Politisch aktiv - magazin - Kolping.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
www.kolping.de I Juli–August 2017 magazin ■ f luchtur sachen Seite 8 ■ junge erwachsene Seite 18 ■ x-mag Seite 22 Weltweit sind sich 65 Millionen Christopher, Anika und Nicolas Mit Interrail unterwegs Menschen auf der Flucht engagieren sich politisch quer durch Europa Wie und warum sich junge Erwachsene in Parteien engagieren Politisch aktiv U P G R A D E … IN mit Mitgliederb D IE Z U K U N FT efragung
Kolping-Shop Schönes schön verpackt! S ati nband - s e r n eues chönerung Un u r Vers s. l z idea eschenke Ihres G Foto: shutterstock / upixa Art-Nr. Preis Geschenkband 25 m .................................................................. 3055 9,95 € Geschenkschachtel 16 x 16 cm .................................................. 8620 4,90 € Messingplakette Adolph Kolping, Ø 14 cm ............................... 8610 37,90 € Zur Bestellung besuchen Sie unseren Kolping-Shop im Internet unter www.kolping.shop
E D I TO R I A L / I N H A LT Fragebogen und Glück 86 Nachrichten . . . . . . . . . . . . 4 Diesem Heft liegt eine Fragebogen an alle Jugendwohnen: Große Besorgnis Mitglieder bei. Anlass ist der Zukunftsprozess über Gesetzesänderung – „Kolping Upgrade … unser Weg in die Zukunft“, Bundestagswahl: Kolping bereitet beschlossen von der vergangenen Bundesver- sich vor sammlung. Der Fragebogen ist eine Einladung zur Mitwirkung an alle und ein Weg für diejeni- Fluchtursachen . . . . . . . . . 8 gen, denen eine Online-Teilnahme nicht möglich Warum Menschen ihre Heimat ist. Zur Mitgliederumfrage gelangst Du über verlassen www.kolping.de/mitgliederumfrage. Es kommt auch auf Deine Rückmeldung an! 22 Ratgeber . . . . . . . . . . . . . . 14 Für Familien steht die Urlaubshauptsaison an. Tipps und kurze Infos Viele tausend Menschen erleben diese Zeit in einer Kolping-Ferienanlage. Fotografische Ein- Magazin. . . . . . . . . . . . . . 16 drücke und Informationen zum Familienurlaub bei Kolping findest Du in dieser Ausgabe. Junge Erwachsene . . . . . . 18 Wie werde ich glücklich? Diese persönliche Politisches Engagement Frage wird auch von der Wissenschaft erforscht. Neben dem Zufallsglück (den Zug verpasst, der Junge Nachrichten . . . . . . 20 später „verunglückt“) ist das persönliche Erleben entscheidend. Nicht mehr Geld macht glücklich, X-Mag: Interrail . . . . . . 22 sondern – grob gesagt – die Übereinstimmung 34 zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zur inneren X-Mag: Darf man das? . . .26 Zufriedenheit trägt entscheidend bei, ob wir in funktionierenden sozialen Beziehungen leben X-Mag: Mut tut gut . . . . . 28 und uns auch für andere nützlich machen. Nie werde ich den Vortrag der Demoskopin Elisabe- X-Mag: Kalender/IQ . . . .29 th Noelle-Neumann vor langer Zeit auf einem Katholikentag vergessen. Sie belegte empirisch, dass Menschen, die vor allem das Leben genie- Aus den Diözesanverbänden. 30 ßen wollen, wesentlich unglücklicher sind als Menschen, die das Leben als Aufgabe begreifen Glücklich mit Ehrenamt . 34 Titelseite: Barbara Bechtloff. S. 3: Barbara Bechtloff, Boris Roessler dpa, Bethel Fath, kna, Fabian Helmich, privat und für andere da sein wollen. Heißt es nicht auch von Jesus: „Denn wer sein Leben retten Netzwerk für Geflüchtete . 38 40 will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen Schnuffis Seite . . . . . . . . 40 verliert, wird es retten“? Adolph Kolping hat das Kolping-Kids in Peißenberg Thema Glück sehr häufig aufgegriffen. In seinen Erzählungen hat er immer wieder zum Ausdruck Ökumene. . . . . . . . . . . . . 42 gebracht, wie wichtig es ist, das Leben nicht auf Sand, sondern auf Felsen zu bauen. Werte und Vieles geht schon gemeinsam. Tugenden waren für ihn entscheidende Glücks- faktoren. 30 Zitate Adolph Kolpings zum Thema Familienferien . . . . . . . . . . 46 „Glück“ findest Du auf der Homepage www. Kolping-Einrichtungen bieten adolphkolping.de. In diesem Heft berichten Mit- Vorbildliches an glieder über den Glücksfaktor Ehrenamt. 42 Glaube und Leben . . . . . . 48 Herzlichen Gruß Eine Welt . . . . . . . . . . . . 50 und Treu Kolping Mit Bildung gegen die Armut Dein Martin Grünewald Verbandsnachrichten . . . 52 Chefredakteur Impressum martin.gruenewald@kolping.de KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 3
NACH RICHTEN Jugendwohnen Große Besorgnis über Gesetzesänderung Eine anstehende Reform des Sozialgesetzbu- bildende mit Bedarf nach sozialpädagogisch mat, wenn der junge Mensch seine ches VIII droht dem jahrzehntelang gewach- begleitetem Wohnen von diesem Angebot Ausbildung – aufgrund von fehlenden Mög- senen Jugendwohnen die gesetzliche Grund- ausgeschlossen werden. lichkeiten in der unmittelbaren Umgebung lage zu entziehen. Für rund 90 Prozent der Ulrich Vollmer, Bundessekretär des Kol- – in einer anderen Stadt beginnen muss. betroffenen jungen Menschen könnte das pingwerkes Deutschland, und Alexander Dem Gesetzentwurf gingen seit vergangen- chancenreiche Angebot wegfallen. Deshalb Herb, Geschäftsführer des Verbandes der em Sommer unterschiedliche Referente- startet jetzt eine Unterschriftenaktion. Kolpinghäuser, erfüllt das mit großer Be- nentwürfe voraus, bei denen die jetzt ge- Die Bundesregierung hat am 12. April den sorgnis. Sie sehen den gesellschaftlich so planten massiven Veränderungen zum Gesetzentwurf zur Reform der Kinder- und wichtigen und zunehmend wichtiger wer- Jugendwohnen nicht ansatzweise erkennbar Jugendhilfe (SGB VIII) vorgelegt. Das Sozi- denden Auftrag des Jugendwohnens in exis- waren. Bewohnerinnen und Bewohner von algesetzbuch bildet mit dem § 13 „Jugendso- tenzieller Gefahr. Ganz konkret seien von gemeinnützigen Einrichtungen des Jugend- zialarbeit“ die wichtigste Grundlage für die dieser Änderung bundesweit 200 000 junge wohnens haben eine Unterschriftenaktion Arbeit der Jugendwohnheime. Der neueste Menschen betroffen. Das Kolpingwerk gestartet. Auf Postkarten bringen sie ihren Entwurf sieht vor, die Hilfen für junge Men- Deutschland ist von dem besonderen Wert Unmut über die geplante Veränderung ge- schen im Jugendwohnen einzuschränken. des Jugendwohnens überzeugt und enga- genüber der Bundesministerin für Familie, Demnach würden zukünftig Schülerinnen giert sich für seinen Erhalt. Senioren, Frauen und Jugend zum Aus- und Schüler, Teilnehmende in Maßnahmen Das SGB VIII § 13 regelt die Unterstüt- druck. der Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie zungsansprüche von jungen Auszubilden- Mehr Informationen auf www.kolpingha- minderjährige und junge volljährige Auszu- den während ihrer Ausbildung fern der Hei- euser.de und www.auswaerts-zuhause.de. Versichertenberater gesucht Bundesweit sorgen rund 2 600 Versicherten- Diese Hilfe ist für die Beratungssuchenden kompetente und präzise Auskünfte in Ren- berater/-innen für eine ortsnahe und per- kostenlos. tenfragen geben. Für ihre Tätigkeit bekom- sönliche Verbindung der Versicherten zur Auch viele Kolpingschwestern und Kol- men die Versichertenberater/-innen eine Deutschen Rentenversicherung. Sie sind pingbrüder engagieren sich ehrenamtlich in Aufwandsentschädigung. Ansprechpartner in Rentenfragen. Bei ihnen diesem Bereich. Sie haben sich bei der ACA Nach den Sozialwahlen werden neue Ver- Foto: Barbara Bechtloff werden Rentenanträge sowie Anträge auf (Arbeitsgemeinschaft christlicher Arbeit- sichertenberater gesucht. Die Bewerbung ist Kontenklärungen von den Versicherten ge- nehmer-Organisationen) für dieses Mandat bis zum 30. September möglich. Weitere In- stellt. Außerdem sind sie beim Ausfüllen der beworben und daraufhin eine Schulung formationen im Referat Arbeitswelt und So- Formulare behilflich und leiten Unterlagen durch die Deutsche Rentenversicherung er- ziales bei Oskar Obarowski (oskar.obarows- an den Rentenversicherungsträger weiter. halten. Auf dieser Grundlage können sie ki@kolping.de, Tel. 0221-20701-136). 4 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
NACH RICHTEN Positive Entwicklung, KU RZ GEMELDET: aber schlechte Nachrichten Neue Videosammlung Es gibt eine neue Sammelseite mit Der neue Berufsbildungsbericht zeigt eine Videos rund um Kolping auf kolping. Hauptschulabschluss schaffen den direkten de. Das Kolpingwerk Deutschland offensichtlich gute Entwicklung auf dem Weg von der Schule in die Ausbildung. Trotz hat einen Youtube-Channel: www. Ausbildungsstellenmarkt mit einem steigen- eines relativ günstigen Angebot-Nachfra- youtube.com/user/Kolpingwerk. Die den Angebot an betrieblichen Ausbildungs- ge-Verhältnisses befinden sich über 270 000 dortige Sammlung reicht bis ins Jahr plätzen. Das Kolpingwerk weist auf eine an- Jugendliche im Übergangssystem. Die Quo- 2009. Auf kolping.de wurden jetzt dere Tatsache hin, die nicht so offensichtlich te der Auszubildenden, die eine Studienbe- auf einer Seite die wichtigsten Vi- daraus hervor geht: die Verstetigung und rechtigung haben, stieg von 20,3 Prozent (in deos zusammengestellt. Bei kolping. Zementierung der Benachteiligung von be- 2009) auf 27,7 Prozent (in 2015)! de gibt es in der Rubrik „Medien“ stimmten Personengruppen. So ist die Quo- Nur noch ca. 20 Prozent der Betriebe bil- jetzt die neue Kategorie „Videos“. te junger Menschen zwischen 20 bis 34 Jah- den aus. Und der Trend ist weiter rückläufig. Dort sind die aktuellsten und wich- ren ohne Ausbildung erneut gestiegen. Wie vor diesem Hintergrund der drohende tigsten Videos übersichtlich zu fin- Mittlerweile haben insgesamt 1,95 Millio- Fachkräftemangel gelöst werden soll, bleibe den. Reinschauen lohnt sich! nen Menschen in diesem Alter keinen Be- offen! Kleine Betriebe zögen sich auffallend rufsabschluss. „Nimmt man allein den deutlich aus der Ausbildung zurück. Sie durch die Digitalisierung der Arbeitswelt zu müssten daher gesondert gefördert werden! Folgst Du Kolping bei Facebook? erwartenden Anstieg der Anforderungen an Neben der individuellen Förderung (assis- Facebook-Nutzer sollten unbedingt eine Ausbildung in den Blick, dann ist zu tierte Ausbildung) gelte es, insbesondere das Kolpingwerk Deutschland befürchten, dass sich diese Zahl noch erheb- kleine Betriebe durch entsprechende Pro- „liken“. Fast 3.000 Nutzer des be- lich steigern wird“, heißt es in einer Erklä- gramme dazu zu motivieren, wieder auszu- kanntesten sozialen Netzwerkes rung des Kolpingwerkes zum bilden. interessieren sich bereits für die Berufsbildungsbericht 2017. „Jungen Men- Einer offenen und pluralen Gesellschaft – Neuigkeiten aus dem Verband. Dazu schen aus Herkunftsfamilien, die ein gerin- so das Kolpingwerk – muss es gelingen, den zählt auch das meist wöchentliche ges Bildungsniveau haben, gelingt der Ein- Teufelskreis der Vererbung von Armut und geistliche Wort von Bundespräses stieg in die Berufsausbildung weniger gut beruflicher Desintegration zu durchbre- Josef Holtkotte, aber auch viele Neuigkeiten oder kurzfristige Ange- als jungen Menschen aus Herkunftsfamilien chen! Jugendliche, deren Herkunftsfamilie bote. Also nicht länger Interessantes mit höheren Bildungsabschlüssen.“ Das erfolglos war bei der Berufs-/Arbeitsweltin- verpassen! Denn es gibt immer Scheitern werde von Generation zu Genera- tegration, hätten derzeit vergleichsweise ge- wieder Beiträge, die nur exklusiv bei tion vererbt! ringe Chancen, eine Ausbildung aufzuneh- Facebook erscheinen, darunter die Nur 43,3 Prozent der Jugendlichen mit men. beiden am häufigsten beachteten Einträge: Ein Erlebnisbericht über das Ankommen und Ausfüllen der Unterlagen für die Sozialwahl sowie Zukunftsprozess wird konkret ein Beitrag über die Taufe eines Kolping-Babys am Taufjubiläumstag von Papst em. Benedikt XVI. am Der von der Bundesversammlung beschlos- auszufüllen. Aus organisatorischen Grün- berühmten Papst-Taufstein in der sene Zukunftsprozess „Kolping Upgrade … den wird die Online-Befragung bevorzugt. – Pfarrkirche von Marktl. unser Weg in die Zukunft“ beginnt auf brei- Weitere Hinweise dazu auf Seite 7. ter Basis bereits in diesem Juli mit einer Mit- gliederumfrage. Im April 2018 werden 20 regionale Zukunftsforen durchgeführt, bei C RO S S - M E D I A denen alle Kolpingsfamilien zur Mitwir- kung eingeladen sind. Aktuelle Stellungnahmen zu Im März 2019 wird als nächster Schritt an kirchlichen, gesellschaftlichen und einem zentralen Ort der bundesweite Zu- politischen Themen online unter www. kolping.de. kunftskonvent mit bis zu 3 000 Teilnehmen- Facebook: den veranstaltet. https://www.facebook.com/Kol- Zur Beteiligung an der Mitgliederumfra- pingwerkDeutschland/ ge bereits in diesem Juli sind alle Mitglieder im Kolpingwerk Deutschland eingeladen. Sie erhalten den Fragebogen als Beilage im Kolpingmagazin. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, den Fragebogen im Internet KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 5
NACH RICHTEN Bundestagswahl im September Kolping bereitet sich vor Der Bundesvorstand des Kolpingwerkes dreiminütiger Film informiert über die Ak- Mitverantwortung für die politische Zu- Deutschland hat bereits zum Jahreswechsel tion und führt in die Themen ein. Er kann kunftsgestaltung zu übernehmen. die Kolpingsfamilien aufgerufen, sich in die im Internet auf Youtube genutzt oder als Der Bundesvorstand bekräftigt: „Unsere politische Diskussion einzubringen und auf Datei heruntergeladen werden. Das Kol- offene demokratische Gesellschaft ist ein Wahlkreisebene Veranstaltungen zur Bun- pingwerk entwickelt seine politischen Posi- zerbrechliches Modell. Dieses gilt es zu destagswahl im Herbst 2017 durchzuführen. tionen und Forderungen auf dem Boden schützen und zu bewahren. Aus diesem Das Motto der Aktion lautet: „heute für der Katholischen Soziallehre. „Es gibt keine Grund sind für den Bundesvorstand Partei- morgen. Wählen!“ Als generationenüber- Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei en, die in Person und Praxis nicht zweifels- greifender Sozialverband legt das Kolping- ab, sondern will mit allen demokratischen frei auf dem Boden der freiheitlich demo- werk einen Schwerpunkt auf die Frage der Kräften ins Gespräch kommen. Es ruft alle kratischen Grundordnung stehen, nicht Generationengerechtigkeit. Bürgerinnen und Bürger auf, sich zu infor- wählbar. … Im Sinne des Leitbildes werden Informationen und Arbeitsmaterial dazu mieren, sich mit den Positionen der Parteien alle Mitglieder des Kolpingwerkes Deutsch- gibt es auf der Website www.kolping.de/ auseinanderzusetzen und sich eine eigene land ermutigt, sich durch die Parteien in die Bundestagswahl2017. Im Frühjahr erschien Meinung zu bilden“, heißt es in dem Aufruf politischen Diskurse einzumischen und das dazu eine 32-seitige Arbeitshilfe, die allen des Bundesvorstandes. Für Kolpingmitglie- Feld nicht zweifelhaften Akteuren zu über- Kolpingsfamilien zugesandt wurde. Ein der sei es selbstverständlich, zu wählen, um lassen.“ Nähere Infos bei kolping.de Den gesamten Wortlaut der Erklärung des nen und -kandidaten planen, in ihrer Vor- Bundesvorstandes zur Vorbereitung auf die bereitung. Nach einleitenden Hinweisen Bundestagswahl, die Druck- und Gestal- bearbeitet die Arbeitshilfe sieben konkrete tungsvorlage des Aktionszeichens in mehre- Themenfelder des Verbandes – von der Ar- ren Dateiformaten, Einladungs-Vorschläge, beitswelt, über Familienpolitik, Eine Welt, den Download-Link des Kurzvideos und die Integration von Geflüchteten, Bildungspoli- PDF-Datei der Arbeitshilfe gibt es im Inter- tik und Europa bis hin zum Schutz des Le- net unter www.kolping.de/bundestags- bens. Dazu werden die zentralen Fragestel- Foto: Bilderbox.com wahl2017. lungen dargestellt und die verbandlichen Die 32-seitige Arbeitshilfe unterstützt die Positionen dokumentiert. Außerdem gibt es Engagierten in den Kolpingsfamilien, die Umsetzungsvorschläge sowie Musterbriefe Veranstaltungen mit Bundestagskandidatin- und -pressemitteilungen. 6 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
NACH RICHTEN Kolping Upgrade … unser Weg in die Zukunft Wichtige Hinweise zum beigefügten Fragebogen für die Mitglieder- befragung. Die Beantwortung soll bevorzugt im Internet erfolgen. D ie vergangene Bundesversammlung in Köln hat zur Zu- ren im April 2018 eingebracht. Herzlich bitten wir alle Mitglieder, kunftssicherung des Kolpingwerkes Deutschland einen sich an dieser Befragung zu beteiligen. bundesweiten Zukunftsprozess „Kolping Upgrade …unser Eine Teilnahme ist bis zum 31. August 2017 möglich und kann Weg in die Zukunft“ beschlossen. sowohl im Internet unter www.kolping.de/mitgliederumfrage als Ziel des Zukunftsprozesses ist die Aktivierung unseres Mitglieder- auch schriftlich erfolgen. Diesem Kolpingmagazin liegt dazu ein Fra- verbandes und die Klärung und Sicherung der Rolle und des gesell- gebogen bei. Aus mehreren Gründen wird darum gebeten, den Fra- schaftlichen Beitrags von Kolping in einer sich wandelnden Gesell- gebogen bevorzugt im Internet auszufüllen. schaft. Der Zukunftsprozess basiert und reagiert auf gesellschaftliche Sollte dieses nicht möglich sein, so kann der schriftliche Fragebo- und kirchliche Veränderungsprozesse und Entwicklungen – wie z.B. gen genutzt werden. Das entsprechende Porto dafür zahlt das Kol- dem demografischen Wandel – und stellt sich den relevanten Fragen, pingwerk Deutschland. Den Brief bitte unbedingt mit dem Hinweis die sich daraus für das Kolpingwerk Deutschland sowie unsere ver- „Antwort“ an folgende Anschrift senden: bandlichen Einrichtungen und Unternehmen ergeben. Das Jahr 2017 dient der inhaltlichen Vorbereitung sowie der Ein- ANTWORT stimmung des Verbandes auf den Zukunftsprozess. Mit dieser bun- Kolpingwerk Deutschland desweiten Mitgliederbefragung soll ein Meinungs- und Stimmungs- Mitgliederbefragung bild zu einigen grundsätzlichen Fragestellungen unserer 50606 Köln verbandlichen Arbeit ermittelt werden: Mehr als 245.000 Kolpingmitglieder können sich an dieser Befra- Herzlich danken wir bereits jetzt allen, die sich an dieser Mitglieder- gung beteiligen, aber auf Deine Teilnahme kommt es an. Die Beant- befragung beteiligen, und verbleiben mit freundlichen Kolpinggrü- wortung des Fragebogens dauert etwa 20 Minuten. Für Rückfragen ßen aus dem Bundessekretariat in Köln. steht Victor Feiler, E-Mail: victor.feiler@kolping.de und Telefon: (0221) 20701-140, im Bundessekretariat zur Verfügung. Klaudia Rudersdorf Ulrich Vollmer Die Ergebnisse werden u.a. in den 20 bundesweiten regionalen Fo- Stellvertretende Bundesvorsitzende Bundessekretär KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 7
FLUCHTU RSACH EN Die Katastrophe findet woand 65 Millionen Menschen befinden sich zurzeit auf der Flucht. Nur ein gerin- ger Teil davon erreicht Deutschland. Die Haupt- last tragen die Entwicklungsländer TEXT: Georg Wahl F Oben: Ein syrischer Junge lüchtlingskrise“. Das war der Begriff, der im Jahr Alltag wahr. Wir begegnen ihnen in unserer Stadt, un- trägt im Flüchtlingscamp 2015 die Wahrnehmung eines Großteils der serem Ort. Flüchtlingsunterkünfte sind nicht mehr Zaatari, Jordanien, Wasser zum Zelt seiner Familie. deutschen Bevölkerung geprägt hat. Bilder von etwas Abstraktes, sondern sie befinden sich in unserer Menschen, die zusammengepfercht auf überladenen Nachbarschaft. Nach Angaben des Flüchtlingshilfs- Booten versuchten, über das Mittelmeer nach Europa werkes der Vereinten Nationen (UNHCR) haben im zu kommen, Berichte von zahllosen Menschen an den Jahr 2015 mehr als eine Million Menschen Europa mit Grenzen Deutschlands, überfüllte Aufnahmelager, Booten über das Mittelmeer erreicht. 84 Prozent da- und immer wieder neue Schreckenszahlen von auf von aus den zehn Hauptfluchtländern der Welt, dar- der Flucht ertrunkenen Menschen – sie haben die unter Syrien, Afghanistan und Irak. Die Mehrheit da- Nachrichten damals dominiert. Seit dieser Zeit neh- von – mindestens 850 000 Menschen kamen von der men wir Geflüchtete auch viel häufiger in unserem Türkei über die Ägäis nach Griechenland. 3 770 Men- 8 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
FLUCHTU RSACH EN ers statt dass die Daten für die Gesellschaft und die Politik ver- fügbar und verständlich sind. Weltweit befinden sich zurzeit über 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Alleine im Jahr 2015 kamen schätzungsweise 22,4 Millionen neue Flüchtlinge hin- zu, aufgrund von Konflikten oder Verfolgung. Die meisten Menschen fliehen innerhalb ihres Landes bzw. in Nachbarländer. Davon betroffen sind vor al- lem Entwicklungs- und Schwellenländer und nicht die reichen Industrienationen. 86 Prozent aller Ge- flüchteten leben zurzeit in Entwicklungs- und Schwel- lenländern, denn die meisten Menschen haben nicht die Möglichkeit, weit entfernte reiche Länder anzusteu- ern, da ihnen schlichtweg das Geld dazu fehlt, und da oft die geeigneten Verkehrsmittel und -wege fehlen. Die größte Flüchtlingswelle Afrikas Während deutsche Medien über die Menschen, die nach Europa geflohen sind bzw. fliehen, sehr ausführ- lich berichten, finden andere Fluchtbewegungen und humanitäre Katastrophen oft nicht den Weg in die Nachrichten. Zum Beispiel Südsudan: Die Neugrün- dung dieses Staates im Jahr 2011 hat die hochgesteck- ten Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt; seit vier Jahren herrscht dort ein Bürgerkrieg. Die Men- schen leiden unter der Gewalt von Regierungstrup- pen und Rebellen der Opposition. Flüchtlinge, die zu tausenden in den Norden Ugandas kommen, berich- ten von Überfällen, Massakern und Vergewaltigungen. Rund 100 000 Menschen drohen außerdem aufgrund einer Hungersnot zu verhungern. Momentan sind rund eine Million Menschen aus dem Südsudan auf der Flucht, überwiegend ins Nachbarland Uganda. Derzeit kommen täglich rund 3 000 neue Flüchtlinge nach Norduganda. Zusätzlich muss Uganda, das selbst knapp 35 Millionen Einwohner hat, den Zustrom von Flüchtlingen aus der Demokratischen Republik Kon- go und Somalia verkraften. Laut UNHCR ist dies zur- zeit die größte Flüchtlingskrise Afrikas und die welt- weit dramatischste. Nach Angaben des UNHCR sind seit 2013 etwa 1,6 Millionen Menschen aus dem Süd- sudan geflohen. Zusätzlich sind innerhalb des Landes noch 2,1 Millionen Menschen auf der Flucht. Bemerkenswert ist, dass Uganda nach einem Be- richt der Neuen Zürcher Zeitung (25. April 2017) die Flüchtlinge willkommen heißt, obwohl das ostafrika- nische Land selbst im weltweiten Vergleich als arm schen ertranken auf See oder gelten als vermisst. Im gilt. Laut dem Bericht werden Flüchtlinge in Uganda Folgejahr waren es dann sogar 5 000 Menschen. innerhalb von 36 Stunden registriert und erhalten Doch ist Deutschland, ist Europa im weltweiten von den Behörden einen Ausweis, mit dem sie sich frei Vergleich wirklich so stark betroffen von den Flücht- bewegen und Arbeit suchen können. lingsbewegungen? „Nein!“, sagt zum Beispiel Benja- Völlig anders ist dagegen die Situation in Kenia. min Etzold. „Die Katastrophe findet woanders statt.“ Hier leben im Flüchtlingslager Dadaab zurzeit über Er arbeitet als Wissenschaftler beim Bonn Internatio- 250 000 Flüchtlinge überwiegend aus dem vom Bür- nal Center of Conversion im Projekt „Fluchtfor- gerkrieg zerrütten Somalia. Damit gilt das Lager als schung und Transfer“. Ziel des Projektes ist es, den die fünftgrößte Stadt Kenias und als das größte aktuellen Stand der Forschung zu den Themen Flucht Flüchtlingslager weltweit. Vor einem Vierteljahrhun- und Geflüchtete zu erfassen und so aufzubereiten, dert kamen die ersten Flüchtlinge über die Grenze. KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 9
Rechts: Syrische Flüchtlinge Zeitweise lebten hier über 500 000 Menschen. Heute im jordanischen Cam Zaa- sind 58 Prozent der im Lager lebenden Menschen Kin- tari. Die Menschen leiden hier auch unter den starken der und Jugendliche unter 18 Jahre. Viele sind in Regenfällen und im Winter Dadaab geboren und aufgewachsen; sie kennen nichts unter Temperaturen unter- halb des Gefrierpunktes. anderes als das Leben im Lager. Die kenianische Re- gierung wollte Dadaab in diesem Jahr schließen und Unten: Flüchtlinge aus die Menschen nach Somalia zurückschicken. Doch dem Südsudan warten im ein kenianisches Gericht hat dies vor einigen Mona- Mai 2017 auf Hilfsgüter in einem Flüchtlingscamp im ten untersagt. Der zuständige Richter hat die Anord- Nachbarland Sudan. nung der Schließung als diskriminierend bezeichnet. Sie stehe nicht im Einklang mit der kenianischen Ver- fassung und mit internationalen Verträgen, die ein Zurückschicken in Krisengebiete verbieten. Die Unterbringung in Camps, in denen Menschen oft viele Jahre leben, hat verschiedene negative Aus- wirkungen: Die Menschen haben dort keine Perspek- tiven, sie haben keinen oder nur sehr eingeschränkten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, Bildungsan- gebote gibt es in der Regel nicht und auch keine Ar- beitsangebote. So werden auch Potenziale verschenkt: die Menschen können nichts zur Wirtschaft des auf- nehmenden Landes beitragen; wenn sie nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, können sie auch nicht beim Aufbau ihres Landes helfen. Langfristige Fluchtsituationen führen darüber hinaus zur Staaten- losigkeit: Kinder, die in Lagern geboren werden, wer- den in der Regel nicht registriert. Damit erhalten sie keinen Ausweis, keine Staatszugehörigkeit, und sie haben auch nicht die damit verbundenen Bürgerrech- te. Weltweit sind zurzeit ca. 10 Millionen Menschen staatenlos – Tendenz steigend. 10 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
FLUCHTU RSACH EN Vertreibung. Gerade der Osten des Landes ist reich an Links: Das Flüchtlingslager wertvollen Rohstoffen wie Gold, Coltan, Diamanten, Zaatari in Jordanien ist inzwischen die viertgrößte Kupfer und Zinn. Der Reichtum ist für die Kongole- Stadt Jordaniens. Über sen jedoch kein Segen, sondern ein Fluch. Rebellen- 80 000 syrische Flüchtlinge leben hier unter widrigen gruppen zwingen Menschen, für sie die Rohstoffe ab- Bedingungen. Mehr als die zubauen. Der Abbau erfolgt illegal und unkontrolliert. Hälfte davon sind Kinder. Das katholische Hilfswerk missio, Kooperationspart- ner des Kolping-Netzwerks für Geflüchtete, berichtet in diesem Zusammenhang von schlimmsten Men- schenrechtsverletzungen: Dörfer werden überfallen, Menschen getötet, zahllose Frauen werden vergewal- tigt. Und das Militär, das eigentlich die Bevölkerung schützen sollte, ist korrupt, es arbeitet oft mit den Re- bellen zusammen, und die Soldaten werden am Ge- winn aus dem Rohstoffhandel beteiligt. Coltan und andere Mineralien sind wertvolle Rohstoffe, ohne die Smartphones und andere hochtechnisierte Geräte nicht funktionieren würden. Der Westen hungert nach diesen Rohstoffen, und die Konzerne fragen oft nicht so genau nach, wo das Material herkommt. Der Handel ist zudem unübersichtlich: Abgebaute Erze werden eingeschmolzen, die wertvollen Minerale über die Grenze geschafft und dann oft von Firmen außer- halb des Kongo als vermeintlich „sauberes“ Material verkauft. Rusengo beschreibt einen Kreislauf von Gier, Ge- walt und Armut, der durch die Konfliktmineralien Flucht und Vertreibung haben verschiedene Ursa- genährt werde. Mit dem Verkauf der Rohstoffe wür- chen: Kriege und andere bewaffnete Konflikte, Folgen den sich die Konfliktparteien im Kongo finanzieren, des Klimawandels, Hunger, Verfolgung zum Beispiel sagt der Bischof und ergänzt: „Wir wollen nicht, dass aufgrund der Religionszugehörigkeit oder politischer unsere Smartphones den Krieg im Kongo finanzieren Meinungen, Landraub, Armut. Die Liste der Ursachen und die Gewalt noch weiter verbreiten.“ 140 kongole- ist lang, und oft hängen verschiedene Ursachen zu- sische Bischöfe, darunter auch Erzbischof Rusengo, sammen bzw. bedingen sich gegenseitig: So kann z. B. haben sich bereits im Jahr 2104 mit einem Appell an eine Klimaveränderung die Lebensbedingungen die Europäische Union gewandt und diese aufgefor- durch Dürren oder Überschwemmungen so ver- dert, den Kauf und den Einsatz von Rohstoffen, deren schlechtern, dass Hunger und Armut die Folge sind. Abbau Gewalt und Leid verursacht, zu unterbinden. Nicht immer sind Ursachen und Verantwortlichkei- ten auf den ersten Blick zu erkennen. Beispiel Kongo: Was haben Smartphones, was hat innovative Technik zu tun mit Gewalt, Flucht und Vertreibung in der De- FLÜCHTLINGE WELTWEIT (ZAHLEN BIS ENDE 2015) mokratischen Republik Kongo? Herkunftsländer aufnehmende Länder Eindrücklich hat Erzbischof François-Xavier Maroy Rusengo am 30. Mai in der EU-Hauptstadt Brüssel Syrien y (4,9 Mio) Türkei (2,5 Mio) die dramatische Situation im Kongo dargestellt. Der Afganistan g (2,7 Mio) Pakistan (1,6 Mio) Erzbischof von Bukavo hat dort auf einer Veranstal- Somalia (1,1 Mio) Libanon (1,1 Mio) tung gesprochen, zu deren Organisatoren auch das Kolping-Netzwerk für Geflüchtete gehörte (Siehe Bei- Südsudan (778 700) Iran (1,0 Mio) trag auf den Seiten 38–39 in dieser Ausgabe). Viele der Sudan (628 800) Äthiopien (736 000) Menschen seien sozusagen „unsichtbar“, weil sie nicht als registrierte Flüchtlinge in Lagern leben. 2016 seien D. R. Kongo (541 500) Jordanien (664 100) im Kongo 900 000 Menschen zu Vertriebenen gewor- Zentralafrikanische Republik (471 100) Kenia (553 900) den, und alleine in diesem Jahr ist die Zahl bis Mai um weitere 837 000 Vertriebene angestiegen. Von insge- Eritrea (379 800) Tschad (369 500) samt 3,7 Millionen vertriebenen Menschen sind mehr Myanmar (198 700) Jemen (267 200) als eine halbe Million über die Grenze in ein Nachbar- land, z. B. nach Ruanda oder Uganda, geflohen. Ru- Kolumbien (90 800) Südsudan (263 000) sengo sieht im Reichtum seines Landes an Boden- Quelle: UNHCR 2016: Global Trends, Forced Displacement in 2015 schätzen den Hauptgrund für Gewalt, Massaker und KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 11
Oben: Minenarbeiterinnen Jeder Einzelne ist gefragt lehnung an diese Enzyklika beschreibt das Kolping- Fotos: picture-alliance/dpa, picture-alliance/dpa-infografik, picture-alliance/Photoshot, picture-alliance/AP Photo, flickr.com/Felton Davis, missio Harald Oppitz in einer Mine in der Nähe werk Deutschland mit Blick auf die Bekämpfung von von Goma im Osten des Kongo. Hier bauen die In der heutigen globalisierten Welt hängt vieles eng Fluchtursachen: die Verantwortung des Einzelnen, die Menschen in primitiven miteinander zusammen, auch wenn die Entfernungen Verantwortung des Kolpingwerkes, die Verantwor- Minen Erze wie Coltan und Wolfram ab. groß sind. So sind auch die Konsumenten in Deutsch- tung der Kirche, die Verantwortung der Wirtschaft land, die ein Smartphone kaufen, oft unwissentlich und die Verantwortung der Staaten. angebunden an diesen Handel, der Flucht und Ver- Walter Rung erläutert, was mit der Verantwortung treibung verursacht. Bei der Verantwortung setzt des Einzelnen gemeint ist: „Jeder einzelne Mensch dann auch ein Vorstoß des Kolpingwerkes Deutsch- kann sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinter- land an, das sich und andere mit einer fünf- fragen. Zum Beispiel mit dem Kauf eines fair gehan- seitigen Erklärung in die Verantwortung delten Smartphones. Und jeder Einzelne kann Unter- nimmt. Vorbereitet wurde das Positionspa- drückten und Geflüchteten Gehör verschaffen indem Positionspapier pier vom Kolping-Bundesfachausschuss er zum Beispiel geeignete Petitionen unterschreibt Der Bundesvorstand des „Verantwortung für die Eine Welt“. Anfang und im Wahlkampf Politiker fragt, was sie zur Be- Kolpingwerkes Deutsch- April hat der Bundesvorstand des Kolping- kämpfung von Fluchtursachen unternehmen wer- land hat Anfang April das werkes Deutschland das Positionspapier in den.“ Kolpingsfamilien können sich entwicklungspo- Positionspapier „Flucht- der endgültigen Fassung verabschiedet und litisch engagieren und in der internationalen ursachen bekämpfen als veröffentlicht. Der Titel des Papiers: Partnerschaftsarbeit aktiv werden. Hier sieht dann globale Herausforderung „Fluchtursachen bekämpfen als globale Her- auch das Kolpingwerk seine Möglichkeiten zu han- unseres Jahrhunderts“ ver- ausforderung unseres Jahrhunderts – Das deln: Im Rahmen der internationalen Partnerschafts- öffentlicht. Kolpingwerk nimmt sich und andere in die arbeit werden Kolpingverbände weltweit unterstützt Das Dokument kann im Verantwortung“. Walter Rung, Mitglied des bei ihrem Einsatz für eine gerechte und humane Ge- Internet auf kolping.de Bundesfachausschusses „Verantwortung für sellschaft. „Denn nur wer seine Rechte als Mitglied der heruntergeladen werden. die Eine Welt“, hat die Erklärung des Kolping- Gesellschaft kennt, wer sich politisch für sich und an- werkes maßgeblich mit vorbereitet. Bei einer dere engagiert, wer in Gremien mitarbeitet und Ver- Kolping-Fachtagung in Coesfeld zum Thema antwortung übernehmen kann, wird seltener Opfer „Bekämpfung von Fluchtursachen“ hat er das Papier von Unterdrückung und Ausbeutung. Er kann dazu und die damit verbundenen Forderungen des Kol- beitragen als überzeugter Christ, eine gerechtere Ge- pingwerkes erläutert. Das Kolpingwerkt Deutschland sellschaft zu gestalten und Korruption sowie Men- nimmt Bezug auf die Enzyklika Laudato si‘ in der schenrechtsverletzungen zu bekämpfen“, zitiert Wal- Papst Franziskus seine Sorge um unser „gemeinsames ter Rung aus der Kolpingerklärung. Das Kolpingwerk Haus“ – unsere Welt – zum Ausdruck bringt. In An- ist überzeugt: „Fluchtursachen können nur mit lang- 12 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
FLUCHTU RSACH EN fristigen Strategien behoben werden. Entscheidend ist wortung für den Zustand der Welt.“ Deshalb nehme Oben: Somalische Flücht- die Erkenntnis, dass die Menschheit für ihr Handeln man sich und andere in die Verantwortung, und for- linge im Lager Dadaab im Nordosten Kenias. selbst verantwortlich ist. Fluchtursachen sind nicht dere dazu auf, verantwortlich zu leben und zu han- gottgegeben, sondern Ergebnis menschlichen Verhal- deln, Mut zu zeigen, wenn es darum geht, Fluchtursa- tens und Handelns. Damit trägt jeder eine Mitverant- chen zu bekämpfen. F LÜ C HTL I N G E I M E I G E N E N L AN D 40,8 Millionen Menschen waren Ende 2015 im eigenen Land auf der Flucht vor Gewalt und Konflikten. Das sind die Länder mit den meisten Binnenflüchtlingen: 8 3 Mio. und mehr 27 16 1 Mio. bis unter 3 Mio. 13 500 000 bis unter 1 Mio. 25 1 3 12 weniger als 500 000 28 17 10 24 15 20 14 30 5 4 26 29 23 6 19 18 7 2 11 22 9 21 1 Syrien 6,6 Mio. 11 Somalia 1,2 21 Kenia 0,3 2 Kolumbien 6,3 12 Afghanistan 1,2 22 Elfenbeinküste 0,3 3 Irak 3,3 13 Türkei 1,0 23 El Salvador 0,3 4 Sudan 3,2 14 Myanmar 0,6 24 Mexiko 0,3 5 Jemen 2,5 15 Indien 0,6 25 Zypern 0,3 6 Nigeria 2,1 16 Aserbaidschan 0,6 26 Guatemala 0,3 7 Südsudan 1,7 17 Libyen 0,5 27 Georgien 0,2 8 Ukraine 1,7 18 Zentralafrik. Rep. 0,5 28 Palästinensergebiete 0,2 9 Dem. Rep. Kongo 1,5 19 Äthiopien 0,5 29 Honduras 0,2 10 Pakistan 1,5 20 Bangladesch 0,4 30 Niger 0,2 Quelle: IDMC Stand Mai 2016 © Globus 11017 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 13
R ATG E B E R Leser fragen – Experten antworten Senden Sie einfach Ihre Fragen an ratgeber@kolping.de – oder per Post an Redaktion Kolpingmagazin, 50606 Köln Kolping im Handwerk – gibt es das noch? Und ob! Kolping hat nicht nur seine Wur- Thema Handwerk nur vereinzelt in den Ver- und zentrale Begriffe erklärt. Sie ist sowohl zeln im Handwerk, sondern mischt auch bis bandsmedien auf. Im Laufe der zweiten Jah- für Außenstehende gedacht, als auch für In- heute in den Handwerkskammern mit. reshälfte wird dem Thema jedoch auch eine teressierte im Verband. Zudem wird das Zahlreiche engagierte Kolpingschwestern eigene Rubrik im Internet gewidmet. Dort Kolpingwerk auch in diesem Jahr wieder Prü- und Kolpingbrüder sitzen in den Vollver- werden Neuigkeiten gebündelt und Infor- ferseminare anbieten. In Kooperation mit sammlungen, Ausschüssen und Gremien mationen aufbereitet, um die Arbeit in den dem DGB wird eines vom 27. bis 28. Oktober oder sind sogar Arbeitnehmer-Vizepräsi- Diözesanverbänden zu unterstützen. Außer- in NRW, das andere vom 24. bis 25. Novem- denten der Kammern. Auf diesem Weg ge- dem wird in der zweiten Jahreshälfte eine ber in Regensburg stattfinden. Weitere Infos staltet Kolping aktiv Handwerks- und Be- neue Broschüre erscheinen, die das Engage- werden über www.kolping.de und den Kol- rufsbildungspolitik mit. Bisher taucht das ment im Bereich Handwerk veranschaulicht ping-Newsletter folgen. Oskar Obarowski Betrifft der Klimawandel unsere Partner? Dürre in Ostafrika, Überschwemmungen in Kakao und Kaffee, reagieren extrem sensibel en. Ernterückgänge oder gar Ausfälle bedro- Peru, Wassernot in Indien – die internatio- auf Temperaturänderungen. Durch ein ver- hen daher unmittelbar ihre Existenz. Die nalen Kolpingpartner bekommen die Fol- ändertes Klima vermehren sich neue Schäd- Armut in den Kolping-Partnerländern er- gen des Klimawandels hautnah zu spüren. lingsarten und Pflanzenkrankheiten. Daher schwert eine dringend nötige Anpassung an Starkregen und Überschwemmungen oder sind Kleinbauern besonders durch die Aus- die Folgen des Klimawandels: Geld für den extreme Trockenheit und Hitze nehmen zu. wirkungen des Klimawandels betroffen: Sie Ausbau der Infrastruktur wie z. B. Hochwas- Viele der Partner sind im landwirtschaftli- leben von den Feldfrüchten, die sie für sich serschutz oder eine effiziente Wasserer- chen Bereich tätig. Viele Nutzpflanzen, wie und ihre Familien und zum Verkauf anbau- schließung fehlt. Georg Wahl Wie erlange ich Medienkompetenz? Medienkompetenz bekommt im Zeitalter auch für die Medien, mit denen er kommu- von Snapchat, Instagram und Vimeo eine im- niziert. Medienkompetenz ist ein wichtiger mer größere Bedeutung. Gefährliche Trends Bestandteil der grundlegenden kommuni- wie z. B. „sexting“ (das Versenden erotischer kativen Kompetenz junger Menschen. Wie Bilder von sich) sind Anlass genug, um die beim Erlernen einer Sprache geht es bei der Einstellungen der Privatsphäre in den sozia- Vermittlung nicht nur darum, eine Reihe len Netzwerken oder das Versenden von Fo- technischer Fertigkeiten zu lernen, sondern tos zu überdenken. Im Internet sind Aufnah- vielmehr, sich neue Fähigkeiten im Bereich Fotos: photocase/FemmeCurieuse men oft einem breiten Publikum zugänglich. Medien zu erschließen. Die eigene kritische Ist ein Bild einmal im Netz, lässt es sich nicht Reflektion und Entwicklung der Mediennut- für immer löschen. Der Kontrollverlust ist zung ist stets zu verfolgen. So vielfältig die enorm und Bilder können von anderen zum Mediennutzung ist, so zahlreich sind die Mög- Mobbing oder zur Erpressung missbraucht lichkeiten, Medienkompetenz zu fördern. Alle werden. Der Mensch ist jemand, der selbst sollten sich fragen, was sie in welchen Medien handelt und seine Umwelt gestaltet. Dies gilt veröffentlichen wollen. Magdalene Paul 14 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
R ATG E B E R Thema Jugend Thema Eine Welt Thema Arbeit Thema Glaube Thema Verband Magdalene Paul Georg Wahl Oskar Obarowski Josef Holtkotte Ulrich Vollmer Warum ist der Segen so wertvoll für uns? Der Segen ist eine besonders schöne und jedem guten Gedanken, mit jeder guten Tat Segen Gottes empfehlen. Der religiöse hilfreiche Weise, unseren Glauben auszu- und mit jedem Gebet machen wir unsere Mensch weiß, dass in jedem Segen und mit drücken und zu verwirklichen. Indem wir Welt etwas besser und heller. jedem Segnen durch Menschen der gute jemanden segnen, sprechen wir ihm das Im Lateinischen heißt segnen „bene- Gott als Quelle allen Segens angesprochen Gute von Gott her zu. Wir stellen ihn unter dicere“; das heißt übersetzt: „Gutes sa- wird. Segen wird von Gott erbeten. Er ist der den Schutz Gottes. Unter seinen Beistand. gen“. Der Mensch bedarf des „Benedicere“. lebendige Gott. Im Segen und im Segnen In einer Welt und einer Zeit, in der uns so „Gutes-Sagen“, „Gesegnet-Werden“ – dies erfahren wir, dass Gott uns sein Gesicht zu- viel Unheil und Not begegnen, sind wir nimmt jeder Mensch von anderen Men- wendet. Gottes Gegenwart ruht durch sei- als Christinnen und Christen und als Men- schen gerne und dankbar an. Jede Christin, nen Segen auf jedem Menschen. schen guten Willens besonders gefordert jeder Christ kann segnen. Jeder Glaubende zu versöhnen, zu lieben und zu beten. Mit kann die Welt und einzelne Menschen dem Josef Holtkotte Was sagt uns das Kolpingdenkmal? Das Kolpingdenkmal vor der Minoritenkirche in Köln – der Grabeskirche Adolph Kolpings – wurde aus Mitgliederspenden errichtet und am 12. Juli 1903 enthüllt. Der Entwurf stammt von dem Kölner Bildhauer Johann Baptist Schreiner (1866–1935), der später auch eine bekannte Portrait- büste von Beethoven (1907) geschaffen hat. 1980 wurde es unter Denk- malschutz gestellt und in die Kölner Denkmalliste aufgenommen. Die Darstellung ist würdig, volkstümlich und gedankentief und hat im Wan- del der Zeit nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren. Das Denkmal stellt den Gesellenvater Kolping dar, wie er einen Gesellen, der auf die Wander- schaft geht, verabschiedet. Der Künstler hat beide vorbildlich getroffen. Priester und Geselle stehen Hand in Hand, damit spricht aus der Darstel- lung in gleich hervorragender Weise der Kern dessen, was Adolph Kolping wollte und wie er wirkte: die Verbindung von Glauben und Leben, tref- fend mit dem Zitat Kolpings auf den Punkt gebracht: „Auf dem Glauben ruht das Leben!“ So ist das Denkmal zum Symbol der Idee Kolpings und seines Werkes geworden. Bis heute ist das Kolpingdenkmal am Kolpingplatz immer ein beliebter Hintergrund für Erinnerungsbilder von Kolpingsfamilien und Kolping- mitgliedern aus aller Welt. Ulrich Vollmer Die Postkarte mit dem Foto des Kolpingdenkmals wurde am 12. Juli 1903, dem Tag der Einweihungsfeier des Denkmals, in Köln abgeschickt. Empfänger war ein Fritz Rasch in Barmen. KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 15
M AGAZI N Buchtipp Das Wort Gottes für jeden Tag 2018 Webtipp katholisch.de Täglicher Begleiter Onlineplattform Wer möchte nicht mit einem guten Gedan- und gut lesbarer Schrift wird für jeden Im- Katholisch.de ist das offizielle Internetpor- ken in jeden neuen Tag starten? Was eignet puls nicht mehr als eine halbe bis ganze Sei- tal der katholischen Kirche in Deutschland. sich dazu besser als die Tagestexte der Heili- te im Postkartenformat benötigt. Also ein Als reichweitenstärkste Digitalmarke der ka- gen Schrift? Damit zwischen Wunsch und wirklich praktischer Helfer, dessen Verwen- tholischen Kirche informiert das Portal ta- Wirklichkeit keine Lücke entsteht, empfiehlt dung nicht viel Zeit benötigt. Das Buch ist gesaktuell und multimedial über die katho- das Kolpingwerk Deutschland seinen Mit- im St. Benno Verlag in einer Spezialausgabe lische Kirche sowie über den christlichen gliedern einen nützlichen Helfer, nämlich für Kolpingmitglieder erschienen. Bundes- Glauben. das Büchlein „Das Wort Gottes für jeden Tag präses Josef Holtkotte hat dazu ein eigenes Das journalistische Angebot wird durch 2018 – Die Lesungen des Tages und Impulse Vorwort und den Text für den Kolping-Ge- spirituelle Impulse, Livestreams, Social-Me- zum gelebten Glauben“. Dieses Kalender- denktag verfasst. Eine Liste weist auf kolpin- dia-Aktivitäten sowie Informationen und buch enthält für jeden Tag die Auflistung geigene Termine hin. Im Kolping-Shop ist Service-Hinweise rund um den katholi- der jeweiligen Namenstage und die Angabe die Spezialausgabe zum Preis von 4,95 Euro schen Glauben und die katholische Kirche der Bibelstellen der Lesungs- und erhältlich. Sammelbestellungen werden in Deutschland ergänzt. Die Plattform ist im Evangeliumstexte. Hinzu kommen eine Ker- empfohlen. Artikel-Nr.: 1025. Bestellungen: Web sowie in den Social-Media-Kanälen Fa- naussage aus der Lesung, ein Gedanke für www.kolping-shop.eu, E-Mail: shop@kol- cebook, Twitter, Instagram und Youtube zu- den Tag und ein kurzes Gebet. Trotz großer ping.de, telefonisch (0221) 20 701-228. hause. www.katholisch.de Webtipp Fragen und Antworten rund um Kolping Fotos: Kolpingmagazin, Dokumentationsstelle Kolping Neues Angebot bei kolping.de Eine neue Unterseite bei kolping.de gibt Die Seite wird laufend aktualisiert. Falls Dei- Fotorecht, also zur häufigen und wichtigen Antworten auf häufig gestellte Fragen. ne vorhandene Frage nicht beantwortet Frage, wann und wie man Fotos mit Perso- Dort findest Du Antworten zu Fragen wie wird, bist Du herzlich dazu eingeladen, An- nen veröffentlichen darf, ohne sie nach ih- „Warum schreibt man Kolpingsfamilie mit regungen und Hinweise an die Online- rem Einverständnis zu fragen. ‚s‘?“, „Was ist die Rolle der Geistlichen Lei- redaktion zu mailen. Die neue Rubrik befindet sich im Bereich tung in der Kolpingsfamilie?“ oder „Wer Neben rein verbandlichen Themen gibt es Service und heißt FAQ. kann Präses einer Kolpingsfamilie werden?“ auch Hinweise zum Urheberrecht und zum www.kolping.de/service/faq 16 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
M AGAZI N Paten gesucht Besondere Anlässe Blaue Briefe restauriert Zukunft stiften. Ihr „Blaue Briefe“ von Kolping? Kei- – oder sagen wir blau-grün. Dar- ne Angst. Das sind keine Er- über lässt sich streiten. Vermächtnis an die Welt. mahnungen. Es handelt sich Die blauen Dokumente sind schlichtweg um blaues Briefpa- bereits alle restauriert, aber pier. Und das gab es offensicht- warten zum Teil noch auf Res- lich schon im 19. Jahrhundert, taurierungspaten. Vielleicht wie auch kariertes Papier. Der möchtest Du ja die Restaurie- besondere Reiz daran ist diese rung der „Blauen Briefe“ unter- Frische. So schreibt beispiels- stützen. Eine Patenurkunde er- weise Kolping auf seiner Reise hält man ab 100 Euro. Auch aus Triest im Wonnemonat Mai kleine Beiträge helfen, das wert- 1856 an Antonie Mittweg auf ei- volle Erbe Kolpings zu bewah- nem Bogen blauen Velinpapier, ren. ebenso seinem Freund und För- Fragen dazu beantwortet ger- derer Wallraf. Ein Gedicht Kol- ne die Leiterin der Dokumenta- pings ist auch auf blauem Hin- tionsstelle Kolping, Marion tergrund geschrieben. Übrigens Plötz, Tel. 02 21 20 701-141, verwendeten seine Korrespon- E-Mail: marion.ploetz@kolping. denzpartner gelegentlich auch de. Die Bankverbindung für blaues Papier. Und nicht zu ver- Ihre Spende: Kreissparkasse gessen: Das Titelblatt der Pro- Köln, IBAN-Nr. DE18 3705 0299 grammbroschüre „Für ein Ge- 0000 1249 28, „Patenschaft Ori- sellenhospitium“ ist auch blau ginaldokumente Kolping“. Armut dauerhaft besiegen: Rosalie Ahinon hat sich mit einem Kleinkredit eine Existenz auf- gebaut. Ihre Zukunft ist gesichert. Man muss nicht Goethe oder Beethoven sein, um der Nachwelt etwas Bleibendes zu hinterlassen. Auch mit Ihrem Testament können Sie viel bewegen. Für eine gerechte Welt. Christenverfolgung Neue US-Studie Fordern Sie unsere kostenlose Erbschaftsbroschüre und weiteres Infomaterial an. Bedrängt in 128 Ländern Tel.: 02 21 - 77 88 038 www.kolping.net Keine andere Religion muss weltweit so viele Repressalien erdulden wie das Christentum. Das ist das Ergebnis einer neuen Untersu- spenden@kolping.net chung des Pew Research Centers, eines US-Fact-Tanks. Vor allem in Gerne informiert Sie Elisabeth Schech mehrheitlich muslimischen Ländern des Nahen und Mittleren Os- tens, aber auch in Nordafrika stehen christliche Gemeinschaften unter hohem Druck, so die Studie, die auf Zahlen des Jahres 2015 Kolpingplatz 5 - 11 beruht. In insgesamt 128 Ländern wurden christliche Gemein- 50667 Köln schaften demnach durch Regierungen oder soziale Gruppen diskri- miniert oder verfolgt. Link zur Studie: goo.gl/dZmfzy KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 17
J U N G E E R WA C H S E N E Von links nach rechts: Nicolas Siebrecht (CDU), Anika Pendzialek (SPD) und Christopher Eing (Grüne) bringen frischen Wind in die kommunalpolitische Arbeit ihrer Parteien. Engagement mit frischem Wind Die Politikverdrossenheit der jungen Generation in der Bundesrepublik Deutschland wird immer größer. Umso wichtiger, dass es gerade auch aus dieser Altersstufe Gegenbeispiele gibt, die sich politisch in Parteien engagieren und etwas bewe- gen wollen. Matthias Böhnke Barbara Bechtloff TEXT: | FOTOS: M it ihren 26 Jahren ist Anika Pendzialek mit überzeugend genug für ihre Inhalte stand und folglich Abstand eine der Jüngsten im Gemeinderat einige Federn lassen musste. Seit über zehn Jahren ist von Lippetal, einer Kleinstadt bei Soest. sie in der Kolpingsfamilie Lippborg aktiv und 2013 Das gibt sie genauso offen zu wie ihr Fazit, dass die wurde sie Mitglied bei den Sozialdemokraten. Im Ge- SPD im Wahlkampf der Landtagswahl in Nord- meinderat arbeitet Anika, die hauptberuflich bei der rhein-Westfalen im Mai Fehler gemacht hat, nicht Agentur für Arbeit beschäftigt ist und in der scheiden- 18 KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017
J U N G E E R WA C H S E N E eigenen Werte zu verteidigen und ambitionierte Ziele zu verfolgen. Es ist unsere Aufgabe, immer wieder Diskussionen anzustoßen, eigene Positionen kritisch zu hinterfragen und ein offenes Ohr für die Menschen zu haben“, mahnt Nicolas, der – zumindest offiziell – erst seit einem halben Jahr Kolpingmitglied ist. Ein attraktives Lebensumfeld für junge Leute im ländlichen Raum ist ihm ein zentrales Anliegen zeiner Arbeit. Er organisiert Bildungsfahrten, Betriebsbe- sichtigungen oder Diskussionsrunden mit Landtags- oder Bundestagspolitikern. Sein politisches Vorbild ist der CDU-Politiker Friedrich Merz. Dieser sei, trotz hochrangiger Führungspositionen, seinen Prinzipien treu geblieben und habe sich verlässlich für seine Sau- erländer Heimat eingesetzt. Christopher Eing aus Ahaus im Münsterland ist 17 Jahre alt und hat im kommenden Jahr erst einmal das Abitur vor sich, aber er weiß schon ganz genau, dass er eine politische Karriere anstreben will. Deshalb war es für ihn keine Frage, im vergangenen Jahr Mitglied ei- ner Partei zu werden. „Da mir umweltpolitische The- men und soziale Gleichheit und Gerechtigkeit zum Beispiel in Bezug auf gleichgeschlechtliche Ehen sehr am Herzen liegen, habe ich mich aufgrund der größ- ten Schnittmenge für die Grünen entschieden und bin im Ortsverband von Ahaus aktiv“, berichtet Christopher, der in der Kolpingsfamilie Wessum be- heimatet ist. Wie auch Anika und Nicolas ist ihm wichtig, mit den Bürgern vor Ort auf der Straße ins Gespräch zu kommen und ein offenes Ohr für ihre Anliegen zu haben: „Gerade wir als Grüne dürfen den Menschen nicht nur mit moralischem Zeigefinger er- den Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ein Vorbild zählen, was alles schädlich für die Umwelt ist, sondern sieht, in zwei Ausschüssen mit und setzt sich bei Frak- wir müssen sinnvolle Alternativen genauso deutlich Aus dem Leitbild tions- und Ratssitzungen vor allem für die Interessen publik machen.“ Der bereits verstorbene SPD-Politi- des Kolpingwerkes junger Erwachsener ein – einer Generation, deren ker Hermann Scheer ist Christopher ein Vorbild, weil Deutschland: Politikverdrossenheit immer weiter ansteigt: 71 Pro- er sich schon früh unermüdlich für erneuerbare Ener- zent der Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren haben gien engagierte. Politisches Engage- wenig bis gar kein Vertrauen in die Politik. Eine er- Anika, Nicolas und Christopher sind gleicherma- ment in demokra- schreckend hohe Zahl, die die europaweite Jugendstu- ßen stolz darauf, regelmäßig Freundinnen und Freun- tischen Parteien die „Generation What?“ in ihrem Zwischenbericht de für ihre parteipolitische Arbeit zu gewinnen und und Parlamenten nennt. Je niedriger der Bildungsstand, desto höher ist damit als Multiplikatoren wirken zu können. ist für uns ein unverzichtbarer das Misstrauen. Beitrag zur verant- „Nutzt Eure Stimme!“ wortungsbewussten Stets neugierig und ambitioniert bleiben Mitgestaltung der Und was erhoffen sich die drei Jungpolitiker von der Gesellschaft. Wir Auch Nicolas Siebrecht ist es wichtig, Anwalt der jun- anstehenden Bundestagswahl im September? Klar: unterstützen und gen Menschen zu sein und ihre Anliegen zu vertreten. Natürlich, dass ihre jeweilige Partei viele Wählerinnen fördern dieses En- Der 23-jährige Student der Wirtschaftswissenschaften und Wähler überzeugen kann und in die Regierung gagement. ist seit 2015 Vorsitzender der Jungen Union in seiner kommt. Ein gemeinsames Anliegen ist ihnen, dass die sauerländischen Heimatstadt Marsberg und sieht das Bürgerinnen und Bürger vor allem überhaupt Ge- christliche Menschenbild der CDU als wichtigen brauch von ihrem Wahlrecht machen und ein Zei- Maßstab, um als Partei für ein ausgewogenes Verhält- chen gegen extremistische Parteien setzen. Anika plä- nis von Ordnung und Freiheit im Staat zu sorgen. Ge- diert: „Nutzt Eure Stimme!“ Damit meint sie nicht meinsam mit Freunden hat Nicolas seinen zuvor in- nur das zu setzende Kreuz in der Wahlkabine, son- aktiven JU-Stadtverband wiederbelebt. „Die CDU dern auch das generelle Mitspracherecht im politi- erzielt in unserer Region traditionell starke Ergebnis- schen Alltag. „Habt den Mut, Euch Gehör zu verschaf- se und genießt ein stabiles Grundvertrauen in der Be- fen und Eure Meinung zu artikulieren!“ Ein starkes völkerung. Anstatt sich darauf auszuruhen, gilt es, die Plädoyer für gelebte Demokratie. KOLPI NGMAGAZI N J U LI–AUGUST 2017 19
Sie können auch lesen