtete . 38
                                                                                                                                                                            40
                                                                                                                        will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um
                                                                                                                        meinetwillen und um des Evangeliums willen               Schnuffis Seite . . . . . . . . 40
                                                                                                                        verliert, wird es retten“? Adolph Kolping hat das
                                                                                                                                                                                 Kolping-Kids in Peißenberg
                                                                                                                       Thema Glück sehr häufig aufgegriffen. In seinen
                                                                                                                        Erzählungen hat er immer wieder zum Ausdruck
                                                                                                                                                                                 Ökumene. . . . . . . . . . . . . 42
                                                                                                                        gebracht, wie wichtig es ist, das Leben nicht auf
                                                                                                                        Sand, sondern auf Felsen zu bauen. Werte und             Vieles geht schon gemeinsam.
                                                                                                                       Tugenden waren für ihn entscheidende Glücks-
                                                                                                                        faktoren. 30 Zitate Adolph Kolpings zum Thema            Familienferien . . . . . . . . . . 46
                                                                                                                       „Glück“ findest Du auf der Homepage www.                   Kolping-Einrichtungen bieten
                                                                                                                        adolphkolping.de. In diesem Heft berichten Mit-          Vorbildliches an
                                                                                                                        glieder über den Glücksfaktor Ehrenamt.             42
                                                                                                                                                                                 Glaube und Leben . . . . . . 48

                                                                                                                                            Herzlichen Gruß                      Eine Welt . . . . . . . . . . . . 50
                                                                                                                                            und Treu Kolping                     Mit Bildung gegen die Armut
                                                                                                                                            Dein Martin Grünewald
                                                                                                                                                                                 Verbandsnachrichten . . . 52
                                                                                                                                            Chefredakteur
                                                                                                                                                                                 Impressum
                                                                                                                                            martin.gruenewald@kolping.de

                                                                                                                                                                                   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017              3
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    Jugendwohnen

    Große Besorgnis über Gesetzesänderung

    Eine anstehende Reform des Sozialgesetzbu-     bildende mit Bedarf nach sozialpädagogisch mat, wenn der junge Mensch seine
    ches VIII droht dem jahrzehntelang gewach-     begleitetem Wohnen von diesem Angebot Ausbildung – aufgrund von fehlenden Mög-
    senen Jugendwohnen die gesetzliche Grund-      ausgeschlossen werden.                     lichkeiten in der unmittelbaren Umgebung
    lage zu entziehen. Für rund 90 Prozent der       Ulrich Vollmer, Bundessekretär des Kol- – in einer anderen Stadt beginnen muss.
    betroffenen jungen Menschen könnte das         pingwerkes Deutschland, und Alexander         Dem Gesetzentwurf gingen seit vergangen-
    chancenreiche Angebot wegfallen. Deshalb       Herb, Geschäftsführer des Verbandes der    em Sommer unterschiedliche Referente-
    startet jetzt eine Unterschriftenaktion.       Kolpinghäuser, erfüllt das mit großer Be- nentwürfe voraus, bei denen die jetzt ge-
      Die Bundesregierung hat am 12. April den     sorgnis. Sie sehen den gesellschaftlich so planten massiven Veränderungen zum
    Gesetzentwurf zur Reform der Kinder- und       wichtigen und zunehmend wichtiger wer- Jugendwohnen nicht ansatzweise erkennbar
    Jugendhilfe (SGB VIII) vorgelegt. Das Sozi-    denden Auftrag des Jugendwohnens in exis- waren. Bewohnerinnen und Bewohner von
    algesetzbuch bildet mit dem § 13 „Jugendso-    tenzieller Gefahr. Ganz konkret seien von  gemeinnützigen Einrichtungen des Jugend-
    zialarbeit“ die wichtigste Grundlage für die   dieser Änderung bundesweit 200 000 junge   wohnens haben eine Unterschriftenaktion
    Arbeit der Jugendwohnheime. Der neueste        Menschen betroffen. Das Kolpingwerk        gestartet. Auf Postkarten bringen sie ihren
    Entwurf sieht vor, die Hilfen für junge Men-   Deutschland ist von dem besonderen Wert    Unmut über die geplante Veränderung ge-
    schen im Jugendwohnen einzuschränken.          des Jugendwohnens überzeugt und enga- genüber der Bundesministerin für Familie,
    Demnach würden zukünftig Schülerinnen          giert sich für seinen Erhalt.              Senioren, Frauen und Jugend zum Aus-
    und Schüler, Teilnehmende in Maßnahmen           Das SGB VIII § 13 regelt die Unterstüt- druck.
    der Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie      zungsansprüche von jungen Auszubilden-        Mehr Informationen auf www.kolpingha-
    minderjährige und junge volljährige Auszu-     den während ihrer Ausbildung fern der Hei- euser.de und www.auswaerts-zuhause.de.

    Versichertenberater gesucht
    Bundesweit sorgen rund 2 600 Versicherten-     Diese Hilfe ist für die Beratungssuchenden   kompetente und präzise Auskünfte in Ren-
    berater/-innen für eine ortsnahe und per-      kostenlos.                                   tenfragen geben. Für ihre Tätigkeit bekom-
    sönliche Verbindung der Versicherten zur         Auch viele Kolpingschwestern und Kol-      men die Versichertenberater/-innen eine
    Deutschen Rentenversicherung. Sie sind         pingbrüder engagieren sich ehrenamtlich in   Aufwandsentschädigung.
    Ansprechpartner in Rentenfragen. Bei ihnen     diesem Bereich. Sie haben sich bei der ACA      Nach den Sozialwahlen werden neue Ver-
                                                                                                                                              Foto: Barbara Bechtloff

    werden Rentenanträge sowie Anträge auf         (Arbeitsgemeinschaft christlicher Arbeit-    sichertenberater gesucht. Die Bewerbung ist
    Kontenklärungen von den Versicherten ge-       nehmer-Organisationen) für dieses Mandat     bis zum 30. September möglich. Weitere In-
    stellt. Außerdem sind sie beim Ausfüllen der   beworben und daraufhin eine Schulung         formationen im Referat Arbeitswelt und So-
    Formulare behilflich und leiten Unterlagen      durch die Deutsche Rentenversicherung er-    ziales bei Oskar Obarowski (oskar.obarows-
    an den Rentenversicherungsträger weiter.       halten. Auf dieser Grundlage können sie      ki@kolping.de, Tel. 0221-20701-136).

4   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
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Positive Entwicklung,                                                                             KU RZ GEMELDET:

aber schlechte Nachrichten                                                                        Neue Videosammlung
                                                                                                  Es gibt eine neue Sammelseite mit
Der neue Berufsbildungsbericht zeigt eine                                                         Videos rund um Kolping auf kolping.
                                                  Hauptschulabschluss schaffen den direkten
                                                                                                  de. Das Kolpingwerk Deutschland
offensichtlich gute Entwicklung auf dem           Weg von der Schule in die Ausbildung. Trotz
                                                                                                  hat einen Youtube-Channel: www.
Ausbildungsstellenmarkt mit einem steigen-        eines relativ günstigen Angebot-Nachfra-
                                                                                                  youtube.com/user/Kolpingwerk. Die
den Angebot an betrieblichen Ausbildungs-         ge-Verhältnisses befinden sich über 270 000
                                                                                                  dortige Sammlung reicht bis ins Jahr
plätzen. Das Kolpingwerk weist auf eine an-       Jugendliche im Übergangssystem. Die Quo-
                                                                                                  2009. Auf kolping.de wurden jetzt
dere Tatsache hin, die nicht so offensichtlich    te der Auszubildenden, die eine Studienbe-
                                                                                                  auf einer Seite die wichtigsten Vi-
daraus hervor geht: die Verstetigung und          rechtigung haben, stieg von 20,3 Prozent (in    deos zusammengestellt. Bei kolping.
Zementierung der Benachteiligung von be-          2009) auf 27,7 Prozent (in 2015)!               de gibt es in der Rubrik „Medien“
stimmten Personengruppen. So ist die Quo-            Nur noch ca. 20 Prozent der Betriebe bil-    jetzt die neue Kategorie „Videos“.
te junger Menschen zwischen 20 bis 34 Jah-        den aus. Und der Trend ist weiter rückläufig.    Dort sind die aktuellsten und wich-
ren ohne Ausbildung erneut gestiegen.             Wie vor diesem Hintergrund der drohende         tigsten Videos übersichtlich zu fin-
Mittlerweile haben insgesamt 1,95 Millio-         Fachkräftemangel gelöst werden soll, bleibe     den. Reinschauen lohnt sich!
nen Menschen in diesem Alter keinen Be-           offen! Kleine Betriebe zögen sich auffallend
rufsabschluss. „Nimmt man allein den              deutlich aus der Ausbildung zurück. Sie
durch die Digitalisierung der Arbeitswelt zu      müssten daher gesondert gefördert werden!       Folgst Du Kolping bei Facebook?
erwartenden Anstieg der Anforderungen an          Neben der individuellen Förderung (assis-        Facebook-Nutzer sollten unbedingt
eine Ausbildung in den Blick, dann ist zu         tierte Ausbildung) gelte es, insbesondere        das Kolpingwerk Deutschland
befürchten, dass sich diese Zahl noch erheb-      kleine Betriebe durch entsprechende Pro-        „liken“. Fast 3.000 Nutzer des be-
lich steigern wird“, heißt es in einer Erklä-     gramme dazu zu motivieren, wieder auszu-         kanntesten sozialen Netzwerkes
rung       des      Kolpingwerkes        zum      bilden.                                          interessieren sich bereits für die
Berufsbildungsbericht 2017. „Jungen Men-             Einer offenen und pluralen Gesellschaft –     Neuigkeiten aus dem Verband. Dazu
schen aus Herkunftsfamilien, die ein gerin-       so das Kolpingwerk – muss es gelingen, den       zählt auch das meist wöchentliche
ges Bildungsniveau haben, gelingt der Ein-        Teufelskreis der Vererbung von Armut und         geistliche Wort von Bundespräses
stieg in die Berufsausbildung weniger gut         beruflicher Desintegration zu durchbre-           Josef Holtkotte, aber auch viele
                                                                                                   Neuigkeiten oder kurzfristige Ange-
als jungen Menschen aus Herkunftsfamilien         chen! Jugendliche, deren Herkunftsfamilie
                                                                                                   bote. Also nicht länger Interessantes
mit höheren Bildungsabschlüssen.“ Das             erfolglos war bei der Berufs-/Arbeitsweltin-
                                                                                                   verpassen! Denn es gibt immer
Scheitern werde von Generation zu Genera-         tegration, hätten derzeit vergleichsweise ge-
                                                                                                   wieder Beiträge, die nur exklusiv bei
tion vererbt!                                     ringe Chancen, eine Ausbildung aufzuneh-
                                                                                                   Facebook erscheinen, darunter die
   Nur 43,3 Prozent der Jugendlichen mit          men.
                                                                                                   beiden am häufigsten beachteten
                                                                                                   Einträge: Ein Erlebnisbericht über
                                                                                                   das Ankommen und Ausfüllen der
                                                                                                   Unterlagen für die Sozialwahl sowie

Zukunftsprozess wird konkret                                                                       ein Beitrag über die Taufe eines
                                                                                                   Kolping-Babys am Taufjubiläumstag
                                                                                                   von Papst em. Benedikt XVI. am
Der von der Bundesversammlung beschlos-           auszufüllen. Aus organisatorischen Grün-         berühmten Papst-Taufstein in der
sene Zukunftsprozess „Kolping Upgrade …           den wird die Online-Befragung bevorzugt. –       Pfarrkirche von Marktl.
unser Weg in die Zukunft“ beginnt auf brei-       Weitere Hinweise dazu auf Seite 7.
ter Basis bereits in diesem Juli mit einer Mit-
gliederumfrage. Im April 2018 werden 20
regionale Zukunftsforen durchgeführt, bei
                                                                                                  C RO S S - M E D I A
denen alle Kolpingsfamilien zur Mitwir-
kung eingeladen sind.                                                                             Aktuelle Stellungnahmen zu
   Im März 2019 wird als nächster Schritt an                                                      kirchlichen, gesellschaftlichen und
einem zentralen Ort der bundesweite Zu-                                                           politischen Themen online unter
                                                                                                  www. kolping.de.
kunftskonvent mit bis zu 3 000 Teilnehmen-
                                                                                                  Facebook:
den veranstaltet.
                                                                                                  https://www.facebook.com/Kol-
   Zur Beteiligung an der Mitgliederumfra-                                                        pingwerkDeutschland/
ge bereits in diesem Juli sind alle Mitglieder
im Kolpingwerk Deutschland eingeladen.
Sie erhalten den Fragebogen als Beilage im
Kolpingmagazin. Gleichzeitig besteht die
Möglichkeit, den Fragebogen im Internet

                                                                                                       KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017   5
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    Bundestagswahl im September

    Kolping bereitet sich vor

    Der Bundesvorstand des Kolpingwerkes            dreiminütiger Film informiert über die Ak-     Mitverantwortung für die politische Zu-
    Deutschland hat bereits zum Jahreswechsel       tion und führt in die Themen ein. Er kann      kunftsgestaltung zu übernehmen.
    die Kolpingsfamilien aufgerufen, sich in die    im Internet auf Youtube genutzt oder als          Der Bundesvorstand bekräftigt: „Unsere
    politische Diskussion einzubringen und auf      Datei heruntergeladen werden. Das Kol-         offene demokratische Gesellschaft ist ein
    Wahlkreisebene Veranstaltungen zur Bun-         pingwerk entwickelt seine politischen Posi-    zerbrechliches Modell. Dieses gilt es zu
    destagswahl im Herbst 2017 durchzuführen.       tionen und Forderungen auf dem Boden           schützen und zu bewahren. Aus diesem
      Das Motto der Aktion lautet: „heute für       der Katholischen Soziallehre. „Es gibt keine   Grund sind für den Bundesvorstand Partei-
    morgen. Wählen!“ Als generationenüber-          Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei       en, die in Person und Praxis nicht zweifels-
    greifender Sozialverband legt das Kolping-      ab, sondern will mit allen demokratischen      frei auf dem Boden der freiheitlich demo-
    werk einen Schwerpunkt auf die Frage der        Kräften ins Gespräch kommen. Es ruft alle      kratischen Grundordnung stehen, nicht
    Generationengerechtigkeit.                      Bürgerinnen und Bürger auf, sich zu infor-     wählbar. … Im Sinne des Leitbildes werden
      Informationen und Arbeitsmaterial dazu        mieren, sich mit den Positionen der Parteien   alle Mitglieder des Kolpingwerkes Deutsch-
    gibt es auf der Website www.kolping.de/         auseinanderzusetzen und sich eine eigene       land ermutigt, sich durch die Parteien in die
    Bundestagswahl2017. Im Frühjahr erschien        Meinung zu bilden“, heißt es in dem Aufruf     politischen Diskurse einzumischen und das
    dazu eine 32-seitige Arbeitshilfe, die allen    des Bundesvorstandes. Für Kolpingmitglie-      Feld nicht zweifelhaften Akteuren zu über-
    Kolpingsfamilien zugesandt wurde. Ein           der sei es selbstverständlich, zu wählen, um   lassen.“

    Nähere Infos bei kolping.de
    Den gesamten Wortlaut der Erklärung des         nen und -kandidaten planen, in ihrer Vor-
    Bundesvorstandes zur Vorbereitung auf die       bereitung. Nach einleitenden Hinweisen
    Bundestagswahl, die Druck- und Gestal-          bearbeitet die Arbeitshilfe sieben konkrete
    tungsvorlage des Aktionszeichens in mehre-      Themenfelder des Verbandes – von der Ar-
    ren Dateiformaten, Einladungs-Vorschläge,       beitswelt, über Familienpolitik, Eine Welt,
    den Download-Link des Kurzvideos und die        Integration von Geflüchteten, Bildungspoli-
    PDF-Datei der Arbeitshilfe gibt es im Inter-    tik und Europa bis hin zum Schutz des Le-
    net unter www.kolping.de/bundestags-            bens. Dazu werden die zentralen Fragestel-
                                                                                                                                                   Foto: Bilderbox.com

    wahl2017.                                       lungen dargestellt und die verbandlichen
      Die 32-seitige Arbeitshilfe unterstützt die   Positionen dokumentiert. Außerdem gibt es
    Engagierten in den Kolpingsfamilien, die        Umsetzungsvorschläge sowie Musterbriefe
    Veranstaltungen mit Bundestagskandidatin-       und -pressemitteilungen.

6   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
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Kolping Upgrade
… unser Weg in die Zukunft
Wichtige Hinweise zum beigefügten Fragebogen für die Mitglieder-
befragung. Die Beantwortung soll bevorzugt im Internet erfolgen.

D
          ie vergangene Bundesversammlung in Köln hat zur Zu- ren im April 2018 eingebracht. Herzlich bitten wir alle Mitglieder,
          kunftssicherung des Kolpingwerkes Deutschland einen          sich an dieser Befragung zu beteiligen.
          bundesweiten Zukunftsprozess „Kolping Upgrade …unser            Eine Teilnahme ist bis zum 31. August 2017 möglich und kann
Weg in die Zukunft“ beschlossen.                                       sowohl im Internet unter www.kolping.de/mitgliederumfrage als
   Ziel des Zukunftsprozesses ist die Aktivierung unseres Mitglieder- auch schriftlich erfolgen. Diesem Kolpingmagazin liegt dazu ein Fra-
verbandes und die Klärung und Sicherung der Rolle und des gesell- gebogen bei. Aus mehreren Gründen wird darum gebeten, den Fra-
schaftlichen Beitrags von Kolping in einer sich wandelnden Gesell- gebogen bevorzugt im Internet auszufüllen.
schaft. Der Zukunftsprozess basiert und reagiert auf gesellschaftliche    Sollte dieses nicht möglich sein, so kann der schriftliche Fragebo-
und kirchliche Veränderungsprozesse und Entwicklungen – wie z.B. gen genutzt werden. Das entsprechende Porto dafür zahlt das Kol-
dem demografischen Wandel – und stellt sich den relevanten Fragen, pingwerk Deutschland. Den Brief bitte unbedingt mit dem Hinweis
die sich daraus für das Kolpingwerk Deutschland sowie unsere ver- „Antwort“ an folgende Anschrift senden:
bandlichen Einrichtungen und Unternehmen ergeben.
   Das Jahr 2017 dient der inhaltlichen Vorbereitung sowie der Ein- ANTWORT
stimmung des Verbandes auf den Zukunftsprozess. Mit dieser bun- Kolpingwerk Deutschland
desweiten Mitgliederbefragung soll ein Meinungs- und Stimmungs- Mitgliederbefragung
bild zu einigen grundsätzlichen Fragestellungen unserer 50606 Köln
verbandlichen Arbeit ermittelt werden:
   Mehr als 245.000 Kolpingmitglieder können sich an dieser Befra- Herzlich danken wir bereits jetzt allen, die sich an dieser Mitglieder-
gung beteiligen, aber auf Deine Teilnahme kommt es an. Die Beant- befragung beteiligen, und verbleiben mit freundlichen Kolpinggrü-
wortung des Fragebogens dauert etwa 20 Minuten. Für Rückfragen         ßen aus dem Bundessekretariat in Köln.
steht Victor Feiler, E-Mail: victor.feiler@kolping.de und Telefon:
(0221) 20701-140, im Bundessekretariat zur Verfügung.                  Klaudia Rudersdorf                               Ulrich Vollmer
   Die Ergebnisse werden u.a. in den 20 bundesweiten regionalen Fo- Stellvertretende Bundesvorsitzende                  Bundessekretär

                                                                                                        KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017     7
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    Die Katastrophe findet woand

                                                                                                     65 Millionen Menschen
                                                                                                    befinden sich zurzeit auf
                                                                                                  der Flucht. Nur ein gerin-
                                                                                                        ger Teil davon erreicht
                                                                                                  Deutschland. Die Haupt-
                                                                                                                        last tragen die
                                                                                                            Entwicklungsländer
                                                                                                                                    TEXT:   Georg Wahl

                                 F
    Oben: Ein syrischer Junge          lüchtlingskrise“. Das war der Begriff, der im Jahr   Alltag wahr. Wir begegnen ihnen in unserer Stadt, un-
    trägt im Flüchtlingscamp          2015 die Wahrnehmung eines Großteils der              serem Ort. Flüchtlingsunterkünfte sind nicht mehr
    Zaatari, Jordanien, Wasser
    zum Zelt seiner Familie.           deutschen Bevölkerung geprägt hat. Bilder von        etwas Abstraktes, sondern sie befinden sich in unserer
                                 Menschen, die zusammengepfercht auf überladenen            Nachbarschaft. Nach Angaben des Flüchtlingshilfs-
                                 Booten versuchten, über das Mittelmeer nach Europa         werkes der Vereinten Nationen (UNHCR) haben im
                                 zu kommen, Berichte von zahllosen Menschen an den          Jahr 2015 mehr als eine Million Menschen Europa mit
                                 Grenzen Deutschlands, überfüllte Aufnahmelager,            Booten über das Mittelmeer erreicht. 84 Prozent da-
                                 und immer wieder neue Schreckenszahlen von auf             von aus den zehn Hauptfluchtländern der Welt, dar-
                                 der Flucht ertrunkenen Menschen – sie haben die            unter Syrien, Afghanistan und Irak. Die Mehrheit da-
                                 Nachrichten damals dominiert. Seit dieser Zeit neh-        von – mindestens 850 000 Menschen kamen von der
                                 men wir Geflüchtete auch viel häufiger in unserem            Türkei über die Ägäis nach Griechenland. 3 770 Men-

8   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
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ers statt                                                 dass die Daten für die Gesellschaft und die Politik ver-
                                                          fügbar und verständlich sind.
                                                            Weltweit befinden sich zurzeit über 65 Millionen
                                                          Menschen auf der Flucht. Alleine im Jahr 2015 kamen
                                                          schätzungsweise 22,4 Millionen neue Flüchtlinge hin-
                                                          zu, aufgrund von Konflikten oder Verfolgung. Die
                                                          meisten Menschen fliehen innerhalb ihres Landes
                                                          bzw. in Nachbarländer. Davon betroffen sind vor al-
                                                          lem Entwicklungs- und Schwellenländer und nicht
                                                          die reichen Industrienationen. 86 Prozent aller Ge-
                                                          flüchteten leben zurzeit in Entwicklungs- und Schwel-
                                                          lenländern, denn die meisten Menschen haben nicht
                                                          die Möglichkeit, weit entfernte reiche Länder anzusteu-
                                                          ern, da ihnen schlichtweg das Geld dazu fehlt, und da
                                                          oft die geeigneten Verkehrsmittel und -wege fehlen.

                                                          Die größte Flüchtlingswelle Afrikas

                                                          Während deutsche Medien über die Menschen, die
                                                          nach Europa geflohen sind bzw. fliehen, sehr ausführ-
                                                          lich berichten, finden andere Fluchtbewegungen und
                                                          humanitäre Katastrophen oft nicht den Weg in die
                                                          Nachrichten. Zum Beispiel Südsudan: Die Neugrün-
                                                          dung dieses Staates im Jahr 2011 hat die hochgesteck-
                                                          ten Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt; seit
                                                          vier Jahren herrscht dort ein Bürgerkrieg. Die Men-
                                                          schen leiden unter der Gewalt von Regierungstrup-
                                                          pen und Rebellen der Opposition. Flüchtlinge, die zu
                                                          tausenden in den Norden Ugandas kommen, berich-
                                                          ten von Überfällen, Massakern und Vergewaltigungen.
                                                          Rund 100 000 Menschen drohen außerdem aufgrund
                                                          einer Hungersnot zu verhungern. Momentan sind
                                                          rund eine Million Menschen aus dem Südsudan auf
                                                          der Flucht, überwiegend ins Nachbarland Uganda.
                                                          Derzeit kommen täglich rund 3 000 neue Flüchtlinge
                                                          nach Norduganda. Zusätzlich muss Uganda, das selbst
                                                          knapp 35 Millionen Einwohner hat, den Zustrom von
                                                          Flüchtlingen aus der Demokratischen Republik Kon-
                                                          go und Somalia verkraften. Laut UNHCR ist dies zur-
                                                          zeit die größte Flüchtlingskrise Afrikas und die welt-
                                                          weit dramatischste. Nach Angaben des UNHCR sind
                                                          seit 2013 etwa 1,6 Millionen Menschen aus dem Süd-
                                                          sudan geflohen. Zusätzlich sind innerhalb des Landes
                                                          noch 2,1 Millionen Menschen auf der Flucht.
                                                             Bemerkenswert ist, dass Uganda nach einem Be-
                                                          richt der Neuen Zürcher Zeitung (25. April 2017) die
                                                          Flüchtlinge willkommen heißt, obwohl das ostafrika-
                                                          nische Land selbst im weltweiten Vergleich als arm
  schen ertranken auf See oder gelten als vermisst. Im    gilt. Laut dem Bericht werden Flüchtlinge in Uganda
  Folgejahr waren es dann sogar 5 000 Menschen.           innerhalb von 36 Stunden registriert und erhalten
     Doch ist Deutschland, ist Europa im weltweiten       von den Behörden einen Ausweis, mit dem sie sich frei
  Vergleich wirklich so stark betroffen von den Flücht-   bewegen und Arbeit suchen können.
  lingsbewegungen? „Nein!“, sagt zum Beispiel Benja-         Völlig anders ist dagegen die Situation in Kenia.
  min Etzold. „Die Katastrophe findet woanders statt.“     Hier leben im Flüchtlingslager Dadaab zurzeit über
  Er arbeitet als Wissenschaftler beim Bonn Internatio-   250 000 Flüchtlinge überwiegend aus dem vom Bür-
  nal Center of Conversion im Projekt „Fluchtfor-         gerkrieg zerrütten Somalia. Damit gilt das Lager als
  schung und Transfer“. Ziel des Projektes ist es, den    die fünftgrößte Stadt Kenias und als das größte
  aktuellen Stand der Forschung zu den Themen Flucht      Flüchtlingslager weltweit. Vor einem Vierteljahrhun-
  und Geflüchtete zu erfassen und so aufzubereiten,        dert kamen die ersten Flüchtlinge über die Grenze.

                                                                                                          KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017   9
Politisch aktiv - magazin - Kolping.de
Rechts: Syrische Flüchtlinge      Zeitweise lebten hier über 500 000 Menschen. Heute
     im jordanischen Cam Zaa-       sind 58 Prozent der im Lager lebenden Menschen Kin-
     tari. Die Menschen leiden
     hier auch unter den starken    der und Jugendliche unter 18 Jahre. Viele sind in
     Regenfällen und im Winter      Dadaab geboren und aufgewachsen; sie kennen nichts
     unter Temperaturen unter-
     halb des Gefrierpunktes.
                                    anderes als das Leben im Lager. Die kenianische Re-
                                    gierung wollte Dadaab in diesem Jahr schließen und
     Unten: Flüchtlinge aus         die Menschen nach Somalia zurückschicken. Doch
     dem Südsudan warten im         ein kenianisches Gericht hat dies vor einigen Mona-
     Mai 2017 auf Hilfsgüter in
     einem Flüchtlingscamp im       ten untersagt. Der zuständige Richter hat die Anord-
     Nachbarland Sudan.             nung der Schließung als diskriminierend bezeichnet.

                                                                                            Sie stehe nicht im Einklang mit der kenianischen Ver-
                                                                                            fassung und mit internationalen Verträgen, die ein
                                                                                            Zurückschicken in Krisengebiete verbieten.
                                                                                               Die Unterbringung in Camps, in denen Menschen
                                                                                            oft viele Jahre leben, hat verschiedene negative Aus-
                                                                                            wirkungen: Die Menschen haben dort keine Perspek-
                                                                                            tiven, sie haben keinen oder nur sehr eingeschränkten
                                                                                            Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, Bildungsan-
                                                                                            gebote gibt es in der Regel nicht und auch keine Ar-
                                                                                            beitsangebote. So werden auch Potenziale verschenkt:
                                                                                            die Menschen können nichts zur Wirtschaft des auf-
                                                                                            nehmenden Landes beitragen; wenn sie nicht in ihr
                                                                                            Heimatland zurückkehren können, können sie auch
                                                                                            nicht beim Aufbau ihres Landes helfen. Langfristige
                                                                                            Fluchtsituationen führen darüber hinaus zur Staaten-
                                                                                            losigkeit: Kinder, die in Lagern geboren werden, wer-
                                                                                            den in der Regel nicht registriert. Damit erhalten sie
                                                                                            keinen Ausweis, keine Staatszugehörigkeit, und sie
                                                                                            haben auch nicht die damit verbundenen Bürgerrech-
                                                                                            te. Weltweit sind zurzeit ca. 10 Millionen Menschen
                                                                                            staatenlos – Tendenz steigend.

10   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
FLUCHTU RSACH EN

                                                           Vertreibung. Gerade der Osten des Landes ist reich an                 Links: Das Flüchtlingslager
                                                           wertvollen Rohstoffen wie Gold, Coltan, Diamanten,                    Zaatari in Jordanien ist
                                                                                                                                 inzwischen die viertgrößte
                                                           Kupfer und Zinn. Der Reichtum ist für die Kongole-                    Stadt Jordaniens. Über
                                                           sen jedoch kein Segen, sondern ein Fluch. Rebellen-                   80 000 syrische Flüchtlinge
                                                                                                                                 leben hier unter widrigen
                                                           gruppen zwingen Menschen, für sie die Rohstoffe ab-                   Bedingungen. Mehr als die
                                                           zubauen. Der Abbau erfolgt illegal und unkontrolliert.                Hälfte davon sind Kinder.
                                                           Das katholische Hilfswerk missio, Kooperationspart-
                                                           ner des Kolping-Netzwerks für Geflüchtete, berichtet
                                                           in diesem Zusammenhang von schlimmsten Men-
                                                           schenrechtsverletzungen: Dörfer werden überfallen,
                                                           Menschen getötet, zahllose Frauen werden vergewal-
                                                           tigt. Und das Militär, das eigentlich die Bevölkerung
                                                           schützen sollte, ist korrupt, es arbeitet oft mit den Re-
                                                           bellen zusammen, und die Soldaten werden am Ge-
                                                           winn aus dem Rohstoffhandel beteiligt. Coltan und
                                                           andere Mineralien sind wertvolle Rohstoffe, ohne die
                                                           Smartphones und andere hochtechnisierte Geräte
                                                           nicht funktionieren würden. Der Westen hungert
                                                           nach diesen Rohstoffen, und die Konzerne fragen oft
                                                           nicht so genau nach, wo das Material herkommt. Der
                                                           Handel ist zudem unübersichtlich: Abgebaute Erze
                                                           werden eingeschmolzen, die wertvollen Minerale über
                                                           die Grenze geschafft und dann oft von Firmen außer-
                                                           halb des Kongo als vermeintlich „sauberes“ Material
                                                           verkauft.
                                                              Rusengo beschreibt einen Kreislauf von Gier, Ge-
                                                           walt und Armut, der durch die Konfliktmineralien
   Flucht und Vertreibung haben verschiedene Ursa-         genährt werde. Mit dem Verkauf der Rohstoffe wür-
chen: Kriege und andere bewaffnete Konflikte, Folgen        den sich die Konfliktparteien im Kongo finanzieren,
des Klimawandels, Hunger, Verfolgung zum Beispiel          sagt der Bischof und ergänzt: „Wir wollen nicht, dass
aufgrund der Religionszugehörigkeit oder politischer       unsere Smartphones den Krieg im Kongo finanzieren
Meinungen, Landraub, Armut. Die Liste der Ursachen         und die Gewalt noch weiter verbreiten.“ 140 kongole-
ist lang, und oft hängen verschiedene Ursachen zu-         sische Bischöfe, darunter auch Erzbischof Rusengo,
sammen bzw. bedingen sich gegenseitig: So kann z. B.       haben sich bereits im Jahr 2104 mit einem Appell an
eine Klimaveränderung die Lebensbedingungen                die Europäische Union gewandt und diese aufgefor-
durch Dürren oder Überschwemmungen so ver-                 dert, den Kauf und den Einsatz von Rohstoffen, deren
schlechtern, dass Hunger und Armut die Folge sind.         Abbau Gewalt und Leid verursacht, zu unterbinden.
Nicht immer sind Ursachen und Verantwortlichkei-
ten auf den ersten Blick zu erkennen. Beispiel Kongo:
Was haben Smartphones, was hat innovative Technik
zu tun mit Gewalt, Flucht und Vertreibung in der De-
                                                              FLÜCHTLINGE WELTWEIT (ZAHLEN BIS ENDE 2015)
mokratischen Republik Kongo?
                                                              Herkunftsländer                                   aufnehmende Länder
   Eindrücklich hat Erzbischof François-Xavier Maroy
Rusengo am 30. Mai in der EU-Hauptstadt Brüssel               Syrien
                                                               y     (4,9 Mio)                                  Türkei (2,5 Mio)
die dramatische Situation im Kongo dargestellt. Der           Afganistan
                                                                g        (2,7 Mio)                              Pakistan (1,6 Mio)
Erzbischof von Bukavo hat dort auf einer Veranstal-
                                                              Somalia (1,1 Mio)                                 Libanon (1,1 Mio)
tung gesprochen, zu deren Organisatoren auch das
Kolping-Netzwerk für Geflüchtete gehörte (Siehe Bei-           Südsudan (778 700)                                Iran (1,0 Mio)
trag auf den Seiten 38–39 in dieser Ausgabe). Viele der
                                                              Sudan (628 800)                                   Äthiopien (736 000)
Menschen seien sozusagen „unsichtbar“, weil sie nicht
als registrierte Flüchtlinge in Lagern leben. 2016 seien      D. R. Kongo (541 500)                             Jordanien (664 100)
im Kongo 900 000 Menschen zu Vertriebenen gewor-
                                                              Zentralafrikanische Republik (471 100)            Kenia (553 900)
den, und alleine in diesem Jahr ist die Zahl bis Mai um
weitere 837 000 Vertriebene angestiegen. Von insge-           Eritrea (379 800)                                 Tschad (369 500)
samt 3,7 Millionen vertriebenen Menschen sind mehr            Myanmar (198 700)                                 Jemen (267 200)
als eine halbe Million über die Grenze in ein Nachbar-
land, z. B. nach Ruanda oder Uganda, geflohen. Ru-             Kolumbien (90 800)                                Südsudan (263 000)
sengo sieht im Reichtum seines Landes an Boden-               Quelle: UNHCR 2016: Global Trends, Forced Displacement in 2015
schätzen den Hauptgrund für Gewalt, Massaker und

                                                                                                                    KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017        11
Oben: Minenarbeiterinnen       Jeder Einzelne ist gefragt                             lehnung an diese Enzyklika beschreibt das Kolping-

                                                                                                                                                     Fotos: picture-alliance/dpa, picture-alliance/dpa-infografik, picture-alliance/Photoshot, picture-alliance/AP Photo, flickr.com/Felton Davis, missio Harald Oppitz
     in einer Mine in der Nähe                                                             werk Deutschland mit Blick auf die Bekämpfung von
     von Goma im Osten des
     Kongo. Hier bauen die        In der heutigen globalisierten Welt hängt vieles eng     Fluchtursachen: die Verantwortung des Einzelnen, die
     Menschen in primitiven       miteinander zusammen, auch wenn die Entfernungen         Verantwortung des Kolpingwerkes, die Verantwor-
     Minen Erze wie Coltan und
     Wolfram ab.
                                  groß sind. So sind auch die Konsumenten in Deutsch-      tung der Kirche, die Verantwortung der Wirtschaft
                                  land, die ein Smartphone kaufen, oft unwissentlich       und die Verantwortung der Staaten.
                                  angebunden an diesen Handel, der Flucht und Ver-            Walter Rung erläutert, was mit der Verantwortung
                                  treibung verursacht. Bei der Verantwortung setzt         des Einzelnen gemeint ist: „Jeder einzelne Mensch
                                  dann auch ein Vorstoß des Kolpingwerkes Deutsch-         kann sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinter-
                                          land an, das sich und andere mit einer fünf-     fragen. Zum Beispiel mit dem Kauf eines fair gehan-
                                          seitigen Erklärung in die Verantwortung          delten Smartphones. Und jeder Einzelne kann Unter-
                                          nimmt. Vorbereitet wurde das Positionspa-        drückten und Geflüchteten Gehör verschaffen indem
        Positionspapier
                                          pier vom Kolping-Bundesfachausschuss             er zum Beispiel geeignete Petitionen unterschreibt
        Der Bundesvorstand des           „Verantwortung für die Eine Welt“. Anfang         und im Wahlkampf Politiker fragt, was sie zur Be-
        Kolpingwerkes Deutsch-            April hat der Bundesvorstand des Kolping-        kämpfung von Fluchtursachen unternehmen wer-
        land hat Anfang April das         werkes Deutschland das Positionspapier in        den.“ Kolpingsfamilien können sich entwicklungspo-
        Positionspapier „Flucht-          der endgültigen Fassung verabschiedet und        litisch engagieren und in der internationalen
        ursachen bekämpfen als            veröffentlicht. Der Titel des Papiers:           Partnerschaftsarbeit aktiv werden. Hier sieht dann
        globale Herausforderung          „Fluchtursachen bekämpfen als globale Her-        auch das Kolpingwerk seine Möglichkeiten zu han-
        unseres Jahrhunderts“ ver-        ausforderung unseres Jahrhunderts – Das          deln: Im Rahmen der internationalen Partnerschafts-
        öffentlicht.                      Kolpingwerk nimmt sich und andere in die         arbeit werden Kolpingverbände weltweit unterstützt
        Das Dokument kann im              Verantwortung“. Walter Rung, Mitglied des        bei ihrem Einsatz für eine gerechte und humane Ge-
        Internet auf kolping.de           Bundesfachausschusses „Verantwortung für         sellschaft. „Denn nur wer seine Rechte als Mitglied der
        heruntergeladen werden.           die Eine Welt“, hat die Erklärung des Kolping-   Gesellschaft kennt, wer sich politisch für sich und an-
                                          werkes maßgeblich mit vorbereitet. Bei einer     dere engagiert, wer in Gremien mitarbeitet und Ver-
                                          Kolping-Fachtagung in Coesfeld zum Thema         antwortung übernehmen kann, wird seltener Opfer
                                 „Bekämpfung von Fluchtursachen“ hat er das Papier         von Unterdrückung und Ausbeutung. Er kann dazu
                                  und die damit verbundenen Forderungen des Kol-           beitragen als überzeugter Christ, eine gerechtere Ge-
                                  pingwerkes erläutert. Das Kolpingwerkt Deutschland       sellschaft zu gestalten und Korruption sowie Men-
                                  nimmt Bezug auf die Enzyklika Laudato si‘ in der         schenrechtsverletzungen zu bekämpfen“, zitiert Wal-
                                  Papst Franziskus seine Sorge um unser „gemeinsames       ter Rung aus der Kolpingerklärung. Das Kolpingwerk
                                  Haus“ – unsere Welt – zum Ausdruck bringt. In An-        ist überzeugt: „Fluchtursachen können nur mit lang-

12   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
FLUCHTU RSACH EN

fristigen Strategien behoben werden. Entscheidend ist             wortung für den Zustand der Welt.“ Deshalb nehme                           Oben: Somalische Flücht-
die Erkenntnis, dass die Menschheit für ihr Handeln               man sich und andere in die Verantwortung, und for-                         linge im Lager Dadaab im
                                                                                                                                             Nordosten Kenias.
selbst verantwortlich ist. Fluchtursachen sind nicht              dere dazu auf, verantwortlich zu leben und zu han-
gottgegeben, sondern Ergebnis menschlichen Verhal-                deln, Mut zu zeigen, wenn es darum geht, Fluchtursa-
tens und Handelns. Damit trägt jeder eine Mitverant-              chen zu bekämpfen.

    F LÜ C HTL I N G E I M E I G E N E N L AN D
    40,8 Millionen Menschen waren Ende 2015 im eigenen Land auf der Flucht vor Gewalt und Konflikten.
    Das sind die Länder mit den meisten Binnenflüchtlingen:

                                                                                     8
                                3 Mio. und mehr                                            27
                                                                                                16
                                1 Mio. bis unter 3 Mio.                               13
                                500 000 bis unter 1 Mio.                             25 1 3             12
                                weniger als 500 000                                   28
                                                                       17                                10
        24
                                                                                                               15   20 14
                                                                  30                             5
                                                                                     4
             26        29
                  23                                              6                        19
                                                                            18        7
                            2                                                                    11
                                                           22
                                                                                 9
                                                                                          21

    1   Syrien                  6,6 Mio.     11   Somalia                    1,2                21    Kenia                  0,3
    2   Kolumbien               6,3          12   Afghanistan                1,2                22    Elfenbeinküste         0,3
    3   Irak                    3,3          13   Türkei                     1,0                23    El Salvador            0,3
    4   Sudan                   3,2          14   Myanmar                    0,6                24    Mexiko                 0,3
    5   Jemen                   2,5          15   Indien                     0,6                25    Zypern                 0,3
    6   Nigeria                 2,1          16   Aserbaidschan              0,6                26    Guatemala              0,3
    7   Südsudan                1,7          17   Libyen                     0,5                27    Georgien               0,2
    8   Ukraine                 1,7          18   Zentralafrik. Rep.         0,5                28    Palästinensergebiete   0,2
    9   Dem. Rep. Kongo         1,5          19   Äthiopien                  0,5                29    Honduras               0,2
   10   Pakistan                1,5          20   Bangladesch                0,4                30    Niger                  0,2
   Quelle: IDMC                                            Stand Mai 2016                                            © Globus      11017

                                                                                                                                   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017   13
R ATG E B E R

     Leser fragen – Experten antworten
     Senden Sie einfach Ihre Fragen an ratgeber@kolping.de – oder per Post an
     Redaktion Kolpingmagazin, 50606 Köln

     Kolping im Handwerk – gibt es das noch?
     Und ob! Kolping hat nicht nur seine Wur-      Thema Handwerk nur vereinzelt in den Ver-          und zentrale Begriffe erklärt. Sie ist sowohl
     zeln im Handwerk, sondern mischt auch bis     bandsmedien auf. Im Laufe der zweiten Jah-         für Außenstehende gedacht, als auch für In-
     heute in den Handwerkskammern mit.            reshälfte wird dem Thema jedoch auch eine          teressierte im Verband. Zudem wird das
     Zahlreiche engagierte Kolpingschwestern       eigene Rubrik im Internet gewidmet. Dort           Kolpingwerk auch in diesem Jahr wieder Prü-
     und Kolpingbrüder sitzen in den Vollver-      werden Neuigkeiten gebündelt und Infor-            ferseminare anbieten. In Kooperation mit
     sammlungen, Ausschüssen und Gremien           mationen aufbereitet, um die Arbeit in den         dem DGB wird eines vom 27. bis 28. Oktober
     oder sind sogar Arbeitnehmer-Vizepräsi-       Diözesanverbänden zu unterstützen. Außer-          in NRW, das andere vom 24. bis 25. Novem-
     denten der Kammern. Auf diesem Weg ge-        dem wird in der zweiten Jahreshälfte eine          ber in Regensburg stattfinden. Weitere Infos
     staltet Kolping aktiv Handwerks- und Be-      neue Broschüre erscheinen, die das Engage-         werden über www.kolping.de und den Kol-
     rufsbildungspolitik mit. Bisher taucht das    ment im Bereich Handwerk veranschaulicht           ping-Newsletter folgen.    Oskar Obarowski

     Betrifft der Klimawandel unsere Partner?
     Dürre in Ostafrika, Überschwemmungen in       Kakao und Kaffee, reagieren extrem sensibel        en. Ernterückgänge oder gar Ausfälle bedro-
     Peru, Wassernot in Indien – die internatio-   auf Temperaturänderungen. Durch ein ver-           hen daher unmittelbar ihre Existenz. Die
     nalen Kolpingpartner bekommen die Fol-        ändertes Klima vermehren sich neue Schäd-          Armut in den Kolping-Partnerländern er-
     gen des Klimawandels hautnah zu spüren.       lingsarten und Pflanzenkrankheiten. Daher           schwert eine dringend nötige Anpassung an
     Starkregen und Überschwemmungen oder          sind Kleinbauern besonders durch die Aus-          die Folgen des Klimawandels: Geld für den
     extreme Trockenheit und Hitze nehmen zu.      wirkungen des Klimawandels betroffen: Sie          Ausbau der Infrastruktur wie z. B. Hochwas-
     Viele der Partner sind im landwirtschaftli-   leben von den Feldfrüchten, die sie für sich       serschutz oder eine effiziente Wasserer-
     chen Bereich tätig. Viele Nutzpflanzen, wie    und ihre Familien und zum Verkauf anbau-           schließung fehlt.               Georg Wahl

     Wie erlange ich Medienkompetenz?
                                                   Medienkompetenz bekommt im Zeitalter               auch für die Medien, mit denen er kommu-
                                                   von Snapchat, Instagram und Vimeo eine im-         niziert. Medienkompetenz ist ein wichtiger
                                                   mer größere Bedeutung. Gefährliche Trends          Bestandteil der grundlegenden kommuni-
                                                   wie z. B. „sexting“ (das Versenden erotischer      kativen Kompetenz junger Menschen. Wie
                                                   Bilder von sich) sind Anlass genug, um die         beim Erlernen einer Sprache geht es bei der
                                                   Einstellungen der Privatsphäre in den sozia-       Vermittlung nicht nur darum, eine Reihe
                                                   len Netzwerken oder das Versenden von Fo-          technischer Fertigkeiten zu lernen, sondern
                                                   tos zu überdenken. Im Internet sind Aufnah-        vielmehr, sich neue Fähigkeiten im Bereich
                                                                                                                                                       Fotos: photocase/FemmeCurieuse

                                                   men oft einem breiten Publikum zugänglich.         Medien zu erschließen. Die eigene kritische
                                                   Ist ein Bild einmal im Netz, lässt es sich nicht   Reflektion und Entwicklung der Mediennut-
                                                   für immer löschen. Der Kontrollverlust ist         zung ist stets zu verfolgen. So vielfältig die
                                                   enorm und Bilder können von anderen zum            Mediennutzung ist, so zahlreich sind die Mög-
                                                   Mobbing oder zur Erpressung missbraucht            lichkeiten, Medienkompetenz zu fördern. Alle
                                                   werden. Der Mensch ist jemand, der selbst          sollten sich fragen, was sie in welchen Medien
                                                   handelt und seine Umwelt gestaltet. Dies gilt      veröffentlichen wollen.         Magdalene Paul

14   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
R ATG E B E R

            Thema Jugend               Thema Eine Welt           Thema Arbeit            Thema Glaube              Thema Verband
            Magdalene Paul             Georg Wahl                Oskar Obarowski         Josef Holtkotte           Ulrich Vollmer

   Warum ist der Segen so wertvoll für uns?
    Der Segen ist eine besonders schöne und          jedem guten Gedanken, mit jeder guten Tat     Segen Gottes empfehlen. Der religiöse
    hilfreiche Weise, unseren Glauben auszu-         und mit jedem Gebet machen wir unsere         Mensch weiß, dass in jedem Segen und mit
    drücken und zu verwirklichen. Indem wir          Welt etwas besser und heller.                 jedem Segnen durch Menschen der gute
    jemanden segnen, sprechen wir ihm das              Im Lateinischen heißt segnen „bene-         Gott als Quelle allen Segens angesprochen
    Gute von Gott her zu. Wir stellen ihn unter      dicere“; das heißt übersetzt: „Gutes sa-      wird. Segen wird von Gott erbeten. Er ist der
    den Schutz Gottes. Unter seinen Beistand.        gen“. Der Mensch bedarf des „Benedicere“.     lebendige Gott. Im Segen und im Segnen
    In einer Welt und einer Zeit, in der uns so      „Gutes-Sagen“, „Gesegnet-Werden“ – dies       erfahren wir, dass Gott uns sein Gesicht zu-
    viel Unheil und Not begegnen, sind wir           nimmt jeder Mensch von anderen Men-           wendet. Gottes Gegenwart ruht durch sei-
    als Christinnen und Christen und als Men-        schen gerne und dankbar an. Jede Christin,    nen Segen auf jedem Menschen.
    schen guten Willens besonders gefordert          jeder Christ kann segnen. Jeder Glaubende
    zu versöhnen, zu lieben und zu beten. Mit        kann die Welt und einzelne Menschen dem                                    Josef Holtkotte

Was sagt uns das
Kolpingdenkmal?
Das Kolpingdenkmal vor der Minoritenkirche in Köln – der Grabeskirche
Adolph Kolpings – wurde aus Mitgliederspenden errichtet und am 12. Juli
1903 enthüllt. Der Entwurf stammt von dem Kölner Bildhauer Johann
Baptist Schreiner (1866–1935), der später auch eine bekannte Portrait-
büste von Beethoven (1907) geschaffen hat. 1980 wurde es unter Denk-
malschutz gestellt und in die Kölner Denkmalliste aufgenommen. Die
Darstellung ist würdig, volkstümlich und gedankentief und hat im Wan-
del der Zeit nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren. Das Denkmal stellt
den Gesellenvater Kolping dar, wie er einen Gesellen, der auf die Wander-
schaft geht, verabschiedet. Der Künstler hat beide vorbildlich getroffen.
Priester und Geselle stehen Hand in Hand, damit spricht aus der Darstel-
lung in gleich hervorragender Weise der Kern dessen, was Adolph Kolping
wollte und wie er wirkte: die Verbindung von Glauben und Leben, tref-
fend mit dem Zitat Kolpings auf den Punkt gebracht: „Auf dem Glauben
ruht das Leben!“ So ist das Denkmal zum Symbol der Idee Kolpings und
seines Werkes geworden.
  Bis heute ist das Kolpingdenkmal am Kolpingplatz immer ein beliebter
Hintergrund für Erinnerungsbilder von Kolpingsfamilien und Kolping-
mitgliedern aus aller Welt.                                  Ulrich Vollmer

Die Postkarte mit dem Foto des Kolpingdenkmals wurde am 12. Juli 1903, dem Tag
der Einweihungsfeier des Denkmals, in Köln abgeschickt. Empfänger war ein Fritz
Rasch in Barmen.

                                                                                                             KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017       15
M AGAZI N

        Buchtipp      Das Wort Gottes für jeden Tag 2018                                                  Webtipp       katholisch.de

     Täglicher Begleiter                                                                                Onlineplattform
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     ken in jeden neuen Tag starten? Was eignet       puls nicht mehr als eine halbe bis ganze Sei-     tal der katholischen Kirche in Deutschland.
     sich dazu besser als die Tagestexte der Heili-   te im Postkartenformat benötigt. Also ein         Als reichweitenstärkste Digitalmarke der ka-
     gen Schrift? Damit zwischen Wunsch und           wirklich praktischer Helfer, dessen Verwen-       tholischen Kirche informiert das Portal ta-
     Wirklichkeit keine Lücke entsteht, empfiehlt      dung nicht viel Zeit benötigt. Das Buch ist       gesaktuell und multimedial über die katho-
     das Kolpingwerk Deutschland seinen Mit-          im St. Benno Verlag in einer Spezialausgabe       lische Kirche sowie über den christlichen
     gliedern einen nützlichen Helfer, nämlich        für Kolpingmitglieder erschienen. Bundes-         Glauben.
     das Büchlein „Das Wort Gottes für jeden Tag      präses Josef Holtkotte hat dazu ein eigenes          Das journalistische Angebot wird durch
     2018 – Die Lesungen des Tages und Impulse        Vorwort und den Text für den Kolping-Ge-          spirituelle Impulse, Livestreams, Social-Me-
     zum gelebten Glauben“. Dieses Kalender-          denktag verfasst. Eine Liste weist auf kolpin-    dia-Aktivitäten sowie Informationen und
     buch enthält für jeden Tag die Auflistung         geigene Termine hin. Im Kolping-Shop ist          Service-Hinweise rund um den katholi-
     der jeweiligen Namenstage und die Angabe         die Spezialausgabe zum Preis von 4,95 Euro        schen Glauben und die katholische Kirche
     der Bibelstellen der Lesungs- und                erhältlich. Sammelbestellungen werden             in Deutschland ergänzt. Die Plattform ist im
     Evangeliumstexte. Hinzu kommen eine Ker-         empfohlen. Artikel-Nr.: 1025. Bestellungen:       Web sowie in den Social-Media-Kanälen Fa-
     naussage aus der Lesung, ein Gedanke für         www.kolping-shop.eu, E-Mail: shop@kol-            cebook, Twitter, Instagram und Youtube zu-
     den Tag und ein kurzes Gebet. Trotz großer       ping.de, telefonisch (0221) 20 701-228.           hause.                    www.katholisch.de

        Webtipp       Fragen und Antworten rund um Kolping
                                                                                                                                                       Fotos: Kolpingmagazin, Dokumentationsstelle Kolping

     Neues Angebot bei kolping.de
      Eine neue Unterseite bei kolping.de gibt        Die Seite wird laufend aktualisiert. Falls Dei-   Fotorecht, also zur häufigen und wichtigen
      Antworten auf häufig gestellte Fragen.           ne vorhandene Frage nicht beantwortet             Frage, wann und wie man Fotos mit Perso-
         Dort findest Du Antworten zu Fragen wie       wird, bist Du herzlich dazu eingeladen, An-       nen veröffentlichen darf, ohne sie nach ih-
     „Warum schreibt man Kolpingsfamilie mit          regungen und Hinweise an die Online-              rem Einverständnis zu fragen.
     ‚s‘?“, „Was ist die Rolle der Geistlichen Lei-   redaktion zu mailen.                                Die neue Rubrik befindet sich im Bereich
      tung in der Kolpingsfamilie?“ oder „Wer           Neben rein verbandlichen Themen gibt es         Service und heißt FAQ.
      kann Präses einer Kolpingsfamilie werden?“      auch Hinweise zum Urheberrecht und zum                             www.kolping.de/service/faq

16   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
M AGAZI N

  Paten gesucht      Besondere Anlässe

Blaue Briefe restauriert                                              Zukunft stiften. Ihr
„Blaue Briefe“ von Kolping? Kei- – oder sagen wir blau-grün. Dar-
 ne Angst. Das sind keine Er- über lässt sich streiten.               Vermächtnis an die Welt.
 mahnungen. Es handelt sich         Die blauen Dokumente sind
 schlichtweg um blaues Briefpa- bereits alle restauriert, aber
 pier. Und das gab es offensicht- warten zum Teil noch auf Res-
 lich schon im 19. Jahrhundert, taurierungspaten.        Vielleicht
 wie auch kariertes Papier. Der   möchtest Du ja die Restaurie-
 besondere Reiz daran ist diese   rung der „Blauen Briefe“ unter-
 Frische. So schreibt beispiels- stützen. Eine Patenurkunde er-
 weise Kolping auf seiner Reise   hält man ab 100 Euro. Auch
 aus Triest im Wonnemonat Mai     kleine Beiträge helfen, das wert-
 1856 an Antonie Mittweg auf ei- volle Erbe Kolpings zu bewah-
 nem Bogen blauen Velinpapier, ren.
 ebenso seinem Freund und För-      Fragen dazu beantwortet ger-
 derer Wallraf. Ein Gedicht Kol- ne die Leiterin der Dokumenta-
 pings ist auch auf blauem Hin- tionsstelle Kolping, Marion
 tergrund geschrieben. Übrigens   Plötz, Tel. 02 21 20 701-141,
 verwendeten seine Korrespon- E-Mail: marion.ploetz@kolping.
 denzpartner gelegentlich auch    de. Die Bankverbindung für
 blaues Papier. Und nicht zu ver- Ihre Spende: Kreissparkasse
 gessen: Das Titelblatt der Pro- Köln, IBAN-Nr. DE18 3705 0299
 grammbroschüre „Für ein Ge- 0000 1249 28, „Patenschaft Ori-
 sellenhospitium“ ist auch blau   ginaldokumente Kolping“.

                                                                                                 Armut dauerhaft
                                                                                                 besiegen: Rosalie
                                                                                                 Ahinon hat sich mit
                                                                                                 einem Kleinkredit
                                                                                                 eine Existenz auf-
                                                                                                 gebaut. Ihre Zukunft
                                                                                                 ist gesichert.

                                                                      Man muss nicht Goethe oder Beethoven sein, um der
                                                                      Nachwelt etwas Bleibendes zu hinterlassen. Auch mit
                                                                      Ihrem Testament können Sie viel bewegen. Für eine
                                                                      gerechte Welt.
 Christenverfolgung       Neue US-Studie                              Fordern Sie unsere kostenlose Erbschaftsbroschüre
                                                                      und weiteres Infomaterial an.

Bedrängt in 128 Ländern                                                           Tel.: 02 21 - 77 88 038
                                                                                  www.kolping.net
Keine andere Religion muss weltweit so viele Repressalien erdulden
wie das Christentum. Das ist das Ergebnis einer neuen Untersu-                    spenden@kolping.net
chung des Pew Research Centers, eines US-Fact-Tanks. Vor allem in               Gerne informiert Sie Elisabeth Schech
mehrheitlich muslimischen Ländern des Nahen und Mittleren Os-
tens, aber auch in Nordafrika stehen christliche Gemeinschaften
unter hohem Druck, so die Studie, die auf Zahlen des Jahres 2015                                      Kolpingplatz 5 - 11
beruht. In insgesamt 128 Ländern wurden christliche Gemein-                                           50667 Köln
schaften demnach durch Regierungen oder soziale Gruppen diskri-
miniert oder verfolgt.             Link zur Studie: goo.gl/dZmfzy

                                                                                              KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017   17
J U N G E E R WA C H S E N E

     Von links nach rechts:
     Nicolas Siebrecht (CDU),
     Anika Pendzialek (SPD) und
     Christopher Eing (Grüne)
     bringen frischen Wind in die
     kommunalpolitische Arbeit
     ihrer Parteien.

                                     Engagement mit frischem Wind
                                    Die Politikverdrossenheit der jungen Generation
                                    in der Bundesrepublik Deutschland wird immer
                                    größer. Umso wichtiger, dass es gerade auch aus
                                    dieser Altersstufe Gegenbeispiele gibt, die sich
                                    politisch in Parteien engagieren und etwas bewe-
                                    gen wollen.                     Matthias Böhnke Barbara Bechtloff
                                                                                                   TEXT:                  | FOTOS:

                                    M
                                               it ihren 26 Jahren ist Anika Pendzialek mit   überzeugend genug für ihre Inhalte stand und folglich
                                               Abstand eine der Jüngsten im Gemeinderat      einige Federn lassen musste. Seit über zehn Jahren ist
                                               von Lippetal, einer Kleinstadt bei Soest.     sie in der Kolpingsfamilie Lippborg aktiv und 2013
                                    Das gibt sie genauso offen zu wie ihr Fazit, dass die    wurde sie Mitglied bei den Sozialdemokraten. Im Ge-
                                    SPD im Wahlkampf der Landtagswahl in Nord-               meinderat arbeitet Anika, die hauptberuflich bei der
                                    rhein-Westfalen im Mai Fehler gemacht hat, nicht         Agentur für Arbeit beschäftigt ist und in der scheiden-

18   KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
J U N G E E R WA C H S E N E

                                                          eigenen Werte zu verteidigen und ambitionierte Ziele
                                                          zu verfolgen. Es ist unsere Aufgabe, immer wieder
                                                          Diskussionen anzustoßen, eigene Positionen kritisch
                                                          zu hinterfragen und ein offenes Ohr für die Menschen
                                                          zu haben“, mahnt Nicolas, der – zumindest offiziell –
                                                          erst seit einem halben Jahr Kolpingmitglied ist.
                                                             Ein attraktives Lebensumfeld für junge Leute im
                                                          ländlichen Raum ist ihm ein zentrales Anliegen zeiner
                                                          Arbeit. Er organisiert Bildungsfahrten, Betriebsbe-
                                                          sichtigungen oder Diskussionsrunden mit Landtags-
                                                          oder Bundestagspolitikern. Sein politisches Vorbild ist
                                                          der CDU-Politiker Friedrich Merz. Dieser sei, trotz
                                                          hochrangiger Führungspositionen, seinen Prinzipien
                                                          treu geblieben und habe sich verlässlich für seine Sau-
                                                          erländer Heimat eingesetzt.
                                                             Christopher Eing aus Ahaus im Münsterland ist 17
                                                          Jahre alt und hat im kommenden Jahr erst einmal das
                                                          Abitur vor sich, aber er weiß schon ganz genau, dass er
                                                          eine politische Karriere anstreben will. Deshalb war es
                                                          für ihn keine Frage, im vergangenen Jahr Mitglied ei-
                                                          ner Partei zu werden. „Da mir umweltpolitische The-
                                                          men und soziale Gleichheit und Gerechtigkeit zum
                                                          Beispiel in Bezug auf gleichgeschlechtliche Ehen sehr
                                                          am Herzen liegen, habe ich mich aufgrund der größ-
                                                          ten Schnittmenge für die Grünen entschieden und
                                                          bin im Ortsverband von Ahaus aktiv“, berichtet
                                                          Christopher, der in der Kolpingsfamilie Wessum be-
                                                          heimatet ist. Wie auch Anika und Nicolas ist ihm
                                                          wichtig, mit den Bürgern vor Ort auf der Straße ins
                                                          Gespräch zu kommen und ein offenes Ohr für ihre
                                                          Anliegen zu haben: „Gerade wir als Grüne dürfen den
                                                          Menschen nicht nur mit moralischem Zeigefinger er-
den Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein Vorbild       zählen, was alles schädlich für die Umwelt ist, sondern
sieht, in zwei Ausschüssen mit und setzt sich bei Frak-   wir müssen sinnvolle Alternativen genauso deutlich           Aus dem Leitbild
tions- und Ratssitzungen vor allem für die Interessen     publik machen.“ Der bereits verstorbene SPD-Politi-          des Kolpingwerkes
junger Erwachsener ein – einer Generation, deren          ker Hermann Scheer ist Christopher ein Vorbild, weil         Deutschland:
Politikverdrossenheit immer weiter ansteigt: 71 Pro-      er sich schon früh unermüdlich für erneuerbare Ener-
zent der Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren haben        gien engagierte.                                             Politisches Engage-
wenig bis gar kein Vertrauen in die Politik. Eine er-       Anika, Nicolas und Christopher sind gleicherma-            ment in demokra-
schreckend hohe Zahl, die die europaweite Jugendstu-      ßen stolz darauf, regelmäßig Freundinnen und Freun-          tischen Parteien
die „Generation What?“ in ihrem Zwischenbericht           de für ihre parteipolitische Arbeit zu gewinnen und          und Parlamenten
nennt. Je niedriger der Bildungsstand, desto höher ist    damit als Multiplikatoren wirken zu können.                  ist für uns ein
                                                                                                                       unverzichtbarer
das Misstrauen.
                                                                                                                       Beitrag zur verant-
                                                          „Nutzt Eure Stimme!“
                                                                                                                       wortungsbewussten
Stets neugierig und ambitioniert bleiben
                                                                                                                       Mitgestaltung der
                                                          Und was erhoffen sich die drei Jungpolitiker von der
                                                                                                                       Gesellschaft. Wir
Auch Nicolas Siebrecht ist es wichtig, Anwalt der jun-    anstehenden Bundestagswahl im September? Klar:
                                                                                                                       unterstützen und
gen Menschen zu sein und ihre Anliegen zu vertreten.      Natürlich, dass ihre jeweilige Partei viele Wählerinnen
                                                                                                                       fördern dieses En-
Der 23-jährige Student der Wirtschaftswissenschaften      und Wähler überzeugen kann und in die Regierung              gagement.
ist seit 2015 Vorsitzender der Jungen Union in seiner     kommt. Ein gemeinsames Anliegen ist ihnen, dass die
sauerländischen Heimatstadt Marsberg und sieht das        Bürgerinnen und Bürger vor allem überhaupt Ge-
christliche Menschenbild der CDU als wichtigen            brauch von ihrem Wahlrecht machen und ein Zei-
Maßstab, um als Partei für ein ausgewogenes Verhält-      chen gegen extremistische Parteien setzen. Anika plä-
nis von Ordnung und Freiheit im Staat zu sorgen. Ge-      diert: „Nutzt Eure Stimme!“ Damit meint sie nicht
meinsam mit Freunden hat Nicolas seinen zuvor in-         nur das zu setzende Kreuz in der Wahlkabine, son-
aktiven JU-Stadtverband wiederbelebt. „Die CDU            dern auch das generelle Mitspracherecht im politi-
erzielt in unserer Region traditionell starke Ergebnis-   schen Alltag. „Habt den Mut, Euch Gehör zu verschaf-
se und genießt ein stabiles Grundvertrauen in der Be-     fen und Eure Meinung zu artikulieren!“ Ein starkes
völkerung. Anstatt sich darauf auszuruhen, gilt es, die   Plädoyer für gelebte Demokratie.

                                                                                                         KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017        19
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